Essays zu egalitärer Vielfalt
Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Egalitäre Vielfalt und Differenz. SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY | Vol. 3 | 09/2018
Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Egalitäre Vielfalt und Differenz.
SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY | Vol. 3 | 09/2018
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Hürden der Inklusion<br />
Jennifer Havalec<br />
In der UN-Behindertenrechtskonvention werden in Artikel 24 die Rechte auf Bildung für Menschen mit Behinderungen beschrieben.<br />
Die Inhalte in Absatz eins bis drei verdeutlichen, dass Menschen mit Behinderungen vom allgemeinen Schul-Bildungswesen<br />
nicht ausgeschlossen werden dürfen und unterstützt werden müssen gleichberechtigt daran teil<strong>zu</strong>haben (UN-BRK, Art. 24, Z 1-3).<br />
Sonderschulen widersprechen dieser Konvention und sind somit als rechtswidrig <strong>zu</strong> betrachten. Wieso werden inklusive Schulen<br />
nicht schneller „vorangetrieben“ und welche elementaren Kernprobleme der Inklusion in der Schulbildung gibt es? Für die Disability<br />
and Diversity Studies hat diese Frage hohe Relevanz. Das Individuum steht im Zentrum und nicht dessen Behinderung oder<br />
Benachteiligungen aufgrund von Diversitätsmerkmalen. Wenn Vielfältigkeit <strong>zu</strong>gelassen wird und Raum findet, dann wird diese <strong>zu</strong><br />
einer besonderen Chance für Schüler*innen und die Gesellschaft im Allgemeinen.<br />
In Österreich gibt es bis dato die allgemeine Schule mit Integrationsklassen und ebenso Sonderschulen. Im deutschen Raum werden<br />
inklusive Schulformen angeboten. Einerseits Grundschulen und andererseits neue Mittelschulen. In Deutschland sind inklusive<br />
Schulen jedoch nur einzeln vorhanden. In Österreich wurden Modellregionen geschaffen.<br />
Inklusive Schulbildung hat die Aufgabe die <strong>Vielfalt</strong> aller Schüler*innen an<strong>zu</strong>erkennen und diese <strong>zu</strong> berücksichtigen. Regelschulen<br />
müssen so geführt werden, dass alle Kinder und Jugendlichen gut lernen können. Dies wiederum impliziert andere Rahmenbedingungen<br />
an Schulen durch die Schulorganisation, damit diese den individuellen Bedürfnissen der Schüler*innen angepasst werden<br />
kann. Durch die Lösung der elementaren Kernprobleme lernen Schüler*innen und Lehrer*innen <strong>zu</strong>sätzlich soziale Kompetenzen.<br />
Sie unterstützen einander wodurch Ausgren<strong>zu</strong>ng minimiert wird (Schumann, 2009, S. 52f, zit. nach Cudak, 2017, S. 124f).<br />
Um eine inklusive Schule <strong>zu</strong> ermöglichen bedarf es einem finanziellen Aufwand. Dies betrifft auch die Infrastruktur. Einerseits muss<br />
das Gebäude barrierefrei sein und andererseits werden Ruheräume, für unterschiedliche Aktivitäten wie Essen, Kleingruppenarbeiten<br />
und Bewegung sowie <strong>zu</strong>r Entspannung, benötigt (Südwestrundfunk, 2013, S. 6).<br />
Die <strong>Vielfalt</strong> der Schüler*innen verlangt eine andere Art der Aufmerksamkeit als in den Regelschulen üblich ist. Das bedeutet, dass<br />
eine Lehrperson nicht ausreicht und inter- sowie multiprofessionelle Zusammenarbeit notwendig ist (Südwestrundfunk, 2013, Walter<br />
Heilmann, S. 7).<br />
Die Anforderungen an das Lehrpersonal ist mit der inklusiven Schulbildung im Wandel, denn bisher wurde die Beschulung von Kindern<br />
mit Behinderungen von erfahrenen Sonderpädagog*innen vorgenommen (Trumpa, 2014, S. 51). Dies impliziert in weiterer<br />
Folge eine Teamarbeit zwischen den Sonderpädagog*innen und den Lehrer*innen aber auch anderen Professionen wie Zivildiener*innen,<br />
Pflegekräften oder Physiotherapeut*innen. Teamarbeit ist der Kern einer gelungen inklusiven Schulbildung (Südwestrundfunk,<br />
2013, S. 8).<br />
Einseitige Lehr- und Lernwege verhindern eine inklusive Schulbildung. Es müssen „inklusive Praktiken“ entwickelt werden. Diese<br />
beziehen sich auf die Unterrichtsgestaltung und die Unterstüt<strong>zu</strong>ng aller Schüler*innen (Wernig, 2014, S. 608).<br />
Werden die ersten beiden Kernprobleme beseitigt, dann bedarf es der Sensibilisierung der Eltern und Lehrer*innen. Die Erziehungsberechtigten<br />
der Kinder mit Behinderungen fürchten eine Ausgren<strong>zu</strong>ng in allgemeinen Schulklassen und Eltern mit Kindern<br />
ohne Behinderungen denken, dass ihre Kinder im Unterricht <strong>zu</strong> kurz kommen (Südwestrundfunk, 2013, S. 7). Hierbei ist es notwendig<br />
Eltern <strong>zu</strong> sensibilisieren und ihnen die Angst <strong>zu</strong> nehmen. Einerseits muss verdeutlicht werden, dass die inklusive Beschulung,<br />
ihre Kinder in Richtung vollständige Teilhabe am Leben in der Gesellschaft bringt. Andererseits muss darauf hingedeutet werden,<br />
dass Kinder soziale Kompetenzen, Teamarbeit sowie Akzeptanz erwerben und dadurch viele Erfahrungen machen können, die für<br />
die Arbeitswelt und in der Gesellschaft einen großen Nutzen haben.<br />
Finanzielle Aspekte, die Gestaltung des Unterrichtes, die Teamarbeit mehrerer Professionist*innen und Sensibilisierung sind Hürden,<br />
die der Inklusion an Schulen noch im Wege stehen. Wenn die genannten elementaren Kernprobleme beseitigt werden, dann<br />
kann Inklusion in der Schulbildung adäquat umgesetzt werden. Schüler*innen und Lehrer*innen können gemeinsam lernen und<br />
Erfahrungen machen.<br />
Quellen:<br />
Cudak, Karin (2017). Bildung für Newcomer. Diversität und Inklusion in der Bildung. DOI 10.1007/978-3-658-14719-8_4. Wiesbaden<br />
Südwestrundfunk. Schule für alle. Wie Inklusion gelingen kann. Zugriff am 14.04.2018 unter https://www.swr.de/-/id=12767298/property=download/nid=660374/1cbc9gh/<br />
swr2-wissen-20140308.pdf<br />
Trumpa, Silke, Janz, Frauke & Heyl, Vera (2014). Zeitschrift für Bildungsforschung. Einstellungen <strong>zu</strong> Inklusion bei Lehrkräften und Eltern. Eine schulartspezifische Analyse.<br />
DOI 10.1007/s35834-014-0103-y. Wiesbaden.<br />
UN-BRK: Sozialministerium. Broschürenservice. UN-Behindertenrechtskonvention. Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung und Fakultativprotokoll.<br />
Zugriff am 31.05.2018 unter https://broschuerenservice.sozialministerium.at/Home/Download?publicationId=19<br />
Wernig, Rolf (2014). Zeitschrift für Erziehungswissenschaften. Stichwort: Schulische Inklusion. DOI 10.1007/s11618-014-0581-7. Wiesbaden.<br />
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