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Berliner Kurier 13.12.2018

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REPORT<br />

Professor<br />

Von<br />

STEFANIE HILDEBRANDT<br />

Was für uns in<br />

Deutschland Alltag<br />

ist, ist für Kinder in<br />

Kriegs- und Krisengebieten Luxus:<br />

eine passende medizinische<br />

Behandlung. All die Wunden,<br />

die Kriege, Terror oder<br />

Unfälle jeden Tag irgendwo auf<br />

der Welt in Körper und Seelen<br />

brennen, können häufig vor Ort<br />

nicht behandelt werden. Menschen<br />

sterben an Verletzungen<br />

und Infektionen, die an einem<br />

besseren Ort zu heilen gewesen<br />

wären. Für die, die überleben,<br />

hat der <strong>Berliner</strong> Chirurg Dr.<br />

Frank Peter den Verein „Placet“<br />

gegründet. Er bringt die<br />

Kinder, für die es in ihrer Heimat<br />

keine Hilfe gibt, nach<br />

Deutschland und versucht, ihre<br />

Wunden mit den Mitteln der<br />

Plastischen Chirurgie zu hei-<br />

len. Eine von denen, die die<br />

Gnadenlosigkeit der Welt überlebt<br />

haben, ist Rayhana. Wie<br />

fast alle zehnjährigen Mädchen<br />

liebt Rayhana mit den dunklen<br />

Augen die Farbe Pink. Ihre Jacke,<br />

der Fisch auf ihrem Pullover,<br />

der Strumpf, der ihren<br />

Fuß bedeckt, leuchten. Wenn<br />

Rayhana lächelt, ist ihr Leiden<br />

für einen Moment weniger<br />

sichtbar. Rayhana lächelt oft an<br />

diesem Dienstag in der Chirurgischen<br />

Praxis von Dr. Frank<br />

Peter am Wittenbergplatz. Ihr<br />

Schutzschild in einer fremden<br />

Umgebung.<br />

Rayhana ist in Berlin, Tausende<br />

Kilometer von zu Hause entfernt,<br />

damit sie eines Tages<br />

wieder gehen kann. Ein Unfall<br />

zu Hause, in einem Dorf im<br />

Norden Afghanistans, wo sie<br />

mit ihrer Familie lebt, hat beide<br />

Beine des Mädchens verbrannt.<br />

In Afghanistan kochen und heizen<br />

die Familien mit offenem<br />

Fotos: Sabine Gudath, Placet<br />

Rayhanas Füße zeigen nach schwerenVerbrennungen<br />

nach hinten.<br />

DasGesicht warvor den Operationen<br />

schwer entstellt und verwundet.<br />

Rayhana ist zum fünften Mal zur<br />

ärztlichen Behandlung in der Praxis.<br />

Feuer, das wurde Rayhana zum<br />

Verhängnis. An eine professionelle<br />

Versorgung der Brandwunden<br />

ist in dem krisengeschüttelten<br />

Land nicht zu denken.<br />

Im medizinischen Bericht<br />

zu Rayhana heißt es nüchtern:<br />

„Ausgedehnte Verbrennungsfolgen<br />

an den Beinen mit<br />

schweren Weichteilschäden an<br />

den Füßen und Verdrehung des<br />

linken Fußes um 180 Grad und<br />

des rechten um 90 Grad.“ Die<br />

Verpuffung und das Feuer<br />

haben Haut und Fleisch so sehr<br />

kontrahiert, dass Rayhanas Füße<br />

nach hinten zeigen. Tanzen,<br />

laufen, Gummihopse –unmöglich<br />

für das Mädchen. In ihrer<br />

Heimat wäre sie auf Lebenszeit<br />

dazu verdammt, als Krüppel<br />

auf Krücken zu gehen.<br />

In mehreren Operationen<br />

wird nun ein Ärzte-Team, das

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