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akzent September '18 GB

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN

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KREATIVE | MODENSEE<br />

industriellen Fertigung, noch mehr Fachwissen. „Das<br />

Kleidungsstück muss sitzen. Und zwar an der Kundin.<br />

Gut aussehen, ohne zu zwicken“, so der Fachmann, der<br />

an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Bekleidungstechnik<br />

mit Schwerpunkt Schnitt studiert hat. Jedoch:<br />

„Jeder Mensch ist anders, auch wenn er dieselbe Konfektionsgröße<br />

hat.“ Das hört sich schon nicht mehr so<br />

einfach an … Dazu kommen dann noch die Zielgruppe<br />

sowie der gewünschte Look. Soll es also beispielsweise<br />

eher eine schmale Businesshose oder eine locker sitzende<br />

Freizeithose sein.<br />

DIE SACHE MIT DER KLEIDERGRÖSSE<br />

Als Basis dienen den Modellmachern Maßtabellen, die<br />

meist markenabhängig sind. In diesen ist festgelegt, wie<br />

breit etwa bei einer bestimmten Größe der Taillenumfang<br />

ist und wie lang das Hosenbein. Grundlage sind in<br />

Deutschland die Ergebnisse aus Reihenmessungen durch<br />

Forscher der Hohenstein-Institute im württembergischen<br />

Bönnigheim, die alle 10 bis 20 Jahre durchgeführt werden.<br />

Sie stellten dabei auch fest, dass sich die Figuren<br />

im Laufe der Jahre verändert haben. So ist Otto Normalverbraucher<br />

heute deutlich größer und breiter als noch<br />

ein bis zwei Generationen vor ihm, was nicht zuletzt am<br />

Wohlstand und der medizinischen Versorgung liegt. Und<br />

auch die Proportionen sind anders: Hat beispielsweise<br />

der durchschnittliche Brustumfang der Damen von 1972<br />

bis 2009 lediglich um 0,8 cm zugenommen, so sind es<br />

in der Taille satte 6 cm. So haben sich auch Größen und<br />

Passformen im Laufe der Jahre verändert. Und nicht jede<br />

Marke folgt eben 1:1 diesen Änderungen, sodass nachvollziehbar<br />

ist, warum die Hose der Firma X passt, die der<br />

Firma Y aber möglicherweise zwickt. Die Herausforderung<br />

für Modellmacher ist, dass die Passform möglichst<br />

über mehrere Saisons gleichbleibt oder nur unwesentlich<br />

modernisiert wird, sodass eine Art Nachkaufgarantie für<br />

die Kunden entsteht, wenn diese sich einmal für eine<br />

Größe einer Marke entschieden haben.<br />

MASSGEBLICH AM PRODUKT BETEILIGT<br />

Doch was sich so theoretisch und trocken anhört, ist in<br />

der Praxis doch sehr abwechslungsreich. „Als Modellmacher<br />

bin ich maßgeblich am Produkt beteiligt. Ich bin die<br />

Person, die die Kleidungsstücke entwickelt“, so Tobias<br />

Hegen. „Das ist unheimlich reizvoll.“ Vor seinem Wechsel<br />

in die Modellabteilung war er als Production Planner im<br />

heutigen Bereich PDP (Product Divisions & Production)<br />

der HFG tätig. Da war das Jonglieren mit Zahlen, Zeitund<br />

Lieferplänen angesagt. Heute jedoch „hab ich ein<br />

direktes Ergebnis vor mir“.<br />

dem Studium bereits eine Schneiderlehre absolviert. „Ich<br />

habe zudem in meinem Praktikum bei Wunderkind noch<br />

mitbekommen, wie Modellmacher auf Papier zeichnen,<br />

nicht am PC“, erinnert sich Tobias Hegen an seine Zeit in<br />

Berlin zurück. Um immer auf dem Laufenden zu bleiben,<br />

betreiben Hegen und seine Kollegen auch Trendresearch.<br />

Sprich, immer auch ein Auge auf die Mitbewerber haben,<br />

schauen, was die Menschen auf der Straße tragen.<br />

Derzeit sind 14 Modellmacher für die Marken der HFG<br />

(windsor., Strellson und Joop!) im Einsatz.<br />

Hat der Modellmacher, oft auch Technical Designer<br />

genannt, den Entwurf am Computer umgesetzt, wird<br />

schließlich in einem vergleichbaren Stoff ein Prototyp angefertigt.<br />

Hier kommen dann echte Menschen ins Spiel,<br />

die sogenannten Passformmodells, die meist über viele<br />

Jahre einer Marke für Anproben zur Verfügung stehen.<br />

An ihnen werden die Protos anprobiert, Designer und<br />

Modellmacher nehmen letzte Anpassungen vor, bevor<br />

dann auf dieser Basis Musterteile angefertigt werden, die<br />

dann sämtlichen Produktionsstätten als Vorlage dienen.<br />

DIE ZEIT, DIE ZEIT<br />

Zur Passform ist die große Herausforderung die Zeit.<br />

Denn der Modezirkus dreht sich schnell. Was heute<br />

„in“ ist, kann morgen schon out sein. Doch in der Bekleidungsindustrie<br />

mahlen die Mühlen vergleichsweise<br />

langsam. Zu viele Firmen sind beteiligt, zu viele Auflagen<br />

zu erfüllen (z.B. Tests, um Schadstoffvorschriften einzuhalten).<br />

Und so kümmert sich Tobias Hegen mit seinen<br />

Kollegen bereits seit Juli dieses Jahres um die Herbst-/<br />

Winterkollektion für 2019/20. Voll der Zeit voraus. Auf<br />

was dürfen wir uns dann freuen? Er schmunzelt wissend:<br />

„Das wird noch nicht verraten.“<br />

Holy Fashion Group<br />

Sonnenwiesenstraße 22, CH-8280 Kreuzlingen<br />

www.holyfashiongroup.com<br />

Hochschule Albstadt-Sigmaringen | www.hs-albsig.de<br />

Modeschule Radolfzell | www.bsz-radolfzell.de<br />

STF Schweizerische Textilfachschule | www.stf.ch<br />

TEXT & FOTO: TANJA HORLACHER<br />

Er steht im engen Kontakt zu den Designern und fertigt<br />

nach von deren Handskizzen computergestützt Modellschablonen<br />

an. „Unser Job verändert sich allerdings immer<br />

mehr, auch in Richtung 3D-Technik“, so Tobias Hegen.<br />

Dennoch bringen Modellmacher nach wie vor ihre<br />

Vorschläge ein: an welcher Stelle beispielsweise eine Naht<br />

gesetzt werden sollte, damit der Stoff so fällt, wie es sich<br />

der Designer vorstellt. So sind eine gute Materialkenntnis<br />

sowie ein gutes Gespür für Proportionen bei Modellmachern<br />

unerlässlich. In der Regel haben sie daher vor<br />

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