akzent September '18 GB
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SEE-LEUTE<br />
Mit Scharfsinn und Schalk<br />
BIOGRAFISCHE<br />
VERSPRECHER<br />
CH – Schaffhausen | Der international bekannte<br />
Schweizer Medien- und Installationskünstler<br />
Yves Netzhammer bespielt mit<br />
seinem neuesten Werk das Museum zu Allerheiligen<br />
in seiner Heimatstadt Schaffhausen.<br />
Der Titel der Ausstellung – „Biografische Versprecher“<br />
– ist ein Wortspiel und es passt zum<br />
Sinn des Ganzen. Will heißen, zur eigens für<br />
die Ausstellung geschaffenen Rauminstallation<br />
sowie zu den punktuellen Interventionen in<br />
den Sammlungen des Schaffhauser Universalmuseums.<br />
Auf die er mal konkret, mal metaphorisch<br />
reagiert. Yves Netzhammer, 1970 in<br />
Schaffhausen geboren, aufgewachsen in Diessenhofen<br />
und Schaffhausen, lebt und arbeitet<br />
seit langem in Zürich. Seinen kreativen Weg<br />
begann der vielschichtige und tiefgründige<br />
Künstler mit einer Lehre als Holzbauzeichner,<br />
studierte dann in Zürich visuelle Gestaltung.<br />
Künstler liebt Denkbilder, versucht auf ästhetische<br />
Weise etwas zu greifen, das sich nicht<br />
greifen lässt. Kristallisiert dabei spielerische,<br />
poetische Augenblicke heraus. Mitunter aber<br />
auch eine auf den ersten Blick verstörende<br />
Welt mit gesichtslosen Gestalten. Die auch<br />
seine neue Rauminstallation in Schaffhausen<br />
prägt: Projizierte Computeranimationen, bewegte<br />
Elemente und dreidimensionale Objekte<br />
verwandeln den Raum in einen vielschichtigen<br />
multimedialen Bilderkosmos.<br />
Es geht ihm bei „Biografische Versprecher“<br />
um die globale Welt, in der die Heimat eine<br />
konkrete Rolle spielt. So sind die Farben der<br />
Stadt ebenso zu finden wie das Gewürz Aromat.<br />
Wer aufmerksam schaut – und das sollte<br />
man bei Yves Netzhammer sowieso immer –<br />
der findet noch viel mehr. Als Alter Ego des<br />
Künstlers tritt ein Narr in der Tradition des<br />
spätmittelalterlichen Till Eulenspiegels auf.<br />
Mit Scharfsinn und Schalk reflektiert er wortspielreich<br />
und selbstironisch die Umstände,<br />
Regeln und Bedingungen unserer Gesellschaft<br />
am Beispiel seiner Heimatstadt. Es geht ihm<br />
dabei nicht um die eine Wahrheit, sondern<br />
darum, die Wahrnehmung für Wahrheit zu<br />
sensibilisieren. In dieser besonderen Ausstellung<br />
setzt er sich auch erstmals mit der<br />
Bewegung im realen Raum auseinander. Will<br />
seine Sprache weiterentwickeln, neue Ausdrucksformen<br />
finden. Er wird haptisch und<br />
dreidimensional. Auch weil das Museum zu<br />
Allerheiligen und das Projekt es hergeben. Seine<br />
Figuren sind bewusst extrem reduziert. So<br />
sehr, dass sich jeder Betrachter selbst hinein<br />
projizieren kann. Jennifer Burkard, Kuratorin<br />
für Gegenwartskunst im Museum zu Allerheiligen<br />
Schaffhausen sagt: „Yves Netzhammer<br />
ist ein unglaublich sympathischer, feiner<br />
Mensch. Wer sich mit seiner Kunst auseinandersetzt,<br />
ist davon nicht überrascht, denn er<br />
zeigt in seinen Werken viel von sich und seinen<br />
Gedanken.“<br />
Kunst, Sex und Mathematik<br />
Seit über zwanzig Jahren stellt er seine Videoinstallationen,<br />
Projektionen sowie Zeichnungen<br />
und Objekte auf dem ganzen Globus<br />
aus, liefert Beiträge für Magazine und Bücher,<br />
designte mit Ralph Schraivogel gemeinsam die<br />
Schokoladen-Briefmarke der Schweizer Post<br />
und publiziert seit zwölf Jahren online in seinem<br />
Journal für Kunst, Sex und Mathematik.<br />
2007 hat er die Schweiz bei der Biennale in<br />
Venedig vertreten. Seine Kunst kommt zwar<br />
aus dem Virtuellen, aber in seinem digitalen<br />
Universum gibt es viele sehr menschliche<br />
Momente. Vor allem seine Art zu denken ist<br />
zutiefst menschlich. Er fragt, warum sich<br />
Menschen so oder so bewegen – physisch<br />
und psychisch. Was sie bewegt, so oder so<br />
zu handeln. Sucht nach Beweggründen. Der<br />
28.09. – 14.10.: temporäre Installation in<br />
der Kammgarn West<br />
28.09.2018 – 17.02.2019<br />
Vernissage 27.09., 18.30 Uhr<br />
Museum zu Allerheiligen<br />
Baumgartenstrasse 6<br />
CH-8200 Schaffhausen<br />
+41 52 633 07 77<br />
www.allerheiligen.ch<br />
www.netzhammer.com<br />
TEXT: SUSI DONNER<br />
FOTO: ANDRI POL, YVES NETZHAMMER<br />
45