KEM Konstruktion 09.2017
Trendthemen: Digitalisierung, Windenergieanlagen im Fokus, Lösungen für die Werkzeugmaschine 4.0; Messe Composites Europe 2017; KEM Porträt: Jens Stadter, Vice President Cable Carrier Systems, Tsubaki Kabelschlepp Group; KEM Perspektiven: Werkzeugmaschine 4.0
Trendthemen: Digitalisierung, Windenergieanlagen im Fokus, Lösungen für die Werkzeugmaschine 4.0; Messe Composites Europe 2017; KEM Porträt: Jens Stadter, Vice President Cable Carrier Systems, Tsubaki Kabelschlepp Group; KEM Perspektiven: Werkzeugmaschine 4.0
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PERSPEKTIVEN<br />
PERSPEKTIVEN<br />
TRENDS<br />
Bild: Grob-Werke<br />
treue gesteigert werden“, verdeutlicht der Werkzeugmaschinen-Experte.<br />
Die Hauptanwendungsgebiete der virtuellen Werkzeugmaschine<br />
sind für Hansjörg Sannwald von Bosch Rexroth die Vorabinbetriebnahme<br />
von Steuerungen und Regelungen sowie die CNC-Simulation<br />
im Rahmen der CAD/CAM-Prozesskette. Dass Praxisbeispiel<br />
dazu liefert der Leiter des Schuler-Technologiemanagements<br />
Werbs: „Der Automobilzulieferer Läpple Automotive setzt an seiner<br />
neuen Transferpresse am Standort Heilbronn den sogenannten Optimizer<br />
von Schuler ein, der in der Pressensteuerung Bestandteil der<br />
Visualisierung ist. Die intelligente Software sorgt dafür, dass Pressenstößel<br />
und Transfer optimal zusammenspielen, und berechnet<br />
optimale Bewegungskurven.“ Dadurch habe sich die Ausbringungsleistung<br />
um bis zu 20 Prozent erhöht. Die meisten Transferpressen<br />
von Schuler verfügen laut Werbs mittlerweile über diesen smarten<br />
Kurvengenerator. Anhand vorgegebener Werkzeugdaten in Millimetern<br />
– ohne die Eingabe abstrakter Kurbelwinkel – könne der Bauteiltransport<br />
von einer Werkzeugstufe in die nächste optimiert werden.<br />
„Auf dieser Grundlage lässt sich die Leistungsfähigkeit der gesamten<br />
Anlage ausreizen“, betont er.<br />
Die Maschinenhersteller arbeiten also bereits an smarten Werkzeugmaschinen<br />
oder haben erste Modelle im Portfolio. In Sachen<br />
Werkzeugmaschine 4.0 spielt allerdings die Automatisierungstechnik<br />
eine wesentliche Rolle. Aber welche Anforderungen müssen die<br />
Automatisierer konkret erfüllen, um den Maschinenbau dabei zu unterstützen<br />
Werkzeugmaschinen Industrie-4.0-tauglich zu machen?<br />
Die Position des VDW ist hier klar. Prokop: „Wesentliche Potenziale<br />
der Industrie 4.0 liegen in der Automatisierung des gesamten Auftragsdurchlaufs<br />
und der Behebung von Prozessstörungen. Dazu<br />
müssen die digitale und die physische Welt automatisiert und synchronisiert<br />
werden.“ Der Automatisierungstechnik komme mit der<br />
durchgängigen Regelung des Materialflusses dabei eine wichtige<br />
Aufgabe zu. „Eine wesentliche Anforderung sehe ich in der Beschreibung<br />
und einheitlichen Ausgestaltung der Schnittstellen. Die<br />
Komplexität von automatisierten Systemen werden wir nur dann<br />
beherrschen und wirtschaftliche Lösungen darstellen können, wenn<br />
wir eng mit den Lieferanten der Automatisierungstechnik zusammenarbeiten“,<br />
fügt er hinzu. Ziel sei es modulare Lösungen zu schaffen,<br />
die sich flexibel und ohne großen Entwicklungsaufwand an individuelle<br />
Kundenlösungen anpassen lassen. Auf diesem Weg könne<br />
ein enormer Nutzen generiert werden. „Unsere Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass in vielen Fällen Produktivitätssteigerungen von<br />
bis zu 50% kein Hexenwerk sind“, so Prokop.<br />
Um die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit wissen auch Automatisierungsunternehmen<br />
wie Bosch Rexroth. „ Die Vernetzung der<br />
Produktion kann nur gelingen, wenn Endanwender, Maschinenhersteller,<br />
Wissenschaft und Automatisierungshersteller dies gemeinsam<br />
angehen. Wir benötigen zum einen mehr Intelligenz auf der<br />
Feldebene. Daran arbeiten wir kontinuierlich, zum Beispiel indem<br />
wir unsere Hydraulik rundum fit für den Einsatz in vernetzten Umgebungen<br />
machen“, betont Sannwald. Zum anderen erfordere Vernetzung<br />
zwingend Hersteller-übergreifende Standards für eine reibungslose<br />
Kommunikation und eine schnelle Programmierung. Industrie<br />
4.0 mache proprietäre Systeme definitiv zum Auslaufmodell.<br />
Rexroth, so der Manager, unterstützt seit jeher internationale Standards.<br />
Für den Siemens-Experten Brückner liegen die Anforderungen<br />
diesbezüglich darin, „dass in Zukunft für eine Systementscheidung<br />
nicht nur eine effiziente Automatisierung der Anlage ausreicht.<br />
Auch die zusätzlichen Anforderungen des Managements der Endkunden,<br />
die mit den automatisierten Anlagen produzieren, nach belastbaren<br />
Daten gilt es möglichst einfach zu erfüllen“, sagt er. Dabei<br />
stehe auch die Sicherheit der Daten und Verfahren, wie sie zum Beispiel<br />
durch eine IT beim Kunden gefordert sind im Mittelpunkt. In<br />
dieser Verknüpfung der verschiedenen Kommunikationsnetze, auf<br />
Maschinen, Produktionslinien und Fertigungsebene sieht Siemens<br />
die großen Herausforderungen. Brückner: „Nehmen Sie als Beispiel<br />
die Anbindung einer Maschine aus einem Fertigungsnetz an die<br />
Mindsphere, unser offenes cloudbasiertes IoT-Betriebssystem: Alle<br />
vorgenannten Aspekte werden berücksichtigt und doch erfolgt die<br />
Anbindung einer Anlage innerhalb von Minuten. Und das schließt<br />
auch ältere Maschinen im Bestand des Kunden mit ein.“ Markus<br />
Frank vom Maschinenbauer Grob-Werke bekräftigt ebenfalls, dass<br />
es Thema „Werkzeugmaschine 4.0“ nicht nur um neue Maschinen<br />
geht. „Es sind Lösungen notwendig, um alte Maschinen einfach an<br />
bestehende Systeme anzuknüpfen, also modulare Bauweise schon<br />
im Standard bereitzustellen“, verdeutlicht er. In Zukunft werden sich<br />
alle Beteiligten laut Frank auf gemeinsame Schnittstellen einigen<br />
müssen, um die Komplexität noch beherrschen zu können.<br />
Effizientere Prozesse durch Digitalisierung<br />
Die digitale Transformation der Produktion schreitet voran. Denn<br />
durch die Digitalisierung werden die Prozesse in der Werkzeugmaschinenbranche<br />
schneller, effizienter und besser. Im Zeitalter der Industrie<br />
4.0 sind smarte Sensoren, autonome Transportsysteme<br />
oder selbstlernende mit dem Menschen interagierende Roboter<br />
längst Realität – warum also nicht auch die „fühlende“ Werkzeugmaschine?<br />
Eines ist auf jeden Fall sicher: es bleibt spannend.<br />
www.boschrexroth.com<br />
www.grobgroup.com<br />
www.schulergroup.com<br />
www.siemens.com<br />
www.trumpf.com<br />
www.vdw.de<br />
Mehr Informationen zur<br />
intelligenten Werkzeugmachine:<br />
http://hier.pro/RRhFv<br />
„Es sind Lösungen<br />
nötig, um alte Maschinen<br />
einfach an<br />
bestehende Systeme<br />
anzuknüpfen, also<br />
modulare Bauweise<br />
schon im Standard<br />
bereitzustellen.“<br />
Markus Frank,<br />
Abteilungsleiter Grob-Net 4 Industry,<br />
Grob-Werke<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 09 2017 53