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Clubheft_2018

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Moritz: Richtig. Es sind Kinder- oder Teenagerbilder. Ich war das letzte Mal mit 16 Jahren beim Frisör. Seitdem<br />

habe ich die Haare wachsen lassen. Anfangs waren es lange Locken, die dann mehr und mehr zu Dreadlocks<br />

wurden. Genau in diese Zeit fiel auch mein Casting für die "Lindenstraße".<br />

Marcel: Die Frisur wird dann auch vermutlich fest für "Momo" eingeplant worden sein? Also hättest du deine<br />

Haare wohl gar nicht mal eben so abschneiden lassen können…<br />

Moritz: Die Haare sind charakteristisch für "Momo". Vergleichbar<br />

z.B. mit dem Bart von "Penner Harry" (Harry<br />

Rowohlt). Und sie haben eine grosse Fernwirkung, denn<br />

man sieht es sofort, wenn "Momo" in einer Szene von<br />

weitem erscheint, oder auch wenn ich privat in der Stadt<br />

unterwegs bin.<br />

Marcel: Wie sprechen die Fans dich an? Als "Momo" oder<br />

mit Moritz?<br />

Moritz: Sehr viele sprechen mich mit "Momo" aus der<br />

"Lindenstraße" an. Ich freue mich aber auch, wenn die<br />

Fans mich als Moritz erkennen.<br />

Marcel: Kannst du dich gut selbst im Fernsehen anschauen? Oder bist du zu selbstkritisch?<br />

Moritz: Man darf nicht in einen Tunnelblick verfallen, sondern muss immer das Gesamtbild sehen. Also Licht,<br />

Kamera und das gesamte Drumherum sozusagen, welches Filmarbeiten ausmacht. Natürlich ist man mit sich<br />

selbst immer besonders kritisch, aber ich stehe seit meinem zehnten Lebensjahr vor Kameras und kann mich<br />

inzwischen relativ gut und stressfrei selbst anschauen.<br />

Marcel: Was machst du abseits der "Lindenstraße"?<br />

Moritz: Ganz viel! Ich habe Design studiert und ein Designbüro eröffnet. Für die "Weltläden" habe ich ein<br />

Shopsystem entwickelt, war für ein Bio-Hotel als Designer tätig und bin in der Nachhaltigkeitsszene aktiv. An<br />

der Fachhochschule Dortmund habe ich einen Lehrauftrag für Designgeschichte und Designtheorie, das macht<br />

mir sehr viel Freude. Und ich führe eine Castingagentur für Komparserie und Kleindarsteller. Hier arbeite ich<br />

für viele Film- und Fernsehproduktionen. Kürzlich stand ich für eine Folge von "Soko Wismar" vor der Kamera.<br />

Privat beschäftige ich mich gern im Garten. Es gibt immer viel zu tun, Langeweile kenne ich nicht.<br />

Martin Walde<br />

Interview: Marcel Schenk/Fotos: WDR<br />

Marcel: Du bist noch relativ neu in der, hast aber eine<br />

der aktuell spannendsten Rollen. War dir von Anfang an<br />

klar, dass du mit deiner Rolle als "Sunny Zöllig" bei vielen<br />

Fans so stark polarisieren würdest?<br />

Martin: Ehrlich gesagt: Nein. Ich wusste zwar von Anfang<br />

an, worauf ich mich mit dieser Rolle einlasse, aber<br />

dass "Sunny" solche Wellen schlagen wird, speziell auch<br />

auf Facebook, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.<br />

Ich habe viele Kommentare dort gelesen, es geht von<br />

"zerschmetternd" bis "unterstützend".<br />

Marcel: Sind dir einige Kommentare besonders in Erinnerung?<br />

Martin: Ich bin sehr stolz darauf, dass mir über die sozialen Netzwerke drei Transfrauen schreiben. Sie unterstützen<br />

mich insofern, als dass sie sagen, sie erleben ihre Lebensgeschichte durch "Sunny" nochmal, und<br />

ich bin sehr dankbar, dass ich diese Frauen auch nach Tipps fragen darf! Es ist ein richtiges "Geben und<br />

Nehmen" zwischen uns, das ist sehr cool. Mir wurde erst durch die Reaktionen auf "Sunny" bewusst, wie<br />

traurig es doch eigentlich ist, dass noch immer viele Menschen sagen: "So etwas wollen wir nicht sehen".<br />

Umso wichtiger ist es dann für eine Serie wie "Lindenstraße", auch mit solchen Rollen und deren Geschichten<br />

aufklären zu können.<br />

Marcel: Deine Rolle ist vorbereitungsintensiv. Wie hast du dich in die Transgender-Storyline eingearbeitet?<br />

Martin: Ich habe Anfang 2016 begonnen, für die "Lindenstraße" zu drehen, die ersten Monate in der Rolle<br />

als "Marek Zöllig". Den "Marek" darzustellen war nicht so schwer, auch wenn ich zuvor immer eher für Macho-<br />

Typen besetzt worden bin und jetzt mehr Gefühle und Verletzlichkeit zeigen musste. Ich habe aber bereits in<br />

der Männer-Rolle begonnen, mich auf "Sunny" vorzubereiten. Mit Fachliteratur und Dokumentationen wurde<br />

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