SchlossMagazin Bayerisch-Schwaben Oktober 2018
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40 | GESUNDHEIT | Kurzsichtigkeit<br />
Wenn die Ferne<br />
verschwimmt<br />
Wird Kurzsichtigkeit zur Zivilisationskrankheit?<br />
Kurzsichtigkeit (Myopie) ist eine angeborene oder erworbene Fehlsichtigkeit des Auges.<br />
Kurzsichtige sehen weiter entfernte Gegenstände undeutlich und verschwommen, erkennen<br />
nahe Objekte jedoch problemlos. Zahlen belegen, dass die Anzahl der Kurzsichtigen<br />
weltweit zunimmt. Warum das so ist und wie jedermann gegensteuern kann, erläutert<br />
der Augsburger Optometrist Prof. Dr. Stephan Degle.<br />
Die tägliche Praxis in der Augenoptik<br />
und Optometrie lässt einen<br />
Anstieg der Kurzsichtigkeit auch<br />
für Deutschland vermuten, wobei es keine<br />
gesicherten statistischen Zahlen gibt. Es<br />
existieren weltweit unterschiedlich starke<br />
Einflussfaktoren, welche sich auf die Verbreitung<br />
und das Voranschreiten der<br />
Kurzsichtigkeit auswirken. Dazu zählen<br />
zum Beispiel die Veränderung von Lebensbedingungen<br />
wie die zunehmende<br />
Verstädterung und Digitalisierung, genetische<br />
Faktoren, evolutionäre Einflüsse<br />
(Anpassung an mehr Naharbeit) und vermutlich<br />
auch Umweltbedingungen wie der Einfluss von<br />
Licht. Eine statistische Berechnung aus dem Jahre 2016 schätzt,<br />
dass 2050 die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein<br />
wird (Brian Holden Institut).<br />
Prof. Dr. stephan degle<br />
Ständige kontinuierliche Nahtätigkeit lässt die Kurzsichtigkeit<br />
im Kindesalter und bei jungen Erwachsenen steigen, da<br />
sich das Auge daran anpasst, überwiegend in kurzen Distan-<br />
zen scharf sehen zu müssen. Das Ganze<br />
wird neben Schule, Studium und beruflicher<br />
Naharbeit heute durch die häufige<br />
Nutzung von Smartphone, Tablet und<br />
Computer auch in der Freizeit gefördert.<br />
In Deutschland haben wir deshalb den<br />
Anstieg der Kurzsichtigkeit speziell bei<br />
Kindern und Jugendlichen, die viel Lesen<br />
und digitale Medien nutzen. Natürlich<br />
gibt es aber auch den genetischen Einfluss:<br />
Wenn die Eltern kurzsichtig sind,<br />
so hat auch das Kind ein erhöhtes Risiko<br />
für Kurzsichtigkeit.<br />
Diese Entwicklung lässt sich jedoch durch<br />
aktive Prävention reduzieren. Ein gezieltes Sehverhalten ist<br />
eine wichtige Grundlage. Den Einsatz von digitalen Medien<br />
kann man in der heutigen Zeit allerdings nur bedingt reduzieren,<br />
denn wer verzichtet denn schon gerne auf den Komfort.<br />
Auch gegen die Gene können wir natürlich nichts machen. Dabei<br />
ist mittlerweile auch bekannt, dass eine Korrektion der<br />
Kurzsichtigkeit mit herkömmlichen Brillen oder Kontaktlin-