Berliner Kurier 18.10.2018
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**<br />
POLITIK<br />
Hinrichtungen an der<br />
Tagesordnung, Folter<br />
und Ermordung politischer<br />
Gegner, gnadenlose Unterdrückung<br />
der Frauen, Millionen<br />
Dollar für die Ausbildung<br />
islamischer Extremisten<br />
und Hassprediger, Förderung<br />
des weltweiten Terrors,<br />
ein gewissenloser<br />
Krieg im Jemen, dessen Opfer<br />
vor allem Frauen und<br />
Kinder sind: Die Liste von<br />
Gründen, Saudi-Arabien international<br />
zu ächten, ließe<br />
sich ohne Weiteres verlängern.<br />
Doch dank milliardenschwerer<br />
Waffengeschäfte<br />
haben die Saudis<br />
immer noch mächtige<br />
Bündnisgenossen wie zum<br />
Beispiel US-Präsident<br />
Trump, der schützend seine<br />
Hand über das finstere<br />
Königreich im Nahen Osten<br />
hält. Allein in den USA kaufen<br />
die Saudis laut Trump<br />
Rüstungsgüter für sage und<br />
schreibe 110 Milliarden<br />
Dollar ein. Er möchte „nicht<br />
die großen Mengen Geld<br />
stoppen, die in unser Land<br />
strömen“, sagt Trump.<br />
Das Verhältnis zwischen<br />
Saudi-Arabien und dem<br />
Rest der Welt zeigt exemplarisch,<br />
was in internationalen<br />
Beziehungen zählt:<br />
Geld. Wer fragt da noch<br />
nach Menschenrechten?<br />
Andrea Nahles<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Die als Parteichefin eher erfolglose<br />
Politikerin hat in<br />
der SPD Befremden ausgelöst:<br />
Nahles will sich federführend<br />
an einem<br />
fraktionsübergreifenden<br />
„Parlamentskreis<br />
Pferd“<br />
beteiligen,<br />
den<br />
der<br />
CDU-Abgeordnete Dieter<br />
Stier vorantreibt. Nahles ist<br />
begeisterte Reiterin. Kommentar<br />
eines SPD-Abgeordneten<br />
:„Es gibt ja zumindest<br />
mehr Pferde als<br />
SPD-Wähler in Bayern...“<br />
Foto: dpa<br />
Von<br />
Jürgen<br />
Dreves<br />
Menschenrecht eine<br />
Frage des Geldes<br />
FRAU DES TAGES<br />
Fotos: dpa (3), hfr<br />
Sind das die Khashoggi-Killer? Eine<br />
saudische Delegation bei der Einreise<br />
auf dem Flughafen in Istanbul.<br />
Der<br />
Kronprinz<br />
der Finsternis<br />
Mohammed bin Salman (33): Er galt als die Hoffnung Saudi-Arabiens, jetzt<br />
zeigt er sein wahres Gesicht.Ließ er Kritiker Jamal Khashoggi (60) zerstückeln?<br />
Istanbul – Wie starb der regimekritische<br />
saudische<br />
Journalist Jamal Khashoggi<br />
(60)? Unfassbar: Der Kolumnist<br />
der „Washington Post“<br />
soll bei lebendigem Leib zerstückelt<br />
worden sein, berichten<br />
Medien unter Berufung<br />
auf türkische Ermittler. Diese<br />
verfügen angeblich über<br />
Tonaufnahmen, die von<br />
Khashoggis Apple Watch<br />
stammen sollen.<br />
Die grausamen Details werfen<br />
ein düsteres Schlaglicht auf den<br />
starken Mann des saudischen<br />
Königshauses, Kronprinz Mohammed<br />
bin Salman (33). Er<br />
wurde anfangs im Westen als<br />
Reformer gefeiert, ging gegen<br />
Korruption vor, hob das Verbot<br />
für Frauen auf, selbst Autos zu<br />
fahren, öffnete die Kinos für<br />
westliche Filme.<br />
Doch Beobachter sind sich sicher:<br />
Eine brutale Tötung in einem<br />
Konsulat kann nur mit Billigung<br />
der saudischen Führung<br />
erfolgt sein. Selbst „normale“<br />
Hinrichtungen –pro Jahr werden<br />
rund 100 Bürger enthauptet<br />
–bedürfen der Unterschrift<br />
des Königs. Khashoggi galt als<br />
scharfer Kritiker des Königshauses.<br />
Er war am 2. Oktober in<br />
das Konsulat in Istanbul gegangen,<br />
um dort Papiere für seine<br />
geplante Hochzeit abzuholen.<br />
Seitdem ist er verschwunden.<br />
Anders als von den Saudis angedeutet,<br />
ist Khashoggi nicht<br />
bei einem Verhör „versehentlich“<br />
gestorben. Laut dem Online-Portal<br />
„Middle East Eye“,<br />
das sich auf Ermittlerkreise beruft,<br />
zeichnete die Apple Watch<br />
in der Cloud ein siebenminütiges<br />
Martyrium mit markerschütternden<br />
Schreien auf,<br />
nachdem Khashoggi aus dem<br />
Büro des saudischen Konsuls<br />
geschleift wurde. Ein hoher Gerichtsmediziner<br />
der saudischen<br />
Staatssicherheit, Salah<br />
Muhammad al-Tubaigy, soll<br />
Khashoggi mit einer Knochensäge<br />
zerteilt haben. Zuvor soll<br />
ihm eine unbekannte Substanz<br />
gespritzt worden sein.<br />
Die türkische Zeitung „Yeni<br />
Safak“ berichtete, die Agenten<br />
hätten ihm im Verhör Finger<br />
abgeschnitten und ihn später