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Berliner Zeitung 20.11.2018

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Kampf um die Karl-Marx-Allee: Bezirk legt sich mit der Deutsche Wohnen an – Berlin Seite 9<br />

Der Streit<br />

über den<br />

Migrations-<br />

Pakt<br />

Seiten 2u.8<br />

0°/3°<br />

Schneeregen!<br />

Wetter Seite 2<br />

Otto-Brenner-Preis für<br />

Frederik Bombosch<br />

Berlin Seite 10<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Arno Widmann über<br />

Martin Walsers neues Buch<br />

Feuilleton Seite 19<br />

Dienstag,20. November 2018 Nr.271 HA -74. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />

Götz Aly zum<br />

Gedenken im November<br />

Meinung Seite 8<br />

Raser-Prozess<br />

Pünktlich,<br />

korrekt,<br />

streng<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Esheißt, seine Verhandlungen am<br />

<strong>Berliner</strong> Landgericht beginnen<br />

stets pünktlich. Nicht die berühmten<br />

fünf oder zehn Moabiter Minuten<br />

verspätet. Matthias Schertz ist seit elf<br />

Jahren Vorsitzender Richter, erleitet<br />

die 32. Große Strafkammer – eine<br />

Schwurgerichtskammer, die Fälle<br />

von Mord und Totschlag oder versuchten<br />

Tötungsdelikten verhandelt.<br />

An diesem<br />

Montag hat<br />

Schertz den<br />

Mordprozess gegen<br />

die sogenannten<br />

Kudamm-Raser<br />

eröffnet.<br />

Pünktlich.<br />

Es ist der<br />

Matthias Schertz dritte Anlauf,<br />

urteilt über die dem bundesweit<br />

Kudamm-Raser beachteten Fall<br />

zu einem rechtskräftigen<br />

Urteil zu verhelfen. Schertz<br />

gilt als strenger Richter, der seine<br />

Verfahren stringent führtund dessen<br />

Urteile vonhohem Bestand sind.<br />

Die angeklagten Hamdi H. und<br />

Marvin N. sollen sich in der Nacht<br />

zum 1. Februar 2016 auf dem Kurfürstendamm<br />

und der Tauentzienstraße<br />

zu einem illegalen Autorennen verabredet<br />

haben, über rote Ampeln gerast<br />

und mit Tempo 160 in das Auto eines<br />

unbeteiligten Mannes gekracht sein.<br />

Der Mann starb. Die Angeklagten<br />

wurden dafür in einem ersten Prozess<br />

im Februar 2017 zu lebenslanger Haft<br />

verurteilt. Es war das erste Malinder<br />

bundesdeutschen Justizgeschichte,<br />

dass Raser des Mordes schuldig gesprochen<br />

wurden.<br />

Der Bundesgerichtshof hob das<br />

Urteil im Märzdieses Jahres aber auf.<br />

Im August begann das zweite Verfahren<br />

vor einer neuen Schwurgerichtskammer.<br />

Doch ein Befangenheitsantrag<br />

der Angeklagten war erfolgreich.<br />

DerProzess platzte.Nun also ist Matthias<br />

Schertz mit dem Versuch an der<br />

Reihe, das Verfahren zu einem Ende<br />

zu bringen.<br />

DerRichter stammt aus einer prominenten<br />

Juristenfamilie. Sein Bruder,<br />

Rechtsanwalt Christian Schertz,<br />

hat sich als Medienrechtler einen Namen<br />

gemacht. GeorgSchertz, der Vater,<br />

war 14 Jahre lang Vizepräsident<br />

des Amtsgerichts Tiergarten, bevor er<br />

1987 für fünf Jahre Polizeipräsident<br />

zunächst von West-Berlin, dann der<br />

gesamten Stadt wurde.<br />

Es ist nicht das erste spektakuläre<br />

Verfahren, das Matthias Schertz<br />

führt. So schickte er etwa einen 29-<br />

Jährigen dauerhaft in die Psychiatrie,<br />

der 2016 die 20-jährige Amanda K.<br />

am Ernst-Reuter-Platz vor eine einfahrende<br />

U-Bahn gestoßen hatte.<br />

Für den Raser-Prozess sind bisher<br />

20 Verhandlungstage terminiert. Die<br />

Angeklagten, heute 29 und 27 Jahre<br />

alt, wurden kurznach der Todesfahrt<br />

verhaftet und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.<br />

Auch die Kammer<br />

vonRichter Schertz hat es abgelehnt,<br />

sie freizulassen. Wegen dringenden<br />

Tatverdachts. Die am Montag verlesene<br />

Anklage lautet noch immer auf<br />

Mord.Die Angeklagten schweigen.<br />

Sicherheit für den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz: Die Stahlkörbe werden später mit Sand gefüllt.<br />

VonAnnika Leister und Florian Thalmann<br />

Sicher feiern<br />

Mit einem neuen Konzept wird der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz<br />

gegen Terrorangriffe geschützt. Doch das mulmige Gefühl bleibt<br />

Fünf Mann braucht es, um<br />

die großen Stahlkörbe aufzubauen,<br />

die den Breitscheidplatz<br />

in diesem Jahr<br />

zum sichersten Weihnachtsmarkt in<br />

Berlin machen sollen. Gemeinsam<br />

entfalten die Männer in Arbeitskleidung<br />

am Montagmittag die Gitter,<br />

richten die Seitenwände auf, schieben<br />

Stahlstäbe durch die Verdrahtung.<br />

Noch lassen sich die Körbe<br />

leicht über den Boden schieben. In<br />

der Nacht aber werden sie an den<br />

Flanken des Weihnachtsmarkts aufgestellt,<br />

der am kommenden Montag<br />

eröffnet. Entlang der Tauentzienund<br />

Budapester Straße werden sie<br />

mit weiteren Stahlelementen verbunden,<br />

und dort jeweils mit zwei<br />

Tonnen schweren Sandsäcken gefüllt.<br />

Ein Schutzring aus Stahl, Sand<br />

und Beton soll so in dieser Woche<br />

entstehen, um den Ort, in den der<br />

Terrorist Anis Amri 2016 mit einem<br />

Lkw raste und zwölf Menschen tötete.<br />

Für den Ort, an dem Berlin an<br />

einem goldenen Riss noch immer<br />

trauert, jeden Tag.<br />

Die Stahlkörbe, von Fachmännern<br />

Terrablocks genannt, sind nur<br />

ein Teil eines Pilotprojekts des <strong>Berliner</strong><br />

Senats.2,6 Millionen Euro investiert<br />

der Senat in neue Sperrelemente,<br />

die später in den Besitz der<br />

Polizei übergehen sollen. Neben den<br />

160 Gitterkörben, die miteinander<br />

verbunden 360 Meter der Längsseiten<br />

des Weihnachtsmarkts absichern,<br />

werden nahe der Hardenbergstraße<br />

13 schwere Stahlsockel<br />

aufgebaut sowie an den Fußgängereingängen<br />

70 mobile Poller,sogenannte<br />

Truckblocks, die Platz für<br />

Fußgänger lassen, aber Fahrzeuge<br />

stoppen. Die Sperren sollen einem<br />

40-Tonnen-LKW standhalten können,<br />

versichert die Senatsinnenverwaltung.<br />

Was hier getestet wird,<br />

könnte in den kommenden Jahren<br />

Weihnachtsmärkte in ganz Berlin<br />

umzingeln. Undnicht nur die Weihnachtsmärkte.Auch<br />

die Innenministerkonferenz<br />

hat sich bereits mit<br />

„Überfahrtaten mit hoher Opferzahl“<br />

auseinandergesetzt, Attacken<br />

wie die von Anis Amri also. Sie fordertjetzt<br />

die Bauminister der Länder<br />

dazu auf, in einer noch zu gründenden<br />

Arbeitsgruppe neue Leitlinien<br />

zum Schutz öffentlicher Räume zu<br />

entwickeln. Das Konzept in Berlin<br />

könnte, wenn es sich bewährt, vielleicht<br />

Pate stehen.<br />

Tino Noack trägt orangefarbene<br />

Arbeitsweste und Knopf im Ohr, sein<br />

Gesicht ist von der Kälte gerötet. Er<br />

ist Geschäftsführer der Sicherheitsfirma<br />

Secutec Solutions,die Teile des<br />

neuen Konzepts am Breitscheidplatz<br />

liefert, und überwacht an diesem Tag<br />

den Aufbau der Stahlkörbe in der<br />

Kantstraße.Noacks Firmagibt es erst<br />

seit 2016, gegründet nach dem Attentat<br />

am Breitscheidplatz, „dem<br />

deutschen 9-11“, wie er es nennt.<br />

„Das hat uns alle getroffen“, sagt Noack,<br />

der in BadSegeberglebt und arbeitet.<br />

„Plötzlich war der Terror in<br />

Berlin, in Deutschland.“ Er habe beschlossen,<br />

dass man Sicherheit bieten<br />

müsse, den „Menschen zeigen,<br />

„Weil es in diesem Jahr<br />

noch sicherer wird, haben wir noch<br />

weniger Bedenken.“<br />

Peter Müller, zweiter Vorsitzender des <strong>Berliner</strong> Schaustellerverbands<br />

dass es Schutz und Hilfe gibt“. Von<br />

den grauen Betonpollern, die zurzeit<br />

auf fast allen anderen Weihnachtsmärkten<br />

in der Stadt aufgestellt werden,<br />

hält Noack gar nichts. Ein „Placebo“<br />

seien die, nichts als optische<br />

Beruhigung, wirkungslos gegen einen<br />

schweren Lkw.„Die funktionieren<br />

nicht.“ Tatsächlich gibt es Tests,<br />

unter anderem durchgeführt vom<br />

MDR, die zeigen, wie die Poller selbst<br />

zu tödlichen Geschossen werden<br />

können, wenn sie von einem Mehrtonner<br />

mit Geschwindigkeit gerammt<br />

werden. Zwei der drei Sperrelemente,<br />

die jetzt am Breitscheidplatz<br />

verwendet würden, seien hingegen<br />

ganz neu, sagt Noack,<br />

entwickelt erst nach dem Attentat in<br />

Berlin, gedacht für genau diesen<br />

Zweck: Terrorabwehr. „Das sind die<br />

stärksten Barrieren, die es zurzeit auf<br />

dem Marktgibt.“<br />

Beim <strong>Berliner</strong> Schaustellerverband,<br />

der den MarktamBreitscheidplatz<br />

organisiert, freut man sich über<br />

das neue Konzept –und dass der Senat<br />

sich des Themas selbst angenommen<br />

hat. Die Randbebauung<br />

werde jetzt noch „größer, schwerer<br />

und stabiler“. Die Furcht vor Einbußen<br />

und Einbrüchen der Besucherzahlen<br />

habe sich schon im vergangenen<br />

Jahr nicht bestätigt. „Und weil es<br />

in diesem Jahr nun noch sicherer<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

wird, haben wir noch weniger Bedenken“,<br />

sagt der zweite Vorsitzende<br />

Peter Müller.<br />

Aber wie steht es um die Menschen,<br />

die auf dem Markt arbeiten?<br />

Wieist das Gefühl der Besucher? Am<br />

Montag werden gerade die letzten<br />

Buden aufgebaut, Elektrik verlegt,<br />

werden im Nieselregen Fassaden gestrichen<br />

und Lichterketten aufgehängt.<br />

Auf Presse hat man wenig<br />

Lust, zu oft schon musste man in den<br />

letzten Jahren seine Geschichte erzählen.<br />

Einer,der genau an der Ecke<br />

beim Aufbau hilft, wo Amriden Lastwagen<br />

auf den Markt lenkte, sagt, er<br />

fühle sich sicher. Der Mann zieht an<br />

seiner Zigarette und nickt hin zu den<br />

alten Beton-Pollern, die laut Noack<br />

wirkungslos sind und in den nächsten<br />

Tagen abgeholt werden sollen:<br />

„Gut eingekesselt.“<br />

Auch Anja Künstler hört gerne<br />

von dem neuen Terrorschutz. Gut,<br />

dass die Politik sich kümmere, findet<br />

sie. Die Charlottenburgerin ist<br />

mit Tochter und Enkelin unterwegs<br />

zum Zoo. Obwohl der Wind kalt<br />

pfeift, legt sie einen Stopp an dem<br />

Mahnmal vor der Gedächtniskirche<br />

ein, wo sich der goldene Riss über<br />

den Platz zieht und Rosen, Kerzen<br />

und Bilder an Amris Opfer erinnern.<br />

Sie ist nicht die Einzige an diesem<br />

Tag. 2016 sei sie selbst auf dem<br />

Weihnachtsmarkt gewesen, allerdings<br />

am Gendarmenmarkt. Eine<br />

Freundin aus Köln habe sie auf dem<br />

Handy erreicht, mit der ängstlichen<br />

Frage: „Geht es dir gut?“ Dann die<br />

Nachricht vom Anschlag –und der<br />

Schock. Künstler will sich aber auch<br />

in diesem Jahr die Stände anschauen.<br />

„Das wollen wir uns nicht<br />

nehmen lassen“, sagt sie. Nur:„Das<br />

mulmige Gefühl im Hintergrund,<br />

das bleibt.“ Da werden auch alle<br />

Waffenexporte<br />

nach Riad<br />

gestoppt<br />

Fall Khashoggi: Deutschland<br />

sanktioniert Saudi-Arabien<br />

Die Bundesregierung zieht Konsequenzen<br />

aus der Tötung des<br />

saudischen Journalisten Jamal Khashoggi.<br />

Das Wirtschaftsministerium<br />

gab am Montag bekannt, alle Rüstungsexporte<br />

nach Saudi-Arabien zu<br />

stoppen. Außerdem verhängt die<br />

Bundesregierung 18 Einreisesperren<br />

gegen Verdächtige im Mordfall.<br />

Der Waffenstopp beinhaltet auch<br />

Exporte, die bereits genehmigt wurden.<br />

Bisher hatte die Bundesregierung<br />

lediglich von neuen Exportgenehmigungen<br />

abgesehen und angekündigt,<br />

den Umgang mit bereits erteilten<br />

Genehmigungen zu prüfen.<br />

Diese Prüfung ist nun offensichtlich<br />

weitgehend abgeschlossen. EinSprecher<br />

des Wirtschaftsministeriums<br />

sagte am Montag in der Regierungspressekonferenz,<br />

dass die Bundesregierung<br />

„auf die Inhaber vongültigen<br />

Einzelgenehmigungen hinwirkt mit<br />

dem Ergebnis, dass es derzeit keine<br />

Ausfuhren von Deutschland nach<br />

Saudi-Arabien gibt“. Die Ausfuhren<br />

würden mit „unterschiedlichen Instrumenten“<br />

unterbunden, zu denen<br />

er aus verfassungsrechtlichen Gründen<br />

aber nichts sagen könne, ergänzte<br />

der Sprecher auf Nachfrage.<br />

Wieviele bereitsgenehmigte Exporte<br />

betroffen sind und wie lange der<br />

Stopp gelten wird, ist nicht bekannt.<br />

DieBundesregierung hatte angekündigt,<br />

auch andereEU-Staaten voneinem<br />

solchen Schritt überzeugen zu<br />

wollen –bisher ohne Erfolg. Frankreichs<br />

Präsident Emmanuel Macron<br />

wies denVorstoß schroff zurück.<br />

Deutschland verhängt außerdem<br />

gegen 18 saudische Staatsangehörige<br />

Einreisesperren. Die Betroffenen<br />

stünden mutmaßlich in Verbindung<br />

zu der Tat, sagte Außenminister<br />

Heiko Maas am Montag am<br />

Rande eines EU-Treffens in Brüssel.<br />

Mit den Maßnahmen reagiert die<br />

Bundesregierung auf bisherige Ermittlungsergebnisse.<br />

Demnach war<br />

der im US-Exil lebende Khashoggi am<br />

2. Oktober im Konsulat seines Heimatlandes<br />

Saudi-Arabien in Istanbul<br />

umgebracht worden. Die Staatsanwaltschaft<br />

beschuldigt hochrangige<br />

Regierungsmitarbeiter,eigenmächtig<br />

ein 15-köpfiges Spezialteam zur Ausführung<br />

der Tatgeschickt zu haben.<br />

Allerdings könnte auch der saudische<br />

Kronprinz nach Medienberichten in<br />

den Fall verwickelt sein. (dpa, AFP)<br />

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21047


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Tagesthema<br />

Die Ultrakonservativen in<br />

der Union haben den Anfang<br />

gemacht. Mitte Oktober<br />

verkündete der<br />

Vorsitzende der Werteunion, Alexander<br />

Mitsch, seine Gruppierung werde<br />

auf dem CDU-Bundesparteitag im<br />

Dezember beantragen, „den Migrationspakt<br />

seitens der Bundesrepublik<br />

Deutschland nicht voreiner Beratung<br />

und Beschlussfassung in der Bundestagsfraktion<br />

der CDU/CSU und im<br />

Bundestag unterschreiben zu lassen“.<br />

Es war der nächste Schritt in einer<br />

Choreografie: EinigeWochen vorher<br />

war der Antrag bereits ohne konkrete<br />

Inhalte angekündigt worden.<br />

Nun hat die Werteunion, die bisher<br />

eher am Rand der Partei agiert,<br />

prominente Unterstützer gewonnen.<br />

Gesundheitsminister Jens<br />

Spahn, einer der drei Kandidaten für<br />

den CDU-Parteivorsitz, äußerte<br />

Sympathie für eine mögliche Verschiebung<br />

der für den Dezember geplanten<br />

Unterzeichnung. „Alle Fragen<br />

der Bürger gehören auf den<br />

Tisch und beantwortet, sonst holt<br />

uns das politisch schnell ein. Notfalls<br />

unterzeichnen wir eben später“,<br />

sagte er der Bild am Sonntag. Es ist<br />

keine Ablehnung des Paktes, die<br />

CDU stellt es aber vor das nächste<br />

Problem.<br />

Flammendes Plädoyer<br />

Denn die Bundesregierung hält am<br />

Unterzeichnungstermin bislang fest:<br />

Es ist ja auch nicht nur die deutsche<br />

Kanzlerin, die da unterschreiben<br />

soll, sondern zahllose Staaten. Vorgesehen<br />

ist dies auf einer internationalen<br />

Konferenz in Marokko,organisiert<br />

von den Vereinten Nationen.<br />

Diefindet drei Tage nach dem CDU-<br />

Parteitag statt. Aufder Tagesordnung<br />

stehen die inhaltlichen Diskussionen<br />

am zweiten Parteitagstag, dem<br />

8. Dezember.<br />

UN-Migrationspakt<br />

Jens Spahn stellt die<br />

Unterzeichnung des<br />

Vertrags infrage –und<br />

erntet Sympathien<br />

Abgrenzung<br />

VonDaniela Vates<br />

Die internationale Vereinbarung soll Migration „ordnen und regeln“.<br />

In der Fraktion hatte deren neuer<br />

Vorsitzender Ralph Brinkhaus das<br />

Thema schon vor zwei Wochen auf<br />

die Tagesordnung gesetzt. DerVize-<br />

Vorsitzende Stephan Harbarth hielt<br />

ein flammendes Plädoyer für den<br />

GETTY/JOHN MOORE<br />

Pakt. Kritiker der Merkelschen<br />

Flüchtlingspolitik wie Arnold Vaatz<br />

aus Sachsen hielten dagegen, blieben<br />

aber eher in der Minderheit.<br />

Aufgewärmt hat das Thema am<br />

Wochenende nun die Sachsen-Anhalt-CDU,<br />

die auf einem Landesparteitag<br />

für eine Ablehnung stimmte.<br />

Der CSU-Wirtschaftspolitiker Peter<br />

Ramsauer stimmte ein. VonSpahn,<br />

der sich in der Fraktionssitzung<br />

nicht geäußert hatte, kam der Hinweis<br />

auf die mögliche Verschiebung.<br />

Er hat schon bisher versucht, in der<br />

Abgrenzung zu Merkel und auch zu<br />

seinen Konkurrenten um den Parteivorsitz<br />

zu punkten. Für die Regierung<br />

zeigte sich Wirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier überrascht von diesem<br />

Zungenschlag. In der Fraktion<br />

habe es eine breite Mehrheit dafür<br />

gegeben, „dass wir uns hier von populistischen<br />

Kräften nicht ins Bockshornjagen<br />

lassen“.<br />

Auch der Vorsitzende des Auswärtigen<br />

Ausschusses im Bundestag,<br />

Norbert Röttgen (CDU), stellte<br />

sich gegen Spahn: Die Unterzeichnung<br />

zu verschieben, wäre „eine<br />

doppelte Führungsschwäche, die<br />

sich Deutschland nicht erlauben<br />

darf“, sagte er der Bild-<strong>Zeitung</strong>.<br />

FraktionsvizeStephan Harbarth sah<br />

ebenfalls „keine Veranlassung, etwas<br />

an dem vorgesehenen Zeitplan<br />

zu ändern“. Der nordrhein-westfälische<br />

CDU-Fraktionschef Bodo<br />

Löttgen sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland):<br />

„Eine Verschiebung ist nicht<br />

notwendig.“<br />

Unterstützung für den Vorstoß<br />

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />

Carsten Linnemann und<br />

Thüringens CDU-Chef Mike Mohring<br />

plädierten für eine Debatte auf<br />

dem Parteitag und stützten damit<br />

Spahn zumindest im Ansatz. „Es ist<br />

auf jeden Fall richtig und notwendig,<br />

über das Für und Wider des<br />

Paktes auf dem Bundesparteitag zu<br />

sprechen“, sagte Mohring der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (RND). Linnemann<br />

sagte dem RBB, eine Abstimmung<br />

auf dem Parteitag sei sinnvoll. Die<br />

Frage der Verschiebung ließen sie<br />

allerdings offen.<br />

Spahn hat schon mehrfach bewiesen,<br />

dass er Parteitage auch gegen<br />

die Führung drehen kann. 2014<br />

ließ er sich gegen deren Willen ins<br />

Präsidium wählen. Auf dem letzten<br />

Parteitag 2016 setzte der Nordrhein-<br />

Westfale sich mit seinem Plädoyer<br />

für eine Beendigung der doppelten<br />

Staatsbürgerschaft durch.<br />

VonChristoph Höland und Jana Wolf<br />

Flüchtlingsströme besser organisieren<br />

und Rechte der Migranten<br />

stärken –mit diesem Ziel wurde der<br />

UN-Migrationspakt 2016 aufgesetzt.<br />

192 UN-Mitgliedsstaaten hatten sich<br />

damals darauf geeinigt, diesen Vertrag<br />

einzugehen –nur die USA zogen<br />

von Beginn an nicht mit. Seitdem<br />

wirdviel über den Inhalt des Migrationspakts<br />

diskutiert –und gestritten.<br />

Inzwischen haben die USA, Österreich,<br />

Ungarn, Bulgarien, Tschechien<br />

und Australien angekündigt,<br />

dem „Globalen Vertrag für sichere,<br />

geordnete und geregelte Migration“<br />

nicht zuzustimmen. Die restlichen<br />

rund 180 Länder wollen den Pakt auf<br />

einer Konferenz am 10. und 11. Dezember<br />

im marokkanischen Marrakesch<br />

annehmen, darunter<br />

Deutschland. Doch was genau steckt<br />

eigentlich dahinter? Die wichtigsten<br />

Fragen und Antworten im Überblick:<br />

Wasist der Migrationspakt?<br />

DerMigrationspakt ist eine internationale<br />

Vereinbarung, der zufolge<br />

Zwischen Fakten und gefühltem Souveränitätsverlust<br />

die UNO-Staaten eine „sichere, geordnete<br />

und geregelte“ Migration<br />

weltweit erleichternwollen. DieMitglieder<br />

der UN erkennen darin an,<br />

dass Migration wirtschaftliche und<br />

kulturelle Potenziale birgt, aber „unbestreitbarerweise“<br />

auch die Aufnahmeländer<br />

und -Gesellschaften<br />

beeinflusst. „Kein Staat ist dem Phänomen<br />

aufgrund dessen transnationaler<br />

Natur alleine gewachsen“,<br />

heißt es weiter. Die Unterstützer bekennen<br />

sich deshalb dazu, gemeinsam<br />

Verantwortung für das Thema<br />

übernehmen zu wollen.<br />

Auf welche Inhalte haben sich die<br />

UNO-Staaten geeinigt?<br />

Im Grunde definiertdieVereinbarung<br />

Leitplanken für die Migrationspolitik<br />

der Unterzeichner-Staaten:<br />

Die Einhaltung von Menschenrechten<br />

von Migranten soll ebenso wie<br />

die Sicherheit und derWohlstand der<br />

Aufnahmeländer gewährleistet werden.<br />

Deshalb räumt der Migrationspakt<br />

den Staaten Möglichkeiten ein,<br />

Zuwanderung zu regulieren. DieUnterzeichner<br />

haben weiterhin das<br />

Recht, zwischen regulärer und unerwünschter<br />

Migration zu unterscheiden.<br />

Um das zu ermöglichen, sieht<br />

ein Maßnahmenbündel unter anderem<br />

vor, dass die Herkunftsländer<br />

Migranten Ausweisdokumente ausstellen,<br />

Grenzen geschützt werden,<br />

Schleuserei bekämpft wird und Abschiebungen<br />

erleichtertwerden. Zugleich<br />

soll die Stellung von Migranten<br />

verbessert werden. Das umfasst<br />

zum Beispiel auch einen besseren<br />

Zugang zu grundlegenden Sozialleistungen,<br />

den Kampf gegen Diskriminierung<br />

sowie die erleichterte Anerkennung<br />

von ausländischen Bildungsabschlüssen.<br />

Umstrittenes Dokument<br />

Wie würde das umgesetzt werden?<br />

Der Migrationspakt ist letztendlich<br />

nur eine Absichtserklärung, mit<br />

der sich die Unterzeichner auf eine<br />

gemeinsame Zielrichtung einigen.<br />

Wenn Vorhaben internationale Absprachen<br />

erfordern, kann die Vereinbarung<br />

eine Grundlage für die Gespräche<br />

darstellen. Rechtlich wirksam<br />

werden die einzelnen Aspekte<br />

nur,wenn sie vonden nationalen Gesetzgebern<br />

aufgegriffen und umgesetzt<br />

werden. Eins-zu-eins müssen<br />

die Ansätze nicht übernommen werden<br />

–der Migrationspakt räumt den<br />

einzelnen Staaten die Möglichkeit<br />

ein, sich an ihren eigenen Prioritäten<br />

und Bedürfnissen zu orientieren.<br />

Wie verbindlich ist der Pakt?<br />

„Der sogenannte Compact sagt<br />

selbst, dass es sich um ein nicht verbindliches<br />

Dokument handelt“, sagt<br />

der Völkerrechtler Helmut Aust von<br />

der Freien Universität Berlin. DerMigrationspakt<br />

ist aus seiner Sicht eine<br />

rein politische Erklärung, aus der<br />

keine Rechtsverbindlichkeit entsteht.<br />

Kritiker, unter anderem die AfD und<br />

die österreichische Regierung, befürchten,<br />

dass der Pakt aufUmwegen<br />

zum Gewohnheitsrecht werden<br />

könnte –indem sich beispielsweise<br />

nationale und internationale Gerichte<br />

bei Entscheidungen auf die Inhalte<br />

des Pakts berufen. Auch Aust<br />

schließt nicht aus, dass der Pakt bei<br />

Gerichtsentscheidungen eine Rolle<br />

spielen könnte: Weil Recht häufig unbestimmt<br />

formuliertsei,könnten Gerichte,<br />

aber auch NGOs und Kanzleien<br />

versucht sein, sich bei ihren Argumentationen<br />

auf den Pakt zu stützen.„Esist<br />

aber nicht sicher und auch<br />

nicht unbedingt wahrscheinlich, dass<br />

internationale Gerichte diesen Weg<br />

gehenwerden“,soFaust.<br />

Werkritisiertden Pakt?<br />

Die USA und Ungarn lehnen den<br />

Pakt und seinen Inhalt ab. Zuletzt<br />

hatte auch Österreichs Regierung angekündigt,<br />

den Pakt nicht unterzeichnen<br />

zu wollen. Die österreichische<br />

Regierungskoalition aus FPÖ und<br />

ÖVP hält nach Bekunden vonKanzler<br />

Sebastian Kurz (ÖVP) und Innenminister<br />

Heinz-Christian Strache (FPÖ)<br />

das Abkommen für nicht geeignet,<br />

Migrationsfragen zu regeln. Man befürchte<br />

den Verlust österreichischer<br />

Souveränität in derMigrationspolitik<br />

und einVerwischen der Unterschiede<br />

zwischen legaler und illegaler Migration,<br />

hieß es.InDeutschland machen<br />

rechtslastige Internetplattformen<br />

schon seit Monaten Stimmung gegen<br />

den Pakt, rechtsextreme Gruppen wie<br />

die „IdentitäreBewegung“ haben das<br />

Thema mehrfach aufgegriffen. Auch<br />

die AfD setzt sich gegen das Abkommen<br />

ein: „5 vor 12–Migrationspakt<br />

stoppen“ heißt es auf einer eigens<br />

eingerichteten Webseite – darunter<br />

ein Countdown, bis der Migrationspakt<br />

offiziell angenommen wird.<br />

Dazu formuliert die AfD eine drastische<br />

Warnung: DerPakt bedeute eine<br />

„Vervielfachung der Zuwanderung“,<br />

benenne „praktisch nur die Rechte<br />

der Migranten und die Pflichten der<br />

Zielländer“, klammere Probleme bei<br />

der Integration aus und sei von der<br />

UNO als „Institution ohne demokratische<br />

Legitimierung“ initiiert worden.<br />

Wasist die Position der Bundesregierung?<br />

Deutschland befürwortet den Migrationspakt.<br />

Das Auswärtige Amt<br />

spricht voneinem „historisch einmaligen<br />

Rahmenwerk“ zur verbesserten<br />

Steuerung internationaler Migration.<br />

Außenminister Heiko Maas (SPD)<br />

nannte den Pakt einen gelungenen<br />

Interessenausgleich zwischen Herkunfts-,Transit-und<br />

Zielländern.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute kommen die Temperaturen auf 2bis 5Grad voran. Dazu ist der<br />

Himmel vielerorts stark bewölkt bis bedeckt. Gebietsweise fällt Schneeregen<br />

oder Schnee. Der Wind weht mäßig, in Böen frisch aus Ost. Nachts<br />

sorgen Wolken für Schneeschauer, inwenigen Fällen auch für Schneeregen.<br />

Dabei machen die Temperaturen bei minus 1bis minus 4Grad halt.<br />

Biowetter: Wetterfühlige Menschen<br />

klagen häufig über Kopfweh und Migräneattacken.<br />

Schwindelgefühle<br />

und Kreislaufbeschwerden können<br />

sich einstellen. Die Leistungsfähigkeit<br />

ist unterdurchschnittlich.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 30 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 23 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 33 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 83%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal -2Grad.<br />

Wind: mäßig aus Ost.<br />

Wittenberge<br />

2°/4°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

0°/5° 0°/3°<br />

Luckenwalde<br />

0°/4°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

wolkig heiter heiter<br />

-1°/3° -3°/2° -1°/4°<br />

Prenzlau<br />

2°/4°<br />

Cottbus<br />

-1°/2°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

2°/4°<br />

Das starke Hoch Burckhard bleibt über dem Norden Europas liegen und bringt<br />

dort trocken-kaltes Wetter. Diesem steht tiefer Luftdruck zwischen dem südlichen<br />

Mitteleuropa und der Iberischen Halbinsel gegenüber. Das Tief führt<br />

feuchte Luftmassen vom östlichen Mittelmeer über den Balkan und Italien nach<br />

Deutschland und zur Biskaya.<br />

Köln<br />

2°/4°<br />

Sylt<br />

4°/6°<br />

Saarbrücken<br />

0°/5°<br />

Hannover<br />

2°/4°<br />

Konstanz<br />

-2°/6°<br />

Hamburg<br />

1°/5°<br />

Erfurt<br />

-3°/0°<br />

Frankfurt/Main<br />

-1°/6°<br />

Stuttgart<br />

-2°/6°<br />

Rostock<br />

1°/5°<br />

Magdeburg<br />

0°/4°<br />

Nürnberg<br />

-1°/8°<br />

München<br />

-3°/5°<br />

Rügen<br />

3°/5°<br />

Dresden<br />

-1°/5°<br />

Deutschland: Heute wandern reichlich<br />

Wolken vorüber, die gebietsweise<br />

Regen oder Schnee bringen.<br />

Ihre Höchstwerteerreichen die Temperaturen<br />

mit minus 1bis 8Grad.<br />

Die niedrigsten Wertesind bei 1bis<br />

minus 5Grad anzutreffen. Der Wind<br />

weht mäßig aus Ost. Morgen gibt es<br />

oft viel Sonnenschein, aber mancherorts<br />

auch dichte Wolken. Es sind<br />

Höchstwertevon 0bis 8Grad zuerwarten.<br />

Der Wind weht schwach bis<br />

mäßig aus Ost.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 7°-12°<br />

Nordsee: 9°-13°<br />

Mittelmeer: 15°-24°<br />

Ost-Atlantik: 11°-16°<br />

Mondphasen: 23.11. 30.11. 07.12. 15.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:37 Uhr Sonnenuntergang: 16:06 Uhr Mondaufgang: 15:23 Uhr Monduntergang: 03:38 Uhr<br />

Lissabon<br />

16°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

14°<br />

Reykjavik<br />

9°<br />

Dublin<br />

9°<br />

London<br />

8°<br />

Paris<br />

4°<br />

Bordeaux<br />

7°<br />

Palma<br />

19°<br />

Algier<br />

21°<br />

Nizza<br />

14°<br />

Trondheim<br />

4°<br />

Oslo<br />

1°<br />

Stockholm<br />

3°<br />

Kopenhagen<br />

7°<br />

Berlin<br />

3°<br />

Mailand<br />

9°<br />

Tunis<br />

23°<br />

Rom<br />

16°<br />

Warschau<br />

2°<br />

Wien<br />

3° Budapest<br />

5°<br />

Palermo<br />

22°<br />

Kiruna<br />

2°<br />

Oulu<br />

4°<br />

Dubrovnik<br />

20°<br />

Athen<br />

19°<br />

St. Petersburg<br />

5°<br />

Wilna<br />

2°<br />

Kiew<br />

0°<br />

Odessa<br />

5°<br />

Varna<br />

9°<br />

Istanbul<br />

16°<br />

Iraklio<br />

23°<br />

Archangelsk<br />

4°<br />

Moskau<br />

-1°<br />

Ankara<br />

15°<br />

Antalya<br />

22°<br />

Acapulco 34° heiter<br />

Bali 38° heiter<br />

Bangkok 34° wolkig<br />

Barbados 29° Schauer<br />

Buenos Aires 29° sonnig<br />

Casablanca 19° Schauer<br />

Chicago 1° wolkig<br />

Dakar 28° sonnig<br />

Dubai 30° sonnig<br />

Hongkong 26° heiter<br />

Jerusalem 21° sonnig<br />

Johannesburg 27° wolkig<br />

Kairo 26° heiter<br />

Kapstadt 23° Schauer<br />

Los Angeles 20° sonnig<br />

Manila 29° bewölkt<br />

Miami 29° Gewitter<br />

Nairobi 28° Gewitter<br />

Neu Delhi 29° sonnig<br />

New York 11° bewölkt<br />

Peking 10° wolkig<br />

Perth 22° sonnig<br />

Phuket 32° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 21° Regen<br />

San Francisco 17° heiter<br />

Santo Domingo 30° heiter<br />

Seychellen 29° heiter<br />

Singapur 32° wolkig<br />

Sydney 26° heiter<br />

Tokio 16° wolkig<br />

Toronto 3° bewölkt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 3 *<br />

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Seite 3<br />

Nickolas Bauer fühlt sich zuweilen<br />

etwas abgeschnitten. Wenn der<br />

Fernsehjournalist Gäste einlädt,<br />

hagelt es spätestens bei der Nennung<br />

seiner Adresse Absagen: Dieeinen müssen<br />

plötzlich verreisen, anderehaben partout<br />

noch keinen Babysitter gefunden, wieder andere<br />

wurden von einer akuten Familienkrise<br />

überrascht.<br />

Dass sie sich nicht zutrauen, Bauers Wohnung<br />

im Johannesburger Ponte-Haus zu finden,<br />

kann nicht der Grund der massenhaften<br />

Körbe sein: Denn das 54-stöckige Gebäude<br />

kennt hier jeder, esist auch von fast allen<br />

Ecken und Enden der acht Millionen Menschen<br />

zählenden Metropole zu sehen. Das<br />

mit 173 Metern höchste Wohngebäude auf<br />

der südlichen Erdhalbkugel ragt wie ein ausgestreckter<br />

Mittelfinger aus der Skyline der<br />

Stadt des Goldes: einWahrzeichen, das bereits<br />

in zahllosen Reportagen, in Spielfilmen und<br />

Romanen die bedrohliche Kulisse für schaurige<br />

Geschichten abgab.<br />

Der wahre Grund für die Absagen von<br />

Bauers Gästen: Sie haben Angst. Das Ponte<br />

steht in Hillbrow, einem Stadtteil, den ehrbareBürger<br />

meiden: Hier werden auf offener<br />

Straße Drogen verkauft, Sexfür wenig Geld in<br />

schmierigen Etablissements angeboten und<br />

Jahr für Jahr 70 von 100 000 Menschen umgebracht<br />

–eine Quote, welche die deutsche<br />

um das Hundertfache übersteigt.<br />

DasMonster<br />

Umso verblüffter war Nickolas Bauer,als sich<br />

kürzlich ein Besucher ankündigte, den er zu<br />

allerletzt in seinem Milieu erwartet hätte:<br />

Seine Exzellenz, Bundespräsident Walter<br />

Steinmeier,der Südafrika derzeit einen zweitägigen<br />

Besuch abstattet. Dermaßen heikel<br />

war dessen Visite im Ponte, dass Journalist<br />

Bauer dem deutschen Sicherheitsteam versprechen<br />

musste, kein Wort über Steinmeiers<br />

Besuch nach außen zu tragen. Um den<br />

Präsidenten sicher ins Wahrzeichen schleusen<br />

zu können, musste sogar der längst abgesperrte<br />

einstige Hauptzugang zu dem berüchtigten<br />

Gebäude vorübergehend wieder<br />

zugänglich gemacht werden. „Und wozu das<br />

alles?“, fragt Ponte-Manager Glenn Kraut<br />

vorher ziemlich verwirrt.<br />

DasPonte ist ein architektonisches Monstrum,<br />

dessen raue Betonfassade dem Brutalismus<br />

zugerechnet wird. Wersich dem bedrohlichen<br />

Moloch trotzdem zu nähernwagt<br />

und auch noch die strenge Sicherheitskontrolle<br />

ins Innereüberwindet, stößt auf Pontes<br />

verborgenes Kuriosum: Der Wohnturm ist<br />

innen hohl –von seinem in den nackten Fels<br />

gesprengten Fundament kann man wie<br />

durch ein riesiges,senkrecht gestelltes Kanonenrohr<br />

in den Himmel schauen. Und ganz<br />

oben, wo sich das Gebäude mit der Unendlichkeit<br />

vereint, lebt Nickolas Bauer.<br />

AndereJournalisten waren am Montag allein<br />

schon aus Platzgründen nicht zugelassen<br />

beim Besuch des Bundespräsidenten im<br />

Ponte. Eines ist gewiss: Steinmeier wird es<br />

dortoben, im 54. Stock, erst einmal die Sprache<br />

verschlagen haben. Der Blick über Johannesburg,<br />

die hügelige Goldgräberstadt,<br />

hinweg ist atemberaubend: Das Beste, was<br />

das Afrika südlich der Sahara anurbanen<br />

Einblicken zu bieten hat. Neben Abraumhalden<br />

aus dem Goldbergbau, Industrievierteln<br />

und Slums sind auch die grünen Villenviertel<br />

der einst ausschließlich weißen Südafrikaner<br />

zu sehen: Topografie einer aufgewühlten<br />

Stadt, die auch heute noch –130 Jahre nach<br />

ihrer Gründung und ein Vierteljahrhundert<br />

nach dem Ende der Apartheid –zuden ungerechtesten<br />

Orten dieserWelt zählt. Hier oben<br />

kann man bestens über den Kolonialismus<br />

und seine grüne Fassade, über die Ausbeutung<br />

der Natur und den Menschen als Wolf<br />

des Menschen sinnieren.<br />

Aber nicht nur der Blick nach außen hat<br />

es in sich: Auch was Nickolas Bauer seinen<br />

Gästen über das Gebäude selbst erzählt,<br />

kann manche trockene Lektion in Geschichte<br />

und Geografie ersetzen.<br />

Die Wurzeln des Wohnturms reichen einerseits<br />

in eine finstereZeit zurück und breiten<br />

sich inzwischen außerdem über den gesamten<br />

Kontinent aus: Weit mehr als die<br />

Hälfte der derzeit rund 3000 Ponte-Bewohner<br />

kommen aus anderen Ländern Afrikas –<br />

vor allem aus Simbabwe und dem frankophonen<br />

Kongo, aus dem portugiesischsprachigen<br />

Mosambik oder aus Kamerun. Studenten,<br />

Immigranten, Menschen, die am<br />

KapihreHoffnung festgemacht haben.<br />

Biblisch fundierte Südafrikaner nennen<br />

das Ponte den „Turmbau zu Babel“: Wersich<br />

seiner Sprache und seinen Gewohnheiten<br />

folgend abgrenzen zu müssen meint, hat<br />

hier nichts verloren. Noch immer unter den<br />

Moloch-Bewohnern: auch ein knappes Dutzend<br />

Weiße.<br />

Das war nach der Fertigstellung des<br />

Monstrums Mitte der 70er-Jahre noch anders:<br />

Damals, imZenit der Apartheid, stand<br />

das futuristische Projekt –wie der Stadtteil<br />

Hillbrow und Johannesburg überhaupt –als<br />

Das Ponte-Haus in Johannesburg-Hillbrow ist mit seinen 54 Stockwerken<br />

ein Wahrzeichen, das in Reportagen, in Spielfilmen<br />

und Romanen die Kulisse für schaurige Geschichten abgab.<br />

Lange galt es als gefährlichster Ort Südafrikas,<br />

als erster „vertikaler Slum“ der Welt.<br />

Das hat sich geändert. Am Montag hat deshalb sogar der deutsche<br />

Bundespräsident Steinmeier hier vorbeigeschaut<br />

Wohnort ausschließlich Weißen zur Verfügung.<br />

Dunkelhäutige Einheimische durften<br />

hier zwar arbeiten, mussten sich zum Schlafen<br />

jedoch in Townships wie Soweto zurückziehen,<br />

während das Ponte vor allem von<br />

jungen Weißen und europäischen Einwanderern<br />

inBeschlag genommen wurde. Die<br />

486 Apartments des Wohnturms waren ständig<br />

ausgebucht: Selbst die sechs dreistöckigen<br />

Penthäuser mit ihrem Weinkeller, der<br />

Sauna, den vier Schlafzimmern und dem<br />

Grillplatz auf dem Dach.<br />

Der hippe Tower verfügte über Tennisplätze,<br />

einen Swimmingpool, ein eigenes<br />

Einkaufszentrum und eine Kegelbahn –wer<br />

hier wohnte, war noch cooler als Hillbrow<br />

selbst, mit seinen Cafés, seinen Nightclubs<br />

und den flanierenden Bohemiens.Das Ponte<br />

sei „der Himmel auf Erden“, titelte damals<br />

eine <strong>Zeitung</strong>.<br />

Turmbau zu<br />

Babel<br />

Die Bewohner warfen ihren Müll einfach innen in den Wohnturm: Bald hatte der sich bis in den dritten Stock mit stinkendem Abfall gefüllt.<br />

VonJohannes Dieterich, Johannesburg<br />

Doch das blieb nicht lange so. Wenige<br />

Monate nach der Fertigstellung des Renommierobjekts<br />

wurde das Land im Juni 1976<br />

vom Schüleraufstand in Soweto erschüttert:<br />

Dieweiße Herrschaft befand sich seitdem in<br />

der Defensive. Zunehmender Druck aus dem<br />

In-und Ausland zwang die Rassentrenner zu<br />

Zugeständnissen: Als erster Johannesburger<br />

Stadtteil wurde das Immigrantenparadies<br />

Hillbrow stillschweigend auch für Dunkelhäutige<br />

geöffnet, europäische Einwanderer<br />

wagten sich ohnehin nur noch wenige ins erschütterte<br />

Land. Hillbrow wurde erst zur<br />

„grey area“, zum Graugebiet: Heute sieht<br />

man hier fast keinen hellhäutigen Menschen<br />

mehr.<br />

Mitdem Ergrauen des Stadtviertels war ein<br />

steiler sozialer Abstieg verbunden. Die Stadtwerke<br />

kümmerten sich immer weniger um<br />

das Schmuddel-Arrondissement: DieMüllab-<br />

DPA/JULIA NAUE<br />

fuhr blieb immer häufiger aus, die Polizei<br />

wagte sich immer seltener in das raue Terrain,<br />

die Besitzer renovierten ihre Appartementblocks<br />

nicht mehr. ImPonte gingen die Bewohner<br />

dazu über, ihren Müll statt in die<br />

Tonne ins Kanonenrohr zu werfen:Bald hatte<br />

sich der hohle Kern des Turmsbis in den dritten<br />

Stock mit stinkendem Abfall gefüllt. Die<br />

Belegschaft wurde immer ärmer, zahlreicher<br />

und dunkler: Als Luba Siparty nach der großen<br />

politischenWende 1994 ins Ponte einzog,<br />

hausten in manchen Einzimmerwohnungen<br />

bis zu 20 Menschen –statt wie geplant 3500<br />

hatte das Gebäude 10 000 Bewohner.„Es war<br />

die Hölle“, sagt derVeteran.<br />

NigerianischeVormieter hätten in seinem<br />

Dreizimmer-Appartement im 43. Stock die<br />

Teppiche aufgeschlitzt, um unter ihnen ihre<br />

heiße Ware, Kokain, zu verstecken, sagt Siparty.<br />

Imelften und zwölften Stock hatten<br />

sich gleich mehrere Bordelle eingenistet:<br />

Mankönne im Ponte innerhalb vonfünf Minuten<br />

einen Schuss Heroin, einen gefälschten<br />

Pass oder einen Revolver erstehen,<br />

schrieb ein Reporter damals. Die acht Aufzüge<br />

des Turms waren so gut wie immer kaputt:<br />

Werinden 54. Stock gelangen wollte,<br />

musste 848 Stufen erklimmen. Der Rekord<br />

für einen Ponte-Aufstieg lag bei 5Minuten<br />

und 19 Sekunden. Kein Wunder, dass sich<br />

Ordnungshüter höchstens einmal im Schaltjahr<br />

in das Gebäude wagten, und wenn,<br />

dann gleich mit einer halben Hundertschaft.<br />

Das Ponte galt als gefährlichster Ort des<br />

Landes,als erster „vertikaler Slum“ der Welt.<br />

Kaum einer der Bewohner des Turms<br />

zahlte damals noch Miete: Der Eigentümer,<br />

die Kempston-Gruppe, nahm praktisch nur<br />

noch die 50 000 Rand (damals rund 20 000<br />

Euro) des Mobilfunkgiganten Vodacom ein,<br />

der auf der Spitzedes Mittelfingers eine riesige,<br />

weit ins Land strahlende rote Leuchtreklame<br />

angebracht hatte. Die Jugendorganisation<br />

des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses<br />

(ANC) schlug vor, den<br />

Turm in ein Gefängnis zu verwandeln: „Die<br />

Gangster sind ja schon drin“, vermerkten<br />

Spötter. „Keiner ging damals noch davon<br />

aus,dassdas Ponte überleben würde“, erinnertsich<br />

Siparty.<br />

Dann kam, mit dem Jahr 2010, die Fußball-WM.<br />

Vonden nach Osten ausgerichteten<br />

Apartments des Turms kann man direkt<br />

ins Ellis-Park-Stadion schauen, wo außer<br />

mehreren Vorrunde-Spielen auch ein Viertelfinale<br />

ausgetragen wurde.Grund zur Hoffnung,<br />

dass im Zugdes Großereignisses auch<br />

Hillbrow aufgewertet würde: Die Johannesburger<br />

Entwicklungsagentur JDA wollte 900<br />

Millionen Rand (weit über 100 Millionen<br />

Euro) inden Stadtteil investieren. Zwei risikofreudige<br />

Investoren kauften Kempston<br />

seine in den Himmel ragende Bürde ab, sie<br />

wollten den Mietsturm inluxuriöse Eigentumswohnungen<br />

verwandeln. Ihr Kalkül<br />

ging allerdings spektakulär schief: Sie verkauften<br />

–auch wegen der Weltwirtschaftskrise,die<br />

selbst die hochfliegenden Pläneder<br />

Stadtväter wieder zunichte machte –nicht<br />

einmal eine einzige Wohnung.<br />

Einstriktes Regime<br />

Kempston holte sich seinen Leuchtturm<br />

wieder zurück –und zogals Lehreaus ihrem<br />

einstigen Scheitern das Primat der strikten<br />

Kontrolle über das Massenquartier. Die<br />

Firma brachte biometrisch gesteuerte<br />

Schleusen am Eingang an, regelte den Besuchsverkehr<br />

und stellte einen Ex-Polizisten<br />

als Manager ein. „Ich habe in kürzester Zeit<br />

für Ordnung gesorgt“, brüstete sich Danie<br />

Celliers damals.SeinNachfolger,ein ehemaliger<br />

Wildpark-Manager,hatte sich sogar zur<br />

Aufgabe gesetzt, seinen schwarzen Klienten<br />

das Wohnen in einem Apartmenthaus zu<br />

lehren. „Die leben ja sonst auf dem Land mit<br />

ihren Tieren“, meinte Jaap Breed: „Denen<br />

muss man das Leben in einem Wolkenkratzerjaerst<br />

einmal beibringen.“<br />

Auch Glenn Kraut, der das Ponte heute –<br />

schon wesentlich gelassener –managt, ist<br />

von der Notwendigkeit eines strikten Regimes<br />

überzeugt, soll der Ruf des Wohnturms<br />

wieder aufgemöbelt werden.Wer dreimal<br />

seine Mietenicht bezahlt, fliegt raus; wer<br />

Müll zum Fenster rausschmeißt, wird angezeigt;<br />

werBesuchhaben will, muss diesen an<br />

der Schranke abholen und im Fall einer<br />

Übernachtung seine Daten angeben. Tuter<br />

das nicht, muss er eine Geldbuße bezahlen.<br />

Kraut prüft jeden Mietswunsch eingehend<br />

auf die Finanzkraft des Antragstellers: Wer<br />

mit einem Monatsgehalt von 6 000 Rand<br />

eine 5000 Rand teureWohnung mieten will,<br />

braucht gar nicht erst anzutreten. Für den<br />

Manager zahlt sich die eiserne Hand auch<br />

wirtschaftlich aus: Das inzwischen von Kopf<br />

bis Fuß renovierte Ponte hat eine Belegrate<br />

vonfast90Prozent, bis zur Rezession in diesem<br />

Jahr gab es sogar eine Warteliste. Was<br />

sich Kraut allerdings wünscht: dass wieder<br />

mehr Mieter aus dem Mittelstand, Lehrer,<br />

Anwälte oder Bankangestellte einziehen.<br />

Wenn Nickolas Bauer während des Ponte-<br />

Besuchs des Bundespräsidenten etwas mehr<br />

Zeit hatte, wird erihm sein Projekt „Dlala<br />

Nje“ vorgestellt haben, mit dem der Johannesburger<br />

Reporter sowohl die Lebensqualität<br />

im Turm wie die Reputation das Hauses<br />

verbessern will. Im Erdgeschoss steht<br />

Schlüsselkindern am Nachmittag ein Hort<br />

offen, Gästetouren sollen das einstige Vertikal-Ghetto<br />

mit der Welt verbinden, über<br />

AirBnB werden bald auch Touristen das Flair<br />

desSymbolgebäudes kennenlernen können.<br />

Und in Bauers Club gibt es gelegentlich<br />

Weinproben und politische Debatten. Ganz<br />

oben natürlich, im 54. Stock.<br />

Johannes Dieterich<br />

würde heute ebenfalls im Ponte<br />

wohnen, gingeesnur nach ihm.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Politik<br />

Plötzlich<br />

ein<br />

Teamplayer<br />

Markus Söder,CSU-Chef in<br />

spe, sucht die Nähe zur CDU<br />

VonRasmus Buchsteiner<br />

Ich habe es mir lange überlegt. Es<br />

war keine leichte Entscheidung“,<br />

sagt Markus Söder am Montag vor<br />

der Landtagspresse in München. Es<br />

sei „eine Pflicht, eine Chance, eine<br />

Ehre, diese großartige Partei CSU zu<br />

führen“. Wasman so sagt in solchen<br />

Momenten.<br />

Nur: Besonders freudig wirkt Söder<br />

dabei nicht. Woraus man schließen<br />

kann, dass er noch nach seiner<br />

Rolle sucht, zumindest nach dem<br />

richtigen Ton. Beieinem Sonderparteitag<br />

am 19. Januar in München soll<br />

er zum neuen CSU-Chef gewählt<br />

werden. Ausdrücklich stellt der Kandidat<br />

klar,dass aus seiner Sicht auch<br />

eine „Doppelspitze“ funktioniert<br />

hätte. Doch nach Seehofers Rückzugsankündigung<br />

hätten eben sowohl<br />

Manfred Weber als auch Alexander<br />

Dobrindt abgesagt. Der eine<br />

kandidiert als Spitzenkandidat der<br />

konservativen EVP bei der Europawahl,<br />

der anderefürchtet wohl, nicht<br />

den ausreichenden Rückhalt in der<br />

Partei zu erhalten.<br />

Söder, der ein Minus von elf Prozentpunkten<br />

bei der Landtagswahl<br />

in Bayern Mitte Oktober zu verantworten<br />

hat, erweckt den Eindruck,<br />

als wäre esihm durchaus recht gewesen,<br />

wenn einer von beiden den<br />

Hut inden Ring geworfen hätte.„Irgendwann<br />

muss auch mal jemand<br />

die Verantwortung übernehmen“,<br />

begründet der 51-Jährige seine Kandidatur.<br />

Ein Satz, der nicht gerade<br />

nach großem Machtanspruch klingt.<br />

Söder macht auf Demut –eine Eigenschaft,<br />

die in der Vergangenheit<br />

nicht unbedingt mit seinem Namen<br />

in Verbindung gebracht wurde.<br />

Jobgarantie für Seehofer<br />

Überraschend deutlich fällt sein Bekenntnis<br />

zu Horst Seehofer als Bundesinnenminister<br />

aus. „Wir wollen<br />

Stabilität in der Regierung und auch<br />

Kontinuität. Dasgilt auch personell“,<br />

sagt Söder.Esist eine ArtJobgarantie<br />

für seinen langjährigen Widersacher,<br />

wenn auch von unbestimmter<br />

Dauer. Die Spekulationen über einen<br />

raschen Abgang Seehofers aus<br />

dem Bundeskabinett dürften damit<br />

erst einmal beendet sein.<br />

Söder, der in der Vergangenheit<br />

oft als politisches Alphatier und<br />

rücksichtloser Karrierist beschrieben<br />

wurde, gibt plötzlich den Teamplayer.<br />

Erspricht von Mannschaftsspiel<br />

und Miteinander, von „neuer<br />

Offenheit“, von Zuhören und Fehlern,<br />

die gemacht worden seien. Die<br />

schwierigste Zeit für ihn sei in diesem<br />

Jahr der große Asylstreit innerhalb<br />

der Union gewesen. Nun gelte<br />

es, ein neues Verhältnis zur CDU zu<br />

begründen, Konstruktivität zu zeigen<br />

und sich klar von der AfD abzugrenzen<br />

sowie den Wähler-Exodus<br />

Richtung Grüne zu stoppen.<br />

Geht es nach Söder, der im Sommer<br />

den Konflikt über die Flüchtlingspolitik<br />

selbst mit auf die Spitze<br />

getrieben hatte, soll der bayerische<br />

Löwe künftig in Berlin weniger laut<br />

brüllen.„Öfter“ als bisher werdeerin<br />

der Hauptstadt sein. CDU und CSU<br />

sollten sich wieder als politische Familie<br />

verstehen.<br />

Wenig euphorisch: Markus Söder gibt seine<br />

Kandidatur als CSU-Chef bekannt. DPA<br />

Die CDU sucht nach klaren Konturen. Der Historiker Andreas Rödder rät: Eine Idee gibt es nicht ohne die Realität. IMAGO (2)<br />

„Fortschritt braucht den Konservativen“<br />

Was bedeutet es heute,<br />

konservativ zu sein?<br />

Und welcher der Kandidaten<br />

für den CDU-<br />

Vorsitz erfüllt dieses Profil am besten?<br />

Darüber haben wir mit dem Historiker<br />

Andreas Rödder gesprochen. Er<br />

ist ein konservativer Denker, Bestseller-Autor<br />

und selbst CDU-Mitglied.<br />

Herr Rödder, was ist heute noch konservativ?<br />

Konservativ bedeutet heute wie<br />

vor 200 Jahren eine bestimmte Haltung<br />

zum Wandel. Der Konservative<br />

will keine neue Welt erschaffen, weil<br />

er den Preis des Fortschritts kennt.<br />

Aber er will den Wandel verträglich<br />

gestalten, Bewährtes bewahren und<br />

Reformbedürftiges verbessern. Das<br />

unterscheidet ihn vomTraditionalisten,<br />

der alles lassen will, wie es ist.<br />

Undvom Reaktionär,der die Zeit zurückdrehen<br />

will.<br />

Wie muss ein politischer Wettbewerber<br />

den Konservatismus ausgestalten,<br />

um damit erfolgreich zu sein?<br />

Indem der Konservative die großen<br />

Themen, die großen Herausforderungen<br />

unserer Zeit adressiert,<br />

um den Wandel behutsam zu gestalten,<br />

beispielsweise die Digitalisierung<br />

oder die europäische Integration,<br />

die Veränderung von Familienformen<br />

oder die Klimaveränderung.<br />

DerAnsatz muss sein, den Wandel in<br />

solche Bahnen zu lenken, dass die<br />

Menschen mitgenommen werden.<br />

VonRasmus Buchsteiner<br />

Imkommenden Jahr müssen nach<br />

Angaben der Bundesregierung voraussichtlich<br />

48 000 Rentnerinnen<br />

und Rentner erstmals Steuern zahlen.<br />

Demnach werden 2019 rund<br />

4,98 Millionen Senioren steuerpflichtig<br />

sein –fast doppelt so viele<br />

wie im Jahr 2005. Das geht aus der<br />

Antwortdes Bundesfinanzministeriums<br />

auf eine Anfrage des Linken-<br />

Rentenexperten Matthias W. Birkwald<br />

zurück, die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland)<br />

Der Historiker Andreas Rödder analysiert den Erneuerungsprozess in der CDU<br />

Wer von den bekannten Bewerbern<br />

um den Vorsitz in der CDU kann das<br />

am besten: Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />

Friedrich Merz oder Jens<br />

Spahn?<br />

Zunächst einmal sind alle drei<br />

besser in der Lage,die Partei zu integrieren,<br />

als es Angela Merkel zuletzt<br />

vermocht hat. Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

wird von der Frauen-<br />

Union, der Arbeitnehmerbewegung<br />

und dem Merkel-Flügel unterstützt,<br />

aber sie hat zugleich das Problem,<br />

dass sie in der Flüchtlingspolitik eng<br />

an Merkels Seite stand –also in der<br />

Frage, die stark zur Spaltung der<br />

Union beigetragen hat.<br />

Anders als Merz und Spahn…<br />

Ja. Und Friedrich Merz steht für<br />

eine konservativeund zugleich wirtschaftspolitisch<br />

liberale CDU. Jens<br />

Spahn wiederum ist ein offener,moderner<br />

Konservativer, der große Fragen<br />

unserer Zeit offensiv adressiert.<br />

Merz und Spahn würden dazu beitragen,<br />

dass die Union wieder ein<br />

deutlicher christdemokratisches<br />

Profil gewinnt und sich erkennbar<br />

vonder SPD unterscheidet. Daswäre<br />

auch gut für die SPD, das Parteiensystem<br />

und die gesamte deutsche<br />

Demokratie.<br />

Wervon den beiden ist Ihr Favorit?<br />

Meine Lieblingslösung wäre: der<br />

moderne KonservativeJens Spahn als<br />

Parteivorsitzender, der charismatische,international<br />

versierte Friedrich<br />

ZUR PERSON<br />

Andreas Rödder wurde 1967 in Wissen geboren. Er studierte Geschichte und Germanistik<br />

in Bonn und Tübingen und wurde 1995 in Bonn promoviert. Seit 2005 ist<br />

Andreas Rödder Professor für Neueste Geschichte mit dem Schwerpunkt Internationale<br />

Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.<br />

Merz als Bundeskanzler und Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer mit ihrem<br />

Schneid und ihren offensiven Fähigkeiten<br />

als Generalsekretärin, die den<br />

Programmprozess weitertreibt.<br />

Ist Angela Merkels Haltung in der<br />

Flüchtlingspolitik eine Frage von<br />

konservativ oder nicht konservativ?<br />

Es ist insofern eine Frage von<br />

konservativ oder nicht konservativ,<br />

als sich in diesem Fall –ganz<br />

grundsätzlich gesprochen –platonisches<br />

und aristotelisches Denken<br />

gegenüber stehen. Das platonische<br />

Denken huldigt der abstrakten<br />

Idee. Das aristotelische<br />

Denken – dem der Konservative<br />

anhängt –sagt: Eine Idee gibt es<br />

nicht ohne die Realität. Das hat<br />

Merkel aus meiner Sicht in der<br />

Flüchtlingspolitik mindestens<br />

phasenweise verweigert. Sie hat<br />

„Wir schaffen das“ gesagt –ohne<br />

zu sagen, wie es gehen soll. Damit<br />

hat sie die Pflicht des Konservativen<br />

zur Realpolitik verletzt.<br />

Die SPD hat zwei Jahre für Ihren Erneuerungsprozess<br />

eingeplant – mit<br />

Arbeitsgruppen und Debattencamps.<br />

Beider CDU soll die Erneuerung jetzt<br />

innerhalb weniger Wochen erfolgen.<br />

Sind Konservativeeinfach unkomplizierter?<br />

In einer gewissen Weise ja. Da<br />

Konservativeessich zur Aufgabe gemacht<br />

haben, denWandel behutsam<br />

zu gestalten, gibt es für sie keine ewigen<br />

Werte. Konservative verteidigen<br />

heute das, was sie gestern bekämpft<br />

haben. Manche nennen das beliebig<br />

–ich finde es pragmatisch und menschenfreundlich.<br />

Denn diese Haltung<br />

bewahrtden Konservativen vor<br />

der Unbedingtheit des Absoluten.<br />

Die Sozialdemokraten sind sehr viel<br />

stärker an einem festen Leitbild orientiert.<br />

Klar ist aber auch: Die Erneuerung<br />

der CDU ist mit der Wahl<br />

eines neuen Vorsitzenden noch<br />

lange nicht abgeschlossen.<br />

DieFDP behauptet ja gern, sie sei die<br />

einzig verbliebene Partei, die nicht<br />

(struktur-)konservativ ist…<br />

Da ist etwas dran. Die Liberalen<br />

glauben immer an die positive Kraft<br />

des Fortschritts. Der Konservative<br />

sieht dagegen immer auch das Preisschild<br />

daran. Er weiß, dass dieVeränderung<br />

auch mit gesellschaftlichen<br />

Kosten verbunden ist.<br />

Macht der Fortschritt den Konservativenirgendwann<br />

überflüssig?<br />

Im Gegenteil: Der Fortschritt<br />

braucht den Konservativen mit seiner<br />

entschleunigenden Kraft, damit<br />

die Menschen ihn akzeptieren. Zugleich<br />

würde es den Konservativen<br />

ohne den Fortschritt gar nicht geben,<br />

er ist ein Kind des Wandels.<br />

Kluge Konservative und kluge Fortschrittliche<br />

wissen, dass sie aufeinander<br />

angewiesen sind.<br />

DasGespräch führte<br />

Tobias Peter.<br />

Mehr Rentner müssen Steuern zahlen<br />

„Kehrseite der Rentenerhöhung“: Fast fünf Millionen Senioren sind 2019 abgabepflichtig<br />

vorliegt. Hintergrund der Prognose<br />

ist das für 2019 erwartete Rentenplus<br />

von 3,2 Prozent in Westdeutschland<br />

sowie 3,9 Prozent in Ostdeutschland.<br />

Als Folge der Erhöhung werden<br />

mehr Rentner das steuerfreie Existenzminium<br />

überschreiten. Das Finanzministerium<br />

rechnet mit Steuermehreinnahmen<br />

von 410 Millionen<br />

Euro.<br />

Seit 2005 gilt die sogenannte<br />

nachgelagerte Rentenbesteuerung.<br />

Welcher Anteil der Rente besteuert<br />

wird, hängt vom Jahr des Rentenbeginns<br />

ab.Bei Rentnern, die 2005 oder<br />

vorher in Rente gegangen sind, sind<br />

50 Prozent der Altersbezüge steuerpflichtig.<br />

BeiNeurentnerndes Jahres<br />

2019 werden es 78 Prozent sein. Ab<br />

2040 werden die gesetzlichen Renten<br />

komplett besteuert.<br />

Linken-Rentenexperte Birkwald<br />

sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RND), die<br />

erfreuliche Rentenerhöhung im<br />

kommenden Jahr habe eine Kehrseite.<br />

„Immer mehr Rentnerinnen<br />

und Rentner rutschen in die Steuerpflicht<br />

und müssen dann auch eine<br />

Steuererklärung abgeben“, sagte der<br />

Bundestagsabgeordnete. Mit jedem<br />

Jahrgang werde der Anteil der steuerfreien<br />

Rente für den Einzelnen immer<br />

niedriger. „Wir brauchen<br />

schnelle, kostenlose und niedrigschwellige<br />

Hilfen für ältere Menschen<br />

und eine angemessene Personalausstattung<br />

in den Finanzämtern,<br />

damit hier eine sachgerechte<br />

Beratung stattfinden kann“, forderte<br />

Birkwald. Gerade bei den Älteren, die<br />

ausschließlich oder überwiegend<br />

von Renteneinkünften leben, müsse<br />

die Mehrzahl derjenigen, die zu einer<br />

Steuerklärung verpflichtet seien,<br />

dann gar keine Steuernzahlen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Stiftung bestätigt zwei<br />

Großspenden an die AfD<br />

Diemutmaßlich niederländische<br />

Stiftung Stichting Identiteit Europa<br />

hat zwei Großspenden an die AfD in<br />

den Jahren 2016 und 2018 bestätigt.<br />

Am 29. Februar 2016 seien 49 000<br />

Euro und am 12. Februar 2018<br />

150 000 Euro an die Partei gezahlt<br />

worden, teilte die Stiftung mit. Demnach<br />

wurde das Geld zurückgezahlt:<br />

Die49000 Euro habe die Stiftung bereits<br />

eine Woche später erhalten, die<br />

150 000 Euro seien am 10. Maizurückgezahlt<br />

worden. DieAfD hatte<br />

bereits den Eingang der Spende von<br />

150 000 Euro beim Kreisverband Bodensee<br />

vonFraktionschefin Alice<br />

Weidel bestätigt. DerBetrag sei zurücküberwiesen<br />

worden. (AFP)<br />

SPD warntvor Stationierung<br />

neuer US-Raketen<br />

DerstellvertretendeVorsitzende der<br />

SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich,<br />

hat vorder Stationierung von<br />

US-Mittelstreckenraketen in<br />

Deutschland gewarnt.„Auch wenn<br />

der INF-Vertrag nicht fortbestehen<br />

sollte,darfDeutschland nicht zum<br />

Austragungsortatomarer Kriegsspiele<br />

werden“, sagte er der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) voreiner Sitzung des<br />

Koalitionsausschusses an diesem<br />

Dienstag, der sich auch mit der Kündigung<br />

desVertrages durch die USA<br />

befassen wird.„Wir werden einer Stationierung<br />

neuer US-Mittelstreckenwaffen<br />

nicht zustimmen. Es gibt<br />

keine militärische Lücke zwischen<br />

den USA und Russland, wie einige<br />

immer wieder behaupten.“ (mdc.)<br />

Hoffnung auf<br />

Frieden in Jemen<br />

Huthi in Sanaa. Die Rebellen haben am<br />

Montag ihre Raketenangriffe eingestellt. AP<br />

Diejemenitische Regierung hat am<br />

Montag ihreTeilnahme an Friedensgesprächen<br />

mit den Huthi-Rebellen<br />

zugesagt. Es werdeeine Delegation<br />

zu Gesprächen nach Stockholm entsandt,<br />

teilte das Außenministerium<br />

mit. Dortsoll eine politische Lösung<br />

für ein Ende des blutigen Konflikts<br />

gefunden werden. Zuvorhatte ein<br />

Rebellenchef der Huthis angeboten,<br />

die Kämpfe auszusetzen. Auch<br />

Saudi-Arabien, das die jemenitische<br />

Regierung in ihrem Kampf gegen die<br />

Rebellen militärisch unterstützt, ist<br />

für die Friedensgespräche.Einen<br />

Termin für die Gespräche gibt es<br />

noch nicht. (AFP)<br />

Streit über das<br />

EU-Budget eskaliert<br />

Während sich die EU-Außenminister<br />

am Montag auf den Brexit-Kompromiss<br />

einigten –ersoll schon am<br />

Sonntag zwischen EU und Großbritannien<br />

beschlossen werden –, sind<br />

die Vermittlungsgespräche zum milliardenschweren<br />

EU-Haushalt gescheitert.<br />

Unterhändler der EU-<br />

Staaten und des Europaparlaments<br />

konnten sich am Montag nicht fristgerecht<br />

auf das Budget der Union für<br />

das kommende Jahr einigen, wie die<br />

österreichische EU-Ratspräsidentschaft<br />

am späten Abend mitteilte.<br />

Haushaltskommissar Günther Oettinger<br />

muss einen neuen Entwurf<br />

vorlegen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 5 *<br />

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Politik<br />

Anwohner von Tijuana demonstrierten am Wochenende gegen die Ankunft von Migranten aus Mittelamerika.<br />

DPA/OMAR MARTINEZ<br />

In Tijuana wächst die Wut<br />

Eine Demonstration gegen die Flüchtlingskarawane aus Honduras offenbart die tiefe Spaltung der Stadt. Dabei hat die Krise gerade erst begonnen<br />

VonTobias Käufer,Tijuana<br />

Nach zwei Stunden Protest<br />

sind die Demonstranten<br />

in Tijuana fast am Ziel:<br />

Das Migrantenlager auf<br />

dem Sportplatz Benito Juarez, einer<br />

Baseballanlage nur einen Steinwurf<br />

von der amerikanisch-mexikanischen<br />

Grenzeentfernt. Hier sind rund<br />

2000 Migranten untergebracht, die<br />

vorgut einem Monat aus Honduras in<br />

Richtung USA aufgebrochen waren.<br />

Nun hören sie nach den Strapazen<br />

der Flucht aus gut 100 Meter Entfernung<br />

die Sprechchöre der wütenden<br />

Mexikaner: „Fuera, Fuera“ (Raus,<br />

Raus) brüllt die aufgebrachte Masse.<br />

„Mexiko zuerst“ oder „Migranten ja,<br />

Invasion nein“, steht auf den mitgebrachten<br />

Plakaten.<br />

„Frauen und Kinder ja, Männer<br />

nein, die machen nur Probleme“, sagt<br />

ein Muskelprotz, der sich Comandante<br />

Ivan nennt und nach eigenen<br />

Angaben zu einer Bürgerwehr gehört,<br />

in die Mikrofone der Weltpresse. Ein<br />

paar Meter weiter fordert Demonstrantin<br />

Fernanda: „Mexikanisches<br />

Geld nur für mexikanische Arme.“<br />

Die Ankunft der Karawane aus Honduras<br />

spaltet die Stadt. Zahlreiche<br />

Menschen klatschen entlang der Strecke,<br />

als die rund 1000 Demonstranten<br />

durch die Straßen in Richtung Lager<br />

ziehen.„Kein Geld für die Migranten“,<br />

rufen sie vonden Balkonen.<br />

Hoffnung auf ein besseres Leben<br />

Im Lager ist die Stimmung angespannt.<br />

„Natürlich macht mir das<br />

Angst“, sagt die alleinerziehende<br />

Mutter Bella (24) hinter dem Gitterzaun<br />

des Baseballplatzes. „Aber ich<br />

will für meine Tochter ein besseres<br />

Leben. Wir wollen den Mexikanern<br />

nichts wegnehmen. Wir wollen arbeiten<br />

und uns unser eigenes Leben<br />

aufbauen.“<br />

Hier in Tijuana entscheidet sich<br />

das Schicksal der Karawane. Der ersten,<br />

die nach einem Marsch zu Fußin<br />

Bussen oder Lkw angekommen ist.<br />

Im Laufe der Woche werden bis zu<br />

10 000 weitere Migranten in Tijuana<br />

erwartet. Und essind weitere Karawanen<br />

unterwegs, erst am Sonntag<br />

sind in El Salvador 200 Migranten auf<br />

die Reise Richtung Norden aufgebrochen.<br />

Sie alle werden irgendwann in<br />

Tijuana oder einer anderen mexikanischen<br />

Grenzstadt ankommen. Das<br />

Tijuana<br />

Derzeit sind etwa<br />

8000 Migranten<br />

in verschiedenen<br />

„Karawanen“<br />

unterwegs<br />

500 km<br />

Mexicali<br />

Sonoyta<br />

Pazifik<br />

Navojoa<br />

Klima ist angespannt. DiePolizei reagiert<br />

besonnen, sperrt die Straßen<br />

rund um das Migrantenlager ab, um<br />

so ein direktes Aufeinandertreffen der<br />

beiden Gruppen zu verhindern. Abseits<br />

der Demonstrationen kommt es<br />

immer wieder zu Rangeleien. Vertreter<br />

der Nationalen Mexikanischen<br />

Menschenrechtskommission verfolgen<br />

den Aufmarsch der Anti-Migranten-Demonstranten<br />

mit entsetzten<br />

Gesichtern.<br />

Die Unterstützer der Migranten,<br />

überwiegend linksgerichtete NGOs<br />

USA<br />

Hauptflüchtlingszug<br />

(über 4300 km)<br />

MEXIKO<br />

Guadalajara<br />

Mexiko Stadt<br />

Juchitan<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP<br />

Golf von<br />

Mexiko<br />

Start am<br />

13. Oktober<br />

San Pedro<br />

Sula<br />

wie die „Linke Revolutionäre Bewegung“<br />

oder die „Engel der Grenzen“,<br />

fordern unterdessen mehr Hilfe und<br />

Unterstützung für die Migranten. Die<br />

mexikanische Politik lasse die Migranten<br />

im Stich, lautet ihr Vorwurf.<br />

Undsie attackieren Tijuanas Bürgermeister<br />

Juan Manuel Gastelum, der<br />

von „Kiffern und Faulpelzen“ unter<br />

den Flüchtlingen gesprochen hatte.<br />

„Tijuana wurde gegründet, erbaut<br />

und entwickelt vonMigranten unterschiedlicher<br />

Herkunft. Keine Migranten<br />

in Tijuana zu wollen ist, nicht die<br />

gleiche Stadt zuwollen“, schreiben<br />

sie in einer Erklärung.<br />

Der Streit über die Karawane wird<br />

so mehr und mehr auch eine ideologische<br />

Auseinandersetzung. Zwischen<br />

jenen, die offene Grenzen und freie<br />

Wohn- und Arbeitsplatzwahl für alle<br />

fordern, und jenen, die nur an den<br />

Fortbestand von Nationen glauben,<br />

wenn Grenzeneingehalten werden.<br />

Amerikaner kaufen billig ein<br />

Tijuana lebt vom Grenzverkehr.<br />

Zehntausende Amerikaner kommen<br />

proWoche in die Stadt umbillig einzukaufen<br />

oder die deutlich preisgünstigeren<br />

Schönheitskliniken aufzusuchen.<br />

Die Einkaufslandschaft ist<br />

auf die Bedürfnisse der amerikanischen<br />

Kunden zugeschnitten, fast<br />

überall wirdPersonal gesucht. Aber es<br />

gibt auch bettelarme Viertel, wo es<br />

weder fließendes Trinkwasser noch<br />

eine Perspektive gibt. Trotzdem hat<br />

Mexikos künftiger Präsident Andres<br />

Manuel Lopez Obrador Arbeitsvisa<br />

für die Migranten in Aussicht gestellt.<br />

Die mexikanische Wirtschaft glaubt,<br />

die Migranten in den Arbeitsmarkt<br />

integrieren zu können. Die Einwohner<br />

in Tijuana wiederum fürchten<br />

sich vor einer von US-Präsident Donald<br />

Trump immer wieder ins Gespräch<br />

gebrachten Grenzschließung,<br />

die verheerende Folgen für die Stadt<br />

hätte. All das prallt nun in Tijuana<br />

aufeinander.Vor ein paar Tagen gab<br />

es erstmals handfeste Auseinandersetzungen<br />

zwischen Mexikanern<br />

undMigranten.<br />

DieFlüchtlinge werden noch eine<br />

lange Zeit in Tijuana ausharren müssen,<br />

denn die gesicherte Grenzeverhindert<br />

einen Übertritt ins Land ihrerTräume.Und<br />

die Wartezeit auf einen<br />

Termin für ein Asylverfahren ist<br />

lang. Es gibt schon jetzt eine Warteliste<br />

mit mehreren Tausend Namen,<br />

die allesamt auf eine erste Befragung<br />

warten. Tijuanas Bürger befürchten,<br />

dass es ähnlich wie in Europa nun<br />

Flüchtlingslager entlang der Grenze<br />

geben könnte.Sie fühlen sich im Rest<br />

des Landes mit den Migranten alleingelassen.<br />

DieKrise in Tijuanahat<br />

gerade erst begonnen.<br />

Tobias Käufer begleitete<br />

die Karawane im Süden<br />

Mexikos und nun in Tijuana.<br />

Düstere Perspektiven für Rückkehrer<br />

Ein Bericht des Auswärtigen Amtes zeichnet ein verheerendes Bild der Menschenrechtssituation in Syrien<br />

VonMarkus Decker<br />

Der aktuelle Lagebericht des Auswärtigen<br />

Amts über die politische<br />

Situation in Syrien zeichnet ungeachtet<br />

nachlassender Kampfhandlungen<br />

ein verheerendes Bild der<br />

Menschenrechte in dem Land und<br />

beschreibt die Perspektiven für zurückkehrende<br />

Flüchtlinge als sehr<br />

düster.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) konnte das<br />

28-seitige Papier,das auf den 13. November<br />

datiert und von der Bundesregierung<br />

als vertraulich eingestuft<br />

ist, am Montag einsehen. Es dient der<br />

vom 28. bis zum 30. November in<br />

Magdeburgtagenden Innenministerkonferenz<br />

als Entscheidungsgrundlage<br />

für mögliche Abschiebungen.<br />

„Polizei, Justizvollzugsbeamte<br />

und vor allem Sicherheits- und Geheimdienste<br />

wenden systematisch<br />

Folterpraktiken an, insbesondere<br />

gegenüber Oppositionellen oder<br />

Menschen, die vom Regime als oppositionell<br />

eingestuft werden“,<br />

heißt es in dem Bericht. „Folter<br />

macht in Syrien auch vor Kindern<br />

nicht halt.“ So seien „zahllose Fälle<br />

dokumentiert, bei denen einzelne<br />

Familienmitglieder, nicht selten<br />

Frauen und Kinder,für vomRegime<br />

als feindlich angesehene Aktivitäten<br />

anderer Familienmitglieder inhaftiert<br />

und gefoltert wurden“. Diese<br />

„Sippenhaft“ könne „bereits bei<br />

bloßem Verdacht auf mögliche Annäherung<br />

an die Opposition“ angewendet<br />

werden.<br />

Insgesamt weist der Bericht seit<br />

2011 rund 13 000 bestätigte Todesfälle<br />

nach Folter aus.Überdies fänden<br />

„Vergewaltigungen, Folter und systematische<br />

Gewalt gegen Frauen von<br />

Seiten des syrischen Militärs und alliierter<br />

Gruppen unter anderem an<br />

Grenzübergängen, militärischen<br />

Kontrollstellen und in Haftanstalten“<br />

statt. Die Zwangsrekrutierung von<br />

Kindern zum Militärdienst sei seit<br />

2014 stetig gestiegen.<br />

Große Gefahren kommen dem Lagebericht<br />

zufolge auf zurückkehrende<br />

Flüchtlinge zu. „Innerhalb der<br />

besonders regimenahen Sicherheitsbehörden<br />

gelten Rückkehrer als Feig-<br />

linge und Fahnenflüchtige,<br />

schlimmstenfalls sogar als Verräter<br />

bzw.Anhänger vonTerroristen“, steht<br />

in dem Papier. Und „immer wieder“<br />

seien „Rückkehrer, vor allem solche,<br />

„Folter macht in Syrien auch<br />

vor Kindern nicht halt.“<br />

Aus dem aktuellen Lagebericht des Auswärtigen Amtes<br />

die als oppositionell oder regimekritisch<br />

erachtet werden, erneuter Vertreibung,Sanktionen<br />

bzw.Repressionen<br />

bis hin zu Gefährdung für Leib<br />

und Leben ausgesetzt“. Dies gelte in<br />

erster Linie für Gebiete unter Regimekontrolle.<br />

Aber auch ökonomisch sei die<br />

Lage für Rückkehrer schwierig. So<br />

habe es zwar allein 2017 rund<br />

720 000 Rückkehrer gegeben, in<br />

demselben Zeitraum jedoch<br />

ebenso 1,8 Millionen neue Binnenvertriebene.<br />

Und von den derzeit<br />

18 Millionen im Land lebenden<br />

Syrern gelten 13 Millionen<br />

laut Bericht als hilfsbedürftig, 5,6<br />

Millionen sogar als akut hilfsbedürftig.<br />

„Angesichts der desolaten<br />

wirtschaftlichen Lage bestehen<br />

wenige Möglichkeiten zur Schaffung<br />

einer ausreichenden Lebensgrundlage<br />

bzw. der Sicherung des<br />

Existenzminimums“, schreiben<br />

die Autoren. In den Gebieten, in<br />

denen viele Binnenvertriebene<br />

mit Einheimischen um Ressourcen<br />

konkurrierten, existierten<br />

kaum Möglichkeiten der Beschäftigung<br />

oder sonstigerTeilhabe.<br />

DerBericht wurde vonder Innenministerkonferenz<br />

Anfang Dezember<br />

2017 angefordert und jetzt den Behörden<br />

übersandt, die in Asyl- und<br />

Aufenthaltsfragen zuständig sind.<br />

Bundestagsabgeordnete dürfen ihn<br />

lediglich lesen, aber nicht verbreiten.<br />

Die Länderinnenminister diskutieren<br />

bereits seit Tagen, ob Abschiebungen<br />

von Urhebern schwerer<br />

Straftaten und terroristischen GefährdernnachSyrienvertretbarsind.<br />

Die Innenminister von Bayern und<br />

Sachsen, Joachim Herrmann (CSU)<br />

und Roland Wöller (CDU), sprachen<br />

sich dafür aus. Sachsen-Anhalts Innenminister<br />

Holger Stahlknecht<br />

(CDU) will den geltenden Abschiebestopp<br />

hingegen bis Ende Juni 2019<br />

verlängern. Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer (CSU) und Niedersachsens<br />

Innenminister Boris Pistorius<br />

(SPD) möchten eine Prüfung.


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Bundesbank traut der<br />

Wirtschaft wieder mehr zu<br />

Nach einer Delle im Sommer gewinnt<br />

die deutsche Konjunktur der<br />

Bundesbank zufolge wieder an<br />

Kraft. DieWirtschaft dürfte im Jahresschlussquartal<br />

2018 wieder recht<br />

kräftig expandieren, hieß es in dem<br />

am Montag veröffentlichten aktuellen<br />

Monatsbericht der Bundesbank.<br />

„Soist mit einer Normalisierung der<br />

Produktion und der Ausfuhren von<br />

Kraftfahrzeugen bis zum Jahresende<br />

zu rechnen.“ Belastet vorallem von<br />

Problemen der Autoindustrie war<br />

das Bruttoinlandsprodukt vonJuli<br />

bis September nach vorläufigen<br />

Daten gegenüber dem zweiten<br />

Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft.<br />

Es war der erste Rückgang<br />

seit dreieinhalb Jahren.<br />

Innogy setzt Belohnung für<br />

Hinweise zu Anschlag aus<br />

Rund acht Monate nach dem Säure-<br />

Anschlag auf den Innogy-Manager<br />

BernhardGünther hat der EnergiekonzerneinePrämie<br />

für Hinweise<br />

ausgesetzt, die zur Aufklärung der<br />

Tatund zur Ergreifung des Täters<br />

führen. DieBelohnung betrage bis<br />

zu 80 000 Euro,teiltedas Unternehmen<br />

am Montagmorgen mit. DerInnogy-Finanzchef<br />

war am 4. März<br />

nach dem Joggen nahe seines<br />

Wohnhauses in Haan bei Düsseldorf<br />

überfallen worden. Zwei Männer<br />

warfen den 51-Jährigen zu Boden<br />

und übergossen ihn mit Säure. Die<br />

Staatsanwaltschaft Wuppertal hatte<br />

ihreErmittlungen im September<br />

eingestellt. DasTatmotiv ist weiter<br />

unklar.<br />

Schwacher September<br />

belastet Maschinenbau<br />

Die Exporte derMaschinenbauer steigen<br />

weniger stark.<br />

FOTO: KARMANN/DPA<br />

DasExportgeschäft der deutschen<br />

Maschinenbauer hat im dritten<br />

Quartal etwas an Tempo verloren.<br />

VonJuli bis September stiegen die<br />

Ausfuhren gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

um 3,9 Prozent auf<br />

43,8 Milliarden Euro,wie der Branchenverband<br />

VDMA mitteilte.Im<br />

ersten Halbjahr hatte die exportorientierte<br />

deutsche Schlüsselindustrie<br />

trotz internationaler Handelskonflikte<br />

noch ein Plus von<br />

5,9 Prozent verbucht. Erste Bremsspuren<br />

zeigten sich den Angaben<br />

zufolge im September mit einem Exportrückgang<br />

um 0,2 Prozent.<br />

Glücksspiel-Anbieter Zeal<br />

will Lotto24 übernehmen<br />

DerOnline-Lotterieanbieter Zeal<br />

Networkaus London hat ein Übernahmeangebot<br />

für den Hamburger<br />

Konkurrenten Lotto24 angekündigt.<br />

Beieinem Zusammenschluss würde<br />

eine digitale Lotteriegruppe mit zusammen<br />

mehr als 5Millionen Kunden<br />

und einem Transaktionsvolumen<br />

vonetwaeiner halben Milliarde<br />

Euro entstehen. Bezahlen will Zeal<br />

mit eigenen, neu auszugebenden<br />

Aktien. Einige Großaktionärehaben<br />

sich schon zur Annahme des Angebots<br />

verpflichtet, sodass Zeal bereits<br />

Zusagen für rund zwei Drittel der<br />

Aktien hat. Nach einem deutlichen<br />

Kursplus infolge des Angebots ist<br />

Lotto24 an der Börse jetzt knapp<br />

330 Millionen Euro wert.<br />

Kritikerverlangen,auch besondere Hilfen für DemenzkrankeimPflege-Tüv aufzulisten.<br />

Neuer Pflege-TÜV soll im Herbst starten<br />

Angehörige sollen künftig besser erkennen können, welche Pflegeeinrichtungen gut bewertet werden<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Provisionen halten sich hartnäckig<br />

Die Bundesregierungwollte das Vermittlerhonorar bei Lebensversicherungen deckeln –doch das Projektstockt<br />

Von Friederike Marx<br />

Der Zeitplan: Die in einem<br />

sogenannten Qualitätsausschuss<br />

versammelten Pflegeeinrichtungen,<br />

-kassen<br />

und Kommunen wollen das<br />

Konzept noch vorWeihnachten<br />

wie vorgeschlagen beschließen.<br />

Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn peilt an,<br />

im Herbst 2019 das Bewertungssystem<br />

umzustellen –<br />

und im Anschluss die Informationen<br />

über die Heime zu<br />

erneuern.<br />

band der Verbraucherzentralen.<br />

„Dadurch können die Kosten vonKapitallebensversicherungen<br />

sinken,<br />

wenn die Unternehmen die Einsparungen<br />

an ihre Kunden weitergeben.“<br />

Zwar setzen sich Verbraucherschützer<br />

schon seit Langem für ein<br />

Provisionsverbot ein. „Aber eine Begrenzung<br />

wäre ein sinnvoller Zwischenschritt<br />

dahin“, sagte Gatschke.<br />

„Bestehende Regelungen sind jedenfalls<br />

nicht geeignet, Fehlanreize im<br />

Vertrieb zu vermeiden.“<br />

Die Verzinsung des Altersvorsorge-Klassikers<br />

sinkt seit geraumer<br />

Zeit, weil die Versicherer wegen der<br />

Zinsflaute am Finanzmarkt immer<br />

geringere Erträge erwirtschaften. Je<br />

schmaler die Rendite einer Lebensversicherung<br />

ausfällt, desto stärker<br />

DAS VERFAHREN<br />

Das Infoblatt: Eine Gesamtnote<br />

für Pflegeeinrichtungen<br />

ist mangels Aussagekraft<br />

nicht geplant. Stattdessen<br />

sollen die einzelnen Themen<br />

mit Kästchen- und Punkte-<br />

Symbolen so gekennzeichnet<br />

werden, dass Angehörige<br />

einen schnellen Überblick<br />

bekommen –ambesten auf<br />

nur einer Seite. Ergänzend<br />

sollen weitere Informationen<br />

zu Ausstattung ausgewiesen<br />

werden.<br />

Die Punktevergabe: Experten<br />

des Medizinischen<br />

Dienstes der Kassen sollen<br />

sich durch Prüfungen in den<br />

Heimen ein Bild vonjeweils<br />

biszuneunBewohnern machen.<br />

An erster Stelle soll<br />

laut Gutachten stehen, ob<br />

Bewohner den „Bedürfnissen<br />

entsprechend Unterstützung“<br />

erhalten –nicht ob<br />

Konzepte der Heime sich<br />

eignen und wie diese organisiertsind.<br />

Bisher liegt die Durchschnittsnote<br />

für Deutschlands<br />

Heime bei 1,2 –besonders<br />

aussagekräftig und<br />

für die Betroffenen hilfreich ist der<br />

„Pflege-TÜV“ daher nicht. Schließlich<br />

konnten schlechte Bewertungen<br />

etwa bei den Vorkehrungen gegen<br />

Wundliegen bisher leicht ausgeglichen<br />

werden –etwa durch eine lückenlose<br />

Dokumentation oder eine<br />

umfangreicheSpeisekarte.Bereitsim<br />

Jahr2015warwegendermangelnden<br />

Aussagekraft der Noten eine Überarbeitung<br />

des Systems in Auftrag gegeben<br />

worden.<br />

DerBundestaghatinzwischenbeschlossen,<br />

dass die neuen Kriterien<br />

ab Herbst 2019 angewendet werden<br />

sollen und die so erhobenen Bewertungen<br />

dann veröffentlicht werden<br />

sollen. „Dabei den bisherigen Pflegenoten<br />

schlechte vonguter Pflegequalität<br />

zu oft nicht zu unterscheiden<br />

war, arbeiten wir mit Hochdruck an<br />

dem neuen Pflege-TÜV“, sagte Gernot<br />

Kiefer, Vorstand des Spitzenverbandes<br />

der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV), dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland (RND).<br />

„Unser Ziel ist und bleibt es,gute und<br />

schlechte Qualität in Pflegeeinrichtungen<br />

für jeden einfach erkennbar<br />

zu machen.“<br />

Inzwischen liegen Experten-<br />

Empfehlung für den neuen Pflege-<br />

TÜV vor –inForm eines 64-Seiten-<br />

Gutachtens,erstelltvonderUniversität<br />

Bielefeld und dem Göttinger Institut<br />

für angewandte Qualitätsförderung<br />

und Forschung im Gesundheitswesen.<br />

Kurz gefasst: Künftig soll<br />

es an Stelle einiger weniger Noten,<br />

die zu einer Gesamtnote zusammengezogen<br />

werden, 25 Einzelbewertungen<br />

geben. Die Schulnoten-Struktur<br />

wollen die Gutachter durch vier Bewertungsstufen<br />

ersetzt sehen –von<br />

„keine oder geringe Qualitätsdefizite“<br />

bis „schwerwiegende Qualitätsdefizite“.<br />

Bewertet werden sollen<br />

unter anderem Unterstützung bei<br />

Mobilität, Essen, Trinken oder Medikamenteneinnahmen,<br />

das Schmerzmanagement<br />

und Hilfen bei der Körperpflege.<br />

Die Empfehlungen müssen<br />

noch in konkrete Verordnungen<br />

für die Prüfungen durch den Medizinischen<br />

Dienst (MDS) umgesetzt<br />

werden.<br />

Im Gespräch mit dem RND sagte<br />

der Pflegebeauftragte der Bundesregierung,<br />

Andreas Westerfellhaus,das<br />

vorgelegt Konzept sei ein guter und<br />

überfälliger Schritt in die richtige<br />

Richtung. „Schwarze Schafe“ müssten<br />

erkennbar werden. „Aber wo<br />

Licht ist, gibt es auch Schatten: Wenn<br />

ich den Bericht richtig interpretiere,<br />

werden bestimmte Prüfergebnisse<br />

von der Veröffentlichung ausgeschlossen,<br />

weil die Information zum<br />

fallen die Kosten zum Beispiel für die<br />

Vermittlung ins Gewicht.<br />

Das Bundesfinanzministerium<br />

hatte im Sommer vorgeschlagen, die<br />

Provisionen zu deckeln, die Versicherungsunternehmen<br />

an ihre Vermittler<br />

zahlen. Auch die Finanzaufsichtsbehörde<br />

Bafin hat sich im Rahmen<br />

der Auslegung der EU-Versicherungsvertriebsrichtlinie<br />

(IDD) für<br />

eine Begrenzung der Provisionen<br />

ausgesprochen. „Sollte eine Entscheidung<br />

des Gesetzgebers zu lange<br />

dauern, müsste die Bafin unter Umständen<br />

aktiv werden, um Fehlanreize<br />

beim provisionsgestützten Vertrieb<br />

zu vermeiden“, sagte der Chef<br />

der Versicherungsaufsicht bei der<br />

Bafin, Frank Grund.<br />

Die Bafin schlägt eine Abschlussprovision<br />

von2,5 Prozent der Beiträ-<br />

EPD/NEUMANN<br />

Beispiel schwer vermittelbar sei –genannt<br />

werden freiheitsentziehende<br />

Maßnahmen ohne Einwilligung oder<br />

richterliche Genehmigung. Das sind<br />

für die Pflegebedürftigen und ihre<br />

Angehörigen aber wichtige Informationen“,<br />

so Westerfellhaus weiter.<br />

„Das Konzept sollte deshalb sämtliche<br />

Prüfergebnisse zur Veröffentlichung<br />

freigeben und die Daten so<br />

aufbereitet werden, dass sie jeder<br />

auswerten und veröffentlichen<br />

kann.“<br />

Patientenschützer sind angesichts<br />

der vorgelegten Empfehlungen<br />

keinesfalls euphorisch. „Das vorgeschlagene<br />

Punktesystem der Wissenschaftler<br />

ist nicht benutzerfreundlich“,<br />

sagt Eugen Brysch, Vorstand<br />

der Deutschen Stiftung Patientenschutz.<br />

„Vielmehr braucht es eine<br />

Gesamtnote und pflegerelevante<br />

K.O.-Kriterien. Dazu gehören die<br />

Schmerztherapie und die Verhinderung<br />

von Wundgeschwüren, die Gabe<br />

vonMedikamenten sowie die Behandlungspflege.“<br />

Auch besondere Hilfen für Demenzkranke<br />

und Sterbende hätten<br />

eine herausragende Bedeutung. „Die<br />

Menschen brauchen einen Pflege-<br />

TÜV, der leicht verständlich ist, die<br />

PraxisabbildetundeineschnelleVergleichbarkeit<br />

ermöglicht“, sagte<br />

Brysch. „Krankenkassen und Pflegeanbieter<br />

dürfen den Reformprozess<br />

jetzt weder verwässern noch stoppen.<br />

Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn ist gefordert, Verantwortung<br />

zu übernehmen.“<br />

Die Vermittlungsprovision beim<br />

Abschluss einer Lebensversicherung<br />

ist Verbraucherschützern<br />

schon lange ein DornimAuge.Vor allembei<br />

den aktuell niedrigen Zinsen<br />

drückt sie die Rendite der Kunden.<br />

Die Bundesregierung wollte die Provisionen<br />

begrenzen, um kapitalbildende<br />

Lebensversicherungen wiederattraktiverzumachen–dochpassiertist<br />

bisher offenbar nichts.<br />

Es müsse mehr Tempo bei dem<br />

Thema gemacht werden, fordern<br />

Verbraucherschützer. „Der Vorschlag<br />

des Bundesfinanzministeriums,<br />

Provisionen der Vermittler zu<br />

begrenzen, muss endlich umgesetzt<br />

werden“, sagte der Versicherungsexperte<br />

Lars Gatschke vomBundesverge<br />

vor, die Kunden verteilt über die<br />

Laufzeit des Vertrags zahlen könnten.<br />

Darin enthalten ist die sogenannte<br />

Bestandsprovision, die Vermittler<br />

dafür bekommen, dass die<br />

von ihnen verkaufte Versicherung<br />

nicht wieder gekündigt wird. Hinzu<br />

können nach den Vorstellungen der<br />

Aufsicht weitere 1,5 Prozent kommen,<br />

wenn bestimmte Qualitätskriterien<br />

erfüllt werden zum Beispiel die<br />

Zufriedenheit der Kunden.<br />

Aktuell liegt die Provision beim<br />

Abschluss des Vertrages nach Erfahrung<br />

von Verbraucherschützern je<br />

nach Vertriebsweg zwischen 2,5 und<br />

3,5 Prozent. Dabei handelt es sich allerdings<br />

um Durchschnittswerte,höhere<br />

Sätze sind nicht ausgeschlossen.<br />

Hinzu komme noch die Bestandsprovision.<br />

Bund macht<br />

Minusgeschäft<br />

mit Raststätten<br />

Linksfraktionfordert<br />

Verstaatlichung<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

und Jan Sternberg<br />

Der Bund macht am Rande der<br />

Autobahnen jährlich einen Verlust<br />

in hoher zweistelliger Millionenhöhe.<br />

Die Konzessionsabgabe, die<br />

Raststättenbetreiber an den Bund<br />

zahlen, deckt bei weitem nicht die<br />

Ausgaben für Bauund Erhaltung von<br />

Rast- und Parkplätzen. Zudem ist die<br />

umsatzabhängigeAbgabeseit 20 Jahren<br />

kaum gestiegen. Die Linksfraktion<br />

im Bundestag fordert nun, die<br />

1998 privatisierten Raststätten wieder<br />

zu verstaatlichen.<br />

Entlang desdeutschen Autobahnnetzes<br />

gibt es insgesamt 875 Nebenbetriebe,<br />

davon 396 Tankstellen,<br />

428 Raststätten, 51 Hotels oder Speditionsgebäude.<br />

Dieallermeisten gehören<br />

der Firma Tank &Rast. Dieprivaten<br />

Betreiber müssen eine Konzessionsabgabe<br />

an den Bund zahlen, die<br />

vomUmsatzabhängigist.15,4Millionen<br />

Euro zahlte Tank &Rast im Jahr<br />

2016, wie die Bundesregierung nun<br />

auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion<br />

bestätigte. Alle Konzessionäre<br />

zusammen zahlten 2017 gut 16 Millionen<br />

Euro. Die Abgabe verändert<br />

sich seit 20 Jahren kaum: 1998, im ersten<br />

Jahr der Privatisierung, zahlten<br />

die Konzessionäre insgesamt<br />

15,4 Millionen Euro, 2003 waren es<br />

16,3 Millionen.<br />

Höhere Ausgabenfür den Bund<br />

Im Gegenzug gibt der Bund aberjährlich<br />

110 Millionen Euro aus, um Parkplätze<br />

und Anlagen am Rand der<br />

Autobahnen instand zu halten oder<br />

neuzubauen.DiesesGeldfließtnicht<br />

in die privaten Raststätten selbst,<br />

sondernzum Beispiel in die Zu-und<br />

Abfahrten sowie in die unbewirtschafteten<br />

Rastanlagen.<br />

Wieaber schafft es Tank&Rast, die<br />

Abgabe seit 20 Jahren konstant zu<br />

halten? Und das, obwohl 24 neue<br />

Rastanlagen gebaut wurden und seit<br />

2003 auch die Einnahmen durch die<br />

kostenpflichtigen Sanifair-Toiletten<br />

in den Umsatz einfließen? Dazu<br />

schweigen sich die Firma und die<br />

Bundesregierung aus.<br />

Tank &Rast geht auf den 1951 gegründeten<br />

Staatsbetrieb GfN zurück,<br />

der für die sogenannten Nebenbetriebe<br />

der Bundesautobahnen zuständigwar.1998<br />

wurde Tank &Rast<br />

an ein Konsortium aus Lufthansa,<br />

den Finanzinvestoren Apax und Allianz<br />

Capital Partners verkauft –<br />

1,25 Milliarden D-Marksollder Staat<br />

damals kassierthaben. Zudem übernahmen<br />

die neuen Eigner Schulden<br />

von600 Millionen Mark.<br />

Häufige Eigentümerwechsel<br />

Danach wechselten die Eigentümer<br />

mehrmals. Rund elf Jahre lang hatte<br />

das britische Unternehmen TerraFirma,<br />

ebenfalls ein Finanzinvestor,das<br />

Sagen. Rreef, der Infrastrukturfonds<br />

der Deutschen Bank, war zeitweise<br />

mit von der Partie. 2015 wurde der<br />

Raststättenbetreiber abermals veräußert.<br />

Allianz Capital Partners,eine<br />

Tochter des Versicherungsriesen,<br />

stieg wieder ein –gemeinsam mit anderen<br />

Investoren. Der Kaufpreis lag<br />

seinerzeit bei 3,5 Milliarden Euro.<br />

DasUnternehmenmussnachwievor<br />

eine hohe Schuldenlast tragen, sie<br />

soll bei etwa 2Milliarden Euro liegen.<br />

Der Linken-Abgeordnete Victor<br />

Perli sagte dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland (RND): „Wir wissen<br />

mittlerweile:DieAbgabenvonTank&<br />

Rast decken nicht mal annähernd<br />

das, was der Steuerzahler für die<br />

Autobahnraststätten ausgibt. DieAbzocke<br />

auf den Raststätten wird so<br />

auch noch indirekt vomSteuerzahler<br />

subventioniert. Dass die Bundesregierung<br />

die genauen Zahlen dazu<br />

nicht liefern kann oder will, ist ein<br />

Skandal.“ DiePrivatisierung1998 sei<br />

ein Fehler gewesen. „Der Betrieb der<br />

Autobahnraststätten gehört in öffentliche<br />

Hand“,sagtePerli.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Autoboss<br />

Carlos Ghosn<br />

in Haft<br />

Nissan erhebt Vorwürfe<br />

gegen eigenen Chef<br />

Von Marco Engemann<br />

Die lange Karriere von Carlos<br />

Ghosn steht voreinem abrupten<br />

ende: Japanische Behörden verhafteten<br />

den Chef des Autokonzerns Renault-Nissan<br />

wegen möglicher Verstöße<br />

gegen japanische Finanzgesetze.Offenbar<br />

hatten interne Ermittler<br />

bei Nissan aufgedeckt, dass der 64-<br />

jährige Ghosn unter anderem sein<br />

Einkommen bei der Tokioter Börse<br />

zu niedrig angegeben habe. Nach<br />

Darstellung der Nachrichtenagentur<br />

Kyodo, soll erüber fünf Jahre insgesamt<br />

umgerechnet 40 Millionen<br />

Euro zu wenig angegeben haben.<br />

Vorwürfe vonNissan<br />

Renault-Aktien stürzten am Montag<br />

in Paris umzwölf Prozent auf den<br />

tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren.<br />

Ghosn ist der dienstälteste Chef<br />

bei einem großen Autokonzern. Er<br />

startete seine Karriere bei Renault<br />

und brachte die Allianz mit Nissan<br />

auf den Weg. Derzeit ist er bei den JapanernVerwaltungsratschef<br />

und bei<br />

Renault gleichzeitig Vorstandschef.<br />

Auch mit dem Daimler-Konzern ist<br />

Renault-Nissan über gegenseitige<br />

Beteiligungen verbunden. Beide<br />

bauen den Smart und den Renault<br />

Twingo auf der gleichen Plattform<br />

und betreiben in Mexiko ein gemeinsames<br />

Werk für Mercedes und die<br />

Nissan-Marke Infiniti.<br />

Nissan sprach von einem ernsthaften<br />

Fehlverhalten des in Brasilien<br />

geborenen Managers und will ihn<br />

wegen Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht<br />

feuern. Vorstandschef Hiroto<br />

Saikawa werdedies dem Aufsichtsrat<br />

vorschlagen, teilte Nissan am Montag<br />

in Tokio mit.<br />

Die internen Untersuchungen<br />

hätten neben fehlerhaften Einkommensangaben<br />

weiteres Fehlverhalten<br />

von Ghosn ans Tageslicht befördert,<br />

darunter den persönlichen Gebrauch<br />

vonFirmeneigentum. Diejapanischen<br />

Strafverfolgungsbehörden<br />

seien von Nissan unterrichtet<br />

worden, das Unternehmen kooperiere<br />

invollem Umfang. Wie Nissan<br />

mitteilte, wurde das Unternehmen<br />

durch Hinweise eines Whistleblowers<br />

auf die mutmaßlichen Verstöße<br />

aufmerksam.<br />

Vertragverlängert<br />

Ghosns Vertragals Renault-Chef war<br />

erst im Februar um vier Jahreverlängert<br />

worden. Zuvor hatte die Höhe<br />

seines Gehalts zu Auseinandersetzungen<br />

mit dem französischen Staat<br />

gesorgt, der bei Renault mit 15 Prozent<br />

beteiligt ist. Der heutige Präsident<br />

Emmanuel Macron hatte den<br />

Autobauer im Jahr 2016 in seiner damaligen<br />

Funktion als Wirtschaftsminister<br />

unter Druck gesetzt, woraufhin<br />

Ghosn doch noch Zugeständnisse<br />

machte.<br />

Ghosn hatte 1999 von Renault<br />

kommendden Chefsessel bei Nissan<br />

übernommen und führte den damals<br />

hoch verschuldeten Konzern<br />

aus der Krise.2005 hatte er dann zusätzlich<br />

die Spitzevon Renault übernommen.<br />

CarlosGhosn steht unter schwerem Verdacht.<br />

FOTO: EULER/AP<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Die Schnäppchen-Woche<br />

hat begonnen. Vor einigen<br />

Jahren kannte noch<br />

niemand den Termin,<br />

doch inzwischen ist der Black Friday<br />

am 23. November der Großkampftag<br />

des Einzelhandels. Verbraucherschützer<br />

raten Kunden allerdings,<br />

vor allem einen kühlen Kopf zu bewahren.<br />

Wir erklären auch, was die<br />

Tage mit den Superangeboten für<br />

den Handel bedeuten.<br />

Wasist überhaupt der Black Friday?<br />

DerSchnäppchentag wurde aus den<br />

USA importiert. Es handelt sich um<br />

den Freitag nach Thanksgiving. Und<br />

da das US-Erntedankfest am letzten<br />

Donnerstag im November liegt, ist<br />

der Freitag ein Brückentag, der traditionell<br />

zum Einkauf vonWeihnachtsgeschenken<br />

genutzt wird. Um die erhöhte<br />

Kauflust in Euphorie zu steigern,<br />

offerieren zahlreiche Händler<br />

zusätzliche Sonderangebote. Der<br />

weltgrößte Internethändler Amazon<br />

hat, um einen Teil des Geschäfts abzuschöpfen,<br />

den Cyber-Monday und<br />

die Cyber-Monday-Woche erfunden,<br />

die am Montag begann. Viele andere<br />

Unternehmen haben nachgezogen.<br />

So veranstaltet Kaufhof gerade eine<br />

„Black Week“.<br />

Wie lässt sich die wachsende Bedeutung<br />

der Aktionstage erklären?<br />

In Deutschland starteten die Marketingkampagnen<br />

vorgut zehn Jahren.<br />

Sie wurden zunächst vor allem von<br />

hiesigen Ablegern von US-Firmen<br />

getragen. Nach anfänglicher Skepsis<br />

sprangen immer mehr einheimische<br />

Händler auf. So entstand ein Sog. An<br />

den Rabatt-Tagen kommt mittlerweile<br />

kaum ein Händler –gleichgültig<br />

ob online oder offline –vorbei.Zumal<br />

der Event-Charakter für die<br />

Kundschaft immer stärker wird. Es<br />

geht darum, Konsumenten zu zusätzlichen<br />

Einkäufen zu ermuntern.<br />

Das wird im Internet noch durch<br />

Countdown-Uhren und die Anzeige<br />

angeblich schrumpfender Sortimente<br />

verstärkt.<br />

Woher kommt eigentlich die Bezeichnung<br />

vom schwarzen Freitag?<br />

Daslässt sich nicht eindeutig klären.<br />

Drei Erklärungen sind populär:<br />

Weil die Straßen in den Innenstädten<br />

wegen des enormen Andrangs<br />

schwarz von Menschen waren. Weil<br />

viele Händler an diesem Tagindie<br />

schwarzen Zahlen kamen. Und weil<br />

an diesem Tag die Ladenbesitzer<br />

schwarze Finger vomZählen des vielen<br />

Geldes hatten.<br />

Wie hoch werden in Deutschland die<br />

Umsätze ausfallen?<br />

Der Handelsdachverband HDE<br />

schätzt, dass am Black Friday und am<br />

Cyber-Monday zusammengerechnet<br />

2,4 Milliarden Euro umgesetzt<br />

werden. Daswürde im Vergleich zum<br />

Vorjahr einem Plus von 15Prozent<br />

entsprechen. HDE-Geschäftsführer<br />

Stefan Genth spricht von einem<br />

„wichtigen Impuls im Weihnachts-<br />

Der inszenierte Kaufrausch<br />

An Black Friday und Cyber-Monday kommt kaum noch ein Händler vorbei<br />

Amazonhat dieVerkaufstage zumInternetphänomen gemacht.<br />

Verbraucher müssten sich auch<br />

auf ein größeres Angebot vonoptisch<br />

nicht ganz einwandfreien Kartoffeln<br />

einstellen, sagt der Experte.Ware, die<br />

in Jahren mit besserer Ernte vonden<br />

Betrieben aussortiert worden wäre,<br />

dürftenachdieserErnteebenfallsind<br />

die Läden kommen. Angesichts der<br />

aktuellen Knappheit fänden sich derzeit<br />

mehr Knollen mit dunklen Flecken<br />

in den Supermarktregalen. Dabei<br />

handele es sich jedoch ausschließlich<br />

um rein optische Mängel,<br />

die keinen Einfluss auf den Verzehr<br />

der Kartoffeln hätten, erklärte Hambloch.<br />

VERKALKULIERT AM BLACK FRIDAY<br />

FOTO: LEON NEAL/GETTY<br />

Die Rabatt-Verlierer: Im vergangenen Jahr<br />

erlebte Deutschlands größter Elektronikhändler<br />

Ceconomy (Media Markt, Saturn),<br />

dass das Rotstift-Spektakel auch schnell<br />

nach hinten losgehen kann. Zwar war der<br />

Black Friday2017 der umsatzstärkste Tagin<br />

der Geschichte des Unternehmens. Allerdings<br />

musste Ceconomy dafür einen hohen<br />

Preis zahlen. Denn die vorgezogenen Käufe<br />

zum Niedrigpreis sorgten dafür,dass das Geschäft<br />

im Dezember schlechter lief als erwartet.<br />

Am Ende machte der Elektronikhändler<br />

im Weihnachtsgeschäft deutlich weniger Gewinn<br />

als im Vorjahr.<br />

geschäft“. Von immer mehr Händlernwerde<br />

gezielt Aktionswareangeboten.<br />

Lohnt sich der Stress für die Verbraucher?<br />

In vielen Fällen fallen die Verbilligungen<br />

geringer aus,als es zunächst den<br />

Anschein hat. EinBeispiel: Am Montag<br />

wurde sowohl bei Amazon als<br />

auch beim Rivalen Rakuten als Top-<br />

Angebot ein Fernseher von LGmit<br />

OLED-Monitor und 139 Zentimeter<br />

Bilddiagonale für 1199 Euro angeboten.<br />

Im regulären Handel, etwa bei<br />

der Elektro-Kette Saturn, ist das Gerät<br />

für 1399 Euro zu haben. DerAmazon-/Rakuten-Rabatt<br />

beträgt also 15<br />

Prozent. Dabei muss man aber wissen,<br />

dass es sich um ein Auslaufmodell<br />

handelt. Kunden können mit etwas<br />

Geschick die 1199 Euro wahrscheinlich<br />

auch im Fachgeschäft heraushandeln.<br />

Wie liegt generell das Preisniveau?<br />

Nach einer Auswertung des Internetportals<br />

Check 24 lagen im vorigen<br />

Jahr die Preise für klassische Weihnachtswaren<br />

an den Rabatt-Tagen<br />

EndeNovemberaufeinenTiefstand–<br />

mit einem Minus von2,1 Prozent im<br />

Vergleich zu Anfang Oktober. Danach<br />

kletterten sie bis zum Jahresende<br />

um 2,8 Prozent. Diegrößten Nachlässe<br />

mit fast acht Prozent habe es bei<br />

Lego-Spielzeug gegeben. Notebooks<br />

verbilligtensichumzweiProzent,um<br />

danach wieder auf das vorherige<br />

Preisniveau zurückzukehren. Das<br />

könnte auf eine Tendenz hindeuten,<br />

die schon lange bei Flugtickets gilt:<br />

Spätentschlossene müssen mehr bezahlen.<br />

Allerdings gab es auch Ausnahmen:<br />

Fernsehgeräte wurden<br />

2017 nach dem Black Friday noch<br />

einmal deutlich billiger.<br />

Worauf müssen Verbraucher besondersachten?<br />

Check-24-Manager Timm Sprenger<br />

empfiehlt: „Auch an den Aktionstagen<br />

lohnt sich der Vergleich verschiedener<br />

Shops und Anbieter.<br />

Denn nicht überall, wo Rabatt drauf<br />

steht, ist auch einer drin.“ DieExperten<br />

der Verbraucherzentralen raten<br />

denn auch, bei der Schnäppchensuche<br />

mindestens zwei Preissuchmaschinen<br />

zu nutzen. Und man dürfe<br />

sich nicht vonvermeintlichen Super-<br />

Sonderangeboten täuschen lassen,<br />

die mit einem Vergleich zu den unverbindlichen<br />

Preisempfehlungen<br />

(UVP) des Herstellers werben. Diese<br />

stellten oft Mondpreise dar, die nie<br />

aufgerufen wurden. So gibt Amazon<br />

beim erwähnten LG-Fernseher eine<br />

UVP von2499 Euro an.<br />

Droht auch richtiger Betrug?<br />

Verbraucherschützer warnen davor,<br />

bei Online-Einkäufen per Vorkasse<br />

zu zahlen. Gerade an den Rabatt-Tagen<br />

sei die Gefahr groß, auf<br />

Offerten von fragwürdigen Webseiten<br />

hereinzufallen. In der Vergangenheit<br />

kam es immer wieder vor, dass<br />

Betrüger Geld kassierten, aber nicht<br />

lieferten. Am sichersten ist, per Rechnung<br />

oder Lastschrift zu zahlen.<br />

Kartoffelpreise um mehr als die Hälfte gestiegen<br />

Von Uta Knapp<br />

Nach massiven Ernteeinbußen<br />

wegen der langen Dürre im<br />

Sommer sind die Kartoffelpreise für<br />

Verbraucher um mehr als die Hälfte<br />

gestiegen. Derzeit müsse der Kunde<br />

im Supermarkt für Kartoffeln in<br />

Kleinverpackungen rund 84 Cent pro<br />

Kilogramm zahlen, während der Kilo-Preis<br />

vor einem Jahr bei 55 Cent<br />

gelegen habe, berichtet Christoph<br />

Hambloch, Analyst des Agrarmarkt-<br />

Informationsdienstes (AMI) in Bonn.<br />

Zu weiteren Preissteigerungen könne<br />

es im Frühjahr kommen.<br />

Nach dem trockenenSommer fieldie Ernteeinige Millionen Tonnenkleineraus<br />

Trotz eines Ernterückgangs bei<br />

Speisekartoffeln in Deutschland um<br />

1,5 bis zwei Millionen Tonnen in diesem<br />

Jahr seien keine Versorgungsengpässe<br />

zu befürchten. Insgesamt<br />

sei die Ernte um etwa drei Millionen<br />

Tonnen niedriger ausgefallen.<br />

Nach dem guten Jahr 2017 könnten<br />

viele Betriebe jedoch noch auf<br />

Überschüsse zurückgreifen. Hinzu<br />

kämen verringerte Kartoffelexporte<br />

und verstärkte Importe,die vorallem<br />

bei Frühkartoffeln im kommenden<br />

Jahr zu erwarten seien.<br />

Kartoffelbauern, die trotz der<br />

Dürre eine nennenswerte Ernte eingefahren<br />

hätten, könnten derzeit von<br />

den deutlich höheren Preisen profitieren.<br />

So hätten sich die Erzeugerpreise<br />

von zehn Euro je 100 Kilogramm<br />

auf 25 bis 26 Euro weit mehr<br />

als verdoppelt.<br />

Diese Chance verpassen allerdings<br />

Landwirte,die zu ihrer eigenen<br />

Absicherung feste Lieferpreise schon<br />

vorder Ernte vereinbarthaben. Auch<br />

bei Weiterverarbeitern wie Schälbetrieben<br />

sei die Situation vorallem im<br />

Osten Deutschlands teilweise dramatisch,<br />

sagt Hambloch. Sie leiden<br />

unterdengeringerenMengen,haben<br />

aber nichts vonden höheren Preisen.<br />

DAX-30 in Punkten<br />

20.8.18<br />

20.8.18<br />

MÄRKTE<br />

▼ 11244,54 (–0,85 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent inUS-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

20.8.18<br />

Stand der Daten: 19.11.2018 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

19.11.18<br />

▼ 66,92 (–0,24 %)<br />

19.11.18<br />

▲ 1,1427 (+0,71 %)<br />

Quelle<br />

19.11.18<br />

aus DAX und MDAX vom 19.11. zum Vortag<br />

1&1 Drillisch 43,46 +5,85 WWWWWWWWW<br />

LindePLC 139,30 +2,43 WWWWW<br />

United Internet NA 38,47<br />

+2,18 WWWW<br />

Schaeffler Vz. 7,92 +1,98 WWWW<br />

Volkswagen Vz. 146,72 +1,95 WWWW<br />

freenet NA 17,84 +1,19 WWW<br />

Verlierer<br />

aus DAXund MDAX vom19.11.zum Vortag<br />

Wirecard 137,60 WWWWWWWWWWW –6,90<br />

Wacker Chemie 79,66 WWWWWWWWW –5,71<br />

Zalando 27,23 WWWWWWWWW –5,58<br />

Sartorius Vz. 114,10 WWWWWWWW –4,92<br />

Delivery Hero 32,58 WWWWWWWW –4,90<br />

HugoBoss NA 61,08 WWWWWW –3,75<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 19.11. ±% z. 16.11.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –0,64<br />

3687/3091 3160,33<br />

CAC 40 (FR) – 0,79<br />

5657/4897 4985,45<br />

S&P UK (UK) – 0,15<br />

1590/1383 1415,02<br />

RTS (RU) +0,13<br />

1339/1039 1135,71<br />

IBEX (ES) –0,56<br />

10643/8628 9006,30<br />

Dow Jones (US) –1,75<br />

26952/23345 24967,74<br />

Bovespa (BR) – 0,87<br />

89598/69069 87748,44<br />

Nikkei (JP) +0,65<br />

24448/20347 21821,16<br />

Hang Seng (HK) +0,72<br />

33484/24541 26315,98<br />

Stx Singap. 20 (SG) –1,02<br />

1583/1350 1409,12<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */**<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

RaboDirect */**<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,50 0,50 0,50<br />

DenizBank **<br />

denizbank.de - 0,40 0,40<br />

ING-DiBa *<br />

ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,05 0,05 0,05<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,16 0,16 0,16<br />

*Neukunden<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

8. März<br />

ZITAT<br />

Lasst uns feiern –<br />

und nachdenken<br />

Jens Blankennagel<br />

würde sich über mehr Debatten<br />

zum neuen Feiertag freuen.<br />

Die SPD und die Linke wollen den<br />

8. März zueinem neuen offiziellen<br />

Feiertag in Berlin erklären. Der Tag wird<br />

bereits seit 1911 als Internationaler Frauentag<br />

gefeiert. Eingesetzlicher Feiertag ist<br />

er weltweit derzeit in 26 Staaten –die sich<br />

zumeist früher als sozialistisch bezeichnet<br />

haben. Dazu kommt noch China, dort<br />

ist es zwar kein Staatsfeiertag, aber die<br />

Frauen haben nachmittags frei.<br />

Berlin wäre das erste Bundesland, das<br />

den Frauentag in dieser Form adelt. Dies<br />

wäre einerseits natürlich gut, weil es eine<br />

neue Idee ist, weil damit die Hälfte der Bevölkerung<br />

geehrt wird –die leider noch<br />

immer sehr weit von Gleichberechtigung<br />

entfernt ist –und weil es die Frauen einfach<br />

verdient hätten.<br />

Aber es hätte auch etwas von einem<br />

halben Feiertag. Denn was machen die<br />

Männer? Die können an diesem Tagnatürlich<br />

einfach die Frauen feiern.<br />

Wäre esinBerlin nicht angebrachter,<br />

für einen Feiertag ein Spezifikum dieser<br />

Stadt auszuwählen, das weltweit auch<br />

noch einmalig ist: der 9. November 1989.<br />

Der Tag, an dem in der damals geteilten<br />

Stadt völlig überraschend die Mauer<br />

fiel. Unddennoch wäreeskein Tagder reinen<br />

Euphorie. Denn 1918 wurde an jenem<br />

Tagauch die erste Republik in Berlin<br />

ausgerufen, 1923 putschte Hitler in München<br />

und 1938 fanden die Pogrome der<br />

Nazis gegen Juden statt. Es wäre damit<br />

auch ein Tagzum Denken.<br />

Und wenn sich die <strong>Berliner</strong> Parteien<br />

nicht einig werden, können sie zum 9. November<br />

gern auch den 8. März dazunehmen.<br />

Denn bei Feiertagen steht es zwischen<br />

Bayern und Berlin 12 :9.Dawäre<br />

auch noch der 8. Maidrin, derTag, an dem<br />

Hitlerdeutschland kapitulierte und der<br />

Zweite Weltkrieg in Europa endete.<br />

CDU-Kandidatur<br />

Spahn auf<br />

Rechtskurs<br />

Markus Decker<br />

sieht in dem Vorstoß zum Migrationspakt<br />

einen Akt der Schwäche.<br />

Dass Jens Spahn gegen den UN-Migrationspakt<br />

Stellung bezieht, ist keine<br />

Überraschung. Der Münsterländer profiliert<br />

sich ja seit einigen Jahren in Abgrenzung<br />

zur Migrationspolitik der Kanzlerin.<br />

Spahn glaubt, in der CDU eine Marktlücke<br />

entdeckt zu haben. Diefüllt er.<br />

Ob der jüngste Vorstoß klug war, steht<br />

auf einem anderen Blatt. So zeigte sich<br />

etwa Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />

überrascht und würdigte die bereits gefallene<br />

Mehrheitsentscheidung der Unionsfraktion,<br />

„dass wir uns hier vonpopulistischen<br />

Kräften nicht ins Bockshorn jagen<br />

lassen“. Deraußenpolitische Sprecher der<br />

Fraktion, Jürgen Hardt, warnte, hier würden<br />

„diffuse Ängste geschürt und Menschen<br />

verunsichert“. Spahn erweckt den<br />

Eindruck, als würde er im Kampf um den<br />

CDU-Vorsitz bereits jetzt die letzte Patrone<br />

verschießen. Es ist, als sähe er sich<br />

durch das Auftauchen des älteren Konservativen<br />

Friedrich Merz zu einem weiteren<br />

Ausfallschritt nach rechts gezwungen.<br />

Aber auch in der Sache ist das Ansinnen<br />

des Gesundheitsministers zweifelhaft.<br />

Denn der Migrationspakt gibt zwar<br />

Empfehlungen, wie Migration organisiert<br />

werden sollte. Doch er verpflichtet zu<br />

nichts, sondern erkennt an, dass jeder<br />

Staat seine Migrationspolitik selbst regelt.<br />

Nein, Spahn ist nicht allein. Er hat Vizefraktionschef<br />

Carsten Linnemann<br />

ebenso an seiner Seite wie den CDU-Landesverband<br />

Sachsen-Anhalt und Teile der<br />

CSU. Ohnehin ist es nicht verboten, Zuwanderung<br />

kritisch zu sehen. Allerdings<br />

sind unter den Ländern, die den Pakt ablehnen,<br />

die USA unter Donald Trump und<br />

das Ungarn Viktor Orbans. Das ist nicht<br />

die Gesellschaft, die ein führender deutscher<br />

Christdemokrat suchen sollte.<br />

Doch MerkelZwo?<br />

Die Idee war vernünftig, die Umsetzung<br />

nicht. Mit wenigen<br />

Klicks im Internet herausfinden,<br />

ob ein Pflegeheim oder ein ambulanter<br />

Pflegedienst seine Arbeit gut macht<br />

–das war der Plan, als vorzehn Jahren die damalige<br />

große Koalition ein Bewertungsverfahren<br />

einführte. Doch die neuen Pflegenoten<br />

erwiesen sich schnell als untauglich.<br />

Während der Medizinische Dienst der Krankenkassen<br />

regelmäßig Missstände in der<br />

Pflege anprangerte, zeigten die Pflegenoten<br />

eine heile Welt. Der bundesweite Durchschnitt<br />

pendelte sich bei einem unrealistisch<br />

guten Wert von1,2 ein.<br />

Bereits kurz nach der Einführung des<br />

Pflege-TÜVs war zu erkennen, dass das Bewertungssystem<br />

nichts taugt. DenVerbänden<br />

der Pflegeheime und der ambulanten<br />

Dienste, die über die Gestaltung der Noten<br />

mit entscheiden durften, war es gelungen,<br />

allzu forsche Forderungen nach Transparenz<br />

abzuwehren. Unabhängige Wissenschaftler<br />

und die Krankenkassen wunderten sich nicht.<br />

Beider Trockenlegung der Sümpfe dürfe man<br />

schließlich nicht die Frösche fragen, so wurde<br />

gespottet. Doch es wurde nichts getan, um<br />

den Prozess in die richtige Bahn zu lenken.<br />

In dem bisherigen System können Pflegeeinrichtungen<br />

auch dann eine gute Gesamtnote<br />

bekommen, wenn sie in Kernbereichen<br />

der Pflege schlechte Qualität bieten, etwa bei<br />

der Versorgung der Pflegebedürftigen mit<br />

Flüssigkeit und Nahrung oder bei der Verhinderung<br />

des Wundliegens. Das ist möglich,<br />

weil die schlechten Einzelnoten durch<br />

gute Bewertungen in weniger wichtigen Bereichen<br />

(„Gibt es im Pflegeheim jahreszeitliche<br />

Feste?“) ausgeglichen werden können.<br />

Es passierte –nichts. Erst 2014 redete der<br />

Pflegebeauftragte der Regierung, Karl Josef<br />

Die vergangenen drei Wochen forderten<br />

mir einiges ab: neun Veranstaltungen<br />

zum 9. November 1938, eine Predigt in der<br />

<strong>Berliner</strong> St.Marienkirche zum Ende des Ersten<br />

Weltkriegs, Podiumsdiskussionen und<br />

Interviews. Dabei reiste ich quer durch die<br />

Republik: von Stralsund nach Münster, von<br />

Bambergüber München bis Hechingen, von<br />

Mannheim über Worms und Bensheim bis<br />

Borken in Westfalen.<br />

In Borken organisiert der SPD-Ortsverein<br />

seit 25 Jahren das Gedenken an den 9. November<br />

1938. Dievon der CDU gestellten Spitzen<br />

der Stadt nehmen daran teil; artig bedanken<br />

sie sich bei den Sozialdemokraten für die Erfindung<br />

dieser Tradition. Der Stadtarchivar<br />

verkauft ein 390 Seiten dickes Werk über „Die<br />

jüdischen Gemeinden in Borken und Gemen“,<br />

dem man das liebevolle Engagement<br />

und die Intensität der Recherche auf jeder<br />

Seite anmerkt. Nach meinem Vortrag gab es<br />

Schnittchen und Bier, die Leute diskutierten<br />

und wichen nicht. Selbstverständlich hält die<br />

Gemeinde Kontakt zu den Nachfahren der<br />

Überlebenden in Israel undinden USA.<br />

Ähnliches geschieht in Hechingen im Zollernalbkreis.<br />

Anders als die protestantische<br />

württembergische Umgebung blieb man<br />

dortkatholisch. An diesem 9. Novemberversammelten<br />

sich die Leute zunächst in der St.<br />

Jakobuskirche, umerstmals mit einem halb<br />

getragenen, halb stürmischen Glockengeläut,<br />

entsprechender Orgelmusik und der<br />

auf Hebräisch verlesenen Geschichte von<br />

Kain und Abel kirchlichandie Schrecken der<br />

Pflege-TÜV<br />

Frösche<br />

am Tisch<br />

Timot Szent-Ivanyi<br />

fordertden Gesetzgeber auf, nach zehn Jahren<br />

endlich zu handeln.<br />

Laumann (CDU), Klartext und machte sich<br />

für einen sofortigen Stopp des Systems und<br />

eine Reform stark. Doch er lief gegen eine<br />

Wand. Die Devise aller Beteiligten hieß: abwarten,<br />

aussitzen, handeln erst, wenn es gar<br />

nicht anders geht. Ein übliches Verhalten in<br />

der Pflege.<br />

So geschehen auch bei der Einführung eines<br />

neuen Pflegebegriffs, der Rücksicht auf<br />

die Bedürfnisse von Demenzkranken<br />

nimmt. Drei Regierungen verschleppten die<br />

Reform, ehe sie erst 2017 in Kraft gesetzt<br />

wurde. Seit Jahren wird auch über die Notwendigkeit<br />

diskutiert, die Bezahlung der<br />

Pflegekräfte zu verbessern, auch um den Personalmangel<br />

in der Pflege zu mildern. Bis<br />

heute –keine Lösung. Undseit Jahren weisen<br />

KOLUMNE<br />

Wunderbare<br />

deutsche<br />

Bürgervereine<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

Pogromnacht zu erinnern. Andere Gemeinden<br />

der Gegend schlossen sich dem neuen<br />

Brauch an. Der Gemeindepriester sprach<br />

kurz und klar: „Wir waren nicht dabei, aber<br />

wir sind die Erben. Vor80Jahren wurde das<br />

offenbarte Gotteswort mit Füßen getreten.“<br />

Anschließend ging es in die große –wiederhergestellte<br />

und rappelvolle –Synagoge zum<br />

Vortrag. Hier lag die Initiative beim Verein<br />

„Alte Synagoge“, der seit 1982 besteht.<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Experten darauf hin, dass internationale<br />

Großkonzerne und Finanz- und Immobilieninvestoren<br />

den deutschen Pflegemarkt<br />

für sich entdeckt haben. Sie trimmen übernommene<br />

Einrichtungen auf Rendite und<br />

verkaufen sie wenig später mit satten Gewinnen<br />

–zulasten der Pflegebedürftigen und der<br />

Mitarbeiter.Rezepte? Keine.<br />

Beim Pflege-TÜV liegt nun wenigstens<br />

eine wissenschaftliche Expertise vor. Die<br />

Richtung stimmt, denn das neue Bewertungssystem<br />

konzentriert sich auf wesentliche<br />

Indikatoren, die zeigen, wie ein Mensch<br />

tatsächlich betreut und gepflegt wird. Aufdie<br />

Vergabe einer einzigen Note wird zuRecht<br />

verzichtet, schließlich wird eine derartig<br />

knappe Darstellung dem komplexen Thema<br />

Pflegequalität nicht gerecht.<br />

Ein gravierender Fehler ist allerdings,<br />

dass eine anschauliche Aufbereitung und<br />

klare Zusammenfassung der Informationen<br />

fehlt. Werein geeignetes Pflegeheim sucht,<br />

soll sich künftig durch einen 26-seitigen (!)<br />

Bericht wühlen. Doch für viele Menschen<br />

dürften die ausgewählten Pflege-Aspekte<br />

nur schwer verständlich sein. Sie benötigen<br />

einige wenige empfehlende oder warnende<br />

Aussagen, wie sie längst bei Bewertungsportalen<br />

im Internet üblich sind: Daumen hoch,<br />

Daumen runter. Dabei sollten bestimmte<br />

Punkte als K.o.-Kriterien ausgewählt werden:<br />

Wenn die Wundversorgung nicht klappt<br />

oder die Ernährung mangelhaft ist, darf der<br />

Daumen nur nach unten zeigen.<br />

DasGutachten soll nun Grundlage für die<br />

geplante Reform sein, die für 2019 vorgesehen<br />

ist. Doch im zuständigen Gremium sitzen<br />

erneut auch die Frösche mit am Tisch.<br />

Nach zehnjähriger Diskussion ist es an der<br />

Zeit, dass der Gesetzgeber die Sache indie<br />

Hand nimmt und klareVorgaben macht.<br />

Für einen Teil meiner DDR-verbundenen<br />

Leser sei angemerkt: In Hechingen wurden<br />

die Brüder Konrad Wolf (später Regisseur)<br />

und Markus Wolf (später Geheimdienstchef)<br />

geboren und der Reichstagsabgeordnete<br />

Paul Levi. Letzterer führte 1919 bis 1921 die<br />

KPD, dann kehrte er wegen der Bolschewisierung<br />

–man könnte auch sagen: Thälmannisierung<br />

– der von ihm mitbegründeten<br />

Partei zur SPD zurück. Als Levi 1930 plötzlich<br />

starb, erhob sich der Reichstag zum Gedenken,<br />

nicht jedoch die Fraktion der NSDAP.Sie<br />

verließ pöbelnd den Saal –gemeinsam mit<br />

den Abgeordneten der KPD! Frage: Werzerstörte<br />

mit wem zusammen die erste deutsche<br />

Republik?<br />

Zurück zum Gedenken an den November<br />

1938. In Bensheim sang man in aller Eintracht<br />

mit der sehr munteren Stadtverordnetenvorsteherin<br />

vonder CDU das Moorsoldatenlied,<br />

weil es vor 30Jahren von Linksbewegten<br />

so eingeführt wurde. In Stralsund<br />

empfing mich der Verein „Historische Warenhäuser<br />

Wertheim und Tietz“, in Worms<br />

die „Gesellschaft zur Förderung und Pflege<br />

der jüdischen Kultur“, in Bamberg die „Katholische<br />

Hochschulgemeinde“. Mich beeindrucken<br />

die Kraft, die Ernsthaftigkeit und<br />

das Engagement all dieser Initiativen und<br />

Vereine.Überall in Deutschland haben sie in<br />

den vergangenen 30 Jahren eine immer stärker<br />

gewordene, fundierte Gedenkkultur geschaffen<br />

–invielfältiger Weise und mit parteiübergreifender<br />

bürgerlicher Selbstverständlichkeit.<br />

„Der Sieg in London war<br />

der große Durchbruch, auf<br />

den die Tennis-Welt gewartet<br />

hat. Jetzt geht es wieder<br />

von vorne los, auch wenn<br />

die Erwartungshaltung<br />

noch größer sein wird.“<br />

Boris Becker, Tennis-Legende, über den Erfolg des<br />

frisch gekürten ATP-Champions Alexander Zverev<br />

AUSLESE<br />

Frankreich<br />

brodelt<br />

Die Massenproteste gegen hohe Spritpreise<br />

in Frankreich zeigen: Es geht<br />

um alles für Präsident Emmanuel Macron.<br />

„Die Enttäuschungen sind ebenso<br />

groß, wie es einst die Erwartungen waren“,<br />

schreibt die belgische <strong>Zeitung</strong> De<br />

Standaard.„MitMacron schien die politische<br />

Mitte den Aufmarsch extremer Bewegungen<br />

gestoppt zu haben. Das<br />

machte ihn zu einer Ikone der optimistischen<br />

pro-europäischen Erneuerungsbewegung.<br />

Dieses Bild zerfällt jetzt.“ Die<br />

Neue Zürcher <strong>Zeitung</strong> erwartet keine<br />

schnelle Lösung: „Die Regierung kann<br />

klein beigeben und auf die Zusatzsteuern<br />

verzichten. Damit würde sie sich Frieden<br />

erkaufen, allerdings wäre esein Zeichen<br />

von Schwäche, und ihr finanzieller Spielraum<br />

würde stärker beschränkt. Eher ist<br />

ein lang andauernder Konflikt zu erwarten.<br />

Da müssten sich die Gelben Westen<br />

eine Struktur geben, und vermutlich würden<br />

sie ihrepolitische Unschuld verlieren.<br />

Systemkritische Parteien links und rechts<br />

stehen schon bereit, die Protestbewegung<br />

zu kapern und für ihre jeweiligen Zwecke<br />

zu instrumentalisieren.“ Profitieren wird<br />

Marine LePen, so der Wiener Standard:<br />

„Sie weiß, dass der Protest Wasser auf ihre<br />

politischen Mühlen ist, ohne dass sie<br />

auch nur den kleinen Finger rührt.“ Eine<br />

weitere Zuspitzung fürchtet die <strong>Zeitung</strong><br />

L’Alsace: „Noch ist nicht die Stunde der<br />

Revolte,sondernnur des Protests.Aber es<br />

braucht wenig, damit das Land in Flammen<br />

aufgeht.“ Ingo Preißler<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

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Seite 3: Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Lesen lernen<br />

mit 52 –einefrühere<br />

Analphabetin erzählt<br />

Seite 15<br />

Verrechnet –Warum die Schulplätze in Neubauvierteln nicht ausreichen Seite 12<br />

Altersschwach –Wie die Sanierung der Wuhletalbrücke die Autofahrer trifft Seite 11<br />

Stadtbild<br />

Die Tricks<br />

der Händler<br />

Silvia Perdoni<br />

rät, sich vomschwarzen Freitag<br />

nicht hetzen zu lassen.<br />

Sie versprechen Superdeals, eine<br />

Cyber Week oder den absoluten<br />

Friday-Wahnsinn: Weraktuell in den<br />

sozialen Netzwerken surft oder den<br />

Kudamm entlangschlendert, kann<br />

sich vor Sonderangeboten nicht retten.<br />

Für den kommenden Freitag hat<br />

der Einzelhandel wieder mal den<br />

Black Friday ausgerufen –die aus den<br />

USA importierte jährliche Rabattschlacht<br />

am Tagnach dem Thanksgivingfest.<br />

Wasden Amerikanern einst<br />

den Brückentag versüßen sollte, hat<br />

sich auch in Deutschland zu einer<br />

Festwoche für Schnäppchenjäger<br />

ausgewachsen. Doch geben die Angebote<br />

in den Läden und im Netz<br />

wirklich Anlass zur Euphorie?<br />

Die Verbraucherzentrale rät zur<br />

Vorsicht. Denn während in den Vereinigten<br />

Staaten oft satte Rabatte<br />

von 50bis sogar 80 Prozent winken,<br />

scheint der schwarze Freitag in Berlin<br />

kaum mehr als ein weiterer Anlass,<br />

Kunden mit greller Reklame zu<br />

übereilten Käufen zu drängen.<br />

So läuft auf der Website eines <strong>Berliner</strong><br />

Elektrohändlers eine Uhr, die<br />

die verbliebenen Sekunden bis zum<br />

Ende des Ausverkaufs zeigt. Ein Möbelhaus<br />

verziert Abbildungen von<br />

Sofas, Tischen oder Betten mit einem<br />

Stempel. Er zeigt an, dass nicht<br />

mehr viele auf Lager sind. Nicht zu<br />

erkennen ist aber, obdamit 10 oder<br />

1000 Artikel gemeint sind.<br />

Auch wirklich hohe Preisnachlässe<br />

finden Kunden in Deutschland<br />

nur vereinzelt. Wer imInternet die<br />

Liste der teilnehmenden Händler<br />

durchgeht, stößt meist auf Rabatte<br />

von 20oder 30 Prozent. Eine kleine<br />

Vergünstigung, wie sie auch vor Ostern,<br />

Weihnachten oder dem Ende<br />

einer Jahreszeit eingeräumt wird.<br />

Verbraucherschützer beobachten<br />

zudem, dass Händler die Rabatte oft<br />

anhand der unverbindlichen Preisempfehlungen<br />

der Hersteller berechnen.<br />

Tatsächlich kassiert aber<br />

kaum ein Händler diese als „Mondpreise“<br />

in Verruf gekommenen Summen.<br />

In der Vergangenheit ergaben<br />

Stichproben der Verbraucherzentrale<br />

in Nordrhein-Westfalen, dass<br />

die Reduzierungen durchschnittlich<br />

nur bei unter 20 Prozent lagen.<br />

Einen Überblick über Händler<br />

und Preise bieten Vergleichsportale.<br />

Für ein neues Kopfhörermodell etwa<br />

ergeben sich Preisunterschiede von<br />

fast hundertEuro. Es lohnt also innezuhalten,<br />

bevor die Kreditkarte gezückt<br />

wird. Denn die nächste Rabattschlacht<br />

kommt bestimmt –wieder<br />

mit einmaligen Preisen, wieder mit<br />

ultimativen Angeboten. Wohl allen,<br />

die sich nicht hetzen lassen.<br />

Kaufhaus in Schöneberg mit Black Friday-<br />

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PEPPER MEDIA HOLDING GMBH/OBS<br />

Suche nach dem richtigen Datum<br />

SPD und Linke wollen den 8. März als neuen Feiertag für Berlin –und warten auf die Grünen. Die Zeit drängt<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Berlin soll einen neuen Feiertag<br />

bekommen, das ist<br />

erst einmal die gute Nachricht.<br />

Und wenn sich die<br />

Politik beeilt, dann kann dieser neue<br />

Feiertag den <strong>Berliner</strong>n imkommenden<br />

Jahr sogar schon ein langes Wochenende<br />

bescheren. Denn Linke<br />

und SPD favorisieren den 8. März,<br />

den internationalen Weltfrauentag,<br />

als neuen Feiertag, und der fällt 2019<br />

auf einen Freitag. Doch ob das noch<br />

klappt, hängt jetzt von den Grünen<br />

ab. Denn wenn sich der Senat nicht<br />

bald festlegt, ist der neue Feiertag<br />

erst 2021 auch ein freier Tag.<br />

Die Grünen wollen sich nicht<br />

drängen lassen.„Wir sind überrascht<br />

von dem Holterdiepolter-Beschluss<br />

der Linken“, sagte die Grünen-Fraktionschefin<br />

Antje Kapek. Vereinbart<br />

sei ein Zeitplan gewesen, der den<br />

Grünen ausreichend Vorlauf für „einen<br />

partizipativen Prozess“ gibt. Ein<br />

zusätzlicher Feiertag sei nicht einfach<br />

ein weiterer freier Tag. Er spiegele<br />

im besten Fall wider, was einer<br />

Gesellschaft wirklich wichtig sei.<br />

„Wir werden uns Zeit nehmen, um<br />

die notwendigen Gespräche zu führenund<br />

dann zu einer Entscheidung<br />

kommen.“ Am Dienstag berät erstmal<br />

die Fraktion. Da sich die Partei<br />

bis Jahresende damit beschäftigen<br />

will, soll das Thema beim Grünen-<br />

Parteitag am Sonnabend keine Rolle<br />

spielen. Jedenfalls bislang.<br />

Stichtag ist der 24. Januar<br />

Der8.März2019 ist ein Freitag. Drei<br />

Tage am Stück frei imkommenden<br />

Jahr –das würde nur klappen, wenn<br />

das Abgeordnetenhaus spätestens<br />

am 24. Januar 2019 über die Gesetzesänderung<br />

über die Sonn- und<br />

Feiertage abstimmen würde. Nach<br />

Einschätzung der Innenverwaltung<br />

müsste ein entsprechender Gesetzesentwurf<br />

noch in diesem Jahr ins<br />

Parlament eingebracht werden, also<br />

entweder zur nächsten Plenarsitzung<br />

in der kommendenWocheoder<br />

in der letzten Plenarsitzung vor der<br />

Weihnachtspause am 13. Dezember.<br />

Würde sich die Koalition erst<br />

nach diesen Terminen einig, und<br />

bliebe es trotzdem beim 8. März,<br />

käme der neue Feiertag allerdings<br />

erst im Jahr 2021 allen so richtig zugute.ImJahr<br />

2020 fällt der Tagauf einen<br />

Sonntag. Und daist ja bekanntermaßen<br />

ohnehin für viele frei.<br />

„Ich hoffe, dass sich die Grünen<br />

zügig positionieren und wir den Gesetzesprozess<br />

schnellstmöglich auf<br />

den Wegbringen können“, sagt der<br />

Nelken, es mussten immer Nelken<br />

sein, rote zumeist. Der Internationale<br />

Frauentag war in der<br />

DDR zwar kein Feiertag, aber einmal<br />

im Jahr wurde ausgiebig die Gleichberechtigung<br />

gefeiert, und das exzessiv:<br />

Invielen Familien und in jedem<br />

Betrieb. Aufmerksame Ehemänner<br />

deckten morgens den Frühstückstisch.<br />

In den Betrieben bekam<br />

jede Mitarbeiterin meist eine rote<br />

Nelke überreicht. Genau wie rund<br />

um den 1. Maigab es in den Blumenläden<br />

kurzvor und am 8. Märzquasi<br />

nur noch Nelken zu kaufen.<br />

Vielleicht können <strong>Berliner</strong> im nächsten Jahr einmal mehr ausschlafen.<br />

BISHERIGE VORSCHLÄGE<br />

18. März: Regierungschef Michael Müller (SPD) war ursprünglich für diesen Tagals<br />

Erinnerung an die Märzrevolution 1848.<br />

GETTY IMAGES/GRIGEL<br />

8. Mai: Den Tagder Befreiung hatte zunächst die Linkefavorisiert, später auch die SPD.<br />

Letztere hatte auch mal den 9. Mai als Europatag und zusätzlichen Feiertag im Blick. Beide<br />

Vorschlägewurden auf dem Parteitag zurückgenommen. 2020 soll der 8. Mai aber einmalig<br />

ein Feiertag und damit frei sein –zum 75. Jahrestag des Kriegsendes.<br />

31. Oktober: Die evangelische Kirche und die Arbeitgeberverbände plädieren für den<br />

Reformationstag am 31. Oktober.Letztere argumentieren: Es käme der Region zugute, weil<br />

im benachbarten Brandenburg Feiertag ist –genau wie in acht weiteren Bundesländern.<br />

9. November: Dieser Taghat mehrere Anlässe: 1918 Ausrufung der ersten deutschen<br />

Republik. 1938 fanden vonden Nazis organisierte Pogromegegen Juden statt. 1989<br />

forderten DDR-Bürger an der <strong>Berliner</strong> Mauer die Öffnung der Grenze –mit Erfolg: Es wurde<br />

der Tagdes Mauerfall. Berlins Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur,Tom Sello,<br />

hat sich unlängst mit Blick auf den Mauerfall für diesen Tagausgesprochen.<br />

Im Zeichen der Nelke<br />

Der 8. März war schon einmal fast so etwas wie ein offizieller Feiertag –inder DDR<br />

spiel: „Verdienstvolle Frauen aus allen<br />

Bereichen der Volkswirtschaft,<br />

aus Wissenschaft und Kultur waren<br />

gestern Gäste eines festlichen<br />

Empfangs,den das Zentralkomitee<br />

der SED zum Internationalen<br />

Frauentag<br />

in Berlin gab.“ Es wurden<br />

Reden gehalten auf die<br />

großartigen Leistungen der<br />

Frauen beim Werden und<br />

Wachsen der Republik. Das Rundfunkorchester<br />

spielte auf, Arien wurden<br />

auf der großen Bühne gesungen<br />

und Gedichte verlesen. Die gelade-<br />

SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh.<br />

Er sei guter Hoffnung, dass dies<br />

passiere. Der Frauenkampftag als<br />

neuer Feiertag für Berlin wäre „ein<br />

gutes gemeinsames Projekt für Rot-<br />

Rot-Grün“, betonte Saleh. „Ein feministischer<br />

Tag, der nicht spaltet.“<br />

Die Linken hatten sich lange dafür<br />

eingesetzt, den Tagder Befreiung<br />

am 8. Mai zueinem offiziellen Gedenktag<br />

in Berlin zu erklären und<br />

diesen anlässlich seines 75. Jahrestages<br />

auch als Feiertag zu begehen.<br />

Partei und Fraktion griffen aber<br />

dann den von vielen Menschen vorgetragenen<br />

Vorschlag auf, den Weltfrauentag<br />

als zusätzlichen Feiertag<br />

einzuführen –„als ein starkes Signal“<br />

im„Kampf um die Gleichstellung der<br />

Geschlechter“ und gegen „patriarchale<br />

Herrschaftsstrukturen“.<br />

Udo Wolf, Fraktionsvorsitzender<br />

der Linken im Abgeordnetenhaus,<br />

zeigte allerdings auch Verständnis<br />

für die Grünen,sich Zeit für die Entscheidung<br />

zu nehmen. Wolf hofft,<br />

dass man sich als Koalition in diesem<br />

Jahr einig werde. „Der Frauentag ist<br />

ein sinnvoller Kompromiss“, warb<br />

Wolf für den Feiertag. „Wir warten<br />

darauf, dass sich die Grünen bald<br />

entscheiden.“<br />

Bayern hat zwölf Feiertage<br />

Diemeisten <strong>Berliner</strong> dürfte der neue<br />

Feiertag wohl freuen –immerhin gehört<br />

Berlin zu den Bundesländern<br />

mit den wenigsten arbeitsfreien Feiertagen.<br />

Aktuell sind es neun, in Bayerngibt<br />

es dagegen zwölf Feiertage.<br />

Wasfür den einen Freud, könnte<br />

für den anderen auch Leid sein.<br />

Denn für den Einzelhandel könnte<br />

ein neuer Feiertag zu Umsatzeinbußen<br />

führen. Doch der Sprecher des<br />

Handelsverbandes Berlin-Brandenburg,<br />

Nils Busch-Petersen, zeigte<br />

sich entspannt: „Wir sind zwar nicht<br />

begeistert, aber wir können uns darauf<br />

einstellen.“ Zumal ein neuer Feiertag<br />

in Berlin für den Brandenburger<br />

Einzelhandel auch positive Effektehaben<br />

könnte.<br />

Die BVG erklärte, dass man die<br />

Fahrpläne entsprechend auf Feiertagsfahrpläne<br />

umstellen müsste,<br />

käme der neue Feiertag schon am<br />

8. März 2019. „Das müsste in der<br />

Fahr- und Dienstplanung berücksichtigt<br />

werden, was ein paar Wochen<br />

Vorlauf erfordert“, hieß es auf<br />

Nachfrage.Bleiben die Kalender.Die<br />

stehen nämlich schon längst in den<br />

Regalen der Geschäfte –allerdings<br />

ohne Feiertag am 8. März2019. Dazu<br />

müsste man dann wohl eigenhändig<br />

zum Textmarker greifen, was technisch<br />

durchaus machbar wäre.<br />

In den Betrieben wurden Kaffeetafeln<br />

hergerichtet, gar mit Likörchen<br />

und Wein. Undeswurden Auszeichnungen<br />

für „Aktivistinnen<br />

der sozialistischen Arbeit“<br />

vergeben. Das<br />

staatliche Ritual glich sich<br />

Jahr um Jahr. Die Staatsund<br />

Parteiführung, die vornehmlich<br />

aus Männern bestand,<br />

lud dann zum „festlichen<br />

Beisammensein ins Hause des<br />

Zentralkomitees der SED“. In ihrer<br />

Ausgabe vom 9.März 1989 berichtete<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> zum Beinen<br />

Frauen hatten sich besonders<br />

fein gemacht: die Schlosserin, die<br />

Meisterin, die Bürgermeisterin, die<br />

Professorin, die Ärztin. Und die anderen<br />

Frauen? Sienutzten den Frauentag<br />

dank betrieblicher Zuschüsse<br />

meist zum ausgiebigen Feiern. Da<br />

wurde wild auf Tischen getanzt,<br />

standhaft getrunken, über Männer<br />

gelästert. Von„kollektivem Frauenbesäufnis“<br />

hat so mancher gesprochen.<br />

Am nächsten Tag herrschte<br />

dann wieder ganz normaler Alltag:<br />

Schicht, Haushalt, Kinder, Einkauf,<br />

Weiterbildung, Elternaktiv… (sd.)<br />

Bezirk legt sich<br />

mit Deutscher<br />

Wohnen an<br />

Treuhänderischer Kauf der<br />

Karl-Marx-Allee wird geprüft<br />

VonUlrich Paul<br />

Der BezirkFriedrichshain-Kreuzberg<br />

legt sich mit dem Konzern<br />

Deutsche Wohnen an. Nachdem die<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorkurzemdarüber<br />

informierthatte,dass der größte private<br />

Vermieter der Stadt etwa 700<br />

Wohnungen an der Karl-Marx-Allee<br />

erwerben will, versucht Baustadtrat<br />

Florian Schmidt (Grüne), dem Konzern<br />

einen Strich durch die Rechnung<br />

zu machen.<br />

Für drei der vier Gebäudeblöcke<br />

an der Allee mit mehr als 600 Wohnungen<br />

bestehe zwar kein gesetzliches<br />

Vorkaufsrecht, doch prüfe das<br />

Bezirksamt die Möglichkeit eines<br />

„treuhänderischen Kaufs“, beispielsweise<br />

über eine städtische<br />

Wohnungsbaugesellschaft, teilt<br />

Schmidt den Mietern jetzt in einem<br />

Schreiben mit. Betroffen sind die<br />

Blöcke C-Nord, C-Süd sowie D-<br />

Nord, die alle im Bereich zwischen<br />

dem Frankfurter Tor und dem<br />

Strausberger Platz liegen. Die Mietwohnungen<br />

in diesen Gebäuden<br />

wurden laut Schmidt bereits in Eigentumswohnungen<br />

umgewandelt.<br />

Derjetzt stattfindende Verkauf führe<br />

dazu, dass das gesetzliche Vorkaufsrechtfür<br />

die Mieter ausgelöst werde.<br />

Darüber seien die Mieter durch den<br />

beauftragten Notar bereits informiertworden.<br />

Zwei Monate Zeit<br />

Die Mieter haben zwei Monate Zeit,<br />

um von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch<br />

zu machen –abZugang der<br />

Mitteilung durch den Notar. Das<br />

spezielle Problem in diesem Fall: Sie<br />

können nur dann ihre Wohnung<br />

kaufen, wenn das Geld für den Erwerb<br />

bereits vorhanden sei, schreibt<br />

Schmidt in dem Brief. Denn durch<br />

dieVerträge sei eine Kreditaufnahme<br />

bei einer Bank mit Grundbuch-Sicherung<br />

noch vor der Eigentumsumschreibung<br />

ausgeschlossen.<br />

Dass es Mieter gibt, die das Geld<br />

parat haben, gilt als unwahrscheinlich.<br />

Aus diesem Grund will der Bezirk<br />

Friedrichshain-Kreuzberg die<br />

Möglichkeit des treuhänderischen<br />

Erwerbs prüfen. Hierbei würde beispielsweise<br />

eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft<br />

die Wohnung<br />

übernehmen und dann weiter an die<br />

jetzigen Bewohner vermieten.<br />

Beim Block D-Süd, in dem es<br />

rund 80Wohnungen gibt, ist die Ausgangslage<br />

eine andere: Dieser Block<br />

liegt im Milieuschutzgebiet Weberwiese.<br />

Hier hat der Bezirk eingesetzliches<br />

Vorkaufsrecht. Die Deutsche<br />

Wohnen kann dies jedoch ins Leere<br />

laufen lassen, wenn sie eine Vereinbarung<br />

unterzeichnet, in der sie sich<br />

zur Einhaltung der Milieuschutz-<br />

Ziele verpflichtet.<br />

Als Käufer der Wohnungen in der<br />

Karl-Marx-Allee tritt laut Stadtrat<br />

Schmidt die DWRE Alpha GmbH auf.<br />

Dabeihandelt es sich laut Geschäftsbericht<br />

der Deutschen Wohnen um<br />

ein Tochterunternehmen des Konzerns.<br />

Gegenstand der Geschäftstätigkeit<br />

ist laut Handelsregister unter<br />

anderem „der Erwerb und die Veräußerung<br />

von Grundstücken“. Die Bewohner<br />

sind alarmiert. Sie befürchten,<br />

dass das Vorkaufsrecht bei dem<br />

Geschäft unterhöhlt werde, wie aus<br />

einer Stellungnahme des Mieterbeirats<br />

hervorgeht – und fordern die<br />

Überprüfung der Transaktion.


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Berlin<br />

Gut gesichertmit Betonsperren: der Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz, der bereits geöffnet hat.<br />

SABINE GUDATH<br />

Gebrannte Mandeln und Sperren aus Beton<br />

Am kommenden Montag eröffnen die großen Weihnachtsmärkte. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren –vor allem in puncto Sicherheit<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Glühwein, gebrannte Mandeln<br />

und Bratwurst –die<br />

<strong>Berliner</strong> dürfen sich auch<br />

in diesem Jahr auf die<br />

Weihnachtsmarkt-Zeit freuen. Doch<br />

spätestens seit 2016 sind auch andereDinge<br />

vonden bunten Märkten<br />

nicht wegzudenken: Betonpoller,<br />

Zäune, Sicherheitskräfte. AmBreitscheidplatz,<br />

dem Ort des Terroranschlags<br />

vom19. Dezember 2016, begann<br />

jetzt der Aufbau der Sicherheitsvorrichtungen.<br />

Auch an anderen<br />

Orten in der Stadt rüsten die<br />

Veranstalter auf –vor allem dort, wo<br />

die größten Weihnachtsmärkte ab<br />

der kommenden Woche auf einen<br />

Besucheransturmhoffen.<br />

Gendarmenmarkt.InMitte gibt es die<br />

meisten großen Weihnachtsmärkte –<br />

jene am Gendarmenmarkt, am Roten<br />

Rathaus und am Alexanderplatz<br />

öffnen am Montag. Hier laufen die<br />

Vorbereitungen, auch hinsichtlich<br />

der Sicherheit.„Wir arbeiten mit Barrieren,<br />

um vordem Hintergrund des<br />

Anschlages am Breitscheidplatz<br />

schnelle Zufahrten zu verhindern“,<br />

sagt Helmut Russ, Veranstalter des<br />

Marktes am Gendarmenmarkt. Das<br />

Sicherheitskonzept sieht vor, dass<br />

die Zugänge zum Platz über Taubenund<br />

Jägerstraße mit Betonbarrieren<br />

geschlossen werden. „Wenn man die<br />

Straße an diesen Stellen befahren<br />

würde,müsste man versetzt fahren“,<br />

erklärt Russ. Die Markgrafenstraße<br />

wird für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen<br />

für die Dauer des Marktbetriebes gesperrt.<br />

„Wir haben aber das Glück,<br />

dass der Gendarmenmarkt etwas geschützter<br />

liegt, dass es keine langen<br />

Zufahrtsstraßen gibt.“ Darüber hinaus<br />

arbeite man mit Taschenkontrollen,<br />

einem Kofferverbot und<br />

setze Sicherheitsmitarbeiter ein.<br />

Schon das vergangene Jahr habe gezeigt,<br />

dass sich die <strong>Berliner</strong> ihre<br />

Stimmung nicht verderben lassen –<br />

„einen Rückgang der Besucherzahlen<br />

gab es nicht. Viele Gäste sagen:<br />

Jetzt erst recht.“<br />

Rotes Rathaus. Betonsperren gehörenauch<br />

zur Ausstattung des Marktes<br />

am Roten Rathaus.„Wirhaben in diesem<br />

Jahr die gleichen Sicherheitsmaßnahmen<br />

ergriffen wie 2017“, sagt<br />

Veranstalter Hans-Dieter Laubinger.<br />

An den vier Ein- und Ausgängen stehen<br />

Sicherheitsmitarbeiter, weitere<br />

sind auf dem Gelände unterwegs –<br />

und an der gefährlichsten Stelle, der<br />

ToninTon: Rote Poller für den Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus.<br />

SABINE GUDATH<br />

Kreuzung von Karl-Liebknecht- und<br />

Spandauer Straße,verhindernstrategisch<br />

platzierte Container, ein sechs<br />

Tonnen schwerer mobiler Geldautomat<br />

und Betonbarrieren, dass ein<br />

Auto auf den Markt rast. „Wir haben<br />

diese Maßnahmen an einigen Stellen<br />

sogar noch etwas verfeinert“, sagt<br />

Laubinger. Details nennt er aus Sicherheitsgründen<br />

nicht. Er sieht allerdings<br />

ein Problem: „Wir laufen der<br />

Sache hinterher.Nach dem Anschlag<br />

vom Breitscheidplatz sichern wir alles<br />

mit Barrieren ab,schützen uns vor<br />

Autos und Lkw –aber keiner weiß,<br />

was als nächstes passiert.“<br />

Landsberger Allee. Auch in Lichtenberg<br />

wird aufgerüstet: Hier entstand<br />

erst im vergangenen Jahr ein neuer<br />

Budenzauber. Der „Weihnachtsmarkt<br />

an der Allee“ vor dem Ikea-<br />

Kaufhaus ist ein Ableger des Winter-<br />

Rummels am Alexa. Veranstalter<br />

Charles Blume hat schon den Marktplan<br />

so gestaltet, dass die Aufbauten<br />

selbst zu Schutzbarrieren werden.<br />

Die eigentliche Marktfläche ist von<br />

den Fahrzeugen der Schausteller<br />

umgeben, die in einer Notsituation<br />

als Prellbock fungieren. „Damit haben<br />

wir um den Markt herum eine<br />

Art Speckgürtel. An den Zugängen<br />

arbeiten wir außerdem mit Betonpollern,<br />

die wir zweireihig aufstellen.<br />

Wir wollen uns nicht auf Testberichte<br />

verlassen, sondern die größtmögliche<br />

Sicherheit schaffen.“ Organisatorisch<br />

habe sich für ihn nach<br />

dem Attentat auf dem Breitscheidplatz<br />

nichts verändert. „Ich gehöre<br />

zur sechsten Generation einer großen<br />

Schaustellerfamilie –wir haben<br />

das alles schon so gemacht, bevor<br />

der Anschlag war“, sagt er. „Und<br />

auch an der Landsberger Allee wollten<br />

wir das Thema Sicherheit von<br />

Anfang an so bedienen.“<br />

Alex und Potsdamer Platz. Einen Einbruch<br />

der Gästezahlen erwartet Arnold<br />

Bergmann nicht. Der Eventgastronom<br />

betreut die Weihnachtsmärkte<br />

am Alexander-und am Potsdamer<br />

Platz, letzterer ist bereits<br />

geöffnet. „Wir haben für die Zeit ein<br />

großes Sicherheitspaket geschnürt,<br />

die Anzahl unserer Security-Mitarbeiter<br />

aufgestockt“, sagt er.„Und an<br />

den Stellen, an denen es durch Zufahrten<br />

sinnvoll ist, stellen wir Steinbarrieren<br />

auf.“<br />

Spandauer Altstadt. Den Weihnachtsmarkt<br />

in der Altstadt von<br />

Spandau veranstaltet auch in diesem<br />

Jahr Schausteller-Urgestein Thilo-<br />

Harry Wollenschlaeger. „Wir haben<br />

seit Jahren eine veränderte Sicherheitslage,<br />

der auch wir Rechnung<br />

tragen“, sagt er. Auch für den Markt<br />

in Spandau entstand in Zusammenarbeit<br />

mit Polizei und Behörden ein<br />

umfangreiches Sicherheitskonzept.<br />

Es werden Betonsperren eingesetzt,<br />

„wir gestalten sie aber zu großen<br />

Weihnachtsbaumständern um, damit<br />

sie sich ins festliche Bild einfügen<br />

und die Besucher sie nicht in<br />

dem Maße wahrnehmen“, sagt er.<br />

Beim Thema Sicherheit spielt bei<br />

Wollenschlaeger aber nicht nur die<br />

Terrorgefahr eine Rolle. „Es kann<br />

auch gesundheitliche Notfälle geben<br />

oder unberechenbare Wetterlagen.<br />

Wir nutzen deshalb auch moderne<br />

Medien, damit sich die Mitarbeiter<br />

des Marktes innerhalb von Minuten<br />

unkompliziert miteinander verständige<br />

können.“ Gleiches betrifft den<br />

Weihnachtsmarkt in Marzahn, den<br />

Wollenschlaeger veranstaltet.<br />

Ausgezeichnet recherchiert<br />

Ehrung für DuMont-<strong>Zeitung</strong>en: Frederik Bombosch von der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> bekommt den Otto-Brenner-Preis. Der Newcomer-Preis geht an Jonah Lemm vom Kölner Stadtanzeiger<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Etwa 600 Bewerbungen gingen<br />

dieses Jahr bei der Otto-Brenner-<br />

Stiftung ein, die zum 14. Malden renommierten<br />

Preis für kritischen<br />

Journalismus vergeben hat. EinPreis,<br />

der „Menschen mit Mut“ auszeichnet,<br />

sagte Jörg Hofmann, Verwaltungsratsvorsitzender<br />

der Stiftung,<br />

bei der Preisverleihung am Montag in<br />

Berlin. Unter den Preisträgern sind<br />

zwei Journalisten aus dem Haus Du-<br />

Mont: Frederik Bombosch von der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (2. Platz) mit seinem<br />

Text„Station 37 ist überall“ und Jonah<br />

Lemm vom Kölner Stadtanzeiger für<br />

„Im rechten Netz“, der den Newcomer-Preis<br />

bekam.<br />

„Ich bitte die Medienvertreter, an<br />

kritischem Journalismus nicht zu<br />

sparen“, sagte Hofmann. DieMedien<br />

seien nicht nur vierte Gewalt, sie sollten<br />

auch Frühwarnsystem sein. „Kritischer<br />

Journalismus ist wichtig für<br />

die Meinungsbildung, die Dringlichkeit<br />

wächst umso mehr,jestärker der<br />

Zusammenhalt in der Gesellschaft<br />

schwindet.“<br />

Bombosch ist Reporter im Investigativ-Team<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. In<br />

seinem Text skizziert erdas Ausmaß<br />

des Pflegenotstands in Deutschland<br />

anhand einer Klinik in Neukölln. Den<br />

Patienten erhalten dort nur 38,7 Prozent<br />

der vorgesehenen Pflege. Kein<br />

Einzelfall, wie Bombosch bilanziert:<br />

Station 37 sei überall.<br />

DerJournalist beschreibt mit „hoher<br />

Sensibilität und mit großer Präzision<br />

den Pflegenotstand auf Station<br />

37 eines <strong>Berliner</strong> Großklinikums“,<br />

heißt es in der Begründung der Jury.<br />

Der Autor lege „fundiert und überzeugend<br />

dar, worin das systematische<br />

Versagen in deutschen Kliniken<br />

besteht: Es gibt dorteine Überversorgung<br />

mit Technik und eine Unterversorgung<br />

mit Pflegekräften.“ Dazu bereitete<br />

Bombosch umfangreiche Daten<br />

auf, die ihm der Betriebsrat des<br />

Klinikums zurVerfügung stellte.<br />

Jurymitglied und Journalist Heribert<br />

Prantl sagte in seiner Laudatio,<br />

Jonah Lemm und Frederik Bombosch mit ihren Preisen.<br />

Bombosch habe sich mit seiner<br />

„schonungslosen Analyse“ dem<br />

Thema in unerbittlicher Präzision genähert.<br />

Der Reporter sei ein „Protokollant<br />

der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen“<br />

in diesem Land.<br />

„Sein Text ist ein Alarmtext. Wervon<br />

diesem Text nicht aufgeschreckt wird,<br />

CHRISTIAN VON POLENTZ<br />

der sollte einen Selbstversuch starten“,<br />

sagte Prantl und dankte Bombosch<br />

für den „aufrüttelnden, bitter<br />

notwenigen Text“.<br />

„Es wäreschön, wenn man solche<br />

Texte gar nicht schreiben müsste“,<br />

sagte Bombosch und dankte in seiner<br />

Ansprache auch BetriebsratschefVolker<br />

Gernhardt, der ihm die Daten zur<br />

Verfügung gestellt hatte. „Ich bin<br />

stolz, dass ich mit diesem Datenschatz<br />

arbeiten durfte.“<br />

Newcomer-Preisträger Jonah<br />

Lemm, Mitarbeiter im Ressort<br />

„NRW/Story“ beim Kölner Stadtanzeiger,<br />

untersuchte im Text „Im rechten<br />

Netz“ die Verstrickungen der AfD<br />

in Nordrhein-Westfalen zur rechtsextremen„Identitären<br />

Bewegung“.<br />

Die Jury urteilte: Lemm recherchieremit<br />

großer Ernsthaftigkeit und<br />

Genauigkeit und könne nachweisen,<br />

dass dieVerbindungen mit der Identitären<br />

Bewegung viel enger seien, als<br />

die AfD immer behaupte. Diese „Rechercheleistung<br />

und der analytische<br />

Blick auf politische Strukturen“ sind<br />

es, die die Jury von der Arbeit überzeugten.<br />

DerNewcomer-Preis richtet<br />

sich an Journalisten bis 30 Jahre, die<br />

sich tief in ein komplexes Thema einarbeiten.<br />

Lemm ist mit 22 Jahren einer<br />

der jüngsten Gewinner des Otto-<br />

Brenner-Preises überhaupt. Er hat<br />

drei Monate recherchiert.<br />

Isabell Schayani vom WDR lobte<br />

in ihrer Laudatio die Ernsthaftigkeit<br />

und Coolness des Textes.Der Text sei<br />

„schnörkellos, detailliert, distanziert<br />

und unaufgeregt“. Lemm gab sich bescheiden,<br />

sagte,ersei„gar nicht so ein<br />

Recherchefuchs“. DerPreis bestätigte<br />

ihn dabei, als Journalist weiterzumachen.<br />

Denersten Platz erhielten Pascale<br />

Müller und Stefania Prandi für ihre<br />

Recherchen „Vergewaltigt auf Europas<br />

Feldern“ (BuzzFeed/News/Correctiv).<br />

Auf den dritten Platz kamen<br />

Rayk Anders und Patrick Stegemann<br />

von„Kooperative Berlin +Funk“ mit<br />

der Doku „Lösch dich! So organisiert<br />

ist der Hass im Netz“.<br />

Ebenfalls am Montag erhielt Götz<br />

Aly –Historiker,Autor und Kolumnist<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> –den Geschwister-Scholl-Preis.<br />

Er wurde in München<br />

für sein jüngstes Buch „Europa<br />

gegen die Juden. 1880–1945“ geehrt,<br />

in dem Aly über die Bedingungen und<br />

Ursachen des Holocaust schreibt.<br />

(mit dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 11 *<br />

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Berlin<br />

Ein Nadelöhr für Marzahn<br />

Abriss: Die Brücke der Märkischen Allee über die Wuhletalstraße ist sehr altersschwach und kommt ab Dezember weg. Ein Neubau soll aber erst 2023 stehen<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Sie ist eine der wichtigsten<br />

Ausfallstraßen im Nordosten<br />

Berlins, und nun müssen<br />

sich die Autofahrer dort<br />

auf massiveBehinderungen einrichten:<br />

Im Dezember wirddieWuhletalbrücke<br />

voll gesperrt. Damit wird die<br />

Anbindung an den <strong>Berliner</strong> Ring<br />

(A 10) unterbrochen. Das Bauwerk –<br />

das zur Märkischen Allee (B 158) gehört<br />

und die Wuhletalstraße überquert<br />

–ist so altersschwach, dass es<br />

abgerissen werden muss.<br />

Mit der Fertigstellung eines Neubaus<br />

wird frühestens für 2023 gerechnet.<br />

Bis dahin wird der Verkehr<br />

an der Brücke vorbeigeleitet.<br />

Seit Maiist der stadtauswärts führende<br />

Teil der längst geteilten Brücke<br />

gesperrt, der Verkehr wird einspurig<br />

über die eingeengte Gegenfahrbahn<br />

geleitet. In Richtung Stadt müssen<br />

Lastwagen mit mehr als 3,5 Tonnen<br />

seither die Märkische Allee über die<br />

Ausfahrt verlassen, die Wuhletalstraße<br />

überqueren und auf der anderenSeite<br />

wieder hinauffahren.<br />

Dies wird für die nächsten Jahre<br />

auch die Lösung während der kompletten<br />

Baumaßnahme sein: runter,<br />

rüber,rauf. Beieiner täglichen Belastung<br />

vonmehr als 40 000 Fahrzeugen<br />

auf der Märkischen Allee und 10 000<br />

auf der Wuhletalstraße wird das zu<br />

Staus führen, auch wenn es an den<br />

beiden Kreuzungen am Ende der<br />

Rampen Ampeln geben wird.<br />

Ausgedient: Die Brückeüber die Wuhletalstraße ist altersschwach.<br />

Johannes Martin (CDU), im Bezirksamt<br />

Marzahn-Hellersdorf für<br />

Straßen zuständig, findet es zwar<br />

gut, dass auf die Sicherheit geachtet<br />

wird. Andererseits wurde er vomSenat<br />

bislang nicht informiert, wann<br />

genau gesperrt wird. Er befürchtet,<br />

dass sich Auto- und Lastwagenfahrer<br />

Ausweichstrecken durch die<br />

Wohnviertel suchen werden und<br />

hofft, dass die Verkehrslenkung mit<br />

Ampeln dafür sorgen wird, dass die<br />

Schleichwege unattraktiv werden.<br />

Die Brücke aus den 70er Jahren<br />

leidet unter dem sogenannten Betonkrebs.<br />

Durch eindringendes<br />

Umfahrung<br />

Wolfener Str.<br />

Mehrower Allee<br />

Köthener<br />

Str.<br />

Märkische Allee<br />

B158<br />

Wuhletalbrücke<br />

gesperrt<br />

Wuhletalstr.<br />

40 000 Kfz pro Tag<br />

Mehrower Allee<br />

10 000 Kfz pro Tag<br />

Neue Wuhle<br />

BLZ/GALANTY<br />

BERND FRIEDEL<br />

Wasser entsteht im Beton eine chemische<br />

Reaktion zwischen alkalischem<br />

Zement und Kieselsäure aus<br />

falsch ausgewähltem Kies. Dabei<br />

entsteht ein gelartiger Stoff, der den<br />

Beton aufsprengt.<br />

Bei Untersuchungen kam heraus,dass<br />

auch der Spannstahl in der<br />

Brücke angegriffen sein könnte.Die<br />

Senatsverkehrsverwaltung rechnet<br />

deshalb mit einem möglichen „Versagen“<br />

der Spannbetonträger.<br />

Wegen der fortschreitenden<br />

Schäden ließ die Senatsverkehrsverwaltung<br />

Mitte des Jahres aus<br />

Kostengründen erste Ideen fallen,<br />

die Brücke zu reparieren und mit einem<br />

neuen Straßenbelag dafür zu<br />

sorgen, dass kein Wasser mehr eindringt.<br />

Sie entschied sich für einen Neubau<br />

und hat die Ausschreibungen für<br />

die Planung gestartet. Mit dem Bau<br />

soll aber erst 2021 begonnen werden.<br />

Eine Behelfsbrücke werde es<br />

nicht geben, teilteVerkehrssenatorin<br />

Regine Günther (für Grüne) dem Bezirkmit,<br />

weil das zusätzlich Geld und<br />

Planungskapazität binden würde.<br />

Mitder Wuhletalbrücke gibt es in<br />

diesem Jahr bereits den zweiten Totalschaden<br />

dieser Art inBerlin. Der<br />

Teil der Elsenbrücke über die Spree,<br />

über den der Verkehr Richtung Innenstadt<br />

floss, musste wegen eines<br />

langen Risses gesperrt werden.<br />

Auch diese Brücke muss ersetzt<br />

werden.<br />

Der Marzahn-Hellersdorfer Abgeordnete<br />

Kristian Ronneburg<br />

(Linke) bemängelte, dass alle Vorgängersenate<br />

das Bestandsmanagement<br />

von Brücken vernachlässigt<br />

hätten. Deshalb seien auch an dieser<br />

Brücke „Schleifen gedreht“ worden,<br />

bis man am Ende die Hoffnung<br />

auf eine mögliche Reparatur begraben<br />

und doch den Abriss beschließen<br />

musste. Jetzt räche sich, dass<br />

wegen des Sparkurses über viele<br />

Jahre zuwenig in die Verkehrsinfrastruktur<br />

investiertworden sei. Er erwartet,<br />

dass der jetzige Senat mit einem<br />

neuen Management derlei<br />

Vorgänge künftig verhindernkann.<br />

Alle 23 Minuten<br />

eine rechte Straftat<br />

Neue Kampagne wirbt um Hilfe und Mitgefühl für Opfer<br />

Mit Plakaten, Postkarten, Anzeigen<br />

und Veröffentlichungen in<br />

sozialen Medien wird jetzt in Berlin<br />

um mehr Empathie und Unterstützung<br />

für Opfer rechter Gewalt geworben.<br />

Justizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne) stellte die Kampagne am<br />

Montag mit Anetta Kahane, der Vorsitzenden<br />

der Amadeu Antonio Stiftung,<br />

vor. Rechte, rassistische und<br />

homophobe Angriffe seien ein bedrückend<br />

großes Phänomen, sagte<br />

Behrendt bei der Vorstellung der<br />

Kampagne.Berlin wolle Partei für die<br />

Opfer ergreifen –„weil wir eine weltoffene<br />

Metropole sind und auch<br />

bleiben wollen“. Behrendts Verwaltung<br />

hat die Kampagne mit<br />

60 000 Euro finanziert.<br />

Heim oder Heimsuchung?<br />

DerAmadeu Antonio Stiftung zufolge<br />

kommt es deutschlandweit alle<br />

23 Minuten zu einer rechten Straftat.<br />

DerNamensgeber der Stiftung wurde<br />

1990 von rechten Jugendlichen im<br />

brandenburgischen Eberswalde aus<br />

rassistischen Gründen zu Tode geprügelt.<br />

Amadeu Antonio war eines<br />

der ersten Todesopfer rechtsextremer<br />

Gewalt seit dem Fall der Mauer.<br />

Kahane rief am Montag dazu auf,<br />

Betroffenen zu helfen und ihre Perspektiveeinzunehmen.<br />

Für Obdachlose<br />

sei beispielsweise ein Park kein<br />

Ort zum Entspannen, sondern ein<br />

Schlafplatz, an dem sie nachts angegriffen<br />

werden. Mit Spenden könnten<br />

auch eine zerschlagene Brille,<br />

Anwaltskosten oder ein Umzug unterstützt<br />

werden, sagte Kahane. Ihre<br />

Stiftung betreibt den Opferfonds<br />

Cura. Behrendts Kampagne verfolgt<br />

auch das Ziel, Spenden für diesen<br />

Fonds zu sammeln.<br />

DieKampagne zeigt als ein Motiv<br />

beispielsweise eine Reihenhaussiedlung<br />

mit dem Spruch: „Die einen<br />

können hier einfach daheim sein.<br />

Dieanderen werden heimgesucht.“<br />

Nach Behrendts Angaben erfassten<br />

verschiedene Beratungsstellen<br />

im Vorjahr 267 rechte, rassistische<br />

und antisemitische Angriffe,324 homophobe<br />

Taten sowie 947 antisemitische<br />

Vorfälle. Laut der <strong>Berliner</strong> Beratungsstelle<br />

Reachout ist zwar die<br />

Zahl rechter Angriffe zurückgegangen,<br />

trotzdem sei Berlin die Hauptstadt<br />

solcher Angriffe. Statistisch<br />

sind es sieben auf 100 000 Einwohner.<br />

Der Polizeistatistik zufolge gingen<br />

im ersten Halbjahr 40 Gewalttaten<br />

auf das Konto von Rechtsextremisten,<br />

94 begingen Linksextremisten.<br />

Vonden 40 rechten Gewalttaten<br />

waren 37 fremdenfeindliche Angriffe.<br />

(dpa)<br />

Beim Kampagnenstart: Anetta Kahane (links), Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung,Justizsenator<br />

DirkBehrendt (Grüne) und die Regisseurin Mo Asumang. DPA/SOEDER


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

120 Stellen in<br />

Jugendämtern<br />

unbesetzt<br />

Senat gesteht Misstände<br />

in Behörden ein<br />

VonMartin Klesmann<br />

Den Mitarbeiterneiniger <strong>Berliner</strong><br />

Jugendämter war schon lange<br />

klar,dass sie hoffnungslos überlastet<br />

sind. Nun hat auch der <strong>Berliner</strong> Senat<br />

die Missstände ganz offiziell eingestanden.<br />

„Die Personalsituation<br />

wird von den Bezirken und der Senatsverwaltung<br />

für Bildung und Jugend<br />

als unzureichend beschrieben“,<br />

heißt es in einem Eckpunkte-<br />

Papier der Senatsjugendverwaltung<br />

mit Blick auf die regionalen Sozialpädagogischen<br />

Dienste. „Sie beklagen<br />

einen seit Jahren herrschenden<br />

Personalnotstand, die enorm hohe<br />

Fluktuation von Mitarbeitern und<br />

dass der Kinderschutz nicht mehr<br />

gewährleistet werden kann.“<br />

Jugendsenatorin SandraScheeres<br />

(SPD) drängt hier schon länger auf<br />

Verbesserungen. In Abstimmung mit<br />

der Finanzverwaltung ist nun<br />

schriftlich fixiert, wie viele Fälle ein<br />

Jugendamtsmitarbeiter maximal zu<br />

betreuen hat. „Eine Fachkraft-Fallrelation<br />

von1:65 wirdals ein relevanter<br />

Orientierungsrahmen betrachtet“,<br />

heißt es im Eckpunkte-Papier.<br />

Gleichzeitig wird betont, dass sechs<br />

vonzwölf Bezirken bereits jetzt diese<br />

Fallzahl ungefähr erreichen. Andere<br />

Jugendämter wie Tempelhof-Schöneberg,<br />

Spandau oder Marzahn-<br />

Hellersdorfgelten als besonders ausgedünnt.<br />

In Marzahn-Hellersdorf<br />

steigt die Zahl der zu betreuenden<br />

Fälle besonders drastisch an –um<br />

85 Prozent innerhalb von acht Jahren,<br />

in Pankowwaren es im gleichen<br />

Zeitraum nur 17 Prozent. Der Anteil<br />

der 0- bis 21-Jährigen an der Bevölkerung<br />

wuchs im gleichen Zeitraum<br />

um 18 Prozent. Insgesamt stiegen<br />

die Ausgaben für die Hilfe zur Erziehung<br />

seit 2010 berlinweit um 37 Prozent<br />

auf 560 Millionen Euro an.<br />

Inzwischen konnte die Zahl der<br />

unbesetzten Stellen in den Jugendämtern<br />

bereits verringert werden,<br />

120 Stellen sind noch offen. Der Senat<br />

setzt sich laut Eckpunkte-Papier<br />

in der Tarifgemeinschaft der Länder<br />

nun für eine Höhergruppierung der<br />

Mitarbeiter ein. Um zu klären, wieso<br />

die Situation in den bezirklichen Jugendämtern<br />

sounterschiedlich ist,<br />

soll womöglich eine Mitarbeiterbefragung<br />

durchgeführt werden. Ansonsten<br />

setzt Berlin auf beschleunigte<br />

Stellenbesetzungen, besonders<br />

finanzierte Ausbildungsangebote<br />

oder eine bessere Computer- oder<br />

Handy-Ausstattung.<br />

Auch an der Rummelsburger Bucht fehlen Schulplätze. Im Bereich Ostkreuz sind aber weitere Wohnungen geplant.<br />

Die vergessenen Kinder<br />

Schulplaner gehen bei Neubausiedlungen oft von falschen Annahmen zur Größe der Familien aus<br />

VonMartin Klesmann<br />

Überall in Berlin entstehen<br />

derzeit Neubausiedlungen<br />

in großem Stil. In<br />

Karlshorst und in der<br />

Rummelsburger Bucht haben Eltern<br />

bereits demonstriert, weil die Planer<br />

es versäumten, neue Kitas und Schulen<br />

mitzuplanen. Eine Anfrage der<br />

Abgeordneten Katalin Gennburg<br />

(Linke), die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> exklusiv<br />

vorliegt, offenbart nun: Für<br />

Neubausiedlungen scheint es ein<br />

systematisches Planungsdefizit zu<br />

geben. Es wird nämlich generell pro<br />

errichteter Wohnung angenommen,<br />

dass dort nur zwei Personen pro<br />

Haushalt wohnen werden. „Gemäß<br />

dem <strong>Berliner</strong> Modell der kooperativen<br />

Baulandentwicklung sind von<br />

zwei Einwohnern pro errichteter<br />

Wohneinheit sieben Prozent der Einwohner<br />

Kitakinder und sechs Prozent<br />

Grundschüler“, teilte Sebastian<br />

Scheel, Staatssekretär der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung, mit.<br />

„Der Normalhaushalt besteht<br />

aber in solchen Siedlungsgebieten<br />

meist aus mehr als zwei Menschen“,<br />

merkte Katalin Gennburg, stadtentwicklungspolitische<br />

Sprecherin der<br />

Linke-Fraktion, kritisch an. An der<br />

Rummelsburger Bucht sind zudem<br />

nicht nur hochpreisige Eigentumswohnungen<br />

geplant, auch die landeseigene<br />

Wohnungsbaugesellschaft<br />

Howoge will dort etwas kleinereWohnungen<br />

errichten, in denen<br />

auch kinderreiche Familien unterkommen<br />

sollen. „Deshalb erscheinen<br />

die Kennzahlen für die B-Planung<br />

zu niedrig“, sagte Gennburg<br />

und verwies darauf, dass im Wohnungsbau<br />

weitere Großprojekte anstehen.<br />

Zum Beispiel die Elisabeth-<br />

Aue im Pankower Norden, auch<br />

wenn hier bis 2021 ein Projektstopp<br />

gilt. Interessant sei zudem, dass im<br />

Geschosswohnungsbau für eine<br />

Wohneinheit eine Fläche von<br />

100 Quadratmetern angenommen<br />

werde – für statistisch zwei Personen.<br />

„Hier sollten wir eine Debatte<br />

über den Wohnflächenverbrauch<br />

führen“, sagte Gennburg. Stattdessen<br />

könnte angesichts des Bevölkerungswachstums<br />

für weniger Geld<br />

kleiner gebaut werden. „Und wir<br />

müssen Kinder mitdenken.“<br />

Immer mehr Schulcontainer<br />

Bedenklich ist, dass nach Angaben<br />

der zuständigen Senatsverwaltung<br />

beim Modell der kooperativen Baulandentwicklung<br />

nur 70 Prozent der<br />

Kinder in einer Kita im Bezirk versorgt<br />

werden. Tatsächlich aber liegt<br />

die tatsächliche Betreuungsquote<br />

schon jetzt höher. Nach dem Willen<br />

des rot-rot-grünen Senats besuchen<br />

künftig noch mehr Kinder eine Kita –<br />

und zwar noch früher.<br />

Die Antwort auf die parlamentarische<br />

Anfrage zeigt auch, wie sehr<br />

der Senat jetzt schon auf das Angebot<br />

von Privatschulen angewiesen<br />

ist. Öffentliche Schulbauten werden<br />

Anzahl der Schulcontainer<br />

pro Bezirk<br />

Spandau<br />

Mitte<br />

Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Reinickendorf<br />

75<br />

189<br />

Steglitz-Zehlendorf<br />

72<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

60 (zzgl. Treppenmodule)<br />

Pankow<br />

52<br />

Lichtenberg<br />

49<br />

Neukölln<br />

37<br />

Tempelhof-Schöneberg<br />

32<br />

Treptow –Köpenick<br />

27<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

1*<br />

221<br />

214<br />

*für 2<br />

Klassenräume<br />

inkl.<br />

Sanitärbereich<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: ABGEORDNETENHAUS BERLIN<br />

nur noch für 90 Prozent der schulpflichtigen<br />

Kinder einkalkuliert. Der<br />

Rest soll Privatschulen besuchen,<br />

was bereits jetzt jeder zehnte <strong>Berliner</strong><br />

Schüler macht.<br />

Raumnot und rege Bautätigkeit in<br />

vielen Schulgebäuden zwingen die<br />

Bezirke inzwischen dazu, immer<br />

mehr Schüler in schnöde Container-<br />

Bauten auszulagern. Das geht aus<br />

IMAGO STOCK<br />

der Antwortder Bildungsverwaltung<br />

auf eine Anfrage des FDP-Politikers<br />

Bernd Schlömer hervor, die der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> ebenfalls vorliegt.<br />

Demnach kommen an den staatlichen<br />

<strong>Berliner</strong> Schulen bereits jetzt<br />

gut 1030 Schulcontainer zum Einsatz,<br />

die meisten davon in Spandau<br />

(221), Mitte (214 )und Friedrichshain-Kreuzberg<br />

(189). „Die Container<br />

dienen der befristeten Bereitstellung<br />

von Unterrichtsräumen während<br />

Sanierungsarbeiten, bei temporär<br />

auftretenden Bedarfsspitzen<br />

und zur Bedarfsdeckung bis zur Fertigstellung<br />

neuer Schulgebäude“,<br />

sagte Bildungsstaatssekretär Mark<br />

Rackles. Eine dauerhafte Nutzung<br />

sei anders als bei den Modularen Ergänzungsbauten<br />

nicht vorgesehen.<br />

Bei den Containern kommen demnach<br />

verschiedenste Hersteller zum<br />

Zuge, meist wird gekauft, mitunter<br />

auch gemietet. Um einen Unterrichtsraum<br />

aufzunehmen, würden<br />

drei Container benötigt, erklärte<br />

Rackles. Zumindest kurzfristig sei<br />

der Aufbau einer„strategischen Containerreserve“<br />

auf Landesebene<br />

nicht vorgesehen.<br />

„Der Senat verschleiert seine tatsächlichen<br />

Absichten“, sagte FDP-<br />

Mann Schlömer. Notwendig sei eine<br />

professionell arbeitende Infrastrukturgesellschaft,<br />

die Schulen schnell<br />

und nach zeitgemäßen Standards<br />

ausstatte. Ergewinne allerdings den<br />

Eindruck, dass auch Container dauerhaft<br />

zum Einsatz kommen sollen.<br />

POLIZEIREPORT<br />

Sprengsätze in Automaten.<br />

Unbekannte haben einen der Parkscheinautomaten<br />

eines Einkaufzentrums<br />

in der Lichtenberger Möllendorffstraße<br />

gesprengt. EinWachmann<br />

des Einkaufskomplexes hatte<br />

die Explosion am Montagmorgen<br />

gehörtund die Polizei alarmiert. Am<br />

Tatortentdeckten Beamte einen<br />

zweiten durch einen Sprengsatz beschädigten<br />

Automaten. In beiden<br />

Fällen ist es den Täternnach Polizeiangaben<br />

nicht gelungen, die Automaten<br />

gänzlich zu öffnen, so dass<br />

keine Beute gemacht wurde.<br />

Würfe auf Autos.<br />

Unbekannte haben in CharlottenburgGegenstände<br />

auf Autos geworfen.<br />

Ersten Ermittlungen zufolge flog<br />

der erste Gegenstand gegen<br />

17.30 Uhrvon der Kaiserdammbrücke<br />

auf die Stadtautobahn. Dieser<br />

durchschlug die Heckscheibe eines<br />

vorbeifahrenden Autos.Kurzdarauf<br />

wurde ein weiterer Gegenstand auf<br />

die Autobahn geworfen, der kurzvor<br />

einem Wagen aufschlug. Glücklicherweise<br />

wurde niemand verletzt.<br />

Polizisten suchten erfolglos die Gegend<br />

nach den Täternab. Unklar sei<br />

bisher,umwas für Gegenstände es<br />

sich handelt.<br />

Schläge auf den Kopf.<br />

Eine Passantin hat in Oberschöneweide<br />

einen schwer verletzten Mann<br />

auf dem Gehweg entdeckt. DieFrau<br />

alarmierte am Sonntag um 17.30 Uhr<br />

Rettungskräfte und Polizei in die Nalepastraße,als<br />

sie den 45-Jährigen<br />

mit Schnittverletzung am Hals sowie<br />

Splitter im Kopf auf dem Gehweg lagen<br />

sah. DerMann musste notoperiertwerden.<br />

Einzweiter Mann, auf<br />

den die Polizisten in Tatortnähe stießen,<br />

erlitt während der Befragung<br />

einen Kreislaufzusammenbruch.<br />

Der27-Jährige wirdverdächtigt, den<br />

45-Jährigen auf den Kopf geschlagen<br />

zu haben. Auch er musste in einem<br />

Krankenhaus behandelt werden. Die<br />

Hintergründe der Tatsin nach Polizeiangaben<br />

noch unklar.<br />

Mutmaßlichen Sexualtäter gefasst.<br />

Intensivfahnder des Landeskriminalamtes<br />

haben nach umfangreichen<br />

Ermittlungen und Zeugenbefragungen<br />

am Montagmittag einen<br />

mutmaßlichen Sexualstraftäter in<br />

Kaulsdorf-Nordgefasst. Der38-Jährige<br />

wurde festgenommen. Gegen<br />

den Verdächtigen lag bereits ein<br />

Haftbefehl vor. Nach dem Mann<br />

wurde seit Anfang November mit einem<br />

Phantombild gesucht. Er soll<br />

sich am 4. November in Kaulsdorfan<br />

zwei jungen Frauen zu unterschiedlichen<br />

Tageszeiten vergangen haben.<br />

DiePolizei sprach in der damaligen<br />

Mitteilung vonschweren Sexualstraftaten.<br />

(lex.)<br />

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WOHIN IM ADVENT<br />

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NUMMER 271 •20. NOVEMBER 2018 SEITE 13<br />

WEIHNACHTLICHE SÜSSIGKEITEN<br />

Marzipan stammt<br />

ausPersien<br />

Was wäre die Weihnachtszeit ohne<br />

Düfte? Erst der harzige Geruch von<br />

immergrünen Tannenzweigen, die würzigen<br />

Aromen der Weihnachtsbäckerei und<br />

die Gerüche der Christmärkte lassen eine<br />

besinnliche Stimmung aufkommen.<br />

Doch seit wann essen wir überhaupt<br />

Marzipanbrote? Marzipans hat mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit seinen Ursprung im<br />

altenPersien.DieklebrigeMasseausMandeln,ZuckerundRosenwasseristunterden<br />

reichenFamilienbereitsim14.Jahrhundert<br />

weit verbreitet gewesen. Einige prägten<br />

sogar ihre Familienwappen aus Marzipan<br />

und verschenkten sie zur Weihnachtszeit<br />

an Freunde. Als später Zucker aus Rüben<br />

gewonnen werden konnte, „verbürgerte“<br />

die köstliche Süßspeise und wurde für jedermann<br />

zugänglich. Im 19. Jahrhundert<br />

waren vor allem Lübeck und Königsberg<br />

für ihre Marzipanproduktion bekannt.<br />

Eine weitere Leckerei ist der traditionsreicheChriststollen.Jenergehörtzudenim<br />

Bäckerhandwerk bekannten „Gebildebroten“,deren<br />

Form eine symbolischeBedeutung<br />

hat. So steht der Stollen in weißem<br />

Leinen den alten Sagen nach für das Christuskind.<br />

Einselbst gebackener Stollen als<br />

GeschenkistfürdenEmpfängereinegroße<br />

Auszeichnung, steckt doch viel Arbeit in<br />

dem (fast) unscheinbaren Gebäck.<br />

Angeblich sollen die ersten Stollen im<br />

Hochmittelalter in Sachsen entstanden<br />

sein. Zu dieserZeit waren sie noch ein mageresFastengebäck,dasmitunserenreichhaltigenChriststollenmitTrockenfrüchten,<br />

Puderzucker und jeder Menge Butter nicht<br />

zu vergleichen ist.<br />

Marzipan-Leckereien<br />

GETTYIMAGES/VASANTYTF<br />

SCOT-MESSEN<br />

Weihnachtliche<br />

Ost-Produkte<br />

Seit 1991 veranstaltet SCOT-Messen<br />

die OSTPRO inBerlin mit großem Erfolg.Unter<br />

dem Motto „Schauen, Kosten,<br />

Kaufen“ können wieder viele beliebte,<br />

altbekannte oder neue Produkte wiederentdeckt<br />

werden. Es werden Spezialitäten<br />

und Köstlichkeiten aus den neuen<br />

Bundesländern gezeigt.<br />

Mecklenburg-Vorpommern begeistert<br />

die Besucher unter anderem mit<br />

der Mecklenburger Kartoffelveredlung<br />

und Möwe Nudeln. Berlin/Brandenburg<br />

präsentiert Bücher, Kalender, DEFA-Märchen-Videos,<br />

Musikkasetten, Textilien,<br />

Kosmetik, Marmeladen aus eigener Manufaktur<br />

und Spreewaldprodukte.<br />

Thüringen ist unter anderem mit Uhren,<br />

Strickwaren aus Apolda, Spielwaren<br />

und Spezialitäten wie Rostbratwurst und<br />

Köstritzer Bier, Käse Spezialitäten von<br />

Herzgut, Rotsternschokolade sowie Teeund<br />

Kräutervariationen vertreten.<br />

Aus Sachsen-Anhalt kommt Deftiges<br />

aus der Gulaschkanone und Wurstspezialitäten,<br />

Salzwedeler Baumkuchen, Kathi-<br />

Kuchen Mehl und die leckeren Halloren<br />

Kugeln und Filinchen Knusperwaffeln in<br />

verschiedenen Geschmacksrichtungen.<br />

Sachsen präsentiert sich mit Bekleidung,<br />

ESDA-Strümpfen, Plauener Spitze,<br />

Weihnachtskerzen, Erzgebirgischen<br />

Holzwaren und Polstermöbeln. Die Firma<br />

Elsterglanz, vielen sicher noch bekannt,<br />

ist erstmalig auf der Messe vertreten<br />

ebenso sowie die Wurzener Nahrungsmittel<br />

mit Erdnussflips oder Wurzener<br />

Wildspezialitäten. Badusan Schaumbad<br />

in verschiedenen Düften und einer<br />

OSTPRO–Sonderedition.<br />

Dresdner Stollen von Emil Reimann,<br />

AnnabergerChriststollenspezialitäten, und<br />

Lebkuchen gibt es natürlich auch auf der<br />

OSTPRO zukaufen. Außerdem gibt es Produkte<br />

aus Tschechien,Rußland undPolen.<br />

OSTPRO<br />

30. November bis 2. Dezember 2018<br />

im SEZ, Landsberger Allee 77<br />

Täglich von 10 bis 18 Uhr<br />

Eintritt: 3Euro, Kinder bis 10 Jahre frei<br />

Elvis, Madonna oderThe Blues Brothers –„Stars in Concert“ imEstrel Berlin<br />

ESTREL FESTIVAL CENTER<br />

MusikalischeBescherung<br />

Es gibt wohl kaum eine Musik, die<br />

besser zu Weihnachten passt als<br />

Gospel. Auch Elvis Presley liebte es,<br />

stimmungsvolle Gospellieder wie „How<br />

great thou art“ oder „Bridge over troubled<br />

water“ zu singen. Und so wollte er<br />

eigentlich ursprünglich Gospel-Sänger<br />

werden. Auch als Elvis später als Weltstar<br />

sein Geld mit Rock’n’Roll verdiente,<br />

blieb Gospel ein wichtiger Bestandteil<br />

seines Lebens. Und obwohl Elvis Presleyder<br />

erfolgreichste Sänger aller Zeiten<br />

ist, erhielt er nur drei Grammy-Awards –<br />

und zwar für seine Gospelalben.<br />

Diese nahezu unbekannte Seite des<br />

King steht im Mittelpunkt der Show „Elvis‘<br />

Favorite Gospel Songs“, die vom<br />

12. bis 18. Dezember im Estrel Berlin zu<br />

sehen ist. Die Lieder werden präsentiert<br />

von Grahame Patrick (bekannt aus der<br />

gefeierten Produktion „Elvis –Das Musical“),<br />

der von Weggefährten des King<br />

auch als „besterElvisseit Elvis“ bezeichnet<br />

wird. Unterstützt wird er in „Elvis‘<br />

Favorite Gospel Songs“ von dem Gospelchor<br />

„The Stamps Quartet“, der Elvis von<br />

1971 bis 1977 bei über1000 Konzerten<br />

begleitete. Deren Lead-Vocalist Ed Enoch<br />

ist einer der wenigen noch lebenden<br />

HANNIBAL HANSCHKE<br />

Weggefährten von Elvis Presley. Der Superstar<br />

stellte ihn bei seinen Konzerten<br />

mit den Worten vor: „Ed Enoch, der beste<br />

Leadsänger der Welt.“ Auch Presleys<br />

Fotograf,EdBonja,wird anwesend sein.<br />

Im Dezember versüßt zudem „Stars<br />

in Concert“ mit „Christmas-Special“ die<br />

Adventszeit. Bis zum 26. Dezember präsentieren<br />

die weltbesten Doppelgänger<br />

von Musikikonen wie Madonna, Louis<br />

Armstrong, Marilyn Monroe, Joe Cocker,<br />

Rod Stewart und Whitney Houston nicht<br />

nur ihre mitreißenden No.1-Hits sondern<br />

auch die stimmungsvollsten Weihnachtssongs<br />

der Popgeschichte.<br />

Estrel Berlin<br />

Sonnenallee 225,<br />

Berlin-Neukölln,<br />

Elvis Favorite Gospel Songs<br />

12. bis 18. Dezember 2018<br />

“Stars inConcert”<br />

mit Christmas-Special<br />

28. November bis 26. Dezember 2018<br />

Tickets ab 24 Euro<br />

Ticket-Hotline: 030/6831-6831<br />

www.stars-in-concert.de<br />

RESTAURANT ALVIS<br />

Brunchzu<br />

Pianomusik<br />

DEtwa fünf Gehminuten vom S-Bahnhof<br />

Friedrichstraße entfernt befindet<br />

sich als Teil des Albrechtshof Hotels<br />

das Restaurant ALvis. Hier werden den<br />

Gästen ganzjährlich unter Leitung des<br />

Küchenchefs Wolfgang Kanow regionale<br />

und saisonale Gerichte mit internationalen<br />

Einflüssen serviert.<br />

In diesem Jahr findet im ALvis an<br />

allen vier Adventssonntagen (2.12.,<br />

9.12., 16.12., 23.12.) jeweils ein Piano-<br />

Advents-Brunch statt. Beginnend um<br />

12 Uhr erwartet die Besucher ein weihnachtliches<br />

Buffet begleitet von Livemusik<br />

durch stimmige Pianoklänge.<br />

Gemeinsam mit dem Team sowie<br />

Restaurantleiterin Janin Krienke serviert<br />

Wolfgang Kanow kalte und warme<br />

Vorspeisen, Salate und Antipasti.<br />

Außerdem gibt es Weihnachtsklassiker<br />

wie Gans, Ente, Rot- und Grünkohl und<br />

Klöße. Zum Dessert werden Plätzchen,<br />

Kekse, Süßspeisen, Kuchen und Torten<br />

angeboten. Dazu gibt es frischen Kaffee<br />

sowie Tee.<br />

Der Adventsbrunch kostet pro Person<br />

32,50 Euro. Die Plätze sind begrenzt –<br />

Reservierungen –insbesondere für die<br />

letzten zwei Adventssonntage sind noch<br />

viele Plätze zu haben –können telefonisch<br />

oder per E-Mail an kontakt@alvisrestaurant.de<br />

erfolgen.<br />

Regionale Klassiker<br />

Restaurant ALvis<br />

Albrechtstraße 8, 10117 Berlin;<br />

Tel. 030 –30886560<br />

www.alvis-restaurant.de<br />

ZVG<br />

HEUBERGER<br />

Klassischund<br />

rustikal-elegant<br />

Die schönste Zeit des Jahres hat nun<br />

endgültig begonnen. Weihnachtsmärkte,<br />

Mandelduft, bunte Lichter, besinnliche<br />

Musik. Während es draußen<br />

etwas ungemütlicher wird,kalt und nass,<br />

machen essich die Menschen drinnen<br />

gemütlich. Im Heuberger bleiben Hektik<br />

und Stress der Vorweihnachtszeit außen<br />

vorund der Genuss stehtimMittelpunkt.<br />

Mit am schönsten imWinter sind die<br />

lecker deftigen Gerichte, die zu dieser<br />

grauen Jahreszeit einfach am Besten<br />

schmecken. Zum Beispiel Grünkohl<br />

mit Kasseler und Knacker und hausgemachtem<br />

Dattelsenf oder ein deftiges<br />

Gulasch. Diese und andere Leckereien<br />

warten inder Winterzeit im Heuberger<br />

auf Sie.<br />

Mit üppig angerichteten Tellern und<br />

sorgfältiger Zubereitung der Speisen<br />

werden Sie im Wirtshaus verwöhnt. In<br />

rustikaler, eleganter Atmosphäre einfach<br />

die Vorweihnachtszeit genießen.<br />

Der Martinstag bildet den Auftakt für<br />

das weihnachtliche Gänseessen.Von der<br />

Gänsekeule klassisch mit hausgemachtem<br />

Rotkohl und Klößen über Ochsenbäckchen<br />

in kräfiger Portwein-Backpfaumen-Soße<br />

bis hin zu den vegetarischen<br />

Gerichten wie Gorgonzola-Käs´Spätzle<br />

mit Portwein-Rosmarin-Zwiebeln oder<br />

Kartoffel-Ziegenkäse-Gratin an Rote<br />

Beete-Birne hier kommt keiner zukurz,<br />

für jeden Geschmack das richtige Angebot.<br />

Mit unser wechselnden Wochenkarte<br />

zum Advent ist für jeden etwas dabei.<br />

Unser erstklassiges und abwechslungsreichesAngebot<br />

begeistert unsereGäste<br />

schon seit vielen Jahren.<br />

Genießen Sie auch bis in den Januar<br />

im Kreise von Freunden, der Familie<br />

oder mit Arbeitskollegen einen feierlichen<br />

Jahresabschluss und lassen sie<br />

sich mit festlichen Speisen im Wirtshaus<br />

verwöhnen.<br />

Wirtshaus Heuberger<br />

Gotenstr. 8,10829 Berlin<br />

Tel. 030 –78957337<br />

www.wirtshaus-heuberger.de<br />

DIE FEINBÄCKEREI<br />

Schwäbische<br />

Spezialitäten<br />

Die letzten Wochen des Jahres müssen<br />

nicht zwangsläufig von hektischer<br />

Betriebsamkeit geprägt sein.<br />

Durch die stimmungsvolle Atmosphäre<br />

und den herzlichen Service wird unser<br />

Restaurant zu einem Erlebnis. In einer<br />

urig historischen Backstube befindet<br />

sich das Gasthaus etwas versteckt aber<br />

mitten im Herzen von Schöneberg.<br />

In einer gemütlichen Atmosphäre<br />

längst vergessener Zeit servieren wir<br />

Ihnen frische deutsche Hausmannskost.<br />

Perfekt, um in der Winterzeit<br />

mit der Familie oder Firma essen zu<br />

gehen. Eine wöchentlich wechselnde<br />

Weihnachtskarte sorgt für festliche<br />

Abwechslung vom leckeren Braten bis<br />

zum Wildschweingulasch.<br />

Auch vegetarische und vegane Gerichte<br />

sind hier keine Seltenheit, vegane<br />

Maultaschen auf Backpflaumen-Linsengemüse<br />

zählen nur zu einem der kreativen<br />

Gerichte auf der Speisenkarte.<br />

Pünktlich zum Martinstag kommt die<br />

Gänsekeule auf den Tisch, serviert mit<br />

Thüringer Klößen und Johannisbeer-Rotkraut.<br />

Herzhaft herrlich auch die hausgemachte<br />

Spätzle-Vielfalt oder einfach<br />

Spätzle als Beilage zum Zwiebelrostbraten<br />

mit immer neuen Ideen wird Deftiges<br />

und Frisches sorgfältig zubereitet.<br />

Fernab vom Trubel des Weihnachtsmarkts<br />

können Sie hier die Vorweihnachtszeit<br />

bei weihnachtlichem Winzer-<br />

Glühwein, alkoholfreiem Punsch und an<br />

den Adventswochenenden frischen Zimtwaffeln<br />

mit heißen Zwetschgen und Sahne<br />

genießen. Täglich von 12 bis 23 Uhr<br />

warme Küche. Heiligabend geschlossen.<br />

GASTHAUS AM BODDENSEE<br />

Gemütliches<br />

Ambiente<br />

In idyllischem Ambiente am Eingang<br />

zum Briesetal empfängt das Restaurant<br />

am Boddensee seine Gäste mit Indian<br />

Summer Flair. AbNovember erwartet Sie<br />

natürlich wieder das traditionelle Gänsemenü,<br />

auch als „Gans ToGo Service“,<br />

welches Sie sich aus verschieden Vorspeisen,<br />

Suppen und süßen Leckereien<br />

nach Ihrem Gusto zusammenstellen können.<br />

Herbst und Winter am Boddensee<br />

bedeutet aber auch köstliche Wildgerichte<br />

von unserer aktuellen Saisonkarte,<br />

Hirsch und Wildschwein und vieles mehr<br />

in anheimelnder Gemütlichkeit vorm<br />

Kamin. Genießen Sie an den Adventssonntagenunseren<br />

großenvorweihnachtlichen<br />

Brunch von 10 bis 13 Uhr und<br />

lassen sich so den schönsten Tagder<br />

Woche von unserem Team versüßen.<br />

Besuchen Sie uns auch im Januarund<br />

Februar auf ein köstliches Stück frisch<br />

gebackenen Kuchen und einer schmackhaften<br />

Tasse Tee.<br />

Am 19. Januar dürfen wir bei uns im<br />

Haus GojkoMitic begrüßen: Für die einen<br />

ist er der „Chefindianer der DEFA“, für<br />

die anderen der „Winnetou des Ostens“.<br />

In jedem Fall ist er ein Phänomen. Sein<br />

Markenzeichen: lange schwarze Haare,<br />

gestählter Körper und Rollen, die immer<br />

auf der Seite des Guten waren. Der in<br />

Jugoslawien geborene Sportstudent kam<br />

als Stuntman zum Film und löste bereits<br />

mit seiner ersten Hauptrolle als tapferer<br />

Indianerhäuptling in „Die Söhne der großen<br />

Bärin“ Begeisterungsstürme aus.<br />

Möchten Sie Ihn noch einmal LIVE sehen<br />

dann sichernSie sich Tickets bei uns<br />

im Haus.<br />

30.11 - 02.12.<br />

LET IT SHOW<br />

Wechselnde Besetzung<br />

CHRISTMAS-SPECIAL AB 28.11.<br />

DIE PERFEKTE<br />

GESCHENKIDEE:<br />

TICKETS &<br />

GUTSCHEINE<br />

ESTREL FESTIVAL CENTER BERLIN<br />

WWW.STARS-IN-CONCERT.DE · TICKETS: 030 6831 6831<br />

Restaurant<br />

Täglich ab 12 Uhr geöffnet<br />

• Vorbergstraße 2<br />

• 10823 Berlin<br />

• Telefon: 030-81 49 42 40<br />

www.feinbaeck.de<br />

Die Feinbäckerei<br />

Vorbergstraße 2, 10823 Berlin<br />

Tel. 030 –81494240<br />

www.feinbaeck.de<br />

Restaurant am Boddensee<br />

Brieseallee 20, 16547 Birkenwerder<br />

Tel. 03303 –599944<br />

www.boddensee.com


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Berlin<br />

Neuer Haustyp<br />

für die<br />

Großsiedlung<br />

Stadt und Land feiert<br />

Richtfest für Wohnprojekt<br />

Knapp sieben Monate nach der<br />

Grundsteinlegung hat die Wohnungsbaugesellschaft<br />

Stadt und<br />

Land am Montag in Marzahn-Hellersdorf<br />

das Richtfest für 165 Mietwohnungen<br />

gefeiert. BeidemVorhaben<br />

an der Schkeuditzer Straße handelt<br />

es sich um den Bau eines sogenanntes<br />

Typenhauses. Darunter<br />

versteht die Stadt und Land ein aus<br />

standardisierten Modulen zusammengesetztes<br />

Gebäude.<br />

„Modulares Bauen ermöglicht<br />

nicht nur die zügige Realisierung einer<br />

großen Anzahl vonWohnungen,<br />

sondernträgt auch dazu bei, die Kosten<br />

im Wohnungsneubau zu dämpfen“,<br />

sagte Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher (Linke).<br />

„Beides ist angesichts des aktuellen<br />

Wohnungsbedarfs in Berlin von essenzieller<br />

Bedeutung.“<br />

DasWohnhaus an der Schkeuditzer<br />

Straße soll etwa 9500 Quadratmeter<br />

Wohnfläche haben. Geplant<br />

sind 56 Einzimmer-Wohnungen,<br />

30 Wohnungen mit zwei Zimmern,<br />

44 mit drei Zimmern, 25 mit vier<br />

Zimmern und 10 Wohnungen mit<br />

fünf Zimmern. Sie erhalten einen<br />

Balkon oder eine Terrasse. 57Wohnungen<br />

sind barrierefrei. Die Hälfte<br />

der Wohnungen soll für eine Kaltmiete<br />

von6,50 Euro proQuadratmeter<br />

angeboten werden. Die übrigen<br />

sollen im Schnitt unter zehn Euro je<br />

Quadratmeter kosten. Im Frühjahr<br />

2020 soll der Neubau fertig sein.<br />

DieStadt und Land hat nach eigenen<br />

Angaben zehn Grundstücke<br />

identifiziert, die sie daraufhin überprüft,<br />

ob dortTypenhäuser errichtet<br />

werden können. Das Unternehmen<br />

beziffert den Zeitvorteil gegenüber<br />

der herkömmlichen Bauweise mit<br />

zwei Monaten. (ulp.)<br />

So soll das Typenhaus aussehen, wenn es<br />

im Jahr 2020 fertig ist. MIB/ARNOLD UND GLADISCH<br />

Wenn Freunde vor der Zeit gehen<br />

UTE LEMPER<br />

war am Montagabend im Theater<br />

des Westens zum ersten Mal bei der<br />

Gala „Künstler gegen Aids“ dabei. Es<br />

war die 18. Gala dieser Art. „Wir haben<br />

in den vergangenen Jahren immer<br />

wieder darüber gesprochen,<br />

heute klappt es endlich mit dem Termin.“<br />

Für sie war es wie eine Heimkehr:„Als<br />

ich 1984 mit einer Gruppe<br />

vonTänzernnach Berlin kam, landeten<br />

wir genau hier im Theater des<br />

Westens.“ Die Arbeitsatmosphäre<br />

am Theater und den Zusammenhalt<br />

mit den Kollegen empfand sie als fast<br />

familiär. Die Erinnerung an diese<br />

Zeit ist allerdings nicht ungetrübt:<br />

„Damals brach HIV in die Künstlerszene<br />

ein. Und damals war das ein<br />

Todesurteil. Es war furchtbar, die<br />

Freunde und Kollegen sterben zu sehen.“<br />

Ute Lemper, die in New York<br />

wohnt, verbindet ihren Auftritt bei<br />

„Künstler gegen Aids“ mit anderen<br />

Terminen in Europa und verbringt<br />

insgesamt neun Tage auf dieser Seite<br />

des Atlantiks: „Erst trete ich bei der<br />

Unicef-Gala in Wien auf und dann<br />

gibt es die Deutschland-Premiere<br />

meines Programms ’Rendezvous mit<br />

Marlene’inDresden.“<br />

JUDYWINTER<br />

freute sich: „Es ist so schön, hier zu<br />

sein. In einem ausverkauften Haus.<br />

Mit Menschen, die schon so lange<br />

unsere Sache unterstützen.“ Die<br />

Schauspielerin ermunterte die Gäste<br />

der Gala, den Abend zu nutzen, um<br />

„das Leben ausgiebig zu feiern.“<br />

Sie hatte wieder gemeinsam mit<br />

dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister<br />

Klaus Wowereit die<br />

Schirmherrschaft über den Abend<br />

übernommen. Und konnte, imGegensatz<br />

zu ihm, auch selbst dabei<br />

sein. Sieerinnertdaran:„Gerade weil<br />

das Thema HIV/Aids in der Öffentlichkeit<br />

nur noch eine marginale<br />

Rolle zu spielen scheint, ist es wichtig,<br />

die Menschen unter uns nicht zu<br />

vergessen, für die das Leben mit HIV<br />

Alltag ist. Trotz aller Fortschritte ist<br />

ein Leben mit HIV von Höhen und<br />

Tiefen geprägt. Gerade wenn Tiefen<br />

da sind, stehen wir als <strong>Berliner</strong> Aids-<br />

Hilfe diesen Menschen zur Seite.“<br />

GAYLE TUFTS<br />

könnte als bekannte Entertainerin<br />

jeden zweiten Abend bei irgendeiner<br />

Benefizgala auf der Bühne stehen<br />

und ohne Gage singen und tanzen.<br />

Ständig trudeln Einladungen ein, die<br />

sie aber nicht alle annehmen kann.<br />

Sie hat sich ganz bewusst dafür<br />

entschieden, die <strong>Berliner</strong> Aids-Hilfe<br />

zu unterstützen.<br />

Ute Lemper unterstützt zum<br />

ersten Mal die Gala „Künstler gegen<br />

Aids“ im Theater des Westens<br />

Drag-Queens bei der Gala. CHRISTIAN SCHULZ (4)<br />

Schirmherrin Judy Winter.<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Ute Lemper strahlt.<br />

Antje Rietz und Hans Jürgen Schatz.<br />

Es hat damit zu tun, dass in ihrer<br />

NewYorker Zeit 1978 bis 1990 so viele<br />

ihrer Freunde und Kollegen an der<br />

Krankheit gestorben sind, für die es<br />

anfangs noch gar keinen Namen gab.<br />

Damals war die Künstlerin innerhalb<br />

eines halben Jahres auf 17 Beerdigungen.<br />

Auch in Berlin sind zuletzt<br />

zwei Freunde an Aids gestorben.<br />

Sie schwärmt von der konkreten<br />

Hilfe,die die <strong>Berliner</strong> Aids-Hilfe leistet<br />

und die sie gernunterstützt. „Das<br />

geht von der Hilfe beim Erledigen<br />

von Papierkram über das Bezahlen<br />

des Taxis zum Arzt bis dahin, dass in<br />

den letzten Stunden die Hand des<br />

Sterbenden gehalten wird.“<br />

Nach ihren Shows sammeln immer<br />

Freiwillige für die Aids-Hilfe,<br />

und Gayle gibt am Ende ihrer Auftritte<br />

gernfreundliche Hinweise darauf,<br />

weil das Publikum freigiebiger<br />

ist, wenn es vonder Bühne herab um<br />

Hilfe gebeten wird. Während der<br />

Spielzeit der vorigen Weihnachtsshow<br />

imKudammtheater kamen so<br />

10 000 Euro zusammen. Und auch<br />

dieses Jahr wird imDezember wieder<br />

nach ihren ShowsimTheater am<br />

Kurfürstendamm im Schiller-Theater<br />

gesammelt. Bei „Künstler gegen<br />

Aids“ erinnerte Gayle Tufts das Publikum<br />

daran: „Viele von uns haben<br />

Kollegen und Freunde an diese<br />

schreckliche Krankheit verloren. Sie<br />

sind hier bei uns an diesem Abend.“<br />

WAYNE CARPENDALE<br />

führte mit Moderator Florian Weiss<br />

durch den Abend im Theater des<br />

Westens. DerSchauspieler:„Wirsind<br />

in einer Zeit groß geworden, in der<br />

HIV und Aids sehr präsent waren.“<br />

Ihm ist wichtig, dass wir „die Menschen<br />

nicht vergessen, die aufgrund<br />

ihrer Erkrankung an den Rand der<br />

Gesellschaft gedrängt werden.“<br />

Für seinen Co-Moderator Florian<br />

Weiss ist die Gala „der perfekte Anlass,umklar<br />

zu machen, dass es keinen<br />

Grund gibt, Menschen mit HIV<br />

bei den heutigen Behandlungsmöglichkeiten<br />

auszugrenzen oder zu diskriminieren.“<br />

Das Ensemble des Erfolgsmusicals<br />

„Tanz der Vampire“, das gerade<br />

wieder im Theater des Westens gastiert,<br />

spendierte Höhepunkte aus<br />

dem Stück für das Galaprogramm.<br />

Unter den Gästen des Abends waren<br />

Gesundheitssenatorin Dilek Kolat,<br />

Star-Friseur Udo Walz und<br />

Schauspieler Hans-Jürgen Schatz.<br />

Die Einnahmen der diesjährigen<br />

Gala „Künstler gegen Aids“ sollen für<br />

die Begegnungsangebote der <strong>Berliner</strong><br />

Aids-Hilfe verwendet werden<br />

und in den Hilfsfonds für Menschen<br />

mit HIV/Aids fließen.<br />

Gesucht:<br />

Warme Plätze<br />

für Obdachlose<br />

Schule, Container,Tunnel:<br />

Die Kältehilfe läuft an<br />

Erstmals wird indiesem Jahr die<br />

ehemalige Gerhart-Hauptmann-Schule<br />

in Kreuzberg zur Notübernachtung<br />

für Obdachlose. Die<br />

Johanniter werden dort abdem 1.<br />

Dezember mehr als 100 Plätze für<br />

Obdachlose anbieten, teilte die<br />

Hilfsorganisation am Montag mit.<br />

Davon seien 34 Plätze für weibliche<br />

Gäste in der ersten Etage reserviert.<br />

Obdachlose dürften auch ihre<br />

Hunde mitbringen, hieß es.Die Notübernachtung<br />

ist bis zum 30. April<br />

täglich von19bis 7Uhr geöffnet.<br />

Nach Angaben der Sozialverwaltung<br />

stehen in der Stadt 739 feste<br />

Plätzefür Obdachlose in den Notunterkünften<br />

zur Verfügung. Doch<br />

diese reichen nicht. Bis zum Ende<br />

der Saison Ende April soll nach Bedarf<br />

aufgestockt werden –auf mehr<br />

als 1000 Plätze, heißt es.Zudem gibt<br />

es Überlegungen, den seit zehn Jahrengeschlossenen<br />

Fußgängertunnel<br />

am Alexanderplatz wieder zu öffnen.<br />

Dazu wollte sich die Sozialverwaltung<br />

am Montag aber nicht äußern.<br />

Flüchtlingsunterkünfte nutzen<br />

In den vergangenen Jahren hatten<br />

die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG)<br />

bestimmte U-Bahnhöfe im Winter<br />

nachts für Obdachlose geöffnet. Dieses<br />

Jahr soll es dieses Angebot wegen<br />

Sicherheitsbedenken nicht mehr geben.<br />

Die BVG hat in den Bahnhöfen<br />

Plakate mit Adressen und Telefonnummern<br />

von Unterkünften aufgehängt<br />

und ihre Mitarbeiter mit<br />

Handzetteln ausgestattet, um Obdachlosen<br />

weiterzuhelfen.<br />

„Es ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe, genügend Übernachtungsplätze<br />

für Wohnungslose bereitzustellen“,<br />

sagte Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona PopamMontag. U-<br />

Bahn-Tunnel und U-Bahnhöfe<br />

könnten nur eine „ultima ratio“ sein,<br />

„eine menschenwürdige“ Unterbringung<br />

sehe anders aus,sagte Pop.<br />

Die wohnungslosen Menschen<br />

bräuchten einen warmen Raum und<br />

Sanitäreinrichtungen. Pop schlug<br />

sogenannte Tempohomes vor, also<br />

Wohncontainer, wie sie zur Unterbringung<br />

von Flüchtlingen genutzt<br />

würden.„Die Sozialverwaltung muss<br />

prüfen, inwieweit Tempohomes, die<br />

nicht mehr zur Unterbringung von<br />

Geflüchteten genutzt werden, zeitnah<br />

zur Verfügung stehen“, sagte<br />

Pop. (kh.)<br />

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2018/1<br />

sos-kinderdoerfer.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 15 *<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

Wenn Kinder<br />

sich ins Koma<br />

saufen<br />

In Brandenburg steigt die<br />

Zahl, in Berlin aber nicht<br />

Eigentlich dürften sie altersbedingt<br />

weder Bier noch Schnaps<br />

kaufen: Trotzdem wurden imVorjahr<br />

34 Kinder und Jugendliche unter<br />

15 Jahren mit Alkoholvergiftungen<br />

in <strong>Berliner</strong> Krankenhäuser eingeliefert.<br />

Das teilte das Amt für Statistik<br />

Berlin-Brandenburg mit. Unter den<br />

34 Eingelieferten waren 21 Mädchen.<br />

Insgesamt lag die Zahl der erfassten<br />

Rauschtrinker, die noch<br />

keine 19 Jahrealt waren, bei 236.<br />

„Jede Alkoholvergiftung eines<br />

Kindes oder Jugendlichen ist eine zu<br />

viel“, sagte Volker Röttsches von der<br />

Krankenkasse DAK. Er wies zugleich<br />

darauf hin, dass die Entwicklung bei<br />

jugendlichen Komasäufern inBerlin<br />

seit mehreren Jahren rückläufig sei.<br />

Leichte Zunahme auf dem Land<br />

In Brandenburg hingegen stieg die<br />

Zahl der Kinder und Jugendlichen,<br />

die sich bis zur Bewusstlosigkeit betrunken<br />

haben, leicht an: 80 der jungen<br />

Koma-Patienten waren im Jahr<br />

2017 zwischen 10 und 15 Jahren alt<br />

und damit in einem Alter,indem sie<br />

Alkohol nicht kaufen dürften. Im<br />

Jahr zuvor gab es in der Altersklasse<br />

66 Fälle.<br />

Die Zahlen zeigten, dass mit der<br />

Kampagne „bunt statt blau“ weiter<br />

aufgeklärtwerden müsse,sagte Anke<br />

Gubitz, Leiterin der Landesvertretung<br />

der Krankenkasse DAK in Brandenburg.<br />

An der Präventionskampagne<br />

der DAK nahmen seit 2010<br />

mehr als 9500 junge Leute teil. Sie<br />

wird 2019 nicht nur in Brandenburg<br />

fortgesetzt, sondern auch in Berlin.<br />

Dort hat Gesundheitssenatorin Dilek<br />

Kolat (SPD) die Schirmherrschaft<br />

übernommen.<br />

Ein durch die Polizei publik gewordener<br />

Fall vom Sommer 2017<br />

zeigte,dass wohl auchVerstöße beim<br />

Alkoholverkauf das Komasaufen ermöglichen:<br />

Nachdem eine 13-Jährige<br />

beim Wodka-Trinken in der<br />

Nähe des <strong>Berliner</strong> Alexanderplatzes<br />

bewusstlos geworden war, sagten<br />

ihre zwei gleichaltrigen Freundinnen,<br />

sie hätten die Flasche in einem<br />

Spätkauf unter Angabe ihres wahren<br />

Alters gekauft.<br />

Die beiden Mädchen konnten<br />

sich laut Polizei selbst kaum mehr<br />

auf den Beinen halten, ihre nicht<br />

mehr ansprechbare Freundin kam<br />

auf eine Intensivstation. Gegen den<br />

Spätkauf sollte ermittelt werden.<br />

Im vergangenen Jahr waren bundesweit<br />

300 Kinder und Jugendliche<br />

aus Berlin wegen Alkoholmissbrauchs<br />

in Kliniken registriert worden.<br />

(dpa)<br />

Spätes Leseglück<br />

Ute Holschumacher war lange Analphabetin. Doch im Alter von 52 Jahren beendete sie das Versteckspiel<br />

VonMechthild Henneke<br />

Das Leben war ein Versteckspiel:Wenn<br />

UteHolschumacher<br />

zur Bank<br />

ging, wickelte sie ihren<br />

rechten Armineinen Verband, um zu<br />

begründen, warum jemand für sie<br />

den Überweisungsschein ausfüllen<br />

musste. Babynahrung für ihre Tochter<br />

kaufte sie in der Apotheke, denn<br />

da wurde sie bedient und musste niemanden<br />

bitten, ihr die Etiketten auf<br />

den Gläschen vorzulesen. DerGrund:<br />

UteHolschumacher war Analphabetin.<br />

Trotz acht Jahren Schule hatte die<br />

gebürtige Neuköllnerin weder lesen<br />

noch schreiben gelernt. Das sollte<br />

niemand wissen.„Ich ging immer angespannt<br />

durchs Leben“, sagt sie.<br />

Heute spricht die 57-Jährige offen<br />

über diese Zeit. Die Scham und die<br />

Ausreden sind inzwischen vorbei.<br />

Vorfünf Jahren hat sie ihren ersten<br />

Alphabetisierungskurs gemacht und<br />

ist drangeblieben. Inzwischen kann<br />

sie lesen, schreiben und rechnen<br />

und begleitet Straßenaktionen des<br />

Alphabetisierungsprojekts „Alfa-<br />

Mobil“ als lebendes Erfolgsbeispiel.<br />

Zufrieden lehnt sie sich im Sofa<br />

ihrer kleinen Wohnung an der Gneisenaustraße<br />

zurück. „Ich bin frei“,<br />

sagt sie.Ihr Gesicht strahlt, ihreHaltung<br />

ist selbstbewusst. Doch die Vergangenheit<br />

ist nicht vergessen: Der<br />

Vater,der trank und die neun Kinder<br />

schlug. Die Mutter, die überfordert<br />

war und sich schließlich in den 70er-<br />

Jahren scheiden ließ. Da ging Ute<br />

schon Zimmer aufräumen in Hotels,<br />

später arbeitete sie als Küchenhilfe,<br />

erst in Berlin, dann lange Jahre in<br />

Stuttgart, schließlich wieder in Berlin.<br />

Immer auf der Hut, dass jemand<br />

ihr Geheimnis entdecken könnte.<br />

Hohn und Spott vonKollegen<br />

Die letzte Arbeitsstelle in einer Küche<br />

führte in eine Lebenskrise.„Füll<br />

die Bestellungen aus“, verhöhnte sie<br />

eine Kollegin, die ihr Geheimnis<br />

längst entdeckt hatte. Holschumacher<br />

wurde vonKollegen in der Kantine<br />

beschimpft, erzählt sie. „Ich<br />

habe an mir gezweifelt, ich wurde<br />

krank.“ Lange Monate in einer Klinik<br />

und Arbeitslosigkeit folgten.<br />

Die Wende brachte schließlich<br />

der Hinweis einer Mitarbeiterin im<br />

Jobcenter.Sie wies sie auf Alphabetisierungskurse<br />

hin, und UteHolschumacher<br />

entschied sich, mit dem Verstecken<br />

aufzuhören.<br />

Nunwurde wahr,was sie sich immer<br />

gewünscht hatte: Vorlesen können.<br />

Ende der 90er-Jahre war ihre<br />

Tochter zur Welt gekommen, doch<br />

die Kuschelrunde beim Kinderbuchschmökern<br />

vorm Einschlafen fiel<br />

aus, auch der Besuch im Zoo oder<br />

die Fahrt zum Wannsee, denn die<br />

Ute Holschumacher macht Lesen heute Spaß, früher waresein Problem. BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

Betroffen: Etwa 14,5 Prozent<br />

der Erwachsenen hierzulande<br />

können einer Studie<br />

zufolgenur mit großer Mühe<br />

lesen und schreiben –Fachleute<br />

sprechen vonfunktionalen<br />

Analphabeten. Für<br />

Berlin bedeutet diese Quote:<br />

Etwa 350000 Einwohner<br />

sind betroffen.<br />

ZAHLEN & FAKTEN<br />

Kampagne: Das Bundesbildungsministerium<br />

will die<br />

Alphabetisierung vorantreiben.<br />

Im Rahmen der vor<br />

zwei Jahren ausgerufenen<br />

sogenannten Alpha-Dekade<br />

werden bis zum Jahr 2026<br />

Alphabetisierungsprojekte<br />

mit etwa 180 Millionen Euro<br />

gefördert.<br />

Hilfe: Der Bundesverband<br />

Alphabetisierung betreibt<br />

das kostenfreie Alfa-Telefon,<br />

bei dem sich Betroffene oder<br />

Menschen, die Betroffene<br />

kennen, über Lernangebote<br />

informieren können:<br />

0800/53 33 44 55.<br />

Infos im Internet unter<br />

alfa-telefon.de<br />

Fahrpläne konnte Holschumacher<br />

nicht entziffern. Später las die Tochter<br />

der Mutter vor und half ihr, den<br />

Alltag zu bewältigen.<br />

Etwa 7,5 Millionen funktionale<br />

Analphabeten leben schätzungsweise<br />

in Deutschland. Die meisten<br />

von ihnen lesen oder schreiben immerhin<br />

mit Mühe, nur eine Minderheit<br />

kann überhaupt nicht lesen<br />

oder schreiben. Nicole Pöppel, die<br />

beim Projekt Alfa-Mobil arbeitet,<br />

nennt eine Reihe von Gründen, die<br />

dazu führen können: „Häufige<br />

Schulwechsel, ein problematisches<br />

Elternhaus, Vernachlässigung, fehlende<br />

Unterstützung beim Lesen, die<br />

psychische Belastung in der Schule.“<br />

Die Bundesregierung hat es sich<br />

bis 2026 zur Aufgabe gemacht, die<br />

Alphabetisierung dieser Menschen<br />

voranzutreiben. Auch heute noch<br />

verlassen Jugendliche die Schule,<br />

ohne sicher lesen und schreiben zu<br />

können. Nicole Pöppel berichtet von<br />

Menschen mit Abitur,die an der Uni<br />

feststellen, dass ihr schriftlicher Ausdruck<br />

nicht ausreichend ist. „Wenn<br />

diese sich zum Beispiel in der Schule<br />

auf Mathe oder Naturwissenschaften<br />

konzentriert haben.“ Auch sie<br />

finden sich in den Kursen, die in<br />

ganz Deutschland vorallem inVolkshochschulen<br />

angeboten werden.<br />

Tippen statt diktieren!<br />

Pöppel sieht die Gesellschaft in der<br />

Verantwortung. „Lernprozesse sind<br />

vonvielen Faktoren begleitet: vonEltern,<br />

Schule, Gesellschaft“, sagt sie.<br />

Das Vorlesen spielt nach wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen eine<br />

besondere Rolle.„Dadurch wird das<br />

Interesse an Büchern und am eigenen<br />

Lesen geweckt“, sagt Pöppel.<br />

Das Leben und Schreiben als Erwachsener<br />

zu lernen, erfordert viel<br />

Geduld –zunächst einmal, weil die<br />

Betroffenen häufig wenig Übung im<br />

Lernen haben. Sie müssen sich die<br />

Grundvoraussetzungen erst wieder<br />

erarbeiten. Neben Ute Holschumacher<br />

sitzt an diesem Nachmittag Siegfried<br />

Weiland, 56, den sie aus ihrem<br />

Volkshochschulkurs kennt. Weiland<br />

hatte ebenfalls vorfünf Jahren mit der<br />

Alphabetisierung angefangen, aber<br />

nach einem Jahr aufgehört. Jetzt<br />

muss er neu beginnen und das fällt<br />

ihm schwer. Holschumacher spornt<br />

ihn an: „Du sollst keine Sprachnachrichten<br />

diktieren, sondern sie selbst<br />

tippen.“ Sienützt jede Gelegenheit zu<br />

schreiben und zu lesen. Sie ist froh<br />

über die Chance,die sich ihr geboten<br />

hat. „Wenn das Alfa-Mobil heute anruft<br />

und mich aufTour mitnimmt, bin<br />

ich glücklich“, sagt sie. Noch glücklicher<br />

ist sie, dass sie ihren beiden Enkeln<br />

heute vorlesen kann. Und sie<br />

fährt mit ihnen durch Berlin, wohin<br />

immer sie möchte.<br />

NACHRICHTEN<br />

Polizei findet in einem Auto<br />

280 verbotene Böller<br />

Bundespolizisten haben auf der Autobahn<br />

A12ander Anschlussstelle<br />

Frankfurt(Oder) in einem kontrollierten<br />

Wagen verbotene Pyrotechnik<br />

sichergestellt. In dem in Richtung<br />

Berlin fahrenden Auto fanden<br />

die Beamten 280 Böller und eine<br />

Feuerwerksbatterie ohne die erforderlichen<br />

Prüfzeichen für die Einfuhr<br />

nach Deutschland, teilte die<br />

Bundespolizeidirektion mit. DieInsassen<br />

im Alter von36, 45 und 49 Jahrengaben<br />

an, die Pyrotechnik in Polen<br />

gekauft zu haben. Gegen das Trio<br />

wurde ein Ermittlungsverfahren wegen<br />

des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz<br />

eingeleitet. (dpa)<br />

Brandenburgs Grüne<br />

wachsen kräftig<br />

Nach den Wahlerfolgen der Partei in<br />

den westdeutschen Bundesländern<br />

sehen sich auch die Brandenburger<br />

Grünen im Aufwind. Mitderzeit<br />

mehr als 1300 Mitgliedernsei die<br />

Partei gegenüber dem Vorjahreswert<br />

um gut 22 Prozent gewachsen, berichtete<br />

der Landesvorsitzende Clemens<br />

Rostock am Montag. Zudem<br />

seien zahlreiche Ortsverbände neu<br />

gegründet worden wie zuletzt in Königs<br />

Wusterhausen. (dpa)<br />

Etwaein Drittel der Straßen<br />

in bedenklichem Zustand<br />

Rund ein Drittel des kommunalen<br />

Straßennetzes in Brandenburgist<br />

mangelhaft. Dasergab eine Studie<br />

des Deutschen Instituts für Urbanistik,<br />

die am Montag in Potsdam vorgestellt<br />

wurde.Nur 38 Prozent genügen<br />

laut der Studie den gesetzlichen Standards.Vor<br />

allem Anliegerstraßen und<br />

-wege sowie Erschließungsstraßen in<br />

kreisfreien Städten zeigten schlechte<br />

Ergebnisse.„Dasgemeindliche Straßennetz<br />

wirdaufVerschleiß gefahren“,<br />

sagte Potsdams Oberbürgermeister<br />

und Präsident desVereins,<br />

Jann Jakobs (SPD). (dpa)<br />

So wie hier in Erkner sieht es auf sehr<br />

vielen Straßen aus.<br />

DPA/PATRICK PLEUL<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Wissenschaft<br />

Die beiden vor Selbstbewusstsein strotzenden Tüpfelhyänen rechts sind Männchen, die ein unterwürfiges Weibchen (links) dominieren. Diese Konstellation ist eher ungewöhnlich. Meist sind bei dieser Tierartdie Weibchen dominant.<br />

LEIBNIZ-IZW/OLIVER HÖNER<br />

Die Macht der Seilschaften<br />

Wenn Hyänen streiten, entscheidet nicht ihre Körperkraft über Sieg oder Niederlage, sondern ihr soziales Netzwerk. Deshalb dominieren meist die Weibchen<br />

VonKerstin Viering<br />

Muss man sich möglichst<br />

aggressiv und<br />

„männlich“ aufführen,<br />

um einen Konflikt<br />

zu gewinnen? Muss man dem Kontrahenten<br />

körperlich überlegen<br />

sein? Oder dem Geschlecht angehören,<br />

das in der Gesellschaft allgemein<br />

den Tonangibt? Im Fachjournal<br />

Nature Ecology &Evolution beantwortet<br />

ein Team um Oliver Höner<br />

vom Leibniz-Institut für Zoo- und<br />

Wildtierforschung (IZW)inBerlin all<br />

diese Fragen mit „Nein“.<br />

Die Beobachtungen der Forscher<br />

zeigen nämlich, dass bei Streitigkeiten<br />

zumindest in Hyänen-Kreisen<br />

ein ganz anderes Erfolgsrezept gilt.<br />

Über Sieg oder Niederlage entscheiden<br />

demnach nicht die persönlichen<br />

Stärken eines Tieres, sondern die<br />

Seilschaften, die es zu seiner Unterstützung<br />

mobilisieren kann.<br />

Vorbild für Feministinnen<br />

Gerade Hyänen haben schon viele<br />

Diskussionen über Geschlechterrollen<br />

ausgelöst. Von Feministinnen<br />

werden sie gern als Beispiel für Gesellschaften<br />

genannt, die vonFrauen<br />

dominiert werden. Und tatsächlich<br />

scheint es auf den ersten Blick oft<br />

keinen Zweifel daran zu geben, wer<br />

in einem Hyänen-Clan das Sagen<br />

hat: DieWeibchen machen die Führungspositionen<br />

in der Regel unter<br />

sich aus. „Da fragt man sich natürlich,<br />

warum das so ist“, sagt Oliver<br />

Höner. Dazu gab es bisher eine<br />

ganze Reihe von Theorien. Eine naheliegende<br />

Erklärung wärezum Beispiel,<br />

dass die Weibchen meist<br />

schwerer und kräftiger sind als ihre<br />

männlichen Artgenossen.<br />

Auffällig ist auch, dass sie eine Art<br />

Pseudopenis sowie Pseudohoden besitzen<br />

–mit anderen Worten also sehr<br />

männlich aussehende Geschlechtsorgane.Damit<br />

klappt die Paarung nur<br />

in einer bestimmten, ziemlich wackeligen<br />

Stellung. Wenn das Weibchen<br />

dabei nicht kooperiert, muss ihr<br />

Möchtegern-Partner unverrichteter<br />

Dinge wieder abziehen. Es könnte<br />

also auch sein, dass die Männchen<br />

mit unterwürfigem Verhalten gut<br />

Wetter machen wollen, um ihre Paarungschancen<br />

zu verbessern.<br />

Der neuen Studie zufolge scheint<br />

all das für die Hierarchien in der<br />

Hyänengesellschaft gar nicht so<br />

wichtig zu sein. Bis sie zu dieser Erkenntnis<br />

kommen konnten, mussten<br />

die Forscher allerdings einigen<br />

Aufwand betreiben. Schon seit mehr<br />

als zwanzig Jahren beobachten sie<br />

das Verhalten der acht Clans von<br />

Tüpfelhyänen, die im Ngorongoro-<br />

Krater in Tansania leben. Akribisch<br />

notieren sie unter anderem, was bei<br />

einer Begegnung zwischen zwei<br />

Hyänen passiert: Werdominiert den<br />

anderen? Und wer zieht buchstäblich<br />

den Schwanz ein? „Zuerkennen<br />

ist das tatsächlich an der Körperhaltung“,<br />

erklärtOliver Höner.<br />

Nicht nur der eingeklemmte<br />

Schwanz ist eine Unterwerfungsgeste,<br />

sondern auch das Zurücklegen<br />

der Ohren und das Zeigen der<br />

CLANS MIT BIS ZU 130 MITGLIEDERN<br />

DieTüpfelhyäne (Crocuta crocuta)ist die größte Hyänenart, die heute noch auf der Erde lebt.<br />

Sie bringt es ohne Schwanz auf eine Längevon 1,25 bis 1,60 Meternund erreicht ein<br />

Gewicht bis 86 Kilogramm. Ihr Fell ist sandfarben bis bräunlich mit dunklen Flecken.<br />

Die Weibchen dieser Artsind anatomisch „vermännlicht“: Ihre Klitoris ist so groß,<br />

dass sie dem Penis der Männchen ähnelt.<br />

Die Tiere leben in Familien-Clans mit bis zu 130 Mitgliederninweiten Teilen Afrikas<br />

südlich der Sahara.<br />

Die größten Populationen gibt es in der Serengeti in Ostafrika und im Krüger-Nationalpark<br />

in Südafrika.<br />

Ihre Nahrung jagen Tüpfelhyänen selbst. Aufihrem Speiseplan stehen etwa Säugetiere,<br />

Vögel, Reptilien und Fische.<br />

Zähne. Eine Hyäne mit nach vorn<br />

gerichteten Ohren und steil in die<br />

Luft ragendem Schwanz signalisiert<br />

dagegen ihre Überlegenheit. Auch<br />

die Begrüßungszeremonie ist verräterisch:<br />

Wer zuerst das Bein hebt<br />

oder den Penis erigiert, hat verloren.<br />

„Wenn sich zwei Tiere begegnen,<br />

wird auf diese Weise in der Regel<br />

sehr schnell geklärt, wer der<br />

Stärkere ist“, sagt Oliver Höner.<br />

„Beißereien sind dazu meist gar<br />

nicht nötig.“<br />

Für ihre Untersuchung haben<br />

die Forscher Daten von mehr als<br />

4000 solchen Konflikte analysiert,<br />

an denen 748 Hyänen beteiligt waren.<br />

Die jeweiligen Sieger ließen<br />

sich dabei weder anhand ihres Geschlechts<br />

noch anhand ihrer Stärke<br />

zuverlässig vorhersagen. Gut prognostizieren<br />

konnten die Forscher<br />

den Ausgang eines solchen Duells<br />

erst, als sie die sozialen Netzwerke<br />

der braunen Raubtiere unter die<br />

Lupe nahmen.<br />

„Wir wollten wissen, wie viele<br />

Unterstützer jeder Kontrahent im<br />

Notfall mobilisieren könnte“, erläutert<br />

Oliver Höner. Abschätzen ließ<br />

sich das auf der Basis direkter Beobachtungen<br />

und langjähriger Erfahrung<br />

mit den Grundregeln der<br />

Tüpfelhyänen-Gesellschaft. So unterstützen<br />

die Tiere innerhalb ihres<br />

Clans bevorzugt die eigene Verwandtschaft<br />

und innerhalb dieser<br />

den zuletzt geborenen Nachwuchs.<br />

Da Oliver Höner und seine Kollegen<br />

die Verwandtschaftsverhältnisse<br />

aller Tüpfelhyänen im Krater kennen,<br />

konnten sie für jeden Duellanten<br />

die Größe seiner Anhängerschaft<br />

ausrechnen. Undesgewann fast immer<br />

derjenige mit den meisten Sympathisanten<br />

–unabhängig von seiner<br />

Stärke und seinem Geschlecht.<br />

Das gleiche Prinzip galt auch,<br />

wenn zwei Kontrahenten aus verschiedenen<br />

Gruppen aufeinandertrafen.<br />

„In diesem Fall war entscheidend,<br />

wer weiter vom Kerngebiet<br />

seines eigenen Clans entfernt<br />

war“, sagt Höner. Offenbar wussten<br />

die Tieregenau, dass sie nah an ihrem<br />

Stammsitz eher mit Hilfe rechnen<br />

konnten, als wenn sie sich weit in<br />

fremdes Territorium gewagt hatten.<br />

Ähnlich wie beim Heimvorteil<br />

von Fußballmannschaften scheint<br />

das allerdings eher ein psychologischer<br />

Effekt zu sein. Denn die Größe<br />

der Anhängerschaft entscheidet die<br />

Duelle auch dann, wenn sich gar<br />

kein anderes Tier einmischt oder<br />

auch nur in der Nähe ist. „Hyänen<br />

mit vielen potenziellen Unterstützern<br />

sind einfach selbstbewusster<br />

und trauen sich eher zu, andere zu<br />

dominieren“, erklärtHöner.<br />

Vondiesem Effekt können durchaus<br />

auch Männchen profitieren. Nur<br />

haben die in der Regel weniger Unterstützer<br />

als ihre Artgenossinnen.<br />

Denn während Weibchen oft ein Leben<br />

lang bei ihrer Familie bleiben,<br />

wandern die meisten Männchen im<br />

Alter vonetwa drei Jahren ab und suchen<br />

sich einen neuen Clan. Dabei<br />

aber verlieren sie ihresozialen Beziehungen<br />

– und haben es in der<br />

Fremde schwer,neue aufzubauen.<br />

„In Clans mit vielen männlichen<br />

Zuwanderern ist die weibliche Dominanz<br />

deshalb besonders groß“,<br />

sagt Höner. Esgibt allerdings auch<br />

Hyänenmännchen, die ihren Clan<br />

nicht verlassen und ihr Netzwerk<br />

nicht kappen. Leben besonders viele<br />

dieser Alteingesessenen in einem<br />

Clan, herrscht mehr Chancengleichheit<br />

unter den Geschlechtern. Weibliche<br />

Dominanz ist bei Hyänen also<br />

keine Frage des Geschlechts, sonderndes<br />

sozialen Umfelds.<br />

Parallelen zu anderen Arten<br />

„Das war auch für mich ein verblüffendes<br />

Ergebnis“, sagt Höner.Ervermutet,<br />

dass es ähnliche Effekte auch<br />

bei anderen Arten geben könnte,bei<br />

denen die Geschlechter in Sachen<br />

Körperkraft zumindest in einer ähnlichen<br />

Liga spielen. Dazu gehören<br />

zum Beispiel Schimpansen, bei denen<br />

allerdings die Männchen den<br />

Tonangeben. Undauch zu menschlichen<br />

Seilschaften könnte es nach<br />

Einschätzung von Oliver Höner<br />

durchaus ein paar Parallelen geben.<br />

Die Tatsache, dass es in Politik und<br />

Wirtschaft immer noch mehr männliche<br />

Führungskräfte gibt, hänge bekanntlich<br />

ja auch damit zusammen,<br />

dass Männer die besseren Netzwerkehaben.<br />

Alle zwei Minuten stirbt ein Kleinkind an Malaria<br />

Nach großen Erfolgen stockt der Kampf gegen die Infektion. Dabei ist die Krankheit eigentlich vermeidbar und heilbar.Fortschritte werden vor allem durch Armut verhindert<br />

VonJürgen Bätz<br />

Viele Jahrelang glückte der Kampf<br />

gegen Malaria. Doch nun steigen<br />

die Infektionszahlen wieder an. Die<br />

Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) registrierte im Jahr 2017 zum<br />

zweiten Mal inFolge mehr Malariafälle.<br />

Ohne einen stärkeren Einsatz<br />

drohten die Erfolge der vergangenen<br />

Jahre zunichtegemacht zu werden,<br />

warnte WHO-Chef Tedros Adhanom<br />

Ghebreyesus am Montag. Es sei<br />

dringend nötig, die Mittel für den<br />

Kampf gegen Malaria aufzustocken.<br />

„Die Tatsache, dass alle zwei Minuten<br />

ein Kind an dieser vermeidbaren<br />

Malariagebiete<br />

hohes Risiko<br />

geringes Risiko<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP<br />

meldet. Doch seit 2016 stiegen die<br />

Fallzahlen wieder an, insbesondere<br />

in den am meisten betroffenen afrikanischen<br />

Ländernwie Nigeria, Mosambik<br />

und dem Kongo.<br />

Die WHO kündigte nun eine<br />

Initiativean, um die am meisten betroffenen<br />

Länder gezielter zu unterstützen.<br />

Rund 70 Prozent aller Malaria-Fälle<br />

betreffen elf Länder: Nigeria,<br />

Kongo,Mosambik, Burkina Faso,<br />

Kamerun, Ghana, Mali, Niger,<br />

Uganda, Tansania und Indien.<br />

Malaria wird durch Stiche von<br />

Anopheles-Mücken übertragen, die<br />

den Erreger in sich tragen. Sie stechen<br />

vor allem nachts. Die Erreger –<br />

und heilbaren Krankheit stirbt, ist inakzeptabel“,<br />

sagte er.<br />

DieZahl der erfassten Malaria-Erkrankungen<br />

stieg 2017 im Vergleich<br />

zum Vorjahr um gut zwei Millionen<br />

auf 219 Millionen Fälle,wie aus dem<br />

Welt-Malaria-Bericht der WHO hervorgeht.<br />

Gut90Prozent aller Erkrankungen<br />

ereignen sich in Afrika. Die<br />

Zahl der Todesfälle fiel leicht von<br />

451 000 im Jahr 2016 auf 435 000 im<br />

Folgejahr. Unter den Opfern waren<br />

demnach rund 266 000 bis zu fünf<br />

Jahrealte Kleinkinder.<br />

Für die Zeit von 2010 bis 2015<br />

hatte die WHO jedes Jahr gute Fortschritte<br />

im Kampf gegen Malaria versogenannte<br />

Plasmodien –gelangen<br />

in die Blutbahn und vermehren sich<br />

in der Leber.Malaria verursacht Fieber,<br />

Anämie und neurologische Probleme<br />

und kann unbehandelt tödlich<br />

verlaufen.<br />

Trotz der hohen Malaria-Gefahr<br />

in den betroffenen Gebieten Afrikas<br />

schlief der WHO zufolge 2017 nur<br />

etwa die Hälfte der Bevölkerung unter<br />

einem mit Insektiziden behandelten<br />

Moskitonetz –was als wichtigste<br />

Vorbeugungsmaßnahme gegen<br />

Malaria gilt. Zudem hätten immer<br />

noch zu wenig Schwangere<br />

Zugang zu Prophylaxe-Medikamenten.<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 17 *<br />

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Sport<br />

Sensation<br />

im<br />

Regen<br />

Can Öncü, 15, gewinnt seinen<br />

ersten Motorrad-Grand-Prix<br />

Als die Korken knallten, durfte<br />

Can Öncü nicht mittrinken. Bei<br />

der Siegerehrung in Valencia bekam<br />

der Türke keine Champagnerflasche<br />

in die Hand, der Teenager ist noch zu<br />

jung dafür, und so sorgten die Geschlagenen<br />

auf dem Podium für die<br />

traditionelle Dusche. Das größte Lächeln<br />

aber hatte Ausnahmetalent<br />

Öncü nach seinem Sensationscoup<br />

mit dem Motorrad im Gesicht.<br />

Mit15Jahren und 115 Tagen kürte<br />

sich Öncü beim Saisonfinale zum<br />

jüngsten Grand-Prix-Sieger der Geschichte.Erfuhr<br />

zudem als erster Pilot<br />

aus der Türkei auf Platz eins −bei<br />

seinem Debüt. Ein Sieg im ersten<br />

Einsatz war zuletzt dem Japaner NoboruUeda<br />

1991 gelungen (125 ccm).<br />

„Ich weiß gar nicht, was hier passiert“,<br />

sagte Öncü. Er war ungläubig,<br />

überwältigt und vor allem dankbar:<br />

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das<br />

Rennen gewinnen kann. Am Ende<br />

habe ich es geschafft, mir meinen<br />

Traum zu erfüllen.“<br />

DerSonderregel sei Dank<br />

Dass Öncü überhaupt mitmischen<br />

konnte,hatte er einer Sonderregel zu<br />

verdanken. Neuerdings darf der Gewinner<br />

des Red-Bull-Rookies-Cups,<br />

einer Nachwuchsserie, die im Rahmen<br />

der WM ausgetragen wird, in<br />

der Moto3 antreten, auch wenn er<br />

noch keine 16 ist. Öncü profitierte als<br />

erster von der Ausnahme, bekam<br />

eine Wildcard und ergriff seine<br />

Chance auf beeindruckende Weise.<br />

Es schüttete wie aus Eimern, als<br />

Öncu die ersten Runden drehte.<br />

Durch Stürze seiner Konkurrenten<br />

wurde der Neuling quasi an die<br />

Spitzegespült und machte sich dann<br />

auf und davon. Seine langen Haare<br />

wehten hinter dem Helm im Wind,<br />

trotz schwierigster Bedingungen<br />

verteidigte Öncü seine Führung souverän,<br />

abgesehen voneinem kleinen<br />

Wackler kurz vor Schluss. „Ich habe<br />

die Pfützenicht gesehen. Da ist mein<br />

ganzes Leben an mir vorbeigezogen“,<br />

so Öncü.<br />

An der Boxenmauer verfolgte einer<br />

das Geschehen besonders genau.<br />

Deniz Öncü, der Zwillingsbruder<br />

des Überraschungssiegers,einen<br />

halben Kopf kleiner und ebenfalls<br />

Rennfahrer, fieberte im Regen mit.<br />

Auch wenn Cans Erfolg ihm in diesem<br />

Jahr den Weg verstellte. Deniz<br />

Öncü wurde bei den Red-Bull-Rookies<br />

hinter seinem Bruder Zweiter.Es<br />

hätte auch andersrum laufen können.<br />

Aber so ist im kommenden Jahr<br />

Can auf der KTM des Ajo-Teams als<br />

Fixstarter in der WM dabei, Deniz<br />

muss sich noch etwas gedulden.<br />

Beide haben früh begonnen. „Als<br />

wir vier waren, hat uns unser Vater<br />

Pocket-Bikes gekauft“, sagt Can<br />

Öncü. Zunächst fuhren die Brüder<br />

aus Alanya Motocross, dann Supermoto.<br />

Sie gehen ihren Weg konsequent<br />

gemeinsam. „Wir sind immer<br />

zusammen“, betont Deniz Öncü, der<br />

2017 den Asia Talent Cup 2017 gewonnen<br />

hatte −eine weitere Nachwuchsserie.„Mein<br />

größtes Ziel ist es,<br />

MotoGP-Weltmeister zu werden“,<br />

sagt CanÖncü. Dass es bislang noch<br />

kein Fahrer aus der Türkei in die Königsklasse<br />

geschafft hat, ist ihm egal.<br />

MitCan Öncü ist zu rechnen. (sid)<br />

Platz eins nach dem ersten WM-Rennen<br />

der jungen Karriere: Can Öncü<br />

IMAGO<br />

Oh, Jesus!<br />

Alexander Zverevs Finalsieg in London lässt sich als Versprechen auf die Zukunft werten<br />

VonDoris Henkel, London<br />

In gewisser Weise gibt es keinen<br />

schöneren Sieg als diesen. Wie<br />

gut muss es sein, nach dem letzten<br />

Turnier des Jahres in die Ferien<br />

zu fliegen, ohne Zwang, ohne<br />

Termin, getragen von einer vierfachen<br />

Luftschicht aus Glücksgefühlen,<br />

Stolz, Freude und perlender Verwirrung.<br />

Sonst wartet nach großen Siegen<br />

schnell das nächste Turnier,doch<br />

dieser letzte Titel schenkt einem eine<br />

Weile lang Freiheit.<br />

So schwebte Alexander Zverev am<br />

Montagmorgen in den Urlaub,wahrscheinlich<br />

wieder ohne Socken. Mit<br />

nackten Füßen in festen Schuhen war<br />

er vorBeginn des Turniers der Besten<br />

in die Tube gestiegen, um zur Gala ins<br />

House of Parliaments zu fahren. Nach<br />

der Fahrttrugerdiverse Pflaster,und<br />

die anderen machten sich lustig über<br />

seine hausgemachten Probleme.<br />

Doch nach dem Sieg im Finale gegen<br />

Novak Djokovic sieht es so aus, als<br />

hätten die großen, blanken Füße eine<br />

neue Position gefunden.<br />

Als Zverev vordreiJahren mit 18 in<br />

London von der ATPals „Star of Tomorrow“<br />

ausgezeichnet wurde, war<br />

allen klar,inwelche Richtung derWeg<br />

des Hamburgers führen würde.Nach<br />

oben. Im vergangenen Jahr gewann<br />

er die ersten beidenTitel bei den Masters-1<br />

000-Turnieren, der Kategorie<br />

unterhalb der Grand Slams,und kletterte<br />

auf Platz drei der Weltrangliste.<br />

In diesem Jahr gewann er in Madrid<br />

Nummer drei bei den 1000ern, und<br />

nach dem Triumph bei den ATP-Finals<br />

in London hat er nur noch 35<br />

Punkte Rückstand auf den Weltranglistendritten<br />

Roger Federer, verbunden<br />

mit guten Chancen, den Schweizerschon<br />

bald zu überholen.<br />

Lob vonBoris Becker<br />

DieArt,mit der Zverev zuerst Federer<br />

und dann Novak Djokovic schlug,<br />

kann man als Versprechen deuten.<br />

Djokovic sagt, er sehe bei Zverev viele<br />

Ähnlichkeiten zu seiner eigenen Karriere,<br />

und er hoffe, der werde ihn eines<br />

Tages überholen. Dazu meinte<br />

Zverev amüsiert: „Oh, Jesus! Leute!<br />

Ichhab jetzt einen dieserTitel hier gewonnen,<br />

er hat fünf. Er hat ungefähr<br />

148 Titel mehr als ich. Ich hoffe, ich<br />

kann große Dinge erreichen, aber<br />

jetzt sollten wir uns vielleicht erst mal<br />

ein bisschen beruhigen.“<br />

Aber mit der Ruhe ist es nicht so<br />

leicht, wenn jemand wie BorisBecker,<br />

der 1995 als letzter deutscher Spieler<br />

den Titel bei diesem Turnier gewann,<br />

die verbalen Geschütze auffährt. In<br />

einem Gespräch mit der BBC verkündete<br />

Becker,dieser Sieg vonZverevsei<br />

Viele trauen ihm inzwischen alles zu: Alexander Zverev<br />

Gesehen: 150 000 Tennisfans haben den<br />

Sieg vonAlexander ZverevimWM-Finale gegenNovak<br />

Djokovic beim Pay-TV-Sender Sky<br />

gesehen. Das ist für Sky nach eigenen Angaben<br />

vomMontag der bisher beste Wert bei<br />

der Übertragung eines Männerspiels. Der<br />

Sender hat Exklusiv-Rechte an mehreren Turnieren<br />

der ATP.<br />

STEIGENDES INTERESSE<br />

Gewonnen: Im Vergleich dazu hatte der Sieg<br />

vonAngelique Kerber beim Grand-Slam-Turnier<br />

in Wimbledon im Juli dieses Jahres bei<br />

Sky insgesamt 190 000 Zuschauer.Damals<br />

war das Finale gegendie US-Amerikanerin<br />

Serena Williams zusätzlich im ZDF übertragenworden<br />

und hatte dort2,3 Millionen<br />

Zuschauer.<br />

„Ich hätte die Aktion großartig gefunden“<br />

AFP/KIRK<br />

ein Moment, auf den die Tenniswelt<br />

gewartet habe.„Seit Jahren sagen wir,<br />

dass Tennis neue Gesichten und<br />

starke neue Spieler braucht, und er<br />

hat bewiesen, dass er der Beste der<br />

nächsten Generation ist. DieWelt hat<br />

am Sonntag die Ankunft eines neuen<br />

Superstars gesehen.“<br />

Zverev stand am Abend seines<br />

größten Sieges nicht der Sinn nach<br />

staatstragenden Kommentaren. Was<br />

die Zukunft bringen kann? „Das ist zu<br />

kompliziert jetzt. Das Ding hier (der<br />

Pokal, d. Red.) blendet mich gerade.<br />

Wir haben viele Jahre vor uns, da<br />

kann viel passieren.“ Es ist kein Geheimnis,<br />

dass er in nicht allzu ferner<br />

Zukunft der Beste sein will und dass<br />

er dazu auch alle Möglichkeiten hat.<br />

Aber er ist ja nicht der Einzige.Djokovic<br />

verlor in der zweiten Hälfte des<br />

JahredreiSpiele,gegen den Griechen<br />

Stefanos Tsitsipas, kürzlich im Finale<br />

von Paris gegen den Russen Karen<br />

Chatschanow und nun gegen Zverev<br />

in London, mithin gegen die Besten<br />

der neuen Generation.<br />

DerVater verdient Anerkennung<br />

In der Kabine verwöhnte Zverev sein<br />

Team mit einer Champagnerdusche,<br />

und zusammen sangen sie ziemlich<br />

schräg ein paar Töne von„We arethe<br />

Champions“. Mittendrin Altmeister<br />

Ivan Lendl, der seit August zum Team<br />

gehört. Eine Verpflichtung, die mit<br />

großer Aufmerksamkeit beobachtet<br />

wird, aber an der Bedeutung der<br />

Grundfeste im Leben und in der Karrierevon<br />

Alexander Zverev nichts geändert<br />

hat. „Mein Vater hat aus mir<br />

den Spieler gemacht, der ich bin. Und<br />

er hat aus mir die Person gemacht, die<br />

ich bin“, sagt er. „Bei allem Respekt<br />

für Ivan, aber mein Dad verdient die<br />

meiste Anerkennung.“<br />

Dieser gerührte Dad, der manchmal<br />

mit Tränen in den Augen über<br />

seinen Jüngsten spricht, vermittelt<br />

eine klare Sicht der Dinge. Zum<br />

Thema, wer imTeam das letzte Wort<br />

habe und ob Lendl eher Chefcoach<br />

oder Berater sei, hatte er Folgendes zu<br />

sagen: „Ich bin mit Sascha fünfzig<br />

Wochen im Jahr unterwegs, Ivan ist<br />

vielleicht zwölf Wochen dabei. Sie<br />

dürfen entscheiden, welche Rolle<br />

Ivan hat und welche Rolle ich habe.“<br />

Auf dem letzten Gruppenfoto des<br />

Abends war die ganze Truppe inklusive<br />

Pudel Lövik in losgelöster Stimmung<br />

auf dem Boot zu sehen, mit<br />

dem sie jeden Tagauf der Themse zur<br />

Arena gefahren waren. DerRest kann<br />

warten. Grand-Slam-Turniere, Weltrangliste?<br />

Erst mal egal. Bis zum 2.<br />

Dezember, morgens um 9 Uhr; da<br />

steht der Trainingsbeginn für das Jahr<br />

2019 auf dem Plan.<br />

Die Mitarbeiter von Hertha BSC wollten ein Zeichen des Zusammenhalts setzen. Das Team hatte etwas dagegen –warum?<br />

VonPatrick Berger<br />

Fünf Spiele in Serieist Hertha BSC<br />

nun schon sieglos, der Klub befindet<br />

sich nach einem gelungenen<br />

Saisonstartplötzlich im Negativstrudel.<br />

Aber nicht nur das Sportliche bestimmte<br />

zuletzt die Schlagzeilen.<br />

DerStreit um die Einlaufhymne und<br />

mehr noch die Vorfälle in Dortmund<br />

haben einen nicht unerheblichen<br />

Teil dazu beigetragen, dass sie Harmonie<br />

verschwunden ist. Und nun<br />

gab es auch noch eine Meinungsverschiedenheit<br />

zwischen Mannschaft<br />

und Michael Preetz. Darüber berichtete<br />

der Kicker zuerst. Der Manager<br />

will Klarheit schaffen.<br />

Waswar passiert? Am 24. Oktober,<br />

drei Tage vor dem Auswärtsspiel in<br />

Dortmund (2:2), in dem es zu schwerenAusschreitungen<br />

zwischen <strong>Berliner</strong><br />

Ultras und der Polizei mit rund<br />

45 Verletzten kam, hatten sich die<br />

Mitglieder der Geschäftsstelle im<br />

Pressekonferenzraum des Klubs versammelt.<br />

Alle sechs Wochen gibt es<br />

diesen Termin. In dem rund 80-minütigen<br />

Meeting ging es auch um<br />

das brisante Thema Paul Keuter.<br />

Herthas Digitalchef steht im Zentrum<br />

der Fankritik, vor allem ihm<br />

gelten die Proteste im<br />

Olympiastadion. Der<br />

Streit gipfelte vorfünf Wochen<br />

in einem Farbanschlag<br />

auf die Fassade von<br />

Keuters Wohnhaus in<br />

Prenzlauer Berg. Klubmitarbeiter<br />

wollten die Fanwut<br />

zum Anlass nehmen,<br />

um nach außen ein Solidaritätszeichen<br />

pro Keuter<br />

zu setzen. Die Mitarbeiter<br />

hatten die Idee,imVorfeld des<br />

Heimspiels gegen Leipzig am 3. November<br />

nach dem Abpfiff auf dem<br />

Rasen einen Kreis zu bilden. Nach<br />

Informationen dieser <strong>Zeitung</strong> sollten<br />

die Profis, der Betreuerstab, die<br />

Führungsriege um Preetz und Keuter<br />

und sogar die rund 140 Mitarbeiter<br />

aus der Geschäftsstelle und der<br />

Vermarktungsagentur Lagardère<br />

Sports dabei sein. Kurz vor Schlusspfiff<br />

des Spiels, das mit einer 0:3-<br />

Enttäuscht:<br />

Michael Preetz<br />

Klatsche endete, hatten sich einige<br />

Mitarbeiter bereits auf dem Wegin<br />

den Innenraum des Stadions gemacht<br />

–und bekamen dann die Info:<br />

DieAktion sei abgeblasen.<br />

Wie kam es dazu? Nach<br />

dem Mitarbeitervorschlag<br />

traf sich Preetz mit dem<br />

Mannschaftsrat um Fabian<br />

Lustenberger, 30, und Kapitän<br />

Vedad Ibisevic, 34.<br />

GETTY/KERN<br />

DasDuo fand zunächst Gefallen<br />

an der Idee, ein öffentliches<br />

Zeichen zu setzen.<br />

Dann aber folgte die<br />

Kehrtwende.<br />

Am Freitagmorgen vordem Leipzig-Spiel<br />

sagte Ibisevic Preetz über<br />

Betreuer Nello di Martino,68, im Namen<br />

der Mannschaft ab. Aus Angst<br />

vor den Reaktionen der Ostkurve<br />

und vor möglichen Negativschlagzeilen<br />

in den Medien. Man wollte<br />

sich außerdem nicht instrumentalisieren<br />

lassen und sei vor allem über<br />

den Zeitpunkt irritiert gewesen, so<br />

heißt es aus Mannschaftskreisen.<br />

Preetz sagt gegenüber dieser <strong>Zeitung</strong>:<br />

„Ich habe den Spielern nichts<br />

aufgezwungen. Es war ein ausdrücklicher<br />

Wunsch der Mitarbeiter. Das<br />

hatte ich innerhalb der Mannschaft<br />

auch so noch mal klargemacht.“<br />

Preetz ging am Freitagnachmittag<br />

nach dem Abschlusstraining in die<br />

Kabine und sprach abschließend mit<br />

der Mannschaft –allerdings ohne Erfolg.<br />

„Es ist schade“, sagt Preetz,<br />

„weil es eine Aktion für den inneren<br />

Zusammenhalt gewesen wäre. Es<br />

ging hier nicht gegen die Fans oder<br />

sonst wen, sondern nur darum, unseren<br />

internen Zusammenhalt zu<br />

demonstrieren. Ich hätte die Aktion<br />

großartig gefunden. Dass die Mannschaft<br />

sich aber dagegen entschieden<br />

hat, müssen wir akzeptieren.<br />

DasThema ist dann auch abgehakt.“<br />

Keuter selbst war übrigens nach<br />

Informationen dieser <strong>Zeitung</strong> der<br />

Wirbel um seine Person so unangenehm,<br />

dass er in der Nachbesprechung<br />

des Leipzig-Spiels auf der Geschäftsstelle<br />

darum bat, auf weitere<br />

eventuelle Solidaritätsmaßnahmen<br />

zu verzichten.<br />

NACHRICHTEN<br />

Alba verpflichtet Guard mit<br />

NBA-Erfahrung<br />

BASKETBALL. Alba Berlin hat auf die<br />

aktuellen Personalsorgen reagiert<br />

und den NBA-erfahrenen Jordan<br />

Crawford, 30, für einen Monat unter<br />

Vertraggenommen. Der1,98 Meter<br />

große Guard, der zuletzt für die New<br />

Orleans Pelicans aktiv war,kommt<br />

mit der Empfehlung von281 NBA-<br />

Spielen nach Berlin. Er soll schon am<br />

Mittwoch im Eurocupspiel gegen Limoges<br />

spielen. „Wir gehen davon<br />

aus,dass er schnell seinen Rhythmus<br />

finden und uns in den kommenden<br />

Spielen weiterhelfen wird“, sagte<br />

Sportdirektor Himar Ojeda.<br />

Prokop lässt Kraus<br />

Hintertür offen<br />

HANDBALL. Bundestrainer Christian<br />

Prokop lässt Michael Kraus doch<br />

noch ein Hintertürchen für die WM<br />

im Januar 2019 auf. „Ich wurde gefragt,<br />

ob konkrete Planungen mit<br />

Kraus oder Holger Glandorfvonstattengingen.<br />

Undkonkrete Planungen<br />

gab es nicht. Nurdas habe ich verneint“,<br />

sagte Prokop während des<br />

Bundesliga-Spitzenspiels zwischen<br />

Flensburg-Handewitt und den<br />

Rhein-Neckar Löwen (27:20): „Es ist<br />

definitiv nicht ausgeschlossen, dass<br />

Kraus mit zurWM fährt.“ Zuvorhatte<br />

Prokop im Gespräch mit dem Magazin<br />

Handballwoche mit einem<br />

„Nein“ auf die Frage geantwortet, ob<br />

er plane,Kraus zurückzuholen.<br />

Carlsen vermeidet erste<br />

Niederlage gegen Caruana<br />

SCHACH. Fabiano Caruana hat bei<br />

der WM in London den ersten Sieg<br />

gegen Weltmeister Magnus Carlsen<br />

aus der Hand gegeben. DerUS-Amerikaner<br />

kam in der achten Partie<br />

trotz zwischenzeitlicher Vorteile nur<br />

zu einem Remis,zwischen beiden<br />

Kontrahenten steht es 4:4.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Nations League, 6. Spieltag<br />

Gruppe A1<br />

Deutschland -Niederlande 2:2 (2:0)<br />

1. Niederlande 4 8:4 7<br />

2. Frankreich 4 4:4 7<br />

3. Deutschland 4 3:7 2<br />

Gruppe A2<br />

1. Schweiz 4 14: 5 9<br />

2. Belgien 4 9: 6 9<br />

3. Island 4 1:13 0<br />

Gruppe A3<br />

Portugal -Polen Di., 20.45<br />

1. Portugal 3 4:2 7<br />

2. Italien 4 2:2 5<br />

3. Polen 3 3:5 1<br />

Gruppe A4<br />

1. England 4 6: 5 7<br />

2. Spanien 4 12: 7 6<br />

3. Kroatien 4 4:10 4<br />

Gruppe B1<br />

Tschechien -Slowakei 1:0 (1:0)<br />

1. Ukraine 4 5: 5 9<br />

2. Tschechien 4 4: 4 6<br />

3. Slowakei 4 5: 5 3<br />

Gruppe B4<br />

Dänemark -Irland 0:0<br />

1. Dänemark 4 4: 1 8<br />

2. Wales 4 6: 5 6<br />

3. Irland 4 1: 5 2<br />

Gruppe C3<br />

Zypern-Norwegen 0:2 (0:1)<br />

Bulgarien -Slowenien 1:1 (0:0)<br />

1. Norwegen 5 7:2 13<br />

2. Bulgarien 5 7:5 11<br />

3. Zypern 5 5:9 5<br />

4. Slowenien 5 5:8 3<br />

Gruppe D1<br />

Georgien -Kasachstan 2:1 (0:0)<br />

Andorra -Lettland 0:0<br />

1. Georgien 6 12:2 16<br />

2. Kasachstan 6 8:7 6<br />

3. Lettland 6 2:6 4<br />

4. Andorra 6 2:9 4<br />

Gruppe D4<br />

Mazedonien -Gibraltar 4:0 (1:0)<br />

Liechtenstein -Armenien 2:2 (1:1)<br />

1. Mazedonien 5 14: 5 15<br />

2. Armenien 5 14: 8 10<br />

3. Gibraltar 5 5:15 6<br />

4. Liechtenstein 5 7:12 4


E H E M A L S<br />

K Ö N I G L<br />

I C H<br />

B A Y E R<br />

I S C H E R<br />

H O F L I E F E R A N T<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 – S eite 18 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Springreiten<br />

Die Macht<br />

des Geldes<br />

Gabriele Pochhammer<br />

sieht den Bundestrainer vor<br />

einer schwierigen Aufgabe.<br />

Wenn man wie Laura Klaphake<br />

im Stall des größten Luxuspferdehändlers<br />

der Republik, Paul<br />

Schockemöhle, groß geworden ist,<br />

der eigene Vater ein leitender Mitarbeiter,<br />

weiß man, dass ein Handelsstall<br />

kein Ponyhof ist. Trotzdem war<br />

dies ein bitterer Tagfür Laura Klaphake,<br />

23, an dem der tschechische<br />

Verband auf seiner Internetseite verkündete,<br />

wie glücklich er sei, die<br />

Stute Catch Me if Youcan nun im<br />

tschechischen Springreiterteam<br />

willkommen zu heißen.<br />

In ihrem Sattel soll künftig die 22-<br />

jährige Tschechin Anna Kellnerova<br />

sitzen, deren Vater, der Multimilliardär<br />

Pietr Kellner, laut „Forbes Magazin“<br />

der reichste Bürger seines<br />

Landes ist. Sein Vermögen wird auf<br />

10,6 Milliarden US-Dollar geschätzt.<br />

Er hat es mit allem gemacht, was in<br />

den Wendejahren Profit versprach,<br />

Banken, Versicherungen, Privatisierungen,<br />

Investmentfonds. Seine<br />

Tochter gilt als Talent.<br />

Laura Klaphake hat die zehnjährige<br />

Catch Me if Youcan seit vier Jahren<br />

geritten, ausgebildet, für den<br />

Spitzensport fit gemacht, sich selbst<br />

dazu. Sie hat das Pferd für Schockemöhle<br />

teuer gemacht. Das Paar gewann<br />

im September in Tryon eine<br />

Mannschaftsbronzemedaille, gehörte<br />

zweimal in Aachen im Nationenpreis<br />

zum Siegerteam. Doch immer<br />

stand an der edlen Stute ein unsichtbarer<br />

Kaufpreis. Jetzt sollen es<br />

acht Millionen Euro gewesen sein,<br />

die Kellner hinblätterte. Bestätigt<br />

werden solche Preise nie. Familie<br />

Kellner gehörtseit Anfang des Jahres<br />

bereits Silverstone, das zweite Pferd,<br />

mit dem Laura Klaphake an die<br />

Spitze ritt. Schon damals hatten die<br />

Tschechen ein Auge auf Catch me if<br />

You can geworfen, aber die wollte<br />

Schockemöhle der Reiterin noch für<br />

die WM lassen. Kellners ließen sich<br />

ein Vorverkaufsrecht sichern.<br />

Wieder ein gutes Pferd, das aus<br />

dem deutschen Team herausgekauft<br />

wird. Wieder steht Bundestrainer<br />

Otto Becker vor der Aufgabe, eine<br />

schlagkräftige Mannschaft zusammenzubekommen,<br />

etwa für Tokio<br />

2020. Das Geld weltweiter Finanzgiganten<br />

hat den SpringsportimGriff.<br />

Natürlich kommt der Reiter nicht<br />

ohne Talent aus, aber der Aufstieg<br />

kann mit einem gepolsterten Konto<br />

verkürzt werden. Etwa, indem man<br />

sich nach dem Erwerb des entsprechenden<br />

Pferdes in die Global<br />

Champions Tour und League einkauft<br />

und da Weltranglistenpunkte<br />

sammelt. Inzwischen kostet es fünf<br />

Millionen Euro,wenn ein Team zwei<br />

Jahrelang an der Tour teilnimmt.<br />

Laura Klaphake wird mit neuen<br />

Pferden wieder versuchen, nach<br />

vorne zureiten. Es ist anzunehmen,<br />

dass Paul Schockemöhle die Reiterin<br />

nicht leer ausgehen lässt. Dann gilt<br />

wieder:Der Abschiedsschmerzsteht<br />

im umgekehrtenVerhältnis zumVerkaufspreis.<br />

Der Lückenfinder:LeroySané erzielt das 2:0.<br />

Ein Team mit zwei Gesichtern<br />

Beim 2:2 gegen Holland deutet die DFB-Elf ihr Zukunftspotenzial an, verspielt in letzter Minute aber den Sieg<br />

VonFrank Hellmann, Gelsenkirchen<br />

Ein Novum brachte das 13.<br />

und letzte Länderspiel des<br />

sportlich und atmosphärisch<br />

wenig befriedigenden<br />

Jahres ja mit sich: Erstmals trat die<br />

deutsche Nationalmannschaft am<br />

Montagabend in der Arena auf<br />

Schalke unter einem geschlossenen<br />

Dach an, um den gefühlten Wintereinbruch<br />

ein bisschen abzumildern.<br />

Heraus kam zum Abschluss eineVorstellung,<br />

die beide Gesichter dieser<br />

Mannschaft offenbarte.Letztlich änderte<br />

das 2:2 (2:0) gegen die Niederlande<br />

in der Nations League nichts<br />

an der Rückversetzung in die B-Liga<br />

dieses neuen Wettbewerbsformats.<br />

Aber allemal ärgerlich, wie die deutsche<br />

Elfnach Torenvon TimoWerner<br />

(9.) und Leroy Sané (19.) noch den<br />

Vorsprung verspielten, als Quincy<br />

Promes (85.) und Virgil vanDijk (90.)<br />

ausglichen. Die deutsche Anhängerschaft<br />

ist sich trotzdem sicher, dass<br />

das verkorkste Jahr 2018 ein Einzelfall<br />

bleibt. So prangte auf dem<br />

Spruchband über der Nordkurve in<br />

schwarzen Versalien: „Wir kommen<br />

wieder,keine Frage“. Aber selbstverständlich<br />

ist das eben nicht, dafür<br />

war das Versagen in der Schlussphase<br />

zu arg.<br />

Mitdem Remis ist nicht sicher,ob<br />

die DFB-Auswahl noch unter die<br />

Top-Ten-Teams kommt, die bei der<br />

Auslosung der EM-Qualifikationsgruppen<br />

im ersten Topf liegen. Das<br />

hängt von der Partie Portugal gegen<br />

Polen ab. Nur wenn die Polen heute<br />

Abend nicht siegen, bekäme das<br />

deutsche Team bei der im März2019<br />

beginnenden Qualifikationsphase<br />

vermeintlich leichtere Gegner. Aber<br />

Bundestrainer Joachim Löw hat ja<br />

DEUTSCHLAND – NIEDERLANDE 2:2 (2:0)<br />

Deutschland: Deutschland: Neuer (Bayern München) -Rüdiger (FC Chelsea),<br />

Süle (Bayern München), Hummels (Bayern München) -Kehrer (Paris Saint-Germain),<br />

Kimmich (Bayern München), Kroos (Real Madrid), N. Schulz (1899 Hoffenheim) -Werner<br />

(RB Leipzig) ab 63. Reus (Borussia Dortmund), Gnabry(Bayern München) ab 67. T. Müller<br />

(Bayern München), L. Sané (Manchester City) ab 80. Goretzka (Bayern München)<br />

Niederlande: Cillessen (FC Barcelona) -Tete (Olympique Lyon), De Ligt (Ajax<br />

Amsterdam), VanDijk (FC Liverpool), Blind (Ajax Amsterdam) -deRoon (Atalanta<br />

Bergamo), F. de Jong (Ajax Amsterdam), Wijnaldum (FC Liverpool) ab 60. Vilhena (Feyenoord<br />

Rotterdam) -Promes (FC Sevilla), Depay(Olympique Lyon), Babel (Besiktas Istanbul)<br />

ab 45. Dilrosun (Hertha BSC) ab 66. L. de Jong (PSV Eindhoven)<br />

Tore: 1:0 Werner (9.), 2:0 L. Sané (20.), 2:1 Promes (85.), 2:2 vanDjik (90.+1)<br />

Schiedsrichter: Ovidiu Alin Hategan (Rumänien) Zuschauer: 42 186<br />

Gelbe Karte: Hummels, Kroosf, Kimmich -Wijnaldum<br />

unabhängig von der Ziehung am 2.<br />

Dezember in Dublin schon versprochen,<br />

dass seine Mannschaft sich für<br />

die EM 2020 qualifizieren werde.<br />

Beim Auftritt in Leipzig gegen<br />

Russland (3:0) hatte Allesmacher<br />

Joshua Kimmich noch geklagt, es<br />

habe eine „Atmosphäre wie im Hallenbad“<br />

geherrscht, nun sorgte die<br />

Mannschaft in Gelsenkirchen vor<br />

den 42 186 Zuschauerneines erneut<br />

nicht ausverkauften Stadions dafür,<br />

dass der Funken rasch vom Rasen<br />

auf die Ränge übersprang. Klasse,<br />

wie Serge Gnabry ein Zuspiel des<br />

fleißigen Toni Kroos weiterleitete<br />

und Werner sich mit einem wuchtigen<br />

Aufsetzer nicht lange bitten ließ,<br />

um das 1:0 zu erzielen.<br />

Die frühe Führung begriff das<br />

deutsche Team ganz und gar nicht<br />

als Ruhekissen, sondern setzte immer<br />

wieder seine drei Angreifer mit<br />

schnellen Umschaltbewegungen<br />

ein. Nach diesem Strickmuster<br />

glückte dem pfeilschnellen Sané das<br />

2:0: Nach einem perfekten Kroos-<br />

Pass nahm der 22-Jährige die Kugel<br />

erst noch an, umkurvte zwei Gegenspieler<br />

und bei dem von Kenny Tete<br />

abgefälschten Ball streckte sich Keeper<br />

Jasper Cillessen zu spät.<br />

Farbloses Oranje<br />

Erstaunlich, wie farblos die Oranjes<br />

wirkten, die an der deutschen Dreierkette<br />

mit Weltmeister Mats Hummels<br />

immer wieder abprallten. Bezeichnend,<br />

dass die beste niederländische<br />

Chance aus einem verunglückten<br />

Kopfball-Rettungsversuch<br />

von Niklas Süle resultierte (34.). Auf<br />

der Gegenseite drehte der trickreiche<br />

Sané mitunter einen Kringel zu<br />

IMAGO/DEFODI<br />

viel, aber seine Ballbehandlung und<br />

Beschleunigung tun genauso gut wie<br />

das Tempo und der Spielwitz, mit<br />

dem auch Gnabry indie Schnittstellen<br />

stößt. „Eine hochverdiente Führung.<br />

Die Jungs haben das gut gemacht“,<br />

lobte am Stadionmikrofon<br />

Schalkes Mittelstürmer-Legende<br />

Klaus Fischer, der einst die Fallrückzieher<br />

zum Markenzeichen machte.<br />

Diese Jahrgänge aber kombinieren<br />

am liebsten mit schnellen flachen<br />

Pässen, um ihre Geschwindigkeitsvorteile<br />

auszuspielen.<br />

Nach Wiederanpfiff verflachte die<br />

Partie zunächst, was nicht unbeding<br />

Deutschland anzulasten war. Zwischenzeitlich<br />

vergab Werner bei einem<br />

Konter ein drittes Tor(62.), um<br />

dann Platz für Marco Reus zu machen.<br />

Erst danach folgte die Einwechslung,<br />

auf die alle gewartet hatten:<br />

Dass der lange unter seiner<br />

schwarz-weißen Mütze fröstelnde<br />

Thomas Müller nach 66 Minuten<br />

zum 100. Länderspiel für Gnabry<br />

eingewechselt wurde, animierte allerdings<br />

den Stadionsprecher zu<br />

mehr Geschrei als die Kulisse in der<br />

Heimstätte des FC Schalke. Löw<br />

hatte dem bayrischen Unikum am<br />

Vortag bereits ein Weizenbier versprochen,<br />

doch rückt der 29-Jährige<br />

immer mehr in die Rolle der Randfigur,<br />

die vor allem die Stimmung<br />

hochhalten soll. Das aber fällt nach<br />

diesem kuriosen Spielverlauf nicht<br />

so ganz leicht.<br />

Die Niederlande lösten mit dem<br />

Unentschieden jedenfalls die Berechtigung,<br />

um als Gruppensieger<br />

das Final Four der Nations League zu<br />

auszuspielen. Die Elftal darf imJuni<br />

2019 nun in Portugal vorspielen –<br />

und entsprechend frenetisch feierte<br />

der Anhang.<br />

Abstieg,<br />

na<br />

und?<br />

Die Kroaten sind zufrieden<br />

mit ihrem Fußballjahr<br />

Andrej Kramaric beschrieb die<br />

Seele des kroatischen Fußballs<br />

einmal so: „Ich glaube, wir lieben das<br />

Drama.“ Der Stürmer aus Zagreb, der<br />

bei der TSG Hoffenheim in der Bundesliga<br />

unter Vertrag steht, hat schon<br />

recht, Drama bietet die kroatische Nationalelf<br />

– und das sehr verlässlich.<br />

Zwei Siege im Elfmeterschießen und<br />

einer in der Verlängerung im Halbfinale<br />

gegen England prägten ihren Einzug<br />

ins Finale derWM in Russland. Immer<br />

war es knapp und hätte auch anders<br />

ausgehen können, aber irgendwie<br />

drehten die Kroaten das Spielglück<br />

wieder auf ihre Seite. ImEndspiel gegen<br />

Frankreich fehlte dann die Kraft,<br />

das 2:4 war dennoch die schönste Niederlage<br />

der kroatischen Fußballgeschichte.<br />

Nurvier Monate später aber ist der<br />

WM-Zweite abgestiegen, ein 1:2 im<br />

letzten Gruppenspiel der Nations<br />

League in England machte es möglich.<br />

Bis es aber soweit war, führten die<br />

Kroaten erneut ein Drama auf, wie nur<br />

sie es können. Die ganze Kampagne<br />

war eine Achterbahnfahrtder Gefühle.<br />

0:6 gegen Spanien, 0:0 gegen England,<br />

am Donnerstag ein Kraftakt beim 3:2<br />

in Spanien – und nun ein offener<br />

Schlagabtausch mit den Engländern,<br />

mit einer 1:0-Führung und einer spätenWende<br />

zugunsten der Three Lions.<br />

DieKroaten zeigten sich aber nicht<br />

allzu niedergeschlagen. Warum sollten<br />

sie das auch sein? Ein Abstieg in<br />

der Nations League bedeutet letztlich<br />

nur, inder nächsten Kampagne ein<br />

paar Testspiele gegen andere Gegner<br />

mit Pflichtspielcharakter austragen zu<br />

müssen. Kapitän Luka Modric meinte:<br />

„Obwohl wir das Spiel verloren haben,<br />

bin ich stolz darauf, dass wir erneut gezeigt<br />

haben, dass wir großartig spielen<br />

können und taktisch gut sind.“<br />

JüngereSpieler wie der Leverkusener<br />

Profi TinJedvaj,22, oder Josip Brekalo,<br />

20, vom VfL Wolfsburg empfahlen<br />

sich in den Nations-League-Spielen.<br />

Auch Torwart Lovre Kalinic, 28,<br />

steigerte sich im Laufe des Wettbewerbs.<br />

Man habe eine großartige<br />

Grundlage geschaffen für die EM-<br />

Qualifikation, meinte Trainer Zlatko<br />

Dalic: „Das größte Ziel ist die EM<br />

2020“, sagte er gelassen und fügte<br />

selbstbewusst hinzu: „Wir können da<br />

sicherlich den Erfolg der Weltmeisterschaft<br />

wiederholen.“ Absteiger klingen<br />

anders. (tob.)<br />

Hat immerhin den Titel Weltfußballer des<br />

Jahres 2018 gewonnen: Modric AP/DUNHAM<br />

TISSOT UCI BAHNRAD WELTCUP 2018/19<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

The Good, the Bad &<br />

the Queens mit einem<br />

Album zum Brexit<br />

Seite 20<br />

„Blut fließt im Paradies.“<br />

Philipp Bühler über Philip Grönings Film „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ Seite 21<br />

Auf Klassenfahrt<br />

Die Hand, die die<br />

Wiege bewegt<br />

Susanne Lenz<br />

über Geschlechterungleichheit,<br />

die zu Hause beginnt<br />

Die Klassenfahrt meiner Tochter<br />

liegt schon ein paar Wochen zurück,<br />

sie beschäftigt mich aber immer<br />

noch. In den hübschen Holzhäuschen<br />

an der Ostsee durften die<br />

Schüler selber kochen, der Klassenlehrer<br />

hatte das auf dem Elternabend<br />

als wertvolle pädagogische<br />

Beschäftigungsmaßnahme angepriesen.<br />

Meine Tochter hatte mit ihrenFreundinnen<br />

schonWochen vorher<br />

überlegt, was es alles geben solle.<br />

Später schickte sie Fotos von liebevoll<br />

angerichteten Mahlzeiten. Was<br />

sie erst bei Rückkehr erzählte: Die<br />

Jungs hätten die Mädchen gebeten,<br />

für sie das Kochen zu übernehmen.<br />

Siekönnten das nicht, würden ihnen<br />

dafür aber die Einkäufe tragen. Oha!<br />

Vielleicht war das Koketterie,vielleicht<br />

können sich diese 15-Jährigen<br />

wirklich kein Spiegelei braten. In jedem<br />

Fall ist es ein erschreckendes<br />

Beispiel für die gender gap bei der<br />

Hausarbeit. EinBratkartoffelverhältnis<br />

im 21. Jahrhundert! Eine 2017<br />

veröffentlichte Studie unter 54 000<br />

Jugendlichen in 16 Ländern brachte<br />

zum Vorschein, dass es in jedem einzelnen<br />

Land die Mädchen waren, die<br />

mehr Zeit mit Hausarbeit verbrachten.<br />

Die Übertragung geschlechterspezifischer<br />

Rollenmuster,die später<br />

zu gender pay gap und Ehekrach führen,<br />

fängt also zu Hause in der Kindheit<br />

an. Mütter vonTöchtern sollten<br />

also lieber mal ihren Mann die Spülmaschine<br />

ausräumen und kochen<br />

lassen, als es immer selbst zu tun<br />

oder die Töchter damit zu beauftragen.<br />

Und Mütter von Jungs sollten<br />

zusehen, dass ihreTöchter nicht eine<br />

Sekunde mehr im Haushalt tun als<br />

diese. Die Hand, die die Wiege bewegt,<br />

bewegt die Welt!<br />

P.S. Meine Tochter und ihre<br />

Freundinnen haben tatsächlich<br />

zweimal für ihre Klassenkameraden<br />

gekocht, wobei sie die Einkäufe selber<br />

schleppten. Die Jungs hätten ihnen<br />

leid getan. Auch darin liegt eine<br />

Botschaft an die Erzieher: Töchter<br />

nicht immer nur für ihreHilfsbereitschaft<br />

loben, sondern abjetzt verstärkt<br />

auch für ihren Egoismus.<br />

Vorturner Walser<br />

In seinem jüngsten Buch „Spätdienst“ nimmt der Autor den Leser wieder mit auf den Walserweg<br />

VonArnoWidmann<br />

Martin Walser, der im<br />

März 91 Jahre alt<br />

wurde, veröffentlichte<br />

vor zwei Wochen einen<br />

der schönsten Essays der deutschen<br />

Literatur.Esging darin um die<br />

Schönheit von Angela Merkel, um<br />

die Schönheit, die darin liegt, jemandem<br />

beim Denken zusehen zu können.<br />

Schönheit ist ein großes Thema<br />

bei Martin Walser. Auch in seinem<br />

neuesten Buch. Es trägt den Titel<br />

„Spätdienst“.<br />

Der sehr –schon wieder –schön<br />

gestaltete Band ist geschmückt mit<br />

Arabesken von Martin Walsers<br />

schreibender und malender Tochter<br />

Alissa, die mit Sascha Anderson verheiratet<br />

ist. Alles Nichtigkeiten?<br />

Nein. Wir werden uns daran gewöhnen<br />

müssen, dass es beiWalser keine<br />

Nichtigkeiten gibt. Er ist nicht nur<br />

der Chronist der Bundesrepublik<br />

und des wiedervereinigten Deutschland.<br />

Er ist deren Ausdruck.<br />

Viele mögen sich nicht in ihm<br />

wiedererkennen. Sie meiden diesen<br />

Spiegel. Desto länger wirdesdauern,<br />

bis sie begreifen, wersie sind, woher<br />

sie kommen.<br />

„Spätdienst“ ist eines jener Bücher,<br />

wie sie Walser immer wieder<br />

vorgelegt hat: Notizen, Einfälle, Beobachtungen.<br />

Früher nannte er sie<br />

„Meßmers Gedanken“, „Meßmers<br />

Reisen“, „Meßmers Momente“. Das<br />

„Ich“, von dem in „Spätdienst“ so<br />

viel die Rede ist, ist immer Martin<br />

Walser.Aber nicht immer der Martin<br />

Walser,anden wir denken, wenn wir<br />

Martin Walser sagen.<br />

Sätzesind dazu da, keine Taten zu<br />

sein. In ihnen probiertder Autor sich<br />

aus.Dakommt schnell eines zum andern.<br />

„Man muss sich etwas vormachen.<br />

Ohne sich etwas vorzumachen,<br />

kann kein Mensch leben. In dem, was<br />

wir uns vormachen, unterscheiden<br />

wir uns voneinander.Innichts unterscheiden<br />

wir uns so wie in dem, was<br />

wir uns vormachen.“ Das ist eine<br />

kleine, schnell auf ihr Ende zutreibende<br />

Suada. Die Sprache treibt das<br />

Gedachte immer weiter. Wer den<br />

letzten Satz nimmt und überprüft,<br />

wirdihm nicht zustimmen.<br />

Aber er versteht ihn, weil er ihn erfahren<br />

hat als Ergebnis einer Bewegung,<br />

einer lustvoll erfahrenen Steigerung.<br />

Es hat etwas Onanistisches.<br />

Martin Walser legt Fährten, büchst aus.<br />

Das sei zum Lobe dieses Verfahrens<br />

gesagt. Aber hier spricht ja ein Autor.<br />

Also einer, dessen Kunst darin besteht,<br />

uns etwas vorzumachen. Damit<br />

das funktioniert, muss er sich<br />

selbst etwas vormachen. Walser gehört<br />

zu denen, die nicht anders<br />

schreiben können. Oder besser:Walser<br />

zeigt uns, dass Schreiben immer<br />

ein Sich-etwas-Vormachen ist. Der<br />

Autor ist ein Vorturner. Erzeigt uns,<br />

DPA<br />

wie ein Felgumschwung funktioniert<br />

und dass wir ihn können, wenn wir<br />

trainieren und unseren Bauch abtragen.<br />

Das ist der Walserweg. Wir sind<br />

ihn gegangen, ob wir es wissen oder<br />

nicht. Der Walserweg führt vom Leben<br />

ins Nachdenken, über es zur<br />

Kunst, von dort zurück, und er hält<br />

sich nicht an die festgelegten Stationen.<br />

Er büchst aus. Der große Walserweg<br />

ist ein Geflecht von Fährten,<br />

Spuren, von Durchbrüchen und<br />

breiten Straßen, die Martin Walser<br />

gelegt hat, seit 1955 sein erster Erzählungsband<br />

erschien.<br />

„Spätdienst“ stellt alte und<br />

neuere Texte zusammen. Er spielt<br />

mit den Zahmen Xenien und fällt damit<br />

über Karasek, Hage etc. her. Zu<br />

Raddatz schreibt er:<br />

„Immer scharf, Raddatz,<br />

keine Zeile lässt er gelten<br />

und ist ein Gunstgewerbler von<br />

Rang.<br />

Wenn ihm zum Beweis dieWörter<br />

fehlen,<br />

ersetzt er sie durch stuhlischen<br />

Drang.“<br />

Wohl eher nichts aus dem ewigen<br />

Vorrat deutscher Poesie. Aber das<br />

Ungenierte gehört zum Walserweg.<br />

Spätestens an dieser Stelle merken<br />

wir, dass wir ihn inzwischen alle gegangen<br />

sind.<br />

Ich liebe Betrachtungen wie<br />

diese: „Stark aufgewacht. Aufgewacht,<br />

mich stark gefühlt. Probiere<br />

sie nicht aus,deine Stärke.Besser,du<br />

genießt sie so. Ausprobiert, könnte<br />

sie kleiner sein, als sie sich anfühlt.“<br />

Ich mag, wie die „Morgenstange“<br />

zum Anlass genommen wird, darüber<br />

nachzudenken, es bei der Fantasie<br />

zu belassen, das Erdachte nicht<br />

Wirklichkeit werden zu lassen. Aber<br />

am meisten liebe ich daran, dass der<br />

Autor sich nicht daran gehalten hat.<br />

Er hat sich hingesetzt und geschrieben,<br />

hat seine Fantasie vomText umgesetzt<br />

in einen Text.<br />

Es ist ein Triumph gegenüber<br />

dem bloßen Wünschen, so schwach<br />

der Text auch ausfallen mag gegenüber<br />

der Schönheit dessen, den der<br />

Autor wollte.<br />

Der Walserweg ist, sich nicht mit<br />

dem Gedanken, nicht mit dem<br />

Traum voneiner Sache zufriedenzugeben,<br />

sondern sich hinzusetzen<br />

und ihn wenigstens aufzuschreiben,<br />

ihn zu formulieren. Ein Satz setzt<br />

sich zusammen aus all den anderen<br />

Wörtern und Sätzen, die man abgelehnt<br />

hat. Jeder Autor ist ein Killer.<br />

Leichen pflastern seinen Weg. Wer<br />

den Walserweg geht, weiß das. Martin<br />

Walser hat sie seinen Lesern immer<br />

wieder gezeigt, die verstoßenen<br />

Sätze, die zu lieben er freilich nie aufgehörthat.<br />

Martin Walser: Spätdienst. RowohltVerlag,<br />

208 S.,20Euro<br />

NACHRICHTEN<br />

Fazit der bundesweiten<br />

Förderung „Kunst auf Lager“<br />

Verborgene,beschädigte und unerforschte<br />

Bestände in den Depots<br />

deutscher Museen standen fünf<br />

Jahrelang im Fokus des Bündnisses<br />

„Kunst auf Lager“. Am Montag zogen<br />

die Initiatoren im HamburgBilanz.<br />

13 Stiftungspartner investierten<br />

bundesweit über 26 Millionen Euro<br />

in 292 Projekte zur Rettung der<br />

Kunstwerke.Zusätzlich vergab das<br />

Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung 30,4 Millionen Euro an 41<br />

Forschungsvorhaben. In Berlin etwa<br />

wurde die Restaurierung kriegsgeschädigter<br />

Renaissanceschätzedes<br />

Bode-Museums möglich. Auch<br />

Werkefür die Ausstellung „Novembergruppe“<br />

in der Berlinischen Galeriewurden<br />

restauriert. (BLZ)<br />

Zehn Bewerber für neue<br />

Documenta-Leitung<br />

Diedocumenta hat bei der Suche<br />

nach einem künstlerischen Leiter für<br />

2022 eine Vorauswahl getroffen. „Aktuell<br />

sind zehn Kandidaten ausgewählt,<br />

die jeweils ein Konzept erstellen“,<br />

sagte Generaldirektorin Sabine<br />

Schormann in Kassel. Im Frühjahr<br />

will die documenta einen Nachfolger<br />

für Adam Szymczyk präsentieren,<br />

der die 14. Ausgabe im Jahr 2017 leitete.Diese<br />

Schau hatte ein Defizit<br />

von5,4 Millionen Euro hinterlassen.<br />

Inzwischen arbeite auch ein Controller<br />

für die documenta und das<br />

Museum Fridericianum. DerEtat für<br />

2022 sei noch nicht festgelegt. (dpa)<br />

Fünf externe Berater in der<br />

Literaturnobelpreis-Jury<br />

DieSchwedische Akademie will mit<br />

Hilfe externer Berater sicherstellen,<br />

dass der Literaturnobelpreis zukünftig<br />

nicht wieder abgesagt werden<br />

muss.Ein Komitee aus fünf Mitgliedernund<br />

fünf Externen solle über<br />

die Gewinner 2019 und 2020 entscheiden.<br />

Zu den Beraternzählen<br />

die Schriftsteller Gun-Britt Sundström<br />

und Kristoffer Leandoer,sowie<br />

die Kritiker Rebecka Kärde,Mikaela<br />

Blomqvist und Henrik Petersen.<br />

Ausder Akademie sind der Per<br />

Wästberg, Horace Engdahl, Kristina<br />

Lugn, Anders Olsson und Jesper<br />

Svenbrodabei.(dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Emoji<br />

Leben ohne<br />

Suchmaschine<br />

VonSusanne Schirdewahn<br />

Manchmal weiß ich nicht, ob ich noch<br />

ohne Google existieren will. Ich muss<br />

nichts mehr wissen. Google sagt mir,was ich<br />

tun soll, wo ich hin muss und vorallem, ob es<br />

da auch was Gutes zu essen gibt. Google<br />

macht mich glücklich.<br />

Bis ich begriffen habe, dass ich in meiner<br />

Wohnung über keine solche Suchmaschine<br />

verfüge. Das müsste kein Problem sein.<br />

Meine Oma hat mir beigebracht, dass das<br />

Haus nichts verliert. Also müsste das,was ich<br />

gerade unbedingt finden will, ja irgendwo<br />

sein. Meine Oma hat mir immer von den<br />

Heinzelmännchen erzählt, die nachts aufräumen<br />

und einem damit durchs Leben helfen.<br />

Wenn man morgens etwas länger sucht,<br />

ist es einfach nur gut aufgeräumt.<br />

UnsereHeinzelmännchen machen heute<br />

das Gegenteil. Ichweiß nicht, ob das an Berlin<br />

liegt oder daran, dass sich die Zeiten geändert<br />

haben. Unsere Heinzelmännchen<br />

verbreiten Chaos oder räumen alles auf Nimmerwiedersehen<br />

fort. Ichhabe ein fotografisches<br />

Gedächtnis. Daher weiß ich immer<br />

haarscharf, wo ich meinen Lieblingsstift abgelegt<br />

habe. Und dass ich den jetzt brauche.<br />

Daskenn ich schon, und ich versuche immer<br />

gelassen zu bleiben.Wirwohnen hier zu viert<br />

−meinMann, zwei Söhne und ich −mit dem<br />

Effekt, dass wir inzwischen gefühlte 50 Papierscheren<br />

und Nagelfeilen gekauft haben<br />

und die natürlich alle verschollen sind. Ich<br />

rede deshalb nicht mehr davon, dass ich<br />

kürzlich eine Schachtel mit 100 Haargummis<br />

gekauft habe. Mein Sohn hat lange Haare.<br />

Das steigert die Geschwindigkeit, in der die<br />

SUSANNE SCHIRDEWAHN<br />

anderen 99 Stück auf einmal unauffindbar<br />

sind. Neulich ging es um meinen Lieblingseyeliner.Man<br />

kann den aus seinem Gehäuse<br />

drehen und dann macht er exakte Stricheauf<br />

das zitternde Augenlid.<br />

Als ich nach dem Duschen zum Spiegel<br />

bin, wo er immer liegt, war er nicht da. Es gibt<br />

so Augenblicke. Ich verlege ja auch mal was.<br />

Wenn ich im Flur meinen Lidstrich auftrage,<br />

weil das Bad mal wieder besetzt ist von der<br />

Horde Pubertiere. Da bleibt so ein Stift mal<br />

auf der Garderobe liegen und rollt in eine<br />

Dielenritze. Genau dann wünsche ich mir<br />

Google als fünften Mitbewohner.<br />

Ich hatte ja die neue Freundin meines<br />

Sohnes in Verdacht. Kürzlich hatte sie einen<br />

meiner Lippenstifte aus Versehen mitgenommen,<br />

weil der ihrem glich. Ichstand also<br />

mit den Händen in den Hüften in der Tür<br />

und habe ihr zugesehen, wie sie in ihrem<br />

Schminktäschchen herumwühlt. Irgendwo<br />

blähte sich bei mir im Kopf das Bild auf, dass<br />

das wahrscheinlich nicht lässig aussieht, wie<br />

ich da stehe und auf ein Suchergebnis warte.<br />

Um meinen Ärger zu verdauen, habe ich erst<br />

mal gesaugt. Der Staubsauger ist auch eine<br />

Art Heinzelmännchensuchmaschine. Ich<br />

muss einfach nur alles wegsaugen, was mir<br />

unter den Saugstiel kommt und hinterher<br />

nachsehen, ob sich da nicht doch eben mein<br />

Lieblingskajal einfinden würde.Das ging gefühlte<br />

sechs Stunden lang so.Hinterher habe<br />

ich das Beutelmonster aufgetrennt. Tatsächlich<br />

fanden sich darin einige seit langem vermisste<br />

Legoteile meines jüngsten Sohnes<br />

wieder.Den neuen Kajal habe ich im Internet<br />

bestellt. Das dauert dank Suchmaschine ein<br />

paar Sekunden. Undmachte mich glücklich.<br />

Unsere Autorin liest immeram23. des Monats bei der<br />

Lesebühne DEO(Des Esels Ohr )20Uhr,Werketage,<br />

Saarbrücker Str. 24, Eintritt frei


20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Feuilleton<br />

Jenseits der Sozialromantik<br />

Die Prominenten-Band The Good, the Bad &the Queen um den Britpop-Sänger Damon Albarn hat ein subtiles Album zum Brexit gemacht<br />

VonMarkus Schneider<br />

Damon Albarn ist traurig.<br />

Und sauer. Der 50-Jährige<br />

ist gegen den Brexit<br />

und hat darüber ein Album<br />

mit seiner Gelegenheitsband<br />

The Good, the Bad &the Queen gemacht.<br />

Dahinter stecken neben Albarn<br />

(dem Sänger und Keyboarder<br />

von Blur und zudem Designer der<br />

feinen Cartoonband Gorillaz) Paul<br />

Simonon von den Ur-Punks The<br />

Clash sowie der nigerianische Weltklasse-Drummer<br />

Tony Allen und Albarns<br />

Britpop-Kollege Simon Tong<br />

von The Verve. Die sogenannte<br />

Supergroup hat vor elf Jahren ein<br />

erstes, eigenwillig schubberndes Album<br />

voll erweitertem Folkrock mit<br />

rassligen Beats veröffentlicht.<br />

Nun kehren sie mit einem Anliegen<br />

zurück. „Merrie Land“ heißt das<br />

Werk in nostalgischer Anspielung<br />

auf eine mythische britische Identität,<br />

die Albarnbedroht sieht. Er wandere<br />

aus, wenn der Brexit durchgezogen<br />

werde, sagte er in den Interviews<br />

zum letzten Gorillaz-Album<br />

im Sommer, weil er den Verlust an<br />

Offenheit nicht ertragen könne. Bei<br />

Albarn gehört natürlich auch der<br />

Einfluss der ehemaligen Kolonien<br />

zur Englishness. Daher hören wir<br />

hier staubiges Music-Hall-Schunkeln<br />

und pastorale Gitarrenballaden<br />

und expertenhaft hineingemischt<br />

viel jamaikanische Dubeinflüsse<br />

und nigerianische Polyrhythmen.<br />

Mit steter Melancholie bekundet<br />

die Band die Angst vor dem Verfall<br />

der britischen Community unter<br />

dem Druck vonRassismus,Nationalismus<br />

und den immer tieferen sozio-ökonomischen<br />

Gräben. Albarn<br />

beschwört die zivilen Ideale, feiert<br />

die Kultur von Einwanderern wie<br />

Gutgelaunte Supergroup –von links: Tony Allen, Damon Albarn, Simon Tong und Paul Simenon<br />

den Kariben, die am Ende des zweiten<br />

Weltkriegs als Gastarbeiter herbeigeholt<br />

wurden.<br />

Bildreich beschreibt er Sozialbrachen,<br />

Drogenelend, Alkoholismus,<br />

die er gegen die abgehobenen<br />

Eliten und ihren Snobismus stellt,<br />

und er zeichnet beiläufig das Merrie-England-Idyll<br />

als einen seit den<br />

Fünfzigern verrammelten Provinzialismus.Soleise,verletzt<br />

und bitter<br />

das oft klingt, ist sein Motiv die<br />

Liebe: „This is not rhetoric“, singt er<br />

im zart schunkligen Titelstück: „It<br />

comes from my heart /Ilove this<br />

country“.<br />

Wer mag, wird sicher viel anregende<br />

Zeit mit den anspielungsreichen<br />

Texten verbringen. Mich<br />

nimmt mehr ein, wie liebevoll die<br />

Musik konzipiert ist – sie erzählt<br />

kaum weniger als die Texte. Zunächst<br />

schließt das Album recht unmissverständlich<br />

an „Parklife“ an,<br />

1994 der Durchbruch für Blur.<br />

Albarns erste Band wirkt inzwischen<br />

sogar haltbarer als Oasis, die<br />

damaligen Wortführer des Britpop.<br />

Das Konzept von „Parklife“ nahm<br />

Bezug auf die Prä-Pop-Geschichte<br />

der Insel und ähnlich bewegte britische<br />

Sixtiesbands wie die Kinks, deren<br />

Ray Davies modernes und traditionelles<br />

Großbritannien mit solidarischem<br />

Blick gegenüberstellte –<br />

lange vor dem auch unter den Franzosen<br />

umstrittenen EG-Beitritt. Auf<br />

„Merrie Land“ nun erinnern die<br />

durchgehenden Dubmotivemit Bläsern<br />

auch an die frühen Achtziger,<br />

als sich junge Bands wie die Specials<br />

und Punks wie The Clash mit Reggae<br />

auseinandersetzten. Die unterschwelligen<br />

Drums von Tony Allen<br />

ziehen dem Sound eine elegant<br />

komplexe Dimension ein, die immer<br />

wieder die Stimmung verunsichert.<br />

Bowie- und Glamrock-Veteran Tony<br />

DPA<br />

Visconti als Produzent fügt alles zu<br />

einem spannungsreich losen, uneigentlichen<br />

Sound.<br />

Dasvielleicht wichtigste Stilmittel<br />

ist Albarns prominente Orgel, die<br />

durch die meisten Tracks wimmert,<br />

wodurch eine seltsame Atmosphäre<br />

von nachsaisonaler Kirmes- oder<br />

Kurbad-Szenerie aufsteigt. Das Instrument<br />

legt, manchmal unterstützt<br />

von einem rührenden Flötenseelchen,<br />

gleichsam einen Schleier<br />

des Verfalls über die Welt, vonder erzählt<br />

wird. Daserinnertein wenig an<br />

die „Ghosttown“ aus dem gleichnamigen<br />

Specials-Klassiker, dessen instabile<br />

Stimmung 1981 vom Druck<br />

unter Thatcher berichtete. Jenseits<br />

der Sozialromantik schimmertdarin<br />

aber auch das Zittern und Verwackeln<br />

der relativ obskuren, aber<br />

stimmig geschlossene Klangwelt des<br />

experimentellen Ghostbox-Labels<br />

auf. Dessen Bands wie Belbury Poly<br />

oder The Focus Group stellen seit 15<br />

Jahren gleichsam genrehaft und mit<br />

Rückgriff auf Lehrfilm- und TV-Musiken<br />

dar, wie die ehemalige Moderne<br />

heute nur noch staubig und<br />

nostalgisch über den Halden der Erinnerung<br />

herumweht.<br />

Albarns Musik klingt geschlossener,<br />

und ich höre „Merrie Land“<br />

gerne.Doch leider vergessen die Vier<br />

über dem Konzept ein bisschen die<br />

Melodien. Es gibt nur wenige stimmige<br />

Highlights wie das Titelstück,<br />

das reizende „Ribbons“ und den fein<br />

verhangenen Reggae „Poison Tree“<br />

am Schluss. Der Sound überzeugt<br />

weit mehr als die Songs.<br />

Wasgenau durch den Brexit verloren<br />

gehen könnte, wird allerdings<br />

auch im Design nicht deutlich. Inhaltlich<br />

hört man vor allem skeptische<br />

Nabelschau, der Untergang ist<br />

lang im Gange.Ästhetisch nutzt man<br />

alle Mittel des Commonwealth. Wohin<br />

in Europa mag Albarnmit seiner<br />

Liebe für britischen Pop, Reggae und<br />

Afrobeat auswandern wollen, wie er<br />

im experimentell zerbröselnden<br />

„The Last Man toLeave“ am Ende<br />

noch einmal betont? Eigentlich hört<br />

man hier nur eine Besorgnis,die den<br />

britischen Pop seit den Sechzigern<br />

sehr typisch umtreibt und die auch<br />

Europa nie erledigen konnte. Musikalisch<br />

scheint er andererseits nichts<br />

zu vermissen.<br />

TheGood, theBad &the Queen –Merrie Land<br />

(Rykodisc /Warner)<br />

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Baudenkmälern, königlichen Residenzen<br />

und Museen wird Sie in Ihren Bann<br />

ziehen. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug<br />

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die ca. 800 km von St. Petersburg nach<br />

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•Flug Berlin –St. Petersburg /Moskau –<br />

Berlin mit Aeroflot<br />

•Transfers Flughafen –Hotel –Flughafen<br />

•3ÜN/HP im Hotel Moskwa inSt. Petersburg<br />

•Zugfahrt St. Petersburg –Moskau mit dem<br />

Hochgeschwindigkeitszug Sapsan (2. Kl.)<br />

•3ÜN/HP im 4-Sterne-Best-Western-Hotel Vega<br />

in Moskau-Ismailova<br />

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•deutschsprachige Reiseleitung ab/bis Berlin<br />

Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

•EZ-Zuschlag: ab €300,–<br />

•Touristenvisum Russland: €100,–<br />

Beratung und Buchung: 0345 –225 40 58<br />

Reiseveranstalter (i. S.d.G.): Sachsen-Anhalt-Tours GmbH,<br />

Fährstraße 2, 06114 Halle (Saale)<br />

MS „Igor Strawinski II“<br />

„Wir haben beschlossen, die wichtigsten Flüsse<br />

des Reiches zu einem Wassersystem zusammenzufügen“,<br />

ließ Zar Peter I. zu Beginn des 18. Jh. in<br />

Russland verkünden. Heute können wir uns daher<br />

bei dieser Studienreise auf der frisch renovierten<br />

Igor Stravinski II entspannt zurücklehnen und die<br />

Flusslandschaften an uns vorbeiziehen lassen.<br />

13.05. –23.05.2019<br />

23.05. –02.06.2019*<br />

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*von St. Petersburg nach Moskau<br />

ab €2.545,–<br />

Preis p. P. in Doppel-Außenkabine<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

•„Rail&Fly inclusive“ zum/vom deutschen<br />

Abflugsort inder 1. Kl. von<br />

jedem Bahnhof in Deutschland<br />

•Linienflug von Frankfurt –Moskau<br />

und zurück von St. Petersburg bzw.<br />

von Frankfurt nach St. Petersburg<br />

und zurück von Moskau<br />

•Transfers und Landausflüge in<br />

klimatisierten Reisebussen<br />

•10ÜNmit VP an Bord inder<br />

gebuchten Kabinenkategorie<br />

Zusätzliche Kosten p.P.:<br />

•z.B.Landausflüge<br />

Beratung und Buchung: 089 –500 604 79<br />

Reiseveranstalter (i. S.d.G.): Studiosus Gruppenreisen GmbH,<br />

Riesstraße 25, 80992 München<br />

• Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />

• Detaillierte Informationen zuden einzelnen Reisen und rechtliche Hinweise erhalten Sie vom Reiseveranstalter.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Mitten<br />

im<br />

Lauf<br />

Zum Toddes Filmregisseurs<br />

Günter Stahnke<br />

VonRalf Schenk<br />

Auf die Frage,welchen Film er sich<br />

zu seinem 90. Geburtstag wünsche,<br />

hatte Günter Stahnke vor ein<br />

paar Wochen noch geantwortet:<br />

„Der Frühling braucht Zeit“ (siehe<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 10. Oktober).<br />

Und er war gern zur Matinee ins<br />

Kino in der Brotfabrik gekommen,<br />

um noch einmal Auskunft zu geben<br />

über die frühen 60er-Jahre, in denen<br />

er, wie mancher seiner Kollegen, so<br />

viel Hoffnung auf einen reformierbaren<br />

Sozialismus gehabt und diese<br />

Hoffnung auch in filmische Geschichten<br />

und Formen gegossen<br />

hatte.<br />

Sein Film „Der Frühling braucht<br />

Zeit“ orientierte sich sichtlich an osteuropäischen<br />

Vorbildern, an Werken<br />

des Polen Andrzej Munk und mehr<br />

noch an dem moralistischen Gerichtsdrama<br />

„Der Angeklagte“ der<br />

Tschechen Jan Kadar und Elmar<br />

Klos, zwei Regiegrößen des Prager<br />

Frühlings. Aber dem Frühling, dem<br />

viel beschworenen Sozialismus mit<br />

menschlichem Antlitz, wurde keine<br />

Zeit gelassen, weder in Babelsberg<br />

noch später in Prag. Unddas bittere<br />

Defa-Drama von der Zerstörung eines<br />

Einzelnen unter dem Druck allmächtiger<br />

Parteifunktionäre verschwand<br />

im Tresor.<br />

Günter Stahnke wurde,mitten im<br />

besten Lauf, aus der Defa ausgesondert.<br />

Er fand Unterschlupf zunächst<br />

im Metropol-Theater, bei Revuen<br />

und Operetten sowie in der Rubrik<br />

der Heiteren Dramatik des DDR-<br />

Fernsehens.<br />

Zwischen „Telegenerell“ (1969)<br />

und „Klein, aber Charlotte“ (1990)<br />

drehte er in diesem Segment mehr<br />

als vierzig Fernsehfilme und Serien,<br />

Possen, Lustspiele und Komödien.<br />

Viele Größen des DDR-Fernsehens<br />

spielten bei ihm: Ingeborg Krabbe<br />

und Rolf Herricht, Gerd E. Schäfer<br />

und HerbertKöfer,Helga Göring und<br />

Fred Delmare, Helga Hahnemann<br />

und immer wieder seine Frau Helga<br />

Piur.Aber erst im Herbst 1989, als die<br />

Archive der verbotenen DDR-Filme<br />

geöffnet werden durften, lernten<br />

Der Regisseur Günter Stahnke(1928 –<br />

2018) mit Ehefrau Helga Piur. IMAGO<br />

viele Zuschauer den anderen<br />

Stahnke kennen. Da kam erstmals<br />

auch „Monolog für einen Taxifahrer“<br />

(1963) zum Vorschein, jene Studie<br />

sozialer Entfremdung, in der Fred<br />

Düren in der Titelrolle mit seinen<br />

bohrenden, quälenden Fragen an<br />

die Gesellschaft zu Hochformaufgelaufen<br />

war.<br />

Günter Stahnke wurde in den<br />

letzten Jahren von jüngeren Filmemachern<br />

entdeckt. Sie nahmen ihn<br />

gleichsam in ihreTraditionslinie auf,<br />

ein seltener Vorgang in der deutschen<br />

Filmgeschichte,die sich ja immer<br />

wieder neu erfindet und eine<br />

Rückbesinnung auf Traditionen<br />

kaum kennt. Christoph Hochhäusler<br />

zum Beispiel schätzt ihn sehr, aus<br />

der wissbegierigen Haltung eines Interviewers<br />

für die Zeitschrift Revolver<br />

wuchs vielleicht sogar so etwas<br />

wie eine Freundschaft über Altersgrenzen<br />

hinweg. Nun ist Günter<br />

Stahnke, wie die Familie gestern bekanntgab,am11.<br />

November verstorben.<br />

Traumwandlerischer Umgang<br />

Philip Grönings filmisch-philosophische Gewaltstudie „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“<br />

VonPhilipp Bühler<br />

Es gibt keine guten Väter,<br />

sagt Sartre. Dass alle Brüder<br />

Idioten und alle<br />

Schwestern Nervensägen<br />

sind, wäreauch ein gutes Zitat. Aber<br />

mit Brüderchen und Schwesterchen<br />

haben sich die großen Philosophen<br />

weniger befasst, das war doch immer<br />

eher eine Sache für Märchen.<br />

Die wiederum mögen gern Psychologen.<br />

Vielleicht lässt sich Philip<br />

Grönings „Mein Bruder heißt Robert<br />

und ist ein Idiot“ als ein Film<br />

beschreiben, in dem alles zusammenkommt.<br />

Aber zitiert werden muss. Elena<br />

und Robert, vorgeblich Zwillinge,<br />

liegen im sommerlichen Gras und<br />

werfen sich Phrasen an den Kopf.<br />

Elena lernt für ihr Abi inPhilosophie,<br />

Robert, Schulabbrecher mit<br />

exorbitantem Heidegger-Wissen,<br />

hilft ihr dabei. Was heißt das, dass<br />

sich das Sein in derWahrheit lichtet?<br />

Undgibt es in der Gegenwart überhaupt<br />

eine Zeit? Das sind die existenziellen,<br />

also hochdringlichen<br />

Fragen, die der Film aber auch ganz<br />

physisch stellt, mit einer Laufzeit<br />

von fast drei Stunden. Für Gröning,<br />

den 59-jährigen deutschen Filmemacher,<br />

bekannt für seine Klosterdokumentation<br />

„Die große Stille“,<br />

ist das normal. Die Suche nach der<br />

Wahrheit wirddem beobachtenden<br />

Sein, also dem Publikum, sofern es<br />

existiert, nicht eben leicht gemacht.<br />

Bedrohtes Paradies<br />

Einziger Schauplatz ist eine lichte<br />

Wiese am Waldrand voreiner Tankstelle,<br />

die nicht nur die wichtigsten<br />

Bedürfnisse deckt. Die Geschwister<br />

sind offenbar hier aufgewachsen.<br />

Einen Vater gibt es nicht und eine<br />

Mutter auch nicht, für zwei Jugendliche<br />

ist so ein Ort wohl das Paradies.<br />

Freilich ist es bedroht, was<br />

auch die etwas luftigen Zankereien<br />

der beiden erklärt. Mit dem Abitur<br />

in der Tasche und dem VW-Golf der<br />

unsichtbaren Eltern als Belohnung<br />

wird sich Elena davonmachen. Robert<br />

hat eine angedeutete Beziehung<br />

mit ihrer Mitschülerin, das<br />

kränkt ihre geschwisterlichen Gefühle.<br />

Die gar nicht so latent erotische<br />

Komponente der fragilen Zwillingsbeziehung<br />

entlädt sich in Übersprungshandlungen.<br />

Elena quält einen<br />

Grashüpfer mit einem Chanson<br />

von Serge Gainsbourg, eine durchaus<br />

hübsche Szene. Mit einem kleinen<br />

Jungen, mit dem sie an den nahegelegenen<br />

See fahren, bilden sie<br />

Josef Mattes und Julia Zange als Zwilllingspaar mit fragiler Beziehung.<br />

Liebe in Zeiten der Sexyness<br />

W-FILM<br />

eine kleine Ersatzfamilie. Denn sie<br />

wissen nicht, was sie tun ...<br />

Im Wettbewerb der diesjährigen<br />

Berlinale spaltete Grönings Film,<br />

wie man so schön sagt, das Publikum.<br />

Der eine Teil empfand den<br />

traumwandlerischen Umgang mit<br />

der Zeit als Zumutung und verließ<br />

vorzeitig den Saal. DerRest war entzückt<br />

ob der sonnigen Naturbilder<br />

oder echauffierte sich über den<br />

Schluss.„Mein Bruder heißt Robert<br />

und ist ein Idiot“ endet, das verrät<br />

mittlerweile auch der Trailer,mit einer<br />

Eruption der Gewalt. Blut fließt<br />

im Paradies, und der Filmemacher<br />

lädt ein, sich einen Reim darauf zu<br />

machen.<br />

Wo Gewalt ihren Platz hat<br />

Richtig zwingend ist er nämlich<br />

nicht, dieser Schluss. In„Die Frau<br />

des Polizisten“, Grönings letztem<br />

Film, war das noch anders. Auch<br />

diese Beziehungsstudie wollte man<br />

zwischendurch anstupsen, um zu<br />

schauen, ob sie noch lebt. Aber die<br />

Gewalt hatte ihren Platz, in den Verhältnissen<br />

und insbesondere der<br />

Vaterschaft, die Sartre eigentlich<br />

meinte mit seinem bösen Wort. Die<br />

Zwillingsgeschichte – in jedem<br />

Sinne –lässt diese Konsequenz vermissen.<br />

Was man im Sinne freien<br />

Filmemachens sogar begrüßen<br />

kann. Es rettet den Film aber nicht<br />

vor seiner Bedeutungsschwere, die<br />

den luftig leichten Bildernjedes Leben<br />

raubt.<br />

Man erkennt in Elena und Robert,<br />

den Elternlosen, die Abkömmlinge<br />

eines ganzen Haufens traumseliger<br />

Delinquentenpärchen aus<br />

Film noir und NouvelleVague.Doch<br />

die Zeit mit ihnen ist eine Qual, das<br />

durchgängig geistesabwesende<br />

Schauspiel ein durchschaubarer<br />

Manierismus.Und die Philosophie?<br />

Nun, wenn Kollegen dem offenbar<br />

auch von Philip Gröning verehrten<br />

Heidegger gelegentlich vorwerfen,<br />

sein Existenzialismus – der Film<br />

macht daraus ein esoterisch angehauchtes<br />

„Carpe diem“, vielleicht<br />

gar nicht verkehrt –betrachte das<br />

Sein doch sehr von außen, hat man<br />

hier den Beweis. Letztlich ist „Mein<br />

Bruder heißt Robert und ist ein<br />

Idiot“ natürlich wie sein Titel: Von<br />

außen gesehen interessant, von innen<br />

zu lang, am Anfang banal und<br />

am Ende bloße Behauptung.<br />

Mein Bruder heißt Robertund istein Idiot,<br />

Deutschland/Frankreich/Schweiz 2018. Buch<br />

und Regie: Philip Gröning.Darsteller: Julia<br />

Zange,Josef Mattes, UrsJucker,StefanKonarske<br />

u.a.; 172Min., Farb,FSK: ohne Angabe.<br />

Im Apollosaal der Staatsoper hatte am späteren Abend ein tänzerisches „Monteverdi-Project“ Premiere<br />

VonClemens Haustein<br />

Linden 21“ lautet die neue Veranstaltungsreihe<br />

der Staatsoper, in<br />

deren Rahmen der neue Intendant<br />

Matthias Schulz im neu renovierten<br />

Haus Unter den Linden neue Formate<br />

austesten möchte.AmSonntag<br />

um neun Uhrabends –folgende Aufführungen<br />

werden gar erst halb elf<br />

beginnen, wenn der durchschnittliche<br />

Staatsopernbesucher schon seinen<br />

Gute-Nacht-Tee getrunken hat –<br />

wurde als zweite Veranstaltung dieser<br />

Reihe ein „Monteverdi-Project“<br />

uraufgeführt. Im prachtvollen Apollosaal<br />

im sonst menschenleeren<br />

Opernhaus durfte sich der Besucher<br />

leicht subversiv fühlen.<br />

Gewissermaßen als Vorglühen<br />

der bevorstehenden Barocktage der<br />

Staatsoper präsentierte die aus Israel<br />

stammende Choreografin Saar Magal<br />

eine Auseinandersetzung mit<br />

Claudio Monteverdi, dessen Werk<br />

neben jenem des französischen<br />

Komponisten Jean-Philippe Rameau<br />

dort imZentrum stehen wird. Monteverdi<br />

aber –man darf das bemängeln,<br />

weil die Veranstaltung nun einmal<br />

„Monteverdi-Project“ heißt –ist<br />

hier kaum mehr als in Spurenelementen<br />

vorhanden. Stücke vorallem<br />

aus dem achten Madrigalbuch, den<br />

„Madrigali guerrieriet<br />

amorosi“, über Krieg<br />

und Liebe also, hat<br />

Saar Magal ausgewählt,<br />

Teile vondiesen<br />

Teilen werden von<br />

fünf Sängerinnen und<br />

Sängern acapella gesungen,<br />

oft vor einer<br />

loungemusikhaft pochenden,<br />

zuweilen<br />

leicht fauchenden<br />

Klangkulisse, die sich<br />

Gleich wird sich Adaya<br />

Berkovich hier rollen.<br />

lungen und die Veränderungen in<br />

unserer Umwelt gesellschaftlich auf<br />

unsereVorstellungen vonLiebe,Erotik<br />

und Beziehung auswirken“. Monteverdi<br />

soll dabei eine Zeit repräsentieren,<br />

in der Schönheit<br />

und Moral noch<br />

zusammenliefen und<br />

es den Begriff der „Sexyness“<br />

noch nicht<br />

gab,indem Schönheit<br />

und Moral getrennt<br />

seien. Aber hat Saar<br />

Magal da wirklich<br />

recht? Wurde nicht<br />

immer schon der Attraktivität<br />

in jeglichem<br />

Aggregatzustand ge-<br />

IMAGO<br />

huldigt? Nur dass die<br />

„Sexyness“ damals<br />

viel versteckter oder<br />

gar nicht thematisiertwurde? Es gab<br />

ja noch eine Kirche …<br />

Die Choreografin behandelt ihr<br />

Thema jedenfalls ausreichend sittsam,<br />

so dass auch die anwesenden<br />

Vertreter der Sponsoren aus der<br />

Wirtschaft nicht peinlich berührt<br />

sein müssen. In apollinisch blüten-<br />

Haggai Cohen-Milo<br />

ausgedacht hat und<br />

die er mit zwei weiterenMusikernamKontrabass<br />

und an<br />

der E-Gitarreliveproduziert.<br />

Monteverdis Liebes- und Kriegsgesänge,<br />

sodas Programmheft, dienen<br />

der Choreografin als eine Art<br />

neutraler Bezugspunkt für die Frage,<br />

die sie eigentlich behandeln möchte:<br />

„wie sich technologische Entwickweißer<br />

Unterwäsche treten die Tänzerinnen<br />

und Tänzer auf, balancieren<br />

zwischen und auf einer geometrisch<br />

exakt angelegten Parklandschaft<br />

aus leeren Bierflaschen (ein<br />

Hinweis auf die Suchtsüchtigkeit des<br />

Menschen, wie ebenfalls das Programmheft<br />

verrät), die Ordnung der<br />

Flaschen wird später zerstört durch<br />

eine Tänzerin, die sich mitten hindurch<br />

rollt und dabei fein klimpernde<br />

Klänge erzeugt.<br />

Schließlich muss das Publikum<br />

mit anfassen, um die wohl tausend<br />

Flaschen in eilends hereingetragene<br />

Bierkästen einzusortieren. „German<br />

Mitmach-Theater“, wie eine Tänzerin<br />

erklärt. Ironie und auch Zynismus<br />

gehören mit dazu bei dieser<br />

Darbietung, so auch, wenn ein Tänzerkundgibt,<br />

dass es beim Verlieben<br />

ja nur darum gehe,jemanden zu finden,<br />

der mit einem dieVerliebtheit in<br />

die eigene Person teile. Magal lässt<br />

das so stehen, was natürlich sehr<br />

cool ist. Jedoch erzeugt diese Coolness<br />

auch Distanz. Wasgeht es mich<br />

an? Oder noch schlimmer: Umwas<br />

geht es hier überhaupt?<br />

NACHRICHTEN<br />

Raubkunst aus der<br />

Sammlung Sternrestituiert<br />

EinRaubkunstgemälde aus der<br />

Sammlung des vonden Nationalsozialisten<br />

verfolgten jüdischen Kunstsammlers<br />

MaxSternist kurzvor dem<br />

Verkauf in Düsseldorfzurückgegeben<br />

worden. DasBild „Seesturm“<br />

des Malers Johannes Hermanus<br />

Koekkoek (1778–1851) wurde am<br />

Montag an Vertreter der Erben übergeben,<br />

wie das Max–Stern-Kooperationsprojekt<br />

mitteilte,das seit Jahren<br />

nach etwa 400 Kunstwerken aus der<br />

Sammlung Sternforscht. 18 Werke<br />

wurden inzwischen restituiert. Das<br />

Koekkoek-Bild war voneinem privaten<br />

Anbieter in ein Düsseldorfer<br />

Auktionshaus eingeliefertworden.<br />

Nach einem Hinweis,das es aus der<br />

einstigen Stern-Sammlung stamme,<br />

sei das Gemälde ohne Gegenleistung<br />

an die Maxund Iris SternStiftung zurückgegeben<br />

worden. (dpa)<br />

Fast eine Million Besucher in<br />

„Phantastische Tierwesen 2“<br />

DerFantasy-Film „Phantastische<br />

Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen“<br />

eroberte am Wochenende die<br />

offiziellen Deutschen Kinocharts.<br />

DerFilm vonRegisseur David Yates<br />

nach einem Drehbuch vonJoanne K.<br />

Rowling legte mit fast 994 000 Wochenendbesuchern(zwischen<br />

Donnerstag<br />

und Sonntag) los.Der vor<br />

zwei Jahren entstandene erste Teil<br />

„Phantastische Tierwesen und wo<br />

sie zu finden sind“ startete mit<br />

827 000 Wochenendbesuchern. Die<br />

Hauptrolle des Newt Scamander<br />

spielt Eddie Redmayne. (dpa)<br />

Fusion: Australischer<br />

Medienmarkt verengt sich<br />

DieFusion des australischen <strong>Zeitung</strong>sverlags<br />

Fairfax Media (Sydney<br />

Morning Herald) und des TV-Betreibers<br />

Nine ist so gut wie perfekt. Die<br />

Aktionärevon Fairfax stimmten am<br />

Montag mit fast 90 Prozent der Übernahme<br />

durch Nine Entertainment<br />

zu, wie der TV-Sender ABC berichtete.Nine<br />

Entertainment will 4Milliarden<br />

australische Dollar (etwa 2,5<br />

Milliarden Euro)zahlen und künftig<br />

51,1 Prozent des Kapitals am neu<br />

entstehenden Unternehmen namens<br />

Nine halten. Jetzt muss noch<br />

ein Gericht dem Zusammenschluss<br />

zustimmen. Künftig wirdesdann<br />

noch vier größereAnbieter in Australiens<br />

Medienbranche geben. Den<br />

<strong>Zeitung</strong>smarkt dominiertdie<br />

Gruppe News Corp vonMedienmogul<br />

RupertMurdoch, einem gebürtigen<br />

Australier. (dpa)<br />

Philipp Menn verstärkt<br />

ARD-Mittagsmagazin<br />

Philipp Menn gehörtkünftig neben<br />

Jessy Wellmer,Sascha Hingst und<br />

Eva-Maria Lemke zum Moderationsteam<br />

des Nachrichtenmagazins aus<br />

Berlin. Menn berichtete in den vergangenen<br />

fünf Jahren aus dem ARD-<br />

Hauptstadtstudio über die Bundespolitik<br />

und moderierte den politischen<br />

Talk „Eins zu Eins“, wo er sich<br />

den Rufeines hartnäckigen Fragestellers<br />

erwarb. (BLZ)<br />

TOP 10<br />

Montag,18. November<br />

1 Tatort ARD 9,34 26 %<br />

2 Tagesschau ARD 7,80 23 %<br />

3 heute-journal ZDF 4,41 14 %<br />

4 Marie fängt Feuer ZDF 4,37 12 %<br />

5 heute ZDF 4,24 14 %<br />

6 Anne Will ARD 4,23 15 %<br />

7 Terra X ZDF 4,11 12 %<br />

8 RTL aktuell RTL 4,01 14 %<br />

9 Berlin direkt ZDF 3,85 13 %<br />

10 Voice of Germany Sat.1 2,97 9%<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.00: Eine griechische Trilogie<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

20.00: CryBaby<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Bande áPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />

Außenseiter:Cinematic Performance Shu –Run 2<br />

(YukoKaseki and TeoVlad)<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

19.30: Linie 1<br />

HAU2(&25 90 04 27)<br />

19.00: Creation (Pictures for Dorian) (Gob Squad)<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

19.30 Studio: Arabqueen –oder das andere Leben<br />

20.00: Freigesprochen (Ensemble aus Gehörlosen<br />

und Hörenden)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: DieTanzstunde<br />

Monbijou-Theater (& 288 86 69 99)<br />

19.00 Märchenhütte: Rotkäppchen /Der Wolf und<br />

die sieben Geißlein<br />

19.30: Fischer und sin Fru/Der gestiefelte Kater<br />

21.00 Märchenhütte: Rotkäppchen /Hase undIgel<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

20.00: Der Fremde<br />

Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Der Stellvertreter<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

21.00 Apollo Saal: AMonteverdi Project<br />

Theater im Palais (& 201 06 93)<br />

19.30: GreteMinde<br />

Anzeige<br />

Debüt<br />

Di, <strong>20.11.2018</strong>,20Uhr<br />

Philharmonie Berlin,<br />

Kammermusiksaal<br />

vision string quartet<br />

Werke von Franz Schubert und<br />

György Ligeti<br />

Karten ab 14€: Besucherservice der ROCGmbH<br />

T. +49 30 202 98710<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

<strong>Berliner</strong> KriminalTheater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Der Mörderist immer der Gärtner<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

20.00: Jim Gaffigan –Fixer Upper Tour<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecome a<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Keine Künstler! Keine Haustiere!<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />

Theater O-Tonart (& 37 44 78 12)<br />

20.00: The Living Paper Cartoon (Ennio Marchetto)<br />

Theater Verlängertes Wohnzimmer<br />

(& 45 30 63 51) 20.00 Saal: Improshow(Die<br />

Flughunde)<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: genau Richtig (Martina Schwarzmann)<br />

KLASSIK<br />

<strong>Berliner</strong> Dom (& 20 26 91 36)<br />

19.00 Tauf- und Traukapelle: Kammerchor der <strong>Berliner</strong><br />

Domkantorei, Ltg.Tobias Brommann, Memento<br />

Mori, Werkefür Chor acappella vonBach, Schütz,<br />

Reger u. a. –Kammerkonzert<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.30: Die Unerhörte Musik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20.und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

20.00: Musiker*innen des Orchesters der Deutschen<br />

Oper Berlin, 2. Tischlereikonzert: Spotlights, Wolfgang<br />

Amadeus Mozart: „Gran Partita“ u. a.<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(& 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30 Minuten<br />

Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />

Hochschule für Musik HannsEisler im Neuen<br />

Marstall (& 203 09 21 01) 19.00 Krönungskutschen-Saal:<br />

Vortragsabend Violinklassen vonProf.<br />

Stephan Picard<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

19.00 Salon: Orania.Classical: Seungwon Lee<br />

(Viola), Han-Wen Jennifer Yu (Klavier), Schumann:<br />

Märchenbilder;Hindemith: Fantasie Sonate op.11 Nr.<br />

4; Bruch: Romanze; Piazzolla: Le grand Tango<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(& 254 88 -1 32) 20.00: vision string quartet,<br />

Debüt im Deutschlandfunk Kultur,Franz Schubert:<br />

Streichquartett Nr.12c-Moll, 1. Satz, Streichquartett<br />

Nr.14d-Moll „Der Todund das Mädchen“; György<br />

Ligeti: Streichquartett Nr.1<br />

Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />

20.00: Hellen Weiß (Violine), Gabriel Schwabe<br />

(Cello),Andreas Willwohl (Viola), Eliane Reyes(Klavier),<br />

Beethoven: Trio Es-Dur für Klavier,Violine und<br />

Violoncello op. 1Nr. 1; Bridge: „Phantasy“ für Klavier,<br />

Violine, Viola und Violoncello; Strauss: Quartett c-Moll<br />

für Klavier,Violine, Viola und Violoncello<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

19.00: Perlen der Musik derRomantik: Regine Gleim<br />

(Flöte) und Burak Cebi (Klavier), Prokofiev: D-Dur<br />

Sonate; Poulenc: Flötensonate; Franck: A-Dur Sonate,<br />

Version für Flöte<br />

UdK Konzertsaal Bundesallee (& 318 50)<br />

19.30: Vortragsabend Violinenklasse Prof. Mark<br />

Gothoni<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Frau Holle (ab 5J.)<br />

10.30: Ronja Räubertochter (ab 7J.)<br />

Brotfabrik (& 47 14 00 1/ 02)<br />

14.30: Dornröschen, Maria Mägdefrau, musikalisches<br />

Erzähltheater (ab 3J.)<br />

Charlottchen (& 324 47 17)<br />

10.30: Das KaffeetassenPuppentheater und seine<br />

verrückten Freunde (ab 3J.)<br />

Das weite Theater (& 991 79 27)<br />

10.00: Die drei Räuber<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />

9.30,11.00: Das kleineich bin ich, Theater Geist,<br />

(ab 3J.)<br />

10.30: 1x1 mitRumpelstil, Musiktheater Rumpelstil<br />

(ab 7bis 9J.)<br />

10.30: Wind im Gummistiefel, TheaterFusion, (ab 2J.)<br />

FigurentheaterGrashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Hänsel und Gretel, Puppentheater Parthier,<br />

Marionettenspiel (ab 4J.)<br />

Fliegendes Theater (& 692 21 00)<br />

10.30: Der kleine König Dezember,Fliegendes Theater,Figurentheater<br />

(ab 4bis 8J.)<br />

Freizeitforum Marzahn (& 542 70 91)<br />

11.00: TopCard Camilla, Platypus Theater,English<br />

Theatre (ab6J.)<br />

Gesagt &gesungen<br />

Sally<br />

und<br />

Christopher<br />

Das <strong>Berliner</strong> Leben des<br />

Schriftstellers Christopher<br />

Isherwood (1904–1985)<br />

kennt man aus der BBC-Verfilmung<br />

seiner Memoiren mit<br />

Matt Smith aus dem Jahr 2010,<br />

die auf deutsch „Christopher<br />

und Heinz –Eine Liebe in Berlin“<br />

hieß. Da kommt der junge<br />

Christopher um 1930 aus England<br />

nach Berlin –„wegen der<br />

Jungs“. Er lebt in einer Pension<br />

in der Nollendorfstraße 17, wo<br />

er auch die Nachtklub-Sängerin<br />

Jean Ross kennenlernt, die<br />

als Sally Bowles zu einer Romanfigur<br />

von ihm wurde und<br />

der Welt aus „Cabaret“ bekannt<br />

ist, jenem Musical, das<br />

aus Isherwoods „Berlin Stories“<br />

entstand. Aus teilnehmender<br />

Beobachtung bildete<br />

dieser Autor das homosexuelle<br />

und glamouröse und verfolgte<br />

Berlin Anfang der 30er-Jahre<br />

ab. ImFoyer des Renaissancetheater<br />

gibt es heute Texte von<br />

Christopher Isherwood und<br />

„Cabaret“-Songs. PetraKohse<br />

Nollendorfstr. 17,20Uhr,Renaissancetheater,Knesebeckstr.100<br />

Arbeit, Liebe,<br />

Brot und Tod<br />

Die Woche bringt uns gestandene Pioniere<br />

mit ihren Ex-Pioniersounds, und einen<br />

älteren Debütanten mit noch älterer Musik<br />

Seit seiner Kindheit spielt der Schauspieler Jeff Goldblum Klavier und debütierte jetzt als 66-Jähriger mit Till Brönner und Imelda Maymit ents<br />

Heute gönne ich mir eine<br />

kleine Abschweifung zu<br />

Beginn. Sehr gefreut<br />

habe ich mich nämlich,<br />

dass der aggressiv hipstereske James<br />

Murphy als LCD Soundsystem die<br />

Zeit reif fand, einen frühen Synthiepop<br />

zu covern: „Don’t just sit there<br />

on your ass / unlock that funky<br />

chaindance /brothers, sisters shoot<br />

your best: we don’t need that fascist<br />

groove thang“ –fast 38 Jahre alt ist<br />

„Fascist Groove Thang“ vom britischen<br />

Trio Heaven 17, das 1980 aus<br />

der Synthpop-Pionierband Human<br />

League entwachsen war. Essteht für<br />

so vieles,was Popkann und erinnert<br />

daran, dass Politik und Pop gern zusammengehen,<br />

dabei aber trotzdem<br />

gut angezogen sein können.<br />

Gekleidet in aufrüttelnd funky<br />

Computerbeats und knödlig affektierte<br />

Stimmen, kam der Song aus<br />

der tiefen Bewusstseinskrise der von<br />

Atom, Pershing und Blöcken bedrohten<br />

westlichen Welt: Er beschwörtGeschichte,die<br />

sich wiederholt,<br />

erzählt von Rassismus und einer<br />

Demokratie im weltweiten Rückzug.<br />

Klar wurde es ein Hit, obwohl<br />

die BBC es nicht spielte, weil darin<br />

Markus Schneider<br />

erinnertkurz an die Synth-Pop-Antifa<br />

der Achtziger und empfiehlt die<br />

Surrealisten vonDer Plan und den<br />

Ex-Alien GaryNuman. Der Rest kann zu<br />

Jeff Goldblum swingen gehen.<br />

Reagan persönlich beleidigt wurde.<br />

Murphy musste nun für sein Update<br />

nur den damaligen US-Präsidenten<br />

durch „Orange Head“ ersetzen. Er<br />

verweist außerdem auf den aktuell<br />

erweiterten Diskurs-Kontext und ersetzt<br />

die dunkle Männerstimme<br />

durch genderverwischend gepitchten<br />

Gesang. Kaum noch vorstellbar,<br />

wie skeptisch viele Pophörer damals<br />

auf Synthesizer und Beats reagierten.<br />

Dabei sollte doch jedem einleuchten,<br />

dass man durch gemeinsames<br />

Tanzen körperliche und soziale<br />

Distanzen besser überwinden und<br />

Menschen leichter mobilisieren<br />

kann als mit klampfigen Gitarren.<br />

1979 gehört, um jetzt zum Serviceteil<br />

zu kommen, auch Der Plan<br />

zum elektronischen New Wave/<br />

Post-Punk-Flügel – nicht umsonst<br />

kreuzen sich die Linien vomElektrobeat<br />

DAFs und dem Gitarrensound<br />

der Fehlfarben in den Biografien von<br />

Moritz Reichelt, Frank Fenstermacher<br />

und Kurt „Pyrolator“ Dahlke<br />

(die letzteren beiden spielen auch in<br />

der aktuellen Fehlfarbenbesetzung).<br />

Auf Albenklassikern wie „Geri Reig“<br />

und Singles wie „Da vorne steht ’ne<br />

Ampel“ und „Arbeit Liebe Brot Ein-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Vorname<br />

15.00, 20.30; AStar Is Born 17.30<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Juliet,Naked 15.00,<br />

20.30;Was uns nicht umbringt 17.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Premiere: Astrid<br />

18.00<br />

Delphi LUX (& 322931040) Loro–Die Verführten<br />

14.00, 17.30; Suspiria (OF) 21.00; #Female Pleasure<br />

15.40, 17.10; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />

18.00, 20.30; Bohemian Rhapsody (OF) 21.00;<br />

Juliet, Naked (OmU) 14.00,18.00,21.20; Aufbruch<br />

zum Mond –First Man (OmU) 15.00, 20.30; Werk<br />

ohne Autor 19.30; The Cakemaker (OmU) 16.30,<br />

19.00; Der Trafikant 15.00,17.45, 20.30; AStar Is<br />

Born (OmU) 13.30; In My Room 16.20; DerAffront<br />

19.00; Leto (OmU) 21.30<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Was uns nicht umbringt<br />

17.45, 20.15; #Female Pleasure (OmU)<br />

17.30; Leto 20.00<br />

Kant Kino (& 319 98 66) 25 km/h 15.10,<br />

17.50, 20.30; Aufbruch zum Mond 14.30, 17.30,<br />

20.30; The Guilty 14.30, 19.00; Book Club 16.40;<br />

BlacKkKlansman 21.00; Ballon 14.40; Mackie<br />

Messer 17.15; DerVorname 15.40, 17.50, 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Phantastische<br />

Tierwesen II 13.30, 16.40, 19.50; Bohemian<br />

Rhapsody 23.00; Johnny English 14.30; Bohemian<br />

Rhapsody 16.50, 20.00; 3D: Phantastische Tierwesen<br />

II 23.00; Phantastische Tierwesen II 13.30,<br />

16.30, 19.40, 22.50; Bohemian Rhapsody 14.45;<br />

Nur ein kleiner Gefallen 17.45, 20.30, 23.10; Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 15.15; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 17.45; 25 km/h<br />

20.15; Halloween 23.00; 25 km/h 15.10, 17.50;<br />

Halloween 20.30; Venom 23.00; Die Unglaublichen<br />

II 15.15; Johnny English 18.00; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 20.15; Abgeschnitten 22.40<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Leto 11.00;<br />

The Man Who Killed Don Quixote (OmU) 13.00;<br />

Dogman (OmU) 15.15; Gundermann 17.30; Loro<br />

– Die Verführten 19.45; BlacKkKlansman (OmU)<br />

22.15; Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer<br />

10.00; Mario 12.50; 25 km/h 14.50; Werk ohne<br />

Autor 16.50; Suspiria (OmU) 20.00; Leto (OmU)<br />

22.40; Durch die Wand –The Dawn Wall (OmU)<br />

11.00; Mandy (OmU) 12.40; Hamburger Gitter<br />

14.40; Die Unglaublichen II 16.00; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 18.00, 20.15; Halloween (OmU)<br />

22.30<br />

Intimes (& 29 77 76 40) Der Vorname 16.45; 25<br />

km/h 19.00; Assassination Nation (OmU) 21.15;<br />

Eins, zwei, drei (DFmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Der Vorname<br />

16.00, 20.15; Gundermann 17.45; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 22.00; Unser Saatgut: Wir ernten, was<br />

wir säen (OmU) 16.00; Der marktgerechte Patient<br />

18.00; Pink Elephants (OmU) 19.45; Why Are We<br />

Creative? (OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX 3D: Phantastische<br />

Tierwesen II13.30, 16.45, 20.00, 23.15;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 13.40; Night<br />

School 13.45, 16.30, 19.30; PhantastischeTierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 14.00, 16.10, 19.35,<br />

22.50; Die Unglaublichen II14.00; Smallfoot –Ein<br />

eisigartiges Abenteuer 14.05; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.15, 17.15,<br />

20.30; Juliet, Naked 14.30, 17.15, 20.00; Bohemian<br />

Rhapsody 14.30, 16.40, 19.50; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 14.30; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />

Halloween 14.55; Elliot,das kleinsteRentier15.00;<br />

Ballon 15.00; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

15.15, 17.45, 20.10; Nur ein kleiner Gefallen<br />

16.55, 19.45, 22.45; 3D: Die Unglaublichen II<br />

17.10; Halloween 17.30, 20.15, 23.00; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 17.30; Aufbruch<br />

zum Mond 17.30, 20.45, 22.15; 25 km/h 17.45,<br />

20.15, 23.10; Der Vorname 18.00, 20.30, 23.05;<br />

Tatsächlich... Liebe 20.00; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

GrindelwaldsVerbrechen –Fantastic Beasts:<br />

The Crimes of Grindelwald (OF) 20.45; Abgeschnitten<br />

22.30; 3D: Venom 22.45; Operation: Overlord<br />

23.00;Assassination Nation 23.10<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Girl (OmU)<br />

18.00; AStar Is Born (OmU) 20.00; Gundermann<br />

22.30; Blue My Mind 18.00; Reise nach Jerusalem<br />

20.00; Sorry Angel –Plaire, aimer et courir vite<br />

(OmU) 22.15<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 0200) Die Unglaublichen<br />

II13.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

13.40, 20.00; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 13.50; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.00,<br />

16.15, 19.30; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

14.10; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

14.15; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.30, 17.15, 20.30; Bohemian Rhapsody<br />

16.30, 19.50; Night School 16.50, 20.10; 25<br />

km/h 17.00; Der Vorname 17.20; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.30; Nur ein kleiner<br />

Gefallen 19.50; Halloween 20.10<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) The Guilty 14.00;<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 15.40;<br />

BlacKkKlansman 17.30; Sweet Country 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.00,17.00, 19.30, 20.00; Bohemian Rhapsody<br />

14.10, 16.50, 19.30; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 14.20, 18.00; Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 14.20, 19.50; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.30; Die Unglaublichen II<br />

14.40; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.45;<br />

Elliot, das kleinste Rentier 14.50; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 15.00, 16.20,<br />

20.15; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />

der Silberrücken 16.50; Night School 17.00,<br />

20.00; 25 km/h 17.10; 3D: Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 17.20; Venom 17.30; Assassination<br />

Nation 19.40; Halloween19.50;Nur ein kleiner<br />

Gefallen 20.10<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 19.30, 22.30; B BlacKkKlansman (OmU)<br />

16.10,19.00; Suspiria (OF) 22.00<br />

fsk amOranienplatz (& 614 2464) Reise nach<br />

Jerusalem 18.00, 20.45; InMyRoom 18.30; Leto<br />

(OmU) 20.15<br />

Moviemento (& 692 47 85) Der kleine Spirou<br />

10.15, 16.15; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />

um 12.15; Elliot, das kleinste Rentier 14.15; Das<br />

Gegenteil von Grau (OmenglU; m.Gästen) 18.15;<br />

Suspiria (OmU) 20.45; Elliot, das kleinste Rentier<br />

11.00; Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft<br />

13.00; #Female Pleasure (OmU) 15.45, 18.00,<br />

20.15, 22.30; Suspiria (OmU) 13.30; Wildhexe<br />

16.45; Pink Elephants (OmU) 19.00; Touch Me Not<br />

(OmU) 21.15<br />

Sputnik (& 694 1147) Offenes Geheimnis –<br />

Todos lo saben (OmU) 17.00; Dogman (OmU)<br />

19.15; Suspiria (OmU) 21.15; AStar Is Born<br />

17.00; Reise nach Jerusalem (DFmenglU) 19.15;<br />

Here To Be Heard –The Story of the Slits (OF)<br />

21.15; Bad Times at the El Royale (OmU) 22.45;<br />

Kinobar imSputnik Filmclub–Filmclub(OmU)<br />

20.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) #Female Pleasure 15.40;<br />

25 km/h 17.30, 20.30; Juliet,Naked 18.00; New<br />

DerTrafikant 15.00,20.10<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 9590) 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.00, 17.00,<br />

20.00; Die Unglaublichen II14.45; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 15.00; Bohemian Rhapsody<br />

15.00, 17.15, 20.15; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 15.15; 3D: Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 17.30; Der Vorname 17.45, 20.00;<br />

Johnny English: Man lebt nur dreimal 18.00; 25<br />

km/h 20.15; Night School 20.30<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Reise nach<br />

Jerusalem 13.00, 17.45; Intrigo: Tod eines Autors<br />

13.00; Der Vorname 13.00, 15.30; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 15.00, 17.45;<br />

3D: Die Unglaublichen II15.15; Bohemian Rhapsody<br />

17.45, 20.15; Was uns nicht umbringt 20.30;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 14.00;<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.00,16.30,19.45; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 14.00; Bohemian Rhapsody 14.00, 16.35,<br />

19.50; Die Unglaublichen II14.10; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.15,<br />

17.10, 20.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />

14.20; Night School 14.45, 20.15; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

16.45; Nur ein kleiner Gefallen 17.10, 20.05; 25<br />

km/h 17.15; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 17.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

17.45; Tatsächlich... Liebe 20.00; Halloween<br />

20.00; Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Liliane Susewind –Ein tierisches<br />

Abenteuer 17.00; Weit. Die Geschichte von<br />

einem Wegumdie Welt 19.00;Gundermann 21.15;<br />

Der marktgerechte Patient 18.00; Familie Brasch<br />

(DFmenglU) 19.45;The Guilty–Den skyldige (OmU)<br />

21.45<br />

Babylon (& 242 59 69) Rams (OmenglU) 17.45;<br />

Verliebt in meine Frau –Amoureux de ma femme<br />

(OmU) 18.15; Pink Elephants (OmU) 18.15; 2001:<br />

Odyssee imWeltraum –2001: ASpace Odyssey<br />

(OmU) 19.30; Whatever Happens Next 20.00; Die<br />

andere Seitevon allem –Druga stranasvega (OmU)<br />

20.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

22.00;Wildes Herz 22.00; Offenes Geheimnis –Todos<br />

lo saben (OmenglU) 22.30<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />

Bad Times atthe El Royale (OmU) 15.00; Suspiria<br />

(OmU) 18.00, 21.15; The Darkest Minds 10.00;<br />

Elliot, das kleinste Rentier 12.45; Der kleine Spirou<br />

14.30; Wildhexe 16.15; The Cakemaker (OmU)<br />

18.30; AStar IsBorn (OmU) 21.00<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Smallfoot<br />

11.00; 3D: Phantastische Tierwesen II11.00,<br />

13.50, 16.10, 19.30, 23.00; Wuff 11.10; Wildhexe<br />

11.15; Elliot, das kleinste Rentier 11.15; Der<br />

Nussknacker 11.15, 13.30; Phantastische Tierwesen<br />

II 11.30, 14.30, 17.10, 20.30, 22.30; Gänsehaut<br />

211.40; Ballon 11.45; Bohemian Rhapsody<br />

13.30, 16.30, 19.45, 22.50; Der Vorname 13.40,<br />

20.40; 25km/h 13.50, 17.45; Die Unglaublichen<br />

II 14.00; 3D: Venom 14.45, 23.00; Johnny English<br />

15.00; Aufbruch zum Mond 16.00, 19.40; AStar<br />

Is Born 16.40; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 17.00, 19.20; Nur ein kleiner Gefallen<br />

17.20, 19.30; Night School 17.30, 20.15, 23.10;<br />

Halloween 20.30;Abgeschnitten 22.00; Operation:<br />

Overlord 23.00; APrayer Before Dawn 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Berlin Babylon<br />

(Omdt+englU) 14.30; Aufbruch zum Mond (OmU)<br />

16.30, 19.30, 22.30; Moritz Daniel Oppenheim<br />

(OmU) 15.00; Blue My Mind (OmU) 17.15; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 19.30,22.15; Juliet,Naked<br />

(OmU) 15.00, 19.30; #Female Pleasure (OmU)<br />

17.15; Dogman (OmU) 21.45; Girl (OmU) 14.45;<br />

Was uns nicht umbringt 17.00, 19.45; Touch Me<br />

Not (OmU) 22.30; Nanouk (OmU) 15.15; Reise<br />

nach Jerusalem (DFmenglU) 17.30; In My Room<br />

(DFmenglU) 20.00, 22.30<br />

Z-inema (& 28 38 91 21) Mandy (OmU) 20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Herakles Höhle<br />

20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

JohnnyEnglish: Man lebt nur dreimal 14.00,17.15;<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.10, 16.00, 19.30; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />

Monster Urlaub 14.15; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.20, 17.40; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />

Halloween 14.20;Der Nussknackerund dievierReiche14.20,<br />

17.00, 20.10; 25 km/h 14.20; Müslüm<br />

(OmU) 14.35, 16.50, 19.50; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.30, 19.50;<br />

Die Unglaublichen II 16.30; Night School 16.50,<br />

19.40; Yol Arkadasim II (OmU) 17.20, 19.40; Nur<br />

ein kleiner Gefallen 19.30; Phantastische Tierwesen:<br />

GrindelwaldsVerbrechen (OF) 20.00; Cakallarla<br />

DansV(OmU) 20.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Dogman (OmU) 15.15;<br />

Suspiria (OmU) 17.15; La terra dell‘abbastanza –<br />

Boys Cry (OmenglU) 20.00; Loro –Die Verführten<br />

(OmU) 21.45<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Suspiria (OF) 15.45;<br />

Cine en espanol: Las distancias (OmU) 19.00;Suspiria<br />

(OmU) 21.30<br />

Passage (& 68 23 70 18)Anden Rändernder Welt<br />

(OmU) 15.15; Bohemian Rhapsody (OmU) 17.30,<br />

20.30; Sneak Preview 22.30; Loro –Die Verführten<br />

16.00,17.40; Werk ohneAutor 19.30; DerVorname<br />

15.00,20.00;Was uns nicht umbringt 17.15; Gundermann<br />

15.00; Bad Times atthe El Royale (OmU)<br />

21.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen –Fantastic Beasts:<br />

The Crimes of Grindelwald (OmU) 17.15, 20.15;<br />

Aufbruch zum Mond –First Man (OF) 18.00, 22.00;<br />

Aufbruch zum Mond –First Man (OmU) 21.00; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 17.40, 20.40; Juliet, Naked<br />

(OmU) 17.00, 19.20, 21.40; AStar Is Born (OmU)<br />

19.00<br />

UCI Kinowelt Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Die Unglaublichen II 13.50; Phantastische Tierwesen:GrindelwaldsVerbrechen<br />

14.00,16.45;Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 14.15; Bohemian<br />

Rhapsody 16.30, 19.50; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

GrindelwaldsVerbrechen 17.10,20.30; Tatsächlich...<br />

Liebe 20.00<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Suspiria (OmU) 12.00,<br />

21.00; Touch MeNot (OmU) 12.00, 18.40; Girl<br />

(OmU) 14.30; In My Room (DFmenglU) 16.20; Ernest<br />

&Celestine –Freundschaft hat keine Grenzen<br />

16.40; Die andere Seite von allem –Druga strana<br />

svega (OmU) 18.50; Leto (OmU) 21.10<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Was uns<br />

nicht umbringt 15.00, 20.30; Wildhexe 15.30;<br />

Der Vorname 17.45; Der Trafikant 17.45; 25km/h<br />

20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Suspiria<br />

14.45; Aufbruch zum Mond – First Man (OmU)<br />

18.00; Suspiria (OmU) 21.00; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 14.00, 17.00,<br />

20.00; 25 km/h 15.20, 18.00, 20.40; #Female<br />

Pleasure 15.15; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />

17.30, 20.30; Juliet, Naked 14.10, 18.50; Juliet,<br />

Naked (OmU) 16.30, 21.10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

pannter Lounge-Musik.<br />

POP<br />

Jeff Goldblum 21.11., 20 Uhr,Admiralspalast,<br />

Friedrichstr.101<br />

Der Plan 22.11., 20 Uhr,Arkaoda, Karl-<br />

Marx-Platz 16-18<br />

GaryNuman 26.11., 20 Uhr,Huxleys,<br />

Hasenheide 107<br />

DECCA/UNIVERSAL MUSIC<br />

fachheit Tod“ finden wir sie allerdings<br />

verspielter, experimenteller,<br />

surrealer als im britischen Synthiepop<br />

der Zeit. Einflüsse kamen von<br />

Kraftwerk und den kalifornischen<br />

Residents, auch wenn die Planer ihre<br />

Sachen selbst als „elektronische<br />

Schlager“ beschrieben haben.<br />

2017 haben sie in ziemlich originaler<br />

Besetzung das erste Album seit<br />

einem Vierteljahrhundert veröffentlicht.<br />

„Unkapitulierbar“ ist sehr<br />

schön geworden und schließt auf<br />

zeitlos moderne Art an die Ursprungsideen<br />

an, gibt uns also einen<br />

ebenso eigenen wie originellen Elektro-Pop.<br />

Parolen finden sich darauf<br />

eher nicht; aber bei aller Skurrilität<br />

verbinden sie sich doch politisch mit<br />

James Murphy und Heaven 17: Auf<br />

dem Cover haben sie sich in Delacroix’berühmten<br />

Schinken zur französischen<br />

Revolution („Die Freiheit<br />

führt das Volk“) hineinkopiert; und<br />

in Stücken wie „Grundrechte“ werden<br />

sie beinah explizit. „Wir waren<br />

schon immer Surrealisten“, hat mir<br />

letztes Jahr Reichelt erklärt,„aber das<br />

kann jaauf andere Art trotzdem Inhaltetransportieren.“<br />

Hier zwei weitere<br />

feine, ältere Künstler: Gary Numan<br />

kennt man heute vorallem von<br />

seinen beiden Hits „Cars“ und –<br />

noch mit Tubeway Army – „Are<br />

Friends Electric?“, mit seiner einst<br />

(1979) aufregend schiefen Synthieschlaufe.AmSprungganz<br />

nach oben<br />

scheiterte er,weil er nicht nur wie ein<br />

Alien klang –erlitt an einer pathologischen<br />

Schüchternheit und gab<br />

sich entsprechend, sagen wir: reserviert.<br />

Über die Jahrzehnte hat er<br />

trotzdem seinen Elektro-Goth-Acker<br />

immer weiter beharkt. Dieses Jahr ist<br />

er 60 geworden.<br />

Jeff Goldblum –genau: Brundlefly<br />

–ist 66 und spielt seit der Kindheit<br />

Klavier. Als doch recht bekannter<br />

Schauspieler hat er jetzt kein Problem<br />

gehabt, Leute wie den deutschen<br />

Großtrompeter Till Brönner<br />

und die irische Sängerin Imelda May<br />

für ein paar Jazzstandards mit Big<br />

Band in die Capitol Studios von L.A.<br />

einzuladen und das als Debütalbum<br />

zu veröffentlichen. WerLust auf ein<br />

bisschen leichte Lounge-Kost wie<br />

Herbie Hancocks „Cataloupe Island“<br />

oder Duke Ellingtons „Caravan“ hat,<br />

kann sich zu der Truppe in den Admiralspalast<br />

begeben. Eincharmanter<br />

Kauz ist Goldblum überdies.<br />

Kunst<br />

Schönheit<br />

und<br />

Verfall<br />

Der Schotte Martin Boyce,<br />

Bildhauer, Turner-Preisträger<br />

2011, hat die Galerie von<br />

Esther Schipper mit seinen Installationen,<br />

Titel: „The Light<br />

Pours Out“, völlig verwandelt.<br />

Ein System von Leisten bedeckt<br />

die Wände, als „Rahmen“<br />

für seine Skulpturen, die<br />

an zarte asiatische Lampen<br />

denken lassen. Der 51-Jährige<br />

spricht von der „Hybridisierung“<br />

der Traditionen von<br />

Kunst, Architektur,Design und<br />

Urbanismus –westlicher, östlicher,<br />

modernistischer wie historischer<br />

Art. Boyce setzt sich<br />

intensiv mit Malerei auseinander,<br />

diese mit „anderen Mitteln“:<br />

Erverflicht Malerei mit<br />

Skulptur, Objekt mit Fläche,<br />

Solidität mit Transparenz. Der<br />

aufgelöste Gegensatz verschafft<br />

dem Betrachter industrielle<br />

und organische Assoziationen<br />

–samt des Gespürs für<br />

den unaufhaltsamen irdischen<br />

Prozess der Abnutzung,<br />

des Verfalls. Ingeborg Ruthe<br />

Galerie Esther Schipper, Potsdamer Str.<br />

81e. Bis 1.12., Di–Sa 11–18 Uhr.<br />

Jaro Theater (& 341 04 42)<br />

10.30: Sei mutig,kleiner Pfeil, Theater JARO,Puppenund<br />

Schauspiel (ab 3bis 8J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Heimat Berlin, Projektschau und<br />

Aktionsraum<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont –Indianische Kulturen &<br />

die Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung<br />

(ab 3bis 12 J.)<br />

10.00: Pipapo –Ausflug ins Pipi-Kacka-Land, interaktiveAusstellung<br />

(ab3bis 12 J.)<br />

10.00: Schleimerei –quetschiges Knautschvergnügen<br />

zur Entspannung<br />

Schaubude Puppentheater (& 423 43 14)<br />

10.00, 11.30: Schneewittchen(ab 5bis 10 J.)<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00: Konrad oder Das Kindaus der Konservenbüchse,<br />

(ab 7bis 11 J.)<br />

10.00: Der Nussknacker (ab 5bis 13 J.)<br />

Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />

10.00: Pippi Langstrumpf, Kobalt Figurentheater,(ab<br />

4bis 9J.). Anm. erf.<br />

Theater Mirakulum (& 449 08 20)<br />

10.00: Schneewittchen –Spieglein an derWand,<br />

Thomas Mierau, Handpuppenspiel (ab 4bis 12 J.)<br />

Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />

(& 92 35 59 50) 9.00, 11.15: Die große Wörterfabrik,<br />

(ab 5J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />

11.00 Planetariumssaal: Mit Raketen zu Planeten,<br />

Planetariumsshow(ab 7J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />

17.00 Salon: Die spinnen, die Amis, Steve Przybilla,<br />

Lesung und Diskussion<br />

Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />

20.30: „Es ist was es ist sagt die Liebe“ Ein LebensBild<br />

des Schriftstellers Erich Fried, zu dessen 30.<br />

Todestag,mit Jürgen Tomm<br />

English Theatre Berlin (& 691 12 11)<br />

20.00: The U.S. Embassy Literature Series: The Homestead<br />

–anovelinprogress, Rebecca Rukeyser<br />

Fahimi (Skalitzer Str.133)<br />

20.00: Verbrecher Versammlung: Schäfchen im<br />

Trockenen, AnkeStelling<br />

Kant Kino (& 319 98 66)<br />

20.00: Die Stadt derZukunft, RobertKaltenbrunner,<br />

Peter Jakubowski<br />

Karl-Liebknecht-Haus (Kleine Alexanderstr.28)<br />

10.00: Seniorenklub: Lachend überleben lernen –<br />

vonder Ermutigung aus jüdischen Witzen, Prof. Dr.<br />

HeinrichFink, Moderation: Dr.Siegfried Wein<br />

Lessing-Haus (Nikolaikirchpl. 7)<br />

19.00: Beginn einesErdbebens, Jurij A. Treguboff mit<br />

Anita Treguboff, Buchpremiere,Mod.: Detlef W. Stein<br />

Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />

19.30: Landschaften des Umbruchs. Feldforschungen<br />

in den postsowjetischen Literaturen, Lesung und<br />

Gespräch mit Sofia Andruchowytsch, Violet Grigoryan,<br />

Volha Hapeyeva,VadimLeventhal, Vladimir Rafejenko<br />

u. a. ,Mod.: Odile Kennel, OlgaRadetzkaja, Thomas<br />

Weiler<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (& 2822003)<br />

20.00: Kleiner kaukasischer Divan. VonGeorgien<br />

erzählen, Adolf Endler,Buchvorstellung mit Elke Erb,<br />

Annett Gröschner und Katja Lange-Müller.Mod.:<br />

Cornelia Jentzsch<br />

RBB Haus des Rundfunks (& 97 99 30)<br />

20.00: Es hätte alles so schön sein können, Horst<br />

Evers<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00 Bruckner-Foyer: Nollendorfstr.17–Christopher<br />

Isherwood und Sally Bowles, mit Hans-Jürgen<br />

Schatz, Ausschnitte aus Isherwoods Buch und Songs<br />

aus dem Musical, Gesang: Sophia Euskirchen und<br />

Mathias Reiser,amKlavier:Nikolai Orloff<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

20.30:LSD –Liebe Statt Drogen<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: EvaKlesse Quartet<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Nana Mouskouri, ForeverYoung<br />

AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

21.00: MØ<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Saddìdandà<br />

BadenscherHof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Helmut Burger Trio, Cookin‘ with Swingin‘<br />

Soul-Jazz!<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Ringmasters, Tonight, tonight!<br />

Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Alex Clare<br />

Brasilianische Botschaft (& 72 62 81 31)<br />

19.00: ElkeMentges und Brasil Ensemble Berlin.<br />

Anm. erf.<br />

Cafe Tasso (& 48 62 47 08)<br />

20.00: QuatroFaqto<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

19.00: Aborted, Cryptopsy,Benighted, Cytotoxin, Hell<br />

Over Europe 2<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: Zeal &Ardor<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

20.30: Schmieds Puls (Solo)<br />

Dussmann (& 20 25 11 11)<br />

19.00 KulturBühne: Chilly Gonzales -Masterclass-<br />

Konzert<br />

Festsaal Kreuzberg (& 551 50 65 87)<br />

20.00: Brant Bjork, Mankind Woman<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

20.30: RubyRushton &Joel Culpepper<br />

KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />

14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), Mittagskultur<br />

17.00: 21.00: Chris Dahlgren (Viola da Gamba)<br />

Madame CLAUDE (& 84 11 08 59)<br />

21.30: RubyJean Rose, Campfire Session<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Marc Schmolling<br />

Petruskirche Lichterfelde (& 81 80 99 66)<br />

20.00: Beppe Gambetta, ShortStories<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: Brad Mehldau (Klavier)<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.00: Kandace Springs<br />

Rickenbacker‘s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mitHeinz Glass u. a.<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: Ralf Schrabbe &Ensemble, Schrabbe, Bach<br />

und der weiße Hai<br />

Silent Green Kulturquartier (& 46 06 73 24)<br />

20.00: Roo Panes<br />

Studio 1 (Mariannenpl. 2)<br />

20.00: Anja Oehming (Vocal), Dorothea Mader<br />

(elektronische Flöte, Komposition), RobertWürz<br />

(Saxophon), Das Elend der Liebe<br />

Wild At Heart (& 611 70 10)<br />

22.00: Flying Horseman<br />

Yaam (& 615 13 54)<br />

20.00: Jedi Mind Tricks, Dj Danetic<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

20.30: The Zig ZagJazzed Up Jam Session<br />

BALLROOM<br />

bebop (& 01 76 31 49 02)<br />

21.00: Tangobar,Thomas<br />

KINO<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />

3D: DieUnglaublichen II 13.30; BohemianRhapsody<br />

13.30, 16.40, 19.30; #Female Pleasure 13.30,<br />

22.20; Ballon 13.45; 25 km/h 13.45, 16.30,<br />

19.50; Smallfoot 14.00; Phantastische Tierwesen II<br />

14.00; Der Nussknacker 14.15; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen II 16.15, 19.30; 3D: Smallfoot 16.30;<br />

3D: Der Nussknacker 16.30; Aufbruch zum Mond<br />

16.30, 19.00; Der Trafikant 16.45; Juliet, Naked<br />

17.10, 19.00; Der Vorname 19.20; Loro 19.30;<br />

Was uns nicht umbringt 19.45; Suspiria (OmU)<br />

21.30; Werk ohne Autor 21.45; Leto 22.40; Aufbruchzum<br />

Mond (OmU) 22.40; Phantastische Tierwesen<br />

II (OmU) 22.45; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />

22.45; Juliet, Naked (OmU) 23.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Back to the Fatherland<br />

(OmU) 18.00; Leto (OmU) 19.15; Donbass (OmU)<br />

21.30<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Reise nach Jerusalem<br />

18.00; Deckname Jenny (OmU) 20.00; Hard<br />

Paint –Tinta Bruta (OmenglU) 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Phantastische<br />

Tierwesen II 14.15, 16.45, 19.45; Gänsehaut<br />

214.15; Die Unglaublichen II 14.15; Bohemian<br />

Rhapsody 14.15, 17.05, 20.15, 22.35;<br />

Smallfoot 14.25; Der Vorname 14.25, 20.00; Elliot,<br />

das kleinste Rentier 14.30; Der Nussknacker<br />

14.35; Johnny English 14.45, 17.00; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen II 15.00, 17.00, 20.15,23.00; 25<br />

km/h 16.50,19.40; Nur ein kleiner Gefallen 17.05,<br />

19.45;Abgeschnitten 17.05; Venom 17.10, 22.45;<br />

3D: Der Nussknacker 17.25, 20.00; Aufbruch zum<br />

Mond 19.30, 22.30; Tatsächlich... Liebe 20.00;<br />

AStar IsBorn 20.05; Bad Times at the ElRoyale<br />

22.35; Operation: Overlord 22.55; Ballon 23.00<br />

Zeiss-Großplanetarium (& 42 18 45 12) KUKI<br />

– Internationales Kurzfilmfestival für Kinder und<br />

Jugendliche 10.00; Interfilm-Kurzfilmfestival 19.30<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) Der Nussknacker<br />

13.30; AStar IsBorn 13.30; Elliot, das<br />

kleinste Rentier 13.45; 3D: Phantastische Tierwesen<br />

II 13.50, 16.10, 19.30; Gänsehaut 214.10;<br />

Smallfoot 14.15; Bohemian Rhapsody 14.15,<br />

16.50, 20.10; Phantastische Tierwesen II14.30,<br />

17.15,20.30; JohnnyEnglish:Man lebtnur dreimal<br />

14.30;Aufbruch zum Mond 16.10, 20.20; Müslüm<br />

(OmU) 16.45, 20.00; 3D: Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 16.50; 25km/h 16.50; Night School<br />

17.30, 19.40; Der Vorname 17.45; Abgeschnitten<br />

19.40; Nur ein kleiner Gefallen 19.50; Halloween<br />

20.20<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Juliet,Naked 15.00, 20.30; AStar IsBorn 17.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Der Trafikant 18.00,<br />

20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Loro –Die Verführten<br />

(OmU) 17.00; Suspiria (OmU) 20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) I, Olga – Ja, Olga Hepnarova<br />

(OmenglU) 18.00; The Cakemaker (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11)Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 10.00,<br />

12.50, 14.00, 16.00, 19.30; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 10.00, 12.20, 14.40, 17.20;<br />

JohnnyEnglish: Manlebtnur dreimal12.00,14.20;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 12.10; Pettersson<br />

und Findus:Findus zieht um 12.10;Die Unglaublichen<br />

II 14.10; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 17.00, 20.00; Bohemian<br />

Rhapsody 17.10, 19.40; Der Vorname 17.15; Halloween<br />

20.15; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81)<br />

Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 12.45;<br />

Grüner wirdís nicht 15.15; Klassentreffen 1.0 –Die<br />

unglaubliche Reise der Silberrücken 17.45; Ballon<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 0711) Der Vorname 15.00,<br />

17.30, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

10.00, 12.50,14.00, 16.00,19.30,22.45; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 10.00, 12.00, 14.20,<br />

17.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 10.00,<br />

15.05; Der Nussknacker und die vier Reiche 10.00,<br />

12.10, 14.45, 17.15, 20.20; Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer<br />

12.10,14.30; Die Unglaublichen<br />

II 12.10, 14.20; Wildhexe 12.15; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 12.30; Bohemian Rhapsody<br />

16.40, 19.40,23.00; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 16.55,20.00, 23.00; Aufbruch<br />

zum Mond 17.10, 19.45, 22.55; 25km/h<br />

17.10, 20.20, 23.00; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen – Fantastic Beasts: The<br />

Crimes of Grindelwald (OF) 19.50; Venom 23.00;<br />

The Nun 23.05<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Sergej Paradschanow:<br />

Die Farbe des Granatapfels –Zwet granaty (OmenglU;<br />

m. Einführung) 20.00; Magical History Tour: Le<br />

film est deja commence? (OmenglU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Werk ohne Autor 12.45; 3D: Phantastische Tierwesen<br />

II12.50, 14.45, 17.10, 18.00, 20.30, 21.15,<br />

22.50; Smallfoot 13.15; Aufbruch zum Mond<br />

13.15, 16.30,19.20, 22.50;Das Hausder geheimnisvollen<br />

Uhren 13.30; Night School 13.40, 16.40,<br />

19.50, 22.45; Phantastische Tierwesen 13.45,<br />

16.10, 19.30, 22.30; Gänsehaut 213.45; Wuff<br />

14.00, 16.10; Johnny English 14.00, 18.10; Bohemian<br />

Rhapsody 14.00,16.40, 19.50, 23.00; 25<br />

km/h 14.00, 17.00, 20.00; Venom 14.15, 17.10,<br />

19.50; Elliot, das kleinste Rentier 14.20; Der Nussknacker<br />

14.30; Die Unglaublichen II 14.40, 16.50;<br />

Der Trafikant 15.20; Ballon 16.10; Nur ein kleiner<br />

Gefallen 16.30, 19.30, 23.00; Klassentreffen 1.0<br />

16.45; Der Vorname 16.50, 20.30; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.10, 19.50; Halloween<br />

17.20, 20.10, 22.30; Juliet, Naked 17.40,<br />

20.15; Suspiria 19.10, 22.40; Was uns nicht umbringt<br />

19.20; Preview: Verschwörung 19.30; Müslüm<br />

(OmU) 19.50,23.00;AStar IsBorn 19.50; Assassination<br />

Nation 20.30, 23.10; The Nun 22.25;<br />

Bad Times atthe El Royale 22.40; Abgeschnitten<br />

22.40; 3D: Venom 22.45; APrayer Before Dawn<br />

22.50; Operation: Overlord 23.00; Cakallarla Dans<br />

V(OmU) 23.00<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00) Le<br />

voyage de Fanny –Fannys Reise (OmU) 10.00; Die<br />

Unglaublichen II –Incredibles II (OF) 13.30; Crazy<br />

Rich –Crazy Rich Asians (OF) 13.30; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 13.30, 16.45, 19.40, 23.00; Nur<br />

ein kleiner Gefallen –ASimple Favor (OF) 13.40,<br />

16.30, 19.30; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes<br />

of Grindelwald (OF) 13.45, 17.15, 20.30, 22.45;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

–Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald<br />

(OF) 14.00, 16.15, 19.30, 23.00; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche –The Nutcracker and the Four<br />

Realms (OF) 14.20; Aufbruch zum Mond –First<br />

Man (OF) 16.30, 19.50; Juliet, Naked (OF) 16.40,<br />

20.00; Johnny English: Man lebt nur dreimal –<br />

Johnny English Strikes Again (OF) 17.00; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche –The Nutcracker<br />

and the Four Realms (OF) 17.00; AStar Is Born<br />

(OF) 19.20; Suspiria (OF) 19.30, 22.50; Operation:<br />

Overlord (OF) 22.45; 3D: Venom (OF) 23.15; Halloween<br />

(OF) 23.15<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />

Gigantender Meere11.15;3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic Beasts:<br />

The Crimes of Grindelwald (OF) 12.45, 19.15;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.00, 22.40<br />

Filmrauschpalast (& 394 4344) Dogman (OmU)<br />

18.00; Hard Paint 20.00; Mandy (OmU) 22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 14.00, 17.00, 20.15;<br />

Gänsehaut 2:Gruseliges Halloween 14.00; Elliot,<br />

das kleinste Rentier 14.00; Bohemian Rhapsody<br />

14.00, 17.00, 20.00; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 15.00, 17.30; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 16.00, 19.00, 22.00; Der<br />

Vorname 16.00; Night School 18.00, 22.30; 3D:<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 20.00; 25<br />

km/h 20.15; Operation: Overlord 22.30; Halloween<br />

22.45<br />

Casablanca (& 677 57 52) Waldheims Walzer<br />

16.15; 25 km/h 18.15; Mackie Messer –Brechts<br />

Dreigroschenfilm 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

13.50, 16.15, 19.30; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 13.50; Müslüm (OmU) 13.55,<br />

20.15; Die Unglaublichen II 14.00; Smallfoot –Ein<br />

eisigartiges Abenteuer 14.05; Bohemian Rhapsody<br />

14.05, 17.10, 20.00; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 14.30,17.00, 20.15; Elliot,das<br />

kleinste Rentier 14.30; Johnny English: Man<br />

lebt nur dreimal14.50; 25 km/h 16.45;3D: Venom<br />

16.50; Nur ein kleiner Gefallen 17.00, 19.45; 3D:<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 17.05; Night<br />

School 17.15, 20.00; DerVorname 17.40; Suspiria<br />

19.40;AStar Is Born 19.40; Halloween 19.55<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 14.10; Die Unglaublichen<br />

II14.10, 17.10; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 14.15, 16.00, 19.30;<br />

Müslüm (OmU) 14.15,16.50, 20.00; DerNussknacker<br />

und die vier Reiche 14.20, 17.15, 20.15; 3D:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.40, 19.50; Bohemian Rhapsody 17.00, 19.50;<br />

Johnny English: Man lebt nur dreimal 17.15; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –<br />

Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald (OF)<br />

20.00; Cakallarla Dans V(OmU) 20.10<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Impreza:<br />

Das Fest –Impreza: The Celebration (mit Gast)<br />

19.00; Here ToBeHeard –The Story of the Slits<br />

(OF) 21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 4001) Die andere Seite<br />

von allem 18.00; Reise nach Jerusalem 20.15;<br />

Mandy (OmU) 22.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Wildhexe 15.00;<br />

Aufbruch zum Mond 17.15; Ballon 20.15; Der kleine<br />

Spirou 14.00; Elliot,das kleinste Rentier 16.00;<br />

Wuff 18.00; Aufbruch zum Mond 20.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Waldheims<br />

Walzer 16.00; Gundermann 18.00; Loro –Die Verführten<br />

20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Was uns nicht<br />

umbringt 15.15,20.00; DerTrafikant 17.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

18.00; Sweet Country (OmU) 20.30<br />

Capitol (& 831 6417) Was uns nicht umbringt<br />

14.45; Der Trafikant 17.45; 25 km/h 20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12)<br />

Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 17.00;<br />

303 19.15<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) KinderWagenKino:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 10.30; #Female Pleasure 13.30; Juliet,<br />

Naked 14.00, 18.45; Der Vorname 14.15, 16.15,<br />

21.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

15.00, 17.45, 20.30; 25 km/h 15.30,<br />

18.15; Der Trafikant 16.15; Der Klang der Stimme<br />

(m. Gast) 18.00; Was uns nicht umbringt 20.45;<br />

Bohemian Rhapsody (OmU) 20.45<br />

UCI Kinowelt Potsdam Center (&<br />

03 31/233 72 33) Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 13.30, 16.15, 20.00;<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 13.45;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 13.45; 3D:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.00, 16.50, 20.20; Die Unglaublichen II 14.15;<br />

Bohemian Rhapsody 16.20, 19.45; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 17.15; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.20; Aufbruch zum Mond<br />

19.35;Tatsächlich...Liebe 20.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.15;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

19.30<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (& 03375/46 97 77)<br />

Der Vorname 17.15; Nanouk 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 3D:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.00, 16.15, 19.30; Elliot, das kleinste Rentier<br />

14.00; Die Unglaublichen II 14.15; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.30, 17.15,<br />

20.30; Bohemian Rhapsody 14.30, 17.30, 19.30;<br />

Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.40; Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 14.45; Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 15.00; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 15.00; Das Haus der<br />

geheimnisvollen Uhren 15.10; Aufbruch zum Mond<br />

16.50; AStar IsBorn 17.00; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.10, 19.45; Night School<br />

17.20,20.15; JohnnyEnglish: Manlebt nurdreimal<br />

17.30; 3D: Venom 17.40; Nur ein kleiner Gefallen<br />

17.45, 20.30; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 20.00; Der Vorname<br />

20.00; 25 km/h 20.10; Halloween 20.25<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.45; Bohemian Rhapsody 15.00, 20.30; Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 15.15; 3D:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

17.45,20.30; Die Unglaublichen II 17.45; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 18.00; Bad Times<br />

at the ElRoyale 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

14.45; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />

der Silberrücken 15.00; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 15.15; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 17.00, 20.00; Bohemian<br />

Rhapsody 17.15, 19.45; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.30; Nur ein kleiner Gefallen<br />

17.45, 20.20; Halloween 20.15<br />

Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />

BookClub–Das Beste kommt noch17.00; DerVorname<br />

19.00<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 15.00; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 15.30;<br />

3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

17.15, 20.00; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 18.15;AStar IsBorn 20.30


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

Forschung an Kontaktlinse<br />

für Diabetiker gestoppt<br />

DOKUS<br />

Computerchips<br />

unter<br />

der Haut<br />

Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />

der vernetzten<br />

Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />

den technischen Veränderungen?<br />

Und was bringt die Zukunft für die<br />

Menschheit? Die Fernsehsender gehen<br />

in Dokumentationen wöchentlich<br />

den wichtigsten Fragen nach.<br />

Drei Empfehlungen:<br />

Homo Digitalis: Die Moderatoren<br />

von„Xenius“ touren mit ihrem Wissensmobil<br />

durch Europa und befragen<br />

Experten. Im ersten Teil ihrer<br />

Reportage „Homo Digitalis“ besuchen<br />

Caroline Du Bled und Gunnar<br />

Mergner Transhumanisten in Berlin.<br />

Das sind Menschen, die sich<br />

Computerchips implantieren lassen<br />

und davon träumen, mit Prothesen<br />

und Implantaten ihre Leistungen<br />

zu steigern.<br />

Sendetermin: Aufdem Wegzueinem neuen<br />

Menschen, Donnerstagum16.45Uhr auf Arte,<br />

online bis zum 20. Februar 2019verfügbar.<br />

Roboter als Zeitarbeiter: In 30 Jahren<br />

könnte es mehr Roboter als Menschen<br />

auf der Erde geben. DemVerhältnis<br />

von Mensch und Maschine<br />

widmet sich „NZZ Format“ auf 3sat.<br />

Reporterin Natalie Derbort reist<br />

nach Japan, wo heute schon Arbeitskräfte<br />

fehlen. Sie zeigt, woran die<br />

Dialoge mit Robotern immer noch<br />

scheitern und fragt, ob sie tatsächlich<br />

eine Hilfe in der Pflege sein können.<br />

In Berlin erklärt Matthias<br />

Krinke von der Firma pi4, wann Roboter<br />

als Zeitarbeiter eine Chance<br />

haben.<br />

Sendetermin: DieMachtder Maschinen:Sind<br />

Roboter die besseren Menschen? Sonntag,<br />

25. November, 19.10 Uhr auf 3sat, online<br />

nicht abrufbar.<br />

Mission Wahrheit: Dievierteilige Dokumentation<br />

zeigt, wie die NewYork<br />

Times in digitalen Zeiten Journalismus<br />

versteht und über den US-Präsidenten<br />

Donald Trump berichtet.<br />

Neuigkeiten müssen schnell an die<br />

Öffentlichkeit gebracht werden, weil<br />

es in den sozialen Medien darauf ankommt,<br />

der Erste zu sein. Doch Unwahrheiten<br />

zu verbreiten, das wäre<br />

eine Katastrophe. Indiesem Spannungsfeld<br />

bewegen sich die Journalisten.<br />

Unddas in Zeiten eines Präsidenten,<br />

der ständig von Fake-News<br />

spricht.<br />

Sendetermin: „Mission Wahrheit –Die NewYork<br />

Times und Donald Trump“, Montag, 26.November<br />

um 8.45Uhr bei Arte, in der Mediathekbis<br />

zum 5. Dezember 2018 verfügbar.<br />

Die „Xenius“-Moderatoren Caroline du<br />

Bled und Gunnar Mergner.<br />

Torsten Wahl hat im<br />

TV-Programm die digitalen<br />

Themen gefunden.<br />

BR<br />

Viele Jugendliche stehen dem Internet nicht mehr ganz so arglos gegenüber wie noch vor ein paar Jahren.<br />

Die Angst vor der digitalen Welt<br />

Die Unschuld ist weg: Eine neue Studie beschreibt, was junge Menschen im Internet umtreibt<br />

VonThoralf Cleven<br />

Mal eben noch auf das<br />

Smartphone schauen,<br />

Nachrichten checken<br />

oder auf Instagram einen<br />

Like setzen –das ist normal für<br />

viele Menschen. Dass jedoch gerade<br />

diejenigen, die mit Internet und<br />

Smartphone aufgewachsen sind –<br />

die 14- bis 24-Jährigen – zunehmend<br />

Distanz zur digitalen Welt<br />

empfinden sollen, dieser Befund erstaunt.<br />

„Es ist so“, bestätigt Joanna<br />

Schmölz, Vizedirektorin des Deutschen<br />

Instituts für Vertrauen und Sicherheit<br />

im Internet (DIVSI). „Das<br />

Bild sorgloser Digital Natives ist definitiv<br />

falsch.“<br />

Schmölzs Institut hat bereits vor<br />

vier Jahren eine erste Studie über die<br />

digitale Lebenswirklichkeit der<br />

nachwachsenden Generation veröffentlicht.<br />

Damals zeichneten die Ergebnisse<br />

der vom renommierten Sinus-Institut<br />

Heidelberg durchgeführten<br />

Studie das Bild relativ sorgloser,junger<br />

Internet-Nutzer.<br />

Das hat sich kolossal verändert:<br />

Einig sind sich eigentlich alle der<br />

1730 Befragten im Alter zwischen 14<br />

und 24: Das Internet ist privat wie<br />

beruflich wichtig und bietet unbegrenzte<br />

Möglichkeiten. 69 Prozent<br />

meinen gar, esmache sie glücklich.<br />

Die Schattenseite: Fast jeder Dritte<br />

fürchtet, „internetsüchtig“ zu sein.<br />

Eine 22-Jährige gab zu Protokoll:„Ich<br />

habe das Gefühl, dass ich nicht mal<br />

einen Tagohne dieses blöde Handy<br />

aushalten würde.“<br />

64 Prozent glauben, sie würden<br />

im Netz zu viel Zeit verschwenden,<br />

19 Prozent empfinden das Internet<br />

als nervend. Überraschende Aussage<br />

von 41 Prozent: Die Vorstellung,<br />

dass vieles in Zukunft nur<br />

noch über das Internet erledigt werden<br />

kann, macht mir Angst. Daswärenvier<br />

Millionen junge Frauen und<br />

Männer.<br />

Vorvier Jahren waren es 22 Prozent.<br />

Sinus-Studienleiterin Silke<br />

Borgstedt spricht von einem „diffusen<br />

Unbehagen“, das junge Leute<br />

zunehmend ergriffen habe.„DerVergleich<br />

zu den Studienergebnissen<br />

aus 2014 zeigt, dass junge Menschen<br />

heute deutlich mehr Risiken bei der<br />

Nutzung des Internets wahrnehmen<br />

als noch vorvier Jahren.“<br />

Knapp zwei Drittel (64 Prozent)<br />

befürchten, im Netz beleidigt zu<br />

werden. Alarmierend: 38 Prozent<br />

verzichten wegen der„Beleidigungskultur“<br />

auf Meinungsäußerungen<br />

im Internet. 46 Prozent der Jugendlichen<br />

sehen besondereRisiken durch<br />

Veröffentlichung peinlicher oder intimer<br />

Posts (2014: 28 Prozent), 44<br />

Prozent in Angriffen auf ihre Identität<br />

durch Fake-Profile (2014: 28), 41<br />

Prozent durch Stalking (2014: 28)<br />

und 35 Prozent fürchten, dass alle<br />

wissen können was sie gerade machen,<br />

2014 waren es gerade einmal<br />

18 Prozent.<br />

Die Folge: Viele ziehen sich zurück<br />

und beobachten das Geschehen<br />

nur noch passiv. DIVSI-Vizedirektorin<br />

Joanna Schmölz: „Wir<br />

müssen uns schon fragen, was es<br />

über den Zustand unserer demo-<br />

„Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mal einen<br />

Tagohne dieses<br />

blöde Handy aushalten würde.“<br />

Eine 22-jährige Teilnehmerin<br />

der Studie spricht aus, wasoffenbar viele Angehörige ihrer Generation<br />

empfinden –eine Entfremdung durch die Möglichkeiten<br />

der digitalen Welt<br />

kratischen Gesellschaft aussagt,<br />

wenn junge Menschen ausgerechnet<br />

in dem für sie wichtigsten<br />

Raum des Austausches aus Angst<br />

vor Beleidigungen und „Shitstorms„<br />

aufhören, ihre Meinung zu<br />

äußern.“<br />

Nicht mal mehr ein Drittel (30<br />

Prozent) glauben an die Sicherheit<br />

ihrer Daten. Vor vier Jahren waren<br />

es noch 40 Prozent. Einem Fünftel<br />

ist es „persönlich egal“, was mit seinen<br />

Daten im Internet geschieht.<br />

2014 waren es nur 8 Prozent.<br />

Schmölz interpretiert diese Befunde<br />

als „Resignation angesichts<br />

der komplexen digitalen Welt“.<br />

GETTY<br />

Die Studie legt nahe, dass die Generation,<br />

der häufig von Älteren<br />

nachgesagt wird, sie habe das Digitale<br />

quasi mit der Muttermilch aufgesogen,<br />

dringend Hilfe benötigt. Nur<br />

noch 57 Prozent der U-25-Befragten<br />

gab an, gut über die Möglichkeiten<br />

des Schutzes der persönlichen Daten<br />

im Internet informiert zusein (2014:<br />

74). Ernüchternd: Digitale Kenntnisse<br />

werden vorallem durch eigene Erfahrungen<br />

(89 Prozent) erworben.Eltern<br />

(33 Prozent) oder die Schule (18 Prozent)<br />

spielen eine völlig untergeordnete<br />

Rolle.<br />

Bundesjugendministerin Franziska<br />

Giffey (SPD), die in der Studie<br />

„Anlass zur Sorge“ sieht, will hier ansetzen.<br />

Sie wünscht sich vor allem,<br />

dass die Schule bei der Vermittlung<br />

vonMedienkompetenz eine stärkere<br />

Rolle spielt. „Wenn junge Menschen<br />

sich im Internet nicht einmal mehr<br />

trauen, ihreMeinung frei zu äußern,<br />

dann ist das ein erschreckendes Signal.“<br />

Giffey kündigt ein modernes Jugendmedienschutzgesetz<br />

an, mit<br />

dem Teilhabe, Befähigung und<br />

Schutz zugleich gesichert werden<br />

solle. „Anbieter müssen ausreichende<br />

Sicherungs- und Meldesysteme<br />

bereitstellen und Eltern benötigen<br />

mehr Transparenz darüber,<br />

welche Angebote und Apps für ihre<br />

Kinder geeignet sind und welche<br />

nicht.“ Die Ministerin ist davon<br />

überzeugt, dass dies nur mit Hilfe<br />

von Sanktionen durchgesetzt werden<br />

könne.<br />

„Auch gegen Betreiber im Ausland<br />

müssen diese Anforderungen<br />

künftig durchgesetzt und Verstöße<br />

eventuell sanktioniertwerden.“<br />

Die schnellsten Rechner stehen in den USA<br />

In einer weltweiten Rangliste schafft es der beste Supercomputer aus Deutschland auf den achten Platz<br />

Die USA bauen ihreVorherrschaft<br />

im Wettstreit um die schnellsten<br />

Supercomputer der Welt weiter aus.<br />

Doch auch Deutschland hat sich wieder<br />

einen Platz unter den TopTen der<br />

schnellsten Maschinen erobert, wie<br />

aus der Liste der „Top 500“ hervorgeht.<br />

Deutschlands schnellster<br />

Rechner kommt im weltweiten Ranking<br />

auf Platz acht.<br />

Der Rechner steht auf dem Forschungscampus<br />

des Leibniz-Rechenzentrums<br />

in Garching bei München.<br />

In der Testphase wird er seit Ende<br />

September betrieben, Ende des Jahres<br />

soll er seine volle Leistung erreichen.<br />

DerStrombedarfwirdkomplett<br />

aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt.<br />

SuperMUC-NG –das NG steht<br />

für „Next Generation“ – steht Forschernaus<br />

Europa zurVerfügung und<br />

soll etwa für Anwendungen aus den<br />

Bereichen der Astro- und Festkörper-<br />

Physik, für die Katastrophen- und<br />

Umweltforschung sowie die Medizin<br />

genutzt werden. Anders als sein Vorgänger<br />

SuperMUC soll er komplexere<br />

wissenschaftliche Fragestellungen<br />

beantworten helfen.<br />

Fünf Anlagen aus den USA belegen<br />

Plätze unter den ersten zehn<br />

schnellsten Maschinen. Der von<br />

IBM produzierte Supercomputer<br />

„Summit“ am Oak Ridge National<br />

Laboratory nimmt erneut den Spitzenplatz<br />

ein und kann mit einer Performance-Steigerung<br />

von 122,3 auf<br />

satte 143,5 Petaflops denAbstand zu<br />

Die Anlage „SuperMUC-NG“ steht in der<br />

Nähe von München.<br />

DPA<br />

seinen Verfolgern weiter ausbauen.<br />

Den zweiten Platz hat sich „Sierra“<br />

am Lawrence Livermore National<br />

Laboratoryin Kalifornien mit 94,6<br />

Petaflops erobert und verdrängt damit<br />

den einstigen Spitzenreiter<br />

„Sunway TaihuLight“ am Supercomputing<br />

Center in Wuxi in China (93<br />

Petaflops) knapp auf den dritten<br />

Rang. Zuvor hatte China zwei Jahre<br />

lang die Liste angeführt, Nach Angaben<br />

der Herausgeber der Liste<br />

konnte China seinen Anteil der Anlagen<br />

zahlenmäßig erweitern, die USA<br />

liegen jedoch vorn, wenn esumdie<br />

Performance der Supercomputer<br />

geht. Alle der fünf schnellsten unter<br />

den TopTen werden vom US-Energieministerium<br />

betrieben. (dpa)<br />

Eines der bekanntesten Gesundheitsprojekte<br />

des Google-Mutterkonzerns<br />

Alphabet –eine digitale<br />

Kontaktlinse für Diabetiker –ist wegen<br />

mangelnder Erfolgsaussichten<br />

gestoppt worden. Die2014 vorgestellte<br />

Idee war,den Blutzuckergehalt<br />

in der Tränenflüssigkeit zu messen.<br />

Es gelang zwar,dafür Sensoren<br />

und Sender in Kontaktlinsen unterzubringen,<br />

erklärte die auf Gesundheit<br />

spezialisierte Google-Schwesterfirma<br />

Verily.Doch es gelinge<br />

nicht, verlässlich den Blutzuckergehalt<br />

anhand der Glukosekonzentration<br />

in der Tränenflüssigkeit zu bestimmen.<br />

Verily arbeite aber gemeinsam<br />

mit Alcon, der auf Augenmedizin<br />

spezialisierten Firmades<br />

Pharma-Riesen Novartis,anzweianderen<br />

Anwendungen für digitale<br />

Kontaktlinsen. Dabei gehe es um<br />

eine fokussierbareKontaktlinse gegen<br />

Alterssehschwäche sowie eine<br />

implantierbareLinse nach Kataraktoperationen<br />

(GrauerStar). (dpa)<br />

Neue iPhones: Apple kürzt<br />

Produktionsauftrag<br />

DieHinweise darauf, dass die neuen<br />

iPhone-Modelle weniger populär<br />

sind als vonApple erwartet, verstärken<br />

sich. DerKonzernhabe in den<br />

vergangenen Wochen die Produktionsaufträge<br />

sowohl für die beiden<br />

Top-Modelle iPhone XS und XS Max<br />

sowie auch für das etwas günstigere<br />

iPhone XR gesenkt, schrieb das Wall<br />

Street Journal am Montag. Bereits<br />

vorzweiWochen hatte die japanische<br />

Wirtschaftszeitung Nikkei von<br />

Orderkürzungen beim iPhone XR<br />

berichtet. Apple hatte die Analysten<br />

bereits bei der Vorstellung aktueller<br />

Geschäftszahlen mit der Umsatzprognose<br />

für das laufende Weihnachtsgeschäft<br />

enttäuscht. (dpa)<br />

Die neuen Modelle des iPhones kommen<br />

angeblich nicht so gut an.<br />

DPA<br />

Verbraucherschützer raten<br />

zu genauen Tests<br />

Lahmt das Internet zu Hause dann<br />

und wann, müssen Verbraucher<br />

wohl oder übel damit leben. Ein<br />

Kündigungsgrund für den Vertrag<br />

mit dem Provider liegt erst vor,<br />

wenn die tatsächlich erreichte Geschwindigkeit<br />

erheblich, regelmäßig<br />

wiederkehrend oder dauerhaft<br />

vonder vertraglich vereinbarten<br />

abweicht, erklärtdie Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen. Zunächst<br />

sollte man Fehlerquellen<br />

ausschließen, raten die Verbraucherschützer.Vom<br />

veralteten LANoder<br />

WLAN-Treiber über schlechten<br />

WLAN-Empfang, falsche Router-Einstellungen<br />

und ungeeignete<br />

Kabel bis hin zu bremsenden Virenscannernseien<br />

viele Faktoren<br />

denkbar. (dpa)<br />

US-Investor setzt sich bei<br />

Telecom Italia durch<br />

DerUS-Investor Elliott hat sich beim<br />

TelekommunikationskonzernTelecom<br />

Italia durchgesetzt. Dasitalienische<br />

Unternehmen werdekünftig<br />

vonLuigi Gubitosi geführtwerden,<br />

teilte Telecom Italia nach einer Verwaltungsratssitzung<br />

mit. DieBenennung<br />

des ehemaligen Merrill-Lynch-<br />

Bankers ist ein Sieg für die Amerikaner,die<br />

bei Telecom Italia für einen<br />

radikalen Umbau eintreten. Vorgänger<br />

Amos Genish war am Dienstag<br />

gefeuertworden. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau<br />

9.05 (für HG) Live nach Neun 9.55 (für<br />

HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG)Wer weiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />

HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für<br />

HG) Tagesschau 16.10 (für HG)Verrückt nach<br />

Meer 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für<br />

HG) Brisant 18.00 (für HG)Wer weiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45<br />

(für HG) Wissen vor acht –Natur 19.55 (für<br />

HG) Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Die Kanzlei<br />

Fremde Federn. Anwaltsserie.<br />

Mit Sabine Postel,Herbert Knaup u.a.<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

In bester Gesellschaft. Arztserie<br />

21.45 (für HG) FAKT Das MDR-Magazin<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Im Angesicht des<br />

Verbrechens<br />

Der Überfall /Der Verrat. Krimiserie<br />

0.25 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.45 (für HG) Die Kanzlei<br />

Fremde Federn. Anwaltsserie<br />

RTL<br />

5.15 Der Nächste, bitte! 6.00 Guten Morgen<br />

Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns.<br />

Daily Soap 9.30 Freundinnen –Jetzt erst recht.<br />

Unterhaltungsserie 10.00 Die Superhändler –<br />

4Räume,1Deal 11.00 Der Nächste, bitte!<br />

12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 15.00 Hol dir die Kohle –<br />

5.000 €für deine Idee 16.00 Meine Geschichte<br />

–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht 17.30 Unter uns. Daily Soap<br />

18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv<br />

–Das Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />

Gute Zeiten,schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 (für HG) Der Lehrer<br />

Wusste gar nicht, dass Sie so'ne<br />

Dramaqueen sind. Comedyserie.<br />

21.15 (für HG) Der Lehrer<br />

Is doch kein Einbruch, wenn man 'nen<br />

Schlüssel hat! Comedyserie<br />

22.15 (für HG) Der Lehrer<br />

Ganz der Papa! Comedyserie<br />

23.15 Sekretärinnen –Überleben von 9<br />

bis 5 Einer von uns /Wahrheit im<br />

Büro. Comedyserie<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.35 (für HG) Der Lehrer Comedyserie<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

deskleinen Maulwurfs!<br />

MDR WDR Freund,den Aushilfslehrer NedSchneebly Arte<br />

16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 Aktuell<br />

18.10 (für HG) Brisant 18.50 Gedanken zum<br />

Buß- und Bettag 18.54 Sandmann 19.00 (für<br />

HG) MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell<br />

19.50 (für HG) Thomas Junker unterwegs<br />

20.15 (für HG) Umschau 20.45 (für HG) Der<br />

Osten –Entdecke wodulebst 21.15 (für HG)<br />

MDR Zeitreise 21.45 (für HG) Aktuell 22.05<br />

(für HG) Kriminalfälle der Einheit 22.50 (für<br />

HG) Polizeiruf 110. Konzert für einen Außenseiter.TV-Kriminalfilm,<br />

DDR 1974 0.00 (für<br />

HG) Über Anna. Drama, D2018<br />

Bayern<br />

14.10 Kunst &Krempel 14.40 (für HG) Gefragt<br />

–Gejagt 15.30 (für HG) Gärtnern für jeden<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />

Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />

is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Tatort. Der Inder.TV-Kriminalfilm, D<br />

2015 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 (für HG) Capriccio 22.30 (für HG) Achternbusch.<br />

Dokumentarfilm,D/A 2008 23.15<br />

nacht:sicht 23.45 KlickKlack 0.15 BR-Klassik<br />

Vox<br />

5.15 CSI: NY 6.50 Verklag mich doch! 10.50<br />

nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />

erziehst du denn? 12.00 Shopping Queen<br />

13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein<br />

Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn? 15.00<br />

Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten und eine<br />

Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />

18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00<br />

Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />

(für HG) Die Höhle der Löwen 23.05 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 23.50 nachrichten<br />

0.10 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

12.10 Friends 12.40 Trolls –Die Party geht<br />

weiter! 13.10 Spirit: wild und frei 13.35 Tom<br />

und Jerry 14.05 Angelo! 14.40 Dragons<br />

15.10 Bugs Bunny &LooneyTunes 15.45 Voll<br />

zu spät! 16.15 Zig &Sharko 16.45 Hotel<br />

Transsilvanien 17.15 Zak Storm 17.45 Sally<br />

Bollywood 18.10 Bugs Bunny &LooneyTunes<br />

18.45 Woozle Goozle und die Weltentdecker<br />

19.15 Tomund Jerry 19.45 Angelo! 20.15<br />

Furchtbar fröhliche Weihnachten. Komödie,<br />

USA 2014 21.55 Murder She Solved 23.50<br />

Wer ist hier der Boss? 0.20 Infomercials<br />

Sport1<br />

8.30 Teleshopping 14.30 Normal15.00 Poker<br />

16.00 Storage Hunters. Feuer frei 16.30 Container<br />

Wars 17.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />

Volle Kraft voraus /Mit Gunter<br />

wird’s bunter /Solo für Rene 19.00 Bundesliga<br />

aktuell. Die tägliche News-Sendung für Fußballfans<br />

19.40 Eishockey: Champions Hockey<br />

League. Achtelfinale, Rückspiel: EV Zug –EHC<br />

Red Bull München 22.15 Futeboool! 22.45<br />

Die PS-Profis –Mehr Power aus dem Pott.<br />

Kurzversion 23.30 Normal 0.00 Sport-Clips<br />

5.00 hallo deutschland 5.30 (für HG) ZDF-<br />

Morgenmagazin 9.00 heute Xpress 9.05 Volle<br />

Kanne –Service täglich 10.30 (für HG) Notruf<br />

Hafenkante 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart<br />

12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />

HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Bei Panne:<br />

Mord 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SOKO Köln. TodimTeam 19.00<br />

(für HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-<br />

Cops. Der Besuch der jungen Dame<br />

20.15 (für HG) Türken und Deutsche<br />

Der große Nachbarschaftstest<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

Magazin<br />

Moderation: Ilka Brecht<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 Die Anstalt<br />

Politsatire<br />

23.00 Leschs KosmosfDie Gewalt in uns –<br />

verroht die Gesellschaft?<br />

23.30 (für HG) Markus Lanz<br />

0.45 heute+<br />

1.00 Neu im Kino<br />

5.05 Auf Streife.Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen<br />

10.00 Alles oder Nichts.<br />

Soap 10.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />

Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />

12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im<br />

Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring.Doku-Soap<br />

17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

17.30 Promis Privat –Mein (fast) perfektes<br />

Leben 18.00 Endlich Feierabend! 18.30 Alles<br />

oder Nichts. Soap 19.00 Genial daneben –<br />

Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Nackt.Das Netz vergisst nie.<br />

TV-Drama, D2017.<br />

Mit Felicitas Woll, Martin Gruber,Aleen<br />

Kötter, Jasmina Al Zihairi, Niklas Nißl,<br />

Yung Ngo, Andreas Leopold Schadt u.a.<br />

Regie: Jan Martin Scharf<br />

22.20 akte 20.18<br />

Moderation: Claus Strunz<br />

23.10 Focus TV –Reportage Preisschlacht<br />

zum Black Friday! –Ansturm auf die<br />

Weihnachts-Schnäppchen.<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Leben am Limit: Kinderarmut<br />

12.45 (für HG) Aktuell 13.05 Planet Wissen<br />

14.05 (für HG) Morden im Norden 14.55 (für<br />

HG) Morden im Norden 15.45 Erlebnisreisen<br />

16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />

18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />

HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Auf Leben undTod 21.00 (für<br />

HG) Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für<br />

HG) Nackt unterWölfen. TV-Drama, D2015<br />

23.50 (für HG) Soweit die Füße tragen.<br />

Kriegsdrama, D2001 1.45 Erlebnisreisen<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />

NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama 3<br />

21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) Tatort.<br />

Kaltblütig.TV-Kriminalfilm, D2013 23.30 (für<br />

HG) Weltbilder 0.00 Idyll und Widerspruch<br />

0.45 (für HG) NDRTalk Show<br />

Kabel eins<br />

5.55 Without aTrace 6.40 The Mentalist 7.35<br />

EUReKA –Die geheime Stadt 8.35 EUReKA –<br />

Die geheime Stadt 9.30 Navy CIS: L.A. 10.25<br />

Navy CIS 11.15 Without aTrace 12.10 Numb3rs<br />

13.05 Castle 14.00 The Mentalist 14.55<br />

Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS<br />

16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein<br />

Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />

Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns drum<br />

20.15 Schwer verliebt. Komödie, USA/D 2001<br />

22.35 School of Rock. Komödie, USA/D 2003<br />

0.40 Schwer verliebt. Komödie, USA/D 2001<br />

RTL 2<br />

5.15 Die Straßencops Süd –Jugend im Visier<br />

5.55 Infomercial 6.55 Die Straßencops Süd –<br />

Jugend im Visier 8.55 Frauentausch 10.55<br />

Family Stories 13.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />

... 14.00 Köln 50667 15.00 Berlin –<br />

Tag&Nacht 16.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />

... 17.00 News 17.10 Leben.Lieben.<br />

Leipzig 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag<br />

&Nacht 20.15 Hartz und herzlich –Tag für Tag<br />

Benz-Baracken 22.15 Pop-Giganten 0.15 Autopsie<br />

Spezial: Die letzten Stunden von ... 1.05<br />

Die Forensiker –Profis am Tatort<br />

Eurosport 1<br />

8.35 Skispringen 10.00 Snooker:World Main<br />

Tour. Northern Ireland Open: Finale 11.30 Skispringen:<br />

Weltcup 12.30 Eiskunstlauf: Grand<br />

Prix Serie. Rostelecom Cup 14.30 Skispringen:<br />

Weltcup. Mannschaftsspringen 16.00 Springreiten:<br />

Weltcup 17.00 Snooker:World Main<br />

Tour 18.00 Curling: EM. Herren, Vorrunde<br />

21.00 Skispringen: Weltcup 22.00 Spirit of<br />

Yachting 22.30 Motorsport: FIA-Langstrecken-<br />

WM 23.00 Tourenwagen: Weltcup 23.35 News<br />

23.45 Skispringen: Weltcup 0.35 Ski alpin<br />

SAT.1, 20.15 UHR TV-DRAMA<br />

Nackt. Das Netz vergisst nie.<br />

Als die16-järigeLarafür ihrenFreundintime Nacktfotos von sich macht,<br />

ahntsichnicht,welche Folgen dies noch haben soll.Denn eines Tagestauchen<br />

dieseFotosimInternetauf.Offensichtlich hatein Unbekannter das Handy<br />

der Teenagerin gehacktund dieFotos öffentlich gemacht. Doch damitnicht<br />

genug, erhalten LarasElternCharlotte (Felicitas Woll)und Marcus die Nachricht,<br />

dass dieFotosnur gegen eineZahlung von500 Dollar ausdem Netz verschwindenwürden.Doch<br />

nachdemsie die Summe in ihrerVerzweiflunggezahlt<br />

haben,tauchen dieFotos jedoch aufeineranderen Seitewiederauf,und erneut<br />

geht eine Geldforderungbei der Familie ein.Umdem Erpresserdas Handwerk<br />

zu legen, schließen sich Lara, Charlotte und Marcus mitanderenOpfernzusammen.<br />

Cybermobbingdramamit Felicitas Woll.<br />

(Dtl./2017)<br />

Anzeige<br />

KABEL EINS, 22.30 UHR KOMÖDIE<br />

School<br />

Bücher-Adventskalender<br />

of Rock<br />

Der kleine Maulwurf<br />

Foto: Sat.1<br />

Dewey Finn (JackBlack) hat sich voll und<br />

ganz dem Rock’n’Roll verschrieben.<br />

24 Mini-Bücherrundumden Leider läuft rund dieKarrierenichtsowie um den kleinenMaulwurf<br />

erhofft.<br />

Es erwarten Alserdann Sie 24 schöne auch Geschichten,die noch vonder beim Einschlafen<br />

eigenen Band<br />

helfen oderdenden gefeuertwird, Tagaufregenderaufregender muss machen. dringend einPlanBher.<br />

PerZufall landet dergescheiterte Rocker<br />

EntdeckenSie vonTag zu Tagdie Welt<br />

an einer Privatschule,woersichfür seinen<br />

Größe: 37 ×49cm<br />

ausgibt. Mitseiner unkonventionellen Art<br />

Altersempfehlung:ab5Jahre<br />

gewinntDewey bald dieHerzender Kinder,<br />

mitdenen er beginnt, eine Schuldband auf<br />

die Beine zu stellen. Amüsante Außenseiter-<br />

Komödie,die demHauptdarsteller und „Tenacious<br />

D“-MitgliedJackBlack wieauf den<br />

Leib geschneidertist.<br />

(USA/Dtl./2003)<br />

Foto: Kabeleins<br />

*inkl. MwSt., zzgl. €3,95Versand, ab €75,–versandkostenfrei. Ihnensteht<br />

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3 8<br />

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9 8 1 3 6 4 7 5 2<br />

6 2 5 8 7 9 1 3 4<br />

7 4 3 5 1 2 9 8 6<br />

8 6 4 2 5 1 3 9 7<br />

2 1 7 9 4 3 5 6 8<br />

5 3 9 7 8 6 4 2 1<br />

3 7 6 4 2 5 8 1 9<br />

1 5 8 6 9 7 2 4 3<br />

4 9 2 1 3 8 6 7 5<br />

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VOM 19.11.2018<br />

vom 19.11.2018<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

5 7 8 4 1 6 9 3 2<br />

1 3 9 7 5 2 6 8 4<br />

6 4 2 8 9 3 1 7 5<br />

2 9 4 1 8 7 5 6 3<br />

8 1 7 3 6 5 2 4 9<br />

3 6 5 9 2 4 8 1 7<br />

9 8 3 5 4 1 7 2 6<br />

7 5 6 2 3 8 4 9 1<br />

4 2 1 6 7 9 3 5 8<br />

5.30 Zoobabies 6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm<br />

der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

9.00 In aller Freundschaft 9.45 In aller<br />

Freundschaft –Die jungen Ärzte 10.35 Elefant,<br />

Tiger &Co. 11.25 Zoobabies 12.15 Kiribati –<br />

Ein Südseeparadies versinkt im Meer 13.00<br />

rbb24 13.10 Verrückt nach Meer 14.00 ARD-<br />

Mittagsmagazin 15.00 Planet Wissen. Gesunde<br />

Zähne, gesunder Körper –Forschung im<br />

Mund 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt<br />

17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co. 17.55<br />

Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />

19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Mukran –Honeckers Superhafen.<br />

Dokumentationsreihe<br />

21.00 Das Haus am Glienicker See<br />

Dokumentation<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Daheim in den Bergen<br />

Schuld und VergebungTV-Drama,<br />

D2018. Mit Theresa Scholze, u.a.<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Olaf macht Mut Die Schubert-Show!<br />

Essen. Gast: Markus Barth<br />

0.45 Abendshow<br />

ProSieben<br />

5.00 Mom 5.40 Mike &Molly 6.00 2Broke<br />

Girls 6.45 The Big Bang Theory 8.00 Twoand<br />

aHalf Men 9.20 The Middle 10.15 Mike &<br />

Molly 10.40 How IMet Your Mother 11.35 2<br />

Broke Girls 12.25 Mom. Zwischen zwei Ärschen/Softeis<br />

im Swimmingpool 13.15 Two<br />

and aHalf Men. Ein Witz mit Urknall/Etwas<br />

Salziges mit Biss/Santas Dorf der Verdammten<br />

14.40 The Middle. Das Thanksgiving-Fest/Die<br />

Kindertherapie. Comedyserie 15.35 The Big<br />

Bang Theory. Sei vorsichtig und ruf an!/Halbnackt<br />

in Arizona/Dunkle Materie. Comedyserie<br />

17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />

Fracking,Freude, Eierkuchen/Simpsorama.<br />

Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 Die Simpsons<br />

Politisch unkorrekt /Moho House.<br />

Zeichentrickserie<br />

21.15 Die Simpsons Simpsons und<br />

Gomorrha /Jailhouse Blues.<br />

Zeichentrickserie<br />

22.15 Family Guy König Chris /Reise nach<br />

Indien. Zeichentrickserie<br />

23.10 Die Simpsons Lisa blästTrübsal /Vorsicht,<br />

wilder Homer. Zeichentrickserie<br />

0.05 Die Simpsons<br />

Bart köpft Ober-Haupt /Homer als<br />

Frauenheld. Zeichentrickserie<br />

13.00 Stadt Land Kunst 14.05 (für HG) Mia<br />

Madre. Drama, I/F/D 2015 15.50 (für HG)<br />

Russland von oben 16.35 (für HG) X:enius<br />

17.00 (für HG) Das Erbe der Römer 17.30<br />

360° Geo Reportage 18.25 Grenzenloses<br />

Frankreich 19.20 Arte Journal 19.40 Re:<br />

20.15 Boko Haram: Das Trauma der Chibok-<br />

Mädchen 21.15 Boko Haram –Nigerias Terrorgruppe<br />

22.10 Klimafluch und Klimaflucht. Dokumentarfilm,<br />

D2018 23.10 Vor uns die Sintflut<br />

23.55 Arte Journal 0.20 (für HG) Toni Erdmann.<br />

Drama, D/A 2016<br />

3Sat<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.15 Das umstrittene<br />

Wildreservat inder Kalahari 13.25 Augen der<br />

Wüste 13.55 (für HG) Universum 14.40 Die<br />

sprechenden Felsen der Aborigines 15.30<br />

KwaZulu-Natal 16.15 (für HG) Universum<br />

17.00 (für HG) Universum 18.30 nano 19.00<br />

(für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 Im Schatten des Glücks.<br />

Dokumentarfilm,CH2012 21.45 kinokino<br />

22.00 (für HG) ZIB 222.25 Country Roads<br />

23.55 Above and Below. Dokumentarfilm,D/<br />

USA/CH 2014 1.55 10vor10<br />

Phoenix<br />

5.15 Dänemark –Glück und Meer 6.00 Wochenendkrieger.<br />

Dokumentarfilm,D2013 7.30<br />

Seen auf dem Dach der Welt 8.15 Seen auf<br />

dem Dach derWelt 9.00 phoenix vor ort 9.45<br />

Aktuelles im Vorfeld der Bundestagssitzung<br />

10.00 Bundestag live 19.15 Seen auf dem<br />

Dach der Welt 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Rom von oben .Spurensuche aus dem<br />

Weltall21.45 (für HG) heute-journal 22.15<br />

phoenix runde 23.00 phoenix der tag 0.00<br />

phoenix runde 0.45 Rom von oben 2.15 Schüler<br />

auf Schlachtfeldern<br />

Kika<br />

11.10 (für HG) Yakari 11.35 Doki 12.00 Tupu<br />

12.25 Märchen aus aller Welt 12.50 (für HG)<br />

Geronimo Stilton 13.15 Ein Fall für TKKG<br />

13.40 Die Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein<br />

15.00 Hank Zipzer 15.25 Mirette ermittelt<br />

15.45 (für HG) Mia and me 16.40 Pippi<br />

Langstrumpf 17.25 Die Piraten von nebenan<br />

18.00 Ein Fall für die Erdmännchen 18.10<br />

Sam 18.30 Inui 18.50 Sandmann 19.00 (für<br />

HG) Yakari 19.25 (für HG) Wissen macht Ah!<br />

19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live<br />

20.10 (für HG) Find me in Paris<br />

Dmax<br />

12.15 Die Wildlife-Cops 13.10 Yukon Men –<br />

Überleben in Alaska 14.15 Meine Frau, die<br />

Wildnis und ich 15.15 Ed Stafford: Wie ich die<br />

Welt überlebte 16.15 Border Control –Spaniens<br />

Grenzschützer 17.15 Fang des Lebens –<br />

Der gefährlichste JobAlaskas 19.15 A2 –<br />

Abenteuer Autobahn 20.15 Steel Buddies –<br />

Stahlharte Geschäfte 21.15 112: Feuerwehr<br />

im Einsatz 22.15 Im Angesicht des Feuers<br />

23.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />

0.15 Escobar: Die Jagd nach den Millionen<br />

5.00 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.30 7Tage ...Seniorenreise<br />

10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 Müssen<br />

Frauen alles können? 11.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 19.15 Die StoryimErsten<br />

20.00 Tagesschau 20.15 Krieg und Frieden –<br />

Deutsch-sowjetische Skizzen. Dokumentarfilm, D<br />

2017 21.47 DerGlücksmaler 22.15 Marktcheck<br />

23.00 Tagesthemen 23.30 FAKT 0.00 Umschau<br />

0.30 7Tage ...Seniorenreise 1.00 Nachtmagazin<br />

1.20 Tagesschau –Vor 20 Jahren 1.35 Dienen bei<br />

der NVA 2.20 SachsenSpiegel 2.50 Extra 3.02<br />

SWRLandesschau Rheinland-Pfalz<br />

ONE<br />

10.05 Bezaubernde Jeannie 10.30 Lindenstraße<br />

11.00 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

11.50 Verrückt nach Meer 12.40 Sturmder Liebe<br />

13.25 Sturmder Liebe 14.15 Wie Tagund Nacht.<br />

TV-Komödie, D2013 15.45 In aller Freundschaft –<br />

Diejungen Ärzte 16.30 Bezaubernde Jeannie<br />

16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />

19.25 Sturmder Liebe 20.15 DoctorWho 21.00<br />

Doctor Who 21.45 Hustle–Unehrlichwährtam<br />

längsten 22.40 Class 23.25 Doctor Who 0.10<br />

Doctor Who 0.55 Hustle –Unehrlich währtam<br />

längsten 1.50 Class 2.35 kinokino 2.50 CloseUp<br />

3.20 Hart aberherzlich 4.05 Lindenstraße<br />

ZDF NEO<br />

9.05 Lafer! Lichter! Lecker! 9.50 Bares fürRares<br />

10.45 Bares für Rares 11.35 kaputt und ... zugenäht!<br />

12.20 Die Rettungsflieger 13.50 (für HG)<br />

Columbo. Alterschützt vor Morden nicht. TV-Kriminalfilm,<br />

USA 1977 15.00 Die Spezialisten–Im<br />

Namen der Opfer 15.45 DieRettungsflieger 17.20<br />

(für HG)Columbo. Alter schütztvor Morden nicht.<br />

TV-Kriminalfilm, USA1977 18.30 Bares für Rares<br />

19.20 Bares fürRares 20.15 (für HG) Kommissarin<br />

Heller. Nachtgang. TV-Kriminalfilm, D2016<br />

21.45 Zweimal lebenslänglich. TV-Drama,D2015<br />

23.15 Lobbyistin 0.15 The Killer Inside 1.40 Die<br />

Spur derJäger. Kriminalfilm, S1996 3.30 Gätjens<br />

großes Kino 3.50 TerraX4.30 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

6.30 DieWahrheit über Franco –Spaniens vergessene<br />

Diktatur 8.45 ZDF-History 9.15 AufVerbrecherjagd<br />

10.00 The Wanted –Auf Verbrecherjagd<br />

10.45 Der Fall John Duffy und David Mulcahy<br />

11.30 The Wanted –Auf Verbrecherjagd 12.15<br />

Ermittler! 12.45 Protokoll eines Verbrechens<br />

13.30 ZDF-History 14.15 Schätze der Geschichte<br />

16.30 Mythen-Jäger 20.15 (für HG) Goldrausch<br />

am Yukon 21.00 Mythen-Jäger 21.45 (für HG)<br />

Imperium 23.15 Montezuma –Legendärer Herrscher<br />

der Azteken 0.00 Mythen-Jäger 0.45 (für<br />

HG) heute-journal 1.15 Gefährlicher Elektroschrott<br />

–Endstation Afrika 2.00 Armee am Limit –<br />

Was wird aus der Bundeswehr?<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk KULTUR (89.6 MHz)<br />

Konzert Schubert: Streichquartettsatz c-Moll;<br />

Ligeti: Streichquartett Nr.1„Métamorphoses<br />

nocturnes“; Schubert: Streichquartett d-Moll<br />

„Der Todund das Mädchen“, ca. 117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Mendelssohn und die Viola.<br />

Mit Clemens Goldberg,ca. 56 Minuten<br />

22.00 Deutschlandfunk KULTUR (89.6 MHz)<br />

Alte Musik Klingendes Beutegut (1/2). Die<br />

Musiksammlung des Mainzer Domvikars Franz<br />

Schilling.Von Stefan Menzel, ca. 30 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Judith Schalansky: „Verzeichnis einiger<br />

Verluste“ (7/18), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Die Direktorinnen. Was ändern<br />

Frauen an der Spitze von Museen? Von Simone<br />

Reber,ca. 26 Minuten<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Neuland (1/6) –Zurück in der<br />

Zukunft /Neuland (2/6) –Alles machen ohne<br />

nichts. Von Dörte Fiedler,ca. 45 Minuten<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Märkische Wandlungen Scobel fragt. Der<br />

Fernsehmoderator Gert Scobel spricht mit<br />

Gästen über zentrale Themen der Gegenwart,<br />

ca. 56 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk KULTUR (89.6 MHz)<br />

Feature Kurzstrecke 79: Feature, Hörspiel,<br />

Klangkunst. Jetzt ist Winter.Von Sebastian<br />

Hocke /Habitat Imaginario. Von Ute Wassermann<br />

/And then the sea came back. VonAnja<br />

Kanngieser /Neues aus der „Wurfsendung“<br />

mit Julia Tieke, ca. 55 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin Streifzüge durch das<br />

klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />

Luehrs-Kaiser,ca. 56 Minuten<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Charles Trenet. Mit Sabine<br />

Korsukéwitz, ca. 30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente News From Africa.<br />

Mit Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Julian Siegel Quartet, ca. 55 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikszene Schätze auf Schellack. Jüdisches<br />

Musikleben zwischen 1933 und 1938. Von<br />

Jochanan Shelliem, ca. 45 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Sophia Loren wirdentgegen anderslautender<br />

Gerüchte daheim nicht<br />

Mama Mirácoli genannt. Nichtsdestotrotz<br />

wirdimHause Loren italienisch<br />

gekocht, und zwar ganz dem<br />

Klischee folgend Pasta und Pizza.<br />

Letzteres kommt zuerst auf den Teller,das<br />

Zubereiten der Pasta ist zeitaufwendig<br />

und über selbige verfügt<br />

La Loren nicht. Daher gibt es Pizza<br />

und zwar das neapolitanische Original<br />

„mit Tomaten drauf und Olivenöl<br />

–das ist die echte Pizza“. Mahlzeit!<br />

HerbertGrönemeyer liebt’s ebenfalls<br />

bodenständig, er gibt sich als„Wildromantiker“<br />

zu erkennen und meint<br />

das als grundsolides Statement. Denn<br />

für Grönemeyer ist die Heirat eine<br />

Frage der Haltung:„Man bekennt sich<br />

zueinander.Auch dass man die Zeit,<br />

die einem bleibt, gemeinsam gehen<br />

will“, so der Sänger mitWohnsitz in<br />

London und Berlin.<br />

Nahurito,Sohn des japanischen Kaisers<br />

Akihito,soll im kommenden Jahr<br />

auf den Chrysanthementhron steigen<br />

und sieht sich anlässlich der bevorstehenden<br />

Parade mit der Frage<br />

nach einem standesgemäßen Gefährtkonfrontiert.<br />

DerRolls-Royce,in<br />

dem der Herr Papa (84) bei seiner eigenen<br />

Parade 1990 saß, ist mittlerweile<br />

zu alt und eine Pferdkutsche zu<br />

gefährlich. AusKostengründen soll es<br />

dieses Malein Toyota werden.<br />

Hannes Jaenicke spricht uns aus<br />

dem Herzen mit seiner<br />

Kritik am liebsten<br />

Hobbyder Deutschen,<br />

nämlich der Karre. Er<br />

habe kein Verständnis<br />

für die Auto-<br />

Leidenschaft der<br />

Deutschen.<br />

„Dieser Auto-Fetisch<br />

macht uns<br />

unlocker.InHolland<br />

fahren die<br />

meisten Fahrrad –<br />

auch mit vier Kindern“,<br />

so der Schauspieler<br />

(58).<br />

(mpw./mit dpa)<br />

Er findet, dass die Deutschen<br />

es übertreiben mit ihrer Liebe<br />

zum Auto.<br />

DPA/J. KALAENE<br />

TIERE<br />

Erforscht: Der Kotdes Wombats<br />

hat bröcklige Würfelform. DPA<br />

Wir sind verwirrt! Gerade erreicht uns<br />

die Meldung, dass die Maschinenbauingenieurin<br />

PatriciaYang vom<br />

amerikanischen Georgia Institute of<br />

Technology herausgefunden hat, wie<br />

der australischeWombat seinen würfelförmigen<br />

Kot„produziert“ …Aber<br />

das hatte vorzweiJahren bereits die<br />

Verhaltensökologin Louise Gentle<br />

vonder britischen Nottingham Trent<br />

University erklärt: Zumeinen werde<br />

der Nahrungsbrei in den vorderen<br />

Darmpassagen vonGraten in eine flächige<br />

Form gepresst; zum anderen<br />

dauerederVerdauungsvorgang mit<br />

14 bis 18 Tagen recht lange,sodass<br />

das Material trocken und hartwird<br />

und beim Austritt seine bröcklige<br />

Würfelgestalt behält.WussteYang das<br />

nicht? Egal:Wombats markieren mit<br />

dem Kotihr Revier an exponierten<br />

Stellen, vondenen er nicht wegrollen<br />

soll. Deshalb ist er eckig. Aha! (schl.)<br />

„Ich habe Respektlosigkeit gesucht“<br />

Johnny Depp liebt die Extreme. Auch wenn er dafür Regisseure in den Wahnsinn treiben muss<br />

Sein Besuch war der Höhepunkt<br />

des Zürich Film Festival.<br />

Und dieses Mal war<br />

Johnny Depp sogar so<br />

pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk<br />

–sonst ließ er Journalisten auch mal<br />

über zwei Stunden warten. Außerdem<br />

war er nüchtern, charmant und<br />

sah gesund aus. Gute Nachrichten<br />

von einem Ausnahmeschauspieler,<br />

der oft im freien Fall zu sein scheint.<br />

Mr.Depp,was muss eine Rolle haben,<br />

um Ihr Interesse zu wecken?<br />

Ich möchte vor allem überrascht<br />

werden. Wasich wirklich an meinem<br />

Beruf genieße, ist die eigentliche Arbeit:<br />

in die Figur einzutauchen, sie<br />

finden und sie aufzubauen. Ichfühle<br />

mich geradezu verpflichtet, nach einer<br />

Spielart zusuchen, bei der ich<br />

auch voll auf die Nase fallen könnte.<br />

Warum wollen SieRisiken eingehen?<br />

Ich meine, ich schulde den Zuschauern,<br />

immer etwas Neues auszuprobieren.<br />

Ich hasse es, zulangweilen!<br />

Sie sind nun in „Phantastische Tierwesen<br />

–Grindelwalds Verbrechen“ zu<br />

sehen. Siespielen den bösen Zauberer<br />

GellertGrindelwald …<br />

Ein interessanter Charakter, wieder<br />

einmal …Erist davon überzeugt,<br />

dass seine Ideen einem größeren<br />

Wohl dienen. Es gab schon einige<br />

Menschen in der Weltpolitik, die das<br />

Gleiche gedacht haben (lacht). Ja, er<br />

ist davon tief überzeugt. Er ist kein<br />

lustiger Typ, so gar nicht lustig.<br />

Macht es Ihnen Spaß, eine unsympathische<br />

Figur zu erschaffen und<br />

zu verkörpern?<br />

Und wie! Das Set war eine Art<br />

Zirkusarena, in der ich herumfliegen<br />

konnte, alles ausprobieren konnte<br />

und mich so der Rolle näherte.Grindelwald<br />

tendiertschon sehr zum Faschistischen,<br />

er ist ganz klar einer<br />

von denen. Aber mir stand es frei,<br />

ihn auch als sensiblen und besorgten,<br />

aber manipulativen und<br />

mächtigen Zauberer zu spielen.<br />

Eine ambivalente Figur, sowie<br />

ihr größter Erfolg: Captain Jack<br />

Sparrow aus „Der Fluch der Karibik“.<br />

Captain Jack wurde im Originaldrehbuch<br />

als eine Art Haudegen beschrieben,<br />

ein Pirat, der irgendwo hineinrasselt,<br />

kurz mal das Schwert<br />

zückt und sich dann das Mädchen<br />

schnappt. Ich hatte andere Vorstellungen!<br />

Haben Sie sich mit dem Studio über<br />

Jack Sparrow gestritten?<br />

So lange, bis der Film fertig war.<br />

Schon als wir Testaufnahmen machten,<br />

mit Make-up und der richtigen<br />

Garderobe,umzuprüfen, wie die Figur<br />

aussieht, rollten einige der Studiobosse<br />

mit den Augen. Dann kamen<br />

die Anrufe: „Du musst die blöden<br />

Zotteln am Kinn wegrasieren.“<br />

Später hieß es sogar:„Wassoll das für<br />

ein Typsein? Ist der nur irre betrunken<br />

oder ist er schwul?“ Unddaerwiderte<br />

ich: „Sorry–wussten Sienicht,<br />

dass alle meine Figuren schwul<br />

sind?“ Daswar dann die letzte Frage,<br />

die sie mir stellten.<br />

Das war vor über 15 Jahren. Jack<br />

Sparrow wurde Kult. Wiefühlt es sich<br />

an, eine solche Figur entgegen aller<br />

Widerstände zu erschaffen?<br />

Es war etwas völlig Unerwartetes<br />

und Neues für mich. Als ich Jack<br />

Sparrow erfand, war meine Tochter<br />

Lily Rose drei Jahrealt. Ichhatte also<br />

drei Jahre lang nichts anderes gesehen<br />

außer Trickfilme. Ich fragte<br />

mich, warum die Zeichentrickfiguren<br />

mit Dingen durchkommen, die<br />

wir nicht können. Das wurde dann<br />

mein Ansatz: Jack kann mit Dingen<br />

davonkommen, die wir in unserem<br />

JohnnyDepp: „Wussten Sie nicht, dass alle meine Figuren schwul sind?“<br />

JohnnyChristopher Depp wurde am<br />

9. Juni 1963 in Owensboro im Bundesstaat<br />

Kentucky geboren. Bekannt wurde Depp<br />

Ende der 80er durch die Fernsehserie<br />

„21 Jump Street“, seinen ersten nennenswerten<br />

Auftritt in einem Kinofilm hatte er in<br />

WesCravens Kultschocker „A Nightmare<br />

on Elm Street“ von1984.<br />

Märchenhaft: Depp als Edward mit den<br />

Scherenhänden.<br />

IMAGO<br />

DER MANN, DER PIRAT<br />

Die Rolle des Captain<br />

JackSparrowin„Der Fluch<br />

der Karibik“ machte<br />

Deppzum Megastar<br />

und zu einem der<br />

bestbezahlten<br />

Mimen weltweit.<br />

Depp in seiner<br />

Paraderolle als<br />

nuschelnder<br />

Piratenkapitän<br />

Jack Sparrow.<br />

IMAGO<br />

IMAGO<br />

Alltag nicht bringen könnten, und<br />

die Leute sagen einfach: „Richtig!“<br />

Ichhabe die ultimativeRespektlosigkeit<br />

gesucht.<br />

Kann man sagen, dass Sie Tim Burton<br />

und sein Kino auf diesen Weggebracht<br />

haben? Burton ist bis heute<br />

der Regisseur, mit dem Sie amhäufigsten<br />

drehten, zuerst „Edward mit<br />

den Scherenhänden“.<br />

Edward war wie ein Neugeborenes,<br />

das die Dinge zum ersten Mal<br />

sieht. In jeder Sache, auch in einer<br />

banalen Weintraube, sah er Schönheit<br />

und Faszination. In seiner bedingungslosen<br />

Liebe erinnerte er<br />

mich an meinen Hund. Während<br />

sich Schauspieler sonst um so viel<br />

Text wie möglich reißen, strich ich 85<br />

Prozent des Dialogs. Als Dianne<br />

Wiest mich fragt, wo mein Vater ist,<br />

sagte ich nicht wie vorgesehen „Erist<br />

tot“, sondern änderte es in „Er ist<br />

nicht aufgewacht“. Das zeigt seine<br />

Reinheit und Unbedarftheit: DerTod<br />

existierte nicht in seinem Wissen.<br />

Siehaben neun Filme mit Burton gedreht.<br />

Wie würden Sie ihn bezeichnen?<br />

AlsKomplizen?<br />

Nein, er ist mein bester Freund.Wir<br />

haben uns vonAnfang an in einer Art<br />

Geheimsprache verständigt. Denn<br />

Timstottertein wenig, ich auch, so haben<br />

wir eine seltsame Kurzsprache<br />

entwickelt. Heute ist das noch extremer:<br />

Er braucht mich nur ansehen<br />

und ich verstehe sofort, was er sagt.<br />

Sie sagten mal, dass die Musik Ihre<br />

erste Liebe sei. Im Sommer waren Sie<br />

mit Ihrer Band „Hollywood Vampires“<br />

sogar auf Tournee in Deutschland.<br />

Wievergleichen SieIhreArbeit als Musiker<br />

mit der des Schauspielers?<br />

Wenn man Musik macht und über<br />

Noten und Texte kommuniziert, gibt<br />

es sofort einen unmittelbaren Austausch<br />

mit dem Publikum. Beieinem<br />

Film macht man die Arbeit, zu der<br />

man sich verpflichtet hat, aber die Reaktion<br />

des Publikums kommt erst ein<br />

Jahr später, wenn der Film fertig ist<br />

und in die Kinos kommt. An diesem<br />

Punkt hast du es längst hinter dir.Was<br />

mir bleibt, ist die Erinnerung und die<br />

Erfahrung, diese Rolle gespielt zu haben.<br />

Das ist mir genug. Ich möchte<br />

meine Filme lieber nicht sehen, das<br />

ist mir unangenehm, ich mag mich<br />

nicht selbst anschauen.<br />

Stimmt es, dass Sieregelmäßig in voller<br />

Captain-Jack-Montur Krankenhäuser<br />

besuchen, um Kinder aufzuheitern?<br />

Ich war und bin sehr dankbar dafür,<br />

dass die Menschen Captain Jack<br />

in ihr Leben ließen. Siesahen etwas in<br />

ihm, sie fanden da etwas, konnten<br />

sich mit ihm identifizieren. Das war<br />

für mich faszinierend. Ich gehe in<br />

Krankenhäuser,wotodkranke Kinder<br />

liegen. Zusammen mit ihren Eltern<br />

sind sie mit Schmerzen konfrontiert<br />

und stehen vor der schwierigsten<br />

Sache im Leben, dem<br />

Tod. In den Augen dieser Kinder<br />

siehst du ihren großen<br />

Mut. Dann erscheint so ein<br />

großes Lächeln auf ihren Gesichtern,<br />

und du siehst aus<br />

den Augenwinkeln, wie die<br />

Eltern dahinschmelzen, die gerade<br />

selbst durch die Hölle gehen<br />

und ihr Kind mal wieder lächeln<br />

sehen. Dasist das mindeste,was<br />

ich tun kann. Das bin ich ihnen<br />

schuldig. Diese erstaunlichen<br />

Menschen zu treffen, ist für<br />

mich bereichernd und herzzerreißend<br />

zugleich. Wenn ich<br />

für eine Sekunde oder Minute<br />

jemanden so berühre, werde<br />

ich das gerne für den Rest<br />

meiner Tage tun.<br />

DasGespräch führte<br />

Mariam Schaghaghi.<br />

NACHRICHTEN<br />

Unwetter auf Teneriffa:<br />

Wellen reißen Balkone mit<br />

SchwereUnwetter mit Riesenwellen<br />

vonbis zu sechs MeternHöhe haben<br />

am Wochenende auf den Kanarischen<br />

Inseln zu Verwüstungen geführt.<br />

Besonders schlimm betroffen<br />

war der Nordwesten vonTeneriffa. In<br />

der Gegend vonGarachico seien 65<br />

Wohnungen vorsorglich evakuiert<br />

worden, berichtete die spanische<br />

<strong>Zeitung</strong> El Confidencial. AufimInternet<br />

verbreiteten Videos ist zu sehen,<br />

wie riesige Atlantikwellen Balkone<br />

in einem mehrstöckigen<br />

Wohnhaus mitreißen. Auch über Katalonien<br />

gingen heftige Regenfälle<br />

nieder. (dpa)<br />

Feuervulkan in Guatemala<br />

spuckt Lava und Asche<br />

Der Feuervulkan hat seinen Namen zu<br />

Recht und ist ausgebrochen.<br />

DPA<br />

DerVolcán de Fuego (Feuervulkan) in<br />

Guatemala ist erneut ausgebrochen<br />

und hat viele Menschen in die Flucht<br />

getrieben. Eine Aschewolke stieg<br />

rund 1500 Meter in die Höhe und ein<br />

Lavastrom lief durch eine Schlucht<br />

etwa 2,5 Kilometer den Berghang<br />

hinab,wie der Katastrophenschutz<br />

des Landes mitteilte.MehrereDörfer<br />

in der Nähe desVulkans seien evakuiertworden<br />

und fast 3000 Menschen<br />

hätten sich in Sicherheit gebracht, berichtete<br />

die <strong>Zeitung</strong>„Prensa Libre“.<br />

DerFeuervulkan rund 40 Kilometer<br />

südwestlich vonGuatemala-Stadt<br />

war zuletzt recht aktiv.Bei einem<br />

schweren Ausbruch im Juni kamen<br />

rund 200 Menschen ums Leben.Von<br />

der Katastrophe waren rund 1,7 Millionen<br />

Menschen betroffen. (dpa)<br />

Pfarrer verspielte 120 000<br />

Euro aus Gemeindekasse<br />

Einkatholischer Pfarrer aus dem<br />

Harz,der widerrechtlich rund<br />

120 000 Euro aus der Gemeindekasse<br />

genommen hat, hat das Geld<br />

für eine betrügerische Internet-Lotterie<br />

verwendet. Der64-Jährige hatte<br />

sich laut Bistum beim Landeskriminalamt<br />

selbst wegen Betruges angezeigt.<br />

Er sei auf Internet-Betrüger<br />

hereingefallen und habe die Gemeindegelder<br />

veruntreut, gab der<br />

Pfarrer zu. (dpa)<br />

Lebenslange Haft für Mörder<br />

nach fast 20 Jahren<br />

Knapp 20 Jahrenach dem gewaltsamen<br />

Todder acht Jahrealten Johanna<br />

hat das Landgericht Gießen einen<br />

Mann zu lebenslanger Haft verurteilt.<br />

DieRichter sprachen den 42-Jährigen<br />

am Montag unter anderem des Mordes<br />

schuldig. Nach ihrer Überzeugung<br />

hatte der Angeklagte das Mädchen<br />

aus Ranstadt im hessischen<br />

Wetteraukreis im September 1999<br />

entführt. Johannas Leiche war im<br />

April2000 in einemWaldstück bei<br />

Alsfeld imVogelsberggefunden worden.<br />

DerRichter sagte in der Urteilsbegründung,<br />

der Angeklagte habe<br />

„ohne jeden Zweifel“ Johanna überwältigt,<br />

betäubt und in seinen Kofferraum<br />

gesperrt. DerDeutsche habe<br />

den Kopf des Kindes mit Klebeband<br />

umwickelt –das Band sei so zum<br />

„Mordwerkzeug“ geworden. (dpa)


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v<br />

BESSER LEBEN<br />

L IDAY<br />

BLACK<br />

L FRIDAY<br />

Siehe Rückseite.<br />

WEEKEND<br />

ANGEBOT<br />

BESSER LEBEN, dafür engagieren sich Menschen, die<br />

Vorbilder sind. Lesen Sie mehr darüber in dieser Beilage,<br />

einem Gemeinschaftsprojekt ostdeutscher Tageszeitungen.<br />

Editorial<br />

Sehr geehrteLeserin,<br />

sehr geehrter Leser,<br />

Besser leben, das sagt sich einerseits so leicht,<br />

andererseits:Wer will das nicht?Dochwas heißt<br />

es eigentlich,besserzuleben.Leben istjanicht<br />

nurFreizeit,sondern oft und vorallem auch Arbeit.Und<br />

Lebenist ja auch ein Miteinander –mit<br />

der Familie,den Nachbarnund denArbeitskollegen.<br />

Um all das geht es in dieser Beilage Ihrer<br />

<strong>Berliner</strong><strong>Zeitung</strong>.Esgehtdarum,wie engagierte<br />

Menschen inden ostdeutschen Bundesländern<br />

und Berlindas Leben Stückfür Stückbesser machen,<br />

mit ihrem Engagement, ihren Ideen und<br />

mitihren Unternehmen. Aufden folgenden Seitenfinden<br />

SiealsoVorbilder. Menschenwie Melanie<br />

Burger ausBerlin-Friedrichshagen. Meine<br />

Kollegin MechthildHennekehat Melanie Burger<br />

portraitiert. Es ist dasPortrait einer Frau,die begonnen<br />

hat, ihre Nachbarschaft zusammenzubringen,<br />

um die Grünanlagen am Müggelsee<br />

vom Müll zu befreien. Erst ging esalso nur um<br />

saubere Badestellen, dann wurde in Köpenick<br />

viel mehr daraus.<br />

Oder lesen Siedas Portrait über das Comeback<br />

von Dresdens erstem Sternekoch. In der<br />

Geschichte über Mario Pattis stecken viele<br />

Antworten auf die Frage, was es bedeuten<br />

kann, besser zu leben. Pattis hatte ein heftiges<br />

Erlebnis, einen schweren Autounfall, danach<br />

war ihm klar, was für ihn wichtig ist und was<br />

nicht. Er setzte fortan seine Prioritäten.<br />

Viele der Menschen, die in dieser Beilage<br />

vorgestellt werden, habe Entscheidungen getroffen,<br />

die sie erfolgreich machten.Aberdass<br />

es so werden würde, konnten sie vorher nicht<br />

wissen. Doch sie hatten ein Ziel vorAugen, so<br />

wie auch der sächsische Unternehmer Sven-<br />

Erik Hitzer,der dem kleinen GrenzortSchmilka<br />

mit seinen Ideen neues Leben einhauchte.<br />

Undauch wenn nicht immer alles funktionierte<br />

–ermachte weiter. Und dieser Mut ist sicherlich<br />

eine wichtige Grundvoraussetzung,<br />

wenn es darum geht den Wunsch, besser zu<br />

leben, auch zu verwirklichen. Ichwünsche Ihnen<br />

mit dieser Beilage voller Mutmacher ein<br />

besonderes Lesevergnügen,<br />

herzlich,<br />

Ihr Jochen Arntz<br />

Jochen Arntz,<br />

Chefredakteur der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Besser leben<br />

Ob Bassist, Bohrmaschine oder Bettgestell –bei nebenan.de kann jeder fündig werden. Hier entstehen sogar neue Freundschaften –und das in der unmittelbaren Nachbarschaft.<br />

NEBENAN.DE<br />

Ein Glück kommt selten allein.<br />

Diesen Schlusslässt die<br />

Geschichte von Melanie<br />

Burger zu, einer 46-Jährigen<br />

aus Friedrichshagen, einem Stadtteil<br />

vonBerlin-Köpenick. Siewollte einige<br />

Grünanlagen in ihrer Nachbarschaft<br />

am Müggelsee vom Müll befreien<br />

und schaffte nicht nur das.Sie<br />

fand eine neue Freundin und entwickelte<br />

das Heimatgefühl, das ihr<br />

lange gefehlt hat.Aber vonvorn.<br />

Köpenick bietet seinen Bewohnern<br />

ein paar wunderschöne Badestellen,<br />

doch die waren in diesem<br />

Sommer voller Müll. „Da lag Dreck<br />

wie verrückt“, sagt Burger. Nachts<br />

werdeamMüggelsee Partygemacht.<br />

Kippen, Bierdosen, Taschentücher<br />

bleiben zurück. Das sollte nicht so<br />

bleiben, fand sie. Schließlich wollte<br />

sie dort selbst gern baden und sich<br />

dabei wohlfühlen.<br />

Echte Menschen imNetz<br />

An einer Badestelle sah sie einen Zettel,<br />

der zum Aufräumen einlud und<br />

auf die Facebook-Seite „Forge abetter<br />

world“ verwies. Burger fand die<br />

Initiative der Anwohnerin Andrea<br />

Nickel großartig. „Doch Facebook ist<br />

nicht lokal genug und nicht jeder ist<br />

bei Facebook“, sagte sie sich.<br />

Sie kannte nebenan.de, ein digitales<br />

Netzwerk, das Menschen in Nachbarschaften<br />

miteinander in Kontakt<br />

bringt. Normalerweise ist Burger zurückhaltend,<br />

wenn es darum geht, ihre<br />

Daten im Internet zu hinterlassen.<br />

Dennoch fasste sie zu nebenan.deVertrauen:<br />

„Die sammeln keine Daten<br />

über mich. Die Menschen in dem<br />

Netzwerksind alle echt“, sagt sie.<br />

In der Tathat nebenan.de strenge<br />

Regeln für die Registrierung. Wer<br />

sich anmeldet, muss nachweisen,<br />

dass er tatsächlich am angegebenen<br />

Ort wohnt: mithilfe seines Personalausweises<br />

oder des Briefkopfs eines<br />

offiziellen Schreibens eines Amts,<br />

der Strom- oder Telefongesellschaft.<br />

Daswirdgeprüft und erst dann wird<br />

das Profil freigeschaltet.<br />

Mitglieder können anschließend<br />

mit ihren unmittelbaren Nachbarn<br />

in Kontakt treten –und zwar nur mit<br />

diesen. Das Netzwerk hat die Nachbarschaften<br />

so konzipiert, wie sie<br />

historisch gewachsen sind. Meist<br />

sind es nur wenige Straßenzüge.Wer<br />

möchte, kann die angrenzenden<br />

Nachbarschaften im eigenen Profil<br />

mit hinzunehmen. Melanie Burger<br />

ist zum Beispiel in Friedrichshagen<br />

Die virtuelle Nachbarschaft räumt auf<br />

WerLeute im Kiez kennenlernen will, registriert sich bei nebenan.de. Melanie Burger<br />

West registriert und eine von<br />

315 Nutzern inihrem Kiez. InFriedrichshagen<br />

Ostleben 411 aktiveNutzer.<br />

Angrenzende Nachbarschaften<br />

sind zum Beispiel Köpenick Nord,<br />

Köpenicker Dammvorstadt und der<br />

Köpenicker Altstadt-Kiez. Insgesamt<br />

erreichen Burgers Beiträge,wenn sie<br />

die angrenzenden Nachbarschaften<br />

aktiviert, 2660 Nachbarn.<br />

Um Anwohner zum Aufräumen<br />

einzuladen, postete Burger fünf Aufräumaktionen<br />

bei nebenan.de und<br />

die Zahl der Menschen, die sonntags<br />

kamen, um zu helfen, wuchs.„Wenn<br />

andere zur Messe gehen, trafen wir<br />

uns“, sagt sie. Anfünf Badestellen,<br />

am Eingang zu einem Park und auf<br />

Wegen sammelten bis zu 30 Freiwillige<br />

Müll ein. „Wir haben 106 fette<br />

blaue Müllsäcke vollbekommen“,<br />

sagt Burger. Hinzu kam Sperrmüll:<br />

Überlandkabel, Bettgestelle,Kinderwagen,<br />

Einkaufstrolleys. Die BSR<br />

half, die Säcke und den Sperrmüll<br />

fortzuschaffen und gabWarnwesten,<br />

Handschuheund Greifer aus.<br />

Burger staunte,wie die Aktion ihr<br />

Leben veränderte. Sie zog erst vor<br />

fünf Jahren nach Friedrichshagen.<br />

Ihre Eltern waren 1984 aus der DDR<br />

ausgebürgert worden, wo die Familie<br />

inRüdersdorf, imOsten Berlins,<br />

gelebt hatte. Nach vielen Jahren in<br />

Hamburgzog es Burger zurück in die<br />

alte Heimat. Doch wirklich Fußfasste<br />

sie erst in den letzten Monaten.<br />

Idealismus und Zusammenhalt<br />

Nach den Aufräumaktionen traten<br />

die Helfer gemeinsam den Heimweg<br />

an und blieben über die Sonntage<br />

hinaus verbunden. „Wenn ich durch<br />

die Straßen gehe,treffe ich Leute,die<br />

mit aufgeräumt haben. Wir bleiben<br />

stehen und quatschen ein bisschen“,<br />

sagt sie.<br />

Burger bewirbt inzwischen auch<br />

den Chor, indem sie singt, auf nebenan.de<br />

und hat vor kurzem durch<br />

das Netzwerk den perfekten Schuster<br />

gefunden, der auch noch bezahlbar<br />

war. Wenn sie über all das<br />

organisierte so eine Putzaktion amMüggelsee<br />

spricht, wird sie ganz gerührt, weil<br />

sie so viel Idealismus und Zusammengehörigkeit<br />

bei den Aufräumaktionen<br />

gespürt hat. Das wirkt bis<br />

heute nach „Es ist viel einfacher geworden,<br />

Menschen anzusprechen“,<br />

sagt sie dankbar. Und eine neue<br />

Freundin sie auch gefunden.<br />

Von Mechthild Henneke<br />

Wohin mit dem ganzen Laub im Garten? –Mancher kann es gut gebrauchen.<br />

Nachbarschaftshilfe wird großgeschrieben. –Gemeinsamkeit macht stark. ANDREA NICKEL (2)<br />

Beeindruckt hat sie zudem die<br />

Geschichte des Gründers von nebenan.de,<br />

Christian Vollmann. Der<br />

heute 41-Jährige hatte bereits eine<br />

steile Karriere hinter sich, bevor er<br />

vor drei Jahren nebenan.de online<br />

stellte. Ergründete unter anderem<br />

die Portale „eDarling“ und „my video“,<br />

die er beide mit hohem Gewinn<br />

verkaufte. Doch glücklich<br />

machte ihn das Geld nicht. Ersaß<br />

mit Frau und drei Kinderninseiner<br />

Eigentumswohnung in Mitte und<br />

überlegte, was als nächstes kommen<br />

könnte.<br />

Das amerikanische Vorbild von<br />

nebenan.de, „nextdoor“, kam ihm<br />

immer wieder in den Sinn und<br />

schließlich überzeugte er seinen<br />

Bruder und einen weiteren Partner<br />

eine deutsche Variante ins Leben zu<br />

rufen. Aufdie Frage,wieso Nachbarschaftshilfe<br />

heute digital organisiert<br />

werden muss,fallen Vollmann gleich<br />

drei Gründe ein.<br />

Der erste: „Es ist einfach und<br />

niedrigschwellig.“ Es sei praktisch,<br />

einen Tennispartner oder einen<br />

Saxophonisten für die Band per Internet<br />

zu suchen. Nebenan.de senke<br />

die Hürde, auf Fremde zuzugehen.<br />

Besonders wenn man sie um<br />

Hilfe bittet, zum Beispiel bei der<br />

Reparatur der Badezimmerlampe.<br />

Vor allem Menschen, denen es<br />

schwerfällt, fremde Leute anzusprechen,<br />

profitieren.<br />

Der zweite: „Die Plattform bewahrt<br />

vor unangenehmen Situationen“,<br />

sagt Vollmann. Er gibt das Beispiel<br />

einer Bohrmaschine, die man<br />

vomNachbarnleihen möchte.Bevor<br />

man überhaupt bei ihm klingele, beginne<br />

das Kopfkino: Stört man beim<br />

Abendessen? Schlafen die Kinder<br />

schon? Vielleicht versage man sich<br />

die Bitte am Ende –auch aus Angst<br />

vor einem Nein. Der Fall ist schließlich<br />

nicht unwahrscheinlich, dass<br />

der Nachbar eine Bohrmaschine hat<br />

und diese nicht gern abgibt. Eine<br />

Frage bei nebenan.de wird nur von<br />

denen aufgegriffen, die die Bohrmaschine<br />

gernverleihen.<br />

Der dritte: „Die Plattform erhöht<br />

die Wahrscheinlichkeit, das zu finden,<br />

was ich suche.“ Zum Nachbarschaftstreff<br />

kommen fünf bis 20 Leute.<br />

Und was, wenn der Saxophonist<br />

nicht dabei ist? Auf nebenan.de erreichen<br />

Nutzer mit angrenzenden<br />

Nachbarschaften mehrere Tausend<br />

Menschen. Da steigen die Chancen,<br />

den Wunschmusiker zu finden.<br />

Die Idee verfängt. Deutschlandweit<br />

hat nebenan.de mehr als eine<br />

Million Nutzer, in Berlin, wo die<br />

Plattform gestartet ist, sind es rund<br />

140000, in Brandenburgetwa 15 400.<br />

Nach Frankreich, Italien und Spanien<br />

ist nebenan.de schon expandiert.<br />

Fördermitgliedschaften gesucht<br />

Noch ist die Plattformkostenlos und<br />

werbefrei. Wer hier etwas sucht,<br />

kann unbehelligt von Cookies surfen.<br />

Seit kurzemwirbt das Portal um<br />

Fördermitgliedschaften, um Geld zu<br />

generieren. Es ist der erste Schritt zur<br />

Wirtschaftlichkeit. Bisher finanziert<br />

sich die Webseite aus eigenem Geld<br />

vonVollmann und dem vonInvestoren.<br />

Unter anderem ist der Burda<br />

Verlag beteiligt.<br />

In Zukunft soll lokales Gewerbe<br />

gegen Gebühren eingebunden werden<br />

und auch kommunale Behörden.„Ich<br />

sehe nebenan.de als digitale<br />

öffentliche Infrastruktur“, sagt<br />

Vollmann. Stadtverwaltungen hätten<br />

viel Kommunikationsbedarf mit<br />

den Bürgern. Hier vermutet der gelernte<br />

BetriebswirtPotenzial.<br />

Stammtisch mit Gemeinderat<br />

Dienebenan.de-Nutzerin Irina Szarvasy<br />

aus Hönow bei Berlin kann das<br />

bestätigen. Siegründete mithilfe der<br />

Plattform inihrer Nachbarschaft einen<br />

Stammtisch, um mehr Menschen<br />

in ihrer Siedlung kennenzulernen.<br />

Eigentlich ging es darum, zu<br />

plaudern und einen schönen Abend<br />

beim lokalen Griechen zu verleben.<br />

Doch Bauvorhaben der Gemeinde<br />

spielten bei den Treffen immer wieder<br />

eine Rolle.<br />

Die Bewohner wollten sich zum<br />

Beispiel über den neuen Schulbau<br />

informieren und luden schließlich<br />

sogar Bürgermeister und Ortsvorsteher<br />

zum Stammtisch ein. Der Kreis,<br />

der sich alle zwei Wochen trifft,<br />

wuchs zusammen und entwickelte<br />

sich zu einer informellenBürgervertretung.<br />

Ein Gemeinderat ist inzwischen<br />

fest dabei.<br />

Irina Szarvasy wurde kürzlich gefragt,<br />

ob sie nicht selbst für den Gemeinderat<br />

kandidieren will. Im Moment<br />

kann sie sich das noch nicht<br />

vorstellen, aber wer weiß. „Im Bauausschuss<br />

bin ich jetzt erst mal als<br />

sogenannte sachkundige Anwohnerin“,<br />

sagt sie fröhlich.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 3<br />

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Besser leben<br />

Goedele Matthyssen streift<br />

sich dünne weiße Stoffhandschuhe<br />

über und präsentiert<br />

vorsichtig die<br />

jüngste Kreation: ein Ampelmännchen<br />

aus Schokolade.EineLizenzarbeit<br />

für die <strong>Berliner</strong> Kultmarke, die<br />

jetzt auf den Marktkommt. Handgemacht.<br />

Für die Handarbeit gebe es<br />

ein sicheres Indiz, sagt die Geschäftsführerin<br />

der Schokoladenmanufaktur<br />

Felicitas aus Hornow. „Industriell<br />

gefertigte Hohlkörper sind unten<br />

geschlossen“, erläutert sie. „Unsere<br />

haben ein Loch.“<br />

Mit Leidenschaft beschreibt die<br />

gebürtige Belgierin, wie die Schoko-<br />

Körper in ihrer Manufaktur entstehen.<br />

Jeweils zwei extra angefertigte<br />

Formen aus Hartplastik werden gebraucht.<br />

Für jede Körperhälfte eine.<br />

Zuerst werden die Verzierungen in<br />

die Formen getupft, dann die Hälften<br />

zusammengefügt, die Schokolade<br />

von unten eingefüllt und per<br />

Hand gerüttelt. „Das ist die erste<br />

Schicht“, sagt Matthyssen. „Wir machen<br />

noch eine zweite Lage.“ Das<br />

gebe Stabilität und bringe beim Essen<br />

den „Knackeffekt“. Schokolade<br />

ist eben Genuss.<br />

Dass der Ampelmännchen-Auftrag<br />

an die Confiserie Felicitas<br />

GmbH gegangen ist, sieht die Unternehmerin<br />

als großen Erfolg. Gemeinsam<br />

mit ihrem Mann Peter<br />

Bienstman hat Goedele Matthyssen<br />

eine Schokoladenmanufaktur in der<br />

Lausitz aufgebaut. Ausdem Nichts.<br />

Von Haus aus sind Bienstman<br />

und Matthyssen Ingenieur und<br />

Krankenschwester. Die beiden arbeiteten<br />

fünf Jahre lang bis Anfang<br />

der 90er als Entwicklungshelfer in<br />

Nigeria. Dann wollten sie etwas<br />

Neues starten: exquisite Schokolade<br />

herstellen. In Brandenburg. Die<br />

„Das Wunder von Hornow“<br />

Belgisches Unternehmerpaar hat in der Lausitz eine Schokoladenmanufaktur aufgebaut<br />

Von Ute Sommer<br />

Im Schokoladenland kann sich der Gast als Chocolatier ausprobieren. Goedele Matthyssen in der Potsdamer Filiale der Confiserie Felicitas FRIEDRICH BUNGERT (2)<br />

Wahl fiel auf Hornow in der Nähe<br />

von Spremberg, inmitten wunderschöner<br />

Natur. Inder Küche einer<br />

ehemaligen Landwirtschaftlichen<br />

Produktionsgenossenschaft LPG<br />

sollte die Produktion starten. Goedele<br />

Matthyssen hatte sich inzwischen<br />

in ihrer belgischen Heimat zur Chocolatière<br />

ausbilden lassen. Alles war<br />

vorbereitet. Doch die Banken hielten<br />

sich bei den Krediten mit dem Argument<br />

zurück: „Handgemachte Schokolade<br />

–das funktionierthier nicht“,<br />

erinnertsich die Belgierin. Hier würerte<br />

sieben Jahre, bis sich der Erfolg<br />

durch Mundpropaganda einstellte.<br />

Brandenburger aus den umliegenden<br />

Dörfern kamen nach Hornow,<br />

um sich etwas Süßes zu gönnen.<br />

Heute hat die Confiserie Felicitas<br />

75 Beschäftigte. Die handgemachte<br />

Schokolade wirdinrund 300 Fachgeschäften<br />

verkauft und in drei eigenen<br />

Filialen –zwei davon in Dresden,<br />

eine in Potsdam. In dieser werden<br />

die exklusiven Süßigkeiten in<br />

Bioqualität angeboten. Unddann ist<br />

da ja noch der Stammsitz der Firma<br />

den die meisten Leute eher Geld für<br />

ihr Haus, ein Auto oder Reisen ausgeben.<br />

Dasstimmte wohl. DenNeu-<br />

Brandenburgern standen harte Jahre<br />

bevor.<br />

1992 gründeten Bienstman und<br />

Matthyssen ihr Unternehmen. Privatleute<br />

unterstützten sie.Einen Kredit<br />

bekamen sie für ein kleines Café<br />

in Cottbus. Matthyssen: „Zu jeder<br />

Tasse Kaffee gaben wir eine Praline,<br />

um für unsere Produkte zu werben.“<br />

Ihr Mann betrieb das Café. Sie produzierte<br />

Pralinen in Hornow.Esdauin<br />

Hornow. Ursprünglich auf 35 Quadratmetern<br />

wird jetzt auf 750 Quadratmetern<br />

produziert. Im Schokoladenland<br />

können sich Gäste selbst<br />

einmal als Chocolatier ausprobieren.<br />

Oder im Café die Leckereien<br />

probieren. Pro Jahr werden bei Felicitas<br />

rund 100 Tonnen Rohschokolade<br />

verarbeitet. Hinzu kommt noch<br />

einmal dieselbe Menge an Zutaten<br />

wie Likör oder Marzipan. Für Goedele<br />

Matthyssen, die 2005 als Brandenburgs<br />

Unternehmerin des Jahres<br />

ausgezeichnet wurde, ist das „das<br />

Wunder von Hornow“. ImNachhinein<br />

wundert sich die heute 50-jährige<br />

Matthyssen, dass sie an ihren<br />

Schokoladen-Traum geglaubt haben.<br />

„Das mag wohl daran gelegen<br />

haben, dass wir frisch aus Afrika zurückkamen<br />

und dass wir ganz liebe<br />

Nachbarn hatten“, sagt sie. Sie und<br />

ihr Mann sind Botschafter der Stiftung<br />

„Hilfe für Familien in Not“ des<br />

Landes Brandenburg –auch deswegen,<br />

weil sie selbst in den 90er-Jahren<br />

erfahren haben, wie wichtig Unterstützung<br />

von Freunden und<br />

Nachbarnist. Matthyssen beschreibt<br />

ihren Mann und sich selbst als„Idealisten,<br />

die nie dem großen Geld hinterhergerannt<br />

sind“. Das sei vielleicht<br />

auch der Grund für den jetzigen<br />

Erfolg, „weil die Kunden spüren,<br />

dass wir Menschen glücklich machen<br />

wollen“.<br />

Gerade erst hat die Familie eine<br />

neue Filiale in der Frauenstraße in<br />

Dresden eröffnet. In diesem Gebäude<br />

hat einmal ein Goldschmied<br />

gearbeitet, der mit seinen Kreationen<br />

August den Starken belieferte.<br />

Diese jüngste Felicitas-Filiale leitet<br />

übrigens die Tochter des belgischen<br />

Unternehmerpaars. Die 21-jährige<br />

Marie hat eine Ausbildung zur<br />

Kauffrau im Einzelhandel gemacht<br />

und auch das Handwerkeiner Chocolatière<br />

erlernt. Sie möchte später<br />

einmal den elterlichen Betrieb in<br />

Hornow übernehmen. Nach Möglichkeit<br />

gemeinsam mit ihrem jüngeren<br />

Bruder Johannes.„Derist erst<br />

14 Jahre alt“, berichtet die stolze<br />

Mutter. Aber die Geschwister sind<br />

sich wohl schon einig. Druck von<br />

den Eltern gebe es nicht, betont<br />

Matthyssen. Denn eines ist wichtig<br />

–beim Geschäftund in der Schokoladenproduktion:<br />

„Sie müssen es<br />

mit dem Herzen machen.“<br />

Foto: Timm Allrich<br />

Foto: Timo Roth<br />

terzauber in Schwerin<br />

Noch<br />

Reiseangebot<br />

Im Winter, wenn es draußen kalt und ungemütlich ist,<br />

bietet Schwerinjede Menge Genuss für Ohrund Auge.<br />

Natürlich stilecht in goldenem Ambiente –sowie es<br />

sich für eine Residenzstadt gehört.<br />

Glanzvolle Spitzenkollektion<br />

Schloss Schwerin reisen Besucher zurück in die Zeit<br />

cklenburger Großherzöge. Glanzvoll präsentiert<br />

iche Museum Schwerin seine kunsthistorischen<br />

vom 17. Jahrhundert bis zur Moderne. Es zählt<br />

tsc s bedeutendsten Museen – vor allem<br />

d llektion niederländischer Malerei.<br />

m erzoglichem Erbe, manches aus<br />

ut r m 30.11.2018 bis 24.02.2019 zeigt das<br />

Museum Werke des niederländischen Grafikers und<br />

Künstlers Hendrik Nicolaas Werkman (1882 – 1945). Die<br />

Ausstellung „Hot Printing“ gibt einen Überblick über<br />

das druckgrafische Schaffen des Künstlers, der in seiner<br />

Heimat als einer der Wegbereiter der Moderne gilt.<br />

Kultiger Musical-Genuss<br />

Eingekuschelt in samtrote Sessel genießt man im<br />

Mecklenburgischen Staatstheater ab Februar 2019 das<br />

Musical „Jekyll &Hyde“. Der kultige Musical-Krimi nach der<br />

vielfach verfilmten Novelle von Robert Louis Stevenson<br />

fesselt inhaltlich wie musikalisch. Weitere wunderbareTheaterproduktionen<br />

auf Schwerins kleinen und großen Bühnen<br />

verwandeln graue Wintertage in ein buntes Vergnügen.


4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Besser leben<br />

Zähes Ringen<br />

um ein<br />

Denkmal<br />

Claudia Stauß gründete<br />

2008 den Verein „Denkmal<br />

Kultur Mestlin“<br />

VonWibke Niemeyer<br />

Die Gemeinde Mestlin im Landkreis<br />

Ludwigslust-Parchim lebt<br />

vom Ideenreichtum und der Hartnäckigkeit<br />

des Vereins „Denkmal<br />

Kultur Mestlin“, dem Claudia Stauß<br />

vorsteht. Zu DDR-Zeiten wurde<br />

Mestlin bis 1957 als einziges von<br />

180 ausgewählten Dörfernzueinem<br />

sozialistischen Musterdorf ausgebaut.<br />

Nach dem Ende der DDR verfiel<br />

die Anlage. 2008 gründete sich<br />

der Verein „Denkmal Kultur Mestlin“.<br />

Dieser bemüht sich seither um<br />

den Erhalt des denkmalgeschützten<br />

Gebäudeensembles und eine Belebung<br />

des kulturellen Angebots, erklärtClaudia<br />

Stauß.<br />

Inzwischen versuche sie als Kommunalpolitikerin<br />

das Dorfzukunftsfähig<br />

zu gestalten. Viel ist schon geschafft.<br />

In Eigenleistung wurden<br />

2009 und 2010 beide Foyers,der kleine<br />

Saal und die Räume im Obergeschoss<br />

hergerichtet. 2013 wurde das<br />

zweite Treppenhaus wieder freigelegt.<br />

2016 bekam der große Saal einen<br />

provisorischen Fußboden. Aber<br />

auf anderes, wie die veränderte Trägerschaft<br />

des Kulturhauses, wird<br />

noch hingearbeitet. Künftig kann die<br />

Verantwortung nur noch vonhauptberuflichen<br />

und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern gemeinsam gestemmt<br />

werden. Das sei von Vereinsseite<br />

Wunsch und Forderung zugleich.<br />

Claudia Stauß kämpft seit Jahren mit<br />

ihrer Doppelbelastung. „Manchmal“,<br />

sagt die freiberuflich tätige<br />

Bühnenmeisterin, „muss ich auch<br />

Geld verdienen.“<br />

Seit der Gründung vor zehn Jahren ist<br />

Claudia Stauß Vorsitzende des Vereins<br />

Denkmal Kultur Mestlin. UDO MITZLAFF<br />

VomSperrgebiet zur blühenden Oase<br />

Zarrentin am Schaalsee liegt zwar noch in Mecklenburg, wird aber immer mehr von<br />

Zarrentin. In die kleine<br />

Stadt am Schaalsee kam<br />

man als normaler Bürger<br />

lange nicht hin. Zu DDR-<br />

Zeiten war die idyllisch am Schaalsee<br />

gelegene Stadt von drei Seiten<br />

vonWestdeutschland umgeben und<br />

damit Sperrgebiet. Fast 30 Jahre<br />

später gehören Stadt und Amt zu<br />

den wenigen Wachstumsregionen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern. Geholfen<br />

hat da vor allem die Nachbarschaft<br />

zu Schleswig-Holstein<br />

und die Nähe zu Hamburg.<br />

Klaus Draeger weiß als ehrenamtlicher<br />

Bürgermeister der etwas<br />

mehr als 5200 Einwohner zählenden<br />

Stadt gar nicht, wo er mit seinen<br />

Aufzählungen über die positiven<br />

Nachrichten anfangen soll.<br />

„Die Baugebietesindalle voll,selbst<br />

bei den erst geplanten Abschnitten<br />

gibt es Wartelisten. Bauplätze sind<br />

nicht zu bekommen, uns fehlen<br />

Wohnungen, wir müssen und wollen<br />

eine neue Schule bauen, die<br />

Kita-Plätze reichen nicht, wir können<br />

uns inzwischen vor Anfragen<br />

kaum retten“, erzählt Draeger, der<br />

als Ehrenamtlicher noch seine<br />

Brötchen als Schmierstoffhändler<br />

verdienen muss.<br />

Beliebter Treffpunkt<br />

Für den Erfolg der Schaalseestadt<br />

gibt es Gründe. Die Lage an der<br />

Grenze hatte sich mit der Wende<br />

sehr schnell vomNach- zum Vorteil<br />

gewandelt. Mölln und Ratzeburg<br />

liegen um die Ecke, der Weg zur<br />

Autobahn und damit nach Hamburgist<br />

kurz. Dazu kommt die Lage<br />

an dem Seengebiet mit dem wirklich<br />

idyllischen Schaalsee als größtem<br />

Gewässer. Schon früh wurde<br />

mit der reichhaltigen Natur geworben,<br />

das bald gegründete Schutzgebiet<br />

„Biosphäre“ half dabei. Heute<br />

ist Zarrentin ein beliebter Treff für<br />

Naturfreunde und Radfahrer. Und<br />

das, obwohl es kaum neue Radwege<br />

gibt. Das „Pahlhuus“ als Sitz der<br />

Reservats-Verwaltung ist längst zu<br />

einem Wahrzeichen geworden.<br />

Und während anderswo nach<br />

der Wende die Beschäftigung<br />

extrem einbrach, hatte der Bereich<br />

der Stadt und des Amtes relativ<br />

schnell Alternativen zu bieten. Und<br />

das hatte wiederum mit der Grenzlage<br />

zu tun. Zarrentin war mit Eröffnung<br />

der Transitautobahn A 24<br />

1982 unfreiwillig auch Namensgeber<br />

für eine Grenzübergangsstelle.<br />

Auf deren Gebiet entstand durch<br />

die pfiffige Arbeit der Bürgermeister<br />

der kleinen GemeindenValluhn<br />

und Gallin dann erst ein kleines<br />

Gewerbegebiet, das nach schweren<br />

Zuzüglern aus dem nahen Westen geprägt<br />

Von Mayk Pohle<br />

Aufgang vom Schaalsee zum Zarrentiner Kloster, dort sitzt nicht nur die Verwaltung.<br />

Die Säle werden auch für zahlreiche Kulturveranstaltungen genutzt.<br />

Zarrentin am Schaalsee, idyllischer geht es kaum. Im Vordergrund sind Klosterkirche und das<br />

Klostergebäude gut zu erkennen. Diese Lage sorgt derzeit für einigen Zuzug.<br />

TILO RÖPCK (2)E<br />

Anfangsjahren schnell größer wurde.<br />

Heute ist der „Businesspark A<br />

24“ eines der größten Gewerbegebiete<br />

im Land mit mehr als<br />

30 Firmen und geschätzt etwa<br />

4000 Mitarbeitern. Edeka hat hier<br />

seine Logistikzentrale,sein Fleischwerk,<br />

Tchibo war früh dort und<br />

auch das Unternehmen „DS-Produkte“<br />

firmiert dort. Geschäftsführer<br />

Ralf Dümmel erlangte als einer<br />

der Investoren bei der Fernsehshow<br />

„Die Höhleder Löwen“ bundesweite<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Nicht nur an der Autobahn, auch<br />

in Zarrentin selbst siedelten sich<br />

neue Firmen an. Beider jüngsten Erweiterung<br />

des stadteigenen Gewerbegebietes<br />

waren die Flächen schon<br />

vorBaubeginn fest gebucht.<br />

Kulturelles Zentrum<br />

Doch das ist es nicht allein. Mit der<br />

altenKircheund dem für viel Geld sanierten<br />

Klostergebäude amSee verfügt<br />

das kleine Städtchen über so etwas<br />

wie ein kulturelles Zentrum. Und<br />

das ist so vorzeigbar, dass sich dort<br />

sogar schon drei Ministerpräsidenten<br />

norddeutscher Bundesländer trafen.<br />

Seit zwei oder drei Jahren macht<br />

Zarrentin auch zunehmend als beliebter<br />

Wohnort von sich reden. Vor<br />

allem Menschen aus dem Hamburger<br />

Umland zieht es zunehmend in<br />

die Idylle.KeinWunder,gemessen an<br />

hanseatischen Verhältnissen wohnt<br />

es sich sehr preiswert, die Infrastruktur<br />

ist da und zur Notist man in einer<br />

halben Stunde wieder in der Hansestadt.<br />

Den Grundstückspreisen hat<br />

das nicht gut getan, Zarrentin ist für<br />

Mecklenburger Verhältnisse schon<br />

fast zu teuer geworden.<br />

Time Park im Zentrum<br />

Doch Zuzug gibt es nicht nur von<br />

den Vermögenden, auch ganz normale<br />

Menschen wollen in der Nähe<br />

wohnen. Ihre Arbeitsstelle haben sie<br />

schon meist in der Nähe.<br />

Allerdings hält die bescheidene<br />

Infrastruktur Zarrentins da nicht<br />

mehr mit und das Vorhandene ist<br />

deutlich in die Jahre gekommen.<br />

Nicht umsonst hängen derzeit viele<br />

Hoffnungen aneinem Neubauprojekt<br />

mit dem vielsagenden Namen<br />

„Time Park“. Es geht um die Umwandlung<br />

eines früher geplanten<br />

Gewerbegebietes in einen Wohnkomplex<br />

mit Mietwohnungen, Häusern<br />

für betreutes Wohnen und<br />

hochwertigen Eigenheimen in<br />

Seenähe. Und das alles im Herzen<br />

der Stadt. Nicht alle finden das gut,<br />

es gibt Streit mit einigen Nachbarn<br />

und auch mit den Naturschützern.<br />

Über einen Teil des Projektes entscheidet<br />

nun das Oberverwaltungsgericht<br />

in Greifswald.<br />

Wachsende Stadt<br />

Doch das alles ändert nichts daran,<br />

dass Zarrentin dringend neue Mietwohnungen<br />

braucht. Denn die Prognosen<br />

sind laut zweier Studien eindeutig:<br />

Danach wird Zarrentin weiter<br />

wachsen, langsam zwar, inüberschaubarem<br />

Rahmen aber stetig.<br />

Und mit dem knapper werdenden<br />

Angebot in der Stadt selbst, steigt die<br />

Hoffnung, dass der kleine Aufschwung<br />

auch das Umland erreicht.<br />

Denn der beschränkt sich bisher nur<br />

aufdie Kernstadt, die vielen Ortsteile<br />

undauch dieGemeinden in der Umgebung<br />

merken auf ihrem Grundstücksmarkt<br />

davon noch wenig.<br />

Auch wenn natürlich alle die Vorzüge<br />

der kleinen Stadt nutzen. Dazu<br />

passt, dass der Besitzer des größten<br />

Supermarktes große Neubaupläne<br />

hegt und die Stadt nach Jahren der<br />

Vorbereitung endlich das überfällige<br />

Ärztehaus bauen kann. Ganz in der<br />

Nähe des berühmten Klosters.<br />

Rückkehrer<br />

und Hiergebliebene<br />

Kita, Schule, Studium und<br />

erster Job –alles in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Von Carsten Schönebeck<br />

Wer kommt wann warum? –<br />

Ziemlich viele Fragen, die Johanna<br />

Menzel für ihre akademische<br />

Abschlussarbeit gestellt hat,inder es<br />

um das Thema „Rückkehrer“ geht.<br />

Aufgewachsen in einem kleinen Ort<br />

bei Teterow, zog es die junge Frau<br />

zum Studium erst nach Greifswald,<br />

dann nach Rostock. Dass das Leben<br />

im ländlichen Raum inzwischen<br />

wieder einen Reiz auf viele ausübt,<br />

hat sie mit Befragungen und Datenanalysen<br />

nachweisen können.<br />

Johanna Menzel lebt in Greifswald und arbeitet<br />

als wissenschaftliche MitarbeiternamInstitut<br />

für Politikwissenschaft inRostock.<br />

CARSTEN SCHÖNEBECK<br />

Schon seit fünf Jahren gibt es im<br />

Land wieder einen positiven Wanderungssaldo.„Das<br />

liegt vor allem daran,<br />

dass mehr Leute kommen –was<br />

den früheren Prognosen des Landes<br />

widerspricht“, erklärt sie. Und dieser<br />

Zuwachs entstehe eben nicht nur in<br />

den Städten. Auffällig sei vor allem<br />

der Zuzug vonFamilien. Erschwingliches<br />

Bauland und ein breites Kita-<br />

Angebot seien gute Gründe für Menschen<br />

im Alter zwischen 30 und<br />

40 wieder inihre Heimatregion zurückzukehren.<br />

Oft spieltenaber auch<br />

emotionale Aspekte eine Rolle –<br />

Kindheitserinnerungen und idealisierte<br />

Vorstellungen vomLandleben.<br />

Allerdings sieht Menzel auch<br />

noch viele Baustellen im ländlichen<br />

Raum. Auch kleine Städte müssten<br />

gehobenen Wohnansprüchen gerecht<br />

werden, um neue Bürger anzulocken<br />

und für die Zuzügler müsse<br />

eine Art„Willkommenskultur“ herrschen,<br />

die es ihnen leicht macht,<br />

sich im Dorfleben einzubringen.<br />

Helfendes Wasser in Plau am See<br />

Den Kneippschen Anwendungen wird heilende Wirkung zugesprochen, zudem machen sie wach und fit<br />

Von Dörthe Rahming<br />

Plau am See Morgens ein kaltes<br />

Fußbad –das klingt nicht nach<br />

dem idealen Start inden Tag. „Aber<br />

es macht wach und fit“, weiß Beate<br />

Möller vom Kneipp-Landesverband<br />

Mecklenburg-Vorpommern e.V. in<br />

Plau am See. Sie kennt das seit ihrer<br />

Kindheit: „Bei meinen Großeltern<br />

war die Badewanne immer halb voll,<br />

und wir sind morgens gleich zum<br />

Wassertreten reingestiegen.“<br />

Sie möchte aber mit dem Vorurteil<br />

aufräumen, Kneipp hätte nur mit<br />

kaltem Wasser und alten Leuten zu<br />

tun. Denn die Lehredes bayerischen<br />

Pfarrers Sebastian Kneipp aus dem<br />

19. Jahrhundertumfasst fünf Säulen:<br />

Ordnung, Ernährung, Bewegung,<br />

Kräuter und eben die natürlichen<br />

Reizewie Wechselbäder,Wickel oder<br />

Güsse. „Alles, was wir nach unten<br />

machen, beruhigt“, erklärt Möller.<br />

So macht Vorbeugen Spaß: Der Armguss ist eine der Kneipp-Anwendungen.<br />

STADT BAD WÖRISHOFEN<br />

„Und alles nach oben ist anregend.<br />

Wichtig ist auch, dass man es täglich<br />

anwendet –das stärkt das Immunsystem.“<br />

Werseine Füße kurz ineinen<br />

winterkalten See taucht, härtet sich<br />

schon ab.„Es braucht nur einen kurzen<br />

Reiz, soll ja nicht wehtun. Dann<br />

dasWasser abstreifen, nicht ganz abtrocknen,<br />

Strümpfe und Schuhe wieder<br />

anziehen – und man hat sofort<br />

warme Füße.Und gute Laune.“<br />

Wenn doch mal eine Erkältung<br />

droht, kann sie mit einem Fußbad zu<br />

Hause vielleicht noch abgewendet<br />

werden: „Man hängt die Beine 15 bis<br />

20 Minuten insWasser –erst bei etwa<br />

34 Grad, dann langsam ansteigend<br />

bis etwa 39 Grad. Danach mit warmen<br />

Socken gleich ins Bett.“ BeiFieber<br />

helfen Wadenwickel: „Man<br />

nimmt feuchte Leinentücher, die<br />

nur wenig kühler sind als die Körpertemperatur,<br />

legt sie um die Beine<br />

und wechselt sie regelmäßig.“ Bienenwachs-Wickel<br />

werden einfach<br />

auf die Brust gelegt und helfen gegen<br />

Erkältung. Es gibt sie in Drogeriemärkten.<br />

Bei Verbrennungen tun<br />

Quarkwickel gut, bei OhrenschmerzenlindernZwiebeln.<br />

Die Kneippschen Ideen wirken<br />

keineswegs nur bei kranken oder alten<br />

Menschen: In Mecklenburg-Vorpommerngibt<br />

es inzwischen 36 Kindergärten<br />

und sechs Schulen, die<br />

sich an seinen Lehren orientieren –<br />

unter anderem inWöbbelin, Groß<br />

Godems und Mestlin. „Dagehen alle<br />

raus zum Tau-Treten, es gibt gutes<br />

Essen und Entspannungsrituale<br />

während des Unterrichts“, berichtet<br />

Möller.Vorbeugen ist besserals ...<br />

Landesweit haben sich auch fünf<br />

Senioreneinrichtungen die gesunden<br />

Anwendungen auf die Fahnen<br />

geschrieben. DerenBewohner benötigen<br />

weniger Medikamente, die<br />

Mitarbeiter sind entspannter –bewiesen<br />

ineiner wissenschaftlichen<br />

Studie. Außerdem sind das Ostseebad<br />

Göhren auf Rügen und die Feldberger<br />

Seenlandschaft als Kneipp-<br />

Kurorteausgewiesen, und es gibt etliche<br />

Vereine im Land.<br />

Sebastian Kneipp hat sich die<br />

Heilkräfte der Natur zunutze gemacht.<br />

Selbst an Tuberkulose erkrankt,<br />

mutete er sich täglich einen<br />

langen Fußmarsch und ein Tauchbad<br />

in der eiskalten Donau zu –am<br />

Ende war er geheilt und gab seine<br />

Erfahrungen weiter.<br />

Der Kneipp-Landesverband bietet<br />

Weiterbildungen für Erzieherinnen<br />

oder Altenpfleger an und möchte<br />

diese Anwendungen überall bekannter<br />

machen –immerhin kosten<br />

sie wenig oder gar kein Geld und<br />

helfen auf natürliche Art. Der bundesweite<br />

Kneipp-Bund hat inzwischen<br />

160 000 Mitglieder, die in<br />

660 Vereinen organisiertsind.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 5<br />

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Besser leben<br />

Wovon andere ihr Leben<br />

lang träumen,<br />

das hat David Kundt<br />

ausNeustrelitz schon<br />

im Alter von 29Jahren verwirklicht:<br />

Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht.<br />

Seine Leidenschaft ist die<br />

Kettensägen-Schnitzerei. Neun Jahre<br />

lang hat er in seiner Freizeit geschnitzt.<br />

Sein Chef ineinem Holzhandel<br />

in Neustrelitz ließ ihn nach<br />

Feierabend auf dem Hof sägen. So<br />

wurde er immer besser. Indiesem<br />

Jahr nun wagte er den Schritt in die<br />

Selbstständigkeit, mietete eine Halle<br />

und lebt vonseiner Kunst.<br />

Angefangen hat der Neustrelitzer<br />

zunächst mit kleinen Pilzen<br />

und Männchen. „Ich war begeistert<br />

von der Power der Sägen“, erzählt<br />

er. Zusammen mit seinem<br />

Vater hatte er damals viel mit dem<br />

Werkstoff Holz gearbeitet. „Ich war<br />

früher mal etwas verrückt drauf,<br />

deswegen bin ich meinen Elternso<br />

dankbar,dass sie mich die gesamte<br />

Zeit über unterstützt und an mich<br />

geglaubt haben“, erzählt Kundt.<br />

„Normale Arbeit hat mich oft gestresst,<br />

jetzt ist es nur noch positiver<br />

Stress“.<br />

Holz mit besonderem Teint<br />

Seine Motive entspringen entweder<br />

aus seiner Fantasie oder aber<br />

er erfüllt Kundenwünsche. Neben<br />

Tieren, Menschen und Pflanzen<br />

stellt der Holzbildhauer auch<br />

Laternen, Schalen und filigran<br />

ausgearbeitete Schmuckstücke<br />

her.Für die Figuren verwendet David<br />

Kundt meistens Eichenstämme.„Das<br />

ist das langlebigste Holz,<br />

das es hier in der Region gibt, und<br />

es lässt sich super verarbeiten.“<br />

Für besondere Kundenwünsche<br />

greift er aber auch zum edleren<br />

Kirschholz. DieFiguren sägt er aus<br />

Neustrelitzer schwingt kunstvoll die<br />

Kettensäge<br />

David Kundt hat sich selbstständig gemacht. Der 29-Jährige lebt von seinen Holz-Skulpturen. Als<br />

Angestellter fühlte er sich oft gestresst. Jetzt hat erpositiven Stress<br />

VonAlexander Block<br />

David Kundt tritt mit seiner Säge auch bei Stadtfesten auf. Im Sommer ließ ersich bei der Langen Nacht der Künste in Neustrelitz bei derArbeit zusehen.<br />

ARCHIV/MATTHIAS SCHÜTT<br />

einem Stück. „Das Schwierigste ist<br />

der Grobschnitt. Dabei muss ich<br />

ganz besonders darauf achten,<br />

auch die richtigen Proportionen zu<br />

finden.“ Danach geht es dann an<br />

die Details.<br />

Für seine Arbeit verwendet<br />

Kundt spezielle Kettensägen, die<br />

vorne spitz zulaufen. „Mit diesen<br />

Carving-Sägen bekommt man<br />

auch die Details super hin, nur bei<br />

Augen oder Gravuren nehme ich<br />

dann den Dremel zur Hand.“ Die<br />

fertigen Figuren lässt Kundt meist<br />

unbehandelt. „Es sieht ambesten<br />

aus, wenn nach dem Schleifen die<br />

Maserung des Eichenholzes zum<br />

Vorschein kommt. Dann hat das<br />

Holz so einen besonderen Teint<br />

und ein schönes Flair.“Verletzt hat<br />

sich Kundt bei der Arbeit noch<br />

nicht. „Die Kettensäge ist für mich<br />

das, was der Pinsel für den Maler<br />

ist.“ Das Handwerk hat er sich übrigens<br />

durch Ausprobieren und<br />

durch Videos von anderen Künstlern<br />

selbst beigebracht.<br />

Ein Wildschwein sägen<br />

Sein Können gibt Kundt auch weiter.<br />

So tritt er beispielsweise bei<br />

Stadtfesten auf und lässt sich bei<br />

der Arbeit zusehen. An Wochenenden<br />

können Kurse bei ihm besucht<br />

werden. An zwei Samstagen und<br />

insgesamt 15 Stunden dürfen die<br />

Teilnehmer dann beispielsweise<br />

ihre eigene Eule oder ein Wildschwein<br />

sägen. Werkeine Gruppenkurse<br />

mag, kann auch zu zweit<br />

kommen. „Das machen besonders<br />

Rentner gern.“ Für David Kundt<br />

steht fest: „Das Sägen gebe ich niemals<br />

auf. Sollte das Geschäft mal<br />

nicht so laufen, suche ich mir vielleicht<br />

einen Nebenjob.“ Die Säge<br />

bleibt immer die Nummer eins.<br />

www.kundtst-werke.de<br />

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6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Besser leben<br />

Burkhard Steinfurth mit den Galloway-Rindern istMitbegründer der Öbik in Krummenhagen bei Stralsund. MIRIAM WEBER (2)<br />

Die Krummenhäger Erfolgsgeschichte<br />

Ökologische Beschäftigungsinitiative gibt vielen Menschen seit Jahren eine Perspektive<br />

Von Miriam Weber<br />

Krummenhagen. Grüne<br />

Wiesen, weite Felder,kleine<br />

Dörfer – vorpommersche<br />

Idylle pur. Wer dem Stadtlärm<br />

und der Hektik entkommen<br />

möchte, um der Natur wieder ein<br />

Stück näher zu sein, ist dort, in Krummenhagen,<br />

einem Dorfein paar Kilometer<br />

vor Stralsund gelegen, genau<br />

richtig. Doch das ist nur die eine Seite<br />

der Medaille. Denn dieses ländliche<br />

Idyll, oder einfach nur weitab vom<br />

Schuss, drohte den Dorfbewohnern<br />

zum Verhängnis zu werden.<br />

Verbesserung der Dorfstruktur<br />

„Viele sind nach der politischen<br />

Wende arbeitslos geworden. Im Jahr<br />

1991 haben wir die ökologische Beschäftigungsinitiative<br />

Krummenhagen<br />

(Öbik) gegründet, um den Menschen<br />

wieder eine Perspektive zu<br />

bieten“, sagt Egbert Zietz, der heute<br />

Vorstandsvorsitzender des Vereins<br />

ist. Damals war es das Ziel, die vorpommersche<br />

Dorfstruktur zu verbessern<br />

und ökologische Innovationen<br />

zu entwickeln und umzusetzen.<br />

„Der ökologische Bereich war ein<br />

freies Feld, bei dem wir niemandem<br />

Egbert Zietz, Vereinsvorsitzender der Öbik Krummenhagen, stellt Lehmziegel her.<br />

auf die Füße getreten sind.“ Um es<br />

vorweg zu nehmen, die Öbik wurde<br />

eine Erfolgsgeschichte.<br />

„Wir haben damals umfangreiche<br />

Förderung erhalten, waren Träger diverser<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“,<br />

erinnert sich Egbert Zietz. In<br />

Spitzenzeiten waren etwa 130 Mitarbeiter<br />

für den Verein beschäftigt.„Wir<br />

haben klein angefangen und sind<br />

später ein riesiges Regenbogenprojekt<br />

geworden, bunt und umspannend.“<br />

Kräutergarten, Pferdestall,<br />

Reiten, Zeltlager für Kinder,Weberei,<br />

Töpferei, Käserei ... Alte Häuser wurden<br />

saniert, die Dorfstraße gepflastert.<br />

Höhepunkt im Vereinsleben, an<br />

den sich heute noch viele Menschen<br />

in der Region erinnern, war der Besuch<br />

des britischen Thronfolgers<br />

Prinz Charles, imJahr 1997.„Das absolute<br />

Highlight“, erinnert sich EgbertZietz<br />

heute mit einem Lachen.<br />

Aber das Ziel sei immer gewesen,<br />

Arbeitsplätzezubeschaffen. Deshalb<br />

gründeten sich verschiedene Firmen,<br />

die ihren Ursprung in der Öbik hatten,<br />

um die Jahrtausendwende aus.<br />

Teilweise gibt es diese Firmen heute<br />

noch. Dasreichtvom Kinderbauernhof<br />

Pustowvon BerndSimon über die<br />

Lehmbaumanufaktur von Egbert<br />

Zietz, die Gemeinschaftsküche Rumpelstilz<br />

von Burkhard Steinfurth bis<br />

hin zum Biobauernhof Alter Pfarrhof<br />

vonClaudia Resthöft.<br />

„Nachdem sich die Firmen ausgegründet<br />

hatten, mussten wir uns<br />

alsVerein neu orientieren“, sagt Vorstandsmitglied<br />

Brigitte Gebhardt.<br />

Bei den Überlegungen, wie es weitergehen<br />

sollte, rückte immer mehr<br />

die Umweltbildung in den Fokus.<br />

„Unser Seminarhaus ,Eulenhof‘, das<br />

die materielle Basis des Vereins abgesichert<br />

hatte, wurde langsam zu<br />

klein“, schaut Egbert Zietz zurück.<br />

Also wurde die Idee vomProjekthaus<br />

und Quartier „Penne“ geboren.<br />

Vor allem Schulklassen sind in<br />

das Haus eingeladen. Eine Kombination<br />

aussaniertem Alt- und Neubau.<br />

„Im Moment stehen 22 Schlafplätze<br />

zur Verfügung, doch wir werden<br />

Stück für Stück auf 38Betten aufstocken.<br />

Wirwollen die Schulklassen<br />

gern nach Krummenhagen locken,<br />

Urlaub im ländlichen Raum und abseits<br />

der gängigen Touristenpfade“.<br />

Für die Klassen gebe es ein umfangreiches<br />

Bildungsangebot aus verschiedenen<br />

Bereichen wie Umwelt,<br />

Bauen mit Naturbaustoffen oder<br />

kreative Gestaltung. „Dabei greifen<br />

wir auf die Firmen zurück, die sich<br />

zum einen aus der Öbik ausgegründet<br />

und in der Region angesiedelt haben“,<br />

sagt Egbert Zietz. Fledermauswanderung,<br />

den Seeadlern auf der<br />

Spur, unterwegs in Wald und Flur –<br />

für die Kinder gibt es einiges unter<br />

Anleitung zuentdecken. Nicht zuletzt<br />

ist die Welterbestadt Stralsund<br />

nurein paar Kilometer entfernt.<br />

Innerhalb des Projektes „Penne“<br />

wird eine weitere Idee intensiv verfolgt,<br />

die Kinderküche.Indieser Küche<br />

sollen unter fachgerechter Anleitung<br />

vonProfiköchen des Kooperationspartners<br />

Gemeinschaftsküche<br />

Rumpelstilz Kindergruppen die<br />

Grundlagen einer gesunden Ernäh-<br />

rung erlernen und sehen, wie man<br />

einfache Gerichte selbst zubereiten<br />

kann. „Das geht aber Schritt für<br />

Schritt, denn dafür benötigen wir<br />

zum Beispiel eine neue Kücheneinrichtung“,<br />

sagt EgbertZietz.<br />

Größerer Zusammenhalt<br />

Eine Sache betont der Vorstandsvorsitzende<br />

immer wieder: „Die Öbik<br />

hat eine wichtige soziale Komponente“,<br />

sagt er und schaut dabei in<br />

Richtung Brigitte Gebhardt, die ergänzt:<br />

„Einmal im Monat treffen sich<br />

in der Penne die Dorffrauen. Hier<br />

haben wir eine Basis.“ Die Frauen<br />

des Dorfes sind maßgeblich dafür<br />

verantwortlich, dass es wieder so etwas<br />

wie eine Dorfgemeinschaft gibt.<br />

Verschiedene Aktionen wie Malkurse<br />

mit Pastellkreide oder eine Blumenbörse<br />

werden organisiert.<br />

„Außerdem gibt es seit elf Jahren<br />

den Dorfbrunch. Einmal im Jahr<br />

treffen sich dortalle Dorfbewohner.“<br />

Basteln, klönen, gemeinsam lachen<br />

undmal wieder schauen, wie es dem<br />

Nachbarngeht. „Das ist es doch, was<br />

ein Dorfausmacht“, ist Brigitte Gebhardt<br />

überzeugt.<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH<br />

Geschäftsführer:<br />

Jens Kauerauf<br />

Ein Blick in die himmlische Wetterküche<br />

Professor Dr. Jorge Chau erforscht in Kühlungsborn die mittlere Atmosphäre<br />

V.i.S.d. Pressegesetzes: Jochen Arntz<br />

Vermarktung:<br />

BVZ BM Vermarktung GmbH<br />

(BerlinMedien)<br />

Alte Jakobstraße 105<br />

10969 Berlin<br />

Geschäftsführer:<br />

Andree Fritsche<br />

berlin.anzeigen@dumont.de<br />

Druck:<br />

BVZ <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH<br />

Am Wasserwerk 11,<br />

10365 Berlin<br />

Layout: mdsCreative GmbH,<br />

Alte Jakobstr. 105, 10969 Berlin<br />

Geschäftsführer: Klaus Bartels<br />

Titelbilder:<br />

DPA/ZB Patrick Pleul;<br />

Ronald Bonss;<br />

Miriam Weber;<br />

Sascha Fromm;<br />

Friedrich Bungert;<br />

nebenan.de;<br />

Tilo Röpke;<br />

Stadt Bad Wörishofen<br />

„Besser leben“ ist ein<br />

Gemeinschaftsprojekt der<br />

ostdeutschen Tageszeitungen<br />

Von Axel Büssem<br />

Auf demWegvon seinem Bürozur<br />

Radarstation hat Professor Jorge<br />

Chau einen herrlichen Blick von einem<br />

Hügel über Kühlungsborn auf<br />

die Ostsee. Beruflich richtet sich der<br />

Blick des Radar-Experten eher nach<br />

oben: Er erforscht am Leibniz-Institut<br />

für Atmosphärenphysik (IAP)<br />

Phänomene inder mittleren Atmosphäre<br />

–vor allem die Verbindung<br />

verschiedener Schichten.<br />

Das hat durchaus einen aktuellen<br />

praktischen Bezug: Die lang anhaltende<br />

Hitzewelle in Mitteleuropa wird<br />

von Meteorologen auch auf ungewöhnliche<br />

Veränderungen beim Polarjet<br />

zurückgeführt, dem weltumspannenden<br />

Starkwindband über der<br />

Nordhalbkugel, das unter anderem<br />

den Wechsel von Hochs undTiefs beeinflusst.<br />

Auch Chau befasst sich mit<br />

dem Polarjet, wenn auch mit dem<br />

winterlichen: „Der Polarjet war auch<br />

im letzten Winter außergewöhnlich“,<br />

stellt Chau fest. Unddas war nicht das<br />

erste Mal: Vorgenau zehn Jahren wies<br />

Chau, damals noch in seiner Heimat<br />

Peru, als einer der ersten Wissenschaftler<br />

weltweit nach, dass es eine<br />

Verbindung zwischen Veränderungen<br />

am Polarjet und der Bildung elektrischer<br />

Felder in der Ionosphäre etwa<br />

500 Kilometer über dem Äquator gibt.<br />

EinJahr später,imWinter 2009,beobachtete<br />

er dann erneut eine Besonderheit<br />

in der polaren Stratosphärein<br />

etwa 30 Kilometern Höhe: Innerhalb<br />

vondreiTagen erwärmte sich die Luft<br />

dort um60Grad. „Ich bin zu meinem<br />

Chef gegangen und sagte ihm: ,Wir<br />

müssen das Radar anschalten, es wird<br />

etwas passieren.’“ Sein Chef zögerte,<br />

denn die Nutzung des Radars kostete<br />

pro Tag 15 000 Dollar. Doch er ließ<br />

sich überzeugen und tatsächlich:„Am<br />

vierten Tagstellten wir in der äquatorialen<br />

Ionosphäre ein elektrisches<br />

Feld fest, das dreimal variabler war als<br />

unter normalen Bedingungen.“ Diese<br />

magnetischen Felder können unter<br />

anderem das globale Positionierungssystem<br />

GPSstörenund sich damitauf<br />

Luftfahrt, Landwirtschaft oder Forschung<br />

auswirken. Seit 2013 ist Chau<br />

Prof. Dr.Jorge Chau vor der Radarantennen-<br />

Anlage imLeibniz-Institut für Atmosphärenphysik<br />

in Kühlungsborn.<br />

MARTIN BÖRNER<br />

nun inKühlungsborn, wo er die Abteilung<br />

Radarsondierung leitet. Privat<br />

spielt er Fußball, läuft Marathon und<br />

engagiertsich sozial im Rotary-Club –<br />

wenn es die Arbeit am IAP zulässt. Als<br />

Arbeitsgerät dient ihm dort vor allem<br />

ein Netz aus Radarsystemen, die am<br />

Institut in Kühlungsborn, aber auch<br />

in Juliusruh auf Rügen, in Neustrelitz<br />

(Kreis Mecklenburgische Seenplatte),<br />

Potsdam und Collm (Sachsen) stehen.<br />

„Damit sind wir in der Lage,die Windbewegungen<br />

in einem 1000 mal<br />

500 Kilometer großen Bereich in Höhen<br />

zwischen 60 und 120 Kilometern<br />

exakt zu messen.“<br />

Die äquatoriale Ionosphäre erreicht<br />

er damit aber nicht. Daher wartet<br />

Chau gespannt auf die Ergebnisse<br />

anderer Forschungseinrichtungen,<br />

die ihm die Werte über die elektrischen<br />

Felder liefern, die dort –soerwartet<br />

er jedenfalls –infolge des außergewöhnlichen<br />

Winter Polarjets im<br />

Norden der Hemisphäre entstanden<br />

sind. „Ich erwarte,dass der Effekt länger<br />

angehalten hat als bei vorherigen<br />

Ereignissen 2008, 2009 oder 2013.“<br />

DieKopplung zwischen niedrigeren<br />

Luftschichten in polaren Breiten<br />

und höheren am Äquator ist nur ein<br />

kleiner Aspekt der Forschung am<br />

Ins-titut für Atmosphärenforschung,<br />

betont Institutsdirektor Professor<br />

Franz-Josef Lübken: „Wir erforschen<br />

die mittlere Atmosphäre zwischen<br />

20 und 120 Kilometern Höhe. Dort<br />

gibt es merkwürdige physikalische<br />

Phänomene.“ So ist es an der so genannten<br />

Mesopauseinetwa 90 Kilometern<br />

Höhe im Sommer kälter als<br />

im Winter. „Nördlich des Polarkreises<br />

ist es dort imSommer 100 Grad<br />

kälter, als man aufgrund von Strahlung<br />

erwarten würde.Verantwortlich<br />

sind sogenannte Schwerewellen, die<br />

am IAP intensiv erforscht werden.“,<br />

so Lübken.<br />

Neben dem Radar,für das Professor<br />

Chau verantwortlich ist, rücken<br />

die Wissenschaftler am IAP den Geheimnissen<br />

auch mit Höhenforschungsraketen<br />

und Laserimpulsen<br />

zu Leibe: Letztere werden in den<br />

Himmel geschickt und in der Atmosphäre<br />

von Luft- und Wolkenteilchen<br />

zurückgeworfen. Ausder Streuung<br />

der wieder auf der Erde empfangenen<br />

Strahlung ziehen sie Rückschlüsse<br />

über Temperaturen und<br />

Windgeschwindigkeiten.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 7<br />

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Besser leben<br />

Die Sonne brennt. Zufrieden<br />

schaut Sven-Erik Hitzer<br />

nach oben. Nicht in<br />

den Schmilkaer Himmel,<br />

sondern auf das Dach des himmelblauen<br />

Gebäudes. Hier, wo früher<br />

die DDR-Grenztruppen ihre Kübelwagen<br />

geparkt haben, ist heute die<br />

Schaltzentrale seines kleinen Imperiums.Hier<br />

werden neue Marketingkampagnen<br />

erdacht und Übernachtungsarrangements<br />

kalkuliert. Oben<br />

auf dem Dach arbeitet derweilen die<br />

Solaranlage. Auch sie ist Teil des<br />

Konzeptes von einem Bioenergiedorf<br />

in der Sächsischen Schweiz.<br />

„Ein Fünftel unserer Energie erzeugen<br />

wir bereits selbst, und der Rest<br />

istÖkostrom“, sagt Sven-ErikHitzer.<br />

Auf dem Weg zum Dorfzentrum<br />

huscht lautlos ein Elektromobil vorbei,<br />

beladen mit Saftkästen, Servietten<br />

und so allerlei, was man in der<br />

Gastronomie braucht.<br />

Unternehmerischer Ehrgeiz<br />

Gastronomie, die wollte Hitzer anfänglich<br />

eigentlich nie machen. Aber<br />

er ist Perfektionist und merkte 2006,<br />

nach dem Kauf des Hotels Helvetia,<br />

sehr schnell, dass die Gäste mehr suchen<br />

als einen Ort zum Übernachten.<br />

Schmilka aber,der Grenzortmit<br />

einst 300 Einwohnern, hatte damals<br />

wenig zu bieten. DieJugend war den<br />

Jobs hinterhergezogen. Immer mehr<br />

Häuser standen leer und hatten regelmäßig<br />

Besuch von den Elbefluten.<br />

Das Schicksal von Schmilka<br />

schien besiegelt.<br />

Doch der in Cottbus geborene<br />

Unternehmer wollte sich damit<br />

nicht abfinden. Er,der schon als junger<br />

Mann zum Klettern indie Sächsische<br />

Schweiz gekommen war, hatte<br />

gleich nach der Wende mit der<br />

Pension Rauschenstein seine erste<br />

eigene Immobilie in dem Grenzdorf<br />

erworben. Eine kleine, private Herberge<br />

für Kletterwochenenden, so<br />

der Plan. Heute, 25Jahre später, gehört<br />

dem Unternehmer bald jedes<br />

zweite Haus in Schmilka, das manche<br />

schon scherzhaft „Hitzerhausen“<br />

nennen. „Ich stehe zwar im<br />

Grundbuch, aber hier ist auch immer<br />

viel geliehenes Geld mit dabei“,<br />

relativiert Hitzer, der weiß, dass sein<br />

unternehmerischer Ehrgeiz und sein<br />

Erfolg nicht überall immer nur begeistert<br />

aufgenommen werden.<br />

Rund zwölf Millionen Euro hat er seit<br />

1993 in Schmilka investiert, in die<br />

Rettung denkmalgeschützter Häuser,<br />

aber auch Glasfaserkabel und<br />

eigene Stromnetze, dieseine Gebäude<br />

untereinander verbinden.<br />

Hitzer schafft dafür ständig neue<br />

Attraktionen. 2007 hat er begonnen,<br />

die alte Mühle aufzubauen. Als Projektierungshilfe<br />

diente ihm eine alte<br />

Zeichnung von Ludwig Richter. Am<br />

einsturzgefährdeten Gebäude selbst<br />

fand man nur noch die Balkenlöcher<br />

für die Mühlradaufhängung. Heute<br />

klappert wieder sanft das Mühlrad,<br />

angetrieben von der Ilmquelle. Die<br />

Mühle gilt als hydromechanisches<br />

Phänomen. Die Quelle spuckt sechs<br />

Liter pro Sekunde, zuverlässig im<br />

Sommer wie im Winter, auch jetzt<br />

Der Bionier<br />

Unternehmer Sven-Erik Hitzer macht den sächsischen Grenzort Schmilka zu einem<br />

Biodorf für Urlauber und Bewohner. Kompromisslos, mit altem Wissen, neuesten<br />

Technologien und auch gegen manchen Widerstand<br />

Von Ines Mallek-Klein<br />

Sven-Erik Hitzer ist innovativer Bio-Visionär mit Leib und Seele.<br />

MARKO FÖRSTER<br />

kore hinterlassen. Die Betten sind<br />

metallfrei und mit Matratzen aus<br />

Naturlatex.<br />

Vorden Fensternhängen schwere<br />

Leinenstoffe.Hitzer hat sie in Italien<br />

entdeckt. EinGlücksfund,denn<br />

eine besondere patentierte Webtechnik<br />

macht die Naturstoffe<br />

noch nach der langen Trockenheit.<br />

Hier, inder Mühle, sind neben der<br />

Bäckerei und der Brauerei auch weitere<br />

Gästezimmer. Alle nach höchs–<br />

ten baubiologischen Standards saniert<br />

und eingerichtet. Die Wände<br />

aus sind Lehmputz. Alte Farbmusterwalzen<br />

haben wunderschöneDeschwer<br />

entflammbar, und so müssen<br />

sie nicht, wie in öffentlichen<br />

Bauten üblich, mit giftigen Salzen<br />

gegen die Brandgefahr behandelt<br />

werden. Die Dielen sind aus geseiftem<br />

Holz, es gibt keine Lacke oder<br />

Wachse. Und von der alten restaurierten<br />

Kaiser-Idell-Nachttischlampe<br />

führt ein Stoffkabel zur Steckdose.<br />

Alle Zimmer sind elektrosmogfrei<br />

verkabelt, und das WLAN wird<br />

nachts abgeschaltet. Hitzer weiß<br />

um die Vorlieben seiner Gäste für<br />

gesundes Wohnen und Schlafen.<br />

Und immer wieder besinnt er<br />

sich auf alte Techniken. DieTreppen<br />

sind mit einer Standölfarbe auf<br />

Leinölbasis gestrichen, und die Balken<br />

des Saunabadehauses macht<br />

ein Gemisch aus gekochtem Leinöl<br />

und Kienteer wetterfest. Hitzer<br />

kennt die Tricks und Kniffe der Vorfahren,<br />

auch aus dem Berufsalltag<br />

seiner Eltern. Diewaren Architekten<br />

und haben ihren kleinen Sohn mit<br />

auf die Baustellen genommen. Hitzer<br />

selbst wollte lieber Landschaftsarchitekt<br />

werden. Er hat sich<br />

jahrelang vergeblich um einen Studienplatz<br />

an der TU Dresden bemüht,<br />

also lernte er zunächst Gartenbau<br />

und begann schließlich in<br />

der Wendezeit ein Designstudium<br />

auf Burg Giebichenstein in Halle.<br />

Das gestalterische Fachwissen hat<br />

er,und so verzichtet er bis heute auf<br />

Architekten. „Nur für die Statik,<br />

Brandschutz, Haustechnik und Genehmigungssachen<br />

brauche ich<br />

Fachleute“, so der Unternehmer.<br />

Perfekte Symbiose<br />

Der Denkmalschutz und seine Vision<br />

vom Biodorf passen übrigens<br />

perfekt zusammen. Schwerer sei es<br />

schon, die Auflagen des Brandschutzes<br />

und der Hygiene mit den alten<br />

Traditionen und Bauweisen zu vereinbaren,<br />

sagt der Investor.Aber Hitzerwärenicht<br />

Hitzer,würde er nicht<br />

auch diesen Debatten mit Fachleuten<br />

und den Ämtern etwas Positives<br />

abgewinnen. „Man lernt immer wieder<br />

dazu und geht neue Projekte<br />

dann gleich anders an“,sosein pragmatisches<br />

Fazit.<br />

Diese neuen Projekte gibt es: Das<br />

Saunahaus soll zu einem Saunadorf<br />

erweitertwerden, undimGrenzeck,<br />

einer ehemaligen Gaststätte in der<br />

Ortsmitte,plant Hitzer eine Gästeinformation<br />

inklusive einer zentralen<br />

Rezeption für alle Unterkünfte im<br />

Dorf. Immerhin 150 Betten vermietet<br />

er mittlerweile und beschäftigt in<br />

der Saison bis zu 65 Mitarbeiter in<br />

Schmilka. Dazu kommen 70 auf der<br />

Festung Königstein, wo Hitzer seit<br />

1995 die Gas-tronomie betreibt und<br />

weitere 50Beschäftigte auf der thüringischen<br />

Leuchtenburg. Hier hat<br />

Hitzer scheinbar nebenbei zwischen<br />

2007 und 2016 eine Stiftung<br />

gegründet und eine Porzellanausstellung<br />

aufgebaut. Einen Tanz auf<br />

vielen Hochzeiten werfen seine Kritiker<br />

ihm manchmal vor. Tatsächlich,<br />

einige Projekte gehen langsamer<br />

voran, als es sich der Unternehmer<br />

selbst wünscht. Er ist rastlos,<br />

aber eben auch geduldig.<br />

Neues Förderangebot „Digital Innovation“ gestartet<br />

Vorfahrt für Gründer: Besser leben und arbeiten in Sachsen-Anhalt<br />

Auf der deutschen Startup-<br />

Landkarte ist Sachsen-Anhalt<br />

bislang eher spärlich vertreten.<br />

Dabei hat das Bundesland gerade<br />

Gründerinnen und Gründern<br />

viel zu bieten. Es muss nicht immer<br />

Berlin sein. Auch in Halle<br />

und Magdeburg finden Startups<br />

ideale Bedingungen zum Durchstarten.<br />

Frage: Herr Minister Willingmann,<br />

was macht ihr Bundesland<br />

für junge Startups interessant?<br />

Warum sollte etwa ein<br />

Gründer aus Berlin nach Sachsen-Anhalt<br />

kommen?<br />

Willingmann: Dafür gibt es viele<br />

gute Gründe, die haben sich<br />

bislang aber noch nicht überall<br />

herumgesprochen. Wer nach<br />

Sachsen-Anhalt kommt, der ist<br />

meistens sehr positivüberrascht.<br />

Unser Land ist modern und<br />

bietet Menschen, die tolle Geschäftsideen<br />

umsetzen wollen,<br />

optimale Möglichkeiten und viel<br />

Freiraum. Das unterstützen wir<br />

mit einem attraktiven Förderangebot<br />

für Unternehmen und<br />

junge Startups –von Gründerstipendien<br />

über Beteiligungen in<br />

der Wachstumsphase bis hin zu<br />

Zuschüssen für die Einstellung<br />

von Hochschulabsolventen. Zudem<br />

haben wir jetzt ein ganz<br />

neues, digitales Förderangebot<br />

auf den Markt gebracht.<br />

Frage: Washat es damit auf sich?<br />

Willingmann: Die Digitalisierung<br />

ist kein Schnupfen, der<br />

wieder verschwindet. Sie ist<br />

sozusagen gekommen, um zu<br />

bleiben. Egal ob Startups oder<br />

KMU: Wer künftig erfolgreich<br />

sein will, darf die digitale Zukunft<br />

nicht verschlafen, sondern<br />

muss jetzt handeln. Deshalb<br />

haben wir das Förderinstrument<br />

‚Digital Innovation‘ gestartet.<br />

Damit unterstützen wir ab sofort<br />

Unternehmen, wenn sie digitale<br />

Plattformen oder Vertriebskanäle<br />

einführen, innovative<br />

Software und Apps entwickeln<br />

oder auf digitalen Workflow<br />

mit Lieferanten und Kunden setzen.<br />

Die neue Richtlinie ist eine<br />

wichtige Ergänzung unserer Unterstützung<br />

für Unternehmen<br />

und Startups.<br />

„Sachsen-Anhalt<br />

bietet Freiraum und<br />

Unterstützung“<br />

Frage: Förderung bieten aber<br />

auch andere Bundesländer.<br />

Willingmann: Das stimmt. Es<br />

kommt aber nicht darauf an,<br />

irgendwen irgendwie zu unterstützen.<br />

Förderprogramme müssen<br />

optimal passen. Wir haben<br />

unsere Angebote daher speziell<br />

auf Startups ausgerichtet:<br />

schlank im Aufwand und breit<br />

in der Wirkung. Nehmen Sie<br />

zum Beispiel unser Investforum,<br />

mit dem wir Gründer und Kapitalgeber<br />

zusammenbringen. Das<br />

Forum hat sich seit der Premiere<br />

2009 zum erfolgreichsten Beteiligungsformat<br />

in Mitteldeutschland<br />

entwickelt.<br />

Frage: Woran machen Sie das<br />

fest?<br />

Willingmann: An zufriedenen<br />

Startups und positiven Firmenentwicklungen.<br />

In den vergangenen<br />

zehn Jahren wurden<br />

durch das Investforum rund 60<br />

Millionen Euro Kapital an gut 70<br />

Startups vermittelt –das ist massive<br />

unternehmerische Starthilfe<br />

‚made in Sachsen-Anhalt‘. Aber<br />

klar ist auch: Auch wenn Förderangebote<br />

noch sogut sind –der<br />

Wettbewerb um die klügsten<br />

Köpfe ist allein damit nicht zu<br />

gewinnen.<br />

Frage: Womit dann? Wie wollen<br />

Sie junge Startups aus Berlin<br />

und anderen Großstädten noch<br />

überzeugen?<br />

Willingmann: In Sachsen-Anhalt<br />

lässt es sich bestens leben und<br />

arbeiten. Zu den größten Pluspunkten<br />

gehören auch niedrige<br />

Mieten, günstige Gewerbeflächen<br />

sowie das gute Fachkräftepotenzial<br />

an unseren sieben<br />

Hochschulen. Und nicht zuletzt<br />

liegt Sachsen-Anhalt bei der<br />

Kinderbetreuung deutschlandweit<br />

auf Platz 1. Bei uns findet<br />

man also nicht nur viel Raum,<br />

um eigene Ideen umzusetzen,<br />

sondern kann auch Unternehmertum<br />

und Familie bestens unter<br />

einen Hut bekommen. Und<br />

wer partout das <strong>Berliner</strong> Flair<br />

braucht, kann trotzdem bei uns<br />

gründen und arbeiten. Über die<br />

A2 ist man schließlich schnell in<br />

Magdeburg –und mit dem ICE ist<br />

Halle nur einen Katzensprung<br />

von der Hauptstadt entfernt.<br />

Der digitale Weg ins Ministerium:<br />

www.mw.sachsen-anhalt.de<br />

Informationen zu Förderangeboten:<br />

www.ib-sachsen-anhalt.de<br />

Das INVESTFORUM bringt in Sachsen-Anhalt Startups mit Kapitalgebern zusammen.<br />

Foto: Univations


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Besser leben<br />

Die Angst vor der Digitalisierung<br />

lähmt den Erfindergeist<br />

in der Buchbranche.<br />

Einer, der neue Wege<br />

geht, ist Kay Hedrich. Er lässt Texte<br />

undBilder auf Graspapier drucken.<br />

Es gibt sie.Bücher,die man nicht<br />

nur lesen, sondern die man riechen<br />

kann. Kay Hedrich greift in den Karton<br />

und holt ein Buch heraus.Erhält<br />

es seinem Gast nicht nur vordie Augen,<br />

sondern auch unter die Nase.<br />

„Das Flüstern der Rebellion“ ist das<br />

erste auf Graspapier gedruckte Buch.<br />

Und das kann man eben nicht nur<br />

lesen, sondernauch riechen. DieAssoziationen<br />

reichen von Omas Heuboden<br />

über grünen Tee bis hin zu<br />

frischem Basilikum. Eines eint alle<br />

Leser und Riecher: Sie sind überrascht<br />

und gleichermaßen begeistert.<br />

Für Kay Hedrich ist das ein<br />

wichtiges Signal. Er hat große Pläne.<br />

Er will den Buchmarkt aufmischen.<br />

Eine Branche, inder seit Jahren wenig<br />

Innovationen zu verzeichnen<br />

sind. Ideen gibt es einige, aber die<br />

Angst vorder Digitalisierung lähmte<br />

den Erfindergeist spürbar.<br />

Saftige Wiesen als Inspiration<br />

Zeit, endlich etwasNeues zu wagen,<br />

sagt der35-Jährige.Und er hat damit<br />

begonnen. Am 1. Januar dieses Jahres<br />

gründete er sein Unternehmen<br />

Matabooks. Inseinem Büro stehen<br />

ein großer Schreibtisch, eine Pinnwand<br />

voller neuerIdeen und To-do-<br />

Listen sowie ein Bücherregal. „Ich<br />

liebe Bücher“, gesteht der in Dresden<br />

geborene Jungunternehmer. Er<br />

hat immer schon viel und gerne gelesen.<br />

Vermutlich auch deshalb hat<br />

er sich zum Mediengestalter ausbilden<br />

lassen, arbeitete in der Druckerei,<br />

studierte Buch- und Medienproduktion<br />

und machte schließlich<br />

seinen Master in Medienmanagement.<br />

Er kennt die Branche, er<br />

kennt die Materialien und er kennt<br />

die Herausforderungen.<br />

Kay Hedrich möchte die Herstellung<br />

von Büchern, Kalendern und<br />

Karten nachhaltiger machen. Mit<br />

weniger Ressourcen aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen und möglichst<br />

ohne den Einsatz von Chemie. Dass<br />

das funktioniert, hat er schon während<br />

einer Projektarbeit im Studium<br />

erfahren. Hier beschäftigte er sich<br />

mit dem Graspapier und dessen Erfinder<br />

UweD‘Agnone.Der Mitfünfziger<br />

ist Geschäftsführer der Firma<br />

Creapaper. Erwar ursprünglich auf<br />

der Suche nach einem neuen Material<br />

für Verpackungen. Diesaftig grünen<br />

Wiesen rund um Hennef inspirierten<br />

ihn. Er machte Versuche und<br />

erfand so schließlich das Graspapier.<br />

Der Name ist leicht irreführend.<br />

Denn auch heute noch werden dem<br />

Papier rund 50 Prozent Holzfasern<br />

beigemengt, um die nötige Festigkeit<br />

zu erreichen. Aber auch das soll sich<br />

ändern. „Wir wollen zu einem Papier<br />

kommen, das komplett aus Gras besteht“,<br />

sagt KayHedrich. Daswächst<br />

direkt im Umfeld der Papierfabrik<br />

und kann bis zu fünf MalimJahr geerntet<br />

werden.<br />

Bei Holz, dem bisher gebräuchlichsten<br />

Rohstoff für die Papierherstellung,sieht<br />

diese Ökobilanz schon<br />

deutlich anders aus. Jedes Jahr werden<br />

weltweit rund 15 Millionen<br />

Hektar Wald geschlagen. Das entspricht<br />

der dreifachen Fläche der<br />

Schweiz. Undjeder fünfte Baum landet<br />

schließlich in der Papierindustrie.Deutschlandhat<br />

selbst gar nicht<br />

genügend Bäume. Nur 17 Prozent<br />

Flüstern der Rebellen<br />

Kay Hedrich geht neue Wege und veröffentlichte das erste auf Graspapier gedruckte Buch.<br />

So entsteht Lektüre, die man lesen und gleichzeitig auch riechen kann<br />

der zu Papier verarbeiteten Bäume<br />

stammen vonhier.Der Großteil wird<br />

importiert und das über teils große<br />

Strecken. Schweden, Finnland und<br />

Brasilien sind die Länder, aus denen<br />

der Großteil des Holzes für deutsche<br />

Von Ines Mallek-Klein<br />

Das vegane Buch von Kay Hedrich besteht aus Graspapier und wird von Leim auf Wasserbasis<br />

zusammengehalten. Die Druckfarben kommen ganz ohne tierische Bestandteile aus. RONALD BONSS<br />

Papierfabriken importiert wird. Die<br />

Hölzer sind im Schnitt 4000 Kilometer<br />

unterwegs, bevor sie zu Papier<br />

verarbeitet werden können.<br />

Graspapier lässt sich viel einfacher<br />

herstellen. DasGraswirdgeern-<br />

tet, zu Heusonnengetrocknet und in<br />

kleine Pellets gepresst. Diegelangen<br />

dann in die Papierfabrik, werden in<br />

Wasser gelöst, gesiebt, gepresst und<br />

anschließend getrocknet. „Bei der<br />

Produktion werden gegenüber der<br />

herkömmlichen Papierproduktion<br />

80 Prozent der Energie eingespart“,<br />

versichert Kay Hedrich. Und der<br />

Wasserbedarf sinkt von rund<br />

5000 Liter für eine Tonne Papier auf<br />

zwei Liter. Ein Grund: Die Graspapierherstellung<br />

kommt gänzlich<br />

ohne Chemie aus. Der Ligninanteil<br />

in den Grasstängeln ist 75 Prozent<br />

geringer als bei Bäumen. Das aufwändige<br />

Auswaschen mit Sulfaten<br />

oder Sulfiten wirddaher überflüssig.<br />

Und selbst wenn alle künftigen Bücher<br />

aus Graspapier hergestellt würden,<br />

gäbe es keinen Mangel an dem<br />

nachwachsenden Rohstoff, das versichertKay<br />

Hedrich.<br />

Nachhaltigkeit großgeschrieben<br />

Sein Büro ist Teil der Gründerschmiede<br />

der Hochschule für Wirtschaft<br />

und Technik in Dresden. Auf<br />

dem Schreibtisch reihen sich die<br />

Grünpflanzen aneinander. Sie zierten<br />

den ersten Messestand in der<br />

Geschichte von Matabooks auf der<br />

Leipziger Buchmesse im März. Hier<br />

hat Kay Hedrich auch für sein erstes<br />

großes Projekt geworben. Er möchte<br />

1000 Bücher auf Graspapier drucken<br />

und mit glutinfreiem Leim binden<br />

lassen. Für Kay Hedrich endet das<br />

Thema Nachhaltigkeit längst nicht<br />

bei dem Papier. Er setzt vielmehr<br />

auch auf einen Klebstoff auf Wasserbasis.Bei<br />

der Gelegenheit erzählt der<br />

Unternehmer gern von seiner Reise<br />

nach Südamerika, wo er in Peru zusah,<br />

wie auf Kakteen Cochenilleschildläuse<br />

gezüchtet werden. Aus<br />

ihnen wirdder rote Farbstoff Karmin<br />

gewonnen. Kay Hedrich verwendet<br />

Druckfarben, die ohne tierische Bestandteile<br />

auskommen, und Ledereinbände<br />

sind generell tabu. Deshalb<br />

spricht der Gründer auch gern<br />

vondem veganen Buch.<br />

Bis Ende April hat Kay Hedrich<br />

15 683 Euro eingesammelt, um<br />

1000 Exemplare drucken zu lassen.<br />

„Leider nicht inSachsen, denn das<br />

kann hier keine Druckerei“, so der<br />

Unternehmer.Das Geld stammt von<br />

der Crowd. Mehr als 290 Kleinstinvestoren<br />

hat die Idee des Graspapiers<br />

überzeugt. Sieinvestierten und<br />

werden nun mit einer Ausgabe des<br />

Buches belohnt. Wahlweise gibt es<br />

auch noch Karten und Notizbücher.<br />

Für deren Cover hat sich Kay Hedrich<br />

etwas Besonderes einfallen lassen.<br />

In das Papier sind Wildblumensamen<br />

eingeschöpft. Werdas vollgeschriebene<br />

Buch einpflanzt und<br />

über längere Zeit feucht hält, wird<br />

sich schon bald über eine schöne<br />

Blütenpracht freuen können, verspricht<br />

der Gründer. Erwill die Ressourcen<br />

der Natur nicht nur verbrauchen,<br />

sondern ihr auch etwas<br />

zurückgeben. Esist dieser Respekt<br />

vor Mutter Natur, der dem Dresdner<br />

Unternehmen seinen Namen gab.<br />

Mata stammt aus dem Indischen<br />

und bedeutet Mutter.Das erste Buch<br />

aus Graspapier kommt aus der Feder<br />

der jungen Autorin Sophie Marlene<br />

Frohnauer.Sie war 13, als sie die Geschichte<br />

aufschrieb. Ihr Titel „Das<br />

Flüstern der Rebellion“ stand damals<br />

schon fest. Heute ist er der<br />

Sinnspruch für eine Revolution auf<br />

dem Buchmarkt, die in Dresden ihrenAnfang<br />

nehmen könnte.<br />

Whisky aus der Uckermark<br />

Wie eine Pharmazie-Ingenieurin ihre Leidenschaft zum Beruf machte<br />

Von Kerstin Macht<br />

Seit 2009 existiert inSchönermark<br />

in der Uckermark die Preußische<br />

Whiskydestillerie.Betrieben wirdsie<br />

von Cornelia Bohn, einer ehemaligen<br />

Apothekerin, deren hochprozentiges<br />

Produkt sich zu einem begehrten<br />

Mitbringsel entwickelt hat.<br />

Als Cornelia Bohn im Dezember<br />

2012 nach genau drei Jahren Reifezeit<br />

die erste Flasche Whisky im Beisein<br />

von Freunden und Gästen in<br />

ihrer kleinen Destillerie im uckermärkischen<br />

Schönermark zog, arbeitete<br />

die studierte Pharmazie-Ingenieurin<br />

noch Vollzeit in einer<br />

Apotheke.DreiJahre zuvor hatte sie<br />

begonnen, sich ihren Traum zu erfüllen,<br />

eigenen Whisky zu brennen.<br />

Wo heute blitzende Armaturen und<br />

Apparate stehen, Fässer ruhen und<br />

Flaschen klirren, da stand damals<br />

ein völlig vergammelter Pferdestall,<br />

den niemand wollte. Er grenzte an<br />

die alte Brennerei von Schönermark,<br />

errichtet im Jahre 1850 von<br />

Graf Redern. Dort ließen die Gutsbesitzer<br />

einst Korn aus Getreide<br />

brennen. Nach einem Jahrhundert<br />

verrotteten die Gebäude.Als Cornelia<br />

Bohn dann anfing, den Dreck aus<br />

den Ecken des aufgekauften Pferdestalls<br />

zu fegen, schwieg mancher<br />

Nachbar skeptisch.<br />

Inzwischen ist einige Zeit ins<br />

Land gegangen und die zielstrebige<br />

Frau widmet sich nunmehrganz ihrer<br />

Leidenschaft. Wenn Cornelia<br />

Bohn an ihrer kupfernen Whisky-<br />

Destillerie steht, ist sie in ihrem Element.<br />

„Ich kann mir nichts Schöneres<br />

vorstellen. Es ist einfach eine<br />

Leidenschaft“, sagt sie. Schon ihr<br />

Begrüßungsgeld zur Wende investierte<br />

die Schwedterin einst in eine<br />

Whisky-Flasche. „Beim Stichwort<br />

Whisky dachte ich an Freiheit und<br />

Abenteuer –alles das,was wir in der<br />

DDR nicht hatten“, sagt die 53-Jährige.Ein<br />

bisschenhat wohl auch ihr<br />

Vater mit ihrer Liebe zum Whisky zu<br />

Cornelia Bohm in ihrer Destillerie<br />

tun. Helmut Henk genoss schon zu<br />

DDR-Zeiten gern den Geschmack<br />

des edlen Hochprozentigen. Und<br />

weil er einst dienstlich für das<br />

Schwedter Erdölwerk viel in der Sowjetunion<br />

unterwegs war, nahm er<br />

gern eine Flasche davon mit, weil<br />

Whisky das einzige war, was die<br />

Russen nicht tranken und es ihm<br />

demzufolge nicht wegtrinken konnten.<br />

Seine Tochter traf später auf einen<br />

Barkeeper in Berlin, der ihr einen<br />

Vortrag über den vielschichtigen<br />

Charakter von Whisky hielt,<br />

dem seiner Ansicht nach „komplexesten<br />

Getränk der Welt“.<br />

In den Jahren danach besuchte<br />

Bohn dann viele Destillerien, vorallem<br />

in Schottland, bevor sie sich<br />

selbst ans Maischen und Destillierenmachte.Inzwischen<br />

verkauft sie<br />

nur noch Whisky aus geräuchertem<br />

Gerstenmalz, den sie fünf Jahrelang<br />

in Eichenholzfässern gelagert hat.<br />

„ImAlter bekommt er mehr Aroma.<br />

DasKlima hat Zeit, sich mit einzubringen“,<br />

beschreibt Bohn. Sie<br />

verwendet nur noch Bio-zertifizierte<br />

Rohstoffe, um tatsächlich ein<br />

hochwertiges Produkt zu schaffen.<br />

Seit 2015 kann sie vom eigenen,<br />

bernsteinfarbenen Single Malt tatsächlich<br />

leben. Dabei sind es nur<br />

20 Fässer mit je 225 Litern, die sie<br />

pro Jahr in ihrem Ein-Frau-Betrieb<br />

produziert. Expandieren möchte sie<br />

nicht, sagt Bohn. „Meine Währung<br />

istauch die Zeit, je länger der Whisky<br />

lagert, umso besser wird er.“<br />

DPA/ZB PATRICK PLEUL<br />

Der „Preussische Whisky“, dessen<br />

Logo ein Pferd mit Pickelhaube<br />

ist, hat seinen Preis.Ein halber Liter<br />

in edler Verpackung kostet 80 Euro.<br />

Bohn verkauft hauptsächlich an<br />

Fachhändler und mit wachsendem<br />

Erfolg auch online.<br />

Sie brauche nicht viel Geld, um<br />

sich ihr Leben zuleisten, sagt sie.<br />

„Ich muss nicht in den Urlaub fahren,<br />

ich lebe ja in der Uckermark.“<br />

Viel unterwegs ist sie trotzdem in<br />

den vergangenen Jahren gewesen.<br />

So auf internationalen Messen, wo<br />

sie sich mit dem rauen Hochprozentigen<br />

aus der Uckermark gegen<br />

die kaum noch überschaubareKonkurrenz<br />

behaupten muss oder in<br />

Monaco, um über ihre Verpakkungsidee<br />

zu referieren. Ihrenspektakulärsten<br />

Auftritt aber hatte sie<br />

2015 in NewYorkinReitstiefeln und<br />

preußischer Uniform. „What‘s<br />

that?“ entfuhr es den Whisky-Päpsten<br />

Amerikas angesichts der jungen<br />

Frau aus dem so völlig unbekannten<br />

Ort irgendwo in der alten<br />

Heimat der Einwanderer. Die stand<br />

mit ihren ungewöhnlichen Flakonflaschen,<br />

auf denen das schwarze<br />

Friesenpferd springt, inmitten der<br />

ganz Großen der Szene und ließ auf<br />

ungewöhnliche Art den ganz frischen<br />

Whisky ihrer winzigen Brennerei<br />

verkosten. „That‘s good“<br />

schmunzelten die Amerikaner damals<br />

anerkennend.<br />

Einsolcher Spruch kommt in der<br />

rauen Whiskywelt einer Goldmedaille<br />

gleich. Dass sich eine Frau in<br />

die Domäne der Herren wagt, ist<br />

aber gar nicht mehr so selten. Doch<br />

die durchgestylte Werbekampagne<br />

mit Imagefilm und Verpackung, mit<br />

Extra-Broschüreund dreidimensionalem<br />

Messebild hat eingeschlagen.<br />

Wild galoppierende Friesen,<br />

junge Frauen in preußischen Uniformen,<br />

Männer mit Kaiserbartund<br />

Nebel über grünen Wiesen sind die<br />

uckermärkische Antwort auf legendäreWerbebilder<br />

made in Amerika.<br />

Sie sollten die Geschmacksrichtung<br />

des ersten Preußenwhiskys und das<br />

Lebensgefühl seiner Macher symbolisieren.<br />

„Ich fühlte mich wie eine<br />

Art Botschafterin der Uckermark“,<br />

so Cornelia Bohn.<br />

Für Touristen wäre die Schönermarker<br />

Destillerie ein interessantes<br />

Objekt –doch die 53-Jährige hat keine<br />

Zeit, sich um Besucher zu kümmernund<br />

kein Geld, um dafür extra<br />

jemanden einzustellen, wie sie unumwunden<br />

sagt.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 9<br />

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Besser leben<br />

Ein Tagvon Mario Pattis beginnt<br />

mit einem doppelten<br />

Espresso Macchiato. „Und<br />

einem Tütchen Obst“, sagt<br />

der Sternekoch. „Das esse ich allerdings<br />

oft auf der Fahrtzur Arbeit.“Gesund<br />

ist das nicht, das weiß er.Aber es<br />

endetist einer der wenigen Kompromisse,<br />

die er eingeht. Wir treffen den Mann,<br />

der 1994 den ersten Stern nach Ostdeutschland<br />

holte, ime-Vitrum, dem<br />

Restaurant in der Gläsernen VW-Manufaktur<br />

in Dresden. Seit gut einem<br />

Jahr ist Mario Pattis hier Pächter. Mit<br />

all den Vorteilen, die so ein bekanntes<br />

Haus bietet. Denn tagsüber sorgt die<br />

Faszination Volkswagen dafür, dass<br />

derkein Tisch lange leer bleibt.„Nur beim<br />

Abendbetrieb,dahaben wir noch Potenzial“,<br />

sagt MarioPattis.<br />

Eine andere Welt<br />

Der lange Wegzurück<br />

Mario Pattis holte 1994 den ersten Stern nach Ostdeutschland –Ein Treffen im e-Vitrum,<br />

dem Restaurant in der Gläsernen VW-Manufaktur in Dresden<br />

Er und VW sind alte Bekannte.Nachdem<br />

Pattis 2009 aus dem Familienbetrieb<br />

des Romantikhotels im<br />

Dresdner Zschonergrund ausgestiegen<br />

ist, kochte er für den Vorstand<br />

von VWinWolfsburg. Hier lernte er<br />

auch recht schnell die Antwort auf<br />

die Frage kennen, was Volkswagen<br />

am häufigstenverkauft. Autos möchte<br />

man meinen. Doch es sind, gemessen<br />

an der Stückzahl, tatsächlich<br />

Currywürste, die in der Autostadt in<br />

einer eigenen Fleischerei produziert<br />

werden. DieWürste arrangierte Mario<br />

Pattis bei seiner Bewerbung um<br />

das e-Vitrum ansprechend in einem<br />

Einweckglas, und bekam prompt<br />

den Zuschlag für sieben Jahre.<br />

Bei der Frage, warum er denn<br />

damals wieder von VWweggegangen<br />

sei, denkt Mario Pattis kurz<br />

nach. „Es war eine andere Welt, es<br />

war einfach nicht meine Welt“, lautet<br />

seine Antwort. Die Budgets für<br />

Wolfsburger Events waren mehr als<br />

füppig,<br />

die Aufträge aber darauf<br />

ausgerichtet, einige wenige Personen<br />

zufriedenzustellen. „Bei mir<br />

steht immer der Gast im Fokus -<br />

und zwar jeder Einzelne“, sagt Pattis<br />

und fügt an: „vielleicht bin ich<br />

da auch zu sehr Individualist.“<br />

Ganz sicher ist er aber auch Realist.<br />

In einem Besucherrestaurant wie<br />

dem e-Vitrum, wo Schulklassen und<br />

Städtereisende vorbeikommen, ist<br />

keine Sterneküche gefragt, das weiß<br />

der Gourmetkoch. Aber er arrangiert<br />

seine Zutaten, die jahreszeitengerecht<br />

auf den Tisch kommen und<br />

möglichst aus der Region stammen,<br />

mit Hingabe und Experimentierfreude.<br />

Die Küche des e-Vitrum wurde<br />

vor der Eröffnung umgebaut, das Restaurant<br />

ist weitgehend unverändert<br />

geblieben. Ein Teil dessen, was hier<br />

auf die Teller kommt, wird nicht vor<br />

Ort, sonderninder Genusslounge in<br />

Wildbergbei Meißen gekocht. Sieeröffnete<br />

Mario Pattis gemeinsam mit<br />

seinem Geschäftspartner Silvio<br />

Escher ebenfalls im vorigen Jahr.<br />

Hier, gut zehn Kilometer vor den<br />

Toren Dresdens, findet erZeit und<br />

Muse,umBouillonund Soßen vorzubereiten.<br />

„Wildberg ist so etwas wie<br />

unsere Hauptquartier“, sagt Pattis.<br />

Hier werden auch alle Caterings vorbereitet<br />

und verpackt, hier finden außerdem<br />

Kochkurse für Interessierte<br />

statt, und die gibt es in großer Zahl.<br />

„Anfangs war ich skeptisch, ob der<br />

WegnachWildbergnicht abschreckt“,<br />

gesteht der Koch. Tuternicht.<br />

Unddann ist da noch das Restaurant<br />

Parkblick auf dem Golfplatz in<br />

Possendorf. Der vorherige Pächter<br />

Von Ines Mallek-Klein<br />

Er kochte für den VW-Vorstand und eröffnete die Genusslounge inWildberg bei Meißen. Sternekoch Mario Pattis isst selbst auch gern mal Pellkartoffeln mit Kräuterquark.<br />

meldete Insolvenz an. Ein Nachfolger<br />

wurde gesucht und Mario Pattis<br />

angefragt. Er sagte zu, zunächst nur<br />

mit demVersprechen, die Golfsaison<br />

2017 bis zu ihrem Ende kulinarisch<br />

zu begleiten. Sein Konzept kam an,<br />

und soist es nun Katrin Pattis, die<br />

das Haus betreibt. Privat gehen sie<br />

und der fast 50-jährige Sternekoch<br />

CLAUDIA HÜBSCHMANN<br />

schon seit längerem getrennte Wege.<br />

Beruflich sind sie aber weiterhin ein<br />

Team, das auch erlebt hat, dass nicht<br />

alle Pläne Realität werden. So plante<br />

MarioPattis,die Villa „Sorgenfrei“ in<br />

Radebeul als Pächter zu übernehmen.<br />

Die Vorbesitzer und er waren<br />

sich handelseinig. Selbst die Allgemeine<br />

Hotel- und Gaststättenzeitung<br />

hatte den Betreiberwechsel<br />

schon vermeldet. Doch am Ende<br />

kam alles anders. Seinem Ziel aber<br />

bleibt Mario Pattis treu. Er wollte<br />

wieder sein eigenes Restaurant.<br />

Sich entbehrlich machen<br />

Der Gourmetkoch hat hohe Ansprüche,<br />

an andere, aber auch an sich<br />

selbst. Das kann schiefgehen, wie an<br />

jenem Septembermorgen im Jahr<br />

2011. Pattis ist auf der Autobahn<br />

14 auf demWegnach Döbeln. DieGäste<br />

einer Krankenhauseröffnung erwarten<br />

sein Menü. Die Gedanken<br />

sind schon bei denVeranstaltungen in<br />

den folgenden Tagen, als es knallte<br />

und der MercedesVito unter das Heck<br />

eines Sattelzugs gepresst wurde. Als<br />

sein Gesicht im Airbag einschlägt, hat<br />

Pattis nur einen Gedanken: Waswird<br />

jetzt aus den Gästen in Döbeln? Er tastet<br />

noch nach seinem Handy,als die<br />

Retter ihn bergen und für den Flug ins<br />

Uniklinikum Dresden mit Schmerzmitteln<br />

vollpumpen. Vier Wochen<br />

muss Pattis pausieren. Viel Zeit zum<br />

Nachdenken. „Ich habe zwei Sachen<br />

gelernt. Erstens: Ich muss mich als<br />

Chef entbehrlich machen. Das Geschäft<br />

muss weiterlaufen, auch wenn<br />

ich oder jemand anderes plötzlich<br />

ausfällt. Undzweitens: Es gibt Risiken,<br />

die muss ich nicht eingehen“, sagt er<br />

heute. Erweiß, der Unfall hätte auch<br />

anders ausgehen können.<br />

Dass MarioPattis mit dem Kochen<br />

sein Geld verdienen würde,war schon<br />

recht früh klar:„Meine Mutter war Köchin,<br />

ich war oft in der Küche dabei<br />

und fasziniert von dem, was sich aus<br />

Lebensmitteln machen lässt.“ Er bekam<br />

von seinen Eltern nie Taschengeld,<br />

aber immer eine Gelegenheit,<br />

sich etwas dazuzuverdienen. So wusste<br />

er bei der Berufswahl genau, worauf<br />

er sich einlässt: AuflangeTage und<br />

kurze Nächte.Man muss oft dann arbeiten,<br />

wenn andere frei haben. Das<br />

macht den Beruffür viele junge Leute<br />

nicht mehr attraktiv, wie die Branche<br />

gerade schmerzvoll erfährt. Mario<br />

Pattis selbst beschäftigt gut ein Dutzend<br />

Leute.JenachGröße der Veranstaltung<br />

unterstützen Honorarkräfte<br />

das Team. Bis zu180 Mitarbeiter auf<br />

Zeit können so schon einmal zusammenkommen.<br />

Nicht alle haben Erfahrung<br />

in der Gastronomie.„Doch was<br />

wirklich zählt, ist die Begeisterung für<br />

das, was man tut“, sagt der Starkoch,<br />

der schon mit Thomas Gottschalk gemeinsam<br />

am Herd stand. Zu Hause ist<br />

er hier eher selten zu finden. „Ich koche<br />

für private Gäste, aber auch das<br />

bereite ich meist in der Genusslounge<br />

vor“, erzählt Pattis, für den es selbst<br />

nicht immer die ausgefallene Haute<br />

Cuisine sein muss.Eine heiße Pellkartoffel<br />

mit einem frischen Kräuterquarktut<br />

es auch.<br />

auf<br />

Wenn Manager im Seil hängen<br />

Laufen war gestern. Menschen mit wenig Zeit entdecken das Schlingentraining<br />

der<br />

ist<br />

ichtung<br />

a<br />

Carsten Nolte beim Training mit dem TRX.<br />

ROBERT MICHAEL<br />

Von Ines Mallek-Klein<br />

Der Kardiologe Carsten Nolte hat<br />

ein Team von Ärzten, Physiotherapeuten,<br />

Psychologen, Arbeitsmedizinern<br />

und Personaltrainern<br />

um sich geschartund bietet gestressten<br />

Managern Gesundheitschecks<br />

an. Einige kommen freiwillig, immer<br />

mehr werden von ihren Firmen geschickt.<br />

Denn um den Gesundheitszustand<br />

der sächsischen Unternehmerschaft<br />

sei es schlecht bestellt.<br />

Die meisten Unternehmer stünden<br />

ständig unter Strom. Wenn man<br />

nachts nicht mehr schlafen kann,<br />

sollte man handeln, sagt Nolte, der<br />

bezweifelt, dass es die unspezifische<br />

Diagnose Burn-out so häufig gibt.<br />

Hinter der Abgeschlagenheit verstecke<br />

sich oft eine Schlafapnoe.<br />

DieTherapie ist simpel. Wertagtäglich<br />

seinen Geist fordert, muss<br />

irgendwann auch was für seinen<br />

Körper tun. Laufen galt in Managerkreisen<br />

lange Zeit als Allheilmittel.<br />

Auch Carsten Nolte läuft, sehr viel.<br />

Die 72,7 Kilometer beim Supermarathon<br />

über den Rennsteig hat er in<br />

acht Stunden, 51 Minuten und<br />

49 Sekunden absolviert. Doch das<br />

Laufen trainiert nur die Beine.<br />

Oberhalb des Beckens ist Schluss.<br />

Werdenkt, ein paar Liegestütze reichen,<br />

irrt. Wer für sich eine Möglichkeit<br />

sucht, Kraft und Ausdauer<br />

gemeinsam zu trainieren, der wird<br />

bei TRX landen. Die Ganzkörpertrainingsmethode<br />

wurde ursprünglich<br />

in Norwegen erdacht und für<br />

die Navy Seals so weiterentwickelt,<br />

dass bei Kampfeinsätzen im Ausland<br />

auch ohne Geräte ein Training<br />

möglich ist. Der Sportler arbeitet<br />

mit zwei Schlingen gegen die<br />

Schwerkraft und sein eigenes Körpergewicht.<br />

Es werden vor allem<br />

die kleinen, tief liegenden und gelenknahen<br />

Muskelgruppen beansprucht,<br />

der Rumpf wirdstabilisiert.<br />

Das ist wichtig bei Managern, die<br />

einen Großteil ihres Arbeitstages<br />

sitzend in Konferenzen oder in Autos<br />

verbringen, sagt Carsten Nolte<br />

Er hat für alle gestressten Unternehmer<br />

eine gute Nachricht: Unser<br />

Körper ist nicht besonders nachtragend.<br />

Werbereit ist, regelmäßig etwas<br />

zu tun, wirdmit einem deutlich<br />

verbesserten Fitnessgrad belohnt.<br />

Die Ausrede mangelnder Zeit lässt<br />

der Mediziner nicht gelten. Trainieren<br />

lässt sich organisieren, genauso<br />

wie Geschäftstermine.


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018<br />

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Besser leben<br />

Ernährungs(ge)wissen aus der Hosentasche<br />

Beim Ab- oder Zunehmen hilft der Yazio Kalorienzähler, den ein junges Unternehmen aus Erfurt erdacht<br />

und auf den Markt gebracht hat. Nutzer gibt es weltweit –ihre Zahl ist längst siebenstellig<br />

Von Florian Girwert<br />

Auf dem Iphone finden<br />

sich fast 40 000 Bewertungen,<br />

im Google Play<br />

Store sind esweit mehr<br />

als 100000 –die Durchschnittsnote<br />

ist hoch. Die Yazio-Kalorienzähler-<br />

App nimmt Nutzer weltweit für sich<br />

ein. Mehr als fünf Millionen Mal ist<br />

die App allein im Google Play Store.<br />

Das Google-Betriebssystem Android<br />

läuft auf mehr als vier von fünf<br />

Smartphones weltweit. „Natürlich<br />

sind Downloads nicht gleichbedeutend<br />

mit Nutzern“, sagt Florian Weißenstein.<br />

Er ist einer der beiden<br />

Gründer der Yazio GmbH, die hinter<br />

dem Programm steht. Einige Jahre<br />

hatte die Firma ihre Räume im Johannes-Thal-Klinikum,<br />

das gar kein<br />

echtes Klinikum ist, sonderndie Kulisse<br />

für die populäreVorabendserie<br />

„Die jungen Ärzte“. Mittlerweile ist<br />

das kleine Unternehmen innerhalb<br />

Erfurts verzogen, vom Kindermedienzentrum<br />

ins Kartäuserkloster.<br />

Nicht zuletzt, weil man dort<br />

eine Küche in den Büroräumen bekommen<br />

hat. „Wir haben uns auf<br />

ein paar Immobilienportalen<br />

umgesehen und das ganz zufällig<br />

gefunden“, berichtet Weißenstein.<br />

Doch nicht alle der derzeit 19 festen<br />

Mitarbeiter leben und arbeiten<br />

inErfurt.<br />

„Etwa die Hälfte ist nur für ein<br />

paar Tage im Monat bei uns und arbeitet<br />

sonst anderswo,zum Beispiel<br />

in Co-Working-Areas.“ Das sind<br />

Großraumbüros irgendwo im Land,<br />

in denen Anschlüsse für alle möglichen<br />

Geräte, Kaffeemaschine und<br />

ähnliches vorhanden sind –und in<br />

denen nicht zuletzt viele Freiberufler<br />

arbeiten, für die sich ein eigenes<br />

Büro nicht lohnt. Das Produkt des<br />

Unternehmens, das auch einige<br />

Dutzend freie Mitarbeiter weltweit<br />

beschäftigt, hat als klassischer Kalorienzähler<br />

begonnen.<br />

Mittlerweile hat man längst ein<br />

ausgefeiltes Produkt auf Lager.Wer<br />

ein bestimmtes Ziel für sein Gewicht<br />

hat, kann sich mit unterschiedlichen<br />

Ernährungsplänen<br />

auf die Reise begeben. Wenn dann<br />

bestimmte Lebensmittel konsumiert<br />

werden, zählt die App mit,<br />

Sportoder sonstige Bewegung kann<br />

abgezogen werden. „In unterschiedlichen<br />

Ländern haben wir<br />

mehr als eine Million unterschiedlicher<br />

Lebensmittel in unserer Datenbank.“<br />

Laufend kommen neue<br />

hinzu, andere fallen weg.<br />

Der typische Nutzer ist weiblich<br />

Die Pflege der Datenbank ist also<br />

nicht ohne Anspruch –auch darum<br />

müssen sich die Mitarbeiter kümmern,<br />

selbst wenn viele Daten von<br />

den Nutzernselbst beigesteuertwerden.<br />

Zwar gibt es auch Dienste, mit<br />

deren Daten man die Datenbank<br />

sprichwörtlich fütternkönnte.„Aber<br />

das lohnt sich für uns nicht.“<br />

Hinter der App steckt aber nicht<br />

nurdie Pflege der Software, so viel ist<br />

klar:Auch Facebook-Gruppen für die<br />

Appmüssen gehegt werden, auf Nutzer-Fragen<br />

sind schnelle Antworten<br />

nötigund der Dienst muss unterbrechungsfrei<br />

zur Verfügung stehen.<br />

„Sonst verdienen wirkein Geld.“<br />

AusSicht der Kalorienzähler sind<br />

manche Erhährungstrends sichtbar:„Low<br />

Carb hält sich nun schon<br />

seit Jahren weit vorn. Wir sehen<br />

auch, dassdas zu schnelleren Erfolgen<br />

beim Abnehmen führt.“ Mittlerweile<br />

gebe es davon auch ver-<br />

Florian Weißenstein (links) und Sebastian Weber haben Yazio gegründet.<br />

SASCHA FROMM<br />

schärfte Varianten, die mitunter<br />

sehr viel Disziplin erforderten. „Das<br />

ist gerade in Amerika erfolgreich.“<br />

Sofern Abnehmen das Ziel das jeweiligen<br />

Nutzers ist. Waskeinesfalls<br />

bei allen so ist. Natürlich sei der typische<br />

Nutzer eher weiblich und<br />

zwischen 30 und50Jahren alt– aber<br />

längst nicht nur. Mancher wolle zunehmen,<br />

wieder andere Muskeln<br />

aufbauen. Da gebe es zwischen den<br />

Ländern kaum Unterschiede.<br />

Kostenlose Nutzung<br />

Apropos Geld: Über konkrete<br />

Nutzerzahlen schweigen sich die<br />

Erfurter aus, man will im Wettbewerb<br />

nicht zu viel preisgeben. Nur<br />

so viel rückt Weißenstein heraus:<br />

„Wir schaffen es nach wie vor, unsere<br />

Nutzerzahlen jedes Jahr zu verdreifachen.“<br />

Eine Million Nutzer<br />

hat man 2016 nach eigenen Angaben<br />

geknackt.<br />

Und wie kommt Geld in die Kasse?<br />

Dabei helfen jene, die auch die<br />

ausgefeilten Funktionen der Anwendung<br />

nutzen wollen. Verschiedene<br />

Abo-Modelle stehen zur Verfügung,<br />

sogar die Verwaltung von<br />

Blutzuckerwerten ist möglich. Ein<br />

Jahresabo kostet zum Beispiel 40<br />

Euro. Apple und Google kassieren<br />

davon einen Teil ein, denn sie bieten<br />

die Plattform für die Programme<br />

an; diesen Zugang lässt man<br />

sich vergolden.<br />

Yazio-Basis-Funktionen lassen<br />

sich kostenlos nutzen. Datenverkauf<br />

für Werbung kommt nicht in<br />

Frage, schließlich wollen die Erfurter<br />

objektive Ernährungsempfehlungen<br />

geben. Derartige Verkäufe<br />

würden voreingenommen machen,<br />

sagen sie.<br />

In Deutschland, der Schweiz und<br />

Österreich ist man nach eigenen Angaben<br />

Marktführer. InEuropa will<br />

man das innerhalb des nächsten<br />

Jahres werden. „Das Kernteam soll<br />

aber trotzdem weiter schlank bleiben.“<br />

Aktuell ist die App für Smartphones<br />

mit Apple- und Google-Betriebssystemerhältlich,<br />

20 Sprachen<br />

und 150 Länder werden abgedeckt.<br />

„Bisher schaffen wir das sehr gut<br />

aus eigener Kraft“, erläutert Geschäftsführer<br />

Weißenstein. Einen<br />

strategischenInvestor wünscht man<br />

sich allerdings im Unternehmen.<br />

Nicht so sehr wegen des Geldes,<br />

eher wegen Expertise und Ideen für<br />

den US-Markt: „Dortist das Denken<br />

oft schon weiter als bei uns. Auch<br />

beim grundsätzlichen Glauben an<br />

die Möglichkeiten desWirtschaftens<br />

mit Apps.“<br />

Thüringer Gründerpreis<br />

Im vergangenen Jahr hat man den<br />

Thüringer Gründerpreis bekomme –<br />

auch ein Stück weit Genugtuung für<br />

das Unternehmen.„Für das internationale<br />

Geschäft hat das zwar wenig<br />

Einfluss,aber diese Artder Anerkennung<br />

und die damit einhergehende<br />

Berichterstattung macht unsere<br />

Mitarbeiter natürlich stolz.“<br />

Mitden 10000 Euro Preisgeld hat<br />

man mit den Mitarbeitern einen<br />

Ausflug unternommen: Hotel, Kräuterkurs,Weinwanderung.<br />

Im laufenden<br />

Jahr sollen noch zwei feste Stellen<br />

besetzt werden. „Die haben wir<br />

ausgeschrieben.“ Wahrscheinlich<br />

werden die neuen Mitarbeiter nur<br />

gelegentlich in Erfurt sein –inder<br />

App-Wirtschaft kein Problem, die<br />

Nutzer halten sich schließlich auch<br />

nicht an Landesgrenzen.<br />

Nachwuchs wird<br />

selbst ausgebildet<br />

Die Messtechnik-Experten aus Leubingen arbeiten auf das<br />

Tausendstel eines Millimeters genau<br />

Von Bernd Jentsch<br />

Für Veit Stockmann stand schon in<br />

der Kindheit fest, dass erden Betrieb<br />

des Vaters fortführen würde,die<br />

Prüf und Qualitätszentrum GmbH.<br />

Er hat seine gesamte Karriereplanung<br />

darauf ausgelegt und zunächst<br />

ein Maschinenbaustudium mit der<br />

Spezialisierung auf Messtechnik begonnen.<br />

Das schloss er im Jahr 2001<br />

erfolgreich ab, wollte aber nicht sofort<br />

indas Unternehmen der Eltern<br />

wechseln. Das Angebot wissenschaftlich<br />

an der Magdeburger Universität<br />

weiterarbeiten zu können,<br />

habe genau gepasst, sagt Stockmann.<br />

Vier Jahre forschte und lehrte er, arbeitete<br />

an seiner Promotion und<br />

kehrte nach deren erfolgreichem Abschlussnach<br />

Thüringen zurück.<br />

DasUnternehmenhat seinen Sitz<br />

inzwischen im Gewerbepark inLeubingen.<br />

„Wir haben lange nach einem<br />

geeigneten Standort gesucht“,<br />

sagt Veit Stockmann. Abseits der<br />

Straße und der Überlandleitungen<br />

für Strom musste man sein, um die<br />

Testergebnisse nicht durch Strahlung<br />

oder Vibrationen zu beeinflussen.<br />

Immerhin geht es bei den Messungen<br />

und beim Kalibrieren von Geräten<br />

und Anlagen um Genauigkeiten<br />

im Tausendstel-Millimeter-Bereich.<br />

Die mehr als 20 Mitarbeiter der<br />

Firma, die Veit Stockmann nach<br />

seinem Maschinenbaustudium<br />

vom Vater übernommen hat, sind<br />

Spezialisten auf verschiedenen Gebieten.<br />

Diemeisten haben ihreAusbildung<br />

zum Werkzeugmacher in<br />

der Firma absolviert und wurden<br />

übernommen. „Daher stimmt auch<br />

der Altersdurchschnitt“, freut sich<br />

der Unternehmer.<br />

Sven Lindig ist Experte für den Vertrieb von Gabelstaplern und Arbeitsbühnen<br />

SASCHA FROMM<br />

Hoch stapeln<br />

ohne hochzustapeln<br />

Die Firma Lindig hat sich von tradierten Managementstrukturen verabschiedet<br />

Veit Stockmann im Messraum seines Unternehmens.<br />

SASCHA FROMM<br />

Von Bernd Jentsch<br />

Seit ihrer Gründung im Jahre1899<br />

befindet sich die Eisenacher Firma<br />

Lindig ununterbrochen im Familienbesitz.<br />

Selbst die DDR-Zeit<br />

und den mit ihr verbundenen Drang<br />

zur Verstaatlichung hat man unbeschadet<br />

überstanden. Man sei wohl<br />

schlicht zu klein gewesen, erzählt<br />

Geschäftsführer Sven Lindig.<br />

Auf das Instandsetzen von Blattfedern<br />

war das Unternehmen damals<br />

spezialisiert. Sein Vater wagte<br />

im Jahr 1990 einen Neustartdes Unternehmens<br />

als Vertragspartner für<br />

Gabelstapler der Marke Linde. Inzwischen<br />

zählt die Lindig Fördertechnik<br />

GmbH mit Stammsitz in<br />

Krauthausen bei Eisenach über<br />

300 Beschäftigte.Die sind an mittlerweile<br />

sechs Standorten in Deutschland<br />

präsent. Dasermöglicht es,unsere<br />

Kunden direkt vor Ort in vier<br />

Bundesländern zu betreuen, erläutertder<br />

Firmenchef das Konzept.<br />

Der Verkauf und die Vermietung<br />

von neuen und gebrauchten Geräten<br />

gehört ebenso zum Kerngeschäft<br />

wie der Service,die Lieferung<br />

von Ersatzteilen oder begleitende<br />

Schulungen in der firmeneigenen<br />

Akademie. Sven Lindig hat den<br />

Familienbetrieb mit seinem Team,<br />

für das er dankbar ist, nach der Firmenübergabe<br />

an ihn im Jahre<br />

2011 weiterentwickelt. „Wichtig war<br />

mir, die Mitarbeiter einzubeziehen“,<br />

sagt Lindig.<br />

Dies sei heute mehr denn je notwendig,<br />

wo klassische Managementstrukturen<br />

seiner Meinung nach den<br />

Marktanforderungen im Dienstleistungsbereich<br />

immer weniger gerecht<br />

werden. Es sei aber ein Prozess<br />

stetigen Lernens und Experimentierens,<br />

bei dem natürlich auch Fehler<br />

passieren können.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 271 · D ienstag, 20. November 2018 11<br />

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Besser leben<br />

Markus Rexweiß, was ihn<br />

schon vor mehr als 20<br />

Jahren das erste Malam<br />

Forschungsstandort<br />

Potsdam fesselte. „Es ist die Heimat<br />

der Atmosphärenforschung“, sagt<br />

der 51-Jährige. Das gilt nicht nur für<br />

seine eigene Wirkungsstätte – das<br />

Alfred-Wegener-Institut (AWI) –und<br />

dessen Vorläufer auf dem Potsdamer<br />

Telegrafenberg, sondernauch für die<br />

anderen Forschungseinrichtungen<br />

auf dem geschichtsträchtigen, grünen<br />

Hügel wie das Potsdam-Institut<br />

für Klimafolgenforschung oder auch<br />

das Geoforschungszentrum (GFZ)<br />

und das IASS-Institut für Nachhaltigkeitsforschung<br />

im Umfeld. „Im<br />

Übrigen bin ich hier, wenn ich rauskomme,<br />

gleich im Wald –wokann<br />

man das sonst schon haben?“, fragt<br />

der Leiter der Atmosphärenforschung<br />

am AWI.<br />

Dabei ist der gebürtige<br />

Braunschweiger, der seit Langem<br />

in Potsdam lebt, in seinem Wissenschaftlerleben<br />

schon viel herumgekommen.<br />

Der Physiker hat in<br />

den 1990er Jahren sogar für die<br />

Nasa gearbeitet.<br />

Reise zur Arktis<br />

Gleichwohl kehrt Rex der brandenburgischen<br />

Landeshauptstadt oft<br />

den Rücken. Im Schnitt ein Drittel<br />

des Jahres ist er auf Forschungsexpeditionen.<br />

Im vergangenen Jahr etwa<br />

war der Potsdamer viele Wochen<br />

lang in Nepal, um von dort aus mit<br />

einem Spezialflugzeug die Geheimnisse<br />

des Monsun zu erkunden. Im<br />

kommenden September nun steht<br />

selbst für den erfahrenen Forschungsreisenden<br />

etwas bislang nie<br />

Dagewesenes an. Markus Rex wird<br />

an Bord des Forschungseisbrechers<br />

Polarsternsechs Monate lang eingefroren<br />

im Eisdurch die zentrale Arktis<br />

über die Polkappe driften. Der<br />

AWI-Forscher leitet das „Mosaic“ genannte<br />

Projekt.<br />

Ozean, Eis und Atmosphäre<br />

Eine ähnliche Expedition imkleinerenMaßstab<br />

auf einem Segelschiff hat<br />

zwar der norwegische Polarforscher<br />

Fridtjof Nansen vor 125 Jahren schon<br />

einmal gewagt. Doch ein Vorhaben<br />

wie das jetzt geplante mit einem<br />

knapp 120 Meter langen und<br />

17300 Tonnen schweren Koloss,der –<br />

ausgerüstet mit modernsten wissenschaftlichen<br />

Instrumenten –indie<br />

Nähe des Nordpols gebracht werden<br />

soll, hat es noch nie gegeben. Und<br />

nicht nur das: „Eine Premiere ist<br />

auch, dass insgesamt 600 direkt beteiligte<br />

Forscher und andere Kollegen<br />

aus 17 Ländernund vier weitere<br />

Eisbrecher, Forschungsflugzeuge,<br />

Helikopter und Raupenfahrzeuge<br />

gemeinsam zu einer solchen Expedition<br />

aufbrechen“, sagt Rex.<br />

Die aufwendige Polarmission ist<br />

nötig, um in der im Winter nahezu<br />

unerreichbaren Region die dringend<br />

benötigten Daten für die Klimaforschung<br />

erheben zu können. Die Informationen<br />

sollen der Menschheit<br />

neue Einblicke in die Austauschprozesse<br />

zwischen Ozean, Eis und Atmosphäre<br />

erlauben. „Der Einfluss<br />

der arktischen Regionen auf unser<br />

Klima quasi in den gesamten nördlichen<br />

mittleren Breiten ist gewaltig<br />

Festgefroren auf dem Weg zum Nordpol<br />

Prof. Dr.Markus Rex –Antarktis 2<br />

Potsdamer Polarforscher leitet die größte Arktis-Expedition aller Zeiten<br />

Von Gerald Dietz<br />

Auf einer 1,5 Meter dicken Eisscholle entsteht ein Netzwerk aus Forschungscamps der Wissenschaftler des „Polarsterns“.<br />

AWI<br />

BESONDERS ENGAGIERT<br />

Neben der Polarstern sind vier Eisbrecher und mindestens drei Flugzeuge imEinsatz. MARTIN SCHILLER<br />

Polarsternauf Kurs nach Sibirien:<br />

Deutschland ist der wohl engagierteste<br />

Partner der Polar-Expedition<br />

Mosaic. Das Budget beträgt über<br />

120 Millionen Euro. Es wird von den<br />

teilnehmenden internationalen Partnern,<br />

vor allem aber über die Helmholtz-<br />

Gemeinschaft aufgebracht, die das Alfred-Wegener-Institut<br />

trägt. Die Helmholtz-Gemeinschaft<br />

wiederum wird zum<br />

Großteil vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) finanziert.<br />

Die umfangreichen Erkenntnisse, die<br />

aus der Mosaic-Expedition resultieren,<br />

würden „unser Wissen über die Arktis<br />

auf ein neues Niveau heben“, sagt Bundesforschungsministerin<br />

Anja Karliczek<br />

(CDU). Sie würden dringend gebraucht,<br />

um die Auswirkungen des weltweiten<br />

Klimawandels genauer zu verstehen<br />

und unsere Prognosen zu verbessern.<br />

Die Polarsternwird im September kommenden<br />

Jahres vom norwegischen<br />

Tromsø aus in See stechen, sich in der<br />

Höhe des 85. Breitengrads in der Ostsibirischen<br />

See einfrieren und im Sommer<br />

2020 in der Framstraße wieder<br />

aus dem Eis ausspucken lassen.<br />

Die angestrebten Messungen der Expedition<br />

reichen in eine Höhebis zu<br />

35 Kilometernindie Atmosphäre und<br />

4000 Meter in die Tiefe des Ozeans.<br />

und derzeit unzureichend verstanden“,<br />

erklärtProf. Dr.MarkusRex.<br />

DieArktis sei im Grunde ein Ozean<br />

mit einer relativ dünnen Eisschicht<br />

darüber,die die Wasseroberfläche<br />

etwa in den Sommermonaten<br />

in Zeiten der Erderwärmung manchmalnochnicht<br />

einmal mehr zu zwei<br />

Dritteln bedeckt. Zwischen dem<br />

mehr Energie aufnehmenden dunklenWasser<br />

und der Sonnenstrahlung<br />

reflektierenden Eisschicht ergeben<br />

sich so enorme Dynamiken und<br />

Rückkopplungseffekte, die auf die<br />

Atmosphäre einwirken. Auch von<br />

derTemperatur her tun sich Gegensätze<br />

auf, die die oberen Luftschichtenerheblich<br />

beeinflussen.Während<br />

das Wasser unter der Eisdecke teils<br />

schon bis um den Gefrierpunkt herum<br />

aufgewärmt ist, herrschen im<br />

Winter darüber oft strenge Fröste<br />

von bis zu minus 40 Grad. „Jede<br />

Spalte wird dazueinem Kochtopf“,<br />

beschreibt Rex den Effekt, bei dem<br />

Dämpfe und Gase wie Seerauch in<br />

die Atmosphäreaufsteigen.<br />

Dieschmelzende Arktis gilt nicht<br />

nur als Frühwarnsystem für denKlimawandel.<br />

Vonder Polarregion aus<br />

zieht sich eine immer mächtiger<br />

werdende Luftströmungsbrücke<br />

Richtung Europa, die unsereWitterung<br />

mit gewaltigen Temperaturgegensätzen,<br />

Starkregen und manchmal<br />

noch kurz vor dem Frühjahr<br />

auftauchenden plötzlichen Kälteeinbrüchen<br />

in Extreme stürzt.<br />

Selbst ein Hitzesommer wie der gerade<br />

vergangene kann Bezüge zur<br />

AWI<br />

Arktis haben. „All diese Prozesse<br />

und ihre Dramatik sind in den bisherigen<br />

Klimamodellen teilweise<br />

schlecht dargestellt, was zu erheblichen<br />

Unsicherheiten der Klimaprognosen<br />

führt“, weiß Rex.<br />

Auch für die Biologie soll das Megaprojekt<br />

ganz neue Erkenntnisse<br />

bringen. Mit einem mitgeführten<br />

U-Boot, das durch ein Loch im Eis<br />

abtauchen kann, soll erkundet werden,<br />

was eigentlich nach der Dunkelheit<br />

unter dem Packeis des arktischen<br />

Winters die Explosion des Lebens<br />

im Frühjahr etwa bei Algen und<br />

Krebsarten möglich macht.<br />

Aber die Expedition hat noch einen<br />

anderen Hintergrund: DerTauprozessder<br />

Arktis hat unter anderem<br />

wegen neu entstehender Handelsrouten<br />

schon zu enormen politischen<br />

und ökonomischen Kontroversen<br />

geführt. „Da werden Investitionen<br />

von Hunderten Milliarden<br />

Euro geplant, die wissenschaftlich<br />

noch extrem unsicher unterfüttert<br />

sind“, so Rex.<br />

Camp auf Eisscholle<br />

Für die Polarstern mit 100 Menschen<br />

an Bord ist derzeit kein anderer<br />

Weg in die Nähe des Pols<br />

möglich als festgefroren im driftenden<br />

Eis. 2800 Kilometer wird die<br />

Polarstern bei der unregelmäßigen<br />

Fortbewegungsarthinter sich bringen.<br />

Neben dem Forschungseisbrecher<br />

entsteht auf der mindestens<br />

1,5 Meter dicken Eisscholle<br />

vonrund 1,5 Kilometer Durchmesser<br />

ein Netzwerk verschiedener<br />

Wissenschaftscamps. Hier richten<br />

dieverschiedenenTeams Messstellen<br />

ein, um Ozean, Eis und Atmosphäre<br />

sowie das arktische Leben<br />

zu erforschen.<br />

Tim und Philipp, die beiden Söhne<br />

des Forschungsreisenden, werden<br />

ihren Vater während der langen<br />

Tour wohl vermissen. Aber die Reise<br />

birgt so viel Spannung und Herausforderung,<br />

dass die beiden Achtund<br />

Zehnjährigen genauso wie ihre<br />

Mutter der Expedition schon heute<br />

entgegenfiebern. Während der sechs<br />

Monate wird die Kommunikation<br />

auf einige Telefonate mit dem Papa<br />

mit einem unförmigen riesigen Handy<br />

über ein spezielles, ursprünglich<br />

einmal für militärische Projekte geschaffenes<br />

Satellitennetzwerk beschränkt<br />

bleiben.<br />

Eisbären treffen<br />

An viel Freizeit für sich während der<br />

Tour glaubt der AWI-Forscher nicht.<br />

Aber falls mal längere Pausen entstehen,<br />

bietet die Polarstern mit<br />

Schwimmbad und Sauna an Bord<br />

durchaus Entspannungsmöglichkeiten.<br />

Gelegentlich wird es auch<br />

kleine Partys im Laderaum geben.<br />

„Mit Blick auf an den Bullaugen vorbeiziehenden<br />

rosa schimmernden<br />

Eisbergen“, wie Rex ein wenig ins<br />

Schwärmen gerät. Zudem kann das<br />

Eis zu Skiwandertouren genutzt<br />

werden, die manchmal auch zu<br />

Treffen mit Eisbären führen. Seine<br />

bisherigen Begegnungen mit den<br />

Tieren waren zwar immer friedlich.<br />

Wegen der möglichen Gefahren<br />

muss aber bei eventuellen Exkursionen<br />

immer ein Gewehr mitgeführt<br />

werden.<br />

Mauer trocken – Haus trocken<br />

den<br />

war<br />

den<br />

ehler<br />

Von der Garage im Vogtland bis zur<br />

Eremitage in St. Petersburg – seit<br />

mehr als 20 Jahren werden mit den<br />

Systemen des Niederwiesaer Unternehmens<br />

Drymat erfolgreich Gebäude<br />

trockengelegt. Innerhalb<br />

kurzer Zeit wird Feuchtigkeit<br />

bekämpft und dasBauwerk<br />

langfristig<br />

trocken<br />

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gehalten. Ein großer Vorteil des<br />

Systemes ist, dass die Abdichtungsebene<br />

unter dem Gebäude liegt,<br />

da die Kathoden im Erdreich versenkt<br />

werden. Der bauliche Aufwand für diese<br />

aktiveSperreist dennoch minimal.<br />

Das schlägt sich auch in den Kosten<br />

für die Installation nieder. „Wir verwenden<br />

nur hochwertige Materialien<br />

wie Edelmetalle, deren Halbwertzeit<br />

mehrere Jahrzehnte beträgt.<br />

Der Verbrauch von Drymat liegt<br />

bei lediglich sechs bis<br />

t<br />

0800-72005600<br />

acht Watt pro Stunde. Das entspricht<br />

dem Verbrauch eines Klingeltrafos.<br />

„Bei der Mauertrocknung mit dem<br />

Drymat System können die Kunden<br />

bis zu 70 Prozent der Kosten einsparen“,<br />

bringt es Frank Lindner auf<br />

den Punkt. Dadie Trocknung häufig<br />

bereits nach wenigen Monaten für<br />

den Eigentümer sichtbar wird, wird<br />

das Unternehmen regelmäßig weiterempfohlen.<br />

Entwicklung, Produktion<br />

und Montage kommen komplett<br />

aus sächsischer Hand. „Unsere Außendienstmitarbeiter<br />

nehmen sich<br />

für jeden Kunden ausreichend Zeit.<br />

Sie schauen sich vor Ort die Feuchtigkeitsschäden<br />

an, erstellen eine<br />

kostenfreie Feuchtigkeitsanalyse des<br />

Objektes und ein unverbindliches,<br />

freibleibendes Angebot für die Trockenlegung“,<br />

sagt Frank Lindner.<br />

Keinem Kunden werde etwas aufgedrängt,<br />

die Hausbesitzer können sich<br />

in Ruhe entscheiden.Erweiß,dass er<br />

die besten Argumenteauf seiner Seite<br />

hat: „Unser System funktioniert.<br />

Das zeigen wissenschaftliche Studien<br />

und Zertifizierungen.“<br />

Eines der zahlreichen Referenzobjekte von<br />

Drymat: die Eremitage in St.Petersburg.<br />

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Mo.-Sa. 10-19Uhr (Schönefeld),www.hoeffner.de<br />

www.facebook.com/Moebel.Hoeffner<br />

M) Bei Ihrem Einkauf gewährt Ihnen Höffner einen Rabatt in Höhe des doppelten Mehrwertsteueranteils, der auf den ausgezeichneten Preis anfallen würde. Dies entspricht einer Minderung von 29,3835% des jeweiligen Kaufpreises. Alle an der Aktion teilnehmenden Artikel im Online-Shop werden im Aktionszeitraum<br />

reduziert angezeigt und enthalten bereits den Preisnachlass in Höhe von 29,3835%. Allerdings kann Höffner aus gesetzlichen Gründen dem Kunden nicht die Mehrwertsteuer als solche erlassen, daher wird weiterhin eine Mehrwertsteuer ausgewiesen, jedoch bezieht sich diese auf einen<br />

entsprechend reduzierten Betrag. Der Kunde ist nicht berechtigt, die Erstattung des ausgewiesenen Mehrwertsteueranteils zu verlangen. Gültig vom 22.–27.11.2018. R) Ausgenommen von dieser Rabattaktion sind alle Artikel aus der Elektroabteilung (nicht ausgenommen sind Leuchten), Gutscheine, Bücher<br />

und Artikel der Marken Leonardo, Wesco, Leifheit, Silit, WMF, Lifetime, Maxi Cosy, Hartan, Cybex, Fissler, Emsa und Joop. Alle an der Aktion teilnehmenden Artikel im Online-Shop und in den Prospektbeilagen werden im Aktionszeitraum bereits reduziert angezeigt und gekennzeichnet. Aktuelle Prospekte<br />

sind unter www.hoeffner.de einzusehen. Weiterhin ausgenommen sind bereits reduzierte Möbel, Küchen und Matratzen oder als Dauertiefpreis gekennzeichnete Artikel. Nicht mit anderen Rabattaktionen kombinierbar. Kundenkartenrabatt ist bereits enthalten. Barauszahlungen nicht möglich. Gültig für<br />

Neukäufe. Gültig vom 22.–27.11.2018. F) 0%-Finanzierung bis 72 Monate, ab 1.200€, nach Abzug aller Rabatte, für Neukäufe möglich. Finanzierung über den Kreditrahmen mit Mastercard®. Nettodarlehensbetrag bonitätsabhängig bis 10.000€. Vertragslaufzeit auf unbestimmte Zeit. Gebundener Sollzinssatz<br />

von 0% gilt nur für Verfügungen beim kreditvermittelnden Händler, für diesen Einkauf zeitlich befristet für die ersten 40 Monate ab Vertragsschluss, im Falle nachfolgender Verfügungen befristet auf 3Monate ab Verfügung (soweit entsprechende Mitteilung durch Consors Finanz). Danach und für weitere<br />

Verfügungen beim kreditvermittelnden Händler (soweit entsprechende Mitteilung durch die Consors Finanz) gebundener Sollzinssatz 9,47%. Für alle anderen Verfügungen 14,84% (15,90% effektiver Jahreszins). Die monatliche Rate beträgt mind. 2,5% der jeweils höchsten, auf volle 100€ gerundeten Inanspruchnahme<br />

des Kreditrahmens, mind. 9€. Angaben zugleich repräsentatives Beispiel gem. §6a Abs. 4PAngV. Vermittlung erfolgt ausschließlich für den Kreditgeber BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland, Schwanthalerstr. 31, 80336 München. Gilt nicht im Online-Shop. Gültig vom 22.–27.11.2018.

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