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Essays zu egalitärer Vielfalt

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Egalitäre Vielfalt und Differenz. SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY | Vol. 3 | 09/2018

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Chancengleichheit durch Inklusion<br />

Stefo Bradaric<br />

„Inklusion bedeutet eine uneingeschränkte Zugehörigkeit, und ist quasi das Fundament für die Partizipation.“<br />

(Theunissen, 2005, S. 216–217)<br />

Inklusion bedeutet eine uneingeschränkte Zugehörigkeit und Teilhabe an allen Bereichen der Gesellschaft. Kann Chancengleichheit<br />

durch Inklusion im Schulsystem gewährleistet werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich die folgenden Absätze. Eine der<br />

wichtigsten Aufgaben der Schule ist es, die Entwicklung der Individuen <strong>zu</strong> selbstständig handelnden Persönlichkeiten <strong>zu</strong> fördern.<br />

Schulbildung ist damit ein Teil des Bildungsprozesses (Hentig, 2004, S. 37ff).<br />

Ein wichtiger Teil des österreichischen Schulsystems waren bisher die Sonderschulen. Sonderschulen sollen und werden im Sinne<br />

der inklusiven Bildung geschlossen und alle Kinder sollen gemeinsam in der Regelschule unterrichtet werden. Die Inklusion ist<br />

primär ein Konstrukt, das entstanden ist, um die Teilhabe der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen an sozioökonomischen<br />

Veränderungen <strong>zu</strong> gewährleisten. Dies betrifft nicht nur Schüler*innen mit Behinderungen, sondern auch Schüler*innen mit Migrationshintergrund,<br />

aus sozial schwächeren Familien oder mit spezifischen Erschwernissen. Inklusive Bildung betrifft alle Gesellschaftsmitglieder<br />

gleichermaßen. Damit befassen sich auch die Pädagogik der <strong>Vielfalt</strong> (Prengel 2006) und die Diversity Studies.<br />

Inklusion als theoretisches Konstrukt in seiner praktischen Anwendung ist in dieser Hinsicht ein Forschungsschwerpunkt und soll<br />

gleichzeitig Chancengleichheit und Teilhabe aller Menschen ermöglichen (Krell, Riedmüller & Vinz, 2007; Prengel, 2006).<br />

Aus der Pädagogik der <strong>Vielfalt</strong> bildete sich <strong>zu</strong>sammen mit der Inklusion eine Symbiose, auf der die Inklusionspädagogik im Schulsystem<br />

aufgebaut ist. Wenn über Inklusion geredet wird, muss auch die <strong>Vielfalt</strong> im Schulsystem in Betracht gezogen werden. Da<strong>zu</strong><br />

sind verschiedene Dimensionen von Heterogenität <strong>zu</strong> betrachten: Nationalität, sexuelle Orientierung, Religion, Erstsprache und<br />

psychische Konditionierungen. Im Fokus steht das gemeinsame Lernen, das für Schüler*innen optimiert werden soll. Die Individualität<br />

ist hier zentral. Die Inklusion im Bildungssystem kann mit dem „Index of Inklusion“ (Hinz, 2005) begleitet werden (Hinz,<br />

2005, S. 55ff; Prengel 2006, S. 11ff).<br />

Der „Index für Inklusion“ zeigt den Schulen die verschiedenen Umset<strong>zu</strong>ngsmöglichkeiten von Inklusion an. Zunächst wird von der<br />

Schule das Koordinationsteam gegründet. Dies besteht aus Eltern, Pädagog*innen, Sonderpädagog*innen, Lehrer*innen und<br />

Erzieher*innen. Danach beschäftigen sich die Schule und das Koordinationsteam mit den Arbeitsmaterialien und außerdem analysiert<br />

das Koordinationsteam die Lage in der Schule. Die Schule muss die Prioritäten im System erkennen und ihre Einflüsse analysieren.<br />

Am Ende werden die nächsten Schritte geplant und der Prozess wird analysiert. Der Index hilft Strukturen im Schulalltag<br />

<strong>zu</strong> schaffen (Hinz, 2005, S. 55ff).<br />

Auf politischer sowie staatlicher Ebene ist der „Nationale Plan Behinderung“ als Umset<strong>zu</strong>ngsinstrument der Inklusion zentral und<br />

sieht Schritte vor, wie der Weg in Richtung Inklusion erleichtert werden soll. Dies bezieht sich vor allem auf die Umset<strong>zu</strong>ng auf<br />

schulischer Ebene wofür Maßnahmen entwickelt worden sind. Mit dem Schuljahr 2015/16 sind beispielsweise Modellregionen für<br />

Inklusion in Kärnten, der Steiermark und in Tirol entstanden (BMBWF, 2018).<br />

Theoretisch ist durch diesen Plan die uneingeschränkte Teilhabe durch die Gesetze und theoretischen Grundlagen gewährleistet.<br />

Trotzdem gibt es nach wie vor Selektionsprozesse im Schulsystem. Um Inklusion <strong>zu</strong> gewährleisten und Chancengleichheit <strong>zu</strong> ermöglichen,<br />

werden unter anderem finanzielle Ressourcen benötigt. Außerdem müssen genügend Fachkräfte vorhanden sein. Der<br />

ganze Prozess befindet sich am Anfang und in der Gesellschaft muss ein Umdenken stattfinden.<br />

Quellen:<br />

BMBWF Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (27.06.2018). Sonderpädagogik/ Inklusion. Zugriff am 27.06.2018 unter https://bildung.bmbwf.<br />

gv.at/schulen/bw/abs/sp.html<br />

Hentig, Hartmut von (2004). Bildung: Ein Essay. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />

Hinz, Andreas (2005). Schulentwicklung hin<strong>zu</strong> Teilhabe aller Schüller(innen). In: Wacker, Elisabeth, Bosse, Ingo, Dittrich, Torsten, Niehoff, Ulrich, Schäfers, Markus, Wansing,<br />

Gudrun & Zalfen, Birgit (Hrsg.). Teilhabe. Wir wollen mehr als nur dabei sein. Marburg: Lebenshilfe-Verlag, 55 -66.<br />

Krell, Gertraude, Riedmüller, Barbara & Vinz, Dagmar (2007). Diversity Studies: Grundlagen und disziplinäre Ansätze. Frankfurt/ Main: Campus Verlag.<br />

Prengel, Annedore (2006). Pädagogik der <strong>Vielfalt</strong>. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik (3. Auflage).<br />

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.<br />

Theunissen, Georg (2005). Inklusion,Partizipation und Empowerment. Gemeindenintegriertes Wohnen von Menschen mit Menschen mit geistiger Behinderung und<br />

hohem Assistenzbedarf. In: Wacker, Elisabeth, Bosse, Ingo, Dittrich, Torsten, Niehoff, Ulrich, Schäfers, Markus, Wansing, Gudrun & Zalfen, Birgit (Hrsg.). Teilhabe. Wir<br />

wollen mehr als nur dabei sein. Marburg. Lebenshilfe-Verlag, 213 -225.<br />

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