MAV 03.2018
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Themenpark industrie 4.0<br />
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HÖHERE ROBUSTHEIT VON UMFORMPROZESSEN DURCH DIGITALISIERUNG<br />
Prozesswissen im<br />
Unternehmen steigern<br />
Kürzere Produktlebenszyklen, das Verlangen nach individuellen Lösungen<br />
sowie die in Folge kleiner werdenden Losgrößen, stellen etablierte<br />
Fertigungsmethoden vor neue Herausforderungen. Bedingt<br />
durch die häufigeren Produktionswechsel gewinnen die Nebentätigkeiten<br />
zum Rüsten, Einstellen und Optimieren eines Fertigungsprozesses<br />
an Bedeutung und beeinflussen den wirtschaftlichen Erfolg einer Fertigung<br />
entscheidend.<br />
Autoren: T. Traub, J. Hohmann, D. Übelacker, P. Groche<br />
Gegenwärtig werden diese Nebentätigkeiten<br />
beim Fertigen maßgeblich<br />
durch die Maschinenbediener<br />
ausgeführt, die dabei auf ihr umfangreiches,<br />
implizites Erfahrungswissen<br />
zurückgreifen. Steigende<br />
Qualitätsanforderungen und komplexere<br />
Fertigungsabläufe führen<br />
jedoch dazu, dass die Fertigkeiten<br />
sowie das Prozesswissen, das der<br />
Mitarbeiter bereithalten muss, stetig<br />
wachsen.<br />
Gleichzeitig ist aufgrund des demographischen<br />
Wandels zu erwarten,<br />
dass in den kommenden Jahren<br />
gerade die erfahrensten Mitarbeiter<br />
aus dem Erwerbsleben ausscheiden<br />
werden sowie die Zahl an<br />
potenziellen Nachfolgern tendenziell<br />
rückläufig sein wird.<br />
Für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Fertigung am<br />
Industriestandort Deutschland bedarf<br />
es deshalb Lösungen, die einerseits<br />
Anlagenbediener bei wissensbasierten<br />
Tätigkeiten unterstützen<br />
und gleichzeitig den Wissenstransfer<br />
von einer Facharbeitergeneration<br />
in die nächste nachhaltig<br />
erleichtern. Einen Lösungsansatz<br />
bietet die Unterstützung<br />
von erfahrungsbasierten Vorgängen<br />
durch digitale Anwendungen.<br />
Fünfstufiges Modell<br />
Die wissenschaftliche Gesellschaft<br />
für Produktionstechnik (WGP)<br />
schlägt zur Gliederung der Einführung<br />
digitaler Anwendungen in die<br />
zielte Gegenmaßnahmen einzuleiten.<br />
Die Unterstützung der Mitarbeiter<br />
durch diese Systeme führt einerseits<br />
dazu, dass richtige Lösungen<br />
zur Behebung ungünstiger Prozesszustände<br />
schneller gefunden werden<br />
und so der Anlagenstillstand<br />
verringert wird. Mit Blick auf den<br />
demographischen Wandel bieten<br />
Assistenzsysteme ferner den Vorteil,<br />
dass ein zunehmender Teil des<br />
impliziten Erfahrungswissens allgemein<br />
zugänglich gemacht wird<br />
und somit die Lernkurve neuer<br />
Mitarbeiter deutlich steiler verläuft<br />
(Abbildung 2). Assistenzsysteme<br />
versprechen somit, sowohl<br />
die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter<br />
zu verbessern als auch die<br />
Qualität der Fertigung sicherzustellen.<br />
Abbildung 1:<br />
Anwendung des<br />
WGP-Fünfstufenmodells<br />
auf<br />
das Walzprofilieren.<br />
Fertigung ein fünfstufiges Modell<br />
vor, wobei die langfristige Vision<br />
in der Erstellung und Beherrschung<br />
vollautomatischer und<br />
(teil-)autonomer Prozesse besteht.<br />
Abbildung 1 wendet dieses Modell<br />
auf das Walzprofilieren an und<br />
zeigt beispielhafte Applikationen<br />
der einzelnen Stufen.<br />
Eine Einordnung gegenwärtiger<br />
Umformprozesse zeigt, dass in diesen<br />
selbst eine systematische Datenerfassung<br />
und Echtzeitauswertung<br />
nur in Ausnahmefällen zum<br />
Einsatz kommt. Die Implementierung<br />
von Sensorik zur Erfassung<br />
des aktuellen Anlagenzustands sowie<br />
die simultane Auswertung dieser<br />
Messdaten durch Assistenzsysteme<br />
hingegen ermöglicht es, ungünstige<br />
Prozesseinstellungen<br />
frühzeitig zu erkennen sowie ge-<br />
Bild: PtU<br />
96 März 2018