Leseprobe CONNEXI Kardiologie Ausgabe 4-2018
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DIAGNOSTIK UND THERAPIE<br />
Phänotypische und genotypische<br />
Variabilität<br />
Die phänotypische Ausprägung von Trägern<br />
derselben genetischen Mutation innerhalb einer<br />
Familie kann sehr unterschiedlich sein und ist<br />
abhängig vom Alter und Geschlecht, aber auch<br />
von diversen Umwelteinflüssen, Epigenetik und<br />
weiteren modifizierenden genetischen Varianten.<br />
Unter Beachtung der phänotypischen und genotypischen<br />
Variabilität sind allerdings monogenetische<br />
Kardiomyopathien ein gutes Beispiel für die<br />
Anwendung genetischer Diagnostik und teilweise<br />
auch gezielter Therapien im klinischen Alltag [2].<br />
Gleichzeitig können gerade diese vergleichsweise<br />
„einfachen“ monogenetischen Erkrankungen helfen,<br />
komplexe biologische Zusammenhänge und<br />
Interaktionen auf Zell- und Molekülebene besser<br />
zu verstehen. Hier geht es vor allem darum, zu<br />
analysieren, welche funktionellen Konsequenzen<br />
Genveränderungen im Rahmen der Krankheitsentstehung<br />
haben, und wie dadurch veränderte biologische<br />
Signalwege beeinflusst werden können,<br />
auch im Hinblick auf neue Therapien.<br />
Derzeitige Entwicklungen in Richtung personalisierter<br />
Medizin sind unter anderem individualisierte<br />
Stammzellmodelle. Hier werden aus<br />
Körperzellen von Patienten induzierbare pluripotente<br />
Stammzellen (iPSC) gewonnen und diese<br />
dann in verschiedene Zelltypen, so auch Kardiomyozyten<br />
differenziert. Diese individualisierten<br />
Modelle helfen die vorliegende Krankheit genauer<br />
zu charakterisieren und die Ansprechbarkeit auf<br />
bestimmte Therapien im Labor zu testen [3]. Weitere<br />
Entwicklungen gehen in Richtung Gentherapien<br />
unter Nutzung der CRISPR-Cas9-Technologie,<br />
die es ermöglicht, einzelne defekte Gene zu reparieren<br />
[4]. Andere individuumbasierte Strategien<br />
bilden sich im Bereich der Metabolomik und Pharmakogenomik<br />
heraus.<br />
Prof. Dr. med. Brenda Gerull<br />
gerull_b@ukw.de<br />
Neue Wege der personalisierten Medizin setzen<br />
vor allem auf multimodale Konzepte der kontinuierlichen<br />
Integration und Verlinkung von klinischen<br />
(electronical health records) und genomischen<br />
Daten zur Erstellung individueller Risikoprofile,<br />
Therapieansprechbarkeit u.v.m. – mit allen datenschutzrechtlichen<br />
und ethischen Risiken, die fortlaufend<br />
zu diskutieren sind.<br />
Referenzen<br />
1. Marenberg ME, Risch N, Berkman LF et al. Genetic susceptibility<br />
to death from coronary heart disease in a study of<br />
twins. N Engl J Med 1994; 330: 1041–6.<br />
2. Schulze-Bahr E, Klaassen S, Abdul-Khaliq H, Schunkert<br />
H. Molecular diagnosis for cardiovascular diseases. Dtsch<br />
Med Wochenschr 2015; 140(20): 1538.<br />
3. Shaheen N, Shiti A, Gepstein L. Pluripotent stem cellbased<br />
platforms in cardiac disease modeling and drug<br />
testing. Clin Pharmacol Ther 2017; 102(2): 203–8.<br />
4. Wang JZ, Wu P, Shi ZM et al. The AAV-mediated and RNAguided<br />
CRISPR/Cas9 system for gene therapy of DMD and<br />
BMD. Brain Dev 2017; 39(7): 547–56.<br />
CONFERENCES<br />
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