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Essays zu egalitärer Vielfalt

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Egalitäre Vielfalt und Differenz. SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY | Vol. 3 | 09/2018

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Schule 4.0 – Digitalisierung der Schulbildung<br />

Lisa Kandut<br />

Den Hintergrund <strong>zu</strong>r Fragestellung „Ist Digitalisierung ein Mehrwert für Inklusion in der Schulbildung?“ bildet die aktuelle Digitalisierungsstrategie<br />

des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ziel ist es, Schüler*innen digitale Kompetenzen<br />

<strong>zu</strong> lehren und ein kritisches Auseinandersetzen mit Informationen und Datensicherheit im Internet, sowie technisches Wissen<br />

<strong>zu</strong> fördern. Die Umset<strong>zu</strong>ng, die sich auf vier Säulen stützt, startete in einzelnen Schulen mit dem Schuljahr 2017/18. Die erste Säule<br />

stellt die digitale Grundbildung der Schüler*innen ab dem Volksschulalter dar, die zweite Säule beinhaltet digital kompetente Pädagog*innen<br />

und dementsprechende Aus- und Fortbildungen. Beratung für Schulen <strong>zu</strong> den Themen Breitband und Internet soll<br />

mit der dritten Säule Infrastruktur gewährleistet sein. Die vierte Säule der Digitalisierungsstrategie beinhaltet, dass Bildungsmedien<br />

und Lehr- und Lernportale für Lehrende und Schüler*innen bereitgestellt werden (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung, o.J., o.S.). Davon ausgehend wird hinterfragt, inwiefern dies und der Einsatz digitaler Tools einen Mehrwert<br />

für Inklusion im Schulwesen darstellen können.<br />

Durch den Fortschritt der Technik stehen eine Vielzahl technischer Hilfsmittel <strong>zu</strong>r Verfügung, die durch Funktionseinschränkungen<br />

des Körpers auftretende Erschwernisse im Alltag aufheben, oder erleichtern können. Menschen mit Sehbehinderungen wird die<br />

Arbeit am Computer durch Brailleprodukte, Vorlesesysteme und Sprachausgaben ermöglicht (VIDEBIS GmbH, 2018, o.S.). Speziell<br />

an die Anwender*innen angepasste Computeransteuerungen und Tastaturen, sowie Kommunikationshilfen ermöglichen die Computernut<strong>zu</strong>ng<br />

trotz Funktionseinschränkungen von Motorik, oder Lautsprache (RehaMedia Handelsgesellschaft mbH, 2017, o.S.).<br />

Der Einsatz von Tablets und/oder Computern als zentrale Medien im Schulunterricht kann die Inklusion von Schüler*innen mit Behinderung<br />

fördern. Durch die Ergän<strong>zu</strong>ng um die beschriebenen bedarfsangepassten Hilfsmittel kommt es <strong>zu</strong> einer Gleichstellung<br />

hinsichtlich der Teilnahme am Unterricht.<br />

Ein weiteres Handlungsfeld der Digitalisierung als Mittel für Inklusion liegt in den Bereichen Migration und Mehrsprachigkeit. Aus<br />

dem aktuellen österreichischen Integrationsbericht geht die aus staatlicher Sicht hohe Notwendigkeit des Spracherwerbs für den<br />

Zugang <strong>zu</strong> Bildungseinrichtungen und Arbeitsmarkt hervor. Sprache stellt dabei Kapital für gesellschaftliche Teilhabe dar (Integrationsbericht,<br />

2017, S. 43f). Es entspräche dem Stand der Technik, dass beim Einsatz von digitalen Schulbüchern die Bildungssprache<br />

Deutsch durch Überset<strong>zu</strong>ngen in individueller Muttersprache oder Bildsprache, wie die des Bildwörterbuchs ICOON for<br />

refugees (AMBERPRESS, 2015, o.S.), ergänzt werden kann, wodurch Sprachbarrieren, die eine Teilnahme am Unterricht erschweren,<br />

abgebaut werden.<br />

Eine für die Schüler*innen positive Umset<strong>zu</strong>ng der Strategie des Bundesministeriums ist in hohem Maße abhängig von der Weiterbildungsbereitschaft<br />

der Pädagog*innen. Neurowissenschaftlichen Erkenntnissen <strong>zu</strong>folge ist erfolgreiches Lernen und Motivationsempfinden<br />

immer auch mit dem Aufbau einer pädagogischen Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden verbunden<br />

(Bauer, 2010, S. 6ff). Dieser Aspekt darf durch vermehrten Einsatz von digitalen Tools nicht vernachlässigt werden. Der kritische<br />

Umgang mit Medien und Technik sollte nicht nur Teil der Unterrichtsinhalte für die Lernenden sein. Auch Pädagog*innen, Bildungseinrichtungen<br />

und das <strong>zu</strong>ständige Ministerium sollten die Digitalisierung im Schulwesen und das Konzept Schule 4.0 laufend<br />

kritisch hinterfragen und weiterentwickeln. Wenn die Umset<strong>zu</strong>ng der Digitalisierungsstrategie mit den stetig wachsenden Anwendungsbereichen<br />

der Technik und damit verbundenen Tools, die Funktionseinschränkungen des Körpers, oder Sprachbarrieren<br />

abbauen, verknüpft werden kann, ist ein Mehrwert für Inklusion in der Schule <strong>zu</strong> identifizieren. Denn dann kann der Einsatz von<br />

digitalen Medien individuelle Förderung und Gleichstellung gewährleisten und eine Chance auf Teilhabe aller an der digitalisierten<br />

Gesellschaft, Schule und Erwerbswelt darstellen.<br />

Quellen:<br />

AMBERPRESS (2015). ICOON global picture dictionary. Zugriff am 22.06.2018 unter http://icoonforrefugees.com/<br />

Bauer, Joachim (2010). Die Bedeutung der Beziehung für schulisches Lehren und Lernen. Eine neurobiologisch fundierte Perspektive. Pädagogik (Weinheim), 62 (2010)<br />

7/8, 6-9. Zugriff am 22.06.2018 unter http://www.komu.at/workshops/2015_01_23_Kongress_MusikschulleiterInnen_Aufsatz_Joachim%20Bauer_Die%20Bedeutung_<br />

der_Beziehung.pdf<br />

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (o.J.). Schule 4.0. Zugriff am 22.06.2018 unter https://www.schule40.at/<br />

Integrationsbericht (2017). Flüchtlingsintegration bilanzieren – Regelintegration wieder thematisieren. Expertenrat für Integration. Wien. Zugriff am 22.06.2018 unter<br />

https://www.bmeia.gv.at/integration/integrationsbericht/<br />

RehaMedia Handelsgesellschaft mbH (2017). Kernprodukte. Zugriff am 22.06.2018 unter https://rehamedia.de/<br />

VIDEBIS GmbH (2018). Brailleprodukte. Zugriff am 22.06.2018 unter https://www.videbis.at/Brailleprodukte-2<br />

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