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Clubheft_2018

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Andrea Spatzek<br />

Interview: Marcel Schenk /Fotos: WDR<br />

Marcel: Ich hatte eine gewisse Vorfreude auf dieses Gespräch,<br />

denn ich finde die Stimme so klasse. Eine warme<br />

Stimme, liebevoll und irgendwie mit dem gewissen "Heimatgefühl".<br />

Also eine Stimme, die viel öfter ins Radio<br />

müsste: Hallo, Andrea Spatzek!<br />

Andrea; Ach, das ist aber lieb. Vielen Dank, Dankeschön.<br />

Hallo.<br />

Marcel: Mehr als 30 Jahre vor der Lindenstraße-Kamera<br />

stehen, seit Folge 1 dazugehören. Wie fühlt es sich da<br />

an, wenn Menschen sagen "Ich bin mit Gabi Zenker via<br />

Fernseher aufgewachsen"?<br />

Andrea; Ja es ist schon schön natürlich. Aber man denkt dann auch "okay, mit mir aufgewachsen, also bin<br />

ich ja noch älter, als die Person die mir da gerade gegenüber steht". Aber es ist, speziell in unserer Branche,<br />

nicht alltäglich über Jahrzehnte eine Rolle verkörpern zu dürfen. Ich freue mich, wenn es den Zuschauern<br />

gefällt und sie mich gerne sehen.<br />

Marcel: Nach so einer langen Zeit, gleicht man sich da seiner Rolle etwas an? Bekommt Gabi nach und nach<br />

mehr von der privaten Andrea – oder umgekehrt?<br />

Andrea; Wenn dann Gabi mehr von mir. Es ist ja so, dass die Rollen von unseren Autoren auch in gewisser<br />

Art auf die Schauspieler abgestimmt sind. Also schreibt man die Gabi für mich so, wie die Zuschauer sie seit<br />

1985 kennen. Für eine andere Schauspielerin wäre Gabi vielleicht in einigen Dingen etwas anders geschrieben<br />

worden. Aber es stimmt schon, man gibt als Schauspieler immer auch einen Teil von sich selbst in eine Rolle<br />

und so ist da immer auch ein Stück "Privates" drin.<br />

Marcel: Gibt es immer noch das Gefühl von Lampenfieber bevor ein Dreh beginnt? Oder ein Ritual zum<br />

Konzentrieren, bevor es losgeht mit dem Dreh?<br />

Andrea; Ich weiss nicht, ob man es Lampenfieber nennen kann. Sicherlich geht man, wenn der Dreh beginnt,<br />

sehr konzentriert ans Werk und in der direkten Zeitspanne vor dem Dreh gehe ich nochmal gedanklich die<br />

nächsten Bilder durch und überprüfe meinen Text. So bin ich gut gewappnet für den Dreh. Wir haben in den<br />

Szenen ja mehr als eine Kamera im Einsatz und so muss jede Szene mehrmals aus verschiedenen Perspektiven<br />

gedreht oder auch nachgedreht werden. Da muss man auf vieles achten, wie man seine Hand hält z.B. – Und<br />

es geht natürlich auch mal etwas schief. Aber wir wissen dann, dass es genügend Zeit gibt, diese Szene<br />

nochmal neu zu drehen. Anders wäre das bei Szenen mit unseren Kindern. Die dürfen nur eine bestimmte Zeit<br />

drehen und da müssen die Szenen natürlich dann noch perfekter sitzen – im Idealfall direkt zu Beginn.<br />

Marcel: Wie lernt man über viele Jahre immer neue Texte? Wie bekommt man tausende Sätze in den Kopf?<br />

Andrea; Meist lernt man die Texte für den nächsten Drehtag oder die nächsten Tage. Und danach hat man<br />

die dann auch meist wieder vergessen im Wortwörtlichen. Aber es ist durchaus mehr als reiner Text: Ich lerne<br />

z.B. auch welche Bewegung Gabi gerade macht, während sie spricht. Geht sie durch den Flur, oder schaut sie<br />

links aus dem Fenster. Dann weiss ich, beim nach Linksschauen sagt sie dies, und wenn sie sich danach zur<br />

Wohnungstür dreht, sagt sie das. Auch das hilft.<br />

Marcel: Gabi hat in der Serie viel er-und auch durchlebt. Ihr erster Mann Benno starb an AIDS, Sohn Maxl<br />

wurde von einem Kinderschänder entführt und später ermordet. Gabi selbst verunfallte und war danach lange<br />

Zeit taub – was sie auch schwer traf. In so schweren Zeiten braucht man Halt und Kraft. Beides bekommt<br />

Gabi von ihren Freunden und durch ihren Glauben. Nun ist der Glaube in Fernsehserien, abseits der Nonnenoder<br />

Pfarrersfamilien, nicht mehr allzu verbreitet. Ist<br />

Gabi da im Glauben ein "Fels in der Brandung"?<br />

Andrea; Ja ich denke schon, dass dies auch so beabsichtigt<br />

war und ist, Gabi auch in ihrem gefestigten Glauben<br />

zu zeigen. Viele Menschen ziehen daraus ja auch<br />

Hoffnung – und da finde ich schön, dass dies auch in der<br />

Lindenstraße einen festen Platz hat.<br />

Marcel: Wie wichtig ist der Glaube im Privaten?<br />

Andrea; Ich denke schon, dass mit dem Tod nicht einfach<br />

alles zu Ende ist, dass wir von Tag X bis Tag Y nun<br />

70,80,90 Jahre leben und dann war es das einfach. Nein,<br />

da wird schon etwas sein. Was genau, dass weiss niemand.<br />

Aber Glaube kann Kraft schenken. Das ist schön.<br />

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