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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel

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INTERVIEW<br />

<strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 31<br />

man enorme Preisunterschiede nicht<br />

weggestalten kann. Lenken die Empfehlungen<br />

also vom eigentlichen Problem<br />

ab?<br />

M.S.: Grundsätzlich ist es ein Vorteil,<br />

dass wir Erlebniseinkauf bieten können,<br />

aber unter Erlebniseinkauf verstehen<br />

wir in erster Linie die Möglichkeit,<br />

dass Kunden die Ware ausprobieren<br />

und testen können. Da würden wir uns<br />

mehr Unterstützung von der Industrie<br />

in Form von Gratis- oder Testware wünschen,<br />

denn es kann nicht sein, dass<br />

wir dafür Ware aus unserem Bestand<br />

zur Verfügung stellen müssen.<br />

»Ich bin der Überzeugung,<br />

dass die VEDES mit der digitalen<br />

Shopping-Lösung und<br />

Print 8 grundsätzlich in die<br />

richtige Richtung geht.«<br />

MICHAEL SCHÄFER<br />

Inhaber Spielwiese<br />

In der Kritik steht auch das Handelsmarketing.<br />

Was von Herstellern<br />

als Unterstützung gepriesen wird,<br />

nämlich, wir zitieren, „kostenlose<br />

Displays, Materialien für die Schaufenstergestaltung<br />

und Kataloge mit<br />

eingedrucktem Händler-Logo“, könne<br />

die Preisdifferenzen zwischen stationär<br />

und online nicht aus der Welt<br />

schaffen.<br />

M.S.: Richtig. Die Gretchenfrage ist<br />

doch, ob wir Fachhändler preislich<br />

wettbewerbsfähig sind. Der zweite Aspekt<br />

sind kurzfristige Lieferzeiten und<br />

die Möglichkeit, einzelne Artikel für<br />

Kunden zu bestellen. Solange das nicht<br />

funktioniert, brauchen wir uns gar<br />

nicht über Marketing, Ladengestaltung<br />

und andere Sachen unterhalten. Aber:<br />

Gute Schaufensteraufbauten animieren<br />

zu Käufen.<br />

Wenn, wie Sie sagen, bei Herstellern<br />

„Consumer first“ gilt, könnten Sie<br />

doch über den Online-Shop des Lieferanten<br />

einzelne Artikel ordern und<br />

anschließend die Differenz bei der<br />

nächsten Rechnung abziehen, wie es<br />

schon vorgekommen sein soll!<br />

M.S.: (lacht) Könnte man machen, allerdings<br />

würde ich wohl Ärger bekommen,<br />

weil man sich das bestimmt nicht<br />

bieten lassen würde. Nein, wenn mir<br />

ein Lieferant nicht hilft, einen gemeinsamen<br />

Kunden zufriedenzustellen, bestelle<br />

ich bei Amazon oder bei einem<br />

anderen Kollegen.<br />

Ihr Kollege, nicht weit entfernt, geht<br />

manchmal rigoros vor. Wenn ihm die<br />

Methoden nicht schmecken, kürzt er<br />

schon mal die Rechnung oder verhängt<br />

einen Lieferstopp.<br />

M.S.: Wenn ROFU, den meinen Sie doch,<br />

einen Lieferstopp verhängt, merkt das<br />

vielleicht der Hersteller, aber wenn die<br />

Spielwiese das praktiziert, wirkt sich<br />

das beim Lieferanten noch nicht mal<br />

auf die dritte oder vierte Stelle hinter<br />

dem Komma aus. Trotzdem reduzieren<br />

wir, falls nötig, Sortimente eines Lieferanten,<br />

oder werfen ihn gar raus. Aber<br />

nicht um einen Lieferanten zu „bestrafen“,<br />

sondern nur um unser Geschäft<br />

zu schützen. Was wir definitiv nicht<br />

machen, ist, dass wir uns mit Mengen<br />

bevorraten, weil der Lieferant meint,<br />

sonst gäbe es keine Ware mehr in der<br />

Saison. Der Lieferant hat dafür zu sorgen,<br />

dass Ware verfügbar ist.<br />

Nach einem halb Jahr und der Chance<br />

des Nachdenkens, haben Sie den<br />

selektiven Vertrieb verstanden?<br />

M.S.: (lacht) Von Haba? Die haben es<br />

mittlerweile selber verstanden, dass ihr<br />

selektiver Vertrieb nicht funktioniert,<br />

und die entsprechende Vereinbarung<br />

gekündigt. Man kann keinen Lauflernwagen,<br />

nur weil er grün ist, 50 € teurer<br />

verkaufen als einen roten. Die Idee ist<br />

grundsätzlich nicht verkehrt, aber die<br />

Ware muss einen echten Mehrwert bieten<br />

und vernünftig beworben werden.<br />

Das Gleiche gilt für Exklusivartikel. Die<br />

sind aus meiner Sicht nicht hilfreich.<br />

Warum denn das? Die Zentralen der<br />

Verbundgruppen sind doch stolz wie<br />

Bolle auf solche Artikel!<br />

M.S.: Die großen Filialisten erreichen<br />

mit Exklusivartikeln einen großen<br />

Markt. Wenn etwa Galeria Kaufhof für<br />

einen Lego-Exklusivartikel wirbt, stehen<br />

hier unsere Kunden auf der Matte,<br />

die den Artikel haben wollen, wir ihn<br />

aber nicht anbieten können. Gleichzeitig<br />

haben wir bei unseren eigenen<br />

Exklusivartikeln Probleme, sie so ausreichend<br />

beim Endkunden bekannt zu<br />

machen, dass sie sich in größeren Mengen<br />

verkaufen – obwohl sie in jedem<br />

Werbemittel der VEDES enthalten sind.<br />

Wie sieht Ihre Strategie aus, um noch<br />

Freude am Geschäft zu haben, wenn<br />

der Lustfaktor bei Marken immer geringer<br />

wird?<br />

M.S.: Die Lust kommt nicht über die<br />

Marke, sondern über das Ergebnis, aber<br />

die Lust an der Spielwiese wird mir ganz<br />

sicherlich so schnell nicht vergehen.<br />

Rabatte sind nicht die Lösung der Probleme,<br />

sagen Hersteller. Wie könnte<br />

eine Lösung aussehen?<br />

M.S.: Was sollen sie auch sonst sagen?<br />

Nur lassen sich die großen Preisunterschiede<br />

nicht einfach wegdiskutieren.<br />

Wenn sie dem Fachhandel keine Konditionsverbesserung<br />

zugestehen wollen<br />

oder können, könnte ein Ansatz darin<br />

bestehen, dass sich die Industrie mehr<br />

dafür engagiert, dass bestimmte Vertriebsformen<br />

ihre Produkte nicht zur<br />

Hälfte ihrer eigenen UVPs hergeben<br />

können.<br />

Last but not least, wie geht es eigentlich<br />

Ihrem saarländischen „Sonnenkönig“?<br />

M.S.: Politisch habe ich mit Oskar Lafontaine<br />

nichts am Hut und seit er bei<br />

den Linken ist, erst recht nicht. Bei uns<br />

im Geschäft habe ich ihn noch nicht gesehen.<br />

Herr Schäfer, wir bedanken uns für<br />

das Gespräch.<br />

Sechs Jahre später und Planet-Toys-Chefredakteur Ulrich Texter (r.) zu Gast in der Spielwiese:<br />

Das Lachen hat Inhaber Michael Schäfer nicht verloren, auch wenn ihm angesichts<br />

mancher Marktentwicklungen das Lachen vergehen könnte.

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