Berliner Kurier 05.12.2018
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LEUTE<br />
SEITE19<br />
BERLINER KURIER, Mittwoch, 5. Dezember2018<br />
KatharinaWackernagel<br />
Als Königin der<br />
Kleider hat sie<br />
die Hosen an<br />
Schauspielerin schlüpft für die ARD in die Rolle von Aenne Burda<br />
Noch heute müssen sich<br />
Frauen im Berufsleben in einer<br />
dominierenden Männerwelt<br />
behaupten. Wie das in<br />
den 50er- und 60er-Jahren<br />
war, schildert nun ein neuer<br />
ARD-Zweiteiler über Aenne<br />
Burda, Gründerin von „Burda<br />
Moden“ –und Schauspielerin<br />
Katharina Wackernagel<br />
haucht der „Königin der<br />
Kleider“ neues Leben ein!<br />
Der Film setzt 1949 ein: Aenne<br />
Burda (Katharina Wackernagel,<br />
40) heißt da noch Anna,<br />
lebt in Offenburg und ist die<br />
Gattin des Verlegers Franz<br />
Burda (Fritz Karl). Sein Verlag<br />
wird größer, doch das wohlsituierte<br />
Leben einer „Frau an<br />
seiner Seite“ genügt Anna<br />
nicht mehr. Sie möchte eine eigene<br />
Modezeitschrift gründen.<br />
Ihr Gatte betrügt sie mit seiner<br />
Ex-Sekretärin –als Anna<br />
davon erfährt, setzt sie ihm die<br />
Pistole auf die Brust: Entweder<br />
er willigt in die Scheidung ein,<br />
oder er überschreibt ihr die<br />
Zeitschrift. Sie bekommt sie,<br />
nennt sich nun Aenne und<br />
macht das Blatt namens „Burda<br />
Moden“ mit ihren Schnittmusterbögen<br />
zu einem riesigen<br />
Erfolg. „Ganz sicher war<br />
sie eine moderne Frau, und ich<br />
sehe sie als Vorbild“, sagt Wackernagel<br />
über Burda. „Sie<br />
selbst sagte zwar, dass sie nie<br />
im Namen der Emanzipation<br />
gehandelt, sondern die persönliche<br />
Motivation im Vordergrund<br />
gestanden habe. Und<br />
dennoch hat sie für Emanzipation<br />
gekämpft, indem sie den<br />
Frauen über schöne Kleider<br />
das Selbstvertrauen zurückgeben<br />
wollte.“ Sie selbst sei aufgeregt<br />
gewesen, als sie die Rolle<br />
bekam. „Ich habe versucht,<br />
viel über die echte Aenne Burda<br />
rauszufinden. Ich habe ihre<br />
Biografie gelesen, Interviews,<br />
Berichte und sogar<br />
einen kurzen Dokumentar-Film<br />
über sie gefunden.“<br />
Besonders beeindruckt<br />
habe sie, dass<br />
sich Burda trotz aller<br />
Widerstände nicht unterkriegen<br />
ließ – und<br />
trotz aller Umstände ihre<br />
Vision umsetzte.<br />
Natürlich setzt der<br />
Film (Regie: Francis Meletzky,<br />
„Die kalte Wahrheit“,<br />
Autorin: Regine<br />
Fotos: dpa dpa<br />
Bielefeldt, „Keine Zeit für<br />
Träume“) auf detailgetreue<br />
Ausstattung und Kostüme,<br />
aber Offenburg ist nicht Paris,<br />
und so müssen Schauplätze in<br />
Berlin und Sizilien her.<br />
Katharina Wackernagel<br />
macht ihre Sache so präsent<br />
und überzeugend, dass Fritz<br />
Karl dagegen kaum eine Chance<br />
hat. Der konventionelle<br />
Zweiteiler über eine unkonventionelle<br />
Verlegerin macht<br />
also auch hier eines deutlich:<br />
Burda war eine visionäre und<br />
mutige Frau.<br />
„Aenne Burda -Die Wirtschaftswunderfrau“,<br />
heute und nächsten<br />
Mittwoch, 20.15 Uhr,ARD<br />
Verleger-Ehepaar:<br />
Aenne Burda (Katharina<br />
Wackernagel)und Franz<br />
Burda (Fritz Karl).<br />
„Rammstein“-<br />
Keyboarder Christian<br />
„Flake“ Lorenz (52) ist<br />
jetzt reif fürs Museum.<br />
Foto: imago<br />
Christian „Flake“ Lorenz Er erkennt Berlin nicht wieder<br />
Er ist gerade 52 Jahre alt – zen Haus, der zu Ostzeiten „Dann kamen immer mehr verarbeitet, dass bei der<br />
und schon jetzt reif fürs Museum!<br />
Christian „Flake“ Lorenz,<br />
dort gewohnt hat.“ Es sei<br />
schade, dassdie alten und ar-<br />
von unseren Kumpels rein.<br />
Wir dachten erst: Es kann ja<br />
Volkskammerwahl 1990 die<br />
„Allianz für Deutschland“ die<br />
der Keyboarder von men Menschen fehlen. „Wir nicht sein, dass die alle abge-<br />
Mehrheit bekam. „Ich stand<br />
„Rammstein“, wird derzeit als<br />
Neuzugang für die Multimedia-Schau<br />
„nineties berlin“in<br />
der Alten Münze gefeiert.<br />
In einem Zeitzeugen-Raum<br />
ist Flakes Ex-Keyboard ausgestellt,<br />
dazu läuft ein Interview,indem<br />
der in Prenzlauer<br />
Berg geborene Musiker<br />
hatten früher viele Kohlenträger,<br />
das war ein lustiges<br />
Volk, die betrunken da rumgetorkelt<br />
sind.“ Dafür seien<br />
jetzt Webdesigner da und Anwälte,<br />
„die eine andereSprache<br />
sprechen.ZwarDeutsch,<br />
aber ein anderesDeutsch.“<br />
Auch von seinen Erinnerungen<br />
hauen sind.“ Als die Band erfuhr,<br />
dass die Mauer offen<br />
ist, kaufte Lorenz Bier, weil<br />
er sich freute, dass sie alle<br />
zum Konzert kamen. „Wenn<br />
ich hätte in den Westen fahren<br />
können, wäre ich doch<br />
zuerst in den Puff gegangen“,sagterund<br />
lacht.<br />
mit offenem Mund da und<br />
musste mich betrinken. Von<br />
meinen Bekanntenwärekeiner<br />
auf die Idee gekommen,<br />
die zu wählen.“<br />
Lorenzist einer von14Prominenten,<br />
die in der Ausstellung<br />
von ihren Erlebnissen<br />
um die Wendeberichten. Da-<br />
über die „guten, alten Zeiten“<br />
an den Mauerfall er-<br />
Nach der Wende hätten zu gehören auch Linken-Pohauen<br />
sinniert.<br />
zählt Lorenz. An jenem Tag sich alle mehr um die DDR litiker Gregor Gysi, Musikerin<br />
„Im Durchschnitt wohnt spielte er mit seiner Band im kümmern sollen. Noch heute<br />
Inga Humpe und Histori-<br />
heute noch ein Mieter im gan-<br />
Pi-Club in West-Berlin, habe er den Schock nicht kerDr. Stefan Wolle. FTH