Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Moritz: Richtig. Es sind Kinder- oder Teenagerbilder. Ich war das letzte Mal mit 16 Jahren beim Frisör. Seitdem<br />
habe ich die Haare wachsen lassen. Anfangs waren es lange Locken, die dann mehr und mehr zu Dreadlocks<br />
wurden. Genau in diese Zeit fiel auch mein Casting für die "Lindenstraße".<br />
Marcel: Die Frisur wird dann auch vermutlich fest für "Momo" eingeplant worden sein? Also hättest du deine<br />
Haare wohl gar nicht mal eben so abschneiden lassen können…<br />
Moritz: Die Haare sind charakteristisch für "Momo". Vergleichbar<br />
z.B. mit dem Bart von "Penner Harry" (Harry<br />
Rowohlt). Und sie haben eine grosse Fernwirkung, denn<br />
man sieht es sofort, wenn "Momo" in einer Szene von<br />
weitem erscheint, oder auch wenn ich privat in der Stadt<br />
unterwegs bin.<br />
Marcel: Wie sprechen die Fans dich an? Als "Momo" oder<br />
mit Moritz?<br />
Moritz: Sehr viele sprechen mich mit "Momo" aus der<br />
"Lindenstraße" an. Ich freue mich aber auch, wenn die<br />
Fans mich als Moritz erkennen.<br />
Marcel: Kannst du dich gut selbst im Fernsehen anschauen? Oder bist du zu selbstkritisch?<br />
Moritz: Man darf nicht in einen Tunnelblick verfallen, sondern muss immer das Gesamtbild sehen. Also Licht,<br />
Kamera und das gesamte Drumherum sozusagen, welches Filmarbeiten ausmacht. Natürlich ist man mit sich<br />
selbst immer besonders kritisch, aber ich stehe seit meinem zehnten Lebensjahr vor Kameras und kann mich<br />
inzwischen relativ gut und stressfrei selbst anschauen.<br />
Marcel: Was machst du abseits der "Lindenstraße"?<br />
Moritz: Ganz viel! Ich habe Design studiert und ein Designbüro eröffnet. Für die "Weltläden" habe ich ein<br />
Shopsystem entwickelt, war für ein Bio-Hotel als Designer tätig und bin in der Nachhaltigkeitsszene aktiv. An<br />
der Fachhochschule Dortmund habe ich einen Lehrauftrag für Designgeschichte und Designtheorie, das macht<br />
mir sehr viel Freude. Und ich führe eine Castingagentur für Komparserie und Kleindarsteller. Hier arbeite ich<br />
für viele Film- und Fernsehproduktionen. Kürzlich stand ich für eine Folge von "Soko Wismar" vor der Kamera.<br />
Privat beschäftige ich mich gern im Garten. Es gibt immer viel zu tun, Langeweile kenne ich nicht.<br />
Martin Walde<br />
Interview: Marcel Schenk/Fotos: WDR<br />
Marcel: Du bist noch relativ neu in der, hast aber eine<br />
der aktuell spannendsten Rollen. War dir von Anfang an<br />
klar, dass du mit deiner Rolle als "Sunny Zöllig" bei vielen<br />
Fans so stark polarisieren würdest?<br />
Martin: Ehrlich gesagt: Nein. Ich wusste zwar von Anfang<br />
an, worauf ich mich mit dieser Rolle einlasse, aber<br />
dass "Sunny" solche Wellen schlagen wird, speziell auch<br />
auf Facebook, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.<br />
Ich habe viele Kommentare dort gelesen, es geht von<br />
"zerschmetternd" bis "unterstützend".<br />
Marcel: Sind dir einige Kommentare besonders in Erinnerung?<br />
Martin: Ich bin sehr stolz darauf, dass mir über die sozialen Netzwerke drei Transfrauen schreiben. Sie unterstützen<br />
mich insofern, als dass sie sagen, sie erleben ihre Lebensgeschichte durch "Sunny" nochmal, und<br />
ich bin sehr dankbar, dass ich diese Frauen auch nach Tipps fragen darf! Es ist ein richtiges "Geben und<br />
Nehmen" zwischen uns, das ist sehr cool. Mir wurde erst durch die Reaktionen auf "Sunny" bewusst, wie<br />
traurig es doch eigentlich ist, dass noch immer viele Menschen sagen: "So etwas wollen wir nicht sehen".<br />
Umso wichtiger ist es dann für eine Serie wie "Lindenstraße", auch mit solchen Rollen und deren Geschichten<br />
aufklären zu können.<br />
Marcel: Deine Rolle ist vorbereitungsintensiv. Wie hast du dich in die Transgender-Storyline eingearbeitet?<br />
Martin: Ich habe Anfang 2016 begonnen, für die "Lindenstraße" zu drehen, die ersten Monate in der Rolle<br />
als "Marek Zöllig". Den "Marek" darzustellen war nicht so schwer, auch wenn ich zuvor immer eher für Macho-<br />
Typen besetzt worden bin und jetzt mehr Gefühle und Verletzlichkeit zeigen musste. Ich habe aber bereits in<br />
der Männer-Rolle begonnen, mich auf "Sunny" vorzubereiten. Mit Fachliteratur und Dokumentationen wurde<br />
- 44 -