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Clubheft_2018

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Nachgefragt...<br />

Michael Meisheit:<br />

- Besondere Folge zum Abschied<br />

Quelle: www.lindenstrasse.de / Foto: WDR<br />

Michael, am 18.02.18 wird die letzte Folge aus<br />

deiner Feder ausgestrahlt. "Niemals geht man so<br />

ganz". Wie dürfen wir den Titel verstehen?<br />

Ich hoffe, dass etwas von mir in der 'Lindenstraße' bleibt.<br />

In den letzten 20 Jahren habe ich eine Menge Figuren<br />

erfunden und geprägt, die bleiben ja auf jeden Fall erst<br />

einmal da. Aber ich hoffe auch, dass darüber hinaus etwas<br />

von meiner Persönlichkeit auf die Serie abgefärbt hat und ihr erhalten bleibt.<br />

Du verabschiedest Dich nach 20 Jahren als Chefautor mit einer dramatischen Folge.<br />

Ich habe immer wieder gerne an besonderen Folgen mitgewirkt – zum Beispiel an einer Echtzeitfolge oder<br />

auch unserer berühmten Live-Folge. Da fand ich es sehr schön, dass sich zum Abschied auch noch einmal die<br />

Möglichkeit ergab, etwas Ungewöhnliches zu schreiben. Eine Folge, in der fast nur zwei Personen handeln, ist<br />

für einen Autor eine Herausforderung und eine Freude zugleich. Dass auch ein grösserer Erzählbogen zu einem<br />

Höhepunkt kommt, ist natürlich auch ein wenig Zufall – freut mich aber umso mehr.<br />

Inwieweit war das eine Herausforderung?<br />

Normalerweise werden in einer Folge drei Geschichten behandelt, zwischen denen erzählerisch hin- und hergewechselt<br />

wird. Dadurch kann man als Autor gut für Spannung, aber auch für einen Wechsel zwischen intensiven<br />

und auf der anderen Seite entspannten oder humorvollen Szenen sorgen. Dies ist innerhalb von<br />

wenigen sehr langen Szenen mit zwei Figuren deutlich schwieriger.<br />

Ist Enzo eine tragische Figur?<br />

Auf jeden Fall. So war er von Anfang an angelegt – der jüngere, etwas unauffälligere Bruder des strahlenden<br />

Robertos. Gerade in Bezug auf Jack hat er über die Jahre ja schon einiges an Pleiten erleben müssen.<br />

Auch Angelina zeigt in dieser Episode ihre empfindsame Seite, was ja nicht so häufig vorkommt. Diese Seite<br />

haben wir immer gepflegt und sie macht den Reiz von Angelina aus. Sie ist keine missgünstige oder herzlose<br />

Figur. Eher lebt sie offen einen zutiefst menschlichen Egoismus aus, der aber auch beinhaltet, dass sie sich<br />

um die (wenigen) Menschen sorgt, die ihr nahestehen.<br />

Du hast dich nach 20 Jahren als Chefautor entschieden aufzuhören. Wie fühlt sich das an?<br />

Es ist ein enorm grosser Schritt, der mein ganzes Leben verändert. Als ich es Hana und Hans W. Geissendörfer<br />

mitgeteilt habe, hat mein Herz schon ordentlich geschlagen. Ein ganzes Heer von Gefühlen folgte dann: Unsicherheit,<br />

Aufregung, Sentimentalität, Erleichterung. Es war auf jeden Fall nichts Alltägliches.<br />

Was sind die Gründe für deinen Ausstieg?<br />

Im letzten Jahr ist bei mir immer mehr das Gefühl aufgekommen, dass nach 20 Jahren vielleicht mal andere<br />

Impulse für die "Lindenstraße" gut wären. Ich wollte nicht zu einem Autor werden, der ständig sagt: "Hatten<br />

wir schon" und seine Arbeit nicht mehr mit der gleichen Leidenschaft leistet wie früher. Gleichzeitig habe ich<br />

eine neue Liebe für das Schreiben von Romanen entwickelt, auf die ich mich mit Lust und Zeit stürzen wollte.<br />

Wie übergibt man eine Serie an die neue Chefautorin Tina Müller?<br />

Das war ein langer Prozess. Meinen Ausstieg habe ich schon Ende 2016 angekündigt, als noch Storyline-<br />

Sitzungen unter meiner Leitung anstanden und ich auch noch Drehbücher schrieb. So blieb den Geissendörfern<br />

genügend Zeit, eine Nachfolgerin zu suchen. Mit ihr habe ich mich ausführlich besprochen und als Berater an<br />

zwei Sitzungen teilgenommen. So konnten wir in einem halben Jahr in Ruhe die Arbeit übergeben.<br />

Hat man als Drehbuchautor eine gewisse Weitsicht?<br />

Manchmal hat man das tatsächlich. Nicht als einzelner Autor, sondern als Team. Einfach dadurch, dass wir alle<br />

sehr viel Nachrichten lesen, sehr aufmerksam das Geschehen in der Gesellschaft verfolgen und uns auf den<br />

intensiven Sitzungen darüber austauschen. Die Autoren sehen sich ja nur unregelmässig, kommen aus unterschiedlichen<br />

Lebenssituationen, und manchmal stellt man dann bei einer Sitzung fest, dass trotzdem bestimmte<br />

Themen alle beschäftigen. An den Themen muss dann etwas dran sein...<br />

Aktuell bilden das Autoren-Team: Tina Müller (Chefautorin), Anke Heindel, Catrin Lüth, Ruth Rehmet und Jens<br />

Schleicher<br />

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