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Berliner Kurier 06.01.2019

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6 BERLIN BERLINER KURIER, Sonntag, 6. Januar 2019<br />

NACHRICHTEN<br />

Erfolgreicher Nachtzug<br />

Berlin/Wien –Die Österreichischen<br />

Bundesbahnen<br />

(ÖBB) ziehen eine positive<br />

Bilanz des Nachtzug-Betriebs<br />

in Deutschland. „Wir<br />

sind überzeugt, die richtige<br />

Entscheidung getroffen zu<br />

haben“, so ÖBB-Sprecher<br />

Bernhard Rieder. Seit Dezember<br />

fahren „Nightjets“<br />

zwischen Berlin und Wien.<br />

Millionen-Entschädigung<br />

Berlin –Der Senat zahlt an<br />

durch die Schadstoffbelastung<br />

in Schießständen geschädigte<br />

Polizisten<br />

(KURIER berichtete) mehr<br />

als drei Millionen Euro aus.<br />

Das schreibt die „<strong>Berliner</strong><br />

Morgenpost“. 453 Anträge<br />

wurden demzufolge von<br />

der Senatskommission bewilligt,<br />

332 abgelehnt.<br />

Kinofassade besprüht<br />

Mitte –Eine 28-Jährige ist<br />

beim Besprühen des Kinos<br />

International auf der Karl-<br />

Marx-Allee erwischt worden.<br />

Sie hat die denkmalgeschützte<br />

Fassade zusammen<br />

mit drei weiteren<br />

Sprayern mit einem Schriftzug<br />

beschmiert. Eine Streife<br />

konnte die einschlägig<br />

vorbestrafte Frau stellen,<br />

die Mittäter flüchteten.<br />

Hungriger Trunkenbold<br />

Charlottenburg –Ein Betrunkener<br />

(22) ist gestern<br />

früh, gegen 3.20 Uhr, in ein<br />

Delikatessengeschäft in der<br />

Kantstraße eingebrochen.<br />

Er wollte Wein und Lebensmittel<br />

stehlen. Ein Zeuge<br />

hielt den Mann bis zum<br />

Eintreffen der Polizei fest.<br />

ARCHE NOAH<br />

Dolly und Minnie ... sind gutmütig<br />

und menschenbezogen.<br />

Außerdem verstehen<br />

sie sich gut mit ihren Artgenossen.<br />

Die beiden Freundinnen<br />

suchen gemeinsam<br />

ein neues Zuhause.<br />

Vermittlungs-Nr. 18/4523<br />

&18/4414<br />

Tierheim Berlin,<br />

Hausvaterweg 39, 13057 Berlin,<br />

Telefon: 030/768880,<br />

www.tierschutz-berlin.de<br />

Die Tiervermittlung ist geöffnet:<br />

Mittwoch–Sonntag 13–16 Uhr<br />

Foto: dpa<br />

Foto: Tierheim Berlin<br />

Berlin – Kühl, feucht und zugig<br />

war es, und doch herrschte<br />

auf der Karl-Marx-Allee<br />

Bombenstimmung: Dutzende<br />

Menschen feierten mit Sekt<br />

den Erfolg, dass viele Mieter<br />

im Kiez ihre Wohnungen<br />

dem Zugriff der Deutsche<br />

Wohnen entrungen haben.<br />

Das Unternehmen hatte vier<br />

Blocks an der Allee kaufen wollen.<br />

Einen, der in einem Milieuschutzgebiet<br />

liegt, erwarb der<br />

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.<br />

Bei den anderen drei Blöcken<br />

mit zusammen rund 700<br />

Karl-Marx-Allee:<br />

Der Glücksmarsch der<br />

Wutmieter<br />

Ein Kiez atmet auf: Anwohner feierten gestern den Erfolg über die Deutsche Wohnen<br />

Von<br />

GERHARD LEHRKE<br />

Sie feierten den<br />

Erfolg der Mieter:<br />

UlrikeRodrian (44, l.)<br />

und Radostina<br />

Filipowa (46).<br />

Sie kamen, um zu feiern:<br />

Mieter der Karl-Marx-Allee<br />

trafen sich gestern.<br />

Eine Straße<br />

zeigte Flagge:<br />

Hunderte Mieter<br />

wehrten sich<br />

gegen den<br />

Verkauf.<br />

Fotos: Gudath<br />

Wohnungen fiel Senat und Bezirk<br />

ein Trick ein: der „gestreckte<br />

Erwerb“. Die Mieter<br />

sollten ihre Wohnungen kaufen<br />

und sofort wieder an die landeseigene<br />

Gewobag weiterverkaufen.<br />

In den drei Blöcken wagten<br />

jeweils 34, 40 bzw. 46 Prozent<br />

der Mieter den Schritt –damit<br />

hat die Gewobag in der neuen<br />

Eigentümergemeinschaft eine<br />

Sperrminorität, die Deutsche<br />

Wohnen kann nun nicht mehr<br />

nach Belieben agieren.<br />

Die Bauzeichnerin Ulrike<br />

Rodrian (44), die das Geschäft<br />

für ihre an der Allee wohnende<br />

Mutter über die Bühne gebracht<br />

hatte: „Beim Kampf um<br />

die Wohnungen haben sich unwahrscheinlich<br />

viele neue<br />

Freundschaften gebildet, und<br />

das Wort Solidarität hat seine<br />

Bedeutung wiedergewonnen.“<br />

Sogar die Bewohner von Wohngemeinschaften<br />

hätten mitgemacht,<br />

andere Mieter hätten ihren<br />

Weihnachtsurlaub abgebrochen,<br />

um das Geschäft, das<br />

bis gestern möglich war, noch<br />

abschließen zu können.<br />

Auch die Rentnerin Meni<br />

Erdmann (74) hat bei der Aktion<br />

mitgemacht: „Mein Mann<br />

und ich hätten uns unsere<br />

Wohnung auch mit guten<br />

Bankkonditionen nicht leisten<br />

können.“ Sie hofft, dass der<br />

Weg des gestreckten Erwerbs<br />

reibungslos über die Bühne<br />

geht. Klar ist ihr aber: „Ein Risiko<br />

besteht auch, wenn man<br />

über die Straße geht.“ Sollte<br />

noch etwas schiefgehen, würden<br />

die Mieter die Politiker zur<br />

Rechenschaft ziehen, die die<br />

einstmals kommunalen Wohnungen<br />

verkauft hätten.<br />

Natürlich gebe es noch ein Risiko,<br />

denn es sei nicht zu erwarten,<br />

dass die Deutsche Wohnen<br />

klein beigibt. Und tatsächlich<br />

versuchte die Deutsche Wohnen,<br />

kurz vor Toresschluss Unruhe<br />

zu stiften. In einem Brief<br />

vom 3. Januar an die Mieter<br />

heißt es, dass die Mieter die Risiken<br />

des gesamten Geschäfts<br />

tragen würden. Norbert Bogedein,<br />

Vorsitzender des Mieterbeirats:<br />

„Es war nichts anderes<br />

zu erwarten.“

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