Zukunft | 2018-02
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„mach was!“ für Deine <strong>Zukunft</strong> | WAS WILL ICH WERDEN?<br />
» Es ist immer die Frage:<br />
Wie sehr willst Du etwas? «<br />
Führungsspieler,<br />
Vorbild, Lernender –<br />
Niners-Basketballer<br />
Malte Ziegenhagen<br />
schlüpft in seinem Leben<br />
in viele Rollen.<br />
Seit Sommer 2016 ist Malte<br />
Ziegenhagen einer der Chemnitzer<br />
„Niners“ – Mitglied des Pro A-Basketball-Teams,<br />
das in der zweithöchsten<br />
deutschen Spielklasse agiert.<br />
Schnell wurde Ziegenhagen zu einem<br />
der beliebtesten Akteure der Mannschaft,<br />
in der vergangenen Spielzeit<br />
wurde er von den Niners-Fans zum<br />
MVP, zum „wertvollsten Spieler der<br />
Saison“ gewählt. „mach was!“-<br />
Chefredakteur Volker Tzschucke<br />
sprach mit ihm über das unruhige<br />
Leben eines Basketball-Freaks und<br />
über seine „Raise up-Academy“, die in<br />
diesem Sommer Premiere hatte.<br />
Malte, Du hast früh in Deinem Leben, mit<br />
16 Jahren, für ein Jahr in Argentinien<br />
gelebt – wegen des Basketballs?<br />
Ja, ich habe in meiner Heimatstadt Berlin angefangen<br />
zu spielen und war als Jugendlicher in<br />
der Nachwuchs-Nationalmannschaft. Da macht<br />
man sich Gedanken, wie man sich weiterentwickeln<br />
kann. Ich dachte: ein Auslandsschuljahr<br />
wäre nicht schlecht in der 11. Klasse.<br />
Aber Argentinien hat man da nicht unbedingt<br />
im Blick…<br />
Das war reiner Zufall: Bei einem Turnier in<br />
Frankreich haben wir gegen Argentinien<br />
gespielt, da bin ich mit deren Trainern ins<br />
Gespräch gekommen und fand das interessant.<br />
Also haben wir das organisiert, haben eine Familie<br />
gefunden, wo ich wohnen konnte. Meine<br />
Mutter war ziemlich dagegen, aber ich habe sie<br />
irgendwie überstimmt.<br />
Wie war das Jahr?<br />
Ich kam kaum an, schon war ich mitten in einem<br />
Familienfest mit ganz viel Trubel und Trara<br />
– so ist Südamerika. Auf der argentinischen<br />
Schule, wo ich war, sprach niemand deutsch.<br />
Also habe ich immer im Bus von der Schule zur<br />
Familie Spanisch gelernt. Das ist für mich auch<br />
eine Frage des Respekts: die Sprache lernen,<br />
wenn man in ein anderes Land kommt. Auch<br />
der Basketball hat mich überrascht: Die Spiele<br />
waren viel körperlicher, überwiegend wurde auf<br />
Betonboden gespielt. Das war in jeder Hinsicht<br />
eine interessante Erfahrung.<br />
Dann bist Du zurück nach Berlin und hast<br />
Abi gemacht, gleich darauf ging es wieder<br />
ins Ausland…<br />
Ja, ich war vier Jahre in Amerika und habe am<br />
College neben dem Studium Basketball gespielt.<br />
Das war dann wieder ein Kulturschock, vor<br />
allem das erste Jahr. Mein Trainer war nicht der<br />
größte Fan von mir, ich habe nicht viel gespielt.<br />
Also habe ich mir dann neue Colleges ausgesucht<br />
– fünf, sechs in Hawaii und in Kalifornien<br />
habe ich angeschrieben.<br />
Das klingt nach: Ich will an den Strand…<br />
Ja, so war das. Und ich hatte auch das Glück,<br />
dass mich zwei Colleges in Hawaii wollten.<br />
Eines habe ich dann besucht.<br />
Anschließend bist Du nach Deutschland<br />
zurückgekommen, erst nach Bayreuth in die<br />
erste Liga, dann nach Chemnitz. In Deinem<br />
ersten Jahr in Chemnitz seid Ihr fast aufgestiegen,<br />
im zweiten lief es eher durchwachsen<br />
für das Team. Ein Einzelsportler kann<br />
meist ganz gut sagen, worin Erfolg oder<br />
Misserfolg begründet sind. Wie geht man<br />
damit als Teamsportler um?<br />
Ich war in der vergangenen Saison nach einigen<br />
Spielen sehr emotional, weil wir die aus meiner<br />
Sicht sehr unnötig verloren haben: Du kämpfst<br />
wie verrückt, bist nah dran – und musst dann<br />
doch die Niederlage hinnehmen. Das hat uns<br />
auch im Saisonverlauf immer wieder nach<br />
unten gezogen, man braucht als Sportler auch<br />
das Erfolgserlebnis, den positiven Flow. Als<br />
Teamspieler weiß man aber, dass man nur als<br />
Team gewinnen kann. Da ist man von jedem ein<br />
bisschen abhängig. Das kann nicht nur an zwei,<br />
drei Personen hängen. Die Verantwortung muss<br />
auf viele Schultern verteilt werden.<br />
Man braucht immer unterschiedliche Puzzleteile,<br />
um eine gute Mannschaft zusammenzustellen.<br />
In diesem Sommer haben Verein und Trainer<br />
einen guten Job gemacht, sehr viel Energie<br />
aufgebracht, um die passenden Spieler zu<br />
finden. Ich glaube, da haben wir gute Chancen,<br />
wieder oben mitzuspielen. Das ist auch eine<br />
Ambition von mir, den Verein mit in die erste<br />
Liga zu führen, davon ein Teil zu sein.<br />
Gerade guten Spielern wird öffentlich gern<br />
vorgeworfen, sie hätten nicht genug Verantwortung<br />
übernommen. Was heißt das<br />
denn, Verantwortung übernehmen?<br />
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