akzent September '18 GB
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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HÖRIERLEBEN<br />
Die Höri Bülle ist eine rote Speisezwiebel mit charakteristischer<br />
Form und Farbe, die traditionell und ausschließlich<br />
auf der Bodensee-Halbinsel Höri angebaut wird. Die<br />
Außenhaut hat eine helle rotbraune Färbung, die im Gegensatz<br />
zu anderen roten Sorten beim Aufschneiden nicht<br />
abfärbt. Die typische flache, bauchige Form, oft verglichen<br />
mit einer fliegenden Untertasse, eignet sich besonders gut<br />
zum Flechten der traditionellen Zwiebelzöpfe. Doch das<br />
besondere Liliengewächs ist eine Diva. Druck mag sie gar<br />
nicht. Bei der Aufzucht und Pflege der anspruchsvollen<br />
zarten Höri Bülle dominiert immer noch Handarbeit. Das<br />
Saatgut der Höri Bülle ist im Handel nicht erhältlich. Alle<br />
Produzenten verwenden selbsterzeugtes Saatgut oder erhalten<br />
Samen bei älteren Frauen aus der Nachbarschaft,<br />
die die langwierige Arbeit der Samengewinnung noch machen.<br />
Auch in den Gemüsebauernfamilien ist es meist die<br />
ältere Generation, die sich übers Jahr der Nachzucht und<br />
Pflege der Samen widmet: Nach der Ernte im August werden<br />
beim Sortieren der Zwiebeln die besten und schönsten<br />
zur Nachzucht beiseitegelegt. Wenn diese Mitte März anfangen<br />
auszutreiben, werden je vier um einen Stock eingepflanzt,<br />
an dem später die langen Triebe mit Blütendolden<br />
aufgebunden werden. Im Sommer werden die noch grünen<br />
Dolden abgeschnitten und getrocknet. Nun muss man die<br />
Samen von Hand ausreiben und waschen. Der Geschmack<br />
der Höri Bülle ist vor allem durch ihr zartes Aroma und<br />
ihre milde, nicht aufdringliche Schärfe gekennzeichnet.<br />
Dadurch eignet sie sich hervorragend zum Rohessen – die<br />
Höri Bülle ist unverzichtbare Zutat in Salaten und für den<br />
in der Region so beliebten Wurstsalat. Erwin Keller, ein<br />
Heimatdichter aus der Region, lobt in seinem Bülle-Brevier<br />
die Bülle sogar als natürlichen Vitaminspender auf Wandertouren,<br />
die man „Biss für Biss wie einen Apfel verzehren<br />
könne“.<br />
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