Berliner Kurier 02.12.2018

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Jordis Schweigstill hat eine
Mission. Bis Weihnachten
wird die 20-
Jährige aus Trier als
deutsche Glühwein-Königin
über die festlichen Märkte ziehen
und für den Winzerglühwein
werben, der dort in Rot
und Weiß ausgeschenkt wird.
Viele Menschen denken, sagt
sie, Glühwein sei „eine süße
Plörre, die Kopfweh macht“.
Aber: „Alles hängt von einem
guten Grundwein ab.“
Schon die alten Römer, die
Trier als Augusta Treverorum
vermutlich im Jahre 16 v. Chr.
gründeten, schätzten heiß gemachten
Wein. Der römische
Feinschmecker der Antike,
Apicius, pries 30 v. Ch. den
Conditum Paradoxum, den Gewürzwein
in den wohligsten
Tönen. Er erwärme nicht nur,
sondern sei auch medizinisch
hilfreich: appetitanregend, verdauungsfördernd
und sogar lebensverlängernd.
Apicius’ Rezept ähnelt dem
des heutigen Glühweins. Der
Römer empfahl, Honig mit etwas
Wein einzukochen, Pfeffer,
Mastix, Lorbeerblätter, Safran,
geröstete Dattelkerne und Datteln
dazuzugeben und alles mit
Wein zu verdünnen.
Das würzige Getränk war allerdings
nur betuchten Zeitgenossen
vergönnt, denn die Zutaten
waren kostspielig.
Die Könige, Fürsten und Adligen
des Mittelalters frönten
dem Hypocras, einem mit Honig,
später auch mit Zucker
stark gesüßten roten Gewürzwein,
dem man ebenfalls medizinische
Eigenschaften zuschrieb.
Der Leibkoch Karls V. würzte
den Hypocras mit Zimt, Gewürznelken
und Orangenblüten.
Weitere typische Zutaten
waren Ingwer, Kardamom und
Rosenwasser anstelle von
Orangenblüten, aber auch Majoran
und Muskatnuss.
Glühwein ist heutzutage vor
allem in der Adventszeit gefragt
und erfreut schon längst nicht
mehr nur die Gaumen Wohlhabender.
Aber Vorsicht, er hat es in
sich! Der Alkoholgehalt liegt
zwischen 7 und 14 Prozent.
Und: Warmer und gezuckerter
Alkohol wird schneller über
Mund- und Schleimhäute aufgenommen.
Auch minderwertiger Wein
macht rascher betrunken –und
einen bärenschweren Brummschädel.
Wer sich vor Fusel und „Schädel“
schützen will, der macht
sich seinen Glühwein selber.
Dazu passen alle möglichen Gewürze,
außerdem Orangenund
Zitronenscheiben sowie
Granatapfelkerne.
Aber vorsichtig dosieren! Zu
viel Gewürznelke macht den
Glühwein ungenießbar. Auch
Zimt, Sternanis und Piment
können bei zu hoher Konzentration
die Fruchtaromen des
Weins überdecken.
Und noch etwas: Beim Süßen
lieberzurückhaltend sein –weniger
Zucker ist mehr Geschmack.
Ihre Glühwein-Hoheit Jordis
Schweigstill mag es übrigens
gerne klassisch rot. „Am liebsten
trinke ich einen Dornfelder
als Glühwein, mit ein bisschen
Sternanis, Zimt, Nelken und ein
paar Orangenscheiben drin.“
Und wie viel verträgt sie?
„Ich trinke eine Tasse Glühwein,
höchstens zwei. Und
dann steige ich auf Kinderpunsch
um.“
AKP
Schon vor
2000
Jahren waresüblich, Wein zu erhitzen,
mit Gewürzen zu versetzen und mit Honig
zu süßen. Ein solches Rezept steht im
ältesten erhaltenen Kochbuch, „De re
coquinaria“ –„Über das Kochen“.
Ab
0,5 Promille
Blutalkoholgehalt begeht ein Autofahrer
eine Ordnungswidrigkeit.Nach 2Bechern
wird es also schwierig mit dem
Autofahren.
Pro
50 Gramm
Alkohol (ein halber Liter Wein) sinkt die
Körpertemperatur um
0,5 Grad
Es ist also ein Irrtum, dassGlühwein
wärmt.Man hatdiesen Eindruck nur
vorübergehend, weil der Alkohol die
Blutgefäße erweitert, mehr Blut an die
Hautoberfläche gelangt und man das als
Wärme wahrnimmt.Diese Wärme gibt der
Körper aber umso schneller ab.
Bis zu
200
Liter schenkt ein Glühweinstand am Tag
aus, wenn es gut läuft.Das sind 1000
Gläser.
Ab
-6
Grad abwärts verwenden Glühwein-
Verkäufer Plastikbecher –dann frieren
die Wasserleitungen zu und die Gläser
können nicht mehr gespült werden
5Min.
Die Zutaten in einen Topf
geben und erhitzen. Glühwein
nie kochen lassen.
Orangensaft zugeben und 15
Minuten ziehen lassen. Abseihen
und mit Zucker abschmecken.
Guten Durst!
Wenn es
5 Grad
oder kälter ist,geht das Glühwein-Geschäft
gut,heißt es in der Weihnachtsmarktbranche.
Grafik/Galanty; Quellen: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, SchaustellerverbandBerlin