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Schicksalhafte Januar-Tage: Luxemburg, Liebknecht und die Revolution – Seiten 2und 3<br />
Kretzschmar<br />
und die<br />
Meinungsfreiheit<br />
Seite 8<br />
1°/8°<br />
Regen und Schnee<br />
Wetter Seite 26<br />
Beuth-Hochschule:<br />
Antisemit als Namensgeber?<br />
Berlin Seite 14<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Gegen Russland:<br />
Erstes Unentschieden<br />
Sport Seite 18<br />
Dienstag,15. Januar 2019 Nr.12HA-75. Jahrgang<br />
Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Identitäre: Rechte Aktion<br />
gegen Medien und Parteien<br />
Politik Seite 4<br />
Deutsche Bahn<br />
Stratege<br />
in<br />
Nöten<br />
VonRasmus Buchsteiner<br />
Richard Lutz könnte sich bestimmt<br />
angenehmere Termine<br />
vorstellen. An diesem Dienstag muss<br />
der Bahnchef zum Rapport ins Bundesverkehrsministerium<br />
–gleich früh<br />
um sieben Uhrmorgens.Der Spitzenmanager<br />
hat ein Jahr mit immer<br />
neuen Hiobsbotschaften hinter sich.<br />
Ein Jahr, indem er schließlich in einem<br />
Brandbrief auf den desolaten<br />
Zustand des<br />
Konzerns hinwies.<br />
Eswar eine<br />
Art Hilferuf aus<br />
dem Bahntower<br />
Richard Lutz,<br />
Schachspieler<br />
und Bahnchef<br />
am Potsdamer<br />
Platz. In der Regierung<br />
war man<br />
jedoch„not amused“<br />
über dieses<br />
Vorgehen.<br />
In der Analyse<br />
der Lage dürften<br />
der 54-jährige Lutz und Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer<br />
(CSU) nicht allzu weit auseinanderliegen.<br />
Ein Symptom der Krise: Im<br />
Fernverkehr waren 2017 nur noch<br />
drei von vier Zügen pünktlich. „Es<br />
besteht Einigkeit, dass wir besser<br />
werden müssen, dass wir mit dem,<br />
was wir im Moment an Pünktlichkeit<br />
und Produktqualität haben, nicht<br />
zufrieden sein können“, sagte der<br />
Bahnchef der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland).<br />
„Der Kunde hat mehr verdient.“<br />
Ob Lutz, der das Unternehmen<br />
seit März 2017 führt, die Chance für<br />
einen Neuanfang bekommt, hängt<br />
auch vom Verlauf der Gespräche im<br />
Verkehrsministerium ab. Scheuers<br />
Bahnbeauftragter, Staatssekretär<br />
Enak Ferlemann (CDU), hat klargemacht,<br />
dass die Regierung die von<br />
Lutz vorgelegte „Agenda für eine bessereBahn“<br />
nicht für ausreichend hält.<br />
DemVernehmen nach strebt Lutz<br />
eine Aufstockung des Konzernvorstands<br />
um zwei auf acht Posten an.<br />
Die Chefs der Tochterunternehmen<br />
DB Regio,DBCargo und DB Fernverkehr<br />
wären dann in der Unternehmensspitze<br />
vertreten. Davon verspricht<br />
sich Lutz offenbar mehr<br />
Durchschlagskraft. Bisher hatten die<br />
Vorstandsmitglieder keine unmittelbare<br />
operative Verantwortung. Die<br />
Frage ist, ob es zu einem größeren<br />
Unternehmensumbau kommt. So<br />
oder so ist der Finanzbedarf für notwendige<br />
Modernisierungen erheblich.<br />
Bis 2021 werden zusätzlich fünf<br />
Milliarden Euro benötigt.<br />
Bahnchef Lutz ist passionierter<br />
Schachspieler,spielte zeitweise sogar<br />
in der zweiten Bundesliga. Er geht<br />
gernstrategisch vor. DerSohn aus einer<br />
Eisenbahnerfamilie ist seit 1994<br />
im Unternehmen und seit 2010 im<br />
Konzernvorstand. Er ist kein Mann<br />
der großen Worte. Das unterscheidet<br />
ihn von seinen Vorgängern Hartmut<br />
Mehdornoder Rüdiger Grube,dem er<br />
als Finanzvorstand diente.<br />
Lutz braucht jetzt dringend einen<br />
Befreiungsschlag. Verkehrsminister<br />
Scheuer erwartet, dass sich die Qualität<br />
bei der Bahn schon im laufenden<br />
Halbjahr„spürbar verbessert“.<br />
VonAnnika Leister<br />
Sie fühlen sich stärker gestresst,<br />
schlechter bezahlt<br />
und sozial kaum abgesichert:<br />
<strong>Berliner</strong> Beschäftigte<br />
bewerten ihre Arbeitsverhältnisse<br />
nach einer aktuellen Studie in vielen<br />
Punkten kritischer als der Bundesdurchschnitt.<br />
Das ergibt eine repräsentative<br />
Studie mit dem Titel „Gute<br />
Arbeit“, die die zuständige Senatsverwaltung<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
dem Deutschen Gewerkschaftsbund<br />
(DGB) 2018 erstmals für Berlin<br />
durchführen ließ. Die Ergebnisse<br />
stellte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach<br />
(Linke) am Montag vor.<br />
1000 <strong>Berliner</strong> zwischen 15 und 64<br />
Jahren, die in Berlin wohnen und in<br />
unterschiedlichen Branchen arbeiten,<br />
wurden für die Erhebung vonJanuar<br />
bis Juni 2018 befragt. Im Zentrum<br />
standen die Fragen: Wie nehmen<br />
die Beschäftigten ihreSituation<br />
wahr? Wie zufrieden sind sie mit ihrenArbeitsbedingungen?<br />
Ein zentrales Problem der <strong>Berliner</strong>:<br />
Ihr Einkommen genügt vielen<br />
nicht für ein gutes Leben. 42 Prozent<br />
der Befragten gaben an, dass ihr Gehalt<br />
nicht oder gerade so ausreiche,<br />
um den Lebensunterhalt zu bestreiten.<br />
Deutschlandweit fällt dieser Negativ-Wert<br />
mit 38 Prozent um vier<br />
Punkte niedriger aus. Auch der Blick<br />
in die Zukunft ist für viele <strong>Berliner</strong><br />
düster:46Prozent der Befragten sind<br />
der Meinung, dass die gesetzliche<br />
Rente im Alter für sie nicht ausreichen<br />
wird. 36 Prozent glauben, dass<br />
sie „gerade ausreichen“ wird. Lediglich<br />
18 Prozent sind der Meinung,<br />
dass sie von ihrer Rente „gut“ oder<br />
„sehr gut“ werden leben können.<br />
Eng verknüpft mit der Furcht vor<br />
der (Alters-)Armut ist ein anderes<br />
Problem: Unternehmen in der<br />
Berlin ist gestresst<br />
Die Beschäftigten in der Hauptstadt fühlen sich<br />
stärker belastet als die Menschen im Rest der Republik.<br />
Das zeigt eine neue Studie des Senats<br />
Fensterputzer auf der Reichstagskuppel. 42 Prozent der befragten <strong>Berliner</strong> sagen, dass ihr Gehalt nicht oder gerade so ausreiche.<br />
Hauptstadt übernehmen nach der<br />
Studie nur wenig Verantwortung,<br />
wenn es um die soziale Absicherung<br />
ihrer Angestellten geht. 37 Prozent<br />
der Befragten erhalten von ihren Arbeitgebern<br />
gar keine Angebote zur<br />
Verbesserung der Altersvorsorge,<br />
zum Beispiel durch eine Betriebs-<br />
Wie häufig fühlen Sie sich bei der Arbeit gehetzt oder unter Zeitdruck?<br />
sehr häufig<br />
Berlin<br />
Deutschland<br />
oft selten nie<br />
17%<br />
26 %<br />
23 %<br />
29%<br />
Wie häufig arbeiten Sie am Wochenende?*<br />
Berlin<br />
Deutschland<br />
<strong>Berliner</strong> arbeiten<br />
häufiger an Wochenenden<br />
als der deutsche<br />
Durchschnittsbürger.<br />
17% 28% 39%<br />
13% 15% 28%<br />
32% 13%<br />
29% 34 % 14%<br />
43%<br />
*ABWEICHUNGEN ZU 100% BEDINGT DURCH RUNDUNG, BLZ/REEG; QUELLE: DGB<br />
rente oder Beihilfen zur Vermögensbildung<br />
(Bund: 29 Prozent). Auch Sozialleistungen<br />
wie Essens- und<br />
Fahrtkostenzuschüsse bleiben<br />
58 Prozent der Beschäftigten vorenthalten<br />
(Bund: 57 Prozent).<br />
Für Christian Hoßbach, DGB-<br />
Vorsitzender für Berlin-Brandenburg,<br />
sind die Gründe für die sozial<br />
schwache Performance der Unternehmen<br />
vor allem in der speziellen<br />
Betriebslandschaft der Hauptstadt<br />
zu suchen. In Berlin gebe es nur wenige<br />
Unternehmen mit hoher Mitarbeiterzahl<br />
und kaum Industrie, die<br />
gewerkschaftlich klassisch starkauf-<br />
gestellt ist. Stattdessen dominiertdie<br />
Dienstleistungsbranche. Tarifverträge<br />
seien selten. „Die Strukturen<br />
zur Interessensvertretung fehlen“,<br />
sagt Hoßbach. Er schätzt die Situation<br />
von <strong>Berliner</strong> Beschäftigten als<br />
„kritisch“ ein, das Einkommen wie<br />
die Arbeitsbelastung betreffend.<br />
BLZ/MIKE FRÖHLING<br />
Danziger<br />
Bürgermeister<br />
erstochen<br />
27-jähriger Täter soll aus<br />
Rache getötet haben<br />
Danzigs langjähriger Bürgermeister<br />
PawelAdamowicz ist an<br />
den Folgen eines Messerangriffs gestorben.<br />
Der 53-Jährige erlag im<br />
Krankenhaus seinen schweren Verletzungen,<br />
wie Gesundheitsminister<br />
Lukasz Szumowski am Montag<br />
im polnischen Fernsehsender<br />
TVN24 bestätigte. Die Staatsanwaltschaft<br />
gab bekannt, in dem Fall<br />
nun wegen Mordes zu ermitteln.<br />
Bis zuletzt hatten Ärzte des Danziger<br />
Universitätsklinikums um das<br />
Leben des parteilosen Bürgermeisters<br />
gekämpft, nachdem dieser am<br />
Sonntagabend auf offener Bühne bei<br />
einer Spendenveranstaltung von einem<br />
Angreifer mit einem Messer<br />
niedergestochen worden war.<br />
DerTäter –ein 27-jähriger Danziger<br />
–habe aus niederen Beweggründen<br />
gehandelt, sagte der stellvertretende<br />
Generalstaatsanwalt Krzysztof<br />
Sierak. Hinter der Tatwurde Rache<br />
vermutet. Der Angreifer soll der derzeitigen<br />
Oppositionspartei Bürgerplattform<br />
(PO), der Adamowicz bis<br />
2015 angehörte,die Schuld für seine<br />
Haft gegeben haben, hieß es. „Ich<br />
saß unschuldig im Gefängnis“, rief<br />
der Mann auf vonMedien verbreitetenVideoaufnahmen<br />
der Tat. Ermittler<br />
schlossen eine psychische Erkrankung<br />
des Angreifers nicht aus.<br />
Der Mann ist polnischen Behörden<br />
zufolge bereits vorbestraft und hatte<br />
wegen einer bewaffneten Banküberfallserie<br />
schon fünfeinhalb Jahre in<br />
Haft gesessen. Berichtenzufolge war<br />
er erst im Dezember freigekommen.<br />
Nach Angabendes Innenministeriums<br />
wurde das Opfer nach dem<br />
Angriff zunächst reanimiert. Anschließend<br />
sei es im Krankenhaus<br />
operiert worden, sagte der behandelnde<br />
Arzt, Tomasz Stefaniak. Adamowicz<br />
habe Verletzungen an Herz,<br />
Zwerchfell und Organen im Bauchraum<br />
erlitten und viel Blut verloren.<br />
DerAngriff auf das Leben und die<br />
Gesundheit Adamowiczs müsse aufs<br />
Schärfste verurteilt werden, schrieb<br />
Ministerpräsident Mateusz Morawiecki<br />
bei Twitter.Die Tatlöste in Polen<br />
auch eine politische Debatte<br />
über Hassreden aus. Der heftige<br />
Streit zwischen der Opposition und<br />
der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit<br />
PiS könne zur Eskalation<br />
der Gewalt beigetragen haben, meinen<br />
Kritiker. (dpa) PolitikSeite 4<br />
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Generell fühlen sich die <strong>Berliner</strong><br />
nämlich nicht nur schlecht gesichert,<br />
sondern stehen auch unter<br />
besonderem Stress. 55Prozent der<br />
Befragten sind häufig gehetzt oder<br />
stehen unter Zeitdruck. Darunter<br />
leiden nicht nur die Beschäftigten<br />
selbst: Fast 30 Prozent geben an, Abstriche<br />
bei der Qualität ihrer Arbeit<br />
machen zu müssen, um ihr Pensum<br />
bewältigen zu können. Auch die Arbeit<br />
außerhalb der üblichen Bürozeiten<br />
ist in der Hauptstadt eher Normalität<br />
als Ausnahme: Mit 60 Prozent<br />
arbeiten <strong>Berliner</strong> häufiger an<br />
Wochenenden, auch an späten<br />
Abenden und mitten in der Nacht<br />
sind siebesonders häufig fleißig.<br />
Arbeitssenatorin Breitenbach fordert<br />
wie Gewerkschafter Hoßbach<br />
die Umsetzung einer sogenannten<br />
Anti-Stress-Verordnung, die regelt,<br />
unter welchen Bedingungen Angestellte<br />
arbeiten. Auf Bundesebene<br />
wurde sie von Gewerkschaften und<br />
der Linken initiiert, aber bisher nicht<br />
umgesetzt. Auch die Bundeskammer<br />
für Psychotherapeuten plädiert für<br />
eine solche Regelung.<br />
Ganz anders sieht das Alexander<br />
Schirp, Geschäftsführer der Unternehmensverbände<br />
Berlin-Brandenburg:<br />
„Der DGB versucht, die Arbeitsbedingungen<br />
schlechter zu machen,<br />
als sie sind“, sagt er mit Blick<br />
auf die neue Studie.Deutschland gehörezuden<br />
Ländernmit den kürzestentariflich<br />
vereinbarten Arbeitszeiten<br />
in Europa, die Einkommen entwickelten<br />
sich gut. Die Orientierung<br />
an den Bedürfnissen der Mitarbeiter<br />
spiele in Zeiten des Fachkräftemangels<br />
eine immer größereRolle.<br />
Viele Arbeitnehmer scheinen davonbisher<br />
wenig zu spüren. DerStudientitel<br />
„Gute Arbeit“ jedenfalls<br />
kann eher als Ziel verstanden werden<br />
denn als Bestandsaufnahme. 4 194050 501603<br />
21003
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Report<br />
KarlLiebknecht spricht am 5. Januar 1919 auf der Siegesallee zu Demonstranten. Die Protestaktion weitet sich zu einem Aufstand gegen die Reichsregierung aus.<br />
AKG, DPA, IMAGO<br />
Hier verbargen sie sich vor<br />
ihren Jägern. Vonder gegenüberliegenden<br />
Seite<br />
sieht das Haus Mannheimer<br />
Straße 27 in Wilmersdorfaus<br />
wie viele andere Altbauten: eine<br />
beigefarbene Fassade mit acht innen<br />
gelegenen Balkonen, fünf Stockwerkehoch,<br />
mit dem in jüngerer Zeit<br />
ausgebauten Dach sechs. AmStraßenrand<br />
vor dem Gebäude wartet<br />
ein ausgedienter Weihnachtsbaum<br />
auf Abfuhr.Weihnachtssterne kleben<br />
hinter Fensterscheiben, da ein goldfarbener,dortein<br />
roter.<br />
Rot ist auch der Fleck auf dem<br />
Gehweg vor dem Hauseingang, ein<br />
Fleck, der wie ein Plakat geformt ist<br />
und wie aufs Pflaster gebügelt wirkt.<br />
Solche Plakate verweisen seit Monaten<br />
auf geschichtsträchtige Orte der<br />
Revolution 1918/19. Hier steht:<br />
„15.01.19. Dasletzte Versteck.“<br />
Einpaar Schritte daneben, im Boden<br />
vor dem Erdgeschoss des Hauses,<br />
liegt eine Gedenktafel: „Letzter<br />
Zufluchtsort der deutschen Revolutionäre<br />
Rosa Luxemburg und Karl<br />
Liebknecht ...“<br />
Wochenlang waren sie auf der<br />
Flucht, die beiden Köpfe des Spartakusbundes.<br />
Die Spartakisten waren<br />
aus der SPD hervorgegangen, hatten<br />
den linken Flügel der USPD gebildet<br />
und die KPD mitbegründet. Auf<br />
beide hatten ihreGegner,allen voran<br />
die Antibolschewistische Liga, von<br />
Großindustriellen finanziert, ein<br />
Kopfgeld in Höhe von je 50000<br />
Reichsmark ausgesetzt; in <strong>Zeitung</strong>en,<br />
an Litfaßsäulen und auf Flugblättern<br />
hatten sie gefordert:<br />
„Schlagt ihreFührer tot!“<br />
VonVersteck zu Versteck hetzten<br />
Liebknecht und Luxemburg. In dem<br />
Haus an der Mannheimer Straße –es<br />
trug damals die Nummer 43 –fanden<br />
sie am 14. Januar 1919 Zuflucht bei<br />
einem befreundeten Arzt. Tags darauf<br />
nahmen Mitglieder einer „Bürgerwehr“<br />
beide fest, und mit ihnen<br />
Wilhelm Pieck (später Präsident der<br />
DDR), der die Korrekturfahne für die<br />
nächste Ausgabe der <strong>Zeitung</strong> Die<br />
Rote Fahne,vorbeigebracht hatte.<br />
Wenig später waren Rosa Luxemburgund<br />
Karl Liebknecht tot.<br />
Silvester 1918. Waswird das neue<br />
Jahr bringen? Der Krieg hat sich ausgetobt,<br />
der Kaiser davongestohlen,<br />
die Revolution obsiegt. Aber welche?<br />
Die Meinungen über die politische<br />
Zukunft des Landes gehen weit auseinander:Soll<br />
es eine bürgerliche Demokratie<br />
nach westlichem Vorbild<br />
geben oder eine Räterepublik nach<br />
russischem? Oder etwas dazwischen?<br />
DerRat derVolksbeauftragten mit<br />
Friedrich Ebert (SPD) als Reichskanzler<br />
führt die Geschäfte; Wahlen<br />
zur verfassungsgebenden Nationalversammlung<br />
sollen am 19. Januar<br />
stattfinden. Die SPD hat seit Ende<br />
Dezember alle Posten im Rat, seit<br />
sich die USPD aus Protest gegen die<br />
Weihnachtskämpfe zurückgezogen<br />
hat. Ebert hatte regierungstreue<br />
Truppen gegen die meuternde<br />
Volksmarinedivision schicken lassen,<br />
ohne Erfolg. Es gab 67 Tote.<br />
„Die Revolution war unbefangen,<br />
bewusstlos wie ein Kind, das hinaustappt,<br />
ohne zu wissen, wohin“, sagt<br />
Rosa Luxemburg auf dem Gründungsparteitag<br />
der KPD beim Jahreswechsel<br />
1918/19.<br />
Aber wer soll das Kind an die<br />
Hand nehmen?<br />
Die alten Eliten spielen auf Zeit<br />
Die SPD will nur eine politische Revolution,<br />
sie will die gesellschaftlichen<br />
Grundlagen des Kaisertums<br />
bewahren. Ebert stützt sich auf die<br />
Oberste Heeresleitung mit Wilhelm<br />
Groener an der Spitze, der sich am 9.<br />
November, dem Tagder Revolution,<br />
mit den Worten andiente, nur die<br />
Truppen könnten die „bolschewistische<br />
Gefahr“ beseitigen (Ebert-<br />
Groener-Pakt).<br />
Die äußerste Linke –USPD,Revolutionäre<br />
Obleute (Vertreter der Fabrikarbeiter)<br />
und Spartakusbund –will<br />
eine die gesellschaftliche Ordnung<br />
verändernde Revolution. Aber sie ist<br />
sich uneins.Die einen wollen das russische<br />
Modell kopieren; die anderen,<br />
wie Rosa Luxemburg, wollen einen<br />
eigenen Wegzum Sozialismus gehen.<br />
Keine der beiden Strömungen weiß<br />
die Massen mitzureißen.<br />
Die alten Eliten wollen die Uhr<br />
der Geschichte zurückdrehen, sie<br />
spielen auf Zeit.<br />
„Unsere Umwälzung ist leider<br />
nicht von einer bis zur Übermacht<br />
gewachsenen Gesinnung hervorgerufen,<br />
sondern der alte Staat ist<br />
zusammengebröckelt, weil er etwas<br />
zu verlogen und ausgehöhlt<br />
war, umdem äußeren Ansturm zu<br />
widerstehen“, notiert der Diplomat,<br />
Schriftsteller und Mäzen<br />
Harry Graf Kessler am 14. Januar<br />
1919 in seinem Tagebuch. „Das<br />
Schrecklichste wäre, wenn diese<br />
ganzen Verwüstungen und Leiden<br />
nicht die Geburtswehen einer<br />
neuen Zeit wären, weil nichts da<br />
wäre, was geboren sein will(...).“<br />
Das Jahr 1919 ist noch jung, da<br />
bricht sich in Berlin ein Aufstand<br />
Bahn; er entzündet sich an der<br />
Entlassung des <strong>Berliner</strong> Polizeipräsidenten<br />
Emil Eichhorn<br />
(USPD). Ihm wird vorgeworfen,<br />
bei den Weihnachtskämpfen auf<br />
den Sturz der Regierung hingearbeitet<br />
zu haben. Er und seine An-<br />
Schicksalstage<br />
einer<br />
Revolution<br />
In den Januarkämpfen vor 100 Jahren<br />
in Berlin wurden<br />
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg<br />
ermordet.<br />
Eine Rekonstruktion der Ereignisse<br />
„Die Geschlagenen<br />
von heute<br />
werden<br />
die Sieger<br />
von morgen<br />
sein (...).“<br />
Karl Liebknecht,<br />
Politiker (Spartakusbund/KPD)<br />
hänger sind nicht willens, kampflos<br />
zu weichen.<br />
USPD und RevolutionäreObleute<br />
rufen zum 5. Januar zu einer Protestaktion<br />
auf der Siegesallee auf. Auch<br />
zwei Vertreter der KPD unterzeichnen<br />
den Aufruf: Karl Liebknecht und<br />
Wilhelm Pieck. Um die 150 000 Menschen<br />
folgen dem Aufruf. Die Initiatoren<br />
der Demonstration sind vom<br />
VonMichael Brettin<br />
„Die Revolution<br />
war unbefangen,<br />
bewusstlos wie ein<br />
Kind, das hinaustappt,<br />
ohne zu<br />
wissen, wohin.“<br />
Rosa Luxemburg,<br />
Politikerin (Spartakusbund/KPD)<br />
Ausmaß der Aktion überrascht. Am<br />
Abend beraten sie über das weitere<br />
Vorgehen. Und sie werden wieder<br />
überrascht: Bewaffnete Demonstranten<br />
besetzen Druckereien, Verlagsgebäude<br />
und das Wolffsche Telegraphenbüro.<br />
Und: DerAnführer der<br />
Volksmarinedivision macht Meldung,<br />
alle <strong>Berliner</strong> Regimenter seien<br />
bereit, die Reichsregierung zu stür-<br />
zen – die Meldung wird sich als<br />
falsch erweisen.<br />
Karl Liebknecht erklärt daraufhin,„daß<br />
bei diesem Stand der Dinge<br />
nicht nur der Schlag gegen Eichhorn<br />
abgewehrt werden müsse, sondern<br />
der Sturzder Regierung Ebert-Scheidemann<br />
möglich und unbedingt<br />
notwendig sei“. Ein Revolutionsausschuss<br />
wird gebildet. Dessen Mitglieder<br />
rufen zum Generalstreik,<br />
zum Sturz der Regierung und zur<br />
Übernahme der Macht auf.<br />
Eine halbe Million Menschen demonstrieren<br />
am 6. Januar, kopflos,<br />
ziellos,sinnlos.<br />
Es fehlte den Revolutionären an<br />
Können und Willen, die Regierung<br />
zu stürzen; sie hatten weder Plan<br />
noch Macht. „Wirklich zum Kampf<br />
entschlossen war nur der kleine persönliche<br />
Anhang Eichhorns, den er<br />
im Polizeipräsidium vereint hatte,<br />
ferner ein paar tausend utopisch-radikale<br />
Spartakisten“, schreibt der<br />
Historiker Arthur Rosenberg, damals<br />
Mitglied der USPD (später der KPD).<br />
Schon am Abend sei der „klägliche<br />
Misserfolg der mit so viel Leidenschaft<br />
eingeleiteten revolutionären<br />
Aktion“ offensichtlich gewesen.<br />
Die Regierung ist entschlossen,<br />
den Aufstand niederzuschlagen:<br />
„Gewalt kann nur mit Gewalt bekämpft<br />
werden.“ Der Volksbeauftragte<br />
Gustav Noske (SPD), zuständig<br />
für Heer und Marine,erhält am 7.<br />
Januar den Oberbefehl über die<br />
Truppen in und um Berlin. Er übernimmt<br />
die Aufgabe mit den Worten:<br />
„Meinetwegen! Einer muß der Bluthund<br />
werden ...!“<br />
Es gibt Verhandlungen, sie scheitern.<br />
Die Aufständischen geben die<br />
Parole aus: „Gebraucht die Waffen<br />
gegen eureTodfeinde!“<br />
Die Reichsregierung handelt,<br />
Gustav Noske rückt am 11. Januar in<br />
Berlin ein. DieStadt verwandelt sich<br />
in „einen phantastisch-gefährlichen<br />
Dschungel“, seine Bewohner fallen<br />
in „einen dadaistischen Albtraum“<br />
(Historiker Hagen Schulze): Mal fallen<br />
hier, mal fallen da Schüsse, auf<br />
Straßen, Kreuzungen und Plätzen,<br />
aus Häusern und von Dächern; selten<br />
ist klar,wer auf wenschießt.<br />
Die <strong>Berliner</strong> aber verhalten sich<br />
so,als gehe sie all das nichts an. „Das<br />
Babylonische, unermeßlich Tiefe,<br />
Chaotische und Gewaltige von Berlin<br />
ist mir erst durch die Revolution<br />
klargeworden“, schreibt Harry Graf<br />
Kessler ins Tagebuch,„als sich zeigte,<br />
daß diese ungeheure Bewegung in<br />
dem noch viel ungeheureren Hin<br />
und Her von Berlin nur kleine örtliche<br />
Störungen verursachte, wie<br />
wenn ein Elefant einen Stich mit einem<br />
Taschenmesser bekommt. Er<br />
schüttelt sich, aber schreitet weiter,<br />
als ob nichts gewesen wäre.“<br />
Dieser „Stich“ tötet 156 Menschen.<br />
Die Ordnung ist am 13. Januar<br />
weitgehend wiederhergestellt. Gustav<br />
Noske lässt trotzdem zwei Tage<br />
später die am Stadtrand stationierten<br />
Freikorps einmarschieren, Freiwilligenverbände<br />
aus nationalistischen,<br />
monarchistischen und antirevolutionären<br />
Frontsoldaten.<br />
Noske hatte nach der Niederlage in<br />
den Weihnachtskämpfen angeordnet,<br />
verstärkt Freikorps zu bilden,<br />
„zum Schutz der Heimat“ gegen innenpolitische<br />
Gegner.<br />
„Die Stadt ist vonden regierungstreuen<br />
Truppen sozusagen okkupiert“,<br />
schreibt Harry Graf Kessler<br />
am 15. Januar. „An jeder Straßenkreuzung<br />
stehen Soldaten in der<br />
Sturmhaube mit aufgepflanztem Bajonett<br />
und einem Koppel voll Handgranaten.<br />
(...) Jetzt sitzt die Regierung<br />
vielleicht noch immer auf<br />
schwankenden Überzeugungen,<br />
aber auf einer ganzen Anzahl vongehorsamen<br />
Bajonetten.“<br />
Auch die Garde-Kavallerie-Schützen-Division<br />
unter Führung vonWaldemar<br />
Pabst stellt gehorsamst Bajonette,eineVielzahl<br />
vonFreikorps geht<br />
aus dem Großverband hervor. Pabst,<br />
Erster Generalstabsoffizier der Division,<br />
bezieht Stabsquartier im Hotel<br />
Eden am Kurfürstendamm. Der<br />
Hauptmann hat eine besondere Aufgabe:<br />
Rosa Luxemburgund Karl Liebknecht<br />
zu fassen. Undzubeseitigen:<br />
„Die müssen weg! Diesind so gefährlich,<br />
wenn wir die haben, dann gibt’s<br />
nichts zu winseln, dann müssen wir<br />
selber Richter sein.“<br />
„Auf der Flucht erschossen“<br />
Hier fürchteten sie um ihr Leben.<br />
„Hier stand das Hotel Eden“, steht<br />
auf der Gedenktafel im Granitpflaster<br />
vor dem Brunnen am Zoo-Aquarium<br />
an der Ecke Olof-Palme-Platz<br />
und Budapester Straße. Und: „Rosa<br />
Luxemburg und Karl Liebknecht<br />
wurden hier unmittelbar vor ihrer<br />
Ermordung am 15. Januar 1919 verhörtund<br />
zusammengeschlagen.“<br />
DieLage derTafel aus Edelstahl irritiert,<br />
denn das dreieckig angelegte<br />
Hotel Eden befand sich auf der gegenüberliegenden<br />
Straßenseite, auf<br />
dem Platz, den einst Kurfürstendamm<br />
(heute Budapester Straße,<br />
dort war der Haupteingang), Nürnberger<br />
Straße und Kurfürstenstraße<br />
bildeten. Ein Büro- und Geschäftsgebäude<br />
entsteht zurzeit dort.<br />
Vordem Eingang des Aquariums<br />
wartet eine Schlange auf Einlass,auf<br />
dem Brunnen klettern Kinder, über<br />
das Gehwegpflaster spazieren Pas-
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 3<br />
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Report<br />
Das Hotel Eden ist im Januar 1919 Quartier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Hier werden KarlLiebknecht und Rosa Luxemburg vor ihrer Ermordung verhört.<br />
BPK-BILDAGENTUR<br />
santen. Vonder Gedenktafel nimmt<br />
kaum jemand Notiz, auch nicht von<br />
dem roten Fleck auf dem Pflaster ein<br />
paar Meter weiter: „15.01.19. Politischer<br />
Mord.“<br />
Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht<br />
undWilhelm Pieck werden nach ihrer<br />
Festnahme in der Mannheimer<br />
Straße ins Eden gefahren, wo Waldemar<br />
Pabst sie verhört. Der Hauptmann<br />
schreibt noch in der Nacht einen<br />
Bericht für den Divisionsstab:<br />
Liebknecht habe auf dem Wegvom<br />
Hotel ins Untersuchungsgefängnis<br />
Moabit zu fliehen versucht und sei<br />
dabei erschossen worden; Luxemburg<br />
sei ihren Bewachern von aufgebrachten<br />
Bürgern entrissen und mit<br />
unbekanntem Ziel verschleppt worden.<br />
Auftragsmordder Regierung?<br />
<strong>Zeitung</strong>en melden am 16. Januar:<br />
Liebknecht auf der Flucht erschossen!<br />
Rosa Luxemburg von der<br />
Menge getötet! Zweifel an den Todesumständen<br />
der beiden Politiker<br />
kommen der Presse nicht; sie beschwörteinmal<br />
mehr die „bolschewistische<br />
Gefahr“ –und die sei nun<br />
beseitigt. Der„Vorwärts“, das Zentralorgan<br />
der SPD, schreibt, Luxemburg<br />
und Liebknecht seien „Opfer<br />
ihrer eigenen blutigen Terrortaktik“<br />
geworden; die „Vossische <strong>Zeitung</strong>“,<br />
dass „an den beiden terroristischen<br />
Führern eine Art Volksgericht<br />
vollstreckt worden ist“.<br />
Die Regierung bestellt am selben<br />
TagWaldemar Pabst zum Rapportins<br />
Reichskanzlerpalais. Eine „ziemliche<br />
Aufregung“ habe es dort gegeben,<br />
wird Pabst später sagen. „Ebert<br />
meinte ärgerlich, wir hätten aus den<br />
beiden Märtyrer gemacht. Landsberg<br />
und Scheidemann verlangtenVerhaftungen,<br />
um die Unruhe in der Arbeiterschaft<br />
zu beschwichtigen. Nur einer<br />
von den Herrschaften hat richtig<br />
begriffen, was wir für unser deutsches<br />
Vaterland getan haben. Noske.Erhat<br />
mir die Hand gedrückt.“<br />
Der Fall nimmt eine Wende, als<br />
„Die Rote Fahne“, einst Zentralorgan<br />
des Spartakusbundes, nun der KPD,<br />
zwischenzeitlich verboten, am<br />
12. Februar titelt:„Der Mord an Liebknecht<br />
und Luxemburg. DieTat und<br />
die Täter.“<br />
DerAblauf der Tatstellt sich heute<br />
so dar: Karl Liebknecht wird gegen<br />
23 Uhraus einem Nebenausgang aus<br />
dem Hotel geführt, mit einem Gewehrkolben<br />
geprügelt, halb bewusstlos<br />
in ein Auto geschleppt, zum<br />
Tiergarten gefahren, am Neuen See<br />
aus dem Auto gezerrt, erschossen<br />
und als aufgefundener „Unbekannter“<br />
in die Unfallstation am Zoologischen<br />
Garten gebracht.<br />
Rosa Luxemburg wird eine Viertelstunde<br />
später auf gleichem Weg<br />
hinausgebracht, mit Kolbenschlägen<br />
niedergestreckt, ohnmächtig in<br />
ein Auto geschleift, während der<br />
Fahrt indie Schläfe geschossen, an<br />
der Lichtensteinbrücke im Tiergarten<br />
mit Steinen beschwert und in<br />
den Landwehrkanal geworfen.<br />
Wilhelm Pieck sollte tatsächlich<br />
den Behörden überstellt werden und<br />
konnte unterwegs fliehen.<br />
Das Reichsjustizministerium beauftragt<br />
nicht die Strafjustiz mit der<br />
Strafverfolgung, sonderndas Feldgericht<br />
der Garde-Kavallerie-Schützen-Division.<br />
Die Begleitkommandos,<br />
die Liebknecht und Luxemburg<br />
abführten, kommen in Haft. Es gibt<br />
einen Prozess.Die Höchststrafe,ausgesprochen<br />
gegen einen Oberleutnant,<br />
liegt bei zwei Jahren und vier<br />
Monaten; der Verurteilte flieht drei<br />
Tage später bei einer fingierten<br />
Überstellung in ein anderes Gefängnis<br />
unter falschem Namen in die<br />
Niederlande.<br />
Mehrere Soldaten behaupten<br />
nach dem Prozess, Karl Liebknecht<br />
und Rosa Luxemburg getötet zu haben.<br />
Einer sagt nicht mehr,als er sagen<br />
muss: Waldemar Pabst. VorGericht<br />
steht er nur als Zeuge. „Ich habe sie<br />
richtenlassen“, gesteht er Jahrespäter,imJanuar<br />
1962, dem rechtsextremen<br />
„Deutschen Studenten-Anzeiger“.<br />
Und begründet sein Handeln<br />
so: Der Sieg des Kommunismus in<br />
Deutschland 1919 hätte „das gesamte<br />
christliche Abendland zum<br />
Einsturz gebracht. Die Beendigung<br />
dieser Gefahr wog bestimmt wesentlich<br />
mehr als die Beseitigung von<br />
zwei politischen Verführern.“<br />
DerDoppelmordwar vonlanger<br />
Hand geplant und von kalter Hand<br />
durchgeführt, sehr wahrscheinlich<br />
mit Wissen von Vertretern der<br />
Reichsregierung. „Dass ich die Aktion<br />
ohne Zustimmung Noskes gar<br />
nicht durchführen konnte – mit<br />
Ebert imHintergrund –und auch<br />
meine Offiziere schützen musste,<br />
ist klar“, heißt es in einem Brief von<br />
Pabst, der sich in seinem Nachlass<br />
1970 fand. „Aber nur ganz wenige<br />
Menschen haben begriffen, warum<br />
ich nie vernommen oder unter Anklage<br />
gestellt worden bin. Ich habe<br />
als Kavalier das Verhalten der damaligen<br />
SPD damit quittiert, dass<br />
ich 50 Jahrelang das Maul gehalten<br />
habe über unsere Zusammenarbeit.“<br />
Eine Zusammenarbeit bei der<br />
Festnahme und Ermordung von<br />
Liebknecht und Luxemburg hat<br />
Noske stets bestritten.<br />
Hier fanden sie ihreletzte Unruhe,<br />
im Norden des Zentralfriedhofs<br />
Aufständische haben sich vor dem Verlagshaus Mosse in der Schützenstraße<br />
verschanzt.<br />
AKG, ULLSTEIN, BPK/KUNSTBIBLIOTHEK<br />
„Wenn wir die<br />
haben, dann gibt’s<br />
nichts zu winseln,<br />
dann müssen<br />
wir selber<br />
Richter sein.“<br />
Waldemar Pabst,<br />
Offizier<br />
Friedrichsfelde. Von ihren Gräbern<br />
und denen anderer Revolutionäre ist<br />
nichts geblieben, ebenso vom Revolutionsdenkmal<br />
aus dem Jahr 1926 –<br />
die Nationalsozialisten haben alles<br />
beseitigt.<br />
Die Luft ist frisch und würzig, angereichert<br />
mit dem Geruch von<br />
feuchter Erde. Die Sonne müht sich<br />
durch die Wolkendecke. Eine Säge<br />
„Meinetwegen!<br />
Einer muß der<br />
Bluthund werden,<br />
ich scheue die<br />
Verantwortung<br />
nicht!“<br />
Gustav Noske,<br />
Volksbeauftragter (SPD)<br />
röhrt in der Nähe, Straßenverkehr<br />
rauscht in der Ferne.<br />
Wo bis 1935 das Revolutionsdenkmal<br />
stand, ein Block von zwölf<br />
mal vier mal sechs Metern, verblendet<br />
mit vor- und zurückgesetzten<br />
Hartbrandziegeln und versehen mit<br />
einem Sowjetsternmit Hammer und<br />
Sichel, da befindet sich seit 1983 ein<br />
Erinnerungsmal. Seine Klinker-<br />
steine, die das Fundament des alten<br />
Denkmals nachformen, sind verwittert,<br />
teils bemoost.<br />
Einige Hundert Meter weiter, am<br />
anderen, dem südlichen Teil des<br />
Friedhofs befindet sich seit 1951 die<br />
„Gedenkstätte der Sozialisten“. Wer<br />
auf den hoch aufragenden Stein mit<br />
der Inschrift„Die Toten mahnen uns“<br />
in der Mitte des Rondells geradewegs<br />
zugeht, der stößt an dessen Fuß auf<br />
zwei nebeneinanderliegende Grabplatten<br />
mit den Namen Karl Liebknecht<br />
und Rosa Luxemburg.<br />
Am Tage der Beisetzung von Karl<br />
Liebknecht und weiteren Revolutionären<br />
am 25. Januar 1919 sperrt die<br />
Regierung die Innenstadt, um zu verhindern,<br />
dass sich der Trauerzug um<br />
12 Uhr von der Siegesallee in Bewegung<br />
setzt.<br />
„Es gab ein gewaltiges Militäraufgebot,<br />
Geschütze und Maschinengewehre<br />
ander Siegesallee, amReichstag,<br />
am Potsdamer Platz, dazu Sperren,<br />
die nur mit Ausweis durchschritten<br />
werden konnten“, schreibt Harry<br />
Graf Kessler in sein Tagebuch. „(...)<br />
der Trauerzug bewegte sich vom<br />
Volkstheater am Bülowplatz zum<br />
Friedrichshain, an diesem vorbei und<br />
weiter hinaus bis Friedrichsfelde.“<br />
Sechs Tage zuvor, am19. Januar,<br />
haben die Wahlen zur Nationalversammlung<br />
stattgefunden, erstmals<br />
haben auch Frauen stimmen dürfen.<br />
Die SPD wird mit 37,9 Prozent<br />
stärkste Kraft und bildet mit der<br />
Zentrumspartei und der Deutschen<br />
Demokratischen Partei (DDP) die<br />
Weimarer Koalition; Friedrich Ebert<br />
wird Reichspräsident, Philipp Scheidemann<br />
Ministerpräsident, Gustav<br />
Noske Reichswehrminister.<br />
Die USPD erhält 7,6 Prozent; die<br />
KPD hatte sich bei ihrer Gründung<br />
gegen eine Beteiligung an den Wahlen<br />
ausgesprochen, gegen den Rat<br />
vonLiebknecht und Luxemburg.<br />
Berlin kommt nicht zur Ruhe.Anfang<br />
März weitet sich ein Generalstreik<br />
zu einem bewaffneten Aufstand<br />
aus. Das Ziel ist dasselbe wie<br />
beim Januaraufstand: Sturz der<br />
Reichsregierung. Die Reichsregierung<br />
verhängt den Ausnahmezustand,<br />
Reichswehrminister Noske<br />
befiehlt, jeder Bewaffnete sei sofort<br />
zu erschießen. Der Befehl, durch<br />
kein Gesetz gerechtfertigt, beruht<br />
auf der Falschmeldung, Aufständische<br />
hätten in Lichtenberg 60Polizisten<br />
ermordet. Der dreizehntägige<br />
Aufstand fordert 1200 Menschenleben.<br />
Rosa Luxemburgwirdam31. Mai<br />
aus dem Landwehrkanal geborgen<br />
und am 12. Juni in Friedrichsfelde<br />
beigesetzt. Ohne die Strümpfe, die<br />
sie vonihrer letzten Quartiergeberinerhaltenund<br />
vorihrer Festnahme<br />
übergestreift hatte, wäre sie nicht zu<br />
identifizieren gewesen. Für die„Landung“<br />
der Leiche muss ihreSekretärineine<br />
Gebühr von3Markzahlen.<br />
Ohne Zweifel habe die KPD-Führung<br />
an den verhängnisvollen Januarereignissen<br />
„ein gerüttelt Maß an<br />
Schuld“, urteilt der Historiker Hans<br />
Mommsen. Die KPD sei jedoch<br />
„quantitativ bedeutungslos“ gewesen,<br />
„es wäre möglich gewesen, sie<br />
politisch zu isolieren“.<br />
DieKämpfeund MordeimJanuar<br />
1919 machten die Spaltung deralten<br />
Sozialdemokratie unüberbrückbar,<br />
trieben die KPD in die Arme und Abhängigkeit<br />
Moskaus und schwächten<br />
so die gesamte Linke in der politischen<br />
Auseinandersetzung mit<br />
rechten Kräften –sotrug schon der<br />
Beginn derWeimarer Republik deren<br />
Ende in sich.<br />
Die Idee voneiner besseren Welt<br />
Müßig ist es zu spekulieren, was gewesen<br />
wäre, wenn. Geschichte kennt<br />
den Konjunktiv nicht. Aber: „Die<br />
Volksbeauftragten hätten wohl mehr<br />
Veränderung wagen müssen, als sie<br />
aus ihrer damaligen Sicht für verantwortbar<br />
hielten“, wie Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier (SPD)<br />
in seiner Rede im Deutschen Bundestag<br />
am 9. November2018 anlässlich<br />
des 100. Jahrestages der Revolution<br />
anmerkte. „Zu viele geschworene<br />
Gegner der jungen Republik behielten<br />
ihre Ämter in Militär, Justiz<br />
und Verwaltung.“<br />
Und die äußerste Linke hätte<br />
nicht in blinden Aktionismus und<br />
Spontanradikalismus verfallen<br />
dürfen.<br />
„Dieser Bürgerkrieg stellte“,<br />
schrieb der Publizist Sebastian Haffner,<br />
„die Weichen für die unselige<br />
Geschichte der Weimarer Republik,<br />
die aus ihm geboren, und die Entstehung<br />
des Dritten Reichs, das in ihm<br />
gezeugt wurde.“<br />
Karl Liebknecht ist wenige Stunden<br />
tot, da erscheint sein letzter Artikel<br />
in der <strong>Zeitung</strong> Die Rote Fahne.<br />
Darinschreibt er:„DieGeschlagenen<br />
vonheute werden dieSiegervon morgen<br />
sein (...) Undobwir dann noch leben<br />
werden, wenn eserreicht wird –<br />
leben wird unser Programm; es wird<br />
die Welt der erlösten Menschheit beherrschen.<br />
Trotz alledem!“<br />
Es ist anders gekommen. Die<br />
Idee von einer besseren Welt aber<br />
–die lebt.<br />
Michael Brettin erstaunt<br />
immer wieder,wie viel<br />
Krimi in Geschichte steckt.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Steinmeier warntvor<br />
Nationalismus<br />
Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier hat angesichts der Europawahl<br />
im Maidie Bedeutung internationaler<br />
Zusammenarbeit hervorgehoben.<br />
DerEUliege die Einsicht<br />
zugrunde,dass der „entfesselte Nationalismus<br />
uns in den Abgrund geführthat“,<br />
sagte er beim Neujahrsempfang<br />
für das Diplomatische<br />
Korps am Montag. Immer offener<br />
werdejedoch die Überzeugung infrage<br />
gestellt, dass Zusammenarbeit<br />
und feste Regeln allen Beteiligten<br />
nutzten. „Freie und souveräne Staaten<br />
müssen gemeinsame Regeln finden“,<br />
sagte Steinmeier. (dpa)<br />
Zwei deutsche Polizisten in<br />
Kabul durch Bombe verletzt<br />
Beieinem schweren Autobombenanschlag<br />
in der afghanischen Hauptstadt<br />
Kabul sind am Montag auch<br />
zwei deutsche Polizisten leicht verletzt<br />
worden. Dasverlautete am<br />
Abend aus dem Auswärtigen Amt.<br />
DieExplosion hatte sich am Nachmittag<br />
nahe des schwer bewachten<br />
„Green Village“ ereignet, einem vor<br />
allem vonAusländernbewohnten<br />
Stadtteil. Nach Angaben des afghanischen<br />
Innenministeriums wurden<br />
mindestens vier Menschen getötet<br />
und mehr als 90 verletzt. Unter den<br />
Verletzten waren demnach auch 23<br />
Kinder. (dpa)<br />
Grüne rügen Vielzahl von<br />
Beraterverträgen<br />
DieGrünen im Bundestag wollen den<br />
Einsatz externer Berater für Projekte<br />
desVerkehrsministeriums beschränken.„Es<br />
ist völlig inakzeptabel, dass<br />
über Jahrehunderte Millionen Euro<br />
an Berateraufträgen vergeben wurden,<br />
ohne dass dieWirtschaftlichkeit<br />
geprüft wurde“, sagte der verkehrspolitischer<br />
Sprecher Stephan Kühn.<br />
Allein für Pkw-Maut und Lkw-Maut<br />
seien zwischen 2017 und 2019 Aufträge<br />
im Gesamtwertvon 82 Millionen<br />
Euro erteilt worden. (cle.)<br />
Macron bittet<br />
Bürger zum Dialog<br />
Frankreichs Präsident Macron hat seinen<br />
Landleuten einen Brief geschrieben. AFP<br />
MitSkepsis haben viele Franzosen<br />
auf den Aufruf vonPräsident Emmanuel<br />
Macron zu einem Bürgerdialog<br />
reagiert. Kritiker in den Reihen von<br />
„Gelbwesten“ und Opposition sprachen<br />
am Montag voneinem „Ablenkungsmanöver“.<br />
Mitder Debatte<br />
über Steuern, Einwanderung und direkte<br />
Demokratie will Macron die<br />
Proteste eindämmen. Er wolle mit<br />
Hilfe der Bürger die „Wut in Lösungen<br />
verwandeln“, schrieb er in einem<br />
„Brief an die Franzosen“. (AFP)<br />
Ägypten schiebt<br />
Deutschen ab<br />
EininÄgypten festgesetzter 18-Jähriger<br />
aus Gießen ist zurück in<br />
Deutschland, bestätigte eine Sprecherin<br />
des Auswärtigen Amtes.<br />
Ägypten hatte ihn wegen mutmaßlicherVerbindungen<br />
zu Islamisten abgeschoben.<br />
DieFrankfurter Staatsanwaltschaft<br />
ermittelt wegen des<br />
Verdachts der Vorbereitung einer<br />
schweren staatsgefährdenden Gewalttat,<br />
sagte eine Sprecherin. (dpa)<br />
Überfall der Identitären<br />
Rechtsextremebekleben Redaktionsgebäude und Parteizentralen in Berlin und weiteren Städten mit Plakaten<br />
VonHarry Nutt und Tobias Miller<br />
Diverse Redaktionsgebäude<br />
und Parteiniederlassungen<br />
in Berlin und<br />
im Bundesgebiet sind<br />
am Montag Ziel einer Plakataktion<br />
geworden. Im Internet bekannte<br />
sich die rechtsextreme IdentitäreBewegung<br />
dazu, die damit nach eigener<br />
Darstellung gegen die Verharmlosung<br />
linker Gewalt protestieren<br />
wollte.Betroffen waren in Berlin laut<br />
Polizeiermittlungen die Tageszeitung<br />
(taz), die Parteizentralen der<br />
SPD und der Grünen und das ARD-<br />
Hauptstadtbüro. In Hamburg waren<br />
offenbar das Verlagsgebäude des<br />
Spiegels und in Frankfurt amMain<br />
das Redaktionsgebäude der Frankfurter<br />
Rundschau Ziel der Aktion.<br />
Fotos der vomVerfassungsschutz beobachteten<br />
Gruppierung auf Twitter<br />
zeigten Aktivitäten vordem Parteilokal<br />
der Linken in Lüneburgund dem<br />
Wahlkreisbüro der Grünen-Bundestagsabgeordneten<br />
Claudia Roth in<br />
Augsburg.<br />
Flugblätter im Eingang<br />
Nach Angaben der <strong>Berliner</strong> Polizei<br />
sollen sechs bis sieben Personen Plakate<br />
am taz-Haus in der Friedrichstraße<br />
angebracht, Flugblätter verteilt<br />
und eine Angestellte bedrängt<br />
haben. Taz-Angaben zufolge habe<br />
die Gruppe versucht, ein Plakat mit<br />
einem Foto des verletzten Bremer<br />
AfD-Landeschefs Frank Magnitz aufzuhängen.<br />
Er war vorwenigen Tagen<br />
von Unbekannten angegriffen und<br />
am Kopf verletzt worden. Der Bremer<br />
Staatsschutz ermittelt, weil ein<br />
politisches Motiv der Täter nicht<br />
ausgeschlossen wird. Allerdings haben<br />
die Ermittlungen der Polizei<br />
noch keine Verdächtigen ergeben.<br />
Eine taz-Mitarbeiterin habe am<br />
Montagmorgen die Unbekannten<br />
daran gehindert, mit einemTransparent<br />
der Identitären Bewegung zu<br />
posieren. EinVideo zeigt das Gerangel<br />
vor dem Eingang der taz. Es<br />
wurde von den Identitären veröffentlicht.<br />
Einer der Täter sei in das<br />
Haus eingedrungen und habe Flugblätter<br />
in den Eingang geworfen.<br />
Der Staatsschutz ermittele wegen<br />
Hausfriedensbruchs, gefährlicher<br />
Körperverletzung und eines möglichen<br />
politischen Hintergrunds,<br />
sagte eine Polizeisprecherin. Dieser<br />
gehe „von einer konzentrierten, politisch<br />
motivierten Aktion aus, die<br />
sich gegen Redaktions- und Parteigebäude<br />
richtet“.<br />
Am Montagmittag war davon an<br />
dem erst kürzlichen neu bezogenen<br />
taz-Gebäude allerdings kaum noch<br />
etwas zu sehen. Lediglich an einer<br />
Fensterscheibe neben dem Eingang<br />
Die taz warbereits mehrfach das Ziel von Angriffen.<br />
Organisation: Die „Identitäre<br />
Bewegung“ ist eine<br />
Gruppierung mit französischen<br />
Wurzeln, die seit 2012<br />
auch in Deutschland aktiv<br />
ist. Sie wendet sich gegen<br />
„unkontrollierte Massenzuwanderung“<br />
und den „Verlust<br />
der eigenen Identität<br />
durch Überfremdung“. Sie<br />
wird vomVerfassungsschutz<br />
beobachtet.<br />
IDENTITÄRE BEWEGUNG<br />
Straftaten: Dierechtsextreme<br />
Bewegungist im vergangenen<br />
Jahr mitmehrals<br />
100Straftaten aufgefallen.<br />
Allein zwischen April 2017<br />
und August 2018registriertendie<br />
Behörden 114 Straftaten<br />
mit Bezügenzuder<br />
Gruppe. Zu den Delikten zähltenKörperverletzung,Sachbeschädigung,Volksverhetzung<br />
und Hausfriedensbruch.<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
Verbreitung: Die meisten<br />
Straftaten wurden den Angaben<br />
zufolgemit je 20 Delikten<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
und Bayern begangen, gefolgt<br />
vonBaden-Württemberg<br />
(14) und Berlin (12).<br />
Dem Bundesinnenministerium<br />
zufolgegab es 2018<br />
bundesweit etwa 500 Mitglieder<br />
in 17 Regionalgruppen<br />
sowie 100 Ortsgruppen.<br />
Die CDU wird neu vermessen<br />
befanden sich noch ein paar Klebestreifen,<br />
mit denen die Plakate der<br />
Identitären Bewegung befestigt worden<br />
waren.Wiedie Spurenreste einer<br />
Trophäe wurden sie von einem taz-<br />
Mitarbeiter einem Kamerateam präsentiert.<br />
„Ich nehme alles an Bildern,<br />
was ich kriegen kann“, sagte die zuständige<br />
Redakteurin.<br />
Dietaz ist in ihrer 40-jährigen Geschichte<br />
schon häufig Opfer vontätlichen<br />
Angriffen gewesen. Nicht selten<br />
waren die Urheber linke Gruppierungen,<br />
die ihre Interessen von<br />
der sich ebenfalls politisch links verortenden<br />
taz nicht richtig dargestellt<br />
sahen. In der taz-Geschichte ist es<br />
wiederholt zu Farbattacken und<br />
Schreibtischverwüstungen gekommen.<br />
Beider taz betrachtet man den<br />
Vorfall vom Montag daher eher gelassen.<br />
In Frankfurtgriff die Polizei gegen<br />
die Klebeaktion vor dem Gebäude<br />
ein, in dem die Redaktion der Frankfurter<br />
Rundschau ihre Räume hat.<br />
Nach einem Bericht der Frankfurter<br />
Rundschau wurden die Personalien<br />
von etwa zehn Personen aufgenommen.<br />
Es liege vermutlich ein Verstoß<br />
gegen das Versammlungsrecht vor,<br />
ein Plakat sei vonder Polizei vomGebäude<br />
entfernt worden.<br />
Müller:Bedrohung der Freiheit<br />
Bereits am Wochenende hatten Unbekannte<br />
in Berlin-Kreuzberg das<br />
Verlagshaus des Satire-Magazins Titanic<br />
und das Büro der politischen<br />
Gruppierung „Die Partei“ mit Farbe<br />
beschmiert. Sicherheitsmitarbeiter<br />
hatten am Sonnabendmorgen verschiedene<br />
Wörter und Buchstabenkürzelander<br />
Fassade in der Kopischstraße<br />
entdeckt, wie die Polizei mitteilte.<br />
Aufden Plakaten und Flyern stand<br />
„Wann reden Sie über linke Gewalt?“<br />
Im Internet bekannte sich die Bewegung<br />
klar zu der Klebekampagne.Auf<br />
der Seite der Identitären Bewegung<br />
heißt es,die bundesweite Aktion solle<br />
ein Zeichen gegen linke Gewalt sein.<br />
Man trage den Protest zu denen, die<br />
diese Gewalt „verharmlosen, ignorierenund<br />
sogar befürworten“.<br />
DerRegierende Bürgermeister Michael<br />
Müller (SPD) verurteilte die Aktion.<br />
„Die jüngste Aktion der sogenannten<br />
Identitären ist für alle Demokratinnen<br />
und Demokraten, die<br />
engagiert für unsere freiheitlich demokratische<br />
Grundordnung gegen<br />
Rechtspopulisten, Rechtsextreme,<br />
Antisemiten und Fremdenfeinde einstehen,<br />
ein Angriff auf ihre grundlegenden<br />
Werte. Ich verurteile dies auf<br />
das Schärfste.“ Leute wie die Identitären<br />
wollten ein Deutschland, in dem<br />
die Freiheiten und die Grundrechte<br />
nicht mehr gelten. (mit dpa)<br />
Soli, Rente, Sicherheit: Unter Annegret Kramp-Karrenbauer will die Partei Antworten auf drängende Themen finden<br />
VonDaniela Vates<br />
Einmal erwähnt Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer noch ihreVorgängerin,<br />
dann war es das mit Angela Merkel.<br />
Eine Ära sei zu Ende gegangen,<br />
sagte die neue CDU-Chefin und richtet<br />
dann den Blick nach vorne. Ihre<br />
erste Klausurtagung mit der Parteispitze<br />
hat ein Arbeitsprogramm zutage<br />
gefördert. Von einer „Neuvermessung“<br />
spricht Kramp-Karrenbauer.Die<br />
CDU müsse„selbstkritisch<br />
überprüfen, was getragen hat und<br />
was dazukommen muss“. Die neue<br />
Zeit in der CDU, von der noch nicht<br />
klar ist, ob sie wieder eine Ära wird,<br />
beginnt mit vielen offenen Fragen.<br />
Eine davon dreht sich um die<br />
Rente. Ein eigenes Rentenkonzept<br />
der Union gibt es zumindest in den<br />
nächsten Monaten nicht. Die CDU<br />
wolle die Arbeit der Rentenkommission<br />
der Regierung abwarten, sagt<br />
Kramp-Karrenbauer. Mit der SPD<br />
liefert sich die Partei inzwischen einen<br />
Wettbewerb über die Einführung<br />
einer Grundrente. Die steht im<br />
Koalitionsvertrag. Bundesarbeitsminister<br />
Hubertus Heil hat den Gesetzentwurf<br />
für das erste Halbjahr angekündigt.<br />
Die ostdeutschen CDU-<br />
Wahlkämpfer drängen darauf, dass<br />
das auch wirklich etwas wirdvor den<br />
Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburgund<br />
Thüringen im Herbst.<br />
„Würdigung der Lebensleistung“<br />
amt: „Das ist eine emotional wichtige<br />
Frage.“ DieCDU will darüber am<br />
28. Januar erneut beraten.<br />
Die innere Sicherheit wiederum<br />
war immer ein Kernthema für die<br />
CDU. Es soll nun wieder mehr in den<br />
Fokus rücken. Manwerde die Sicherheitskonzepte<br />
„im umfassenden<br />
Sinne überprüfen und gegebenenfalls<br />
neu justieren“, kündigt die CDU<br />
in ihrer Arbeitsplanung an. Besprochen<br />
wirddies am 25. Februar.Am9.<br />
und 10. Februar ist zudem eine Konferenz<br />
mit einer Generalaussprache<br />
zur Flüchtlingspolitik geplant. Integrationshelfer,<br />
Polizisten, Mitarbeiter<br />
des Bundesamts für Migration und<br />
Flüchtlinge und andereExperten sollen<br />
über Stärken und Schwächen der<br />
bisherigen Gesetzeslage sprechen.<br />
Ein Teil des CDU-Arbeitsprogramms<br />
befasst sich mit dem Wirtschaftskonzept.<br />
Die Parteichefin fordert<br />
sehr allgemein eine Unternehmenssteuerreform.<br />
Zum Ruf ihres<br />
Konkurrenten Friedrich Merz nach<br />
Gerade in Ostdeutschland, wo viele<br />
nach der Wiedervereinigung arbeitslos<br />
waren, „lässt sich damit Altersarmut<br />
vermeiden“, sagt Brandenburgs<br />
CDU-Chef Ingo Senftleben der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). „Die Lebensleistung<br />
wird damit besser gewürdigt: Man<br />
bekommt nicht nur Geld vom Staat,<br />
sondernhat es selbst verdient.“ Entscheidend<br />
sei nicht nur die Höhe der<br />
Grundrente, sondern auch, dass<br />
diese von der Rentenkasse ausgezahlt<br />
werde und nicht vom Sozialeiner<br />
Abschaffung des Solidarbeitrags<br />
noch in diesem Jahr sagt sie:<br />
Wenn es finanzielle Spielräume gebe,<br />
solle man die lieber jetzt nutzen als<br />
nach einer Konjunktureintrübung.<br />
Um ein wirtschaftspolitisches Konzept<br />
soll sich nicht Merz kümmern,<br />
sondernParteivizeThomas Strobl gemeinsam<br />
mit Wirtschaftsminister Peter<br />
Altmaier, dem Vorsitzenden des<br />
Unions-Wirtschaftsflügels Carsten<br />
Linnemann und Niedersachsens<br />
CDU-Chef und Landeswirtschaftsminister<br />
Bernd Althusmann – und<br />
zwar bis zum 29. April.<br />
Und natürlich gehören zum Arbeitsprogramm<br />
auch die Wahlkämpfe.<br />
Die Bundespartei ist dabei<br />
vorallem bei der Europawahl gefragt.<br />
Anders als bei der Wahl 2014 wollen<br />
CDU und CSU diesmal abgestimmt<br />
vorgehen. Einen gemeinsamen Spitzenkandidaten,<br />
den CSU-Politiker<br />
Manfred Weber,gibt es schon. Eingemeinsames<br />
Wahlprogramm soll am<br />
25. Märzbeschlossen werden.<br />
Tödlicher<br />
Angriff auf<br />
offener Bühne<br />
Entsetzen nach Attentat auf<br />
Danzigs Bürgermeister<br />
VonUlrich Krökel<br />
Augenzeugen sprachen von „Szenen<br />
wie in einem Horrorfilm“.<br />
Tatsächlich wurde das,was die KamerasamSonntagabend<br />
bei einer Spendengala<br />
unter freiem Himmel in Danzig<br />
eingefangen hatte, später nicht<br />
gesendet, weil die Bilder zu brutal waren.<br />
Ein Mann war mit einem Jagdmesser<br />
auf die Bühne gestürmt, die<br />
auf dem zentralen Kohlenmarkt errichtet<br />
worden war.Oberbürgermeister<br />
Pawel Adamowicz hielt dort gerade<br />
eine Dankesrede, als der Täter<br />
ihm mehrmals die 15 Zentimeter<br />
lange Klinge in den Körper rammte<br />
und dabei auch sein Herz traf.<br />
Adamowicz brach sofort zusammen<br />
und musste reanimiertwerden.<br />
Die Ärzte kämpften anschließend<br />
mehr als 18 Stunden lang um sein<br />
Leben. Vergeblich. Der beliebte Bürgermeister<br />
starb am Montagnachmittag<br />
auf der Intensivstation in einem<br />
Danziger Krankenhaus.<br />
DieTötung auf offener Bühne war<br />
das eine.Für viele Menschen in Polen<br />
gänzlich unfassbar war, was sich am<br />
Sonntagabend direkt nach der Tatabgespielt<br />
hatte. Der Täter hatte den<br />
Schockmoment genutzt und sich das<br />
Mikrofon gegriffen. Guthörbar rief er<br />
den entsetzten Zuschauern zu: „Ich<br />
heiße Stefan. Ichhabe unschuldig im<br />
Gefängnis gesessen. Ichwar unschuldig!<br />
DieBürgerplattformhat mich foltern<br />
lassen. Deshalb musste Adamowicz<br />
sterben.“ Dann überwältigten<br />
ihn die Sicherheitskräfte.Die oppositionelle<br />
Bürgerplattform (PO), der<br />
auch Adamowicz zeitweise angehörte,hat<br />
in Polen lange regiert.<br />
Vorbestrafter Täter<br />
Am Montag herrschten quer durch<br />
die polnische Gesellschaft Fassungslosigkeit.<br />
Derdramatische Ablauf der<br />
Schreckenstat und die besonderen<br />
Umstände bei der landesweit bekannten<br />
Spendengala sorgten dafür,<br />
dass sich Polizei, Politiker und andere<br />
Vertreter des öffentlichen Lebens erst<br />
einmal sortieren mussten, bis sich allmählich<br />
ein klareres Bild des Geschehens<br />
abzeichnete und eine erste Einordnung<br />
möglich schien. Das betraf<br />
vorallem den Täter.<br />
Stefan W. hatte 2013 mehrere<br />
Raubüberfälle verübt und war zu<br />
fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt<br />
worden. In der Haft wurde er zeitweise<br />
psychiatrisch behandelt, kam<br />
aber vor kurzem wieder auf freien<br />
Fuß. Ob es Anzeichen für eine<br />
schwerepsychische Störung gab,war<br />
am Montag noch unklar. Die Ermittler<br />
wollten sich auch nicht festlegen,<br />
ob der 27-Jährige in einem Zustand<br />
geistiger Umnachtung handelte.<br />
Handelte es sich also um einen<br />
gezielten politischen Mord? Aus seinem<br />
Auftritt am Mikrofon schlossen<br />
die meisten polnischen Kommentatoren,<br />
dass der Täter für seine Inhaftierung<br />
Rache üben wollte.Die Reaktionen<br />
auf die Schreckenstat zeigten<br />
jedoch, dass niemand in Polen die<br />
politische Komponente des Geschehens<br />
ignorieren wollte. Ein Kommentator<br />
der linksliberalen <strong>Zeitung</strong><br />
Gazeta Wyborcza verwies auf die<br />
Sprache des Hasses im politischen<br />
Raum, die der Tatden Boden bereitet<br />
habe: „Vor der Messerattacke gab es<br />
Tausende Angriffe mit Worten.“<br />
Pawel Adamowicz wurde auf einer Spendenveranstaltung<br />
angegriffen.<br />
DPA
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 5 *<br />
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Politik<br />
Die Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien waren schon einmal besser:Jugendliche Fans begrüßen die britische Queen Elizabeth II. mit deutschen und britischen Flaggen bei ihrem Besuch in Berlin 2015.<br />
IMAGO (2), GETTY IMAGES<br />
Rennen gegen die Zeit<br />
Rund 100 000 Briten leben in Deutschland, die meisten von ihnen in Berlin. Vorder Brexit-Abstimmung im Unterhaus wächst ihre Verunsicherung<br />
VonSabine Rennefanz<br />
Neulich war es wieder soweit,<br />
mein Mann schrie<br />
in der Küche das Radio<br />
an. Es lief BBC, Radio<br />
Four aus London, der konservative<br />
Außenminister Jeremy Hunt hatte<br />
gerade erklärt, warum auch ein Austritt<br />
aus der EU ohne Regelwerk–der<br />
sogenannte „hard Brexit“ –Großbritannien<br />
nicht schaden würde.<br />
Mein Mann, ein Brite, war wütend,<br />
benutzte eine Reihe von<br />
Schimpfwörtern. Dann schaltete er<br />
das Radio aus. Seit einigen Wochen<br />
gibt es bei uns kaum ein anderes politisches<br />
Thema als den bevorstehenden<br />
Brexit und was er für unser<br />
Leben bedeutet. Wir hören Radio,<br />
wir sehen Parlamentsreden, und je<br />
mehr Zeit vergeht, desto frustrierter<br />
wirdmein Mann über seine britische<br />
Regierung.<br />
Ein Meilenstein ist an diesem<br />
Dienstag. Seit Tagen fiebern wir auf<br />
die Abstimmung hin, die im Unterhaus<br />
stattfinden soll: Deal oder no<br />
Deal? Sie könnte weitreichende Folgen<br />
für meinen Mann und die anderen<br />
inder EU lebenden Briten haben.<br />
Schätzungsweise 100 000 Briten<br />
gibt es in Deutschland, die meisten,<br />
18 000, in Berlin. „Man fühlt sich<br />
ohnmächtig, hier in Berlin darauf zu<br />
warten, während anderswo in London<br />
fremde Leute darüber entscheiden,<br />
ob man Brite bleiben darf oder<br />
nicht“, sagt mein Mann.<br />
Wenn die Londoner Abgeordneten<br />
den Vertrag ablehnen, wovon<br />
derzeit die meisten Beobachter ausgehen,<br />
müssten alle Briten noch bis<br />
zum Stichtag, den 29. März, ihren<br />
Antrag auf einen deutschen Pass einreichen,<br />
um sicherzustellen, dass sie<br />
ihren britischen Pass behalten dürfen.<br />
DerDoppelpass gilt nur bei EU-<br />
Bürgern. Diedeutsche Regierung hat<br />
im Dezember einen Gesetzentwurf<br />
im Falle eines No-Deal-Szenarios<br />
verabschiedet: Demnach dürfen Briten<br />
ihren britischen Pass behalten,<br />
wenn sie einen Antrag auf Einbürgerung<br />
in Deutschland vor dem 29.<br />
Märzgestellt haben –auch wenn der<br />
Antrag noch nicht bearbeitet wurde.<br />
Geht der Einbürgerungsantrag<br />
nach dem 29. März bei den Behörden<br />
ein, müssen sie den britischen<br />
Pass abgeben. Falls das Unterhaus<br />
den Vertrag annimmt, gibt es eine<br />
Übergangsfrist bis Ende 2020.<br />
Unser Leben spielt in Berlin, wir<br />
haben hier zwei Kinder.Trotzdem hat<br />
mein Mann lange mit sich gerungen,<br />
ob er sich einbürgernlassen will, immer<br />
noch auf eine andereLösung der<br />
Londoner Regierung gehofft, aber<br />
nun will er auch so schnell wie möglich<br />
Deutscher werden. Er trägt Unterlagen<br />
zusammen, den Sprachtest<br />
hat er schon gemacht. Im Februar ist<br />
der Einbürgerungstest. Bisdie Ergebnisse<br />
bekannt werden, können Wochen<br />
verstreichen. Die Zeit wird<br />
knapp.<br />
Die Frage nach dem Doppelpass<br />
ist nur eine vonvielen, die sich stellt,<br />
wenn Großbritannien die EU ohne<br />
Regeln verlässt. Der in Berlin lebende<br />
britische Politik-Berater Jon<br />
Worth sagt: „Ein vertragsloser Brexit<br />
„Ein vertragloser Brexit<br />
wäre für die in Berlin lebenden Briten<br />
eine Katastrophe.“<br />
Jon Worth, in Berlin lebender britischer Politikberater<br />
wäre für die in Berlin lebenden Briten<br />
eine Katastrophe, es würde<br />
größte Unsicherheit bedeuten.“ Es<br />
sei unklar, was das für die Reisefreiheit,<br />
die gegenseitige Anerkennung<br />
vonberuflichen Qualifikationen und<br />
sozialen Leistungen wie Rente, Gesundheitsversorgung<br />
bedeutet. Bisher<br />
dürfen Briten innerhalb der EU<br />
leben und arbeiten. Viele in<br />
Deutschland lebende Briten be-<br />
fürchten, dass sie bei einem No-<br />
Deal-Brexit Nachteile gegenüber<br />
Einheimischen und anderen EU-<br />
Bürgernhaben.<br />
Auch Worth geht davon aus, dass<br />
Premierministerin Theresa Maysich<br />
am Dienstagabend nicht durchsetzen<br />
wird. Was danach passiert, ist<br />
unklar, esgibt ein halbes Dutzend<br />
verschiedene Szenarien. Labour-<br />
Chef Jeremy Corbyn hat durchblicken<br />
lassen, dass seine Partei ein<br />
Misstrauensvotum anstrengen<br />
könnte.Dass Mayvon selbst zurücktritt,<br />
gilt als unwahrscheinlich.<br />
JonWorth, der seit sechs Jahren in<br />
Berlin lebt, hat seinen Einbürgerungsantrag<br />
im vergangenen Dezember<br />
eingereicht. Er macht sich<br />
für sich persönlich keine Sorgen:<br />
„Ich studiere nicht, ich habe keine<br />
Qualifikationen, die nach einem<br />
Austritt nicht mehr gelten.“<br />
Die Zahl der Briten, die sich mit<br />
einem deutschen Pass vor dem Brexit<br />
in Sicherheit bringen wollen, ist<br />
seit dem Referendum im Frühjahr<br />
2016 stark gestiegen. Wurden 2015<br />
noch 622 Briten in Deutschland eingebürgert,<br />
so waren es laut Bundesinnenministerium<br />
ein Jahr nach<br />
dem Brexit-Referendum in Großbritannien<br />
insgesamt 7493.<br />
Auch die <strong>Berliner</strong> Behörden bereiten<br />
sich auf einen ungeregelten<br />
Austritt vor. Bei einer Informationsveranstaltung<br />
in der britischen Botschaft<br />
Ende 2018 wurde den Briten<br />
ein schnelles Registrierungsverfahrenversprochen.<br />
DerChef der <strong>Berliner</strong><br />
Ausländerbehörde, Engelhard<br />
Mazanke, sagte laut Guardian, dass<br />
unklar sei, welchen Status die britischen<br />
Bürger genau bekommen und<br />
welche Dokumente sie benötigen.<br />
Aufenthaltsrechte sollen „sehr großzügig“<br />
vergeben werden, versprach<br />
er. Seit Anfang Januar ist eine offizielle<br />
Website des Landes online, auf<br />
der sich alle in Berlin lebenden Briten<br />
registrieren müssen. Innerhalb<br />
vonachtWochen sollen Aufenthaltsgenehmigungen<br />
ausgestellt werden,<br />
allerdings erst ab Ende März.<br />
Sabine Rennefanz<br />
stellt fest, dass es nur noch<br />
73 Tage bis zum Brexit sind.<br />
Keine Mehrheit in Sicht<br />
May kämpft mit neuen Zusicherungen aus Brüssel für ihren Deal<br />
„Beide Seiten verlieren“<br />
DGAP-Chefin Daniela Schwarzer über die Haltung der Wirtschaft zu Europa<br />
Mit neuen Zusicherungen der<br />
Europäischen Union hat die<br />
britische Premierministern Theresa<br />
May umUnterstützung ihres Parlaments<br />
für den Brexit-Vertrag gekämpft.<br />
Nur die Zustimmung zum<br />
Austrittsabkommen am Dienstagabend<br />
könne einen chaotischen EU-<br />
Austritt oder den Stopp des Brexits<br />
verhindern, sagte May amMontag.<br />
Dennoch war keine Mehrheit für den<br />
Vertrag imUnterhaus in Sicht. Die<br />
EU hält nun eine Verschiebung des<br />
Brexits über das vorgesehene Datum<br />
29. Märzhinaus für möglich.<br />
May will aber keine Abkehr vom<br />
Brexit und auch keine Verschiebung.<br />
Stattdessen bewegte sie EU-Kommissionschef<br />
Jean-Claude Juncker<br />
und Ratspräsident Donald Tusk zu<br />
neuen Zusicherungen, die für die<br />
Ratifizierung des Brexit-Vertrags in<br />
Großbritannien hilfreich sein sollen.<br />
Juncker und Tusk schickten am<br />
Montag einen Brief nach London.<br />
Enthalten sind zwei wichtige<br />
Punkte: Die inGroßbritannien umstrittene<br />
Garantie für eine offene<br />
Grenze, der sogenannte Backstop,<br />
wirdals reine Rückversicherung dargestellt,<br />
die möglichst nie genutzt<br />
werden solle –und wenn doch, dann<br />
Premierministerin Theresa Maysteht<br />
vor einer nicht lösbaren Aufgabe.<br />
nur übergangsweise,bis eine bessere<br />
Lösung gefunden sei. Unddie EU bestätigte,<br />
dass diese Zusicherungen<br />
„juristischen Wert“ haben, was May<br />
wichtig war. Inder Substanz ändert<br />
der neue EU-Brief allerdings nichts.<br />
Denn Juncker und Tusk halten gleich<br />
zu Beginn fest: „Wie Sie wissen, sind<br />
wir nicht in der Lage, irgendetwas<br />
zuzustimmen, das das Austrittsabkommen<br />
ändert oder nicht mit ihm<br />
übereinstimmt.“<br />
May räumte in einer Rede in<br />
Stoke-on-Trent ein, dass die vonKritikernimParlament<br />
gewünschte Befristung<br />
des „Backstops“ nicht möglich<br />
gewesen sei. Dennoch seien<br />
wichtige Punkte erreicht worden.<br />
Darunter sei die Zusage, dass die<br />
Verhandlungen über die künftige<br />
Partnerschaft Großbritanniens mit<br />
der EU bereits vor dem Austrittsdatum<br />
am 29. Märzbeginnen könnten.<br />
Trotz Mays Appellen in letzter Minute<br />
sah aber auch ihre Regierung<br />
einen Tagvor der Abstimmung kaum<br />
eine Chance auf eine Mehrheit, wie<br />
Handelsminister Liam FoxamMontag<br />
eingestand. Spekuliert wurde eigentlich<br />
nur noch darüber, wie<br />
schlimm die Niederlage für Mayausfällt<br />
und wie es danach weitergeht.<br />
Sollte das Parlament das Abkommen<br />
an diesem Dienstag deutlich ablehnen<br />
und sich auch in den Wochen<br />
danach nicht auf ein weiteres Vorgehen<br />
einigen, droht ein Austritt ohne<br />
Abkommen mit dramatischen Konsequenzen<br />
für die Wirtschaft und<br />
viele andereLebensbereiche.<br />
Möglich ist aber, dass das Parlament<br />
selbst schon einen Ausweg<br />
weist. Die Beschlussvorlage kann<br />
noch vor der eigentlichen Abstimmung<br />
abgeändert werden. Solche<br />
Änderungen könnten am Ende sogar<br />
die eigentliche Abstimmung stoppen.<br />
Nach einer Niederlage der Regierung<br />
könnte es auch zu einem<br />
Misstrauensvotum kommen. (dpa)<br />
Frau Schwarzer, die deutsche Wirtschaft<br />
will einer Umfrage der Deutschen<br />
Gesellschaft für Auswärtige Politik<br />
(DGAP) und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
EY zufolge mehr Europa<br />
statt weniger.Überrascht Siedas?<br />
Nein, unter Unternehmensvertretern<br />
hat sich seit einiger Zeit die<br />
Wahrnehmung verstärkt, dass international<br />
Risiken und Unsicherheiten<br />
zunehmen. Der Wettbewerb zwischen<br />
Staaten ist auf dem Vormarsch,<br />
internationale Ordnungsstrukturen<br />
werden infrage gestellt. Um dem<br />
Druck vonaußen Stand zu halten, ist<br />
es wichtig, dass die Europäer zusammenarbeiten,<br />
zumal ohnehin die<br />
Handelspolitik in Brüssel gemacht<br />
wird. Da verwundert esnicht, wenn<br />
sich unter anderem die exportorientierte<br />
Wirtschaft in Deutschland stärker<br />
auf Europa besinnt.<br />
Laut Umfrage will die deutsche Wirtschaft<br />
der EU mehr Kompetenzen in<br />
Finanz- und Haushaltsfragen geben.<br />
Istsie da weiter als die Politik?<br />
Ja,die Wirtschaft scheint die Lage<br />
nüchterner zu betrachten als die Politik,<br />
in der Vorschläge mitunter vorschnell<br />
zerredet werden. Etwa als<br />
Bundesfinanzminister Olaf Scholz im<br />
Daniela Schwarzer leitet die Deutsche<br />
Gesellschaft für Auswärtige Politik.<br />
vergangenen Herbst eine Arbeitslosenrückversicherung<br />
ins Gespräch<br />
brachte, gab es reflexhafte Kritik, die<br />
in Kernpunkten an der Sache vorbeiging.<br />
Dass sich Angela Merkel und<br />
Emmanuel Macron beim deutschfranzösischen<br />
Gipfel ein paar Monate<br />
zuvor aus guten Gründen auf die Prüfung<br />
dieser Idee geeinigt hatten,<br />
schien vergessen. Wir brauchen eine<br />
sachlichere und offenere Diskussion<br />
darüber,wie die Währungsunion vervollständigt<br />
und wie Stabilität und Eigenverantwortung<br />
ins Gleichgewicht<br />
gebracht werden können.<br />
Relativ wenige Unternehmen machen<br />
sich der Umfrage zufolge Sorgen<br />
wegen des Brexit.Ist das blauäugig?<br />
Es scheint immer noch die Hoffnung<br />
zu geben, dass es zu einem geregelten<br />
Brexit kommen wird, obwohl<br />
es derzeit nicht danach aussieht.<br />
Außerdem hat mehr als die<br />
Hälfte der befragten Unternehmen<br />
keine Geschäftsbeziehungen zu<br />
Großbritannien. Undman darfnicht<br />
vergessen: Für die Briten wird ein<br />
harter Brexit ohne Vertragsicher gravierendere<br />
Folgen haben als für die<br />
Kontinentaleuropäer.<br />
Und wie steht esmit den politischen<br />
Folgen desBrexits?<br />
Ganz klar: Beide Seiten verlieren.<br />
Aber hoffentlich wird es nach dem<br />
Brexit –unabhängig davon, wie er<br />
sich vollzieht –schnell zu einerNeuregelung<br />
der Beziehungen zwischen<br />
der EU27 und Großbritannien kommen.<br />
Wirsind aufeinander angewiesen,<br />
und das wird auch so bleiben.<br />
Außerdem spielt jede Schwächung<br />
der EU und Europas im weiteren<br />
Sinne Russland, China und Trump in<br />
die Hand. Europa muss sich stärken,<br />
und dazu gehörtein engesVerhältnis<br />
zu Großbritannien nach dem Brexit.<br />
DasGespräch führte DamirFras.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
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Politik<br />
Neue Drohung<br />
gegen<br />
Opferanwältin<br />
Informationen aus dem<br />
Polizeicomputer genutzt<br />
Trump droht<br />
Türkei mit<br />
Vergeltung<br />
US-Präsident warnt vor<br />
Angriff auf Kurden in Syrien<br />
VonJörg Köpke<br />
Die Affäreumein rechtsextremes<br />
Netzwerk innerhalb der hessischen<br />
Polizei weitet sich aus.Die Ermittlungsbehörden<br />
prüfen ein zweites<br />
Drohschreiben gegen die Frankfurter<br />
Anwältin Seda Basay-Yildiz<br />
(42). Auch dieser Brief ging per Fax<br />
ein und wurde wie der erste vom 2.<br />
August 2018 mit „NSU 2.0“ unterschrieben<br />
– in Anlehnung an die<br />
rechtsextremistische Terrorzelle<br />
„Nationalsozialistischer Untergrund“<br />
(NSU), die von2000 bis 2007<br />
neun Migranten und eine Polizistin<br />
ermordete. Basay-Yildiz vertrat Hinterbliebene<br />
der NSU-Opfer vor Gericht.<br />
Familienangehörige betroffen<br />
AusSicherheitskreisen hieß es,essei<br />
nicht auszuschließen, dass der Kreis<br />
derVerdächtigen über die bislang ins<br />
Visier der Ermittler geratenen fünf<br />
Beamten hinausgehe. Derzeit werde<br />
überprüft, inwiefern esVerbindungen<br />
zu weiteren Personen aus dem<br />
rechtsextremistischen Umfeld gebe,<br />
insbesondere aus der Neonazi-<br />
Szene.Das Schreiben soll am 20. Dezember<br />
2018 bei der Anwältin eingegangen<br />
sein.<br />
Aus ermittlungstaktischen Gründen<br />
blieb der zweite Drohbrief wochenlang<br />
geheim. Die Anwältin<br />
selbst hatte den Wunsch geäußert,<br />
sensibel mit dem Brief umzugehen<br />
in der Hoffnung, dass der Absender<br />
dann schneller ermittelt werden<br />
könne, berichtet die Süddeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong>. Erneut wird die Tochter der<br />
Juristin erwähnt und mit dem Tod<br />
bedroht. Erwähnt werden diesmal<br />
jedoch auch die Namen ihrer Eltern<br />
sowie der ihres Mannes.<br />
Die Ermittler gehen davon aus,<br />
dass es sich um Informationen handelt,<br />
die ebenfalls über den Computer<br />
einer Polizeibeamtin des 1. Reviers<br />
in Frankfurt abgezweigt, aber<br />
erst später verwendet wurden. Es<br />
gibt die Vermutung, dass es einen<br />
zweiten Personenkreis gebe –ebenfalls<br />
mit Polizeibezug. Zudem vermutet<br />
die Polizei, dass dieser zweite<br />
Personenkreis mit den Personen, die<br />
den ersten Drohbrief verschickt haben,<br />
kooperiert. In dem Schreiben<br />
heißt es: „Dir (...) ist offensichtlich<br />
nicht bewusst, was du unseren Polizeikollegen<br />
angetan hast! (...) Allerdings<br />
kommt es jetzt richtig dicke für<br />
dich, du Türkensau!“ Es folgt eine<br />
Beschreibung, wie man sich „rächen“<br />
wolle.<br />
Für unwahrscheinlich halten die<br />
Ermittler eine Verbindung zu dem<br />
Prozess gegen Neonazis in Halle. In<br />
diesem Zusammenhang war ein Polizist<br />
aus Südhessen ins Visier der Sicherheitsbehörden<br />
geraten, der<br />
ebenfalls eine Abfrage ohne dienstlichen<br />
Bezug im polizeilichen System<br />
vorgenommen hatte.<br />
Die Integrationsbeauftragte der<br />
Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz<br />
(CDU), sagte zu dem<br />
Fall: „Es muss mit Nachdruck ermittelt<br />
werden, wer hinter diesen abscheulichen<br />
Drohungen steht.<br />
Rechtsradikalismus muss auf allen<br />
Ebenen konsequent verfolgt und<br />
entgegengetreten werden.“<br />
Fünf Polizeibeamte aus Hessen wurden<br />
bisher vom Dienst suspendiert.<br />
DPA<br />
Schnell eilten Rettungskräfte aus NewYorkund JerseyCity am 15. Januar 2009 den Passagieren und Besatzungsmitgliederndes Fluges UA 1549 zu Hilfe.<br />
Der wahre Konservative<br />
ChesleySullenberger rettete2009mit einer Notlandungauf demHudson155 Passagiere. Jetzt wird er politisch<br />
VonSebastian Moll, New York<br />
Der Rummel um seine Person<br />
hatte Chesley Burnett<br />
„Sully“ Sullenberger nie<br />
so richtig behagt, einmal<br />
beschrieb der „Held vom Hudson River“<br />
den Medien-Tsunami, der vor<br />
zehn Jahren über ihn hereingebrochen<br />
war, als noch traumatischer,<br />
denn jene sensationelle Notlandung,<br />
die er am 15. Januar 2009 in NewYork<br />
mit einem Airbus 320 hingelegt hatte.<br />
Der stoische Retter von 155 Seelen ist<br />
vomNaturell her keiner,der das Rampenlicht<br />
liebt.<br />
Doch im vergangenen Herbst<br />
suchte der 67-Jährige von sich aus<br />
die Öffentlichkeit und meldete sich<br />
aus der Geborgenheit seines Ruhestandes<br />
zurück. Er sehe es als seine<br />
Pflicht an, seine Stimme zu erheben,<br />
schrieb er in einem viel beachteten<br />
Aufsatz in der Washington Post. In<br />
der derzeitigen Lage des Landes<br />
müsse er seine universelle Beliebtheit<br />
einsetzen, um seine tiefsten<br />
Überzeugungen zu verteidigen.<br />
Kurz vorder Zwischenwahl in den<br />
USA konnte es sich der Nationalheld<br />
Sully einfach nicht verkneifen, seiner<br />
Sorgeumdie Nation Ausdruck zu verleihen.<br />
Ohne Namen zu nennen, beklagte<br />
er den Verfall der politischen<br />
Kultur und die Korruptheit der Führung<br />
in Washington. „Die Leute in<br />
Machtpositionen handeln heute gegen<br />
die Interessen der USA, unserer<br />
Verbündeten und der Demokratie<br />
und sie gefährden die Bewohnbarkeit<br />
unseres Planeten. Dies ist nicht das<br />
Amerika, das ich kenne und liebe.“<br />
Aufgewachsen in Texas<br />
Flug UA 1549: Am 15. Januar<br />
2009 starten Flugkapitän<br />
ChesleySullenberger<br />
und Co-Pilot Co-Pilot Jeff<br />
Skiles vomNew Yorker Flughafen<br />
La Guardia nach Charlotte,<br />
North Carolina. An<br />
Bord des Airbus A320 waren<br />
155 Passagiere. Der Flughafen<br />
La Guardia befindet sich<br />
im NewYorker Stadtteil<br />
Queens.<br />
Sullys Wort hatte Gewicht und das<br />
nicht nur, weil er von Amerikanern<br />
quer über das gesamte politische<br />
Spektrum verehrt wird. Seine Kritik<br />
an den derzeit Mächtigen in Washington<br />
vomPräsidenten bis hin zu<br />
den Kongressabgeordneten, die sich<br />
vor ihm bücken, stach ganz besonders,weil<br />
Sully sich als lebenslangen<br />
Konservativen bezeichnet. Nichts an<br />
dem heldenhaften Flieger des US-<br />
Airways-Flugs 1549 ist auch nur im<br />
Ansatz links oder progressiv.<br />
Chesley Sullenberger wuchs als<br />
Sohn eines Land-Zahnarztes in<br />
Texas auf, sein Vater hatte im Zweiten<br />
Weltkrieg gedient. Zu seinen<br />
schönsten Kindheitserinnerungen<br />
zählt er, wie er seinem Vater dabei<br />
geholfen hatte, das Familienheim in<br />
der 10 000-Seelen-Gemeinde Denison<br />
zu bauen sowie die Familienausflüge<br />
nach Dallas, wo man zusammen<br />
ins Kino ging und es in einem<br />
mexikanischen Restaurant Tacos<br />
gab. Sein Vater, soSully in seiner<br />
Autobiografie, habe ihm beigebracht,<br />
dass die Familie über allem<br />
stehe.Und er habe ihm denWert von<br />
Disziplin und Anstand eingeflößt.<br />
So war es kein Wunder, dass es<br />
Chesley Sullenberger nach seiner<br />
College-Ausbildung ins Militär<br />
drängte. Ausgerechnet im Jahr 1969,<br />
als viele seiner Kommilitonen<br />
auf die Straße gingen,<br />
um gegen den amerikanischen<br />
Einsatz in Vietnam<br />
zu protestieren, meldete<br />
Sullenberger sich freiwillig<br />
zur Luftwaffe. Natürlich<br />
wollte Sullenberger, der<br />
DAS WUNDER VOR MANHATTAN<br />
Vogelschlag: Um 15.27 Uhr<br />
(NewYorkerZeit) meldet Sullenberger,<br />
dass sein Flugzeug<br />
voneinem doppelten Vogelschlag<br />
getroffenwordensei.<br />
Wenig später versuchtSullenberger,die<br />
ausgefallenen<br />
Triebwerkewieder zu starten.<br />
Um 15.28 Uhr spricht Sullenberger<br />
mit dem Towerüber<br />
eine möglicheLandung auf<br />
dem Flughafen Teterboro.<br />
Chesley<br />
Sullenberger<br />
Landung: Eine Landung inTeterboro<br />
verwirft Sullenberger<br />
nach wenigen Sekunden und<br />
entschließt sich gemeinsam<br />
mitseinem Co-PilotenzueinerNotlandung<br />
auf dem HudsonRiver.Um15.31<br />
landet<br />
er die Maschine sicher auf<br />
dem Wasser.Alle 155 Passagiere<br />
überleben das Unglück.<br />
Beider Landungbrichtsich<br />
einPassagier beide Beine.<br />
schon mit 16 in Propellermaschinen<br />
über Texas geflogen<br />
war, vor allem fliegen.<br />
Doch er war auch„voll<br />
darauf vorbereitet, mein Leben für<br />
das Vaterland“ zu riskieren.<br />
Dazu kam es nie,Sully wurde wegen<br />
seines außergewöhnlichen Fliegertalents<br />
als Ausbilder eingesetzt.<br />
Doch die Frage, wie er sich wohl in<br />
der Schlacht bewährthätte,beschäftigte<br />
ihn lange.<br />
Es dauerte 40 Jahre, bis Chesley<br />
Sullenberger seinen Tagder Bewährung<br />
bekam. Der15. Januar 2009 begann<br />
für Sullenberger wie ein ganz<br />
gewöhnlicher Arbeitstag. Kurz nach<br />
13 Uhr meldete er sich am La-Guardia-Flughafen<br />
im New Yorker Stadtteil<br />
Queens zum Dienst, um einen<br />
Airbus zu übernehmen, den er über<br />
Charlotte, North Carolina, nach<br />
Seattle bringen sollte. Nach 30<br />
Dienstjahren und beinahe 20 000<br />
Flugstunden eine reine Routineangelegenheit.<br />
Aber was an diesem<br />
Nachmittag des 15. Januar vor zehn<br />
Jahren folgt, ist alles andere als Routine:<br />
Um 15.24 Uhr bekommen Sullenberger<br />
und Co-Pilot Jeff Skiles aus<br />
dem Tower die Meldung „Ready for<br />
Takeoff“ für ihren Flug UA 1549. Zwei<br />
Minuten später schwebt der Airbus<br />
an einem glasklaren Wintertag über<br />
Manhattan. Keine 30 Sekunden sind<br />
auf der Tonaufzeichnung aus dem<br />
Cockpit die dumpfen Einschläge eines<br />
Schwarms kanadischer Gänse zu<br />
hören. Beide Triebwerke fallen aus.<br />
Sullenberger und Co-Pilot<br />
Jeff Skiles entschließen<br />
sich zur Notlandung auf<br />
dem Hudson. Um 15.31<br />
Uhr setzen sie den Airbus<br />
A 320 beinahe sanft auf<br />
dem eisigen Fluss auf. Aber<br />
IMAGO<br />
es gibt kein High Five und<br />
keinen Jubel im Cockpit,<br />
der Job des Kapitäns ist<br />
erst vorbei, wenn alle gerettet<br />
sind. Sullenberger<br />
kommandiert das Personal, alle 155<br />
Passagierevon Bord zu holen.<br />
Im mediensaturierten Manhattan<br />
dauert esnur Minuten, bis Sully<br />
berühmt ist. Schon als das Rettungsschiff<br />
anlegt, sind Kamerateams vor<br />
Ort, der Bürgermeister und der Gouverneur<br />
wollen ihn sprechen. Am<br />
Abend kennt das ganze Land den<br />
Namen Sully. Inden nächsten Wochen<br />
wird er von jedem umgarnt. Er<br />
wandelt von Talkshow zuTalkshow.<br />
Der noch amtierende Präsident<br />
Bush ruft ihn an, der frisch gewählte<br />
neue Präsident Obama lädt ihn samt<br />
seiner Crew zur Amtseinführung<br />
nach Washington ein.<br />
Sully ist der richtige Mann zum<br />
richtigen Zeitpunkt für Amerika,<br />
mehr als einmal hört man damals,<br />
dass das „Wunder vom Hudson“ die<br />
ersten guten Nachrichten seit langem<br />
sind. DasLand steckt noch immer tief<br />
in einer Wirtschaftskrise und hat einen<br />
langen erbitterten Wahlkampf<br />
hinter sich, der die Nation zerrissen<br />
hat. Sully hat das alles für einen kurzenAugenblick<br />
vergessen lassen und<br />
das Land zusammengebracht.<br />
Seitdem steht Sully für alles, was<br />
man in Amerika zunehmend vermisst:<br />
Pflichtgefühl, Integrität,<br />
Selbstlosigkeit. Und die Art und<br />
Weise, wie er seinen Ruhm einsetzt,<br />
zementiert diesen Stellenwert. Immer<br />
wieder versucht er,bei allen Ehrungen<br />
von sich selbst abzulenken,<br />
und betont, dass die Rettung auf<br />
dem Hudson Teamarbeit war.Sotritt<br />
Sullenberger nur Monate nach seiner<br />
Heldentat vordem Kongress auf,<br />
um sich gegen die Unterbezahlung<br />
der Fluglinienangestellten auszusprechen.<br />
DieKrise der Flugbranche<br />
nach dem 11. September 2001, die<br />
Dumpingpreis- und Fusionspolitik<br />
haben dazu geführt, dass selbst Piloten<br />
kaum mehr von ihrem Einkommen<br />
leben können. Sully selbst hat<br />
bei einer Fluglinien-Pleite zwei Drittel<br />
seiner Pension verloren und<br />
musste noch vor dem Wunder auf<br />
dem Hudson nebenbei eine Beratungsfirma<br />
für Flugsicherheit betreiben.<br />
Sein Co-Kapitän Jeff Skiles hatte<br />
nebenbei eine Baufirma.<br />
Gegen engstirnige Bürokraten<br />
Für das mutige Eintreten wird Sully<br />
vom linken Filmemacher Michael<br />
Moore mit einem Auftritt in dessen<br />
Film „Capitalism –ALove Story“ gewürdigt.<br />
Aber auch der erzkonservative<br />
Filmemacher und Trump-Anhänger<br />
Clint Eastwood macht sich<br />
an Sully ran. In Eastwoods Epos<br />
„Sully“ von2016 verkörpertder Held<br />
vom Hudson den hemdsärmeligen,<br />
uramerikanischen Mann der Tat, der<br />
sich gegen engstirnige Bürokraten<br />
durchsetzen muss. Soist Sully seit<br />
zehn Jahren ein Held für alle, gleich<br />
welcher Gesinnung. Sullenberger<br />
verkörpert für ganz Amerika eine<br />
Sehnsucht nach einer Zeit und einem<br />
Ethos,das zunehmend verloren<br />
geht –eine Zeit, in der höhereWerte<br />
und Anstand zählten und wichtiger<br />
waren als Ideologie und Selbstsucht.<br />
Ganz unberührt von dieser Sehnsucht<br />
scheint nicht einmal Trump zu<br />
sein. Ganz entgegen seiner Gewohnheit,KritikerindenBodenzustampfen,<br />
ist er angesichts von Sullys Aufsatz in<br />
derWashington Post stummgeblieben.<br />
Der Held vom Hudson scheint unantastbar.Selbst<br />
für einen wieTrump.<br />
AP<br />
Sebastian Moll ist noch<br />
heute vonder Ruhe Sullenbergers<br />
begeistert.<br />
VonFrank Nordhausen<br />
Auf massive Drohungen von US-<br />
Präsident Donald Trump gegen<br />
die Türkei wegen deren Kurdenpolitik<br />
in Syrien hat Ankara mit Empörung<br />
reagiert. Der türkische Außenminister<br />
Mevlüt Cavusoglu erklärte<br />
am Montag, dass sich sein Land<br />
„nicht einschüchtern“ lasse. Trump<br />
hatte am Sonntag auf Twitter gedroht,<br />
die USA würden „die Türkei<br />
wirtschaftlich zerstören, wenn sie<br />
die Kurden attackiert“. Zudem forderte<br />
er die Einrichtung einer rund<br />
30 Kilometer breiten „Sicherheitszone“<br />
in Syrien. Die Kurden ermahnte<br />
er zugleich, Ankara„nicht zu<br />
provozieren“. Cavusoglu wies die<br />
Drohungen zurück, erklärte aber<br />
auch, dass die Türkei nicht gegen<br />
eine Sicherheitszone sei.<br />
Die Ursache für den erneuten<br />
Tiefpunkt der Beziehungen zwischen<br />
Washington und Ankara ist<br />
Trumps Zickzackkurs bei dem von<br />
ihm im Dezember angekündigten<br />
Abzug der rund 2000 Soldaten von<br />
US-Spezialeinheiten aus Syrien.<br />
Nachdem er zunächst einen Blitzrückzug<br />
avisiert hatte, überzeugten<br />
ihn Experten, die Operation über<br />
eine längereZeit zu strecken und Garantien<br />
für die im Kampf gegen die<br />
Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit<br />
den USA verbündeten kurdischen<br />
Volksverteidigungseinheiten (YPG)<br />
zu fordern.<br />
Kein Unterschied zum IS<br />
Dieenge ZusammenarbeitWashingtons<br />
mit der YPG verärgertdie Türkei<br />
seit Jahren. Ankara betrachtet die<br />
Kurdenmiliz als Bedrohung, da sie<br />
mit der verbotenen Arbeiterpartei<br />
Kurdistans (PKK) verbunden ist, die<br />
auch von den USA als Terrororganisation<br />
gelistet ist. Obwohl von der<br />
YPG bisher keine belegbaren Angriffe<br />
ausgingen, erklärte der türkische<br />
Staatspräsident Recep Tayyip<br />
Erdogan ihre „Auslöschung“ zum<br />
strategischen Ziel. Seit Wochen kündigt<br />
er einen Angriff auf das Kurdengebiet<br />
an.<br />
Nachdem der US-Präsident am<br />
Jahresende den Rückzug vom Rückzug<br />
verkündete, folgte ein verbaler<br />
Schlagabtausch mit Ankara, bei dem<br />
US-Außenminister Mike Pompeo<br />
die Warnung aussprach, sein Land<br />
werde es nicht dulden, wenn die<br />
Türkei die Kurden „abschlachte“. Als<br />
Trumps Nationaler Sicherheitsberater<br />
John Bolton vergangene Woche<br />
zu Gesprächen nach Ankara reiste,<br />
wurde er vonErdogan nichtempfangen.<br />
Als Replik folgte jetzt die gegen<br />
einen Nato-Partner beispiellose<br />
Drohung mit wirtschaftlicher „Zerstörung“.<br />
Daraufhin twitterte Erdogans<br />
Sprecher Ibrahim Kalin am<br />
Montag, es gebe „keinen Unterschied“<br />
zwischen der YPG und dem<br />
IS. Er kündigte an: „Wir werden weiter<br />
gegen sie alle kämpfen.“<br />
Allerdings sprach kein türkischer<br />
Politiker über die kritische Lage in<br />
der syrischen Provinz Idlib, in der<br />
vergangene Woche die Al-Kaidanahe<br />
Dschihadistenmiliz HayatTahrir<br />
al-Scham die Kontrolle übernahm.<br />
Dort unterhält die Türkei<br />
zwölf Militärstützpunkte.<br />
Soldaten der kurdischen YPG-Einheiten in<br />
Syrien.<br />
AFP
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
15.10.18<br />
15.10.18<br />
MÄRKTE<br />
▼ 10855,91 (–0,29 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
15.10.18<br />
Stand der Daten:14.01.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
14.1.19<br />
▼ 59,11 (–2,44 %)<br />
14.1.19<br />
▼ 1,1467 (–0,57 %)<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom14.01.zum Vortag<br />
Continental 130,35 +3,04 WWWWWW<br />
Osram Licht NA 36,14 +2,67 WWWWW<br />
Dürr 33,42 +2,45 WWWWW<br />
Alstria Office 12,76 +2,41 WWWWW<br />
Schaeffler Vz. 7,75 +2,30 WWWWW<br />
MTU Aero Engines 174,30<br />
Verlierer<br />
+1,87 WWWW<br />
14.1.19<br />
aus DAXund MDAX vom14.01.zum Vortag<br />
Evotec 18,83 WWWWWWWWWWW –6,02<br />
Bechtle 65,65 WWWWWWWWW –4,99<br />
Nemetschek 100,00 WWWWWWWW –4,12<br />
United InternetNA 35,46 WWWWWWWW –4,03<br />
Siltronic NA 77,20 WWWWWWW –3,38<br />
Axel Springer vNA 51,15 WWWWWW –2,94<br />
Leitbörsen imÜberblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 14.01. ±% z. 11.01.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) –0,48<br />
3687/2909 3055,18<br />
CAC 40(FR) – 0,39<br />
5657/4556 4762,75<br />
S&P UK(UK) – 0,92<br />
1590/1323 1387,29<br />
RTS (RU) – 0,14<br />
1339/1033 1147,16<br />
IBEX (ES) –0,66<br />
10643/8286 8818,60<br />
Dow Jones (US) –0,37<br />
26952/21713 23907,56<br />
Bovespa (BR) +0,43<br />
94190/69069 94058,75<br />
Nikkei (JP) +0,97<br />
24448/18949 20359,70*<br />
Hang Seng (HK) –1,46<br />
33484/24541 26242,40<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,71<br />
1583/1350 1477,73<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Advanzia */**<br />
advanzia.com - 1,00 1,00<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />
RaboDirect */**<br />
rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />
VTB Direktbank *<br />
vtbdirekt.de 0,61 0,61 0,61<br />
Akbank<br />
akbank.de 0,50 0,50 0,50<br />
ING *<br />
ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />
Santander<br />
santander.de 0,05 0,05 0,05<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,17 0,17 0,17<br />
*Neukunden<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
Wie viele Menschen leben in<br />
Deutschland von Hartz IV?<br />
Mio.<br />
5<br />
1<br />
Gesamt<br />
Kinder<br />
Flüchtlinge<br />
2005 2010 2015 2018*<br />
*Stand: Juni 2018 bzw. Juli 2018 (Flüchtlinge)<br />
Wie viele Arbeitslose beziehen<br />
länger als vier Jahre Hartz IV?<br />
AngabeninProzent<br />
48,1%<br />
Juni 2013<br />
47,6 %<br />
Juni 2015<br />
Zum Leben zu wenig<br />
Sinddie Hartz-IV-Sanktionen rechtens? Die Frage ist ein Fall für das Bundesverfassungsgericht<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
und Thorsten Fuchs<br />
Der jüngste Schlag kam im<br />
Oktober. Daerhielt Martina<br />
Scheefeldt Post von<br />
ihremJobcenter,malwieder.<br />
„Sehr geehrte Frau Scheefeldt“,<br />
heißt es da, „für die Zeit vom 1.November<br />
bis 31. Januar wirdeine Minderung<br />
Ihres Arbeitslosengelds II<br />
monatlich um 10 Prozent des Regelbedarfs<br />
festgestellt.“ Wasdas konkret<br />
bedeutet, steht im nächsten Absatz:<br />
41,60 Euro weniger im Monat.<br />
374,40 Euro zumLeben. Statt 416.<br />
Es ist nicht das erste Mal, dass ihr<br />
das Jobcenter das Geld zum Leben<br />
kürzte.Mal warenes30Prozent, weil<br />
sie ein Fortbildungsangebot nicht<br />
annahm, mal 10 Prozent, weil sie<br />
nicht zum Termin erschienen war.<br />
Ihre Reaktion jedoch, sagt die 51-jährigeCellerin,MutterdreierKinder,sei<br />
jedes Malgleich: „Duliest es,spürst,<br />
wie dein Herz schnellerwird, schaust<br />
nach oben, Richtung Decke oder<br />
Himmel.“<br />
Sanktionen gehenzurück<br />
5,88<br />
2,01<br />
0,99<br />
Istdas rechtens? Dasist die Frage,die<br />
jetzt das Bundesverfassungsgericht<br />
beantworten muss. An diesem<br />
Dienstag verhandelt das höchste<br />
deutsche Gericht über die sogenannten<br />
Hartz-IV-Sanktionen. Konkret<br />
geht es um den Fall eines jungen<br />
MannesausThüringen,dereineWeiterbildung<br />
abgelehnt hatte –das Jobcenter<br />
strich ihm daraufhin 60 Prozent<br />
der Leistungen. Aber ist das<br />
grundgesetzkonform: Das Existenzminimum<br />
zu kürzen?<br />
DasSozialgericht Gotha hat daran<br />
große Zweifel –und überwies die Frage<br />
deshalb an das Bundesverfassungsgericht.<br />
Undsogeht es in Karlsruhe<br />
von heute an um den Kern der<br />
Hartz-IV-Reform, mit der die SPDgeführte<br />
Bundesregierung 2005 die<br />
Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammenfasste.<br />
Seitdem können die Jobcenter<br />
Arbeitslosen für je drei Monate 10, 20,<br />
30, 60 oder auch 100 Prozent der Leistungen<br />
streichen, wenn die Betroffenen<br />
eine Fortbildung verweigern<br />
oder zu einem Gespräch in der<br />
Arbeitsagentur nicht erscheinen. Die<br />
Zahl der Sanktionen ist zuletzt leicht<br />
zurückgegangen: Sieist vonmehrals<br />
einer Million im Jahr 2012 auf rund<br />
950000 im Jahr 2017 gesunken. Die<br />
Zahl der Betroffenen ist aber weit<br />
kleiner –weilviele Arbeitslose mehrmals<br />
bestraft werden. Letztlich sind<br />
es konstant gut 3Prozent der Hartz-<br />
IV-Empfänger,denen auf diese Weise<br />
das Geld zum Leben gekürzt wird.<br />
Martina Scheefeldt gehört zujenen,dieschonmehrmalsSanktionen<br />
44,9 %<br />
Juni 2018<br />
Gegen wie viele erwerbsfähige Hartz-IV-<br />
Empfänger werden Sanktionen verhängt?<br />
AngabeninProzent<br />
2,4<br />
3,9<br />
4,0 4,1<br />
2,6 2,5<br />
2,8<br />
4,6<br />
Der Beginn: Fördernund<br />
Fordern–das war das Motto,<br />
unter dem die rot-grüne<br />
Regierung des SPD-Kanzlers<br />
Gerhard Schröder 2003 ihr<br />
Konzept fürden deutschen<br />
Arbeitsmarkt und die damaligeBundesanstalt<br />
für Arbeit<br />
vorstellte. Die Reformkommission,<br />
die das Konzept erarbeitet<br />
hatte, wurde geleitet<br />
vomehemaligen VW-Personalvorstand<br />
Peter Hartz.<br />
insgesamt<br />
3,2<br />
5,0<br />
2007 2010 2013<br />
OhneChance:MartinaScheefeldt siehtkeinen Sinn in Sanktionen.<br />
3,4<br />
5,2<br />
unter 25 Jahren<br />
3,3<br />
5,0<br />
3,2<br />
4,8<br />
HARTZ IV<br />
3,0<br />
4,2<br />
Das Konzept: Mitder Einführung<br />
vonHartz IV am 1.<br />
Januar 2005 wurden die<br />
Arbeitslosen- und die Sozialhilfe<br />
gebündelt. Hartz IV ist<br />
die Kurzbezeichnung für das<br />
Arbeitslosengeld (ALG) II<br />
oder die Grundsicherung für<br />
Arbeitsuchende. Aufgabe<br />
der Grundsicherung ist es,<br />
neben der Existenzsicherung<br />
Menschen auch in Arbeit zu<br />
bringen.<br />
3,1<br />
4,0<br />
3,1<br />
3,7<br />
2017<br />
Wie viele Menschen beziehen<br />
Arbeitslosengeld ll?<br />
Angaben in Millionen<br />
4,8<br />
2010<br />
Das Geld: Der Satz für Alleinstehende<br />
beträgt seit<br />
dem Jahresbeginn 424 Euro<br />
im Monat. Der Betrag für<br />
Paare liegt bei 382 Euro pro<br />
Partner.Bei Kindernwerden<br />
bis zum sechsten Geburtstag<br />
240 Euro gezahlt. Der<br />
Satz für Kinder im Alter von<br />
sechs bis 14 Jahren beträgt<br />
302 Euro, Jugendliche unter<br />
18 Jahren bekommen<br />
322 Euro.<br />
FOTO: CHRISTIAN BURKERT<br />
zu spüren bekamen. Die 51-Jährige<br />
ist seit 2004 arbeitslos. Ursprünglich<br />
hatte sie eine kleine geerbte Spedition<br />
betrieben. Doch dann brach der<br />
Hauptauftraggeber weg, und mit<br />
ihren noch kleinen Kindern und<br />
einer kranken Mutter war auch ihre<br />
Flexibilität begrenzt: Eine Ausbildung<br />
hatte sie nicht –und eine feste<br />
Stelle habe sie unter diesen Bedingungen<br />
nicht gefunden. An Engagement<br />
fehlte es nicht, mit 39 machte<br />
sie den Hauptschulabschluss nach.<br />
DieSanktionenkassiertesiezumBeispiel,<br />
weil sie für eine Fortbildung<br />
nicht die Woche über woanders sein<br />
sollte,fernder Kinder.<br />
Ob die Sanktionen bei ihr etwas<br />
bewirkt haben? „Nein“, sagt Martina<br />
Scheefeldt. „Keiner wird dadurch<br />
besser, dass man ihm etwas entzieht.“<br />
Beimanchen wirktder Druck:<br />
Studien des Nürnberger Instituts für<br />
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
belegen, dass ein Teil der Sanktionierten<br />
sich anschließend erfolgreicher<br />
um einen Job bemüht. Andere<br />
Studien zeigen aber auch das Gegenteil:<br />
Dass sich ein Teil der Bestraften<br />
anschließend aus dem System verabschiedet<br />
–und oft auch die Gespräche<br />
mit dem Jobcenter verweigert.<br />
Dasspiegeltsich auch in den Begründungen<br />
der Sanktionen: Meldeversäumnisse<br />
machen inzwischen drei<br />
Viertel aller Kürzungen aus.Dass angebotene<br />
Stellen verweigertwerden,<br />
geschieht dagegen immer seltener:<br />
Laut einer Statistik der Bundesagentur<br />
für Arbeit geschah dies 2017 nur<br />
noch in knapp 99 000 Fällen. Zehn<br />
Jahre zuvor passierte das noch<br />
183 000 Mal. Seitdem ist auch die<br />
Zahl der Hartz-IV-Bezieher insgesamt<br />
deutlich gesunken.<br />
Insbesondere in der Wirtschaft<br />
gibt es viele Befürworter der Sanktionspraxis:<br />
„Sanktionen sind und<br />
bleiben in den wenigen Fällen, die sie<br />
betreffen, ultima ratio,das letzte Mitte<br />
–aber sie sind und bleiben gerecht,<br />
sinnvoll und zielführend“, sagte<br />
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer<br />
am Montag dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland (RND). Er seizwar<br />
offen für „Nachjustierungen“, vorallem<br />
bei Langzeitarbeitslosen mit<br />
Kindern. „Zum Nachjustieren gehört<br />
aber nicht, das Prinzip des Förderns<br />
und Forderns leichtfertig über Bord<br />
4,6 4,4 4,3 4,4 4,3 4,3 4,4<br />
2012<br />
2014<br />
Wofür werden Hartz-IV-Empfänger sanktioniert?<br />
Von Januar bis August2018 haben Jobcenter in Deutschland<br />
in 604 868 Fällen Hartz-IV-Beziehern wegen Pflichtverletzungen<br />
Leistungen gekürzt. Davon wegen …(in Prozent)<br />
Termin/Meldepflichtversäumnis<br />
77,4%<br />
2016<br />
4,1<br />
2018<br />
Weigerung, Arbeit/Ausbildung/Maßnahme<br />
aufzunehmen oder weiterzuführen<br />
10,5 %<br />
Verstoß gegen Eingliederungsvereinbarung,<br />
z. B. keine aktive<br />
Arbeitssuche<br />
8,8 %<br />
sonstiger<br />
Pflichtverletzung<br />
3,4 %<br />
zu werfen“, betont Kramer. In der<br />
Politik haben jedoch die Absetzbewegungen<br />
vom System Hartz IVbegonnen.<br />
Seit Monaten tobt ein Glaubenskrieg<br />
über Sinn und Unsinn von<br />
Sanktionen.<br />
DieLinkspartei fordertseit Jahren<br />
eine sanktionsfreie Mindestsicherung<br />
von monatlich 1050 Euro. „Ich<br />
hoffe sehr, dass das Bundesverfassungsgericht<br />
die geltenden Sanktionen<br />
für verfassungswidrig erklärt“,<br />
sagte Berlins Arbeits- und Sozialsenatorin<br />
Elke Breitenbach dieser <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Die Sanktionen bringen Menschen<br />
in existenzielle Notlagen und<br />
treiben sie sogar in die Obdachlosigkeit.“<br />
Das sei nicht nur inhuman,<br />
sondernfür den Sozialstaat auch teuer.„Es<br />
kann doch nicht sein, dass erst<br />
auf der einen Seite des Flurs ein Verwaltungsakt<br />
erlassen wird, der einen<br />
Menschen in der Konsequenz die<br />
Wohnung kostet, und dann auf der<br />
anderen Seite des Flurs viel Geld für<br />
die Notunterbringung und soziale<br />
Betreuung desselben Menschen ausgegeben<br />
werden muss.“<br />
Die Debatte bekommt Fahrt<br />
Inzwischen melden sich auch die<br />
Grünen zu Wort. „Viele Jugendliche,<br />
die von Sanktionen betroffen sind,<br />
entziehen sich – nicht der Arbeit,<br />
sondern der Behörde. Sie machen<br />
dann Schwarzarbeit oder werden im<br />
schlimmsten Fall obdachlos“, warnte<br />
Parteichef Robert Habeck. Tatsächlichgeltenfürdieunter<br />
25-Jährigen<br />
noch härtere Regeln als für erwachsene<br />
Erwerbslose.<br />
Auch in der SPD,die ohnehin mit<br />
der eigenen Hartz-IV-Vergangenheit<br />
hadert, gilt das als reformbedürftig:<br />
„Überzogene Sanktionen, die in der<br />
Praxis nicht wirken, aber viele verunsichern,<br />
müssen weg“, erklärte<br />
Arbeitsminister Hubertus Heil vor<br />
Kurzem gegenüber dem RND –und<br />
fügte hinzu: „Dazu gehören die verschärften<br />
Sanktionen für unter 25-<br />
Jährige.“ Tatsächlich gehen die Erwartungen<br />
in der SPD aber noch weiter<br />
–eher in Richtung Generalrevision.<br />
„Wir werden HartzIVhinter uns<br />
lassen“, hat Parteichefin Andrea<br />
Nahles angekündigt.<br />
Martina Scheefeldt hat dem Jobcenter<br />
nach eigenen Worten auch<br />
eigene Ideen präsentiert: Sie träumt<br />
davon, einen Sozialladen zu eröffnen<br />
–dochden könne man nicht fördern,<br />
habe man ihr gesagt. In einemanderen<br />
Punkt hatte sie offenbar Erfolg:<br />
Beiden Terminen, zu denen sie nicht<br />
erschien,warsie krank. MiteinemAttest,<br />
das sie auch abgegeben habe,<br />
kann sie dies belegen. Soeben war sie<br />
bei der Behörde: „Das fehlende<br />
Geld“, sagt sie erleichtert, „soll mir<br />
jetzt erstattet werden.“<br />
RND-GRAFIK: GÜNTHER, KNABE; ILLUSTRATIONEN: ISTOCK, SHUTTERSTOCK; QUELLE: BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT, STATISTA, DPA<br />
NACHRICHTEN<br />
Mehr Firmen tragen Kosten<br />
für Verpackungsrecycling<br />
AlsFolge des neuen Verpackungsgesetzes<br />
beteiligen sich mehr Unternehmen<br />
als bisher an den Kosten für<br />
die Entsorgung und das Recycling<br />
vonVerpackungenaus Plastik,<br />
Papier und Metall. Zwei Wochen<br />
nach Inkrafttreten haben sich rund<br />
130000 Händler und Hersteller,die<br />
Verpackungen in den Verkehr bringen,<br />
registriert, wie Bundesumweltministerin<br />
Svenja Schulze(SPD) und<br />
Gunda Rachut vonder neuen Zentralen<br />
Stelle am Montag in Berlin<br />
mitteilten. Dasseien 70000 mehr als<br />
bisher.Essei aber noch „Luft nach<br />
oben“, sagte Rachut. Dasöffentlich<br />
einsehbareRegister führedazu, dass<br />
Unternehmen sich gegenseitig bei<br />
den Behörden anzeigten. (dpa)<br />
Autoverkäufe in Russland<br />
legten 2018 kräftig zu<br />
DieAutoverkäufe in Russland sind<br />
2018 kräftig gestiegen. Mehr als<br />
1,8 Millionen Personenwagen und<br />
Kleintransporter seien verkauft worden,<br />
teilte die Vereinigung Europäischer<br />
Unternehmen (AEB) am Montag<br />
in Moskau mit. Dassei ein Plus<br />
von12,8 Prozent gemessen am Vorjahr.„DerAusblickfür<br />
2019 ist aber<br />
nicht so klar“, sagte der AEB-Autoexperte<br />
JörgSchreiber.Unsicherheitsfaktoren<br />
seien die russische Mehrwertsteuer,die<br />
zum Jahresbeginn<br />
um 2Punkteauf 20 Prozent erhöht<br />
wurde,und mögliche neue US-<br />
Sanktionen gegen die russische<br />
Wirtschaft. DerVerband erwarte<br />
deshalb nur ein Wachstum der Autoverkäufe<br />
von3,6 Prozent. (dpa)<br />
Newmont wird zum<br />
Goldschürfer Nummer eins<br />
In Minen wie dieserinNevadasucht NewmontnachGold.<br />
FOTO: DAVID PARKER/AP<br />
DerUS-BergbaukonzernNewmont<br />
Mining will mit einem milliardenschweren<br />
Kauf zum führenden<br />
Goldschürfer der Welt aufsteigen.<br />
Dazu plant die aktuelle Nummer<br />
zwei der Branche,den kanadischen<br />
Konkurrenten Goldcorp zu übernehmen.<br />
WieNewmont am Montag<br />
in Denver mitteilte,sollder Kauf als<br />
Aktiengeschäft plus Barkomponente<br />
über die Bühne gehen. DieFührungen<br />
beider Unternehmen haben<br />
sich bereits geeinigt. Inklusive<br />
Schulden wirdGoldcorp mit<br />
12,5 Milliarden Dollar (rund 11 Milliarden<br />
Euro)bewertet. (dpa)<br />
Deutlich weniger<br />
Zigaretten versteuert<br />
Im vergangenen Jahr sind in<br />
Deutschland weniger Zigaretten<br />
versteuertworden als 2017. Nach<br />
Angaben des Statistischen Bundesamts<br />
vomMontag sank dieMenge<br />
um 1,9 Prozent auf 74 Milliarden<br />
Stück. Beiallen anderen Tabakwaren<br />
gab es dagegen ein Plus.Besonders<br />
deutlich stieg der Absatz vonZigarrenund<br />
Zigarillos –plus 6,5 Prozent<br />
auf drei Milliarden Stück. DerAbsatz<br />
vonPfeifentabak erhöhte sich um<br />
2,7 Prozent. Dazu zählt auch Tabak<br />
für Wasserpfeifen und neuartige<br />
Pfeifentabakprodukte,sogenannte<br />
Verdampfer.Insgesamt wurden Tabakwaren<br />
im Wert von26,4 Milliarden<br />
Euro versteuert. Daswaren<br />
1,7 Prozent mehr als 2017. (dpa)
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
30 Jahre Mauerfall<br />
ZITAT<br />
Die Deutschen und<br />
Europas Ängste<br />
Holger Schmale<br />
analysiert, wie der Nationalismus<br />
Europa nach 1989 veränderthat.<br />
Vor 30 Jahren, im Januar 1989, schien die<br />
europäische Welt noch wohl geordnet.<br />
Deutschland bestand aus zwei Staaten, mit<br />
denen die jeweiligen Nachbarn gut auskamen.<br />
Ein Jahr später sah diese Welt anders<br />
aus. Die Mauer war gefallen, und in Ostdeutschland<br />
zogen Menschen mit schwarzrot-goldenen<br />
Fahnen und Deutschland-,<br />
Deutschland-Rufen durch die Straßen.<br />
Nun mischte sich in die Freude über<br />
die Zerstörung des Eisernen Vorhangs<br />
eine neue Sorge: die vor einem übermächtigen<br />
Deutschland. <strong>Zeitung</strong>en in Polen<br />
und Italien, in der Tschechoslowakei<br />
wie in Großbritannien beschworen die<br />
Gefahr eines Vierten Reiches herauf, Politiker<br />
griffen diese Ängste auf. Italiens Premier<br />
Andreotti sagte: „Es gibt zwei deutsche<br />
Staaten, und zwei sollen es bleiben.“<br />
Und der polnische Außenminister Skubiszewski<br />
stellte fest: „Die Selbstbestimmung<br />
ist eine schöne Sache,aber mit den<br />
Deutschen ist es etwas anderes.“<br />
1989 war auch das Jahr der 50. Wiederkehr<br />
des deutschen Überfalls auf Polen,<br />
dem die brutale Unterjochung fast ganz Europas<br />
durch die Deutschen und ein verheerender<br />
Krieg folgten. Daran konnten die<br />
Menschen dieser Länder sich noch gut erinnern.Was,<br />
wenn dieser Ungeist nun mit der<br />
Vereinigung der beiden Staaten wiederkehrenwürde?<br />
Oder wenn die Deutschen sich<br />
auch nur aus dem Prozess der europäischen<br />
Einigung verabschieden und fortan<br />
lieber wieder ihren eigenen Interessen als<br />
Supermacht in spe folgen würden?<br />
Wir wissen heute, dass die Geschichte<br />
anders verlaufen ist. Es ist nicht zuletzt<br />
Helmut Kohl, diesem überzeugten Europäer,<br />
zuverdanken, dass die Ängste der<br />
Nachbarnschnell verflogen sind. Er hatte<br />
verstanden, dass die vereinigte Bundesrepublik<br />
noch europäischer als anderehandeln<br />
musste, umden Wegfür die Einheit<br />
zu ebnen und womöglich noch schwelende<br />
Großmachtfantasien einzuhegen.<br />
Letztlich gehörte die Aufgabe der starken<br />
D-Mark und die Einführung des Euro zu<br />
dem Preis,den Deutschland für seine ungestörte<br />
Entwicklung gezahlt hat. Dass es<br />
davon auch profitiert, ist ein anderer Teil<br />
dieser Erfolgsgeschichte.<br />
Wir wissen heute,<br />
dass die<br />
Geschichte<br />
anders verlaufen ist.<br />
Generalprobe<br />
Manchmal überrollt eine Debatte<br />
sogar die Beteiligten –<br />
auch den, der sie ausgelöst und<br />
nur versehentlich einen riesigen<br />
Gesprächsbedarfzutage geförderthat. So<br />
geht es gerade dem Ex-Handball-Profi und<br />
derzeitigen WM-Botschafter Stefan Kretzschmar,1973<br />
in Leipzig geboren, der in einem Interview<br />
eigentlich nur beklagte, dass Profi-<br />
Sportler heute keine Ecken und Kanten mehr<br />
hätten, weil sie das schlecht vermarktbar mache.Doch<br />
seine Sätzeverstanden viele grundsätzlicher:<br />
als Kritik an der gesamten Debattenkultur<br />
– und das traf einen Nerv. Zwar<br />
komme man in Deutschland nicht für seine<br />
Meinung in den Knast, befand er. Aber für<br />
Äußerungen, die vom politischen Mainstream<br />
abweichen, zum Beispiel vom„ungefährlichen“<br />
„Refugees welcome“, riskiere<br />
man Ärger,bis hin zu Repressalien durch den<br />
Arbeitgeber. „Wir haben eigentlich keine<br />
Meinungsfreiheit mehr“, spitzt er zu.<br />
Damit schoss Kretzschmar verbal weit<br />
übers Ziel hinaus.Natürlich lässt sich die Unterdrückung<br />
missliebiger Meinungen in Diktaturen<br />
nicht mit der heutigen Lage gleichsetzen.<br />
In Medien, Politik und vorGericht ist<br />
die Meinungsfreiheit nicht nur geschützt,<br />
sondern regelrecht heilig. Auch scharfe Widerworte<br />
kann niemand als Zensur hinstellen,<br />
und selbst wenn sich Sponsoren von einem<br />
Profisportler oder die Bundesbank sich,<br />
wie 2010, vonThilo Sarrazin trennt, weil man<br />
verschiedene Ansichten vertritt, zeigt das<br />
nur, dass auch Unternehmen eigene Werte<br />
haben. Über die mangelnde Verbreitung ihrerAnsichten<br />
können Prominente und Bestseller-Autoren<br />
wie Sarrazin nicht klagen.<br />
Dass Kretzschmars Sätzedennoch aufgeregte<br />
Diskussionen auslösten, ist kein Zufall.<br />
Dahinter steckt die Zeitenwende, die sich<br />
Debattenkultur<br />
Die<br />
Übersehenen<br />
Steven Geyer<br />
sieht hinter den Aussagen vonStefan Kretzschmar zur<br />
Meinungsfreiheit auch einen Ost-West-Konflikt.<br />
durch die Digitalisierung im öffentlichen<br />
Diskurs vollzieht: Wasals Anpassung der Informationen<br />
an eigene Interessen gepriesen<br />
wurde, hat sich zur Begrenzung der Nachrichtenversorgung<br />
auf den eigenen Horizont<br />
entwickelt. Durch die riesige Medienvielfalt<br />
kann sich jeder seine Neuigkeiten und Analysen<br />
so zusammenstellen, dass sie nur die<br />
eigene Sicht bestärken.<br />
Dass das –überzogene –Gefühl, es gebe<br />
keinen freien Meinungsaustausch, im Osten<br />
besonders verbreitet ist, liegt dabei daran,<br />
dass die Menschen dortseit 30 Jahren die Erfahrung<br />
kennen, in überregionalen Medien<br />
kaum vorzukommen. Und wenn, dann als<br />
Problemfall. DerFrust über das Stigma ist so<br />
groß, dass es viele etwa in Chemnitz nicht<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
einmal störte, dass Neonazis in ihrem Demonstrationszug<br />
mitliefen. Immer wieder<br />
hörtman im Osten, wervor West-Chefs allzu<br />
offen spreche,riskiereden Jobund dass man<br />
die ständige Veröffentlichung von Regierungspositionen<br />
in den Massenmedien als<br />
Denk-Vorgabe empfinde.<br />
Diese Kritik gibt es auch in Westdeutschland,<br />
und wersie teilt, findet in den Online-Medien,<br />
wo sich jeder zuWort melden kann, wie er<br />
mag, ganz sicher Gleichgesinnte.Der Stammtisch<br />
ist heute öffentlich, die schrillsten Stimmen<br />
dringen am besten durch. Widerspruch<br />
dient oft nicht dem Austausch von Argumenten,<br />
sondern hat etwas Standrechtliches und<br />
zielt auf Applaus vonder„eigenen“ Seite.<br />
So entstand etwas, das der Präsident des<br />
Bundesverbandes Deutscher <strong>Zeitung</strong>sverleger<br />
und Vorstandschef des Springer-Verlages,<br />
Mathias Döpfner, gerade als zunehmend<br />
„intolerantes Meinungsklima“ kritisierte.<br />
Bundespräsident Steinmeier gab den<br />
Deutschen für 2019 auf denWeg, sie müssten<br />
„wieder lernen zu streiten ohne Schaum<br />
vorm Mund und lernen, Unterschiede auszuhalten“.<br />
Wenn damit gemeint ist, auch andere<br />
Sichtweisen an sich herankommen zu<br />
lassen, wäredas ein erster Schritt.<br />
Zu einer offenen Debattenkultur gehören<br />
keine rassistischen Parolen. Wohl aber abweichende<br />
Stimmen, Zweifel und Skepsis, unsichere<br />
Positionen. Gerade weil Themen wie<br />
Flüchtlingspolitik und die Ost-West-Debatte<br />
emotionalisieren, kocht die Aufregung zu<br />
schnell hoch. Aber gerade wenn sichBürger zu<br />
Recht oder zu Unrecht ignoriert fühlen, muss<br />
Ablehnung und Ängsten Raum gegeben werden,<br />
ohne sie sofort als „irrational“ abzutun.<br />
Sonst stürzensichVereinfacher wie AfD &Co.<br />
aufdiese Sorgen –nicht,umsie zu lösen; sondernumsie<br />
fürsichzuinstrumentalisieren.<br />
„Vermutlich wurde die<br />
Spielquittung weggeworfen,<br />
mit der Jeans in der<br />
Waschmaschine mitgewaschen,<br />
oder sie schlummert<br />
in irgendeiner Schublade<br />
vor sich hin.“<br />
Eine Sprecherin der Staatlichen Toto-Lotto GmbH<br />
in Stuttgart. Im Raum Reutlingen sucht man seit 21<br />
Monaten den Gewinner von 11,3 Millionen Euro.<br />
AUSLESE<br />
Mazedonien und die<br />
Mut-Frage<br />
Regierungskrise in Griechenland: Das<br />
Parlament wird am Mittwochabend<br />
entscheiden, ob Alexis Tsipras das Land<br />
weiter regieren soll. Der Anlass für die<br />
Krise: ein Kompromiss im Namensstreit<br />
mit dem Nachbarland Mazedonien, das<br />
nun Nord-Mazedonien heißen soll.<br />
Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> schreibt: „Tsipras<br />
könnte einen hohen Preis für seinen<br />
Mut zahlen, den Namensstreit mit den<br />
Nachbarn zubeenden. Scheitert der Deal<br />
nun, scheitertein wichtiges Versöhnungswerk,eswäreein<br />
grandioser Fehler.“<br />
Im Neuen Deutschland ist zu lesen:<br />
„AlexisTsipras und Syriza könnte die Koalitionskrise<br />
sogar den Rücken stärken. Eine<br />
Mehrheit in der Mazedonienfrage scheint<br />
dank Unterstützung aus der Mitte-Links-<br />
Opposition sicher.Und auch für die anstehende<br />
Vertrauensfrage sieht es nicht<br />
schlecht aus. Letztlich muss Tsipras diese<br />
überstehen, denn bei vorgezogenen Neuwahlen<br />
wäreerwohlchancenlos.“<br />
Die bevorstehende Abstimmung über<br />
das Mazedonien-Abkommen, urteilt die<br />
Märkische Oderzeitung, werde „zur ersten<br />
Generalprobe für neue Allianzen“ im politischen<br />
Spektrum Griechenlands. „Premier<br />
Alexis Tsipras wird versuchen, so<br />
lange wie möglich im Amt zu bleiben.<br />
Doch unter einer Minderheitsregierung<br />
droht in Athen politische Lähmung. Tsipras<br />
täte daher gut daran, nicht nur an<br />
sich, sondernauch an sein Land zu denken<br />
–und jetzt so schnell wie möglich Neuwahlen<br />
herbeizuführen.“ Bettina Cosack<br />
Dasklingt also nach einer guten Erzählung.<br />
Wenn sie nicht so eine bittereIronie<br />
hätte.Denn heute,30Jahrespäter,haben<br />
in vielen dieser Länder, die sich damals<br />
vor einem neuen deutschen Nationalismus<br />
gefürchtet haben, selber Nationalisten<br />
das Sagen. In Polen und Ungarnherrschen<br />
Parteien, die allein noch an Geld<br />
aus Brüssel interessiert sind, während sie<br />
die europäischen Werte verlachen. In Italien<br />
sieht es kaum besser aus,inGroßbritannien<br />
vollenden die Gegner der EU gerade<br />
ihr Zerstörungswerk. Siealle sind Bewunderer<br />
von Donald Trump, der das<br />
Motto des „Ich komme zuerst“ wieder gesellschaftsfähig<br />
gemacht hat. Dass ein<br />
Konzept, in dem alle Ich, Ich, Ich rufen,<br />
letztlich nicht aufgehen kann, hat Egoisten<br />
und Nationalisten nie interessiert.<br />
Es gehört zu den großen Errungenschaften<br />
der politischen Kultur der Bundesrepublik,<br />
dass diese Masche hierzulande<br />
noch nie mehrheitsfähig war. Von<br />
der Linken bis zur CSU haben die Parteien<br />
eine prinzipiell europafreundliche Haltung<br />
und erreichen damit mehr als 80<br />
Prozent der Wähler – bisher. Den Rest<br />
sammelt die AfD ein. Dass es nicht mehr<br />
als dieser Rest wird, das ist die große Herausforderung<br />
für die Europawahl im Mai.<br />
Gemessen an den Herausforderungen vor<br />
30 Jahren müsste sie zu bewältigen sein.<br />
Aber dazu gehörtdie Fantasie,die Erfolgsgeschichte<br />
der vergangenen Jahrzehnte<br />
so spannend weiterzuerzählen, dass niemand<br />
sich fürchten muss.<br />
Esgeht nicht darum, den Angriff auf den<br />
Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz<br />
(AfD) kleinzureden. Jedenfalls handelte es<br />
sich um einen hinterhältigen körperlichen<br />
Angriff, vermutlich von linksradikalen Ideologen<br />
begangen. Auch dafür gilt meines<br />
Erachtens, dass politische Motive einer Gewalttat<br />
generell als strafverschärfend gewertet<br />
werden sollten, weil sie –egal, ob von<br />
links oder rechts –stets mit gezielten Angriffen<br />
auf das staatliche Gewaltmonopol und<br />
die verfassungsrechtlichen Grundlagen unseres<br />
Zusammenlebens einhergehen.<br />
Bei der Lektüre eines 2018 erschienenen<br />
Gesprächsbuches mit dem Vorsitzenden der<br />
Thüringer AfD, Björn Höcke, stieß ich auf<br />
Formulierungen, die unseren Verfassungsschützern<br />
und Gesetzgebern zudenken geben<br />
sollten.<br />
Höcke geht darin (auf den Seiten 253 ff.)<br />
der Frage nach, was er und seine Leute denn<br />
machen sollen, wenn neoliberalistische<br />
Multikultikräfte –die angeblichen Freunde<br />
des „Volkstods“, wie Höcke schreibt –gewinnen<br />
sollten. Als„strategische Option“ schlägt<br />
er für diesen Fall die Errichtung „gallischer<br />
Dörfer“ des nationalen Widerstands vor. Das<br />
solle vorallem im Osten Deutschlands stattfinden,<br />
weil dort„noch großes Potential vorhanden“<br />
sei, um „das inhumane Projekt einer<br />
Migrationsgesellschaft zu stoppen“. Wie<br />
es vomgallischen Dorfinden Thüringer Bergen<br />
aus weitergehen soll, beschreibt Höcke<br />
so: Die „Auffangstellung“ könne dann zur<br />
„neuen Keimzelle des Volkes werden“ –„und<br />
KOLUMNE<br />
Die AfD,<br />
Björn Höcke<br />
und die Gewalt<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
eines Tages kann diese Auffangstellung eine<br />
Ausfallstellung werden, vonder eine Rückeroberung<br />
ihren Ausgang nimmt“.<br />
Vonseinem Stichwortgeber,einem Sebastian<br />
Hennig, befragt, erläutert Höcke, wie er<br />
sich die Zukunft nach dem als siegreich gedachten<br />
„Ausfall“ seiner getreuen AfD-Mannen<br />
denkt: „In der erhofften Wendephase<br />
stünden uns harte Zeiten bevor, denn umso<br />
länger der Patient die drängende Operation<br />
verweigert, desto härter werden zwangsläufig<br />
die erforderlichen Schnitte werden.“ Darauf<br />
wirft Hennig ein, „,brandige Glieder können<br />
nicht mit Lavendelwasser kuriert werden‘,<br />
wusste schon Hegel“, und Höcke fährt<br />
fort: „Eine neue politische Führung wird<br />
dann schwere moralische Spannungen auszuhalten<br />
haben (…), die ihrem eigentlichen<br />
moralischen Empfinden zuwiderlaufen.“<br />
Was der Vordenker des militanten<br />
Rechtsradikalismus darunter versteht, umschreibt<br />
er mit folgenden Stichworten:<br />
„Großangelegtes Remigrationsprojekt“,<br />
„wohltemperierte Grausamkeit“, „menschliche<br />
Härten und unschöne Szenen werden<br />
sich nicht immer vermeiden lassen“, „existenzbedrohende<br />
Krisen erfordern außergewöhnliches<br />
Handeln“. Auch würden wir bei<br />
dieser Gelegenheit „leider ein paar (germanische)<br />
Volksteile verlieren, die zu schwach<br />
oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden<br />
Afrikanisierung, Orientalisierung<br />
und Islamisierung zu widersetzen“. Aber,so<br />
Höcke, „mit deutscher Unbedingtheit“ sei<br />
„die Sache gründlich und grundsätzlich anzupacken“:<br />
„Wenn einmal die Wendezeit<br />
gekommen ist, dann machen wir Deutschen<br />
keine halben Sachen.“<br />
Soweit die Fantasien zur Machtergreifung,<br />
wie sie im geistigen Schoß der AfD ausgebrütet<br />
werden. Es handelt sich um einen<br />
nur leicht verschlüsselten, meines Erachtens<br />
eindeutig verfassungsfeindlichen Aufruf,<br />
Waffen zu vergraben und Nächte der langen<br />
Messer vorzubereiten.<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
TodimU-Bahnhof:<br />
Debatte über Umgang<br />
mit Obdachlosen<br />
Seite 12<br />
Ökobauer Schwienhorst hat es satt und klagt gegen die Regierung Seite 11<br />
Designer Reinke mag es spießig und ist trotzdem auf der Fashion Week Seite 10<br />
Stadtbild<br />
Mit Kind<br />
und Kasten<br />
Ida Krenzlin<br />
bangt um einen ZweijährigenimBadezimmer.<br />
Die Tür war zu. Voninnen abgeschlossen.<br />
Der gerade Zweijährige<br />
rüttelt drinnen an der Badtür.<br />
Vier Stimmen reden auf ihn ein. „Du<br />
musst den Schlüssel umdrehen“.<br />
„Nein, nicht den oberen Schlüssel,<br />
den unteren!“ Der große Bruder,<br />
sechs Jahre alt, schätzt die Lage<br />
ziemlich schnell vernünftig ein: „Der<br />
versteht das nicht.“ Die Großmutter<br />
ruft die Feuerwehr. Esist Sonntag,<br />
wir sind bei den ElternzuBesuch. Eigentlich<br />
wollten wir gerade Mittag<br />
machen. Normalerweise nimmt der<br />
Zweijährige nur den Staubsauger<br />
auseinander oder sortiertdie Pantoffeln.<br />
Diesmal also das Problem Badezimmer.<br />
Zur Freude des großen Bruders<br />
steht kurz darauf ein Feuerwehrmann<br />
in UniformimFlur der Altbauwohnung.<br />
Das Haus ist von 1880.<br />
Meine Mutter hat immer darauf geachtet,<br />
die originalen Schlösser zu<br />
erhalten. Sie ist besorgt. Der Feuerwehrmann<br />
schaut sich das Schloss<br />
an und biegt den Beschlag hoch.<br />
„Nicht hochbiegen!“, schreit meine<br />
Mutter und lässt von nun an den<br />
Feuerwehrmann nicht mehr aus den<br />
Augen. Als dieser andeutet, dass man<br />
vielleicht eine Kassette aus der alten<br />
Tür nehmen muss,umvon innen an<br />
das Schloss zu kommen, wirdmeine<br />
Mutter blass.<br />
In das Funksprechgerät ruft er:<br />
„Den blauen Kasten. Bringt den<br />
blauen Kasten mit“. Kurz darauf<br />
kommen zwei weitere Feuerwehrmänner<br />
in die Wohnung. Der Zweijährige<br />
im Bad ruft zunehmend verzweifelt<br />
„Mama“. Viel mehr kann er<br />
noch nicht sagen. Wirberuhigen ihn<br />
durch die Lüftungsschlitze, die gegen<br />
den Widerstand meiner Mutter<br />
vor Jahren in die Badtür gebohrt<br />
wurden. Drei Löcher. Man kann sogar<br />
hindurchschauen und die kurzen<br />
Strumpfhosenbeine sehen. Der<br />
große Bruder lenkt den Steppke ab:<br />
„Spiel ruhig an derWaschmaschine!“<br />
Darf er sonst nicht. Es klappt, er<br />
spielt mit der Klappe.<br />
Derweil schrauben die Feuerwehrmänner<br />
den Beschlag ab und<br />
inspizieren das Schloss. Zur großen<br />
Erleichterung meiner Mutter entpuppt<br />
sich einer der Feuerwehrmänner<br />
als Tischler.Gemeinsam suchen<br />
sie einen Splinttreiber, umdie<br />
Türklinke zu lösen. Der konische<br />
Splint hält die aufgesteckte reich verzierte<br />
Türklinke aus Horn, Perlmutt<br />
oder Elfenbein von 1880 fest. Schritt<br />
für Schritt nehmen sie vorsichtig das<br />
Schloss auseinander. Wie eine Operation<br />
am Herzen. Leider hat der<br />
Junge nicht nur an der unteren Badverriegelung<br />
gedreht, sondern auch<br />
an dem alten Buntbartschlüssel, der<br />
im eigentlichen Schlüsselloch steckt.<br />
Im blauen Koffer findet sich kein<br />
Dietrich. Meine Mutter zieht prompt<br />
einen Vorkriegs-Dietrich aus der<br />
Werkzeugschublade. Schwuppdiwupp<br />
ist die Badezimmertür offen.<br />
Das befreite Kleinkind schaut erstaunt<br />
auf den Auflauf vor der Badezimmertür.<br />
Beim Anblick der drei<br />
Feuerwehrmänner ruft er „Da. Da.<br />
Feuer!“. Ein neues Wort. Nach dem<br />
Einsatz lassen wir uns erschöpft am<br />
Küchentisch nieder. Die Tür ist heil,<br />
das Kind auch. Wirdanken den Feuerwehrmännern<br />
von der Wache in<br />
der Oderberger Straße.<br />
Sicherer unterwegs: Der Moritzplatz in Kreuzberg ist bereits umgestaltet worden, damit es dortnicht mehr so viele Fahrradunfälle gibt.<br />
Planer treten in die Pedale<br />
Der Senat zieht Bilanz: Die Ausgaben für den Radverkehr sind um fast das Doppelte gestiegen<br />
VonPeter Neumann<br />
Im Schleichtempo ging es los.<br />
Doch inzwischen haben die<br />
Bemühungen, Berlin zur Fahrradstadt<br />
umzugestalten, an<br />
Tempo gewonnen. Im vergangenen<br />
Jahr hat die Verwaltung 13,4 Millionen<br />
Euro abgerufen –vor allem, um<br />
Radwege zu sanieren, neue Trassen<br />
einzurichten und die Planungsgesellschaft<br />
Infravelo zu unterstützen.<br />
Das geht aus einer Auflistung der<br />
Verkehrsverwaltung hervor. Zwar<br />
wurde auch im vergangenen Jahr nur<br />
ein Teil des Geldes, das im Landeshaushalt<br />
für den Radverkehr zur Verfügung<br />
steht, tatsächlich verbraucht.<br />
Doch mit rund 73 Prozent ist der Anteil<br />
größer als in vergangenen Jahren.<br />
„Dies ist, erfreulicherweise aus<br />
Sicht der Senatsverkehrsverwaltung,<br />
gegenüber 2017 immerhin fast eine<br />
Verdoppelung der verausgabten Mittel“,<br />
sagt JanThomsen, Sprecher der<br />
Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
(parteilos, für Grüne). „Ein halbes<br />
Jahr nach Verabschiedung des Mobilitätsgesetzes<br />
beginnen die ersten<br />
fest etablierten Strukturen für mehr,<br />
bessere und sichere Radverkehrsanlagen<br />
in Berlin zu greifen.“<br />
So viel Geld wie noch nie<br />
Die Bilanz kommt zu einer Zeit, in<br />
der die Kritik an der ersten von den<br />
Grünen nominierten Verkehrssenatorin<br />
lauter geworden ist. Wo sind<br />
sie, die erwarteten neuen Radfahrstreifen,<br />
Radschnellwege, Fahrradbügel?<br />
„Das Duo Günther/Kirchner<br />
hat den Radwegeausbau vom Start<br />
wegversammelt wie einst die Politik<br />
den BER“, sagt Heinrich Strößenreuther<br />
von der Initiative Clevere<br />
Städte –ein Seitenhieb auch auf den<br />
Ende 2018 abberufenen Verkehrs-<br />
Staatssekretär Jens-Holger Kirchner.<br />
2017, im ersten Jahr Günthers,<br />
waren 15,7 Millionen Euro für den<br />
Radverkehr eingeplant –ein Betrag,<br />
der deutlich über früheren Ansätzen<br />
lag. Aber nur 6,99 Millionen, lediglich<br />
44,6 Prozent, wurden abgerufen.<br />
2018, als mit 18,4 Millionen Euro<br />
so viel Geld wie noch nie bereitstand,<br />
sah es zunächst nicht besser aus.<br />
Eine im September erstellte Liste für<br />
Finanzsenator Matthias Kollatz<br />
(SPD) zeigte,dass nicht mal ein Drit-<br />
Geschützte Radstreifen:<br />
2019 sollen weitere von<br />
Plastikpfeilerngesäumte<br />
Fahrradspuren entstehen –<br />
etwa an der Hasenheide, der<br />
Karl-Marx- und der Frankfurter<br />
Allee. Später steht auch<br />
die Siegfriedstraße auf der<br />
Liste. Am 22. Januar berät<br />
der Lichtenberger Ausschuss<br />
für öffentliche Ordnung über<br />
das umstrittene Projekt.<br />
eingeplant<br />
davon abgerufen<br />
15,7<br />
7,0<br />
2017<br />
PLANUNGEN FÜR 2019<br />
Grün unterwegs: Ebenfalls<br />
in diesem Jahr werden weitere<br />
Radfahrstreifen mit grünen<br />
Fahrbahnen versehen –<br />
zum Beispiel in der Invaliden-,<br />
Schlüter-, Schloß- und<br />
Warschauer Straße. In allen<br />
Bezirken werden insgesamt<br />
mehrere tausend Fahrradbügelaufgestellt.<br />
Hinzu kommen<br />
mehr als 30 größere<br />
bezirkliche Radprojekte.<br />
Finanzierung des Radverkehrs in Berlin<br />
18,4 18,2<br />
13,4<br />
2018<br />
2019<br />
24,8<br />
2020<br />
Geschützt durch Poller:der Radstreifen in der Holzmarktstraße.<br />
Geld für Großprojekte:<br />
Über den laufenden Haushalt<br />
hinaus steht weiteres<br />
Geld parat –imSondervermögen<br />
Infrastruktur der<br />
Wachsenden Stadt und<br />
Nachhaltigkeitsfonds (Siwana).<br />
Das PaketSiwana III<br />
hält 50 Millionen Euro bereit,<br />
etwa für Radschnellwege<br />
und Radparkhäuser,Siwana<br />
IV 16 Millionen Euro.<br />
23,8<br />
2021<br />
BLZ/REEG; QUELLE: SENAT<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
DPA/BRITTA PEDERSEN<br />
tel des Geldes abgerechnet worden<br />
war. Doch zum Jahresende verbesserte<br />
sich die Bilanz, so Thomsen.<br />
Einige Details: Für die Unterhaltung<br />
bestehender Radwege waren<br />
6,4 Millionen Euro eingeplant –<br />
4,3 Millionen wurden verbaut. Für<br />
neue Radverkehrsanlagen waren<br />
fünf Millionen Euro vorgesehen –<br />
3,4 Millionen wurden tatsächlich investiert.<br />
Die Zuschüsse für die Infravelo,die<br />
zum Beispiel für die Bezirke<br />
größere Projekte vorplanen bereiten<br />
und umsetzen soll, sollte sich auf fast<br />
5,1 Millionen Euro summieren –abgerufen<br />
wurden rund 3,8 Millionen.<br />
Pro<strong>Berliner</strong> nur 3,80 Euro<br />
Warum wurde mehr Geld ausgegeben?<br />
Personal wurde eingestellt, bekräftigte<br />
die Verwaltung. So habe die<br />
Infravelo inzwischen 26 Beschäftigte,<br />
eine Aufstockung auf bis zu<br />
70 Stellen wurde beantragt. In der<br />
Senatsverwaltung sei die Zahl der<br />
Mitarbeiter, die sich ausschließlich<br />
mit dem Radverkehr befassen, um<br />
zehn gestiegen. Weitere acht Stellen<br />
sind beantragt. „In den zwölf <strong>Berliner</strong><br />
Bezirken, unter deren Regie grob<br />
geschätzt zwei Drittel aller Radprojekte<br />
stattfinden, sind von den vorgesehenen<br />
24 Radplanernbisher gut<br />
die Hälfte im Job“,soThomsen. Dort<br />
werden 230 Vorhaben bearbeitet.<br />
Trotzdem wurden pro<strong>Berliner</strong> im<br />
vergangenen Jahr nur 3,80 Euro in<br />
den Radverkehr investiert, der Wert<br />
einesWeizenbiers in der Kneipe,entgegnet<br />
Radaktivist Strößenreuther.<br />
„Der Landesvorsitz der Grünen und<br />
die Fraktionsspitzen haben versprochen<br />
zu liefern. Bis zur Abrechnung<br />
am WahltaginzweiJahren sollten sie<br />
sich schnellstens was einfallen lassen.“<br />
Die Senatsverwaltung brauche<br />
ein „grundlegendes Reset“,sagt er.<br />
Sicher: Die geplante Personalstärke<br />
konnte noch immer nicht erreicht<br />
werden, hieß es in der Verwaltung.<br />
Der Fachkräftemangel treffe<br />
auch sie, hieß es. Größere Projekte<br />
wie Fahrradparkhäuser hätten jahrelange<br />
Vorläufe –etwa für Ausschreibungen.<br />
Trotzdem rechnet Jan<br />
Thomsen damit, dass die Ausgaben<br />
weiter steigen: auf rund 20 Millionen<br />
Euro 2019. „Das wäre eine erneute<br />
Steigerung –um50Prozent im Vergleich<br />
zu 2018“, sagt der Sprecher.<br />
NACHRICHTEN<br />
Flughafengesellschaft<br />
erwartet Ausfälle in Tegel<br />
Weil am heutigen Dienstag das Sicherheitspersonal<br />
auf acht Flughäfen<br />
streikt, werden auch inTegel viele<br />
Flüge ausfallen. DieFlughafengesellschaft<br />
FBB rechnete am Montag damit,<br />
dass rund ein Fünftel aller Starts<br />
und Landungen nicht stattfinden<br />
wird. Vonden täglich 480 Starts und<br />
Landungen in Tegel entfallen 110 auf<br />
die Strecken nach Frankfurtam<br />
Main und München, wo gestreikt<br />
wird. Auch in Hamburg, Hannover,<br />
Bremen, Dresden, Leipzig/Halle und<br />
Erfurtwirdgestreikt –doch diese<br />
Ziele sind vonBerlin aus nur per<br />
Bahn und Auto erreichbar.Reisende<br />
sollten sich bei ihrer Fluggesellschaft<br />
informieren, riet die FBB.Schönefeld<br />
ist nicht betroffen. (pn.)<br />
Chlorgas tritt an Schule<br />
aus: keine Verletzten<br />
Eine undichte Chlorgasflasche in einem<br />
Schulschwimmbad hat am<br />
Montagvormittag einen Feuerwehreinsatz<br />
in Kreuzbergausgelöst. Rund<br />
400 Kinder wurden aus dem Gebäude<br />
geführt, wie ein Feuerwehrsprecher<br />
sagte.Bei dem Vorfall in einer<br />
Grund- und Förderschule sei<br />
niemand verletzt worden. DieSchüler<br />
seien im nahen Jüdischen Museum<br />
untergebracht worden. (dpa)<br />
Großeinsatz der Feuerwehr an Schule in<br />
Kreuzberg.<br />
DPA/ZINKEN<br />
Broschüre klärtüber<br />
Suchtprävention auf<br />
Wastun, wenn das Kind bekifft oder<br />
angetrunken nach Hause kommt?<br />
Was, wenn der Handygebrauch<br />
überhand nimmt? DieBroschüre<br />
„Kinder und Jugendliche vorriskantem<br />
Umgang mit Alkohol, Cannabis<br />
oder Handy schützen“ der Fachstelle<br />
für Suchtprävention im Land Berlin<br />
liefertTipps für den Familienalltag<br />
und gibt Orientierung in Fragen der<br />
Suchtprävention. Siekann im Internet<br />
heruntergeladen werden. (dpa)<br />
Zahl der Bufdis in der Region<br />
leicht angestiegen<br />
DieZahl der Bundesfreiwilligendienstler<br />
(Bufdis) in Berlin und Brandenburgist<br />
leicht gestiegen. Das<br />
geht aus Daten des Bundesamtes für<br />
Familie und zivilgesellschaftliche<br />
Aufgaben hervor. 2018 arbeiteten<br />
demnach im Durchschnitt 1797 solcher<br />
Freiwilligen in Berlin –insgesamt<br />
66 mehr als im Jahr zuvor.In<br />
Brandenburgwaren es durchschnittlich<br />
1753 Bufdis und damit<br />
26 mehr als im Jahr zuvor.Der Bundesfreiwilligendienst<br />
war 2011 als<br />
Ersatz für den parallel zur Wehrpflicht<br />
weggefallenen Zivildienst<br />
eingeführtworden. DerDienst in sozialen,<br />
kulturellen oder Bildungseinrichtungen<br />
dauertein Jahr. (dpa)
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Engpass auf<br />
wichtiger<br />
Ost-West-Route<br />
Umbau der Straßen am<br />
Molkenmarkt beginnt<br />
VonPeter Neumann<br />
Zunächst zeigte die Staukarte im<br />
Internet meist grün oder gelb.<br />
Das heißt: Der Verkehr fließt, allenfalls<br />
stockt er etwas. Auf dem Mühlendamm<br />
in Mitte blieb der befürchtete<br />
Dauerstillstand bis zum Montagmittag<br />
aus.Obwohl Richtung Osten<br />
statt drei nur noch zwei<br />
Fahrstreifen zur Verfügung stehen<br />
und die Busspur entfallen ist, ging es<br />
halbwegs voran. Doch am Nachmittag<br />
änderte sich das. Inder Karte erschien<br />
eine rote Markierung: Stau!<br />
Die Verkehrsinformationszentrale<br />
Berlin hatte also recht, als sie vor<br />
„erheblichen Stauerscheinungen,<br />
besonders in den Berufsverkehrszeiten“<br />
warnte.Vom heutigen Dienstag<br />
an wird der Mühlendamm auch in<br />
Richtung Westen nur noch zwei<br />
Fahrstreifen haben.<br />
Aufder starkgenutzten Ost-West-<br />
Verbindung müssen sich Autofahrer<br />
daran gewöhnen, dass die Fahrtlänger<br />
dauert. Diearchäologischen Ausgrabungen,<br />
Ursache der Engstelle,<br />
sind Vorboten des geplanten Straßenumbaus<br />
in dem Bereich, der bis<br />
2022 dauern soll. Zentrum ist der<br />
Molkenmarkt – einst der älteste<br />
Marktplatz von Berlin, heute die<br />
große Kreuzung am Roten Rathaus.<br />
350 Parkplätzefallen weg<br />
Wo die Autofahrer heute noch auf einer<br />
breiten Verkehrsschneise aus<br />
DDR-Zeiten geradeaus fahren können,<br />
geht es in Zukunft um die Ecke.<br />
Aus einer Kreuzung werden zwei<br />
Teilknoten – so entsteht Platz für<br />
eine Bebauung, unter anderem mit<br />
450 Wohnungen. Grunerstraße und<br />
Mühlendamm haben künftig nur<br />
noch drei Fahrstreifen proRichtung.<br />
350 Parkplätzeund Busspuren fallen<br />
weg. Dafür wird Platz für Radfahrer<br />
geschaffen – und für die geplante<br />
Straßenbahntrasse zum Potsdamer<br />
Platz. Bäume werden gepflanzt.<br />
Im PlanwerkInnenstadt von1999<br />
war der Umbau der 30 Jahre zuvor<br />
entstandenen unwirtlichen Verkehrslandschaft<br />
ein zentrales Vorhaben.<br />
Doch das Projekt ging kaum<br />
voran –auch weil es Kritik gab. 2007<br />
wiesen vom Senat beauftragte Gutachter<br />
darauf hin, dass sich nach<br />
dem Umbau der erwartete Verkehr<br />
gerade noch abwickeln ließe –aber<br />
nur, wenn die Belastung in der gesamten<br />
Innenstadt weiter sinke. In<br />
der Stralauer Straße drohe Rückstau,<br />
in den schmal gewordenen Straßenzügen<br />
würden die Grenzwerte für<br />
Lärmund Feinstaub überschritten.<br />
Erst 2016 wurde der Bebauungsplan<br />
Molkenmarkt festgesetzt. Bisher<br />
sollte der Straßenumbau beginnen,<br />
wenn Unter den Linden nach<br />
der Fertigstellung der U5 wieder<br />
baustellenfrei ist –nach 2020. Jetzt<br />
startet er im zweiten Quartal 2019.<br />
Die Opposition, der ADAC und<br />
dieWirtschaft warnen davor,dieVerbindung<br />
zwischen Alexanderplatz<br />
und Potsdamer Platz einzuschränken.<br />
„Ein Fahrstreifen pro Richtung<br />
fällt weg, das sehen wir kritisch“,<br />
sagte Oliver Friederici von der CDU.<br />
Wenn dann noch Unter den Linden<br />
fußgängerfreundlich umgestaltet<br />
werde, drohe der Stillstand. „Es gibt<br />
keine Ausweichrouten“, warnte er.<br />
Rotes<br />
Rathaus<br />
Verengte Fahrbahn<br />
am Mühlendamm<br />
100 m<br />
Spree<br />
Grunerstr.<br />
Stralauer Str.<br />
Klosterstr.<br />
Märkisches<br />
Museum<br />
BLZ/REEG<br />
Spießig? Der mecklenburgische Fischerssohn DannyReinkeinseinem Atelier auf Eiswerder.<br />
Tüll und Brokat von der Küste<br />
Frischer Anstrich für die Spießigkeit: Der Jungdesigner Danny Reinke zeigt seine Mode auf der Fashion Week<br />
VonAnna Gyapjas<br />
Ich bin ein sehr uncooler<br />
Mensch, und ich liebe es!“ So<br />
steht es in Danny Reinkes<br />
Whatsapp-Profil, auf Englisch.<br />
Kokettiert ermit seiner Kindheit auf<br />
dem Dorf? Münzt er den Stil seines<br />
Labels, die „German Nerdiness“ auf<br />
seine Persönlichkeit? Sicher ist: Auf<br />
der <strong>Berliner</strong> Fashion Week würden<br />
sie wohl widersprechen. Zum ersten<br />
Mal war Reinke im Januar 2017 dabei.<br />
Die Senatswirtschaftsverwaltung<br />
fördert inzwischen sein Schaffen<br />
– sowohl vorigen Sommer als<br />
auch bei der Kollektion, die Danny<br />
Reinke am kommenden Mittwoch<br />
präsentiert. Wie uncool kann jemand<br />
sein, der den Zeitgeist derart<br />
überzeugend modisch interpretiert?<br />
Besuch in Danny Reinkes Atelier,<br />
auf der Insel Eiswerder in Spandau:<br />
Der26-Jährige bietet an, einen Stuhl<br />
in den Flur zu holen, wo er für die Kamera<br />
posiert, damit man sich setze.<br />
In der Werkstatt servierterWasser in<br />
Kristallgläsern. Die sind vielleicht<br />
ein bisschen retro. Reinke aber ist<br />
zuvorkommend.<br />
Vier bis fünf Stunden Schlaf bekommt<br />
der Jungdesigner in den<br />
Nächten vor einer großen Show, so<br />
auch an diesem Freitag vor der Fashionweek.<br />
Man merkt es ihm nicht<br />
an. Reinke sitzt mit geradem Rücken<br />
auf der Sofakante,der Blick ist wach.<br />
„Heute Nacht ist meine Deadline,<br />
aber ich weiß schon, dass ich sie<br />
nicht schaffen werde“, sagt er ernst<br />
aber unbesorgt und weist auf die<br />
Schneiderpuppe neben dem Couchtisch.<br />
Dem Rock ihrer Robe fehlen<br />
noch einige Stufen Tüll; eine der ausstehenden,<br />
„tausend Kleinigkeiten“.<br />
Ansonsten seien sie aber so gut vorbereitet<br />
wie noch nie.<br />
IstHellblau das richtige Blau?<br />
Die Fashion Week findet seit<br />
2007 zweimal jährlich statt.<br />
Bis Donnerstag läuft das<br />
Programm aus Modenschauen<br />
und Messen. Als<br />
wichtig gelten die Leitmesse<br />
Premium (in der Station Berlin<br />
am Gleisdreieck), die<br />
Überblicksmesse Panorama<br />
(Messegelände) oder die<br />
Street-Culture-Veranstaltung<br />
Seek (Arena in Treptow).<br />
Leuchtend winterlich zeigte sich die Mode des alpenländischen Labels Bogner.<br />
Die Gelassenheit täuscht. Dieser<br />
Tage ist Danny Reinke sein Herz<br />
mindestens zweimal in die Hose gerutscht.<br />
Daserste Mal, als die Zusage<br />
des Staatssekretärs der Wirtschaftsverwaltung<br />
kam, dann, als eine<br />
wichtige Influencerin ihre Teilnahme<br />
bestätigte. „Oh Gott, jetzt<br />
muss ich abliefern“, dachte Reinke.<br />
Spätestens seit fünf Jahren gilt<br />
Reinke der Branche als Impulsgeber,<br />
2014 wurde seine Abschlussarbeit<br />
mit dem European Fashion Award<br />
ausgezeichnet. DasInteresse ist seitdem<br />
andauernd gewachsen. Fragt<br />
man den Nachwuchsdesigner nach<br />
dem Druck, der auf ihm lastet, formuliert<br />
er lieber unpersönlich, als<br />
fürchte er,zimperlich zu wirken.<br />
Dabei ist Danny Reinke alles andereals<br />
zartbesaitet. Kurz vorWeihnachten<br />
hat er schwer erkältet<br />
durchgearbeitet. Reinke zuckt mit<br />
den Schultern: „Das Prinzip heißt:<br />
Friss oder stirb.“<br />
Ohnehin stellt Danny Reinke perfektionistische<br />
Ansprüche an sich<br />
selbst.„MeineVision, die ich im Kopf<br />
habe, muss hundertprozentig auf<br />
der Puppe oder auf dem Laufsteg zu<br />
sehen sein, damit ich zufrieden ins<br />
Bett gehen kann“, sagt er. Ist Hellblau<br />
wirklich das richtige Blau? Sieht<br />
die Kollektion nicht zu sommerlich<br />
aus? Wardie Musikwahl richtig? Solche<br />
Fragen treiben den jungen Mann<br />
um, aber auch an. Halt findet er in<br />
der Heimat, via Telefon: „Ich weiß<br />
nicht, wie oft ich meinen Papa angerufen<br />
habe in den letzten Tagen!“<br />
Danny Reinke kommt aus Mönkebude,<br />
einem Fischerdorf inMecklenburg-Vorpommern.<br />
Sein Vater,<br />
selbst Fischer wie schon der Großvater,<br />
reparierte die Arbeitskleidung<br />
daheim. Danny war sechs oder sieben<br />
Jahre alt, als ihm sein Vater erklärte,<br />
wie man an der Maschine<br />
näht. Der Junge liebte es zu zeichnen,<br />
und nachdem er im Kunstkurs<br />
MODEWOCHE<br />
Bogner aus Bayern eröffnete<br />
am Montagabend die Fashion<br />
Week auf dem Laufsteg<br />
des E-Werk in Mitte.<br />
Odeeh,das Label der fränkischen<br />
Designer Otto Drögsler<br />
und Jörg Ehrlich, war sogarnoch<br />
schneller mit seiner<br />
Schau, die am Montag im<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele<br />
gezeigt wurde.<br />
Kilian Kerner aus Berlin, die<br />
Österreicherin Lena Hoschek<br />
und Designerin Anja Gockel<br />
aus Mainz sind Dauergäste<br />
der Modewoche. Besonderes<br />
Augenmerk gilt der Show<br />
das schwäbischen Labels<br />
Marc Cain am Dienstag.Dort<br />
ist Sarah Rafferty,Darstellerin<br />
in der US-Serie „Suits“<br />
und Ex-Kollegin vonHerzogin<br />
Meghan, angekündigt.<br />
GETTY I<br />
die Mode entdeckte, stand fest, dass<br />
er mit der beruflichen Familientradition<br />
brechen wird. Statt seine Zeit<br />
mit dem Wirtschaftsabitur zu „vergeuden“,<br />
wie er es nach eigener Aussage<br />
empfunden hätte, ging er mit<br />
dem Segen der Eltern nach Hannover,<br />
um Modedesign und Damen-<br />
Maßschneiderei zu lernen.<br />
Erzählt Reinke von seiner Zeit an<br />
der Fahmoda Akademie für Mode<br />
und Design, spricht er voneinem Löwenkäfig.<br />
„Ich saß im Theorieunterricht<br />
und wusste nichts“, erinnert er<br />
sich. Friss oder stirb.Damals,mit 17,<br />
kannte er weder Künstler noch Designer.<br />
Seinen Kommilitonen fiel der<br />
Junge vomDorfkaum auf, weil er so<br />
still war.Prompt vergeigte sein erstes<br />
Moodboard, sein erstes Konzept.<br />
Der Durchbruch gelang mit<br />
Haute-Couture und dem Material,<br />
das noch heute seine Kollektionen<br />
durchwirkt: Tüll. Reinke hatte eine<br />
Silhouette gezeichnet, die nur mit<br />
dem netzartigen Gewebe realisierbar<br />
war. „Als ich mit dem Kleid die<br />
Show schließen durfte, war das so:<br />
Hallo,hier bin ich“, erzählt er.Seinen<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
ersten Preis, den Goldenen Charlie,<br />
gab es obendrauf. Nach Praktika und<br />
einem Abstecher in die Industrie zog<br />
Reinke nach Berlin und gründete<br />
sein Label.<br />
Geheime Gelüste, im Zaum gehaltene<br />
Dämonen, entfesselteWerte:<br />
Danny Reinkes Kollektionen basieren<br />
auf spannungsgeladenen Konzepten.<br />
Der Faktor Bequemlichkeit<br />
sei dabei ebenso zentral wie Funktionalität,<br />
weshalb die meisten Designs<br />
Taschen haben. Als studierter<br />
Designer möchte Reinke wie seine<br />
Vorbilder John Galliano und Alexander<br />
McQueen Welten erschaffen.<br />
Sind die Entwürfe vollendet, steht<br />
für den gelernten Maßschneider das<br />
HandwerkimMittelpunkt.<br />
Den roten Faden bildet eine gewisse<br />
Spießigkeit, die gebrochen<br />
wird. Dafür kombiniert Danny<br />
Reinke vermeintliche spießige Materialien<br />
wie Schurwolle und Cord sowie<br />
Karomuster mit knalligen Farben<br />
und sinnlichen Stoffen wie Brokat<br />
und Seide. „Dadurch wird der<br />
Nerd-Look cool“, sagt er. „German<br />
Nerdiness“ nennt man das bei<br />
Danny Reinke. Würde er dem deutschen<br />
Klischee entsprechend, auch<br />
Models mit Socken in Schlappen<br />
über den Laufsteg schicken? „Kann<br />
kommen, ich hätte kein Problem damit“,<br />
sagt er und grinst.<br />
Vater und Sohn basteln einen Pulli<br />
Schon seine Abschlusskollektion<br />
spielte mit dem Bewährten, wobei er<br />
sich von der Fischerei inspirieren<br />
ließ. Als sein Vater davon erfuhr,war<br />
er skeptisch. Als er die mit maritimen<br />
Elementen gespickte Kollektion erstmals<br />
sah, war er begeistert. Gemeinsam<br />
knüpften Vater und Sohn einen<br />
Pulloveraus Seilen.<br />
Dass Reinkes Tüllkleider nichts<br />
vom zarten Prinzessinnentraum haben,<br />
passt zum modernen Look, den<br />
er kreieren will. Für seine jüngste<br />
Herbst/Winter-Kollektion „Tempting<br />
Beast“ interpretierte er den Stoff<br />
düster, indem er Roben in Schwarz<br />
entwarf und mit trendigen Baker-<br />
Boy-Mützen kombinierte. Besagtes<br />
Karo zierte diesmal züchtige,wadenlange<br />
Röcke. Aufwendige Perlenstickereien<br />
verwandelten Basics wie<br />
Longsleeves im Nude-Ton und<br />
schwarze Bomberjacken in spektakuläre<br />
Hingucker, denn die Motive<br />
waren mythische Fabelwesen in<br />
dunkel schillernden Farben. Ein<br />
Hauch von Grunge und Gothic<br />
wehte durch die Entwürfe aus<br />
„Tempting Beast“, ohne die Trägerinnen<br />
als Randgestalten der Gesellschaft<br />
darzustellen. Diese Mode ist<br />
wohldosierte Extravaganz und tragbar,ohne<br />
gewöhnlich zu sein.<br />
Deutsche<br />
Wohnen weckt<br />
Kaufinteresse<br />
Mieterverein will Siedlungen<br />
kommunalisieren<br />
VonUlrich Paul<br />
Die Debatte über den Umgang<br />
mit dem größten privaten Vermieter<br />
in Berlin, der Deutsche Wohnen,<br />
bekommt weiteren Schwung.<br />
Nachdem die Deutsche Wohnen am<br />
Freitag die Bereitschaft signalisiert<br />
hatte, Berlin bei etwaigen Wohnungsverkäufen<br />
als Erwerber „zu<br />
präferieren“, forderte der <strong>Berliner</strong><br />
Mieterverein (BMV)amMontag weitere<br />
Schritte. „Wenn die Deutsche<br />
Wohnen ihre Aussagen ernst meint,<br />
sollte sie dem Land Berlin Siedlungen<br />
anbieten“, sagte BMV-Geschäftsführer<br />
Reiner Wild. Das Land<br />
dürfe dann aber keine Preise zahlen,<br />
die über den bisher üblichen Preisen<br />
bei Wohnungsankäufen liegen.<br />
Die Deutsche Wohnen hatte ihr<br />
Angebot unmittelbar als Reaktion<br />
auf den Wunsch des Regierenden<br />
Bürgermeisters Michael Müller<br />
(SPD) geäußert, der den Erwerb der<br />
ehemaligen GSW-Wohnungen<br />
durch das Land Berlin bei seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz<br />
am Freitag<br />
als Ziel formuliert hatte. Dabei<br />
stellte die Deutsche Wohnen klar,<br />
dass „die GSW als Ganzes nicht zum<br />
Verkauf“ stehe. Das Unternehmen<br />
sei jedoch „grundsätzlich an einer<br />
Kooperation mit Berlin interessiert“,<br />
so Vorstandschef Michael Zahn.<br />
Berlin hatte die einst städtische<br />
Wohnungsbaugesellschaft GSW im<br />
Jahr 2004 mit rund 65 000 Wohnungen<br />
an ein Konsortium verkauft.<br />
Später wurde die GSW vonder Deutsche<br />
Wohnen übernommen. Heute<br />
gehören nach Angaben der Deutsche<br />
Wohnen noch 51 000 Wohnungen<br />
zur GSW. Die Deutsche Wohnen<br />
besitzt mit Stand vom30. September<br />
2018 rund 115 000 Wohnungen im<br />
Großraum Berlin und ist damit der<br />
größte private Vermieter der Stadt.<br />
Die Deutsche Wohnen machte<br />
am Montag keine näheren Angaben<br />
zu möglichen Verkäufen. „Wir kaufen<br />
und verkaufen, es ist immer Bewegung“,<br />
sagte Unternehmenssprecherin<br />
Manuela Damianakis.<br />
Müllers Äußerungen sind vor<br />
dem Hintergrund einer Initiative zu<br />
sehen, die sich die Enteignung der<br />
Deutsche Wohnen und anderer großer<br />
Immobilienunternehmen zum<br />
Ziel gesetzt hat. Dazu wird, wie berichtet,<br />
ein Volksbegehren angestrebt.<br />
Ziel ist es, Unternehmen mit<br />
mehr als 3000 Wohnungen auf<br />
Grundlage des Artikels 15 des<br />
Grundgesetzes zu vergesellschaften,<br />
wobei eine Entschädigung gezahlt<br />
werden soll. Die Linke unterstützt<br />
den Vorstoß, bei SPD und Grünen<br />
gibt es Sympathien dafür.<br />
Für den Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />
Oliver<br />
Schruoffeneger (Grüne), wäre es<br />
zwar gut, wenn die GSW-Wohnungen<br />
in Landesbesitz kämen. Das<br />
reicht ihm aber nicht. „Wir brauchen<br />
dringend ein Angebot an Immobilienbesitzer,die<br />
sich vonihrem Besitz<br />
trennen wollen, aber dabei die Interessen<br />
IhrerMieter im Auge behalten<br />
wollen“, sagte er. Mehr als 50 000<br />
Wohnungen würden proJahr in Berlin<br />
verkauft. Viele davon landeten<br />
„bei den großen, auf schnellen Gewinn<br />
orientierten Investoren“.<br />
Protest vor der Firmenzentrale der Deutsche<br />
Wohnen in Charlottenburg. IMAGO
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Drei Schwerverletzte bei Unfall.<br />
Beieinem Unfall in Neukölln am<br />
Sonntag sind zwei Mädchen und ein<br />
Autofahrer schwer verletzt worden.<br />
Nach bisherigen Erkenntnissen war<br />
ein 22-Jähriger gegen 18.25 Uhrmit<br />
einem VW in der Sonnenallee unterwegs.Ander<br />
Saalestraße erfasste er<br />
die beiden 14-Jährigen, die bei Rot<br />
die Straße überquerthaben sollen.<br />
Der22-Jährige,der noch versuchte,<br />
mit seinem VW auszuweichen,<br />
prallte gegen einen BVG-Bus der Linie<br />
M41, der an einer Haltestelle in<br />
der Sonnenallee stand.<br />
Dieser Mann wird<br />
gesucht.<br />
POLIZEI<br />
Fahndung nach Räuber.<br />
DiePolizei fahndet mit einem Bild<br />
aus einer Überwachungskamera<br />
nach einem Serienräuber.Erist zwischen<br />
30 und 40<br />
Jahrealt, 1,75<br />
Meter groß und<br />
schlank. DiePolizei<br />
geht davon<br />
aus,dass er seit<br />
dem 28. Dezember<br />
vergangenen<br />
Jahres mindestens<br />
zehn Geschäfte<br />
in Marzahn<br />
und Plänterwald,<br />
Alt-Friedrichsfelde und<br />
Rummelsburgüberfallen hat. Der<br />
Täter sprach deutsch mit Akzent. Bei<br />
einigen Überfällen trug er eine Brille<br />
mit dunklem Gestell sowie ein dunkles<br />
Basecap.Hinweise zur Identität<br />
des Räubers nimmt jede Polizeidienststelle<br />
entgegen.<br />
Falsche Pässe gezeigt.<br />
Vier Männer haben am Sonntagnachmittag<br />
versucht, über den Flughafen<br />
in Tegel illegal nach Deutschland<br />
zu gelangen. Bundespolizisten<br />
nahmen sie bei der Einreisekontrolle<br />
fest. DieMänner aus der Türkei, aus<br />
Albanien und aus Iran müssen sich<br />
nun wegen Urkundenfälschung und<br />
illegaler Einreise verantworten. Der<br />
Türke und der Iraner stellten Asylbegehren.<br />
Siemüssen sich im Landesamt<br />
für Flüchtlingsangelegenheiten<br />
melden. DieAlbaner müssen das<br />
Land sofortwieder verlassen.<br />
Flucht vor der Polizei.<br />
Zivilfahnder der Autobahnpolizei<br />
haben am Sonntagnachmittag in der<br />
Alboinstraße in Schönebergeinen<br />
33-Jährigen festgenommen. Er war<br />
zuvor in einem VW mit überhöhter<br />
Geschwindigkeit auf der BAB 113<br />
unterwegs.Als der Fahrer die Polizisten<br />
bemerkte,versuchte er zu flüchten.<br />
DieBeamten verfolgten und<br />
stellten ihn. Beiseiner Flucht hatte<br />
der alkoholisierte Fahrer leichte Verletzungen<br />
erlitten. Der33-Jährige<br />
besitzt keinen Führerschein. Im VW<br />
entdeckten die Fahnder Drogen. Die<br />
Fahnder stellten das Auto sicher.<br />
Nach der Dürre<br />
Wegen der Klimakrise klagt ein Brandenburger Bauer gegen den Staat. Großdemo am Sonnabend in Berlin<br />
VonStefan Strauß<br />
Lucas Lütke Schwienhorst<br />
legt sich mit der Regierung<br />
an. DerÖko-Bauer aus dem<br />
südlichen Brandenburg hat<br />
die Bundesregierung verklagt, denn<br />
sie wird seiner Meinung nach nicht<br />
die Klimaziele einhalten, die sie sich<br />
selbst auferlegt hat.<br />
Bis zum Jahr 2020 will die Bundesrepublik<br />
die Treibhausgas-Emission<br />
um 40 Prozent senken. Der 31-<br />
jährige Bio-Bauer Schwienhorst vom<br />
Biobetrieb Gut Ogrosen im Spreewald<br />
glaubt nicht daran. Unddie Zeit<br />
drängt. Denn für Schwienhorst sind<br />
die Folgen des Klimawandels nach<br />
dem langen heißen Sommer im vergangenen<br />
Jahr deutlich spürbar. Er<br />
kämpft um Haus und Hof, um seine<br />
Zukunft und die seiner zwölf Mitarbeiter<br />
auf dem Biobetrieb mit Hofladen,<br />
Käserei und Ferienwohnungen.<br />
Unterstützung vonGreenpeace<br />
Verklagt den Staat: Bio-Bauer Lucas LütkeSchwienhorst.<br />
Demonstration: Diesen Sonnabend ziehen<br />
Zehntausende zur „Wir haben es satt“-Demo<br />
durch die Stadt. Sie beginnt 12 Uhr am Brandenburger<br />
Tor, dann führtder Zug mit Traktoren<br />
zum Agrarministergipfel im Auswärtigen<br />
Amt. Gegen 14.30 Demo-Abschluss mit Reden,<br />
Musik und Essen am Brandenburger Tor.<br />
DEMO MIT DISCO<br />
GREENPEACE/GORDON WELTERS<br />
Schnippeldisco: Damit alle Teilnehmer am<br />
Sonnabend genug zu essen haben, treffen<br />
sich zuvor etwa tausend Helfer zur Schnippeldisco<br />
(18 bis 24 Uhr,Zentrum für Kunst und<br />
Urbanistik, Siemensstraße 27, Moabit). Es<br />
wird Suppe gekocht, Brot gebacken, es gibt<br />
viel Musik, Vorträgeund Workshops.<br />
Auf seinen 450 Hektar Acker hatte<br />
Schwienhorst die Hälfte weniger geerntet<br />
als in den drei Jahren zuvor,<br />
das Futter für seine 120 Milchkühe<br />
hat wegen der Dürre nicht gereicht,<br />
er musste welches nachkaufen. „Erst<br />
Überschwemmungen, dann extreme<br />
Dürre–wir Bauernmerken die<br />
Klimakrise auf unseren Äckern und<br />
Wiesen als Erste.Wir passen uns den<br />
klimatischen Veränderungen an und<br />
ackern nachhaltig, sind aber auf<br />
konsequenten Klimaschutz angewiesen.<br />
Weil die Bundesregierung<br />
diesen wieder einmal vertagt, verklage<br />
ich sie zusammen mit anderen<br />
Bauern.“ Die Umweltschützer von<br />
Greenpeace unterstützen die Klage.<br />
Im September 2018 hat Schwienhorst<br />
Klage beimVerwaltungsgericht<br />
Berlin eingereicht. Sie wurde noch<br />
nicht zugelassen.<br />
Am Sonnabend wird Lucas Lütke<br />
Schwienhorst zudem mit tausenden<br />
anderen Menschen aus dem ganzen<br />
Land bei der„Wir haben es satt!“-Demonstration<br />
für eine ambitionierte<br />
Agrarreform inBerlin auf die Straße<br />
gehen. Die Demo findet zeitgleich<br />
mit der Grünen Woche statt, die am<br />
Freitag beginnt. Die Teilnehmer,<br />
Bauern,Wissenschaftler und Anhänger<br />
vonmehr als 100 Umweltorganisationen,<br />
fordernvon der Bundesregierung,<br />
dass der Agrarindustrie<br />
endlich der Geldhahn abgedreht<br />
wird. Die60Milliarden Euro an jährlichem<br />
EU-Agrargeld müssten Höfesterben,<br />
Klimaüberhitzung und Artensterben<br />
stoppen, anstatt diese Effekte<br />
der industriellen Landwirtschaft<br />
zu beschleunigen, erklären<br />
die Organisatoren. Besonders in der<br />
Verantwortung stehe AgrarministerinJulia<br />
Klöckner (CDU). Siedarf, so<br />
die Organisatoren, die wichtigen Zukunftsthemen<br />
nicht weiter ignorieren<br />
und müsse dafür sorgen, dass<br />
mit Steuergeld nur noch enkeltaugliche<br />
Landwirtschaft honoriertwird.<br />
Die Sprecherin des Demo-Bündnisses<br />
„Wir haben es satt!“, Saskia Richartz,<br />
verlangt einen Stopp der „fatalen<br />
Subventionspraxis“. „Ministerin<br />
Klöckner, jetzt heißt es liefern<br />
statt labern“, sagt Saskia Richartz.<br />
„Wenn 2019 bei der EU-Agrarreform<br />
Subventionen neu verteilt werden,<br />
muss klar sein: Keinen Cent mehr für<br />
die Agrarindustrie! Steuergeld muss<br />
bäuerliche Betriebe unterstützen,<br />
die Umwelt und Klima schützen und<br />
Rinder, Schweine oder Hühner gut<br />
halten!“<br />
Benjamin Bodirsky vom Institut<br />
für Klimafolgenforschung in Potsdam<br />
schlägt angesichts künftiger<br />
Hitze-Sommer ein Ende der Pauschalzahlungen<br />
vor. „Fakt ist: DieKlimafolgen<br />
für die Landwirte können<br />
nur dann vermieden werden, wenn<br />
auch die Landwirtschaft ihren Beitrag<br />
zum Klimaschutz leistet. Denn<br />
es wirdnoch heißer werden.“<br />
Aufdem Traktor gen Berlin<br />
Phillip Brändle von der Arbeitsgemeinschaft<br />
bäuerliche Landwirtschaft<br />
verlangt eine weitsichtige EU-<br />
Agrarreform: „Wir Bauern erwarten,<br />
dass Ministerin Klöckner endlich ihrerVerantwortung<br />
gerecht wird und<br />
selbst Agrarpolitik gestaltet, statt<br />
dem Handel und der Industrie das<br />
Feld zu überlassen. Bei der<br />
EU-Agrarreform heißt das: Fördern<br />
Sieden Umbau der Ställe,unterstützen<br />
Sie umwelt- und klimaverträglichen<br />
Ackerbau und sichern Sie den<br />
Erhalt vonHöfen statt Landbesitz zu<br />
subventionieren.“<br />
Sabine Werthvon der <strong>Berliner</strong> Tafel<br />
fordert ein Ende der Lebensmittelverschwendung<br />
und erwartet von<br />
der Politik, gutes Essen für alle zu garantieren:<br />
„Wir produzieren im<br />
Überfluss.Ein Drittel der Lebensmittel<br />
landet im Müll, gleichzeitig sind<br />
immer mehr Menschen auf die Tafeln<br />
angewiesen. Wenn Essen nur<br />
noch auf dem Teller landen würde,<br />
wäre nicht nur den Menschen, sondernauch<br />
dem Klima geholfen.“<br />
Unter dem Motto „Wir haben es<br />
satt!“ demonstrieren tausende Menschen<br />
seit 2011 gegen die Agrarindustrie<br />
und die Klimapolitik der Regierung.<br />
In den Vorjahren kamen bis<br />
zu 50 000 Menschen. Für Aufsehen<br />
sorgen die mehr als 100 Traktoren.<br />
Manche Bauernsind damit tagelang<br />
in Richtung Berlin unterwegs. „Ihr<br />
Leidensdruck ist besonders hoch“,<br />
sagt Bio-Bauer Schwienhorst.<br />
Kinder von<br />
Fremden<br />
angesprochen<br />
Polizei ermittelt<br />
in Friedrichshain<br />
Die Eltern an der Modersohn-<br />
Grundschule im Friedrichshainer<br />
Szene-Kiez sind tief beunruhigt.<br />
Dreimal soll ein unbekannter Mann<br />
ein Kind auf dem Schulweg angesprochen<br />
und versucht haben, es zu<br />
sich zu locken. In einem Fall unter<br />
dem Vorwand, der Junge könne sich<br />
doch mal junge Hundewelpen anschauen.<br />
Der letzte Vorfall soll sich<br />
am 9. Januar zugetragen haben, die<br />
anderen beiden Vorkommnisse unmittelbar<br />
vorden Weihnachtsferien.<br />
„Wir nehmen die Vorfälle sehr<br />
ernst und prüfen nun, ob sich noch<br />
weitere Kinder ihren Eltern anvertraut<br />
haben“, sagte eine Polizeisprecherin.<br />
Voneiner Serie geht die Polizei<br />
aber nicht aus. Dafür seien die<br />
Männer, die stets Jungen ansprachen,<br />
zu unterschiedlich beschrieben<br />
worden. In dem Kiez unweit des<br />
RAW-Geländes begegnen die Kinder<br />
oft morgens noch den letzten Partygästen.<br />
Schulleiter Michael Eichel hat<br />
den Eltern ineinem Rundschreiben<br />
empfohlen, die Kinder gegebenenfalls<br />
zu begleiten oder in kleineren<br />
Gruppen den Schulweg anzutreten.<br />
„Wir bemühen uns, die Kinder zu<br />
stärken“, sagte der Schulleiter am<br />
Montag. Manüberlege nun generell,<br />
Selbststärkungskurse für Zweit- bis<br />
Viertklässler anzubieten.<br />
Viele <strong>Berliner</strong> Grundschulen bieten<br />
solche Präventionskurse schon<br />
an. Dabei lernen Kinder in Rollenspielen,<br />
dass ein entschiedenes Auftreten<br />
gegenüber Fremden oder<br />
auch Bekannten und Verwandten<br />
wichtig ist. In bestimmten Situationen<br />
sollen die Kinder laut und deutlich<br />
„Nein“ sagen –und das mit der<br />
Körperhaltung unterstreichen. „Die<br />
Kinder sollten Mitmenschen in die<br />
Augen schauen und die Schultern<br />
nicht hängen lassen“, sagt etwa der<br />
Persönlichkeitstrainer Jürgen Rüstow,<br />
der solche Kurse anbietet. Schüler<br />
lernen wegzugehen, wenn sie<br />
sich in einer Situation unwohl fühlen.<br />
Ganz wichtig sei auch, dass Eltern<br />
ihre Ängste nicht auf das Kind<br />
übertragen. Vertrauen sei entscheidend.<br />
„Wichtig ist, dass Kinder den<br />
Eltern alles erzählen.“ Kriminalisten<br />
berichten, dass Täter in der Regel<br />
eher unsichere oder unsicher wirkende<br />
Kinder ansprechen.<br />
Die Polizei geht auch Hinweisen<br />
aus Kleinmachnow nach. Dort soll<br />
ebenfalls ein Mann Kinder mit Welpen<br />
gelockt haben. Man sehe aber<br />
bisher keine Verbindung. (mak., lex.)<br />
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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
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Berlin<br />
Ein Schlafplatz auf dem U-Bahnhof: Zum Moritzplatz kommen jede Nacht bis zu anderthalb Dutzend Obdachlose. In feste Notquartiere wollen sie nicht.<br />
SABINE GUDATH<br />
Stadtmission: U-Bahnhöfe ungeeignet für Obdachlose<br />
Die Station Moritzplatz dient zur Zeit als Kältebahnhof. Am Sonntag starb dort ein 55-jähriger Mann<br />
VonStefan Strauß<br />
Nach dem Tod eines obdachlosen<br />
Mannes am<br />
Sonntagmorgen auf dem<br />
U-Bahnhof Moritzplatz<br />
fordert die <strong>Berliner</strong> Stadtmission einen<br />
neuen Kurs der Senatssozialverwaltung,<br />
wenn es um die Unterbringung<br />
von drogenabhängigen Obdachlosen<br />
im Winter geht. Sie sollen<br />
nicht mehr auf U-Bahnhöfen schlafen<br />
müssen. „Wir halten es für nötig,<br />
dass für die Zeitdauer der Kältehilfe<br />
eine fachgerechte Notübernachtung<br />
für obdachlose Menschen entsteht,<br />
in der Drogenkonsum erlaubt ist“,<br />
sagt die Sprecherin der <strong>Berliner</strong> Stadtmission,<br />
OrtrudWohlwend, der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>.<br />
Für die Obdachlosen hat der Senat<br />
in dieser Saison zwei Kältebahnhöfe<br />
eingerichtet. Obdachlose können die<br />
kalten Winternächte auf den<br />
U-Bahnhöfen Lichtenberg und Moritzplatz<br />
in Kreuzbergverbringen. Sie<br />
müssen sich dortankeine Regeln halten,<br />
können ohne sozialtherapeutische<br />
Hilfe Alkohol trinken und Drogen<br />
nehmen. Es ist die unterste Stufe<br />
der Kältehilfe,das niedrigschwelligste<br />
Angebot.<br />
In Berlin gibt es bis zu 1200 Plätze<br />
in festen Einrichtungen der Kältehilfe.Die<br />
Schlafplätzesind beheizt, in<br />
manchen Einrichtungen gibt es<br />
Abendbrot und Frühstück. Doch<br />
Drogen und Alkohol sind nicht erlaubt.<br />
Darum übernachten abhängige<br />
Obdachlose lieber in einem Kältebahnhof,<br />
meist auf kaltem Beton.<br />
Am Sonntagmorgen ist am Moritzplatz<br />
ein Obdachloser gestorben.<br />
Polizisten entdeckten den leblosen<br />
Mann um 2.40 Uhrauf der Zwischenetage<br />
zum U-Bahnhof. Rettungskräfte<br />
stellten den Todfest. DiePolizei<br />
schließt ein Gewaltverbrechen aus.<br />
Sie geht nicht davon aus, dass der<br />
Mann wegen der Kälte gestorben sei.<br />
EinTodesermittlungsverfahren läuft.<br />
Spätestens seit dem Todesfall stellt<br />
sich erneut die Frage,obU-Bahnhöfe<br />
im Winter tatsächlich geeignete Orte<br />
für Obdachlose sind. Sozialsenatorin<br />
Elke Breitenbach (Linke) verteidigt<br />
diese Plätze. „Niemand will Menschen<br />
auf Bahnhöfen unterbringen.<br />
Aber für diejenigen, die nicht in der<br />
Kältehilfe ankommen, brauchen wir<br />
Orte,andenen sie sich ausruhen und<br />
aufwärmen können“, sagte Breitenbach<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Es gebe<br />
Menschen, die aus den unterschiedlichsten<br />
Gründen die Einrichtungen<br />
„Es dürfen keine Elendscamps<br />
in <strong>Berliner</strong> U-Bahnhöfen entstehen,<br />
auf denen Menschen sterben.“<br />
.<br />
Ortrud Wohlwend, Sprecherin der <strong>Berliner</strong> Stadtmission<br />
der Kältehilfe nicht aufsuchen. „Für<br />
sie brauchen wir die Kältebahnhöfe.<br />
Zum Konzept der Kältebahnhöfe gehörtauch,<br />
dass an beiden U-Bahnhöfen<br />
beheizte Container zum Aufwär-<br />
men aufgestellt werden. Dort sollte<br />
warmer Teeverteilt werden. Das ist<br />
bisher nicht passiert.<br />
Jede Nacht sind zudem Sozialarbeiter<br />
auf den Kältebahnhöfen bei<br />
den Obdachlosen. In Lichtenberg<br />
kümmern sich Mitarbeiter von Karuna<br />
um sie,amMoritzplatz sind drei<br />
Sozialarbeiter der <strong>Berliner</strong> Stadtmission<br />
im Einsatz. Sie berichten, die<br />
meisten Obdachlosen dortseien drogenabhängig.<br />
Sie vermuten, dass<br />
auch der verstorbene Mann durch<br />
Drogen ums Leben kam. Sozialarbeiter<br />
sagen, die Menschen, die auf dem<br />
Bahnhof schlafen, seien schwer<br />
krank, sie würden schnell aggressiv.<br />
IhrZustand sei erbärmlich.<br />
Jede Nacht fährt der Kältebus zu<br />
den U-Bahnhöfen. DieSozialarbeiter<br />
bieten den Obdachlosen an, sie in beheizte<br />
Unterkünfte der Kältehilfe zu<br />
bringen. Doch kaum jemand steigt in<br />
den Bus. Die Obdachlosen wissen,<br />
dass sie in den Notunterkünften keinen<br />
Alkohol trinken und keine Drogen<br />
nehmen dürfen, so legen es die<br />
Hausregeln fest. Aber es müsse Ausnahmen<br />
in speziellen Einrichtungen<br />
geben, fordert die <strong>Berliner</strong> Stadtmission.<br />
Sprecherin Ortrud Wohlwend<br />
sagt, in den U-Bahnhöfen dürfen<br />
keine Elendscamps entstehen, in denen<br />
Menschen sterben.<br />
Auf den Kältebahnhöfen beschweren<br />
sich Fahrgäste am nächsten<br />
Morgen oft über Scherben, Abfall,<br />
Urinpfützen und Kot. Noch am Vormittag<br />
liegt der Abfall der Nacht auf<br />
dem Bahnhof Moritzplatz. Sigrid Nikutta,<br />
Chefin der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe,<br />
wollte die Bahnhöfe zunächst<br />
nicht öffnen, hatte dann aber<br />
nachgegeben. Sozialsenatorin Breitenbach<br />
sagte am Montag, es sei immer<br />
dramatisch, wenn jemand auf<br />
der Straße sterbe. „Wir werden die<br />
Kältehilfe aber nicht verändern.“<br />
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©Eric Schulze
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 13<br />
· ·<br />
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Berlin<br />
Rettungsstellen:<br />
Verluste in<br />
Millionenhöhe<br />
Nur jeder Dritte braucht<br />
stationäre Behandlung<br />
VonGerhard Lehrke<br />
Die 42 Krankenhäuser Berlins,<br />
die über eine Rettungsstelle<br />
verfügen, machen damit finanzielle<br />
Verluste. Koste ein Rettungsstellen-<br />
Fall im Durchschnitt 120 Euro, zahlten<br />
die Kassen dafür im Schnitt nur<br />
35 Euro. Der Verlust summiere sich<br />
pro Jahr insgesamt auf rund 80 Millionen<br />
Euro,erklärte Marc Schreiner,<br />
Geschäftsführer der <strong>Berliner</strong> Krankenhausgesellschaft,<br />
am Montag im<br />
Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses.<br />
Rund 1,3 Millionen Patienten<br />
würden jährlich in den Rettungsstellen<br />
behandelt, nur ein Drittel davon<br />
bedürfe stationärer Behandlung,<br />
sagt Schreiner.Von den übrigen zwei<br />
Dritteln sei wiederum nur bei über<br />
60 Prozent eine erweiterte Diagnostik<br />
wie Röntgen oder Labor fällig geworden.<br />
Bei über 300 000 Patienten<br />
hätte es gereicht, wenn sie zum<br />
Hausarzt gegangen wären oder über<br />
die Telefonnummer 116117 einen<br />
Bereitschaftsarzt der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung (KV) gerufen hätten.<br />
DieLänder sollten anstelle der KV<br />
die ambulante Notfallversorgung<br />
übernehmen, wenn die Praxen geschlossen<br />
sind, sagt Schreiner. Ein<br />
Vorschlag, der beim Ausschussvorsitzenden<br />
Wolfgang Albers (Linke)<br />
auf Zustimmung stieß. Die Patientenbeauftragte<br />
Karin Stötzner verlangte<br />
im Ausschuss, dass niedergelassene<br />
Ärzte ihre Sprechzeiten ausweiten,<br />
abends oder mittwochs behandeln<br />
und mehr Sprechstunden<br />
ohne Termin anbieten.<br />
Diebstahl leichtgemacht<br />
Zeugenaussage im Goldmünzen-Prozess offenbart gravierende Sicherheitsmängel im Bode-Museum<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Die Täter kannten sich offenbar<br />
bestens aus mit<br />
den Sicherheitslücken<br />
im Bode-Museum. Sie<br />
drangen in der Nacht zum 27. März<br />
2017 durch das Fenster der Umkleidekabine<br />
für das Wachpersonal in<br />
das Museum ein, um die 100-Kilo-<br />
Münze„Big Maple Leaf“ zu stehlen.<br />
Sie wussten offenbar, dass die<br />
Alarmsicherung des Fensters nicht<br />
funktionierte und sie von keiner Kameraerfasst<br />
werden würden.<br />
Im Prozess um den spektakulären<br />
Diebstahl der 3,75-Millionen-Euro-<br />
Münze müssen sich ein damaliger<br />
Wachmann als vermeintlicher Tippgeber<br />
und drei Mitglieder einer arabischstämmigen<br />
Großfamilie als<br />
mutmaßliche Täter wegen Diebstahls<br />
im besonders schweren Fall<br />
verantworten. Am Montag, dem<br />
zweiten Prozesstag, wird Lothar G.<br />
als Zeuge gehört, der stellvertretende<br />
Leiter des Referats Sicherheit<br />
der Staatlichen Museen und Leiter<br />
der Wachdienste.Was der 64-Jährige<br />
zu sagen hat, wirft kein gutes Licht<br />
auf die Sicherheit im Bode-Museum.<br />
Alarmdeaktiviert, Kameraaus<br />
So gab es mit dem Öffnungsalarmdes<br />
Fensters des Umkleideraums, durch<br />
das die Täter einstiegen, seit 2014<br />
ständig Probleme. ImMärz 2017 sei<br />
der Alarm mehrere Tage deaktiviert<br />
gewesen. Die Diebe konnten ungestörtdas<br />
Fenster öffnen.<br />
Zudem war die vor dem Fenster<br />
angebrachte Sicherungsscheibe Tage<br />
vor der Tatgesplittert, eine von vier<br />
Verankerungen fehlte.Die Ermittlungen<br />
ergaben, dass die Täter bereits<br />
zweimal vor dem großen Coup versucht<br />
hatten, nächtens durch das<br />
Fenster im zweiten Obergeschoss in<br />
Verschwundenes Goldstück: die 100 Kilo schwere „Big Maple Leaf“. APA/DPAHANS KLAUS TECHT<br />
das Museum zu gelangen. Zudem gab<br />
es seit einiger Zeit keine Außenkamera<br />
mehr, die das besagte Fenster<br />
erfasste.Auch war das Fenster ab und<br />
an angeklappt –zum Lüften. Darüber<br />
hinaus war die„Big Maple Leaf“ in ihrer<br />
Museumsvitrine nicht elektronisch<br />
gesichert. Dasheißt, die Zerstö-<br />
rung des Glases löste keinerlei Alarm<br />
aus.<br />
Die Täter waren in der Tatnacht<br />
nach drei Uhr über den S-Bahn-<br />
Damm zum Museum gelaufen und<br />
über eine Leiter in den Umkleideraum<br />
gestiegen. Der diensthabende<br />
Wachmann war zu diesem Zeitpunkt<br />
offenbar auf seinem Kontrollrundgang.<br />
Der Sicherheitsmitarbeiter<br />
hörte weder, wie die Täter ins Haus<br />
kamen, noch vernahm er, wie die<br />
Diebe die Vitrine im Münzkabinett<br />
zerschlugen, die Riesenmünze auf<br />
ein Rollbrett verfrachteten, sie zu<br />
dem Fenster der Umkleidekabine<br />
brachten, um sie aus dem Fenster zu<br />
bugsieren und mit einer Schubkarre<br />
abzutransportieren.<br />
Wachmann bemerkte offene Türen<br />
G. berichtet, dass der Wachmann<br />
nach seinem Rundgang in seine Sicherheitszentrale<br />
zurückgekommen<br />
sei und dortbemerkte habe,dass einige<br />
Türen, die er zuvor geschlossen<br />
hatte, geöffnet waren. Keile hätten<br />
das Zufallen der Türen verhindert.<br />
Der Wachmann habe die Hauptwache<br />
der Museumsinsel informiert,<br />
die sofort zwei Leute geschickte<br />
habe. „Der Wachmann hatte Angst,<br />
dass sich noch jemand im Museum<br />
aufhalten würde“, sagt der Sicherheitschef.<br />
Für ihn sei es am nächsten<br />
Tag völlig unverständlich gewesen,<br />
wie jemand ins Museum habe gelangen<br />
und die Münzestehlen können.<br />
Den Wachmann kennt Lothar G.<br />
nach eigenen Angaben seit fünf Jahren.<br />
Der Mann habe zunächst in einem<br />
anderen Objekt der Staatlichen<br />
Museen im Sicherheitsbereich gearbeitet<br />
und sei dann 14 Tage vor der<br />
Tatzum Bode-Museum gewechselt.<br />
„Auf meine Bitte hin“, sagt Lothar G.<br />
Die Tatnacht war die erste Nachtschicht,<br />
die dieser Wachmann nach<br />
seiner Einführungszeit allein im<br />
Bode-Museum absolvierte.<br />
DerWachmann rückte nach dem<br />
Verschwinden der Riesenmünze in<br />
den Fokus der Fahnder.Doch die Ermittlungen<br />
gegen den Mann wurden<br />
eingestellt. Ein Kollege von ihm sitzt<br />
nun auf der Anklagebank.<br />
Ein Silberling<br />
für die<br />
Currywurst<br />
Vor70Jahren erfunden –<br />
nun gibt es eine Münze<br />
Der <strong>Berliner</strong> mag sie mit oder<br />
ohne Darm.Wichtig ist stets die<br />
Soße,die daraufkommt. Aufdie Currywurst,<br />
die nun eine besondere<br />
Würdigung erhielt. Für den Imbiss,<br />
der vor 70Jahren in der Hauptstadt<br />
erfunden<br />
wurde,gibt die<br />
Staatliche<br />
Münze Berlin<br />
eine Gedenkmünze<br />
aus<br />
333/1000er<br />
Silber heraus.<br />
AufderVorderseite<br />
sind für die Currywurst<br />
Die Gedenkprägung<br />
zwei Würste<br />
samt Soße und Currypulver farbig<br />
abgebildet. Dahinter,inSilber,Herta<br />
Heuwer, die am 4. September 1949<br />
an ihrem Stand an der Kant-/Ecke<br />
Kaiser-Friedrich-Straße die Currywurst<br />
erfunden haben soll. Erfunden<br />
hat sie eigentlich nur die Soße aus<br />
Tomatenmark, Paprika und Curry,<br />
mit der sie die Bratwürste veredelte.<br />
Das genaue Rezept blieb das Geheimnis<br />
der Erfinderin, die 1999<br />
starb.<br />
Die imDurchmesser 32,5 Millimeter<br />
große und 9,2 Gramm leichte<br />
Gedenkmünze gibt es in einer limitierten<br />
Auflage von 2500 Stück. Im<br />
Internetshop der Staatlichen Münze<br />
ist sie für 13 Euro erhältlich. DerPreis<br />
entspricht etwa dem von sechs Currywürsten.<br />
Der Silberling „hat keinen<br />
Nominalwert, ist daher kein<br />
Zahlungsmittel und darf darum<br />
nicht als Münze, sondernnur als Medaille<br />
bezeichnet werden“, erklärt<br />
Andreas Schickora, Geschäftsführer<br />
der Staatlichen MünzeBerlin. (nkk.)<br />
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Franziska Hutschenreuther<br />
*14. Dezember 1975 † 2. Januar 2019<br />
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uns weiter begleiten.<br />
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei Ronny und<br />
Hugo sowie bei Franziskas weiterer Familie.<br />
Die Trauerfeier findet am 18. Januar 2019,<br />
11.00 Uhr, inder Immanuelkirche,<br />
Immanuelkirchstraße 1A,10405 Berlin, statt.<br />
Partnerinnen und Partner, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
von lindenpartners Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB
14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
An der Beuth-Hochschule im Wedding studieren rund 13 000 junge Menschen, es gibt dort70Bachelor- und Masterstudiengänge.<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
Eine Hochschule stellt ihren Namensgeber zur Debatte<br />
WarChristian Peter Wilhelm Beuth ein Antisemit? Mehrere Forscher halten das für erwiesen, der Altpräsident widerspricht. Ein Symposium soll Klarheit bringen<br />
VonPetraSorge<br />
Er bezichtigte Juden der<br />
„rücksichtslosen Gewinnsucht“,<br />
der „Arbeitsscheu“<br />
und wünschte sich das<br />
„Verbluten“ von „Judenjungen“ bei<br />
der Beschneidung: Der preußische<br />
Beamte und Wegbereiter der Ingenieurwissenschaften<br />
Christian Peter<br />
Wilhelm Beuth (1781-1853) war ein<br />
Mann, der mit antisemitischen Worten<br />
auf sich aufmerksam machte.Was<br />
vor rund einem halben Jahr einer<br />
breiteren Öffentlichkeit bekannt<br />
wurde, ist für die Beuth-Hochschule<br />
für Technik ein ernstes Problem.<br />
Erst 2009 hat die Hochschule den<br />
Namen Beuths übernommen. Seit<br />
anderthalb Jahren diskutiertsie nun,<br />
ob sie sich wieder umbenennen<br />
sollte, amkommenden Donnerstag<br />
und Freitag auch auf einem Symposium.<br />
Im Anschluss sollen Studierende<br />
und Mitarbeiter in einer Umfrage<br />
beteiligt werden.<br />
VomAusgang der Debatte hängt<br />
auch ab, wie sich zwei weitere Institutionen<br />
verhalten, die den Namen<br />
des Wissenschaftspioniers tragen:<br />
erstens die Christian-Peter-Beuth<br />
Gesellschaft, ein eingetragener Verein,<br />
der bis vorwenigen Jahren noch<br />
den Christian-Peter-Beuth-Preis für<br />
Verdienste in den Ingenieurwissenschaften<br />
auslobte. Und zweitens der<br />
Beuth-Verlag, eine Tochter des Deutschen<br />
Instituts für Normung (DIN),<br />
der auf seiner Webseite nirgends<br />
Beuths Antisemitismus erwähnt. Auf<br />
Anfrage verweist der Verlag auf die<br />
anstehende Hochschultagung.<br />
Dortist Präsidentin Monika Gross<br />
auf Transparenz bedacht, es gibt einen<br />
Livestream von dem Symposium.<br />
Der Diskurs gebe „allen Mitgliedern<br />
der Hochschule Gelegenheit,<br />
sich eine eigene Meinung zu<br />
bilden“, lässt sie ausrichten.<br />
Achim Bühl fehlt auf dem Podium<br />
Doch die Debatte droht, schon vor<br />
Tagungsbeginn einseitig zu verlaufen.<br />
DasProblem: DerSoziologe und<br />
Rassismusforscher Achim Bühl, der<br />
mit seiner Stellungnahme zu Beuth<br />
im Juni 2017 die ganzeDiskussion in<br />
Gang gebracht hat, sitzt auf keinem<br />
Podium, an keinem der Tage. Auch<br />
kein einziger Vertreter der Initiative<br />
zur Umbenennung der Hochschule,<br />
eine Vereinigung kritischer Lehrender,<br />
bekommt einen Redebeitrag.<br />
„Die Initiative wurde auch bei der<br />
Vorbereitung nicht eingebunden“,<br />
sagt Mitinitiator Matthias Schmidt,<br />
Professor für Unternehmensführung<br />
und -ethik, der nach eigenen<br />
Angaben im Dezember wegen Querelen<br />
mit der Hochschulleitung ein<br />
erfolgreiches Flüchtlingsprojekt einstellen<br />
musste.Das Präsidium hat allenfalls<br />
angeboten, beim Abschlusspodium<br />
den Platz des Studentenvertreters<br />
einzutauschen –keine Option<br />
für den Allgemeinen Studierenden<br />
Ausschuss (AStA) und die Initiative.<br />
Die Initiative zur Umbenennung<br />
bekam nicht mal eine eigene Webseite.<br />
Stattdessen ein knappes Thesenpapier<br />
auf der Diskursseite –hinter<br />
einer Passwortwand. Dasempört<br />
Schmidt, der das Papier auf seiner eigenen<br />
Seite veröffentlichte: Die Argumente<br />
der Initiative bräuchten<br />
„keinen Schutz vor der Öffentlichkeit“.<br />
Die Pressestelle der Hochschule<br />
erklärt, das Symposium sei<br />
bereits im Sommersemester 2018<br />
konzipiert worden. „Zu diesem Zeitpunkt<br />
gab es die Initiativenicht.“<br />
Steile Thesen<br />
Doch damit nicht genug: Hinter den<br />
Passwortschranken lauert akademischer<br />
Sprengstoff. Zum Beispiel ein<br />
Papier des Altpräsidenten der Hochschule,ReinhardThümer.Der<br />
ist weder<br />
Historiker noch Soziologe, sondern<br />
promovierter Wirtschaftsingenieur.<br />
Erhatte sich im Oktober aus<br />
dem Ruhestand heraus an der laufenden<br />
Antisemitismus-Debatte beteiligt<br />
–schließlich hat er auch die Umbenennung<br />
der Hochschule 2009<br />
maßgeblich mit zu verantworten.<br />
Seine These: Beuths öffentliches Wirken<br />
zeige „eine Persönlichkeit, die<br />
den Vorwurf Antisemit nicht verdient“.<br />
Aufgrund von Abweichungen<br />
bei der Handschrift könne „weder verifiziert<br />
noch falsifiziert werden“, ob<br />
Beuth tatsächlich der Urheber einer<br />
besonders üblen, judenfeindlichen<br />
Rede und auch Mitglied der entsprechenden<br />
Gesellschaft gewesen sei.<br />
Rassismusforscher Bühl spricht in einer<br />
Stellungnahme zu den Einlassungen<br />
Thümers von„unwissenschaftlichen,<br />
nicht belegbaren, gänzlich spekulativen<br />
und äußerst kruden Thesen“.<br />
Dafür sei „das Wort<br />
,Hobby-Geschichtswissenschaft’<br />
noch höchst schmeichelhaft“.<br />
Ursprung: Die Beuth-Hochschule<br />
entstand 1971 als<br />
Technische Fachhochschule<br />
Berlin durch den Zusammenschluss<br />
vonvier staatlichen<br />
Ingenieurakademien:<br />
der Ingenieurakademien<br />
Beuth, Gauß und Bauwesen<br />
sowie der Ingenieurakademie<br />
für Gartenbau.<br />
Bei dem Dokument geht es um<br />
eine Rede, die Beuth zwischen 1810<br />
und 1816 vor der Deutschen Tischgesellschaft<br />
hielt –einem zotigen, sexistischen<br />
Männerbund, der schon<br />
per Satzung Juden ausschloss.Beuth<br />
verhöhnte die Juden und erinnerte<br />
daran, dass es bereits im Mittelalter<br />
eine verpflichtende Kennzeichnung<br />
für sie gab, nämlich „gelbe spitze<br />
Hüte“: „Als 24 Juden 1510<br />
in Berlin lebendig verbrannt<br />
wurden, trugen sie<br />
dergleichen (…), wie solches<br />
Juden gebührt.“<br />
Rassismusforscher Bühl<br />
sieht einen „völkisch-natio-<br />
INGENIEURSSCHMIEDE<br />
Umbenennung: Die 2009<br />
erfolgte Umbenennung erfolgtemit<br />
Verweisauf den<br />
„Bildungsreformer“Beuth. Er<br />
habe „mitseinemVerein zur<br />
Beförderung des Gewerbefleißes<br />
in Preußen den Boden<br />
fürdie Professionalisierung<br />
der handwerklich-technischenAusbildung<br />
bereitet“.<br />
Christian Peter<br />
Wilhelm Beuth<br />
(1781–1853)<br />
nalistischen Antisemitismus“,<br />
der deutliche Annäherungen<br />
an den „eliminatorischen<br />
Antisemitismus“<br />
des späteren Nationalsozialismus<br />
erkennen lasse. In<br />
Beuths GeburtsortKlevewar man von<br />
diesen Erkenntnissen erschüttert: Die<br />
Bürgermeisterin ließ im Juni 2018 eine<br />
Beuth-Gedenkplakette abnehmen.<br />
Bühl hat eine Erklärung, wie es zu<br />
der abweichenden Handschrift gekommen<br />
sein könnte: Vermutlich<br />
hat ein Schreiber den Text verfasst.<br />
Tatsächlich ist Beuths Judenhass<br />
auch außerhalb der Tischgesellschaft<br />
dokumentiert. Etwa in einer<br />
Stellungnahme Beuths an König<br />
Friedrich Wilhelm III. 1822, einen<br />
Beleg, den die Gutachter Jörg Rudolph<br />
und Christian Schölzel fanden.<br />
Beuth, damals Mitglied des<br />
preußischen Staatsrates, wollte eine<br />
Gleichstellung der Juden unbedingt<br />
verhindern. Er schmähte sie als habgierig,<br />
verkommen und triebgesteuert.<br />
Über die polnischen Juden sagte<br />
er,sie seien„auf einer noch niedrigerenStufe<br />
der geistigen und sittlichen<br />
Ausbildung stehen geblieben“.<br />
Für ReinhardThümer,den Altpräsidenten<br />
der Hochschule, waren das<br />
Stereotype, die sich „im gesamten<br />
,christlichen Abendland’ wiederfinden“.<br />
Für den Soziologen Bühl ist dagegen<br />
klar: Thümers Papier sei ein<br />
„Dokument der Leugnung<br />
des Antisemitismus<br />
Beuths, das verschwö-<br />
AKG-IMAGES<br />
Größe: Die Hochschule im<br />
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rungstheoretische Züge<br />
annimmt“. Auch der Historiker<br />
Stefan Nienhaus, der<br />
2003 über die Tischgesellschaft<br />
habilitierte, spricht<br />
von einer „Leugnung der<br />
Tatsachen“.<br />
Die Hochschule lässt<br />
das nicht gelten. Der Altpräsident<br />
der Hochschule<br />
habe„nie Antisemitismus geleugnet,<br />
eine solche Behauptung ist ehrverletzend“.<br />
Im Übrigen sei Thümers<br />
Papier auf Bühls Verlangen nicht öffentlich<br />
gestellt worden, „obgleich es<br />
den wissenschaftlichen Anforderungen<br />
entspricht“. Denn, so eine Sprecherin,<br />
„dort sind alle Hinweise mit<br />
Quellenangaben versehen“. Das sei<br />
bei Bühls Erwiderung nicht der Fall,<br />
sie „entspricht nicht dem wissenschaftlichen<br />
Standard einer Hochschule“.<br />
Allerdings ist dessen Papier<br />
auch eher ein pointierter, aufbrausend<br />
geschriebener Meinungsbeitrag<br />
–einen Aufsatz mit Fußnoten<br />
hatte Bühl ja schon im Juni 2017 geliefert.<br />
Reinhard Thümer selbst ergänzt,<br />
es müsse an einer wissenschaftlichen<br />
Einrichtung erlaubt sein,<br />
„Zweifel an einer herrschenden Meinung<br />
zu äußern, ohne dass man diffamiertwird“.<br />
Manche Leser zweifeln durchaus.<br />
So sagt AStA-Vertreter David Czycholl:<br />
Man habe nach der Lektüre<br />
von Thümers Papier „keine Ahnung<br />
mehr, wo einem der Kopf steht“.<br />
Czycholl, der als Befürworter der<br />
Umbenennung auf dem Beuth-Podium<br />
sitzt, vertritt die Studierenden<br />
auch in der vom Präsidium eingesetzten<br />
„Arbeitsgruppe Diskurs<br />
Beuth“. Siesoll das Thema eigentlich<br />
aufarbeiten. Czycholl aber beobachtet:<br />
„Thümer hat die Debatte in der<br />
Arbeitsgruppe verlangsamt und entpolitisiert.“<br />
Soziologe Bühl fordert daher: Altpräsident<br />
Thümer runter vom Podium.<br />
Auf dem zentralen Abschlusspodium<br />
des Symposiums dürfe keiner<br />
sitzen, „der den fachwissenschaftlich<br />
verbrieften Antisemitismus Beuths<br />
leugnet“. Es sei„skandalös“, dass das<br />
Publikum verwirrt werde, so Bühl.<br />
DenUmbenennungsgegnernsollten<br />
offenbar „Mehrheiten per Desinformation“<br />
verschafft werden.<br />
Die Hochschule erklärt, Thümer<br />
sei bereits im Sommer 2018, als das<br />
Symposium vorbereitet wurde, eingeladen<br />
worden. „Erhat 2008 die Namensgebung<br />
der Hochschule als Präsident<br />
geführt und soll dazu berichten.“<br />
Der Rassismusforscher Bühl<br />
wurde laut einer Mail, die der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> vorliegt, ermahnt. Noch vor<br />
Weihnachten musste er demnach<br />
eine Belehrung unterzeichnen, keine<br />
hochschulinterne Korrespondenz<br />
herauszugeben. Das Präsidium äußertsich<br />
zu demVorgang nicht.<br />
Biograf gibt Rückendeckung<br />
Auch wenn Bühl erst einmal kaltgestellt<br />
sein sollte –für ihn sprechen<br />
auch noch andere. So hält auch der<br />
Antisemitismus-Beauftragte der Jüdischen<br />
Gemeinde Berlin, Sigmount<br />
Königsberg, das Thümer-Papier für<br />
„problematisch“. Versuche, „Antisemitismus<br />
zu leugnen, zu relativieren<br />
oder zu bagatellisieren“, kenne er –<br />
so Königsberg –auch aus anderen<br />
Debatten, etwa, als die Universität<br />
Greifswald den Namen des Schriftstellers<br />
Ernst Moritz Arndt ablegte.<br />
Rückendeckung erhält Bühl inzwischen<br />
sogar von einem, den er<br />
zuvor selbst angegriffen hat: dem<br />
Beuth-Biografen und früheren Geschäftsführer<br />
des Beuth-Verlages,<br />
Helmut Reihlen. Reihlen ist auf<br />
Beuths Antisemitismus in den ersten<br />
drei Auflagen seiner großen Biografie<br />
nicht eingegangen. Erst in der<br />
vierten Auflage der Beuth-Biografie<br />
2014 fand die Tatsache überhaupt<br />
Erwähnung, „und dies auf nur wenigen<br />
Seiten“, moniert Bühl. Mit diesem<br />
Vorwurf konfrontiert, erklärt<br />
Reihlen heute: „Ich habe in den Unterlagen<br />
natürlich auch die hässlichen<br />
antisemitischen Aussagen<br />
Beuths gefunden.“ Sein Interesse sei<br />
damals aber ein anderes gewesen.<br />
„Ich habe falsch eingeschätzt, wie<br />
zentral das ist“, so Reihlen.<br />
Die Banalisierung des Bösen<br />
Selbst der Beuth-Verlag rettet sich<br />
nun aus der Verantwortung, indem<br />
er auf die vierte Auflage vonReihlens<br />
Biografie verweist: Dort werde „die<br />
antisemitische Haltung Beuths ungeschönt<br />
erläutert“.<br />
Am deutlichsten ist eine neunseitige<br />
Stellungnahme, die Uffa Jensen<br />
verfasste, der stellvertretende Leiter<br />
des Zentrums für Antisemitismusforschung<br />
(ZfA) an der TU Berlin.<br />
Darinzerpflückt der Historiker Thümers<br />
Argumente, kritisiert Quellen<br />
und Methodik. Im Papier des Altpräsidenten<br />
hätten sich nicht nur „viele<br />
Ungenauigkeiten“ eingeschlichen.<br />
Es habe auch „keine neue Grundlage“<br />
für eine Revision der etablierten<br />
Lehrmeinung geliefert. Es sei<br />
„unredlich, alternative Fakten zu<br />
suggerieren“, nur „weil man bestimmte<br />
politische Interessen verfolgt“.<br />
Der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> liegt<br />
auch die Mail vor, die Jensen namens<br />
der gesamten ZfA-Leitungsebene an<br />
die Hochschule schickte. Man trete<br />
„energisch“ Thümers „Exkulpationsversuchen“<br />
entgegen, wonach<br />
damals sowieso alle antisemitisch<br />
waren, so Jensen. MitVerweis auf die<br />
Totalitarismusforscherin Hannah<br />
Arendt warnt er: „Genau diesem<br />
Narrativ der historischen Banalisierung<br />
des Bösen versuchen wir,durch<br />
unsereArbeit entgegen zu wirken.“<br />
Eine klare Faktenlage –oder? Die<br />
Aufklärer der Hochschul-Arbeitsgruppe<br />
waren sich zuletzt nicht alle<br />
sicher.ImProtokoll vom11. Dezember<br />
heißt es zur Frage vonBeuths Antisemitismus:<br />
„Wir werden keinen<br />
endgültigen Beweis finden.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 15 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Der ständige<br />
Husten war das<br />
Todesurteil<br />
Erdrosselt im Pflegeheim –<br />
ein 78-Jähriger gesteht Tat<br />
VonKatrin Bischoff, Berlin<br />
Wolfgang G. wird imRollstuhl in<br />
den Gerichtssaal geschoben.<br />
Er kommt gerade aus dem Haftkrankenhaus<br />
–dortist er seit dem gewaltsamen<br />
Tod seines Pflegeheim-Mitbewohners<br />
untergebracht.<br />
Wolfgang G. ist 78 Jahre alt. Gebeugt<br />
sitzt er vordem Richter.Seit einem<br />
Schlaganfall hörterschlecht. Er<br />
hat weder Familie noch Freunde. Er<br />
hatte nur noch dieses Zimmer, in<br />
dem er mit seinem bettlägerigen<br />
Mitbewohner Erich K. (77) lebte.<br />
Nun muss sich Wolfgang G. wegen<br />
Totschlags vor Gericht verantworten.<br />
Er hat zugegeben, seinen<br />
Bettnachbarn in der Nacht zum<br />
31. Juli 2017 erdrosselt zu haben. Die<br />
Anklage geht auch davon aus, dass<br />
der Angeklagte seinem Opfer auch<br />
noch ein Kissen aufs Gesicht gedrückt<br />
hat.<br />
Der Angeklagte und Erich K. teilten<br />
sich Zimmer 404 in dem Pflegeheim<br />
seit einem Jahr und vier Monaten.<br />
Doch 14 Tage vor der Tatsei das<br />
Zusammenleben unerträglich geworden,<br />
sagt der Angeklagte.Erich K.<br />
habe so laut gehustet, dass selbst die<br />
Ärztin gegenüber ihr Fenster geschlossen<br />
habe. Erich K. hustete<br />
auch in der Nacht, und Wolfgang G.<br />
konnte nicht schlafen. Auch Kopfhörerhalfen<br />
da nicht.<br />
Gegen 3Uhr in derTatnacht stand<br />
Wolfgang G. auf, knüpfte aus dem<br />
Gürtel des Bademantels seines Mitbewohners<br />
eine Schlinge –so, wie er<br />
es auch immer beim Angeln für seinen<br />
Kahn gemacht hatte. Dann ging<br />
er zu dem anderen Bett, legte Erich<br />
K. die Schlinge von hinten um den<br />
Hals und zogzu. BisRuhe war.<br />
Wolfgang G. sagt, dass er sich<br />
dann wieder in sein Bett legte, um<br />
endlich zu schlafen. „Ich habe ihn<br />
nicht vorsätzlich getötet. Ich habe<br />
einfach nur die Nerven verloren. Ich<br />
bin durchgedreht.“<br />
Er gibt auch dem Pflegepersonal<br />
eine Mitschuld. Die Leasingkräfte<br />
hätten sich angeblich nicht richtig<br />
um Erich K. gekümmert. Und sie<br />
hätten nachts nicht mehr auf sein eigenes<br />
Klingeln reagiert, wenn er das<br />
Husten nicht mehr ertragen habe.Er<br />
habe auch um ein Einzelzimmer gegeben,<br />
es aber nicht bekommen.<br />
Ein Pfleger sagt aber als Zeuge,<br />
dass man Wolfgang G. sehr wohl ein<br />
anderes Zimmer angeboten habe.<br />
Fast 80 Jahre sei er straflos durchs<br />
Leben gegangen, sagt Wolfgang G. Er<br />
könne sich nicht erklären, wie er „so<br />
einen Mist“ habe machen können.<br />
Potsdams größter Mäzen<br />
Hasso Plattner spendierte der Stadt das Barberini-Museum. Nun wird er 75 Jahre alt<br />
VonAnnika Grah und<br />
Jens Blankennagel, Potsdam<br />
Erstmals in der Geschichte<br />
der Stadt Potsdam kamen<br />
im Jahr 2017 mehr als eine<br />
halbe Millionen Übernachtungsgäste<br />
in die Brandenburger<br />
Landeshauptstadt – und nicht nur<br />
die Stadtverwaltung hat dafür einen<br />
klaren Hauptverantwortlichen ausgemacht:<br />
DenMilliardär,Mäzen und<br />
Museumsgründer Hasso Plattner<br />
und dessen Barberini-Museum.<br />
Plattner, der am kommenden<br />
Montag 75 Jahre alt wird, ist zwar<br />
kein gebürtiger Potsdamer und hat<br />
dort nur einen Zweitwohnsitz, aber<br />
er ist der größter Mäzen der vergangenen<br />
Jahrzehnte in Potsdam, einer<br />
Stadt, in der sich inzwischen sehr<br />
viele, sehr reiche Leute niedergelassen<br />
haben. Zuerst hat Hasso Plattner<br />
–der Anfang der 70er JahreMitgründer<br />
des Software-Konzerns SAP war<br />
–imJahr 1998 der Uni Potsdam ein<br />
Hightech-Institut spendiert. Diese<br />
Fakultät trägt seinen Namen, und<br />
seine Stiftung finanziert den Betrieb<br />
dort inden ersten 20 Jahren mit 200<br />
Millionen Euro.<br />
EinPublikumsmagnet<br />
Dann folgte sein Coup mit dem Privat-Museum<br />
Barberini, in dem er<br />
Kunstwerke aus seiner eigenen und<br />
aus fremden Sammlungen zeigt, und<br />
das zu einen wahren Besuchermagnet<br />
für Potsdam wurde. Plattner ließ<br />
das Museum neben dem nachgebauten<br />
Hohenzollernschloss bauen.<br />
Es wurde am 23. Januar 2017 der Öffentlichkeit<br />
übergeben – mit sehr<br />
großem Echo in der Öffentlichkeit –<br />
national und international.<br />
Nicht nur Kanzlerin Merkel kam,<br />
auch die Stadt Potsdam erklärte<br />
Plattner an jenem Tagzum Ehrenbürger.<br />
Schon vorher war das Haus<br />
bundesweit zum Gebäude des Jahres<br />
erklärt worden, und die britische<br />
<strong>Zeitung</strong> Guardian zählt das Haus zu<br />
den TopTen der weltweit wichtigsten<br />
Museumseröffnungen des Jahres.<br />
So kam es auch: Im ersten Museumsjahr<br />
wurden 520 000 Besucher<br />
gezählt. Ein wahrer Publikumserfolg<br />
–eswaren mehr Gäste,als das legendäreSchloss<br />
Sanssouci besuchten.<br />
Plattner, der gebürtige <strong>Berliner</strong>,<br />
feiert am21. Januar seinen 75. Geburtstag.<br />
Doch im Ruhestand ist er<br />
noch nicht, sondern noch immer<br />
Aufsichtsratschef von SAP, die Firma<br />
ist immerhin der größte europäische<br />
Softwarehersteller.<br />
Im vergangenen Jahr wollte es<br />
Plattner, der leidenschaftliche Segler,<br />
noch einmal wissen: Zusammen<br />
mit seiner Tochter nahm er an der internationalen<br />
Segel-Regatta „52 Super<br />
Series“ teil. Nurknapp verpasste<br />
Hasso Plattner ist gebürtiger <strong>Berliner</strong>,der in Baden-Württemberg steinreich wurde. LAIF<br />
Gründer: Hasso Plattner,geboren<br />
am 21. Januar 1944<br />
in Berlin, gründete 1972 mit<br />
Dietmar Hopp und drei IBM-<br />
Kollegen die FirmaSAP –<br />
eine Abkürzung für Systeme,<br />
Anwendungen und Produkte<br />
in der Datenverarbeitung.<br />
GRÜNDER UND STIFTER<br />
Fußballclub: Plattners Mitgründer,der<br />
Informatiker<br />
Dietmar Hopp, ist inzwischen<br />
ebenfalls Mäzen. In der breiten<br />
Öffentlichkeit wurde er<br />
vorallem als Geldgeber des<br />
Profifußballvereins TSG<br />
1899 Hoffenheim bekannt.<br />
Wissenschaft: Zwei andere<br />
Mitgründer,Hans-Werner<br />
Hector und Klaus Tschira,<br />
haben Stiftungen, mit denen<br />
sie vorallem Geld für Unis<br />
geben, um zum Beispiel die<br />
Naturwissenschaften und Informatik<br />
zu fördern.<br />
ihr Team, mit seiner Tochter am<br />
Steuer, einen Sieg vor der kroatischen<br />
Küste –inder Gesamtwertung<br />
schafften sie es auf Rang sieben.<br />
Plattner brachte den Softwarekonzern<br />
mit dem richtigen Gespür<br />
für künftige Trends an dieWeltspitze.<br />
In einem Alter, indem andere sich<br />
zurückziehen, blieb er aktiv. Inzwischen<br />
scheint er etwas ruhiger geworden<br />
zu sein: DieZeiten, in denen<br />
er sich mit einer E-Gitarre vor Kunden<br />
stellte, sind längst vorbei. Die<br />
Regatten in den kleinen 505er-Jollen<br />
mutet er sich ebenfalls nicht mehr<br />
zu. Auch die legendären Segelwettfahrten<br />
gegen Oracle-Chef LarryEllison<br />
sind Geschichte –und mit streitbaren<br />
Verlautbarungen hielt er sich<br />
zuletzt ebenfalls zurück.<br />
Früher wetterte er gernmal gegen<br />
das deutsche Steuersystem oder<br />
brachte die SAP-Belegschaft im baden-württembergerischen<br />
Walldorf<br />
gegen sich auf. Mal sollte SAP eine<br />
„Happy Company“ àlaGoogle werden,<br />
mal rief er den Mitarbeitern<br />
entgegen: „Manchmal will ich die<br />
Walldorfer Entwickler packen und<br />
schütteln und schreien: Bewegt euch<br />
schneller!“<br />
Langsamer Rückzug<br />
Als Mäzen für Wissenschaft und<br />
Kunst mischt Plattner weiter mit.<br />
Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes<br />
schätzt sein Vermögen auf 12,5 Milliarden<br />
US-Dollar. ImPotsdamer Institut<br />
leitet er einen Fachbereich und<br />
erklärtden Studenten schon mal die<br />
Trends in der Softwareindustrie.<br />
Und als letzter der fünf SAP-<br />
Gründer zieht Plattner noch Strippen<br />
im Unternehmen –auch wenn<br />
er das so nie sagen würde. „Ich bin<br />
kein Über-Chef“, sagte er 2013 der<br />
Zeitschrift Wirtschaftswoche.<br />
Der langjährige SAP-Chef Henning<br />
Kagermann, den Plattner einst<br />
anwarb,sagte vordreiJahren in einer<br />
Laudatio, ersei ein „unerschöpflich<br />
kreativer Mensch“, der auch einen<br />
Blick für das Machbare, das kommerziell<br />
Erfolgreiche habe. Dabei<br />
leite ihn ein fast untrügliches Gespür<br />
für technologische Neuerungen.<br />
SAP-Mitgründer Dietmar Hopp<br />
nennt ihn einen konstruktiven Querdenker.<br />
„Seinen Nutzen kann man<br />
nicht beziffern, aber die SAP wäre<br />
ohne ihn niemals so erfolgreich geworden.<br />
Ich wünsche ihm und der<br />
SAP,dass der Übergang zu einer SAP<br />
ohne Hasso Plattner reibungslos gelingt,<br />
wann immer Hasso diesen<br />
Zeitpunkt für gekommen hält.“<br />
Das könnte schon bald sein. Auf<br />
der Hauptversammlung 2017 kündigte<br />
Plattner für die diesjährige Aufsichtsratswahl<br />
an: „Ich bin durchaus<br />
bereit weiterzumachen, aber nicht<br />
volle fünf Jahre.“ (mit dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
40 Tipps an die Polizei zum<br />
DHL-Erpresser<br />
An dieser Station in Potsdam gab der Erpresser<br />
eine Paketbombe auf.<br />
DPA<br />
Nach derVeröffentlichung neuer Angaben<br />
zu dem oder den mutmaßlichen<br />
DHL-Erpressernsind in Brandenburg40Hinweise<br />
eingegangen.<br />
Dasteilte die Polizei am Montag in<br />
Potsdam mit. Ob unter den Hinweisen<br />
eine heiße Spur sei, wollten die<br />
Ermittler nicht sagen. Anfang vergangener<br />
Woche hatten sie eine sogenannte<br />
MAC-Adresse (Media-Access-Control)<br />
veröffentlicht, der das<br />
Motorola-Gerät des mutmaßlichen<br />
Täters identifiziertwerden kann. Anbieter<br />
öffentlicher und offner privater<br />
WLAN-Netzesollten prüfen, ob<br />
sich ein Endgerät mit dem Code mit<br />
der Adresse „f8:e0:79:af:57:eb“ in<br />
ihreRouter eingewählt hat. (dpa)<br />
Granate in Mühlberg<br />
gesprengt<br />
In Mühlberg(Elbe-Elster) ist eine<br />
Weltkriegsgranate bei der Ernte von<br />
Zuckerrüben voneinem Feld versehentlich<br />
eingesammelt worden und<br />
landete mit den Rüben in einer Fabrik.<br />
AmMontag konnte die Granate<br />
dann kontrolliertgesprengt werden.<br />
Etwa 150 Menschen mussten vorher<br />
ihreHäuser verlassen. Kurz nach 10<br />
Uhrgab es Entwarnung: „Die Menschen<br />
dürfen in ihreHäuser zurückkehren“,<br />
sagte ein Mitarbeiter des<br />
Ordnungsamtes. (dpa)<br />
Städte gegen Abschaffung<br />
der Straßenbaugebühr<br />
DerStädte- und Gemeindebund<br />
wehrtsich weiter vehement gegen<br />
die geplante Abschaffung der Straßenausbaubeiträge<br />
für Anlieger.<br />
„Das ist absoluter Populismus“,<br />
sagte Geschäftsführer Jens Graf nach<br />
einer Präsidiumssitzung. Es sei bislang<br />
völlig unklar,wie die Sanierung<br />
und der Ausbau der Straßen in den<br />
Städten und Gemeinden künftig finanziertwerden<br />
sollen. Diediskutierte<br />
Übernahme vonKosten in<br />
Höhe von25Millionen Euro jährlich<br />
durch das Land reiche jedenfalls bei<br />
weitem nicht aus,sagte Graf. (dpa)<br />
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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
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Wissenschaft<br />
Eisverlust in<br />
der Antarktis<br />
beschleunigt<br />
Es sind auch Teile betroffen,<br />
die bisher als stabil galten<br />
Die Antarktis verlierteiner Studie<br />
zufolge deutlich mehr Eis als<br />
bisher bekannt. Ein internationales<br />
Forscherteam kommt zu dem<br />
Schluss, dass sich der jährliche Eisverlust<br />
seit den 1980er-Jahren etwa<br />
versechsfacht hat. Betroffen ist demnach<br />
nicht nur die Westantarktis,<br />
sondern überraschenderweise auch<br />
der bislang als eher stabil geltende<br />
Osten des Kontinents. Ursache sind<br />
vor allem wärmere Meeresströmungen,<br />
wie das Team um Eric Rignot<br />
vonder University of California in Irvine<br />
im Fachblatt PNAS berichtet.<br />
Ausfrüheren Studien ist bekannt,<br />
dass die Antarktis viel Eis verliert,<br />
was zum Anstieg des Meeresspiegels<br />
beiträgt. Bisher gingen Forscher aber<br />
davon aus, dass vor allem die Westantarktis<br />
betroffen ist sowie die<br />
schmale Antarktische Halbinsel, die<br />
sich weit nach Norden Richtung<br />
Südamerika erstreckt.<br />
Das Team um Rignot berechnete<br />
nun unter anderem aus Daten zu<br />
Eisdicke, Fließgeschwindigkeit und<br />
Schwerkraft eine Bilanz für 176 Becken<br />
am Rande des Antarktischen<br />
Eisschilds. Mit Hilfe dieser Ergebnisse<br />
ermittelten die Forscher dann<br />
den Masseverlust des gesamten Eisschildes<br />
von 1979 bis 2017. Demnach<br />
verlor er im ersten Jahrzehnt<br />
(1979-1990) jährlich etwa 40 Milliarden<br />
Tonnen (Gigatonnen). Im folgenden<br />
Jahrzehnt (1989-2000) waren<br />
es demnach etwa 50 Gigatonnen, in<br />
der Dekade danach (1999-2009)<br />
+166 Gigatonnen. Im Zeitraum 2009<br />
bis 2017 geht das Team sogar voneinem<br />
Masseverlust von 252 Milliarden<br />
Tonnen pro Jahr aus. Zum Vergleich:<br />
Der Bodensee enthält knapp<br />
50 Milliarden Tonnen Wasser.<br />
Meeresspiegel steigt<br />
Deraktuelle Wert übersteigt die Zahlen,<br />
die eine Forschergruppe im vorigen<br />
Juni im Fachblatt Nature vorgestellt<br />
hatte, deutlich. Dieses Team<br />
ging im Zeitraum von 2012 bis 2017<br />
voneinemVerlust von219 Milliarden<br />
Tonnen proJahr aus.<br />
Die Forscher um Rignot kalkulieren,<br />
dass der Eisverlust den Meeresspiegel<br />
von1979 bis 2017 um etwa 14<br />
Millimeter ansteigen ließ. Davon<br />
entfallen demnach 6,9 Millimeter<br />
auf die Westantarktis, 2,5 Millimeter<br />
auf die Antarktische Halbinsel und<br />
4,4 Millimeter auf die Ostantarktis.<br />
„Das ist sozusagen erst die Spitze<br />
des Eisbergs“, sagt Rignot. Schmelze<br />
der antarktische Eisschild weiterhin,<br />
sei in den kommenden Jahrhunderten<br />
ein Meeresspiegelanstieg von<br />
mehreren Metern allein durch die<br />
Antarktis zu erwarten. DieStudie sei<br />
die bislang längste zur Eismasse der<br />
Antarktis.<br />
Insgesamt konzentriere sich der<br />
Eisverlust auf jene Areale, die von<br />
warmem, salzreichem und tiefem<br />
Wasser erreicht würden. In der Ostantarktis<br />
sei insbesondere der Bereich<br />
vonWilkesland betroffen. „Unsere<br />
Beobachtungen stellen die traditionelle<br />
Sichtweise infrage, derzufolge<br />
der ostantarktische Eisschild<br />
stabil und gegen Veränderung gefeit<br />
ist“, schreibt das Team. Daher solle<br />
man auch diesem Gebiet größere<br />
Aufmerksamkeit widmen. (dpa/fwt)<br />
Kalbungsfront am Getz-Schelfeis in der<br />
Westantarktis<br />
NASA OPERATION ICEBRIDGE<br />
Digitale Befunde und Kommunikation über eine Webcam: Telemedizin wird künftig an Bedeutung gewinnen.<br />
Sprechstunde aus der Ferne<br />
Telemedizin kann Leben retten und spart Kosten. Allmählich setzt sie sich auch hierzulande durch<br />
VonSabine Sütterlin<br />
Wenn das Herz nur noch<br />
mit reduzierter Kraft<br />
pumpt, wirdesgefährlich.<br />
Der Körper lagert<br />
Wasser ein, Betroffene leiden schon<br />
bei geringer Belastung unter Atemnot<br />
und Schlappheit, Herzversagen<br />
droht. Herzschwäche, imFachjargon<br />
Herzinsuffizienz, ist in Deutschland<br />
seit zehn Jahren mit Abstand der häufigste<br />
Grund für Krankenhausaufnahmen.<br />
Aus der Klinik Entlassene<br />
haben ein mehr als 50-prozentiges<br />
Risiko, binnen eines Jahres zu sterben.<br />
Etwa jeder Vierte muss sich<br />
schon innerhalb eines Monats wieder<br />
in stationäreBehandlung begeben.<br />
Damit es nicht so weit kommt,<br />
müssen Patienten mit Herzschwäche,nachdem<br />
sie aus dem Krankenhaus<br />
heimgekehrt sind, engmaschig<br />
überwacht werden. Üblicherweise<br />
suchen sie dafür in regelmäßigen<br />
Abständen den behandelnden Arzt<br />
auf. Doch wenn sich in der Zwischenzeit<br />
die Pumpleistung des Herzens<br />
wieder verschlechtert und niemand<br />
die Zeichen rechtzeitig erkennt,<br />
kann es beim nächsten Termin<br />
schon zu spät sein.<br />
Diese Lücke füllt die Telemedizin –<br />
mit Erfolg, wie das Forschungsprojekt<br />
Fontane der <strong>Berliner</strong> Charité gezeigt<br />
hat. Das Ergebnis, kürzlich im Fachblatt<br />
Lancet publiziert: Patienten, deren<br />
Werte täglich digital erfasst und<br />
zentral überwacht wurden, mussten<br />
seltener wegen akuter Verschlechterung<br />
erneut ins Krankenhaus als Patienten<br />
in der regulären Versorgung.<br />
Die Sterblichkeit verringerte sich gegenüber<br />
der Kontrollgruppe um fast<br />
ein Drittel.<br />
Deutschland hinkt hinterher<br />
Bei der Fontane-Studie der<br />
Charité Berlin bekamen die<br />
telemedizinisch betreuten<br />
Patienten vier leicht bedienbare<br />
Geräte nach Hause, mit<br />
denen sie –nach kurzer Einweisung<br />
–während eines<br />
Jahres täglich Gewicht, Blutdruck,<br />
EKG und Sauerstoffsättigung<br />
des Blutes maßen.<br />
Aufeinem kleinen Tablet-<br />
Computer bewerteten sie zudem<br />
ihr aktuelles Befinden.<br />
BERLINER STUDIE MIT HERZPATIENTEN<br />
Telemedizin ist kein eigenes Fachgebiet.<br />
Friedrich Köhler, Leiter des<br />
Zentrums für kardiologische Telemedizin<br />
an der Charité und verantwortlich<br />
für die Studie,legt Wert darauf<br />
dies klarzustellen: „Telemedizin<br />
ist nur eine Arbeitsweise in bestimmten<br />
Fachgebieten. Sie ersetzt<br />
nicht die persönliche ärztliche Betreuung,<br />
sondern ergänzt diese, um<br />
Patienten besser zu versorgen.“<br />
Der inden 70er-Jahren geprägte<br />
Begriff Telemedizin, vom griechischen<br />
„tele“ für „fern“ abgeleitet,<br />
steht laut Weltgesundheitsorganisation<br />
für die „Erbringung von Dienstleistungen<br />
im Gesundheitswesen“<br />
über beliebige Entfernungen hinweg<br />
mithilfe moderner Informationsund<br />
Kommunikationstechnik.<br />
Eine internationale Vergleichsstudie<br />
der Bertelsmann-Stiftung befand<br />
im November,das deutsche Gesundheitswesen<br />
hinke bei der Digitalisierung<br />
generell hinterher. Die<br />
Bundesrepublik landete auf Rang 16<br />
von17untersuchten Ländern. In vielen<br />
Ländern ist es längst üblich, Rezepte<br />
digital zu übermitteln, elektronische<br />
Gesundheitsakten mit allen<br />
Verschreibungen und früheren Behandlungen<br />
zu nutzen oder Arzt-Patienten-Gespräche<br />
per Videoschaltung<br />
zu führen.<br />
Deutschland ist davon noch weit<br />
entfernt –obwohl seit 2016 offiziell<br />
gilt, dass telemedizinische Netzwerke<br />
grundsätzlich geeignet sind,<br />
dieVersorgung zu verbessern. Bisvor<br />
kurzem untersagte die Berufsordnung<br />
Ärzten in Deutschland, Patienten<br />
von ferne zu betreuen, ohne sie<br />
vorher persönlich kennengelernt zu<br />
haben –oder gar eine Diagnose auf<br />
Distanz zu stellen. Erlaubt –und damit<br />
von den Kassen vergütbar –warenbisher<br />
lediglich sogenannte Telekonsile,<br />
bei denen Ärzte Röntgenoder<br />
Computertomografie-Aufnahmen<br />
beurteilen, und Videosprechstunden,<br />
bei denen der Arzt nach der<br />
ersten persönlichen Begegnung mit<br />
dem Patienten beispielsweise den<br />
weiteren Verlauf einer Erkrankung<br />
PerKnopfdruck gelangten<br />
diese Daten an das Zentrum<br />
für kardiologische Telemedizin<br />
(TMZ) der Charité. Dort<br />
stand rund um die Uhr ein<br />
Facharzt bereit, tagsüber<br />
auch spezialisierte Pflegekräfte.<br />
AufMonitoren konnten<br />
diese die elektronische<br />
Akte eines jeden der rund<br />
800 über das gesamte Bundesgebiet<br />
verteilten Studienteilnehmer<br />
aufrufen.<br />
Das System meldete, wenn<br />
zur verabredeten Zeit noch<br />
keineWerteeingegangen waren.<br />
Und es schlug Alarm,<br />
sobald ein Grenzwertüberschritten<br />
wurde. Das TMZ-<br />
Team konnte dann unverzüglich<br />
entsprechende Maßnahmen<br />
einleiten –imäußersten<br />
Fall die Einweisung ins Krankenhaus.<br />
Betroffene in entlegenen<br />
ländlichen Regionen<br />
haben besonders profitiert.<br />
Blick ins Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité CHARITÉ UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLINX<br />
oder die Heilung von Operationswunden<br />
kontrollieren kann.<br />
Im Mai2018 hat der Deutsche Ärztetag<br />
eine Lockerung des Fernbehandlungsverbots<br />
beschlossen:<br />
Künftig dürfen Ärzte im Einzelfall<br />
auch Patienten, die sie noch nicht<br />
kennen, telemedizinisch beraten und<br />
behandeln. In den meisten Bundesländern,<br />
jüngst auch in Berlin, haben<br />
die Ärztekammern diese Lockerung<br />
inzwischen übernommen.<br />
Auf dieser Grundlage entstand in<br />
Baden-Württembergdas Modellprojekt<br />
Docdirect. Gesetzlich Versicherte<br />
können dort, wenn sie ihren<br />
Hausarzt nicht erreichen, bei Beschwerden<br />
oder Fragen zur Gesundheit<br />
den Online-Sprechstundenservice<br />
eines privaten Anbieters kontaktieren.<br />
Medizinisch geschulte<br />
Fachangestellte nehmen die Anfrage<br />
entgegen und leiten sie an den passenden<br />
Tele-Arzt weiter. Dieser meldet<br />
sich per Telefon oder Video beim<br />
Patienten. In einfachen Fällen kann<br />
diese Konsultation ausreichen.<br />
Wenn nicht, verweist der Tele-Mediziner<br />
den Patienten an eine real existierende<br />
Praxis. Über ein eigens geschaffenes<br />
Internetportal kann dieser<br />
gleich einen Termin vereinbaren.<br />
Das erspart Patienten, sich ohne<br />
Termin ins Wartezimmer setzen zu<br />
müssen – oder, wie in letzter Zeit<br />
häufiger, selbst für Bagatellfälle<br />
gleich die Notaufnahme aufzusuchen.<br />
In vielen Ländern haben sich<br />
solche Angebote längst etabliert. Erfahrungen<br />
aus der Schweiz zeigen,<br />
dass die Krankenversicherungen damit<br />
bis zu 17 Prozent der ambulanten<br />
Behandlungskosten einsparen.<br />
Bundesweit erproben zurzeit<br />
Wissenschaftler telemedizinische<br />
Anwendungen auf ihren Nutzen in<br />
unterschiedlichen Fachgebieten. Einige<br />
Projekte präsentierten sich<br />
kürzlich beim Fachkongress der<br />
Deutschen Gesellschaft für Telemedizin<br />
(DGTelemed) in Berlin. Zum<br />
Beispiel Telnet NRW: Zwei Teams aus<br />
Infektiologen und Intensivmedizinernanden<br />
Universitätskliniken Aachen<br />
und Münster bieten telemedizinische<br />
Visiten für 17 Krankenhäuser<br />
und rund 130 Arztpraxen in<br />
Nordrhein-Westfalen an. Der Dienst<br />
kommt zum Einsatz, wenn sich etwa<br />
eine Blutvergiftung anbahnt, insbesondere<br />
wenn Krankenhauskeime<br />
im Spiel sind, die sich mit gängigen<br />
Antibiotika nicht bekämpfen lassen.<br />
DieSpezialisten für solche heiklen<br />
Fälle können die Gefahr rechtzeitig<br />
erkennen und die richtige Behandlung<br />
einleiten. Sie wissen aber auch,<br />
welches Antibiotikum bei einem bestimmten<br />
Infekt sinnvoll ist oder ob<br />
überhaupt eines gebraucht wird.<br />
Wichtig für Überwachung<br />
IMAGO<br />
Allerdings stehen entsprechende<br />
Fachärzte nicht überall und jederzeit<br />
zur Verfügung. „Es gibt in Deutschland<br />
etwa 300 Infektiologen, die klinisch<br />
arbeiten, und 2000 Krankenhäuser<br />
–wie soll das ohne Telemedizin<br />
gehen?“, fragt Gernot Marx, Direktor<br />
der Aachener Klinik für<br />
Intensivmedizin und Vorstandsvorsitzender<br />
der DGTelemed. Er verweist<br />
darauf, dass im Telnet-Projekt die<br />
Sterblichkeit bei schwerer Blutvergiftung<br />
um rund 20 Prozent zurückging.<br />
Telemedizin kann dazu beitragen,<br />
in Zeiten knapper Ressourcen<br />
und zunehmender Alterung die Gesundheitsversorgung<br />
auch künftig<br />
zu gewährleisten. Siebietet vorallem<br />
bei chronischen Erkrankungen Vorteile,<br />
die regelmäßige Überwachung<br />
und Kontrolle erfordern, bei Diabetes<br />
oder Herzschwäche, nach<br />
Schlaganfall oder Nierentransplantation.<br />
Aber auch psychisch Erkrankte<br />
gewinnen mit Online-Behandlung,<br />
Beratung oder Krisenintervention<br />
zusätzlichen Nutzen, insbesondere<br />
in unterversorgten<br />
Regionen.<br />
Meerwasser<br />
entsalzen hat<br />
Nachteile<br />
Es fallen mehr giftige<br />
Rückstände an als gedacht<br />
Weltweit verwandeln rund<br />
16 000 Entsalzungsanlagen<br />
ungenießbares Salzwasser in Trinkwasser.<br />
Dabei fallen allerdings deutlich<br />
mehr problematische Rückstände<br />
an als angenommen, berichten<br />
Forscher im Fachmagazin<br />
Science of the Total Environment.<br />
Die Menge umweltschädlicher, mit<br />
Chemikalien belasteter Salzlauge sei<br />
etwa 50 Prozent größer als bislang<br />
vermutet. Es sei dringend nötig, bessere<br />
Behandlungsverfahren für die<br />
Rückstände zu entwickeln, um eine<br />
Belastung der Umwelt zu vermeiden<br />
und die Kosten der Entsorgung zu<br />
senken. Nur dann lasse sich die<br />
Trinkwasserversorgung heutiger<br />
und künftiger Generationen sicherstellen,<br />
schreiben die Wissenschaftler<br />
um Seong-mu Kang vomkanadischen<br />
Ableger der United Nations<br />
University in Ontario.<br />
Insbesondere in Regionen mit<br />
Wasserknappheit sind Menschen<br />
auf Trinkwasser aus Entsalzungsanlagen<br />
angewiesen. „Etwa 1,5 bis 2<br />
Milliarden Menschen leben in Gegenden<br />
mit Wassermangel, in denen<br />
zumindest in Teilen des Jahres die<br />
verfügbaren Ressourcen nicht ausreichen,<br />
um den Bedarf zudecken“,<br />
sagt Vladmir Smakhtin, einer der beteiligten<br />
Wissenschaftler.<br />
Das Team hatte zunächst in vorhandenen<br />
Datenbanken die Zahl<br />
derzeit betriebener Entsalzungsanlagen<br />
ermittelt. Zudem prüften die<br />
Forscher, wie viel Trinkwasser diese<br />
Anlagen produzieren und welche<br />
Mengen an Rückständen dabei anfallen.<br />
DieSalzlauge der Anlagen enthält<br />
Chemikalien und gelöste Metalle.Sie<br />
werden dem Salzwasser zugegeben,<br />
um etwa eine Verstopfung zu verhindern.<br />
Kupfer und Chlor gehörten zu<br />
den problematischsten Beimengungen.<br />
Oft wirddas Gemisch zurück ins<br />
Meer geleitet. (dpa)<br />
Genveränderung<br />
macht Reis<br />
ertragreicher<br />
Schnelleres Wachstum und<br />
mehr Fotosynthese<br />
C<br />
hinesische Wissenschaftler haben<br />
den Ertrag vonReispflanzen<br />
durch eine Veränderung des Stoffwechsels<br />
um bis zu 27 Prozent gesteigert.<br />
Sie setzten dafür Gene der<br />
Pflanzeananderer Stelle des Erbguts<br />
ein und erhöhten so die Fotosyntheseleistung.<br />
Das Verfahren stellt die<br />
Gruppe um Xin-Xiang Peng von der<br />
South China Agricultural University<br />
in Guangzhou im Fachmagazin Molecular<br />
Plant vor.<br />
Das Team verbesserte den Stoffwechsel<br />
der Reispflanze (Oryza sativa)und<br />
ging das Glykolat-Problem<br />
an. Glykolat entsteht bei dem Prozess,<br />
bei dem die Pflanze aus Kohlendioxid<br />
(CO 2 ), Wasser und der<br />
Energie des Sonnenlichts Glucose<br />
herstellt. Das für die Pflanze giftige<br />
Glykolat muss durch einen energieaufwendigen<br />
Prozess, die Lichtatmung,<br />
abgebaut werden.<br />
Die Forscher veränderten die<br />
Pflanzen derart, dass ein Teil des Glykolats<br />
direkt in den Chloroplasten abgebaut<br />
wird, in denen die Fotosynthese<br />
stattfindet. Dortstand dadurch<br />
mehr CO 2 für die Fotosynthese bereit.<br />
Darüber hinaus bewirkten die Genveränderungen,<br />
dass bei der Lichtatmung<br />
weniger Stickstoff verloren<br />
geht. Die veränderten Pflanzen,<br />
GOC-Reis genannt, zeigen eine höhere<br />
Fotosyntheserate, schnelleres<br />
Wachstum und einen größeren Ertrag<br />
an Reiskörnern. (dpa/fwt)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 17 *<br />
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Sport<br />
Konkurrenz<br />
für die<br />
Besten<br />
Union-Verteidiger Hübner<br />
freut sich auf den Neuen<br />
VonMathias Bunkus, Jerez de la Frontera<br />
AmTag nach der Bekanntgabe des<br />
Nicolai-Rapp-Transfers schlenderte<br />
Innenverteidiger Marvin<br />
Friedrich nach der Vormittagseinheit<br />
im trauten Gespräch mit Trainer<br />
UrsFischer zum Hotel. Friedrich, 23,<br />
wollte offenbar schon mal Erkundigungen<br />
einziehen, was die Ankunft<br />
des neuen Kollegen für ihn und seinen<br />
Abwehrkollegen Florian Hübner,27,<br />
zu bedeuten habe.<br />
Der Coach redete mit ruhigen<br />
Worten auf Friedrich ein. Möglicherweise<br />
ging das Gespräch ja auch<br />
über eine Bestandsaufnahme für die<br />
kommenden sechs Monate hinaus.<br />
Denn im Sommer droht eine vertraglich<br />
vereinbarte Rückholaktion<br />
des FC Augsburg. Redebedarf war<br />
also bereits vorhanden, ehe Rapp<br />
nach beschwerlicher Reise endlich<br />
im Trainingslager der Eisernen eintraf.<br />
VonBelek, wo er mit seinem bisherigen<br />
Arbeitgeber Erzgebirge Aue<br />
geübt hatte, ging es via Brüssel und<br />
Zürich nach Sevilla. Am Ende des Tages<br />
hatte der 22 Jahre alte Abwehrmann<br />
4836 Kilometer hinter sich gebracht.<br />
Nonverbale Kampfansage<br />
Immerhin erschien der neue Innenverteidiger<br />
mit einer nonverbalen<br />
Kampfansage in Monte Castillo. Als<br />
er um 13.36 UhrimMannschaftshotel<br />
von Akaki Gogia in der Lobby<br />
freundlich begrüßt wurde −die beiden<br />
kennen sich seit der Hochzeit<br />
vom ehemaligen Dresdner Profi<br />
Marcel Franke (heute Darmstadt) −<br />
prangte auf der Rückseite seiner roten<br />
Trainingsjacke in großen weißen<br />
Letterndas Wort „Warrior“ −Krieger.<br />
Das bisherige Abwehrduo geht<br />
wohl mit einem Bonus in die zweite<br />
Saisonhälfte,führte es doch nach der<br />
Herbstrunde unangefochten die angesehene<br />
Rangliste des Kicker-<br />
Sportmagazins an: Friedrich auf<br />
zwei, Hübner auf eins. Der letzte<br />
Unioner, der sich derart herausragend<br />
präsentiert hatte, war Toni<br />
Leistner in der Hinrunde 2016/17.<br />
Sieht Nicolai Rapp mit Freude entgegen:<br />
Florian Hübner<br />
MATTHIAS KOCH<br />
„Ich gehe mal davon aus,dass wir<br />
weiter das Vertrauen bekommen<br />
werden“, erklärte Hübner zuversichtlich.<br />
Der 27-Jährige freut sich<br />
aus mehreren Gründen über den Zuwachs<br />
in der Mannschaft. „Wenn die<br />
Qualität im Training hoch ist, hilft<br />
mir das, noch mehr aus mir rauszuholen.<br />
Das hilft auch der ganzen<br />
Mannschaft“, sagte Hübner. Zudem<br />
sei es bei den Zielen des Klubs gut,<br />
immer noch mehr Qualität im Team<br />
zu haben. „Es kann ganz schnell mal<br />
was passieren“, sagte er,„eine Gelbsperreoder<br />
eine Verletzung.“<br />
Der 1,91 m große Abwehrhüne<br />
hat sich für die „Restspielzeit“ noch<br />
einiges vorgenommen: Ein Tor und<br />
zwei Torbeteiligungen sind ihm zu<br />
wenig. „Defensiv kann man uns<br />
nicht viel vorwerfen. Aber nach<br />
vorne geht mit Sicherheit noch<br />
mehr. Gerade bei Standards. Die<br />
können als Waffe in der Zweiten Liga<br />
sehr wichtig sein“, so Hübner. Rapp<br />
hat sich in dieser Kategorie bislang<br />
nicht hervorgetan: ein Torund zwei<br />
Vorlagen in 60 Zweitligaspielen.<br />
„Ich habe alles gegeben“<br />
Bei den Australian Open begeistert Andy Murray bei seinem womöglich letzten Spiel noch einmal die Tennisfans<br />
VonDoris Henkel, Melbourne<br />
Vier Stunden und zehn Minuten<br />
dauerte das vielleicht<br />
letzte Spiel seiner<br />
Karriere, und in diesen 250<br />
Minuten steckte alles, was zu Andy<br />
Murray gehört. Obwohl er in seinen<br />
Bewegungen sichtlich eingeschränkt<br />
war, war ihm kein Wegzuweit, kein<br />
Berg zu hoch und kein Grat zu gefährlich.<br />
Bei seinem angekündigten<br />
Rücktritt vorein paar Tagen hatte der<br />
Schotte gesagt, an manchen Tagen<br />
habe er solche Schmerzen in der<br />
operierten Hüfte, dass er sich kaum<br />
die Socken anziehen könne.Aber an<br />
diesem Abend drückte er mit jeder<br />
Faser seines strapazierten Körpers<br />
aus, dass er vor allem das im Sinn<br />
hatte, was ihn während seiner ganzen<br />
Karriere ausgezeichnet hatte –<br />
den Krug bis zum letzten Tropfen zu<br />
leeren.<br />
Viele hatten befürchtet, gegen einen<br />
starken Spieler wie den Spanier<br />
Roberto Bautista Agut, Nummer 22<br />
der Welt, werde er auf verlorenem<br />
Posten stehen. Aber bei den besonderen<br />
Spielern gibt es keine verlorenen<br />
Posten, und so passte es ins Bild,<br />
dass er gegen den läuferisch deutlich<br />
überlegenen Spanier tatsächlich<br />
fünf Sätze lang durchhielt. Gefeiert<br />
und frenetisch angefeuert vom Publikum<br />
rannte Andy Murray mit unrunden<br />
Bewegungen von Melbourne<br />
bis Buffalo und zurück. Um<br />
eine Ahnung zu haben, wie schwer<br />
die ganze Situation ist, musste man<br />
während des Spiels nur das Gesicht<br />
seines Bruders Jamie anschauen, der<br />
sichtlich mitlitt und ein paar Malden<br />
Tränen nahe zu sein schien.<br />
Eindrucksvolle Karrierebilanz<br />
Vier Sätze wehrte sich Murray mit<br />
ganzer Kraft, im fünften war Roberto<br />
Bautista Agut körperlich einfach zu<br />
überlegen, und man sah das Ende<br />
kommen; als es vorbei war, ging der<br />
Spanier auf die Seite des Schotten<br />
und umarmte ihn. Beim Interview<br />
auf dem Platz und bei einer emotionalen<br />
Video-Botschaft von Kolleginnen<br />
und Kollegen hatte sich Murray<br />
gut im Griff –anders als ein paar Tage<br />
zuvor, als er unter Tränen in einer<br />
Pressekonferenz seinen bevorstehenden<br />
Rücktritt verkündet hatte.In<br />
zwei Sätzen, die alles enthielten,<br />
fasste er die Ereignisse der vier Stunden<br />
und zehn Minuten beim 4:6, 4:6,<br />
Wenn der Körper nicht mehr mitspielt: Andy Murray.<br />
7:6, 7:6, 2:6 in der Melbourne Arena<br />
zusammen: „Falls das hier mein letztes<br />
Spiel war, dann war es ein unglaubliches<br />
Ende. Ich habe alles gegeben.“<br />
Mit den Kommentaren, Reaktionen<br />
und Sympathiebekundungen,<br />
die Andy Murray nach seinem angekündigten<br />
Rücktritt erhalten hatte,<br />
hätte man ein blumiges Poesiealbum<br />
füllen können. Und eswurde<br />
AP/BROWNBILL<br />
sehr deutlich, dass dieser auf den<br />
ersten Blick eher spröde wirkende<br />
Typvon den anderen vor allem wegen<br />
seiner unverstellten, ehrlichen<br />
Art geschätzt wird. Besonders schön<br />
hörte sich das in den sorgsam gewählten<br />
Worten der jungen Japanerin<br />
Naomi Osaka an, die sagte: „Ich<br />
habe das Gefühl, als hätte ich einen<br />
Freund verloren, obwohl er kein<br />
Freund ist. Aber ich habe jemanden<br />
Griff ins Leere<br />
verloren, der ein Freund hätte sein<br />
können.“<br />
Aus dem rein sportlichen Winkel<br />
betrachtet ist Murrays Karriere mit<br />
der eindrucksvollen Bilanz von drei<br />
Grand-Slam-Titeln (US Open 2012,<br />
Wimbledon 2013 und 2016), zwei<br />
olympischen Goldmedaillen und<br />
und einem entscheidenden Beitrag<br />
zum britischen Davis-Cup-Sieg 2015<br />
–und das in einer Äramit so überragenden<br />
Spielern wie Roger Federer,<br />
Rafael Nadal und Novak Djokovic –<br />
aber mindestens ebenso bemerkenswert.<br />
Zwei Optionen bleiben ihm<br />
Als er nach Mitternacht zur Pressekonferenz<br />
erschien, fiel ihm jeder<br />
Schritt schwer,aber er wirkte im Vergleich<br />
zur tränenreichen Ankündigung<br />
seines Rücktritts ein paar Tage<br />
zuvor fast ein wenig erleichtert.<br />
Sollte es wirklich das letzte Spiel seiner<br />
Laufbahn gewesen sein, dann sei<br />
das für ihn in Ordnung, sagte er.Und<br />
wie wird esnun weitergehen? Murraysagte,erhabe<br />
zwei Optionen: Die<br />
eine sei, sich und seinem Körper in<br />
den kommenden viereinhalb bis<br />
fünf Monaten eine Pause zu gönnen<br />
und sich dann auf einen Abschied in<br />
Wimbledon vorzubereiten. „Aber<br />
selbst wenn ich noch mal spielen<br />
will, will ich doch vorallem die Qualität<br />
meines täglichen Lebens verbessern;<br />
ich habe ja bei vielen ganz<br />
normalen Dingen Schmerzen.“<br />
Die andere Möglichkeit sei eine<br />
zweite Operation, und es gebe ja<br />
auch Beispiele von Kollegen, bei denen<br />
das funktioniert habe wie beim<br />
amerikanischen Doppelspezialisten<br />
Bob Bryan. „Aber es gibt keinerlei<br />
Garantie, dass ich danach noch mal<br />
spielen kann, und darüber bin ich<br />
mir total im Klaren. Das ist die Entscheidung,<br />
die ich treffen muss, auf<br />
die Gefahr hin, danach nie mehr<br />
spielen zu können.“<br />
Natürlich würde er all das gern<br />
noch mal erleben, was dazu gehört,<br />
ein großartiger Sportler zu sein: Das<br />
rauschende Adrenalin, die Herausforderung,<br />
die ganz großen Siege.<br />
Aber im Moment sehnt sich Andy<br />
Murray vorallem danach, mit seinen<br />
Töchtern auf dem Rasen rumzutollen,<br />
mit den Hunden spazieren zu<br />
gehen und die verführerischen Alltäglichkeiten<br />
des Lebens genießen<br />
zu können. Das hatte er lange nicht<br />
mehr.<br />
Titelverteidiger Philadelphia scheidet in den Play-offs der NFL früh aus, weil die Magie vergangener Tage ein Ende hat<br />
VonMatti Lieske<br />
Cody Parkey selbst war nicht anwesend<br />
bei der Cody Parkey<br />
Challenge, die eine Brauerei am<br />
Sonnabend in Chicago veranstaltete.<br />
Ein bisschen schade, denn vielleicht<br />
hätte es den Kicker der Chicago Bears<br />
getröstet, dass 101 Kandidaten<br />
ebenso wie Parkey eine Woche zuvor<br />
daran scheiterten, ein Field Goal aus<br />
43 Yards zuerzielen. Beim Versuch<br />
des Profikickers war aber immerhin<br />
die Hand eines Abwehrspielers der<br />
Philadelphia Eagles im Spiel gewesen,<br />
die den Ball an das Gestänge<br />
lenkte und so in letzter Sekunde die<br />
15:16-Niederlage und das Aus der<br />
Bears in den Play-offs der National<br />
Football League (NFL) besiegelte.<br />
Sollte jemand auf die Idee kommen,<br />
in Philadelphia eine Alshon Jeffery<br />
Challenge zu veranstalten, wäre<br />
die Erfolgsquote vermutlich etwas<br />
höher. Gar so schwer war der Ball<br />
nicht zu fangen, den der Wide Receiver<br />
der Eagles am Sonntag bei der<br />
14:20-Niederlage in New Orleans<br />
zwei Minuten vor Schluss durch die<br />
Finger gleiten ließ, genau in die<br />
Hände seines Bewachers Marshon<br />
Lattimore. Umso untypischer der<br />
Fehler des zuverlässigen Ballfängers,<br />
es war erst der dritte Pass,den Jeffery<br />
in der gesamten Spielzeit fallen ließ.<br />
Dummerweise einer, der die Saison<br />
des Titelverteidigers abrupt beendete.<br />
Am Ende war sie wieder dagewesen,<br />
die Magie,welche die Eagles vor<br />
einem Jahr zum Gewinn des Super<br />
Bowl getragen hatte, jene Aura der<br />
Unbesiegbarkeit, welche<br />
die vom Reserve-Quarterback<br />
Nick Foles geführte<br />
Offensive versprühte. Erneut<br />
hatte ein verpasstes<br />
Field Goal des Gegners<br />
Philadelphia in die Karten<br />
gespielt, drei Minuten vor<br />
Ende der Partie bei den<br />
New Orleans Saints bekamen<br />
sie den Ball, und der<br />
Rückstand betrug nur<br />
sechs Punkte. Ein Touchdown plus<br />
Extrapunkt hätte sie ins Conference-<br />
Finale gegen die Los Angeles Rams<br />
gebracht.<br />
Und plötzlich kamen die Pässe<br />
von Foles wieder wie gemalt, so wie<br />
in den ersten Minuten der Partie,als<br />
er die Gastgeber und ihre Fans mit<br />
zwei Touchdown-Pässen zum 14:0 in<br />
einen kurzzeitigen Schockzustand<br />
versetzt hatte.„Ich hatte das Gefühl,<br />
dass das Momentum auf unserer<br />
Seite war“, sagte Coach Doug Pederson<br />
über die Schlussphase, „wir<br />
dachten alle,dass der Zauber weitergehen<br />
würde.“ Doch dann kam der<br />
kurze Pass auf Jeffery, und ein kleiner<br />
Moment der Unkonzentriertheit<br />
machte alles zunichte. „Wir waren<br />
dabei zu gewinnen, und wir haben<br />
uns selbst geschlagen, ehrlich. Ich<br />
habe meine Teamkollegen im Stich<br />
gelassen, die Sache geht<br />
auf mich“, sagte der unglückliche<br />
Receiver, der<br />
mit den Gedanken wohl<br />
schon beim folgenden<br />
Laufweg war, statt auf den<br />
Ball achtzugeben.<br />
GETTY IMAGES/JONATHAN BACHMAN<br />
Alshon Jefferywar allerdings<br />
der Einzige bei den<br />
Der Titel ist weg: Philadelphia Eagles, der<br />
Nick Foles die Ursache der Niederlage<br />
bei dieser Szene suchte,<br />
zumindest öffentlich. Schon als er<br />
nach der Aktion deprimiert amBoden<br />
lag und später,als er wie ein müder<br />
Zombie über den Platz stapfte,<br />
hatten ihn Mitspieler und Gegner zu<br />
trösten versucht, allen voran Coach<br />
Pederson und Spielmacher Foles.<br />
„Ohne ihn wären wir gar nicht hier“,<br />
sagte Tight End Zach Ertz. „Er ist einer<br />
der besten Receiver der Liga.<br />
Fängt er den Ball 99 von 100 Mal?<br />
Yeah! Fängt er ihn 999999 von einer<br />
Million Mal? Yeah! Es ist bitter, dass<br />
es so endet.“<br />
Beendet war durch die Niederlage<br />
im Superdome von New Orleans jedenfalls<br />
der Versuch, das Eagles-<br />
Wunder aus dem Vorjahr zu wiederholen.<br />
Auch damals war Nick Foles<br />
am Ende der Saison für den verletzten<br />
Stamm-Quarterback Carson<br />
Wentz ins Team gekommen, hatte<br />
der Mannschaft neue Energie und<br />
Kreativität verliehen und war<br />
schließlich beim Super-Bowl-Sieg<br />
gegen die NewEngland Patriots zum<br />
besten Spieler des Matches gewählt<br />
worden. Diesmal fehlte den durch<br />
viele Verletzungen geschwächten<br />
Eagles jedoch die Substanz für eine<br />
ähnliche Sensation, und die Niederlage<br />
gegen das beste Team der Saison<br />
war nicht nur logisch, sondern trotz<br />
des späten Aufbäumens auch verdient.<br />
Mit den Saints, deren Quarterback<br />
Drew Brees an diesem Dienstag<br />
40 Jahre alt wird, ihrem Gegner Los<br />
Angeles Rams sowie den New England<br />
Patriots und Kansas City Chiefs<br />
spielen nun die vier topgesetzten<br />
Teams um den Einzug in den Super<br />
Bowl am 3. Februar in Atlanta, was<br />
eher eine Rarität darstellt. Normal<br />
hingegen ist das Scheitern des<br />
Champions.Verteidigt wurde der Titel<br />
zuletzt 2005 von den New England<br />
Patriots.<br />
NACHRICHTEN<br />
Hertha begrüßt Marko<br />
Grujic zurück im Team<br />
FUSSBALL. MarkoGrujic ist nach<br />
einmonatiger Verletzungspause ins<br />
Mannschaftstraining bei Hertha BSC<br />
zurückgekehrt. Coach PalDardai<br />
mahnt Geduld an: „Wir dürfen nicht<br />
den Fehler machen, ihn zu früh reinzuschmeißen.“<br />
Zuletzt hatte er erklärt,<br />
dass Grujic frühestens im zweiten<br />
Rückrundenspiel gegen Schalke<br />
04 am 25. Januar eine Option sei.<br />
Ronnytrainierteinen Monat<br />
bei Siebtligist Berlin United<br />
FUSSBALL. Dereinstige Herthaner<br />
Ronny bekommt bei Berlin United<br />
tatsächlich eine Chance.Von diesem<br />
Dienstag an trainiertder 32 Jahrealte<br />
Brasilianer beim Siebtligisten auf Bewährung<br />
mit. „Wir gehen es vorsichtig<br />
an“, sagte Vereinsboss Stefan<br />
Teichmann. „Wir haben einen Zeithorizont<br />
vonvier Wochen, in denen<br />
er das komplette Vorbereitungstraining<br />
mitmacht.“<br />
Huddersfield trennt sich<br />
von Coach David Wagner<br />
FUSSBALL. David Wagner ist nicht<br />
länger Teammanager des englischen<br />
Erstligisten Huddersfield Town. Wie<br />
das Tabellenschlusslicht der Premier<br />
League am Montag bekannt gab,<br />
wurde der bis 2021 laufende Vertrag<br />
mit dem 47-Jährigen aufgelöst.<br />
Rudolf Molleker scheitert,<br />
Angelique Kerber siegt<br />
TENNIS. Der<strong>Berliner</strong> Rudolf Molleker<br />
hat bei seinem Grand-Slam-Debüt<br />
eine Überraschung in der ersten<br />
Runde der Australian Open verpasst.<br />
Der18-Jährige nahm dem an Position<br />
18 gesetzten Argentinier Diego<br />
Schwartzman beim 1:6, 3:6, 6:4, 0:6<br />
immerhin einen Satz ab.Den einzigen<br />
deutschen Erfolg schaffte am<br />
Auftakttag Angelique Kerber mit<br />
dem 6:2, 6:2 gegen die Slowenin Polona<br />
Hercog.<br />
Weltcup in Ruhpolding trotz<br />
Schneechaos nicht gefährdet<br />
BIATHLON. Doppel-OlympiasiegerinLauraDahlmeier<br />
und Vanessa<br />
Hinz geben nach überstandenen Erkältungen<br />
ihr Comeback. Trotz des<br />
Schneechaos in Teilen Oberbayerns<br />
gehen die Organisatoren davon aus,<br />
dass die Rennen ab Mittwoch wie geplant<br />
starten.<br />
RobertFörstemann meldet<br />
sich aus Krankenhaus<br />
RADSPORT. DerfrühereWeltmeister<br />
RobertFörstemann hat die Operation<br />
nach seinem Sturzbeim Sechstagerennen<br />
in Bremen gut überstanden.<br />
„Nach Angaben der Ärzte ist alles<br />
sehr gut verlaufen“, übermittelte<br />
der 32-Jährige aus dem Aufwachraum.<br />
Er war am Sonnabend mit<br />
etwa 70 Stundenkilometerngestürzt,<br />
die Folgen: ein Schädel-Hirn-<br />
Trauma, eine gebrochene linke<br />
Schulter,ein gebrochenes Schlüsselbein<br />
und zwei gebrochene Rippen.<br />
ZAHLEN<br />
Tennis<br />
Australien Open, 1. Runde<br />
Männer: Chatschanow(Russland/10) -Gojowczyk<br />
(München) 3:6, 6:3, 6:4, 6:3; Schwartzman<br />
(Argentinien/18) -Molleker (Oranienburg) 6:1,<br />
6:3, 4:6, 6:0; Ebden (Australien) -Struff (Warstein)<br />
1:6, 6:4, 6:3, 6:4<br />
Frauen: Kerber (Kiel/2) -Hercog (Slowenien) 6:2,<br />
6:2; Collins (USA) -Görges (Bad Oldesloe/14)<br />
2:6, 7:6 (7:5), 6:4; Begu (Rumänien) -Petkovic<br />
(Darmstadt) 6:7 (3:7), 4:3 Aufgabe
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 – S eite 18 *<br />
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Sport<br />
Eisbären Berlin<br />
In der<br />
Sackgasse<br />
Benedikt Paetzholdt<br />
sieht wenig Hoffnung für<br />
eine Wende zum Guten.<br />
Der Sonntagnachmittag war das<br />
perfekte Abbild dieser Eisbärensaison.<br />
Beim 2:4 inWolfsburggingen<br />
die <strong>Berliner</strong> wieder mal als Verlierer<br />
gegen ein Team vomEis,das in<br />
der Tabelle noch schlechter dasteht<br />
als der schwächelnde Neunte aus<br />
der Hauptstadt. 23 Punkte ließ der<br />
DEL-Rekordmeister, ja, dieser Titel<br />
gilt noch immer, gegen die Mannschaften<br />
liegen, die aktuell auf den<br />
Plätzen zehn bis 14 platziertsind. So<br />
könnte selbst das Notziel Pre-Playoffs<br />
noch in Gefahr geraten, wenn<br />
sich nicht was verändert inder Binnenchemie.Man<br />
könnte auch sagen:<br />
Wenn nicht eine Aufbruchstimmung<br />
erzeugt wird. Vordem letzten Viertel<br />
der Hauptrunde ist die Zeit überreif.<br />
Acht Stammspieler fehlten zuletzt,<br />
die Umstände könnten günstiger<br />
sein. Doch die spielerische Armut<br />
über weite Strecken der Saison<br />
lässt sich damit nicht erklären. Bis<br />
zur Deutschland-Cup-Pause sah es<br />
noch halbwegs freundlich aus, standen<br />
die Eisbären auf einem direkten<br />
Play-off-Platz. Danach offenbarten<br />
sich tiefe Risse.Spieler wie Jens Baxmann<br />
oder Jonas Müller gaben zu<br />
Bedenken, dass die Gegner oft frischer<br />
wirkten. Florian Busch sprach<br />
von „Chaos auf dem Eis“. Taktisch<br />
war nicht mehr zu erkennen, für welches<br />
Eishockey die Eisbären stehen.<br />
Clément Jodoin zu entlassen, war<br />
die logische Folge.Wenn sich Spieler<br />
derart äußern, ist die Autorität des<br />
Trainers längst dahin. Überhaupt<br />
wirkte sein Aufstieg vonUwe Krupps<br />
Assistent zum Cheftrainer wie ein<br />
großes Missverständnis. Menschlich<br />
war der Kanadier angesehen, aber<br />
der Übergang zum Übungsleiter ist<br />
ihm nicht gelungen. Viele Spieler<br />
wirkten nach der Trennung regelrecht<br />
erleichtert.<br />
Nach jetzt zehn Spielen unter<br />
Sportdirektor und Interimstrainer<br />
Stéphane Richer hat sich jedoch<br />
nichts zum Besseren entwickelt, im<br />
Gegenteil. Jodoin sammelte in 29<br />
Spielen 44 Punkte (Schnitt: 1,5), Richer<br />
steht aktuell bei neun Zählern.<br />
Was ihn vor ein großes Dilemma<br />
stellt: Liegt das Problem innerhalb<br />
der Mannschaft, ist es ihm nicht gelungen,<br />
den Kader nach dem knapp<br />
verpassten Meistertitel neu aufzustellen.<br />
Oder fehlt es an dem passenden<br />
Übungsleiter für dieses Ensemble?<br />
Dann ist Richer genauso fehl am<br />
Platz wie Vorgänger Jodoin. Und es<br />
stellt sich erneut die Frage, warum<br />
man Uwe Krupp mit einem neuen<br />
Vertragsolange zappeln ließ, bis dieser<br />
einen Ausweg nach Prag suchte.<br />
Die Lage wirkt hoffnungslos. Es<br />
fehlt ein Spieler,der die anderen mitreißt,<br />
und ein passender Trainer lässt<br />
sich zum jetzigen Zeitpunkt kaum<br />
finden. Oder holt Richer einen alten<br />
Freund aus Hamburger Tagen? Serge<br />
Aubin wurde gerade in Zürich gefeuert.<br />
DieIdeallösung wäredas nicht.<br />
Paul Drux, gezeichnet vom Spiel gegen Russland.<br />
Der erste Kratzer<br />
Das22:22gegen Russlandkönnte für dieDHB-Auswahl bei der Heim-WM nochschwerwiegende Folgen haben<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Die Szenerie in der Arena<br />
am Ostbahnhof erinnerte<br />
am Montagabend<br />
an das abrupte Ende einer<br />
Party, wenn plötzlich keine Musik<br />
mehr ertönt, weil der Nachbar<br />
den Stromstecker gezogen hat und<br />
alle sehr enttäuscht nach Hause trotten.<br />
Russland war genau dieser Partycrasher<br />
für die deutsche Handball-<br />
Nationalmannschaft. Unabhängig<br />
vom Spielverlauf wäre ein Remis gegen<br />
diesen Gegner schon als Enttäuschung<br />
gewertet worden. In diesem<br />
konkreten Fall war das 22:22 besonders<br />
ärgerlich, weil eine Zwei-Tore-<br />
Führung in den letzten beiden Minuten<br />
noch verspielt wurde.<br />
„Es darf nicht passieren, dass wir<br />
das ganzeSpiel über alles in der Hand<br />
haben und in den letzten Minuten<br />
dann alles verkacken“, sagte Kreisläufer<br />
Patrick Wiencek, wohlwissend,<br />
dass die Wirkung dieses Ausrutschers<br />
weit über diesen Abend hinausgehen<br />
kann. Den frühzeitigen Einzug in die<br />
Hauptrunde hat die Mannschaft von<br />
Bundestrainer Christian Prokop nicht<br />
nur verpasst. Es braucht gegen Weltmeister<br />
Frankreich am Dienstagab<br />
(20.30 Uhr) nun schon mindestens einen<br />
Punkt, um sich nicht frühzeitig<br />
die Perspektiven auf das Halbfinale in<br />
diesem Turnier zu verbauen. Dieersten<br />
drei Teams je Gruppe machen<br />
den nächsten Schritt, die Punkte gegen<br />
die weiteren qualifizierten Teams<br />
werden mitgenommen. „Das war ein<br />
verlorener Punkt“, sagte Paul Drux.<br />
DemRückraumspieler der Füchse<br />
Berlin kam dabei eine ganz entscheidende<br />
Rolle zu in den letzten dramatischen<br />
Minuten. Beim Stand von<br />
21:20 leistete er sich einen fatalen<br />
Fehlpass in die Hände von Dimitri<br />
Schitnikow, der dieses Spiel zum ersten<br />
Mal seit der 26. Minute ausgleichen<br />
konnte. Schon jetzt herrschte<br />
kurz Kater, der sich aber noch mal<br />
löste, als Fabian Böhm 51 Sekunden<br />
vor dem Schluss erneut die deutsche<br />
Führung warf. Doch es gelang nicht,<br />
das Tor zu verbarrikadieren. Sergej<br />
Kosorotow war verantwortlich dafür,<br />
dass die Russen anschließend begeistert<br />
imKreis tanzten und die Deutschen<br />
geknickt die Ehrenrunde liefen.<br />
„Das ist ein kleiner Schockmoment,<br />
den wir schnell aus den Köpfen<br />
bekommen müssen“, sagte Hendrik<br />
Pekeler.<br />
Es war durchweg das erwartet<br />
zähe Spiel gegen eine russische<br />
Mannschaft, die vor allem in Form<br />
von Linksaußen Timur Dibirow offensiv<br />
verteidigteund die Deutschen<br />
damit sichtlich nervte. ImVergleich<br />
zu den bisherigen beiden Spielen gegen<br />
Korea (30:19) und Brasilien<br />
(34:21) brauchte es mehr Varianten,<br />
um zum Wurf zu kommen. Mehr als<br />
zwei Tore Vorsprung konnten sich<br />
die Gastgeber schon in der ersten<br />
Halbzeit nicht herausspielen. Insge-<br />
„Heute dürfen wir uns ärgern. Das Schöne an<br />
diesem Turnier ist aber, dass wir es binnen<br />
24 Stunden besser machen können mit dem<br />
tollen Publikum.“<br />
Christian Prokop<br />
richtet den Blick nach vorne, auf das vierte Gruppenspiel gegen Weltmeister Frankreich.<br />
samt wirkten viele Aktionen zu hektisch.<br />
Torhüter Andreas Wolff konnte<br />
nicht ganz so viele Würfe entschärfen,<br />
wie er es von sich selbst erwartet.<br />
Dennoch entwickelten sich vor<br />
der Pause wieder die Emotionen, die<br />
bislang so typisch sind für dieses<br />
Turnier. Rechtsaußen Patrick<br />
Groetzki warf das 11:10. Dann landete<br />
ein russischer Siebenmeter am<br />
Pfosten, was Silvio Heinevetter, der<br />
nur für zwei Würfe auf der Platte<br />
stand, kurzzeitig Heldenstatus verlieh.<br />
Und dann vollendete Hendrik<br />
GRUPPE A GRUPPE B GRUPPE C<br />
IMAGO/SCHÜLER<br />
Pekeler einen typischen Fabian-<br />
Wiede-Angriff, in dem der <strong>Berliner</strong><br />
den Ball über die Schulter abrollte,<br />
den der Kreisläufer aufnahm und<br />
verwandelte. Nun dröhnte die Halle<br />
auf voller Kraft.<br />
Früh kam die Gastgebermannschaft<br />
dann auch wieder aus der Kabine<br />
und wollte genau diesen<br />
Schwung aufnehmen. Aber dieses<br />
Spiel blieb ausgeglichen. Mal führte<br />
Deutschland sogar mit vier, dann<br />
kämpfte sich Russland wieder ran. In<br />
einigen Szenen, die vorentscheidend<br />
hätten sein können, fehlte die Konzentration.Wolff<br />
hatte nun zwar wieder<br />
einige dieser Momente, als er<br />
sich wie eine undurchlässige Wand<br />
aufbaute und nicht zu bezwingen<br />
war. Aber auch der russische<br />
Schlussmann Victor Kireew lieferte<br />
einen sehr achtbaren Arbeitstag ab<br />
und hielt sein Team damit im Spiel<br />
und im Turnier.<br />
In den Stunden bis zum Gipfeltreffen<br />
mit Frankreich, das nun also<br />
ein vorgezogenes Endspiel darstellt,<br />
sind nun die Motivationskünste gefragt.<br />
„Heute dürfen wir uns ärgern“,<br />
sagte Prokop. „Das Schöne an diesem<br />
Turnier ist aber,dass wir es binnen<br />
24 Stunden besser machen können<br />
mit dem tollen Publikum.“ Vorausgesetzt,<br />
es zieht ihm nicht mitten<br />
im Höhepunkt der Partyden Stecker.<br />
Benedikt Paetzholdt<br />
fühlte sich an ein jähes Partyende<br />
erinnert.<br />
GRUPPE D<br />
Millionen<br />
für die<br />
WM<br />
Handball-Bund erwartet<br />
siebenstelligen Gewinn<br />
Der Deutsche Handballbund<br />
(DHB) erwartet bei der derzeit<br />
laufenden Heim-Weltmeisterschaft<br />
einen Rekordgewinn in Millionenhöhe.<br />
„Nach derzeitigem Stand gehen<br />
wir von einem finanziellen Gewinn<br />
in siebenstelliger Höhe aus,<br />
den wir für die Weiterentwicklung<br />
unserer Sportart einsetzen können<br />
und werden“, sagte DHB-Vorstandschef<br />
Mark Schober dem Fachmagazin<br />
Handballwoche.<br />
DieGewinne werden allein durch<br />
den Ticketverkauf und die Kooperation<br />
mit nationalen Sponsoren erlöst,<br />
da die kompletten Marketingrechte<br />
beim Weltverband IHF liegen.<br />
Der Gesamtumsatz bei der erstmals<br />
in zwei Ländernausgetragenen Endrunde<br />
beläuft sich auf rund 25 Millionen<br />
Euro. Der DHB rechnet mit<br />
etwa 15 Millionen Euro, Co-Gastgeber<br />
Dänemark setzt rund zehn Millionen<br />
Euro um.<br />
Nachdem das Eröffnungsspiel in<br />
Berlin stattfand, steigt das WM-Finale<br />
am 27. Januar im dänischen<br />
Herning. Kritik an dieser Regelung<br />
äußerte der ehemalige DHB-Präsident<br />
Ulrich Strombach. „Ich freue<br />
mich sehr auf diese WM, denn sie ist<br />
für den DHB und die deutsche<br />
Mannschaft eine große Chance.Eins<br />
kann ich allerdings nicht verstehen:<br />
Wenn Deutschland und Dänemark<br />
gemeinsam diese WM ausrichten,<br />
dann kann das Endspiel nicht in Dänemark<br />
stattfinden“, sagte Strombach.<br />
Vomsportlichen Erfolg abhängig<br />
Ungeachtet der Kritik am Spielplan<br />
sind es vor allem die Darbietungen,<br />
der deutschen Mannschaft, die über<br />
den Erfolg des Turniers mit entscheiden.<br />
WeitereTopleistungen der würden<br />
die WM-Euphorie und damit<br />
womöglich auch die finanziellen Erträge<br />
weiter erhöhen. DasTeam von<br />
Bundestrainer Christian Prokop ist<br />
nach zwei Siegen zum Auftakt gegen<br />
Korea und Brasilien nun stark gefordert.<br />
Erst stehtamMontag ein Duell<br />
mit Russland (nach Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe) an, bevor es<br />
bereits an diesem Dienstagabend<br />
später zum Duell mit Frankreich<br />
(20.30 Uhr/ZDF) kommt. Nach einem<br />
Ruhetag kommt es zum abschließenden<br />
Gruppenduell mit der<br />
AuswahlSerbiens.<br />
Der sportliche Erfolg war vor<br />
zwölf Jahren derSchlüssel zum wirtschaftlichen<br />
Erfolg der Weltmeisterschaft<br />
in Deutschland. Damals zog<br />
der DHB eine positive Bilanz mit einem<br />
Gewinn von 750 000 Euro. Das<br />
Budget belif sich auf insgesamt 9,6<br />
Millionen Euro.Der Verband verwies<br />
damals darauf, dass dieWeltmeisterschaft<br />
ohne einen einzigen Euro aus<br />
öffentlichen Mitteln finanziert worden<br />
sei. Den Spielern sei sogar noch<br />
eine Prämie gezahlt worden. „Dieses<br />
Ergebnis ist nicht hoch genug einzuschätzen.“<br />
Strombach sprach vomfinanziellen<br />
Gewinn. (BLZ)<br />
Berlin<br />
Serbien −Brasilien 22:24<br />
Russland −Deutschland 22:22<br />
Frankreich−Korea 34:23<br />
München<br />
Island −Bahrain 36:18<br />
Kroatien −Mazedonien 31:22<br />
Spanien−Japan 26:22<br />
Herning<br />
Tunesien −Chile 36:30<br />
Norwegen −Österreich 34:24<br />
Dänemark−Saudi-Arabien 34:22<br />
Kopenhagen<br />
Ungarn−Katar 32:26<br />
Argentinien−Ägypten 20:22<br />
Schweden−Angola 37:19<br />
Unter Interimstrainer Stéphane Richer<br />
wurde nichts besser.<br />
IMAGO/JAN HUEBNER<br />
1 Frankreich 3 90: 66 6: 0<br />
2 Deutschland 3 86: 62 5: 1<br />
3 Russland 3 86: 79 4: 2<br />
4 Brasilien 3 67: 80 2: 4<br />
5 Serbien 3 73: 86 1: 5<br />
6 Korea 3 69: 98 0: 6<br />
Nächste Spiele:<br />
Russland −Brasilien Di., 15.30<br />
Korea −Serbien Di., 18.00<br />
Deutschland −Frankreich Di., 20.30<br />
Brasilien−Korea Do., 15.30<br />
Deutschland −Serbien Do., 18.00<br />
Frankreich−Russland Do., 20.30<br />
1 Kroatien 3 97: 67 6: 0<br />
2 Spanien 3 91: 70 6: 0<br />
3 Mazedonien 3 88: 83 4: 2<br />
4 Island 3 88: 81 2: 4<br />
5 Japan 3 78: 99 0: 6<br />
6 Bahrain 3 64: 97 0: 6<br />
Nächste Spiele:<br />
Japan −Island Mi., 15.30<br />
Kroatien −Bahrain Mi., 18.00<br />
Mazedonien −Spanien Mi., 20.30<br />
Bahrain −Japan Do., 15.30<br />
Mazedonien −Island Do., 18.00<br />
Spanien−Kroatien Do., 20.30<br />
1 Dänemark 3 109: 60 6: 0<br />
2 Norwegen 3 108: 69 6: 0<br />
3 Österreich 3 77: 88 2: 4<br />
4 Tunesien 3 82: 100 2: 4<br />
5 Chile 3 78: 99 2: 4<br />
6 Saudi-Arabien 3 65: 103 0: 6<br />
Nächste Spiele:<br />
Saudi-Arabien −Tunesien Di., 16.15<br />
Norwegen−Chile Di., 18.30<br />
Österreich −Dänemark Di., 20.45<br />
Chile−Saudi-Arabien Do., 15.00<br />
Österreich −Tunesien Do., 17.30<br />
Dänemark−Norwegen Do., 20.15<br />
1 Schweden 3 95: 59 6: 0<br />
2 Ungarn 3 91: 75 5: 1<br />
3 Katar 3 77: 79 2: 4<br />
4 Ägypten 3 69: 75 2: 4<br />
5 Angola 3 67: 94 2: 4<br />
6 Argentinien 3 61: 78 1: 5<br />
Nächste Spiele:<br />
Angola−Argentinien Mi., 15.30<br />
Ungarn−Ägypten Mi., 18.00<br />
Katar−Schweden Mi., 20.30<br />
Ägypten −Angola Do., 15.30<br />
Katar−Argentinien Do., 18.00<br />
Schweden−Ungarn Do., 20.30<br />
Prämierte Weltmeister:Dominik Klein<br />
und Michael Kraus<br />
IMAGO
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 – S eite 19<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Beat Furrers Oper<br />
„Violetter Schnee“ an<br />
der Staatsoper<br />
Seite 21<br />
„Eine Bluse kostete locker zwei Monatsmieten warm.“<br />
Birgit Walter über eine Ausstellung von Modegrafiken aus der DDR Seite 20<br />
Kulturkampf<br />
Ist es zu laut,<br />
bist du zu alt<br />
PetraKohse<br />
wartet auf künstlerische Beiträgevon<br />
rechts<br />
Den Reflex, dass man das, was<br />
man nicht mag, gern weghaben,<br />
am liebsten verboten sehen<br />
würde, kennt wohl jeder. Laute Musik<br />
von nebenan zum Beispiel. Aber<br />
die Tatsache,dass ein anderer genau<br />
das eben besonders mag, verschafft<br />
diesem durchaus Rechte zu bestimmten<br />
Zeiten des Tages. Und<br />
manchmal helfen auch Argumente –<br />
wie die Postkarte, die meine Tochter<br />
neben ihrer Zimmertür angebracht<br />
hat: „Ist es zu laut, bist du zu alt.“<br />
Die AfD mag die „Ideologie des<br />
Multikulturalismus“ (Grundsatzprogramm)<br />
nicht. Vorallem nicht, wenn<br />
sie in öffentlich finanzierten Theatern<br />
vertreten wird. Das ist bekannt,<br />
aber die Deutsche Presseagentur hat<br />
es jetzt noch einmal aus dem Munde<br />
des AfD-Kulturpolitikers Marc Jongen<br />
kolportiert, und tatsächlich lassen<br />
die Wadenbisse von AfD-Seite<br />
gegen die im Grundgesetz verankerte<br />
Deutungshoheit auf öffentlichen<br />
Bühnen durch die dort arbeitenden<br />
Künstler ja nicht nach. Umgekehrt<br />
haben sich etliche Bühnen<br />
bereits der „Erklärung der Vielen“<br />
angeschlossen, die sich dem Dialog<br />
mit Rechten prinzipiell verweigert,<br />
was als Selbstschutz verständlich ist,<br />
aber den demokratischen Umgang<br />
mit Andersdenkenden auch nicht<br />
gerade –trainiert, sagen wir mal.<br />
So bleibt es ein Monologisieren,<br />
wenn Jongen sich beklagt, „das politische<br />
Theater maße sich an, die moralisch<br />
zulässigen Antworten auf<br />
komplexe gesellschaftliche Debatten<br />
zu kennen. Werdiese Antworten<br />
nicht teile,dem werdeauf der Bühne<br />
der ’Schauprozess’gemacht“ .Wobei<br />
es den Rechten ja freisteht, mit eigener<br />
Kunst nach vorn zu treten, sich<br />
um Fördermittel zu bewerben und<br />
die alternativen Ansätzetheatralisch<br />
zur Diskussion zu stellen. Na,<br />
kommt da mal was? Undwenn nicht<br />
– woran könnte das liegen? Dass<br />
Kunst nicht aus Enge und Vorgabe,<br />
sondern aus Öffnung und Möglichkeit<br />
entsteht vielleicht? Der Kulturkampf:<br />
eine Neiddebatte. Ist es zu<br />
bunt, bist du zu –blind?<br />
Fahrenheit 11/9“, Michael<br />
Moores neuer Film, hat eine<br />
große Schwäche, die zugleich<br />
seine Stärke ist: Es<br />
gibt nichts mehr zu beweisen. Was<br />
gibt es noch zu sagen über Donald<br />
Trump und seine Schandtaten, die<br />
allesamt bekannt sind, beging er sie<br />
doch in aller Öffentlichkeit? DerTitel<br />
bezieht sich auf den Oscar-Gewinner<br />
„Fahrenheit 9/11“, sein erfolgreichster<br />
und umstrittenster Film,<br />
ein Frontalangriff auf die Bush-Administration.<br />
Im Vergleich dazu ist<br />
das neueWerk geradezu nüchternim<br />
Ton, um nicht zu sagen: ernüchtert.<br />
Wobei eine heimlich Spitzejederzeit<br />
mitschwingt: Michael Moore, angefeindet<br />
von Rechten wie Linken, geschmäht<br />
als Polemiker und Agitator,<br />
der Trottel vomDienst, war einer der<br />
wenigen, die Trumps Wahlsieg vorausgesagt<br />
haben. Weshalb er nun<br />
mit einiger Autorität fragen kann:<br />
„How the fuck did this happen?“ Wie<br />
konnten wir das geschehen lassen?<br />
Der Dokumentarfilmer listet<br />
noch einmal alles auf: Trumps große<br />
und kleine Lügen, die Ausfälle gegen<br />
Migranten, den unverhohlenen Sexismus.Erhat<br />
diesmal kaum eigenes<br />
Material beigesteuert und präsentiert<br />
mit einiger Unlust, was das<br />
amerikanische Publikum schon aus<br />
dem Fernsehen kennt. In einer großartigen,<br />
haarsträubenden Montage<br />
demonstriert erTrumps jahrelange<br />
Vorführung von Tochter Ivanka als<br />
väterliches Lustobjekt. Doch der<br />
Präsident steht gar nicht im Mittelpunkt.<br />
Moores eigentlicher Angriff<br />
gilt dem demokratischen Establishment.<br />
Er zitiert Umfragen, nach denen<br />
eine breite Mehrheit der Amerikaner<br />
progressive Einstellungen<br />
hegt. Dennoch erhielt Hillary Clinton<br />
den Vorzug vor dem linken Bernie<br />
Sanders.<br />
Der neue Film erschien in den<br />
USA vorden Midterm-Wahlen, doch<br />
Moores Vertrauen indas wichtigste<br />
demokratische Instrument ist aufgebraucht.<br />
Stattdessen setzt er viel<br />
Hoffnung auf die neuen progressivenBewegungen:<br />
Black Lives Matter,<br />
die Schülerdemonstrationen für<br />
striktereWaffengesetze, ein in beeindruckenden<br />
Bildern gezeigter Lehrerstreik.<br />
Doch wo führen all die<br />
schönen Proteste hin, wenn die Sache<br />
ausgeht wie in Flint, Michigan?<br />
Hier, inMoores Heimatstadt, droht<br />
der Film fast auseinanderzufallen. Es<br />
geht um einen massiven Umweltskandal.<br />
Für ein unsinniges Pipeline-Projekt<br />
wurden die riesigen<br />
Trinkwasservorräte des nahen Huron-Sees<br />
umgeleitet und die ärmsten<br />
Stadtviertel stattdessen mit dem<br />
Dieses Land<br />
macht<br />
einen verrückt<br />
Ratlos, aber in guter Form: Michael Moore<br />
fragt in „Fahrenheit 11/9“ nach den<br />
Gründen für die Katastrophe Trump<br />
VonPhilipp Bühler<br />
Bilder,die man kennt und satt hat, aber braucht ... WELTKINO (3)<br />
Wasser des dreckigen Flint River versorgt.<br />
Es kam zu Bleivergiftungen<br />
unter Erwachsenen und Kindern. In<br />
einem fürchterlichen Auftritt sieht<br />
man Präsident Obama, der scherzhaft<br />
ein Glas Wasser an die Lippen<br />
führt, um die Sache für geregelt zu<br />
erklären. Sieist es bis heute nicht.<br />
Doch wo will Moore hin? Man<br />
braucht etwas Geduld mit diesem<br />
disparaten Film, der anders als<br />
„Bowling for Columbine“ oder „Sicko“<br />
kein fest umrissenes Thema<br />
hat. Aber natürlich ergibt alles am<br />
Ende Sinn. Rick Snyder, der Gouverneur<br />
von Michigan, sicherte die<br />
Macht der Energiekonzerne über<br />
Flint durch eine Notstandsverordnung,<br />
mit der er die eigene Regierung<br />
lahmlegte –Vorbild für seinen<br />
Kumpel Trump. Enttäuscht vonObamas<br />
Regierung, blieben die Menschen<br />
den Wahlen fern.Das passiert,<br />
folgert Moore durchaus schlüssig,<br />
wenn man den Leuten über Jahre<br />
nicht zuhört und ihre Belange missachtet.<br />
Seine beharrlichen Spitzen<br />
gegen liberale Medien wie die New<br />
York Times sagen dasselbe mit einer<br />
durchaus persönlichen Note. Man<br />
kann, insinuiert Moore wiederum<br />
sehr unterschwellig, seine Sicht der<br />
Dinge für Populismus halten. Aber<br />
dann bekommt man halt Trump.<br />
Wie viel Selbstgerechtigkeit kann<br />
sich ein Filmemacher leisten, den<br />
auch der Alt-Right-Vordenker Steve<br />
Bannon als „Meister seiner Kunst“<br />
bezeichnet? Moore weiß um seine<br />
Angreifbarkeit, bringt das Zitat und<br />
setzt mit einem überzogenen<br />
Trump-Hitler-Vergleich noch einen<br />
obendrauf. Genaugenommen lässt<br />
er seinen Film implodieren, in einer<br />
Mischung aus Ratlosigkeit und verzweifeltem<br />
Aufruf zur Aktion, die<br />
nicht ohne Humor ist und seiner alten<br />
Leier einen völlig neuen Sound<br />
verleiht. Dieses Land, hatman alsFazit,<br />
macht einenverrückt.<br />
In den USA hat erdamit die mitunter<br />
besten Kritiken seiner Karriere<br />
eingefahren, allerdings auch das<br />
schlechteste Einspielergebnis. Wobei<br />
sein realistischerweise begrenztes<br />
Publikum vermutlich weniger<br />
ihnsatthat als denMannimWeißen<br />
Haus, dem man nicht auch noch im<br />
Kino begegnen will. Michael Moore<br />
predigt trotzdem weiter und gleicht<br />
darinimmer mehr einemFolksänger<br />
als einem Dokumentarfilmer, der er<br />
vielleicht nie war. Seine Lieder sind<br />
traurig, aber es lohnt sich immer<br />
noch zuzuhören.<br />
Fahrenheit11/9 Dokumentarfilm,<br />
USA 2018 Buch undRegie:Michael Moore.<br />
128Min., Farbe, FSKab6.<br />
NACHRICHTEN<br />
Critics’ Choice Awards<br />
in Los Angeles vergeben<br />
Dasmexikanische Filmdrama<br />
„Roma“ vonAlfonso Cuarón wurde<br />
bei den Critics' Choice Awards in Los<br />
Angeles gleich vierfach ausgezeichnet,<br />
unter anderem als bester Film<br />
und bester nicht-englischsprachiger<br />
Film. Cuarón erhielt den Preis für die<br />
beste Regie.InzweiSchauspiel-Kategorien<br />
gab es indessen geteilte<br />
Preise: Lady Gaga und Glenn Close<br />
gewannen die Auszeichnung als<br />
beste Schauspielerin in einem Film,<br />
Amy Adams und Patricia Arquette<br />
wurden als beste Schauspielerin in<br />
einer Kurzserie oder einem TV-Film<br />
ausgezeichnet. DieJurywirdvon<br />
über 300 Kritikernaus den USA und<br />
Kanada gebildet. (dpa)<br />
Tänzer Sergej Polunin von<br />
Pariser Oper ausgeladen<br />
Deraus der Ukraine stammende,inzwischen<br />
russische Ballett-Star Sergej<br />
Polunin gilt als„Enfant Terrible“ –<br />
nun hat er es sich mit der Pariser<br />
Oper verscherzt. Nach Lob für den<br />
russischen Präsidenten Wladimir<br />
Putin und abfälligen Äußerungen<br />
über dicke Menschen lud das Opernhaus<br />
den 29-Jährigen aus.Ersollte<br />
im Februar in „Schwanensee“ tanzen.<br />
DiePariser Oper erklärte,die<br />
„öffentlichen Äußerungen“ Polunins<br />
seien nicht mit den Werten des Hauses<br />
vereinbar. (AFP)<br />
Stephen King rettet lokale<br />
Buchrezensionen in Maine<br />
PerTwitter-Kampagne hat der US-<br />
Autor Stephen King die Fortsetzung<br />
vonregionalen Buchrezensionen in<br />
seiner Lokalzeitung gesichert. Der<br />
im US-Bundesstaat Maine erscheinende<br />
Portland Press Herald hatte<br />
angekündigt, seine spezielle Rubrik<br />
für Besprechungen vonBüchern<br />
über Maine oder vonAutoren aus<br />
Maine abzuschaffen. Autor King, der<br />
in Maine lebt, rief daraufhin seine<br />
mehr als fünf Millionen Twitter-Fans<br />
zum Widerstand auf. Die<strong>Zeitung</strong><br />
machte ein Angebot:Wenn 100 Menschen<br />
ein Digitalabonnement abschlössen,<br />
werdedie Rubrik nicht<br />
abgeschafft. In den darauf folgenden<br />
48 Stunden meldeten sich mehr als<br />
200 neue Abonnenten.(dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Schubladen<br />
Da könnte ja<br />
jeder kommen<br />
VonRuth Herzberg<br />
Ich erzähle ihm von meiner Romanidee.<br />
Großer Fehler. Erfindet die gut und hat<br />
auch gleich Ideen dazu. Ich nicke betont<br />
geistesabwesend vor mich hin, aber er hört<br />
nicht auf. Anscheinend habe ich ihn inspiriert.<br />
Ichkann mir jetzt aber nicht mehr vorstellen,<br />
mit dem Romanschreiben anzufangen,<br />
bzw. jemals wieder einen zusammenhängenden<br />
Satz zu schreiben, wenn er sich<br />
weiter so inspiriertgibt. Weil er mich wütend<br />
macht, sage ich, dass ich seine Ideen nicht<br />
brauche,erkein Künstler sei und nicht literarisch<br />
schreiben würde.<br />
Er meint, doch, er würde auch bald eine<br />
Novelle schreiben. Ich sage, das sei das<br />
Schlimmste am Schreiben: Dass jeder behauptet,<br />
er würde es auch können. Aber<br />
Schreiben sei doch ein komplexes Metier,<br />
das man beherrschen müsse, das man nicht<br />
von einem auf den anderen Tagerlerne. Ich<br />
schriebe seit über drei Jahrzehnten regelmäßig<br />
und er eben nicht. Daskönne man nicht<br />
einfach so aufholen. Außerdem sei ich, wie<br />
gesagt, Künstler und er nicht.<br />
Ha, Künstler! ruft er. Das sei doch ein absurdes<br />
Konzept. Jeder Mensch könne Künstler<br />
sein, ich solle mich nicht lächerlich machen.<br />
Aha, sage ich und senke die Stimme.<br />
Wieerdenn beschreiben würde,was ich mache.Wenn<br />
das für ihn keine Kunst sei, wie er<br />
das denn sonst nennen würde? Er druckst<br />
herum. Ihmfällt keinWort ein. Ichhake nach<br />
und nach und nach. „Du bist eine kluge<br />
Frau“, sagt er schließlich, “Warum brauchst<br />
du solche Schubladen?“<br />
Ichbrauche sie,weil ich sonst einfach ein<br />
Sozialfall mit zu viel Kindern wäre, aber als<br />
Autorin, als freie Autorin bin ich das nicht.<br />
GERO DESCYK<br />
Ich sollte eine Geschichte über eine Schriftstellerin<br />
schreiben, in deren Umfeld plötzlich<br />
jeder zum Schriftsteller wird, weil alle<br />
denken, sie könnten auch, was sie kann.<br />
Sie verliert ihre Identität und wird Supermarktkassiererin.<br />
Dann sind aber die Supermarktkassiererinnen<br />
beleidigt, weil die das<br />
schon seit Jahrzehnten machen und jetzt<br />
kommt sie an und glaubt, sie könne damit<br />
einfach mal so nebenbei anfangen, um sich<br />
was dazuzuverdienen. Daraufhin geraten die<br />
Supermarktkassiererinnen in eine Identitätskrise<br />
und werden Astrophysikerinnen<br />
usw.<br />
Als ich eines Tages Fotos vonmir brauche,<br />
bitte ich meinen Mann darum, mich zu fotografieren.<br />
Er soll mich einfach nur gerade vor<br />
der weißen Wand im Kinderzimmer fotografieren.<br />
Er will schon wieder Kunst machen.<br />
Er fotografiertmich vonschräg oben, schräg<br />
unten, schräg links und schräg rechts. Ich<br />
ziehe an meiner Zigarette, (ja ich rauche im<br />
Kinderzimmer für das Foto!), blicke durch<br />
die Gläser der intellektuellen Hipster-Hornbrille,die<br />
ich mir extrafür das Bild aufgesetzt<br />
habe und schreie ihn an: “Gerade! Gerade!“<br />
Meine Schwester ist Fotografin, und als<br />
sie hört, dass mein Mann mich fotografieren<br />
sollte, ist sie beleidigt. Ja ja, jeder glaubt, er<br />
könnte Fotograf sein, sagt sie,dabei habe sie<br />
das studiert. Fotografie sei ein komplexes<br />
Metier, das man beherrschen müsse und<br />
nicht einfach so voneinem Tagauf den anderenerlerne.<br />
Wir gehen auf den Parkplatz vor ihrem<br />
Haus,sie stellt mich voreine Wand und fotografiertmich.<br />
Dann stellt sie fest, dass sie vergessen<br />
hat, den Film einzulegen. Mirreichts.<br />
Ich will kein Künstler mehr sein und mit<br />
Künstlern auch nichts mehr zu tun haben.<br />
Nur noch geradeaus schauen. Das ist kompliziertgenug.
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
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Feuilleton<br />
UlrikeVogt: Abendmode VHB Exquisit 1989 ULRIKE VOGT Eva Mücke: Figurine in kubistischem Stil 1986<br />
EVA MÜCKE Sabine Zache: Plakat Kaufhaus Magnet 1969<br />
SABINE ZACHE Karin Stark: Strickensemble Kombinat Textima 1988 KARIN STARK<br />
Selbst einen Lagerfeld hätten sie kollektiviert<br />
Zwischen Schein und Sein: Nach 30 Jahren gibt es die erste Ausstellung über Mode in der DDR<br />
VonBirgit Walter<br />
Einen Satz hörtman wiederholt<br />
an diesem Abend:<br />
Würde ich sofort anziehen.<br />
Das ist bemerkenswert, da<br />
die Gäste dieser Vernissage ohnehin<br />
ungewöhnlich gut gekleidet sind.<br />
Also nirgends wurstige Leggins auf<br />
strammen Schenkeln zu Stepp-Anoraks.<br />
Stattdessen Stilsicherheit und<br />
Individualität vom Haarschnitt bis<br />
zum Silber-Absatz: witzige Hüte,<br />
wallende Mäntel, blitzende Spitze,<br />
feine Schuhe und natürlich viel<br />
Schwarz –ein Mode-Event eben. Es<br />
blickt zurück in die Vergangenheit,<br />
zeigt Mode aus der DDR.<br />
Und erstmals geht es nicht um<br />
eine Schau der zugehörigen Fotografen,<br />
die sich in zahllosen Ausstellungen<br />
und prächtigen Bildbänden<br />
schon ausführlich präsentieren und<br />
mit etwas Verspätung auch am<br />
Kunstmarkt etablieren konnten. Natürlich<br />
sind sie hier auch vertreten –<br />
Sibylle Bergemann, Arno Fischer,<br />
Ute Mahler, Roger Melis und Günter<br />
Rössler – schließlich entwickelten<br />
auch sie ihren Ruhm mit der Modefotografie.<br />
Aber kein Mensch kennt<br />
die Designerinnen, von denen diese<br />
Mode stammt. Waren sie den Fotografen<br />
etwa nicht ebenbürtig? Allenfalls<br />
Insider können die Namen einordnen<br />
–Claudia Engelbrecht, Carola<br />
Bellach, Eva Mücke, Johanna<br />
Musiolek, Ulla Stefke, Ulrike Vogt,<br />
Karin Stark. Die Liste der prägendsten<br />
Vertreterinnen fällt drei Mal so<br />
lang aus.<br />
Ihre Arbeiten zeigt nun die Ausstellung<br />
„Zwischen Schein und Sein.<br />
Modegrafik in der DDR 1960–1989“<br />
in den Reinbeckhallen in Oberschöneweide.<br />
Die Designerin und Kuratorin<br />
UteLindner,selbst mit eigenen<br />
Grafiken vertreten, sagt: „Anonymität<br />
war gewollt. Wir produzierten ja<br />
im Team, da sollten sich die Kreativennicht<br />
herausstellen.“<br />
Tragbar,also alltagstauglich<br />
Ja, die DDR hätte selbst einen Karl<br />
Lagerfeld versucht, zu kollektivieren.<br />
Glück gehabt, der Weltstar aus Hamburg.<br />
Aber nun, in dieser riesigen<br />
Ausstellungshalle, die großformatigen<br />
Grafiken und Fotografien als<br />
Aufsteller in der Mitte des Raums,<br />
zeigt sich die eigentliche Wucht dieser<br />
untergegangenen Modewelt. Die<br />
hat sich zuvor niemand wirklich bewusst<br />
gemacht. Verführerisch sieht<br />
diese Kleidung aus, kaufen hätte<br />
man sie wollen –dazu später im Text.<br />
Natürlich orientierten sich die<br />
Modemacher in der DDR wie die in<br />
aller Welt an Parisund Mailand. Aber<br />
wenn sich denn eine eigene DDR-<br />
Modelinie entwickelt haben sollte,<br />
dann zeichnete sie sich durch Tragbarkeit<br />
aus. Alltagstauglichkeit zeigt<br />
sich schon an den Arbeiten aus den<br />
Sechzigern, die keine Kleidung für<br />
Hausfrauen und Models sein sollte,<br />
sondern für berufstätige, selbstbestimmte<br />
Frauen. Die sieht man bei<br />
der Arbeit oder im Café. Wichtig war<br />
die Verbindung von Design und<br />
Funktionalität, die sportlich-elegante<br />
Mode sollte außerdem langlebig,<br />
zeitlos und kombinierbar sein,<br />
sagt Ute Lindner, inden Achtzigern<br />
Meisterschülerin mit Paris-Erfahrung<br />
an der Kunsthochschule Weißensee.<br />
An ihren und anderen Arbeiten<br />
aus dieser Zeit erkennt man, dass die<br />
Designerinnen längst nicht mehr<br />
nur Ideen für Kleider vorlegten. Irgendwann<br />
hatten sich aus den Entwürfen<br />
insbesondere ander Hochschule<br />
eigenständige, vom Gegenstand<br />
unabhängige Kunstwerke diverser<br />
Stile entwickelt. Expressive<br />
Collagen, Materialmix-Studien,<br />
Farb-Impressionen und stilisierte<br />
Porträts sind hier ausgestellt. Alles<br />
zum ersten Mal, denn nicht mal die<br />
Zeitschrift Sibylle druckte solche frei<br />
schwebenden Grafiken. Ohnehin<br />
führte jede Veröffentlichung nur zu<br />
unliebsamen Nachfragen: Wo gibt es<br />
das zu kaufen? Ja wo?<br />
Ausden 60er-Jahren hat die Kuratorin<br />
bei ihrer akribischen Suche<br />
nach verbliebenen Entwürfen sogar<br />
noch Plakate für Mode in Kaufhäusern<br />
aufgespürt –mit wenigen Strichen<br />
elegant gezeichnet. DieÄlteren<br />
unter den Leserinnen erinnern sich<br />
vielleicht. Schon in den 70er-Jahren<br />
verschwand diese Werbung aus der<br />
Öffentlichkeit: Bloß keine Bedürfnisse<br />
wecken, die ohnehin niemand<br />
erfüllen konnte.<br />
Das ist das eigentliche Problem –<br />
die Reinbeckhallen zeigen Mode von<br />
avantgardistischen Designern, die<br />
sich so keineswegs im Straßenbild<br />
der DDR wiederfand. Im Gegenteil,<br />
das machte ja nicht nur auf Fremde<br />
einen ausgesprochen armseligen<br />
Gesamteindruck. Und das, obwohl<br />
das Modeinstitut mit über 200 gut<br />
ausgebildeten Mitarbeitern injährlich<br />
zwei Schauen die DDR-Modelinie<br />
vorgab. Doch was nutzt das,<br />
wenn die Entwürfe nur unverbindliche<br />
Empfehlungen blieben und die<br />
volkseigenen Betriebe mit ihren<br />
strengen Planvorgaben und endlosen<br />
Genehmigungsverfahren ihreeigenen,<br />
billigeren Linien umsetzten.<br />
Zumal sie nur einheimische Stoffe<br />
verarbeiten durften. Manchmal,<br />
heißt es,brachen Designer beim Anblick<br />
der Kleider, die aus ihren Entwürfen<br />
genäht worden waren, in<br />
Tränen aus.<br />
Kleine Stückzahl, guter Stoff<br />
Nur der 1962 gegründete Exquisit-<br />
Betrieb stellte her, was seine ambitionierten<br />
Gestalter entwarfen,<br />
durfte dazu auch edle Stoffe importieren.<br />
Nur reichte diese Ware längst<br />
nicht. Als eine Art Prêt-à-Porter<br />
made in GDR – kleine Stückzahl,<br />
gute Verarbeitung, feiner Stoff –war<br />
sie außerdem keinesfalls für jeden<br />
erschwinglich. Eine Blusekonnte locker<br />
170 Mark kosten, durchschnittlich<br />
zwei Monatsmieten, warm. 30<br />
Jahre nach dem Verschwinden der<br />
DDR blätternsich hier 30 JahreDDR-<br />
Mode auf, die zeigen, wie es hätte<br />
sein können. Hoffentlich bewirbt<br />
sich ein Museum oder eine Sammlung<br />
um die wiederentdeckten Skizzen,<br />
Grafiken, Collagen, alle handgezeichnet,<br />
künstlerisch wertvoll, bevorsie<br />
wieder verschwinden.<br />
Zur Vernissage gibt es eine Modenschau<br />
von fünf aktuellen Modedesignern,<br />
allein die Farbtöne reichen<br />
vonschwarzund gedeckt-erdigen<br />
Tönen bis zu Leinenweiß und<br />
heiterem Pastell, aber in einem gleichen<br />
sie sehr der früheren DDR-<br />
Mode: alles ist tragbar und schön<br />
zeitlos. Wieder fällt der Satz: Würde<br />
ich sofort anziehen. Na gut, heute<br />
kann man es kaufen.<br />
Zwischen Scheinund Sein. Modegrafiken<br />
aus drei Jahrzehnten DDR,Reinbeckhallen,<br />
Reinbeckstraße 17, Oberschöneweide, bis 31. 3.<br />
Do, Fr 16–20Uhr;Sa+So 11–20 Uhr.<br />
Birgit Walter<br />
hofft auf ein Museum, das<br />
diese Entwürfe sammelt<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 21 **<br />
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Feuilleton<br />
Ein Trauma<br />
und diverse<br />
Drogen<br />
M. Night Shyamalan grübelt<br />
über Superhelden(-Kino)<br />
VonThomas Klein<br />
Die drei sitzen in der Klinik vor<br />
der Psychologin Ellie Staple (SarahPaulson)<br />
und müssen sich befragen<br />
lassen. Der seit dem Überleben<br />
eines Zugunglücks vor 19 Jahren<br />
quasi unzerstörbare David Dunn<br />
(Bruce Willis) streift eigentlich als<br />
heimlicher Held durch Philadelphia;<br />
der junge Kevin Wendell Crumb<br />
(James McAvoy) besitzt zahllose,<br />
auch widersprüchliche Persönlichkeiten,<br />
inklusive der mörderischen,<br />
übermächtigen „Bestie“. Die beiden<br />
sind beim Gespräch bewacht und fixiert,<br />
der Dritte ist mit Psychopharmaka<br />
ruhiggestellt: Elijah Price (Samuel<br />
L. Jackson) nennt sich gerne<br />
„Mister Glass“, er leidet unter Osteogenesis<br />
imperfecta, seine brüchigen<br />
Knochen haben ihn bereits in den<br />
Rollstuhl gebracht. Doch Glass gilt<br />
auch als gemeingefährlicher Irrer<br />
mit überlegenem Intellekt. Alle drei<br />
hat Doktor Staple in die Hochsicherheitsanstalt<br />
gebracht, um ihnen ihre<br />
vermeintlich größenwahnsinnigen<br />
Übermensch-Ideen auszutreiben.<br />
Das ist die Versuchsanordnung<br />
von„Glass“, mit der Filmemacher M.<br />
Night Shyamalan an zwei seiner<br />
größten Erfolge anschließt: „Unbreakable“<br />
(2000) hatte Dunn, den<br />
grüblerischen Supermann wider<br />
Willen, und Glass,seinen rücksichtslosen<br />
Gegenspieler, vorgestellt, in<br />
Shyamalans Psychothriller „Split“<br />
(2016) traf man das erste Malauf KevinWendell<br />
Crumb und die Bestie.In<br />
dem Film hatte Bruce Willis’ Dunn<br />
zum Schluss einen kurzen Gastauftritt,<br />
Fanboys spekulierten sofortauf<br />
ein Shyamalan’sches Übermenschen-Universum.<br />
Das entpuppt<br />
sich in „Glass“ als gleichermaßen<br />
richtig wie falsch: Der neue Film<br />
stellt allerlei Querverbindungen zwischen<br />
seinen drei Hauptfiguren her,<br />
doch Shyamalan hat schon vor der<br />
„Glass“-Premiere erklärt, dass es bei<br />
dieser Trilogie bleiben soll.<br />
Spielt hinreißend plötzliche Persönlichkeitswechsel:<br />
James McAvoy<br />
DPA<br />
Nicht alles gelingt dem Filmemacher<br />
dabei: „Glass“ ist ihm etwas zu<br />
lang geraten, die Erzählung mäandert<br />
gelegentlich; die eigentliche Titelfigur<br />
tritt erst zur Filmmitte auf<br />
und Shyamalan erliegt immer wieder<br />
dem Reiz von James McAvoys<br />
hinreißender Darstellung mit all ihren<br />
facettenreichen, urplötzlichen<br />
Persönlichkeitswechseln. Doch mit<br />
seinem melancholischen Tonfall, assoziativen<br />
Rückblenden und seinen<br />
alltäglich gestalteten Bildern ist<br />
„Glass“ auch ein reizvoller Gegenentwurf<br />
zum Heldenkino-Zuckerguss<br />
von Marvel und Co. Und die<br />
Schlüsselfrage von „Glass“ gestaltet<br />
Shyamalan fesselnd aus: Was, wenn<br />
die Helden und die Monster letztlich<br />
doch nur Menschen sind? Wenn ihre<br />
übermenschlichen Fähigkeiten keinem<br />
Serum und keiner Strahlung<br />
und keinem Super-Gen geschuldet,<br />
sondern nur eine Kopfsache sind<br />
und eine Frage des Willens?<br />
Glass,USA 2019. Regie &Drehbuch: M. Night<br />
Shyamalan, Kamera:MikeGioulakis,Darsteller:<br />
James McAvoy,Bruce Willis, Sarah Paulson,<br />
SamuelL.Jackson,AnyaTaylor-Joy,u.a., Farbe,<br />
129 Minuten,FSK ohneAngabe<br />
Zu viel Schnee, zu wenig Zucker<br />
Die große Lust am Untergang: An der Staatsoper wurde Beat Furrers Oper „Violetter Schnee“ uraufgeführt<br />
VonClemens Haustein<br />
Der Komponist Beat Furrerkann<br />
sicher nichts für<br />
die Wetterlage am Uraufführungstag<br />
seines<br />
neuen Werkes. Eine Oper über die<br />
Sonne wäre schön gewesen. Auf der<br />
Bühne aber: Schnee, Schnee und<br />
nochmal Schnee. Wenn er zu lange<br />
rieselt, ist das gar nicht mehr gemütlich,<br />
sondern mündet sanft in eine<br />
unerbittliche Apokalypse.<br />
Fünf Personen sind in Furrers<br />
neuer Oper „Violetter Schnee“ am<br />
Ersticken, mehr seelisch als physisch.<br />
Eingeschlossen vom Schnee<br />
schwindet ihre Kommunikationsfähigkeit.<br />
Angesichts der weißen Katastrophe<br />
vereinzelt sich jeder von ihnen.<br />
Kein Exzess weit und breit, wie<br />
er, den Untergang vor Augen, doch<br />
ebenfalls denkbar wäre, sondern<br />
zwanghafte Erstarrung und zunehmende<br />
Sprachlosigkeit. Was ist<br />
warm, was ist kalt? Gibt es noch einen<br />
Unterschied zwischen gestorben<br />
und geborgen? Keiner weiß es<br />
hier mehr,wo„die Sterne als Schnee<br />
fallen“. Nicht einmal ein Liebesgeständnis<br />
bekommt einer der beiden<br />
Männer einer der drei Frauen gegenüber<br />
noch hin. (Die Figuren tragen<br />
zwar Namen, doch die tun nichts zur<br />
Sache.Der Schnee scheint die Individualität<br />
der Personen absorbiert zu<br />
haben). „Wenn wir gerettet sind“,<br />
singt er matt: Dann will er es ihr sagen.<br />
Es klingt nicht so, als ob er an<br />
eine Rettung glauben würde.<br />
Untergangsbesessenheit<br />
Weil all das über eine Dauer vonfast<br />
zwei Stunden (ohne Pause) durchexerziertwird,<br />
muss man bei den Beteiligten<br />
dieses eisigen Projekts eine<br />
Untergangsbesessenheit vermuten:<br />
beim russischen Autor Vladimir Sorokin,<br />
der für das Stück den Plot entwarfund<br />
der schon in seinen Romanen<br />
ein virtuoser Erfinder meist beklemmender<br />
Zukunftswelten ist; bei<br />
dem Dramatiker Händl Klaus, der<br />
Sorokins Vorlage in ein andeutungsvolles,<br />
bedeutsam stammelndes Libretto<br />
ausarbeitete; bei Beat Furrer<br />
schließlich, der in seiner Musik die<br />
tausend Farben und Beschaffenheiten<br />
des Schnees einfängt ebenso wie<br />
die klaustrophobische Atmosphäre.<br />
Kunstvolle, äußerst differenzierte<br />
Räume der Echolosigkeit errichtet er,<br />
eingegrenzt von clusterartigen<br />
Klangflächen, unter sogartige Bewegung<br />
gesetzt durch chromatisches<br />
Auf- und Absteigen der Tonhöhen im<br />
Beschränkte Besonderheiten<br />
Das Deutsche Theater spielt mit dem Ramba-Zamba-Theater Sophokles’ „Antigone“ in der Box<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Wenn das Ramba-Zamba-Theater<br />
eine Auszeichnung verdiente,<br />
dann eine für die umtriebigste<br />
Netzwerkerei. Neben seinem<br />
Spielbetrieb in der Kulturbrauerei<br />
taucht es alle paar Monate in einer<br />
neuen Koproduktion auf: mal im<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble, mal im Deutschen<br />
Theater.Offenbar wollen auch<br />
die großen Theater in Sachen Inklusion<br />
keiner Schule mehr nachstehen,<br />
kopieren dabei alle Fehler allerdings<br />
gleich mit. Ein solcher ist die<br />
nur oberflächliche Einbindung von<br />
Behinderten und Nichtbehinderten<br />
in ein sonst durch und durch unrenoviertbleibendes<br />
Konzept aus Routine<br />
und Klischees. Diesen Eindruck<br />
jedenfalls vermittelt die jüngste DT-<br />
Ramba-Zamba-Koaktion, die am<br />
Sonntag in der BoxPremierehatte.<br />
Lilja Rupprecht, erprobte Regienachwuchskraft,<br />
hat zusammen mit<br />
Manuel Harder und Lisa Hrdina aus<br />
dem DT-Ensemble und langjährigen<br />
Ramba-Zamba-Spielern wie Zora<br />
Schemm, Juliane Götze und Jonas<br />
Sippel die sophokleische „Antigone“<br />
inszeniert. Ein kraftvolles, zeitloses<br />
Martina Gedeck alsTanja zwischen Elsa Dreisig und Gyula Orendt.<br />
Zeitlupentempo. Daraus ergibt sich<br />
besonders im letzten Drittel des<br />
Abends auch eine zunehmend ermüdende<br />
Berechenbarkeit: Man<br />
kennt den Effekt aus Film-Thrillern<br />
und wartet auf die nächst höhere<br />
Stufe, die oft im Vierteltonabstand<br />
Die Ramba-Zamba-Spielerin Zora Schemm in der Titelrolle.<br />
Stück, dessen tragischer Konflikt zwischen<br />
zwei Fundamentalisten −dem<br />
unerbittlichen Staatsmann Kreon<br />
und der unerbittlichen Gottes- und<br />
Naturrechtlerin Antigone −jeder Zeit<br />
ein Korrektiv liefernkann, wenn auch<br />
nicht immer dasselbe. Esmuss erarbeitet<br />
werden. Vonden vier Kindern<br />
des Ödipus sind nur noch Antigone<br />
und Ismene am Leben, die Brüder Polyneikes<br />
und Eteokles liegen tot vor<br />
dem Palast, weil sie sich der Herrschaft<br />
wegen gegenseitig den Garaus<br />
machten. Onkel Kreon, der nun die<br />
Macht hat, verfügt, dass Polyneikes,<br />
anders als der ihm genehme Eteokles,<br />
IMAGO/FELIX ZAHN<br />
folgt. DasZiehen in der Magengrube<br />
gehört zum bestimmenden Gefühl<br />
dieser Aufführung, man nimmt es als<br />
einen Ausweis von handwerklicher<br />
Qualität nicht zuletzt der <strong>Berliner</strong><br />
Staatskapelle, die angereichert<br />
durch das Vocalconsort Berlin und<br />
ARNO DECLAIR<br />
unbestattet verrottet, was Antigone<br />
empört. Für sie gibt es im Todkeine<br />
Selektion mehr zwischen Freund und<br />
Feind, gut und schlecht. „Göttliches<br />
Recht“ sei das,weshalb sie gegen das<br />
nur königliche den Bruder bestattet<br />
und selbst dafür freudig stirbt.<br />
Wie aktuell wäre dieses Stück in<br />
Zeiten radikalisierter Rechthabereien,<br />
religiöser Fundamentalismen,<br />
sich auflösender Grundkonsense,<br />
auch des Populismus, würde die Regisseurin<br />
nur ansatzweise etwas davon<br />
nuancieren! Stattdessen wird in<br />
antikeüblicher, abstrakter Kulisse –<br />
am Boden ziehen sich die geraden<br />
geleitet von Matthias Pintscher hier<br />
ein Wunder ist an Präzision und<br />
klanglicher Durchhörbarkeit.<br />
Fehlt noch die Ikone dieser Apokalypse:<br />
Pieter Bruegels berühmtes<br />
Bild „Jäger im Schnee“, das dieser<br />
Oper wie ein Emblem zu Grunde<br />
liegt. Zu den fünf Sängern kommt<br />
eine Sprechfigur, die über das Stück<br />
verteilt eine sorgfältige Bildmeditation<br />
betreibt, den gebückt gehenden<br />
Jägern nachsinnend (Sind sie hungrig?),<br />
den kahlen Bäumen (Sind sie<br />
verkohlt?) und der Elster am Himmel<br />
(Sieht sie nicht aus wie ein Kreuz?).<br />
Martina Gedeck spielt diese einzige<br />
wirklich greifbareFigur − Tanja heißt<br />
sie − mit großäugigem Staunen. Die<br />
Baritone Gyula Orendt, Georg Nigl<br />
und Otto Katzmacher, die Sopranistinnen<br />
Elsa Dreisig und Anna Prohaska<br />
(ihre Silvia bleibt in Erinnerung,<br />
weil sie eine Flasche Bier trinkt.<br />
In dieser Umgebung ein unerhört<br />
sinnlicher Vorgang): Sie alle dürfen<br />
individuell kaum in Erscheinung treten,<br />
vielleicht, um dem Schnee nicht<br />
die Hauptrolle streitig zu machen,<br />
bilden aber ein Ensemble, das sich<br />
so selbstlos wie wach einfügt in das<br />
chromatisch schimmernde Treiben<br />
im Orchester.<br />
Keine Rettung in Sicht<br />
Bruegels Bild ist auch unmittelbarer<br />
Teil der Inszenierung von Claus<br />
Guth: Als bühnenbreite Projektion,<br />
die verschwimmt und wieder an<br />
Kontur gewinnt, als Konkretisierung<br />
der Figuren, die das Bild zeigt. Weiblein<br />
mit Kiepe auf dem Rücken (Kostüme:<br />
Ursula Kudrna) wandern<br />
ebenso durch den Schnee wie die gebückten<br />
Jäger mit ihren Spießen,<br />
wenn die fünf Insassen einmal ihr<br />
nobel ausgestaltetes Chalet verlassen<br />
(Bühne: Étienne Pluss) und wie<br />
der Gröfaz an der Oberfläche des<br />
Führerbunkers frische Weltuntergangsluft<br />
schnuppern.<br />
An materiellen Dingen fehlt es ihnen<br />
nicht (nur der Zucker wird<br />
knapp), an allem anderen schon:<br />
Glaube, Liebe, Hoffnung. Und keine<br />
Rettung in Sicht.Wenn es Beat Furrer<br />
darum ging, eine Oper der ultimativen<br />
Deprimiertheit zu schreiben,<br />
dann ist ihm das gelungen. Aber<br />
wem ist damit geholfen? Dass die<br />
Zeiten nicht die besten sind, das<br />
wussten wir doch auch davor schon.<br />
Violetter Schnee 16.,24., 26.,31. Januar<br />
jeweils 19.30Uhr in der StaatsoperUnter den<br />
Linden, Karten unter Tel.: 20354555 oderim<br />
Internet: www.staatsoper-berlin.de<br />
Schicksalslinien – heiligernste, gesichtslose<br />
Großkunst zelebriert.<br />
Die faszinierend widersprüchliche<br />
Zora Schemm mit ihrer kräftigen<br />
Figur und dem weichen, hochsensiblen<br />
Gesichtsausdruck, klebt dafür<br />
die meiste Zeit als roter Todesengel<br />
Antigone starr an der Rückwand, wo<br />
sie alle Kraft braucht, um mit den<br />
fremden Versen auf der Zunge zu<br />
kämpfen, die dann auch irgendwie<br />
herauskommen, nur nicht so, dass<br />
man viel damit anfangen könnte.<br />
Ähnlich geht es der ätherisch durchsichtigen<br />
Juliana Götze als kompromisslerische<br />
Schwester Ismene und<br />
dem burlesken Boten Jonas Sippel.<br />
Drei besondere Darsteller, deren<br />
Besonderheiten nicht nur nicht genutzt,<br />
sondern geradezu beschränkt<br />
werden. Während Manuel Harders<br />
Kreon und Lisa Hrdinas Tereisias mit<br />
aller professionellen Gelenkigkeit<br />
ihreTragödien-Showabziehen, quälen<br />
sich die Ramba Zambas mit Text-<br />
Buchstabiererei und werden als Typen<br />
ausgestellt. Sinnvoll ist das<br />
nicht, Inklusion auch nicht.<br />
Antigone 17. 1., 20 Uhr,DeutschesTheater (Box)<br />
Tel.: 28441225 oder:www.deutschestheater.de<br />
Castorf geht es<br />
gut am <strong>Berliner</strong><br />
Ensemble<br />
Auskünfte des Regisseurs<br />
vor der „Galilei“-Premiere<br />
VonUlrich Seidler<br />
Wenn man einen Deutschen<br />
fragt, wie es ihm geht, antwortet<br />
er: „Muss ja.“ Ein Amerikaner<br />
sagt: „Great!“, und ein Russe:<br />
„Duscha bolit“ (Die Seele schmerzt).<br />
Wenn man sich bei Frank Castorf<br />
nach seinem Befinden erkundigt,<br />
wie im Erfrischungssaal des <strong>Berliner</strong><br />
Ensembles geschehen, beim montagabendlichen<br />
Pressegespräch zu<br />
der am Sonnabend bevorstehenden<br />
Premiere von Brechts „Galilei“, bekommt<br />
man eine 50-minütige Antwort.<br />
Eine wie immer sehr interessante<br />
Antwort, die mit Blick auf das<br />
„schöne dunkle Theater am Schiffbauerdamm“<br />
bei der Uraufführung<br />
der„Dreigroschenoper“ beginnt, wie<br />
Castorf sie in der Fernsehserie<br />
„Babylon“ miterlebt hat und bei der<br />
sich der französische<br />
Außenminister<br />
bei dem<br />
deutschen erkundigt<br />
habe,<br />
wie lange es<br />
denn noch gehe,<br />
und dieser „Ich<br />
fürchte, noch<br />
lange“ geantwortet<br />
habe. tag vor der Presse<br />
Castorf am Mon-<br />
Undder für seine<br />
langen Theateraufführungen bekannte<br />
Castorf grinst lieb, aber böse<br />
in die rund 30-köpfige Journalistenrunde<br />
–auch wenn er später versichert,<br />
dass der „Galilei“ mit dem<br />
86-jährigen Jürgen Holtz in der Titelrolle<br />
lediglich vier Stunden dauern<br />
werde, viereinhalb mit Pause.<br />
DieMäander der Antwortstreifen<br />
sehr zu Beginn das Vollversagen Peymanns,<br />
der die BE-Kantine ruiniert<br />
habe.Aber dann geht es auch viel um<br />
die Inszenierung des „historischen<br />
Schinkens“ und die einfließenden<br />
Assoziationen. Castorf nennt<br />
Artaud-Aufsätze, die Eingang in die<br />
Bearbeitung finden, als da sind „Das<br />
Theater und die Pest“ und „Schluss<br />
mit dem Gottesgericht“. Noch darf<br />
gewettet werden, ob Müllers „Auftrag“<br />
vorkommt, in der Beschreibung<br />
des Castorf’schen Befindens<br />
durfte er jedenfalls nicht fehlen.<br />
Ebenso wenig wie eine Liebeserklärung<br />
an Holtz, der ja gut in die<br />
Jahre gekommen sei und die für die<br />
Rolle nötige Weisheit erreicht habe.<br />
Dass er zu Beginn nackt auftrete, so<br />
betont der Regisseur, sei die Idee des<br />
Schauspielers gewesen. Im weiteren<br />
flicht Castorf Exkurse zum Dreißigjährigen<br />
Krieg ein, zu den verschiedenen<br />
planetarischen Systemen, zu den<br />
Ventrikeln des Pestflohs, zu den<br />
Schnabelmasken, die Mediziner gegen<br />
Pest-Miasmen einsetzten, zur<br />
Metaphorik des Abszesses, zu<br />
Boccaccios „Dekamerone“, Hedonismus,<br />
Ekstase, Strenge, Milde, Talent,<br />
auch zu den Parallelen von Inquisition<br />
und dem McCarthy-Ausschuss,<br />
vor denen sich Galilei beziehungsweise<br />
Brecht verantworten mussten −<br />
mit dem gebotenen und verständlichen<br />
Opportunismus. Irgendwann<br />
hieß es dann: „Umauf Ihre Frage zurückzukommen:<br />
Es geht mir gut.“<br />
DPA<br />
TOP 10<br />
Sonntag,13. Januar<br />
1 Tatort ARD 10,45 29 %<br />
2 Tagesschau ARD 7,93 22 %<br />
3 Biathlon, Herren ZDF 5,75 28 %<br />
4 heute-journal ZDF 5,38 16 %<br />
5 Biathlon, Frauen ZDF 5,11 30 %<br />
6 heute ZDF 4,95 17 %<br />
7 Terra X ZDF 4,73 14 %<br />
8 RTL aktuell RTL 4,57 16 %<br />
9 Ich bin ein Star ... RTL 4,43 19 %<br />
10 Katja Fjorde ZDF 4,38 12 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Passagier 23<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
19.30: Ismene, Schwester von<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler<br />
Str.39)<br />
22.00: Bande áPart–Tanzbare Veranstaltung<br />
für Außenseiter -präsentiert: Sorry,we‘re fucked<br />
(Kira Metzler &Natascha Page)<br />
HAU 1(&25 90 04 27)<br />
19.00: Einar Schleef zum 75.: Tarzan rettet<br />
Berlin (Audick/Bosse/Cuvelier/Groß)<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: Außer sich<br />
Monbijou-Theater (& 288 86 69 99)<br />
19.00 Märchenhütte: Rotkäppchen /Die<br />
singende Amsel<br />
19.30: Der gestiefelte Kater /Kaiser Trojan<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Präsidenten-Suite –Ein modernes<br />
Märchen<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30: Champignol wider Willen<br />
Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Monsieur Claude und seine Töchter<br />
Sophiensaele (& 283 52 66)<br />
19.00 Kantine: TanztageBerlin 2019: This Is<br />
HowIFeel Today(Anjal Chande /The Soham<br />
Dance Project)<br />
20.30 Festsaal: TanztageBerlin 2019: Nostalgia<br />
in Reverse /ByThe Time YouSee This It‘ll<br />
Be Gone (Forough Fami /Julia Rodríguez)<br />
UNI.T Theatersaal der UdK (& /3 18 50)<br />
17.00, 20.30: K. O. Theaterbiotope (Studiengang<br />
Bühnenbild)<br />
Vaganten Bühne (& 312 45 29)<br />
20.00: The Who And The What<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
20.00 3. Stock: Die Fahrtzum Leuchtturm<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Am achten Tagschuf Gott die Boygroup<br />
(Altar Boyz)<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow(Circa Contemporary<br />
Circus)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
20.00: Zirkus Angela –Schicksalsjahre einer<br />
Kanzlerin<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />
20.00: Howtohuman? (Jan Philipp Zymny)<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: Howtobecome a<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />
(Karsten Kaie)<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
20.00: Der Spielekönig (Paternoster Improtheater)<br />
Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />
18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />
erstaunlich, anders (Axel Hecklau &<br />
André Kursch). Anm. erf.<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Wermit wem? (Theatersport Berlin)<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Keine Künstler! Keine Haustiere!<br />
Stage Bluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater am Potsdamer Platz<br />
(& 018 05 44 44) 19.30: Wahnsinn! 2019<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
19.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein<br />
(Thorsten Sträter)<br />
KLASSIK<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.30: Die Unerhörte Musik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des<br />
21. Jahrhunderts<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
(& 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30<br />
Minuten Orgelmusik, Werke aus verschiedenen<br />
Jahrhunderten<br />
Hochschule für Musik Hanns Eisler im Neuen<br />
Marstall (& 203 09 21 01) 19.00 Krönungskutschen-Saal:<br />
Vortragsabend Violinklasse Prof.<br />
Ulf Wallin<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
19.00 Salon: Orania.Classical: Orchesterakademie,<br />
Stiftung Kurt-Sanderling-Akademie des<br />
Konzerthausorchesters Berlin, Bach: Chaconne<br />
für 4Violas; Franco Donatoni: Omar,2.Satz;<br />
Mozart: Streichquartett Nr.14G-Dur 1. Satz;<br />
Alexej Gerassimez: Asventuras for Snare Drum<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Allan Nilles, Grégoire Simon<br />
(Viola), Mor Biron (Fagott), Lunchkonzert, Berio:<br />
Duette für zwei Violinen, Auswahl; Leclair: Sonaten<br />
für zwei Violinen op. 3; Leonel Power: Tota<br />
pulchra es, Beata progenies; Orlando Gibbons:<br />
Lord of Salisbury Pavan, Alman in Dminor; Prokofjew:<br />
Sonate C-Dur für zwei Violinen op. 56<br />
20.00: Sänger und Musiker der Milano Festival<br />
Opera, Ltg.Marco Seco, The Best of Ennio<br />
Morricone, Filmmusiken aus „The Hateful 8“,<br />
„Djano Unchained“, „Spiel mir das Lied vom<br />
Tod“, „Kill Bill“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Es<br />
war einmal in Amerika“, „Cinema Paradiso“<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(& 254 88 -1 32) 20.00: 30 Jahre Philharmonisches<br />
Bläserquintett Berlin, Wolfgang<br />
Amadeus Mozart: Drei Stücke für Orgelwerk in<br />
Bearbeitung; Pavel Haas: Bläserquintett op. 10;<br />
György Ligeti: Sechs Bagatellen; Carl Nielsen:<br />
Bläserquintett op. 43<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
16.00: Akademiekonzert mit Studierenden der<br />
Barenboim-Said Akademie<br />
Staatsoper Unter den Linden<br />
(& 20 35 45 55) 20.00 Apollosaal: Musiker*innen<br />
der Staatskapelle Berlin, Ltg.Günther<br />
Albers, Kammerkonzert extra, Beat Furrer:<br />
„Voicelessness“ für Klavier solo; „Recitativo“<br />
für Sprecherin und Instrumentalensemble,<br />
„Linea dell‘orizzonte“ für Instrumentalensemble;<br />
Morton Feldman: „Durations 5“ für Horn, Vibraphon,<br />
Harfe, Klavier,Violine und Violoncello,<br />
„Four Instruments“ für Klavier,Violine, Viola und<br />
Violoncello, „Crippled Symmetry“ für Klavier,<br />
Flöte und Vibraphon<br />
UdK Bundesallee 1-12 (& 318 50 )<br />
14.00 Carl-Flesch-Saal: Open Lesson: Zuhören<br />
bei Prof. Nora Chastain, Violine, Anm. erf. classchastain@gmail.com<br />
Literatur<br />
Die<br />
helle<br />
Gräfin<br />
Es ward immer stiller in<br />
Rheinsberg“, schreibt Fontane<br />
in seinen „Wanderungen<br />
durch die Mark Brandenburg“<br />
über das nahe gelegene Gut<br />
Köpernitz, aber die große Musenzeit<br />
der Region schien bereits<br />
vorbei zu. „Von 1796 ab<br />
scheint der Kreis nur noch aus<br />
vier Personen bestanden zu<br />
haben: aus dem Hofmarschall<br />
oder Kammerherrn Grafen<br />
Röder, aus dem Adjutanten<br />
Graf La Roche-Aymon, aus<br />
dem Kammerrat Lebeauld<br />
und aus dem Baurat Steinert.<br />
Diebeiden Wreechs waren tot,<br />
Knesebeck lebte noch, tat aber<br />
keinen Dienst mehr.“ Um so<br />
mehr aber interessiert sich<br />
Fontane für die Gutsherrin Karoline<br />
La Roche-Aymon. Sieist<br />
eine von fünf Frauen, die RobertRauh<br />
in den Blick genommen<br />
hat, um Fontanes besonderes<br />
Gespür für weibliche Lebensgeschichten<br />
zu veranschaulichen.<br />
HarryNutt<br />
Fontanes Frauen 20 Uhr,Buchhandlung<br />
Chaiselongue, Dietzgenstraße68,<br />
Pankow,Telefon: 47 61 11 31<br />
Haarschwingender<br />
Zauber<br />
Vielfältig pflegen besonders die Musikerinnen<br />
in dieser Woche die Kunst der schweren Gitarren.<br />
Männer dürfen aber auch mittun.<br />
Anna Calvis „Hunter“ war<br />
mein Lieblingsalbum des<br />
letzten Jahres. Wie sie in<br />
den Farben der Gitarre<br />
schwelgt, wie sie die Stimme steigen<br />
lässt, wie sie Schicht auf Schicht und<br />
Stimmung auf Stimmung türmt, um<br />
ihreIdee heimzufahren, dass fixierte<br />
Geschlechteridentitäten überschätzt<br />
und langweilig seien. IhrAuftrittletzten<br />
Sommer im Berghain, wo<br />
sie das Album zum ersten Malvorgestellt<br />
hat, glühte vor Intensität. Jetzt<br />
bringt sie es offiziell auf Tour.Natürlich<br />
ist ihr <strong>Berliner</strong> Konzert ausverkauft,<br />
aber das heißt ja nicht, dass es<br />
nicht noch die eine oder andere<br />
Kartevor dem Astragibt.<br />
Weniger raffiniert, aber dank unermesslicher<br />
Lautstärke schon auch<br />
intensiv,spielen Juciferihren schweren<br />
Stoner Rock. Eshandelt sich dabei<br />
um das Ehepaar Gazelle Amber<br />
Valentine und Edgar Livengood aus<br />
Athens, Georgia, die schon seit 1993<br />
unterwegs sind. Undzwar buchstäblich:<br />
Sieziehen in einem Wohnmobil<br />
durch die Welt, in dem sie auch ihre<br />
Alben aufnehmen, begleitet, so sagt<br />
man, von ein paar Hunden und einem<br />
Haufen Verstärker-Boxen, den<br />
Markus Schneider<br />
empfiehlt die großartigeRockgitarristin<br />
Anna Calvi, das schwer brummende<br />
Ehepaar Jucifer,sowie den lärmreichen<br />
Psych-Rock Monster Magnets.<br />
Dazu zarten, leichten Folk<br />
vonJ.S.Ondara.<br />
Jucifer alias das Ehepaar Gaze<br />
sie als Dreimeter-Wand hinter sich<br />
auf die Bühne stellen. Musikalisch<br />
decken sie ein bemerkenswert weites<br />
Feld härteren Rocksab, manhört<br />
leiernde Stonerriffs, brachialen<br />
Sludge-Matsch, rasenden Hardcore-<br />
Punk, aber eben auch feine Doomrock-Balladen<br />
mit akustischen Gitarren.<br />
Den besten Eindruck davon<br />
bekommt man auf ihrem Opus Magnum,<br />
dem Doppelalbum „L’Autrichienne“<br />
von2009.<br />
Wie der Titel sagt, beschäftigen<br />
sich die beiden mit der französischen<br />
Königin Marie Antoinette in<br />
Titeln wie „Fall of the Bastille“, „Behind<br />
EveryGreat Man“ oder„Procession<br />
àlaGuillotine“, insgesamt 21<br />
Songs, die alle Register von melancholischem<br />
Brüten zu wütendstem<br />
Hardcore-Geballer ziehen. Ihrjüngstes<br />
Album von2014 fällt deutlich flacher<br />
aus, aber Jucifer sind eh nicht<br />
für den kontemplativen Genuss zu<br />
Hausegedacht. Gerade in einer kleinen<br />
Spielstätte enfaltet sich der<br />
haarschwingende Zauber Valentines<br />
und ihrer Flying V-Gitarre, die Masse<br />
bollernder Drums ihres Gatten mit<br />
höchster physischer Wucht. Ästhetisch<br />
passt dazu der etwas fokussier-<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Junge muss an<br />
die frische Luft 15.15, 17.45, 20.15<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Colette 14.30, 17.15<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Der Junge muss an<br />
die frische Luft 15.30, 18.00, 20.30<br />
Delphi LUX (& 322 93 10 40) Meine Welt ist die<br />
Musik 13.20, 16.30; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />
17.50, 20.50; Shoplifters (OmU) 13.50; Shoplifters<br />
15.00, 17.45, 20.30; RBG (OmU) 13.30, 18.30; Ben<br />
is Back (OmU) 15.20, 20.50; Das Mädchen, das lesen<br />
konnte 14.30, 18.00; Cold War 15.50, 20.20;<br />
Gegen den Strom 15.20, 17.40, 20.00; Astrid 14.30,<br />
17.15, 20.00; Westwood: Punk. Ikone.Aktivistin. (OmU)<br />
16.50; Drei Gesichter 19.00; The House That Jack Built<br />
(OmU) 21.20<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
–The Wife (OmU) 17.45; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
20.15; Ben is Back 17.30, 20.00<br />
Kant Kino (& 319 98 66) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
15.40, 18.00, 20.30; Bohemian Rhapsody<br />
14.10, 17.00, 20.00; Die Schneiderin der Träume<br />
16.10, 18.30; Aufbruch zum Mond 20.50; Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 14.00, 16.50; Meine Welt ist die Musik<br />
19.40; Der Vorname 14.00, 18.40; 25km/h 16.00,<br />
20.45<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Der Junge muss<br />
an die frische Luft 14.30; 3D: Aquaman 17.10, 20.30;<br />
100 Dinge 15.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />
17.45, 20.20; Widows 23.00; Bohemian Rhapsody<br />
15.10, 20.45; Kalte Füße 18.15; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.30; 100 Dinge<br />
17.30; Colette 20.10; Robin Hood 23.00; Der Grinch<br />
15.00; Robin Hood 17.15; Ben is Back 20.00; 3D:<br />
Aquaman 22.40; Colette 15.40; Ben is Back 18.10;<br />
Kalte Füße 20.30; Mortal Engines –Krieg der Städte<br />
22.05; Kalte Füße 14.50; AStar Is Born 17.10; Robin<br />
Hood 20.10; Robin Hood (OF) 23.00<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Shoplifters<br />
11.00; Ballon 13.00; Der kleine Drache Kokosnuss –<br />
Auf inden Dschungel! 15.00; Cold War –Zimna wojna<br />
(OmU) 16.30; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald<br />
(OmU) 18.00; Shoplifters (OmU) 20.20;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 22.20; Climax (OmenglU)<br />
11.00; Reise nach Jerusalem 12.40; Hamburger Gitter<br />
–Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />
14.40; The Last Movie (OmU) 16.00; #Female<br />
Pleasure (OmU) 17.45; Colette (OmU) 19.30; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 21.20; Sibel (OmU) 11.00; Der<br />
Vorname 12.40; Astrid –Unga Astrid (OmU) 14.15;<br />
3D: Spider-Man: ANew Universe 16.15; Drei Gesichter<br />
18.15; The House That Jack Built (OmU) 20.00; 3D:<br />
Aquaman (OF) 22.30<br />
Intimes (& 29 77 76 40) Astrid 16.45; Gegen den<br />
Strom –Kona fer istrio (OmU) 19.00; 100 Dinge<br />
21.15; Eins, zwei, drei (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Drei Gesichter –<br />
Se rokh (OmU) 16.00; Cold War –Zimna wojna (OmU)<br />
18.00; Roma (OmU) 19.45; Widows (OmU) 22.15;<br />
Elternschule 16.00; RBG (OmU) 18.15; Familie Brasch<br />
20.15; Männerfreundschaften 22.15<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
13.50, 16.45; Spider-Man: A New Universe<br />
14.00; Robin Hood 14.00, 16.30, 20.00, 23.15;<br />
Mortal Engines –Krieg der Städte 14.00; Bohemian<br />
Rhapsody (OF) 14.00; Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 14.10; Bumblebee 14.10, 17.00; Die Frau des<br />
Nobelpreisträgers 14.15, 17.15; Der kleine Drache<br />
Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.15; Der Grinch<br />
14.20; Der Junge muss an die frische Luft 14.45,<br />
17.30, 20.15; Kalte Füße 15.00, 17.30, 20.10; Aquaman<br />
15.00, 19.00; IMAX 3D: Aquaman 16.00, 19.30,<br />
23.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
16.45; Bohemian Rhapsody 16.45, 19.40; 100<br />
Dinge 16.55, 20.15, 23.15; Robin Hood (OF) 17.00;<br />
3D: Aquaman 17.00, 20.20; Ben is Back 17.10,<br />
19.40; 3D: Mortal Engines –Krieg der Städte 19.30,<br />
22.45; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
19.45; 3D: Bumblebee 19.50; Colette 20.00;<br />
Polaroid 20.10, 23.00; Unknown User 2: Dark Web<br />
22.30; Nur ein kleiner Gefallen 22.30<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Der Vorname<br />
18.00; Deckname Jenny (OmenglU; mit Gespräch)<br />
19.45; Under the Silver Lake (OmU) 22.30; Rey<br />
(OmU) 18.00; The Cakemaker (OmU) 19.45; Sauvage<br />
(OmU) 21.45<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
13.40, 16.30; Kalte Füße 13.45, 16.30, 20.15;<br />
3D: Aquaman 13.45, 16.40, 19.50; Bumblebee<br />
13.50, 20.10; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in<br />
den Dschungel! 14.00; Der Grinch 14.10; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 14.20, 17.00,20.00; 100 Dinge<br />
16.45, 19.50; 3D: Bumblebee 16.50; Robin Hood<br />
17.15, 19.40; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 19.30<br />
Kino Kiste (& 998 74 81) Die Poesie der Liebe 14.00;<br />
Tabaluga –Der Film 16.10; 100 Dinge 18.00; Adam<br />
und Evelyn 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 41 09) Aquaman 14.15,<br />
19.45; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.20, 17.10; Kalte<br />
Füße 14.30, 17.15, 19.30; Der Junge muss an die<br />
frische Luft 14.30, 17.30, 20.20; Der kleine Drache<br />
Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.40; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 14.45; Tabaluga–Der Film<br />
14.50; Spider-Man: ANew Universe 15.00; Der Grinch<br />
15.10, 17.30; 3D: Aquaman 16.45, 20.00; 3D: Bumblebee<br />
16.50; Robin Hood 17.00, 20.00; Bohemian<br />
Rhapsody 17.20; 100 Dinge 17.40, 20.10; Bumblebee<br />
19.40; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
19.50; Polaroid 20.15<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 17.30, 20.30; B Colette (OmU) 17.00, 19.30;<br />
Climax (OmU) 22.00<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Gegen den Strom<br />
–Kona fer istrio (OmU) 17.45; Das Mädchen, das lesen<br />
konnte –Lesemeur (OmU) 18.15; Drei Gesichter –<br />
Se rokh (OmU) 19.45; Shoplifters (OmU) 20.15, 21.45<br />
Moviemento (& 692 47 85) #Female Pleasure (OmU)<br />
13.15, 15.30; Rosa Luxemburg 18.00; Cold War–Zimna<br />
wojna (OmenglU) 21.45; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
–Auf in denDschungel! 10.00, 16.15; Adam und<br />
Evelyn 12.00, 22.45; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 14.15; RBG (OmU) 18.15; #Female Pleasure<br />
(OmU) 20.30; #Female Pleasure (OmU) 10.15; Wildhexe<br />
12.30; Drei Gesichter –Serokh (OmU) 14.45; The<br />
House That Jack Built (OmU) 17.00; Adam und Evelyn<br />
20.15; Climax (OmU) 22.30<br />
Sputnik (& 694 11 47) RBG (OmU) 17.30; Shoplifters<br />
(OmU) 19.15; Bohemian Rhapsody (OmU) 21.30;<br />
Der Klang der Stimme 15.00; Matangi /Maya /M.I.A.<br />
(OmU) 16.30; Gegen den Strom 18.15; Astrid (OmU)<br />
20.00; Climax (OmenglU) 22.15; Kinobar im Sputnik<br />
Filmclub (OmU) 20.30<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Der Junge muss an die frische<br />
Luft 15.00, 17.30, 20.00; New Shoplifters 15.45,<br />
18.20, 21.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90)Der kleine Drache Kokosnuss<br />
–Auf in den Dschungel! 14.00, 16.00; Tabaluga<br />
–Der Film 14.45; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.45,<br />
17.15; Kalte Füße 15.00, 18.00, 20.00; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 15.00, 17.30, 20.00; 3D:<br />
Aquaman 17.00, 20.15; Robin Hood 17.45, 20.30;<br />
100 Dinge20.15<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Mary Shelley<br />
13.00, 17.45; Der Junge muss an die frische Luft<br />
13.00, 15.30, 20.00; 3D: Bumblebee 13.00, 18.00;<br />
Colette 15.30; Adam und Evelyn 15.30, 17.45, 20.15;<br />
3D: Mortal Engines –Krieg der Städte 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Aquaman<br />
13.45, 16.45; Spider-Man: ANew Universe 14.00;<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 14.00, 17.15; Robin Hood<br />
14.10, 17.00, 20.00; Kalte Füße 14.30, 17.00, 20.00;<br />
Der Grinch 14.30, 17.00; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
–Auf in den Dschungel! 14.35; Der Junge muss an die<br />
frische Luft 14.45, 17.30, 20.15; 3D: Mortal Engines<br />
–Krieg der Städte 17.00; 100 Dinge 17.15; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 19.50;<br />
Polaroid 20.15; 3D: Bumblebee 20.15; Sneak Preview<br />
20.30; 3D: Aquaman 20.30<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Astrid 16.45; Drei Gesichter<br />
19.00; Gegen den Strom 21.00; An den Rändern der<br />
Welt (OmU) 18.00; Das Mädchen, das lesen konnte<br />
–Lesemeur (OmU) 19.45; Cold War –Zimna wojna<br />
(OmU) 21.45<br />
Babylon (& 242 59 69) Was uns nicht umbringt<br />
17.45; Marlene –Berlin: Marlene (OF) 18.00; Metropolis<br />
(OmenglU; m. Live-Musikbegleitung) 19.30; Marlene<br />
–Berlin: Engel –Angel (OF) 20.00; Marlene –Berlin:<br />
Entehrt –Dishonored (OF) 20.00; Der Trafikant 21.45;<br />
Das krumme Haus –Crooked House (OmU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Das<br />
krumme Haus –Crooked House (OmU) 14.00; Der kleine<br />
Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 16.15;<br />
RBG (OmU) 18.15; AStar Is Born (OmU) 20.30; Der<br />
kleine Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel!<br />
10.00; Der Junge muss an die frische Luft 11.45,<br />
13.45, 15.45, 17.45, 20.00<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Spider-Man:<br />
ANew Universe 11.00; MaryPoppins‘Rückkehr 11.10,<br />
14.15, 16.40; Tabaluga –Der Film 11.15; AStar Is<br />
Born 11.15; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />
Dschungel! 11.20, 13.30; Kalte Füße 11.30, 14.00,<br />
17.20, 19.50, 22.25; 3D: Der Grinch 11.30; Phantastische<br />
Tierwesen II 11.40, 17.10; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 11.45, 14.15, 16.45, 20.15; 3D: Spider-Man:<br />
ANew Universe 13.45, 22.45; 3D: Aquaman<br />
13.45, 16.20, 19.45, 22.30; Der Grinch 14.00, 15.40;<br />
Bumblebee 14.10; 100 Dinge 14.45, 17.30, 20.20;<br />
Robin Hood 16.30, 19.40, 22.40; 3D: Bumblebee<br />
17.00, 20.00, 23.15; Polaroid 18.00, 20.30, 23.00;<br />
Bohemian Rhapsody 19.20; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 19.30; Widows 22.50;<br />
3D: Mortal Engines –Krieg der Städte 22.55; Unknown<br />
User 2: Dark Web 23.10<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03)Berlin Babylon (OmU)<br />
15.00; Das Mädchen, das lesen konnte –Lesemeur<br />
(OmU) 17.00, 19.15; Cold War –Zimna wojna (OmU)<br />
21.30; #Female Pleasure (OmU) 15.00; Shoplifters<br />
(OmU) 17.15, 19.45, 22.15; Alexander McQueen –Der<br />
Film (OmU) 14.30; Colette (OmU) 17.00, 19.30; Widows<br />
(OmU) 22.00; Adam und Evelyn 14.45, 19.15;<br />
Drei Gesichter – Se rokh (OmU) 17.00; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 21.30; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
–The Wife (OmU) 14.30, 19.15; Astrid –Unga<br />
Astrid (OmU) 16.45; Die Poesie der Liebe –Mr&Mme<br />
Adelman (OmU) 21.30<br />
International (& 24 75 60 11) Der Jungemuss an die<br />
frische Luft 14.10, 16.30, 19.00; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 21.30<br />
Z-inema (& 28 38 91 21) Les demoniaques –The Demoniacs<br />
(OmenglU) 20.00<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Großstadtmelodie<br />
20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 14.00, 16.50; Robin Hood<br />
14.05, 17.20, 19.40; Aquaman 14.05, 16.55, 19.30;<br />
Spider-Man: ANew Universe 14.10, 16.55; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 14.25, 17.30, 20.05; Tabaluga<br />
–Der Film 14.30; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in<br />
den Dschungel! 14.30; Der Grinch 14.30, 17.00; Night<br />
School 14.50; Bumblebee 16.50; Müslüm (OmU)<br />
16.55, 20.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 17.00; Aquaman (OF) 19.45; Unknown<br />
User 2: Dark Web20.00; Robin Hood (OF) 20.00; Hedefim<br />
Sensin (OmU) 20.10; Polaroid 20.15<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Shoplifters (OmU) 10.00,<br />
19.20; Cold War (OmenglU) 12.15, 17.45; Girl (OmU)<br />
14.00; Drei Gesichter –Serokh (OmU) 16.00; Werk<br />
ohne Autor 21.30<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Westwood: Punk. Ikone.<br />
Aktivistin. (OmU) 16.00; Shoplifters (OmU) 18.00,<br />
20.45<br />
Passage (& 68 23 70 18) BlacKkKlansman (OmU)<br />
18.00, 20.50; Sneak Preview22.30; Gegen den Strom<br />
15.20, 20.00; Astrid 15.20, 17.40; Der Jungemuss an<br />
die frische Luft 15.50, 18.10, 20.30; Cold War 16.30;<br />
Anderswo.Allein in Afrika 18.40; Bad Times at the El<br />
Royale (OmU) 21.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Spider-Man: ANew Universe<br />
–Spider-Man: Into The Spider-Verse (OF) 18.30;<br />
Bohemian Rhapsody(OF) 21.10; Under the Silver Lake<br />
(OmU) 17.50; Suspiria (OmU) 20.50; RBG (OmU)<br />
19.20; The House That Jack Built (OmU) 21.30; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic<br />
Beasts: The Crimes of Grindelwald (OmU) 17.40,<br />
20.30; Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife<br />
(OmU) 16.50, 19.10; Widows (OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34) Aquaman<br />
13.50, 16.30; Robin Hood 14.00, 16.50, 20.00;<br />
Der Grinch 14.10; Der Junge muss an die frische Luft<br />
14.20, 17.30, 20.05; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.35,<br />
17.10; Spider-Man: ANew Universe 14.40; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 17.00; Bumblebee<br />
17.40, 20.10; 3D: Mortal Engines –Krieg der<br />
Städte 19.40; 3D: Aquaman 20.20; 100 Dinge20.30
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
lle Amber Valentine und Edgar Livengood aus Athens, Georgia, die schon seit 1993 unterwegs sind.<br />
POP<br />
Balzer/Müller Popsalon 15. 1., 21 Uhr,<br />
Deutsches Theater,Schumannstr.13a<br />
Monster Magnet 17. 1., 20 Uhr,<br />
Huxley’s, Hasenheide 107/113<br />
Anna Calvi 18. 1., 20 Uhr,Astra,<br />
Revaler Str.99<br />
Jucifer 19. 1., 20.30 Uhr,Urban Spree,<br />
Revaler Str.99<br />
J.S. Ondara 22. 1., 20 Uhr,Berghain<br />
Kantine, Am Wriezener Bahnhof<br />
SHELBY AMANDA LEE<br />
tere Horizont Monster Magnets. Sie<br />
sind ein paar Jahre länger dabei als<br />
Jucifer, begannen mit ihrem Retrosound<br />
schon zu Grungezeiten und<br />
gehören gleichsam zur Gründergeneration<br />
des Stoner Rocks, also dem<br />
brausenden, riffstarken, atmosphärischen<br />
Rock, Kind des Desert Rock,<br />
und grob gesagt ein dynamisches<br />
Update des psychedelischen Rock<br />
der frühen Jahre.<br />
Im Fall Monster Magnets kehrter<br />
in seiner spacigen Variante wieder,<br />
die britischen Hawkwind sind die<br />
großen Vorbilder. Wir hören also<br />
über dicken Grooves von Bass und<br />
Drums ausgiebig lärmend leiernde<br />
Gitarren –dreisind es –und massive,<br />
böse Riffs,dazu den leidenschaftlich<br />
paranoiden Schreigesang des immerhin<br />
62-jährigen Dave Wyndorfs.<br />
Leidenschaft prägt auch die hübsche<br />
Geschichte des Folksängers J.S.<br />
Ondara. Allerdings bevorzugt er die<br />
leisen Töne. Erstammt aus Nairobi,<br />
Kenia, wo ereine kleine Obsession<br />
mit (dem frühen) BobDylan pflegte,<br />
bis er vor fünf Jahren nach Minneapolis,<br />
Minnesota, zog, weil ja Bob<br />
Dylan bekanntlich aus Minnesota<br />
kommt. Er wollte ein Album veröffentlichen,<br />
und fing klug damit an,<br />
Gitarrezulernen. „Tales of America“<br />
wirdAnfang Februar erscheinen, sogar<br />
beim Traditions-Jazzlabel Verve.<br />
Auf dem Cover sieht er nun mit seiner<br />
hochgehängten Gitarre aus wie<br />
ein Bluesmann aus den Zwanzigern.<br />
Tatsächlich hat er aber einige ganz<br />
reizende Folksongs eingespielt.<br />
Begleitet werden seine hoch melodiösen<br />
Lieder meist nur von der<br />
akustischen Gitarre, manchmal gibt<br />
es Bass und Drums; vor allem fällt<br />
aber seine außergewöhnliche<br />
Stimme auf, ganz hell und klar ist sie,<br />
könnte auch einer Frau gehören. Ondara<br />
erzählt vom Alltag als Neuling<br />
in den USA und singt kleine Geschichten<br />
vom „American Dream“.<br />
Manchmal werden mir die Songs zu<br />
betulich und süß. Aber insgesamt ist<br />
Ondara ein eindrucksvoller Debütant.<br />
Er hat außerdem eine irgendwie<br />
unfolkige Vorliebe für ziemlich<br />
fancy Anzüge,was mirgut gefällt.<br />
Schließlich: Ein vom aktuellen<br />
Revivalempfohlenes Jazzspecial gibt<br />
es in Jens Balzers und Tobi Müllers<br />
Popsalon, mit Jazzfest-Chefin Nadin<br />
Deventer und dem Radiomoderator<br />
André Müller.<br />
Klassik<br />
Flöte, Oboe,<br />
Klarinette,<br />
Horn, Fagott<br />
Es ist die farbenreichste<br />
Kammermusikbesetzung,<br />
die die Musikgeschichte zu<br />
bieten hat, und doch hat es einen<br />
schweren Stand: das Bläserquintett<br />
aus Flöte, Oboe,<br />
Klarinette, Horn und Fagott.<br />
Vergleiche mit dem Streichquartett<br />
und seinem riesigen<br />
Repertoire fallen ungünstig<br />
aus, aber warum sich nicht<br />
einfach freuen an dem, was<br />
diese Besetzung zu bieten<br />
hat? Vor 30 Jahren in Berlin<br />
gegründet, ist das Philharmonische<br />
Bläserquintett<br />
nicht nur deutschlandweit das<br />
vielleicht beste Ensemble seiner<br />
Art, sondernwirdweltweit<br />
geschätzt. Heute Abend spielen<br />
sich die fünf Musiker ein<br />
Geburtstagskonzert, und<br />
zwar das Bläserquintett des<br />
von den Nazis ermordeten<br />
Tschechen Pavel Haas, oder<br />
das skandinavisch herbe<br />
Quintett des Dänen Carl Nielsen.<br />
Eine Entdeckung, die<br />
sich lohnt. Clemens Haustein<br />
20 Uhr Kammermusiksaal der Philharmonie,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4<br />
bis 8J.)<br />
10.30: Die Ministerpräsidentin (ab 9J.)<br />
Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />
11.00: Familienführung: Am Brandenburger Tor<br />
ist viel passiert–Berlingeschichte von1700 bis<br />
heute (ab 8bis 16 J.). Anm. erf.<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wie digitale Spiele in<br />
unser Leben traten, Videogames<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
10.30 Tischlerei: Das Geheimnis der blauen<br />
Hirsche,<br />
FELD –Theater für Kinder und Erwachsene<br />
(& 54 08 69 48) 10.00: Papierstück, Tanzfuchs<br />
Produktion (ab 1J.)<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />
10.00: Lauf, Marlene (ab 3J.)<br />
Figurentheater Grashüpfer<br />
(& 536 95 15 0/ 52) 10.00: HerrEichhorn<br />
und der erste Schnee, puppen.etc, Figurentheater<br />
(bis 3J.)<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
16.00: Spiel mit der Zeit (ab 5J.)<br />
Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />
10.30: AufWeltreise mit den Millibillies (ab 5J.)<br />
Jaro Theater (& 341 04 42)<br />
10.30: Mario der Eismann und der Pinguin,<br />
Puppen und Schauspiel (ab 2bis 8J.)<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit<br />
dem Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder<br />
(ab 3bis 11 J.)<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30: Die drei Spatzen und Silvester,Lingulino<br />
(ab 3bis 8J.)<br />
Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />
10.00: Trust. Ein Vertrauensmonopoli (ab 9bis<br />
13 J.)<br />
Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />
10.00: Frau Holle, Kindertheater Mobil, Erzähltheater<br />
mit Puppen (ab 3bis 8J.). Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Akademie der Künste am Pariser Platz<br />
(& 200 57 10 00) 19.00: Das Abenteuer des<br />
Lesens. Siebzig Jahre Sinn und Form, Lesung,<br />
Gespräch mit Georg Klein, Kornelia Koepsell,<br />
Dénes Krusovszky,Sibylle Lewitscharoff, Gustav<br />
Seibt, u. a. Mod.: Katharina Teutsch<br />
Buchhandlung Chaiselongue<br />
(& -47 61 11 31) 20.00: Fontanes Frauen,<br />
RobertRauh, Lesung und Gespräch<br />
Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />
20.30: Diogenes in Wien –ein Flaneursabend<br />
zu Peter Altenberg,mit Frank Arnold und Hartmut<br />
Mangold<br />
Deutsches Spionagemuseum<br />
(& 398 20 04 51) 19.00: Zielobjekt Rechts.<br />
Wiedie Stasi die westdeutsche Neonaziszene<br />
unterwanderte, Andreas Förster,Buchpremiere<br />
Mod.: Christof Blome<br />
exploratorium berlin (& 84 72 10 52)<br />
18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur,mit<br />
Reinhard Gagel. Anm. erf.<br />
Fahimi (Skalitzer Str.133)<br />
20.00: Am Anfang war die Information (Verbrecher<br />
Versammlung), RobertFeustel<br />
Freizeitforum Marzahn (& 542 70 91)<br />
19.30: Ein Leben ist zu wenig,Dr. Gregor Gysi<br />
Literarisches Colloquium Berlin<br />
(& 816 99 60) 19.30: WeiterSchreiben, Ramy<br />
Al-Asheq und Monika Rinck, Lesung und Gespräch.<br />
Musik: Rasha Nahas Mod.: Annika Reich<br />
Literaturforum im Brecht-Haus<br />
(& 282 20 03) 20.00: Hotel Dellbrück,<br />
Michael Göring,Lesung und Gespräch. Mod.:<br />
Paul Nolte<br />
Literaturhaus Berlin (& 88 72 86 -0)<br />
12.30: Brown Bag Lunch: „Rebellinnen –Hannah<br />
Arendt, Rosa Luxemburg und Simone Weil“,<br />
Simone Frieling,Gespräch: Ralf Schnell<br />
Urania (& 218 90 91)<br />
17.30: 1918/19 in Berlin, IngoJuchler,Lesung,<br />
Vortrag,Gespräch<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
20.30 Roter +Grüner Salon: 100 Jahre Revolution<br />
Berlin 1918/19: Festtafel –Ein Gang für<br />
Rosa Luxemburg<br />
KONZERT<br />
Astra Kulturhaus (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Friska Viljor,side effects<br />
Auster Club (& 611 33 02)<br />
20.00: Lonker See<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Berlin ArtQuartet<br />
Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Michael Gechter (g,violin) &H.D.Lorenz<br />
(b,db), Cookin‘ with Jazz<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.30: We Are The City,Jan Roth<br />
Cafe Tasso (& 48 62 47 08)<br />
20.00: Monktage<br />
Madame CLAUDE (& 84 11 08 59)<br />
21.30: Martina Lies, Lucas Laufen, Campfire<br />
Session<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Glintshake<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Chris Adams<br />
Rickenbacker‘s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
21.00: Artisfact Ensemble<br />
Theater unterm Dach (& 902 95 38 17)<br />
20.00: Jazz am Helmholtzplatz<br />
Wild At Heart (& 611 70 10)<br />
22.00: Frank The Baptist<br />
CLUB<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &<br />
friends<br />
Humboldthain Club (& 46 90 53 65)<br />
20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
22.00: Beatgeeks, Suff Daddy, LeBob<br />
Monster Ronson‘s Ichiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Encore.Une.Fois –Techno Edition, Martin<br />
Eyerer,Agaric, Signal Deluxe<br />
BALLROOM<br />
bebop (& 01 76 31 49 02)<br />
21.00: Tangobar,Thomas<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />
Leandro<br />
KINO<br />
Wolf (& 921 03 93 33) Baby Wolfgang präsentiert:<br />
Roma (OmenglU) 10.30; Roma (OmenglU) 12.00,<br />
18.30; Drei Gesichter –Serokh (OmU) 14.20; Rey<br />
(OmU) 14.40, 21.10; The Last Movie (OmU) 16.20;<br />
Pippi im Taka-Tuka-Land 16.30; Widows (OmU) 18.30;<br />
Shoplifters (OmU) 21.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Der kleine<br />
Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.30; Der<br />
Junge muss an die frische Luft 15.30, 18.00, 20.30;<br />
Die Frau des Nobelpreisträgers 16.20, 18.40; Bohemian<br />
Rhapsody21.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Meine Welt<br />
ist die Musik 15.00; Bohemian Rhapsody 17.15; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 20.15; Anderswo. Allein in<br />
Afrika 15.00; Shoplifters 17.20, 20.00; Colette 15.00,<br />
17.40, 20.20; Der Junge muss an die frische Luft<br />
15.40, 18.00, 20.30; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
15.20, 17.40, 20.00<br />
Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
14.00; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />
Dschungel! 14.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />
14.00, 16.50, 19.40, 22.15; 25 km/h 14.00; Mary<br />
Poppins‘ Rückkehr 14.10, 16.30; Das Mädchen, das<br />
lesen konnte 14.15, 19.20; Adam und Evelyn 14.15,<br />
19.00; Der Grinch 14.30; Astrid 16.10; Colette 16.40,<br />
19.45; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
16.45; Shoplifters 16.50; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
17.10, 19.30; Ben is Back 17.10, 19.45;<br />
Bohemian Rhapsody 19.40; Gegen den Strom 21.30;<br />
Under the Silver Lake(OmU) 21.50; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen –Fantastic Beasts: The<br />
Crimes of Grindelwald (OmU) 22.00; Shoplifters (OmU)<br />
22.20; Bohemian Rhapsody(OmU) 22.30; Ben is Back<br />
(OmU) 22.40<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Muris –Disfor Division<br />
(OmenglU; m. Gästen u. Filmgespräch) 18.30; Adam<br />
und Evelyn 20.30<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Cold War –Zimna<br />
wojna (OmU) 17.00; Westwood: Punk. Ikone. Aktivistin.<br />
–Westwood: Punk, Icon, Activist (OmU) 18.30; Shoplifters<br />
(OmU) 20.00; Mein liebster Stoff (OmU) 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Robin<br />
Hood 14.15, 17.00, 19.50, 22.45; Der Grinch 14.15;<br />
Aquaman 14.15; Spider-Man: ANew Universe 14.20;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 14.20; MaryPoppins‘<br />
Rückkehr 14.25, 16.30, 19.35; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 14.35, 17.25, 19.55; Bumblebee<br />
14.40, 17.25; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf<br />
in den Dschungel! 14.45; Kalte Füße 14.50, 17.10,<br />
20.05; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
16.50, 22.30; 3D: Aquaman 16.50, 19.35,<br />
22.30; 3D: Spider-Man: ANew Universe 17.00; Mortal<br />
Engines –Krieg der Städte 17.00; 100 Dinge 17.30,<br />
19.45; Polaroid 19.55, 22.55; Bohemian Rhapsody<br />
19.55, 22.55; 3D: Mortal Engines –Krieg der Städte<br />
20.05, 22.35; 25 km/h 20.10; Widows 22.35; Unknown<br />
User 2: Dark Web22.35; 3D: Bumblebee 23.00<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Bumblebee<br />
13.30; Kalte Füße 13.45, 17.40, 20.10; 3D: Spider-Man:<br />
ANew Universe 13.50; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
13.50, 17.20; Der Grinch 13.50, 17.15; Der kleine<br />
Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.10;<br />
3D: Aquaman 14.15, 16.20, 19.45; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 14.40, 16.50, 19.30; Tabaluga–Der<br />
Film 14.45; 100 Dinge 16.20, 19.20; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.30; Bohemian<br />
Rhapsody 16.30; Robin Hood 17.00, 20.00;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
19.40; 3D: Bumblebee 19.50; Unknown User 2: Dark<br />
Web20.20; Polaroid 20.30<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04) Der<br />
Vorname 15.10; Bohemian Rhapsody 17.30, 20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Astrid 18.00; Bohemian<br />
Rhapsody 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
–The Wife (OmU) 15.30, 20.30; Colette (OmU)<br />
17.50<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Meine Welt ist die Musik<br />
18.15; Best of 2018: The Cakemaker (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Tabaluga –<br />
Der Film 10.00; Spider-Man: ANew Universe 10.00,<br />
12.30; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />
Dschungel! 10.00, 12.05, 15.15; Der Grinch 10.00,<br />
12.00, 14.10; Mary Poppins‘ Rückkehr 10.30, 13.20,<br />
16.20; Bumblebee 12.00, 17.15; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 14.00; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 14.30, 17.30, 19.30; Aquaman<br />
16.30; Robin Hood 17.00, 20.00; 3D: Aquaman<br />
19.45; Polaroid 20.15; 100 Dinge 20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Der Vorname<br />
14.00; 25 km/h 16.00; Cold War 18.15; Ballon<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Der Junge muss an die<br />
frische Luft 15.00, 17.40, 20.15<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20) Tabaluga<br />
–Der Film 10.00, 12.25; Spider-Man: ANew<br />
Universe 10.00, 12.15, 17.20; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
–Auf in denDschungel! 10.00, 12.05, 15.00;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 10.00, 14.50;<br />
Der Grinch 10.00, 12.05, 14.00; Bumblebee 10.00,<br />
12.30, 14.40, 22.50; Mary Poppins‘ Rückkehr 10.30,<br />
14.15, 17.15, 20.10; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal 12.05; Aquaman 13.15, 16.30; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.10, 16.30,<br />
19.55; Robin Hood 17.05, 20.00, 23.00; Kalte Füße<br />
17.20, 19.40, 23.00; 100 Dinge 17.20, 20.15; 3D:<br />
Aquaman 19.45, 22.00; National Theatre London: The<br />
Tragedy ofKing Richard the Second (OmenglU) 20.00;<br />
Mortal Engines – Krieg der Städte 22.30; Widows<br />
22.45; Unknown User 2: Dark Web22.55<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Der Junge muss<br />
an die frische Luft 15.30, 18.00, 20.30; Bumblebee<br />
15.30; Mary Poppins‘ Rückkehr 15.45; Der kleine<br />
Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 15.45; Bohemian<br />
Rhapsody 17.45, 20.30; Robin Hood 18.00,<br />
20.30; Kalte Füße 18.30, 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Unknown Pleasures –American<br />
Independent Film Fest: ABread Factory, Part One:<br />
For the Sake ofGold (OmU) 20.00; Magical History<br />
Tour: Der letzte Mann (m. Live-Musikbegleitung) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 12.30, 13.50, 17.00, 19.50;<br />
Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel!<br />
12.30, 15.00; Die Unglaublichen II 13.15; Robin Hood<br />
13.30, 17.00, 19.50, 22.50; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 13.30, 19.30, 23.10; Bumblebee<br />
13.30, 20.00; Aquaman 13.30, 20.30; Der<br />
Grinch 13.50; Tabaluga –Der Film 14.00; Spider-Man:<br />
ANew Universe 14.00, 16.20; Der Junge muss an die<br />
frische Luft 14.00, 17.20, 20.15, 22.40; Kalte Füße<br />
14.15, 17.00, 19.45, 23.10; Feuerwehrmann Sam:<br />
Plötzlich Filmheld! 14.20; 3D: Der Grinch 14.20,<br />
16.40; Ben is Back 15.35, 17.00, 20.10; Bohemian<br />
Rhapsody16.20, 19.45, 23.00; Mortal Engines –Krieg<br />
der Städte 16.30, 22.45; Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 16.30; Ballon 16.40; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 16.45; 3D: Bumblebee<br />
16.45, 23.10; 100 Dinge 16.45, 20.15, 22.50;<br />
Shoplifters 16.50; 3D: Aquaman 17.00, 23.00; Die<br />
Frau des Nobelpreisträgers 17.30, 20.10; Polaroid<br />
18.30, 21.00, 23.00; AStar Is Born 19.10; Widows<br />
19.15, 22.50; Aufbruch zum Mond 19.30; Der Vorname<br />
19.40; 25 km/h 19.45; 3D: Mortal Engines –Krieg<br />
der Städte 20.00; Venom 22.15; Night School 22.20;<br />
Unknown User 2: Dark Web22.30; The House That Jack<br />
Built 22.50; Nur ein kleiner Gefallen 23.10<br />
CineStar im SonyCenter (& 04 51/703 02 00) Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic<br />
Beasts: The Crimes of Grindelwald (OF) 13.30;<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr –Mary Poppins Returns (OF)<br />
13.30, 16.30, 20.15; Ben is Back (OF) 13.30, 20.30;<br />
3D: Aquaman (OF) 13.35, 17.00, 19.40, 23.00;<br />
Spider-Man: ANew Universe –Spider-Man: Into The<br />
Spider-Verse (OF) 14.20, 23.15; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
–The Wife (OF) 16.45; Robin Hood (OF)<br />
17.00, 19.50, 23.10; 3D: Spider-Man: ANew Universe<br />
–Spider-Man: Into The Spider-Verse (OF) 17.15,<br />
20.15; 3D: Mortal Engines –Krieg der Städte (OF)<br />
17.15, 23.15; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes of<br />
Grindelwald (OF) 19.30, 22.50; Bohemian Rhapsody<br />
(OF) 20.00, 23.15; Colette (OF) 20.15; 3D: Bumblebee<br />
(OF) 22.45; Widows (OF) 23.10<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Aquaman<br />
(OF) 12.15, 15.40, 19.15; 3D: Aquaman 22.45<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Spider-Man: ANew<br />
Universe – Spider-Man: Into The Spider-Verse (OF)<br />
17.45; Shoplifters (OmU) 20.00; Climax 22.15<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Der kleine Drache Kokosnuss –<br />
Aufinden Dschungel! 14.00; Der Grinch 14.00; Aquaman<br />
14.00, 17.00; Robin Hood 15.00, 17.30, 20.00,<br />
22.30; Mary Poppins‘ Rückkehr 15.00, 17.30; Kalte<br />
Füße 16.00, 18.00, 20.00, 22.30; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 16.00, 18.00, 20.15; 3D: Bumblebee<br />
20.00, 22.30; 3D: Aquaman 20.15, 22.00<br />
Casablanca (& 677 57 52) Astrid 16.00; Cold War<br />
18.30; Gegen den Strom 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00) Kalte<br />
Füße 14.00, 17.20, 19.55; Der Grinch 14.00; 3D:<br />
Aquaman 14.00, 16.30, 19.45; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
14.10, 17.15; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 14.15, 16.55; Bumblebee 14.20;<br />
Spider-Man: ANew Universe 14.25; Der kleine Drache<br />
Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.30; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 14.30, 17.15, 20.00; Robin<br />
Hood 16.35, 19.45; AStar Is Born 17.05; 3D: Bumblebee<br />
17.15; 100 Dinge 17.15, 20.10; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 19.55; Bohemian<br />
Rhapsody20.00; Widows 20.15; Polaroid 20.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Spider-Man:<br />
ANew Universe 14.00, 16.40; Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 14.00, 17.10; Bumblebee 14.00,<br />
16.45; Aquaman 14.00, 16.40, 19.30; Der Grinch<br />
14.25, 16.50; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in<br />
den Dschungel! 14.30; Der Junge muss an die frische<br />
Luft 14.50, 17.20, 20.15; Robin Hood 17.30, 19.40;<br />
Hedefim Sensin (OmU) 19.30; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 19.50; Müslüm (OmU)<br />
20.00; Polaroid 20.15<br />
City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Cold War<br />
19.00; Sneak Preview21.00<br />
W3EISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) Ikarus 18.00; Rey<br />
(OmU) 20.00; Climax (OmU) 21.45<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Adam und Evelyn<br />
13.30; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />
Dschungel! 15.45; Rosa Luxemburg 18.00; Das krumme<br />
Haus 21.15; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf<br />
in den Dschungel! 11.00; Colette 13.00, 18.15; Astrid<br />
15.30; Adam und Evelyn 20.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Cold War 16.00;<br />
Adam und Evelyn 18.30; Gegen den Strom 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Astrid 15.15; Der<br />
Jungemuss an die frische Luft 18.00, 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Alexander McQueen –Der Film<br />
(OmU) 18.00; Cold War20.30<br />
Capitol (& 831 64 17) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
15.20, 20.30; Colette 17.45<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Jota:<br />
Mehr als Flamenco –Jota de Saura (OmU) 17.00; Suspiria<br />
19.00<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) KinderWagen-<br />
Kino: Der Jungemuss an die frische Luft 10.30; Colette<br />
13.45; Der Grinch 14.00; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
–Auf in den Dschungel! 14.15; Meine Welt ist die Musik<br />
14.30; Adam und Evelyn 16.00, 20.45; Die Frau<br />
des Nobelpreisträgers 16.15, 20.45; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 16.15, 18.30, 20.45; Gegen den<br />
Strom 16.30; Mary Poppins‘ Rückkehr 18.00; Anderswo.<br />
Allein in Afrika 18.30; Das Mädchen, das lesen<br />
konnte 18.45; Ben is Back 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33) Tabaluga<br />
–Der Film 13.45; Robin Hood 13.45, 16.45,<br />
19.50; Mary Poppins‘ Rückkehr 13.45, 16.45; Aquaman<br />
13.45, 16.15; Spider-Man: ANew Universe 14.00;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 14.00; Der Grinch<br />
14.00, 17.15; Der Junge muss an die frische Luft<br />
14.15, 16.30, 19.45; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 16.15, 19.30; Bumblebee 17.00;<br />
100 Dinge 17.15, 20.15; Bohemian Rhapsody 19.40;<br />
3D: Mortal Engines –Krieg der Städte 19.45; 3D: Bumblebee<br />
20.00; 3D: Aquaman 20.15
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />
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Netzwerk<br />
CHAT<br />
„Nicht<br />
leichtgläubig<br />
handeln“<br />
Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />
Im Chat kommen Kenner<br />
der digitalen Welt zu Wort. Celia<br />
Schweyer ist Senior-Online-Marketing-Managerin<br />
beim Online-Dating-Vergleichsportal<br />
zu-zweit.de.<br />
Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />
Welt am Morgen?<br />
Mit dem Blick aufs Smartphone.<br />
Da unsereKommunikation größtenteils<br />
digital abläuft, trägt dies maßgeblich<br />
zur reibungslosen Zusammenarbeit<br />
bei.<br />
Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />
zurzeit. Wie werden Menschen<br />
und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />
Künstliche Intelligenz wird unser<br />
Leben in Zukunft in sehr vielen Bereichen<br />
maßgeblich beeinflussen.<br />
Alltagsprozesse werden erleichtert.<br />
In unserer Branche helfen intelligente<br />
Algorithmen bei der Online-<br />
Partnersuche – und zwar um die<br />
bestmöglichen Kontaktvorschläge<br />
zu erhalten.<br />
Wird es eines Tages eine Lösung geben,<br />
damit wir über unsere Daten<br />
wirklich selbst verfügen können?<br />
Das wird durch die Streuung der<br />
Daten zunehmend schwieriger. In<br />
einer digitalisierten Welt herrscht<br />
kontinuierlicher Datenaustausch<br />
zwischen Geräten, Portalen, Internetseiten<br />
und Apps.Dieser macht es<br />
uns fast unmöglich zu überwachen,<br />
wo welche persönlichen Daten gespeichertwurden<br />
und was mit ihnen<br />
passiert. Deshalb sollte man immer<br />
wieder überdenken, wo man welche<br />
Daten angibt und welche Auswirkungen<br />
dies haben kann. Vorallem<br />
sollte man immer den Überblick<br />
darüber behalten, welche Verträge<br />
oder Abos man online abschließt.<br />
Was geht gar nicht in der digitalen<br />
Welt?<br />
Gesprächsregeln, die in der Realität<br />
vorhanden sind, sollten auch im<br />
Netz befolgt werden –doch das ist<br />
häufig nicht der Fall. Singlebörsen-<br />
Nutzer sollten sich nicht leichtgläubig<br />
auf neue Kontakte einlassen und<br />
zu schnell persönliche Informationen<br />
austauschen, sondernauch hier<br />
auf Menschenkenntnis setzen und<br />
ihr Gegenüber Schritt für Schritt<br />
kennenlernen.<br />
DieZukunft macht vielen Angst.Welcher<br />
Podcast macht Ihnen Mut?<br />
Angst ist nie ein guter Ratgeber.<br />
Positiv in die Zukunft zu blicken hilft,<br />
die richtigen Entscheidungen zu<br />
treffen. Außerdem hilft Humor häufig,<br />
die Dinge etwas lockerer zu sehen,<br />
weshalb ich den Audio-Podcast<br />
von Jan Böhmermann und Oli<br />
Schulz auf Spotify empfehlen kann.<br />
Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />
Daskommt auf den Tagan–wenn<br />
nach Feierabend noch viel für die<br />
nächste Zeit zu planen ist, kann es<br />
sein, dass ich nicht so leicht abschalten<br />
kann. Das Betreiben einer Website<br />
ist nun mal ein 24-Stunden-Job.<br />
Ichversuche aber,abends das Smartphone<br />
beiseitezulegen, den Laptop<br />
zuzuklappen und mein Privatleben in<br />
denVordergrund zu stellen.<br />
Celia Schweyer arbeitet<br />
für das Online-Dating-Vergleichsportal<br />
zu-zweit.de.<br />
Das Ei der Erkenntnis<br />
Es gibt Popstars, die engagieren die besten Fotografen und fragen die<br />
größten Modedesigner um Rat, damit sie in den sozialen Medien auffallen.<br />
Unternehmen engagieren teure Agenturen für das gleiche Ziel.<br />
Und dann das: Ein namentlich nicht bekannter Nutzer ruft bei Instagram<br />
mit dem Foto eines Frühstückseis zum Weltrekord auf. Alle mal<br />
Erfolg der Nachbarschaft<br />
Eine <strong>Berliner</strong> Plattform, die regionale Handwerker und Kunden zusammenbringt, macht Millionengeschäfte<br />
VonJörg Hunke<br />
Wenn es um Start-ups<br />
geht, dann ist der Begriff<br />
Scheitern nicht<br />
weit, denn mehr als 90<br />
Prozent aller Ideen gehen nicht auf.<br />
Aber es gibt auch die Ausnahmen,<br />
die Musterschüler, denen von Anfang<br />
an alles zu gelingen scheint. Robin<br />
Behlau gehört dazu. Er stammt<br />
aus Strausberg (Brandenburg) und<br />
hat vorelf Jahren gemeinsam mit seinem<br />
Kumpel Mario Kohle die Plattform<br />
Käuferportal aufgebaut, das<br />
Handwerker und Kunden zusammenbringen<br />
soll. Inzwischen gehört<br />
das Unternehmen zu den verborgenen<br />
Stars der Branche,hat 400 Mitarbeiter<br />
und kam zuletzt auf ein Auftragsvolumen<br />
von zwei Milliarden<br />
Euro pro Jahr. Obwohl: VonVerborgenheit<br />
kann seit gesternkeine Rede<br />
mehr sein.<br />
Gründung in einer kleinenWohnung<br />
Denn die NuCom-Group – in der<br />
ProSiebenSat.1 sein Commerce-Geschäft<br />
bündelt –hat ihre stimmberechtigte<br />
Beteiligung von bislang 42<br />
Prozent auf 94 Prozent erhöht, die<br />
restlichen Anteile gehören Robin<br />
Behlau, der auch als Geschäftsführer<br />
fungiert. Der Transaktion liegt ein<br />
UnternehmenswertinHöhe von140<br />
Millionen Euro zugrunde.Und einen<br />
neuen Firmennamen gibt es auch:<br />
AusKäuferportal wirdAroundhome.<br />
„Fast jeder zehnte Deutsche hat<br />
schon einmal eine Anfrage über<br />
Käuferportal gestellt. Und dennoch<br />
fehlt es an breiter Bekanntheit. Mit<br />
der Umbenennung in Aroundhome<br />
heben wir gemeinsam mit dem Management<br />
das Unternehmen auf die<br />
nächste Wachstumsstufe“, erklärte<br />
Claas van Delden, Co-CEO der Nu-<br />
Com-Group. Behlau hofft auf die<br />
Werbekompetenz bei den Sendern<br />
ProSieben und Sat.1. „Als bekannte<br />
Marke wird uns und unseren Anbieternnoch<br />
mehr Vertrauen entgegengebracht<br />
werden“, hofft er.<br />
Die Idee, die Behlau und Kohle<br />
damals bei der Gründung hatten:<br />
Wie finden Kunden den geeigneten<br />
Handwerker, wenn größere Umbauarbeiten<br />
im Haus oder in der Wohnung<br />
anstehen? Also eine neue Küche<br />
oder neue Fenster eingebaut<br />
werden sollen oder eine Solaranlage<br />
fürs Dach des Eigenheims geplant<br />
ist. Natürlich gibt es noch immer<br />
Branchenbücher und auch die Suchmaschinen<br />
zeigen auf Wunsch zahllose<br />
Anbieter an. Aber dann stellt<br />
sich die Frage: Wie den richtigen<br />
Handwerker finden? Manchmal helfen<br />
Bewertungsportale bei dieser<br />
Entscheidung. Auftraggeber können<br />
bei Aroundhome kostenlos Produktanfragen<br />
mit ihren Kriterien für die<br />
Handwerksarbeit stellen. Ein Mitarbeiter<br />
vonKäuferportal ruft dann zurück,<br />
um im Gespräch mit dem Kunden<br />
die Wünsche genau zu definieren.<br />
DER UNTERNEHMER<br />
Robin Behlau gründete gemeinsam mit seinem Freund aus Kindertagen, Mario Kohle, das<br />
Start-up Käuferportal. Das passierte vorelf Jahren in Hellersdorf. Inzwischen hat das Unternehmen<br />
mehr als 450 Mitarbeiter,sein Wert wird mit 140 Millionen Euro angegeben.<br />
Als Geschäftsführer wird Behlau weiterhin die Geschickedes Unternehmens leiten, auch<br />
wenn die NuCom-Group –inder ProSiebenSat.1 sein Commerce-Geschäft bündelt –ihre<br />
stimmberechtigte Beteiligung vonbislang 42 Prozent auf 94 Prozent erhöht hat. Die restlichen<br />
acht Prozent gehören Behlau. Der Name wurde auch geändert: AusKäuferportal ist Aroundhome<br />
geworden. Die Geschäftsidee: Wiefinden Kunden den geeigneten Handwerker,wenn<br />
größere Umbauarbeiten im Haus oder in der Wohnung anstehen?<br />
Mitdieser Idee ging es vorelf Jahren<br />
inHellersdorf los, ineiner kleinen<br />
Wohnung gründeten Behlau<br />
und Kohle das Start-up.Schnell fanden<br />
sich Investoren und Kreditgeber.Seit<br />
2014 hat das Unternehmen<br />
nach eigenen Angaben seinen Umsatz<br />
im Durchschnitt jedes Jahr um<br />
35 Prozent gesteigert. Die Anbieter<br />
zahlen keine Provision an die Plattform-Betreiber,<br />
sondern eine feste<br />
Vermittlungsgebühr pro Kundenkontakt.<br />
„Das heißt, wir sind nicht<br />
darauf angewiesen, dass der Kunde<br />
tatsächlich beim Anbieter kauft“,<br />
erklärte Behlau schon vor einiger<br />
Zeit.<br />
Inzwischen ist Aroundhome<br />
Deutschlands größter Online-Vermittler<br />
für Produkte und Dienstleistungen<br />
geworden. Behlau hatte sehr<br />
früh ein Gespür dafür entwickelt, wie<br />
sich die digitale Welt entwickeln<br />
wird, denn im Gründungsjahr 2008<br />
gingen auch Start-ups wie Airbnb<br />
und wenig später Uber ans Werk.Die<br />
INSTAGRAM<br />
anklicken, bitte! Mehr als 27 Millionen Menschen folgten dem Aufruf,<br />
damit wurde der Bestwert, den US-Model Kylie Jenner mit ihrem Baby<br />
im Vorjahr aufgestellt hatte, überboten. Und was sagt der Weltrekordhalter<br />
dazu? „Ich habe das als Wettbewerb begriffen. Es war nichts Persönliches.“<br />
Undbleibt in den oft lauten sozialen Medien anonym.<br />
Online-Vermittler von Übernachtungsmöglichkeiten<br />
und Personenbeförderung<br />
haben es inzwischen zu<br />
weltweiter Aufmerksamkeit gebracht.<br />
In diesen Branchen ist es üblich,<br />
dass die Kunden die erbrachte<br />
Leistung bewerten, auch bei<br />
Aroundhome können die Auftraggeber<br />
über die Handwerksbetriebe urteilen.<br />
„Von Anfang an Geld verdient“<br />
WasBehlaus Idee mit den Konzepten<br />
aus den USA noch verbindet, ist der<br />
Plattform-Gedanke: Es ist nicht<br />
mehr wichtig, selbst Wohnungen,<br />
Fahrzeuge oder Küchen zur Verfügung<br />
zu stellen, es geht auf den digitalen<br />
Marktplätzen darum, als Mittelsmänner<br />
(„Intermediäre“) Angebot<br />
und Nachfrage zusammenzuführen.<br />
Auch Aroundhome<br />
beschäftigt keine Handwerker, sondern<br />
bringt Interessenten nur mit<br />
Handwerksbetrieben zusammen.<br />
Behlau ging es von Anfang an<br />
darum, Vertrauen zwischen Kunden<br />
und Anbietern aufzubauen, deshalb<br />
zunächst die Konzentration auf den<br />
deutschen Markt. Inzwischen ist das<br />
Unternehmen in vier Ländern tätig<br />
und hat 450 Mitarbeiter. Wenn jemand<br />
Handwerker sucht, werden<br />
ihm Fachleute aus der Region angeboten.<br />
„So haben wir von Anfang an<br />
Geld verdient“, sagt Behlau. „Und<br />
haben es immer wieder ins Unternehmen<br />
gesteckt.“<br />
Inzwischen umfasst das Netzwerk<br />
etwa 12 000 Anbieter, dazu<br />
gehören auch namhafte Hersteller,<br />
aber die meisten Anbieter sind<br />
eher regional verwurzelte, mittelständische<br />
Unternehmen. Was einen<br />
Vorteil für Aroundhome auch<br />
in Zeiten voller Auftragsbücher<br />
bedeutet: Kleine und mittelständische<br />
Betriebe lehnten zusätzliche<br />
Aufträge aus dem Internet nicht<br />
ab, sagte Behlau, trotz Hochkonjunktur.<br />
Mehr Rechte<br />
für die Nutzer<br />
gefordert<br />
IfW-Präsident sieht Europa<br />
in der Verantwortung<br />
Für die digitale Zukunft sieht der<br />
Ökonom Dennis Snower Europa<br />
mit Deutschland an der Spitze ineiner<br />
Schlüsselverantwortung. „Es<br />
geht um sehr, sehr viel, um das Regime<br />
des neuen digitalen Zeitalters<br />
und damit letztlich auch um die Demokratie“,<br />
sagte der Präsident des<br />
Kieler Instituts für Weltwirtschaft.<br />
Die von China auf der einen und<br />
US-Weltkonzernen auf der anderen<br />
Seite verkörperten Systeme seien gefährlich<br />
für die liberale Demokratie.<br />
Dagegen habe Europa mit der neuen<br />
Datenschutzgrundverordnung den<br />
richtigen Weg eingeschlagen, der<br />
weltweit implementiert werden<br />
sollte. Dabei könne Deutschland<br />
eine zentrale Rolle spielen. Snower<br />
forderte: „Nutzer müssen mehr und<br />
mehr Rechte über die Nutzung ihrer<br />
Daten bekommen.“<br />
Aus Sicht Snowers ist das bisherige<br />
System falsch, in dem die Nutzer<br />
Internetdienstleistungen kostenlos<br />
beziehen und im Gegenzug ihre Daten<br />
kostenlos liefern. „In dieser Welt<br />
gibt es keine Preise, aber Preise sind<br />
die Grundlage für das Funktionieren<br />
einer Volkswirtschaft“, sagte der<br />
Ökonom. Das Ziel solle sein, „dass<br />
die Nutzer ein Eigentumsrecht an allen<br />
Daten haben, die sie generieren.“<br />
Diese Daten könnten sie dann freiwillig<br />
weitergeben an jene,die sie haben<br />
wollten –unentgeltlich oder zu<br />
einem Preis. Damit würde sich das<br />
gesamte Businessmodell bei Google<br />
und Facebook komplett ändern.<br />
Technologische Lösungen für ein<br />
solches Modell existierten bereits.<br />
„Das Regime in China ist darauf aufgebaut,<br />
dass der Staat besonders vieles<br />
über einen weiß“, sagte Snower.<br />
„In den USA sind es Konzerne wie<br />
Facebook, Google und Amazon, die<br />
sehr viel über ihre Nutzer wissen –<br />
und dieses Wissen manchmal auch<br />
an den Staat weitergeben.“ Die Nutzer<br />
wiederum hingen immer mehr<br />
vondiesen Netzwerken ab.<br />
Unterstützung bekam Snower<br />
vonder FDP im Bundestag.„Die Forderung<br />
nach einem Eigentumsrecht<br />
an den eigenen Daten ist so aktuell<br />
wie richtig“, sagte der Parlamentarische<br />
Geschäftsführer der Fraktion,<br />
MarcoBuschmann. (dpa)<br />
Geringe<br />
Auswirkung der<br />
Apple-Schwäche<br />
Zulieferer hatte leicht<br />
höheren Umsatz erwartet<br />
D<br />
er Apple-Zulieferer Dialog<br />
Semiconductor konnte im vergangenen<br />
Jahr trotz schwächelnder<br />
iPhone-Verkäufe seine Geschäfte<br />
ausbauen. DerUmsatz sei um 7Prozent<br />
auf rund 1,44 Milliarden Dollar<br />
(1,26 Milliarden Euro) gestiegen,<br />
teilte das britische Unternehmen am<br />
Montag anhand vorläufiger Berechnungen<br />
in London mit. Dabei profitierte<br />
das Unternehmen auch von<br />
der Übernahme des Halbleiterherstellers<br />
Silego. Zuvor war allerdings<br />
mit 1,46 Milliarden Dollar ein noch<br />
etwas höherer Umsatz angepeilt<br />
worden.<br />
Dialog Semiconductor ist stark<br />
von seinem Großkunden Apple abhängig.<br />
Im vergangenen Jahr dürften<br />
nach früheren Schätzungen des Unternehmens<br />
rund drei Viertel aller Erlöse<br />
aus dem Geschäft mit dem<br />
iPhone-Hersteller gestammt haben.<br />
Daher leiden die Briten unter der<br />
schwächelnden Nachfrage nach der<br />
jüngsten iPhone-Generation. Apple<br />
hatte jüngst einräumen müssen, dass<br />
das Weihnachtsgeschäft deutlich<br />
schlechter lief, als erwartet. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />
(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />
Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Verrückt nach Meer 17.00 (für<br />
HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />
(für HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />
Familie Dr.Kleist. Zukunft 19.45 (für HG) Wissen<br />
voracht –Natur 19.55 (für HG)Börse voracht<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Die Kanzlei<br />
Schattenspiele. Anwaltsserie<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
Gefühl und Verstand.Arztserie<br />
21.45 (für HG) FAKT<br />
Das MDR-Magazin<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Hectors Reise oder die<br />
Suche nach dem Glück<br />
Tragikomödie, GB/D/GB/SA/USA ’14<br />
0.35 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.55 (für HG) Die Kanzlei<br />
Schattenspiele. Anwaltsserie<br />
RTL<br />
5.45 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />
Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />
–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />
uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />
Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Deutschland sucht den Superstar<br />
Castings<br />
Jury: Dieter Bohlen, Oana Nechiti,<br />
Pietro Lombardi,Xavier Naidoo<br />
Wer kommt zum Recall hoch auf dem<br />
Berge imösterreichischen Ischgl?<br />
22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />
hier raus! Moderation: Sonja Zietlow,<br />
Daniel Hartwich<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Ich bin ein Star –Holt mich hier<br />
raus! Moderation: Sonja Zietlow,<br />
Daniel Hartwich<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />
17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />
MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau<br />
21.00 (für HG) Der Osten –Entdecke<br />
wo du lebst 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für<br />
HG) Die Investoren 22.50 (für HG) Polizeiruf<br />
110. Blütenstaub. TV-Kriminalfilm 1972 23.45<br />
(für HG) Rosa Luxemburg. Biografie, CS/D/PL<br />
1986 1.40 (für HG) FAKT<br />
Bayern<br />
14.40 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 (für HG)<br />
Uschis VIP-Gärten 16.00 (für HG) Rundschau<br />
16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30 Regional<br />
18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für HG)<br />
Rundschau 19.00 (für HG) Gesundheit! 19.30<br />
(für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort. Totentanz.<br />
TV-Kriminalfilm, D2002 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 (für HG) Capriccio 22.30<br />
Wo Träume wahr werden 23.15 nacht:sicht<br />
23.45 Sweet Spot 0.35 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 1.05 (für HG) Wir inBayern<br />
Vox<br />
15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />
Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 Hot oder Schrott –Die Allestester. Kinder<br />
testen Musik aus vergangenen Jahrzehnten<br />
22.15 Hot oder Schrott –Die Allestester 23.15<br />
Detlef muss reisen. Wien 0.20 nachrichten<br />
0.40 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Teuflisches Profil 1.35<br />
(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Aus dem Hinterhalt<br />
Super RTL<br />
15.45 Trolljäger –Geschichten aus Arcadia<br />
16.10 5Freunde –Für alle Fälle 16.40 Grizzy<br />
&die Lemminge 17.10 Dennis &Fletscher –<br />
Blämtastisch! 17.30 Dennis &Fletscher –<br />
Blämtastisch! 17.50 Inspector Gadget 18.10<br />
Die Tomund Jerry Show 18.45 Woozle Goozle<br />
und die Weltentdecker 19.15 Bugs Bunny &<br />
LooneyTunes 19.45 ALVINNN!!! und die Chipmunks<br />
20.15 Super süß und super sexy. Liebeskomödie,<br />
USA 2002 21.55 Cold Justice –<br />
Verdeckte Spuren 22.45 Cold Justice –Verdeckte<br />
Spuren 23.40 Wer ist hier der Boss?<br />
Sport1<br />
15.00 StorageWars –Geschäfte in Texas. Der<br />
Wille zählt 17.25 Eishockey: Champions Hockey<br />
League. Halbfinale, Rückspiel: HC Pilsen (CZ) –<br />
Frölunda Indians (S) 20.00 StorageWars –Die<br />
Geschäftemacher. Die genauesten Schätzungen<br />
21.00 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />
Darrell und Brandon 22.00 StorageWars –Die<br />
Geschäftemacher. Im Tanktop zum Gewinn<br />
22.30 Scooore! –Internationales Fußball-Magazin<br />
23.15 Bundesliga aktuell. Die tägliche<br />
News-Sendung für Fußballfans 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />
(für HG) Notruf Hafenkante. Überraschende Begegnung<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Der<br />
Verräter 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00<br />
(für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG)heuteXpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. Der süße Tod<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />
(für HG)SOKO Köln. Außer Dienst 19.00 (für HG)<br />
heute 19.25 (für HG) DieRosenheim-Cops.<br />
Beim dritten „Om” bist du tot<br />
20.15 (für HG) Handball:Weltmeisterschaft<br />
Vorrunde, Gruppe A, 4. Spieltag:<br />
Deutschland –Frankreich<br />
Moderation: Christian Sievers<br />
Aus der Mercedes-Benz Arena Berlin<br />
Dazwischen: ca. 21.10 heute journal<br />
22.15 (für HG) Meine Mutter, mein Sorgenkind<br />
Wenn die Rente nicht reicht<br />
22.45 (für HG) Markus Lanz<br />
0.00 heute+<br />
0.15 Neu im Kino<br />
0.20 (für HG) Jagd durch London<br />
Actionthriller,USA/GB 2015<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />
Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />
Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />
Südring 17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
18.00 Endlich Feierabend! 18.30 Die<br />
Ruhrpottwache 19.00 Wie genial ist das<br />
denn?! 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Navy CIS<br />
Operation Kuckucksnest.Krimiserie<br />
Mit Mark Harmon, Sean Murray, Wilmer<br />
Valderrama u.a.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Leben und Sterben in Mexiko<br />
22.15 Navy CIS: L.A.<br />
TotimWasser.Krimiserie<br />
23.10 SpiegelTV–Reportage<br />
Die Knochen-Ärzte –Apres Ski in der<br />
Notaufnahme. Reportagereihe<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
Gast: Jochen Busse<br />
14.05 (für HG) Hauptstadtrevier 14.55 (für<br />
HG) Hauptstadtrevier 15.45 (für HG) Aktuell<br />
16.05 Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell /<br />
Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />
HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Kühle<br />
Schönheiten –Alpenseen 21.00 (für HG)<br />
Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG)<br />
Holocaust –Die Geschichte der Familie Weiss.<br />
TV-Drama, USA 1978 0.00 (für HG) Eswar<br />
Nacht in Rom. Kriegsdrama, I/F 1960 2.00<br />
Lokalzeit aus Köln<br />
NDR<br />
14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die nordstory<br />
15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00<br />
(für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />
17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co.<br />
18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Natur-<br />
Nah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Visite 21.15 (für HG) Panorama 3 21.45 (für<br />
HG) aktuell 22.00 (für HG) Tatort. Zurück ins<br />
Licht. TV-Kriminalfilm, D2017 23.30 (für HG)<br />
Weltbilder 0.00 (für HG) Boris Becker –Der<br />
Spieler 1.30 (für HG) NDR Talk Show<br />
Kabel eins<br />
6.40 The Mentalist 7.35 Blue Bloods –Crime<br />
Scene NewYork 8.25 Blue Bloods –Crime<br />
Scene NewYork 9.25 Navy CIS: L.A. 10.15<br />
Navy CIS 11.05 Without aTrace 12.05 Numb3rs<br />
13.00 Castle 14.00 The Mentalist 14.55<br />
Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS<br />
16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein<br />
Lokal, dein Lokal 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />
kümmern uns drum 20.15 Die Reise ins Ich.<br />
Sci-Fi-Film, USA 1987 22.50 Matrix. Sci-Fi-<br />
Film, USA/AUS 1999 1.20 Late News 1.25<br />
Matrix Reloaded. Sci-Fi-Film, USA 2003<br />
RTL 2<br />
11.00 Family Stories 12.00 Die Geissens –<br />
Eine schrecklich glamouröse Familie! 13.05<br />
Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 14.05 Köln 50667 15.05 Berlin –Tag<br />
&Nacht 16.05 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />
... 17.00 News 17.10 Chartbreaker –Die<br />
Casting-Soap 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />
–Tag &Nacht 20.15 Zuhause im Glück –<br />
Unser Einzug inein neues Leben 22.15 Zuhause<br />
im Glück –Unser Einzug in ein neues Leben<br />
0.15 Autopsie Spezial: Die letzten Stunden<br />
von ... 1.05 Die Forensiker –Profis am Tatort<br />
Eurosport 1<br />
17.15 Ski alpin: Weltcup 17.40 Volleyball Time<br />
Out 17.45 Handball: Weltmeisterschaft. Vorrunde:<br />
Korea –Serbien 19.40 Eurosport News<br />
19.50 Volleyball: Champions League. United<br />
Volleys –Knack Roeselare 21.45 Formel E:<br />
FIA-Meisterschaft 22.45 Handball:Weltmeisterschaft<br />
23.25 Eurosport News 23.35 Rallye:<br />
Rallye Dakar in Südamerika 0.00 Tennis:Australian<br />
Open 0.30 Tennis. Australian Open –<br />
Game, Schett &Mats 1.00 Tennis: Australian<br />
Open. 3. Tag<br />
3SAT, 20.15 UHR TV-KOMÖDIE<br />
Die Diva, Thailand und wir!<br />
Sohatte sich Susanne (AnnekeKim Sarnau,r.) ihrenUrlaub eigentlich nicht<br />
vorgestellt:Statt die Sonne Thailands mit Kindern und Ehemann zu genießen,<br />
muss sie nunauchnoch ihre72-jährigeMutterAnneliese(HanneloreElsner,l.)<br />
mitnehmen. Die einstige Opernsängerinist seit kurzem pflegebedürftig<br />
und beanspruchtdie gesamte Aufmerksamkeit ihrer Tochter.Dabei legt die betagte<br />
Divadie gesamte Bandbreite ihrer Allüren an den Tagund treibt die Urlaubsgesellschaft<br />
schonbaldanden Rand des Wahnsinns.SokeimtinSusanne<br />
die Idee,für Anneliesegleich an Ortund Stelle ein Altenheim zu finde.11.000 Kilometer<br />
weit weg vonZuhause:Das scheintihr genau der angemessene Abstand<br />
zu sein. Zunächsterzählt sieihrer Familie nichtsvon ihrerEntscheidung. Eine<br />
etwas andereUrlaubskomödie vonRegisseurin FranziskaBuch.<br />
(Dtl./Österr./2016)<br />
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Mehr und mehr treibt ihn die Frage<br />
Über um,was 50 ausgewählte genau eigentlich Reisen für unsere „Glück“bedeutet.<br />
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Glück“ gelangPeter Chelsom ein kurzweiligesFeel-Good-Movie,das<br />
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3 4 6 2 9 7 1 5 8<br />
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7 1 3 2 6 4 8 5 9<br />
4 6 9 8 7 5 1 3 2<br />
6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe 8.00<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />
Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />
jungen Ärzte 10.35 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 11.30 Brisant 12.10 Elefant,<br />
Tiger &Co. 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />
Meer 14.00 Kesslers Expedition (3/4) 14.45<br />
Die rbb-Reporter 15.15 Panda, Gorilla &Co.<br />
16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt 17.00<br />
rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co. 17.55 Sandmann<br />
18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />
19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Zurück an die Arbeit<br />
Janna schuftet sich durch die<br />
Jahrhunderte<br />
21.00 Eine Preußin auf dem Zarenthron<br />
Dokumentation<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Talk aus Berlin<br />
22.30 Die Inselärztin –Notfall im Paradies<br />
TV-Drama, D2017<br />
Mit Anja Knauer,Helmut Zierl, Tyron<br />
Ricketts, Tobias Licht u.a.<br />
0.00 Die große radioeins Satireshow<br />
Moderation: Florian Schroeder<br />
ProSieben<br />
9.45 Fresh off the Boat 10.40 Mike &Molly<br />
11.05 How IMet Your Mother. Unter dem<br />
Tisch/Der Nicht-Vatertag.Comedyserie 12.00<br />
2Broke Girls. Belästigung am Arbeitsplatz/Das<br />
Loch in der Decke. Comedyserie 12.55 Mom.<br />
Waffen(un)ruhe. Comedyserie 13.20 Twoand a<br />
Half Men. Hochzeit auf Ibiza/Das Traumpaar/<br />
Zehn Finger,zehn Zehen. Comedyserie 14.40<br />
The Middle. Der Safe/Die Wunderheilung.Comedyserie<br />
15.35 The Big Bang Theory. Mädels<br />
an der Bar/Howards Phasen/Terror in der<br />
Stadt der Rosen. Comedyserie 17.00 taff<br />
18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons. Das ist<br />
alles nur Lisas Schuld/Homer einmal ganz woanders.Zeichentrickserie<br />
19.05 Galileo<br />
20.15 Galileo Big Pictures<br />
50 Bilder,imentscheidenden Moment<br />
aufgenommen. Ein Massai hält auf<br />
einer Anhöhe eine Antenne in den<br />
Himmel, hinter ihm erstrecken sich die<br />
Weiten der kenianischen Steppe.<br />
23.30 Die Simpsons Homer auf Abwegen<br />
Zeichentrickserie<br />
23.55 Die Simpsons<br />
Bis dass derTod euch scheidet.<br />
0.25 Die Simpsons Der Fahrschüler<br />
0.50 Die Simpsons Liebe und Intrige<br />
1.20 ProSieben Spätnachrichten<br />
15.50 (für HG) Märchenhafter Oman 16.45 (für<br />
HG) X:enius 17.10 Stätten des Glaubens 17.40<br />
Im Bann der Chinesischen Mauer 18.35 Wildes<br />
Großbritannien 19.20 Arte Journal 19.40 (für<br />
HG) Re: Schwerpunkt: Gegen das Vergessen –<br />
Zum Gedenktag der Befreiung von Auschwitz<br />
20.15 (für HG) Das Geheimarchiv im Warschauer<br />
Ghetto 21.45 Als die Nazis an die Macht<br />
kamen. Machtergreifung 22.35 Als die Nazis an<br />
die Macht kamen. Gleichschaltung 23.30 Rosa<br />
Luxemburg –Der Preis der Freiheit 0.25 Verraten<br />
und verloren 1.20 Nie wieder Krieg!<br />
3Sat<br />
13.25 Baobab –Gigant der Savanne 14.05<br />
Europas Urwälder.Bayerns neue Wildnis /Bialowieza<br />
-Heimat der Wisente /Wilde Karpaten<br />
/LaGomeras Nebelwald /Unberührtes<br />
Lappland 17.45 Die Rückkehr der Wölfe 18.30<br />
nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Die<br />
Diva, Thailand und wir! TV-Komödie, D/A 2016<br />
21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 222.25<br />
(für HG) Rosa Luxemburg. Biografie, CS/D/PL<br />
1986 0.20 Reporter 0.40 10vor10 1.10 Baobab<br />
–Gigant der Savanne<br />
Phoenix<br />
5.15 Der Erste Weltkrieg im Orient 6.00 Der<br />
Erste Weltkrieg im Orient 6.45 Der Erste Weltkrieg<br />
im Orient 7.30 Deutschlands große Clans<br />
8.15 Einmal pflegen und zurück 8.30 phoenix<br />
vor ort. Live 12.00 phoenix vor ort 17.30<br />
phoenix der tag 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Deutschlands große Clans 21.45 Teuer<br />
und verplant –Kostenfalle staatliche Bauprojekte<br />
22.15 (für HG) phoenix runde.Yes or No?<br />
Brexitentscheidung in London 23.00 phoenix<br />
der tag 0.00 phoenix runde 0.45 Deutschlands<br />
große Clans 2.15 ZDF-History<br />
Kika<br />
13.40 (für HG) Tiere bis unters Dach 14.10<br />
Schloss Einstein 15.00 Eine lausige Hexe<br />
15.50 (für HG) Hexe Lilli 16.35 SimsalaGrimm<br />
17.25 Sherazade –Geschichten aus 1001<br />
Nacht 17.50 (für HG) Mascha und der Bär<br />
18.05 Snowsnaps' Winterspiele 18.15 (für<br />
HG) Heidi 18.35 (für HG) DieAbenteuer des<br />
kleinen Hasen 18.50 Sandmann 19.00 (für<br />
HG) Wickie und die starken Männer 3D 19.25<br />
(für HG) pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />
HG) Ki.Ka Live 20.10 Die Mädchen-WG –Elternfrei<br />
in Valencia 20.35 Die Jungs-WG<br />
Dmax<br />
15.15 Highway Cops 15.45 Highway Cops<br />
16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15 Fang des<br />
Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas 18.15<br />
Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />
19.15 A2 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />
Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 21.15<br />
Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 22.15<br />
Struck –Der Raritätenjäger 23.15 Im Angesicht<br />
des Feuers 0.15 Steel Buddies –Stahlharte<br />
Geschäfte 1.10 Struck –Der Raritätenjäger<br />
2.00 California Hot Rods<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.30 7Tage ... 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.30 Spaniens kalte<br />
Heimat 11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Abitur unterm Halbmond –150 Jahre<br />
Deutsche Schule in Istanbul 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Hartaber fair 21.32 Jennyund die vergessenen<br />
Roma-Kinder 22.00 Marktcheck 22.45 Die<br />
Tagesschau vor20Jahren 23.00 Tagesthemen<br />
23.30 FAKT 0.00 Umschau 0.45 Schätze der Welt<br />
1.00 Nachtmagazin 1.20 7Tage ... 1.50 Brandenburg<br />
aktuell 2.20 ThüringenJournal 2.50 Extra<br />
3.02 SWRLandesschau Rheinland-Pfalz<br />
ONE<br />
10.30 Lindenstraße 11.00 In aller Freundschaft –<br />
Die jungen Ärzte 11.50 Verrücktnach Meer 12.40<br />
Sturmder Liebe 13.25 Sturm der Liebe 14.15 Die<br />
Inselärztin –Die Entscheidung. TV-Drama, D2018<br />
15.45 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
16.35 Bezaubernde Jeannie 17.00 Bezaubernde<br />
Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />
18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />
20.15 DoctorWho 21.00 DoctorWho 21.45 Hustle<br />
–Unehrlich währtamlängsten 22.40 Torchwood<br />
23.30 Doctor Who 0.15 Doctor Who 1.00 Hustle–<br />
Unehrlichwährtamlängsten 1.55 Torchwood 2.40<br />
Der Tatortreiniger 3.15 Kino-Favoriten 3.30 Hart<br />
aber herzlich 4.15 Lindenstraße<br />
ZDF NEO<br />
12.15 Die Rettungsflieger 13.00 Der junge Inspektor<br />
Morse. Mord nach Noten. TV-Kriminalfilm,GB<br />
2013 14.30 Kommissar Stolberg 15.30 DieRettungsflieger<br />
17.00 Derjunge InspektorMorse.<br />
Mord nach Noten. TV-Kriminalfilm, GB 2013 18.30<br />
Bares für Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 Marie<br />
Brand unddie Nachtder Vergeltung. TV-Kriminalfilm,<br />
D2009 21.45 MarieBrandund das mörderischeVergessen.<br />
TV-Kriminalfilm,D2009<br />
23.15 (für HG)Kommissar Beck. Schüsse auf<br />
Gunvald. TV-Kriminalfilm, S2016 0.45 (fürHG)<br />
Blochin –Die Lebendenund dieToten. Kapitel 2.<br />
TV-Kriminalfilm, D2015 1.45 Hamilton –ImInteresse<br />
derNation. Drama,S2012<br />
ZDF INFO<br />
6.15 Böse Bauten 7.00 Paris untermHakenkreuz<br />
–Terror, Widerstand, Befreiung 7.45 Täterjagd<br />
10.00 Ermittler! 10.30 Guy Georges –Die<br />
dunklen Gassen von Paris 11.15 JackUnterweger<br />
–Der Gefängnis-Poet 12.00 ZDF-History 18.45<br />
Skandal!Große Affären in Deutschland 19.30<br />
Skandal! Große AffäreninDeutschland 20.15<br />
Skandal! Große AffäreninDeutschland 21.00<br />
Skandal! Große AffäreninDeutschland 21.45 ZDF-<br />
History 22.30 ZDF-History 23.15 ZDF-History 0.00<br />
ZDF-History 0.45 Rockerkrieg 1.30 Rockerkrieg<br />
2.15 Rockerkrieg 3.00 Kampfbereit: Russlands<br />
Hooligans 3.45 RusslandsFrauen–Rechtlos und<br />
geschlagen 4.15 (für HG)Mensch Putin!<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Mit Werken von Ravel,Puccini, Roussel,<br />
Jolivet, W.A. Mozart, Debussy, ca. 117 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Zelenka: „Missa Sancti Josephi”,ca.<br />
56 Minuten<br />
22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Alte Musik Rosskuren gegen die Schwermut<br />
oder Wie Musik die Melancholie vertreibt.,<br />
ca. 30 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Olivier Guez: „Das Verschwinden des<br />
Josef Mengele” (10/16). Es liest Burghart<br />
Klaußner,ca. 30 Minuten<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Erzählungen aus Kolyma” Hörspiel nach<br />
Warlam Schalamow.,ca. 50 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Olivier Guez: „Das Verschwinden des<br />
Josef Mengele” (10/16), ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Sprechstunde Zahnmedizin: Toter Zahn –was<br />
nun? Gast: Dr.Christoph Zirkel (niedergelassener<br />
Arzt mit dem Schwerpunkt Endodontologie,<br />
Köln). Mit Christian Floto, ca. 80 Minuten<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Kamel Daoudi. Leben unter Verdacht.<br />
Von Lea Fauth, ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Feature Das blöde Down-Syndrom –Bilanz<br />
und Pläne eines Paares, ca. 55 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Britta-Ann Flechsenhar.Mit Ortrun<br />
Schütz,ca. 30 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Southeastern Blues.<br />
Mit Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz live Florian Favre Trio (1/2). Mit Florian<br />
Favre (Piano), Manu Hagmann (Kontrabass),<br />
Arthur Alard (Schlagzeug).n,ca. 55 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musikszene Impulsgeber der Moderne. Wie<br />
das Bauhaus die Musik veränderte. Nach Ende<br />
des Ersten Weltkrieges lag das kulturelle Fundament<br />
Europas in Trümmern. So konnten sich<br />
künstlerische Konzepte, die im Kaiserreich<br />
noch mit Denkverboten behaftet waren, erstmals<br />
einen Weg andie Oberfläche bahnen.<br />
Die ‚Musikszene' begibt sich in die bewegte<br />
Zeit nach 1919., ca. 45 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 – S eite 26 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Lady Gaga (32) ist vontiefer Traurigkeit<br />
erfüllt, wie sie uns am Montag per<br />
Twitter mitteilte.Die Popsängerin bereitet<br />
sich auf den Todihres schwerkranken<br />
Pferdes Arabella vor:„Mögen<br />
Deine Schmerzenaufhören und die<br />
Pforten des Himmels für Dich offenstehen.<br />
Ichliebe Dich. Ichwerde nie<br />
die gemeinsamen Momente vergessen.<br />
Lange Ausflüge zusammen, das<br />
Galoppieren durch den Canyon …“<br />
Lady Gaga bekam Arabella 2015 von<br />
ihrer Plattenfirma geschenkt.<br />
Katherine Schwarzenegger (29),<br />
Tochter des weltberühmten Arnold<br />
Schwarzenegger,und der US-Schauspieler<br />
Chris Pratt (39) haben sich<br />
hurtig-spurtig verlobt. Mitte Dezember<br />
hatte Pratt seine neue Partnerin<br />
vorgestellt, jetzt verkündete er auf Instagram<br />
schon denVollzug. Der<br />
Mann hat es eilig, erst im November<br />
war er offiziell vonseiner Frau, der<br />
Schauspielerkollegin Anna Faris(41),<br />
geschieden worden. (schl./mit dpa)<br />
TIERE<br />
Leckerschmecker:Karotteschnitzen<br />
auf Crushed Ice. AFP/MOHD RASFAN<br />
Panda-Diplomatie: Diechinesische<br />
Regierung verteilt gernPandas an die<br />
Zoos dieserWelt –die knuddelsüßen<br />
Tieresind gut fürs eigene Image.So<br />
wurde 2012 auch der Zoovon Kuala<br />
Lumpur mit einem Panda-Pärchen<br />
bedacht, einer Leihgabe,um„40 Jahre<br />
Frieden zwischen China and Malaysia“<br />
zu feiern. Im letzten Jahr bekam<br />
das Pärchen ein Baby und das feierte<br />
jetzt mit einer Eiskarottentorte seinen<br />
ersten Geburtstag. Alles eitel Sonnenschein?<br />
Nein, in Malaysia werden inzwischen<br />
die hohen Kosten –jährlich<br />
eine Million Dollar –der aufwendigen<br />
Pandahaltung kritisiert. (schl.)<br />
„Das ist ein Knochenjob“<br />
Stippvisite im Katastrophengebiet: Mit Horst Seehofer beim Schneeschippen in Berchtesgaden<br />
VonChristine Dankbar,Berchtesgaden<br />
Soherzlich ist Horst Seehofer<br />
(CSU) vermutlich schon<br />
lange nicht mehr begrüßt<br />
worden. Aber für die etwa 50<br />
meist jungen Leute hier in Berchtesgaden<br />
ist der Besuch des Bundesinnenministers<br />
eine willkommene<br />
kleine Pause.Seit mehr als vier Stunden<br />
sind sie am Montag schon dabei,<br />
den schweren, nassen Pappschnee<br />
vom Dach der Eishalle zu schippen.<br />
Wenn sie ihre Schneeschieber, die<br />
sogenannten Schneehexen, am<br />
Rand des Dach ausgeschüttet haben<br />
und leer hinter sich her wieder nach<br />
oben ziehen, dann sieht es fast ein<br />
bisschen aus, als seien sie beim<br />
Schlittenfahren.<br />
Noch einmal für die Kameras<br />
Es ist die Zeit der Politikervisiten vor<br />
Ort im Katastrophengebiet. Am<br />
Sonnabend war Ministerpräsident<br />
Markus Söder (CSU) in BadTölz, am<br />
Sonntag hat Verteidigungsministerin<br />
Ursula von der Leyen (CDU) die<br />
Soldaten im Berchtesgadener Ortsteil<br />
Buchenhöhe besucht, der kurzzeitig<br />
von der Außenwelt abgeschnitten<br />
war.Und jetzt eben Seehofer.<br />
Erwird vom bayerischen Innenminister<br />
Joachim Herrmann (CSU)<br />
begleitet. Im blauen Anorak und<br />
Mütze steht Berchtesgaden Bürgermeister<br />
Franz Rasp (CSU) am Einsatzort<br />
und erklärt, wer hier was<br />
macht. Aber eigentlich kann das jeder<br />
selbst sehen.<br />
Noch ist kein Haus zusammengefallen,<br />
aber seit im Januar 2006 die<br />
Eishalle in Bad Reichenhall einstürzte<br />
und 15 Menschen dabei starben,<br />
will niemand mehr ein unnötiges<br />
Risiko eingehen. Auch Berchtesgaden<br />
hat vor nunmehr fünf Tagen<br />
den Katastrophenfall festgestellt und<br />
damit einen zentralen Krisenstab<br />
eingerichtet. Im ganzen Landkreis<br />
sind 1800 Helfer im Einsatz, um Dächer<br />
und Straßen freizubekommen.<br />
Insgesamt die Hälfte der etwa 1000<br />
betroffenen Dächer sind schon freigeschaufelt.<br />
Bei der Eishalle wird es<br />
noch dauern. Sie ist seit Mittwoch<br />
für den Publikumsverkehr gesperrt.<br />
Die Politiker und die Journalisten,<br />
Bundesinnenminister Horst Seehofer vor Ort.<br />
die sie begleiten, dürfen die Halle<br />
aber durchqueren. Hinter dem Gebäude<br />
kraxeln alle einen kleinen<br />
Schneeberg hoch und gelangen so<br />
an den Rand des Daches.<br />
Dort fragt der Innenminister erst<br />
mal den Baufachberater,obesüberhaupt<br />
sicher genug ist, um auf dem<br />
Dach zu arbeiten. Dasist jetzt natürlich<br />
für die Journalisten, die dabei<br />
sind, weil es vorher schon eine Einsatzbesprechung<br />
des Krisenstabes<br />
mit Seehofer gab, wo der Politiker<br />
schon über alles informiert wurde.<br />
Polizeisprecher Werner Straubinger<br />
hat inzwischen die Polizeianwärterin<br />
Michelle Englert zum Politikergrüppchen<br />
gebracht. VomDach aus<br />
kann sie nun –quasi vonoben herab<br />
–mit dem Innenminister sprechen.<br />
Aber erst mal redet Seehofer. „Sie<br />
BLZ/CHRISTINE DANKBAR<br />
wissen schon, dass sie da einen tollen<br />
Job lernen?“, spricht er die 22-<br />
Jährige jovial an. Die weiß das vermutlich<br />
schon, schließlich hat sie<br />
sich ja die Laufbahn ausgesucht.<br />
Aber dem obersten Chef gegenüber<br />
spielt man ja nicht die Besserwisserin.<br />
Englert lacht daher und sagt,<br />
dass es tolles Gefühl sei, zu helfen.<br />
Ein paar Meter weiter steht Sven<br />
vom Technischen Hilfswerk Feuchtwangen<br />
auf dem Dachfirst. Der 20-<br />
jährige Verfahrensmechaniker ist<br />
schon seit Donnerstag im Einsatz. Er<br />
schläft wie seine Kameraden in einer<br />
Turnhalle auf dem Feldbett und tritt<br />
jeden Morgen um sieben Uhrseinen<br />
Job an. „Das ist ein Knochenjob“,<br />
sagt er. „Man kommt da schon an<br />
seine Grenzen.“ Aber auch er sagt,<br />
dass es ein gutes Gefühl sei, wenn<br />
man helfen könne. Das wird ervermutlich<br />
auch die ganzeWoche noch<br />
tun. Sein Arbeitgeber habe ihn so<br />
lange freigestellt. Während er<br />
spricht, hält er locker ein Seil in der<br />
Hand. Damit ist ein anderer THWler<br />
gesichert, der sich immer vom First<br />
bis zur Dachkante bewegt –auf der<br />
Seite des Gebäudes,woeseinige Meter<br />
in die Tiefe geht. Er guckt neugierig<br />
herüber, unterbricht seine Arbeit<br />
aber nicht.<br />
Die Jugend vonheute packt an<br />
Junge Leute, die auf Feldbetten in<br />
Turnhallen schlafen, kiloschweren<br />
Schnee schippen und sagen, dass<br />
es ihnen Spaß macht zu helfen –einigen,<br />
die beim Ortstermin dabei<br />
waren, dürfte es künftig schwerer<br />
fallen, über die Jugend von heute<br />
zu klagen.<br />
Wenig später beginnt es wieder zu<br />
schneien, so dicht, dass man nur ein<br />
paar Meter weit sehen kann. Jetzt<br />
sind auch wieder die Streufahrzeuge<br />
verstärkt im Einsatz. Die Hauptverkehrsstraßen<br />
sind für den Verkehr<br />
frei. Dassuggerierteine gewisse Normalität,<br />
liegt aber vor allem daran,<br />
dass die Streufahrzeuge Tag und<br />
Nacht fahren. In die Nebenstraßen<br />
kommen sie wie in den anderen vier<br />
oberbayerischen Landkreisen mit<br />
Katastrophenlage nicht mehr. Auf<br />
den Webseiten der Landratsämter<br />
finden sich daher die Hinweise,dass<br />
der Winterdienst eingeschränkt werden<br />
musste, um die Infrastruktur<br />
aufrecht zu erhalten. Undesgibt täglich<br />
eine neue Auflistung darüber,<br />
welche Straßen gesperrtsind.<br />
In der Innenstadt von Berchtesgaden<br />
regelt am Nachmittag ein Feuermann<br />
den Verkehr. Die Straße ist<br />
auf eine Spur begrenzt, weil die Einsatzfahrzeuge<br />
vor einem gesperrten<br />
Restaurant stehen. Auch hier wird<br />
auf dem Dach gearbeitet. Die Autos<br />
fahren im Schritttempo daran vorbei.<br />
Innenminister Horst Seehofer ist<br />
da schon lange wieder weg.<br />
Christine Dankbar klettert<br />
für die bessere Übersicht<br />
auch auf Schneeberge.<br />
NACHRICHTEN<br />
Schweizer Verfahren gegen<br />
Boris Becker zu Ende<br />
Tennislegende BorisBecker wirdin<br />
der Schweiz nicht mehr wegen Rückzahlung<br />
eines Darlehens belangt.<br />
Nachdem ein Gericht die Klage seines<br />
einstigen Geschäftspartners<br />
Hans-Dieter Cleven bereits in zweiter<br />
Instanz abgewiesen hatte,verzichtet<br />
dieser nun auf weitererechtliche<br />
Schritte in der Schweiz, wie<br />
sein Anwalt Oliver Habke am Montag<br />
mitteilte.Cleven habe seine Forderungen<br />
aber in dem laufenden Insolvenzverfahren<br />
in Großbritannien<br />
geltend gemacht. Er hatte Becker<br />
2015 auf Rückzahlung vonzehn Millionen<br />
Franken (heute 8,8 Millionen<br />
Euro)verklagt. (dpa)<br />
Randalierer wirft Cellos und<br />
Bratsche aus Regionalzug<br />
Rund 14 000 Euro Sachschaden hat<br />
ein betrunkener Randalierer am<br />
Sonntag in einem Regionalzug in<br />
Büchen (Kreis Herzogtum Lauenburg)<br />
angerichtet. Weil der 36-Jährige<br />
bei der Kontrolle durch Zugbegleiter<br />
ein Messer gezogen haben<br />
soll, mussten Fahrgäste und Personal<br />
aus Sicherheitsgründen im<br />
Bahnhof den Zugverlassen, wie die<br />
Bundespolizei am Montag mitteilte.<br />
Anschließend fing der Mann an, Gegenstände<br />
aus dem Zugzuschmeißen,<br />
darunter neben Fahrrädern<br />
auch zwei Cellos und eine Bratsche.<br />
Herbeigerufene Polizisten nahmen<br />
ihn kurze Zeit später fest. (dpa)<br />
Mehr als 15000 Windeln<br />
von Lkw-Auflieger gestohlen<br />
Nach einem Beutezug im rheinischen<br />
Euskirchen dürften unbekannte<br />
Diebe nun selbst für Mehrlingsgeburten<br />
bestens ausgestattet<br />
sein: DieKriminellen stahlen voneinem<br />
Lkw-Auflieger 15 375 Windeln<br />
der Marke„Pampers“ in der Größe<br />
drei, wie die Polizei am Montag mitteilte.Verpackt<br />
waren die Windeln in<br />
75 Kartons.Während der Lkw-Fahrer<br />
schlief, hatten die Langfinger offenbar<br />
die Plane des Aufliegers aufgeschlitzt.<br />
(AFP)<br />
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BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute bestimmen Wolken den Himmel. Sie sorgen für Regen, anfangs<br />
auch Schneeregen. Dabei steigen die Höchstwerte auf 6bis 8Grad, und<br />
der Wind weht in Böen mancherorts stark bis stürmisch aus westlichen<br />
Richtungen. In der Nacht gibt eszeitweise Regenfälle bei stark bewölktem<br />
Himmel, und eswerden Tiefstwerte von 7bis 5Grad erreicht.<br />
Biowetter: Die Witterung wirkt sich<br />
negativ auf das Wohlbefinden einiger<br />
Menschen aus. Sie neigen vermehrt<br />
zuKopfweh, Migräneattacken<br />
Wittenberge<br />
und Schlafstörungen. Dies kann zu 2°/8°<br />
schlechter Laune führen.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 71 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 15 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 10 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 51%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 8Grad.<br />
Wind: frisch aus West.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
1°/8° 1°/8°<br />
Luckenwalde<br />
0°/7°<br />
Prenzlau<br />
0°/7°<br />
Cottbus<br />
0°/7°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
bedeckt Regenschauer stark bewölkt<br />
5°/8° 2°/7° 1°/4°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
0°/6°<br />
Der Luftdruck steigt von Südwesten her, sodass über Mitteleuropa wieder etwas<br />
mildere Luft ins Spiel kommt. Dadurch schneit es nur noch inden Alpen und im<br />
Erzgebirge zeitweise, während zwischen Westpolen und der Nordsee Regen fällt.<br />
Vonder Iberischen Halbinsel bis zum Oberrhein lässt sich die Sonne blicken.<br />
Rund um die Türkei gibt es starke Regen- und Schneefälle mit Unwettergefahr.<br />
Köln<br />
1°/7°<br />
Sylt<br />
2°/7°<br />
Saarbrücken<br />
0°/5°<br />
Hannover<br />
1°/8°<br />
Konstanz<br />
-2°/3°<br />
Hamburg<br />
2°/7°<br />
Erfurt<br />
-1°/4°<br />
Frankfurt/Main<br />
0°/6°<br />
Stuttgart<br />
0°/6°<br />
Rostock<br />
4°/8°<br />
Magdeburg<br />
1°/7°<br />
Nürnberg<br />
-1°/4°<br />
München<br />
-2°/5°<br />
Rügen<br />
0°/5°<br />
Dresden<br />
0°/6°<br />
Deutschland: Heute breiten sich vielerortsreichlich<br />
Wolken mit einzelnen<br />
Regenfällen aus, in höheren<br />
Lagen Schnee. Während des Tages<br />
ist mit 3bis 8Grad zurechnen. In<br />
der folgenden Nacht betragen die<br />
Werte7bis minus 3Grad. Der Wind<br />
weht stellenweise mit starken bis<br />
stürmischen Böen aus West. Morgen<br />
liegen die Wertebei 5bis 9Grad.<br />
Dazu wechseln sich sonnen- und wolkenreiche<br />
Phasen ab. Der Wind weht<br />
anfangs teilweise noch mit starken<br />
bis stürmischen Böen aus Südwest.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 55 cm<br />
Harz bis 55 cm<br />
Erzgebirge bis 110 cm<br />
Bayerische Alpen bis 360 cm<br />
Mondphasen: 21.01. 27.01. 04.02. 12.02.<br />
Sonnenaufgang: 08:10 Uhr Sonnenuntergang: 16:21 Uhr Mondaufgang: 12:10 Uhr Monduntergang: 01:19 Uhr<br />
Lissabon<br />
15°<br />
Las Palmas<br />
23°<br />
Madrid<br />
11°<br />
Reykjavik<br />
3°<br />
Dublin<br />
10°<br />
London<br />
10°<br />
Paris<br />
9°<br />
Bordeaux<br />
11°<br />
Palma<br />
17°<br />
Algier<br />
18°<br />
Nizza<br />
15°<br />
Trondheim<br />
-1°<br />
Oslo<br />
-5°<br />
Stockholm<br />
-1°<br />
Kopenhagen<br />
6°<br />
Berlin<br />
8°<br />
Mailand<br />
10°<br />
Tunis<br />
15°<br />
Rom<br />
12°<br />
Warschau<br />
1°<br />
Wien<br />
5° Budapest<br />
5°<br />
Palermo<br />
15°<br />
Kiruna<br />
-10°<br />
Oulu<br />
-5°<br />
Dubrovnik<br />
10°<br />
Athen<br />
9°<br />
St. Petersburg<br />
1°<br />
Wilna<br />
-2°<br />
Kiew<br />
-4°<br />
Odessa<br />
1°<br />
Varna<br />
3°<br />
Istanbul<br />
7°<br />
Iraklio<br />
14°<br />
Archangelsk<br />
-4°<br />
Moskau<br />
2°<br />
Ankara<br />
2°<br />
Antalya<br />
17°<br />
Acapulco 35° heiter<br />
Bali 32° Gewitter<br />
Bangkok 33° heiter<br />
Barbados 27° Schauer<br />
Buenos Aires 29° Gewitter<br />
Casablanca 17° wolkig<br />
Chicago 3° bedeckt<br />
Dakar 29° heiter<br />
Dubai 26° wolkig<br />
Hongkong 21° Regen<br />
Jerusalem 12° sonnig<br />
Johannesburg 32° Gewitter<br />
Kairo 17° sonnig<br />
Kapstadt 25° sonnig<br />
Los Angeles 12° Regen<br />
Manila 31° heiter<br />
Miami 24° wolkig<br />
Nairobi 28° wolkig<br />
Neu Delhi 19° heiter<br />
New York 5° wolkig<br />
Peking -3° wolkig<br />
Perth 32° sonnig<br />
Phuket 32° wolkig<br />
Rio de Janeiro 38° heiter<br />
San Francisco 14° Schauer<br />
Santo Domingo 28° heiter<br />
Seychellen 29° heiter<br />
Singapur 32° wolkig<br />
Sydney 35° heiter<br />
Tokio 13° bewölkt<br />
Toronto 3° bedeckt