Leseprobe CONNEXI Kardiologie Ausgabe 4-2018
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PROTEINKINASEN<br />
Potenzielle Zielproteine bei<br />
chronischer Herzinsuffizienz?<br />
Kristina Lorenz, Essen<br />
Proteinkinasen übernehmen wichtige physiologische<br />
Funktionen im Körper. Sie steuern die Abschaltung von<br />
Rezeptoren nach Hormonaktivierung, aktivieren Transkriptionsfaktoren<br />
und unterstützen die Kontraktionskraft von<br />
Herzmuskelzellen. Deregulierte Abschalt- oder Aktivierungsmechanismen,<br />
die in einer chronischen Aktivierung<br />
von Proteinkinasen, veränderten zellulären Lokalisation<br />
oder molekularen Interaktions- und damit Signalprofilen<br />
der Kinasen resultieren, sind häufig bei Tumorerkrankungen,<br />
Rasopathien, die mitunter mit Herzfehlern und Kardiomyopathien<br />
einhergehen, und auch bei der Entwicklung<br />
von Herzinsuffizienz beschrieben [1, 2].<br />
CONFERENCES<br />
Rolle von Proteinkinasen im Herzen<br />
Bekannte Beispiele für Proteinkinasen, die bei<br />
der Entwicklung von Herzinsuffizienz eine zentrale<br />
Rolle spielen, sind G-Protein-gekoppelte<br />
Rezeptorkinasen (GRK), Ca 2+ /Calmodulin-abhängige<br />
Proteinkinase II (CaMKII) und Mitogen-aktivierte<br />
Proteinkinasen (MAPK): GRKs koordinieren<br />
die Abschaltung -adrenerger Rezeptoren und<br />
schützen Herzmuskelzellen damit vor einer Überstimulation,<br />
können darüber aber auch zu einer<br />
eingeschränkten Kontraktionskraft führen. CaMKII<br />
kontrolliert die Kontraktionskraft der Herzmuskelzellen,<br />
kann aber auch Arrhythmien begünstigen.<br />
MAPK beeinflussen das Wachstum und Überleben<br />
der Herzmuskelzellen, können aber auch pathologische<br />
Hypertrophie induzieren. Um toxische<br />
Nebenwirkungen im Herzen zu vermeiden, ist es<br />
daher zwar wichtig die Kinasefunktion zu normalisieren,<br />
sie aber nicht uneingeschränkt zu blockieren.<br />
Die Signalwege im Detail zu verstehen,<br />
ist daher unbedingt notwendig, um zielgerichtet<br />
Kinaseaktivitäten zu korrigieren [1].<br />
Die Rolle von ERK1/2 im Herzen<br />
Detaillierte Analysen über molekulare Veränderungen<br />
im Signalweg der extrazellulär regulierten<br />
Kinasen ERK1/2 haben wir genutzt, um<br />
potenzielle neue therapeutische Strategien bei<br />
Herzinsuffizienz zu erarbeiten: ERK1/2-Aktivierung<br />
ist essenziell für das Überleben von Kardiomyozyten<br />
insbesondere unter Stressbedingungen.<br />
Bestimmte pathologische Trigger, zu denen auch<br />
chronische Druckbelastung infolge von Hypertonie<br />
und Aortenklappenstenose gehört, führen zu<br />
einer zusätzlichen Modifikation dieser Kinasen,<br />
einer Autophosphorylierung (ERK Thr188 -Phosphorylierung).<br />
Diese ist für die nukleäre Translokation<br />
von ERK1/2 notwendig und verstärkt so das pathologische<br />
Remodeling des Herzens: Hypertrophie,<br />
Fibrose, Apoptose, einem Anstieg der Herzinsuffizienzmarker<br />
BNP und ANF und einem Einbrechen der<br />
Herzfunktion bis hin zum Lungenödem. Auf molekularer<br />
Ebene ist für die ERK Thr188 -Phosphorylierung<br />
die Aktivierung und Dimerisierung von ERK notwendig,<br />
was wiederum eine neue Interaktionsfläche<br />
für G -Untereinheiten der G-Proteine bietet<br />
und schließlich ermöglicht, dass ein ERK-Molekül<br />
das andere phosphoryliert [3–5].<br />
Konzept der selektiven Hemmung<br />
maladaptiver ERK1/2-Signale<br />
Um kardialem Remodeling und Herzinsuffizienz<br />
effizient entgegenzuwirken, sollte nun selektiv<br />
diese Autophosphorylierung gehemmt werden,<br />
ohne die Aktivität der Kinasen und damit die für<br />
das Zellüberleben wichtige ERK1/2-Funktion zu<br />
beeinträchtigen. Um dies zu erreichen, konnten wir<br />
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