2018/50 - Unternehmen Dezember
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[spezial] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Sebastian Mauritz, Resilienz-Experte<br />
des DVCT<br />
Vor dem Hintergrund<br />
des rasantenWandels<br />
stärkt<br />
ein betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement<br />
nachweisbar<br />
das Gesundheitspotential<br />
der Mitarbeiter<br />
– und senkt krankheitsbedingte<br />
Kosten.<br />
„Es gibt eine<br />
nachvollziehbare<br />
Korrelation zwischen Fluktuation und Führung“,<br />
sagt Lorenz und verweist auf eine entsprechende<br />
Studie. „Fehlzeiten und häufiger<br />
Personalwechsel mit den entsprechenden<br />
Konsequenzen sind ein erheblicher Kostenfaktor.<br />
Von einem gesunden, motivierten Mitarbeiter<br />
profitieren beide Seiten“.<br />
HÖHERE ZUFRIEDENHEIT<br />
Selbstbestimmung und Resilienz hängen eng<br />
zusammen, sagt Sebastian Mauritz, Fachbuchautor<br />
und Vorstandsmitglied im Verband<br />
für Coaching und Training (DVCT).<br />
Übertragen <strong>Unternehmen</strong> denjenigen Mitarbeitern,<br />
die dazu bereit sind, im Rahmen ihrer<br />
Qualifikation mehr Eigenverantwortung<br />
fühlten sich diese weniger fremdbestimmt<br />
und weniger gestresst. „Das führt zu mehr Engagement<br />
und Zufriedenheit am Arbeitsplatz“,<br />
sagt der Resilienzexperte.<br />
Wenn das möglich ist, sollten Mitarbeiter arbeitszielorientiert<br />
darüber entscheiden können,<br />
wie und wo sie arbeiten. Eine neue Studie<br />
der Harvard Business School ergänzt viele Forschungsarbeiten,<br />
nach denen Mitarbeiter dafür<br />
neben flexiblen Arbeitszeitmodellen auch<br />
unterschiedliche Raumangebote benötigen.<br />
Vertrauenskultur wachsen lassen<br />
Viele Firmen befürchten einen Kontrollverlust durch Homeoffice – laut einer IW-Studie zu Unrecht.<br />
Einer Studie zufolge können <strong>Unternehmen</strong><br />
profitieren, wenn sie ihren Mitarbeitern<br />
flexible Arbeitszeiten und Homeoffice<br />
erlauben. Das ist das Ergebnis einer<br />
Studie des arbeitgebernahen Instituts der<br />
deutschen Wirtschaft (IW). Manche Firmen<br />
haben Angst durch solche Lösungen<br />
die Kontrolle zu verlieren. „Unsere Studie<br />
zeigt aber ganz klar, dass es dafür keinen<br />
Grund gibt. Vertrauen zahlt sich aus“,<br />
Statt eines einheitlich gestalteten Großraumbüros,<br />
bieten gesunde Arbeitsumgebungen<br />
verschiedene Möglichkeiten: individuelle Arbeitsbereiche,<br />
Ruhezonen, Kommunikationsbereiche,<br />
Räume für Inspiration, Orte für<br />
Teamarbeit. Der Wechsel zwischen den Arbeitsorten<br />
eines „Open Space“ fördert Bewegung<br />
und Begegnung, wie auch das Beispiel<br />
des Stuttgarter Immobilienberaters Drees &<br />
Sommer zeigt (siehe Seite 6).<br />
Mit der Feststellung „Sitzen ist das neue Rauchen“<br />
spitzt Chefarzt Rudolf Lorenz die negativen<br />
Folgen sitzender Tätigkeit zu. Er misst<br />
flexiblen Arbeitsplatzlösungen, die dazu<br />
animieren, sich zu bewegen, zwischen<br />
Stehen und verschiedenen Sitzmöglichkeiten<br />
zu wechseln und kurze Pausen zur<br />
Regeneration zu nutzen, eine große Bedeutung<br />
zu. Ausreichend Bewegung ist seiner<br />
Meinung nach essenziell: „Wer sich bewegt,<br />
wechselt die Perspektiven – körperlich<br />
und mental.“ Damit Führungskräfte<br />
die Resilienz ihrer<br />
Foto: © Yanawut Suntornkij / shutterstock.com<br />
sagt IW-Autor Dominik Enste. Mit wachsender<br />
Überwachung nehmen Unzufriedenheit<br />
und Konflikte mit dem Chef zu. In<br />
Firmen mit strengen Kontrollen seien 45<br />
Prozent der Befragten sehr zufrieden, 32<br />
Prozent der Mitarbeiter berichteten von<br />
Konflikten mit dem Chef. In Firmen mit<br />
weniger Kontrolle sind 60 Prozent der<br />
Mitarbeiter sehr zufrieden, 13 Prozent<br />
klagen über Konflikte mit dem Chef. AMB<br />
Mitarbeiter fördern und deren Potenzial abrufen<br />
können, ist nach Einschätzung von Sebastian<br />
Mauritz die Einbeziehung der Mitarbeiter<br />
auf allen Ebenen, sowie die Integration<br />
von sozialer Unterstützung unverzichtbar.<br />
Face-to-face Kommunikation ermögliche es,<br />
die subjektive Wahrnehmung der Mitarbeiter<br />
anzusprechen und herauszufinden, was jemand<br />
brauche, um in einem guten Zustand zu<br />
sein. „Das Leitbild muss mit der tatsächlich<br />
gelebten Führungskultur kongruent sein. Das<br />
sichert die Anerkennung der Mitarbeiter und<br />
fördert ihre Bereitschaft Veränderungen mitzugestalten“,<br />
sagt Mauritz.<br />
Authentizität ist nach seinen Worten das A<br />
und O für eine positive Wahrnehmung und<br />
für die Verbundenheit der Mitarbeiter, Kunden<br />
und Partner mit dem <strong>Unternehmen</strong>, seiner<br />
Marke und seinen Zielen. Investitionen in<br />
entsprechende Maßnahmen zeigen unternehmerische<br />
Verantwortung – und werden zunehmend<br />
zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.<br />
[!] <br />
SIGRID BALKE<br />
Obst für Mitarbeiter ist schön, ersetzt aber keine Strategie. Foto: © Rob Byron / shutterstock.com<br />
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