Berliner Kurier 15.11.2018
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10 BERLIN BERLINER KURIER, Donnerstag, 15. November 2018 *<br />
CDU-Politikerin Jenna Behrends<br />
Berlin lässt mich<br />
nicht heiraten!<br />
Von<br />
CHRISTIAN GEHRKE<br />
Mitte – Sie prangerte mutig<br />
Sexismus in der <strong>Berliner</strong><br />
CDU an und sorgte so bundesweitfür<br />
Schlagzeilen und<br />
Debatten. Gut zwei Jahre<br />
später regt sich die Bezirksverordnete<br />
Jenna Behrends<br />
(28) über das Standesamt in<br />
Berlin-Mitte auf. Weil es<br />
dort keine freien Termine<br />
gibt, kann sie ihren Freund,<br />
einen jungen Architekten,<br />
nicht –wie geplant –heiraten.<br />
Jenna Behrends schrieb bei<br />
Twitter, was viele über die <strong>Berliner</strong><br />
Behörden denken: „Unmöglich.<br />
Was ist das für eine<br />
Verwaltung? In einem Staat, in<br />
dem Ehe im Grundgesetz<br />
steht.“<br />
Dem <strong>Berliner</strong> KURIER sagt<br />
Jenna Behrends, dass sie und<br />
ihr Freund seit Sommer beim<br />
Standesamt in Mitte versuchen,<br />
einen Termin zu bekommen.<br />
Laut Gesetz muss jeder, der<br />
heiraten will, sich in dem Standesamt<br />
seines Erstwohnsitzes<br />
anmelden. Doch das Amt in<br />
Mitte, der Bezirk, in dem Behrends<br />
wohnt, ist heillos überlastet.<br />
Auch ein Blick auf die Webseite<br />
zeigt: Es gibt einfach keine<br />
Termine, eine Buchung ist<br />
nicht möglich.<br />
Die 28-Jährige kennt als Bezirksverordnete<br />
die schlimmen<br />
Zustände, weiß, dass Beamte<br />
fehlen. „Auch wenn ich nachvollziehen<br />
kann, dass Sterbeund<br />
Geburtsurkunden als erstes<br />
bearbeitet werden, muss<br />
doch das Heiraten möglich<br />
sein.“<br />
Ihre Forderung deshalb: Standesbeamte<br />
sollten besser bezahlt<br />
werden und bräuchten<br />
endlich bessere Karrierechancen.<br />
Auch Maren Jasper-Winter<br />
(FDP) kennt die Situationen<br />
und Lage im Standesamt Mitte:<br />
„Die haben genügend Personal.<br />
Die Prozesse müssten effizienter<br />
sein. Kaum etwas ist dort digitalisiert.<br />
Die arbeiten wie im<br />
letzten Jahrhundert.“<br />
Über ihren Freund möchte<br />
Jenna Behrends nichts verraten.<br />
Nach KURIER-Informationen<br />
handelte es sich um einen<br />
Architekten –nicht um einen<br />
Politiker.<br />
Fotos: Richard, privat<br />
Jenna Behrends (28)<br />
weist mutig und<br />
selbstbewusst auf<br />
Missstände hin.<br />
Thälmann-Koloss:Bekommtdas<br />
MonumentseineStelenzurück?<br />
Denkmalamt will die 1990 abgebauten Granitblöcke wieder aufstellen<br />
DasThälmann-Denkmal (1990)<br />
mit einer der beiden Stelen.<br />
Foto: Imago<br />
Von<br />
NORBERT KOCH-KLAUCKE<br />
Berlin – Nicht nur das Ernst-<br />
Thälmann-Denkmal wird saniert.<br />
Geht es nach dem Landesdenkmalamt,<br />
könnten ab<br />
2020 auch die Stelen wieder<br />
aufgestellt werden, die 1990<br />
von dort verbannt wurden.<br />
Die zwei etwa zwei Meter hohen<br />
Granitblöckebefanden sich<br />
seitlich des 1986 errichteten<br />
Monuments. Mit dem Ende der<br />
DDR wurden sie 1990 entfernt.<br />
Grund: Auf dem einen Block<br />
stand ein Zitat des KPD-Chefs<br />
Thälmann, auf dem anderen ein<br />
Zitat von Erich Honecker, der<br />
sich damit selbst ein Denkmal<br />
setzte. Diese Form der DDR-<br />
Propaganda wollte man so nicht<br />
mehr stehen lassen.<br />
„Wenn jetzt das Denkmal saniert<br />
wird, müssen aus denkmalpflegerischer<br />
Sichtauch die Stelen<br />
wieder aufgestellt werden,<br />
um das Monument im richtigen<br />
geschichtlichen Kontext bewerten<br />
zu können“, sagte ein Mitarbeiter<br />
des Landesdenkmalamtes<br />
dem KURIER. Die Stelen sind<br />
seit zwei Jahren zusammen mit<br />
dem Kopf des 1990 abgebauten<br />
Lenin-Denkmals in der Zitadelle<br />
Spandau in der Schau „Enthüllt“<br />
zu sehen. Geht es nach<br />
dem Bezirk Pankow, sollten die<br />
Blöcke dort auch bleiben.<br />
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