Berliner Kurier 14.11.2018
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10 BERLIN BERLINER KURIER, Mittwoch, 14. November 2018 *<br />
Gebaut wurde damals fleißig:<br />
Kreditvergaben im Immobilienbereich<br />
brachten<br />
die Bankgesellschaft in<br />
Bedrängnis.<br />
Finanzsenator: Berlin ist<br />
wieder eine sichereBank<br />
20 Jahrenach der AffäreumBaukredite gibt Kollatz Entwarnung<br />
„Ein großer Erfolg“: Finanzsenator Matthias Kollatz hatte am Dienstag frohe<br />
Nachrichten zu verkünden.<br />
Fotos: dpa<br />
Von<br />
ANNIKA LEISTER<br />
Berlin – Die gute Nachricht<br />
kommt spät. 17 Jahre nach<br />
dem <strong>Berliner</strong> Bankenskandal<br />
verkündet Finanzsenator<br />
Matthias Kollatz (SPD),<br />
dass das Land wohl weitgehend<br />
unbeschadet aus der<br />
Affäre kommt. Das war<br />
nicht zu erwarten, als 2001<br />
die landeseigene <strong>Berliner</strong><br />
Bankgesellschaft vor der<br />
Pleite stand.<br />
Die damalige Große Koalition<br />
zerbrach über den Skandal.<br />
Das Land rettete die Bank<br />
schließlich mit einer Milliardenbürgschaft.<br />
Bis 2020 kann<br />
diese Risikoabschirmung von<br />
21,6 Milliarden Euro nun aufgehoben<br />
werden, sagte Kollatz<br />
am Dienstag stolz. Vielleicht<br />
gibt es am Ende sogar ein Plus<br />
von 190 Millionen Euro.<br />
Grund für die Freude ist die<br />
Entwicklung des landeseigenen<br />
Wohnungsunternehmen Berlinovo,<br />
das einst aus der Risiko-<br />
SPD-Politiker<br />
warenebenso<br />
beteiligtwie<br />
CDU-Politiker.<br />
masse der Bankgesellschaft<br />
hervorging. Das steht laut Kollatz<br />
inzwischen so gut da, dass<br />
es ohne Landesbürgschaften<br />
kreditfähig sei.<br />
Das Land hat es Jahrzehnte<br />
der Arbeit und mindestens sieben<br />
Milliarden Euro für die Risikoabschirmung<br />
gekostet, um<br />
diesen Punkt zu erreichen. Erwirtschaftet<br />
wurden in dieser<br />
Zeit Einnahmen von 5,5 Milliarden<br />
Euro, unter anderem<br />
durch den Verkauf der Bankgesellschaft<br />
an die Sparkassen.<br />
Rückblick in die 90er: Das<br />
Land Berlin gründete mit der<br />
Bankgesellschaft Berlin (BGB)<br />
eine Holding, die <strong>Berliner</strong> Bank,<br />
die Hypotheken- und Pfandbriefbank<br />
sowiedie Landesbank<br />
zusammenschnürte. Die BGB<br />
vergab großzügige Baukredite<br />
und bot Immobilienfonds mit<br />
satten Renditegarantien an.<br />
Doch der Markt kippte –statt<br />
dem erhofften Wachstum standen<br />
am EndeVerluste in Milliardenhöhe.<br />
Berlins Regierender<br />
Michael Müller spricht am<br />
Dienstag mit Blick auf den Bankenskandal<br />
von „Größenwahn“.<br />
Die Kritik an der CDU, die bei<br />
solchen Schilderungen mitschwingt,<br />
wollen die Christdemokraten<br />
nicht auf sich sitzen<br />
lassen.Die SPDfahreweiter, wie<br />
schon seit knapp 20 Jahren,ihre<br />
„politische Kampagne“, erklärt<br />
Christian Goiny aus der <strong>Berliner</strong><br />
CDU-Fraktion. Teil dieser Kampagne<br />
sei:Die CDUwar schuld –<br />
und der Bankenskandal wird<br />
Berlins Ende sein. „Aber SPD-<br />
Politiker waren ebenso beteiligt<br />
wie CDU-Politiker“, sagt Goiny.<br />
Und dass der SkandalnichtBerlinsUntergang<br />
bedeute, beweise<br />
spätestens die heutige Nachricht.