Berliner Zeitung 12.12.2018
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Die Friedrichstraße wird zur Fußgängerzone – Berlin Seite 10<br />
Botschafter<br />
der Bienen<br />
Seite 17<br />
0°/4°<br />
Viele Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
So sehen die neuen<br />
<strong>Berliner</strong> Schulen aus<br />
Berlin Seite12<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Stolz auf die Hauptstadt?<br />
Der Regierende im Interview<br />
Hauptstadt Seite 5<br />
Mittwoch, 12. Dezember 2018 Nr.290 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Cottbus: Missbrauch<br />
durch die eigene Mutter?<br />
Brandenburg Seite 16<br />
Berlinale<br />
Mit einem<br />
gewinnenden<br />
Lächeln<br />
VonArnoWidmann<br />
Keine Ahnung, ob Juliette Binoche,eine<br />
gute Präsidentin der<br />
Jury der <strong>Berliner</strong> Filmfestspiele 2019<br />
werden wird. Aber sie ist mit Sicherheit<br />
eine gute Wahl. Die1964 in Paris<br />
geborene Schauspielerin hat seit<br />
1983, also in den vergangenen 35<br />
Jahren, 60 Filme gedreht. Mit Regisseuren<br />
wie Leos Carax, David Cronenberg,<br />
Jean-Luc Godard, Michael<br />
Haneke, Philip<br />
Kaufman,<br />
Krzysztof Kieslowski,<br />
Louis<br />
Juliette Binoche<br />
sagt, sie freue sich<br />
auf Berlin.<br />
Malle, André<br />
Téchiné. Sie ist<br />
seit Jahrzehnten<br />
eines der Gesichter<br />
des europäischen<br />
Kinos.<br />
Aber als eine<br />
japanisch-USamerikanische<br />
Produktion sie 2014 bat, bei„Godzilla“<br />
mitzumachen, war sie dabei. 1997 erhielt<br />
sie für ihre Rolle im „Englischen<br />
Patienten“ (Regie: Anthony Minghella)<br />
einen Oscar und den Silbernen<br />
Bären bei den <strong>Berliner</strong> Filmfestspielen.<br />
Den Europäischen Filmpreis erhielt<br />
sie dreimal. Zuletzt für ihreRolle<br />
in„Chocolat“ vonLasse Hallström.<br />
Es ist ungalant formuliert, aber<br />
Juliette Binoche ist mit allenWassern<br />
gewaschen. Sie ist mal nur zart und<br />
schön, mal noch böse und willensstark<br />
dazu. Sie kann Kunst und Unterhaltung.<br />
Sie lächelt so in die Kamera,<br />
dass Millionen überall auf der<br />
Welt –versunken in ihreKinosessel –<br />
beglückt zurücklächeln, als säßen sie<br />
ihr ganz allein gegenüber.<br />
So etwas können Schauspieler.<br />
Man sollte es nicht überbewerten,<br />
werfen Skeptiker ein. Aber blickt<br />
man genauer hin, sind es doch nur<br />
sehr wenige, die das können: die<br />
Herstellung von Intimität mitten in<br />
der Menge.Und mit der Menge.<br />
Auch in der 2015 in Frankreich<br />
produzierten inzwischen in 119 Ländernder<br />
Welt verbreiteten Serie„Call<br />
my Agent“ tritt sie auf. In Folge sechs<br />
der zweiten Staffel fällt es ihr schwer,<br />
sich an den Glamour und das strenge<br />
Protokoll der Filmfestspiele von<br />
Cannes anzupassen. Sie spielt das<br />
umwerfend.<br />
Sie wird auch die Rolle der <strong>Berliner</strong><br />
Jurypräsidentin schaffen und<br />
nach der Besichtigung von umdie<br />
zwanzig Filmen, nach endlosen Diskussionen<br />
in der Jury uns am 17. Februar<br />
mit einem unwiderstehlichen<br />
Lächeln sagen, wer den Goldenen<br />
Bären erhielt.<br />
Der <strong>Berliner</strong><br />
Atlas der<br />
Schulden<br />
Die Zahl der<br />
<strong>Berliner</strong>,die über<br />
ihre Verhältnisse<br />
leben, ist immer<br />
noch hoch. Aber es<br />
wird langsam<br />
besser<br />
Tagesthema Seite 2<br />
Spandau<br />
15,86<br />
Reinickendorf<br />
14,04<br />
Tempelhof-<br />
Schöneberg<br />
Charlottenburg-<br />
Wilmersdorf<br />
10,98<br />
Steglitz-Zehlendorf<br />
7,98<br />
Mitte<br />
14,59<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
11,46<br />
Pankow<br />
9,62<br />
12,12<br />
Neukölln<br />
15,55<br />
Die <strong>Berliner</strong> Bezirke und der<br />
jeweilige Anteil der dort<br />
lebenden Erwachsenen,<br />
die überschuldet sind –<br />
also ihre Schulden aus<br />
eigener Kraft nicht<br />
Schuldneranteil<br />
begleichen können.<br />
in Prozent<br />
Lichtenberg<br />
12,23<br />
Müller übernimmt Kirchner<br />
Marzahn-Hellersdorf<br />
15,19<br />
Treptow-Köpenick<br />
11,01<br />
Regierungschef schafft für den ehemaligen Verkehrsstaatssekretär einen Posten in der Senatskanzlei<br />
VonPeter Neumann<br />
Es war ein Streit, der den<br />
Grünen zu schaden begann<br />
–und damit auch der<br />
<strong>Berliner</strong> Koalition. Nun hat<br />
der Regierende Bürgermeister Michael<br />
Müller (SPD) den Konflikt erst<br />
einmal entschärft. Er schafft für<br />
Jens-Holger Kirchner, der seinen<br />
Posten als Verkehrs-Staatssekretär<br />
verlassen muss,eine neue Stelle –bei<br />
sich im Roten Rathaus. Damit hat<br />
der krebskranke Kirchner, für den<br />
seine Chefin trotz des Protests vieler<br />
Grünen einen Nachfolger gesucht<br />
hat, nach seiner Genesung wieder<br />
eine berufliche Zukunft. Mit seinem<br />
Schachzug wollte Müller wieder<br />
Ruhe in die Koalition bringen.„Doch<br />
dieses Thema ist noch nicht zu<br />
Ende“, hieß es bei den Grünen.<br />
Hinter vorgehaltener Hand heißt<br />
es im Senat, dass Müller sauer auf die<br />
Grünen sei, die den Streit laufen ließen<br />
und sogar angeheizt hätten. Die<br />
Grünen-Basis ärgert sich über die<br />
„herzlose“ Senatorin, die einen aus<br />
ihrer Sicht anerkannten Verkehrsfachmann<br />
abserviert habe. Senatssprecherin<br />
Claudia Sünder fasste es<br />
am Dienstag so zusammen: „Die unübersichtliche<br />
Kommunikation hat<br />
kein gutes Licht auf den Senat geworfen.“<br />
Ob die Rechnung aufgeht, ist<br />
ungewiss. Die CDU kritisierte Günthers<br />
„unwürdiges Verhalten“ und<br />
stellte einen Missbilligungsantrag.<br />
An der Grünen-Basis dauert der<br />
Groll auf Günther an. „Es besteht ein<br />
großes Interesse daran, dieses<br />
Thema aufzuarbeiten“, sagte ein<br />
Parteimitglied. „Hier wurden Werte<br />
der Grünen mit Füßen getreten.“<br />
„Wir sind sehr erleichtert, dass<br />
wir eine Lösung gefunden haben“,<br />
sagte dagegen Sünder nach der Senatssitzung.<br />
Verkehrssenatorin Regine<br />
Günther hat bekommen, was<br />
sie will: Kirchner,mit dem sie Berichten<br />
zufolge nie gut ausgekommen<br />
ist, verlässt ihre Verwaltung mit sofortiger<br />
Wirkung. Der Senat stimmte<br />
dem Vorschlag der parteilosen, von<br />
den Grünen nominierten Senatorin<br />
zu, den Verkehrs-Staatssekretär in<br />
den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.<br />
An diesem Mittwoch wird<br />
Ingmar Streese,derWunschkandidat<br />
der Senatorin, als Kirchners Nachfolger<br />
vereidigt. Der Biologe arbeitete<br />
bisher beim Verbraucherzentrale-<br />
„Die etwas unübersichtliche<br />
Kommunikation hat kein gutes Licht<br />
auf den Senat geworfen.“<br />
Claudia Sünder, Sprecherin des <strong>Berliner</strong> Senats<br />
Bundesverband, wo er den Bereich<br />
Verbraucherpolitik leitete, zu dem<br />
Mobilität und Reisen gehört. Der54-<br />
Jährige ist Mitglied im Beirat der<br />
Agora Verkehrswende, die sich mit<br />
der Dekarbonisierung des Verkehrs<br />
beschäftigt, und verfüge über „fundierte<br />
Verwaltungserfahrung“, ließ<br />
Günther am Dienstag mitteilen.<br />
Jens-Holger Kirchner, jahrelang<br />
Stadtrat in Pankow, wirkte da schon<br />
weniger zufrieden. Er wollte nicht<br />
BLZ/GALANTY<br />
von einem guten Kompromiss sprechen,<br />
sondernformulierte es anders:<br />
„Ich bin froh, dass die Sache ein Ende<br />
gefunden hat. Es ist eine tragfähige<br />
Lösung“, sagte er am Dienstag der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. DieSpannbreite für<br />
den Posten in der Senatskanzlei, der<br />
ihm angeboten worden sei, reiche<br />
von „Landesbeauftragter für Mobilität“<br />
bis „Sonderbeauftragter für die<br />
Begleitung von Großprojekten“:<br />
„Wahrscheinlich etwas dazwischen.“<br />
Er sagte aber auch:„Eine gute Lösung<br />
wäre gewesen, wenn ich Verkehrs-<br />
Staatssekretär geblieben wäre.“<br />
„Herr Kirchner erhält Aufgaben<br />
im Bereich Mobilität und Infrastruktur“,<br />
sagte Senatssprecherin Sünder.<br />
„Aufgaben, bei denen seine Kompetenzen<br />
berücksichtigt werden.“ Die<br />
Stelle werde zunächst auf ein Jahr<br />
befristet, Teilzeit ist möglich. DasGehalt<br />
ist außertariflich, aber niedriger<br />
als das Salär eines Staatssekretärs.Zu<br />
den Projekten, um deren Koordinierung<br />
sich Kirchner nach seiner Genesung<br />
2019 kümmern könnte, gehören<br />
der Siemens-Campus in Siemensstadt<br />
sowie der Forschungsund<br />
Wohnstandort, der auf dem Tegeler<br />
Flughafengelände entsteht.<br />
Kommentar Seite 8<br />
Zwei Tote bei<br />
Schießerei<br />
in Straßburg<br />
Terror-Verdacht bei Attacke<br />
auf Weihnachtsmarkt<br />
Bei einem mutmaßlichen Anschlag<br />
auf den Straßburger<br />
Weihnachtsmarkt sind mindestens<br />
zwei Menschen getötet und elf weitere<br />
verletzt worden. Ein Bewaffneter<br />
eröffnete am Dienstagabend das<br />
Feuer auf dem Markt inder Innenstadt<br />
und ergriff dann die Flucht, wie<br />
die Polizei mitteilte.<br />
Erste Erkenntnisse ließen ein terroristisches<br />
Motiv denkbar erscheinen:<br />
DieAnti-Terror-Spezialisten der<br />
Pariser Staatsanwaltschaft und<br />
der Inlandsgeheimdienst<br />
DGSI schalteten sich ein.<br />
DerTäter wurde nach Polizeiangaben<br />
identifiziert, Beamte<br />
verfolgten den Flüchtigen.<br />
Soldaten schossen ihn bei<br />
einem Feuergefecht an. Der<br />
Täter war nach Behördenangaben<br />
als Gefährder bekannt.<br />
Straßburgs Weihnachtsmarkt gilt<br />
als potenzielles Anschlagsziel und ist<br />
deswegen besonders gesichert.<br />
Frankreichs Präsident Emmanuel<br />
Macron entsandte Innenminister<br />
Christophe Castaner an den Tatort.<br />
Das Innenministerium sprach von<br />
einem „ernsthaften Sicherheitsvorfall“<br />
und forderte die Bewohner auf,<br />
zu Hausezubleiben.<br />
Augenzeugen berichteten, dass<br />
gegen 20 Uhr mehrere Schüsse zu<br />
hören gewesen seien. DieMenschen<br />
in den Gassen hätten die Flucht ergriffen.<br />
Nach den Schüssen auf dem<br />
Weihnachtsmarkt riegelte die Polizei<br />
auch das Gebäude des Europäischen<br />
Parlaments in Straßburgab. Dortfinden<br />
in dieserWochePlenarsitzungen<br />
des Parlaments statt.Wegen der polizeilichen<br />
Absperrung konnten Parlamentarier,<br />
Mitarbeiter und Journalisten<br />
das Gebäude am Abend zunächst<br />
nicht verlassen.<br />
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Februar2019<br />
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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Schuldner-Atlas<br />
Die <strong>Berliner</strong> Wirtschaft wächst und die Arbeitslosigkeit geht zurück. Doch die Quote derjenigen, die ihre Kredite nicht<br />
zurückzahlen können, bleibt seit Jahren auf einem hohen Niveau. Die Gründe dafür sind vielfältig.<br />
Schuldnerquoten<br />
2018, Angaben in Prozent<br />
Bremen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
13,94<br />
12,73<br />
Berlin boomt, die Schulden bleiben<br />
VonElmar Schütze<br />
Wichtigste Gründe<br />
für Überschuldung in Deutschland,<br />
Angaben in Prozent<br />
2011 2018<br />
Arbeitslosigkeit<br />
20,0<br />
27,0<br />
Berlin<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Saarland<br />
Schleswig-Holstein<br />
12,42<br />
11,69<br />
11,36<br />
10,9<br />
Schuldnerquoten nach Altersgruppen<br />
2018, Angaben in Prozent<br />
Berlin<br />
Deutschland<br />
13,47<br />
14,05<br />
18,57<br />
16,79<br />
13,13<br />
15,14<br />
10,66<br />
Trennung, Scheidung, Tod<br />
14,0<br />
13,2<br />
Erkrankung, Sucht, Unfall<br />
12,1<br />
15,8<br />
Unwirtschaftliche Haushaltsführung<br />
11,3<br />
12,7<br />
Hamburg<br />
10,62<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
10,53<br />
Niedersachsen<br />
10,34<br />
Rheinland-Pfalz<br />
10,1<br />
Deutschland<br />
10,04<br />
Hessen<br />
10,04<br />
Brandenburg<br />
9,94<br />
Sachsen<br />
9,92<br />
6,47<br />
8,85<br />
5,65<br />
2,04<br />
unter 30 Jahre 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 50 bis 59 Jahre 60 bis 69 Jahre ab 70 Jahre<br />
Überschuldete Personen in der Stadt Berlin<br />
431 877<br />
405 382<br />
398 424<br />
372 760<br />
372 355 373 221<br />
371 164<br />
4,21<br />
371 988<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: CREDITREFORM<br />
Gescheiterte Selbstständigkeit<br />
8,3<br />
8,3<br />
Sonstige Auslöser<br />
Deutlich mehr Männer von<br />
Überschuldung betroffen<br />
Angaben in Prozent, nach Bezirken<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Spandau<br />
19,1 12,59<br />
Neukölln<br />
20,14 10,96<br />
Marzahn-Hellersdorf<br />
18,19 12,18<br />
27,3<br />
29,9<br />
Thüringen<br />
9,3<br />
Mitte<br />
19,98 9,26<br />
Baden-Württemberg<br />
8,31<br />
Bayern<br />
7,43<br />
2004<br />
2006<br />
2008<br />
2010<br />
2012<br />
2014<br />
2016<br />
2018<br />
Reinickendorf<br />
17,38 10,72<br />
Berlin<br />
16,08 8,79<br />
Schuldnerquote im Vergleich<br />
Angaben in Prozent<br />
Berlin Deutschland<br />
16<br />
15,25<br />
14<br />
14,02<br />
12,42<br />
12<br />
10,85 12,16<br />
10<br />
9,74<br />
10,04<br />
8<br />
9,09<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2004 2018<br />
Die Gründe können Arbeitslosigkeit<br />
sein, eine<br />
langfristige Erkrankung,<br />
Scheidung und nicht zuletzt<br />
unvernünftiges Kaufverhalten.<br />
Die Folgen sind oft dieselben: Menschen<br />
verschulden sich so sehr, dass<br />
ihre monatlichen Einnahmen die<br />
monatlichen Ausgaben nicht mehr<br />
decken. Sollte dies über einen längeren<br />
Zeitraum geschehen, sprechen<br />
Fachleute von Überschuldung. Die<br />
Betroffenen können sich nicht mehr<br />
ohne Hilfe aus der Spirale befreien.<br />
Am Ende steht oft die Privatinsolvenz.<br />
In einem solchen Strudel befanden<br />
sich 2018 rund 370 000 <strong>Berliner</strong><br />
– das entspricht einer Quote von<br />
12,42 Prozent der über 18-jährigen,<br />
also kreditfähigen Hauptstädter.Das<br />
heißt, dass jeder achte überschuldet<br />
ist. Bundesweit liegt die sogenannte<br />
Schuldnerquote bei 10,04 Prozent.<br />
Diese Daten gehen aus dem<br />
Schuldner-Atlas hervor, den am<br />
Dienstag Creditreformvorgelegt hat,<br />
eine Unternehmensgruppe, die als<br />
Wirtschaftsauskunftei und Inkassodienstleister<br />
agiert. Rund 200 000<br />
Fälle, indenen <strong>Berliner</strong> ihre Rechnungen<br />
nicht bezahlt haben, bearbeitet<br />
Creditreform jedes Jahr: Das<br />
gesammelte Datenmaterial ist riesig,<br />
wird Jahr für Jahr aktualisiert und<br />
dient als Grundlage für den Atlas.<br />
Die Daten belegen, dass Berlin<br />
zwar noch eine vergleichsweise hohe<br />
Quote an Überschuldeten hat<br />
(Rang 3hinter Spitzenreiter Bremen<br />
und Sachsen-Anhalt), diese Quote<br />
aber seit Jahren sinkt. Wirtschaftlicher<br />
Aufschwung in einer wachsenden<br />
Stadt, die Menschen aus aller<br />
Welt anzieht, führt zueinem Rückgang<br />
um 0,7 Prozentpunkte seit<br />
2013. Das sagt aber nichts über die<br />
absolute Anzahl Überschuldeter aus.<br />
Diese liegt stabil bei rund 370 000.<br />
Heruntergebrochen auf die Bezirke<br />
ergibt sich, dass in Spandau<br />
prozentual die meisten überschuldeten<br />
Menschen wohnen (15,86 Prozent).<br />
Ähnlich hoch ist die Quote in<br />
Neukölln (15,55 Prozent) und Marzahn-Hellersdorf<br />
(15,19 Prozent) –<br />
am geringsten ist sie in Steglitz-Zehlendorf<br />
(7,98 Prozent). Prinzipiell<br />
gilt: Je ungünstiger die Sozialstruktur<br />
eines Kiezes oder Bezirks, desto verschuldeter<br />
sind seine Bewohner.<br />
Nach Ansicht von Jochen Wolfram,<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
von Creditreform, sind steigende<br />
Mieten und Energiekosten<br />
Hauptursachen für Überschuldung.<br />
Ohnehin gebe es nur zwei Maßnahmen,<br />
die Abhilfe schaffen könnten.<br />
„Wir müssen die Finanzkompetenz<br />
der Menschen aufbauen“, sagt er<br />
und sieht einen Auftrag an das Bildungssystem.<br />
Außerdem müssten<br />
Insolvenz- und Schuldnerberatungen<br />
gestärkt und ausgebaut werden.<br />
Dabei hat er auch seine Kunden im<br />
Blick. Nur mithilfe solcher in Beratungen<br />
ausgetüftelten Tilgungspläne<br />
kämen Gläubiger überhaupt wenigstens<br />
an Teile ihrer Forderungen.<br />
Elmar Schütze<br />
lässt seinen Dispo-Kredit<br />
am liebsten unangetastet.<br />
Lichtenberg<br />
15,56 8,92<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
17,04 7,23<br />
Tempelhof-Schöneberg<br />
14,88 8,06<br />
Treptow-Köpenick<br />
13,98 8,08<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
14,72 7,26<br />
Pankow<br />
12,73 6,55<br />
Steglitz-Zehlendorf<br />
10,23 5,73<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: CREDITREFORM<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute erreichen die Temperaturen Wertevon 3bis 6Grad. Dazu ist es<br />
wolkig bis stark bewölkt. Die Sonne kommt nur gebietsweise heraus. Der<br />
Wind weht schwach aus nördlichen Richtungen. In der Nacht muss man<br />
teils mit Nebel rechnen. Sternenklare Abschnitte gibt es hier und da aber<br />
auch, und esist mit minus 1bis minus 3Grad zu rechnen.<br />
Biowetter: Die aktuelle Wetterlage<br />
wirkt sich negativ auf den gesunden<br />
Tiefschlaf und rheumatische Erkrankungen<br />
aus. Menschen mit hohem<br />
Wittenberge<br />
Blutdruck sollten einen Gang zurückschalten.<br />
1°/6°<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 12 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 23 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 8µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 91%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 2Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Nord.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
-1°/5° 0°/4°<br />
Luckenwalde<br />
-1°/3°<br />
Cottbus<br />
-2°/3°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
wolkig stark bewölkt wolkig<br />
-1°/2° -2°/1° -2°/1°<br />
Prenzlau<br />
0°/3°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
-1°/3°<br />
Über Skandinavien etabliert sich ein Hoch, das sich inden nächsten Tagen in<br />
Richtung Osten weiter ausweitet. An seiner Südostseite wird mit nordöstlichen<br />
Winden immer mehr Kaltluft nach Mitteleuropa geführt, sodass die Temperaturen<br />
bei uns langsam weiter zurückgehen. VomAtlantik nähert sich allmählich ein<br />
neues Sturmtief den Britischen Inseln.<br />
Köln<br />
-1°/5°<br />
Sylt<br />
2°/4°<br />
Saarbrücken<br />
-1°/4°<br />
Hannover<br />
1°/5°<br />
Konstanz<br />
-2°/2°<br />
Hamburg<br />
1°/4°<br />
Erfurt<br />
-1°/2°<br />
Frankfurt/Main<br />
0°/4°<br />
Stuttgart<br />
0°/3°<br />
Rostock<br />
2°/4°<br />
Magdeburg<br />
0°/4°<br />
Nürnberg<br />
-1°/3°<br />
München<br />
-3°/1°<br />
Rügen<br />
4°/7°<br />
Dresden<br />
-2°/2°<br />
Deutschland: Heute zeigt sich der<br />
Himmel größtenteils wolkig. Etwas<br />
Schnee oder Regen ist eher die Ausnahme.<br />
Die Höchstwerte betragen<br />
1bis 7Grad, die Tiefsttemperaturen<br />
1bis minus 5Grad. Der Wind weht<br />
nur schwach aus Nord. Morgen unterbrechen<br />
zeitweise Wolken den<br />
strahlenden Sonnenschein. Dabei<br />
sind Höchstwerte von minus 1bis<br />
4Grad zuerwarten, und der Wind<br />
weht schwach bis mäßig aus östlichen<br />
Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 4°-7°<br />
Nordsee: 5°-8°<br />
Mittelmeer: 14°-21°<br />
Ost-Atlantik: 10°-16°<br />
Mondphasen: 15.12. 22.12. 29.12. 06.01.<br />
Sonnenaufgang: 08:07 Uhr Sonnenuntergang: 15:52 Uhr Mondaufgang: 11:40 Uhr Monduntergang: 20:48 Uhr<br />
Lissabon<br />
16°<br />
Las Palmas<br />
21°<br />
Madrid<br />
14°<br />
Reykjavik<br />
8°<br />
Dublin<br />
10°<br />
London<br />
8°<br />
Paris<br />
6°<br />
Bordeaux<br />
13°<br />
Palma<br />
17°<br />
Algier<br />
21°<br />
Nizza<br />
12°<br />
Trondheim<br />
-1°<br />
Oslo<br />
-4°<br />
Stockholm<br />
3°<br />
Kopenhagen<br />
5°<br />
Berlin<br />
4°<br />
Mailand<br />
7°<br />
Tunis<br />
18°<br />
Rom<br />
11°<br />
Warschau<br />
3°<br />
Wien<br />
3° Budapest<br />
5°<br />
Palermo<br />
14°<br />
Kiruna<br />
-11°<br />
Oulu<br />
-3°<br />
Dubrovnik<br />
11°<br />
Athen<br />
12°<br />
St. Petersburg<br />
2°<br />
Wilna<br />
1°<br />
Kiew<br />
1°<br />
Odessa<br />
5°<br />
Varna<br />
5°<br />
Istanbul<br />
9°<br />
Iraklio<br />
14°<br />
Archangelsk<br />
-3°<br />
Moskau<br />
-1°<br />
Ankara<br />
4°<br />
Antalya<br />
16°<br />
Acapulco 33° sonnig<br />
Bali 36° wolkig<br />
Bangkok 31° Schauer<br />
Barbados 28° heiter<br />
Buenos Aires 31° sonnig<br />
Casablanca 20° heiter<br />
Chicago 2° Regen<br />
Dakar 29° sonnig<br />
Dubai 27° sonnig<br />
Hongkong 20° heiter<br />
Jerusalem 14° sonnig<br />
Johannesburg 32° sonnig<br />
Kairo 20° sonnig<br />
Kapstadt 25° wolkig<br />
Los Angeles 19° sonnig<br />
Manila 32° heiter<br />
Miami 23° wolkig<br />
Nairobi 28° wolkig<br />
Neu Delhi 24° Schauer<br />
New York 7° wolkig<br />
Peking -1° wolkig<br />
Perth 28° heiter<br />
Phuket 33° wolkig<br />
Rio de Janeiro 37° sonnig<br />
San Francisco 15° wolkig<br />
Santo Domingo 29° heiter<br />
Seychellen 29° wolkig<br />
Singapur 31° Gewitter<br />
Sydney 24° bedeckt<br />
Tokio 13° Regen<br />
Toronto 4° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 3 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
Der kleine Laden mit blickdichten<br />
Schaufenstern nahe dem berühmten<br />
Weißen Turm in der<br />
nordgriechischen Hafenstadt<br />
Thessaloniki hat nicht einmal ein Geschäftsschild.<br />
In den zwei vollgestopften Räumen<br />
stapeln sich Honiggläser, Nudeltüten, Bohnenkonserven,<br />
an Kleiderstangen hängen<br />
Secondhand-Klamotten, in Regalen liegt<br />
Kinderspielzeug. Doch so unscheinbar das<br />
Lager wirkt, es birgt die Keimzelle vonetwas<br />
Großem: der Rückkehr der Türken in die<br />
einstmals zweitgrößte Stadt des Osmanischen<br />
Reiches.<br />
Die vier Männer, die an diesem nasskalten<br />
Dezembertag hier nach Kleidern<br />
schauen, hat kein freier Entschluss nach<br />
Thessaloniki geführt. Siesind aus der Türkei<br />
geflohen. „Das Warenlager ist extrem wichtig<br />
für uns“, sagt der 34-jährige Vedat Erdogan,<br />
der die Räume verwaltet. „Unsere Ersparnisse<br />
reichen zum Leben nicht aus, wir sind<br />
auf die Hilfe der Cemaat angewiesen.“ Das<br />
türkische Wort bedeutet „Gemeinde“ und<br />
bezeichnet im Alltagsjargon die Sekte des in<br />
den USA lebenden Islampredigers Fethullah<br />
Gülen, die der türkische Staatspräsident Recep<br />
Tayyip Erdogan für den versuchten Militärputsch<br />
vom Juli 2016 verantwortlich<br />
macht –was der Geistliche bestreitet.<br />
„Damals wurde unser Leben komplett auf<br />
den Kopf gestellt“, klagt Vedat Erdogan, der<br />
aus der ostanatolischen Stadt Gaziantep<br />
stammt und als Pädagoge für die „Cemaat“<br />
tätig war. Wie er wurden Hunderttausende<br />
Anhänger der Bewegung, die lange Jahre Erdogans<br />
autoritäres System gestützt hatte,<br />
über Nacht zu „Terroristen“ erklärt. 150 000<br />
Menschen wurden ihrer Arbeit beraubt,<br />
mehr als 50 000 verhaftet. Inzwischen ziehe<br />
der Staat sogar die Autos von Geflüchteten<br />
ein, sagen die Migranten im Warenlager, das<br />
Gülenisten mit Spenden aus ganz Europa<br />
aufgebaut haben.<br />
DieZahl der Türken und Kurden, die nach<br />
Griechenland flohen, hat sich 2018 gegenüber<br />
dem Vorjahr erneut mehr als verdoppelt,<br />
denn die „Säuberungen“ in der Türkei<br />
nehmen kein Ende.Viele Flüchtlinge wählen<br />
inzwischen die gefährliche Route über die<br />
Landgrenze amreißenden Evros-Fluss (türkisch:<br />
Meric) statt über die ägäischen Inseln<br />
mit ihren berüchtigten Hotspot-Lagern.<br />
In der Schule habe er gelernt, dass die<br />
Griechen Feinde seien, doch die Wirklichkeit<br />
sei überraschend anders, sagt Vedat Erdogan.<br />
„Die Griechen haben uns gerettet!“ Umgekehrt<br />
staunten die Griechen, die sich an<br />
elend wirkende Migranten aus Afghanistan,<br />
Pakistan und Syrien gewöhnt hatten, über<br />
die gülenistischen Flüchtlinge: gut gekleidet,<br />
Eurosinder Brieftasche,seriöses Auftreten.<br />
Rückkehr in die Stadt der Großeltern<br />
Auch die vier Männer im Warenlager sind<br />
Angehörige dieser neuen, religiös geprägten<br />
und gut ausgebildeten türkischen Mittelschicht.<br />
Siewaren Lehrer an Gülen-Schulen,<br />
von denen es früher Hunderte im ganzen<br />
Land gab. Dass sie ausgerechnet in Griechenland<br />
landeten, ist letztlich gar nicht so<br />
abwegig. „Meine Großeltern stammen aus<br />
Thessaloniki, ich kehrejetzt zurück“, sagt einer<br />
der Männer, ein Nachhilfeschullehrer<br />
mit gestutztem Vollbart. Ähnlich äußert sich<br />
sein Freund, ein Psychologielehrer aus Istanbul:<br />
„Mein Großvater kommt aus Drama<br />
nahe der Grenze.“Die Männer sind alle Ende<br />
dreißig, und sie wollen in Thessaloniki, wo<br />
sie auf ihren Asylbescheid warten, ein neues<br />
Leben beginnen.<br />
Vedat Erdogans Geschichte ist exemplarisch.<br />
In den Tagen nach dem Putschversuch<br />
wurden seine Kollegen und Freunde verhaftet.<br />
Seine Frau wurde zu neun Jahren Gefängnis<br />
verurteilt. Ihr angebliches Verbrechen<br />
bestand darin, dass sie ein Studentenwohnheim<br />
der Gülenisten leitete. Dasie zunächst<br />
nur unter Hausarrest stand,<br />
entschieden sich die Eheleute zur Flucht. Im<br />
Februar stiegen sie mit ihren beiden Kleinkinderninder<br />
türkischen Grenzstadt Edirne<br />
aus dem Bus und übergaben einem Schlepper<br />
5500 Euro für die Passage. Am Evros<br />
mussten sie ein Schlauchboot besteigen und<br />
ans griechische Flussufer paddeln. „Wir hatten<br />
riesige Angst, aber alles ging glatt“, sagt<br />
der kleine,freundliche Mann.<br />
Seine Freunde sind mit ihren drei- bis fünfköpfigen<br />
Familien erst vor Kurzem nach<br />
Thessaloniki gekommen, alle drei wurden<br />
wegen angeblicher „Mitgliedschaft in einer<br />
terroristischen Vereinigung“ zu sieben bis<br />
neun Jahren Haft verurteilt, versteckten sich<br />
monatelang vor der Polizei. Die konkreten<br />
„Beweise“ gegen sie lauteten: Konto bei der<br />
Gülen-nahen Bank Asya, Abonnement der<br />
Gülen-<strong>Zeitung</strong> Zaman oder Besitz der bei Gülenisten<br />
beliebten Messenger-App Bylock.<br />
DieFrage nach der möglichen Beteiligung ihrer„Cemaat“<br />
am Putschversuch entlockt den<br />
Männern nur ein müdes Lächeln. „Das glauben<br />
wir nicht“, sagen sie.„Falls es eineVerbindung<br />
gibt, wissen wir nichts davon.“<br />
Hilft den Flüchtlingen: Sofia Aslanidou,<br />
Pädagogik-Professorin.<br />
Fluchtpunkt<br />
Thessaloniki<br />
In der ehemaligen osmanischen Metropole in Griechenland lassen sich<br />
viele Türken nieder,die sich vor der Verfolgung durch das<br />
Erdogan-Regime in Sicherheit bringen wollen. Darunter sind viele<br />
Anhänger der Sekte des Islampredigers Fethullah Gülen<br />
Dievier Freunde haben mit voller Absicht<br />
in Griechenland Asyl beantragt. Sie gehören<br />
zu einer wachsenden Gruppe vonFlüchtlingen<br />
aus der Türkei, die nicht nach Nordeuropa<br />
weiterziehen, sondern inder Nähe der<br />
Heimat bleiben will. „Sich hier niederzulassen,<br />
ist leider extrem schwierig“, sagt Vedat<br />
Erdogan. DieArbeitslosenquote in Thessaloniki<br />
beträgt mehr als 25 Prozent, die mitgebrachten<br />
Ersparnisse gehen zur Neige.„Aber<br />
wir helfen uns gegenseitig.“<br />
Nach Erkenntnissen der griechischen Polizei<br />
stammen von den rund 14 000 Menschen,<br />
die von Januar bis September illegal<br />
über den Evros kamen, etwa die Hälfte aus<br />
der Türkei. Der Anteil der Gülenisten werde<br />
nicht gesonderterfasst, aber er sei erheblich,<br />
sagt die Pädagogik-Professorin Sofia Aslanidou,<br />
Vorsitzende des städtischen Flüchtlingsrats<br />
von Thessaloniki, in ihrem Büro<br />
nahe dem Weißen Turm. Die resolute Mittfünfzigerin<br />
bestätigt eine deutliche Zunahme<br />
vonFlüchtlingen aus der Türkei über<br />
den Evros. „Wer aber zum Beispiel nach<br />
Deutschland will, beantragt hier kein Asyl,<br />
Musik wie zu Hause: Ragip Duran,<br />
64, Journalist.<br />
weil er sonst dortgemäß den Dublin-Regeln<br />
der EU nicht anerkannt würde.“<br />
6000 registrierte Asylsuchende leben derzeit<br />
in der Millionenstadt, davon rund ein<br />
Drittel aus der Türkei.„Fast alle sind Gülenisten“,<br />
sagt Sofia Aslanidou. Wer Asyl beantragt,<br />
hat Anspruch auf die Hilfe des UN-<br />
Flüchtlingshilfswerks UNHCR, die für eine<br />
vierköpfige Familie rund 400 Euro monatlich<br />
beträgt, was gerade die Miete deckt.„Wir helfen<br />
bei der Wohnungssuche, bei Sprachkursenoderder<br />
Einschulung der Kinder.“<br />
DemOpus Deiähnlich<br />
Vonder Freiheit beseelt: Tuba Güven,<br />
34, Journalistin.<br />
Fühlte sich die Kommune zunächst vom<br />
Flüchtlingsansturm überwältigt, so habe<br />
man sich „von der Nothilfe zur Integration“<br />
bewegt. „Generell kann ich sagen, dass uns<br />
die Türken am wenigsten Probleme bereiten“,<br />
erläutertAslanidou. „Sie lernen schnell<br />
Griechisch und haben fast alle ihreKinder in<br />
unseren Schulen untergebracht.“<br />
Der Exodus der Gülenisten nach Griechenland<br />
hat aber auch die historischen<br />
Spannungen zwischen den Nachbarländern<br />
Vonder Wirklichkeit überrascht:<br />
Vedat Erdogan, 34, Pädagoge.<br />
Döner statt Bildung: Musa Yücel, 36, ehemals Leiter eines Gülen-nahen Schulträgers, und seine Familie. FRANK NORDHAUSEN (5)<br />
VonFrank Nordhausen, Thessaloniki<br />
verstärkt. DieTürkei beschuldigt die Athener<br />
Regierung, „Terroristen“ eine Heimstatt zu<br />
bieten und fordertderen Auslieferung. Doch<br />
der Abbau des türkischen Rechtsstaats und<br />
zunehmende Berichte über Folter führen<br />
dazu, dass Asylgesuche vonGülenisten praktisch<br />
nicht abgelehnt werden. Dass ausgerechnet<br />
Thessaloniki, die alte osmanische<br />
Metropole und Heimat des türkischen<br />
Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk, jetzt<br />
zum Zentrum von Auswanderern aus der<br />
Türkei werde, findet Frau Aslanidou gut. „Bei<br />
uns existieren keineVorurteile gegen Türken.<br />
Hier gibt es viele Griechen, dieTürkisch sprechen,<br />
weil sie früher in der Türkei gelebt haben.“<br />
Linke und kurdische Flüchtlinge aus der<br />
Türkei ziehen meist sofort weiter nach<br />
Athen, der Drehscheibe für die Weiterreise<br />
nach Norden, bestätigt Ragip Duran, ein erfahrener<br />
türkischer Journalist aus Istanbul,<br />
der seit drei Jahren in Thessaloniki für eine<br />
oppositionelle Internet-Nachrichtenplattformarbeitet.<br />
DieTürkei, sagt der64-Jährige,<br />
sei „zu einer Hölle“ nicht nur für Gülenisten,<br />
Linke und Kurden geworden, „sondernauch<br />
für ganz normale Leute,die ihreKinder unter<br />
normalen Bedingungen großziehen wollen“.<br />
DieGülenisten vergleicht Duranmit dem<br />
Opus Dei, der geheimnisumwitterten Elitetruppe<br />
desVatikans.„Siesind gut ausgebildet<br />
und anpassungsfähig.“ Ohnehin sei Thessaloniki<br />
ein idealer Ort für Türken, weil die<br />
„menschliche Landschaft“ der Heimat sehr<br />
ähnlich sei. „Das Essen, die Gewohnheiten,<br />
selbst die Musik–alles ist fast wie bei uns zu<br />
Hause.“ Auch politisch sei Griechenland für<br />
türkische Flüchtlinge eine gute Wahl. Denn<br />
die Regierung in Athen müsse stets dem Vorwurf<br />
begegnen, Ankara zusehr entgegenzukommen<br />
–und schützedeshalb Dissidenten.<br />
Auf den Beistand der griechischen Regierung<br />
setzt auch Musa Yücel, ein 36-jähriger,<br />
früher sehr erfolgreicher Unternehmer aus<br />
der türkischen Schwarzmeerstadt Sinop. Er<br />
lebt seit vier Monaten mit seiner Frau und<br />
drei Kindern in einer kleinen Altbauwohnung<br />
in Thessaloniki. Allerdings hat Yücel<br />
durchaus Bedenken wegen der Nähe Thessalonikis<br />
zur Türkei. „Der Geheimdienst MIT<br />
hat schon in vielen LändernGülenisten entführt<br />
und gefoltert“, sagt er. „Die Gefahr ist<br />
real.“<br />
VorKurzem war Yücel in Athen, um sich<br />
mit einem Freundaus Sinop zu treffen. Zum<br />
Abendessen sei überraschend ein Cousin<br />
von Fethullah Gülen gekommen, der gerade<br />
die Türkei verlassen habe, erzählt er.„Kaum<br />
saßenwir zusammen, klingelte es an der Tür,<br />
und sechs Mitarbeiter des griechischen Geheimdienstes<br />
baten um Einlass. Sie wollten<br />
den Gülen-Cousin und uns vor dem MIT<br />
warnen. Aber sie sagten auch, sie würden alles<br />
tun, um uns zu schützen.“<br />
MusaYücel gehörte in der Türkei zur Führungsschicht<br />
der Gülenisten. In der 60 000-<br />
Einwohner-Stadt Sinop leitete er eine Gülennahe<br />
Bildungsfirma, die zehn Privatschulen<br />
für rund 3000 Schüler betrieb. Erflog oft<br />
nach Europa und Afrika, um internationale<br />
Messen undandereGülen-Schulen zu besuchen.<br />
„Der Staatsanwalt fragte mich, warum<br />
ich dauernd ins Ausland reise. Erbeschuldigte<br />
mich der Geldwäsche und Finanzierung<br />
der Gülen-Bewegung. Aber sie konnten<br />
trotz mehrerer Razzien keinen einzigen Gesetzesverstoß<br />
finden –weil es da nichts gibt.“<br />
Terrorvorwürfe und Folter im Gefängnis<br />
Zehn Tage nach dem Putschversuch wurde<br />
Musa Yücel dennoch verhaftet und acht Monate<br />
lang unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft<br />
in einer Terrorvereinigung eingesperrt.<br />
In Verhören habe man ihm mit der<br />
Vergewaltigung seiner Frau gedroht, sagt er.<br />
Inzwischen seien alle seine Institute geschlossen<br />
oder in Koranschulen umgewandelt<br />
worden. „Dort werden keine Kinder<br />
mehr erzogen, sondern junge Militante trainiert.“<br />
Er holt tief Luft.<br />
Der kräftige Mann ließ sich nicht einschüchtern,<br />
selbst als er nach der vorläufigen<br />
Haftentlassung von Zivilpolizisten demonstrativ<br />
beschattet wurde und Geschäftspartner<br />
unter Druck gesetzt wurden, ihn anzuschwärzen.<br />
Yücel versteckte sich neun Monate<br />
lang. „Wegen der schweren Vorwürfe<br />
bestand die Gefahr massiver Folter im Gefängnis.<br />
Deshalb beschloss ich schließlich<br />
im April, nach Griechenland zu fliehen und<br />
Asyl zu beantragen.“<br />
Fürihn geht es jetzt vorallem darum, beruflichwieder<br />
Fußzufassen und seinen Kindern<br />
eine gute Ausbildung zu ermöglichen.<br />
Tatsächlich ist Musa Yücel der erste Migrant<br />
aus derTürkei, derinder Stadt einen Imbiss<br />
mit türkischen Spezialitäten wie Döner, Börek<br />
und Baklava eröffnen wird. „Ich werde<br />
mir jetzt hier ein Leben aufbauen.“<br />
Einen Grund, auf die Gülen-Bewegung<br />
wütend zu sein, sieht Yücel trotz allem nicht.<br />
„Es kann sein, dass einzelne kriminell sind<br />
und sich auch an dem Putsch beteiligt haben“,<br />
sagt er. „Aber ich bin 20 Jahre bei der<br />
Bewegung und habe kein einziges Mal Gewalt<br />
oder Korruptionwahrgenommen.“<br />
Ähnlich argumentiert die 34-jährige türkische<br />
Journalistin Tuba Güven, aber sielässt<br />
Zweifel zu. Die zweifache Mutter aus Istanbul,<br />
die ihr blondes Haar offen trägt, ist an<br />
diesem Tagins Warenlager der Gülen-Bewegung<br />
gekommen, um ein Kopftuch für eine<br />
Freundin auszusuchen. „Es gibt inder Cemaat<br />
jetzt eine interne Debatte“, erläutert<br />
sie.„Es ist klar,dassPolitikund Religion strikt<br />
getrennt sein müssen. Unsere Bewegung öffnet<br />
sich.“ Aber die Türkei sei im Innern vergiftet.<br />
„Es gibt keinen Rechtsstaat mehr, das<br />
Leben ist wie ein ziviler Tod. Ichgehe nie wieder<br />
zurück.“ In Thessaloniki habe sie einen<br />
regelrechten Heilungsprozess durchlebt,<br />
sagt sie dann. „Hier habe ich erfahren, was<br />
Freiheit bedeutet.“<br />
Frank Nordhausen<br />
staunt über die Migration vonTürken<br />
zum Erzrivalen Griechenland.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Fast 20 000 Abschiebungen<br />
bis Ende Oktober<br />
Bundesweit sind in diesem Jahr bis<br />
Ende Oktober 19 781 abgelehnte<br />
Asylbewerber aus Deutschland abgeschoben<br />
worden. Dasgeht aus einer<br />
Antwortder Bundesregierung<br />
auf eine Anfrage der FDP-Fraktion<br />
hervor, die der Nachrichtenagentur<br />
AFP am Dienstag in Berlin vorlag.<br />
Diemeisten Abschiebungen gab es<br />
den Angaben zufolge aus Nordrhein-<br />
Westfalen mit 5548 Menschen, in<br />
Berlin waren es 962. (AFP)<br />
Karlsruhe weist Eilanträge<br />
gegen UN-Migrationspakt ab<br />
DasBundesverfassungsgericht hat<br />
noch kurzvorVerabschiedung des<br />
UN-Migrationspakts am Montag Eilanträge<br />
gegen das Abkommen zurückgewiesen.<br />
13 Einzelpersonen<br />
hatten versucht, damit die Unterzeichnung<br />
zu verhindern. DieEntscheidung<br />
wurde am Dienstag in<br />
Karlsruhe veröffentlicht. DerMigrationspakt<br />
enthalte lediglich politische<br />
Selbstverpflichtungen und entfalte<br />
keine unmittelbaren Rechtswirkungen.<br />
(Az. 2BvQ 105/18 u. a.) (dpa)<br />
Stasi-Ausweis von Putin in<br />
Dresden entdeckt<br />
Russlands PräsidentWladimir Putin<br />
(66) hatte bis zum Mauerfall einen<br />
Ausweis der Staatssicherheit der ehemaligen<br />
DDR. DasDokument habe<br />
jahrelang unbemerkt im Archiv gelegen,<br />
sagte der Dresdner Außenstellenleiter<br />
der Stasiunterlagenbehörde,<br />
Konrad Felber,amDienstag. Mitdem<br />
Dokument habe Putin ohne umfangreiche<br />
Kontrolle in den Dienststellen<br />
der Stasi ein- und ausgehen können,<br />
so Felber.„Zu sowjetischen Zeiten<br />
waren der KGBund die Stasi befreundete<br />
Dienste.Deshalb ist nicht auszuschließen,<br />
dass es auch wechselseitige<br />
Ausweise gab“, sagte Putins Sprecher<br />
DmitriPeskowamDienstag. Putin<br />
war bis 1989 als KGB-Offizier in<br />
Dresden tätig. (dpa)<br />
Lebenslang für US-Neonazi<br />
wegen Mordes<br />
Solidarität ja –Zusagen nein<br />
Die britische Premierministerin May erhofft sich Unterstützung von Kanzlerin Merkel. Doch die winkt ab<br />
VonAndreas Niesmann<br />
Nein, mit Ausstiegs-Szenarien<br />
hat Theresa May<br />
im Moment einfach kein<br />
Glück. Nicht einmal die<br />
Tür ihrer Limousine lässt sich problemlos<br />
öffnen, als die britische Premierministerin<br />
am Dienstagmittag<br />
bei fast schon englischem Regenwetter<br />
im Ehrenhof des <strong>Berliner</strong> Kanzleramtes<br />
vorfährt. Hausherrin Angela<br />
Merkel schaut belustigt, während<br />
sich eine mit Regenschirm bewaffnete<br />
Bedienstete an der<br />
gepanzerten Autotür abmüht. Erst<br />
im dritten Anlauf glückt Mayder Exit<br />
aus der Nobelkarosse.<br />
Immerhin.<br />
Beim Exit Großbritanniens aus der<br />
Europäischen Union wäre die britische<br />
Regierungschefin wohl schon<br />
froh, wenn der überhaupt noch irgendwie<br />
glücken würde –ohne sie<br />
das Amt zu kosten. Im Moment sieht<br />
es eher nicht danach aus.<br />
Undiplomatische Offenheit<br />
Seit May die für Montagabend im<br />
britischen Unterhaus angesetzte<br />
Abstimmung über den Brexit-Vertrag<br />
verschoben hat, steht sie vor<br />
dem Abgrund. Malwieder.Manche<br />
sagen, die Parteichefin der konservativen<br />
Torys sei sogar schon einen<br />
Schritt weiter, habe das aber noch<br />
gar nicht realisiert. 100 Abgeordnete<br />
aus den eigenen Reihen sollen<br />
gegen sie sein –und die Opposition<br />
sowieso.<br />
Solidarität und Zuspruch darf<br />
May in dieser Lage von der deutschen<br />
Bundeskanzlerin erwarten,<br />
immerhin sind auch Angela Merkel<br />
derartige Situationen nicht mehr<br />
ganz fremd. Auf politisches Entgegenkommen<br />
oder konkrete Zusagen<br />
darf die Britin allerdings nicht hoffen.<br />
Auch für Merkel gilt das Verdikt<br />
aus Brüssel: Der Brexit wird nicht<br />
nachverhandelt.<br />
Der Regierungsflieger aus London<br />
war noch nicht richtig in der<br />
Luft, da ließ Außenamts-Staatssekretär<br />
Michael Roth (SPD) die Briten<br />
in beinahe undiplomatischer<br />
Offenheit wissen, was ihre Regierungschefin<br />
in Berlin erwarten<br />
dürfe. Ergehe davon aus, dass die<br />
Bundeskanzlerin May frohe Weihnachten,<br />
Stärke und alles Gute für<br />
Brexit-Bittstellerin in Berlin: Theresa Maywird von Angela Merkelbegrüßt.<br />
Brexit ohne Abkommen Die<br />
EU-Beziehungen würden<br />
schlagartig gekappt: Flugzeugemüssten<br />
womöglich<br />
am Boden bleiben, Waren<br />
würden beim Zoll feststecken,<br />
es könnte zu Engpässen bei<br />
MedikamenteninGroßbritannien<br />
kommen.<br />
REIN ODER RAUS? MÖGLICHE SZENARIEN<br />
Regierungswechsel Mindestens<br />
15 Prozent der konservativenParlamentarier<br />
müssten<br />
einen Antrag stellen, um May<br />
als Parteivorsitzende abzusetzen.Eineeinfache<br />
Mehrheit<br />
allerAbgeordneten könnte<br />
Mays Regierung per Misstrauensvotum<br />
stürzen.<br />
GETTY IMAGES<br />
ZweitesReferendum In<br />
Großbritannien gibt es quer<br />
durch die Parteien Rufe nach<br />
einem zweiten Referendum.<br />
Experten schätzen den nötigenVorlauf<br />
allerdings auf<br />
mindestens fünf Monate.Ob<br />
das Land am Ende in der EU<br />
bleiben würde, ist fraglich.<br />
das Neue Jahr wünschte, ließ Roth<br />
wissen. Nachverhandlungen des<br />
Paktes werde essicher nicht geben.<br />
„Die Zeit läuft aus“, so Roth. „Das<br />
wissen alle Beteiligten.“ Auch die<br />
Spitzen der Bundestagsfraktionen<br />
von Union und SPD schlossen<br />
Nachverhandlungen aus.<br />
Das Kalkül der Bundesregierung<br />
und der europäischen Partner ist<br />
klar:Jenäher ein ungeregelter Brexit<br />
kommt, desto höher wirdder innenpolitische<br />
Druck in Großbritannien<br />
und desto wahrscheinlicher ist es,<br />
dass die Hardliner auf der Insel sich<br />
doch noch bewegen.<br />
Und sohat auch Kanzlerin Merkel<br />
Nachverhandlungen nach ihrem<br />
Gespräch mit May eine Absage erteilt.<br />
Am Austrittsabkommen gebe<br />
es aus ihrer Sicht keine Änderungsmöglichkeiten,<br />
hieß es nach Informationen<br />
der Deutschen Presseagentur<br />
aus Teilnehmerkreisen der<br />
Unionsfraktion. Merkel gab sich<br />
dennoch zuversichtlich, dass es<br />
eventuell doch eine Lösung geben<br />
könne. Auch britische Abgeordnete<br />
wollten mehrheitlich keinen Ausstieg<br />
Großbritanniens aus der EU<br />
ohne Abkommen, sagte die Kanzlerin<br />
demnach. Denn dies sei die<br />
schlechteste Lösung.<br />
Nervosität in der Wirtschaft<br />
In der deutschen Wirtschaft wächst<br />
derweil die Nervosität. Zwar stützen<br />
die wichtigen Wirtschaftsverbände<br />
wie der Industrieverband BDI den<br />
harten Kurs der Bundesregierung,<br />
doch mehren sich in der zweiten<br />
Reihe die Stimmen, die eine konziliantere<br />
Haltung bevorzugen würden.<br />
Ausdem Münchner ifo-Institut etwa<br />
kommt die Forderung nach Nachverhandlungen.<br />
„Dies muss geschehen,<br />
um zu verhindern, dass der<br />
Deal durchfällt. Er muss auch für das<br />
Vereinigte Königreich annehmbar<br />
sein“, sagte der ifo-Außenhandelsexperte<br />
Gabriel Felbermayr. „Insofern<br />
stimmt die Aussage der EU-Kommission<br />
nicht, dass der gegenwärtige<br />
Stand ,der beste Deal und der einzig<br />
mögliche Deal‘ sei.“<br />
Andreas Niesmann glaubt,<br />
dass Mays Zeit als Premierministerin<br />
gerade abläuft.<br />
VomGeben und<br />
Nehmen in der<br />
Bundeswehr<br />
Sondersitzung des<br />
Verteidigungsausschusses<br />
VonJörg Köpke<br />
Inder AffäreumUnregelmäßigkeiten<br />
bei der Vergabe von Aufträgen<br />
an externe Berater erhöht die Opposition<br />
den Druck auf Verteidigungsministerin<br />
Ursula von der Leyen<br />
(CDU). „Ich habe große Zweifel am<br />
Aufklärungswillen des Ministeriums“,<br />
sagte Grünen-Verteidigungsexperte<br />
Tobias Lindner der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland).<br />
Hintergrund ist ein vertraulicher<br />
Bericht an den Verteidigungsausschuss<br />
des Bundestages, der dem<br />
RND vorliegt. In ihm legt das Ministerium<br />
Ergebnisse interner Prüfungen<br />
vor. Laut Lindner bietet der Bericht<br />
„viel Papier um nichts“ und<br />
keine Antworten auf die Fragen, wer<br />
sich wann welche Berater gewünscht<br />
habe. Linken-Sicherheitsexperte<br />
Matthias Höhn sagte dem RND, die<br />
Erklärungsversuche des Verteidigungsministeriums<br />
(BMVg) seien<br />
„völlig unglaubwürdig“. Der Verteidigungsausschuss<br />
kommt am Mittwoch<br />
zu einer Sondersitzung zusammen.<br />
Dabei steht auch die Frage<br />
nach Einrichtung eines Parlamentarischen<br />
Untersuchungsausschusses<br />
im Raum.<br />
Lindner kritisiert Mauschelei und<br />
Vetternwirtschaft. So durfte ein Subauftragnehmer<br />
der Consultingfirma<br />
Accenture, der als „E1“ bezeichnet<br />
wird, laut Bericht sich selbst und vermutlich<br />
noch einem weiteren Mitarbeiter<br />
über einen Rahmenvertrag<br />
James Fields fuhr mit diesem Auto in eine<br />
Demonstration und tötete eine Frau. GETTY<br />
EinUS-Neonazi ist wegen Mordes an<br />
einer Demonstrantin in Charlottesville<br />
zu lebenslanger Haft verurteilt<br />
worden. Dieses Strafmaß gegen den<br />
21-Jährigen James Fields wurde laut<br />
US-Medienberichten am Dienstag<br />
voneinem Gericht in der Stadt im<br />
Bundesstaat Virginia verhängt. Fiels<br />
war im August 2017 am Rande eines<br />
Aufmarschs vonRechtsextremisten<br />
mit seinem Wagen in eine Gruppe<br />
vonGegendemonstranten gefahren.<br />
Eine 32-jährige Frau wurde dabei getötet<br />
und mehrereMenschen verletzt.<br />
(AFP)<br />
Geteilte Reaktionen auf<br />
Macrons Rede zu Protesten<br />
DieFernsehansprache des französischen<br />
Präsidenten Emmanuel Macron,<br />
in der er einige Zugeständnisse<br />
an die Protestbewegung der sogenannten<br />
Gelbwesten machte,ist auf<br />
ein gemischtes Echo gestoßen. Gemäßigte<br />
Kräfte begrüßten Macrons<br />
Versprechen, den Mindestlohn 2019<br />
um 100 Euro monatlich anzuheben<br />
und die Erhöhung der Sozialabgaben<br />
für einige Rentner auszusetzen. Doch<br />
viele„Gelbwesten“ kündigten an, ihre<br />
Verkehrsblockaden fortzusetzen und<br />
weiter zu demonstrieren. (AFP)<br />
Streitpunkt Irland<br />
Die EU fürchtet, dass eine harte Grenze zu Nordirland das Karfreitagsabkommen gefährden könnte<br />
VonDamir Fras, Brüssel<br />
Die Ansagen waren sehr deutlich:<br />
Im Brexit-Chaos kann Großbritannien<br />
nicht auf die Hilfe der EU<br />
zählen. EU-Kommissionpräsident<br />
Jean-Claude Juncker sagte am<br />
Dienstag: „Es gibt keinen Raum für<br />
eine Neuverhandlung.“ EU-Ratspräsident<br />
Donald Tusk assistierte: „Wir<br />
werden den Deal nicht neu verhandeln.“<br />
Gleichwohl sprach May am<br />
Dienstagabend noch einmal bei Juncker<br />
und Tusk in Brüssel vor. IhrKalkül<br />
ist offenbar, die Staats- und Regierungschefs<br />
der EU, die sich am<br />
Donnerstag und Freitag zum letzten<br />
Gipfeltreffen des Jahres versammeln,<br />
in letzter Minute zu Zugeständnissen<br />
zu bewegen. Doch nach Lage der<br />
Dinge wirdder Plan nicht aufgehen.<br />
Seit MayamMontag eine Abstimmung<br />
des britischen Unterhauses<br />
über das Austrittsabkommen verschoben<br />
hat, läuft es –wieder einmal<br />
– auf einen Brexit-Showdown in<br />
Brüssel hinaus. Eigentlich glaubten<br />
die Staats- und Regierungschefs, die<br />
größten Probleme mit dem Brexit<br />
bereits überwunden zu haben und<br />
sich Ende der Woche auf die EU-Finanzen<br />
und den Dauerbrenner Migration<br />
konzentrieren zu können.<br />
Am 25. November billigten sie<br />
den Brexit-Vertrag mit London.<br />
Darin ist der sogenannte Backstop<br />
für das Irland-Problem enthalten.<br />
Das ist eine Rückfalloption, die besagt:<br />
Großbritannien bleibt in der<br />
Zollunion mit der EU, wenn es bis<br />
zum Ende der Brexit-Übergangszeit<br />
am 31.12.2020 immer noch keine Lösung<br />
für die Grenze zwischen dem<br />
EU-Mitglied Irland und dem dann<br />
nicht mehr zur EU gehörenden<br />
nicht geben. „Wir werden Irland niemals<br />
alleine lassen“, sagte Kommissionspräsident<br />
Juncker am Dienstag<br />
während einer Sitzung des Europa-<br />
Parlaments in Straßburg. Es werde<br />
nicht neu verhandelt, es gebe aber<br />
„genug Raum für weitere Klarstellungen<br />
und weitere Interpretationen,<br />
ohne die Austrittsvereinbarung<br />
„Es gibt keinen Raum für eine<br />
Neuverhandlung.“<br />
Nordirland gibt. Dort soll eine harte<br />
Grenze, die den freien Verkehr von<br />
Personen, Waren und Dienstleistungen<br />
behindert, unbedingt vermieden<br />
werden. Ein Ende dieses Backstops<br />
können nur beide Vertragsparteien<br />
gemeinsam beschließen.<br />
Zahlreiche britische Abgeordnete<br />
fürchten, dass ihr Land deswegen<br />
faktisch weiter von der EU abhängig<br />
sein könnte. Als Mitglied einer Zollunion<br />
mit der EU könnte Großbritannien<br />
auch keine Handelsverträge<br />
mit anderen Staaten abschließen.<br />
Doch substanzielle Änderungen<br />
an der Irland-Rückfalloption wirdes<br />
Jean-Claude Juncker, EU-Kommissionspräsident<br />
wieder aufzumachen“. Die EU<br />
fürchtet, dass eine harte Grenzezwischen<br />
Irland und Nordirland das<br />
Karfreitagsabkommen aus dem Jahr<br />
1998 gefährden könnte.Mit demVertrag<br />
wurde der jahrzehntelange Konflikt<br />
auf der Insel beendet.<br />
Nach derzeitigem Stand läuft es<br />
darauf hinaus, dass die Staats- und<br />
Regierungschefs ihrer britischen<br />
Amtskollegin am Donnerstag ein<br />
Schreiben in die Hand geben könnten,<br />
mit dem sie bekräftigen, dass<br />
beide Seiten mit Hochdruck daran<br />
arbeiten wollen, den Backstop zu<br />
vermeiden oder ihn, wenn es nicht<br />
anders gehen sollte, so kurz wie<br />
möglich zu halten.<br />
DieErklärung wärenicht mehr als<br />
eine Demonstration des guten Willens.<br />
Doch könnte das eine Art Rettungsleine<br />
für May sein. Allerdings<br />
wäredamit immer noch nicht sicher,<br />
ob das den Brexit-Kritikern imUnterhaus<br />
ausreichen würde, umdem<br />
Vertrag zuzustimmen. Aus diesem<br />
Grund ist auch nicht ausgeschlossen,<br />
dass die Staats- und Regierungschefs<br />
der EU-27 das Austrittsdatum<br />
für Großbritannien über den 29.<br />
März 2019 hinaus schieben. Das<br />
könnte zum Beispiel ein zweites Brexit-Referendum<br />
möglich machen.<br />
Das Grundproblem ist: In Brüssel<br />
weiß derzeit niemand, welche Zusicherungen<br />
May mit nach London<br />
bringen muss, umden Brexit-Deal<br />
durch das Unterhaus zu bekommen.<br />
Nur eines ist klar: Neuverhandlungen<br />
wird esnicht geben. Wie um<br />
das zu unterstreichen, werden die<br />
Botschafter der 27 EU-Mitgliedstaaten<br />
am Mittwoch das sogenannte<br />
Zeichnungsverfahren in Gang setzen,<br />
das Tusk und Juncker ermächtigt,<br />
das Brexit-Abkommen zu unterschreiben.<br />
Dieser eigentlich nur bürokratische<br />
Akt ist in diesen Zeiten<br />
eben auch ein Zeichen für die Entschlossenheit<br />
der EU, sich nicht in<br />
Neuverhandlungen hineinziehen zu<br />
lassen.<br />
Die Berateraffäre in der Bundeswehr belastet<br />
Ministerin von der Leyen.<br />
DPA<br />
ohne Ausschreibung Aufträge des<br />
Verteidigungsministeriums genehmigen.<br />
Tagessatz pro Berater: 1700<br />
Euro. Innur vier Monaten kamen so<br />
zwischen Juli und Oktober2017 mehr<br />
als 300 000 Euro zusammen. „E1“<br />
hatte zwischenzeitlich eine eigene<br />
Mail-Adresse im Ministerium. Er<br />
kannte den Projektleiter im Verteidigungsressort<br />
aus gemeinsamen Zeiten<br />
bei einer IT-Firma. „Wer letztlich<br />
die Entscheidung, HerrnE1weiterhin<br />
bzw.erneutzubeauftragen, in Person<br />
getroffen hat, konnte im Rahmen der<br />
Verwaltungsermittlungen nicht festgestellt<br />
werden“, heißt es im Bericht.<br />
Auch das Beratungsmandat für<br />
das Produktlebenszyklusmanagement<br />
(PLM), das unter anderem das<br />
Pannen-Transportflugzeug A400M<br />
flugfähig machen soll, ging im<br />
Herbst vergangenen Jahres an Accenture<br />
–für 6,5 Millionen Euro. Federführend<br />
betreute General Erhard<br />
Bühler das Projekt, damals Abteilungsleiter<br />
im BMVg. Der Soldat<br />
pflegte nicht nur geschäftliche, sondern<br />
auch private Beziehungen zu<br />
Accenture –als Patenonkel für das<br />
Kind des engagierten Unternehmensberaters.<br />
In einemAnschreiben an denVerteidigungsausschuss<br />
weist der Parlamentarische<br />
Staatssekretär Peter<br />
Tauber (CDU) einige der Vorwürfe<br />
zurück. Die Beteiligten hätten „trotz<br />
teils unguten Anscheins und nicht<br />
vergaberechtskonformer Wege<br />
durchweg im inhaltlichen Interesse<br />
der jeweiligen Projekte gehandelt“.<br />
Ein wirtschaftlicher Schaden zulasten<br />
des Steuerzahlerssei „gegenwärtig<br />
nicht ersichtlich“.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 5 *<br />
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Hauptstadt<br />
Mehr Geld vom Bund<br />
von 2018 bis 2027 erhält die Stadt vom<br />
Bund höhere Zuwendungen für Sicherheit und Kultur.<br />
Zwei Milliarden Euro stehen für hauptstadtbedingte Ausgaben<br />
zur Verfügung, 500 Millionen mehr als bisher.<br />
7,5<br />
Millionen<br />
für die <strong>Berliner</strong><br />
Philharmoniker<br />
Bedächtig zündet der Regierende<br />
Bürgermeister mit einem Streichholz<br />
die Kerzen auf dem Adventsgesteck<br />
in seinem Arbeitszimmer<br />
an. Es ist erst kurznach dem zweiten Advent,<br />
aber Müller entfacht alle vier Kerzen. Die<br />
Überraschung seiner Besucherinnen amüsiert<br />
ihn. Selbst im gediegenen Büro des Regierenden:<br />
Die Hauptstadt lebt aus dem Vollen. Wir sind<br />
mitten im Thema.<br />
Herr Regierender Bürgermeister,zurzeit wirdjawieder<br />
viel über Berlin geschimpft. Würden Sie sagen,<br />
dafür ist eine Hauptstadt nun auch da? Oder trifft so<br />
ein Vorwurfeher?<br />
Weder noch. Einerseits ist es so,dass sich alle an<br />
Berlin reiben. Andererseits hat sich dieses Berlin-<br />
Bashing mittlerweile auch verbraucht. Ich bin da<br />
wirklich unaufgeregt. Es sehen ja alle, dass diese<br />
Stadt sich toll entwickelt –auch wenn sich noch einiges<br />
verbessernmuss.<br />
Ist das Verhältnis von Berlin zum Bund in den vergangenen<br />
Jahren harmonischer geworden?<br />
Eindeutig. Die Bundestagsabgeordneten erleben<br />
Berlin. Dadurch haben sich manche Vorbehalte<br />
in Luft aufgelöst. Es gab früher ja großes politisches<br />
Unbehagen, ob Berlin Hauptstadt werden<br />
soll. Viele dachten, man knüpft an die ungute Geschichte<br />
in unserer Stadt an. DieseVorurteile gibt es<br />
nicht mehr.<br />
Wie wirkt sich der Standortvorteil für die<br />
Hauptstadt aus? Nutzt es, dass man in<br />
der gleichen Stadt sitzt wie die Regierung?<br />
15<br />
Absolut. Ich bin beinahe<br />
jede Woche im Bundestag, im<br />
Bundeskanzleramt, in einem<br />
Ministerium, um<br />
Dinge direkt zu besprechen.<br />
Beiden Millionenin-<br />
Millionen für den<br />
Hauptstadtkulturfonds<br />
vestitionen für das Naturkundemuseum<br />
vor vier<br />
Wochen waren wir selber<br />
überrascht, dass das quasi<br />
auf Zuruf ging. Da hieß es,<br />
komm rüber, wir setzen uns<br />
schnell zusammen, wir machen<br />
das und übermorgen die<br />
Pressekonferenz. Das wäre früher<br />
undenkbar gewesen. Die Runden im<br />
Kanzleramt sind für mich nur zehn Minuten<br />
vonhier weg, alle anderen Ministerpräsidenten<br />
müssen anreisen. Ichmuss nicht zum Bahnhof<br />
und habe immer noch die Möglichkeit, am Rand<br />
Gespräche zu führen. Daserleichtert, <strong>Berliner</strong> Themen<br />
zu setzen.<br />
Funktioniert die Bundeshauptstadt einfacher als<br />
Landeshauptstadt?<br />
Es ist eindeutiger in den Entscheidungsstrukturen<br />
und bei den Ansprechpartnern. Anders als oft<br />
zwischen Bezirks- und Landesebene …insofern<br />
haben Sie recht. Aber man kriegt auch nichts geschenkt.<br />
DerBund hat ja auch Anforderungen und<br />
Erwartungen, die man verhandeln muss. Die<br />
Hauptstadtrolle hat Vor- und Nachteile.<br />
Berlin hat<br />
nicht nur<br />
Baustellen<br />
Warum es einfacher<br />
ist Hauptstadt zu sein<br />
als Landeshauptstadt<br />
Michael Müller,Regierender Bürgermeister BLZ/PAULUS PONIZAK<br />
Inwiefern?<br />
Es ist einerseits toll und beflügelt. Die Metropole,<br />
in die alle wollen …Auf der anderen Seite werden wir<br />
mit allem in einen Topf geworfen. BeiProblemen<br />
gibt es keine Unterscheidung<br />
zwischen Land und<br />
Bund, solange sie in<br />
Berlin stattfinden.<br />
Wenn auf der Museumsinsel die Baustelle nicht<br />
funktioniert, dann ist die Überschrift „Zeitverzögerung<br />
in Berlin“ –sie gilt als <strong>Berliner</strong> Baustelle,trotz der<br />
Zuständigkeit des Bundes. Ein Streik bei der Deutschen<br />
Bahn wirdzueinem <strong>Berliner</strong>Verkehrsproblem,<br />
obwohl wir damit gar nichts zu tun haben.<br />
Man hat gerade bei den <strong>Berliner</strong>n den Eindruck,<br />
dass die Kritik an den Verhältnissen groß ist. Viele<br />
haben das Gefühl, dass hier nichts funktioniert.<br />
Daskommt so pauschal bei mir nicht an.<br />
Wirklich?<br />
Natürlich erreicht mich auch Ärger … über<br />
Dinge, die oft auch wirklich nicht funktionieren.<br />
Wenn man zum Beispiel an die Baustellenkoordinierung<br />
denkt. Ja,das stimmt. Oder wenn man die<br />
Personalsituationen auf den Ämtern sieht. Trotzdem<br />
bleibe ich dabei: Das Zusammenleben funktioniertgut.<br />
In vielen Städten gibt es bis heute in jederWoche<br />
Bürgerproteste gegen die Aufnahme von<br />
Flüchtlingen und Integrationsbemühungen. Bei<br />
uns klappt das seit Jahrzehnten. Ich will nichts<br />
schönreden: Natürlich gibt es Kritik, aber sie ist selten<br />
pauschal. Außerdem lobt man in Berlin ja generell<br />
nicht, wenn es gut läuft.<br />
Aber in den Ämtern liegt doch einiges im Argen?<br />
Ja, das kann man nicht wegdiskutieren, manches<br />
könnte man sicher schneller und besser organisieren.<br />
Doch wir können auch erst seit drei Jahren<br />
das aufholen, was vorher in fast 15 Jahren nicht<br />
möglich war, weil wir sparen, sparen, sparen<br />
mussten. Ichdachte auch, dass dieser Aufholprozess<br />
schneller gehen würde,aber<br />
er geht nicht schneller.<br />
Woranliegt das?<br />
Man bekommt nicht von<br />
heute auf morgen das Fachpersonal,<br />
man muss es ausbilden, man<br />
10<br />
muss es einarbeiten. Man bekommt<br />
nicht vonheute auf morgen<br />
die Baufirmen, die man will,<br />
weil im Moment alle in Berlin<br />
Millionen für die<br />
bauen. Ich habe das Geld, aber ich<br />
Opernstiftung<br />
kriege die Firmen gar nicht, die es<br />
verbauen. S-Bahn-Züge und U-Bahn-<br />
Züge zu bestellen, dauertbei den Herstellern<br />
zehn Jahre. Und das nicht, weil wir so<br />
schlafmützig sind, sondern weil die Hersteller so<br />
lange brauchen. Diese Ungeduld vieler <strong>Berliner</strong>innen<br />
und <strong>Berliner</strong> teile ich. Trotzdem müssen wir akzeptieren,<br />
dass zehn oder 15 JahreSparen an dieser<br />
Stadt nicht spurlos vorübergegangen sind.<br />
Hätte man nicht schon eher damit Schluss machen<br />
müssen?<br />
Zu viel gesparthaben wir,glaube ich, nicht. Das,<br />
wovonwir heute profitieren, hängt ja mit dem Sparkurs<br />
zusammen. Wir waren damals in einer Situation,<br />
wo wir nicht wussten, ob wir die Gehälter im<br />
öffentlichen Dienst zahlen können. Ich kann mich<br />
noch an die Fraktionssitzung erinnern, als das diskutiertwurde.Ich<br />
akzeptieredie Kritik, dass wir offensichtlich<br />
nicht rechtzeitig umgesteuert haben,<br />
als es schon wieder finanziell besser wurde. Und<br />
vorallen Dingen, als Berlin wieder anfing zu wachsen.<br />
Da wurde erst zeitverzögert zwei, drei Jahre<br />
später reagiert.<br />
Wiesteht Berlin international da?<br />
Blendend. Es hat sich unglaublich viel entwickelt.<br />
Der Sonderstatus der sogenannten Frontstadt<br />
ist natürlich weg. Früher hatte der Regierende<br />
Bürgermeister in der Woche nach seiner Vereidigung<br />
soforteinen Termin im Weißen Haus.Das gibt<br />
es heute nicht mehr. Aber dennoch wird Berlin international<br />
viel mehr wahrgenommen. DieStadt ist<br />
im Konzert der Weltmetropolen mit dabei. Ihr Ruf<br />
als Stadt der Freiheit zieht die Menschen aus aller<br />
Welt magisch an.<br />
Istdie Gentrifizierung dafür nicht ein hoher Preis?<br />
Das hat mir einen zu negativen Touch. Es ist<br />
durch und durch positiv, dass wir international<br />
wahrgenommen werden. Dass man hier frei und<br />
offen leben kann, dass es eine tolerante und inzwischen<br />
auch vielsprachige Stadt ist, eben eine internationale<br />
Stadt –das ist ein harter Standortfaktor.<br />
Deswegen haben wir Ansiedelungserfolge. Gates,<br />
Soros, Oxford kommen mit ihren Stiftungen nach<br />
Berlin, weil es eine offene Stadt ist. Und auch für<br />
Siemens hat das eine große Rolle gespielt.<br />
Im Hauptstadtvertrag steht, dass Berlin die Bundesrepublik<br />
repräsentiert. Aber repräsentativ ist die<br />
Stadt doch gar nicht für Deutschland, oder?<br />
Ach, doch.Wirhaben ja auch viel nationalenTourismus<br />
in Berlin. Undwenn man aufmerksam durch<br />
die Stadt streift, findet man auch viele Orte und Gegebenheiten,<br />
in denen sich Besucher Berlins an die<br />
eigene Heimat im Bundesgebiet erinnertfühlen. Die<br />
Deutschen sehen ihreHauptstadt schon gerne.Und<br />
ich glaube,sie sind auch stolz auf sie.<br />
DasGespräch führten Tanja<br />
Brandes und Christine<br />
Dankbar.<br />
5Millionen<br />
Humboldt-<br />
Forum<br />
Die Zahlungen für<br />
hauptstadtbedingte Aufgaben<br />
sind in einem eigenen Vertrag<br />
zur Hauptstadtfinanzierung<br />
geregelt. Darin ist auch der<br />
Tausch von Grundstücken<br />
zwischen Land und Bund<br />
festgehalten, aus dem sich<br />
weitere Einnahmen ergeben.<br />
Ausgaben für Sicherheit: 1,1Milliarden<br />
GRAFIK: STEFFI REEG
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
12.9.18<br />
12.9.18<br />
MÄRKTE<br />
▲ 10780,51 (+1,49 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
12.9.18<br />
Stand der Daten: 11.12.2018 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
11.12.18<br />
▲ 60,29 (+0,90 %)<br />
11.12.18<br />
▼ 1,1379 (–0,40 %)<br />
Quelle<br />
11.12.18<br />
aus DAXund MDAX vom11.12.zum Vortag<br />
Evotec 18,27 +5,55 WWWWWWWWWWW<br />
Wacker Chemie 75,16 +5,44 WWWWWWWWWWW<br />
Linde PLC 141,80 +4,04 WWWWWWWW<br />
freenet NA 17,12 +3,69 WWWWWWWW<br />
DeliveryHero 30,64 +3,65 WWWWWWWW<br />
Volkswagen Vz. 146,10 +3,63 WWWWWWWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 11.12. zumVortag<br />
Dt. Pfandbriefbank 8,96 WWWWWW –2,50<br />
Grand City Prop. 19,22 WWWWW –2,44<br />
LEG Immobilien 96,98 WWWWW –2,18<br />
Lanxess 42,08 WWWWW –2,12<br />
TAGImmobilien 20,52 WWWW –1,72<br />
Dt. Wohnen Inh. 41,57 WWWW –1,42<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 11.12. ±% z. 10.12.<br />
Euro Stoxx 50(EU) +1,27<br />
3687/3008 3055,32<br />
CAC 40(FR) +1,35<br />
5657/4732 4806,20<br />
S&P UK(UK) +1,26<br />
1590/1350 1377,23<br />
RTS (RU) – 0,16<br />
1339/1039 1134,71<br />
IBEX (ES) +0,87<br />
10643/8628 8735,50<br />
Dow Jones (US) –0,08<br />
26952/23345 24404,81<br />
Bovespa (BR) +1,09<br />
91242/69069 86850,27<br />
Nikkei (JP) – 0,34<br />
24448/20347 21148,02<br />
Hang Seng (HK) +0,08<br />
33484/24541 25769,69<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,07<br />
1583/1350 1419,65<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
Moneyou<br />
moneyou.de 3,49 3,49 3,49<br />
SKG Bank<br />
skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />
ING<br />
ing-diba.de 3,99 3,99 3,99<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank<br />
030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />
BBBank<br />
030 202480 5,82 5,61 5,40<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,23 4,31 4,40<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
Geld drucken für die Preisstabilität? Insgesamt hat dieEuropäischeZentralbankschon 2,6 BillionenEuroinStaats- undUnternehmensanleihen gesteckt.<br />
Richter segnen Anleihekäufe ab<br />
EuGH urteilt: Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist rechtmäßig<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Zur Rettung des Euro haben<br />
Europas Währungshüter<br />
alle Register gezogen.<br />
Selbst Kritiker bescheinigen<br />
der Europäischen Zentralbank<br />
(EZB) unter Führung des Italieners<br />
MarioDraghi, den Währungsraum in<br />
den vergangenen Jahren stabilisiert<br />
zu haben. Dass aber die Notenbank<br />
bis heute gewaltige Milliardensummen<br />
in den Kauf von Staatsanleihen<br />
steckt, ist durchaus umstritten. Wieder<br />
einmal war das Urteil des Europäischen<br />
Gerichtshofs (EuGH) gefragt.<br />
Der blieb seiner bisherigen Linie<br />
treu.<br />
Um welche EZB-Maßnahme geht es?<br />
Um das milliardenschwereAnleihenkaufprogramm<br />
der Notenbank –<br />
im Fachjargon „QuantitativeEasing“<br />
(QE) genannt. Seit März2015 erwirbt<br />
die EZB in diesem Rahmen Anleihen<br />
vonEuro-Staaten. Seit Juni 2016 stehen<br />
zusätzlich Unternehmensanleihen<br />
auf dem Einkaufszettel. Fast<br />
2,6 Billionen Euro hat die EZB bisher<br />
in solche Papiere investiert. Seit Oktober<br />
2018 liegt das Volumen bei monatlich<br />
15 Milliarden Euro.<br />
Warumkauft die EZB überhaupt<br />
Wertpapiere?<br />
Hauptaufgabe der Notenbank ist<br />
die Kontrolle der Inflation. Daswichtigste<br />
Instrument sind die Leitzinsen,<br />
die wiederum maßgeblich sind für<br />
die Zinsen, die Geschäftsbanken von<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Nochmals 200 Millionen Euro investiertBMW<br />
in sein Münchner<br />
Stammwerk, um es elektrotauglich<br />
zu machen. Das soll dafür sorgen,<br />
dass dortab2021 auf einem Band parallel<br />
zur 3er- und 4er-Reihe sowie<br />
Hybridvarianten auch der neue vollelektrische<br />
BMW i4 voneinem Band<br />
laufen kann, erklärt Werkschef RobertEngelhorn.Schonindenvergangenen<br />
drei Jahren sind 700 Millionen<br />
Euro in die Modernisierung des<br />
BMW-Stammwerks gesteckt worden.<br />
Ähnlich aufgerüstet werden Fabriken<br />
für die britische Kleinwagenmarke<br />
Mini in Oxfordund das chinesische<br />
BMW-Werk, wo 2019 ein vollelektrischer<br />
Mini und 2020 der BMW<br />
ihren Kunden verlangen. Nach der<br />
Finanz-undWirtschaftskrisederJahre<br />
2008/2009 steckten viele Euro-<br />
Länder in schweren wirtschaftlichen<br />
Krisen. Konsum und Investitionen<br />
waren extrem schwach. DieInflation<br />
war viel zu niedrig, lag deutlich unter<br />
dem Zielwertvon 2Prozent. Es drohte<br />
eine Spirale aus Stillstand und Agonie,<br />
aus der nur schwer wieder herauszukommen<br />
ist. Ökonomen sprechen<br />
vonDeflation –mit tendenziell<br />
sinkenden Preisen. Die Europäische<br />
Zentralbank senkte die Leitzinsen bis<br />
zum Nullpunkt. Als auch dies nicht<br />
mehr half, begann sie 2015, Anleihen<br />
von Staaten auf dem Kapitalmarkt<br />
aufzukaufen.<br />
Washaben Staaten davon, dass<br />
die Notenbank ihre Anleihen erwirbt?<br />
Staaten kommen so günstiger an<br />
frisches Geld. Denn sie müssen nicht<br />
so hohe Zinsen für neue Wertpapiere<br />
bieten, weil die EZB große Bestände<br />
kauft. Das hilft auch starken Volkswirtschaften.<br />
Nach älteren Berechnungen<br />
der Deutschen Bank dürfte<br />
der deutsche Staat allein in den Jahren2008<br />
bis 2016 fast 260 Milliarden<br />
Euro an Zinsen eingespart haben.<br />
Darüber hinaus hat das Kaufprogramm<br />
der Notenbank einen psychologischen<br />
Effekt: DieEZB signalisiert<br />
Verbrauchern und Unternehmen<br />
damit, dass sie die Wirtschaft<br />
nicht im Stich lässt.<br />
Darf die Notenbank überhaupt<br />
Anleihen kaufen?<br />
Alles von einem Band<br />
Mit dem vollelektrischen i4 auf Basis des 3er BMW wollendie Bayern Tesla überholen<br />
iX3 im gemischten Produktionsbetrieb<br />
vomBand rollen sollen.<br />
In Deutschland ist neben dem<br />
Münchner Stammwerk das Elektroleitwerk<br />
in Dingolfing eine solche<br />
BMW-Zukunftsfabrik. Dort soll<br />
ebenfalls ab 2021 das vorerst noch<br />
BMW iNext genannte Zukunftsauto<br />
gebaut werden. Flexible Produktion<br />
über alle Antriebsarten hinweg sei<br />
nötig, weil zumindest in Europa niemand<br />
die Nachfrage nach Elektroautos<br />
seriös voraussagen könne, erklärt<br />
Engelhorn die Umrüstung der<br />
Fabriken. Mit dem i4 will BMW den<br />
US-ElektropionierTeslavomzweiten<br />
Platz der weltgrößten Elektroautohersteller<br />
verdrängen. Vor beiden<br />
rangiertaktuell BYD aus China.<br />
Zu dengeplanten Stückzahlen des<br />
i4 schweigt Engelhorn. Da der i4 auf<br />
Kritiker halten dies für Staatsfinanzierung<br />
mit der Notenpresse:<br />
Deutschland bezahle indirekt die<br />
Rettung überschuldeter Staaten und<br />
maroder Banken in Südeuropa. Zudem<br />
animiere das Anleihenkaufprogramm<br />
Staaten zum Schuldenmachen<br />
und bremse Reformen.<br />
Wie haben die Gerichte die Lockerung<br />
der Geldpolitik beurteilt?<br />
Das Bundesverfassungsgericht<br />
(BVG) hatte im Sommer 2017 „gewichtige<br />
Gründe“ für einen Verstoß<br />
gegen das Verbot der monetären<br />
Staatsfinanzierung gesehen. Zugleich<br />
reichten die Richter die endgültige<br />
Entscheidung aber an den<br />
EuGH weiter. Dieser hat nun dem<br />
BVG widersprochen. In der Urteilsbegründung<br />
heißt es, die EZB habe<br />
nicht gegen ihr Mandat verstoßen<br />
und auch nicht den „Grundsatz der<br />
Verhältnismäßigkeit“ verletzt.<br />
Wasbedeutet das im Klartext?<br />
Steht es um die Wirtschaft richtig<br />
schlecht, ist es angemessen, das ganz<br />
große Kaliber der quantitativen Lockerung<br />
einzusetzen. DasProgramm<br />
nehme überdies den Regierungen<br />
„nicht den Anreiz, eine gesunde<br />
Haushaltspolitik zu verfolgen“, so<br />
der EuGH. Begründung: DieAufkäufe<br />
seien zeitlich und in der Menge<br />
nicht unbegrenzt. Deshalb müssten<br />
die Politiker immer damit rechnen,<br />
dass es mit den günstigen Konditionen<br />
für Anleihen früher oder später<br />
vorbei ist. Zudem bevorzuge die EZB<br />
der Produktionsplattform der 3er-<br />
Reihe und damit des bayerischen<br />
Brot-und-Butter-Autos gebaut wird,<br />
ist die Stoßrichtung aber klar. Das<br />
neue Elektroauto soll anders als der<br />
seit 2013 in Leipzig gebaute i3 ein<br />
Stromer für breitere Massen werden<br />
und das Model 3von Tesla frontal angreifen.<br />
Mit dem BMW i4 wollen die<br />
Münchner bis zu 600 Kilometer<br />
elektrische Reichweite schaffen.<br />
Der Hoffnungsträger für das<br />
Münchner Stammwerk verdeutlicht<br />
noch etwas anderes.Erkommt so gut<br />
wie ohne Bauteile aus dem Werkstoff<br />
Karbon aus, den BMW 2013 beim<br />
Startdes Modells i3 noch zur Zukunft<br />
des elektrifizierten Autobaus erklärt<br />
hatte.Der Werkstoff, der nicht halten<br />
konnte, was er versprochen hat, ist<br />
auch dafür verantwortlich, dass die<br />
BORIS ROESSLER/DPA<br />
einzelne Staaten nicht, sondernkaufe<br />
Anleihen nach einem fest vorgegebenen<br />
Schlüssel, erklärten die Richter<br />
weiter.<br />
Wie ist die aktuelle Lage beim<br />
QE-Programm?<br />
DieEZB hat das Programm bereits<br />
deutlich zurückgefahren und will im<br />
neuenJahrkeinezusätzlichenStaatsanleihen<br />
mehr kaufen. Papiere, derenLaufzeit<br />
endet, sollen aber ersetzt<br />
werden. Der EuGH hat mit seinem<br />
Urteil nun QE-Programme als zulässige<br />
Instrumente gegen künftige Krisen<br />
gewissermaßen offiziell festgezurrt.<br />
Wardas Programm überhaupt<br />
erfolgreich?<br />
Darüber wird international gestritten.<br />
Die angeschlagenen Volkswirtschaften<br />
im Euro-Raum haben<br />
sich mittlerweile einigermaßen erholt.<br />
Allerdings sind in jüngster Zeit<br />
wieder viele Anzeichen für ein Erlahmen<br />
der Konjunktur zu erkennen.<br />
Und: Italien, ein ganz wichtiger Faktor<br />
für das QE-Programm von EZB-<br />
Präsident Mario Draghi, konnte seine<br />
Wachstumsschwäche nicht überwinden.<br />
Das stützt die Ergebnisse<br />
von Studien über QE-Programme in<br />
den USA und in Großbritannien:<br />
Quantitative Lockerung allein reicht<br />
demnach nicht aus. Strukturreformen<br />
und andere wirtschaftspolitische<br />
Initiativen müssen für ein Beleben<br />
der Wirtschaft zwingend hinzukommen.<br />
(mit dpa)<br />
beiden reinen Elektromodelle i3 und<br />
i8 in Leipzig in eigenen Produktionslinien<br />
gebaut werden und nicht zusammen<br />
mit Verbrennernvon einem<br />
Band laufen können.<br />
Die neuen vollelektrischen Modelle<br />
der Bayern sind im Gegensatz<br />
zum i3 keine Neuentwicklungen von<br />
Grund auf mehr.Vielmehr verfolgen<br />
sie wie bei traditionellen Konkurrenten<br />
den Ansatz, bestehende Verbrennermodelle<br />
elektrotauglich zu<br />
machen. Dasgilt für den Mini im britischen<br />
Oxford, der dort zum Mini E<br />
mutiert, oder den BMW iX3, der in<br />
Shenyang für den Weltmarkt elektrifiziert<br />
wird, und auch für den BMW<br />
i4, der die Plattform der 3er-Reihe<br />
nutzt und nur um Komponenten wie<br />
die 600 Kilogramm schwere Batterie<br />
ergänzt wird.<br />
Bahn und EVG<br />
verhandeln<br />
wieder<br />
NachStreik Fortsetzung<br />
der Tarifgespräche<br />
Von Bernd Roeder<br />
Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn-<br />
und Verkehrsgewerkschaft<br />
(EVG) haben am Dienstagnachmittag<br />
in Berlin ihre Tarifverhandlungen<br />
wieder aufgenommen.<br />
Sie waren am Sonnabend in HannoverimStreit<br />
um die geforderte Lohnerhöhung<br />
unterbrochen worden. Am<br />
Montag folgte ein vierstündiger<br />
Warnstreik, der den Zugverkehr in<br />
weiten Teilen Deutschlands lahmlegte.„Wirwerdendie<br />
Tarifverhandlungen<br />
jetzt fortsetzen mit dem festen<br />
Willen, am Verhandlungstisch<br />
ein Ergebnis zu erzielen“, sagte EVG-<br />
Verhandlungsführerin Regina<br />
Rusch-Ziemba vor Beginn der Gespräche.<br />
Bahn-Personalvorstand Martin<br />
Seiler bezeichnete es als gutes Signal,<br />
dass man wieder am Verhandlungstisch<br />
sitze. Beide Seiten hätten<br />
„weitestgehend die Lösungen für die<br />
37 Forderungen der EVG gefunden,<br />
wir haben noch ein kleines Stück vor<br />
uns“. Beide Parteien müssten sich<br />
aufeinander zubewegen. „Wir werdenversuchen,dassoraschwiemöglich<br />
zu schaffen“, fügte er hinzu.<br />
Bei den parallel in Eisenach laufenden<br />
Tarifgesprächen mit der Lokführergewerkschaft<br />
GDL sei man<br />
„auf einem ganz guten Weg“. Er sei<br />
„durchaus zuversichtlich, dass wir<br />
dort zueinem Ergebnis kommen“,<br />
sagte Personalvorstand Seiler.Zuinhaltlichen<br />
Zwischenschritten wollten<br />
sich beide Seiten zunächst nicht<br />
äußern. Die Deutsche Bahn und die<br />
GDL hoffen erklärtermaßen auf<br />
einen Abschluss<br />
DieGDL war wie die EVGmit einer<br />
Forderung nach 7,5 Prozent mehr<br />
Einkommen in die Tarifrunde eingestiegen.<br />
DieBahn hatte eine Entgelterhöhung<br />
in zwei Stufen angeboten:<br />
2,5 Prozentzum 1. März2019, weitere<br />
2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei<br />
einer Vertragslaufzeit von 29Monaten.<br />
DieEVG bestand auf einer höherenProzentzahl<br />
für die erste Stufe.<br />
Bei der Lokführergewerkschaft<br />
GDLdrohtjedochnichtsoschnellein<br />
Arbeitskampf: Die GDL darf wegen<br />
einer Vereinbarung erst dann in den<br />
Streik treten, wenn eine Schlichtung<br />
gescheitertist.<br />
Auch am Dienstag Ausfälle<br />
Wegen logistischer Probleme infolge<br />
des bundesweiten Bahn-Warnstreiks<br />
vom Montag war es auch am Dienstag<br />
noch zu einzelnen Zugverspätungen<br />
und -ausfällen im Fernverkehr<br />
gekommen, bestätigte ein Sprecher<br />
des Schienenkonzerns der Deutschen<br />
Presse-Agentur. Der Grund:<br />
Züge und Personal der Deutschen<br />
Bahn seien nach dem vierstündigen<br />
Warnstreik am Montagmorgen nicht<br />
dort, wo sie nach Fahrplan sein sollten.<br />
Reisende sollten deshalb kurz<br />
vorihrer Fahrtchecken, ob und wann<br />
ihr Zugtatsächlich fährt.<br />
Der Regional- und der S-Bahn-<br />
Verkehr sollte nach Angaben des<br />
Bahn-Sprechers fahrplanmäßig fahren.<br />
((dpa))<br />
Abfertigungeines ICEimBahnhof Spandau.<br />
IMAGO/RALPH PETERS
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Douglas<br />
wächst nur<br />
dank Zukäufen<br />
Parfümeriekette hat<br />
Einkaufstour hinter sich<br />
Von Wolf von Dewitz<br />
Der Wettbewerb in der Schönheitsbranche<br />
macht der Parfümeriekette<br />
Douglas zu schaffen. Ohne<br />
Zukäufe stagnierte der Umsatz im<br />
abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18<br />
(30. September) bei 2,8 Milliarden<br />
Euro,während es im Vorjahr noch ein<br />
Plus vongut 3Prozent gegeben hatte.<br />
Das geht aus Zahlen hervor, die das<br />
Unternehmen am Dienstag in Düsseldorfveröffentlichte.<br />
Die Kette hat eine Einkaufstour<br />
hinter sich: In Italien wurden die Kosmetik-<br />
und Parfümketten Limoni<br />
und La Gardenia mit rund 500 Geschäften<br />
übernommen, in Spanien<br />
kamen durch Zukäufe weitere300 Filialen<br />
hinzu. In Deutschland wurde<br />
der Onlinehändler Parfumdreams<br />
übernommen. Inklusiveder Zukäufe<br />
kletterten die Erlöse um 17 Prozent<br />
auf insgesamt 3,3 Milliarden Euro.<br />
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen,<br />
Steuern und Abschreibungen (Ebitda)<br />
wuchs um 6Prozent auf 376 Millionen<br />
Euro. Der deutsche Parfümeriemarkt<br />
ist derzeit im Umbruch,<br />
neue Konkurrenten machen dem<br />
Marktführer Douglas die Kunden<br />
streitig. So mischt auch der Online-<br />
Modehändler Zalando mit in dem<br />
Geschäft mit Duftwässerchen und<br />
Schönheitsprodukten. (dpa)<br />
Arzneiversand bleibt erlaubt<br />
GesundheitsministerSpahn rückt von geplantem Verbot ab –Apotheker sollen besser bezahlt werden<br />
Von Timot Szent-Ivanyi<br />
Man stelle sich vor, die<br />
Politik wolle Amazon<br />
das Versenden vonBüchern<br />
verbieten. Klingt<br />
absurd, doch die schwarz-rote Bundesregierung<br />
hatte eigentlich Vergleichbares<br />
vor: Im Koalitionsvertrag<br />
wurdeaufDruckderUnionfestgelegt,<br />
den Versandhandelmit rezeptpflichtigen<br />
Medikamenten wieder zu<br />
untersagen. Nun wagt Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU)<br />
einen Befreiungsschlag: Nach seinem<br />
Willen wird esdoch kein Verbot geben,<br />
stattdessen sollen die Vor-Ort-<br />
Apotheken fast 400 Millionen Euro<br />
mehrbekommen,damitsie besserim<br />
Wettbewerb bestehen können. Ob<br />
sich Spahn damit durchsetzen kann,<br />
ist allerdings offen. Denn Kritik<br />
kommt aus den eigenen Reihen.<br />
Klagen wären programmiert<br />
Spahn sagte amDienstag, essei unwägbar,<br />
ob ein Verbot europarechtlichzulässigist.<br />
Tatsächlichsindsich<br />
Juristen einig, dass ein solcher Schritt<br />
eine unzulässige Beschränkung des<br />
freien Warenverkehrs in der EUbedeuten<br />
würde. Ein Verbot könnte<br />
zwar mit dem Gesundheitsschutz der<br />
Bevölkerung begründet werden. Es<br />
ist aber höchst umstritten, ob diese<br />
Argumentation bei Verfahren vor<br />
dem Europäischen Gerichtshofüberzeugen<br />
könnte.<br />
Als sicher gilt jedenfalls, dass sich<br />
ausländische Versandapotheken wie<br />
Die Konkurrenzaus demNetz setzt den Apothekenzu.<br />
FOTO: VENNENBERND/DPA<br />
zent, sollen nach dem Plan des Ministers<br />
weitere Rabattbeschränkungen<br />
möglichsein. Krankenkassensolldarüber<br />
hinaus verboten werden, Versandapotheken<br />
zu bevorzugen.<br />
Nach Angaben des Bundesverbandes<br />
Deutscher Versandapotheken<br />
betreiben derzeit rund 150 inländischeApothekeneinenVersandhandel<br />
in nennenswertem Umfang. Hinzu<br />
kommen ausländische Versender<br />
wie zum Beispiel DocMorris. Insgesamt<br />
erzielen sie in Deutschland mit<br />
Rezeptmedikamenten derzeit einen<br />
Umsatzvon rund 550 Millionen Euro.<br />
Das ist ein Marktanteil von etwas<br />
mehrals einemProzent. DerUmsatz<br />
wächst allerdings kontinuierlich.<br />
Seit 2004 ist Arzneiversand erlaubt<br />
Der Versandhandel mit rezeptfreien<br />
und rezeptpflichtigen Medikamenten<br />
war 2004 von der damaligen rotgrünen<br />
Bundesregierung erlaubt<br />
worden. Die Debatte um ein Verbot<br />
entbrannte, nachdem der Europäische<br />
Gerichtshof 2016 entschieden<br />
hatte,dassausländischeVersandapotheken<br />
die deutsche Preisbindung<br />
nicht beachten müssen und daher<br />
Rabatte auch auf Rezeptmedikamente<br />
geben dürfen. Weil die Vor-Ort-<br />
Apotheken Wettbewerbsnachteile<br />
beklagten, wollte Spahns Vorgänger<br />
Hermann Gröhe (CDU) ein Verbot<br />
durchsetzen. Die SPD boykottierte<br />
das damals jedoch. Nun lobte der<br />
stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende<br />
Karl Lauterbach den Richtungswechsel<br />
vonSpahn.<br />
NACHRICHTEN<br />
Chinas Autobranche<br />
erwartet Absatzrückgang<br />
Chinas Autobranche rechnet im laufenden<br />
Jahr mit dem ersten Absatzrückgang<br />
seit fast drei Jahrzehnten.<br />
DieZahl der verkauften Pkw dürfte<br />
2018 um etwa 3Prozent auf rund<br />
28 Millionen Stück sinken, so der<br />
chinesische Autoherstellerverband<br />
CAAM. Daswäreder erste Rückgang<br />
seit 1990. Angesichts der Verlangsamung<br />
des chinesischen Wirtschaftswachstums<br />
hat sich die Nachfrage<br />
nach Fahrzeugen abgeschwächt.<br />
Zudem verunsichertder Zollkonflikt<br />
mit den USA Konsumenten. Der<br />
schrumpfende Marktist eine Herausforderung<br />
für internationale<br />
Automobilkonzerne. (dpa)<br />
Gute Konjunktur drückt<br />
Pleiten auf einen Tiefstand<br />
DieZahl derFirmenpleitenhierzulande<br />
sinkt dank einer guten Wirtschaftslage<br />
weiter undhat im laufenden<br />
Jahr den niedrigsten Stand seit<br />
1994 erreicht. 19 900 Unternehmen<br />
werden nach Einschätzung vonCreditreform<br />
bis Jahresendeden Gang<br />
zum Insolvenzrichter angetreten haben.Das<br />
wärennach Angaben der<br />
Wirtschaftsauskunfteiaus Neuss 1,2<br />
Prozent wenigerals im Vorjahr (20140<br />
Fälle).Stärker als die Unternehmenspleiten<br />
verringerten sich im zu Ende<br />
gehenden Jahr die Verbraucherinsolvenzen.<br />
68600 Privatleute rutschten<br />
in die Pleite und damit 4,7 Prozent<br />
weniger als ein Jahr zuvor.(dpa)<br />
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und Montage<br />
zum Beispiel MarktführerDocMorris<br />
mit Sitz in den Niederlanden mit<br />
Unterstützung der jeweiligen Regierungen<br />
gerichtlich gegen ein Verbot<br />
wehren würden.<br />
Spahn will aber gleichwohl der<br />
mächtigen Lobby der Vor-Ort-Apotheken<br />
entgegenkommen, die die<br />
ausländische Onlinekonkurrenz seit<br />
Jahren mit massiven Kampagnenbekämpft.<br />
Er schlägt unter anderem vor,<br />
den Zuschlag für Nacht- und Notdienste<br />
auf 32 Cent je abgegebener<br />
Packung zu verdoppeln. Dieser Zuschlag<br />
wird über eine Umlage aller<br />
Apotheken finanziert. Zudem erhalten<br />
die Apotheker nach Spahns Plan<br />
Geld für neueLeistungsangebote, etwa<br />
für eine Analyse aller von einem<br />
Patienten eingenommenen Arzneimittel.<br />
Um den Wettbewerb mit der Onlinekonkurrenznicht<br />
zu stark werden<br />
zu lassen, will Spahn zudem Rabatte<br />
ausländischerVersandapotheken auf<br />
2,50 Euro je Packung begrenzen.<br />
Übersteigt der Marktanteil der Onlineversender<br />
die Grenze von 5Pro-<br />
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8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
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Meinung<br />
Staatssekretäre-Chaos<br />
ZITAT<br />
Gutes Regieren<br />
in Berlin?<br />
Christine Dankbar<br />
findet, dass die Grünen eigene<br />
Ansprüche missachtet haben.<br />
Die Personalie Jens-Holger Kirchner<br />
ist geklärt, vorerst. Der grüne Staatssekretär<br />
und Verkehrsexperte wechselt<br />
vonderVerkehrsverwaltung in die Senatskanzlei.<br />
Er arbeitet also künftig dem Regierenden<br />
SPD-Bürgermeister zu und<br />
nicht mehr der parteilosen Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther, die eigentlich Klimaexpertin<br />
ist und auf dem Ticket seiner<br />
grünen Partei ins Amt kam. Sie bekommt<br />
dafür einen neuen Staatssekretär, dessen<br />
Gebiet der Verbraucherschutz ist, aber<br />
nicht unbedingt die Verkehrspolitik. Inhaltlich<br />
ist das einigermaßen verwirrend,<br />
aber –nach allem, was man in den letzten<br />
Tagen so hörte –wohl der beste Kompromiss,<br />
der sich finden ließ. Er war nötig,<br />
weil sich die Grünen in ein heilloses Desaster<br />
verrannt hatten.<br />
Denn Jens-Holger Kirchner ist an<br />
Krebs erkrankt. Er hat das selbst thematisiert<br />
samt ärztlicher Prognose, die zur<br />
weiteren Tätigkeit rät, wenn auch vorerst<br />
mit verkürzter Arbeitszeit. Seiner Chefin<br />
war das zu wenig oder ein guter Grund,<br />
den ungeliebten Kollegen endlich abzusägen.<br />
So genau kann man das nicht sagen,<br />
es ist aber auch nicht weiter wichtig.<br />
Denn das Ergebnis ist das gleiche: In der<br />
grün regierten Verkehrsverwaltung wird<br />
ein Schwerkranker ausgebootet. Und die<br />
grünen Landesvorsitzenden tragen die<br />
Entscheidung ausdrücklich mit. Zynisch<br />
könnte man nun behauptet, dass Politik<br />
ein eiskaltes Geschäft ist, dass dort nur<br />
der überlebt, der hundertprozentig fit ist.<br />
Allerdings gab es da mal etwas. Das<br />
Versprechen des „guten Regierens“. Das<br />
gaben sich die rot-rot-grünen Koalitionäre<br />
2016. Vorallem die Grünen bestanden<br />
auf dem moralischen Anspruch des<br />
solidarischen Miteinanders. Sie haben<br />
jetzt wohl etwas aufzuarbeiten.<br />
Bundeswehr-Berater<br />
Die Zeugin<br />
mauert<br />
Jörg Köpke<br />
hält einen Untersuchungsausschuss<br />
mittlerweile für notwendig.<br />
Nachlässigkeiten und Vergaberechtsverstöße<br />
habe es gegeben. Leider.<br />
Aber es seien eben nur individuelle Fehler<br />
gewesen –keine systematischen Betrügereien,<br />
keine Vetternwirtschaft. So sieht die<br />
Abwehrhaltung vonUrsula vonder Leyen<br />
in der seit Monaten schwelenden Berateraffäre<br />
aus. Die Verteidigungsministerin<br />
gibt zu, was nicht zu leugnen ist, wiegelt<br />
ab,woesnebulös bleibt, und hält geheim,<br />
wenn es die Vorschriften gestatten.<br />
Für Aufklärung hätte am Mittwoch Ex-<br />
Staatssekretärin Katrin Suder sorgen können.<br />
Doch die sagte ihren Auftritt vordem<br />
Verteidigungsausschuss des Bundestages<br />
kurzfristig ab. Damit wird immer wahrscheinlicher,<br />
dass die Opposition einen<br />
Untersuchungsausschuss beantragen<br />
wird. Dort kann Suder zu Aussagen verpflichtet<br />
werden – vor dem Parlament<br />
nicht. Suder spielt die Schlüsselrolle in<br />
der Affäre. Die enge Vertraute von der<br />
Leyens sollte als frühere McKinsey-Beraterin<br />
externen Sachverstand in die Truppe<br />
bringen. Von2014 bis 2018 war sie für die<br />
Ausrüstung der Bundeswehr verantwortlich.<br />
Dass sie schweigt und nur schriftlich<br />
antworten will, bringt die Opposition in<br />
Rage –und das zu Recht. Laut Rechnungshof<br />
hat das Ministerium allein in den Jahren2015<br />
und 2016 mindestens 200 Millionen<br />
Euro für Berater ausgegeben. Geld,<br />
von dem die Steuerzahler gerne wüssten,<br />
ob es rechtmäßig ausgegeben wurde.<br />
EinUntersuchungsausschuss ist überfällig.<br />
Er bietet die Chance,das Knäuel aus<br />
Rahmenverträgen und Subunternehmerleistungen<br />
zu entwirren. Und wenn es<br />
wirklich so ist, wie vonder Leyen stets betont,<br />
dass sie für Suder „die Hand ins<br />
Feuer“ legen kann, hat die Ministerin<br />
nichts zu befürchten. Oder?<br />
Wie kommt man hier notfalls<br />
schnell wieder raus? Eine Antwort<br />
auf diese Frage kann im<br />
Extremfall lebensrettend sein.<br />
Deshalb gibt es, Brüssel sei Dank, europaweit<br />
einheitliche Rettungszeichen, etwa in<br />
Werkshallen, im Hotel oder auch im dunklen<br />
Kino. Exit-Schilder mit einem signalgrünen<br />
Männchen (RAL-Farbe 6032) auf weißem<br />
Grund zeigen, wohin man rennen muss,<br />
wenn es gefährlich wird. Wann endlich, fragt<br />
sich ganz Europa, finden die Briten den Exit<br />
vomBrexit?<br />
An Markierungen mangelt es nicht. Der<br />
Fluchtweg wurde erst zu Beginn dieser Woche<br />
erleuchtet: Jederzeit könnte die britische<br />
Regierung das von ihr in Gang gesetzte Verfahren<br />
zum Austritt aus der Europäischen<br />
Union nach Artikel 50 der EU-Verträge durch<br />
einen Widerruf stoppen – sogar einseitig,<br />
ohne Rücksprache mit den Partnern inder<br />
EU, einfach so.Von einer Minute auf die anderewäreder<br />
Spuk vorbei.<br />
Immerhin: Theresa May spürt, dass die<br />
Gefahr wächst, für sie selbst und für ihr ganzesLand.<br />
Doch sie rennt gerade in die falsche<br />
Richtung. Ihre hastigen Reisen, frühmorgens<br />
nach Den Haag, dann zu Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel, dann zu EU-Kommissionspräsident<br />
Jean-Claude Juncker, werden ihr<br />
wenig helfen. Allenfalls kann May damit ein<br />
paar Bilder und Schlagzeilen produzieren in<br />
der Pose einer Regierungschefin, die nichts<br />
unversucht lässt, sich wieder und wieder für<br />
die britischen Belange einzusetzen. Doch<br />
der Vorwurf von Kritikern, hier handele es<br />
sich um eine bloße Showveranstaltung,<br />
wurde schon laut, bevor Mays Flieger in London<br />
abgehoben hatte.<br />
Substanziell kann Mayinden Hauptstädten<br />
auf dem Kontinent jetzt nichts mehr be-<br />
Natürlich bin ich sauer auf Theresa May.<br />
Mein Gott! DieKolumne war schon fertig,<br />
ich hatte sie längst geschrieben, denn es<br />
war ja klar, wie es ausgegangen wäre, wenn<br />
das britische Unterhaus über das Brexit-Abkommen<br />
abgestimmt hätte: kein Deal. Die<br />
Kolumne sollte „Das Desaster“ heißen und<br />
hatte zwei Schwerpunkte: erstens eine Liebeserklärung<br />
an die englischen Besatzungstruppen<br />
in Niedersachsen, wo ich aufgewachsen<br />
bin. Zweitens eine wütende Attacke<br />
auf den Teil der europäischen Eliten, die sich<br />
lieber an alte Privilegien klammern und den<br />
Rest EU in den Abgrund reißt, als ein Stück<br />
vomKuchen abzugeben. Hätte,wäre, wenn.<br />
Auf der anderen Seite ist Theresa May<br />
schon eine Nummer, muss ich zugeben. Sie<br />
wächst jeden Taginmeiner Achtung. In einem<br />
zerrissenen Land, in dem die Linke so<br />
zerstritten ist wie die Rechte sich nicht leiden<br />
kann, in so einem Land eines der riskantesten<br />
politischen Manöver der Nachkriegszeit<br />
exekutieren zu wollen hat schon Respekt verdient.<br />
Die Nieten, die dem Land die Suppe<br />
eingebrockt haben, sind längst in Deckung<br />
gegangen und trauen sich erst wieder hervor,<br />
wenn sich der Sturm gelegt hat. Boris Johnson<br />
und David Cameron sind Prototypen eines<br />
neuen europäischen Politikertyps: große<br />
Sprüche klopfen, aber weglaufen, wenn es<br />
ernst wird.<br />
So muss man auch die Rede von Friedrich<br />
Merz auf dem CDU-Parteitag in Hamburg<br />
sehen. Merz war uns ja angekündigt<br />
als der rhetorische Knaller der Union, der<br />
Brexit<br />
Fluchtwege<br />
für May<br />
Matthias Koch<br />
meint, dass sich die Briten einen Ruck geben und<br />
erneut über den Brexit abstimmen sollten.<br />
KOLUMNE<br />
Sprücheklopfer<br />
und weiße<br />
Elefanten<br />
Volker Heise<br />
Filmemacher und Autor<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
wegen. In Berlin gab es von Angela Merkel<br />
ein freundliches Händeschütteln vorden Kameras,aber<br />
keine gemeinsame Pressekonferenz.<br />
In Brüssel erklärte Jean-Claude Juncker<br />
schon vorab, es gebe „keinen Raum für neue<br />
Verhandlungen“, allenfalls für „Klarstellungen“<br />
–soöffnet man in der Diplomatie die<br />
Tür und schlägt sie gleichzeitig zu. Es gibt<br />
vielleicht in Brüssel ein gutes Essen und einen<br />
Cognac.Aber dass sich sachlich-fachlich<br />
nichts mehr bewegen wirdbeim Thema Brexit,<br />
sollte alle Welt schon vorabwissen.<br />
Seit dem Referendum vom 23. Juni 2016<br />
ist auch genug Zeit vergangen. Viel zu lange<br />
hat London mit Vorschlägen auf sich warten<br />
lassen. Undnoch immer sind Widersprüche<br />
ungelöst. Einerseits will London den gemeinsamen<br />
Binnenmarkt verlassen, andererseits<br />
will es an ihm weiter teilhaben. Einerseits<br />
liegt es in der Logik des EU-Austritts,<br />
dass die Grenzezwischen Irland und Nordirland<br />
zu einer neuen EU-Außengrenze wird.<br />
Andererseits soll sich am Handel und Wandel<br />
über diese Grenzehinweg nichts ändern.<br />
Die Briten müssen sich fragen lassen: Was<br />
wollt ihr denn nun eigentlich? Der Schlüssel<br />
liegt in London. Ob denn das Unterhaus eigentlich<br />
den Brexit wolle, fragte May diese<br />
Woche in einer aufgewühlten Sitzung des<br />
Parlaments. Die Antwort blieb aus. Man<br />
kennt das inzwischen: Regierung und Abgeordnete<br />
in London bringen nichts anderes<br />
mehr fertig, als die Büchse immer weiter die<br />
Gasserunter zu kicken.<br />
Diese Politik des Aufschiebens und Vertagens<br />
ist unverantwortlich. In Abwandlung eines<br />
Wortes von Roman Herzog könnte man<br />
sagen: Ein Ruck muss jetzt durch Großbritannien<br />
gehen. Ein zweites Referendum<br />
könnte klären, ob auch jene bei ihrem Nein<br />
zur EU bleiben, die in den vergangenen zwei<br />
Jahren viel hinzugelernt haben.<br />
Reihenweise sind alle Versprechungen<br />
der Brexit-Befürworter geplatzt. Mittlerweile<br />
kommen im britischen Publikum selbst<br />
langjährige EU-Gegner ins Stottern, wenn<br />
sie auch nur ein, zwei konkrete Vorteile aufzählen<br />
sollen, die der Brexit den Briten<br />
brächte. Die Nachteile indessen gewinnen<br />
immer schärfer an Konturen, vorallem in der<br />
britischenWirtschaft, die nach 45 Jahren EU-<br />
Mitgliedschaft enger denn je mit der des<br />
Kontinents verbunden ist. Aufbeiden Seiten<br />
des Ärmelkanals stellen Praktiker seufzend<br />
fest: Der Versuch, Großbritannien und die<br />
EU wieder zu trennen, erweist sich als genauso<br />
schwierig wie das Ansinnen, aus einem<br />
Omelett wieder ein Ei zu machen.<br />
Obama des Mittelstands.Aber als er mit seiner<br />
Bewerbungsrede begann, schien es so,<br />
als liefe bei ihm zweiter Film im Hintergrund<br />
mit: Will ich mir wirklich die Nächte<br />
mit der EU-Kommission um die Ohren<br />
schlagen?Will ich wirklich auf endlosen und<br />
zähen G20-Treffen mit Donald Trump und<br />
Wladimir Putin verhandeln? Soll mein Bild<br />
wirklich in irgendwelchen suboptimal regierten<br />
Ländern zuerst mit einem Hakenkreuz<br />
versehen und dann verbrannt werden?<br />
Und esschien, als würde über seinem<br />
Kopf die Antwort aufleuchten. Sie hieß:<br />
Nein. Bevor sich Merz von dem Schreck erholt<br />
hatte,war seine Zeit vorbei.<br />
WasHaltung ist, kann man auf der Webseite<br />
der BBC sehen. Dort gibt es ein Video<br />
von der Unterhaus-Debatte am Montag,<br />
auf der Theresa Mayden Abgeordneten die<br />
Fakten um die Ohren haut: Es gibt eine<br />
Grenze zwischen Nordirland und der EU<br />
und wenn die Grenzeschließt, wirdeswieder<br />
Unruhen geben, also brauchen wir<br />
eine Lösung. Ein Zugang zum EU-Binnenmarkt<br />
ist nur möglich bei gleichzeitiger<br />
Freizügigkeit, es gibt das eine nicht ohne<br />
das andere. Kurz: esexistiert eine Welt da<br />
draußen, jenseits der Grenzen und jenseits<br />
der Träume, und wer diese Welt ignoriert,<br />
wird von der Welt zu den Akten gelegt, früher<br />
oder später. Manchmal geht es nicht<br />
ohne schwereUnfälle ab.<br />
Nun noch mein Lob der britischen Besatzung.<br />
Auf der Radiostation BFBS habe<br />
ich Musik gehört, die nirgends gelaufen ist,<br />
und in der nahen Kreisstadt haben die britischen<br />
Soldaten kräftig auf den Putz gehauen.<br />
Es gab herrliche Kneipenschlägereien<br />
und danach wurde noch viel herrlicher<br />
gesungen. Wenn gar nichts mehr ging<br />
und die Soldaten pleite waren, stülpten sie<br />
gerne die seitlichen Hosentaschen nach außen<br />
und enthüllten dazwischen ihreMännlichkeit.<br />
DasSchauspiel hieß: der weiße Elefant.<br />
Danach kam die Polizei.<br />
„Ich habe es<br />
herausgefordert,<br />
ich wollte wissen,<br />
ob es wirklich<br />
keiner merkt.“<br />
Niels Högel,<br />
Krankenpfleger, der wegen<br />
100 Morden an Patienten angeklagt ist,<br />
im Prozess vor dem Landgericht Oldenburg<br />
AUSLESE<br />
Ein Pakt für die<br />
Zukunft<br />
Der UN-Migrationspakt wurde am<br />
Montag angenommen. Die Diskussion<br />
darüber ist nicht vorbei. „Der Nationalismus<br />
hält mehr und mehr Einzug in<br />
den Ländern dieser Welt“, schreibt Der<br />
Standard aus Wien. „An dem, was die internationale<br />
Staatengemeinschaft aus<br />
dem Pakt macht, kann man ablesen, wie<br />
es um den Multilateralismus steht. Und<br />
ob der Grundgedanke ‚Wir gemeinsam<br />
mit allen anderen‘ wieder in den Vordergrund<br />
tritt.“<br />
Die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong> kritisiert die<br />
Bundesregierung: „Wer den Migrationspakt<br />
für so bedeutsam hält, wie Merkel bei<br />
der UN-Konferenz zu Protokoll gab,hätte<br />
frühzeitig offener und offensiver dafür<br />
werben sollen. Geheimdiplomatie begünstigte<br />
Gräuelpropaganda von rechts,<br />
wonach es sich hier um ein‚Signal für eine<br />
nie dagewesene Völkerwanderung‘ handeln<br />
soll. Solche Horrorszenarien sind<br />
ausgewiesener Unsinn, verfangen aber<br />
bei viel zu vielen.“<br />
Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> lobt und kritisiert.<br />
„Dass das Parlament dem Pakt zugestimmt<br />
hat, war notwendig. Dass die CDU<br />
ihn auf dem Parteitag diskutiert hat, war<br />
wichtig, alles andere hätte die Verschwörungstheorien<br />
befeuert. Dass die Kanzlerin<br />
nach Marrakesch gereist ist, ist ein gutes<br />
Zeichen“, heißt es dort.„Das aber reicht<br />
noch nicht. Nunmuss die Politik erklären,<br />
Diskussionen befördern, Kritikern zuhörenund<br />
darfauch nicht so tun, als wärealles<br />
perfekt am Pakt.“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Konkrete Vorgaben<br />
für die Schulen<br />
der Zukunft<br />
Seite 12<br />
Besinnlich –ARD zeigt Christmette in der Hedwigs-Kathedrale Seite 12<br />
Bedrohlich –Silvesterböller aus dem Ausland sind ein Risiko Seite 13<br />
Die Rebellen der Karl-Marx-Allee<br />
Um in ihrer Wohnungander ehemaligensozialistischen Prachtstraßebleibenzukönnen,müssen sich Jürgenund Gisela Bessler verschulden.Offenist, für wie lange<br />
Fünf Kinder, acht Enkel und<br />
zehn Urenkel –die Großfamilie<br />
hält Jürgen Bessler<br />
(85) und seine Frau Gisela<br />
(86) mitunter ganz schön auf Trab.<br />
Doch so viel Aufregung wie in der<br />
Vorweihnachtszeit hat das betagte<br />
Ehepaar lange nicht mehr erlebt.<br />
Ihre Drei-Zimmer-Wohnung in<br />
der Karl-Marx-Allee, der einstigen<br />
sozialistischen Prachtstraße im Ostteil<br />
Berlins, wurde wie 800 weitere<br />
vom bisherigen Eigentümer an den<br />
börsennotierten Immobilienkonzern<br />
Deutsche Wohnen verkauft. Die<br />
rund 2000 Bewohner fürchten stark<br />
steigende Mieten –und viele vonihnen<br />
sind auf die Barrikaden gegangen.<br />
Auch die Besslers.„Für uns geht<br />
es um eine Existenzfrage“, sagt Gisela<br />
Bessler mit ernster Miene.<br />
Nunsieht es so aus,als sei ihr Protest<br />
erfolgreich. Auf einer Versammlung<br />
am Donnerstagabend soll es<br />
darum gehen, wie Mieter ihreWohnungen<br />
behalten können. Konkret<br />
stehen für die Bewohner offenbar<br />
zwei Modelle zur Auswahl.<br />
Daserste Konzept entwickelte Finanzsenator<br />
Matthias Kollatz (SPD).<br />
Es lässt Mieter ihreWohnungen kaufen,<br />
auch wenn sie nicht über große<br />
Ersparnisse verfügen. Die Investitionsbank<br />
Berlin (IBB) soll ihnen einen<br />
zinsgünstigen Kredit gewähren.<br />
Rund 700 Bewohner von drei Häusern<br />
ander Karl-Marx-Allee haben<br />
ein Vorkaufsrecht. Doch sie müssen<br />
schnell entscheiden, ob sie Eigentümer<br />
werden wollen: Am 5. Januar<br />
läuft die Frist aus.<br />
Überzeugend finden die Besslers<br />
diese Möglichkeit nicht. Ihre 103<br />
Quadratmeter große Wohnung, die<br />
zu DDR-Zeiten monatlich 97,25 Ost-<br />
Mark kostete und heute mit 960 Euro<br />
Warmmiete zu Buche schlägt, für<br />
400 000 oder vielleicht 600 000 Euro<br />
kaufen? „Das ist doch völlig undenkbar“,<br />
sagt Gisela Bessler.<br />
Jürgen und Gisela Bessler schauen aus dem Fenster ihrer Wohnung.<br />
DPA<br />
Ein zweites Modell birgt weniger<br />
Risiken für die Mieter. Essieht vor,<br />
dass Bewohner mit einem Kredit ihr<br />
Vorkaufsrecht nutzen, dann aber die<br />
Wohnung an eine städtische Wohnungsbaugesellschaft<br />
weiterverkaufen.<br />
Die gemeinnützige GLS-Bank<br />
bestätigt gegenüber der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />
dass sie für dieses Modell Geld<br />
an die Mieter verleihen würde. Auch<br />
Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat<br />
von Friedrichshain-Kreuzberg,<br />
wirbt für den Vorschlag. EinGutachten<br />
prüft das Konzept noch auf<br />
rechtliche Fallstricke. Die rot-rotgrüne<br />
Koalition hat noch keine Verständigung<br />
darüber erreicht, wie sie<br />
die Mieter unterstützen könnte. Senatssprecherin<br />
Claudia Sünder sagte<br />
am Dienstag nach der Senatssitzung:<br />
„Das Thema war Gegenstand der Beratung,<br />
es ist aber noch nicht zu einem<br />
abschließenden Ergebnis gekommen.“<br />
Nun soll das Thema dem<br />
Vernehmen nach bei einem Treffen<br />
des Koalitionsausschusses am Mittwochfrüh<br />
aufgerufen werden.<br />
Für ein viertes Gebäude mit 80<br />
Wohnungen greift womöglich ein<br />
Vorkaufsrecht des Bezirks. Diese Variante<br />
könnte für die Besslers gelten,<br />
sie leben in dem Haus.<br />
Der Fall in der „KMA“, wie die<br />
Karl-Marx-Allee genannt wird, steht<br />
exemplarisch für eine Entwicklung,<br />
die die Hauptstadt seit der Wiedervereinigung<br />
durchläuft. Zunächst<br />
nahm die Einwohnerzahl ab. Aus<br />
Geldnot verschleuderte der Senat bis<br />
ins neue Jahrtausend hinein riesige<br />
Wohnungsbestände.<br />
Doch heute sieht es in der Stadt<br />
mit 1,6 Millionen Mietwohnungen<br />
anders aus. Berlin wuchs zuletzt jedes<br />
Jahr um etwa 40 000 Einwohner.<br />
DieMetropole ist eine Spielwiese für<br />
Investoren. Die Folge: Seit einigen<br />
Jahren steigen die Mieten massiv.<br />
Gisela Bessler lebt seit 1963 in einem<br />
der markanten Gebäude der<br />
Karl-Marx-Straße. Inihrer Wohnung<br />
in der zweiten Etage mit Blick auf<br />
den Fernsehturm zogen die Besslers<br />
Kinder groß. „Es ist nicht sicher, ob<br />
wir die Wohnung behalten können“,<br />
erzählt Gisela Bessler. Ein Unding,<br />
sagt ihr Mann und fügt entschlossen<br />
hinzu: „Wir bleiben hier drinnen.“<br />
Wie das genau aussehen wird, wissen<br />
die Besslers noch nicht.<br />
Unterdessen versichert die Deutsche<br />
Wohnen, man werde die Wohnungen<br />
an der Karl-Marx-Allee nicht<br />
weiterverkaufen und Kündigungen<br />
wegen Eigenbedarfs grundbuchrechtlich<br />
ausschließen. (BLZ/dpa)<br />
Flüchtlinge sollen<br />
schneller <strong>Berliner</strong> werden<br />
Senat beschließt Konzept für eine bessere Integration<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Der Flüchtlingsrat kritisiertdie Zustände<br />
am Flughafen in Tempelhof. DPA/VON JUTRCZENKA<br />
Vorbei sind die Zeiten, in denen<br />
Flüchtlinge in Turnhallen schlafen<br />
mussten und die völlig überlastete<br />
Gesundheits- und Sozialbehörde,<br />
das Lageso, bundesweit<br />
Schlagzeilen machte. Aber noch immer<br />
kommen Woche für Woche<br />
Flüchtlinge in die Stadt: Im Schnitt<br />
gelangten in diesem Jahr monatlich<br />
rund 600 Asylsuchende nach Berlin.<br />
Aktuell leben 104 300 Geflüchtete in<br />
der Stadt, davon verfügen nach Senatsangaben<br />
77 400 über eine Aufenthaltserlaubnis.<br />
14500 Menschen<br />
warteten derzeit auf den Ausgang ihres<br />
Asylverfahrens. Von den 12 400<br />
Ausreisepflichtigen hätten 10 700 einen<br />
Duldungsstatus, sodie offizielle<br />
Statistik.<br />
Bei der Integration der Flüchtlinge<br />
will der Senat künftig schneller<br />
vorankommen, deshalb beschloss er<br />
am Dienstag ein entsprechendes<br />
Konzept. Sozial- und Integrationssenatorin<br />
Elke Breitenbach (Linke)<br />
sagte, esgehe darum, wie man es<br />
hinbekomme, „dass die Menschen<br />
zu <strong>Berliner</strong>n werden und sich selbst<br />
auch so sehen“.<br />
Das Besondere andem Konzept,<br />
das vonneun Arbeitsgruppen gestaltetwurde:<br />
Es waren nicht nur fast alle<br />
Senatsverwaltungen beteiligt, sondern<br />
auch Kirchen, Vertreter der Zivilgesellschaft<br />
wie auch die Flüchtlinge<br />
selbst. „Es war wichtig, dass die<br />
Betroffenen dabei waren“, sagte<br />
Breitenbach.<br />
Konkret sollen die Geflüchteten<br />
schneller in die Gesellschaft integriert<br />
und ihnen eine bessere Teilhabe<br />
ermöglicht werden – etwa<br />
durch Sport- oder Nachbarschaftsprojekte<br />
in den Kiezen. Auch der Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt soll vereinfacht<br />
werden.<br />
Mehr Sprachkurse<br />
„Sprachkurse vom ersten Tag an“,<br />
versprach Andreas Germershausen,<br />
<strong>Berliner</strong> Beauftragter für Integration<br />
und Migration. Es solle nicht nur<br />
mehr Sprachkurse geben, auch solle<br />
die Stundenzahl der Kurse für die<br />
Flüchtlinge ausgeweitet werden. In<br />
Berlin werde eskeine Ankerzentren<br />
geben, betonte Germershausen.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Flüchtlingsrat sieht<br />
aber auch an anderer Stelle dringend<br />
Handlungsbedarf. Erst am Montag<br />
hatte er erneut die „katastrophalen<br />
Zustände“ in der Asylaufnahme in<br />
den Hangars des Flughafens in Tempelhof<br />
kritisiert und die Senatorin<br />
aufgefordert, die Hangars zu schließen.<br />
Wochenlang müssten Asylsuchende<br />
dort unter „menschenunwürdigen<br />
Umständen“ ausharren,<br />
heißt es. Indieser Zeit erhielten sie<br />
„rechtswidrig keinen Zugang zu<br />
Krankenbehandlungen und zu Sozialleistungen<br />
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz“.<br />
Breitenbach gab am Dienstag zu,<br />
dass „die Situation in den Hangars<br />
nicht schön ist“. Man werde die Zustände<br />
aber erst grundsätzlich verbessernkönnen,<br />
wenn man die Hangars<br />
nicht mehr benötige. Inwenigen<br />
Monaten soll eine Zwischenlösung<br />
gefunden sein, versprach die<br />
Senatorin. Ende 2019 werde man<br />
dann das neue Ankunftszentrum auf<br />
dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-<br />
Klinik in Reinickendorf beziehen<br />
können.
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
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Berlin<br />
NACHRICHTEN<br />
Protest gegen E-Skateboards<br />
auf Gehwegen<br />
Fußgänger-und Radfahrerinitiativenmachen<br />
gegen die geplante<br />
Erlaubnis für Tretroller und Skateboards<br />
mit Elektromotor mobil. Der<br />
Fußgänger-Lobbyverein Fuss<br />
warnte am Dienstag in Berlin vor<br />
drohenden Unfallgefahren durch<br />
Motor-Skateboards auf den Gehwegen.<br />
DerVerein kündigte an, eine geplante<br />
Demonstration der Elektro-<br />
Fahrzeug-LobbyamDonnerstag vor<br />
dem Bundesverkehrsministerium<br />
symbolisch zu blockieren. DerRadfahrer-Verband<br />
ADFC hatte bereits<br />
kürzlich von„chaotischen Zuständen“<br />
auf den Radwegen durch die<br />
E-Tretroller gesprochen. DasBundesverkehrsministerium<br />
will kleine<br />
Tretroller mit E-Motor im kommenden<br />
Jahr auf Radwegen und Straßen<br />
erlauben. Zudem soll es mehreren<br />
Berichten zufolge eine zweijährige<br />
Testphase für das Fahren vonSkateboards<br />
mit Motor geben. Bisher sind<br />
diese Fahrzeuge auf öffentlichen<br />
Straßen und Wegen verboten. (dpa)<br />
Prozess um Todeines<br />
Obdachlosen eröffnet<br />
Nach dem Todeines Obdachlosen in<br />
Alt-Hohenschönhausen hat einer<br />
der beiden mutmaßlichen Täter eine<br />
Verantwortung dafür vonsich gewiesen.<br />
Gemeinsam mit einem 32 Jahre<br />
alten Mann steht der 40-Jährige seit<br />
Dienstag vordem Landgericht. Die<br />
Deutschen sollen im März2018 ein<br />
Zelt vonzweianderen Obdachlosen<br />
in einen Teich gezogen und es mit<br />
Gegenständen beworfen haben. Ein<br />
Mann ertrank. Der40-Jährige sagte<br />
vorGericht, als er den Platz verließ,<br />
habe „niemand im Wasser gelegen“.<br />
DieStaatsanwaltschaft geht vonTotschlag<br />
aus.Der Prozess wirdam<br />
13. Dezember fortgesetzt. (dpa)<br />
Greenpeace-Aktivisten vor<br />
dem Brandenburger Tor<br />
Fußgänger müssen aufpassen auf der Friedrichstraße in Mitte. Dichter Verkehr,Stau und Abgase gehören hier zum Alltag.<br />
Ein Ort zum Wohlfühlen<br />
Ein Bürgerbündnis sperrt am Sonnabend einen Teil der Friedrichstraße. Sie soll attraktiver werden<br />
VonPeter Neumann<br />
Die Gehwege sind schmal,<br />
nebenan parken Autos<br />
dicht an dicht. Auf der<br />
Fahrbahn herrscht meist<br />
Stau, die Luft riecht nach Abgasen.<br />
So viel ist klar:Esgibt schönereStraßen<br />
zum Flanieren und Einkaufen<br />
als die Friedrichstraße. Nun will ein<br />
Bündnis von <strong>Berliner</strong> Bürgern zeigen,<br />
dass es dort auch angenehmer<br />
zugehen könnte. Am kommenden<br />
dritten Advents-Sonnabend wollen<br />
die Aktivisten ein Teilstück in einen<br />
„Wohlfühlort“ verwandeln. Es soll<br />
nicht die letzte Aktion dieser Artbleiben.<br />
Im Frühjahr 2019 will das Bündnis<br />
einen anderen Abschnitt für den<br />
motorisierten Verkehr sperren.<br />
„Wir wollen zeigen, wie schön es<br />
ist, wenn die Friedrichstraße den<br />
Menschen zur Verfügung steht –und<br />
nicht den Autos“, sagt Bündnissprecher<br />
Matthias Dittmer, der bei den<br />
Grünen die Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Mobilität leitet. „Dazu wollen<br />
wir einen kleinen Abschnitt in einen<br />
autofreien Bereich verwandeln.“<br />
Schauplatz der Aktion, die als Demonstration<br />
angemeldet worden ist,<br />
wird die Friedrichstraße zwischen<br />
der Kronen- und der Taubenstraße<br />
WichtigeNord-Süd-Achse<br />
in der östlichen Innenstadt:<br />
Das ist die Friedrichstraße,<br />
die es seit dem 17. Jahrhundertgibt.<br />
Der 3,3 Kilometer<br />
langeVerkehrswegkreuzte zu<br />
DDR-Zeiten eine Grenze –<br />
am Checkpoint Charlie.<br />
sein –also rund um den U-Bahnhof<br />
Stadtmitte. Dort sollen am<br />
kommenden Sonnabend von 13<br />
bis 15 Uhr keine Autos fahren. „So<br />
lange werden wir die Fahrbahn anders<br />
nutzen“, erklärte Dittmer.<br />
„Auf einem Teil können Kinder auf<br />
das Pflaster malen, wie sie sich die<br />
Stadt und den Verkehr der Zukunft<br />
vorstellen. Erwachsene schreiben<br />
ihre Wünsche auf eine Papierrolle.“<br />
In einer „Speaker’s Corner“<br />
können Bürger ihre Meinung zur<br />
Mobilität in Berlin sagen.<br />
Fußgängerzone, autofreie Innenstadt:<br />
Mit solchen Schlagwörtern<br />
VERKEHRSWEG MIT TRADITION<br />
Mit 15 bis 17 Meter Breite<br />
ist die Friedrichstraße verhältnismäßig<br />
schmal. Schon<br />
früh gabeshier Probleme,<br />
weil sich der Verkehr staute.<br />
Polizisten versuchten, den<br />
Ansturmzubändigen –meist<br />
ohne Erfolg.<br />
Als Einkaufsmeile mit gehobenen<br />
Angeboten versucht<br />
sich die Friedrichstraße derzeit<br />
zu profilieren. Doch der<br />
Autoverkehr störtdas Einkaufserlebnis.<br />
Weil ein Abschnitt<br />
derzeit Einbahnstraße<br />
ist, gibt es oft Stau.<br />
will sich das Bündnis„Stadt für Menschen“<br />
zurückhalten. Bei dem Wort<br />
Fußgängerzone denken <strong>Berliner</strong> an<br />
die Wilmersdorfer Straße in Charlottenburgoder<br />
die Carl-Schurz-Straße<br />
in Spandau. Dabei kommen auch<br />
ungute Gefühle auf, weil diese Bereiche<br />
oft als öde empfunden werden.<br />
Autofreie Innenstadt: Das wiederum<br />
ist eine Maximalforderung,<br />
vonder klar ist, dass sie sich in dieser<br />
puristischen Form rechtlich und politisch<br />
kaum durchsetzen ließe.„Uns<br />
geht es eher um eine autoarme Innenstadt“,<br />
sagte Dittmer. „Wir wollen<br />
Straßen, in denen sich Menschen<br />
BERLINER ZEITUNG/ PAULUS PONIZAK<br />
gernaufhalten. Leisere, sicherere, attraktivere<br />
Straßen, Orte zum Durchatmen.“<br />
Weil seine Mitstreiter und er<br />
den Eindruck haben, dass Senat und<br />
Verwaltung diese Ziele nicht mit<br />
dem nötigen Nachdruck anstreben,<br />
werden sie nun selbst aktiv.<br />
Ostern2019 geht es weiter<br />
Wegen der U-Bahn-Baustelle Unter<br />
den Linden konnten bisher keine<br />
Planungen für diesen Bereich begonnen<br />
werden, hieß es in der Senatsverwaltung.<br />
Allerdings sei beabsichtigt,<br />
eine Verkehrsstudie in<br />
Auftrag zu geben, um die verkehrliche<br />
Wirkung der Umgestaltung<br />
verschiedener Straßen und Plätze<br />
im Bereich Unter den Linden,<br />
Humboldtforum und Umgebung<br />
insgesamt zu untersuchen. Ziel sei<br />
es, ein Gesamtkonzept für diesen<br />
Teil von Mitte erstellen zu können,<br />
so die Verwaltung.<br />
„Das dauert alles sehr lange“,<br />
sagte Dittmer.Das Bündnis plant bereits<br />
die nächste Aktion. Ostern2019<br />
soll weiter nördlich ein Abschnitt der<br />
Friedrichstraße gesperrt werden.<br />
Denkbar wäre Mittelstraße –Unter<br />
den Linden. Dortmuss der Senat wegen<br />
hoher Stickoxidbelastung ein<br />
Dieselfahrverbot anordnen.<br />
Behörden<br />
arbeiten<br />
Pannen auf<br />
Mordfall Georgine: Polizei<br />
soll Hinweise ignoriert haben<br />
Bei den Ermittlungen im Fall Georgine<br />
Krüger hat es vermutlich<br />
Kommunikationsprobleme zwischen<br />
verschiedenen Dienststellen<br />
gegeben. Daserfuhr die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
aus Polizeikreisen.<br />
Offiziell hieß es am Dienstag, derzeit<br />
versuche die Kriminalpolizei,<br />
mögliche Ermittlungspannen bei<br />
der Suche nach dem Mörder der 14-<br />
jährigen Georgine Krüger aufzuklären.<br />
Das Thema werde „derzeit mit<br />
Hochdruck von verschiedenen<br />
Dienststellen der Polizei Berlin und<br />
Behörden aufgearbeitet“, sagte ein<br />
Polizeisprecher. Eine konkrete Stellungnahme<br />
soll es im Laufe der Woche<br />
geben.<br />
Der mutmaßliche Mörder von<br />
Georgine Krüger,Ali K., wurde voreiner<br />
Woche verhaftet – zwölf Jahre<br />
nach demVerschwinden der Jugendlichen.<br />
Für die zuständige Mordkommission<br />
ist das ein großer Erfolg.<br />
Allerdings stellte sich die Frage, ob<br />
der Verdächtige schon früher hätte<br />
verhaftet werden können.<br />
Einweiteres Opfer vonAli K. wirft<br />
Polizei und Justiz vor, Hinweisen<br />
nicht nachgegangen zu sein. Der43-<br />
jährige Ali K. wurde nämlich fünf<br />
Jahre nach dem Verschwinden von<br />
Georgine wegen sexueller Nötigung<br />
einer damals 17-Jährigen angezeigt<br />
und verurteilt. DieTat ereignete sich<br />
im Keller von Ali K. in der Stendaler<br />
Straße in Moabit. In dieser Straße<br />
lebte auch Georgine. Dort wurde sie<br />
vor ihrem Verschwinden auch zuletzt<br />
gesehen, als sie aus dem Bus<br />
stieg. Diese andereJugendliche sagte<br />
der <strong>Zeitung</strong> BZ, sie habe 2011 den<br />
Polizisten auf der nahe gelegenen<br />
Wache konkret von ihrem Verdacht<br />
erzählt, ihr Angreifer könne auch etwas<br />
mit Georgine zu tun haben.<br />
Doch weder die Polizisten auf<br />
der Wache noch die Staatsanwaltschaft<br />
oder ein Richter informierten<br />
offenbar die Mordkommission. Außerdem<br />
soll die sexuelle Nötigung<br />
der 17-Jährigen nicht als schwerwiegend<br />
genug beurteilt worden<br />
sein. Ein Ermittler sagte dieser <strong>Zeitung</strong>:<br />
„Man hätte die Verbindung<br />
zwischen beiden Fällen erkennen<br />
müssen.“ (lex., ls.)<br />
Mit der Weltkugel-Skulptur wollte Greenpeace<br />
ein Zeichen setzen. DPA/GREGOR FISCHER<br />
Vordem Brandenburger Torhat am<br />
Dienstag eine kleine Gruppe von<br />
Greenpeace-Aktivisten mit einer<br />
Skulptur einer brennenden Weltkugel<br />
für mehr Klimaschutz und einen<br />
schnellen Kohleausstieg protestiert.<br />
Anlass der Aktion ist die derzeitige<br />
UN-Klimakonferenz im polnischen<br />
Katowice.„Dieschlimmsten Folgen<br />
der Klimakrise können wir noch verhindern.<br />
Dasgeht aber nur mit einem<br />
schnellen Kohleausstieg“, so<br />
ein Greenpeace-Sprecher. (dpa)<br />
Zugverkehr nach Warnstreik<br />
fast wieder normal<br />
Nach dem Bahn-Warnstreik zum<br />
Wochenbeginn hat sich der Zugverkehr<br />
in Berlin und Brandenburgam<br />
Dienstag normalisiert. Regionalund<br />
S-Bahn-Züge fahren wieder<br />
nach Plan, teilte die Deutsche Bahn<br />
mit. Lediglich die S-Bahnlinie 45 sei<br />
aus betrieblichen Gründen zwischen<br />
Flughafen Schönefeld und Südkreuz<br />
bis etwa 7Uhr ausgefallen. Im Fernverkehr<br />
hingegen kam es wegen logistischer<br />
Probleme auch einen Tag<br />
nach dem mehrstündigen Streik<br />
noch zu vereinzelten Zugverspätungen<br />
und -ausfällen. Betroffen sind<br />
weniger als ein Prozent der täglich<br />
verkehrenden rund 1400 Fernverkehrszüge“,<br />
sagte ein Bahnsprecher<br />
am Dienstag. (dpa)<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Die Friedrichstraße mit ihren<br />
Einkaufstempeln und Nobelgeschäften<br />
sollte eigentlich die Konkurrenz<br />
zum Kurfürstendamm werden.<br />
Doch inzwischen steht fast jedes<br />
vierte Geschäft dort leer oder<br />
wird bald frei, wie Recherchen des<br />
RBB ergaben. Die Zahlen des Senders<br />
stammen vom Immobiliendienstleister<br />
Jones Lang LaSalle<br />
(JLL). Demnach sind allein auf der<br />
Friedrichstraße zwischen Unter den<br />
Linden und Leipziger Straße von129<br />
Geschäften aktuell 30 Läden frei<br />
oder werden es demnächst. „Das<br />
entspricht einer Quote von fast 24<br />
Prozent“, sagt JLL-Vermarktungschef<br />
Dirk Wichner. Die Leerstands-<br />
Quote sei damit doppelt so hoch wie<br />
der Bundesdurchschnitt bei Geschäftsstraßen.<br />
Obwohl Millionen<br />
von Touristen jährlich nach Berlin<br />
kommen, gehen die Kundenzahlen<br />
am Boulevardzurück.<br />
„Mephisto“ ist der jüngste Fall,<br />
der die Meile zum Sorgenkind<br />
macht. Noch vor Monaten existierte<br />
der Laden der französischen Nobelschuhmarke<br />
zwischen dem S-Bahnhof<br />
Friedrichstraße und Unter den<br />
Linden. Nun sind die Schaufenster<br />
leer.„DieUmsätzebrachten es nicht<br />
Boulevard ohne Luxus<br />
An der Friedrichstraße steht inzwischen fast jedes vierte Geschäft leer oder wird bald frei<br />
Unter Zwangsverwaltung: das Quartier 206<br />
mehr“, sagt eine Mitarbeiterin des<br />
Ladeninhabers. Die Friedrichstraße<br />
habe an Charme verloren, heißt es<br />
im Laden der <strong>Berliner</strong> ModemacherinEvelin<br />
Brandt. In einem Nachbargeschäft<br />
sagt eine Händlerin: „Wir<br />
merken deutlich, dass die Kunden<br />
wegbleiben. Es gibt zu viele Shopping-Center<br />
in der Nähe.“<br />
Der drohende Niedergang der<br />
Friedrichstraße ist nicht sofortsichtbar.<br />
Die Schaufenster leer stehender<br />
Ladenlokale werden mitWerbetafeln<br />
kaschiert. Etwa beim Quartier 206,<br />
das einst neben dem Kaufhaus Gale-<br />
BERND FRIEDEL<br />
ries Lafayette zu den Flaggschiffen<br />
gehörte. Das Quartier steht unter<br />
Zwangsverwaltung. Boutiquen von<br />
Gucci, Louis Vuitton oder Yves Saint<br />
Laurent sind längst aus der Luxus-<br />
Passage verschwunden. 2017<br />
machte dann der noble Departmentstoredicht.<br />
Im Nachbar-Revier,<br />
dem Quartier 205, stehen noch immer<br />
die ehemaligen H&M-Räume<br />
leer.<br />
Nicht nur die mangelnde Kauflust<br />
macht den Inhabern der Läden zu<br />
schaffen. „Für viele Geschäfte werden<br />
die Mietpreise neu verhandelt,<br />
die über 100 Euro proQuadratmeter<br />
liegen sollen“, sagt Einzelhandelsverbandchef<br />
Nils Busch-Petersen.<br />
„Diese hohen Preiserwartungen<br />
können einige Händler nicht mehr<br />
mittragen.“<br />
Trostlose Fassaden, keine Bäume,<br />
keine Grünflächen, nicht einmal<br />
eine prachtvolle Weihnachtsbeleuchtung<br />
gibt es.Stattdessen gibt es<br />
Baustellen, schmale Gehwege und<br />
massenweise Autos, die sich in der<br />
Straße stauen. So hole man keine<br />
Kunden in die Läden, sagt JLL-Experte<br />
Wichner. „Einkaufen muss<br />
mehr Spaß machen.“ Kein Wunder,<br />
dass die Menschen dann lieber im<br />
Internet shoppen.<br />
Um die Einkaufsmeile wieder<br />
kundenfreundlicher zu gestalten,<br />
will Mittes Bezirksbürgermeister Stephan<br />
von Dassel (Grüne) die Friedrichstraße<br />
zur Fußgängerzone umgestalten.<br />
„Wenn die Autos verschwinden,<br />
hätten wir sehr viel Platz<br />
für Maßnahmen, um die Straße attraktiver<br />
zu machen“, sagte er dem<br />
RBB. Eine autofreie Friedrichstraße<br />
wurde oft schon diskutiert – und<br />
vom Senat abgelehnt. Auch Einzelhandelsverbandchef<br />
Busch-Petersen<br />
hält nichts davon. „Das bringt<br />
noch weniger Kunden.Wirbrauchen<br />
ein ordentliches Konzept.“<br />
Telefonforum<br />
Gold, Aktien<br />
oder Sparstrumpf?<br />
Lesertelefon zum<br />
Thema Geldanlage<br />
Die Summe ist gigantisch: Sechs<br />
Billionen Euro haben die privaten<br />
Haushalte in Deutschland auf<br />
der hohen Kante. Das könnte beruhigen.<br />
Andererseits: Mehr als zwei<br />
Billionen Euro schlummern nahezu<br />
zinslos auf Spar-, Giro-und Festgeldkonten.<br />
Weitere gut zwei Billionen<br />
ruhen bei Versicherungen und Pensionskassen.<br />
Durchdie Inflation von<br />
etwa 2,5 Prozent schrumpft der Wert<br />
der Ersparnisse. Grund genug, sich<br />
mit einer vernünftigen und passenden<br />
Geldanlage zu beschäftigen. Wie<br />
kann man die schleichende Entwertung<br />
verhindern? Gold kaufen? Sein<br />
Geld in Wertpapiereinvestieren?<br />
Fragen zur Geldanlage rund um<br />
Aktien und Anleihen, Gold und<br />
Fonds, Zinsen und Wertpapiere beantworten<br />
am morgigen Donnerstag<br />
Experten vomBundesverband deutscher<br />
Banken am Telefon der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. Von16bis 18 Uhr können<br />
Sie, liebe Leser,sich direkt an die<br />
Finanzfachleute wenden und bekommen<br />
unmittelbar Antwort. Unter<br />
der kostenfreien Rufnummer<br />
0800 2327 111 sind die Experten zu<br />
erreichen. (BLZ)
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Diebstahl aus dem Spind.<br />
In der Polizeiakademie in Spandau<br />
soll es einen schweren Diebstahl gegeben<br />
haben. EinPolizeischüler<br />
hatte am vergangenen Freitag gegen<br />
14 Uhreine Anzeige gestellt, weil<br />
sein Autoschlüssel aus seinem Spind<br />
gestohlen worden sein soll. DerVorfall<br />
soll sich in den Umkleiden eines<br />
Kellers ereignet haben. Als Ermittler<br />
Spuren an dem Schrank sichern<br />
wollten, fanden sie keine Aufbruchspuren.<br />
Auch das Zahlenschloss sei<br />
unversehrtgewesen. DiePolizei ermittelt<br />
trotzdem.<br />
Kind angefahren.<br />
In Oberschöneweide ist am Montagnachmittag<br />
ein zehn Jahrealter<br />
Junge voneinem Auto angefahren<br />
worden. Nach Aussagen vonZeugen<br />
wollte das Kind die Fahrbahn der<br />
Straße An der Wuhlheide überqueren.<br />
Eine 51 Jahrealte Autofahrerin<br />
sah das Kind zu spät und konnte<br />
nicht mehr rechtzeitig bremsen. Das<br />
Auto prallte gegen den Jungen. Bei<br />
dem Zusammenstoß erlitt er<br />
schwereVerletzungen am Kopf und<br />
am Becken.<br />
Bei Reinigungsarbeiten angegriffen.<br />
EinMitarbeiter einer Reinigungsfirma<br />
ist am Montagabend in Lichtenbergangegriffen<br />
und fremdenfeindlich<br />
beschimpft worden. Polizei<br />
und Staatsanwaltschaft ermitteln<br />
wegen gefährlicher Körperverletzung<br />
und Beleidigung. Nach bisherigen<br />
Ermittlungen war der 54-Jährige<br />
um 21.20 Uhrauf dem U-Bahnhof<br />
Frankfurter Allee beim Reinigen des<br />
Fußbodens.Auf dem Zwischendeck<br />
pöbelte ihn ein 35-Jähriger fremdenfeindlich<br />
an. Der54-Jährige ignorierte<br />
das zunächst. DerJüngerenäherte<br />
sich ihm. Dann kam es zu einer<br />
Rangelei zwischen beiden Männern.<br />
Dabei schlug der Angreifer seinem<br />
Opfer mehrmals mit der Faust ins<br />
Gesicht. DerMann stürzte.Der<br />
Schläger trat ihm gegen den Kopf.<br />
Passanten trennten die Männer und<br />
alarmierten die Polizei, die den angetrunkenen<br />
Täter festnahm.<br />
Jogger gesucht.<br />
DiePolizei fahndet mithilfe eines<br />
Phantombildes nach einem Jogger.<br />
Er soll am 17. September dieses Jahresgegen<br />
7.30 Uhrbeim Laufen auf<br />
dem Bremer WegimTiergarten eine<br />
28 Jahrealte Radfahrerin zu einem<br />
Ausweichmanöver gezwungen haben.<br />
Dabei stürzte die Frau und erlitt<br />
schwereVerletzungen am Rücken.<br />
DerJogger lief weiter,ohne sich um<br />
das Opfer zu kümmern. Zeugen, die<br />
den Mann kennen oder den Unfall<br />
beobachtet haben, werden gebeten,<br />
sich bei der Polizei zu melden. Hinweise<br />
nimmt jede Polizeidienststelle<br />
entgegen.<br />
Die Heilige Familie auf der <strong>Berliner</strong> Mauer:Für die Christmette wurde ein großformatiges Krippengemälde geschaffen.<br />
Das Experiment<br />
Die ARD überträgt die Christmette aus der Hedwigs-Kathedrale. Dabei ist die Kirche eigentlich geschlossen<br />
VonJulia Haak<br />
Der Regisseur fürs Fernsehen<br />
war am Dienstag da<br />
und hat sich den Raum<br />
angesehen. Groß und<br />
leer ist er zurzeit, der Innenraum der<br />
St.-Hedwigs-Kathedrale in Mitte.Die<br />
Öffnung in die Unterkirche ist abgedeckt,<br />
sämtliche Kirchenbänke fehlen.<br />
Stattdessen stehen Kunststoffstühle<br />
da. Man braucht ein wenig<br />
Fantasie, umsich vorzustellen, wie<br />
es wohl sein wird, wenn die ARD am<br />
Weihnachtsabend aus diesem Provisorium<br />
einen Fernsehgottesdienst<br />
live überträgt. Aber so wird eskommen.<br />
Es ist ein Experiment. So bezeichnet<br />
es die Kirche selbst. „Nicht nur<br />
für die Besucher, auch für uns ist es<br />
das.Die Kathedrale wirdein ganz anderes<br />
Gesicht haben als bisher“, sagt<br />
Joachim Opahle vomErzbistum Berlin,<br />
der mit den Vorbereitungen für<br />
den Fernsehgottesdienst befasst ist.<br />
Erzbischof in der Mitte<br />
Denn die <strong>Berliner</strong> Sankt-Hedwigs-<br />
Kathedrale ist zurzeit eigentlich geschlossen.<br />
Siesteht vordem Umbau.<br />
Der Innenraum soll neu gestaltet<br />
werden. Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> hat<br />
mehrfach darüber berichtet. Auch<br />
darüber, wie umstritten dieser Umbau<br />
ist, bei dem die Öffnung mit der<br />
Treppenanlage in die Unterkirche<br />
dauerhaft geschlossen und die ganze<br />
Sitzordnung der Besucher während<br />
Bau: Die St.-Hedwigs-Kathedrale<br />
ist fast 240 Jahre alt.<br />
Die Hedwigskirche war die<br />
erste katholische Kirche in<br />
Berlin nach der Reformation<br />
und ist nach dem Vorbild des<br />
Pantheon in Rom als Rundbau<br />
angelegt.<br />
des Gottesdienstes verändert werden<br />
sollen. Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> hat<br />
auch immer wieder über den Protest<br />
der Umbaugegner berichtet, und<br />
auch über die Argumente der Kirchenleitung,<br />
die sich vonder Neugestaltung<br />
auch eine angenehmereAtmosphäre<br />
für die Gottesdienste verspricht.<br />
Das alles soll nun am Weihnachtsabend<br />
einmal ausprobiert<br />
werden, bei voller Besetzung, liveim<br />
Fernsehen.<br />
Etwa 600 Gäste erwartet die Kirchenleitung<br />
in der Christnacht. So<br />
viele Stühle wird es geben, etwas<br />
zentrierter als bisher um die Mitte<br />
des Raumes herum aufgestellt. Dazu<br />
kommen etwa 100 Akteure, ein Orchester,<br />
ein Chor. Dort inder Mitte,<br />
wo es bisher immer nach unten in<br />
die Unterkirche ging, wird indieser<br />
SCHWIERIGER RUNDBAU<br />
Umbau: Im Jahr 1930 wurde<br />
das Bistum Berlin gegründet,<br />
die Hedwigskirche zur Kathedrale<br />
erhoben und umgebaut.<br />
Der Innenraum entstand<br />
nach Plänen Hans<br />
Schwipperts in den Jahren<br />
1960 bis 1963.<br />
Neugestaltung: Anlässlich<br />
einer Sanierung soll die Kirche<br />
nach den Plänen der<br />
Sieger eines Architekturwettbewerbs<br />
umgestaltet werden.<br />
Der Altar rückt in die<br />
Mitte, die Gemeinde versammelt<br />
sich um ihn.<br />
Nacht der Erzbischof stehen und<br />
predigen. „Es wird alles zurückbaubar<br />
sein, es ist kein Eingriff in die<br />
Substanz“, sagt Joachim Opahle. Es<br />
geht ums Gefühl. Die Kirche werde<br />
ein ganz anders Gesicht zeigen, sagt<br />
er.Warmund feierlich soll es werden.<br />
Es wird die letzte öffentliche Aktion<br />
in diesem Gebäude vor dem Baubeginn<br />
sein.<br />
Ärger wird eshinterher ganz sicher<br />
trotzdem geben. Denn den gab<br />
es auch schon nach der Kunstinstallation<br />
„Glowing Core“ von Rebecca<br />
Horn in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale.Für<br />
die Installation aus 17 Einzelskulpturen<br />
und Skulpturengruppen<br />
war die Öffnung in die Unterkirche<br />
bereits im September geschlossen<br />
worden.<br />
Es half aber überhaupt nicht, dass<br />
die Kirche auch damals sagte, alles<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
sei nur provisorisch und zurückbaubar.<br />
Die Umbaugegner, die sich zu<br />
der Initiative „Freunde der St.-Hedwigs-Kathedrale“<br />
zusammen gefunden<br />
haben, schrieben wütende<br />
Briefe unter anderem an das Bezirksamt<br />
Mitte.Sie protestierten gegen einen<br />
Eingriff in denkmalgeschützte<br />
Substanz.<br />
Die Kirchenleitung wird sich davon<br />
nicht abhalten lassen. Sie plant<br />
für den Weihnachtsabend ein dreistündiges<br />
Programm, das fließend in<br />
den Fernsehgottesdienst übergehen<br />
soll. Der festliche Gottesdienst steht<br />
unter dem Motto„Gott kommt –Mitten<br />
ins Leben“. Für die Christmette<br />
wurde ein großformatiges Krippengemälde<br />
in Form von fünf Mauersegmenten<br />
geschaffen. An der Wand<br />
hinter dem Altar wird während des<br />
Gottesdienstes ein „illuminiertes<br />
Fenster“ mit klassischen und zeitgenössischen<br />
Krippenmotiven aufscheinen.<br />
Drei Stunden Programm<br />
Während die Übertragung, die erst<br />
um 23.25 Uhrbeginnt, öffnet die Kathedrale<br />
bereits ab 21 Uhr. Ab 21.30<br />
Uhr beginnt unter dem Motto „Stille<br />
Nacht?“ ein unterhaltsam-nachdenkliches<br />
Programm mit Künstlern<br />
und Musikern. Ab 23 Uhrwerden der<br />
Chor der Sankt-Hedwigs-Kathedrale<br />
und das Orchester die Gottesdienst-<br />
Besucher mit weihnachtlichen Liedern<br />
auf die Christmette einstimmen.<br />
„Ich fahre jede<br />
Strecke in der<br />
Innenstadt“<br />
Sänger Max Raabe wird als<br />
Radfahrer ausgezeichnet<br />
Max Raabe ist offensichtlich<br />
nicht nur auf der Bühne ein<br />
Gentleman, sondern auch im Straßenverkehr.Und<br />
das,obwohl er sich<br />
hauptsächlich auf dem Rad durch<br />
Berlin bewegt. Noch vordem Jahreswechsel<br />
wurde er zur „Fahrradfreundlichsten<br />
Persönlichkeit 2019“<br />
gewählt. Die Auszeichnung ist vom<br />
Bundesverkehrsministerium initiiert<br />
und wird ihm im kommenden<br />
Mai auf dem Nationalen Radverkehrskongress<br />
in Dresden verliehen.<br />
Herr Raabe, wie um alles in der Welt<br />
schafft man es, in Berlin als Radfahrer<br />
freundlich zu bleiben? In dieser<br />
rauen Stadt.<br />
Das ist wohl wahr. Ich gebe zu,<br />
dass das schwierig ist. Aber ich bin<br />
auch kein Heiliger.<br />
Das heißt, Sie nehmen auch schon<br />
mal die Vorfahrt?<br />
Nein! Ich fahre zwar ziemlich zügig,<br />
aber ich bin kein Rennfahrer.Ich<br />
habe ein ganz normales Fahrrad, allerdings<br />
ohne Gangschaltung. Und<br />
ich halte mich an die Regeln. Wenn<br />
die anderen das auch tun, freue ich<br />
mich.<br />
Welche Strecken legen Sie hier in der<br />
Stadt mit dem Fahrrad zurück?<br />
Eigentlich alle.Ich fahrejede Strecke<br />
hier in der Innenstadt, außer<br />
wenn es regnet oder schneit.<br />
Dasheißt, Siehaben gar kein Auto?<br />
Doch, aber das brauche ich nur,<br />
um aufs Land zu fahren. Oder etwas<br />
zu transportieren.<br />
Mit Klammer in der Anzughose oder<br />
doch radfahrspezifisch gekleidet?<br />
Ich brauche keine Klammer für<br />
die Hose, die sind ja jetzt eng geschnitten.<br />
In den 70er-Jahren war<br />
das natürlich was anderes. Aber ich<br />
habe auch ein Kettenschutzblech.<br />
Mitwem haben SieschlechtereErfahrungen<br />
gemacht –anderen Radfahrern<br />
oder Autofahrern?<br />
Ichfinde,esgibt verhaltensauffällige<br />
Persönlichkeiten auf beiden Seiten.<br />
Aber manchmal stelle ich fest,<br />
dass ich die Fehler, die ich bei anderen<br />
sehe, auch selbst mache. Man<br />
darf halt nicht so ellbogenhaft herumfahren.<br />
Mit etwas Geschmeidigkeit<br />
kommt man viel besser voran.<br />
Apropos vorankommen: Fahren Sie<br />
auch schon mal auf Gehwegen?<br />
Nein. Warum sollte ich das tun?<br />
Ichfahreimmer auf der Straße.<br />
DasGespräch führte<br />
Christine Dankbar.<br />
Max Raabe tritt mit dem PalastOrchester<br />
vom12. Februar bis 3. März2019 im<br />
Admiralspalast auf.<br />
Mit diesem Phantombild fahndet die Polizei<br />
nach dem Jogger.<br />
POLIZEI<br />
Die Klassenzimmer der Wohlhabenden<br />
An Privatschulen kommt nur jeder zehnte Schüler aus einer armen Familie. An staatlichen Schulen ist es jeder dritte<br />
Am Ostbahnhof randaliert.<br />
Ein23JahreMann aus Russland hat<br />
in der Nacht zum Montag am Ostbahnhof<br />
Reisende belästigt. Sicherheitsmitarbeiter<br />
der Bahn forderten<br />
ihn auf, das zu unterlassen und erteilten<br />
ihm Hausverbot. Dennoch<br />
verließ er das Bahnhofsgelände<br />
nicht. Daraufhin wurde die Bundespolizei<br />
informiert. DieBeamten nahmen<br />
den drogensüchtigen Mann<br />
fest. Dagegen wehrte er sich und versuchte,zufliehen.<br />
Dasverhinderten<br />
die Polizisten. Sieermitteln nun gegen<br />
ihn wegen Widerstandes gegen<br />
Polizeivollzugsbeamte.Noch in der<br />
Nacht wurde er in die Psychiatrie<br />
eingewiesen. (ls.)<br />
VonMartin Klesmann<br />
Kinder aus armen Familien würden<br />
viel seltener Privatschulen<br />
besuchen, heißt es oft. Nunliegen aktuelle<br />
Zahlen vor. Demnach liegt der<br />
Anteil der lernmittelbefreiten Schüler<br />
an staatlichen Schulen im aktuellen<br />
Schuljahr 2018/19 bei 33,8 Prozent,<br />
während er an Schulen in freier Trägerschaft<br />
bei nur 9,7 Prozent liegt.<br />
Der Anteil der Schüler, deren Eltern<br />
auf Sozialtransfers angewiesen<br />
sind, ist an Privatschulen mehr als<br />
dreimal so niedrig wie an staatlichen<br />
Schulen. Dasgeht aus einer Antwort<br />
der Bildungsverwaltung auf eine Anfrage<br />
des Neuköllner SPD-Abgeord-<br />
zirk hat eine Schule mit 71 Prozent,<br />
der zweithöchste Wert liegt bei 28<br />
Prozent. „Alle Schulen müssen allen<br />
Schülern offen stehen“, forderte<br />
Langenbrinck mit Blick auf die Zahlen.<br />
„Dafür schaffen wir verbindliche<br />
Regeln, die dafür sorgen, dass arme<br />
Kinder nicht direkt oder indirekt<br />
ausgeschlossen werden.“ Oft würden<br />
die Schulen mögliche Ermäßigungen<br />
des Schulgeldes nicht klar<br />
darstellen. Tatsächlich wird gerade<br />
ein neues Finanzierungsmodell für<br />
Privatschulen verhandelt. Langenbrinck<br />
und seine SPD-Fraktion im<br />
Abgeordnetenhaus machen sich dafür<br />
stark, dass freie Schulen weniger<br />
Zuschüsse bekommen, wenn sie<br />
neten Joschka Langenbrinck hervor.<br />
Der hatte auch nach schulscharfen<br />
Daten gefragt. Diese erhielt Langenbrinck<br />
aber nur als vertrauliche Verschlusssache.<br />
Für den öffentlichen<br />
Gebrauch wurden die Daten der einzelnen<br />
Schulen anonymisiert übermittelt.<br />
Was die soziale Zusammensetzung<br />
der Schülerschaft angeht, sind<br />
die Unterschiede recht groß. Beispiel<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf: Fünf<br />
von21Privatschulen haben keinerlei<br />
arme,also lernmittelbefreite,Kinder<br />
in ihren Reihen. DieVermutung liegt<br />
nahe, dass es sich um Privatschulen<br />
handelt, die ein hohes Schulgeld verlangen.<br />
Den höchsten Anteil im Bekaum<br />
lernmittelbefreite Schüler aufgenommen<br />
haben. Denn laut<br />
Grundgesetz müssen Privatschulen<br />
allen Schülernoffen stehen.<br />
In Bezirk Marzahn-Hellersdorf<br />
haben sogar sieben von 21Privatschulen<br />
gar keine lernmittelbefreiten<br />
Schüler. Konfessionelle oder<br />
auch reformpädagogische Privatschulen<br />
haben meist deutlich mehr<br />
Kinder aus ärmeren Familien, die<br />
Evangelische Schulstiftung verzichtet<br />
im Falle vonbedürftigen Familien<br />
sogar ganz auf das Schulgeld. Besonders<br />
krass ist die Lage an privaten Berufsschulen.<br />
An 47 voninsgesamt 69<br />
dieser Privatschulen ist kein einziger<br />
Schüler lernmittelbefreit.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 13 *<br />
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Berlin<br />
BER kann im<br />
Sommer 2019<br />
fertig sein<br />
Flughafenchef denkt<br />
an ersten Testbetrieb<br />
Der neue Hauptstadtflughafen<br />
BER kann nach Angaben von<br />
Flughafenchef Engelbert Lütke<br />
Daldrup im Sommer 2019 fertiggestellt<br />
sein. Dann könnten die sogenannten<br />
Wirkprinzipprüfungen zum<br />
Test der Anlagen beginnen, sagte<br />
Lütke Daldrup am Dienstag im Flughafenausschuss<br />
des Brandenburger<br />
Landtags.<br />
Allerdings bestehe noch Uneinigkeit<br />
mit den TÜV-Experten darüber,<br />
ob die Prüfungen bereits Anfang des<br />
Sommers oder erst Ende des Sommers<br />
beginnen könnten. Der TÜV<br />
rechne mit einem längeren Zeitraum<br />
als die Geschäftsführung. In jedem<br />
Fall könnten die Prüfungen im Herbst<br />
2019 abgeschlossen sein, meinte der<br />
Flughafenchef. Dies ist notwendig,<br />
um den BER wie geplant im Herbst<br />
2020 eröffnen zu können.<br />
Kritisch seien nach wie vor die<br />
Brandmeldeanlage mit 30 000 Brandmeldernund<br />
vier Zentralen sowie die<br />
Verkabelung für den Notstrom und<br />
die Sicherheitsbeleuchtung, sagte<br />
Lütke Daldrup.Inder Hast vordem 3.<br />
Juni 2012, der als Eröffnungstermin<br />
proklamiert worden war, wurden<br />
viele Kabeltrassen im zentralen Fluggastterminal<br />
falsch gebaut und falsch<br />
bestückt. Dagegen seien die Sprinkleranlage<br />
und die Steuerung der Entrauchung<br />
im Brandfall weitgehend<br />
fertig und könnten bis Jahresende abgeschlossen<br />
werden. Auch die Kabel<br />
zur Befeuerung der Südbahn müssen<br />
erneuertwerden, nachdem sie jahrelang<br />
unter Wasser standen.(dpa)<br />
So sehen die Schulen der Zukunft aus<br />
Für die vielen Neubau-Projekte gibt es nun konkrete Vorgaben. Elternvertreter üben aber bereits Kritik<br />
VonMartin Klesmann<br />
Für die Schulgebäude der<br />
Zukunft existieren jetzt<br />
konkrete bauliche Vorgaben.<br />
Schüler sollen gemeinsam<br />
mit Pädagogen an dezentralen<br />
Orten auf dem Schulgelände lernen.<br />
Statt eines Klassenzimmers, von<br />
dem ein Flur abgeht, sind flexibel<br />
nutzbare Räume vorgesehen. Der<br />
Pädagoge soll nicht mehr nur der<br />
Unterrichtsgeber sein, der nach der<br />
Stunde im Frontalunterrichtsmodus<br />
das Weite sucht. „Ziel sind familiäre<br />
Teams“, heißt es betont kuschelig in<br />
den baufachlichen Standards für die<br />
Schulen, auf die sich nun Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres (SPD)<br />
und Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke) geeinigt<br />
haben.<br />
Mehr Fläche proKind<br />
Weil zum Beispiel die kasernenartigen<br />
Schulflure wegfallen, steigt die<br />
sogenannten pädagogische Nutzfläche.<br />
AnGrundschulen sollen es<br />
7,4 statt früher 5,8 Quadratmeter<br />
pro Schüler sein, für die robusteren<br />
Sekundarschüler sind es sogar 8,8<br />
statt bisher 6,9 Quadratmeter. Injedem<br />
Neubaukomplex ist ein Forum<br />
geplant, an dem sich alle Schüler<br />
und Lehrer treffen können. Die<br />
Stamm-, Kurs-, Teilungs- und<br />
Teamräume sollen offen gestaltet<br />
sein. „Dies kann durch Verglasungen<br />
oder Glaseinsätze inden Türen<br />
gewährleistet sein“, heißt es in den<br />
Standards.<br />
All das gilt fortan ganz besonders<br />
für die weiterführenden Schulen, die<br />
von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft<br />
Howoge errichtet<br />
Prototyp für Grundschule mit vier Klassen pro Jahrgang<br />
werden. Auf diese Standards soll das<br />
gewinnorientierte Unternehmen<br />
verpflichtet werden.<br />
Insgesamt werden in den nächsten<br />
zehn Jahren gut 65 Schulgebäude<br />
in Berlin neu errichtet. Gerade hat<br />
eine Jury zwei Prototypen für die<br />
Grundschulen gekürt. Für eine modulareGrundschule<br />
mit drei Klassen<br />
pro Jahrgang erhielten die Stuttgarter<br />
Architekten h4a Gessert+Randecker<br />
den Zuschlag, dieser Prototyp<br />
soll an fünf bis zehn Standorten realisiert<br />
werden. Für die größeren<br />
BRUNO FIORETTI MARQUEZ<br />
Grundschulen entschied sich die<br />
Jury für den Prototyp des <strong>Berliner</strong> Architektenbüros<br />
Bruno Fioretti Marquez,<br />
er soll an sechs bis zwölf Standorten<br />
gebaut werden. „Mit dem Abschluss<br />
der beiden Verfahren ist ein<br />
ganz wichtiger Schritt bei der Umsetzung<br />
der milliardenschweren<br />
Schulbauoffensive getan worden“,<br />
sagte der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD).<br />
Kritik an der Entscheidung kam<br />
allerdings am Dienstag umgehend<br />
von Norman Heise, dem Vorsitzenden<br />
des Landeselternausschusses.<br />
„Die Entwürfe sind kaum voneinem<br />
Bürogebäude zu unterscheiden“,<br />
sagte Heise.Von den pädagogischen<br />
Lernlandschaften hätte ihm der<br />
drittplatzierte Entwurf der Wiener<br />
Architekten PPAG am besten gefallen.<br />
Der habe fragwürdige Punktabzüge<br />
erhalten, kritisierte Heise.Sosei<br />
eine verschiebbare Wand offenbar<br />
nicht als solche erkannt worden.<br />
Haken in WC-Kabine<br />
Die neue Standards regeln ansonsten<br />
allerlei: Grundsätzlich haben<br />
Schulen künftig ein Lüftungskonzept<br />
zu erstellen. Bestenfalls sollen<br />
die Unterrichtsräume über Fenster<br />
belüftbar sein. Es können aber<br />
auch lüftungstechnische Anlagen<br />
installiert werden. Schulische Freiflächen<br />
sollen unterschiedlich<br />
nutzbar und in mehrereRäume gegliedertsein.<br />
Meterlange Ringgummimatten<br />
im Eingangsbereich<br />
nehmen den Schmutz an den<br />
Schuhen auf.<br />
Auch Details sind geregelt: So<br />
sind in allen WC-Kabinen Toilettenhaken<br />
vorgesehen. Die Unterrichtsräume<br />
haben drei Meter hoch zu<br />
sein. Barrierefrei soll die inklusive<br />
Schule natürlich sein, aus Wirtschaftlichkeitsgründen<br />
sollen Aufzüge<br />
aber nur dort eingebaut werden,<br />
wo es zwingend notwendig sei,<br />
heißt es.Auf Schallschutz soll ebenso<br />
geachtet werden wie auf nachhaltiges<br />
Bauen. Auch Hausalarmanlagen<br />
sind zwingend vorgeschrieben. Die<br />
Schulen sollen generell im Systembau<br />
nach einheitlichem Raster und<br />
maximaler Vorfabrikation erstellt<br />
werden, heißt es –möglichst ohne<br />
Unterkellerungen.<br />
Böller aus dem<br />
Ausland sind<br />
ein Risiko<br />
Experten fanden „brisante<br />
Substanzen“ im Feuerwerk<br />
Die Bundesanstalt für Materialforschung<br />
und -prüfung<br />
(BAM) in Berlin warnt vor Manipulationen<br />
an Böllern – besonders,<br />
wenn sie aus dem Ausland kommen.<br />
Es sei ein Trugschluss zu<br />
glauben, dass im EU-Ausland gekauftes<br />
Feuerwerk automatisch sicher<br />
und auch in Deutschland legal<br />
ist. Denn neben EU-Regelungen<br />
gibt es auch noch länderspezifische<br />
Vorgaben.<br />
Deshalb kann der Böller aus Polen<br />
statt mit Schwarzpulver mit anderen<br />
„brisanten Substanzen“ gefüllt<br />
sein, wie Pyrotechnik-Fachmann<br />
Christian Lohrer von der<br />
BAM sagt. Er spricht von einem sogenannten<br />
Blitzknallsatz, der sehr<br />
viel stärker reagiere. Damit gehen<br />
höhere Temperaturen und ein heller<br />
Lichtblitz einher. InSüdeuropa<br />
hingegen seien beispielsweise<br />
deutlich lautere Feuerwerkskörper<br />
erlaubt, sagt sein Kollege Martin<br />
Dümmel.<br />
ZurVerwendung in Deutschland<br />
solle man sein Feuerwerk auch<br />
hierzulande kaufen, in „vertrauenswürdigen<br />
Läden“ und nicht<br />
etwa aus Kofferräumen an Autobahnparkplätzen,<br />
betont Lohrer.<br />
Wichtig sei geprüfte Ware mit CE-<br />
Zeichen, Registriernummer und<br />
deutscher Gebrauchsanweisung.<br />
Die BAM ist eine der Stellen in der<br />
EU, die das meist aus China stammende<br />
Feuerwerk stichprobenartig<br />
prüft. Der Feuerwerksverkauf<br />
beginnt am 28. Dezember. (dpa)<br />
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Leserbriefe<br />
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Am Telefon<br />
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Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Es ist gut so, dass es<br />
das Streikrecht gibt<br />
Titel: „Stillgestanden: Wenn die Bahn<br />
streikt, gerät Berlin ins Stocken“ von<br />
Tobias Miller<br />
(11. Dezember)<br />
Warnstreiks bei der Bahn –esist gut<br />
so, dass es das Streikrecht gibt. Natürlich<br />
ist es dann bei der Bahn ein<br />
Geduldsspiel für Reisende und viele<br />
Menschen zeigen sich verärgert!<br />
Aber es ist wichtig, dass Mitarbeiter<br />
und Gewerkschaften ihr Recht wahrnehmen.<br />
MitStreiks undWarnstreiks<br />
bauen sie Druck auf gegenüber dem<br />
bestreikten Unternehmen.<br />
Nunhalt mal wieder bei der Bahn.<br />
Aber wenn Unternehmen und Belegschaft<br />
sich nicht einigen können,<br />
dann bleibt als Druckmittel nur<br />
noch das Streikrecht!<br />
René Osselmann,<br />
Magdeburg<br />
Die Wünsche von Leuten,<br />
die teure Immobilien kaufen<br />
Meinung: „Lärmbeschwerden –die immer<br />
gleiche Leier“ von Stefan Strauß<br />
(1. Dezember)<br />
Nun wird sich zeigen müssen, was<br />
im Rechtsstaat mehr gilt: die im<br />
Grundgesetz verbürgte Freiheit der<br />
Kunstausübung (samt dem Interesse<br />
einer riesigen Fangemeinde an fröhlichem<br />
urbanem Leben)?<br />
Oder die Wünsche von Leuten,<br />
die teure Immobilien kaufen oder<br />
verkaufen?<br />
Diedann verlangen, dass sich die<br />
schon vor dem Kauf vorhandene<br />
Umgebung nach ihren Wünschen zu<br />
richten hat.<br />
Helmut Weißbach,<br />
Berlin-Lichtenberg<br />
Frischluftschneisen<br />
zum Luftaustausch<br />
Berlin: „Bauplatz auf dem Gräberfeld“<br />
von Stefan Strauß<br />
(8. Dezember)<br />
Einerseits ist es wichtig und richtig,<br />
dass gerade in Städten Frischluftschneisen<br />
zum Luftaustausch mit<br />
dem Umland beitragen. Es geht auch<br />
nicht darum, dass Friedhöfe und damit<br />
Gräber entweiht werden.<br />
Hier müssen zu allen Aspekten<br />
stimmige Konzepte erstellt werden.<br />
Aber an diesen fehlt es dem Senat. Er<br />
beruft sich lieber auf alte und überholte<br />
Pläne.<br />
Rainer Szymanski<br />
Grünheide<br />
Kein Zuhause, kein richtiges Bett: Obdachlose müssen in der Öffentlichkeit übernachten.<br />
Wird genug auf Obdachlose eingegangen?<br />
Konservative wollen lieber bewahren<br />
Meinung: „Was ist noch konservativ?“<br />
von Jochen Arntz<br />
(8. Dezember)<br />
Sind Konservative modern, zeitlos<br />
modern? Klingt nach einem Widerspruch.<br />
Konservative wollen lieber<br />
bewahren statt bewegen, verhindern<br />
statt verändern. So die Negativsicht.<br />
Aber sie können auch begeistern,<br />
können die Moderne mitgestalten,<br />
mit dem Hamburger Parteitag, aber<br />
auch mit progressiven Entscheidungen.<br />
Um nur einige überfällige zu<br />
nennen: Kohleverbrennung stoppen,<br />
Elektroautos großflächig fördernund<br />
die Mitbestimmung im europäischen<br />
Rahmen voranbringen.<br />
Nicht zu vergessen, gerade in der Adventszeit:<br />
Frieden, Abrüstung und<br />
ein CimNamen, das seiner Bedeutung<br />
gerecht wird. Sollte die CDU<br />
das auf die Reihe bekommen, hat sie<br />
gute Chancen. Wenn nicht: DieGrünen<br />
stehen in den Startlöchern.<br />
Konrad Schultz,<br />
per E-Mail<br />
Berlin: „Mirek fährtheim“ von Silvia Perdoni (10. Dezember)<br />
Wann immer es um die Schicksale obdachloser Menschen aus anderen<br />
Staaten geht, stelle ich mir vorallem folgende Fragen: Hatsie jemals jemand<br />
in ihrer Landessprache direkt gefragt, welche Bedürfnisse sie haben<br />
oder was sie bedrückt? Ist esnicht so, dass sie frustriert sind, weil<br />
man ihnen den Eindruck vermittelt, sie seien nicht willkommen? Fühlen<br />
sie sich aufgrund vonSprachbarrieren nicht verstanden?<br />
Jürgen Helten, Köln<br />
FDP und AfD warten schon<br />
Report: „Die Entscheidung in der CDU:<br />
Das Wir-Gefühl“ von Daniela Vates<br />
(8. Dezember)<br />
VonErneuerung war in der Rede von<br />
Frau Kramp-Karrenbauer sehr oft zu<br />
hören. Doch wohin bricht so eine<br />
enge Vertraute von Angela Merkel<br />
auf? Die Parteibasis wird gespannt<br />
sein. Durchdie Wahl haben die konservativen<br />
CDU-Wähler nun endgültig<br />
ihre Heimat verloren. Sie werden<br />
sich eine neue suchen. FDP und<br />
AfD warten schon. Die AfD mit ganz<br />
IMAGO<br />
besonderer Vorfreude auf die kommenden<br />
Landtagswahlen im Osten.<br />
Auch für die SPD wird das bitter.<br />
Merz wäreein politischer Gegner gewesen,<br />
an dem man sich profilieren<br />
kann. Aber nun?<br />
Rüdiger Lüttge,<br />
Altlandsberg OT Gielsdorf<br />
Warten wir es ab. Diese AKK hat bisher<br />
keinen Zweifel daran gelassen,<br />
dass sie der „Erbe“ vonMerkel ist.<br />
Kurt Helmut Neumann, Facebook<br />
Immer höhere Anforderungen<br />
zu einem niedrigeren Preis<br />
Berlin: „Schulessen wird kostenlos“<br />
von Martin Klesmann und Melanie<br />
Reinsch<br />
(4. Dezember)<br />
Dieser Vorschlag klingt ganz wunderbar<br />
und spiegelt das mangelnde<br />
Fachwissen wieder. Eswerden Ausschreibungen<br />
mit immer höheren<br />
Anforderungen zu einem niedrigeren<br />
Preis stattfinden. An denen werden<br />
sich schließlich weniger Anbieter<br />
beteiligen. Ichbezweifle die Fachkompetenz<br />
im Einkauf und in der<br />
Zubereitung eines Schulessens. Was<br />
darf denn ein regionales, biologisches,<br />
leckeres und gesundes Essen<br />
kosten? Wenn es der Senat übernimmt,<br />
sicher nicht mehr als einen<br />
Euro,oder vielleicht zwei? Mansollte<br />
sich Fachleute an die Seite holen, die<br />
Ahnung von einer Vollkostenrechnung<br />
haben. Sonst befürchte ich,<br />
dass die Verursacher schließlich<br />
selbst Hand anlegen müssen. Dann<br />
ist es vorbei mit lecker.<br />
Sven Meyer,per E-Mail<br />
Weiterhin fördernund<br />
aber auch fordern!<br />
Meinung: „Hartz IV verteidigen und verbessern“<br />
von Götz Aly (4. Dezember)<br />
Junge Leute, die das Arbeiten erst<br />
noch lernen müssen, weiterhin fördern<br />
und aber auch fordern! Nicht<br />
gleich beim ersten Terminversäumnis.Aber<br />
Schluss mit dem Geschwafel<br />
vom bedingungslosen Grundeinkommen.<br />
Peter Lauterbach, per E-Mail<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 15 *<br />
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Berlin/Brandenburg<br />
Verurteilter<br />
Mörder auf<br />
freiem Fuß<br />
Verfahren dauerte zu lange:<br />
Mann aus Haft entlassen<br />
Eine überlange Verfahrensdauer<br />
ist der Grund dafür, dass das<br />
Oberlandesgericht (OLG) Brandenburg<br />
am vergangenen Donnerstag<br />
einen wegen Mordes verurteilten<br />
Mann nach einem Jahr und neun<br />
Monaten in Haft auf freien Fuß gesetzt<br />
hat. Das bestätigte Gerichtssprecherin<br />
Judith Janik am Dienstag.<br />
Der Mann aus Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark)<br />
war im Februar<br />
dieses Jahres vom Landgericht Potsdam<br />
wegen Mordes an seiner Ehefrau<br />
zu zehn Jahren Haft verurteilt<br />
worden. Der 64-Jährige hatte gegen<br />
das Urteil Revision eingelegt.<br />
Die Gerichtsentscheidung habe<br />
erst nach viereinhalb Monaten<br />
rechtskräftig zugestellt werden können,<br />
weil das Protokoll der Hauptverhandlung<br />
verspätet unterzeichnet<br />
worden sei, so das OLG. Dadurch sei<br />
das Revisionsverfahren erheblich verzögert<br />
worden. Daher sei die Fortdauer<br />
der Untersuchungshaft unverhältnismäßig.<br />
Eine nicht nur kurzfristige<br />
Überlastung des Gerichts könne<br />
kein Grund für die Anordnung der<br />
Haftfortdauer sein, erklärten die<br />
Richter. Eine derartige Situation falle<br />
in den Verantwortungsbereich des<br />
Staates.<br />
Nach Überzeugung des Potsdamer<br />
Landgerichts ist der Mann am<br />
1. Weihnachtsfeiertag 2015 absichtlich<br />
mit seiner Frau im Auto auf einer<br />
Landstraße gegen einen Baum gefahren.<br />
Während der damals 63-Jährige<br />
schwer verletzt überlebte, starb<br />
die 57-Jährige an den Folgen ihrer<br />
Verletzungen. Das Gericht ging davon<br />
aus, dass der Mann wegen<br />
schwerer Depressionen einen sogenannten<br />
erweiterten Suizid geplant<br />
hatte.<br />
Linken-Fraktionschef Ralf Christoffers<br />
teilte am Dienstag mit, dass<br />
der Fall im Rechtsausschuss diskutiertwerde.<br />
(dpa)<br />
OLIVER KALKOFE<br />
klingt immer noch kratzig. Der Komiker<br />
hat im Studio in Adlershof bei<br />
den Aufnahmen für seinen Jahresrückblick<br />
„Fresse, 2018!“, der am<br />
27. Dezember auf Tele 5laufen wird<br />
(und Silvester dann gleich noch<br />
mal), seine Stimme gnadenlos überbeansprucht:<br />
„Bei den Aufnahmen<br />
zu einer Anti-Merkel-Demo habe ich<br />
mir die ruiniert, weil ich da so besinnungslos<br />
brüllen musste.“<br />
Seit fast 25 Jahren –2019 feiert<br />
Kalkofes TV-Mattscheibe das volle<br />
Vierteljahrhundert –bereitet er den<br />
Fernsehmüll auf. Kalkofe sucht sich<br />
das Schlimmste aus den Programmen<br />
heraus, springt in Maske und<br />
Kostüm der Hauptpersonen ins Bild<br />
und parodiertbissig. DieZuschauer,<br />
die durch ihren Fernsehkonsum oft<br />
schon argabgestumpft sind, bekommen<br />
von ihm vorgeführt, wie<br />
schlimm das ist, was sie da täglich<br />
konsumieren.<br />
Kalkofe schont sich nicht. Er erzählt<br />
beim Besuch in seinem Haus in<br />
Nikolassee von der Grenzerfahrung<br />
am letzten Drehtag für seine neue<br />
Sendung: „Die letzte Aufnahme in<br />
der Rolle von Ross Anthony bei der<br />
royalen Hochzeit in Windsor war<br />
speziell. Da dachte ich zum ersten<br />
Mal, dass ich ohnmächtig werde,<br />
weil die Kraft wegwar.Und ich hoffte<br />
so, dass eine Aufnahme genügt, weil<br />
ich mir sicher war, dass es für keine<br />
zweite reicht.“<br />
Das Fernsehjahr 2018 war wieder<br />
so schrecklich, dass Kalkofe für seine<br />
Mattscheibe-Sendungen eine große<br />
Auswahl hatte. Besonders scheußlich<br />
fand er den schnell abgesetzten<br />
Versuch, den Finanzunternehmer<br />
und früheren AWD-Chef Carsten<br />
Maschmeyer mit der Sat.1-Sendung<br />
„Start up!“ zum Helden der Wirtschaft<br />
hochzustilisieren. Zur Spitzengruppe<br />
der besonders herausragenden<br />
TV-Miesigkeiten des Jahres<br />
gehören für ihn aber auch „Promi-<br />
Big-Brother“ und die Echo-Verleihung<br />
(„Dakonnte man mal deutlich<br />
sehen, wie Medien funktionieren.“).<br />
Auch wenn Kalkofe ordentlich<br />
austeilt, bekommt er kaum etwas<br />
Wühlen im Fernseh-Müll<br />
Oliver Kalkofe sucht das Schlimmste<br />
aus den TV-Programmen zusammen,<br />
feiert öffentlich Weihnachten und<br />
freut sich auf die ruhige Zeit<br />
Oliver Kalkofe ganz privat mit Dexter,einem gutmütigen Goldendoodle<br />
Designer Harald Glööckler fürchtet Kalkofes<br />
bissigen Humor. IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Carsten Maschmeyer kommt in Kalkofes<br />
Show nicht gut weg.<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
vonseinen Opfernzurück. Wasganz<br />
unterschiedliche Gründe hat:<br />
„Manche sind einfach doof und kapieren<br />
es nicht. Aber die meisten<br />
sind privat viel netter und normaler.“<br />
Sogar der Modedesigner Harald<br />
Glööckler.Mit dem war Kalkofe<br />
in einer Talkshow. Da hieß es vorher:<br />
„Herr Glööckler hat Angst vor<br />
ihnen.“ Am Ende hat der schräge<br />
Designer sich bedankt.<br />
Auch wenn es bei den Streamingdiensten<br />
Beispiele für gute Serien<br />
gibt und durch Kooperationen solche<br />
wie „Babylon Berlin“ und „Das<br />
Boot“ auch im Fernsehen landen,<br />
macht sich Kalkofe keine Sorgen um<br />
seine eigene berufliche Zukunft:<br />
„Für mich wirdesimmer genug Futter<br />
geben.“ Seine Opfer haben das<br />
Pech, dass sich heute nichts mehr so<br />
einfach versendet. Gerade das, was<br />
man am liebsten nie wieder sehen<br />
würde, lässt sich im Internet ewig<br />
finden.<br />
Derzeit läuft auf www.tele5.de<br />
eine Abstimmung über die besten<br />
Clips aus 25 Jahren Mattscheibe.Gut<br />
möglich, dass in diesem Zusammenhang<br />
wieder der Vorwurfaufkommt,<br />
dass Kalkofe sich bei der Arbeit offensichtlich<br />
besonders gern Frauenkleider<br />
anzieht: „Das verfolgt mich,<br />
dass es immer heißt: Ichsehe besser<br />
aus als das Original. Ichhabe da keinen<br />
Fetisch. Aber verkleidet habe ich<br />
mich schon immer gern.“<br />
Während Kalkofe sich mit dem<br />
Fernsehmüll beschäftigen musste,<br />
kam das lustvolle Schauen von Filmen<br />
etwas zu kurz: „Die stapeln sich<br />
schon, rund um Weihnachten habe<br />
ich endlich Zeit dafür.“<br />
Aber zwei Termine muss er noch<br />
hinter sich bringen: Am 17. Dezember<br />
gibt es im Schiller-Theater<br />
„Wenn’s denn sein muss: Frohes<br />
Fest!“, seine besinnlich böse Weihnachtsshow.<br />
Am 18. Dezember wiederholt<br />
er die in München.<br />
Zu Hause wartet Dexter, ein gutmütiger<br />
Goldendoodle; die Kreuzung<br />
aus Golden Retriever und Pudel<br />
genießt bei Kalkofes längst den<br />
Status eines vollwertigen Familienmitgliedes.<br />
NACHRICHTEN<br />
Land will 450 Millionen Euro<br />
für Digitalisierung ausgeben<br />
DieLandesregierung will bis 2022<br />
etwa 450 Millionen Euro für die Digitalisierung<br />
einsetzen. Es gehe um<br />
konkrete Erleichterungen für Bürger,<br />
aber auch für Firmen, sagte Staatssekretär<br />
Thomas Kralinski. DasKabinett<br />
habe eine Agenda mit etwa 200<br />
konkreten Maßnahmen beschlossen.<br />
So sollenVerwaltungsdienstleistungen<br />
digitalisiertwerden. Kfz-<br />
Kennzeichen oder Elterngeld können<br />
online beantragt werden. 2019<br />
sollen die ersten 20 Schulen über<br />
eine Cloud ans Netz gehen, etwa<br />
1200 kostenlosen WLAN-Hotspots<br />
soll es geben.(dpa)<br />
Strohlaster fängt Feuer:<br />
Rauchwolken auf der A10<br />
Aufdem nördlichen <strong>Berliner</strong> Ring ist<br />
am Dienstag aus ein mit Strohbeladener<br />
Lkw in Brand geraten. Menschen<br />
wurden nicht verletzt. Das<br />
Feuer zwischen den Dreiecken Pankowund<br />
Barnim führte zu starker<br />
Rauchentwicklung, Anwohner wurden<br />
aufgefordert, Fenster und Türen<br />
geschlossen zu halten. DieFeuerwehr<br />
löschte den Brand nach etwa<br />
eineinhalb Stunden. (dpa)<br />
Bundespräsident würdigt<br />
Arbeit für Sterbenskranke<br />
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier<br />
hat das Engagement des Arbeiter-Samariter-Bundes<br />
für sterbenskranke<br />
Menschen gewürdigt. Mit<br />
dem Projekt„Wünschewagen“ verhelfe<br />
er Menschen in ihren letzten Lebenstagen<br />
zu einem besonderen Erlebnis,sagte<br />
Steinmeier am Dienstagabend<br />
anlässlich eines BenefizkonzertsinCottbus.Bei<br />
dem Projekt fährt<br />
der ASB die Menschen noch einmal<br />
an ihren Lieblingsortund erfüllt ihnen<br />
einen letzten Lebenswunsch.<br />
DasStaatsoberhaupt kam in diesem<br />
Jahr bereits zum zweiten Malindie<br />
Lausitzstadt. (dpa)<br />
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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
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Brandenburg<br />
Das Martyrium<br />
Fünf Monate lang sollen eine Mutter und deren Verlobter die zwölfjährige Tochter der Frau versteckt und missbraucht haben. Nun stehen beide vor Gericht<br />
VonKatrin Bischoff, Cottbus<br />
Als der Wachmann dem Angeklagten<br />
Stephan P. im<br />
Gerichtssaal die Handschellen<br />
abnimmt, grinst<br />
der und wirft seiner Mitangeklagten<br />
eine Kusshand zu. Monika R. ist<br />
seine Verlobte.<br />
Die beiden müssen sich seit<br />
Dienstag vor dem Landgericht Cottbus<br />
wegen eines ungeheuerlichen<br />
Vorwurfs verantworten. Der 52-jährigen<br />
Frau und dem 47-jährigen<br />
Mann werden Entziehung einer<br />
Minderjährigen, schwerer sexueller<br />
Missbrauch des Kindes und Beihilfe<br />
zum schweren sexuellen Missbrauch<br />
vorgeworfen.<br />
Das Kind, um das es in diesem<br />
Fall geht, war zum Zeitpunkt der Taten<br />
12 beziehungsweise 13 Jahre alt.<br />
Dieses Kind ist die Tochter der Angeklagten<br />
Monika R.<br />
Mehr als 90 Anklagepunkte<br />
Es ist ein Fall, der deutschlandweit<br />
für Schlagzeilen gesorgt hat. Im Oktober<br />
vergangenen Jahres kehrte die<br />
damals zwölfjährige Jennifer* nicht<br />
mehr in jene Kindereinrichtung in<br />
Cottbus zurück, in der sie seit längerem<br />
lebte, weil ihre Mutter völlig<br />
überfordertwar.Die Polizei fahndete<br />
nach dem Mädchen –und die Mutter<br />
und deren Verlobter wandten sich<br />
tränenreich an die Presse. Sie präsentierten<br />
einen Brief, den sie angeblich<br />
von Jennifer erhalten hatten<br />
und in dem die Schülerin behauptete,<br />
dass sie es in dem Heim nicht<br />
mehr aushalte. Sie werde bis zu ihrem<br />
18. Lebensjahr dorthin nicht<br />
mehr zurückkehren.<br />
Im Landgericht Cottbus: Bislang sind zwölf Prozesstage angesetzt.<br />
„Die Angeklagten haben Jennifer<br />
der Gefahr ausgesetzt, sie erheblich<br />
in ihrer körperlichen und seelischen<br />
Entwicklung zu schädigen.“<br />
Martina Eberhart, Staatsanwältin, bei der Verlesung der Anklage<br />
DPA/OLIVER MEHLIS<br />
Monate später wurde die vermisste<br />
Jennifer gefunden – in der<br />
Wohnung ihrer Mutter, wo sie die<br />
ganzeZeit versteckt worden sein soll.<br />
Wo sie laut Anklage mehrfach in der<br />
Woche sexuell missbraucht wurde.<br />
Die Anklage, die die Staatsanwältin<br />
Martina Eberhart verliest, klingt<br />
unglaublich. Hinter jedem Satz<br />
scheint die Frage zu stehen, wie eine<br />
Mutter so etwas ihrer Tochter hat antun<br />
können. Mehr als 90 Taten zählt<br />
die Anklageschrift auf. Monika R.<br />
selbst soll ihrem Kind gezeigt haben,<br />
wie man ihren Verlobten mit der<br />
Hand befriedigt. 48-Mal soll Stephan<br />
P. den Beischlaf an dem Mädchen<br />
vollzogen haben, mehrfach ließ er<br />
sich vonJennifer befriedigen, immer<br />
wieder schliefen die Mutter und ihr<br />
Verlobter vor den Augen des Kindes<br />
miteinander.<br />
Stephan P. soll sogar die Absicht<br />
gehabt haben, die Schülerin zu<br />
schwängern. Er habe ein Kind von<br />
dem Kind seiner Verlobten gewollt,<br />
sagt die Staatsanwältin. „Die Angeklagten<br />
haben Jennifer damit der Gefahr<br />
ausgesetzt, sie erheblich in ihrer<br />
körperlichen und seelischen Entwicklung<br />
zu schädigen.“<br />
Laut Anklage lebt das Mädchen<br />
seit mehr als zehn Jahren in Kinderheimen,<br />
zuletzt war es im Käthe-<br />
Kollwitz-Haus in Cottbus untergebracht.<br />
Am 5. Oktober, einen Monat<br />
vorihrem 13. Geburtstag, kehrte Jennifer<br />
von einem Arztbesuch nicht<br />
mehr in das Heim zurück. Sie ging<br />
auch nicht zur Schule.Sie ging zu ihrer<br />
Mutter, die in Groß Schacksdorf-<br />
Simmerdorflebte.<br />
Stephan P. hatte im selben Block<br />
eine Wohnung. In diesen Wohnungen<br />
soll sich das Mädchen über Wochen<br />
versteckt gehalten haben. Sie<br />
habe die Räume nicht verlassen und<br />
auch zu keinem anderen Kontakt<br />
aufnehmen dürfen, sagt Staatsanwältin<br />
Eberhart.<br />
Es ist nicht so, dass die Behörden<br />
nach dem Verschwinden des Mädchens<br />
keinen Verdacht gegen die<br />
Mutter hegten. Dreimal kamen sie<br />
zur Kontrolle in die Wohnung von<br />
Monika R. Jedes Mal versteckte sich<br />
das Kind im Bettkasten der Schlafcouch.<br />
Jedes Mal erklärten die Mutter<br />
und ihr Verlobter unisono, sie<br />
wüssten nicht, wo Jennifer stecke.<br />
ZurTarnung, so sagt es die Staatsanwältin,<br />
habe Stephan P. dem Mädchen<br />
die Haarekurzgeschnitten und<br />
rot gefärbt. Bis Nachbarn aufmerksam<br />
wurden und die Polizei alarmierten.<br />
Ein Ermittler erkannte am<br />
17. März dieses Jahres das Mädchen<br />
an einem Fenster –Spezialkräfte der<br />
Polizei stürmten daraufhin die Wohnung<br />
der Mutter.Sie fanden Jennifer.<br />
DasKind trug zu dem Zeitpunkt nur<br />
einen Slip und ein T-Shirt.<br />
Mehrfach vorbestraft<br />
Monika R. und Stephan P. wurden<br />
festgenommen, gegen beide wurden<br />
Haftbefehle erlassen. Doch Jennifers<br />
Mutter kam nach etwa einem Monat<br />
unter Auflagen wieder frei. Unter anderem<br />
durfte die Küchenhilfe keinen<br />
Kontakt zu ihrer Tochter aufnehmen.<br />
Stephan P.,der inzwischen einen ungepflegten<br />
Vollbartträgt, sitzt hingegen<br />
seit der Festnahme in Untersuchungshaft.<br />
Er ist mehrfach wegen<br />
Gewaltdelikten vorbestraft.<br />
Schon zu Beginn des Prozesses<br />
verlangt er, dass Angaben zu seiner<br />
Person zu unterlassen seien. Er habe<br />
ein Recht darauf, behauptet der<br />
Mann. Er wolle damit seine Verlobte<br />
und seinen Bruder schützen, sagt er<br />
in einer kruden Erklärung. Ein Wort<br />
der Reue hat darin keinen Platz.<br />
„Die Mutter hat kein Unrechtsbewusstsein“,<br />
sagt Martina Eberhart.<br />
So ist wohl auch die Aussage in einem<br />
Video der Bild-<strong>Zeitung</strong> zu verstehen.<br />
Darinerklärte die Mutter,sie<br />
wisse gar nicht, was so schlimm an<br />
den Taten sei. Ihre Tochter habe das<br />
schließlich auch gewollt. Undsie,die<br />
Mutter,sei immer dabei gewesen.<br />
„Es ist richtig, dass das Mädchen<br />
freiwillig bei den Angeklagten war.<br />
Dass es sich auch selbst versteckt<br />
hat“, sagt die Staatsanwältin. „Aber<br />
es war ein Kind.“ Die Staatsanwältin<br />
glaube nicht, dass Jennifer die Tragweite<br />
des Tuns ihrer Mutter und derenVerlobten<br />
realisieren könne.<br />
Das Mädchen, das nun 14 Jahre<br />
alt ist, soll am kommenden Montag<br />
vor Gericht vernommen werden.<br />
Ihre Anwältin Claudia Napieralski<br />
hat den Ausschluss der Öffentlichkeit<br />
beantragt –und auch die beiden<br />
Angeklagten sollen während der<br />
Aussage des Kindes nicht dabei sein.<br />
Jennifer ist Nebenklägerin, zumindest<br />
gegen Stephan P. Über ihre<br />
Anwältin lässt sie erklären, dass sie<br />
nicht gegen ihre Mutter aussagen<br />
wolle. „Sie will ihre Mutter derzeit<br />
aber auch nicht mehr sehen“, sagt<br />
Claudia Napieralski. Dem Mädchen<br />
gehe es gut, wenn es nicht an das<br />
Verfahren denke müsse. „Sie ist eigentlich<br />
ein fröhliches Kind. Siegeht<br />
auch wieder zur Schule.“<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 17 *<br />
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Wissenschaft<br />
Er entdeckte den Tanz der Bienen<br />
Karl von Frisch fand heraus, dass Tiere viel mehr können als gedacht. Eine neue Biografie schildert das Leben des Verhaltensforschers und Nobelpreisträgers<br />
VonKerstin Viering<br />
Und wenn Du jetzt glaubst,<br />
dass ich spinne, sohast<br />
du doch nicht recht. Aber<br />
ich könnte es verstehen.“<br />
Der aus Österreich stammende Physiologe<br />
und Bienenforscher Karl von<br />
Frisch war normalerweise kein sonderlich<br />
überschwänglicher Mensch.<br />
Doch als er im Januar 1946 einen Brief<br />
an seinen Freund, den Verhaltensforscher<br />
Otto Koehler schrieb, vibrierte<br />
die Aufregung aus jeder Zeile.Was für<br />
eine Entdeckung hatte er gemacht!<br />
Bienen, so legten seine Beobachtungen<br />
nahe,führten bei der Rückkehr in<br />
ihren Stock spezielle Tänze auf. Und<br />
damit verrieten sie ihren Kolleginnen,<br />
in welcher Richtung und Entfernung<br />
sie Futter gefunden hatten.<br />
Einfache Insekten schienen also<br />
eine Artvon Sprache erfunden zu haben.<br />
Dabei hatte man den Menschen<br />
bisher für das einzige Kommunikationstalent<br />
auf dem Planeten gehalten.<br />
Wenn es nicht die Sprache war –was<br />
unterschied den Menschen dann<br />
überhaupt noch vomTier?<br />
Diese Überlegungen und Beobachtungen<br />
haben Karl von Frisch<br />
zu einem Star der Verhaltensforschung<br />
gemacht. Sie haben ihm unter<br />
Fachkollegen Bewunderung<br />
ebenso wie scharfe Kritik eingetragen<br />
und dazu geführt, dass er 1973 zusammen<br />
mit Konrad Lorenz und Nikolaas<br />
Tinbergen mit dem Nobelpreis<br />
für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet<br />
wurde. „Die Überzeugung,<br />
dass Tiere viel mehr können als gedacht,<br />
zogsich dabei wie ein roter Faden<br />
durch seine Arbeit“, sagt die Wissenschaftshistorikerin<br />
Tania Munz,<br />
deren neue Frisch-Biografie „Der<br />
Tanz der Bienen“ kürzlich auf<br />
Deutsch erschienen ist.<br />
Es begann mit den Fischen<br />
Forschung im eigenen Garten: Die Aufnahme zeigt Karlvon Frisch im Jahr 1964 bei einem Test zur Farbwahrnehmung von Bienen.<br />
Karlvon Frisch wird am<br />
20. November 1886 in Wien<br />
geboren. Sein Vater war der<br />
Arzt Anton Ritter vonFrisch.<br />
Der Jungewächst in einem<br />
intellektuellen Umfeld auf,<br />
seine drei älteren Brüder<br />
werden ebenfalls Universitätsprofessoren.<br />
Von1905 bis 1909 studiert<br />
Karlvon Frisch in Wien und<br />
München. Er beginnt mit Medizin<br />
und wechselt später zur<br />
Zoologie. Seine anschließende<br />
Promotionsarbeit<br />
(1910) an der Biologischen<br />
Versuchsanstalt in Wien<br />
hat den Titel „Ueber die Beziehungen<br />
der Pigmentzellen<br />
in der Fischhaut zum sympathischen<br />
Nervensystem“.<br />
ERSTE PROFESSUR IN MÜNCHEN<br />
Seine Habilitation „Über<br />
farbigeAnpassungen bei Fischen“<br />
an der Universität<br />
München ist bereits 1912<br />
fertig.Während des Ersten<br />
Weltkriegs arbeitet er im<br />
Krankenhaus „Rudolfinerhaus“<br />
in Wien und beschäftigt<br />
sich mit Medizin und<br />
Bakteriologie.<br />
Seine Hochzeit mit Margarete<br />
Mohr,mit der er drei<br />
Töchter und einen Sohn hat,<br />
ist im Juli 1917.<br />
Erste Professuren: 1919<br />
wird Frisch in München zum<br />
außerordentlichen. Professor<br />
ernannt, 1921 erhält er<br />
einen Ruf nach Rostock,<br />
1923 nach Breslau.<br />
Biene in Bewegung: eine Zeichnung von Karlvon Frisch.<br />
Die Leitung des Zoologischen<br />
Instituts der Universität<br />
München wird ihm 1925<br />
übertragen. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg ist das Institut<br />
in München weitgehend zerstörtund<br />
er geht an die Universität<br />
Graz. 1950 kann<br />
Frisch nach München zurückkehren.<br />
Seine Emeritierung<br />
ist 1958. Er setzt seine<br />
wissenschaftliche Arbeit fort.<br />
Den Nobelpreis für Physiologie<br />
oder Medizin erhält er<br />
1973 gemeinsam mit dem<br />
Österreicher Konrad Lorenz<br />
und dem Niederländer<br />
Nikolaas Tinbergen.<br />
Am 12. Juni 1982 stirbt Karl<br />
vonFrisch in München.<br />
BEES/CORNELL UNIVERSITY PRESS<br />
THE LIFE PICTURE COLLECTION/GETTY IMAGES<br />
Für das Buch hat sich die aus der<br />
Schweiz stammende Wissenschaftlerin,<br />
die am National Humanities Center<br />
in North Carolina, USA, arbeitet,<br />
mehr als zehn Jahrelang auf Spurensuche<br />
gemacht. Siehat Frischs Nachlass<br />
in der Staatsbibliothek München<br />
gesichtet und in anderen Archiven<br />
gestöbert, seine Veröffentlichungen<br />
gelesen, seine Lehrfilme angeschaut.<br />
Um seine Forschungsobjekte besser<br />
zu verstehen, hat sie sogar eigens<br />
einen Kurs bei einem Imker besucht.<br />
So hat sie nach und nach die beiden<br />
Protagonisten ihres Buches immer<br />
besser kennengelernt: die Biene und<br />
ihren Erforscher.Und beide haben sie<br />
fasziniert. „Die Bienentänze, die Karl<br />
vonFrisch entdeckt hat, sind heute ja<br />
sehr bekannt“, sagt Munz. „Ich wollte<br />
beschreiben, in welcher Zeit und unter<br />
welchen Umständen er diese Entdeckungen<br />
gemacht hat.“ Bei dieser<br />
Recherche sind spannende und überraschende<br />
Geschichten herausgekommen.<br />
Da liest man zum Beispiel,<br />
wie die Bienen Karl von Frisch in der<br />
Nazi-Zeit seinen Jobgerettet haben.<br />
Als die Nationalsozialisten im Jahr<br />
1933 an die Macht kamen, leitete der<br />
Forscher schon seit acht Jahren das<br />
Zoologische Institut der Universität<br />
München. Nachdem er sich zu Beginn<br />
seiner Laufbahn mit dem Hörund<br />
Sehvermögen von Fischen beschäftigt<br />
hatte, war er 1912 zu den<br />
Bienen umgeschwenkt. Vorallem in<br />
Brunnwinkl am Wolfgangsee, wo<br />
seine Familie ein Sommerhaus besaß,<br />
war er einigen Geheimnissen der<br />
gestreiften Insekten durch raffinierte<br />
Versuche auf die Spur gekommen.<br />
So hatte er herausgefunden, dass<br />
Bienen ein ähnliches Farbenspektrum<br />
sehen wie der Mensch. Nur<br />
dass sie Rotnicht vonSchwarzunterscheiden<br />
können und dafür zusätzliche<br />
Farben im UV-Bereich erkennen.<br />
Auch ihr Geruchssinn hatte in Tests<br />
ähnlich gut abgeschnitten wie der des<br />
Forschers und seiner Frau. Nurwenn<br />
es darum ging, aus einem Cocktail<br />
verschiedener Düfte eine bestimmte<br />
Komponente herauszufiltern, waren<br />
die Insekten überlegen.<br />
Im Rahmen dieser Versuche war<br />
Karl vonFrisch auch aufgefallen, dass<br />
Tiere, die er mit Zuckerwasser angelockt<br />
hatte,immer mal wieder an den<br />
künstlichen Futterstellen vorbeikamen<br />
und nachzuschauen schienen,<br />
ob es etwas zu fressen gab. War das<br />
der Fall, trafen in kurzer Zeit immer<br />
mehr Bienen ein. Machten die erfolgreichen<br />
Späherinnen ihre Stockgenossinnen<br />
also auf lohnende Futterquellen<br />
aufmerksam? Fasziniert ging<br />
vonFrisch diesemVerdacht nach.<br />
Schon 1919 hatte er Bienen, die<br />
vondem bereitgestellten Zuckerwasser<br />
getrunken hatten, mit einem roten<br />
Punkt markiert. Nach ihrer Rückkehr<br />
in den Stock hatte er verblüfft<br />
beobachtet, dass sie eine Art Tanz<br />
aufführten.„EinenWerbetanz könnte<br />
man es nennen, der ihrenächste Umgebung<br />
sichtlich in Erregung bringt“,<br />
beschrieb er das Phänomen 1920 in<br />
seiner ersten Veröffentlichung zu<br />
dem Thema. Dieses erstaunliche Verhalten<br />
sollte den Forscher die nächsten<br />
50 Jahreimmer wieder beschäftigen.<br />
Noch war er weit davon entfernt,<br />
den Sinn und die Bedeutung bis ins<br />
Detail zu verstehen. Trotzdem war es<br />
ihm schon in den 20er-und 30er-Jahren<br />
gelungen, ein breites Publikum<br />
für die Tänze der Bienen zu begeistern.<br />
„Karl von Frisch konnte seine<br />
Forschung sehr gut vermitteln“, sagt<br />
Tania Munz. „Und er hat tolle<br />
Schwarz-Weiß-Filme über das Leben<br />
der Bienen gedreht, was damals etwas<br />
ganz Neues war.“<br />
So sah sich der bekannteste deutsche<br />
Bienenforscher zu Beginn der<br />
nationalsozialistischen Diktatur in einer<br />
gut gefestigten Position. Doch<br />
nach und nach wurde es ungemütlich.<br />
1940 stießen die Behörden auf<br />
Dokumente,nach denen seine Großmutter<br />
mütterlicherseits jüdischer<br />
Abstammung war.1941 wurde er vom<br />
Präsidenten der Universität offiziell<br />
zum „Vierteljuden“ erklärt –verbunden<br />
mit der Ankündigung, dass er<br />
deshalb zwangsweise in den Ruhestand<br />
gehen müsse.<br />
Dasaber hätte für den passionierten<br />
Wissenschaftler eine Katastrophe<br />
bedeutet –und zwar nicht nur finanziell.<br />
„Karl von Frisch lebte für seine<br />
Arbeit“, sagt Tania Munz. „Jahrelang<br />
war der Geburtstag seiner Frau für<br />
ihn der einzige arbeitsfreie Tag.“ Undenkbar,<br />
dass er das plötzlich aufgeben<br />
sollte.Also begann er,ein ganzes<br />
Netzwerk von Unterstützern zumobilisieren,<br />
die Briefe an Behörden und<br />
Ministerien schrieben und sich für<br />
seinen Verbleib einsetzten. Die Liste<br />
seiner Fürsprecher reichte vom berühmten<br />
Chirurgen Ferdinand Sauerbruch<br />
bis zum Präsidenten des Landwirtschaftlichen<br />
Rats für Imkerei in<br />
Oberbayern. „Gleichzeitig versuchte<br />
Karl vonFrisch ganz gezielt, seine Arbeit<br />
als anwendungsorientiert und<br />
damit als wichtig für das Reich darzustellen“,<br />
erklärt Munz. „Und das war<br />
die Strategie, die ihm seine Position<br />
gerettet hat.“<br />
Zugute kam dem Forscher dabei,<br />
dass 1940 und 1941 ein Darmparasit<br />
namens Nosema apis Hunderttausende<br />
Bienenvölker in Deutschland<br />
dahinraffte.Bis in höchste Stellen der<br />
Regierung machte man sich Sorgen.<br />
In einem Land, das sich im Krieg befand<br />
und ohnehin schon hart am<br />
Rande des Nahrungsmangels entlangschrammte,<br />
konnte man sich einen<br />
Verlust des wichtigsten Bestäubers<br />
unmöglich leisten. Bienen galten<br />
plötzlich als kriegswichtig.<br />
Also beauftragte man den ausgewiesenen<br />
Bienenexperten Karl von<br />
Frisch damit, das Problem zu untersuchen.<br />
Vorerst ging seine Forschung<br />
also weiter –finanziert vom Reichsministerium<br />
für Ernährung und<br />
Landwirtschaft. Trotzdem blieb seine<br />
Lage prekär, jederzeit war damit zu<br />
rechnen, dass er wegen seiner Abstammung<br />
doch noch seinen Posten<br />
verliert.„Es ist fast einWunder,dass er<br />
trotz all der Unsicherheiten überhaupt<br />
noch arbeiten konnte“, findet<br />
Tania Munz. Doch sein langer Atem<br />
sollte sich auszahlen: Am 14. Juni<br />
1942 bekam er die offizielle Mitteilung<br />
des Reichserziehungsministeriums,<br />
seine Entlassung sei bis nach<br />
Kriegsende zurückgestellt.<br />
Förderung der Rockefeller-Stiftung<br />
Als sein Institut und sein Haus in<br />
München von Bomben zerstört<br />
wurden, siedelte er 1944 ganz nach<br />
Brunnwinkl über.Dortfand er faszinierende<br />
neue Details über die<br />
Tänze der Bienen heraus. Offenbar<br />
zeigten die Tieredamit nicht nur die<br />
Richtung der Futterquelle an, indem<br />
sie ihren Tanz am Sonnenstand<br />
orientierten. Über die Geschwindigkeit<br />
ihrer Bewegungen gaben sie<br />
auch Hinweise auf die Entfernung:<br />
Je langsamer die Tiere tanzten,<br />
umso weiter wegwar das Ziel. Diese<br />
Entdeckungen veranlassten Karl<br />
von Frisch dazu, mitten im weltkriegszerstörten<br />
Europa seinen enthusiastischen<br />
Brief an Otto Koehler<br />
zu schreiben. Und sie waren es<br />
auch, die ihm sehr rasch internationale<br />
Anerkennung einbrachten.<br />
„Karl von Frisch hatte gute Beziehungen<br />
zu Kollegen in den USA und<br />
Großbritannien“, sagt Tania Munz.<br />
„Und die Tatsache,dass er im Dritten<br />
Reich als ,Vierteljude’diffamiertworden<br />
war,hat ihm nach dem Krieg geholfen,<br />
im Ausland anerkannt zu werden.“<br />
So machten seine Ergebnisse<br />
international Furore und die Bienen<br />
wurden zu Paradebeispielen für tierische<br />
Kommunikation.<br />
Die Rockefeller-Stiftung in den<br />
USA förderte Frischs Arbeit nach dem<br />
Krieg sogar ganz gezielt in der Hoffnung,<br />
er möge nicht nur helfen, die<br />
Bienen besser zu verstehen. Seine Arbeit<br />
sollte auch die Kommunikation<br />
zwischen verschiedenen menschlichen<br />
Völkern und Kulturen verbessernhelfen.<br />
Tania Munz: DerTanz der Bienen. Karlvon Frisch<br />
und die Entdeckung der Bienensprache. Czernin<br />
Verlag,304 Seiten, 25 Euro.<br />
Geckos können auf dem Wasser laufen<br />
Sie laufen Wände hoch, huschen blitzschnell über unebenen Boden und können sich mithilfe ihres Schwanzes sogar in die Luft erheben. Nun zeigt sich: Die Kriechtiere können noch mehr<br />
Kleinere Tiere wie Spinnen oder<br />
Insekten können dank der Oberflächenspannung<br />
des Wassers auf<br />
dem Wasser laufen. Größere Tiere<br />
schaffen das vor allem dank ihrer<br />
kräftigen Beinschläge –sozum Beispiel<br />
Basilisken, die zu den Leguanen<br />
gehören. Geckos jedoch sind eigentlich<br />
zu schwer, um allein die<br />
Oberflächenspannung zu nutzen<br />
und nicht kräftig genug, um sich mit<br />
ihren Beinen allein über dem Wasser<br />
zu halten. Im Fachblatt Current Biology<br />
berichten Wissenschaftler um<br />
Jasmine Nirody vonder University of<br />
California in Berkeley nun, wie Geckos<br />
es trotzdem schaffen, überWasser<br />
zu flitzen.<br />
Acht Tierevor der Kamera<br />
Das Team hat die Fortbewegung detailliert<br />
am Saumschwanz-Hausgecko<br />
(Hemidactylus platyurus) untersucht.<br />
Den Laboruntersuchungen<br />
war eine Beobachtung eines der beteiligten<br />
Forscher vorausgegangen:<br />
Ardian Jusufi vom Max-Planck-Institut<br />
für Intelligente Systeme in Stuttgart<br />
hatte während seines Urlaubs in<br />
Singapur einen Gecko über eineWasserfläche<br />
flitzen sehen und gefilmt.<br />
Zurück bei der Arbeit zeigte er das Video<br />
seinen Kollegen –und ein neues<br />
Forschungsprojekt war geboren.<br />
Erstaunlich war für die Wissenschaftler,<br />
dass ein solches Verhalten<br />
vonTieren in der Größe eines Geckos<br />
nicht bekannt war und nicht ohne<br />
weiteres erklärbar ist. DasTeam fand<br />
heraus, dass die Geckos beim Wasserlaufen<br />
eine Kombination verschiedener<br />
Methoden einsetzen.<br />
Die Wissenschaftler ließen für<br />
ihre Untersuchung acht Tiere Dutzende<br />
Male im Labor über eine Wasserfläche<br />
huschen. Die Videoaufnahmen<br />
zeigten, dass die Tiere auf<br />
dem Wasser eine ähnlich hohe Geschwindigkeit<br />
wie an Land erreichen.<br />
Ihr Körper ist dabei nicht vollständig<br />
über dem Wasser: Der Hinterleib<br />
berührt die Wasseroberflä-<br />
che, der Schwanz ist gänzlich<br />
untergetaucht. Die genauere Betrachtung<br />
ergab, dass die Tiere ihre<br />
Füße auf die Wasseroberfläche<br />
schlagen.<br />
Eine Luftblase wirderzeugt<br />
„Wenn sie das Wasser treffen, erzeugen<br />
sie eine Luftblase, die eine zusätzliche<br />
Kraft erzeugt und ihrem<br />
Körper hilft, über Wasser zu bleiben“,<br />
erläutert Nirody. Darüber hinaus<br />
hilft den Geckos vermutlich ihre<br />
extrem wasserabweisende Haut,<br />
über dem Wasser zu bleiben. „Außer<br />
der Oberflächenspannung und dem<br />
Wasserschlagen haben sie also ihren<br />
eigenen Spezialtrick“, sagt Nirody.<br />
Zusätzlichen Antrieb erzeugen die<br />
Tiere, indem sie mit Körper und<br />
Schwanz seitliche wellenförmige Bewegungen<br />
erzeugen.<br />
Die Forscher glauben, dass ihre<br />
Ergebnisse bei der Entwicklung von<br />
Robotern, die über Wasser laufen,<br />
nützlich sein werden. (dpa/fwt)
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Sachsen-Anhalts, enthüllte.<br />
Seine Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter<br />
(IM) für die Staatssicherheit<br />
der DDR war in der Saalestadt lange<br />
schon bekannt. Allein das Ausmaß<br />
seines, laut Recherchen, übereifrigen<br />
Wirkens für die Stasi sorgte im<br />
Nachgang der Veröffentlichung für<br />
erhobene Augenbrauen −ganz nebenbei<br />
aber auch dafür,dass ein anderer<br />
mächtiger Sachsen-Anhalter<br />
künftig noch einflussreicher wird.<br />
DerBürgermeister droht<br />
Fakt ist, dass es ein Ultimatum von<br />
BerndWiegand, seinerseits parteiloser<br />
Oberbürgermeister der Stadt<br />
Halle,war,das den 64 Jahrealten IM<br />
Schädlich (Deckname: „Walter Flegel“)<br />
am Montag dazu zwang, sein<br />
Amt als Präsident des Traditionsvereins<br />
nach 16 Jahren niederzulegen.<br />
Er wird sich nicht mehr zur Wiederwahl<br />
stellen, nachdem Wiegand gedroht<br />
hatte: „Die öffentliche Hand<br />
kann nicht mit einem Verein zusammenarbeiten<br />
und ihn finanziell fördern,<br />
wenn an dessen Spitze eine<br />
Person steht, die für die Staatssicherheit<br />
tätig war.“<br />
Kritik an Wiegands Argumentation<br />
folgte am Dienstag von Sachsen-Anhalts<br />
Landessportbund-Chef<br />
Andreas Silbersack. „Schädlichs<br />
Stasi-Vergangenheit ist seit Jahren<br />
kein Geheimnis. Die öffentliche<br />
Hand hat das bisher nicht davon abgehalten,<br />
mit dem HFC zusammenzuarbeiten“,<br />
warfSilbersack auf und<br />
vermutete: „Offensichtlich stehen<br />
hier persönliche Ressentiments und<br />
Machtspielchen im Vordergrund.“<br />
Mächtige Gegenspieler:Bernd Wiegand<br />
(l.) und Michael Schädlich (r.). IMAGO<br />
EinVorwurf, der in der kritischen<br />
Beziehung zwischen dem Oberbürgermeister<br />
der Saalestadt und ihrem<br />
wichtigsten Sportverein nicht unbegründet<br />
ist. Unterschrieben war<br />
Wiegands jüngste Androhung auch<br />
von Jürgen Fox, Chef der Saalesparkasse<br />
und Vorstandskollege von Michael<br />
Schädlich. Er war erst im Februar<br />
2018, zusammen mit Wirtschaftsprüfer<br />
Jens Rauschenbach<br />
und Rechtsanwalt Lucas Flöther, in<br />
die HFC-Führung gewählt worden,<br />
allesamt enge Verbündete des halleschen<br />
Oberbürgermeisters.<br />
Im Gegenzug übernahm kurzdarauf<br />
die Saalesparkasse gemeinsam<br />
mit den Stadtwerken Halle und der<br />
Halleschen Wohnungsgesellschaft<br />
fast drei Viertel der existenzbedrohenden<br />
1,4 Millionen Euro Schulden<br />
des Drittligisten und rettete ihm so im<br />
letzten Moment die Lizenz. Aufsichtsratsvorsitzender<br />
in beiden Unternehmen<br />
ist: BerndWiegand.<br />
Vorder großzügigen Zahlung war<br />
jedoch zunächst der langjährige Vizepräsident<br />
Jörg Sitte aus dem Vorstand<br />
gedrängt worden, Manager<br />
Ralph Kühne verließ den Verein wenige<br />
Monate später und ließ Michael<br />
Schädlich als letzten Wiegand-Gegenspieler<br />
imVerein zurück. Nunendet<br />
auch dessen Zeit beim Traditionsklub.<br />
Und der HFC, der dieser<br />
Tage überraschend um den Aufstieg<br />
in die Zweite Liga kämpft, wird endgültig<br />
zum Spielball der Stadt und ihresmachthungrigen<br />
Protagonisten.<br />
Folgt einem Fünfjahresplan: Anton Segner<br />
Teenagers Traum<br />
Der gebürtige Frankfurter Anton Segner tut alles dafür,umeines Tages für die All Blacks spielen zu dürfen<br />
VonSissi Stein-Abel, Nelson<br />
Anton Segner ist siebzehn<br />
und hat einen Traum, den<br />
er träumt, seit er zwölf<br />
Jahre alt ist und der für einen<br />
Teenager aus der Fußball-Nation<br />
Deutschland skurril anmutet:<br />
Rugby-Profi werden und für die<br />
beste Mannschaft der Welt spielen.<br />
Ersteres, nun gut. Das lässt sich in<br />
der Nähe der Heimat in Frankreich,<br />
England, Irland oder Italien verwirklichen.<br />
Aber Nummer eins der Welt?<br />
Das sind seit neun Jahren die All<br />
Blacks, die Nationalmannschaft<br />
Neuseelands. Lage: am anderen<br />
Ende der Welt, weit weg von Familie<br />
und Freunden. Problem: Staatsbürgerschaft.<br />
Doch für den jungen<br />
Mann aus dem Frankfurter Apfelwein-Stadtteil<br />
Sachsenhausen sind<br />
das keine Hinderungsgründe.<br />
Vorzwei Jahren ist er nach Nelson,<br />
die Sonnenhauptstadt an der<br />
Nordküste der Südinsel Neuseelands,gezogen<br />
und besucht dortdas<br />
Nelson College,das eine große Tradition<br />
im Rugby-Sport hat. Undeshat<br />
nicht lange gedauert, bis der talentierte<br />
Hesse,1,90 Meter groß und 110<br />
Kilogramm schwer, auf sich aufmerksam<br />
machte: Im September<br />
war er Mitglied der neuseeländischen<br />
Schulauswahl, die in Australien<br />
drei Länderspiele bestritt. Ein<br />
wichtiger Schritt auf dem Wegzum<br />
großen Ziel.<br />
UnlautereAbwerbetaktiken<br />
DerCountdown kann allerdings erst<br />
beginnen, wenn Anton Segner im<br />
neuen Jahr vom Familienurlaub in<br />
Deutschland zurückkehrt. Es ist ein<br />
Fünfjahresplan, denn ohne Ausnahmegenehmigung<br />
bekommt er erst in<br />
fünf Jahren einen neuseeländischen<br />
Pass. Grund: In den beiden Jahren,<br />
seit er im Land der Kiwis lebt, war er<br />
jeweils länger als sechs Wochen außer<br />
Landes – von August 2017 bis<br />
März 2018, um in Deutschland die<br />
MittlereReife zu machen. Einkleiner<br />
Stolperstein, der ihn die Nominierung<br />
für die U20 der All Blacks kosten<br />
wird, aber kein Beinbruch.<br />
Peter Grigg, sein Trainer am Nelson<br />
College, bescheinigt dem fröhlichen<br />
Blondschopf enormes Potenzial:<br />
„Er hat eine großartige Arbeitsmoral,<br />
eine tolle Physis und gute<br />
Ballbehandlung.“ Außerhalb des<br />
Spielfelds schätzt er Segners „Bescheidenheit,<br />
Ehrlichkeit und seinen<br />
Sinn für Humor“.<br />
Grigg kann die Zukunftschancen<br />
gut einschätzen, denn seit 18 Jahren<br />
ist er Rugby-Coach an dieser Privatschule,<br />
die am 14. Mai 1870 gegen<br />
den Nelson Football Club das erste<br />
offizielle Rugbyspiel in Neuseeland<br />
bestritten und 21 All Blacks hervorgebracht<br />
hat. Das Spielfeld des Colleges<br />
liegt direkt unterhalb des<br />
Haupteingangs des auf einer Anhöhe<br />
thronenden Schulgebäudes.<br />
Jede renommierte Schule in Neuseeland<br />
hält sich eine Rugby-Mannschaft<br />
als Aushängeschild; zurzeit<br />
werden die unlauteren Abwerbepraktiken<br />
des St. Kentigern-Colleges<br />
My home is my college: Anton Segner<br />
in Auckland angeprangert. Das<br />
Nelson College bot dem Deutschen<br />
auf Vermittlung seines neuseeländischen<br />
Klubtrainers Tim<br />
Manawatu beim SC Frankfurt1880<br />
ein Vollstipendium an, doch seine<br />
Familie entschied, die Hälfte der<br />
Kosten zu tragen.<br />
Vom Internat ist Segner, der<br />
durch einen englischen Freund an<br />
der internationalen Strothoff-Schule<br />
in Dreieich als Neunjähriger mit<br />
RugbyinBerührung kam, voreinem<br />
halben Jahr zur Familie eines englischen<br />
Freundes gezogen –„weniger<br />
Regeln, mehr Freiheit“. DieDisziplin<br />
leidet darunter nicht. „Ich habe alles<br />
dem Ziel Rugby-Profi untergeordnet“,<br />
sagt Segner. „Seit fünf Jahren<br />
habe ich nur Wasser getrunken, nie<br />
Alkohol, nie Drogen genommen, nie<br />
geraucht, keine Süßigkeiten gegessen.“<br />
Seit er in Neuseeland ist, hat er<br />
mit hartem Training im Kraftraum 15<br />
Kilo an Muskelmasse zugelegt.<br />
Dennoch wurde der Modellathlet<br />
kürzlich bei einer Körperfettmessung<br />
an der Crusaders Academy in<br />
Nelson –das ist ein Außenposten der<br />
in Christchurch beheimateten Crusaders,<br />
der besten Mannschaft der<br />
südlichen Hemisphäre –für zu fett<br />
SISST STEIN-ABEL<br />
„Wenn ich’s nicht schaffe, kann ich studieren<br />
oder im Geschäft meines Vaters arbeiten<br />
und für Deutschland spielen.“<br />
Anton Segner ist erst 17 Jahre alt, hat allerdings<br />
schon einen Plan Bparat.<br />
befunden. Seitdem gibt’s zum Frühstück<br />
keine leeren Kohlenhydrate<br />
mehr, sondern sechs Rühreier mit<br />
Spinat, Hähnchenspeck und Obst.<br />
„Ich werde zur professionellen<br />
Lebensweise erzogen“, sagt der<br />
Frankfurter, der am College noch<br />
ein Jahr Schule vor sich hat und<br />
hofft, danach für den Nelson Rugby<br />
Club zu spielen, dann für die Regionalauswahl,<br />
die Tasman Makos,in<br />
der nationalen Meisterschaft und<br />
schließlich im Profiteam der Crusaders<br />
in der internationalen Super-Rugby-Liga.<br />
Das Sprungbrett<br />
zu den All Blacks.<br />
GETTY/SCHWOERER<br />
Die deutsche Nationalmannschaft,<br />
die vor einigen Wochen in<br />
den Play-offs die Qualifikation für<br />
die Weltmeisterschaft 2019 in Japan<br />
verpasste,übt keinen Reiz auf Anton<br />
Segner aus, der vielseitig eingesetzt<br />
werden kann: auf Nummer sieben<br />
als flexibler Flügelstürmer (Openside<br />
Flanker) oder als Nummer acht,<br />
der die physische Stärke eines Stürmers<br />
und die technischen Fertigkeiten<br />
eines Spielers aus der Hintermannschaft<br />
vereint.<br />
Diese Rolle, die Kapitän Kieran<br />
Read derzeit bei den All Blacks bekleidet,<br />
scheint dem jungen Deutschen<br />
auf den Leib geschneidert zu<br />
sein. „Erst will ich’s hier probieren“,<br />
sagt er. „Wenn ich’s nicht schaffe,<br />
kann ich studieren oder im Geschäft<br />
meines Vaters arbeiten und für<br />
Deutschland spielen.“ Für immer<br />
und ewig in Neuseeland zu bleiben,<br />
kann er sich nicht vorstellen, so wohl<br />
er sich in Nelson auch fühlt. „Ich<br />
habe durch das Rugby gute Freunde<br />
gefunden und eine Ersatzfamilie,die<br />
auf mich aufpasst. Und ich liebe die<br />
Stadt, ihre Lage am Meer. Innerhalb<br />
von15Minuten ist man überall.“<br />
Bereits zwei Schutzsperren<br />
Die Eltern Eva und Tim, die eine<br />
Firmafür Immobilienverwaltung betreiben,<br />
unterstützen ihren Sohn<br />
zwar in seinen Ambitionen, aber bis<br />
zum Besuch einiger WM-Spiele 2015<br />
in England war die Begeisterung<br />
eher gedämpft. „InFrankfurtgucken<br />
wir immer zusammen die Eintracht,<br />
aber mein Vater kennt jetzt immerhin<br />
auch die Rugby-Regeln und ist<br />
ein Fan geworden“, erzählt Anton<br />
Segner,„meiner Mutter wäreesallerdings<br />
am liebsten, ich würde körperlichen<br />
Kontakt vermeiden.“ Nicht<br />
von ungefähr. Schon zweimal<br />
musste er wegen Gehirnerschütterungen<br />
21-tägige Schutzsperren absitzen.<br />
Kopfschutz trägt er nicht, auch<br />
wenn „die Ohrenmanchmal ein bisschen<br />
durchgerissen“ werden.<br />
Aber natürlich ist die Familie<br />
mächtig stolz auf den Sohn und Bruder.<br />
Als Anton Segner sein Debüt in<br />
Neuseelands Schulauswahl gab, jetteten<br />
die Eltern und die beiden Brüder<br />
–der ältere, Fritz, spielt in FrankfurtRugby,<br />
der jüngere, Emil, Tennis,<br />
„weil er für Rugby zuzierlich ist“ –<br />
nach Australien. In der Hoffnung,<br />
dass es in den nächsten Jahren auch<br />
„nebenan“ in Neuseeland Meilensteine<br />
für das Rugby-Talent aus<br />
Deutschland zu feierngibt.<br />
NACHRICHTEN<br />
Elisson verlässt die Füchse,<br />
wechselt nach Lemgo<br />
HANDBALL. Linksaußen Bjarki<br />
Elisson wirddie Füchse Berlin am<br />
Ende der Saison verlassen. Der<br />
Isländer wechselt zum Ligakonkurrenten<br />
TBVLemgo Lippe.<br />
Volleys-Angreifer Bogachev<br />
fällt nach Kreuzbandriss aus<br />
VOLLEYBALL. Nationalspieler Egor<br />
Bogachev,21, hat sich einen Teilriss<br />
des hinteren Kreuzbandes im<br />
rechten Knie zugezogen und fällt bei<br />
Meister BR Volleys drei bis vier Monate<br />
aus.Eventuell ist die Saison für<br />
den Außenangreifer sogar beendet.<br />
Alba gelingt in Polen<br />
ein glanzloser Sieg<br />
BASKETBALL. Bundesligist Alba<br />
Berlin hat seine Chance auf den<br />
Gruppensieg im Eurocup gewahrt.<br />
Am Dienstag siegten die <strong>Berliner</strong> bei<br />
Tabellenschlusslicht Arka Gdynia in<br />
Polen ohne Glanz mit 76:64 (44:33)<br />
und bleiben Tabellenzweiter.Beste<br />
<strong>Berliner</strong> Werfer waren Niels Giffey<br />
(18 Punkte) und Luke Sikma (16).<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Champions League, 6. Spieltag<br />
Gruppe A<br />
Monaco −Bor.Dortmund 0:2<br />
FC BrüggeKV−Atlético 0:0<br />
1 Bor.Dortmund 6 10: 2 13<br />
2 Atlético 6 9: 6 13<br />
3 FC BrüggeKV 6 6: 5 6<br />
4 Monaco 6 2: 14 1<br />
Gruppe B<br />
Barcelona−Tottenham 1:1<br />
Inter −PSV Eindhoven 1:1<br />
1 Barcelona 6 14: 5 14<br />
2 Tottenham 6 9: 10 8<br />
3 Inter 6 6: 7 8<br />
4 PSV Eindhoven 6 6: 13 2<br />
Gruppe C<br />
Liverpool−Neapel 1:0<br />
Roter SternBelgrad −ParisSG 1:4<br />
1 Paris SG 6 17: 9 11<br />
2 Liverpool 6 9: 7 9<br />
3 Neapel 6 7: 5 9<br />
4 Roter SternBelgrad 6 5: 17 4<br />
Gruppe D<br />
FC Schalke04−LokomotiveMoskau 1:0<br />
GalatasarayIstanbul −FCPorto 2:3<br />
1 FCPorto 6 15: 6 16<br />
2 FC Schalke04 6 6: 4 11<br />
3 GalatasarayIstanbul 6 5: 8 4<br />
4 LokomotiveMoskau 6 4: 12 3<br />
Gruppe E<br />
Benfica Lissabon −AEK Athen Mi., 21.00<br />
Ajax Amsterdam −München Mi., 21.00<br />
1 München 5 12: 2 13<br />
2 Ajax Amsterdam 5 8: 2 11<br />
3 Benfica Lissabon 5 5: 11 4<br />
4 AEK Athen 5 2: 12 0<br />
Gruppe F<br />
Manchester City −1899 Hoffenheim Mi., 21.00<br />
Schachtjor Donezk−Olympique Lyon Mi., 21.00<br />
1 Manchester City 5 14: 5 10<br />
2 Olympique Lyon 5 11: 10 7<br />
3 Schachtjor Donezk 5 7: 15 5<br />
4 1899 Hoffenheim 5 10: 12 3<br />
Gruppe G<br />
Real Madrid −ZSKA Moskau Mi., 18.55<br />
Viktoria Pilsen −ASRom Mi., 18.55<br />
1 Real Madrid 5 12: 2 12<br />
2 AS Rom 5 10: 6 9<br />
3 ZSKA Moskau 5 5: 9 4<br />
4 Viktoria Pilsen 5 5: 15 4<br />
Gruppe H<br />
FC Valencia −Manchester United Mi., 21.00<br />
Young Boys Bern−JuventusTurin Mi., 21.00<br />
1 Juventus Turin 5 8: 2 12<br />
2 Manchester United 5 6: 2 10<br />
3 FC Valencia 5 4: 5 5<br />
4 Young Boys Bern 5 2: 11 1
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 – S eite 20 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Sauerstoff-Affäre<br />
Die am Berg<br />
rumdoktern<br />
Max Bosse<br />
wundertsich über die Sorglosigkeit<br />
beim DSV.<br />
Beaver Creek, 2. Dezember 2018,<br />
Raubvogelpiste, Aufenthaltsraum<br />
der Skirennläufer. Stehen ein<br />
Bayerund ein Österreicher auf 3155<br />
Metern Höhe, fragt der eine den anderen:<br />
„Sag amal, warum liegt da a<br />
Sauerstoffflaschen. Is des net verboten?“<br />
Sagt der andere: „Wolfi iwas a<br />
ned, ischau glei amal im Internet<br />
nach.“ Undsonahm das Unheil seinen<br />
Lauf, das den deutschen Stefan<br />
Luitz eigentlich um seinen Weltcupsieg<br />
bringen müsste.<br />
Der Österreicher, Bundestrainer<br />
Mathias Berthold, suchte mal<br />
schnell im Internet, hatte vermutlich<br />
aber auf den falschen Netzbetreiber<br />
gesetzt. Keine Verbindung auf diesem<br />
Berg. Also gab der Bayer, Alpindirektor<br />
Wolfgang Maier, den Rechercheauftrag<br />
an den dritten anwesenden<br />
Verantwortlichen des Deutschen<br />
Skiverbands (DSV)weiter:den<br />
an diesem Tage zuständigen Mediziner.<br />
Der hatte den besseren Empfang,<br />
wählte aber den falschen Suchbegriff:Wada<br />
statt Fis, und so war das<br />
Ergebnis: nada. Also, kein Problem.<br />
So hat Wolfgang Maier nun erklärt,<br />
wieso Stefan Luitz zwischen den beiden<br />
Läufen Sauerstoff inhalierte.<br />
Das war dann doch ein Problem,<br />
weil die Welt-Antidoping-Agentur<br />
(Wada) seit dem 1. Januar 2018 zwar<br />
nichts mehr gegen eine Frischluftkur<br />
einzuwenden hat, der Internationale<br />
Skiverband (Fis) aber schon. Damit<br />
müsste der Überraschungssieg von<br />
Luitz im Riesenslalom zum Weltcupauftakt<br />
nach einjähriger Verletzungspause<br />
in den USA futsch sein, auch<br />
wenn sich die Fis noch ziert. Das ist<br />
extrem bitter für den 26-Jährigen,<br />
aber selbstverschuldet.<br />
Die Frage, warum die Fis andere<br />
Antidoping-Regeln hat als die Wada,<br />
ist in diesem Fall egal. Ebenso die<br />
Frage, was so eine Atemhilfe denn<br />
bringt, da die Luft auf 3000 Metern<br />
über Null nicht wirklich dünn ist.<br />
Entscheidend ist, dass Luitz gegen<br />
die Regeln verstoßen hat und die<br />
Konkurrenten nicht.<br />
Entsprechend wenig Verständnis<br />
bringen denn auch Akteure anderer<br />
Verbände auf.„Man sollte alle Regeln<br />
kennen“, sagt einer. Ein anderer:<br />
„Wenn du jetzt Spielraum gibst, was<br />
machst du dann beim nächsten Vergehen?“<br />
Und ein dritter: „Wenn das<br />
eine milde Strafe gibt, ist das eine<br />
Farce.“ Oder um es mit den Worten<br />
eines Vierten zu halten: „Regeln sind<br />
da, um sie einzuhalten. Wenn man<br />
dagegen verstößt und es gibt keine<br />
Konsequenzen, dann sind die Regeln<br />
überflüssig.“<br />
Im Leistungssportsind die Regeln<br />
eben nicht überflüssig, sie garantieren<br />
die Chancengleichheit. Wenn<br />
schon die Athleten die 90 Seiten mit<br />
den Regularien zum Doping nicht lesen,<br />
sollten dies zumindest die Verantwortlichen<br />
tun. Und das nicht<br />
erst am Berg.<br />
Der Sauerstoffsünder:Skirennläufer<br />
Stefan Luitz .<br />
AP<br />
Mut zum Vorwurf<br />
ManCity-Profi Raheem Sterling hateineüberfällige Debatte über Rassismus im englischen Fußball angestoßen<br />
VonHendrik Buchheister,Manchester<br />
Wenn sich Fußballer<br />
über Twitter,Facebook<br />
oder Instagram an ihr<br />
Publikum wenden, ist<br />
der Inhalt nur selten von substanziellem<br />
Wert. Meistens nutzen sie<br />
ihre digitalen Kanäle, umfür Uhren,<br />
Sportschuhe und Kopfhörer zu werben<br />
oder Fotos von Siegesfeiern in<br />
der Umkleidekabine zu veröffentlichen.<br />
Der englische Nationalstürmer<br />
Raheem Sterling von Manchester<br />
City, andiesem Mittwoch in der<br />
Champions League Gastgeber der<br />
TSG Hoffenheim, hat seine Präsenz<br />
im Internet am Wochenende auf<br />
deutlich bedeutsamere Weise genutzt.<br />
Er hat eine Debatte über Rassismus<br />
im englischen Fußball angestoßen,<br />
konkret zu der Frage, ob–<br />
und, wenn ja: warum –Englands Medien<br />
über schwarze Spieler schlechter<br />
berichten als über weiße.<br />
Ausgangspunkt war Manchester<br />
Citys Partie beim FC Chelsea (2:0 für<br />
Chelsea), bei der Sterling voneinigen<br />
Fans heftig beleidigt wurde, mutmaßlich<br />
rassistisch, die Polizei ermittelt.<br />
Der 24Jahre alte Offensivmann<br />
setzte nach dem Spiel auf Instagram<br />
eine Nachricht ab, inder er<br />
die englische Presse beschuldigte,<br />
eine Mitschuld an solchen Vorfällen<br />
zu haben. Als Beleg für seine These<br />
fügte er zwei Ausschnitte vonBerichten<br />
der Boulevardzeitung Daily Mail<br />
an, die sich komplett verschieden lesen,<br />
obwohl sie von dem gleichen<br />
Sachverhalt handeln, nämlich von<br />
zwei Talenten von Manchester City,<br />
die ein Haus gekauft haben.<br />
Bei dem dunkelhäutigen Tosin<br />
Adarabioyo klingt die Überschrift reißerisch,<br />
die <strong>Zeitung</strong> nennt sein Gehalt<br />
und weist darauf hin, dass er<br />
noch kein einziges Spiel in der Premier<br />
League gemacht habe. Bei dem<br />
hellhäutigen Phil Foden heißt es einfach<br />
nur, dass er eben ein Haus gekauft<br />
habe,und zwar für seine Mutter.<br />
Wassich in seinem Fall anhörtwie die<br />
dankbare Geste eines liebenden<br />
Sohns, der durch sein Talent zu Geld<br />
gekommen ist, klingt bei Adarabioyo<br />
so, als würde jemand mit seinem<br />
Reichtum protzen, obwohl er nichts<br />
geleistet hat. Es ist ehrenwert, dass<br />
Sterling gerade diese Beispiele gewählt<br />
hat, doch er hätte genau so gut<br />
eine Vielzahl vonBerichten über sich<br />
selbst anführen können, um seinen<br />
Vorwurf der Ungleichbehandlung<br />
Stoßgebet als Dank für die Treffsicherheit: Raheem Sterling<br />
von schwarzen und weißen FußballerninEnglands<br />
Medien zu stützen.<br />
Derauf Jamaika geborene Stürmer<br />
ist einer der besten Fußballer Englands,<br />
vielleicht sogar der Beste. In<br />
der vergangenen Saison trug er 18<br />
Tore und 15 Vorlagen zu Manchester<br />
Citys Fabel-Meisterschaft bei, seit<br />
2012 spielt er für die Nationalmann-<br />
AFP/SCARFF<br />
schaft. Trotzdem hat die Berichterstattung<br />
über ihn einen rätselhaft negativen<br />
Anstrich, der noch einmal<br />
über die berüchtigte Boshaftigkeit<br />
der englischen Boulevardpresse hinausgeht<br />
und nicht alleine damit zu erklären<br />
ist, dass Sterlings Wechsel vom<br />
FC Liverpool nach Manchester im<br />
Sommer 2015 unter kontroversen<br />
Comabry statt Robbéry<br />
Umständen zustande kam. Das<br />
jüngste Beispiel einer unwürdigen<br />
Kampagne gegen Sterling waren die<br />
Berichte vorderWM in Russland über<br />
seinen neuen Körperschmuck. Er<br />
hatte sich ein Sturmgewehr auf den<br />
Unterschenkel tätowieren lassen,<br />
aufgrund einer tieferen Bedeutung,<br />
wie er beteuerte, nämlich dem gewaltsamen<br />
Todseines Vaters. Vorallem<br />
die Sunerhob das Tattoo aber zu<br />
einem nationalen Skandal.<br />
Zweifel an der Nachhaltigkeit<br />
Schon länger bestand die unbequeme<br />
Ahnung, dass dunkelhäutige<br />
Spieler in Englands Medien unfair behandelt<br />
werden würden, doch erst<br />
durch Sterlings Äußerungen nach<br />
dem Spiel gegen Chelsea wird das<br />
Thema flächendeckend diskutiert.<br />
Der City-Profi bekommt viel Zuspruch,<br />
unter anderem von Liverpools<br />
Trainer Jürgen Klopp: „Diese<br />
Dinge werden nicht aufhören, nur,<br />
weil wir darüber reden. Aber es ist gut,<br />
dass wir mit dem Finger darauf zeigen.“<br />
Diese Dinge, damit meint er<br />
Rassismus im Fußball. Seriöse <strong>Zeitung</strong>en<br />
preisen Sterlings Mut, Missstände<br />
anzusprechen, und sind in ihremUrteil<br />
eindeutig.„Sterling wirdso<br />
sehr beleidigt, weil er schwarz ist“,<br />
schreibt zum Beispiel die Times und<br />
diagnostiziert, dass „Teile der Medien“rassistisch<br />
seien.<br />
DieFrage ist, ob die Debatteauch<br />
Veränderungen bringt. Der ehemalige<br />
Nationalspieler Stan Collymore<br />
hat da seine Zweifel. In einem Beitrag<br />
für den Guardian schreibt er, dass es<br />
zwar schön sei, dass „die vielen weißen<br />
Männer aus der Mittelschicht bei<br />
den nationalen Mainstream-Medien“<br />
ein Rassismus-Problem im<br />
englischen Fußball erkennen würden.<br />
Doch er glaubt nicht, dass die<br />
Einsicht nachhaltig ist: „Sie gehen<br />
weiter zur nächsten Story und denken,<br />
dass sie ihren Beitrag geleistet<br />
hätten. Aber in Wahrheit haben sie<br />
nichts gemacht.“<br />
Immerhin: In Englands Stadien<br />
wurde zuletzt ein harter Kurs gegen<br />
Rassismus gefahren. DerTottenham-<br />
Fan, der neulich eine Bananenschale<br />
in Richtung von Arsenal-Stürmer<br />
Pierre-Emerick Aubameyang warf,<br />
wurde noch vor Ort festgenommen.<br />
Auch der FC Chelsea reagierte schnell<br />
nach den Vorfällen vom Wochenende.Erhat<br />
bis aufWeiteres ein Stadionverbot<br />
gegen die vier Männer verhängt,<br />
die Sterling beleidigt haben.<br />
Beim Gastspiel in Amsterdam dürfte bei den Bayern der nächste Schritt zum Generationenwechsel zu beobachten sein<br />
VonMaik Rosner,München<br />
ZuUnbehagen bestand kein Anlass,<br />
als die Reisegruppe des FC<br />
Bayern am Dienstag gen Amsterdam<br />
abhob. Dass Arjen Robben wegen<br />
Oberschenkelbeschwerden nicht<br />
mitwirken kann im Finale um den<br />
Gruppensieg bei Ajax an diesem Mittwoch,<br />
hätte vornicht allzu langer Zeit<br />
einige Besorgnis hervorgerufen.<br />
Doch mittlerweile scheint ein Ausfall<br />
des dribbelnden Holländers verschmerzbar<br />
zu sein. Auch, weil den<br />
Bayern in der Johan-Cruyff-Arena<br />
schon ein Remis genügt, um nach der<br />
bereits sicheren Versetzung ins Achtelfinale<br />
der Champions League als<br />
Gruppenerster wohl den kniffligeren<br />
Kontrahenten wie dem FC Barcelona,<br />
Manchester City sowie Real und<br />
Atlético Madrid aus dem Wegzugehen.<br />
Vorallem aber, weil Serge Gnabryzuletzt<br />
nachgewiesen hat, ähnlich<br />
viel Schwung und Torgefahr einbringen<br />
zu können wie Robben.<br />
Es wirdschon seit Jahren beim FC<br />
Bayern vom bevorstehenden Umbruch<br />
gesprochen, und gemeint war<br />
damit stets vor allem der Umbruch<br />
auf den Flügeln, die seit einer Dekade<br />
von Robben und<br />
Franck Ribéry, kurz<br />
Robbéry, geprägt wurden.<br />
Im kommenden Sommer<br />
dürfte nun endgültig der<br />
Vollzug anstehen. Robben,<br />
der im Januar 35 Jahre alt<br />
wird, hat seinen fixen Abschied<br />
zum Saisonende<br />
bereits angekündigt.<br />
Ribéry, der im April seinen<br />
36. Geburtstag feiern wird,<br />
ließ parallel dazu zwar noch eine<br />
kleine Hoffnung auf ein weiteres<br />
Profijahr beim FC Bayern anklingen.<br />
Doch auch der Franzose dürfte ahnen,<br />
dass er sich gerade auf seiner<br />
Ehrenrunde befindet. Zumal Sportdirektor<br />
Hassan Salihamidzic am<br />
Dienstag zu der Frage, obfür Ribéry<br />
am Saisonende Schluss sei, sagte:<br />
Flügelmann<br />
KingsleyComan<br />
„Der Präsident (Hoeneß, d. Red.) hat<br />
davon gesprochen. Ich denke, so<br />
wird esauch sein. Es ist ein Jahr der<br />
Veränderungen.“<br />
Passenderweise könnte schon bei<br />
Ajax, das sich über Jahrzehnte<br />
den Rufals eine der<br />
AFP<br />
besten Talentschmieden<br />
der Welt erworben hat, der<br />
nächste Schritt zum Generationswechsel<br />
zu beobachten<br />
sein. Zwar wird<br />
damit gerechnet, dass<br />
Trainer Niko Kovac wie in<br />
Bremen und gegen Nürnberg<br />
mit Gnabry, 23, auf<br />
rechts undRibéryauf links<br />
beginnen wird. Doch wie in diesen<br />
Ligaspielen dürfte Kingsley Coman,<br />
22, spätestens im Laufe der Partie<br />
Ribéry ablösen. Dann würde erstmals<br />
die Zukunft auf den Flügeln zu<br />
bestaunen sein. Sie lautet „Comabry“<br />
statt „Robbéry“, wenn man so<br />
will. Als Ergänzung steht ab Januar<br />
zudem Alphonso Davies, 18, bereit.<br />
Um herangeführt zuwerden, reiste<br />
das Talent aus Kanada schon mal als<br />
Zuschauer mit nach Amsterdam.<br />
Ob das Duo Coman und Gnabry<br />
allerdings eine ähnliche Ära prägen<br />
kann wie Robben und Ribéry, steht<br />
starkinFrage.Allein schon, weil eine<br />
derartige Konstanz, zwölf Jahre<br />
(Ribéry) und zehn (Robben) für einen<br />
Verein auf Topniveau zu spielen,<br />
nur schwer zu erreichen sein dürfte.<br />
Zudem kündigte Coman im französischen<br />
Fernsehen gerade an: „Ich<br />
werde eine weitere Operation nicht<br />
akzeptieren.“ Bereits im Februar war<br />
bei ihm ein Eingriff wegen eines Syndesmoserisses<br />
nötig geworden, weshalb<br />
er die WM in Russland verpasste.„Ich<br />
hoffe, ich muss das, was<br />
ich durchgemacht habe, nicht noch<br />
einmal erleben. Genug ist genug“,<br />
sagte Coman und schloss auch ein<br />
frühes Karriereende nicht aus: „Vielleicht<br />
ist mein Fuß dafür nicht gemacht.<br />
Ich werde dann ein anderes,<br />
anonymes Leben führen.“<br />
Wieder<br />
auf<br />
Kurs<br />
Jürgen Klopps FC Liverpool<br />
rutscht noch ins Achtelfinale<br />
VonHendrik Buchheister,Liverpool<br />
Die Anfield Road hat wieder einmal<br />
getobt in der entscheidenden<br />
Partie in der Vorrunde der<br />
Champions League gegen den SSC<br />
Neapel, genau so, wie es sich Liverpools<br />
Trainer Jürgen Klopp gewünscht<br />
hatte für das Alles-oder-<br />
Nichts-Spiel. Undauch seine Mannschaft<br />
trug ihren Teil zum Gelingen<br />
des Abends bei. Durch den Treffer<br />
von Mohamed Salah in der 34. Minute<br />
–und eine Rettungstat vonTorwart<br />
Alisson kurz vor Schluss –gewann<br />
sie verdient 1:0 und schaffte<br />
damit genau das Ergebnis, das zum<br />
Weiterkommen nötig war.<br />
Der Traditionsklub aus England<br />
hat sich aus einer misslichen Lage<br />
befreit und das Achtelfinale erreicht,<br />
obwohl alle Auswärtsspiele in der<br />
Vorrunde verloren gegangen waren.<br />
Keine sieben Monate nach dem Finale<br />
gegen Real Madrid in Kiew (1:3)<br />
wendete Klopps Team mit dem Erfolg<br />
gegen Neapel das frühe Aus ab<br />
und entging dem denkbar<br />
schlimmsten Absturz auf europäischer<br />
Bühne. Liverpool, seit dem<br />
Wochenende auch Tabellenführer in<br />
der Premier League, darf weiter davon<br />
träumen, den Marsch ins Endspiel<br />
aus der vergangenen Saison zu<br />
wiederholen.<br />
In Partien mit Finalcharakter tasten<br />
sich die Mannschaften gerne ab.<br />
Daswar im Duell zwischen Liverpool<br />
und Neapel anders. Die Gäste aus<br />
Italien mit ihrem Trainer Carlo Ancelotti<br />
wurden früh durch MarekHamsik<br />
gefährlich. Klopps Team hatte die<br />
erste Gelegenheit durch Salah. Nach<br />
einem langen Ball tauchte er frei vor<br />
dem Torauf, brachte den Ball aber<br />
nicht unter Kontrolle.<br />
Nach einer Viertelstunde hatte<br />
Liverpool Glück, dass es fürVirgilVan<br />
Dijks Einsatz gegen Dries Mertens<br />
nur Gelb gab. Der Abwehrchef<br />
spieltemit seiner Grätsche zwar den<br />
Ball, traf mit voller Wucht aber auch<br />
den Knöchel vonNeapels Mittelstürmer.Inder<br />
22. Minute jubelte Klopp<br />
zum ersten Mal. DemTreffer vonSadio<br />
Mané wurde wegen Abseits aber<br />
zurecht die Anerkennung verweigert.<br />
Gutzehn Minuten später zählte<br />
Liverpools Treffer dann. Salah zog<br />
vonder rechtenSeite in Richtung Tor<br />
undschob aus spitzem Winkel ein.<br />
Klopps Mannschaft war auf Kurs.<br />
Salah verzog aus kurzer Distanz<br />
knapp,Roberto Firmino versuchte es<br />
nach einer Flanke vonTrent Alexander-Arnold<br />
per Kopf, platzierte den<br />
Ball aber zu mittig. EinenFernschuss<br />
vonJordanHendersonparierte Neapel-Keeper<br />
Ospina. Inder Schlussphase<br />
rettete er spektakulär gegen<br />
Salah und Mané. Soblieb esbeim<br />
1:0. Die Gäste, vor der Partie noch<br />
Gruppenerster, rutschten auf den<br />
dritten Platz hinter Gruppensieger<br />
Paris Saint-Germain und Liverpool<br />
ab.Ancelottis Mannschaft muss sich<br />
mit der Europa League begnügen.<br />
Trifft für Liverpool zum Tordes Abends:<br />
Stürmer Mohamed Salah<br />
GETTY IMAGES
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 – S eite 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Arno Widmann zum Tod<br />
des Philosophen<br />
RobertSpaemann<br />
Seite 22<br />
„Performancekunst wird von Kindern viel direkter begriffen.“<br />
Mchaela Schlagenwerth stellt das neue Puppentheater FELD vor Seite 23<br />
AKK<br />
Mal kurz<br />
aufgedreht<br />
Harry Nutt<br />
glaubt, dass es eine Zeit<br />
nach Merkel gibt.<br />
Keine Witze mit Namen, schon<br />
gar nicht, wenn man so heißt wie<br />
ich. Aber es war nun einmal so, dass<br />
ich gestern, während einer Zahn-<br />
Prophylaxe an Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
denken musste. Was weiß<br />
man schon über die geheimen Wege<br />
der Assoziationen? Dass die Frau zubeißen<br />
kann, hat sie nicht nur am<br />
Wahltag in Hamburg bewiesen.<br />
Während das Lager des unterlegenen<br />
Kontrahenten Friedrich Merz<br />
noch damit befasst war, über eine<br />
womöglich in der Lautstärke manipulierte<br />
Tonanlage zu grübeln –ihr<br />
Kandidat war ihnen zu leise rübergekommen<br />
–, war Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer schon auf dem Wegins<br />
Studio zu Anne Will. Dortmusste sie<br />
sich −anders als die Kanzlerin bei ihren<br />
Einzelterminen − die Gesellschaft<br />
von Martin Schulz (SPD) und<br />
Wolfgang Kubicki (FDP) gefallen lassen,<br />
zwei Bundestagskollegen, die es<br />
gerngehabt hätten, wenn man sie als<br />
politische Alphatiere imGedächtnis<br />
behalten hätte.Temps perdu.<br />
Außerdem waren noch Journalisten<br />
in der Runde. Einer von ihnen,<br />
Garbor Steingart, unlängst noch<br />
Chefredakteur des Handelsblatts,<br />
bezeichnete sich vornehm als Ökonom.<br />
Aus dieser Selbstbezeichnung<br />
heraus sah er sich auch befugt, mal<br />
kurz die Wirtschaftsleistung des<br />
Saarlands zu bewerten. Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer rutschte auf ihrem<br />
Sessel hin und her, schaltete<br />
dann um in den Wahlkampfmodus<br />
und verwahrte sich gegen eine derart<br />
infame Diskreditierung der Saarländerinnen<br />
und Saarländer. Dies alles<br />
geschah in einer fein kalkulierten<br />
Abstimmung von Zorn und Rhetorik.<br />
Der Ökonom versuchte noch,<br />
kalmierend zu returnieren, musste<br />
jedoch milde lächelnd und resigniert<br />
abwinkend den Rückzug antreten.<br />
Eine kleine Lektion und eine frohe<br />
Botschaft für das kommende politische<br />
Theater: Mit jovial-männlicher<br />
Arroganz ist dieser Frau nicht beizukommen.<br />
Auch journalistische Alphatieresollten<br />
ihreProphylaxe-Termine<br />
wahrnehmen.<br />
Mit den Waffen einer Isländerin: Halla (Halldóra Geirhadsdóttir) holt eine Drohne vom Himmel.<br />
Mutter Naturs Tochter<br />
Der Isländer Benedikt Erlingsson kombiniert in „Gegen den Strom“ Umweltthriller und Actionfilm<br />
VonChristina Bylow<br />
Der Pfeil trifft mitten ins<br />
Auge der Drohne, aneinem<br />
Stahlseil zieht die<br />
Jägerin das metallene Insekt<br />
vom Himmel. Es ist ein triumphales<br />
Bild. Einsam steht die Frau in<br />
einer Landschaft, die man nicht anders<br />
als erhaben nennen kann. Gewaltige<br />
Felsformationen ragen aus<br />
einer endlos erscheinenden moosgrünen<br />
Ebene, Flüsse ziehen sich<br />
durch Geröllwüsten, weit entfernt<br />
schimmert das rote Dach einer<br />
Farm.Nichts deutet darauf hin, dass<br />
dieses Wunder Schauplatz eines<br />
lautlosen Krieges ist, des Kriegs gegen<br />
die Natur.<br />
Dieabgeschossene Drohne überwachte<br />
die gigantischen Stromleitungen,<br />
die den Himmel durchschneiden.<br />
Sieversorgen die vorJahren<br />
implantierte, stromfressende<br />
Aluminiumindustrie.Denn Island ist<br />
gerade wegen seiner Ressourcen ein<br />
Billigstromland, ein Großteil des per<br />
Wasserkraft erzeugten Stroms wird<br />
in Aluminiumwerken verbraucht. Islands<br />
Bewohner protestieren dagegen,<br />
die Sängerin Björk machte sich<br />
schon 2010 zur Stimme des zivilen<br />
Widerstands.<br />
All das muss man nicht wissen,<br />
um diesen Film zu begreifen, der Regisseur<br />
Benedikt Erlingsson erzählt<br />
die Lage der Dinge unterschwellig<br />
mit, ohne in die Beschwörungen eines<br />
Kampagnenfilms zu geraten. Erlingsson<br />
ist ein Fabulierer und Spieler,<br />
kein Erklärer. Gezeigt hat er dies<br />
schon in seinem vorigen Film „Von<br />
Menschen und Pferden“, einem Porträt<br />
seiner weit verstreut lebenden<br />
und doch eng miteinander verbundenen<br />
Landsleute,die sich gegenseitig<br />
mit dem Feldstecher beäugen.<br />
Wieder fand er in seinem Kameramann<br />
Bergsteinn Björgúlfsson einen<br />
Verbündeten für seinen magischen<br />
Realismus,der den Mikrokosmos<br />
einer Erdmulde genauso brillant<br />
in Szene setzt wie ein<br />
Bergpanorama. Wie eine Reminiszenz<br />
an Brechts episches Theater<br />
taucht immer wieder eine nostalgisch<br />
anmutende Musikergruppe<br />
auf, die Halla antreibt wie die Musiker<br />
der Banda Taurina den Torero in<br />
einer Stierkampfarena.<br />
Die sanfte Ironie von Erlingssons<br />
Debüt aus dem Jahr 2014 durchzieht<br />
auch „Gegen den Strom“. Dasmacht<br />
die Heldin Halla (Halldóra<br />
Geirhadsdóttir) nicht kleiner als sie<br />
ist, im Gegenteil: Erlingsson hat mit<br />
seinem Film neue Maßstäbe für Actionheldinnen<br />
gesetzt. Alles was<br />
diese längst nicht mehr junge Frau<br />
tut, ist gut durchdacht, sie muss sich<br />
nicht mit eng sitzenden Kampfanzügen<br />
für ihre Intelligenz entschuldigen.<br />
Sabotage,singen, dirigieren und<br />
TaiChi. Alles kann sie.<br />
Zudem ist sie dabei, eine einfühlsame<br />
Mutter zu werden –wie üblich<br />
steht aber auch hier die politische<br />
TatimWiderstreit mit der Sorge um<br />
PANDORA<br />
ein kleines Mädchen. Trotz aller Referenzen<br />
an ihre Kino-Schwestern<br />
aus dem David-gegen-Goliath-<br />
Genre ist Halla eine eigenständige<br />
Figur, und welche schauspielerische<br />
Kunst ihre Darstellerin beherrscht,<br />
zeigt sich in der Doppelrolle als<br />
sanftmütige Zwillingsschwester. Allein<br />
Gang, Mimik und Stimme machen<br />
bei identischer Physis tatsächlich<br />
eine andere Figur aus ihr.<br />
Wie fast alle Actionheldinnen<br />
geht sie ihren Aufgaben eher wortkarg<br />
nach, nur ein Bekennerschreiben<br />
gerät ihr verräterisch<br />
blumig. Dass am Ende nicht der<br />
Heldinnentod wartet, macht diesen<br />
Film trotz seinerVerwurzelung<br />
in der Wirklichkeit vollends zu einer<br />
schönen Überraschung.<br />
Gegenden Strom Island 2018. Regieund Buch:<br />
BenediktErlingsson.Darsteller:Halldóra<br />
Geirhadsdóttir,JóhannSiguraarson, DavíðÞór<br />
Jónsson u.a., 101 Minuten, Farbe. FSK: ab 6.<br />
Der Film kommt am Donnerstagindie Kinos<br />
NACHRICHTEN<br />
Sachsen will 2019 Gebeine<br />
aus Museen zurückgeben<br />
Sachsen strebt für 2019 eine Rückgabe<br />
menschlicher Gebeine aus seinen<br />
Museen an die Herkunftsländer<br />
an. Damit solle Forderungen aus Namibia<br />
und Australien nachgekommen<br />
werden, teilten das Sächsische<br />
Staatsministerium für Wissenschaft<br />
und Kunst und die Staatlichen<br />
Kunstsammlungen Dresden mit.<br />
2017 hatte Sachsen erstmals eine<br />
Rückgabeforderung aus Hawaii<br />
erfüllt. DieGebeine waren zumeist<br />
in der Kolonialzeit nach Sachsen<br />
gelangt und dortinanthropologischen<br />
Sammlungen aufbewahrt<br />
worden. Zusätzlich zu den Rückgaben<br />
solle 2019 eine Herkunftsforschung<br />
zu Gebeinen dreier Menschen<br />
aus Tansania und menschlicher<br />
Gebeine aus Neuseeland<br />
durchgeführtwerden. (dpa)<br />
Emma Drogunova ist<br />
Shooting-Star der Berlinale<br />
Emma Drogunova ist der deutsche<br />
Shooting-Star der 69. Berlinale.Die<br />
Organisation European Film Promotion<br />
hat am Dienstag die zehn Nachwuchsschauspieler<br />
und -schauspielerinnen<br />
bekannt gegeben, die sich<br />
während der kommenden Filmfestspiele<br />
(7. bis 17.2.) dem Fachpublikum<br />
präsentieren. Die1995 im sibirischen<br />
Tjumen geborene und in<br />
Berlin aufgewachsene Emma Drogunova<br />
ist derzeit in Nikolaus Leytners<br />
Romanverfilmung „Der Trafikant“<br />
in den Kinos zu sehen. Über<br />
die 23-Jährige sagt die Auswahljury:<br />
„Mit ihrer leidenschaftlichen und<br />
feurigen Leinwandpersönlichkeit<br />
macht sie sich jede ihrer Rollen zu eigen<br />
und ist durch ihrebreit gefächerten<br />
Schauspielkünste in der Lage,<br />
Verführungskunst, Grausamkeit,<br />
Provokation und Gefährlichkeit auf<br />
einmal auszudrücken.“ (BLZ)<br />
Die Schauspielerin Emma Drogunova ist<br />
ein Gesicht der Berlinale IMAGO/MALTE OSSOWSKI<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Klaus &Peter<br />
Unter der<br />
Schokolade<br />
VonPeter Wawerzinek<br />
Klaus Ottomeyer wird als unverbesserlicher<br />
Weltverbesserer beschrieben. Angefangen<br />
hat bei ihm alles als Freund der<br />
Tiere. Tierforscher wollte er werden und landete<br />
bei den Menschen, deren Belangen,<br />
Streben, Wesen, Untaten, Traumata und Bedürfnissen.<br />
Das anscheinend so edel wie<br />
durchgreifend gut, dass sie ihn mit dem<br />
Hauptkulturpreis in der Sparte Geistes- und<br />
Sozialwissenschaften würdigen. Neben acht<br />
Förderungspreisen, mehreren Würdigungspreisen<br />
sind noch ein Anerkennungspreis zu<br />
verteilen. Die Verleihung mit Reden, Tanz,<br />
Filmchen und Gesang zieht sich gute drei<br />
Stunden hin. Die Betonung liegt auf gute.<br />
Danach wird im Foyer des Konzerthauses<br />
ans Büfett gebeten. Ich entscheide mich für<br />
bescheiden, tue nur feste Käsestücke und<br />
Dominosteine auf meinen Teller. Dazu Bier<br />
aus der Flasche.Mein Luxusleben eben. Verkrümele<br />
mich an einen Außentisch. Lieber<br />
sehen als angesprochen sein. Dennoch<br />
drängen Bekannte bis zu mir durch. Ja wie<br />
denn aus Berlin? Vonsoweit daher schaust<br />
du wegen dem hier in Klagenfurt herein? Sicher,<br />
sage ich. Wardoch Stadtschreiber hier.<br />
KehregernanTatorte zurück.<br />
Wasdas ist, was ich da esse,fragt mich ein<br />
Mann am Tisch? Dominostein, antworte ich<br />
brav. Der Mann in irgendwie Ausgehuniform<br />
bohrt tiefer: Ich meine woraus besteht das?<br />
Aus jeeiner Schicht Gelee, Marzipan und lockeren<br />
Lebkuchenboden, schildere ich ihm.<br />
Und dass man es nicht sieht, ist alles mit<br />
Schokolade umhüllt. Der erstaunte Mann<br />
schüttelt leise verdattertsein Haupt. Ichbeiße<br />
in meinen Stein hinein, halte ihm den Querschnitt<br />
hin. Er nickt anerkennend. Ich lege<br />
KLAUS ZYLLA<br />
ihm einen vonmeinen Dominos auf den Tellerrand.<br />
Probieren geht über Studieren. Und<br />
ab schwirre ich mit dem Alfred zu unserer<br />
Katjahin, die das Ganzeden Abendlang moderiert<br />
hat, ihr Toll-toll zu sagen. Der Jankermann<br />
soll auf unser Gepäck in der Ecke achten.<br />
Macht ergern. Wegsind wir, klatschen,<br />
tratschen, lästern, loben. Und wie ich dann<br />
kurzzumTisch hinsehe,ist der Aufpasser weg.<br />
Am Büffet sehe ich ihn, weit über die Dominosteinschüssel<br />
gebeugt. Sechs Stück führter<br />
mit sich an den Tisch zurück. Isst jedes einzelne<br />
Teil mit Genuss und Entdeckerfreude.<br />
DerTag wird ihminErinnerung bleiben.<br />
Katja, ich und ein paar Leute um uns rauchen<br />
vor der TürVerdauungszigaretten. Ihre<br />
herbstlaubfarbene Stoffhose, mit sandgelben<br />
kleinen Mustern bedruckt, habe von<br />
Weitem im Scheinwerferlicht wie eine glänzende<br />
Lederhose auf mich gewirkt, sage ich.<br />
Ja was denn, wie? Katjaist erheitert. Einherzliches<br />
Lachen fährt zum Nachthimmel auf.<br />
Mitten hinein ins fröhliche Gegacker tritt Josef<br />
Winkler, unbenommen der Lokalmatador<br />
in Sachen Literatur am Ort. Knallt seine<br />
energische Schuhsohle in die lustige Runde.<br />
Sagt zu mir glatt: Musst du dich immer so ins<br />
Zentrum reden! Derartige Attacken, beschwichtige<br />
ich alle Umstehenden, bin ich<br />
von dem gewohnt. Ist Busenfreundschaftsneid<br />
erkläreich die Situation, auch weil kurz<br />
darauf der Josef einfach so abtritt und fortist.<br />
Die Geschichte dazu geht wie folgt: Im<br />
vergangenenJahrhaben sie den PeterTurrini<br />
ausgezeichnet. Aber auch nur, weil der Kulturlandesrat<br />
Bi-Ba-Benger sich schnöselig<br />
über den Vorschlag des Gremiums hinweggesetzt<br />
hat, die den Josef vorsahen. So etwas<br />
wirkt lange nach und lässt die Zügel schon<br />
auch hin und wieder durchhängen. Wirsind<br />
noch auf ein paar Getränke recht gut beisammen,<br />
ehe wir auseinandergehen.
22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Hinab in die<br />
Sphäre der<br />
Erhöhung<br />
Barocke Weihnachtsmusik<br />
mit Al Ayre Español<br />
Ein ganz und<br />
gar frommer<br />
Aufklärer<br />
Zum Toddes Philosophen<br />
Robert Spaemann<br />
VonMartin Wilkening<br />
Spanische Weihnachtsmusik –<br />
das ist im Land der Bach-Kantaten<br />
ein unbekanntes Feld, wie überhaupt<br />
die Musik aus dem Spanien<br />
des 18. Jahrhunderts eher am Rand<br />
des großen europäischen Barock-<br />
Konzerts mitspielt. Um diesem<br />
Missstand abzuhelfen, gründete der<br />
Organist Eduardo López Banzo vor<br />
dreißig Jahren sein Ensemble Al<br />
Ayre Espanol, das sich mittlerweile<br />
über sein Kernrepertoire hinaus<br />
weltweit einen Namen gemacht hat<br />
und auch in der Originalklang-<br />
Reihe der <strong>Berliner</strong> Philharmonie<br />
schon zu hören war.<br />
Mit einem Gesangsquintett und<br />
acht Musikern war Al Ayre Español<br />
jetzt wieder im Kammermusiksaal<br />
zu Gast und entfaltete ein weihnachtliches<br />
musikalisches Panorama<br />
aus der Zeit um 1720. Es<br />
überraschte durch seine Ausgelassenheit,<br />
die Farbigkeit, mit der sich<br />
hohe Kunst und gewitzter Alltagston<br />
hier begegnen. Drei kleinformatige<br />
Weihnachtskantaten vertreten<br />
das Genre offizieller Andacht und<br />
Anbetung. José de Torres, Organist<br />
des Madrider Hofs, setzte in seinen<br />
Kantaten weniger auf Virtuosität als<br />
auf Anmut und Schlichtheit, einen<br />
farbigen Wechsel der Solostimmen<br />
und die innere Lebendigkeit in der<br />
Begegnung mit dem Kind in der<br />
Krippe.<br />
Im Wechselgesang von Stimmen<br />
und kommentierendem Ensemble<br />
erreicht er zuweilen einen fast ekstatischen<br />
Gestus. Und zentrale<br />
theologische Gedanken des Weihnachtserlebnisses<br />
wie die Paradoxie<br />
vomHinabsteigen in die Sphäredes<br />
Stalls,die zur Erhöhung wird, finden<br />
konzentrierten musikalischen Ausdruck.<br />
DieInterpreten des Gesangsquintetts<br />
mit zwei Sopranen, Countertenor,<br />
Tenor und Bass tragen<br />
diese Stücke auf natürliche Weise<br />
mit klaren, frischen Stimmen vor,<br />
gleichermaßen kompetent als Solisten<br />
wie im Ensemble.<br />
Ein Teil des Ensembles Al Ayre<br />
Español<br />
MARCO BORGGREVE<br />
Dennoch bleibt das Konzert<br />
nicht in erster Linie durch diese<br />
Kantaten im Gedächtnis, sondern<br />
durch die ganz eigentümlich anmutenden,<br />
scherzhaften Szenarien, die<br />
in Form einer „Jácara deNavidad“,<br />
eines Weihnachtstanzliedes, beide<br />
Konzertteile abschließen. Auch sie<br />
waren Teil der öffentlichen Weihnachtsmusik.<br />
José de San Juan und<br />
Juan Francés de Iribarren sind die<br />
Namen der Komponisten, ihreTextdichter<br />
sind unbekannt. Beide Lieder<br />
funktionieren im Wechsel von<br />
Solisten und einem Chor,der sie zur<br />
Darbietung herausfordert.<br />
In einem dieser Lieder schüttelt<br />
es den Protagonisten angesichts<br />
der Rohheit und des Hochmuts<br />
der Welt immer wieder mit einem<br />
finsteren „Hu, hu, hu!“, das begeistertvom<br />
Chor aufgenommen wird.<br />
Im anderen, angelegt als feuriger<br />
Fandango, sprühen Luzifers Funken<br />
mit Kastagnettenklängen bis<br />
zu den Menschen. DieKleider mögen<br />
sie ihnen versengen, den Herzen<br />
aber vermögen sie zu Weihnachten<br />
kein Leid zu tun.<br />
Gelassen lächelnd: „Bademeister“, 1958 Goldig schimmernd:„Kauernde“, Zustand 1959<br />
Schön bepackt: „Tänzer“, 1968 KUNSTHANDEL KARGER/H. BÜCHNER (3)<br />
Preuße mit lyrischemTemperament<br />
Das Stilwerk zeigt eine Gedenkschau zum Hundertsten des <strong>Berliner</strong> Bildhauers Waldemar Grzimek<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Merkwürdig, dass es in<br />
der ansonsten so gedenkwütigen<br />
<strong>Berliner</strong><br />
Kunstlandschaft nur<br />
eine einzige Galerieausstellung gibt,<br />
die an Waldemar Grzimek<br />
(1918–1984) erinnert. Immerhin besitzt<br />
die Nationalgalerie zehn als<br />
Hauptwerke einzuordnende Plastiken<br />
Grzimeks.Zusehen sind sie freilich<br />
fast nie. Und auch jetzt, im Geburtstagsmonat<br />
Dezember, fand<br />
sich kein Plätzchen in einem der<br />
Häuser der Staatlichen Museen.<br />
Fern vonder Spree, aber mitten in<br />
den Revolutionswirren nach dem<br />
Ende des Ersten Weltkrieges vor 100<br />
Jahren, kam Grzimek in Ostpreußen<br />
zur Welt. Dieser Lyriker der Bildhauerei<br />
kam ins Berlin der Nachkriegszeit.<br />
Er formte seine Gipse,<br />
Bronzen, Holzfiguren und Steine erst<br />
im Osten, dann, nach dem Mauerbau,<br />
im Westen der Stadt.<br />
DieGalerie vonWilfried Karger im<br />
Stilwerkhat nun vorallem Grzimeks<br />
handlichere Bronzen aufgestellt –<br />
fröhliche, ironische, erotische Antipoden<br />
zur grüblerischen, melancholischen<br />
Denkmalsplastik dieses Bildhauers,<br />
der seine Auseinandersetzung<br />
mit Kriegserfahrung und Nationalsozialismus<br />
durch die<br />
Gestaltung der Buchenwaldglocke<br />
im Glockenturm des Konzentrationslagers<br />
Buchenwald (1958) und in<br />
Form eines Mahnmals für das Konzentrationslager<br />
Sachsenhausen<br />
(1960) verbildlichte. Von ihm<br />
stammt ebenso das nachdenkliche –<br />
von den DDR-Kulturfunktionären<br />
bekämpfte –Heinrich-Heine-Denkmal<br />
am Weinbergsweg (1958). Das<br />
sei zu „lässig“, „zu wenig heroisch“,<br />
„zu introvertiert“, „zu wenig repräsentativ“,<br />
„ohne Pathos und Monumentalität“,<br />
so das bornierte Urteil.<br />
Glätte und Pathos aber,das besagen<br />
alle Werke, waren Grzimeks<br />
Kunst fremd.<br />
Sinnliche Dynamik<br />
liebte er<br />
umso mehr. Die<br />
preußische Bildhauerschule<br />
von<br />
Schlüter über<br />
Schadow bis zu<br />
Blumfeldt lebt<br />
darin weiter:statuarische<br />
Strenge über<br />
raumgreifende<br />
Bewegung bis<br />
zur sinnlichen<br />
Ein Grübler,dessen Bronzen viel Humor<br />
verraten: Waldemar Grzimek. ARCHIV GRZIMEK<br />
und lyrischen<br />
Interpretation.<br />
Grzimek war<br />
einer der markanten, auch prägenden<br />
Bildhauer der 1950er- bis<br />
1970er-Jahre. Damals tobte der<br />
dumme ideologische Kunststreit<br />
Realismus gegen Abstraktion. Wobei<br />
Letztere damals in der stalinistischen<br />
frühen DDR „Formalismus“<br />
oder „bürgerlich dekadent“ genannt<br />
wurde. Der Kalte Krieg auch in der<br />
Kunst vernichtete Kreativität und<br />
auch Existenzen. Grzimek hielt an<br />
der menschlichen Figur fest, aber<br />
Heldenbilder verweigerte er, genauso<br />
wie auch andere Bildhauer<br />
seiner Generation das taten: Gustav<br />
Seitz, Theo Balden, Wil Lammert,<br />
Fritz Cremer. Grzimek konnte poetisch,<br />
ernst und traurig, aber auch<br />
witzig sein. Sein bronzener „Bademeister“<br />
von1958 zeigt Gelassenheit<br />
schlechthin. Die Gestalt, die da auf<br />
einem Hocker im Stadtbad sitzt,<br />
scheint zufrieden mit sich und der<br />
Welt, auf dem<br />
Bauch lustige<br />
Fältchen, auf<br />
den Lippen ein<br />
Lächeln, das<br />
entweder der<br />
Sonne oder unsichtbaren<br />
Leuten<br />
ringsum gilt.<br />
Dabei war<br />
dem Künstler im<br />
August 1961 das<br />
Lachen vergangen.<br />
Der Antifaschist<br />
und linke<br />
Künstler wurde<br />
von der Kulturdoktrin<br />
als „Formalist“<br />
gerügt und gedemütigt. Er<br />
kehrte der DDR den Rücken, gab<br />
sein Atelier in Schönschornstein bei<br />
Erkner und die Professur an der<br />
Kunsthochschule Weißensee auf.<br />
Aber er verließ in seiner Frustration<br />
auch die zum Weggang nicht bereite<br />
Frau samt Kind.<br />
West-Berlin wurde die neue<br />
Wahlheimat. Seine begabte Tochter<br />
Sabina Grzimek wusste er in guten<br />
Händen. Sie wurde die Ziehtochter<br />
und spätere Meisterschülerin des<br />
Dystopie heute und morgen<br />
Freundes Fritz Cremer (von ihm ist<br />
das Buchenwald-Denkmal in der<br />
Formsprache von Rodins „Bürger<br />
vonCalais“).<br />
Unter den figürlichen Bildhauern<br />
der Nachkriegszeit war Grzimek ein<br />
Spieler. Ob bronzenes Paar, Liegende,<br />
Kniende, Tanzende, Schwebende,<br />
Kriechende oder Tierdarstellung<br />
–esgeht um Bewegung −aber<br />
nicht als Motiv, sondern als Verteilung<br />
vonVolumen im Raum. Unddie<br />
entstehende Spannung meint das<br />
quicklebendige, nicht das zur Form<br />
erstarrte Leben. Deutlich wird das<br />
auch an der Brunnenplastik am Wittenbergplatz,<br />
die erst im Jahr nach<br />
Grzimeks Todaufgestellt wurde.<br />
Stromlinienförmiges gibt es bei<br />
ihm nicht, Unregelmäßigkeiten und<br />
Brüche umso mehr. Daverrät sich<br />
Grzimek auch als temperamentvoller<br />
lyrischer Fabulierer.AmNachlass<br />
ist abzulesen, wie sich eine neue Auffassung<br />
von Bildhauerei der Nachkriegszeit<br />
den Wegbahnte.Grzimeks<br />
Plastik vereint Reales mit abstraktem<br />
Formen-Ordnen. Dabei war er am<br />
einzelnen „Figürlichen“ nicht so interessiert<br />
wie am komplexen Körper<br />
und dessen eigenartiger Logik.<br />
Nichts Symbolisches oder Allegorisches<br />
sollte entstehen, sondern<br />
Plastik, die ein Körpergefühl ausdrückt,<br />
gebaut auf einer geometrischen<br />
Grundform. Das nun führte<br />
auch zu leicht kubistischen Formen,<br />
wie etwa beim „Bademeister“.<br />
Kunsthandel Karger, Im Stilwerk. Kanststr.17,<br />
bis 19.Januar,Di–Fr 14–19/Sa 10–19Uhr<br />
Zwei Konzertbesuche an einem Abend waren möglich: The WarOnDrugs und The Legendary Pink Dots<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Zum Glück beginnen Veranstaltungen<br />
an Orten, die Kultur als<br />
Werbefläche nutzen, meist früh; so<br />
kann man sich früh wieder entziehen<br />
und seinen Abend anderswo<br />
beenden. Wie etwa am Montagabend,<br />
als die US-amerikanische<br />
Rockband The WarOnDrugs in der<br />
Verti-Halle am Mercedes Platz gastierte<br />
–obwohl Ihr Korrespondent<br />
beinahe gar nicht erst hineingelassen<br />
wurde, dadas zwanzigköpfige<br />
Security-Team, das von einem besonders<br />
furchteinflößenden Manager<br />
trainiert worden sein muss, den<br />
mitgebrachten leeren Stoffbeutel<br />
nicht zulassen durfte.<br />
Der Beutel landete im Müll und<br />
der Korrespondent in der Halle, wo<br />
er sofortvon einem der circa fünfzig<br />
hier anwesenden Security-Mitarbeiter<br />
angewiesen wurde, eine am<br />
Boden aufgezeichnete Linie nicht<br />
zu übertreten. Gleichzeitig spielten<br />
Die Grenzlinien wurden in der VertiMusic Hall im Publikum wie auf der Bühne geachtet:<br />
Adam Granduciel von The WarOnDrugs.<br />
ROLAND OWSNITZKI<br />
The WarOnDrugs ihresehr schöne,<br />
aber ebenfalls keine Grenzlinien<br />
überschreitende Musik: eine Art<br />
Aufarbeitung melancholischer US-<br />
Rocksongwritertradition für die<br />
Youtube-Generation.<br />
Gitarrist, Sänger und einziger<br />
Songautor Adam Granduciel kanalisiert<br />
insbesondere Bob Dylan und<br />
Bruce Springsteen, ein kleiner<br />
Hauch TomPetty ist auch mit dabei.<br />
Seine Musik erzählt dank Vintage-<br />
Atmosphären und Halleffekten von<br />
einer großen amerikanischenWeite,<br />
die natürlich psychische Untiefen<br />
und Befindlichkeiten spiegelt, so<br />
etwa im Stück „Pain“ vomaktuellen<br />
Album „A Deeper Understanding“,<br />
wo Granduciel seine Erfahrungen<br />
mit Depression verarbeitet.<br />
Durchaus ergreifend, in seiner<br />
Vermeidung jeglichen Störgeräu-<br />
sches allerdings fast erschreckend.<br />
Daher schnell weiter, durch die<br />
nasse Stadt nach Westen, um im<br />
Quasimodo der britisch-niederländischen<br />
Psych-Wave-Gruppe The<br />
Legendary Pink Dots bei der Arbeit<br />
zuzusehen; diese gab ein herzerwärmendes<br />
Konzert voller John-<br />
Carpenter-Film-tauglicher Akkordfolgen<br />
und Industrial-Atmosphären,<br />
aber auch Gedichtvorträgen<br />
und Triphop-Ambiencen.<br />
Wobei diese schon lange vordem<br />
Phänomen des Triphop entstanden<br />
sind: Seit 1980 verweben Keyboarder<br />
und Sänger Edward Ka-Spel sowie<br />
Keyboarder Phil Knight dystopische,anSyd<br />
Barret und David Bowie<br />
geschulte Gesänge mit elektronischen<br />
Beats, die zunächst primitiv<br />
anmuten, bei näherem Hinhören<br />
aber Nuancen enthüllen. Wenn dereinst<br />
nach der Apokalypse die Mercedes<br />
Plätzeunserer Welt in Ruinen<br />
stehen, träumen die Geister in der<br />
Luft diese Musik.<br />
VonArnoWidmann<br />
Die Nachbarschaft, in der er<br />
hier steht, hätte Robert Spaemann<br />
wohl nicht gefallen. Die Sexualisierung<br />
unserer Lebensverhältnisse<br />
war in seinen Augen<br />
Sünde. Womöglich noch schlimmer<br />
schienen ihm Abtreibung und<br />
der Wunsch Homosexueller, sich<br />
zu verheiraten. Dem Papst im Ruhestand,<br />
Benedikt XVI, stand er<br />
näher als Papst Franziskus.<br />
Robert Spaemann wurde am 5.<br />
Mai 1927 in Berlin geboren. Seine<br />
Eltern wurden 1930 katholisch.<br />
1942 wurde Vater Heinrich Spaemann,<br />
nach dem Todder Mutter<br />
Robert Spaemanns, Priester. Der<br />
spätere Philosophieprofessor –<br />
in Stuttgart, Münster und München<br />
–wuchs auf als „Sohn des<br />
Kaplans“. Er war Gegner der Wiederbewaffnung<br />
und auch ein<br />
scharfer Kritiker der Atomenergie.<br />
Als Kern seines Konservativismus<br />
erschien darum vielen seine Entschlossenheit<br />
zur Bewahrung der<br />
Schöpfung. Der Christ, so Spaemann,<br />
muss allem „Lebendigen<br />
zubilligen, etwas zu sein jenseits<br />
des Begriffs, den ich von ihm<br />
habe.“ Solche Ansichten rückten<br />
ihn immer wieder in die Nähe grüner<br />
Positionen.<br />
Man übertreibt nur wenig, wenn<br />
man den spezifischen Charakter der<br />
Baden-Württembergischen Grünen<br />
und den Erfolg, den sie dort gerade<br />
auch in konservativen Milieus haben,<br />
bezieht auf die öffentliche Präsenz<br />
Spaemanns und seinen in vielen<br />
Medien vertretenen Abscheu gegenüber<br />
jeder Ideologie der Machbarkeit.<br />
Spaemann beschäftigte<br />
sich in seiner Dissertation mit dem<br />
französischen christlich-konservativen<br />
Staatstheoretiker Louis-Gabriel-Am-broise<br />
de Bonald, einem<br />
Ultraroyalisten. Ein dezidierter<br />
Feind der Demokratie.<br />
RobertSpaemann (1927–2018)<br />
BORGGREVE<br />
Spaemanns Habilitation über<br />
Erzbischof Francois Fénelon<br />
(1651–1715) wird nächstes Jahr im<br />
Rahmen der Gesamtausgabe neu<br />
aufgelegt werden. Fénelon, der um<br />
den rechten Glauben und gegen<br />
Ludwigs XIV. aggressive Außenpolitik,<br />
seinen Luxus und sein Lotterleben<br />
kämpfte, war ein frommer<br />
Aufklärer. Das war eine Position,<br />
mit der sich Spaemann lange identifizierte.<br />
Er hat auch wesentlich<br />
dazu beigetragen, dem Begriff<br />
„konservativ“ eine neue Prägung<br />
zu geben. Das scheint ein Widerspruch<br />
in sich. Aber in ihm bewegt<br />
sich alles Leben. Wer seinen Gottesglauben<br />
nicht nachvollziehen<br />
konnte, wer die Hände über dem<br />
Kopf zusammenschlug, als er<br />
Schwulenehen verurteilte, weil sie<br />
gegen die Lehre der Kirche und gegen<br />
die Christi verstoßen, der tat<br />
trotzdem gut, ihm zuzuhören.<br />
Wir alle haben blinde Flecken<br />
und taube Stellen.Gerade die Aufgeklärten<br />
bedürfen der Aufklärung.<br />
Spaemann konnte einem das vielleicht<br />
nicht bei-, aber doch nahebringen.<br />
Wermehr von ihm wissen<br />
will, der lese: „Über Gott und die<br />
Welt –Eine Autobiographie in Gesprächen“.<br />
RobertSpaemann ist am<br />
10. Dezember mit 91 Jahren in Stuttgartgestorben.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 23 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton/Medien<br />
Aufklärung<br />
oder<br />
Verrat?<br />
Ermittlungen gegen<br />
Correctiv-Chef Schöm<br />
InZusammenhang mit Recherchen<br />
zu milliardenschweren „Cum-Ex“-<br />
Aktiendeals über die Schweiz ermittelt<br />
die Hamburger Staatsanwaltschaft<br />
gegen den Investigativ-Reporter<br />
Oliver Schröm. Esgehe umden<br />
Verdacht auf Verrat von Geschäftsund<br />
Betriebsgeheimnissen, sagte<br />
eine Sprecherin der Behörde am<br />
Dienstag. Das Verfahren gegen<br />
Schröm, Chefredakteur des Recherchenetzwerks<br />
Correctiv, sei im Mai<br />
von der Staatsanwaltschaft inZürich<br />
übernommen worden, seit Anfang<br />
Juni ermittele die Abteilung für Pressesachen<br />
in Zusammenhang mit<br />
dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb.Zuständig<br />
sei die Hamburger<br />
Behörde,weil Schröm dortlebe,sagte<br />
Oberstaatsanwältin Nana Frombach.<br />
Die Ermittlungen gehen laut<br />
Schröm auf eine Veröffentlichung<br />
von2014 zurück.ZweiMitarbeiter einer<br />
Schweizer Bank seien damals unter<br />
dem Verdacht verhaftet worden,<br />
Schröms Informanten zu sein und<br />
Betriebsgeheimnisse verraten zu haben.<br />
Auch der Reporter geriet ins Visier<br />
der Schweizer Justiz. Die Ermittlungen<br />
seien ein Versuch, Journalismus<br />
zu kriminalisieren, sagte<br />
Schröm. Auch Frank Überall, Bundesvorsitzender<br />
des Deutschen Journalisten-Verbands<br />
(DJV), sprach von<br />
einem Angriff auf die Pressefreiheit.<br />
Die Hamburger Staatsanwaltschaft<br />
mache sich zum „Handlanger“ der<br />
Schweizer Justiz.<br />
Journalistische Freiheit in Gefahr<br />
An diesem Mittwoch will der Rechtsausschuss<br />
des Bundestages über ein<br />
neues Gesetz zu Geschäftsgeheimnissen<br />
beraten. Der aktuelle Entwurf<br />
gefährde den Informantenschutz<br />
und die journalistische Arbeit, erklärteCorrectiv.OhneWhistlerblower<br />
gebe es bei einem Fall wie den„Cum-<br />
Ex-Akten“ keine Chance auf Aufklärung,<br />
sagte der Bundestagsabgeordnete<br />
Gerhard Schick (Grüne). Unter<br />
Federführung von Schröm hatten im<br />
Oktober 18 MedieninEuropaRecherchen<br />
zu den „Cum-Ex“-Geschäften<br />
veröffentlicht, bei denen sich der<br />
Schaden auf über 55 Milliarden Euro<br />
belaufen soll. Deutschland hatte das<br />
Steuerschlupfloch 2012 geschlossen.<br />
Bei den Aktiengeschäften wurden<br />
rund um den Dividendenstichtag Aktienmit<br />
(„cum“) und ohne („ex“) Ausschüttungsanspruch<br />
rasch hin- und<br />
hergeschoben. Am Ende war für den<br />
Fiskus nicht mehr klar, wem die Papiere<br />
gehörten und Finanzämter erstatteten<br />
Kapitalertragsteuern, die<br />
nichtgezahlt wordenwaren. (dpa)<br />
Unerschrockener Blick aus dem Chaos des Neuanfangs: Gabi dan Droste und Martin Nachbar übernahmen in Windeseile das Theater am Winterfeldtplatz. BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Männer tanzen, Prinz Primel schaut zu<br />
An diesem Wochenende eröffnet am Winterfeldtplatz ein Theater für (nicht nur) junges Publikum: das FELD<br />
VonMichaela Schlagenwerth<br />
Normalerweise muss man<br />
sich den Wechsel an einem<br />
Theater so vorstellen:<br />
Ungefähr zwei Jahre<br />
zuvor macht sich der Kultursenator<br />
auf die Suche nach einer neuen Leitung.<br />
Ein Jahr vor Amtsantritt wird<br />
dann der neue Intendant – und<br />
manchmal, aber nur ganz ausnahmsweise,auch<br />
mal eine neue Intendantin<br />
− vorgestellt. Der neue<br />
Chef (sic!) hat dann ein Jahr Zeit sich<br />
vorzubereiten. Und das ist schon<br />
verdammt knapp, weil Regisseure<br />
ihre Terminabsprachen mit zwei bis<br />
drei Jahren Vorlauf treffen. Im FELD,<br />
dem neuen Theater für Kinder und<br />
Erwachsene am Winterfeldtplatz, ist<br />
das alles etwas anders gelaufen.<br />
Bis Anfang Juni sah es noch so<br />
aus, als ob das traditionsreiche, 25<br />
Jahre lang von den Hans-Wurst-<br />
Nachfahren geführte Haus geschlossen<br />
werden müsste. Ende Juni erfolgte<br />
eine Ausschreibung. Anfang<br />
Oktober bekamen Gabi dan Droste,<br />
Martin Nachbar und Susanne Beyer<br />
für ihr Konzept den Zuschlag. Am 10.<br />
Oktober war Schlüsselübergabe.<br />
Dieses Wochenende ist Eröffnung.<br />
Danach startet der reguläreBetrieb.<br />
In den Theatersälen, im Treppenhaus,<br />
überall ist noch Baustelle. Auf<br />
dem Fenstersims im Büro liegt ein<br />
Holzbrett mit ein paar Schlüsseln am<br />
Haken und mit sehr vielen Schlüsseln,<br />
die daneben liegen. „Wir hatten<br />
einfach noch keine Zeit auszuprobieren,<br />
welcher Schlüssel in welche<br />
Tür passt“, sagt Martin Nachbar.<br />
Aber weder ihn noch Susanne Beyer<br />
scheint das zu stören. Sie staunen<br />
eher über den alltäglichen Wahnsinn,<br />
in den sie sich da begeben haben.<br />
Dabei surfen sie auf einer Welle<br />
von enthusiastischem Erfindergeist.<br />
Denn das FELD, sowie sie es sich<br />
ausgedacht haben, soll genau das<br />
werden: eine Neuerfindung davon,<br />
was so ein Theater für junges Publikum<br />
sein kann.<br />
Alt und Jung<br />
Eigentlich ist diese Umschreibung<br />
schon zu eng. Denn in Zukunft wollen<br />
dan Droste, Nachbar und Beyer<br />
zusammen mit einem Nachbarschaftsheim<br />
eine Küche einbauen.<br />
Woraus gerne so etwas wie eine Installation<br />
mit künstlerischen Folgearbeiten<br />
erwachsen kann. Auch ein<br />
Projekt mit einem Seniorenheim ist<br />
schon beantragt. „Intergenerational“,<br />
nennt Martin Nachbar das. Er<br />
hat sich das gemeinsam mit Gabi<br />
dan Droste so ausgedacht. Aber<br />
Gabi dan Droste ist heute krank.<br />
Also spricht er für sie mit: „Wir würden<br />
gerne mit Senioren Stücke für<br />
Kinder entwickeln und mit Kindern<br />
Stücke für Senioren und auch Stücke<br />
für beide zusammen.“<br />
Theater als Ort, der Menschen zusammen<br />
und miteinander in Austausch<br />
bringen kann, verbal und körperlich,<br />
das ist ungefähr der Kern<br />
dessen, was sie hier machen wollen.<br />
Vorallem für junges Publikum, aber<br />
nicht nur.Community Work,Partizipation<br />
−das alles sind inzwischen etwas<br />
abgedroschene Worte. Dan<br />
Droste, Nachbar und Beyer wollen<br />
ganz praktisch die gesellschaftliche<br />
Wirklichkeit, die sie umgibt, in ihr<br />
Haus holen und schauen, was daraus<br />
entstehen kann. DieRegisseurin<br />
Gabi dan Droste bringt dafür sehr<br />
viel Erfahrung im Kinder- und Jugendtheater<br />
mit, Martin Nachbar ist<br />
durch sie dazugestoßen.<br />
Vordreieinhalb Jahren haben sie<br />
in Hannoverihr erstes gemeinsames<br />
Kindertheaterstück produziert. Ansonsten<br />
ist Nachbar auch ein recht<br />
namhafter Künstler der zeitgenössischen<br />
Tanzszene, die recht verwundert<br />
zur Kenntnis genommen hat,<br />
dass einer wie er, der doch international<br />
erfolgreich unterwegs ist, zum<br />
Kindertheater wechselt. Susanne<br />
Beyerkümmertsich um alle Belange<br />
der Geschäftsführung.<br />
Performance,Tanz, Puppen- und<br />
Objekttheater, Film und Musik soll<br />
es in Zukunft geben. Jetzt, am Wochenende<br />
kann man einen ersten<br />
Eindruck bekommen, was da in Zukunft<br />
entstehen soll. Die Bürgerinitiative<br />
Kiez-Kultur, die sich vehement<br />
für den Erhalt des Hauses eingesetzt<br />
hat, ist dabei. Es gibt viele<br />
Stücke, die für Kinder und Erwachsene<br />
funktionieren.Wiedas ziemlich<br />
witzige Duett „Männer tanzen“, das<br />
Nachbar zusammen mit Felix Marchand<br />
entwickelt hat und jetzt mit<br />
David Bloom zeigt, weil Marchand<br />
gerade im Ausland unterwegs ist.<br />
Improvisieren zu können, das ist die<br />
Kunst, die sie hier täglich betreiben.<br />
Andere Stücke des Eröffnungswochenendes<br />
heißen „ImWind“, „Prinz<br />
Primel“ oder „Death is certain“.<br />
„Wir arbeiten als Netzwerk mit<br />
flachen Hierarchien“, erklärt Gabi<br />
dan Droste am Telefon. Was für ein<br />
Kernteam entsteht, wer sich vielleicht<br />
eher lose ans FELD andockt,<br />
das alles wird sich erst zeigen in<br />
den nächsten zwei Jahren. Länger<br />
läuft der Vertragfür das Team nicht,<br />
dann wirdevaluiert, und dann geht<br />
es hoffentlich weiter. Dan Droste<br />
und Nachbar möchten gern auch<br />
die „erwachsene“ Tanz- und Performance-Szene<br />
für ihr Theater gewinnen.<br />
Wobei sich Nachbar davon<br />
nicht nur einen Gewinn für das<br />
FELD, sondern auch für die zeitgenössische<br />
Tanzszene verspricht,<br />
die (nicht nur) aus seiner Sicht zu<br />
hermetisch, zu abgehoben in ihren<br />
Diskursen schmort.<br />
Performance-Kunst, so hat er es<br />
selbst erlebt, wird von Kindern ganz<br />
anders,viel selbstverständlicher und<br />
direkter begriffen. Es stimmt mit ihrer<br />
Welt überein in der auch unaufhörlich<br />
frei und neu definiert wird.<br />
Aus dieser fantastischen Freiheit<br />
wollen sie im FELD in Zukunft reichlich<br />
Funken schlagen.<br />
Michaela Schlagenwerth<br />
wünscht dem FELD<br />
Freude und Erfolg.<br />
NACHRICHTEN<br />
Nur jeder zweite deutsche<br />
Haushalt kauft Bücher<br />
DieDeutschen kaufen weit weniger<br />
Bücher als vorzehn Jahren. Wiedas<br />
Statistische Bundesamt am Dienstag<br />
berichtete,kauften 2017 nur noch 54<br />
Prozent der Haushalte in Deutschland<br />
Bücher inklusiveE-Books.Vor<br />
zehn Jahren hatte der Anteil solcher<br />
Haushalte noch bei 65 Prozent gelegen.<br />
Zudem wurde im Durchschnitt<br />
weniger Geld für für Bücher ausgegeben,<br />
und zwar nur noch 17 statt 19<br />
Euro monatlich. (dpa)<br />
Serie „4 Blocks“ bekommt<br />
eine finale 3. Staffel<br />
Diepreisgekrönte <strong>Berliner</strong> Gangster-<br />
Saga „4 Blocks“ geht weiter:TNT Serie,<br />
der Seriensender vonTurner<br />
Deutschland, wirdauch die dritte<br />
und letzte Staffel gemeinsam mit<br />
Wiedemann &BergTelevision produzieren.<br />
DerDrehstartist für Frühjahr<br />
2019, die Ausstrahlung für den<br />
Winter nächsten Jahres geplant. Wie<br />
schon bei den ersten beiden Staffeln<br />
stammt das Konzept vonHanno<br />
Hackfort, BobKonrad und Richard<br />
Kropf. Diedritte Staffel wirdaus<br />
sechs Episoden bestehen, für die erneut<br />
Özgür Yıldırım („Chiko“, „Nur<br />
Gott kann mich richten“) die Regie<br />
übernimmt. (BLZ)<br />
Wechsel der Chefredaktion<br />
beim Stern<br />
Stern-Chefredakteur Christian Krug<br />
gibt die Leitung der Redaktion ab.<br />
Nach rund viereinhalb Jahren an der<br />
Stern-Spitzesoll der 52-Jährige vom<br />
1. Januar 2019 an neue Geschäftsfelder<br />
bei Gruner +Jahr entwickeln.<br />
Gleichberechtigte Chefredakteure<br />
beim 1948 gegründeten Sternsowie<br />
weiteren Publikationen werden zum<br />
Jahresanfang Florian Gless (50) und<br />
Anna-Beeke Gretemeier (32). (dpa)<br />
TOP 10<br />
Montag,10. Dezember<br />
1 Schattengrund ZDF 6,36 20 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,75 16 %<br />
3 Bauer sucht Frau RTL 4,49 14 %<br />
4 heute ZDF 4,20 16 %<br />
5 heute journal ZDF 4,14 14 %<br />
6 SOKOMünchen ZDF 3,91 18 %<br />
7 RTL Aktuell RTL 3,62 15 %<br />
8 GZSZ RTL 3,44 12 %<br />
9 Wer weiß denn ... ARD 3,38 16 %<br />
10 Extra RTL 3,11 14 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Die Verdammten<br />
20.00: Der Lebenslauf des Boxers Samson-Körner<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Fisch zu viert<br />
DeutscheOper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
11.00, 18.00: Das Märchen vonder Zauberflöte<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Warten auf Godot<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30: Das Missverständnis<br />
20.00 Box: Frei-Boxen: Penthesilea –EineVerhandlung<br />
desMordes an Achill<br />
ETI (✆ 278 53 01)<br />
20.00: Szenenstudium Klasse 1b<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Olly &Dolly<br />
Glaspalast auf dem Pfefferberg (✆ 939 35 85 55)<br />
19.00: Hänsel und Gretel /Rotkäppchen (Hexenberg<br />
Ensemble)<br />
20.30: Gevatter Tod/Hase &Igel(Hexenberg<br />
Ensemble)<br />
HAU3(✆25 90 04 27)<br />
19.00, 20.30: Disaster (machina eX)<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Und noch ’n Gedicht (ElgaMangold)<br />
Klunkerkranich (Karl-Marx-Str.66)<br />
19.00: Peter Pan<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: Bernstein 100: Candide<br />
Maxim GorkiTheater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Glaube Liebe Hoffnung<br />
Monbijou-Theater (✆ 288 86 69 99)<br />
17.30: Der gestiefelte Kater /Kaiser Trojan<br />
19.00 Märchenhütte:Der Wolf und die sieben<br />
Geißlein /Die singende Amsel<br />
19.30: Fischer und sin Fru/Kaiser Trojan<br />
21.00 Märchenhütte: Hase und Igel /Sindbad und<br />
der Falke<br />
21.15: Der Fischer und sin Fru/Der Tannenbaum<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00 Studio: Ocaña, Königin der Ramblas<br />
Prime Time Theater (✆ 49 90 79 58)<br />
20 15: Gutes Wedding schlechtes Wedding<br />
Anzeige<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: TankeSehnsucht –Eine musikalische Suche<br />
nach der großen Liebe<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Die Kleinbürgerhochzeit<br />
StageTheater am Potsdamer Platz<br />
(✆ 018 05 44 44) 20.00: Der größte Schwanensee<br />
der Welt (Shanghai Ballet Company)<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
18.00: Lichter, Lieder,Pfefferkuchen Nr.16<br />
Theater Thikwa (✆ 61 20 26 20)<br />
20.00: Bleach:Aurora Hunters (matanicola &<br />
Thikwa-Ensemble)<br />
UNI.T Theatersaalder UdK (✆ /3 18 50)<br />
19.30: Ein Sportstück (3. Jahrgang Schauspiel &<br />
StudiengängeBühnen- und Kostümbild)<br />
Vaganten Bühne (✆ 312 45 29)<br />
20.00: MichaelKohlhaas<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
19.00 3. Stock: Tankstelle (P 14)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Flashdance –Das Musical<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundART &ComedyTheater<br />
(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: Daruff hat Berlin<br />
jewartet (Red ShoeBoys)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Wenn Ediths Glocken läuten, Vol. 15 (Ades<br />
Zabel &Company)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30: Der Zweck heiligt den Abend (Tina Maria<br />
Aigner &Urban Luig)<br />
20.00: 2018: OdysseeimHohlraum<br />
Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />
20.30: Elvis Favorite Gospel Songs (Grahame Patrick<br />
&The Stamps Quartet)<br />
Fontane-Haus (✆ 902 94 38 10)<br />
20.00: Besser ... ist besser!Update (IngoAppelt)<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19 30: Vivid<br />
BEN BECKER<br />
ICH, JUDAS<br />
LETZTMALIG ZUSATZTERMINE 2019!<br />
22. +23.03.2019<br />
<strong>Berliner</strong> Dom<br />
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Theater<br />
Knochenarbeit<br />
mit<br />
Elfriede Jelinek<br />
Also das kann schon mal<br />
überhaupt nicht schaden:<br />
angehende Schauspieler mit<br />
Elfriede Jelinek zu malträtieren.<br />
Richtige Knochenarbeit<br />
am literarischen Text. Kein<br />
Entwischen in irgendeine<br />
pseudopsychische Indifferenz,<br />
sondern Wort für Wort<br />
am Sinn meißeln, ihn zergliedern<br />
und zusammenfügen<br />
und auseinanderbrechen.<br />
Dem Körper keine Posen zu<br />
gestatten, sondern ihn direkt<br />
von den Sprech-, Atem-,<br />
Denk- und Stützwerkzeugen<br />
in Anspruch nehmen und<br />
zum Material der Sprache<br />
werden lassen. Der Regisseur<br />
Hermann Schmidt-Rahmer<br />
(dessen „Volksverräter“ an der<br />
Volksbühne zu sehen ist) hat<br />
in einem Ensembleprojekt<br />
mit dem 3. Studiengang der<br />
UdK Jelineks „Sportstück“<br />
eingebimst. Man wird hoffentlich<br />
ins Schwitzen gekommen<br />
sein. Ulrich Seidler<br />
Sportstück 19.30 Uhr (tgl.bis 16.1 2.),<br />
Uni.T., Fasanenstraße 1B,Kartenander<br />
UdK-KonzerthauskasseTel.:31852374<br />
Der Gott der<br />
Komponisten<br />
Natürlich erklingt viel geistliche Musik in<br />
diesen Tagen –und das ermöglicht auch<br />
einen anderen Blick auf weltliche Konzerte<br />
Händels „Messiah“ ist immer die erste Lösung,wenn man das „Weihnachtsoratorium“ von Bach mal vermeiden will: Händelstatue in Halle<br />
In den kommenden acht Tagen<br />
können Sie zwölf Weihnachtsoratorien<br />
hören, zwischen<br />
Zehlendorf und Frohnau und<br />
auch im <strong>Berliner</strong> Dom und in der<br />
Gethsemanekirche. Mag es für leistungsfähige<br />
Kantoreien nichts schöneres<br />
geben als den Bach’schen Dauerbrenner<br />
–wer sich seines modernurbanen<br />
Geistes rühmen will, sucht<br />
Originelleres. Händels „Messiah“ ist<br />
immer das naheliegendste Stück gewesen,<br />
um mit dem „WO“ abzuwechseln;<br />
somit hat Robin Ticciati<br />
nun auch nicht ganz tief in die Suchmaschine<br />
geschaut. Selbst seine Idee<br />
einer szenischen Aufführung ist in<br />
Berlin nicht neu: Achim Freyerhatte<br />
in den 80er-Jahren an der Deutschen<br />
Oper eine bemerkenswerte Inszenierung<br />
ausgearbeitet. Bei Ticciati<br />
und seinem Deutschen Symphonie-<br />
Orchester und dem Rias-Kammerchor<br />
werden in einer „szenischen<br />
Einrichtung“ des Regisseurs Frederic<br />
Wake-Walker auch ein Tänzer und<br />
ein Lichtdesigner beschäftigt.<br />
Die Inszenierung will das Werk<br />
aus der christlichen Ecke holen: „Es<br />
scheint mir wichtig, einen gedanklichen<br />
Wegjenseits eines bestimmten<br />
Peter Uehling<br />
will Musik hören und keine Interpreten.<br />
Im <strong>Berliner</strong> Musikleben sucht er nach<br />
Veranstaltungen, die musikalische<br />
Erfahrungen bieten könnten –neuartige,<br />
begeisternde, interessante oder<br />
herzerwärmende. Ob sie sich<br />
tatsächlich einstellen, ist allerdings eine<br />
Fragedes Glücks ...<br />
Bekenntnisses zu finden, den Horizont<br />
zu öffnen für menschliche, spirituelle<br />
Dimensionen“, sagt Ticciati.<br />
Die Kollegen vom Rundfunk-Sinfonieorchester<br />
und vom Rundfunkchor<br />
führen unter Leitung vonVladimir<br />
Jurowski gleich das passende<br />
Stück dazu auf: „El Niño“ von John<br />
Adams, das schon von seiner Textgrundlage<br />
her „Geburt als physisches<br />
und soziales Ereignis beschreibt“,<br />
wie Jurowski sagt. Dafür<br />
wird auch mexikanische Dichtung<br />
herangezogen und versucht, die<br />
abendländische und auch die<br />
männliche Deutungshoheit über das<br />
Geschehen zu brechen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Philharmoniker und<br />
Andris Nelsons scheren sich gleich<br />
gar nicht um irgendeinen Adventsbezug,<br />
sondern setzen mit Mahlers<br />
Zweiter Symphonie einen höchst eigenwilligen<br />
Akzent, denn in ihr geht<br />
es um die „Auferstehung“ oder was<br />
Mahler dafür hielt. Indes haben<br />
Kirchgänger am vergangenen zweiten<br />
Advent die Lesung aus Lukas 21<br />
gehört, in denen „Zeichen an Sonne<br />
und Mond und Sternen“ beschrieben<br />
werden: „Wenn aber dieses anfängt<br />
zu geschehen, dann seht auf<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Der Vorname<br />
15.15, 20.30; Roma (OmU) 17.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe 15.50, 18.10, 20.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 1026) Astrid 14.50,<br />
17.40,20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Climax 19.20; Climax<br />
(OmU) 21.30; Under the Silver Lake (OmU)<br />
16.20, 20.45; Astrid –Unga Astrid (OmU) 18.00;<br />
Cold War: Der Breitengrad der Liebe (OmU) 14.15,<br />
18.50; Werk ohne Autor 15.00; Queerfilmnacht:<br />
Princess Cyd 21.00; Charles Dickens: Der Mann,<br />
derWeihnachten erfand 14.00; Der Trafikant 16.20,<br />
19.00; Sauvage (OmU) 15.30, 21.30; Das krumme<br />
Haus (OmU) 17.45; The Cakemaker (OmU) 20.20;<br />
Jota: Mehr als Flamenco (OmU) 15.10; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 17.30, 20.30; Was uns nicht umbringt<br />
15.00; Alexander McQueen (OmU) 20.15<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 1753) Die Erbinnen 18.15;<br />
Daskrumme Haus20.15; Hans Blumenberg18.00;<br />
Was uns nicht umbringt 20.00<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Tabaluga 13.45,15.45;<br />
Widows 17.50, 20.40; Der Grinch 14.00, 16.00;<br />
25 km/h 18.00, 20.40; Mackie Messer 16.15;The<br />
Guilty 19.00;Aufbruch zum Mond 21.00;Bohemian<br />
Rhapsody 14.45, 20.15; Das krumme Haus 17.40;<br />
Der Vorname 14.00, 17.45, 20.00; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 15.30<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 17.45,<br />
20.45; 3D: Der Grinch 13.15, 15.20; 100 Dinge<br />
17.30, 20.10, 22.00; 100 Dinge 14.45; Astrid<br />
17.20;Widows20.10, 23.05; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 14.20; Bohemian Rhapsody<br />
16.50,19.50, 22.50; 3D: PhantastischeTierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 14.40; 3D: Der Grinch<br />
17.45; Nur ein kleiner Gefallen 20.00; Verschwörung<br />
22.45; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
14.30; Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in<br />
einem Kleiderschrankfeststeckte 16.45; Der Grinch<br />
19.00; 25 km/h 21.10; Astrid 14.15, 20.00;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
–Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald (OF)<br />
17.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
22.50<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen – Fantastic<br />
Beasts: The Crimes ofGrindelwald (OmU) 11.00,<br />
19.45; Dogman (OmU) 13.30; 25 km/h 15.15;<br />
Suspiria 17.15; BlacKkKlansman (OmU) 22.00;<br />
Donbass (OmU) 11.00; Charles Dickens: Der<br />
Mann, der Weihnachten erfand 14.15; Ava 16.00;<br />
Anna und dieApokalypse 17.50; Climax (OmenglU)<br />
22.00; November (OmU) 11.00; Reise nach Jerusalem<br />
13.00; LeGrand Bal –Das große Tanzfest<br />
(OmU) 15.00; Die Unglaublichen II16.30; Der Vorname<br />
18.30; Bohemian Rhapsody (OmU) 20.15;<br />
Under the Silver Lake (OmU) 22.30<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Juliet, Naked 16.45;<br />
Bohemian Rhapsody (OmU) 19.00; Aufbruch zum<br />
Mond –First Man (OmU) 21.15; Der Himmel über<br />
Berlin (OmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Der Vorname<br />
16.00,22.45; Die Erbinnen –Las herederas (OmU)<br />
17.45; Loro –Die Verführten(OmU) 19.45; Aggregat<br />
16.00; Elternschule 17.45; Familie Brasch 20.00;<br />
Wo bist du, Joao Gilberto? –Where Are You, Joao<br />
Gilberto? (OmU) 22.00<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Der Grinch 14.00;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 14.15; 100<br />
Dinge 14.20, 16.50, 19.45, 22.30; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.30,<br />
17.00,19.30,22.45;3D: DerGrinch 14.30,17.00;<br />
Tabaluga 15.00, 17.10; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 16.30, 19.40; Unknown<br />
User 2: Dark Web 17.30, 20.00, 22.50; Bohemian<br />
Rhapsody 19.45; Widows 19.50, 22.50; Aufbruch<br />
zum Mond 22.45; Peppermint: Angel of Vengeance<br />
23.00<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Alexander Mc-<br />
Queen (OmU) 18.00; Under the Silver Lake (OmU)<br />
20.00;AStar Is Born(OmU) 22.30;Dogman(OmU)<br />
18.00; Sauvage (OmU) 20.00; November (OmU)<br />
22.00<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 13.45, 16.30,<br />
19.30;Der Nussknacker und dievier Reiche 13.45;<br />
3D: Der Grinch 14.00, 16.40; 100 Dinge 14.00,<br />
17.00,19.45;Der Vorname 14.15; Tabaluga14.30,<br />
17.00; Der Grinch 14.30, 17.10, 20.15; Unknown<br />
User 2: Dark Web 16.40, 20.15; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.50, 19.50;<br />
Bohemian Rhapsody 19.40; Widows 20.00<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Wuff 13.40; Charles Dickens:<br />
Der Mann, der Weihnachten erfand 15.45;<br />
Bohemian Rhapsody 17.40;Die unglaubliche Reise<br />
des Fakirs, der ineinem Kleiderschrank feststeckte<br />
20.05<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Phantastische<br />
Tierwesen II14.15, 16.45, 20.10; 100 Dinge<br />
14.15,17.30,20.15;3D: DerGrinch 14.30,17.15;<br />
Smallfoot 14.40; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
14.40; Die Unglaublichen II14.45; Tabaluga<br />
14.50, 17.05; Elliot, das kleinste Rentier 15.00;<br />
Der Grinch 15.10, 17.40, 19.30; Widows 16.50,<br />
19.50; Unknown User 2: Dark Web 17.00, 19.40;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.10;<br />
3D: Phantastische Tierwesen II17.15, 19.50; Night<br />
School 19.30; Under the Silver Lake 19.40; Bohemian<br />
Rhapsody 20.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Climax (OmU) 16.50,<br />
20.00, 22.10; B Bohemian Rhapsody (OmU)<br />
17.00, 19.00, 21.50<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Yours inSisterhood<br />
(OmU) 18.00; Die Erbinnen –Las herederas<br />
(OmU) 18.30; Cold War: Der Breitengrad der<br />
Liebe (OmU) 20.00; Widows (OmU) 20.30, 21.45<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Elliot, das kleinste<br />
Rentier 15.45; #Female Pleasure (OmU) 17.45,<br />
20.00, 22.15; Elternschule 10.00; Der kleine Spirou<br />
13.15; Cold War: Der Breitengrad der Liebe<br />
(OmU) 15.15, 20.30; The House That Jack Built<br />
(OmU) 17.15; Cold War: Der Breitengrad der Liebe<br />
(OmenglU) 22.30; Nicht ohne uns! 9.00; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 12.30; Climax<br />
(OmU) 14.30,19.00,21.15; Wildhexe 16.45<br />
Sputnik (✆ 694 1147) Weit. Die Geschichte von<br />
einem Weg umdie Welt 16.00; #Female Pleasure<br />
(OmU)18.15; Bohemian Rhapsody20.00; Matangi<br />
/Maya /M.I.A. (OmU) 22.15; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.00; Berlin<br />
Excelsior (OmenglU) 18.15; Juliet, Naked (OmU)<br />
20.00; Suspiria (OmU) 21.45; Kinobar im Sputnik<br />
Why Are We Creative? (OmU) 17.00; Lesung<br />
(Film aus Papier) 20.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 15.00; Astrid 17.15, 20.00; New 25<br />
km/h 16.50,19.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Der Grinch 13.45,<br />
15.45, 18.00; Elliot, das kleinste Rentier 14.00;<br />
Tabaluga 14.30, 16.00; Charles Dickens: Der<br />
Mann, der Weihnachten erfand 15.00; 100 Dinge<br />
15.15, 17.45, 20.30; 3D: Phantastische Tierwesen<br />
II 16.45, 19.45; Astrid 17.15,20.00; DerVorname<br />
18.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
20.15; Bohemian Rhapsody 20.15<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Charles Dickens:<br />
Der Mann, der Weihnachten erfand 10.00,<br />
15.30; Verschwörung 10.15, 18.00; Cold War: Der<br />
Breitengrad der Liebe 13.00; Ballon 13.00; Juliet,<br />
Naked 13.15, 20.00; Der Grinch 15.00, 18.00,<br />
20.15; Alexander McQueen 15.30; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 17.30; Der marktgerechte Patient<br />
20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.00, 17.10, 20.15; Die Unglaublichen II 14.00;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 14.30,17.15;<br />
Der Grinch 14.30, 17.30; 100 Dinge 14.30, 17.15,<br />
20.00; Tabaluga 14.45, 17.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.45; 3D: Der Grinch 15.00,<br />
17.00, 20.00; Bohemian Rhapsody 16.45, 19.50;<br />
Unknown User 2: Dark Web 17.30, 20.15; Widows<br />
19.45; Venom 19.45; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 19.50<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Elliot, das kleinste Rentier<br />
17.00; Gundermann 18.45; Visionär Filmfestival,<br />
Monthly screening: Rafiki (OmenglU) 21.00; An den<br />
Rändern der Welt (OmU) 18.00; Der Dolmetscher<br />
20.00; Berlin Excelsior (OmenglU) 22.00<br />
Babylon (✆ 242 5969) KinderWagenKino: Reise<br />
nach Jerusalem 11.00; Rams (OmenglU) 17.30;<br />
Cinema! Italia!: Tutto quello che vuoi –Alles was<br />
Du willst (OmU) 18.00; Das Dorf der Vergesslichen<br />
18.30; Gaspar Noe: Love (OmU) 19.15; Climate<br />
Warriors 20.00; Cinema! Italia!: Taranta on the<br />
Road (OmU) 20.15; Gaspar Noe: Enter the Void<br />
(OmU) 21.30; Cinema! Italia!: Im Gleichgewicht –<br />
L‘equilibrio (OmU) 21.45; 2001: Odyssee imWeltraum<br />
–2001:ASpace Odyssey (OmU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) The<br />
Cakemaker (OmU) 14.00; Wildhexe 16.15; Das<br />
krumme Haus (OmU) 18.30; Under the Silver Lake<br />
(OmU) 21.00; Cinefete: Demain et tous les autres<br />
jours (OmU) 10.15; Elliot, das kleinste Rentier<br />
13.15; Under the Silver Lake (OmU) 15.00; Suspiria<br />
(OmU) 18.00; AStar Is Born (OmU) 21.15<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 11.00; Der Grinch<br />
11.10, 13.40, 17.15; 100 Dinge 11.20, 14.20,<br />
17.30, 19.50, 22.50; Tabaluga 11.30, 14.10,<br />
16.40; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 11.40, 14.30, 17.00, 20.30, 22.50;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 11.50; Elliot,<br />
das kleinste Rentier 12.00; 3D: Der Grinch 12.15,<br />
14.50, 17.45, 20.15; AStar IsBorn 13.00;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.30, 16.10, 19.30, 22.20; Der Vorname 14.20;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 15.00;<br />
Das krumme Haus 16.10; Night School 17.10,<br />
23.00; Unknown User 2: Dark Web 17.40, 20.20,<br />
23.10; Bohemian Rhapsody 19.00; Full Circle –<br />
Last Exit Rock NRoll 19.45; Widows 20.00, 23.00;<br />
Nur ein kleiner Gefallen 20.10; Peppermint: Angel<br />
of Vengeance 23.15; Anna und die Apokalypse<br />
23.15<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Was uns nicht<br />
umbringt 14.45; #Female Pleasure (OmU) 17.30;<br />
Widows (OmU) 19.30, 22.15; Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 15.00; Climax (OmU) 19.45; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 21.45; Reise nach Jerusalem<br />
(DFmenglU) 14.30; Astrid (OmU) 17.00,<br />
19.30; Juliet, Naked (OmU) 22.00; Alexander Mc-<br />
Queen (OmU)14.30, 19.00; Jota: Mehrals Flamenco<br />
(OmU) 17.00; Climax (OmU) 21.30; Cold War:<br />
Der Breitengrad der Liebe (OmU) 15.00, 17.00,<br />
19.00;The House That Jack Built (OmU) 21.00<br />
International (✆ 24 75 60 11) Cold War: Der Breitengrad<br />
derLiebe 16.50; AllCreatures Welcome (m.<br />
Gästen) 19.30; Climax (OmU) 22.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Ohrfeigen 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
100 Dinge 14.00, 16.50, 19.45; Müslüm (OmU)<br />
14.10, 16.45, 19.55; Der Grinch 14.15, 14.45,<br />
17.10; 3D: Der Grinch 14.20,19.30; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 14.30, 17.30; Tabaluga<br />
15.00, 17.45; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
15.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 16.00, 19.30; Unknown User 2: Dark<br />
Web 17.00, 20.15; Hedefim Sensin (OmU) 17.00,<br />
19.45; Night School 17.15, 19.30;Widows 20.00;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
–Fantastic Beasts: The Crimes ofGrindelwald (OF)<br />
20.00<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Reise nach Jerusalem<br />
(OmenglU) 16.00; Matangi /Maya /M.I.A. (OmU)<br />
18.10; Die Erbinnen –Las herederas (OmU) 20.00;<br />
Loro –Die Verführten (OmU) 21.45<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Suspiria (OF) 17.15;<br />
Suspiria (OmU) 20.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 17.30, 20.30; BlacKkKlansman (OmU)<br />
17.30, 20.30; Cold War: Der Breitengrad der Liebe<br />
17.50, 20.00; Alexander McQueen (OmU) 16.40;<br />
Jota: Mehr als Flamenco (OmU) 19.00; Bad Times<br />
at the ElRoyale (OmU) 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen –Fantastic Beasts:<br />
The Crimes of Grindelwald (OmU) 17.00, 20.00;<br />
Under the Silver Lake (OmU) 17.30,20.30, 22.30;<br />
Widows (OmU) 16.40, 19.30, 22.30; The House<br />
That Jack Built (OmU) 17.30, 20.50; Aufbruch zum<br />
Mond –First Man (OmU) 16.40; Bohemian Rhapsody<br />
(OF) 19.40<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.00, 17.05; 100 Dinge 14.10, 16.50, 20.00;Der<br />
Grinch 15.00, 20.10; 3D: Der Grinch 17.25; 3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
19.45<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Matangi /Maya /M.I.A.<br />
(OmU) 12.00; AnElephant Sitting Still –Daxiang<br />
xi di er zuo (OmenglU) 12.10; November (OmU)<br />
14.00;Petterssonund Findus16.20; Climax (OmU)<br />
17.00;Touch Me Not (OmU) 18.40; Die Erbinnen –<br />
Las herederas (OmU) 19.00; Under the Silver Lake<br />
(OmU) 21.00; Climax (OmenglU) 21.10<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Der Grinch<br />
14.00, 16.00; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
15.15; Bohemian Rhapsody 17.30; Astrid 18.00,<br />
20.20; 25km/h 20.40<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Ava<br />
17.00; Ökofilmtour: Eldorado (m. Gast u.Filmgespräch)<br />
19.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Cold War:<br />
Der Breitengrad der Liebe 13.00; Der Vorname<br />
13.30; Astrid 14.00, 16.30; Phantastische Tierwesen:Grindelwalds<br />
Verbrechen 15.00, 17.45, 20.30;<br />
Das krumme Haus 15.00; 25 km/h 15.30; Afabrica<br />
de nada (OmU) 17.30; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 18.00; The House That Jack Built 20.45;<br />
Under the Silver Lake 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.30, 16.50, 19.20; Der Grinch 13.30, 16.45;<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.45, 16.20, 19.45; Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 13.45; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.00; 3D: Der Grinch 14.00, 20.00;<br />
Tabaluga 14.15, 17.00; 100 Dinge 14.15, 17.20,<br />
20.15;Widows 16.30, 19.45; Bohemian Rhapsody<br />
16.30, 19.50; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 17.10; Nur ein kleiner Gefallen 19.30; 25<br />
km/h 20.20
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 25 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
KLASSIK<br />
Auferstehungs-Symphonie:13. /14. 12.,<br />
20 Uhr,15. 12., 19 Uhr,Philharmonie,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Beethoven-Quartette 13. 12., 20 Uhr,<br />
Kammermusiksaal der Philharmonie<br />
Strauss-Fanfare 14. 12., 19 Uhr,16. 12.,<br />
16 Uhr,Konzerthaus, Gendarmenmarkt<br />
Messiah 15.12., 14 Uhr,16.12.,<br />
20 Uhr,Philharmonie<br />
Beethoven-Sonaten 15. 12., 19 Uhr,<br />
Pierre-Boulez-Saal, Französ. Str.33D<br />
El Niño 15. 12., 20 Uhr,Konzerthaus<br />
Wiener Philharmoniker 18. 12., 20 Uhr,<br />
Konzerthaus<br />
IMAGO<br />
und erhebt eure Häupter, weil sich<br />
eureErlösung naht.“ Mahlers spektakuläre<br />
Weltuntergangsmusik, gefolgt<br />
vonErlösungschören samt Orgel und<br />
Glocken sprechen von einer Sehnsucht,<br />
die auch zum Advent passt.<br />
Die meisten Konzertveranstalter<br />
weichen derlei konfessorischen Verlegenheiten<br />
aus. Das Konzerthaus<br />
beginnt am Freitag mit seiner Hommage<br />
an die Wiener Philharmoniker,<br />
wobei die Gestaltung des Auftaktkonzerts<br />
mit zwei Ungarneine nette<br />
K.u.k.-Pointe ist: Iván Fischer dirigiert<br />
das Konzerthausorchester,<br />
András Schiff ist der Solist in Brahms’<br />
Zweitem Klavierkonzert; drumherum<br />
gruppieren sich Schuberts<br />
Vierte Symphonie und die „Fanfare<br />
für die Wiener Philharmoniker“ von<br />
Richard Strauss, ein zweiminütiges,<br />
inspirationsfreies Kuriosum für 24<br />
Blechbläser und Pauken im schmetternden<br />
Dauerfortissimo.AmDienstag<br />
sind die Wiener selbst zu Gast,<br />
unter Leitung von Riccardo Muti,<br />
undauch hier erklingt nur Musik mit<br />
Wien-Bezug, Mozarts Flötenkonzert<br />
in G-Dur und Bruckners Siebente.<br />
Bekannten sich die Wahl-Wiener<br />
Brahms und Bruckner zu Protestantismus<br />
beziehungsweise Katholizismus,<br />
stand ihre kompositionsgeschichtliche<br />
Bezugsgröße Ludwig<br />
van Beethoven religiösen Bekenntnissen<br />
distanziert gegenüber; den<br />
beiden Messen zum Trotz war Beethovens<br />
Freiheitsemphase mit kirchlicher<br />
Bindung kaum zu vermitteln.<br />
DerGott der„Missa solemnis“ ist wie<br />
die im „Dankgesang“ des a-Moll-<br />
Quartetts adressierte „Gottheit“ tatsächlich<br />
jene „spirituelle Dimension“,<br />
die man aus Händels „Messiah“<br />
erst destillieren muss.<br />
Zwei Konzerte feiernBeethoven–<br />
Daniel Barenboim setzt seinen Sonaten-Zyklus<br />
fort, das Cuarteto Casals<br />
ist mit zwei späteren Werken zu<br />
Gast. Sowohl in der von Barenboim<br />
gespielten „Hammerklavier“-Sonate<br />
wie auch im Streichquartett f-Moll<br />
op. 95 gibt es langsame Sätze, die<br />
man aufgrund ihrer raumgreifenden<br />
Innigkeit als Gebete bezeichnen<br />
könnte,gerichtet an einen Gott,dem<br />
man weder Kirchen baut noch Messen<br />
singt. Und sowohl die Fuge am<br />
Ende der Hammerklavier-Sonate<br />
wie die Große Fuge op. 133 feiern<br />
dann wieder den prometheischen<br />
Menschen.<br />
Gespräch<br />
Lesen<br />
und<br />
lesen lassen<br />
Manche Menschen mögen<br />
keine privaten Lesezirkel<br />
(weil diese regelmäßig sind<br />
und sich sowieso immer die<br />
Buchwünsche der anderen<br />
durchsetzen), würden sich<br />
aber dennoch gerne mal über<br />
Literatur austauschen oder<br />
Anregungen erhalten. Sie<br />
könnten sie sich von ihrer<br />
BVG-App heute den Weg zur<br />
Mark-Twain-Bibliothek anzeigen<br />
lassen. Denn dort findet<br />
an jedem sechsten Mittwoch<br />
die Veranstaltung „Schwebende<br />
Bücher“ statt, in der<br />
man sich mit den Bibliothekarinnen<br />
über neue und alte Bücher<br />
unterhalten und diese<br />
dann auch ausleihen kann.<br />
Der Titel kommt daher, dass<br />
die zu behandelnden Exemplare<br />
an einer Leine aufgehängt<br />
werden,von wo man sie<br />
sich dann wohl herunterzupft.<br />
Und amEnde wird immer ein<br />
aktuelles Kinderbuch vorgelesen.<br />
Gemütlich. PetraKohse<br />
Schwebende Bücher,18–20 Uhr,<br />
in der Mark-Twain-Bibliothek,<br />
Marzahner Promenade 55<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: DieEchse –Echsperimente (Michael Hatzius<br />
&Die Echse)<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: DieLiveShow<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30: Gute Wahl (DieGorillas)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Deutschland sucht den Weihnachtsmann<br />
(Lars Kemter,Susanne Menner)<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
18.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />
Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />
20.00: Ich find’slustig. Es geht weiter! (Sascha<br />
Grammel)<br />
UdK Konzertsaal Hardenbergstraße<br />
(✆ 31 85 23 74) 20.00: Endlich(Eckartvon<br />
Hirschhausen)<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Staunen – Circus of Stars<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Wonach sieht’s denn aus?!?! (KayRay)<br />
KLASSIK<br />
Konzertsaal Zellestraße (Zellestr.12)<br />
18.30: Schüler*innen der Musikschule–Konzertder<br />
Bläser*innen<br />
Musikinstrumenten-Museum (✆ 25 48 11 78)<br />
15.30: Jour fixe –MusikamNachmittag<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
20.00: Philharmonischer Chor Berlin, Preisträger des<br />
5. Talente Campus des Philharmonischen Chors, KammersymphonieBerlin,<br />
Ltg.Jörg-Peter Weigle, Johann<br />
Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium, Kantaten 1-3;<br />
„GloriainexcelsisDeo“,Kantate<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />
20.00: Ana de laVega(Flöte), Milana Chernyavska<br />
(Klavier), Bach: Sonate g-Moll;Mozart: Sonate<br />
G-Dur,Sonate e-Moll;Poulenc: Sonate; Beethoven:<br />
Serenade D-Dur op. 41; Saint-Saens: Romanze op.<br />
37; Bizet: Carmen-Fantasie<br />
Schloss Charlottenburg –Große Orangerie<br />
(✆ 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz Orchester,<br />
Meisterwerkedes Barock,Werkevon Vivaldi, Pergolesi<br />
&Bach, mitMenü<br />
St. Pauls-Kirche Wedding (✆ 465 27 80)<br />
19.00: Michael Bernecker,Orgel satt, Noël –<br />
Weihnachtliche Orgelmusikund Kulinarisches<br />
UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />
19.30: Corporate Concert–Moderierte Kammermusik<br />
mitStudierenden<br />
Villa Elisabeth (✆ 44 04 36 44)<br />
20.00: AsianArtEnsemble, Gegenübergestellte ZeitIV,<br />
Zwischen Neuer Musikund Weltmusik<br />
Wabe (✆ 902 95 38 50)<br />
21.00: Contagious, Club trifft auf Klanglabor,tanzbare<br />
auf experimentelleMusik<br />
KINDER<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
16.00 Studio: Jan und Henry, Theater Lichtermeer,<br />
Musiktheater<br />
Charlottchen (✆ 324 47 17)<br />
16.00: Wusel und der goldene Ring,Puppentheater<br />
Katinchen (ab 3bis 8J.)<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
16.00: Spiel mitder Zeit (ab5J.)<br />
Glaspalast auf dem Pfefferberg (✆ 939 35 85 55)<br />
17.30: Dornröschen /Rapunzel<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
11.00: Der Zauberer vonOz, Märchenoper<br />
Späth’sche Baumschulen (✆ 63 90 03 32)<br />
17.00 Märchenhütte: Märchenzauberei,Jan Dober,<br />
4<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Pünktchenund Anton (ab 10 J.)<br />
11.00: Indir schläft einTier(ab 8J.)<br />
Urania (✆ 218 90 91)<br />
11.00, 16.30: Der Zauberer vonOz, Kinder Musical<br />
Theater<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
20.00: Tiere streichelnMenschen –Die Actionlesung,<br />
Martin„Gotti“Gottschild, Sven vanThom und Gast<br />
Lessing-Haus (Nikolaikirchpl.7)<br />
18.00: Königsberg/Kaliningrad –Kirchen, Kapellen<br />
und Synagogen, Heinz Ney, Buchvorstellung Mod.:<br />
Detlef W. Stein<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Funnyvan Dannen<br />
Thalia-Buchhandlung im ForumKöpenick<br />
(✆ 656 67 10) 14.00: Neulich inBerlin–Kurioses<br />
aus dem Hauptstadt-Kaff, Torsten Harmsen,<br />
Signierstunde<br />
Tschechisches Zentrum (✆ 206 09 89 11)<br />
19.00: Lido di Dante, Petr Borkovec,mit Gespräch<br />
ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />
20.00 Wolfgang Neuss Salon: Achtung,hierspricht<br />
der Weihnachtsmann!, Thomas Gsella,<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: RobertLandfermann Quintet feat. JimBlack<br />
(dr)<br />
ART Stalker (✆ 22 05 29)<br />
20.00: Monique ter Steege, Guido Martin, Michael<br />
Schulz, Frank Andersohn, Session-Zeit<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
19.00: ApolloBrown &Suff Daddy<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
21.00: Oshun<br />
Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />
19.30: VintageJazz Trio, The EarlyDaysofJazz<br />
Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />
20.00: Parcels<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: Alexander Knappe, Ohne Chaos keineLieder<br />
Ernst-Reuter-Saal (✆ 902 94 22 22)<br />
20.00: Ian Paice(Deep Purple) feat. Purpendicular<br />
Funkhaus Berlin (✆ 12 08 54 16)<br />
20.30: NilsFrahm<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
19.00: JorgeBlanco +The 8th Wonder<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Ulrich Tukur &die Rhythmus<br />
Boys, Grüß mirden Mond<br />
Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
20.30: As ILay Dying,Erra, Bleed From Within<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
21.00: KidSimius<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Medicine Boy +Sneers<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: TimNeuhaus mitBand<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Godmother +JackieCharles<br />
Silent Green Kulturquartier (✆ 46 06 73 24)<br />
20.00: Mauli<br />
St. Elisabeth-Kirche (✆ 44 04 36 44)<br />
20.00: AsianArt Ensemble,Gegenübergestellte Zeit IV<br />
Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />
21.00: AllThe Suns<br />
Zitadelle Spandau (✆ 35 49 44 29 7/)<br />
19.00Gotischer Saal:Schalala, das Mitsingding<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt, Evan &Friends<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
9 00 O<br />
KINO<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Astrid<br />
14.45, 17.30, 20.15; Tabaluga 13.45, 15.45; Widows<br />
(OmU) 17.50, 20.40; Jota: Mehr als Flamenco<br />
(OmU) 15.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 17.00, 20.00; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 15.00; Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe 17.00; Climax (OmU) 19.00; Under<br />
the Silver Lake (OmU) 21.10; Der Grinch 14.00,<br />
16.00; Gundermann 18.00; 25 km/h 20.45<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />
Tabaluga 13.45, 17.15; 3D: Der Grinch 13.50,<br />
17.20; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
14.00; Roma (OmU) 14.00; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 14.00; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 14.00; Die unglaubliche<br />
Reise des Fakirs, der in einem Kleiderschrank<br />
feststeckte 14.15; Der Grinch 14.20, 16.45; Astrid<br />
16.15, 19.30; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 16.20, 19.30; Der Trafikant<br />
16.20; Cold War: Der Breitengrad der Liebe 16.30,<br />
19.10; Der Vorname 16.40; Under the Silver Lake<br />
19.00; Das krumme Haus 19.00; 25 km/h 19.00;<br />
Widows 19.45; Bohemian Rhapsody 19.45; Climax<br />
(OmU) 21.30; The House That Jack Built (OmU)<br />
21.45; Loro –Die Verführten (OmU) 21.45; Under<br />
the Silver Lake (OmU) 22.15; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 22.30;Widows (OmU) 22.45;Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen – Fantastic<br />
Beasts: The Crimes of Grindelwald (OmU) 22.45;<br />
Verschwörung –The Girl in the Spider‘s Web (OmU)<br />
22.50<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Der Dolmetscher –The<br />
Interpreter (OmU) 17.00; Arkona, Rethra, Vineta<br />
–Reise zu versunkenen Orten 19.00; Leto (OmU)<br />
21.15<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Das Entschwinden<br />
–Verdwijnen(OmU) 17.30; Salamander 19.00;<br />
Blaue Bohnen für ein Halleluja (OmenglU) 20.30;<br />
ColdWar: Der Breitengrad der Liebe (OmU) 22.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Die<br />
Unglaublichen II 14.15; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 14.20, 16.50, 19.45,<br />
22.30; Der Grinch 14.20, 17.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.25; 3D: Der Grinch 14.25,<br />
19.55; Les affames –Die Ausgehungerten 14.30;<br />
100 Dinge 14.30, 17.15, 20.00, 22.50; Elliot, das<br />
kleinste Rentier 14.35; Tabaluga 14.50, 17.10; Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 15.00; Bohemian<br />
Rhapsody 16.40, 20.00; Widows 16.45,19.40,<br />
22.30; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 16.45; Nur ein kleiner Gefallen 17.05,<br />
20.00;<br />
Unknown User 2: Dark Web 17.30, 20.00, 22.45;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.30;<br />
Under the Silver Lake 19.40, 22.30; 25 km/h<br />
19.50, 23.00; Operation: Overlord 22.40; Bad<br />
Times atthe El Royale 22.45; Peppermint: Angel of<br />
Vengeance 23.00<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/7030200) Das krumme<br />
Haus 13.30; 3D: PhantastischeTierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 13.40, 16.30, 19.30; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 13.50; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.00, 17.15,<br />
20.30; Der Grinch 14.15, 16.50, 20.15; Der Vorname<br />
14.30; 100 Dinge 14.30,17.10,20.00; 3D:<br />
Der Grinch 14.50, 17.30; Tabaluga 15.00, 17.30;<br />
Abgeschnitten 16.20; 3D: Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 17.00; Unknown User 2: Dark Web<br />
17.20,20.20; 25 km/h 19.40; Nur ein kleiner Gefallen<br />
19.45; Bohemian Rhapsody 19.50; Widows<br />
20.10<br />
SCHÖNEBERG<br />
CinemaamWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04) 25<br />
km/h 15.00;AStar Is Born 17.25, 20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Der Trafikant 18.00; A<br />
Star IsBorn 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Widows (OmU) 17.30,<br />
20.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Alexander McQueen<br />
(OmU) 18.00; Sauvage (OmU) 20.30<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11)Tabaluga<br />
10.00,12.20,15.00,17.25; PhantastischeTierwesen:Grindelwalds<br />
Verbrechen 10.00, 12.50, 16.10,<br />
19.30; Die Unglaublichen II 10.00; Der Grinch<br />
10.00, 12.15, 14.40, 17.15; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal 12.00,15.00; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 12.40; 100 Dinge14.50,17.00,<br />
19.40; 3D: Der Grinch 17.30; Bohemian Rhapsody<br />
19.50; Unknown User 2: Dark Web 20.00; 3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
20.00<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Grüner wirdís nicht 13.00; Ballon 15.15; 25 km/h<br />
17.45; Der Vorname 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Der Vorname 14.20;<br />
Bohemian Rhapsody 16.45, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
10.00, 12.50, 16.00, 19.30, 22.20; Gänsehaut<br />
2: Gruseliges Halloween 10.00; Elliot, das kleinste<br />
Rentier 10.00, 12.10; Die Unglaublichen II 12.00;<br />
JohnnyEnglish: Man lebt nurdreimal12.05,15.00;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 12.10, 14.40,<br />
16.45; Der Grinch 12.10, 14.35, 17.05; Tabaluga<br />
12.20, 14.40, 17.00; 3D: Der Grinch 14.10,<br />
17.30, 20.00; 100 Dinge 14.25, 17.10, 19.30,<br />
22.40; Unknown User 2: Dark Web 17.15, 19.45,<br />
23.00; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 19.30, 22.45; Widows 19.45, 22.40;<br />
Aufbruch zum Mond 19.50; Verschwörung 22.45;<br />
The Nun 22.55<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Tabaluga<br />
15.45, 18.15; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 15.45; Der Grinch 15.45; 100<br />
Dinge 15.45, 18.00, 20.30; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 17.45, 20.30;<br />
3D: Der Grinch 18.30; Bohemian Rhapsody 20.30;<br />
Abgeschnitten 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Leo McCarey: Kurzfilme<br />
mit Stan Laurel & Oliver Hardy (EngZt; m.Live-<br />
Musikbegleitung) 20.00; Magical History Tour: Die<br />
Wanderschauspieler –OThiassos (OmU) 19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Der Grinch 12.30,15.15,17.20; 100 Dinge 12.30,<br />
14.00, 17.10, 19.40, 22.50; Tabaluga 12.45,<br />
14.10, 17.00; Venom 13.00; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 13.00, 17.00,<br />
18.00, 20.30; Unknown User 2: Dark Web 13.10,<br />
17.10, 20.00, 23.00; Die Unglaublichen II 13.15,<br />
16.10;Johnny English: Man lebt nur dreimal 13.20,<br />
17.10; Night School 13.30, 16.15, 19.15, 22.10;<br />
Elliot, das kleinste Rentier 13.50; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 13.50, 16.50, 19.50;<br />
Bohemian Rhapsody 13.50, 16.00, 20.20, 22.55;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.00,16.00, 19.30,22.30; 3D: DerGrinch 14.10,<br />
16.50, 19.50, 23.00; Verschwörung 16.00, 22.40;<br />
Astrid 16.00, 19.20; Der Vorname 16.30, 19.30;<br />
Das krumme Haus 16.30; Aufbruch zum Mond<br />
16.50,20.15; Widows 16.55, 19.50, 22.50; AStar<br />
Is Born 19.10; Nur ein kleiner Gefallen 19.20; Under<br />
the Silver Lake 19.30, 23.00; Hedefim Sensin<br />
(OmU) 19.30, 22.30; 25 km/h 19.40; Anna und<br />
die Apokalypse 20.20, 23.00; Peppermint: Angel of<br />
Vengeance 21.15;The House That Jack Built22.10;<br />
Deliler (OmU) 22.20; Bad Times atthe El Royale<br />
22.30; Halloween 22.40<br />
CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Phantastische Tierwesen II (OF) 13.30, 16.00,<br />
20.00, 23.15; Johnny English (OF) 13.30; 3D: Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche (OF) 13.30; 3D:<br />
Der Grinch –The Grinch (OF) 13.30, 16.30; Nur ein<br />
kleiner Gefallen (OF) 13.40; DerGrinch (OF) 13.40,<br />
17.10, 20.20; 3D: Phantastische Tierwesen II (OF)<br />
13.45, 15.45, 20.00, 23.15; Roma (OmenglU)<br />
14.00; Das krumme Haus (OF) 15.50; Bohemian<br />
Rhapsody (OF) 16.00, 20.10; Unknown User<br />
2: Dark Web –Unfriended: Dark Web (OF) 16.50,<br />
20.35,23.10; Aufbruch zum Mond –First Man (OF)<br />
20.00; Widows (OF) 20.10, 23.15; The House That<br />
Jack Built (OF) 22.45; Under the Silver Lake (OF)<br />
23.00; Climax (OmenglU) 23.15<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 0200) 3D: Galapagos<br />
11.00; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 12.30; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic Beasts:<br />
The Crimes of Grindelwald (OF) 15.40, 20.00,<br />
23.15<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Leto (OmU)<br />
17.30; November (OmU) 20.00; In My Room 22.10<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 1650) Unknown User 2: Dark Web<br />
10.00, 12.00, 18.00, 20.15, 22.45; Tabaluga<br />
10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Elliot, das kleinste<br />
Rentier 10.00, 12.00, 14.00; Der Grinch 10.00,<br />
12.00, 14.00, 16.00, 18.00; 100 Dinge 10.00,<br />
12.30, 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.00,<br />
17.00; Der Nussknacker und die vier Reiche 16.00,<br />
18.00; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 20.00, 22.00; 3D: Der Grinch 20.00;<br />
Bohemian Rhapsody 20.15; Peppermint: Angel of<br />
Vengeance 22.30<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Der Trafikant 16.00;<br />
Wuff 18.15; Mackie Messer 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.00, 16.35, 19.30; Der Vorname 14.00;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 14.00; Der<br />
Grinch 14.00, 17.10, 20.00; 100 Dinge 14.15,<br />
16.45, 19.45; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 14.30, 17.00, 20.10; Johnny<br />
English: Manlebtnur dreimal14.30;3D: Der Grinch<br />
14.30, 17.40; Tabaluga 14.40, 17.00; Bohemian<br />
Rhapsody 16.50, 20.00; Das krumme Haus 17.00;<br />
Unknown User 2: Dark Web 17.30, 20.15; Nur ein<br />
kleiner Gefallen 19.30; AStar IsBorn 19.40; Widows<br />
20.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.10,16.30,19.45; Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 14.20; Tabaluga 14.30, 17.30; Der Grinch<br />
14.30, 17.00; 100 Dinge 14.40, 17.30, 20.00;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 15.00; 3D:<br />
Der Grinch 15.10, 20.00; Müslüm (OmU) 17.00,<br />
19.30; Hedefim Sensin (OmU) 17.10,20.00; Unknown<br />
User 2: Dark Web 17.25, 20.15; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic<br />
Beasts: The Crimes of Grindelwald (OF) 19.35<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 1976) French<br />
Connection: Corniche Kennedy 19.00; Wildes Herz<br />
20.45<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Domino 18.00; Die<br />
Erbinnen –Las herederas (OmU) 20.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00)Spatzenkino: Schöne<br />
Bescherung 10.00; Pettersson und Findus: Das<br />
schönste Weihnachten überhaupt 14.30; Astrid<br />
16.30, 19.15; Elliot, das kleinste Rentier 10.15,<br />
15.00; Astrid 12.15; Das krumme Haus 17.00;<br />
Gundermann 19.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Der Trafikant<br />
15.30; Juliet,Naked 18.00; 25km/h 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Der alte deutsche<br />
Film: Drei Männer imSchnee 15.45; Charles<br />
Dickens: Der Mann, derWeihnachten erfand 17.45;<br />
Cold War: Der Breitengrad der Liebe (OmU) 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Der Klang der Stimme 18.00;<br />
Cinema! Italia!: Im Gleichgewicht – L‘equilibrio<br />
(OmU) 20.30<br />
Capitol (✆ 831 6417) Astrid 15.30, 20.30; Cold<br />
War: Der Breitengrad der Liebe 18.10<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)Ava<br />
17.00; Ökofilmtour: Eldorado (m. Gast u. Filmgespräch)<br />
19.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Cold War:<br />
Der Breitengrad der Liebe 13.00; Der Vorname<br />
13.30; Astrid 14.00, 16.30; Phantastische Tierwesen:<br />
GrindelwaldsVerbrechen15.00, 17.45, 20.30;<br />
Das krumme Haus 15.00; 25 km/h 15.30; Afabrica<br />
denada (OmU) 17.30; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 18.00; The House That Jack Built 20.45;<br />
Under the Silver Lake 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.30, 16.50, 19.20; Der Grinch 13.30, 16.45;<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.45, 16.20, 19.45; Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 13.45; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.00; 3D: Der Grinch 14.00, 20.00;<br />
Tabaluga 14.15, 17.00; 100 Dinge 14.15, 17.20,<br />
20.15;Widows 16.30, 19.45; Bohemian Rhapsody<br />
16.30, 19.50; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 17.10; Nur ein kleiner Gefallen 19.30; 25<br />
km/h 20.20<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 15.00; Tabaluga<br />
17.15; Der Nussknacker und die vier Reiche 19.30<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.00, 17.00, 19.30; 100 Dinge 14.00, 17.00,<br />
19.50; A Star Is Born 14.10; Tabaluga 14.15,<br />
16.40;Der Nussknacker unddie vierReiche 14.20;<br />
3D: DerGrinch14.20,16.50;PhantastischeTierwesen:Grindelwalds<br />
Verbrechen 14.30, 17.30, 20.00;<br />
DerGrinch14.45, 17.20, 19.50; Elliot, das kleinste<br />
Rentier15.00; DasHausder geheimnisvollen Uhren<br />
15.00; Night School 17.15; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 17.15; Der Vorname 17.40;<br />
Unknown User 2: Dark Web 17.45, 19.45; Nur ein<br />
kleiner Gefallen20.00;Klassentreffen 1.0–Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 20.10; 25 km/h<br />
20.10; Bohemian Rhapsody 20.15; Widows 20.30<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 5454) 100<br />
Dinge 15.45, 18.00, 20.30; Der Grinch 15.45; Tabaluga<br />
15.45; 3D: Tabaluga 18.15; 3D: Der Grinch<br />
18.15; Bohemian Rhapsody 20.30; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.45; 100 Dinge 15.00, 17.15, 20.15; Tabaluga<br />
15.15, 17.40; Der Grinch 15.30, 17.30; 3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
17.45, 20.00; Bohemian Rhapsody 19.45; 25<br />
km/h 20.30<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Der Grinch 16.00; 3D: Der Grinch 18.00; 25 km/h<br />
20.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Elliot, das<br />
kleinste Rentier 14.45; Der Grinch 15.45; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.45;<br />
3D: Der Grinch 18.00; 25 km/h 19.30; Bohemian<br />
Rhapsody 20.15
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 1 2. Dezember 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
DOKUS<br />
Amazon,<br />
Alibaba und<br />
Alternativen<br />
VonTorsten Wahl<br />
Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />
der vernetzten<br />
Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />
den technischen Veränderungen?<br />
Und was bringt die Zukunft für die<br />
Menschheit? Die Fernsehsender gehen<br />
in Dokumentationen wöchentlich<br />
den wichtigsten Fragen nach.<br />
Drei Empfehlungen:<br />
Wachstum als Obsession. Jeder Tag<br />
muss wie der erste sein! So schwört<br />
Amazon-Chef Jeff Bezosseine Mitarbeiter<br />
auf das permanente Wachstum<br />
ein. Die Reportage von David<br />
Carr-Brown beleuchtet kritisch den<br />
„unaufhaltsamen Aufstieg“ des Unternehmens,<br />
das 1993 in einem<br />
Wohnhaus in Seattle begründet<br />
wurde und dessen Zentrale heute<br />
von einem künstlichen Regenwald<br />
umgeben ist. Insider und Netzpioniere<br />
diskutieren, welche libertären<br />
Philosophien Jeff Bezos und Co antreiben,<br />
unter welchen Bedingungen<br />
die Mitarbeiter schuften müssen<br />
und welchen Preis letztlich die Gesellschaft<br />
für die günstigen Amazon-<br />
Preise zahlt. (Sendetermin: Der unaufhaltsame<br />
Aufstieg von Amazon,<br />
14.12., um 9.35 Uhr, auf Arte)<br />
Praktische Datenverwertung: ein Warenlager<br />
von Amazon.<br />
AFP<br />
Alternativen zu Amazon. Die SWR-<br />
Reportage blickt aus der Perspektive<br />
deutscher Einzelhändler auf das<br />
„System Amazon“, zeigt welch starken<br />
Druck das US-Unternehmen auf<br />
die Teilnehmer seines „Marketplaces“<br />
ausübt. Autor Andreas Bernandi<br />
sucht aber auch nach Alternativen,<br />
findet sie in lokalen und regionalen<br />
Netzwerken, die keine horrenden<br />
Provisionen abführen müssen und<br />
sogar Kunden in die Läden zurückholen.<br />
(Sendetermin: Das System<br />
Amazon, 14. 12., 20.15 Uhr, auf 3Sat)<br />
China als Vorreiter? Künstliche Intelligenz,<br />
Gesichtserkennung, Smart<br />
Citys – China drängt in rasantem<br />
Tempo in die digitale Zukunft. Das<br />
Reich verfügt dank seiner riesigen<br />
Bevölkerung über eine Unmenge an<br />
Daten –und pfeift auf Datenschutz.<br />
ARD-Korrespondent Mario Schmidt<br />
testet, wie sich dies im Alltag anfühlt.<br />
Welche Möglichkeiten haben Staat<br />
und Firmen, um Bürger zu überwachen<br />
und zu analysieren? Wie realisieren<br />
Unternehmen dank Big Data<br />
für die Kunden maßgeschneiderte<br />
Angebote? Undwas wirddas für eine<br />
Welt, in der Kameras jeden Menschen<br />
überall und sofortfinden können?<br />
(Sendetermin: Unsere digitale<br />
Zukunft? China auf der Überholspur,<br />
15.12., 16.30 Uhr, in der ARD)<br />
Torsten Wahl<br />
hat im TV-Programm die digitalen<br />
Themen gefunden.<br />
Mit Computerwaffen Frieden schaffen<br />
Der <strong>Berliner</strong> Wissenschaftler Adam Harvey hat eine Software entwickelt, die Kriegsverbrechen aufdeckt<br />
VonAdrian Lobe<br />
Die Kombination von<br />
Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) und Krieg ruft häufig<br />
Assoziationen an autonome<br />
Waffensysteme hervor, die<br />
emotionslos und mit chirurgischer<br />
Präzision töten. Namhafte Wissenschaftler<br />
aus aller Welt haben zu einem<br />
Verbot sogenannter Killerroboter<br />
aufgerufen. „Sograusam werden<br />
Kriege durch Künstliche Intelligenz“,<br />
titelte etwa ein<br />
News-Portal. Dass diese Sichtweise<br />
möglicherweise verkürzt ist, beweist<br />
ein aktuelles Forschungsvorhaben<br />
aus Deutschland. Der in<br />
Berlin lebende Künstler und Computerwissenschaftler<br />
Adam Harvey<br />
hat im Rahmen des Projekts<br />
VFRAME (Visual Forensics and Metadata<br />
Extraction) eine Bilderkennungssoftware<br />
entwickelt, die illegale<br />
Waffenklassen wie etwa Streumunition<br />
auf Videobildernerkennt.<br />
Harvey trainierte dazu ein neuronales<br />
Netzwerk mit Videoaufnahmen<br />
aus dem syrischen Bürgerkrieg.<br />
Obwohl massenhaft Videomaterial<br />
zur Verfügung steht, das<br />
den Einsatz dieser heimtückischen<br />
Waffen, die beim Aufprall Hunderte<br />
von Splittern freisetzen, dokumentiert,<br />
war die Klassifizierung der Objekte<br />
kein leichtes Unterfangen.<br />
Denn: Streubombe ist nicht gleich<br />
Streubombe. Für die Objekterkennung<br />
sind pro Munitionsklasse<br />
rund 2000 Bilder notwendig.<br />
Betrachtung umkehren<br />
Um mehr Daten zu generieren, hat<br />
Harvey in Kooperation mit der Staatlichen<br />
Hochschule für Gestaltung<br />
Karlsruhe (HfG) 3D-Modelle russischer<br />
Submunition ausgedruckt.<br />
Konkret geht es um einen Hochschulbereich,<br />
der interessanterweise<br />
in einer alten Munitionsfabrik untergebracht<br />
ist, wo im Zweiten Weltkrieg<br />
Zwangsarbeiter Munition herstellen<br />
mussten.<br />
Dort, wo einst Waffen produziert<br />
wurden, sollen nun Techniken entwickelt<br />
werden, diese unschädlich<br />
zu machen. „Es hat einen unglaublich<br />
hohen Symbolwert, 3D-Modelle<br />
vonMunition in einer Schule zu drucken,<br />
die vormals eine Munitionsfabrik<br />
war“, sagt der an der HfG lehrende<br />
Medientheoretiker Matteo<br />
Pasquinelli. „KI ist oft eine Militärtechnologie.<br />
Wir müssen das Auge<br />
des Krieges umkehren.“<br />
Im vergangenen Jahr wurden 289 Menschen Opfer von Streubomben.<br />
Warum KI unsere Empathie nicht verdient<br />
GETTY<br />
Der Datensatz ist Open-Source,<br />
das heißt, jeder kann daran mitschreiben<br />
oder Daten hinzufügen.<br />
„Die Idee ist es, die Daten anderen<br />
Computerwissenschaftlern zur Verfügung<br />
zu stellen, die möglicherweise<br />
ein besseres Streumunitions-<br />
Erkennungsmodell entwickeln können“,<br />
so Harvey. ImMoment habe<br />
niemand diese Datenmengen. „Zusammen<br />
mit anderen Wissenschaftlern<br />
werden wir einen ,Modell-Zoo‘<br />
entwickeln, eine Sammlung von Erkennungsmodellen,<br />
die auf spezifischen<br />
Anforderungen von Menschenrechtsgruppen<br />
basieren.“ Harvey<br />
kooperiert dazu mit der Organisation<br />
Syrian Archive, die<br />
Menschenrechtsverbrechen in Syrien<br />
dokumentiertund Filmmaterial<br />
auf ihren Server archiviert.<br />
Zahlreiche Blindgänger<br />
Obwohl die Entwicklung, Herstellung<br />
undWeitergabe vonStreumunition<br />
seit 2010 verboten ist, werden<br />
die Waffen weiter eingesetzt –nicht<br />
zuletzt im Syrien-Krieg. Allein im<br />
vergangenen Jahr 2017 wurden 289<br />
Menschen durch diese Waffen getötet<br />
oder verletzt. 99 Prozent der Opfer<br />
waren Zivilisten, 62 Prozent davon<br />
Kinder. Das Problem: Bis zu40<br />
Prozent dieser Submunition explodieren<br />
nicht beim Aufprall. Auch<br />
nach Jahrzehnten können diese<br />
Blindgänger noch detonieren. Die<br />
riskante Räumung nicht explodierter<br />
Kampfmittelrückstände dauert<br />
Jahre und gefährdet auch das Leben<br />
der Helfer. Nicht immer können alle<br />
Rückstände in dem verseuchten Gebiet<br />
entschärft werden.<br />
Das KI-System könnte vor allem<br />
Minenräumern ein nützliches Werkzeug<br />
sein, Streumunition zu erkennen<br />
–und so Menschenleben zu retten.<br />
Harvey hofft, dass die Vereinten<br />
Nationen das Tool in Zukunft einsetzen.<br />
Perspektivisch könnten autonome<br />
Kampfmittelräumroboter<br />
durch Minenfelder fahren und mithilfe<br />
vonKameras und Sensorentechnik<br />
Munition entschärfen. Bis dahin<br />
ist es aber noch ein langer Weg. Zunächst<br />
müsse die Genauigkeit der<br />
Objekterkennung verbessertwerden,<br />
so Harvey. Dem Computerwissenschaftler<br />
geht es vorallem darum, das<br />
Drohgemälde der Killer-Roboter zu<br />
entschärfen und eine zivile Nutzung<br />
und Friedenslösung durch KI aufzuzeigen.<br />
Es ist nicht die Maschine,sondern<br />
der Mensch, der die Monstrosität<br />
vonKriegen ausmacht.<br />
Der Internet-Kritiker Jaron Lanier warnt vor der Manipulation durch Algorithmen als Gefahr für die Demokratie<br />
VonJulika Bickel<br />
Während seiner Rede miaut<br />
plötzlich sein Handy. Hastig<br />
schaltet Jaron Lanier das lila Smartphone<br />
aus.Der Klingelton käme von<br />
einer Katze mit dem Namen Potato,<br />
die dafür ein Extra-Leckerli bekam,<br />
erklärtder Technik-Visionär mit den<br />
Rastazöpfen später. „Ich möchte ja<br />
nicht die Daten einer Katzestehlen!“<br />
Lanier gehört zu den einflussreichsten<br />
Kritikern von Tech-Unternehmen<br />
wie Facebook und Google,<br />
denen er Meinungs- und Wählermanipulation<br />
vorwirft. Am vergangenen<br />
Montagabend hielt er im Allianz<br />
Forum am Pariser Platz die Willy<br />
Brandt Lecture 2018 zu der Frage:<br />
„Wem sollte die Zivilisation dienen?“<br />
Während desVortrags wirdschnell<br />
klar, dass die Frage nicht so leicht zu<br />
beantworten ist. Lanier kommt wie<br />
ein Philosoph oder Cyber-Guru daher,wenn<br />
er mit sanfter Stimme seine<br />
Zuhörer auffordert, sich einen Kreis<br />
der Empathie vorzustellen. Alles,was<br />
sich in dem Kreis befände, verdiene<br />
Empathie.Wer kein Rassist oder Homophober<br />
sei, zähle alle Menschen<br />
hinzu. Bakterien gehörten eindeutig<br />
nicht in den Kreis, aber was sei mit<br />
Jaron Lanier am Montagabend in Berlin<br />
anderen Tieren oder mit Föten? Ab da<br />
wirdesschwierig.<br />
In letzter Zeit dominierte unter<br />
den Tech-Firmen die Idee, Künstliche<br />
Intelligenz in den Empathie-<br />
Kreis mit aufzunehmen, erzählt Lanier,der<br />
selbst für Microsoft arbeitet.<br />
„Maschinen als etwas Lebendiges zu<br />
behandeln, ist absurd“, findet der Informatiker.<br />
„Für mich ist KI einfach<br />
Code und keine neue Lebensform.“<br />
KI wurde zu einem Fetischobjekt<br />
der Tech-Community, so Lanier.<br />
Viele sähen darin die Lösung aller<br />
BUNDESKANZLER-WILLY-BRANDT-STIFTUNG/JENS JESKE<br />
Probleme der Zukunft. „Wenn ich KI<br />
höre, dann höre ich Diebstahl“, so<br />
Lanier. Wie es so weit kommen<br />
konnte, dass Firmen wie Facebook<br />
immer gieriger nach Daten geiern,<br />
dafür nennt Lanier viele Gründe: KI<br />
bedeutet Geld, Macht, aber auch<br />
eine ArtReligion. DieNerd-Imperialisten<br />
würden sich wie Könige fühlen,<br />
im Glauben, sie täten das Richtige.<br />
Hinzu komme ein Hippie-Sozialismus,<br />
nach dem alles für alle<br />
umsonst sein soll. Um den Algorithmus<br />
immer weiter zu füttern, be-<br />
obachten die Macher ihre Nutzer,<br />
sammeln ihre Daten und animieren<br />
sie durch Content zu noch mehr Interaktion.<br />
Fake-Personen und Bots<br />
verfälschen das Meinungs- und<br />
Stimmungsbild –eine Gefahr für die<br />
Demokratie. Eine bessere Alternative<br />
stellt für Lanier ein Bezahlmodell<br />
wie das von Netflix dar.„Sobald<br />
Menschen sich daran gewöhnt haben,<br />
für etwas zu zahlen, schätzen<br />
sie es auch viel mehr wert.“<br />
Seine Warnrufe sind deshalb so<br />
eindringlich, weil er selbst ein Insider<br />
des Silicon Valley ist. Lanier gilt<br />
als Vater der Virtuellen Realität: Er<br />
hat die VR-Brille und den Datenhandschuh<br />
erfunden. Für viele sei es<br />
schwer, aus sozialen Netzwerken<br />
auszutreten, so Lanier –zugroß sei<br />
die Abhängigkeit. Aber es reiche,<br />
wenn eine kleine Anzahl vonLeuten<br />
sich außerhalb des Systems befände,<br />
um etwas zu verändern. „Wir kamen<br />
als Gesellschaft letztendlich auch zu<br />
der Entscheidung, nicht überall Zigarettenqualm<br />
haben zu wollen.“<br />
Die Regierung müsse die Probleme<br />
auf fundamentale Weise angehen,<br />
findet Lanier und fordert konkret:<br />
„Wir müssen das Business-Modell<br />
der Manipulation loswerden.“<br />
Bezahlen<br />
mit dem<br />
iPhone<br />
Apple Pay funktioniert<br />
jetzt auch in Deutschland<br />
VonFrank-Thomas Wenzel<br />
Es ist knapp geworden, doch<br />
Apple-Chef Tim Cook hat seine<br />
Ankündigung wahr gemacht: Das<br />
Unternehmen startet noch in diesem<br />
Jahr seinen Bezahldienst Apple<br />
Pay, und zwar von sofort an. Wir erläutern,<br />
was die digitale Geldbörse<br />
für die Nutzer bedeutet.<br />
Wasgenau ist Apple Pay?<br />
Es handelt sich um einen Bezahldienst,<br />
der mit iPhones, iPads, Laptops<br />
und Desktops sowie der Computeruhr<br />
von Apple genutzt werden<br />
kann. Dieser soll einerseits den Online-Einkauf<br />
vereinfachen. Im Laden<br />
läuft der Bezahlvorgang im Prinzip<br />
wie mit einer EC-Karte. Allerdings<br />
muss sich der Nutzer zunächst per<br />
Pin, Fingerabdruck oder Gesichtserkennung<br />
authentifizieren. Dann hält<br />
er oder sie das Handy oder die Apple<br />
Watch an ein Bezahlterminal, bis ein<br />
grüner Haken auf dem Bildschirm<br />
erscheint. Fertig.<br />
Wo kann man damit bezahlen?<br />
Technisch ist dies derzeit bundesweit<br />
bei mehr als 400 000 Terminals<br />
möglich. Apple startet aber mit einer<br />
überschaubaren Zahl vonUnternehmen.<br />
Dazu zählen viele Online-<br />
Händler, die Supermarktketten Aldi,<br />
Netto und Real, die Aral- und Shell-<br />
Tankstellen, Tchibo und Starbucks,<br />
Burger King und McDonald’s sowie<br />
der Raststättenbetreiber Tank&Rast.<br />
Welche Voraussetzungen gelten für<br />
den Nutzer?<br />
Der Dienst funktioniert derzeit<br />
mit 15 Geldinstituten, bei denen der<br />
Nutzer Konto und Kartehaben muss.<br />
Dazu gehören die Deutsche Bank,<br />
Comdirect, die HypoVereinsbank,<br />
aber auch Online-Banken wie N26.<br />
Warumkommt der Dienst erst jetzt?<br />
Richtig ist, dass Deutschland spät<br />
dran ist. In den USA startete Apple<br />
Pay schon vor vier Jahren. Längst<br />
sind auch viele europäische Staaten<br />
dabei. Doch bei den Deutschen ist<br />
das anonyme Bargeld noch immer<br />
sehr beliebt. Nach wie vor werden<br />
hierzulande knapp 50 Prozent aller<br />
Einkäufe bar bezahlt.<br />
Gibt es andere Angebote?<br />
Schon im Juni stellte Google den<br />
hiesigen Nutzern seine App zur Verfügung.<br />
Ende Juli zogen die Sparkassen<br />
und im August die Volks- und<br />
Raiffeisenbanken mit eigenen Programmen<br />
zum Bezahlen per Smartphone<br />
nach. Deren Apps arbeiten<br />
ausschließlich mit dem Android-Betriebssystem<br />
vonGoogle.<br />
Welche Vorteile bringt das Handy als<br />
Portemonnaie dem Nutzer?<br />
DasBezahlen soll sicherer sein als<br />
mit der physischen Karte, da bei der<br />
Übertragung der Daten vom Handy<br />
weder die Kartennummer noch der<br />
Name des Nutzers oder ein Ablaufdatum<br />
einer Karte übermittelt werden.<br />
Stattdessen wird ein Code gesendet,<br />
der erst im Geldinstitut entschlüsselt<br />
wird.<br />
Nehmen die Menschen hierzulande<br />
das Angebot an?<br />
Marktforscher erwarten zwei Millionen<br />
Nutzer zum Jahresende. In<br />
Großbritannien sind dagegen schon<br />
sechsmal so viele digitale Geldbörsen<br />
im Einsatz, in China etwa 350<br />
Millionen.<br />
Washat Apple von dem Bezahldienst?<br />
Daten. Obwohl Zahlungsbelege,<br />
die den Zeitpunkt, den Ort und die<br />
Summe der Transaktion preisgeben,<br />
anonym sind, lassen sich daraus<br />
Rückschlüsse auf das Einkaufsverhalten<br />
von Kunden ziehen. Zudem<br />
erhofft sich Apple,seine Nutzer stärker<br />
an andere Anwendungen des<br />
Konzerns binden zu können.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 27<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister desAlltags 11.15 (für HG)Wer weiß<br />
denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15<br />
(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />
HG) Rote Rosen 15.00 (für HG)Tagesschau<br />
15.10 (für HG)Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant<br />
18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG)Rentnercops 19.45 (für HG) Wissen<br />
voracht–Werkstatt 19.55 (für HG) Börse<br />
voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Aenne Burda –Die<br />
Wirtschaftswunderfrau<br />
TV-Drama,D2018<br />
Mit Katharina Wackernagel, Fritz Karlu.a.<br />
21.45 (für HG) Aenne Burda –Die Königin<br />
der Kleider Dokumentation<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Maischberger<br />
2018 -Höhenflüge, Abstürze, geplatzte<br />
Träume<br />
0.00 (für HG) Tagesschau<br />
0.10 (für HG) Aenne Burda –Die<br />
Wirtschaftswunderfrau TV-Drama, D’18<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />
Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Auf<br />
fremden Sofas 16.00 Meine Geschichte –<br />
Mein Leben 17.00 Freundinnen –Jetzt erst<br />
recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter uns.<br />
Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin. Moderation:<br />
Nazan Eckes 18.30 Exclusiv –Das<br />
Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG)<br />
Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Hund vs.Katze –Rütter gegen Boes<br />
Mit Martin Rütter,Mirja Boes<br />
Moderation: Ruth Moschner<br />
An den Vorzügen vonHund undKatze<br />
scheiden sich die Geister:entweder man<br />
ist Hundefreund oder Katzenliebhaber.<br />
22.15 sternTVArbeitslosigkeit undSanktionen<br />
vomAmt -Hartz IV oderGrundeinkommen?<br />
Das sagen diese Betroffenen dazu<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.15 RTL Nachtjournal Spezial<br />
0.40 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
Ein eisiger Fund. Krimiserie<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
12.30 Ursus im Talder Löwen. Abenteuerfilm,I<br />
1961 14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für<br />
HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um<br />
vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für<br />
HG) MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell<br />
19.50 (für HG) Tierisch, tierisch 20.15 (für<br />
HG) 42. Internationales Zirkusfestival von Monte<br />
Carlo 22.15 (für HG) Aktuell 22.35 (für HG)<br />
Polizeiruf 110. Dünnes Eis.TV-Kriminalfilm, D<br />
2017 0.05 Die große Lachmesse-Gala 0.50<br />
unicato 1.50 (für HG) Lindenstraße<br />
Bayern<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Münchner Runde 21.00 (für HG) Kontrovers<br />
21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.00 (für HG) Abitur unterm Halbmond –150<br />
Jahre Deutsche Schule in Istanbul 22.45 The<br />
Taste of Israel. Dokumentarfilm, D 2015 0.15<br />
kinokino 0.30 Im Visier 1.55 Rundschau<br />
Nacht 2.10 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
12.00 Shopping Queen 13.00 ZwischenTüll<br />
und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />
erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen<br />
16.00 4Hochzeiten und eineTraumreise<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) The<br />
Good Doctor 21.15 (für HG) Milk &Honey<br />
22.10 (für HG) Milk &Honey 23.10 Rizzoli &<br />
Isles 0.15 Rizzoli &Isles 1.10 nachrichten<br />
1.30 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Mord zum Dessert<br />
Super RTL<br />
13.40 Weihnachtsmann &Co. KG 14.10 Angelo!<br />
14.45 Dragons –Die Reiter von Berk<br />
15.10 Tomund Jerry 15.45 Trolljäger –Geschichten<br />
aus Arcadia 16.15 Zig &Sharko –<br />
Meerjungfrauen frisst man nicht! 16.40 Grizzy<br />
&die Lemminge 17.10 Zak Storm –Super<br />
Pirat 17.40 Sally Bollywood 18.10 Weihnachtsmann<br />
&Co. KG 18.40 Woozle Goozle<br />
und dieWeltentdecker 19.10 Tomund Jerry<br />
19.45 Angelo! 20.15 (für HG) Dr.House<br />
21.10 (für HG) Dr.House 22.05 (für HG) Dr.<br />
House 23.05 Night Shift 0.00 Böse Mädchen<br />
Sport1<br />
8.30 Teleshopping 14.30 Cajun Pawn Stars –<br />
Pfandhaus Louisiana. Der Goldesel 15.00 Cajun<br />
Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana. Aus<br />
Colt mach Geld 15.30 Storage Hunters. Tatort<br />
16.00 Storage Hunters. Sein oder Schein?<br />
16.30 Darts: World Cup of Darts 18.30 Volleyball:<br />
DVV-Pokal der Damen. Konferenz, Halbfinale:<br />
Potsdam –Schwerin und Aachen –Stuttgart<br />
20.30 Fantalk. Moderation: Thomas Helmer,Oliver<br />
Schwesinger 23.15 Fußball: UEFA<br />
Youth League 23.45 Scooore!<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne–Service täglich 10.30<br />
(für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für HG)<br />
SOKO Stuttgart. Als geheilt entlassen 12.00<br />
heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-<br />
Mittagsmagazin 14.00 heute –inDeutschland<br />
14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute<br />
Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00<br />
(für HG) heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die<br />
Rosenheim-Cops. Tödliche Tour 17.00 (für HG)<br />
heute 17.10 (für HG) hallodeutschland 17.45<br />
(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO Wismar.<br />
Tödliche Spiele 19.00 (für HG)heute<br />
19.25 (für HG) Die Spezialisten –ImNamen der<br />
Opfer. Sonne statt Reagan. Krimiserie<br />
20.15 (für HG)Aktenzeichen XY... ungelöst<br />
Party mit dramatischem Ende /Vor der<br />
Haustür warten die Räuber /Folgenreiche<br />
Selbstverteidigung /Folgenreiche<br />
Selbstverteidigung<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) Dunja Hayali<br />
Tabuthema Gewalt gegen Frauen<br />
23.30 (für HG) Markus Lanz<br />
0.45 heute+<br />
1.00 Das Hohe Haus Bewährungsprobe für<br />
den Bundestag<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Promis Privat<br />
–Mein (fast) perfektes Leben 10.30 Alles<br />
oder Nichts. Soap 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold,Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf Streife.<br />
Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die Spezialisten.<br />
Reportagereihe 16.00 Klinik am Südring<br />
17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
17.30 Schicksale –und plötzlich ist alles anders<br />
18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />
Annett Möller,Daniel Boschmann 18.30 Alles<br />
oder Nichts. Soap 19.00 Unser allerschönstes<br />
Weihnachten 19.55 Nachrichten<br />
20.15 The Taste –Weihnachtsspezial<br />
Jury: Cornelia Poletto, Alexander<br />
Herrmann, Frank Rosin, Roland Trettl<br />
Acht ehemalige Schützlinge der Coaches<br />
treten gegeneinander an: mit einem<br />
Drei-Gänge-Weihnachtsmenü.<br />
23.20 TopTen! Der Geschmacks-Countdown<br />
Oh Du Köstliche<br />
0.20 The Taste –Weihnachtsspezial<br />
Jury: Cornelia Poletto, Alexander<br />
Herrmann, Frank Rosin, Roland Trettl<br />
3.05 Auf Streife –Die Spezialisten<br />
Reportagereihe<br />
14.05 (für HG) Rentnercops 14.55 (für HG)<br />
Rentnercops 15.45 (für HG) Aktuell 16.10 Hier<br />
und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />
18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Markt 21.00 (für<br />
HG) Der Haushalts-Check mit Yvonne Willicks<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 Wolfgang Bosbach<br />
–Vom Loslassen eines Gefesselten<br />
22.55 (für HG) Donna Leon. TV-Kriminalfilm, D<br />
2000 0.25 (für HG) Maischberger 1.40 Erlebnisreisen<br />
2.00 Lokalzeit aus Köln<br />
NDR<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />
Wie geht das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Geheimnisvolles Mittelmeer<br />
21.00 (für HG) Heimatküche 21.45 (für HG)<br />
aktuell 22.00 (für HG) Großstadtrevier.<br />
Schwarze Löcher 22.50 (für HG) extra 3 23.20<br />
(für HG) Zapp 23.50 (für HG) 7Tage ... 0.20<br />
Ein Jahr mit Sonntag. Sonntag mal zwei 0.45<br />
(für HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />
Kabel eins<br />
7.30 EUReKA –Die geheime Stadt 8.30 EURe-<br />
KA –Die geheime Stadt 9.25 Navy CIS: L.A.<br />
10.20 Navy CIS 11.10 Without aTrace 12.05<br />
Numb3rs 13.00 Castle 14.00 The Mentalist<br />
14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy<br />
CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />
Mein Lokal, dein Lokal 18.55 Achtung Kontrolle!<br />
Wir kümmern uns drum 20.15 Space Cowboys.<br />
Abenteuerfilm, USA/AUS 2000 22.55<br />
Planet der Affen: Revolution. Sci-Fi-Film, USA<br />
2014 1.20 Late News 1.25 Space Cowboys.<br />
Abenteuerfilm, USA/AUS 2000<br />
RTL 2<br />
8.55 Frauentausch 10.55 Family Stories<br />
11.55 Traumfrau gesucht 12.55 Traumfrau<br />
gesucht 13.55 Köln 50667 14.55 Berlin –Tag<br />
&Nacht 16.00 Die Wache Hamburg 17.00<br />
News 17.10 Die Wache Hamburg 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Babys!<br />
Kleines Wunder –Großes Glück 21.15<br />
Babys! Kleines Wunder –Großes Glück 22.15<br />
Wunschkinder –Der Traum vom Babyglück<br />
23.15 The Closer 0.05 The Closer 1.00 Autopsie<br />
–Mysteriöse Todesfälle 1.45 Crime Town<br />
USA –Verbrechen im Hinterland<br />
Eurosport 1<br />
8.30 Snooker:World Main Tour. Scottish Open<br />
10.00 Formel E: FIA-Meisterschaft 11.00 Fußball<br />
12.00 Springreiten: Rolex Grand Slam<br />
13.00 Snooker:World Main Tour 13.45 Snooker:<br />
World Main Tour. Scottish Open: 3.Tag<br />
18.45 Formel E: FIA-Meisterschaft 19.15 Wintersport<br />
19.40 Eurosport News 19.45 Snooker:<br />
World Main Tour. Scottish Open: 3.Tag<br />
23.55 Eurosport News 0.00 Biathlon: Weltcup<br />
0.30 Langlauf: Weltcup 1.00 Wintersport.<br />
Chasing History 1.25 Eurosport News<br />
ARTE, 20.15 UHR TRAGIKOMÖDIE<br />
Changing Times<br />
Der französische IngenieurAntoine (GérardDepardieu) reistnach Tanger,<br />
um dortein Bauvorhabenzuüberwachen.Dochessind auch privateGründe,die<br />
ihnindie marokkanische Stadt ziehen: Insgeheimhofft er hier seine<br />
Jugendliebe Cécile(CatherineDeneuve) wiederzusehen, in die er seit 30 Jahren<br />
verliebt ist. Als sie sich scheinbar zufälligineinem Supermarkt über denWeg<br />
laufen, zeigtsich seine Angebetete von seinem unerwarteten Auftauchenjedoch<br />
alles andereals begeistert. Fürdie Tragikomödie vonRegisseur und Drehbuchautor<br />
AndréTéchiné standendie KinostarsGérardDepardieu und Catherine<br />
Deneuve nach rund 25 Jahren (das letzte Malin„Die letzte Metro“,imJahr1980)<br />
das ersteMal wieder gemeinsam vor derKamera. Es ist derinsgesamt siebte<br />
Film desfranzösischen Leinwandpaares.<br />
(Frk./2004)<br />
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Panda, Gorilla &Co. 11.30 Brisant 12.10 Elefant,<br />
Tiger &Co. 13.00 rbb24 13.10 Verrückt<br />
nach Meer 14.00 Kesslers Expedition 14.45<br />
Gesichter Berlins 15.00 Heute im Parlament.<br />
Live 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt<br />
17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co. 17.55<br />
Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />
19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 rbb Praxis<br />
Tinnitus –Hilfe gegen quälende<br />
Ohrgeräusche<br />
21.00 Plötzlich dunkel<br />
Die Wahrheit über Stromausfall<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Big Five Asien<br />
Der Elefant<br />
22.45 Die Tricks des Überlebens<br />
Im Dschungel und im Wasser<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 2018 –Der Jahresrückblick<br />
1.00 rbb Praxis<br />
ProSieben<br />
7.55 Twoand aHalf Men 9.15 The Middle<br />
10.05 Mike &Molly 10.35 How IMet Your Mother<br />
11.30 2Broke Girls. Shopping-Krieg/Die<br />
Probleme der Reichen. Comedyserie 12.25<br />
Mom. Ohne Hilfe geht es nicht/Der Amnestie-<br />
Pakt. Comedyserie 13.20 Twoand aHalf Men.<br />
Jahre voller Einsamkeit und Yoga/Ein Opossum<br />
auf Chemo/Der fleischliche Pausenfüller. Comedyserie<br />
14.40 The Middle. Die Flugreise/<br />
Die Mathestunde. Comedyserie 15.35 The Big<br />
Bang Theory. Die Tesla-Theorie/Die Bitcoin-<br />
Odyssee/Das Hochzeitsplanungs-System. Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10<br />
Die Simpsons. Lisa und das liebe Vieh/Die<br />
Marge-Ianer.Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 9-1-1<br />
In der Falle. Krimiserie<br />
Mit Connie Britton, Angela Bassett,<br />
Peter Krause u.a.<br />
21.15 9-1-1<br />
Wer wir sind. Krimiserie<br />
22.15 Atlanta Medical<br />
Kammerflimmern. Arztserie<br />
23.15 Two and aHalf Men<br />
Neun Uhr vier von Pemberton<br />
23.40 Two and aHalf Men<br />
Tragen Schafe Lippenstift? /Mund weg<br />
von meiner Tochter.Comedyserie<br />
13.00 Stadt Land Kunst 14.00 (für HG) Grand<br />
Canyon. Drama, USA 1991 16.15 Mit Kompass<br />
und Köpfchen auf hoher See 16.40 (für<br />
HG) X:enius 17.10 (für HG) Manuel Down Under<br />
17.40 (für HG) Expedition Sternenhimmel<br />
18.35 (für HG) Die Karibik 19.20 Arte Journal<br />
19.40 Re: 20.15 Changing Times. Tragikomödie,<br />
F2004 21.50 Eine Nacht in Florenz –<br />
Schätze der Renaissance 22.45 (für HG) Die<br />
guten Feinde. Dokumentarfilm, D2016 0.15<br />
Arte Journal 0.40 Ein Blatt Liebe. TV-Drama, F<br />
1980 2.15 Amerika mit David Yetman<br />
3Sat<br />
13.20 (für HG) Rodelgeschichten 14.05 Im<br />
Bann desYukon 15.30 (für HG) Menschen am<br />
Rande der Welt 16.15 (für HG) Im Bann der<br />
Arktis 17.45 (für HG) mareTV 18.30 nano<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />
(für HG)Tagesschau 20.15 Heißes Pflaster<br />
Stadt –Warum wir mehr Pflanzen brauchen<br />
21.05 Klimakiller Holzkohle 22.00 (für HG)<br />
ZIB 2 22.25 Ein großer Aufbruch. TV-Drama, D<br />
2015 23.55 (für HG) Letzte Rettung Kältebus<br />
0.25 10vor10 0.50 ECO 1.20 Slowenien-Magazin<br />
1.45 Im Bann des Yukon<br />
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13.00 Bundestag live. Live 13.30 Dokumentation<br />
14.15 Afrika-Logbuch 15.00 Hass aus der<br />
Moschee 15.30 phoenix vor ort 17.00 Am Puls<br />
Deutschlands 17.30 phoenix der tag 18.00<br />
Aktuelle Reportage 18.30 Die Akte Zarah Leander<br />
19.15 Görings Ministerium 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Frankreichs schönste Küsten.<br />
Dokumentarfilm, F2012 21.45 (für HG)<br />
heute-journal 22.15 phoenix runde 23.00<br />
phoenix der tag 0.00 phoenix runde 0.45<br />
Frankreichs schönste Küsten. Dokumentarfilm, F<br />
2012 2.15 Magie der Moore –Das Nebelreich<br />
Kika<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 Club der magischen<br />
Dinge 15.50 (für HG) Mia and me –<br />
Abenteuer in Centopia 16.35 (für HG) Chi<br />
Rho –Das Geheimnis 17.25 (für HG) Mascha<br />
und der Bär 17.35 (für HG) Sherazade –Geschichten<br />
aus 1001 Nacht 18.00 (für HG)<br />
Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann<br />
18.15 Pettersson und Findus 18.40 Tilda Apfelkern<br />
18.50 Sandmann 19.00 SimsalaGrimm<br />
19.25 (für HG) Wissen macht Ah! 19.50<br />
(für HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live 20.10<br />
Twin Teams –Die Geschwister-Challenge<br />
Dmax<br />
15.15 Ed Stafford: Survival-Trip ins Ungewisse<br />
16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15 Fang des<br />
Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas 18.15<br />
Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />
19.15 A2 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />
Garage Rehab –Die Werkstatt-Retter 21.15<br />
Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 22.15<br />
Shark Tank –Die Business-Profis 23.15 Shark<br />
Tank –Die Business-Profis 0.15 Garage Rehab<br />
–Die Werkstatt-Retter 1.10 Steel Buddies<br />
–Stahlharte Geschäfte<br />
5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />
9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 Panorama 3<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 FAKT 11.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Markt<br />
20.00 Tagesschau 20.15 FAKT.Das MDR-Magazin<br />
Moderation: FelixSeibert-Daiker 20.45 Panorama<br />
3 21.17 Münchner Runde 22.00 Markt 22.45 Die<br />
Tagesschauvor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen<br />
23.30 Kontrovers 0.15 45 Min 1.00 Tagesschau<br />
1.10 extra 3 1.40 Tagesschau 1.50 Abendschau<br />
2.20 SachsenSpiegel 2.50 Extra 3.02 Aktuelle<br />
Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburg aktuell 4.30<br />
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16.35 Bezaubernde Jeannie 17.00 Bezaubernde<br />
Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />
18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />
20.15 AgathaChristiesPoirot. Auch Pünktlichkeit<br />
kann töten. TV-Kriminalfilm,GB1993 21.05 Agatha<br />
Christies Poirot. Der Juwelenraub im Grand<br />
Hotel. TV-Kriminalfilm,GB1993 21.55 Miss Fishersmysteriöse<br />
Mordfälle 22.45 Im Angesicht des<br />
Verbrechens 23.35 Im Angesicht des Verbrechens<br />
0.25 Agatha ChristiesPoirot. AuchPünktlichkeit<br />
kann töten. TV-Kriminalfilm,GB1993 1.15 Agatha<br />
ChristiesPoirot. Der Juwelenraub im Grand Hotel.<br />
TV-Kriminalfilm, GB 1993 2.05 MissFishersmysteriöse<br />
Mordfälle<br />
ZDF NEO<br />
11.00 Viel zu bieten 11.45 Die Rettungsflieger<br />
13.15 Derjunge InspektorMorse. Mord nach Noten.<br />
TV-Kriminalfilm, GB 2013 14.45 DieSpezialisten<br />
–ImNamen derOpfer 15.30 Die Rettungsflieger<br />
16.55 Der junge Inspektor Morse. Mordnach<br />
Noten.TV-Kriminalfilm,GB2013 18.25 Baresfür<br />
Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 (für HG) Ein<br />
starkesTeam. EineTote zu viel.TV-Kriminalfilm,D<br />
2012 21.45 (für HG) Wilsberg. Das Geldder Anderen.<br />
TV-Kriminalfilm, D2014 23.15 BadBanks<br />
0.05 BadBanks 1.00 (für HG) Wilsberg. Das Geld<br />
der Anderen. TV-Kriminalfilm, D2014 2.30 Die<br />
Deutschen 3.10 Die Deutschen 3.55 Die Deutschen<br />
4.40 DieDeutschen<br />
ZDF INFO<br />
13.45 (für HG) Supermächte 14.30 ZDF-History<br />
15.15 (für HG) Superbauten der Geschichte<br />
16.00 ZDF-History 16.45 Kasachstan –Zwischen<br />
Größenwahn und Krise 17.30 Reiseführer in die<br />
Diktatur 18.15 Wladiwostok –Russlands Boomtown<br />
am Pazifik 19.00 Erdogans Türkei 19.45<br />
Kampf gegenAtomschmuggler 20.15 Russlands<br />
Frauen –Rechtlos und geschlagen 21.00 Putin –<br />
Russlands neuer Zar 21.45 Verschwörung oder<br />
Wahrheit 22.30 Kampfbereit: Russlands Hooligans<br />
23.15 Operation Yellow Bird 0.15 Geheimakte<br />
Kim Jong Un –Nordkoreas rätselhafter Führer<br />
1.00 (für HG) heute-journal 1.30 Kasachstan –<br />
Zwischen Größenwahn und Krise<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer Albert Lortzing: „Der Wildschütz”.<br />
Mit Matthias Käther,ca. 56 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Festkonzert zur Verleihung des 4. Internationalen<br />
Beethovenpreises an Gabriela<br />
Montero. Werke von Ludwig van Beethoven,<br />
Ahmad Adnan Saygun, Paul Ben-Haim, Aretha<br />
Franklin u.a., ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik spezial Puer natus est. Weihnachtliche<br />
Musik des Mittelalters. Aus dem 12. bis<br />
15. Jahrhundert sind viele adventliche und<br />
weihnachtliche Gesänge überliefert, oft ohne<br />
Angabe vonAutoren., ca. 56 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Klangregie in der Neuen<br />
Musik. In Konzerten mit zeitgenössischer Musik<br />
steht immer öfter auch ein Mischpult im Saal.<br />
Elektronik und Klangregie sind längst selbstverständlicher<br />
Bestandteil vieler Werke der<br />
Gegenwart., ca. 56 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Mit Werken vonWüthrich, K. Huber,ca.<br />
55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Verena Roßbacher liest aus ihrem<br />
Roman „Ich war Diener im Hause Hobbs”,<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Leben sammeln” Die Tagebücher des Victor<br />
Klemperer (1920-1925). Mit Udo Samel. Regie:<br />
Klaus Schlesinger,ca. 60 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Theodor Fontane: „Cécile” (5/15), ca.<br />
31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin „Höflichkeit, Mäßigung und Konservatismus”.Folakunie<br />
Oshun und Potsdamer<br />
Ansichtssachen., ca. 26 Minuten<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Feature Volksfeind und Heiliger.Solschenizyns<br />
Rückkehr nach Russland., ca. 56 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Josefine Cronholm. Mit Ortrun<br />
Schütz, ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.Zwischen<br />
Statistik und Kalauer.Philipp<br />
Weber und sein Faktenbasiertes Kabarett. Von<br />
Elmar Krämer,ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 290 · M ittwoch, 12. Dezember 2018 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Mireille Mathieu (72) hat sich auch<br />
zwei Jahrenach dem Todihrer Mutter<br />
noch nicht an den Gedanken gewöhnen<br />
können,Weihnachten ohne sie<br />
zu verbringen.„Es wirdhartfür<br />
mich“, sagte die französische Sängerinjetzt<br />
der Illustrierten Neue Post.<br />
„Ich glaube nicht, dass ich es schaffen<br />
werde, nicht zu weinen –doch<br />
meine Nichten und Neffen sind da,<br />
für sie versuche ich starkzusein.“<br />
Obwohl Mathieu 14 Geschwister<br />
hat, entschied sie sich gegen eigene<br />
Kinder.„Meine Kunst ist meine große<br />
Liebe,meine Passion, mein Leben …<br />
Durchmeinen Gesang konnte ich für<br />
meine Familie sorgen.“<br />
Guido Cantz (47) wurde zuWeihnachten<br />
böse ausgebremst:„Der Familienrat<br />
bei uns hat beschlossen,<br />
dass sich die Erwachsenen keine Geschenke<br />
machen –sehr zu meinem<br />
Leidwesen.“ Ja,dazieht der Fernsehspaßmacher<br />
eine Flunsch, denn<br />
eigentlich sei er„jemand, der amVerschenken<br />
richtig Freude hat“. Undso<br />
werden in diesem Jahr nur sein achtjähriger<br />
Sohn sowie die Kinder seines<br />
Bruders bedacht. Geld gespart!<br />
Constantin von Jascheroff (32) würde<br />
jede Arbeit annehmen, wenn das<br />
Geld knapp würde.Der zuletzt in der<br />
Netflix-Räuberpistole „Dogs of Berlin“<br />
zu besichtigende Schauspieler<br />
hat „auch schon mal Schnee geschippt“<br />
und würde es jederzeit wieder<br />
tun: „Bevor die Familie verhungert,<br />
mache ich alles!“<br />
Diane Kruger (42) reibt<br />
sich für ihreFamilie auf.<br />
In der US-Talkshowdes<br />
Magazins „ExtraTV“<br />
sagte die Schauspielerin,<br />
die vorvier Wochen<br />
eine Tochter zur<br />
Welt brachte: „Sie ist<br />
sehr klein –und ich<br />
bin sehr müde.“ Aber,<br />
so Kruger,sie fühle<br />
sich wie eine Superheldin.<br />
Welch ein Mutterglück!<br />
(schl./mit dpa)<br />
Als Mutter einer vier Wochen alten<br />
Tochter findet Diane Kruger<br />
zu wenig Schlaf. AFP/CHRIS DELMAS<br />
TIERE<br />
Keine Sorge, sie konnte unbeschadet<br />
befreit werden. AP/BRITTANY DOLAN<br />
Angenehm sieht das nicht aus,was<br />
der jugendlichen Mönchsrobbe da<br />
aus der Nase hängt –esist ein Aal.<br />
Warumdas Tier in den Atemwegen<br />
der Robbe hängt, weiß niemand genau.<br />
Wohl aber,dass es kein Einzelfall<br />
ist. Dieses kuriose Phänomen<br />
gibt der US-amerikanischen Ozeanund<br />
Klimabehörde NOAA (National<br />
Oceanic and Atmospheric Administration)<br />
Rätsel auf. Mitarbeiter entdeckten<br />
in jüngerer Zeit wiederholt<br />
Tiereder gefährdeten, auf Hawaii lebenden<br />
Robbenart, in deren NasenlöchernAale<br />
steckten. Möglich ist,<br />
dass die Aale versuchten vorden<br />
neugierigen Robben aus ihren Höhlen<br />
zu flüchten und so in die Nasen<br />
gelangten. Oder aber das die Robben<br />
verschlungene Aale wieder hochgewürgt<br />
haben. Es wirdwohl ein Geheimnis<br />
bleiben. (mpw.)<br />
VonWilli Germund<br />
Wjede Einzelheit so gebannt wie einst die prunk-<br />
Wenn Indiens Milliardärsfamilien ihre Kinder untereinander<br />
verheiraten, verfolgt die 1, ,3 Milliar-<br />
Nation<br />
den Einwohner zählende südasiatische<br />
jede Einzelheit so gebannt wie einst di<br />
vollen Vorbilder der supereichen Maharadschas. Andiesem<br />
Mittwoch führt Mukesh Ambani, mit einem geschätzten Vermögen<br />
vonrund 45 Milliarden US-Dollar gegenwärtig Indiens<br />
reichster Mann, seine 27-jährige Tochter Isha zum „Saat<br />
Phere“, dem Hochzeitsfeuer,das Braut und Bräutigam siebenmal<br />
umrunden müssen.<br />
Der Auserwählte der selbst immens reichen Braut ist eine<br />
vergleichsweise arme Maus: Der33-jährige Anand Piramal aus<br />
einer Familie vonGrundstücksspekulanten kommt mit einem<br />
Guthaben von4,7 bis 5,7 Milliarden US-Dollar gerade mal auf<br />
ein Zehntel des Vermögens des zukünftigen Schwiegervaters,<br />
gilt aber bereits seit Jahren als geister Zögling des Vodafone-<br />
Schrecks, wie Mukesh Ambani angesichts seines Handy-<br />
Kriegs mit Billigsttarifen auch genannt wird.<br />
Die Ambanis –traditionell kommt in Indien die Familie der<br />
Braut für Mitgift und Hochzeitskosten auf –mieteten am Wochenende<br />
in der im 16. Jahrhundertgebauten Stadt Udaipur mit<br />
mehr als 1000 Luxuslimousinen nahezu jedes verfügbareOberklassengefährt<br />
an. Udaipurs Fünf-Sterne-Hotels waren bereits<br />
seit Monaten für die Partyreserviertund der sonst verschlafene<br />
Flughafen mit täglich nicht mehr als neun Starts und Landungen<br />
musste plötzlich Parkmöglichkeiten für rund 50 gecharterte<br />
Jets finden, mit denen die Ambanis ihreGäste einflogen. Natürlich<br />
durfte bei dem „Vor-Hochzeitsfest“ mit 5100 Gästen in<br />
Udaipur der Filmstar Priyanka Chopranicht fehlen, die kürzlich<br />
bei der eigenen Vermählung mit dem amerikanischen Sänger<br />
Nick Jonas eine über 20 Meter lange Schleppe hinter sich herzog.<br />
Das Hochzeitsgewand fiel damit länger als alle aus, die je<br />
von Mitgliedern des britischen Königshaus zum Altar mitgebracht<br />
wurden –behaupten jedenfalls indische <strong>Zeitung</strong>en.<br />
Am Montag berichteten Indiens Medien über jedes Detail<br />
der Luxuskleider,die in der Stadt Udaipur vonden weiblichen<br />
Gästen getragen wurden –und erwähnten jeden indischen<br />
Designer, der auf diese Weise seine Kreationen vorführen<br />
konnte.Zuden Ehrengästen zählten neben Vertretern der neofaschistischen<br />
indischen „Shiv Sena“-Partei auch die gescheiterte<br />
US-Präsidentschaftskandidatin HillaryClinton und<br />
der Stahlbaron Lakshmi Mittal, dem der weltgrößte Stahlkonzern<br />
ArcelorMittal gehört. Superstar Beyoncé unterhielt die<br />
geladenen Gäste mit ihren Songs.Die Ambanis hatten bereits<br />
im September etwa 600 Gäste zur exklusiven Verlobung am<br />
Comer See inItalien geladen –indische Milliardäre sind sich<br />
nicht zu fein, berühmte Schauspieler wie George Clooney,der<br />
am selben Gewässer ehelichte,nachzuahmen.<br />
Für die Hochzeitsfeier am Mittwoch sind nun 800 ausgewählte<br />
Gäste in den Ambani-Familiensitz Antilia in der Wirtschaftsmetropole<br />
Mumbai geladen. Der 27-stöckige Luxusturm,<br />
nach einer sagenumwobenen, untergegangenen Insel<br />
benannt und auf dem Gelände eines früheren Waisenhauses<br />
gebaut, gilt als das teuerste Privat-Gebäude der Welt, exakte<br />
Zahlen gibt es nicht. Wohl aber über die Wohnfläche: der fünfköpfige<br />
Familien stehen 37 000 Quadratmeter sowie drei Hubschrauberlandeplätzezur<br />
Verfügung.<br />
Neben sechs Stockwerken, die für den Ambani-Fuhrpark<br />
samt Maybach, Rolls-Royce und einer Bus-Sonderanfertigung<br />
reserviertsind, bietet der 2010 fertiggestellte Bauein eigenes<br />
Kino und ein sogenanntes „Schneezimmer“ zum Abkühlen<br />
für Besucher,denen es in den mit Luxusdekorationen<br />
vollgestopften Zimmern zuheiß wird. Schon die Aussicht<br />
von Antilia ist schweißtreibend: Der Blick schweift über das<br />
Arabische Meer und Mumbais ausgedehnte Elendsviertel.<br />
Tycoon Ratan Tata, einer der Ehrengäste der Hochzeit, bezeichnete<br />
das Gebäude denn auch einmal als „Stoff, aus dem<br />
Revolutionen“ entstehen. Bislang fehlt noch jede Spur von<br />
Umsturz.<br />
Vorsichtshalber halten die Ambanis die Kosten der Sause<br />
für Tochter Isha unter Verschluss. Deshalb rätselt Indien vor<br />
allem über die Frage, ob Mukesh Ambani sich mit dem dritten<br />
Platzzufrieden gibt. Stahlbaron Mittal,der sich die Hochzeit<br />
seiner Tochter samt Feier im französischen Schloss von<br />
Versailles 55 Millionen US-Dollar kosten ließ, liegt auf Platz<br />
zwei. Die Spitze der öffentlichen Prunksucht hält der Bergwerkstycoon<br />
und Politiker Janardhana Reddy. Die Hochzeit<br />
seiner Tochter Brahmani kostete74Millionen US-Dollar.<br />
Indiens dicke<br />
fette Hochzeit<br />
50 Jets, J 1000 Limousinen, 5000 Gäste und eine Braut –<br />
MukeshM<br />
Ambani, Indiens reichster Mann, verheiratet<br />
seine Tochter.Die Hochzeitsfeierlichkeiten<br />
dauern eine Woche, der Subkontinent steht Kopf<br />
Mukesh Ambani und seine Familie, rechts Tochter Isha.<br />
HillaryClinton (M.) und die Gastgeber,Nita und Mukesh Ambani.<br />
AP/SUNIL VERMA<br />
Sie sang für die Gäste: Beyoncé bei ihrer Ankunft in Indien. AP/ROHIT KOTHARI<br />
27 Stockwerke und<br />
37000 Quadratmeter<br />
für die Ambanis. CORBIS<br />
AFP<br />
Der Bräutigam Anand<br />
Piramal.<br />
PIRAMAL GROUP<br />
Haftbefehl<br />
im Mordfall<br />
Peggy<br />
Alibi des Verdächtigen<br />
Manuel S. war falsch<br />
Im Mordfall um das neunjährige<br />
Mädchen Peggy aus Oberfranken<br />
ist gegen einenVerdächtigen Haftbefehl<br />
wegen Mordes erlassen worden.<br />
Der 41-jährige Manuel S. aus dem<br />
Landkreis Wunsiedel bestreite den<br />
Tatvorwurf, teilten Polizei und<br />
Staatsanwaltschaft am Dienstag in<br />
Bayreuth mit. Es bestehe dennoch<br />
„ein dringender Tatverdacht“. Möglicherweise<br />
sollte mit dem Mord eine<br />
zuvor begangene Straftat verdeckt<br />
werden, erklärten die Ermittler.<br />
Peggy war am 7. Mai2001 auf dem<br />
Heimweg von der Schule verschwunden.<br />
15 Jahrespäter fand ein<br />
Pilzsammler Teile ihres Skeletts in einem<br />
Wald bei Rodacherbrunn im<br />
Saale-Orla-Kreis –20Kilometer von<br />
Peggys Heimatort Lichtenberg im<br />
Landkreis Hofentfernt.<br />
VordreiMonaten hatte S. in einer<br />
Vernehmung zugegeben, dass er<br />
Peggy im Mai 2001 mit seinem Auto<br />
in den Wald gebracht hatte. Erbestritt<br />
jedoch, das Mädchen getötet zu<br />
haben. Er habe das leblose Kind damals<br />
von einem Bekannten an einer<br />
Bushaltestelle übernommen. Er<br />
habe noch versucht, die Neunjährige<br />
zu beatmen –sie<br />
dann jedoch in<br />
eine Decke gepackt<br />
und in den<br />
Kofferraum seines<br />
Autos gelegt.<br />
Den Schulranzen<br />
und die Jacke<br />
von Peggy<br />
will der 41-Jährige<br />
Tage verbrannt<br />
haben.<br />
DPA/MARCUS_FÜHRER<br />
Peggyim<br />
Jahr 2001<br />
Wesentliche Angaben des Mannes<br />
seien „nicht mit den weiteren Ermittlungsergebnissen<br />
in Einklang zu<br />
bringen“, betonten Polizei und<br />
Staatsanwaltschaft. S. war kurznach<br />
Peggys Verschwinden ins Visier der<br />
Ermittler geraten: Laut einem MDR-<br />
Bericht soll er 2001 in angetrunkenem<br />
Zustand gesagt haben, dass er<br />
Peggys Leiche vergrabenhabe.<br />
An den sterblichen Überresten<br />
des Mädchens entdeckten die Ermittler<br />
mikroskopisch kleine Pollen,<br />
die sie als Bestandteile vonTorfidentifizierten<br />
–soergab sich ein Bezug<br />
zu Pflanzarbeiten des Mannes am<br />
Tattag. Außerdem fanden Beamte<br />
bei den Knochen Farbreste,wie sie in<br />
Renovierungsmüll vorkommen.<br />
„Den Ermittlern war bekannt, dass<br />
der jetzt Beschuldigte damals umfangreiche<br />
Renovierungsarbeiten<br />
ausgeführt hatte“, hieß es. Auch ein<br />
angebliches Alibi platzte: Entgegen<br />
seinen früheren Angaben war er am<br />
7. Mai 2001 in Lichtenberg unterwegs.<br />
Das belegen Videoaufzeichnungen<br />
aus einer Bankfiliale.<br />
Sein goldfarbenes Auto, mit dem<br />
er nach eigener AussagePeggy in den<br />
Wald fuhr, haben Polizei und Staatsanwaltschaft<br />
inzwischen gefunden.<br />
BeiDurchsuchungen in Häuserndes<br />
Mannes in Lichtenbergund im rund<br />
50 Kilometer entfernten Marktleuthen<br />
(Landkreis Wunsiedel) stellte<br />
die Polizei Beweismaterial sicher.<br />
Im Lauf der Jahre gab es mehrere<br />
Verdächtige. Aufsehen erregte der<br />
Fall des geistig behinderten Ulvi K.,<br />
den ein Gericht2004 als Mörder von<br />
Peggy verurteilte, der aber zehn<br />
JahrespäterineinemWiederaufnahmeverfahren<br />
freigesprochen wurde.<br />
Im vergangenen Jahr hatte eine<br />
Gruppe von Bürgern aus Lichtenberg<br />
den Ermittlungsbehörden Fehler<br />
und Schlamperei vorgeworfen.<br />
Sie sprachen von einem „Polizeiund<br />
Justizskandal“ und einseitigen<br />
Ermittlungen. Viele Hinweise seien<br />
ignoriert worden, Zeugenaussagen<br />
aus den Akten verschwunden. (dpa)