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Außerferner Museumsgeschichten 5. Teil Der Friedhof der gefallenen Schüler Das Heimatmuseum Tannheimer Tal in Kienzen erinnert an den Pädagogen und Chorleiter Anton Ignaz Peterlunger Eigentlich war das ja gar kein Außerferner, aber das Leben in und um Tannheim hat er dennoch über Jahrzehnte entscheidend geprägt. 1864 hatte er in Kastelruth auf der Seiser Alm das Licht der Welt erblickt – als Sohn des „Wolfswirts“ übrigens. Der Gasthof im Herzen des Dolomitendorfs existiert heute noch als Hotel Garni. Schon mit 21 Jahren kam er als Lehrer nach Tannheim und fungierte dort zugleich auch als Mesner und „Regenschori“, wie damals die Chorleiter bezeichnet wurden. Vier Jahre später heiratete er Anna Klotz aus dem Dorf, die ihm zwei Kinder schenkte. Nach deren Tod schloss er erneut in Tannheim den Bund der Ehe – diesmal mit Nikola Bischof aus Innergschwend. Die beiden hatten dann noch neun Kinder miteinander. Von Jürgen Gerrmann TURBULENTE JAH<strong>RE</strong>. Dazwischen lagen jedoch turbulente Jahre. Kurz nach seiner ersten Hochzeit brach nämlich im Kirchenchor ein gewaltiger Streit aus. Die Anhänger der konservativen Musik machten dem jungen Dirigenten, der dem „Cäcilianismus“ anhing, das Leben ziemlich schwer. Der junge Mann wollte an den A- cappella-Gesang des Mittelalters anknüpfen, und das passte offenkundig vielen seiner Schüler nicht. Peterlunger schmiss hin, ging nach Lana in seiner Südtiroler Heimat, ließ sich aber 1893 erneut zur Rückkehr überreden: Zum einen hatte seine lungenkranke Frau Sehnsucht nach „ihrem“ Tal, zum anderen bat ihn der Gemeindeausschuss per einstimmigen Beschluss darum. Und als er dann 1896 – aus Anlass der 100. Wiederkehr des Tannheimer Schützen-Gelöbnisses – das Andreas Hofer-Spiel inszenierte, hatte er die Herzen endgültig für sich gewonnen. INNIGE BEZIEHUNG ZU SCHÜLERN. Nicht nur als Dirigent, sondern auch als Lehrer brachten die Tannheimer den Mann aus RUNDSCHAU Seite 32 So malte eine Künstlerin den großen Pädagogen und Chorleiter im Jahr 1926. Da war er 62 und seit drei Jahren im Ruhestand. der Fremde gewaltig ins Schwitzen. Auch damals ging es wohl in den Schulen schon wild zu. In dem ihm nach seinem Tod im Jahre 1949 gewidmeten Nachruf ist zu lesen, dass der Herr Junglehrer es bei seinem Amtsantritt mit einer Jugend zu tun hatte, „vor der zwei seiner Vorgänger entnervt gewichen“ waren. Aber: „Peterlunger war der Erste, der sich durchsetzte.“ Aber (wie alle wissen, die jemals AUSSERFERNER SEIT 1922 NACHRICHTEN Liebevoll hat Anton Ignaz Peterlunger den Friedhof zum Gedenken an seine im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler gestaltet. RS.Fotos: Gerrmann Schüler waren): Das geht nicht mit Gewalt, sondern nur mit dem Herzen.Welch innige Beziehung zwischen dem Herrn Lehrer und der Dorfjugend herrschte, zeigt wohl nichts besser als der Miniatur- Friedhof, den Peterlunger sowohl nach dem Ersten wie auch (als alter Mann) nach dem Zweiten Weltkrieg zur Erinnerung an die jungen Männer bastelte, die in ein sinnloses Morden geschickt wurden und nicht mehr nach Hause ins Tannheimer Tal zurückkehrten. In die Holz-Szenerien, die an die Kulisse einer Modelleisenbahn erinnern, hat er in klitzekleiner Schrift alle Namen auf die Tafeln der individuell gestalteten Gräber geschrieben. An den Fronten in Ost, West und Süd mögen sie nur verscharrt worden sein – ihr Lehrer daheim aber hat ihnen die Würde bewahrt. Und das berührt noch heute. EIN BILDUNGSBÜRGER. Dass Peterlunger ein hochgebildeter Mann war – das zeigt auch die Einrichtung der Stube im Heimatmuseum, die durchaus als Original gelten darf, auch wenn sie nicht 1:1 identisch mit seiner eigentlichen Wohnung im von ihm gebauten Haus in Unterhöf ist: Die Oberseite der Wände zieren gemalte Bordüren, wie sie in Südtirol üblich sind, darunter hängt unter anderem ein großes Gemälde des heimatlichen Schlerns, auf dem Bücherschrank wacht eine Beethoven-Büste über Werke aus der Weltliteratur (unter anderem Goethe, Shakespeare, Rückert) und (Kirchen-)Geschichte, aber auch pädagogischer Schriften. Den Raum dominiert ein großer Konzertflügel, das Notenblatt einer Missa Solemnis ist aufgeschlagen. Und wenn man sich umdreht, blickt man auf ein Klavier, das bei J. Mayer & Co. in München gefertigt worden war. Alles ist vorbereitet: sei es für ein Duo mit Violoncello, sei es für eine Übung mit der „Neuen Klavierschule“. Die Noten sind da. Auch viele Handschriften Peterlungers haben sich erhalten und 17./18. Oktober 2018
werden im Heimatmuseum wohl behütet. Zum Beispiel eine Eigenkomposition „Aller Seelen“, auf die er freilich mit Bleistift notiert hatte: „nicht geeignet für d. Stimmen“. Dass der Mann, der das Dorf „aus dem Dornröschenschlaf der patriarchalischen Aera“ aufweckte, (wie ihm der Nachruf attestierte) nicht nur den schönen Künsten zugetan war, sondern auch Freude am Leben hatte – darauf lässt das alte Tisch-Kegelspiel schließen, das damals wohl so beliebt war wie später Tisch-Fußball. Vielleicht stand er ja auch mit seinen Schülern daran, die er so ins Herz geschlossen hatte. Bei seiner Verabschiedung als Lehrer im Jahre 1923 sagte er: „Eltern – wenn auch in den vielen Jahren dies und jenes vorgefallen ist, eines glaubt mir: Ich habe die Kinder stets geliebt!“ INFO. Das Heimatmuseum Tannheimertal in Kienzen 7 macht zurzeit Pause. Danach ist es zwischen Ende Dezember bis Ende März mittwochs von 13.30 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen für Gruppen gibt es auf Anfrage unter Tel. (0 56 75) 62 72. Informationen im Internet gibt es unter www. tannheimertal.at/felixe-minas-haus/ museumsverein-tannheimertal. html. Der mächtige Konzertflügel Peterlungers wurde bei Hölzl und Heitzmann in Wien gefertigt. Die Firma wurde 1868 gegründet und fertigte bis 1933 Klaviere. Hermas Eisbilder Fotoausstellung eisiger Gesichter und Geschichten (sas) Herma Klotz aus Elbigenalp hat ein „eiskaltes“ Hobby. Sie fotografiert Eis und Vereistes in verschiedenen Ausprägungen und lässt auf ihren Bildern Eisgesichter Eisgeschichten erzählen. In den Räumen der Raiffeisenbank Oberlechtal in Elbigenalp sind vom 15. Oktober bis 30. November „Hermas Eisgesichter und -geschichten“ in 24 Bildern während der Geschäftszeiten zu bewundern. Geschäftszeiten RB Oberlechtal: Montag bis Freitag, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16.30 Uhr. Eis erzählt Geschichten. In Elbigenalp kann man mehr über diese Geschichten erfahren. In diesem typisch alemannischen Mittelflurhaus, das ab 1730 im Tannheimer Tal üblich war, ist das Heimatmuseum fürs ganze Tannheimer Tal untergebracht. Finissage 29. Kulturzeit „Huanza“ wurde beendet (RS) Mit einem fulminanten Konzert des Harri Stojka Express wurde die 29. KulturZeit des Huanza in Zusammenarbeit mit dem Kulturforum Breitenwang im VZ verabschiedet. Herma Klotz hat ihre Motive eiskalt im Blick. 17./18. Oktober 2018 Fotos: Walch AUSSERFERNER SEIT 1922 NACHRICHTEN RUNDSCHAU Harri Stojka begeisterte das Publikum im VZ Breitenwang. Bei einem Zwischenstopp in Breitenwang zeigte der neu formierte Express von Harri Stojka, dass er nichts vom Elan der früheren Jahre eingebüßt hat: er begeisterte die zahlreich erschienenen Besucher durch das bekannt virtuose Gitarrenspiel des „österreichischen Jimi Hendrix“, kraftvoll unterstützt von seinen Bandkollegen Sigi Meier am Schlagzeug und Peter Strutzenberger am Foto: Pacher Bass. Ob Nummern von Miles Davis, Django Reinhardt oder Kostproben aus seinem neuen Beatles-Programm – Harri Stojka interpretierte sie neu und in seinem ganz unverkennbaren Stil, bis es das Publikum nicht länger auf seinen Sitzen hielt. Ein großer Dank gebührt den Teams der beiden Kulturvereine, die dieses Konzerterlebnis möglich gemacht haben. Seite 33
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