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Berliner Zeitung 15.01.2019

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Schicksalhafte Januar-Tage: Luxemburg, Liebknecht und die Revolution – Seiten 2und 3<br />

Kretzschmar<br />

und die<br />

Meinungsfreiheit<br />

Seite 8<br />

1°/8°<br />

Regen und Schnee<br />

Wetter Seite 26<br />

Beuth-Hochschule:<br />

Antisemit als Namensgeber?<br />

Berlin Seite 14<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Gegen Russland:<br />

Erstes Unentschieden<br />

Sport Seite 18<br />

Dienstag,15. Januar 2019 Nr.12HA-75. Jahrgang<br />

Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Identitäre: Rechte Aktion<br />

gegen Medien und Parteien<br />

Politik Seite 4<br />

Deutsche Bahn<br />

Stratege<br />

in<br />

Nöten<br />

VonRasmus Buchsteiner<br />

Richard Lutz könnte sich bestimmt<br />

angenehmere Termine<br />

vorstellen. An diesem Dienstag muss<br />

der Bahnchef zum Rapport ins Bundesverkehrsministerium<br />

–gleich früh<br />

um sieben Uhrmorgens.Der Spitzenmanager<br />

hat ein Jahr mit immer<br />

neuen Hiobsbotschaften hinter sich.<br />

Ein Jahr, indem er schließlich in einem<br />

Brandbrief auf den desolaten<br />

Zustand des<br />

Konzerns hinwies.<br />

Eswar eine<br />

Art Hilferuf aus<br />

dem Bahntower<br />

Richard Lutz,<br />

Schachspieler<br />

und Bahnchef<br />

am Potsdamer<br />

Platz. In der Regierung<br />

war man<br />

jedoch„not amused“<br />

über dieses<br />

Vorgehen.<br />

In der Analyse<br />

der Lage dürften<br />

der 54-jährige Lutz und Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer<br />

(CSU) nicht allzu weit auseinanderliegen.<br />

Ein Symptom der Krise: Im<br />

Fernverkehr waren 2017 nur noch<br />

drei von vier Zügen pünktlich. „Es<br />

besteht Einigkeit, dass wir besser<br />

werden müssen, dass wir mit dem,<br />

was wir im Moment an Pünktlichkeit<br />

und Produktqualität haben, nicht<br />

zufrieden sein können“, sagte der<br />

Bahnchef der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland).<br />

„Der Kunde hat mehr verdient.“<br />

Ob Lutz, der das Unternehmen<br />

seit März 2017 führt, die Chance für<br />

einen Neuanfang bekommt, hängt<br />

auch vom Verlauf der Gespräche im<br />

Verkehrsministerium ab. Scheuers<br />

Bahnbeauftragter, Staatssekretär<br />

Enak Ferlemann (CDU), hat klargemacht,<br />

dass die Regierung die von<br />

Lutz vorgelegte „Agenda für eine bessereBahn“<br />

nicht für ausreichend hält.<br />

DemVernehmen nach strebt Lutz<br />

eine Aufstockung des Konzernvorstands<br />

um zwei auf acht Posten an.<br />

Die Chefs der Tochterunternehmen<br />

DB Regio,DBCargo und DB Fernverkehr<br />

wären dann in der Unternehmensspitze<br />

vertreten. Davon verspricht<br />

sich Lutz offenbar mehr<br />

Durchschlagskraft. Bisher hatten die<br />

Vorstandsmitglieder keine unmittelbare<br />

operative Verantwortung. Die<br />

Frage ist, ob es zu einem größeren<br />

Unternehmensumbau kommt. So<br />

oder so ist der Finanzbedarf für notwendige<br />

Modernisierungen erheblich.<br />

Bis 2021 werden zusätzlich fünf<br />

Milliarden Euro benötigt.<br />

Bahnchef Lutz ist passionierter<br />

Schachspieler,spielte zeitweise sogar<br />

in der zweiten Bundesliga. Er geht<br />

gernstrategisch vor. DerSohn aus einer<br />

Eisenbahnerfamilie ist seit 1994<br />

im Unternehmen und seit 2010 im<br />

Konzernvorstand. Er ist kein Mann<br />

der großen Worte. Das unterscheidet<br />

ihn von seinen Vorgängern Hartmut<br />

Mehdornoder Rüdiger Grube,dem er<br />

als Finanzvorstand diente.<br />

Lutz braucht jetzt dringend einen<br />

Befreiungsschlag. Verkehrsminister<br />

Scheuer erwartet, dass sich die Qualität<br />

bei der Bahn schon im laufenden<br />

Halbjahr„spürbar verbessert“.<br />

VonAnnika Leister<br />

Sie fühlen sich stärker gestresst,<br />

schlechter bezahlt<br />

und sozial kaum abgesichert:<br />

<strong>Berliner</strong> Beschäftigte<br />

bewerten ihre Arbeitsverhältnisse<br />

nach einer aktuellen Studie in vielen<br />

Punkten kritischer als der Bundesdurchschnitt.<br />

Das ergibt eine repräsentative<br />

Studie mit dem Titel „Gute<br />

Arbeit“, die die zuständige Senatsverwaltung<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

dem Deutschen Gewerkschaftsbund<br />

(DGB) 2018 erstmals für Berlin<br />

durchführen ließ. Die Ergebnisse<br />

stellte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach<br />

(Linke) am Montag vor.<br />

1000 <strong>Berliner</strong> zwischen 15 und 64<br />

Jahren, die in Berlin wohnen und in<br />

unterschiedlichen Branchen arbeiten,<br />

wurden für die Erhebung vonJanuar<br />

bis Juni 2018 befragt. Im Zentrum<br />

standen die Fragen: Wie nehmen<br />

die Beschäftigten ihreSituation<br />

wahr? Wie zufrieden sind sie mit ihrenArbeitsbedingungen?<br />

Ein zentrales Problem der <strong>Berliner</strong>:<br />

Ihr Einkommen genügt vielen<br />

nicht für ein gutes Leben. 42 Prozent<br />

der Befragten gaben an, dass ihr Gehalt<br />

nicht oder gerade so ausreiche,<br />

um den Lebensunterhalt zu bestreiten.<br />

Deutschlandweit fällt dieser Negativ-Wert<br />

mit 38 Prozent um vier<br />

Punkte niedriger aus. Auch der Blick<br />

in die Zukunft ist für viele <strong>Berliner</strong><br />

düster:46Prozent der Befragten sind<br />

der Meinung, dass die gesetzliche<br />

Rente im Alter für sie nicht ausreichen<br />

wird. 36 Prozent glauben, dass<br />

sie „gerade ausreichen“ wird. Lediglich<br />

18 Prozent sind der Meinung,<br />

dass sie von ihrer Rente „gut“ oder<br />

„sehr gut“ werden leben können.<br />

Eng verknüpft mit der Furcht vor<br />

der (Alters-)Armut ist ein anderes<br />

Problem: Unternehmen in der<br />

Berlin ist gestresst<br />

Die Beschäftigten in der Hauptstadt fühlen sich<br />

stärker belastet als die Menschen im Rest der Republik.<br />

Das zeigt eine neue Studie des Senats<br />

Fensterputzer auf der Reichstagskuppel. 42 Prozent der befragten <strong>Berliner</strong> sagen, dass ihr Gehalt nicht oder gerade so ausreiche.<br />

Hauptstadt übernehmen nach der<br />

Studie nur wenig Verantwortung,<br />

wenn es um die soziale Absicherung<br />

ihrer Angestellten geht. 37 Prozent<br />

der Befragten erhalten von ihren Arbeitgebern<br />

gar keine Angebote zur<br />

Verbesserung der Altersvorsorge,<br />

zum Beispiel durch eine Betriebs-<br />

Wie häufig fühlen Sie sich bei der Arbeit gehetzt oder unter Zeitdruck?<br />

sehr häufig<br />

Berlin<br />

Deutschland<br />

oft selten nie<br />

17%<br />

26 %<br />

23 %<br />

29%<br />

Wie häufig arbeiten Sie am Wochenende?*<br />

Berlin<br />

Deutschland<br />

<strong>Berliner</strong> arbeiten<br />

häufiger an Wochenenden<br />

als der deutsche<br />

Durchschnittsbürger.<br />

17% 28% 39%<br />

13% 15% 28%<br />

32% 13%<br />

29% 34 % 14%<br />

43%<br />

*ABWEICHUNGEN ZU 100% BEDINGT DURCH RUNDUNG, BLZ/REEG; QUELLE: DGB<br />

rente oder Beihilfen zur Vermögensbildung<br />

(Bund: 29 Prozent). Auch Sozialleistungen<br />

wie Essens- und<br />

Fahrtkostenzuschüsse bleiben<br />

58 Prozent der Beschäftigten vorenthalten<br />

(Bund: 57 Prozent).<br />

Für Christian Hoßbach, DGB-<br />

Vorsitzender für Berlin-Brandenburg,<br />

sind die Gründe für die sozial<br />

schwache Performance der Unternehmen<br />

vor allem in der speziellen<br />

Betriebslandschaft der Hauptstadt<br />

zu suchen. In Berlin gebe es nur wenige<br />

Unternehmen mit hoher Mitarbeiterzahl<br />

und kaum Industrie, die<br />

gewerkschaftlich klassisch starkauf-<br />

gestellt ist. Stattdessen dominiertdie<br />

Dienstleistungsbranche. Tarifverträge<br />

seien selten. „Die Strukturen<br />

zur Interessensvertretung fehlen“,<br />

sagt Hoßbach. Er schätzt die Situation<br />

von <strong>Berliner</strong> Beschäftigten als<br />

„kritisch“ ein, das Einkommen wie<br />

die Arbeitsbelastung betreffend.<br />

BLZ/MIKE FRÖHLING<br />

Danziger<br />

Bürgermeister<br />

erstochen<br />

27-jähriger Täter soll aus<br />

Rache getötet haben<br />

Danzigs langjähriger Bürgermeister<br />

PawelAdamowicz ist an<br />

den Folgen eines Messerangriffs gestorben.<br />

Der 53-Jährige erlag im<br />

Krankenhaus seinen schweren Verletzungen,<br />

wie Gesundheitsminister<br />

Lukasz Szumowski am Montag<br />

im polnischen Fernsehsender<br />

TVN24 bestätigte. Die Staatsanwaltschaft<br />

gab bekannt, in dem Fall<br />

nun wegen Mordes zu ermitteln.<br />

Bis zuletzt hatten Ärzte des Danziger<br />

Universitätsklinikums um das<br />

Leben des parteilosen Bürgermeisters<br />

gekämpft, nachdem dieser am<br />

Sonntagabend auf offener Bühne bei<br />

einer Spendenveranstaltung von einem<br />

Angreifer mit einem Messer<br />

niedergestochen worden war.<br />

DerTäter –ein 27-jähriger Danziger<br />

–habe aus niederen Beweggründen<br />

gehandelt, sagte der stellvertretende<br />

Generalstaatsanwalt Krzysztof<br />

Sierak. Hinter der Tatwurde Rache<br />

vermutet. Der Angreifer soll der derzeitigen<br />

Oppositionspartei Bürgerplattform<br />

(PO), der Adamowicz bis<br />

2015 angehörte,die Schuld für seine<br />

Haft gegeben haben, hieß es. „Ich<br />

saß unschuldig im Gefängnis“, rief<br />

der Mann auf vonMedien verbreitetenVideoaufnahmen<br />

der Tat. Ermittler<br />

schlossen eine psychische Erkrankung<br />

des Angreifers nicht aus.<br />

Der Mann ist polnischen Behörden<br />

zufolge bereits vorbestraft und hatte<br />

wegen einer bewaffneten Banküberfallserie<br />

schon fünfeinhalb Jahre in<br />

Haft gesessen. Berichtenzufolge war<br />

er erst im Dezember freigekommen.<br />

Nach Angabendes Innenministeriums<br />

wurde das Opfer nach dem<br />

Angriff zunächst reanimiert. Anschließend<br />

sei es im Krankenhaus<br />

operiert worden, sagte der behandelnde<br />

Arzt, Tomasz Stefaniak. Adamowicz<br />

habe Verletzungen an Herz,<br />

Zwerchfell und Organen im Bauchraum<br />

erlitten und viel Blut verloren.<br />

DerAngriff auf das Leben und die<br />

Gesundheit Adamowiczs müsse aufs<br />

Schärfste verurteilt werden, schrieb<br />

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki<br />

bei Twitter.Die Tatlöste in Polen<br />

auch eine politische Debatte<br />

über Hassreden aus. Der heftige<br />

Streit zwischen der Opposition und<br />

der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit<br />

PiS könne zur Eskalation<br />

der Gewalt beigetragen haben, meinen<br />

Kritiker. (dpa) PolitikSeite 4<br />

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Entgelt bezahlt<br />

Generell fühlen sich die <strong>Berliner</strong><br />

nämlich nicht nur schlecht gesichert,<br />

sondern stehen auch unter<br />

besonderem Stress. 55Prozent der<br />

Befragten sind häufig gehetzt oder<br />

stehen unter Zeitdruck. Darunter<br />

leiden nicht nur die Beschäftigten<br />

selbst: Fast 30 Prozent geben an, Abstriche<br />

bei der Qualität ihrer Arbeit<br />

machen zu müssen, um ihr Pensum<br />

bewältigen zu können. Auch die Arbeit<br />

außerhalb der üblichen Bürozeiten<br />

ist in der Hauptstadt eher Normalität<br />

als Ausnahme: Mit 60 Prozent<br />

arbeiten <strong>Berliner</strong> häufiger an<br />

Wochenenden, auch an späten<br />

Abenden und mitten in der Nacht<br />

sind siebesonders häufig fleißig.<br />

Arbeitssenatorin Breitenbach fordert<br />

wie Gewerkschafter Hoßbach<br />

die Umsetzung einer sogenannten<br />

Anti-Stress-Verordnung, die regelt,<br />

unter welchen Bedingungen Angestellte<br />

arbeiten. Auf Bundesebene<br />

wurde sie von Gewerkschaften und<br />

der Linken initiiert, aber bisher nicht<br />

umgesetzt. Auch die Bundeskammer<br />

für Psychotherapeuten plädiert für<br />

eine solche Regelung.<br />

Ganz anders sieht das Alexander<br />

Schirp, Geschäftsführer der Unternehmensverbände<br />

Berlin-Brandenburg:<br />

„Der DGB versucht, die Arbeitsbedingungen<br />

schlechter zu machen,<br />

als sie sind“, sagt er mit Blick<br />

auf die neue Studie.Deutschland gehörezuden<br />

Ländernmit den kürzestentariflich<br />

vereinbarten Arbeitszeiten<br />

in Europa, die Einkommen entwickelten<br />

sich gut. Die Orientierung<br />

an den Bedürfnissen der Mitarbeiter<br />

spiele in Zeiten des Fachkräftemangels<br />

eine immer größereRolle.<br />

Viele Arbeitnehmer scheinen davonbisher<br />

wenig zu spüren. DerStudientitel<br />

„Gute Arbeit“ jedenfalls<br />

kann eher als Ziel verstanden werden<br />

denn als Bestandsaufnahme. 4 194050 501603<br />

21003


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Report<br />

KarlLiebknecht spricht am 5. Januar 1919 auf der Siegesallee zu Demonstranten. Die Protestaktion weitet sich zu einem Aufstand gegen die Reichsregierung aus.<br />

AKG, DPA, IMAGO<br />

Hier verbargen sie sich vor<br />

ihren Jägern. Vonder gegenüberliegenden<br />

Seite<br />

sieht das Haus Mannheimer<br />

Straße 27 in Wilmersdorfaus<br />

wie viele andere Altbauten: eine<br />

beigefarbene Fassade mit acht innen<br />

gelegenen Balkonen, fünf Stockwerkehoch,<br />

mit dem in jüngerer Zeit<br />

ausgebauten Dach sechs. AmStraßenrand<br />

vor dem Gebäude wartet<br />

ein ausgedienter Weihnachtsbaum<br />

auf Abfuhr.Weihnachtssterne kleben<br />

hinter Fensterscheiben, da ein goldfarbener,dortein<br />

roter.<br />

Rot ist auch der Fleck auf dem<br />

Gehweg vor dem Hauseingang, ein<br />

Fleck, der wie ein Plakat geformt ist<br />

und wie aufs Pflaster gebügelt wirkt.<br />

Solche Plakate verweisen seit Monaten<br />

auf geschichtsträchtige Orte der<br />

Revolution 1918/19. Hier steht:<br />

„15.01.19. Dasletzte Versteck.“<br />

Einpaar Schritte daneben, im Boden<br />

vor dem Erdgeschoss des Hauses,<br />

liegt eine Gedenktafel: „Letzter<br />

Zufluchtsort der deutschen Revolutionäre<br />

Rosa Luxemburg und Karl<br />

Liebknecht ...“<br />

Wochenlang waren sie auf der<br />

Flucht, die beiden Köpfe des Spartakusbundes.<br />

Die Spartakisten waren<br />

aus der SPD hervorgegangen, hatten<br />

den linken Flügel der USPD gebildet<br />

und die KPD mitbegründet. Auf<br />

beide hatten ihreGegner,allen voran<br />

die Antibolschewistische Liga, von<br />

Großindustriellen finanziert, ein<br />

Kopfgeld in Höhe von je 50000<br />

Reichsmark ausgesetzt; in <strong>Zeitung</strong>en,<br />

an Litfaßsäulen und auf Flugblättern<br />

hatten sie gefordert:<br />

„Schlagt ihreFührer tot!“<br />

VonVersteck zu Versteck hetzten<br />

Liebknecht und Luxemburg. In dem<br />

Haus an der Mannheimer Straße –es<br />

trug damals die Nummer 43 –fanden<br />

sie am 14. Januar 1919 Zuflucht bei<br />

einem befreundeten Arzt. Tags darauf<br />

nahmen Mitglieder einer „Bürgerwehr“<br />

beide fest, und mit ihnen<br />

Wilhelm Pieck (später Präsident der<br />

DDR), der die Korrekturfahne für die<br />

nächste Ausgabe der <strong>Zeitung</strong> Die<br />

Rote Fahne,vorbeigebracht hatte.<br />

Wenig später waren Rosa Luxemburgund<br />

Karl Liebknecht tot.<br />

Silvester 1918. Waswird das neue<br />

Jahr bringen? Der Krieg hat sich ausgetobt,<br />

der Kaiser davongestohlen,<br />

die Revolution obsiegt. Aber welche?<br />

Die Meinungen über die politische<br />

Zukunft des Landes gehen weit auseinander:Soll<br />

es eine bürgerliche Demokratie<br />

nach westlichem Vorbild<br />

geben oder eine Räterepublik nach<br />

russischem? Oder etwas dazwischen?<br />

DerRat derVolksbeauftragten mit<br />

Friedrich Ebert (SPD) als Reichskanzler<br />

führt die Geschäfte; Wahlen<br />

zur verfassungsgebenden Nationalversammlung<br />

sollen am 19. Januar<br />

stattfinden. Die SPD hat seit Ende<br />

Dezember alle Posten im Rat, seit<br />

sich die USPD aus Protest gegen die<br />

Weihnachtskämpfe zurückgezogen<br />

hat. Ebert hatte regierungstreue<br />

Truppen gegen die meuternde<br />

Volksmarinedivision schicken lassen,<br />

ohne Erfolg. Es gab 67 Tote.<br />

„Die Revolution war unbefangen,<br />

bewusstlos wie ein Kind, das hinaustappt,<br />

ohne zu wissen, wohin“, sagt<br />

Rosa Luxemburg auf dem Gründungsparteitag<br />

der KPD beim Jahreswechsel<br />

1918/19.<br />

Aber wer soll das Kind an die<br />

Hand nehmen?<br />

Die alten Eliten spielen auf Zeit<br />

Die SPD will nur eine politische Revolution,<br />

sie will die gesellschaftlichen<br />

Grundlagen des Kaisertums<br />

bewahren. Ebert stützt sich auf die<br />

Oberste Heeresleitung mit Wilhelm<br />

Groener an der Spitze, der sich am 9.<br />

November, dem Tagder Revolution,<br />

mit den Worten andiente, nur die<br />

Truppen könnten die „bolschewistische<br />

Gefahr“ beseitigen (Ebert-<br />

Groener-Pakt).<br />

Die äußerste Linke –USPD,Revolutionäre<br />

Obleute (Vertreter der Fabrikarbeiter)<br />

und Spartakusbund –will<br />

eine die gesellschaftliche Ordnung<br />

verändernde Revolution. Aber sie ist<br />

sich uneins.Die einen wollen das russische<br />

Modell kopieren; die anderen,<br />

wie Rosa Luxemburg, wollen einen<br />

eigenen Wegzum Sozialismus gehen.<br />

Keine der beiden Strömungen weiß<br />

die Massen mitzureißen.<br />

Die alten Eliten wollen die Uhr<br />

der Geschichte zurückdrehen, sie<br />

spielen auf Zeit.<br />

„Unsere Umwälzung ist leider<br />

nicht von einer bis zur Übermacht<br />

gewachsenen Gesinnung hervorgerufen,<br />

sondern der alte Staat ist<br />

zusammengebröckelt, weil er etwas<br />

zu verlogen und ausgehöhlt<br />

war, umdem äußeren Ansturm zu<br />

widerstehen“, notiert der Diplomat,<br />

Schriftsteller und Mäzen<br />

Harry Graf Kessler am 14. Januar<br />

1919 in seinem Tagebuch. „Das<br />

Schrecklichste wäre, wenn diese<br />

ganzen Verwüstungen und Leiden<br />

nicht die Geburtswehen einer<br />

neuen Zeit wären, weil nichts da<br />

wäre, was geboren sein will(...).“<br />

Das Jahr 1919 ist noch jung, da<br />

bricht sich in Berlin ein Aufstand<br />

Bahn; er entzündet sich an der<br />

Entlassung des <strong>Berliner</strong> Polizeipräsidenten<br />

Emil Eichhorn<br />

(USPD). Ihm wird vorgeworfen,<br />

bei den Weihnachtskämpfen auf<br />

den Sturz der Regierung hingearbeitet<br />

zu haben. Er und seine An-<br />

Schicksalstage<br />

einer<br />

Revolution<br />

In den Januarkämpfen vor 100 Jahren<br />

in Berlin wurden<br />

Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg<br />

ermordet.<br />

Eine Rekonstruktion der Ereignisse<br />

„Die Geschlagenen<br />

von heute<br />

werden<br />

die Sieger<br />

von morgen<br />

sein (...).“<br />

Karl Liebknecht,<br />

Politiker (Spartakusbund/KPD)<br />

hänger sind nicht willens, kampflos<br />

zu weichen.<br />

USPD und RevolutionäreObleute<br />

rufen zum 5. Januar zu einer Protestaktion<br />

auf der Siegesallee auf. Auch<br />

zwei Vertreter der KPD unterzeichnen<br />

den Aufruf: Karl Liebknecht und<br />

Wilhelm Pieck. Um die 150 000 Menschen<br />

folgen dem Aufruf. Die Initiatoren<br />

der Demonstration sind vom<br />

VonMichael Brettin<br />

„Die Revolution<br />

war unbefangen,<br />

bewusstlos wie ein<br />

Kind, das hinaustappt,<br />

ohne zu<br />

wissen, wohin.“<br />

Rosa Luxemburg,<br />

Politikerin (Spartakusbund/KPD)<br />

Ausmaß der Aktion überrascht. Am<br />

Abend beraten sie über das weitere<br />

Vorgehen. Und sie werden wieder<br />

überrascht: Bewaffnete Demonstranten<br />

besetzen Druckereien, Verlagsgebäude<br />

und das Wolffsche Telegraphenbüro.<br />

Und: DerAnführer der<br />

Volksmarinedivision macht Meldung,<br />

alle <strong>Berliner</strong> Regimenter seien<br />

bereit, die Reichsregierung zu stür-<br />

zen – die Meldung wird sich als<br />

falsch erweisen.<br />

Karl Liebknecht erklärt daraufhin,„daß<br />

bei diesem Stand der Dinge<br />

nicht nur der Schlag gegen Eichhorn<br />

abgewehrt werden müsse, sondern<br />

der Sturzder Regierung Ebert-Scheidemann<br />

möglich und unbedingt<br />

notwendig sei“. Ein Revolutionsausschuss<br />

wird gebildet. Dessen Mitglieder<br />

rufen zum Generalstreik,<br />

zum Sturz der Regierung und zur<br />

Übernahme der Macht auf.<br />

Eine halbe Million Menschen demonstrieren<br />

am 6. Januar, kopflos,<br />

ziellos,sinnlos.<br />

Es fehlte den Revolutionären an<br />

Können und Willen, die Regierung<br />

zu stürzen; sie hatten weder Plan<br />

noch Macht. „Wirklich zum Kampf<br />

entschlossen war nur der kleine persönliche<br />

Anhang Eichhorns, den er<br />

im Polizeipräsidium vereint hatte,<br />

ferner ein paar tausend utopisch-radikale<br />

Spartakisten“, schreibt der<br />

Historiker Arthur Rosenberg, damals<br />

Mitglied der USPD (später der KPD).<br />

Schon am Abend sei der „klägliche<br />

Misserfolg der mit so viel Leidenschaft<br />

eingeleiteten revolutionären<br />

Aktion“ offensichtlich gewesen.<br />

Die Regierung ist entschlossen,<br />

den Aufstand niederzuschlagen:<br />

„Gewalt kann nur mit Gewalt bekämpft<br />

werden.“ Der Volksbeauftragte<br />

Gustav Noske (SPD), zuständig<br />

für Heer und Marine,erhält am 7.<br />

Januar den Oberbefehl über die<br />

Truppen in und um Berlin. Er übernimmt<br />

die Aufgabe mit den Worten:<br />

„Meinetwegen! Einer muß der Bluthund<br />

werden ...!“<br />

Es gibt Verhandlungen, sie scheitern.<br />

Die Aufständischen geben die<br />

Parole aus: „Gebraucht die Waffen<br />

gegen eureTodfeinde!“<br />

Die Reichsregierung handelt,<br />

Gustav Noske rückt am 11. Januar in<br />

Berlin ein. DieStadt verwandelt sich<br />

in „einen phantastisch-gefährlichen<br />

Dschungel“, seine Bewohner fallen<br />

in „einen dadaistischen Albtraum“<br />

(Historiker Hagen Schulze): Mal fallen<br />

hier, mal fallen da Schüsse, auf<br />

Straßen, Kreuzungen und Plätzen,<br />

aus Häusern und von Dächern; selten<br />

ist klar,wer auf wenschießt.<br />

Die <strong>Berliner</strong> aber verhalten sich<br />

so,als gehe sie all das nichts an. „Das<br />

Babylonische, unermeßlich Tiefe,<br />

Chaotische und Gewaltige von Berlin<br />

ist mir erst durch die Revolution<br />

klargeworden“, schreibt Harry Graf<br />

Kessler ins Tagebuch,„als sich zeigte,<br />

daß diese ungeheure Bewegung in<br />

dem noch viel ungeheureren Hin<br />

und Her von Berlin nur kleine örtliche<br />

Störungen verursachte, wie<br />

wenn ein Elefant einen Stich mit einem<br />

Taschenmesser bekommt. Er<br />

schüttelt sich, aber schreitet weiter,<br />

als ob nichts gewesen wäre.“<br />

Dieser „Stich“ tötet 156 Menschen.<br />

Die Ordnung ist am 13. Januar<br />

weitgehend wiederhergestellt. Gustav<br />

Noske lässt trotzdem zwei Tage<br />

später die am Stadtrand stationierten<br />

Freikorps einmarschieren, Freiwilligenverbände<br />

aus nationalistischen,<br />

monarchistischen und antirevolutionären<br />

Frontsoldaten.<br />

Noske hatte nach der Niederlage in<br />

den Weihnachtskämpfen angeordnet,<br />

verstärkt Freikorps zu bilden,<br />

„zum Schutz der Heimat“ gegen innenpolitische<br />

Gegner.<br />

„Die Stadt ist vonden regierungstreuen<br />

Truppen sozusagen okkupiert“,<br />

schreibt Harry Graf Kessler<br />

am 15. Januar. „An jeder Straßenkreuzung<br />

stehen Soldaten in der<br />

Sturmhaube mit aufgepflanztem Bajonett<br />

und einem Koppel voll Handgranaten.<br />

(...) Jetzt sitzt die Regierung<br />

vielleicht noch immer auf<br />

schwankenden Überzeugungen,<br />

aber auf einer ganzen Anzahl vongehorsamen<br />

Bajonetten.“<br />

Auch die Garde-Kavallerie-Schützen-Division<br />

unter Führung vonWaldemar<br />

Pabst stellt gehorsamst Bajonette,eineVielzahl<br />

vonFreikorps geht<br />

aus dem Großverband hervor. Pabst,<br />

Erster Generalstabsoffizier der Division,<br />

bezieht Stabsquartier im Hotel<br />

Eden am Kurfürstendamm. Der<br />

Hauptmann hat eine besondere Aufgabe:<br />

Rosa Luxemburgund Karl Liebknecht<br />

zu fassen. Undzubeseitigen:<br />

„Die müssen weg! Diesind so gefährlich,<br />

wenn wir die haben, dann gibt’s<br />

nichts zu winseln, dann müssen wir<br />

selber Richter sein.“<br />

„Auf der Flucht erschossen“<br />

Hier fürchteten sie um ihr Leben.<br />

„Hier stand das Hotel Eden“, steht<br />

auf der Gedenktafel im Granitpflaster<br />

vor dem Brunnen am Zoo-Aquarium<br />

an der Ecke Olof-Palme-Platz<br />

und Budapester Straße. Und: „Rosa<br />

Luxemburg und Karl Liebknecht<br />

wurden hier unmittelbar vor ihrer<br />

Ermordung am 15. Januar 1919 verhörtund<br />

zusammengeschlagen.“<br />

DieLage derTafel aus Edelstahl irritiert,<br />

denn das dreieckig angelegte<br />

Hotel Eden befand sich auf der gegenüberliegenden<br />

Straßenseite, auf<br />

dem Platz, den einst Kurfürstendamm<br />

(heute Budapester Straße,<br />

dort war der Haupteingang), Nürnberger<br />

Straße und Kurfürstenstraße<br />

bildeten. Ein Büro- und Geschäftsgebäude<br />

entsteht zurzeit dort.<br />

Vordem Eingang des Aquariums<br />

wartet eine Schlange auf Einlass,auf<br />

dem Brunnen klettern Kinder, über<br />

das Gehwegpflaster spazieren Pas-


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 3<br />

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Report<br />

Das Hotel Eden ist im Januar 1919 Quartier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Hier werden KarlLiebknecht und Rosa Luxemburg vor ihrer Ermordung verhört.<br />

BPK-BILDAGENTUR<br />

santen. Vonder Gedenktafel nimmt<br />

kaum jemand Notiz, auch nicht von<br />

dem roten Fleck auf dem Pflaster ein<br />

paar Meter weiter: „15.01.19. Politischer<br />

Mord.“<br />

Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht<br />

undWilhelm Pieck werden nach ihrer<br />

Festnahme in der Mannheimer<br />

Straße ins Eden gefahren, wo Waldemar<br />

Pabst sie verhört. Der Hauptmann<br />

schreibt noch in der Nacht einen<br />

Bericht für den Divisionsstab:<br />

Liebknecht habe auf dem Wegvom<br />

Hotel ins Untersuchungsgefängnis<br />

Moabit zu fliehen versucht und sei<br />

dabei erschossen worden; Luxemburg<br />

sei ihren Bewachern von aufgebrachten<br />

Bürgern entrissen und mit<br />

unbekanntem Ziel verschleppt worden.<br />

Auftragsmordder Regierung?<br />

<strong>Zeitung</strong>en melden am 16. Januar:<br />

Liebknecht auf der Flucht erschossen!<br />

Rosa Luxemburg von der<br />

Menge getötet! Zweifel an den Todesumständen<br />

der beiden Politiker<br />

kommen der Presse nicht; sie beschwörteinmal<br />

mehr die „bolschewistische<br />

Gefahr“ –und die sei nun<br />

beseitigt. Der„Vorwärts“, das Zentralorgan<br />

der SPD, schreibt, Luxemburg<br />

und Liebknecht seien „Opfer<br />

ihrer eigenen blutigen Terrortaktik“<br />

geworden; die „Vossische <strong>Zeitung</strong>“,<br />

dass „an den beiden terroristischen<br />

Führern eine Art Volksgericht<br />

vollstreckt worden ist“.<br />

Die Regierung bestellt am selben<br />

TagWaldemar Pabst zum Rapportins<br />

Reichskanzlerpalais. Eine „ziemliche<br />

Aufregung“ habe es dort gegeben,<br />

wird Pabst später sagen. „Ebert<br />

meinte ärgerlich, wir hätten aus den<br />

beiden Märtyrer gemacht. Landsberg<br />

und Scheidemann verlangtenVerhaftungen,<br />

um die Unruhe in der Arbeiterschaft<br />

zu beschwichtigen. Nur einer<br />

von den Herrschaften hat richtig<br />

begriffen, was wir für unser deutsches<br />

Vaterland getan haben. Noske.Erhat<br />

mir die Hand gedrückt.“<br />

Der Fall nimmt eine Wende, als<br />

„Die Rote Fahne“, einst Zentralorgan<br />

des Spartakusbundes, nun der KPD,<br />

zwischenzeitlich verboten, am<br />

12. Februar titelt:„Der Mord an Liebknecht<br />

und Luxemburg. DieTat und<br />

die Täter.“<br />

DerAblauf der Tatstellt sich heute<br />

so dar: Karl Liebknecht wird gegen<br />

23 Uhraus einem Nebenausgang aus<br />

dem Hotel geführt, mit einem Gewehrkolben<br />

geprügelt, halb bewusstlos<br />

in ein Auto geschleppt, zum<br />

Tiergarten gefahren, am Neuen See<br />

aus dem Auto gezerrt, erschossen<br />

und als aufgefundener „Unbekannter“<br />

in die Unfallstation am Zoologischen<br />

Garten gebracht.<br />

Rosa Luxemburg wird eine Viertelstunde<br />

später auf gleichem Weg<br />

hinausgebracht, mit Kolbenschlägen<br />

niedergestreckt, ohnmächtig in<br />

ein Auto geschleift, während der<br />

Fahrt indie Schläfe geschossen, an<br />

der Lichtensteinbrücke im Tiergarten<br />

mit Steinen beschwert und in<br />

den Landwehrkanal geworfen.<br />

Wilhelm Pieck sollte tatsächlich<br />

den Behörden überstellt werden und<br />

konnte unterwegs fliehen.<br />

Das Reichsjustizministerium beauftragt<br />

nicht die Strafjustiz mit der<br />

Strafverfolgung, sonderndas Feldgericht<br />

der Garde-Kavallerie-Schützen-Division.<br />

Die Begleitkommandos,<br />

die Liebknecht und Luxemburg<br />

abführten, kommen in Haft. Es gibt<br />

einen Prozess.Die Höchststrafe,ausgesprochen<br />

gegen einen Oberleutnant,<br />

liegt bei zwei Jahren und vier<br />

Monaten; der Verurteilte flieht drei<br />

Tage später bei einer fingierten<br />

Überstellung in ein anderes Gefängnis<br />

unter falschem Namen in die<br />

Niederlande.<br />

Mehrere Soldaten behaupten<br />

nach dem Prozess, Karl Liebknecht<br />

und Rosa Luxemburg getötet zu haben.<br />

Einer sagt nicht mehr,als er sagen<br />

muss: Waldemar Pabst. VorGericht<br />

steht er nur als Zeuge. „Ich habe sie<br />

richtenlassen“, gesteht er Jahrespäter,imJanuar<br />

1962, dem rechtsextremen<br />

„Deutschen Studenten-Anzeiger“.<br />

Und begründet sein Handeln<br />

so: Der Sieg des Kommunismus in<br />

Deutschland 1919 hätte „das gesamte<br />

christliche Abendland zum<br />

Einsturz gebracht. Die Beendigung<br />

dieser Gefahr wog bestimmt wesentlich<br />

mehr als die Beseitigung von<br />

zwei politischen Verführern.“<br />

DerDoppelmordwar vonlanger<br />

Hand geplant und von kalter Hand<br />

durchgeführt, sehr wahrscheinlich<br />

mit Wissen von Vertretern der<br />

Reichsregierung. „Dass ich die Aktion<br />

ohne Zustimmung Noskes gar<br />

nicht durchführen konnte – mit<br />

Ebert imHintergrund –und auch<br />

meine Offiziere schützen musste,<br />

ist klar“, heißt es in einem Brief von<br />

Pabst, der sich in seinem Nachlass<br />

1970 fand. „Aber nur ganz wenige<br />

Menschen haben begriffen, warum<br />

ich nie vernommen oder unter Anklage<br />

gestellt worden bin. Ich habe<br />

als Kavalier das Verhalten der damaligen<br />

SPD damit quittiert, dass<br />

ich 50 Jahrelang das Maul gehalten<br />

habe über unsere Zusammenarbeit.“<br />

Eine Zusammenarbeit bei der<br />

Festnahme und Ermordung von<br />

Liebknecht und Luxemburg hat<br />

Noske stets bestritten.<br />

Hier fanden sie ihreletzte Unruhe,<br />

im Norden des Zentralfriedhofs<br />

Aufständische haben sich vor dem Verlagshaus Mosse in der Schützenstraße<br />

verschanzt.<br />

AKG, ULLSTEIN, BPK/KUNSTBIBLIOTHEK<br />

„Wenn wir die<br />

haben, dann gibt’s<br />

nichts zu winseln,<br />

dann müssen<br />

wir selber<br />

Richter sein.“<br />

Waldemar Pabst,<br />

Offizier<br />

Friedrichsfelde. Von ihren Gräbern<br />

und denen anderer Revolutionäre ist<br />

nichts geblieben, ebenso vom Revolutionsdenkmal<br />

aus dem Jahr 1926 –<br />

die Nationalsozialisten haben alles<br />

beseitigt.<br />

Die Luft ist frisch und würzig, angereichert<br />

mit dem Geruch von<br />

feuchter Erde. Die Sonne müht sich<br />

durch die Wolkendecke. Eine Säge<br />

„Meinetwegen!<br />

Einer muß der<br />

Bluthund werden,<br />

ich scheue die<br />

Verantwortung<br />

nicht!“<br />

Gustav Noske,<br />

Volksbeauftragter (SPD)<br />

röhrt in der Nähe, Straßenverkehr<br />

rauscht in der Ferne.<br />

Wo bis 1935 das Revolutionsdenkmal<br />

stand, ein Block von zwölf<br />

mal vier mal sechs Metern, verblendet<br />

mit vor- und zurückgesetzten<br />

Hartbrandziegeln und versehen mit<br />

einem Sowjetsternmit Hammer und<br />

Sichel, da befindet sich seit 1983 ein<br />

Erinnerungsmal. Seine Klinker-<br />

steine, die das Fundament des alten<br />

Denkmals nachformen, sind verwittert,<br />

teils bemoost.<br />

Einige Hundert Meter weiter, am<br />

anderen, dem südlichen Teil des<br />

Friedhofs befindet sich seit 1951 die<br />

„Gedenkstätte der Sozialisten“. Wer<br />

auf den hoch aufragenden Stein mit<br />

der Inschrift„Die Toten mahnen uns“<br />

in der Mitte des Rondells geradewegs<br />

zugeht, der stößt an dessen Fuß auf<br />

zwei nebeneinanderliegende Grabplatten<br />

mit den Namen Karl Liebknecht<br />

und Rosa Luxemburg.<br />

Am Tage der Beisetzung von Karl<br />

Liebknecht und weiteren Revolutionären<br />

am 25. Januar 1919 sperrt die<br />

Regierung die Innenstadt, um zu verhindern,<br />

dass sich der Trauerzug um<br />

12 Uhr von der Siegesallee in Bewegung<br />

setzt.<br />

„Es gab ein gewaltiges Militäraufgebot,<br />

Geschütze und Maschinengewehre<br />

ander Siegesallee, amReichstag,<br />

am Potsdamer Platz, dazu Sperren,<br />

die nur mit Ausweis durchschritten<br />

werden konnten“, schreibt Harry<br />

Graf Kessler in sein Tagebuch. „(...)<br />

der Trauerzug bewegte sich vom<br />

Volkstheater am Bülowplatz zum<br />

Friedrichshain, an diesem vorbei und<br />

weiter hinaus bis Friedrichsfelde.“<br />

Sechs Tage zuvor, am19. Januar,<br />

haben die Wahlen zur Nationalversammlung<br />

stattgefunden, erstmals<br />

haben auch Frauen stimmen dürfen.<br />

Die SPD wird mit 37,9 Prozent<br />

stärkste Kraft und bildet mit der<br />

Zentrumspartei und der Deutschen<br />

Demokratischen Partei (DDP) die<br />

Weimarer Koalition; Friedrich Ebert<br />

wird Reichspräsident, Philipp Scheidemann<br />

Ministerpräsident, Gustav<br />

Noske Reichswehrminister.<br />

Die USPD erhält 7,6 Prozent; die<br />

KPD hatte sich bei ihrer Gründung<br />

gegen eine Beteiligung an den Wahlen<br />

ausgesprochen, gegen den Rat<br />

vonLiebknecht und Luxemburg.<br />

Berlin kommt nicht zur Ruhe.Anfang<br />

März weitet sich ein Generalstreik<br />

zu einem bewaffneten Aufstand<br />

aus. Das Ziel ist dasselbe wie<br />

beim Januaraufstand: Sturz der<br />

Reichsregierung. Die Reichsregierung<br />

verhängt den Ausnahmezustand,<br />

Reichswehrminister Noske<br />

befiehlt, jeder Bewaffnete sei sofort<br />

zu erschießen. Der Befehl, durch<br />

kein Gesetz gerechtfertigt, beruht<br />

auf der Falschmeldung, Aufständische<br />

hätten in Lichtenberg 60Polizisten<br />

ermordet. Der dreizehntägige<br />

Aufstand fordert 1200 Menschenleben.<br />

Rosa Luxemburgwirdam31. Mai<br />

aus dem Landwehrkanal geborgen<br />

und am 12. Juni in Friedrichsfelde<br />

beigesetzt. Ohne die Strümpfe, die<br />

sie vonihrer letzten Quartiergeberinerhaltenund<br />

vorihrer Festnahme<br />

übergestreift hatte, wäre sie nicht zu<br />

identifizieren gewesen. Für die„Landung“<br />

der Leiche muss ihreSekretärineine<br />

Gebühr von3Markzahlen.<br />

Ohne Zweifel habe die KPD-Führung<br />

an den verhängnisvollen Januarereignissen<br />

„ein gerüttelt Maß an<br />

Schuld“, urteilt der Historiker Hans<br />

Mommsen. Die KPD sei jedoch<br />

„quantitativ bedeutungslos“ gewesen,<br />

„es wäre möglich gewesen, sie<br />

politisch zu isolieren“.<br />

DieKämpfeund MordeimJanuar<br />

1919 machten die Spaltung deralten<br />

Sozialdemokratie unüberbrückbar,<br />

trieben die KPD in die Arme und Abhängigkeit<br />

Moskaus und schwächten<br />

so die gesamte Linke in der politischen<br />

Auseinandersetzung mit<br />

rechten Kräften –sotrug schon der<br />

Beginn derWeimarer Republik deren<br />

Ende in sich.<br />

Die Idee voneiner besseren Welt<br />

Müßig ist es zu spekulieren, was gewesen<br />

wäre, wenn. Geschichte kennt<br />

den Konjunktiv nicht. Aber: „Die<br />

Volksbeauftragten hätten wohl mehr<br />

Veränderung wagen müssen, als sie<br />

aus ihrer damaligen Sicht für verantwortbar<br />

hielten“, wie Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier (SPD)<br />

in seiner Rede im Deutschen Bundestag<br />

am 9. November2018 anlässlich<br />

des 100. Jahrestages der Revolution<br />

anmerkte. „Zu viele geschworene<br />

Gegner der jungen Republik behielten<br />

ihre Ämter in Militär, Justiz<br />

und Verwaltung.“<br />

Und die äußerste Linke hätte<br />

nicht in blinden Aktionismus und<br />

Spontanradikalismus verfallen<br />

dürfen.<br />

„Dieser Bürgerkrieg stellte“,<br />

schrieb der Publizist Sebastian Haffner,<br />

„die Weichen für die unselige<br />

Geschichte der Weimarer Republik,<br />

die aus ihm geboren, und die Entstehung<br />

des Dritten Reichs, das in ihm<br />

gezeugt wurde.“<br />

Karl Liebknecht ist wenige Stunden<br />

tot, da erscheint sein letzter Artikel<br />

in der <strong>Zeitung</strong> Die Rote Fahne.<br />

Darinschreibt er:„DieGeschlagenen<br />

vonheute werden dieSiegervon morgen<br />

sein (...) Undobwir dann noch leben<br />

werden, wenn eserreicht wird –<br />

leben wird unser Programm; es wird<br />

die Welt der erlösten Menschheit beherrschen.<br />

Trotz alledem!“<br />

Es ist anders gekommen. Die<br />

Idee von einer besseren Welt aber<br />

–die lebt.<br />

Michael Brettin erstaunt<br />

immer wieder,wie viel<br />

Krimi in Geschichte steckt.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Steinmeier warntvor<br />

Nationalismus<br />

Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier hat angesichts der Europawahl<br />

im Maidie Bedeutung internationaler<br />

Zusammenarbeit hervorgehoben.<br />

DerEUliege die Einsicht<br />

zugrunde,dass der „entfesselte Nationalismus<br />

uns in den Abgrund geführthat“,<br />

sagte er beim Neujahrsempfang<br />

für das Diplomatische<br />

Korps am Montag. Immer offener<br />

werdejedoch die Überzeugung infrage<br />

gestellt, dass Zusammenarbeit<br />

und feste Regeln allen Beteiligten<br />

nutzten. „Freie und souveräne Staaten<br />

müssen gemeinsame Regeln finden“,<br />

sagte Steinmeier. (dpa)<br />

Zwei deutsche Polizisten in<br />

Kabul durch Bombe verletzt<br />

Beieinem schweren Autobombenanschlag<br />

in der afghanischen Hauptstadt<br />

Kabul sind am Montag auch<br />

zwei deutsche Polizisten leicht verletzt<br />

worden. Dasverlautete am<br />

Abend aus dem Auswärtigen Amt.<br />

DieExplosion hatte sich am Nachmittag<br />

nahe des schwer bewachten<br />

„Green Village“ ereignet, einem vor<br />

allem vonAusländernbewohnten<br />

Stadtteil. Nach Angaben des afghanischen<br />

Innenministeriums wurden<br />

mindestens vier Menschen getötet<br />

und mehr als 90 verletzt. Unter den<br />

Verletzten waren demnach auch 23<br />

Kinder. (dpa)<br />

Grüne rügen Vielzahl von<br />

Beraterverträgen<br />

DieGrünen im Bundestag wollen den<br />

Einsatz externer Berater für Projekte<br />

desVerkehrsministeriums beschränken.„Es<br />

ist völlig inakzeptabel, dass<br />

über Jahrehunderte Millionen Euro<br />

an Berateraufträgen vergeben wurden,<br />

ohne dass dieWirtschaftlichkeit<br />

geprüft wurde“, sagte der verkehrspolitischer<br />

Sprecher Stephan Kühn.<br />

Allein für Pkw-Maut und Lkw-Maut<br />

seien zwischen 2017 und 2019 Aufträge<br />

im Gesamtwertvon 82 Millionen<br />

Euro erteilt worden. (cle.)<br />

Macron bittet<br />

Bürger zum Dialog<br />

Frankreichs Präsident Macron hat seinen<br />

Landleuten einen Brief geschrieben. AFP<br />

MitSkepsis haben viele Franzosen<br />

auf den Aufruf vonPräsident Emmanuel<br />

Macron zu einem Bürgerdialog<br />

reagiert. Kritiker in den Reihen von<br />

„Gelbwesten“ und Opposition sprachen<br />

am Montag voneinem „Ablenkungsmanöver“.<br />

Mitder Debatte<br />

über Steuern, Einwanderung und direkte<br />

Demokratie will Macron die<br />

Proteste eindämmen. Er wolle mit<br />

Hilfe der Bürger die „Wut in Lösungen<br />

verwandeln“, schrieb er in einem<br />

„Brief an die Franzosen“. (AFP)<br />

Ägypten schiebt<br />

Deutschen ab<br />

EininÄgypten festgesetzter 18-Jähriger<br />

aus Gießen ist zurück in<br />

Deutschland, bestätigte eine Sprecherin<br />

des Auswärtigen Amtes.<br />

Ägypten hatte ihn wegen mutmaßlicherVerbindungen<br />

zu Islamisten abgeschoben.<br />

DieFrankfurter Staatsanwaltschaft<br />

ermittelt wegen des<br />

Verdachts der Vorbereitung einer<br />

schweren staatsgefährdenden Gewalttat,<br />

sagte eine Sprecherin. (dpa)<br />

Überfall der Identitären<br />

Rechtsextremebekleben Redaktionsgebäude und Parteizentralen in Berlin und weiteren Städten mit Plakaten<br />

VonHarry Nutt und Tobias Miller<br />

Diverse Redaktionsgebäude<br />

und Parteiniederlassungen<br />

in Berlin und<br />

im Bundesgebiet sind<br />

am Montag Ziel einer Plakataktion<br />

geworden. Im Internet bekannte<br />

sich die rechtsextreme IdentitäreBewegung<br />

dazu, die damit nach eigener<br />

Darstellung gegen die Verharmlosung<br />

linker Gewalt protestieren<br />

wollte.Betroffen waren in Berlin laut<br />

Polizeiermittlungen die Tageszeitung<br />

(taz), die Parteizentralen der<br />

SPD und der Grünen und das ARD-<br />

Hauptstadtbüro. In Hamburg waren<br />

offenbar das Verlagsgebäude des<br />

Spiegels und in Frankfurt amMain<br />

das Redaktionsgebäude der Frankfurter<br />

Rundschau Ziel der Aktion.<br />

Fotos der vomVerfassungsschutz beobachteten<br />

Gruppierung auf Twitter<br />

zeigten Aktivitäten vordem Parteilokal<br />

der Linken in Lüneburgund dem<br />

Wahlkreisbüro der Grünen-Bundestagsabgeordneten<br />

Claudia Roth in<br />

Augsburg.<br />

Flugblätter im Eingang<br />

Nach Angaben der <strong>Berliner</strong> Polizei<br />

sollen sechs bis sieben Personen Plakate<br />

am taz-Haus in der Friedrichstraße<br />

angebracht, Flugblätter verteilt<br />

und eine Angestellte bedrängt<br />

haben. Taz-Angaben zufolge habe<br />

die Gruppe versucht, ein Plakat mit<br />

einem Foto des verletzten Bremer<br />

AfD-Landeschefs Frank Magnitz aufzuhängen.<br />

Er war vorwenigen Tagen<br />

von Unbekannten angegriffen und<br />

am Kopf verletzt worden. Der Bremer<br />

Staatsschutz ermittelt, weil ein<br />

politisches Motiv der Täter nicht<br />

ausgeschlossen wird. Allerdings haben<br />

die Ermittlungen der Polizei<br />

noch keine Verdächtigen ergeben.<br />

Eine taz-Mitarbeiterin habe am<br />

Montagmorgen die Unbekannten<br />

daran gehindert, mit einemTransparent<br />

der Identitären Bewegung zu<br />

posieren. EinVideo zeigt das Gerangel<br />

vor dem Eingang der taz. Es<br />

wurde von den Identitären veröffentlicht.<br />

Einer der Täter sei in das<br />

Haus eingedrungen und habe Flugblätter<br />

in den Eingang geworfen.<br />

Der Staatsschutz ermittele wegen<br />

Hausfriedensbruchs, gefährlicher<br />

Körperverletzung und eines möglichen<br />

politischen Hintergrunds,<br />

sagte eine Polizeisprecherin. Dieser<br />

gehe „von einer konzentrierten, politisch<br />

motivierten Aktion aus, die<br />

sich gegen Redaktions- und Parteigebäude<br />

richtet“.<br />

Am Montagmittag war davon an<br />

dem erst kürzlichen neu bezogenen<br />

taz-Gebäude allerdings kaum noch<br />

etwas zu sehen. Lediglich an einer<br />

Fensterscheibe neben dem Eingang<br />

Die taz warbereits mehrfach das Ziel von Angriffen.<br />

Organisation: Die „Identitäre<br />

Bewegung“ ist eine<br />

Gruppierung mit französischen<br />

Wurzeln, die seit 2012<br />

auch in Deutschland aktiv<br />

ist. Sie wendet sich gegen<br />

„unkontrollierte Massenzuwanderung“<br />

und den „Verlust<br />

der eigenen Identität<br />

durch Überfremdung“. Sie<br />

wird vomVerfassungsschutz<br />

beobachtet.<br />

IDENTITÄRE BEWEGUNG<br />

Straftaten: Dierechtsextreme<br />

Bewegungist im vergangenen<br />

Jahr mitmehrals<br />

100Straftaten aufgefallen.<br />

Allein zwischen April 2017<br />

und August 2018registriertendie<br />

Behörden 114 Straftaten<br />

mit Bezügenzuder<br />

Gruppe. Zu den Delikten zähltenKörperverletzung,Sachbeschädigung,Volksverhetzung<br />

und Hausfriedensbruch.<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

Verbreitung: Die meisten<br />

Straftaten wurden den Angaben<br />

zufolgemit je 20 Delikten<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

und Bayern begangen, gefolgt<br />

vonBaden-Württemberg<br />

(14) und Berlin (12).<br />

Dem Bundesinnenministerium<br />

zufolgegab es 2018<br />

bundesweit etwa 500 Mitglieder<br />

in 17 Regionalgruppen<br />

sowie 100 Ortsgruppen.<br />

Die CDU wird neu vermessen<br />

befanden sich noch ein paar Klebestreifen,<br />

mit denen die Plakate der<br />

Identitären Bewegung befestigt worden<br />

waren.Wiedie Spurenreste einer<br />

Trophäe wurden sie von einem taz-<br />

Mitarbeiter einem Kamerateam präsentiert.<br />

„Ich nehme alles an Bildern,<br />

was ich kriegen kann“, sagte die zuständige<br />

Redakteurin.<br />

Dietaz ist in ihrer 40-jährigen Geschichte<br />

schon häufig Opfer vontätlichen<br />

Angriffen gewesen. Nicht selten<br />

waren die Urheber linke Gruppierungen,<br />

die ihre Interessen von<br />

der sich ebenfalls politisch links verortenden<br />

taz nicht richtig dargestellt<br />

sahen. In der taz-Geschichte ist es<br />

wiederholt zu Farbattacken und<br />

Schreibtischverwüstungen gekommen.<br />

Beider taz betrachtet man den<br />

Vorfall vom Montag daher eher gelassen.<br />

In Frankfurtgriff die Polizei gegen<br />

die Klebeaktion vor dem Gebäude<br />

ein, in dem die Redaktion der Frankfurter<br />

Rundschau ihre Räume hat.<br />

Nach einem Bericht der Frankfurter<br />

Rundschau wurden die Personalien<br />

von etwa zehn Personen aufgenommen.<br />

Es liege vermutlich ein Verstoß<br />

gegen das Versammlungsrecht vor,<br />

ein Plakat sei vonder Polizei vomGebäude<br />

entfernt worden.<br />

Müller:Bedrohung der Freiheit<br />

Bereits am Wochenende hatten Unbekannte<br />

in Berlin-Kreuzberg das<br />

Verlagshaus des Satire-Magazins Titanic<br />

und das Büro der politischen<br />

Gruppierung „Die Partei“ mit Farbe<br />

beschmiert. Sicherheitsmitarbeiter<br />

hatten am Sonnabendmorgen verschiedene<br />

Wörter und Buchstabenkürzelander<br />

Fassade in der Kopischstraße<br />

entdeckt, wie die Polizei mitteilte.<br />

Aufden Plakaten und Flyern stand<br />

„Wann reden Sie über linke Gewalt?“<br />

Im Internet bekannte sich die Bewegung<br />

klar zu der Klebekampagne.Auf<br />

der Seite der Identitären Bewegung<br />

heißt es,die bundesweite Aktion solle<br />

ein Zeichen gegen linke Gewalt sein.<br />

Man trage den Protest zu denen, die<br />

diese Gewalt „verharmlosen, ignorierenund<br />

sogar befürworten“.<br />

DerRegierende Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) verurteilte die Aktion.<br />

„Die jüngste Aktion der sogenannten<br />

Identitären ist für alle Demokratinnen<br />

und Demokraten, die<br />

engagiert für unsere freiheitlich demokratische<br />

Grundordnung gegen<br />

Rechtspopulisten, Rechtsextreme,<br />

Antisemiten und Fremdenfeinde einstehen,<br />

ein Angriff auf ihre grundlegenden<br />

Werte. Ich verurteile dies auf<br />

das Schärfste.“ Leute wie die Identitären<br />

wollten ein Deutschland, in dem<br />

die Freiheiten und die Grundrechte<br />

nicht mehr gelten. (mit dpa)<br />

Soli, Rente, Sicherheit: Unter Annegret Kramp-Karrenbauer will die Partei Antworten auf drängende Themen finden<br />

VonDaniela Vates<br />

Einmal erwähnt Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer noch ihreVorgängerin,<br />

dann war es das mit Angela Merkel.<br />

Eine Ära sei zu Ende gegangen,<br />

sagte die neue CDU-Chefin und richtet<br />

dann den Blick nach vorne. Ihre<br />

erste Klausurtagung mit der Parteispitze<br />

hat ein Arbeitsprogramm zutage<br />

gefördert. Von einer „Neuvermessung“<br />

spricht Kramp-Karrenbauer.Die<br />

CDU müsse„selbstkritisch<br />

überprüfen, was getragen hat und<br />

was dazukommen muss“. Die neue<br />

Zeit in der CDU, von der noch nicht<br />

klar ist, ob sie wieder eine Ära wird,<br />

beginnt mit vielen offenen Fragen.<br />

Eine davon dreht sich um die<br />

Rente. Ein eigenes Rentenkonzept<br />

der Union gibt es zumindest in den<br />

nächsten Monaten nicht. Die CDU<br />

wolle die Arbeit der Rentenkommission<br />

der Regierung abwarten, sagt<br />

Kramp-Karrenbauer. Mit der SPD<br />

liefert sich die Partei inzwischen einen<br />

Wettbewerb über die Einführung<br />

einer Grundrente. Die steht im<br />

Koalitionsvertrag. Bundesarbeitsminister<br />

Hubertus Heil hat den Gesetzentwurf<br />

für das erste Halbjahr angekündigt.<br />

Die ostdeutschen CDU-<br />

Wahlkämpfer drängen darauf, dass<br />

das auch wirklich etwas wirdvor den<br />

Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburgund<br />

Thüringen im Herbst.<br />

„Würdigung der Lebensleistung“<br />

amt: „Das ist eine emotional wichtige<br />

Frage.“ DieCDU will darüber am<br />

28. Januar erneut beraten.<br />

Die innere Sicherheit wiederum<br />

war immer ein Kernthema für die<br />

CDU. Es soll nun wieder mehr in den<br />

Fokus rücken. Manwerde die Sicherheitskonzepte<br />

„im umfassenden<br />

Sinne überprüfen und gegebenenfalls<br />

neu justieren“, kündigt die CDU<br />

in ihrer Arbeitsplanung an. Besprochen<br />

wirddies am 25. Februar.Am9.<br />

und 10. Februar ist zudem eine Konferenz<br />

mit einer Generalaussprache<br />

zur Flüchtlingspolitik geplant. Integrationshelfer,<br />

Polizisten, Mitarbeiter<br />

des Bundesamts für Migration und<br />

Flüchtlinge und andereExperten sollen<br />

über Stärken und Schwächen der<br />

bisherigen Gesetzeslage sprechen.<br />

Ein Teil des CDU-Arbeitsprogramms<br />

befasst sich mit dem Wirtschaftskonzept.<br />

Die Parteichefin fordert<br />

sehr allgemein eine Unternehmenssteuerreform.<br />

Zum Ruf ihres<br />

Konkurrenten Friedrich Merz nach<br />

Gerade in Ostdeutschland, wo viele<br />

nach der Wiedervereinigung arbeitslos<br />

waren, „lässt sich damit Altersarmut<br />

vermeiden“, sagt Brandenburgs<br />

CDU-Chef Ingo Senftleben der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). „Die Lebensleistung<br />

wird damit besser gewürdigt: Man<br />

bekommt nicht nur Geld vom Staat,<br />

sondernhat es selbst verdient.“ Entscheidend<br />

sei nicht nur die Höhe der<br />

Grundrente, sondern auch, dass<br />

diese von der Rentenkasse ausgezahlt<br />

werde und nicht vom Sozialeiner<br />

Abschaffung des Solidarbeitrags<br />

noch in diesem Jahr sagt sie:<br />

Wenn es finanzielle Spielräume gebe,<br />

solle man die lieber jetzt nutzen als<br />

nach einer Konjunktureintrübung.<br />

Um ein wirtschaftspolitisches Konzept<br />

soll sich nicht Merz kümmern,<br />

sondernParteivizeThomas Strobl gemeinsam<br />

mit Wirtschaftsminister Peter<br />

Altmaier, dem Vorsitzenden des<br />

Unions-Wirtschaftsflügels Carsten<br />

Linnemann und Niedersachsens<br />

CDU-Chef und Landeswirtschaftsminister<br />

Bernd Althusmann – und<br />

zwar bis zum 29. April.<br />

Und natürlich gehören zum Arbeitsprogramm<br />

auch die Wahlkämpfe.<br />

Die Bundespartei ist dabei<br />

vorallem bei der Europawahl gefragt.<br />

Anders als bei der Wahl 2014 wollen<br />

CDU und CSU diesmal abgestimmt<br />

vorgehen. Einen gemeinsamen Spitzenkandidaten,<br />

den CSU-Politiker<br />

Manfred Weber,gibt es schon. Eingemeinsames<br />

Wahlprogramm soll am<br />

25. Märzbeschlossen werden.<br />

Tödlicher<br />

Angriff auf<br />

offener Bühne<br />

Entsetzen nach Attentat auf<br />

Danzigs Bürgermeister<br />

VonUlrich Krökel<br />

Augenzeugen sprachen von „Szenen<br />

wie in einem Horrorfilm“.<br />

Tatsächlich wurde das,was die KamerasamSonntagabend<br />

bei einer Spendengala<br />

unter freiem Himmel in Danzig<br />

eingefangen hatte, später nicht<br />

gesendet, weil die Bilder zu brutal waren.<br />

Ein Mann war mit einem Jagdmesser<br />

auf die Bühne gestürmt, die<br />

auf dem zentralen Kohlenmarkt errichtet<br />

worden war.Oberbürgermeister<br />

Pawel Adamowicz hielt dort gerade<br />

eine Dankesrede, als der Täter<br />

ihm mehrmals die 15 Zentimeter<br />

lange Klinge in den Körper rammte<br />

und dabei auch sein Herz traf.<br />

Adamowicz brach sofort zusammen<br />

und musste reanimiertwerden.<br />

Die Ärzte kämpften anschließend<br />

mehr als 18 Stunden lang um sein<br />

Leben. Vergeblich. Der beliebte Bürgermeister<br />

starb am Montagnachmittag<br />

auf der Intensivstation in einem<br />

Danziger Krankenhaus.<br />

DieTötung auf offener Bühne war<br />

das eine.Für viele Menschen in Polen<br />

gänzlich unfassbar war, was sich am<br />

Sonntagabend direkt nach der Tatabgespielt<br />

hatte. Der Täter hatte den<br />

Schockmoment genutzt und sich das<br />

Mikrofon gegriffen. Guthörbar rief er<br />

den entsetzten Zuschauern zu: „Ich<br />

heiße Stefan. Ichhabe unschuldig im<br />

Gefängnis gesessen. Ichwar unschuldig!<br />

DieBürgerplattformhat mich foltern<br />

lassen. Deshalb musste Adamowicz<br />

sterben.“ Dann überwältigten<br />

ihn die Sicherheitskräfte.Die oppositionelle<br />

Bürgerplattform (PO), der<br />

auch Adamowicz zeitweise angehörte,hat<br />

in Polen lange regiert.<br />

Vorbestrafter Täter<br />

Am Montag herrschten quer durch<br />

die polnische Gesellschaft Fassungslosigkeit.<br />

Derdramatische Ablauf der<br />

Schreckenstat und die besonderen<br />

Umstände bei der landesweit bekannten<br />

Spendengala sorgten dafür,<br />

dass sich Polizei, Politiker und andere<br />

Vertreter des öffentlichen Lebens erst<br />

einmal sortieren mussten, bis sich allmählich<br />

ein klareres Bild des Geschehens<br />

abzeichnete und eine erste Einordnung<br />

möglich schien. Das betraf<br />

vorallem den Täter.<br />

Stefan W. hatte 2013 mehrere<br />

Raubüberfälle verübt und war zu<br />

fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt<br />

worden. In der Haft wurde er zeitweise<br />

psychiatrisch behandelt, kam<br />

aber vor kurzem wieder auf freien<br />

Fuß. Ob es Anzeichen für eine<br />

schwerepsychische Störung gab,war<br />

am Montag noch unklar. Die Ermittler<br />

wollten sich auch nicht festlegen,<br />

ob der 27-Jährige in einem Zustand<br />

geistiger Umnachtung handelte.<br />

Handelte es sich also um einen<br />

gezielten politischen Mord? Aus seinem<br />

Auftritt am Mikrofon schlossen<br />

die meisten polnischen Kommentatoren,<br />

dass der Täter für seine Inhaftierung<br />

Rache üben wollte.Die Reaktionen<br />

auf die Schreckenstat zeigten<br />

jedoch, dass niemand in Polen die<br />

politische Komponente des Geschehens<br />

ignorieren wollte. Ein Kommentator<br />

der linksliberalen <strong>Zeitung</strong><br />

Gazeta Wyborcza verwies auf die<br />

Sprache des Hasses im politischen<br />

Raum, die der Tatden Boden bereitet<br />

habe: „Vor der Messerattacke gab es<br />

Tausende Angriffe mit Worten.“<br />

Pawel Adamowicz wurde auf einer Spendenveranstaltung<br />

angegriffen.<br />

DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien waren schon einmal besser:Jugendliche Fans begrüßen die britische Queen Elizabeth II. mit deutschen und britischen Flaggen bei ihrem Besuch in Berlin 2015.<br />

IMAGO (2), GETTY IMAGES<br />

Rennen gegen die Zeit<br />

Rund 100 000 Briten leben in Deutschland, die meisten von ihnen in Berlin. Vorder Brexit-Abstimmung im Unterhaus wächst ihre Verunsicherung<br />

VonSabine Rennefanz<br />

Neulich war es wieder soweit,<br />

mein Mann schrie<br />

in der Küche das Radio<br />

an. Es lief BBC, Radio<br />

Four aus London, der konservative<br />

Außenminister Jeremy Hunt hatte<br />

gerade erklärt, warum auch ein Austritt<br />

aus der EU ohne Regelwerk–der<br />

sogenannte „hard Brexit“ –Großbritannien<br />

nicht schaden würde.<br />

Mein Mann, ein Brite, war wütend,<br />

benutzte eine Reihe von<br />

Schimpfwörtern. Dann schaltete er<br />

das Radio aus. Seit einigen Wochen<br />

gibt es bei uns kaum ein anderes politisches<br />

Thema als den bevorstehenden<br />

Brexit und was er für unser<br />

Leben bedeutet. Wir hören Radio,<br />

wir sehen Parlamentsreden, und je<br />

mehr Zeit vergeht, desto frustrierter<br />

wirdmein Mann über seine britische<br />

Regierung.<br />

Ein Meilenstein ist an diesem<br />

Dienstag. Seit Tagen fiebern wir auf<br />

die Abstimmung hin, die im Unterhaus<br />

stattfinden soll: Deal oder no<br />

Deal? Sie könnte weitreichende Folgen<br />

für meinen Mann und die anderen<br />

inder EU lebenden Briten haben.<br />

Schätzungsweise 100 000 Briten<br />

gibt es in Deutschland, die meisten,<br />

18 000, in Berlin. „Man fühlt sich<br />

ohnmächtig, hier in Berlin darauf zu<br />

warten, während anderswo in London<br />

fremde Leute darüber entscheiden,<br />

ob man Brite bleiben darf oder<br />

nicht“, sagt mein Mann.<br />

Wenn die Londoner Abgeordneten<br />

den Vertrag ablehnen, wovon<br />

derzeit die meisten Beobachter ausgehen,<br />

müssten alle Briten noch bis<br />

zum Stichtag, den 29. März, ihren<br />

Antrag auf einen deutschen Pass einreichen,<br />

um sicherzustellen, dass sie<br />

ihren britischen Pass behalten dürfen.<br />

DerDoppelpass gilt nur bei EU-<br />

Bürgern. Diedeutsche Regierung hat<br />

im Dezember einen Gesetzentwurf<br />

im Falle eines No-Deal-Szenarios<br />

verabschiedet: Demnach dürfen Briten<br />

ihren britischen Pass behalten,<br />

wenn sie einen Antrag auf Einbürgerung<br />

in Deutschland vor dem 29.<br />

Märzgestellt haben –auch wenn der<br />

Antrag noch nicht bearbeitet wurde.<br />

Geht der Einbürgerungsantrag<br />

nach dem 29. März bei den Behörden<br />

ein, müssen sie den britischen<br />

Pass abgeben. Falls das Unterhaus<br />

den Vertrag annimmt, gibt es eine<br />

Übergangsfrist bis Ende 2020.<br />

Unser Leben spielt in Berlin, wir<br />

haben hier zwei Kinder.Trotzdem hat<br />

mein Mann lange mit sich gerungen,<br />

ob er sich einbürgernlassen will, immer<br />

noch auf eine andereLösung der<br />

Londoner Regierung gehofft, aber<br />

nun will er auch so schnell wie möglich<br />

Deutscher werden. Er trägt Unterlagen<br />

zusammen, den Sprachtest<br />

hat er schon gemacht. Im Februar ist<br />

der Einbürgerungstest. Bisdie Ergebnisse<br />

bekannt werden, können Wochen<br />

verstreichen. Die Zeit wird<br />

knapp.<br />

Die Frage nach dem Doppelpass<br />

ist nur eine vonvielen, die sich stellt,<br />

wenn Großbritannien die EU ohne<br />

Regeln verlässt. Der in Berlin lebende<br />

britische Politik-Berater Jon<br />

Worth sagt: „Ein vertragsloser Brexit<br />

„Ein vertragloser Brexit<br />

wäre für die in Berlin lebenden Briten<br />

eine Katastrophe.“<br />

Jon Worth, in Berlin lebender britischer Politikberater<br />

wäre für die in Berlin lebenden Briten<br />

eine Katastrophe, es würde<br />

größte Unsicherheit bedeuten.“ Es<br />

sei unklar, was das für die Reisefreiheit,<br />

die gegenseitige Anerkennung<br />

vonberuflichen Qualifikationen und<br />

sozialen Leistungen wie Rente, Gesundheitsversorgung<br />

bedeutet. Bisher<br />

dürfen Briten innerhalb der EU<br />

leben und arbeiten. Viele in<br />

Deutschland lebende Briten be-<br />

fürchten, dass sie bei einem No-<br />

Deal-Brexit Nachteile gegenüber<br />

Einheimischen und anderen EU-<br />

Bürgernhaben.<br />

Auch Worth geht davon aus, dass<br />

Premierministerin Theresa Maysich<br />

am Dienstagabend nicht durchsetzen<br />

wird. Was danach passiert, ist<br />

unklar, esgibt ein halbes Dutzend<br />

verschiedene Szenarien. Labour-<br />

Chef Jeremy Corbyn hat durchblicken<br />

lassen, dass seine Partei ein<br />

Misstrauensvotum anstrengen<br />

könnte.Dass Mayvon selbst zurücktritt,<br />

gilt als unwahrscheinlich.<br />

JonWorth, der seit sechs Jahren in<br />

Berlin lebt, hat seinen Einbürgerungsantrag<br />

im vergangenen Dezember<br />

eingereicht. Er macht sich<br />

für sich persönlich keine Sorgen:<br />

„Ich studiere nicht, ich habe keine<br />

Qualifikationen, die nach einem<br />

Austritt nicht mehr gelten.“<br />

Die Zahl der Briten, die sich mit<br />

einem deutschen Pass vor dem Brexit<br />

in Sicherheit bringen wollen, ist<br />

seit dem Referendum im Frühjahr<br />

2016 stark gestiegen. Wurden 2015<br />

noch 622 Briten in Deutschland eingebürgert,<br />

so waren es laut Bundesinnenministerium<br />

ein Jahr nach<br />

dem Brexit-Referendum in Großbritannien<br />

insgesamt 7493.<br />

Auch die <strong>Berliner</strong> Behörden bereiten<br />

sich auf einen ungeregelten<br />

Austritt vor. Bei einer Informationsveranstaltung<br />

in der britischen Botschaft<br />

Ende 2018 wurde den Briten<br />

ein schnelles Registrierungsverfahrenversprochen.<br />

DerChef der <strong>Berliner</strong><br />

Ausländerbehörde, Engelhard<br />

Mazanke, sagte laut Guardian, dass<br />

unklar sei, welchen Status die britischen<br />

Bürger genau bekommen und<br />

welche Dokumente sie benötigen.<br />

Aufenthaltsrechte sollen „sehr großzügig“<br />

vergeben werden, versprach<br />

er. Seit Anfang Januar ist eine offizielle<br />

Website des Landes online, auf<br />

der sich alle in Berlin lebenden Briten<br />

registrieren müssen. Innerhalb<br />

vonachtWochen sollen Aufenthaltsgenehmigungen<br />

ausgestellt werden,<br />

allerdings erst ab Ende März.<br />

Sabine Rennefanz<br />

stellt fest, dass es nur noch<br />

73 Tage bis zum Brexit sind.<br />

Keine Mehrheit in Sicht<br />

May kämpft mit neuen Zusicherungen aus Brüssel für ihren Deal<br />

„Beide Seiten verlieren“<br />

DGAP-Chefin Daniela Schwarzer über die Haltung der Wirtschaft zu Europa<br />

Mit neuen Zusicherungen der<br />

Europäischen Union hat die<br />

britische Premierministern Theresa<br />

May umUnterstützung ihres Parlaments<br />

für den Brexit-Vertrag gekämpft.<br />

Nur die Zustimmung zum<br />

Austrittsabkommen am Dienstagabend<br />

könne einen chaotischen EU-<br />

Austritt oder den Stopp des Brexits<br />

verhindern, sagte May amMontag.<br />

Dennoch war keine Mehrheit für den<br />

Vertrag imUnterhaus in Sicht. Die<br />

EU hält nun eine Verschiebung des<br />

Brexits über das vorgesehene Datum<br />

29. Märzhinaus für möglich.<br />

May will aber keine Abkehr vom<br />

Brexit und auch keine Verschiebung.<br />

Stattdessen bewegte sie EU-Kommissionschef<br />

Jean-Claude Juncker<br />

und Ratspräsident Donald Tusk zu<br />

neuen Zusicherungen, die für die<br />

Ratifizierung des Brexit-Vertrags in<br />

Großbritannien hilfreich sein sollen.<br />

Juncker und Tusk schickten am<br />

Montag einen Brief nach London.<br />

Enthalten sind zwei wichtige<br />

Punkte: Die inGroßbritannien umstrittene<br />

Garantie für eine offene<br />

Grenze, der sogenannte Backstop,<br />

wirdals reine Rückversicherung dargestellt,<br />

die möglichst nie genutzt<br />

werden solle –und wenn doch, dann<br />

Premierministerin Theresa Maysteht<br />

vor einer nicht lösbaren Aufgabe.<br />

nur übergangsweise,bis eine bessere<br />

Lösung gefunden sei. Unddie EU bestätigte,<br />

dass diese Zusicherungen<br />

„juristischen Wert“ haben, was May<br />

wichtig war. Inder Substanz ändert<br />

der neue EU-Brief allerdings nichts.<br />

Denn Juncker und Tusk halten gleich<br />

zu Beginn fest: „Wie Sie wissen, sind<br />

wir nicht in der Lage, irgendetwas<br />

zuzustimmen, das das Austrittsabkommen<br />

ändert oder nicht mit ihm<br />

übereinstimmt.“<br />

May räumte in einer Rede in<br />

Stoke-on-Trent ein, dass die vonKritikernimParlament<br />

gewünschte Befristung<br />

des „Backstops“ nicht möglich<br />

gewesen sei. Dennoch seien<br />

wichtige Punkte erreicht worden.<br />

Darunter sei die Zusage, dass die<br />

Verhandlungen über die künftige<br />

Partnerschaft Großbritanniens mit<br />

der EU bereits vor dem Austrittsdatum<br />

am 29. Märzbeginnen könnten.<br />

Trotz Mays Appellen in letzter Minute<br />

sah aber auch ihre Regierung<br />

einen Tagvor der Abstimmung kaum<br />

eine Chance auf eine Mehrheit, wie<br />

Handelsminister Liam FoxamMontag<br />

eingestand. Spekuliert wurde eigentlich<br />

nur noch darüber, wie<br />

schlimm die Niederlage für Mayausfällt<br />

und wie es danach weitergeht.<br />

Sollte das Parlament das Abkommen<br />

an diesem Dienstag deutlich ablehnen<br />

und sich auch in den Wochen<br />

danach nicht auf ein weiteres Vorgehen<br />

einigen, droht ein Austritt ohne<br />

Abkommen mit dramatischen Konsequenzen<br />

für die Wirtschaft und<br />

viele andereLebensbereiche.<br />

Möglich ist aber, dass das Parlament<br />

selbst schon einen Ausweg<br />

weist. Die Beschlussvorlage kann<br />

noch vor der eigentlichen Abstimmung<br />

abgeändert werden. Solche<br />

Änderungen könnten am Ende sogar<br />

die eigentliche Abstimmung stoppen.<br />

Nach einer Niederlage der Regierung<br />

könnte es auch zu einem<br />

Misstrauensvotum kommen. (dpa)<br />

Frau Schwarzer, die deutsche Wirtschaft<br />

will einer Umfrage der Deutschen<br />

Gesellschaft für Auswärtige Politik<br />

(DGAP) und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

EY zufolge mehr Europa<br />

statt weniger.Überrascht Siedas?<br />

Nein, unter Unternehmensvertretern<br />

hat sich seit einiger Zeit die<br />

Wahrnehmung verstärkt, dass international<br />

Risiken und Unsicherheiten<br />

zunehmen. Der Wettbewerb zwischen<br />

Staaten ist auf dem Vormarsch,<br />

internationale Ordnungsstrukturen<br />

werden infrage gestellt. Um dem<br />

Druck vonaußen Stand zu halten, ist<br />

es wichtig, dass die Europäer zusammenarbeiten,<br />

zumal ohnehin die<br />

Handelspolitik in Brüssel gemacht<br />

wird. Da verwundert esnicht, wenn<br />

sich unter anderem die exportorientierte<br />

Wirtschaft in Deutschland stärker<br />

auf Europa besinnt.<br />

Laut Umfrage will die deutsche Wirtschaft<br />

der EU mehr Kompetenzen in<br />

Finanz- und Haushaltsfragen geben.<br />

Istsie da weiter als die Politik?<br />

Ja,die Wirtschaft scheint die Lage<br />

nüchterner zu betrachten als die Politik,<br />

in der Vorschläge mitunter vorschnell<br />

zerredet werden. Etwa als<br />

Bundesfinanzminister Olaf Scholz im<br />

Daniela Schwarzer leitet die Deutsche<br />

Gesellschaft für Auswärtige Politik.<br />

vergangenen Herbst eine Arbeitslosenrückversicherung<br />

ins Gespräch<br />

brachte, gab es reflexhafte Kritik, die<br />

in Kernpunkten an der Sache vorbeiging.<br />

Dass sich Angela Merkel und<br />

Emmanuel Macron beim deutschfranzösischen<br />

Gipfel ein paar Monate<br />

zuvor aus guten Gründen auf die Prüfung<br />

dieser Idee geeinigt hatten,<br />

schien vergessen. Wir brauchen eine<br />

sachlichere und offenere Diskussion<br />

darüber,wie die Währungsunion vervollständigt<br />

und wie Stabilität und Eigenverantwortung<br />

ins Gleichgewicht<br />

gebracht werden können.<br />

Relativ wenige Unternehmen machen<br />

sich der Umfrage zufolge Sorgen<br />

wegen des Brexit.Ist das blauäugig?<br />

Es scheint immer noch die Hoffnung<br />

zu geben, dass es zu einem geregelten<br />

Brexit kommen wird, obwohl<br />

es derzeit nicht danach aussieht.<br />

Außerdem hat mehr als die<br />

Hälfte der befragten Unternehmen<br />

keine Geschäftsbeziehungen zu<br />

Großbritannien. Undman darfnicht<br />

vergessen: Für die Briten wird ein<br />

harter Brexit ohne Vertragsicher gravierendere<br />

Folgen haben als für die<br />

Kontinentaleuropäer.<br />

Und wie steht esmit den politischen<br />

Folgen desBrexits?<br />

Ganz klar: Beide Seiten verlieren.<br />

Aber hoffentlich wird es nach dem<br />

Brexit –unabhängig davon, wie er<br />

sich vollzieht –schnell zu einerNeuregelung<br />

der Beziehungen zwischen<br />

der EU27 und Großbritannien kommen.<br />

Wirsind aufeinander angewiesen,<br />

und das wird auch so bleiben.<br />

Außerdem spielt jede Schwächung<br />

der EU und Europas im weiteren<br />

Sinne Russland, China und Trump in<br />

die Hand. Europa muss sich stärken,<br />

und dazu gehörtein engesVerhältnis<br />

zu Großbritannien nach dem Brexit.<br />

DasGespräch führte DamirFras.


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

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Politik<br />

Neue Drohung<br />

gegen<br />

Opferanwältin<br />

Informationen aus dem<br />

Polizeicomputer genutzt<br />

Trump droht<br />

Türkei mit<br />

Vergeltung<br />

US-Präsident warnt vor<br />

Angriff auf Kurden in Syrien<br />

VonJörg Köpke<br />

Die Affäreumein rechtsextremes<br />

Netzwerk innerhalb der hessischen<br />

Polizei weitet sich aus.Die Ermittlungsbehörden<br />

prüfen ein zweites<br />

Drohschreiben gegen die Frankfurter<br />

Anwältin Seda Basay-Yildiz<br />

(42). Auch dieser Brief ging per Fax<br />

ein und wurde wie der erste vom 2.<br />

August 2018 mit „NSU 2.0“ unterschrieben<br />

– in Anlehnung an die<br />

rechtsextremistische Terrorzelle<br />

„Nationalsozialistischer Untergrund“<br />

(NSU), die von2000 bis 2007<br />

neun Migranten und eine Polizistin<br />

ermordete. Basay-Yildiz vertrat Hinterbliebene<br />

der NSU-Opfer vor Gericht.<br />

Familienangehörige betroffen<br />

AusSicherheitskreisen hieß es,essei<br />

nicht auszuschließen, dass der Kreis<br />

derVerdächtigen über die bislang ins<br />

Visier der Ermittler geratenen fünf<br />

Beamten hinausgehe. Derzeit werde<br />

überprüft, inwiefern esVerbindungen<br />

zu weiteren Personen aus dem<br />

rechtsextremistischen Umfeld gebe,<br />

insbesondere aus der Neonazi-<br />

Szene.Das Schreiben soll am 20. Dezember<br />

2018 bei der Anwältin eingegangen<br />

sein.<br />

Aus ermittlungstaktischen Gründen<br />

blieb der zweite Drohbrief wochenlang<br />

geheim. Die Anwältin<br />

selbst hatte den Wunsch geäußert,<br />

sensibel mit dem Brief umzugehen<br />

in der Hoffnung, dass der Absender<br />

dann schneller ermittelt werden<br />

könne, berichtet die Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong>. Erneut wird die Tochter der<br />

Juristin erwähnt und mit dem Tod<br />

bedroht. Erwähnt werden diesmal<br />

jedoch auch die Namen ihrer Eltern<br />

sowie der ihres Mannes.<br />

Die Ermittler gehen davon aus,<br />

dass es sich um Informationen handelt,<br />

die ebenfalls über den Computer<br />

einer Polizeibeamtin des 1. Reviers<br />

in Frankfurt abgezweigt, aber<br />

erst später verwendet wurden. Es<br />

gibt die Vermutung, dass es einen<br />

zweiten Personenkreis gebe –ebenfalls<br />

mit Polizeibezug. Zudem vermutet<br />

die Polizei, dass dieser zweite<br />

Personenkreis mit den Personen, die<br />

den ersten Drohbrief verschickt haben,<br />

kooperiert. In dem Schreiben<br />

heißt es: „Dir (...) ist offensichtlich<br />

nicht bewusst, was du unseren Polizeikollegen<br />

angetan hast! (...) Allerdings<br />

kommt es jetzt richtig dicke für<br />

dich, du Türkensau!“ Es folgt eine<br />

Beschreibung, wie man sich „rächen“<br />

wolle.<br />

Für unwahrscheinlich halten die<br />

Ermittler eine Verbindung zu dem<br />

Prozess gegen Neonazis in Halle. In<br />

diesem Zusammenhang war ein Polizist<br />

aus Südhessen ins Visier der Sicherheitsbehörden<br />

geraten, der<br />

ebenfalls eine Abfrage ohne dienstlichen<br />

Bezug im polizeilichen System<br />

vorgenommen hatte.<br />

Die Integrationsbeauftragte der<br />

Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz<br />

(CDU), sagte zu dem<br />

Fall: „Es muss mit Nachdruck ermittelt<br />

werden, wer hinter diesen abscheulichen<br />

Drohungen steht.<br />

Rechtsradikalismus muss auf allen<br />

Ebenen konsequent verfolgt und<br />

entgegengetreten werden.“<br />

Fünf Polizeibeamte aus Hessen wurden<br />

bisher vom Dienst suspendiert.<br />

DPA<br />

Schnell eilten Rettungskräfte aus NewYorkund JerseyCity am 15. Januar 2009 den Passagieren und Besatzungsmitgliederndes Fluges UA 1549 zu Hilfe.<br />

Der wahre Konservative<br />

ChesleySullenberger rettete2009mit einer Notlandungauf demHudson155 Passagiere. Jetzt wird er politisch<br />

VonSebastian Moll, New York<br />

Der Rummel um seine Person<br />

hatte Chesley Burnett<br />

„Sully“ Sullenberger nie<br />

so richtig behagt, einmal<br />

beschrieb der „Held vom Hudson River“<br />

den Medien-Tsunami, der vor<br />

zehn Jahren über ihn hereingebrochen<br />

war, als noch traumatischer,<br />

denn jene sensationelle Notlandung,<br />

die er am 15. Januar 2009 in NewYork<br />

mit einem Airbus 320 hingelegt hatte.<br />

Der stoische Retter von 155 Seelen ist<br />

vomNaturell her keiner,der das Rampenlicht<br />

liebt.<br />

Doch im vergangenen Herbst<br />

suchte der 67-Jährige von sich aus<br />

die Öffentlichkeit und meldete sich<br />

aus der Geborgenheit seines Ruhestandes<br />

zurück. Er sehe es als seine<br />

Pflicht an, seine Stimme zu erheben,<br />

schrieb er in einem viel beachteten<br />

Aufsatz in der Washington Post. In<br />

der derzeitigen Lage des Landes<br />

müsse er seine universelle Beliebtheit<br />

einsetzen, um seine tiefsten<br />

Überzeugungen zu verteidigen.<br />

Kurz vorder Zwischenwahl in den<br />

USA konnte es sich der Nationalheld<br />

Sully einfach nicht verkneifen, seiner<br />

Sorgeumdie Nation Ausdruck zu verleihen.<br />

Ohne Namen zu nennen, beklagte<br />

er den Verfall der politischen<br />

Kultur und die Korruptheit der Führung<br />

in Washington. „Die Leute in<br />

Machtpositionen handeln heute gegen<br />

die Interessen der USA, unserer<br />

Verbündeten und der Demokratie<br />

und sie gefährden die Bewohnbarkeit<br />

unseres Planeten. Dies ist nicht das<br />

Amerika, das ich kenne und liebe.“<br />

Aufgewachsen in Texas<br />

Flug UA 1549: Am 15. Januar<br />

2009 starten Flugkapitän<br />

ChesleySullenberger<br />

und Co-Pilot Co-Pilot Jeff<br />

Skiles vomNew Yorker Flughafen<br />

La Guardia nach Charlotte,<br />

North Carolina. An<br />

Bord des Airbus A320 waren<br />

155 Passagiere. Der Flughafen<br />

La Guardia befindet sich<br />

im NewYorker Stadtteil<br />

Queens.<br />

Sullys Wort hatte Gewicht und das<br />

nicht nur, weil er von Amerikanern<br />

quer über das gesamte politische<br />

Spektrum verehrt wird. Seine Kritik<br />

an den derzeit Mächtigen in Washington<br />

vomPräsidenten bis hin zu<br />

den Kongressabgeordneten, die sich<br />

vor ihm bücken, stach ganz besonders,weil<br />

Sully sich als lebenslangen<br />

Konservativen bezeichnet. Nichts an<br />

dem heldenhaften Flieger des US-<br />

Airways-Flugs 1549 ist auch nur im<br />

Ansatz links oder progressiv.<br />

Chesley Sullenberger wuchs als<br />

Sohn eines Land-Zahnarztes in<br />

Texas auf, sein Vater hatte im Zweiten<br />

Weltkrieg gedient. Zu seinen<br />

schönsten Kindheitserinnerungen<br />

zählt er, wie er seinem Vater dabei<br />

geholfen hatte, das Familienheim in<br />

der 10 000-Seelen-Gemeinde Denison<br />

zu bauen sowie die Familienausflüge<br />

nach Dallas, wo man zusammen<br />

ins Kino ging und es in einem<br />

mexikanischen Restaurant Tacos<br />

gab. Sein Vater, soSully in seiner<br />

Autobiografie, habe ihm beigebracht,<br />

dass die Familie über allem<br />

stehe.Und er habe ihm denWert von<br />

Disziplin und Anstand eingeflößt.<br />

So war es kein Wunder, dass es<br />

Chesley Sullenberger nach seiner<br />

College-Ausbildung ins Militär<br />

drängte. Ausgerechnet im Jahr 1969,<br />

als viele seiner Kommilitonen<br />

auf die Straße gingen,<br />

um gegen den amerikanischen<br />

Einsatz in Vietnam<br />

zu protestieren, meldete<br />

Sullenberger sich freiwillig<br />

zur Luftwaffe. Natürlich<br />

wollte Sullenberger, der<br />

DAS WUNDER VOR MANHATTAN<br />

Vogelschlag: Um 15.27 Uhr<br />

(NewYorkerZeit) meldet Sullenberger,<br />

dass sein Flugzeug<br />

voneinem doppelten Vogelschlag<br />

getroffenwordensei.<br />

Wenig später versuchtSullenberger,die<br />

ausgefallenen<br />

Triebwerkewieder zu starten.<br />

Um 15.28 Uhr spricht Sullenberger<br />

mit dem Towerüber<br />

eine möglicheLandung auf<br />

dem Flughafen Teterboro.<br />

Chesley<br />

Sullenberger<br />

Landung: Eine Landung inTeterboro<br />

verwirft Sullenberger<br />

nach wenigen Sekunden und<br />

entschließt sich gemeinsam<br />

mitseinem Co-PilotenzueinerNotlandung<br />

auf dem HudsonRiver.Um15.31<br />

landet<br />

er die Maschine sicher auf<br />

dem Wasser.Alle 155 Passagiere<br />

überleben das Unglück.<br />

Beider Landungbrichtsich<br />

einPassagier beide Beine.<br />

schon mit 16 in Propellermaschinen<br />

über Texas geflogen<br />

war, vor allem fliegen.<br />

Doch er war auch„voll<br />

darauf vorbereitet, mein Leben für<br />

das Vaterland“ zu riskieren.<br />

Dazu kam es nie,Sully wurde wegen<br />

seines außergewöhnlichen Fliegertalents<br />

als Ausbilder eingesetzt.<br />

Doch die Frage, wie er sich wohl in<br />

der Schlacht bewährthätte,beschäftigte<br />

ihn lange.<br />

Es dauerte 40 Jahre, bis Chesley<br />

Sullenberger seinen Tagder Bewährung<br />

bekam. Der15. Januar 2009 begann<br />

für Sullenberger wie ein ganz<br />

gewöhnlicher Arbeitstag. Kurz nach<br />

13 Uhr meldete er sich am La-Guardia-Flughafen<br />

im New Yorker Stadtteil<br />

Queens zum Dienst, um einen<br />

Airbus zu übernehmen, den er über<br />

Charlotte, North Carolina, nach<br />

Seattle bringen sollte. Nach 30<br />

Dienstjahren und beinahe 20 000<br />

Flugstunden eine reine Routineangelegenheit.<br />

Aber was an diesem<br />

Nachmittag des 15. Januar vor zehn<br />

Jahren folgt, ist alles andere als Routine:<br />

Um 15.24 Uhr bekommen Sullenberger<br />

und Co-Pilot Jeff Skiles aus<br />

dem Tower die Meldung „Ready for<br />

Takeoff“ für ihren Flug UA 1549. Zwei<br />

Minuten später schwebt der Airbus<br />

an einem glasklaren Wintertag über<br />

Manhattan. Keine 30 Sekunden sind<br />

auf der Tonaufzeichnung aus dem<br />

Cockpit die dumpfen Einschläge eines<br />

Schwarms kanadischer Gänse zu<br />

hören. Beide Triebwerke fallen aus.<br />

Sullenberger und Co-Pilot<br />

Jeff Skiles entschließen<br />

sich zur Notlandung auf<br />

dem Hudson. Um 15.31<br />

Uhr setzen sie den Airbus<br />

A 320 beinahe sanft auf<br />

dem eisigen Fluss auf. Aber<br />

IMAGO<br />

es gibt kein High Five und<br />

keinen Jubel im Cockpit,<br />

der Job des Kapitäns ist<br />

erst vorbei, wenn alle gerettet<br />

sind. Sullenberger<br />

kommandiert das Personal, alle 155<br />

Passagierevon Bord zu holen.<br />

Im mediensaturierten Manhattan<br />

dauert esnur Minuten, bis Sully<br />

berühmt ist. Schon als das Rettungsschiff<br />

anlegt, sind Kamerateams vor<br />

Ort, der Bürgermeister und der Gouverneur<br />

wollen ihn sprechen. Am<br />

Abend kennt das ganze Land den<br />

Namen Sully. Inden nächsten Wochen<br />

wird er von jedem umgarnt. Er<br />

wandelt von Talkshow zuTalkshow.<br />

Der noch amtierende Präsident<br />

Bush ruft ihn an, der frisch gewählte<br />

neue Präsident Obama lädt ihn samt<br />

seiner Crew zur Amtseinführung<br />

nach Washington ein.<br />

Sully ist der richtige Mann zum<br />

richtigen Zeitpunkt für Amerika,<br />

mehr als einmal hört man damals,<br />

dass das „Wunder vom Hudson“ die<br />

ersten guten Nachrichten seit langem<br />

sind. DasLand steckt noch immer tief<br />

in einer Wirtschaftskrise und hat einen<br />

langen erbitterten Wahlkampf<br />

hinter sich, der die Nation zerrissen<br />

hat. Sully hat das alles für einen kurzenAugenblick<br />

vergessen lassen und<br />

das Land zusammengebracht.<br />

Seitdem steht Sully für alles, was<br />

man in Amerika zunehmend vermisst:<br />

Pflichtgefühl, Integrität,<br />

Selbstlosigkeit. Und die Art und<br />

Weise, wie er seinen Ruhm einsetzt,<br />

zementiert diesen Stellenwert. Immer<br />

wieder versucht er,bei allen Ehrungen<br />

von sich selbst abzulenken,<br />

und betont, dass die Rettung auf<br />

dem Hudson Teamarbeit war.Sotritt<br />

Sullenberger nur Monate nach seiner<br />

Heldentat vordem Kongress auf,<br />

um sich gegen die Unterbezahlung<br />

der Fluglinienangestellten auszusprechen.<br />

DieKrise der Flugbranche<br />

nach dem 11. September 2001, die<br />

Dumpingpreis- und Fusionspolitik<br />

haben dazu geführt, dass selbst Piloten<br />

kaum mehr von ihrem Einkommen<br />

leben können. Sully selbst hat<br />

bei einer Fluglinien-Pleite zwei Drittel<br />

seiner Pension verloren und<br />

musste noch vor dem Wunder auf<br />

dem Hudson nebenbei eine Beratungsfirma<br />

für Flugsicherheit betreiben.<br />

Sein Co-Kapitän Jeff Skiles hatte<br />

nebenbei eine Baufirma.<br />

Gegen engstirnige Bürokraten<br />

Für das mutige Eintreten wird Sully<br />

vom linken Filmemacher Michael<br />

Moore mit einem Auftritt in dessen<br />

Film „Capitalism –ALove Story“ gewürdigt.<br />

Aber auch der erzkonservative<br />

Filmemacher und Trump-Anhänger<br />

Clint Eastwood macht sich<br />

an Sully ran. In Eastwoods Epos<br />

„Sully“ von2016 verkörpertder Held<br />

vom Hudson den hemdsärmeligen,<br />

uramerikanischen Mann der Tat, der<br />

sich gegen engstirnige Bürokraten<br />

durchsetzen muss. Soist Sully seit<br />

zehn Jahren ein Held für alle, gleich<br />

welcher Gesinnung. Sullenberger<br />

verkörpert für ganz Amerika eine<br />

Sehnsucht nach einer Zeit und einem<br />

Ethos,das zunehmend verloren<br />

geht –eine Zeit, in der höhereWerte<br />

und Anstand zählten und wichtiger<br />

waren als Ideologie und Selbstsucht.<br />

Ganz unberührt von dieser Sehnsucht<br />

scheint nicht einmal Trump zu<br />

sein. Ganz entgegen seiner Gewohnheit,KritikerindenBodenzustampfen,<br />

ist er angesichts von Sullys Aufsatz in<br />

derWashington Post stummgeblieben.<br />

Der Held vom Hudson scheint unantastbar.Selbst<br />

für einen wieTrump.<br />

AP<br />

Sebastian Moll ist noch<br />

heute vonder Ruhe Sullenbergers<br />

begeistert.<br />

VonFrank Nordhausen<br />

Auf massive Drohungen von US-<br />

Präsident Donald Trump gegen<br />

die Türkei wegen deren Kurdenpolitik<br />

in Syrien hat Ankara mit Empörung<br />

reagiert. Der türkische Außenminister<br />

Mevlüt Cavusoglu erklärte<br />

am Montag, dass sich sein Land<br />

„nicht einschüchtern“ lasse. Trump<br />

hatte am Sonntag auf Twitter gedroht,<br />

die USA würden „die Türkei<br />

wirtschaftlich zerstören, wenn sie<br />

die Kurden attackiert“. Zudem forderte<br />

er die Einrichtung einer rund<br />

30 Kilometer breiten „Sicherheitszone“<br />

in Syrien. Die Kurden ermahnte<br />

er zugleich, Ankara„nicht zu<br />

provozieren“. Cavusoglu wies die<br />

Drohungen zurück, erklärte aber<br />

auch, dass die Türkei nicht gegen<br />

eine Sicherheitszone sei.<br />

Die Ursache für den erneuten<br />

Tiefpunkt der Beziehungen zwischen<br />

Washington und Ankara ist<br />

Trumps Zickzackkurs bei dem von<br />

ihm im Dezember angekündigten<br />

Abzug der rund 2000 Soldaten von<br />

US-Spezialeinheiten aus Syrien.<br />

Nachdem er zunächst einen Blitzrückzug<br />

avisiert hatte, überzeugten<br />

ihn Experten, die Operation über<br />

eine längereZeit zu strecken und Garantien<br />

für die im Kampf gegen die<br />

Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit<br />

den USA verbündeten kurdischen<br />

Volksverteidigungseinheiten (YPG)<br />

zu fordern.<br />

Kein Unterschied zum IS<br />

Dieenge ZusammenarbeitWashingtons<br />

mit der YPG verärgertdie Türkei<br />

seit Jahren. Ankara betrachtet die<br />

Kurdenmiliz als Bedrohung, da sie<br />

mit der verbotenen Arbeiterpartei<br />

Kurdistans (PKK) verbunden ist, die<br />

auch von den USA als Terrororganisation<br />

gelistet ist. Obwohl von der<br />

YPG bisher keine belegbaren Angriffe<br />

ausgingen, erklärte der türkische<br />

Staatspräsident Recep Tayyip<br />

Erdogan ihre „Auslöschung“ zum<br />

strategischen Ziel. Seit Wochen kündigt<br />

er einen Angriff auf das Kurdengebiet<br />

an.<br />

Nachdem der US-Präsident am<br />

Jahresende den Rückzug vom Rückzug<br />

verkündete, folgte ein verbaler<br />

Schlagabtausch mit Ankara, bei dem<br />

US-Außenminister Mike Pompeo<br />

die Warnung aussprach, sein Land<br />

werde es nicht dulden, wenn die<br />

Türkei die Kurden „abschlachte“. Als<br />

Trumps Nationaler Sicherheitsberater<br />

John Bolton vergangene Woche<br />

zu Gesprächen nach Ankara reiste,<br />

wurde er vonErdogan nichtempfangen.<br />

Als Replik folgte jetzt die gegen<br />

einen Nato-Partner beispiellose<br />

Drohung mit wirtschaftlicher „Zerstörung“.<br />

Daraufhin twitterte Erdogans<br />

Sprecher Ibrahim Kalin am<br />

Montag, es gebe „keinen Unterschied“<br />

zwischen der YPG und dem<br />

IS. Er kündigte an: „Wir werden weiter<br />

gegen sie alle kämpfen.“<br />

Allerdings sprach kein türkischer<br />

Politiker über die kritische Lage in<br />

der syrischen Provinz Idlib, in der<br />

vergangene Woche die Al-Kaidanahe<br />

Dschihadistenmiliz HayatTahrir<br />

al-Scham die Kontrolle übernahm.<br />

Dort unterhält die Türkei<br />

zwölf Militärstützpunkte.<br />

Soldaten der kurdischen YPG-Einheiten in<br />

Syrien.<br />

AFP


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

15.10.18<br />

15.10.18<br />

MÄRKTE<br />

▼ 10855,91 (–0,29 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

15.10.18<br />

Stand der Daten:14.01.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

14.1.19<br />

▼ 59,11 (–2,44 %)<br />

14.1.19<br />

▼ 1,1467 (–0,57 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom14.01.zum Vortag<br />

Continental 130,35 +3,04 WWWWWW<br />

Osram Licht NA 36,14 +2,67 WWWWW<br />

Dürr 33,42 +2,45 WWWWW<br />

Alstria Office 12,76 +2,41 WWWWW<br />

Schaeffler Vz. 7,75 +2,30 WWWWW<br />

MTU Aero Engines 174,30<br />

Verlierer<br />

+1,87 WWWW<br />

14.1.19<br />

aus DAXund MDAX vom14.01.zum Vortag<br />

Evotec 18,83 WWWWWWWWWWW –6,02<br />

Bechtle 65,65 WWWWWWWWW –4,99<br />

Nemetschek 100,00 WWWWWWWW –4,12<br />

United InternetNA 35,46 WWWWWWWW –4,03<br />

Siltronic NA 77,20 WWWWWWW –3,38<br />

Axel Springer vNA 51,15 WWWWWW –2,94<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 14.01. ±% z. 11.01.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –0,48<br />

3687/2909 3055,18<br />

CAC 40(FR) – 0,39<br />

5657/4556 4762,75<br />

S&P UK(UK) – 0,92<br />

1590/1323 1387,29<br />

RTS (RU) – 0,14<br />

1339/1033 1147,16<br />

IBEX (ES) –0,66<br />

10643/8286 8818,60<br />

Dow Jones (US) –0,37<br />

26952/21713 23907,56<br />

Bovespa (BR) +0,43<br />

94190/69069 94058,75<br />

Nikkei (JP) +0,97<br />

24448/18949 20359,70*<br />

Hang Seng (HK) –1,46<br />

33484/24541 26242,40<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,71<br />

1583/1350 1477,73<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */**<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

RaboDirect */**<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

VTB Direktbank *<br />

vtbdirekt.de 0,61 0,61 0,61<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,50 0,50 0,50<br />

ING *<br />

ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,05 0,05 0,05<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,17 0,17 0,17<br />

*Neukunden<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

Wie viele Menschen leben in<br />

Deutschland von Hartz IV?<br />

Mio.<br />

5<br />

1<br />

Gesamt<br />

Kinder<br />

Flüchtlinge<br />

2005 2010 2015 2018*<br />

*Stand: Juni 2018 bzw. Juli 2018 (Flüchtlinge)<br />

Wie viele Arbeitslose beziehen<br />

länger als vier Jahre Hartz IV?<br />

AngabeninProzent<br />

48,1%<br />

Juni 2013<br />

47,6 %<br />

Juni 2015<br />

Zum Leben zu wenig<br />

Sinddie Hartz-IV-Sanktionen rechtens? Die Frage ist ein Fall für das Bundesverfassungsgericht<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

und Thorsten Fuchs<br />

Der jüngste Schlag kam im<br />

Oktober. Daerhielt Martina<br />

Scheefeldt Post von<br />

ihremJobcenter,malwieder.<br />

„Sehr geehrte Frau Scheefeldt“,<br />

heißt es da, „für die Zeit vom 1.November<br />

bis 31. Januar wirdeine Minderung<br />

Ihres Arbeitslosengelds II<br />

monatlich um 10 Prozent des Regelbedarfs<br />

festgestellt.“ Wasdas konkret<br />

bedeutet, steht im nächsten Absatz:<br />

41,60 Euro weniger im Monat.<br />

374,40 Euro zumLeben. Statt 416.<br />

Es ist nicht das erste Mal, dass ihr<br />

das Jobcenter das Geld zum Leben<br />

kürzte.Mal warenes30Prozent, weil<br />

sie ein Fortbildungsangebot nicht<br />

annahm, mal 10 Prozent, weil sie<br />

nicht zum Termin erschienen war.<br />

Ihre Reaktion jedoch, sagt die 51-jährigeCellerin,MutterdreierKinder,sei<br />

jedes Malgleich: „Duliest es,spürst,<br />

wie dein Herz schnellerwird, schaust<br />

nach oben, Richtung Decke oder<br />

Himmel.“<br />

Sanktionen gehenzurück<br />

5,88<br />

2,01<br />

0,99<br />

Istdas rechtens? Dasist die Frage,die<br />

jetzt das Bundesverfassungsgericht<br />

beantworten muss. An diesem<br />

Dienstag verhandelt das höchste<br />

deutsche Gericht über die sogenannten<br />

Hartz-IV-Sanktionen. Konkret<br />

geht es um den Fall eines jungen<br />

MannesausThüringen,dereineWeiterbildung<br />

abgelehnt hatte –das Jobcenter<br />

strich ihm daraufhin 60 Prozent<br />

der Leistungen. Aber ist das<br />

grundgesetzkonform: Das Existenzminimum<br />

zu kürzen?<br />

DasSozialgericht Gotha hat daran<br />

große Zweifel –und überwies die Frage<br />

deshalb an das Bundesverfassungsgericht.<br />

Undsogeht es in Karlsruhe<br />

von heute an um den Kern der<br />

Hartz-IV-Reform, mit der die SPDgeführte<br />

Bundesregierung 2005 die<br />

Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammenfasste.<br />

Seitdem können die Jobcenter<br />

Arbeitslosen für je drei Monate 10, 20,<br />

30, 60 oder auch 100 Prozent der Leistungen<br />

streichen, wenn die Betroffenen<br />

eine Fortbildung verweigern<br />

oder zu einem Gespräch in der<br />

Arbeitsagentur nicht erscheinen. Die<br />

Zahl der Sanktionen ist zuletzt leicht<br />

zurückgegangen: Sieist vonmehrals<br />

einer Million im Jahr 2012 auf rund<br />

950000 im Jahr 2017 gesunken. Die<br />

Zahl der Betroffenen ist aber weit<br />

kleiner –weilviele Arbeitslose mehrmals<br />

bestraft werden. Letztlich sind<br />

es konstant gut 3Prozent der Hartz-<br />

IV-Empfänger,denen auf diese Weise<br />

das Geld zum Leben gekürzt wird.<br />

Martina Scheefeldt gehört zujenen,dieschonmehrmalsSanktionen<br />

44,9 %<br />

Juni 2018<br />

Gegen wie viele erwerbsfähige Hartz-IV-<br />

Empfänger werden Sanktionen verhängt?<br />

AngabeninProzent<br />

2,4<br />

3,9<br />

4,0 4,1<br />

2,6 2,5<br />

2,8<br />

4,6<br />

Der Beginn: Fördernund<br />

Fordern–das war das Motto,<br />

unter dem die rot-grüne<br />

Regierung des SPD-Kanzlers<br />

Gerhard Schröder 2003 ihr<br />

Konzept fürden deutschen<br />

Arbeitsmarkt und die damaligeBundesanstalt<br />

für Arbeit<br />

vorstellte. Die Reformkommission,<br />

die das Konzept erarbeitet<br />

hatte, wurde geleitet<br />

vomehemaligen VW-Personalvorstand<br />

Peter Hartz.<br />

insgesamt<br />

3,2<br />

5,0<br />

2007 2010 2013<br />

OhneChance:MartinaScheefeldt siehtkeinen Sinn in Sanktionen.<br />

3,4<br />

5,2<br />

unter 25 Jahren<br />

3,3<br />

5,0<br />

3,2<br />

4,8<br />

HARTZ IV<br />

3,0<br />

4,2<br />

Das Konzept: Mitder Einführung<br />

vonHartz IV am 1.<br />

Januar 2005 wurden die<br />

Arbeitslosen- und die Sozialhilfe<br />

gebündelt. Hartz IV ist<br />

die Kurzbezeichnung für das<br />

Arbeitslosengeld (ALG) II<br />

oder die Grundsicherung für<br />

Arbeitsuchende. Aufgabe<br />

der Grundsicherung ist es,<br />

neben der Existenzsicherung<br />

Menschen auch in Arbeit zu<br />

bringen.<br />

3,1<br />

4,0<br />

3,1<br />

3,7<br />

2017<br />

Wie viele Menschen beziehen<br />

Arbeitslosengeld ll?<br />

Angaben in Millionen<br />

4,8<br />

2010<br />

Das Geld: Der Satz für Alleinstehende<br />

beträgt seit<br />

dem Jahresbeginn 424 Euro<br />

im Monat. Der Betrag für<br />

Paare liegt bei 382 Euro pro<br />

Partner.Bei Kindernwerden<br />

bis zum sechsten Geburtstag<br />

240 Euro gezahlt. Der<br />

Satz für Kinder im Alter von<br />

sechs bis 14 Jahren beträgt<br />

302 Euro, Jugendliche unter<br />

18 Jahren bekommen<br />

322 Euro.<br />

FOTO: CHRISTIAN BURKERT<br />

zu spüren bekamen. Die 51-Jährige<br />

ist seit 2004 arbeitslos. Ursprünglich<br />

hatte sie eine kleine geerbte Spedition<br />

betrieben. Doch dann brach der<br />

Hauptauftraggeber weg, und mit<br />

ihren noch kleinen Kindern und<br />

einer kranken Mutter war auch ihre<br />

Flexibilität begrenzt: Eine Ausbildung<br />

hatte sie nicht –und eine feste<br />

Stelle habe sie unter diesen Bedingungen<br />

nicht gefunden. An Engagement<br />

fehlte es nicht, mit 39 machte<br />

sie den Hauptschulabschluss nach.<br />

DieSanktionenkassiertesiezumBeispiel,<br />

weil sie für eine Fortbildung<br />

nicht die Woche über woanders sein<br />

sollte,fernder Kinder.<br />

Ob die Sanktionen bei ihr etwas<br />

bewirkt haben? „Nein“, sagt Martina<br />

Scheefeldt. „Keiner wird dadurch<br />

besser, dass man ihm etwas entzieht.“<br />

Beimanchen wirktder Druck:<br />

Studien des Nürnberger Instituts für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

belegen, dass ein Teil der Sanktionierten<br />

sich anschließend erfolgreicher<br />

um einen Job bemüht. Andere<br />

Studien zeigen aber auch das Gegenteil:<br />

Dass sich ein Teil der Bestraften<br />

anschließend aus dem System verabschiedet<br />

–und oft auch die Gespräche<br />

mit dem Jobcenter verweigert.<br />

Dasspiegeltsich auch in den Begründungen<br />

der Sanktionen: Meldeversäumnisse<br />

machen inzwischen drei<br />

Viertel aller Kürzungen aus.Dass angebotene<br />

Stellen verweigertwerden,<br />

geschieht dagegen immer seltener:<br />

Laut einer Statistik der Bundesagentur<br />

für Arbeit geschah dies 2017 nur<br />

noch in knapp 99 000 Fällen. Zehn<br />

Jahre zuvor passierte das noch<br />

183 000 Mal. Seitdem ist auch die<br />

Zahl der Hartz-IV-Bezieher insgesamt<br />

deutlich gesunken.<br />

Insbesondere in der Wirtschaft<br />

gibt es viele Befürworter der Sanktionspraxis:<br />

„Sanktionen sind und<br />

bleiben in den wenigen Fällen, die sie<br />

betreffen, ultima ratio,das letzte Mitte<br />

–aber sie sind und bleiben gerecht,<br />

sinnvoll und zielführend“, sagte<br />

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer<br />

am Montag dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland (RND). Er seizwar<br />

offen für „Nachjustierungen“, vorallem<br />

bei Langzeitarbeitslosen mit<br />

Kindern. „Zum Nachjustieren gehört<br />

aber nicht, das Prinzip des Förderns<br />

und Forderns leichtfertig über Bord<br />

4,6 4,4 4,3 4,4 4,3 4,3 4,4<br />

2012<br />

2014<br />

Wofür werden Hartz-IV-Empfänger sanktioniert?<br />

Von Januar bis August2018 haben Jobcenter in Deutschland<br />

in 604 868 Fällen Hartz-IV-Beziehern wegen Pflichtverletzungen<br />

Leistungen gekürzt. Davon wegen …(in Prozent)<br />

Termin/Meldepflichtversäumnis<br />

77,4%<br />

2016<br />

4,1<br />

2018<br />

Weigerung, Arbeit/Ausbildung/Maßnahme<br />

aufzunehmen oder weiterzuführen<br />

10,5 %<br />

Verstoß gegen Eingliederungsvereinbarung,<br />

z. B. keine aktive<br />

Arbeitssuche<br />

8,8 %<br />

sonstiger<br />

Pflichtverletzung<br />

3,4 %<br />

zu werfen“, betont Kramer. In der<br />

Politik haben jedoch die Absetzbewegungen<br />

vom System Hartz IVbegonnen.<br />

Seit Monaten tobt ein Glaubenskrieg<br />

über Sinn und Unsinn von<br />

Sanktionen.<br />

DieLinkspartei fordertseit Jahren<br />

eine sanktionsfreie Mindestsicherung<br />

von monatlich 1050 Euro. „Ich<br />

hoffe sehr, dass das Bundesverfassungsgericht<br />

die geltenden Sanktionen<br />

für verfassungswidrig erklärt“,<br />

sagte Berlins Arbeits- und Sozialsenatorin<br />

Elke Breitenbach dieser <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Die Sanktionen bringen Menschen<br />

in existenzielle Notlagen und<br />

treiben sie sogar in die Obdachlosigkeit.“<br />

Das sei nicht nur inhuman,<br />

sondernfür den Sozialstaat auch teuer.„Es<br />

kann doch nicht sein, dass erst<br />

auf der einen Seite des Flurs ein Verwaltungsakt<br />

erlassen wird, der einen<br />

Menschen in der Konsequenz die<br />

Wohnung kostet, und dann auf der<br />

anderen Seite des Flurs viel Geld für<br />

die Notunterbringung und soziale<br />

Betreuung desselben Menschen ausgegeben<br />

werden muss.“<br />

Die Debatte bekommt Fahrt<br />

Inzwischen melden sich auch die<br />

Grünen zu Wort. „Viele Jugendliche,<br />

die von Sanktionen betroffen sind,<br />

entziehen sich – nicht der Arbeit,<br />

sondern der Behörde. Sie machen<br />

dann Schwarzarbeit oder werden im<br />

schlimmsten Fall obdachlos“, warnte<br />

Parteichef Robert Habeck. Tatsächlichgeltenfürdieunter<br />

25-Jährigen<br />

noch härtere Regeln als für erwachsene<br />

Erwerbslose.<br />

Auch in der SPD,die ohnehin mit<br />

der eigenen Hartz-IV-Vergangenheit<br />

hadert, gilt das als reformbedürftig:<br />

„Überzogene Sanktionen, die in der<br />

Praxis nicht wirken, aber viele verunsichern,<br />

müssen weg“, erklärte<br />

Arbeitsminister Hubertus Heil vor<br />

Kurzem gegenüber dem RND –und<br />

fügte hinzu: „Dazu gehören die verschärften<br />

Sanktionen für unter 25-<br />

Jährige.“ Tatsächlich gehen die Erwartungen<br />

in der SPD aber noch weiter<br />

–eher in Richtung Generalrevision.<br />

„Wir werden HartzIVhinter uns<br />

lassen“, hat Parteichefin Andrea<br />

Nahles angekündigt.<br />

Martina Scheefeldt hat dem Jobcenter<br />

nach eigenen Worten auch<br />

eigene Ideen präsentiert: Sie träumt<br />

davon, einen Sozialladen zu eröffnen<br />

–dochden könne man nicht fördern,<br />

habe man ihr gesagt. In einemanderen<br />

Punkt hatte sie offenbar Erfolg:<br />

Beiden Terminen, zu denen sie nicht<br />

erschien,warsie krank. MiteinemAttest,<br />

das sie auch abgegeben habe,<br />

kann sie dies belegen. Soeben war sie<br />

bei der Behörde: „Das fehlende<br />

Geld“, sagt sie erleichtert, „soll mir<br />

jetzt erstattet werden.“<br />

RND-GRAFIK: GÜNTHER, KNABE; ILLUSTRATIONEN: ISTOCK, SHUTTERSTOCK; QUELLE: BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT, STATISTA, DPA<br />

NACHRICHTEN<br />

Mehr Firmen tragen Kosten<br />

für Verpackungsrecycling<br />

AlsFolge des neuen Verpackungsgesetzes<br />

beteiligen sich mehr Unternehmen<br />

als bisher an den Kosten für<br />

die Entsorgung und das Recycling<br />

vonVerpackungenaus Plastik,<br />

Papier und Metall. Zwei Wochen<br />

nach Inkrafttreten haben sich rund<br />

130000 Händler und Hersteller,die<br />

Verpackungen in den Verkehr bringen,<br />

registriert, wie Bundesumweltministerin<br />

Svenja Schulze(SPD) und<br />

Gunda Rachut vonder neuen Zentralen<br />

Stelle am Montag in Berlin<br />

mitteilten. Dasseien 70000 mehr als<br />

bisher.Essei aber noch „Luft nach<br />

oben“, sagte Rachut. Dasöffentlich<br />

einsehbareRegister führedazu, dass<br />

Unternehmen sich gegenseitig bei<br />

den Behörden anzeigten. (dpa)<br />

Autoverkäufe in Russland<br />

legten 2018 kräftig zu<br />

DieAutoverkäufe in Russland sind<br />

2018 kräftig gestiegen. Mehr als<br />

1,8 Millionen Personenwagen und<br />

Kleintransporter seien verkauft worden,<br />

teilte die Vereinigung Europäischer<br />

Unternehmen (AEB) am Montag<br />

in Moskau mit. Dassei ein Plus<br />

von12,8 Prozent gemessen am Vorjahr.„DerAusblickfür<br />

2019 ist aber<br />

nicht so klar“, sagte der AEB-Autoexperte<br />

JörgSchreiber.Unsicherheitsfaktoren<br />

seien die russische Mehrwertsteuer,die<br />

zum Jahresbeginn<br />

um 2Punkteauf 20 Prozent erhöht<br />

wurde,und mögliche neue US-<br />

Sanktionen gegen die russische<br />

Wirtschaft. DerVerband erwarte<br />

deshalb nur ein Wachstum der Autoverkäufe<br />

von3,6 Prozent. (dpa)<br />

Newmont wird zum<br />

Goldschürfer Nummer eins<br />

In Minen wie dieserinNevadasucht NewmontnachGold.<br />

FOTO: DAVID PARKER/AP<br />

DerUS-BergbaukonzernNewmont<br />

Mining will mit einem milliardenschweren<br />

Kauf zum führenden<br />

Goldschürfer der Welt aufsteigen.<br />

Dazu plant die aktuelle Nummer<br />

zwei der Branche,den kanadischen<br />

Konkurrenten Goldcorp zu übernehmen.<br />

WieNewmont am Montag<br />

in Denver mitteilte,sollder Kauf als<br />

Aktiengeschäft plus Barkomponente<br />

über die Bühne gehen. DieFührungen<br />

beider Unternehmen haben<br />

sich bereits geeinigt. Inklusive<br />

Schulden wirdGoldcorp mit<br />

12,5 Milliarden Dollar (rund 11 Milliarden<br />

Euro)bewertet. (dpa)<br />

Deutlich weniger<br />

Zigaretten versteuert<br />

Im vergangenen Jahr sind in<br />

Deutschland weniger Zigaretten<br />

versteuertworden als 2017. Nach<br />

Angaben des Statistischen Bundesamts<br />

vomMontag sank dieMenge<br />

um 1,9 Prozent auf 74 Milliarden<br />

Stück. Beiallen anderen Tabakwaren<br />

gab es dagegen ein Plus.Besonders<br />

deutlich stieg der Absatz vonZigarrenund<br />

Zigarillos –plus 6,5 Prozent<br />

auf drei Milliarden Stück. DerAbsatz<br />

vonPfeifentabak erhöhte sich um<br />

2,7 Prozent. Dazu zählt auch Tabak<br />

für Wasserpfeifen und neuartige<br />

Pfeifentabakprodukte,sogenannte<br />

Verdampfer.Insgesamt wurden Tabakwaren<br />

im Wert von26,4 Milliarden<br />

Euro versteuert. Daswaren<br />

1,7 Prozent mehr als 2017. (dpa)


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

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Meinung<br />

30 Jahre Mauerfall<br />

ZITAT<br />

Die Deutschen und<br />

Europas Ängste<br />

Holger Schmale<br />

analysiert, wie der Nationalismus<br />

Europa nach 1989 veränderthat.<br />

Vor 30 Jahren, im Januar 1989, schien die<br />

europäische Welt noch wohl geordnet.<br />

Deutschland bestand aus zwei Staaten, mit<br />

denen die jeweiligen Nachbarn gut auskamen.<br />

Ein Jahr später sah diese Welt anders<br />

aus. Die Mauer war gefallen, und in Ostdeutschland<br />

zogen Menschen mit schwarzrot-goldenen<br />

Fahnen und Deutschland-,<br />

Deutschland-Rufen durch die Straßen.<br />

Nun mischte sich in die Freude über<br />

die Zerstörung des Eisernen Vorhangs<br />

eine neue Sorge: die vor einem übermächtigen<br />

Deutschland. <strong>Zeitung</strong>en in Polen<br />

und Italien, in der Tschechoslowakei<br />

wie in Großbritannien beschworen die<br />

Gefahr eines Vierten Reiches herauf, Politiker<br />

griffen diese Ängste auf. Italiens Premier<br />

Andreotti sagte: „Es gibt zwei deutsche<br />

Staaten, und zwei sollen es bleiben.“<br />

Und der polnische Außenminister Skubiszewski<br />

stellte fest: „Die Selbstbestimmung<br />

ist eine schöne Sache,aber mit den<br />

Deutschen ist es etwas anderes.“<br />

1989 war auch das Jahr der 50. Wiederkehr<br />

des deutschen Überfalls auf Polen,<br />

dem die brutale Unterjochung fast ganz Europas<br />

durch die Deutschen und ein verheerender<br />

Krieg folgten. Daran konnten die<br />

Menschen dieser Länder sich noch gut erinnern.Was,<br />

wenn dieser Ungeist nun mit der<br />

Vereinigung der beiden Staaten wiederkehrenwürde?<br />

Oder wenn die Deutschen sich<br />

auch nur aus dem Prozess der europäischen<br />

Einigung verabschieden und fortan<br />

lieber wieder ihren eigenen Interessen als<br />

Supermacht in spe folgen würden?<br />

Wir wissen heute, dass die Geschichte<br />

anders verlaufen ist. Es ist nicht zuletzt<br />

Helmut Kohl, diesem überzeugten Europäer,<br />

zuverdanken, dass die Ängste der<br />

Nachbarnschnell verflogen sind. Er hatte<br />

verstanden, dass die vereinigte Bundesrepublik<br />

noch europäischer als anderehandeln<br />

musste, umden Wegfür die Einheit<br />

zu ebnen und womöglich noch schwelende<br />

Großmachtfantasien einzuhegen.<br />

Letztlich gehörte die Aufgabe der starken<br />

D-Mark und die Einführung des Euro zu<br />

dem Preis,den Deutschland für seine ungestörte<br />

Entwicklung gezahlt hat. Dass es<br />

davon auch profitiert, ist ein anderer Teil<br />

dieser Erfolgsgeschichte.<br />

Wir wissen heute,<br />

dass die<br />

Geschichte<br />

anders verlaufen ist.<br />

Generalprobe<br />

Manchmal überrollt eine Debatte<br />

sogar die Beteiligten –<br />

auch den, der sie ausgelöst und<br />

nur versehentlich einen riesigen<br />

Gesprächsbedarfzutage geförderthat. So<br />

geht es gerade dem Ex-Handball-Profi und<br />

derzeitigen WM-Botschafter Stefan Kretzschmar,1973<br />

in Leipzig geboren, der in einem Interview<br />

eigentlich nur beklagte, dass Profi-<br />

Sportler heute keine Ecken und Kanten mehr<br />

hätten, weil sie das schlecht vermarktbar mache.Doch<br />

seine Sätzeverstanden viele grundsätzlicher:<br />

als Kritik an der gesamten Debattenkultur<br />

– und das traf einen Nerv. Zwar<br />

komme man in Deutschland nicht für seine<br />

Meinung in den Knast, befand er. Aber für<br />

Äußerungen, die vom politischen Mainstream<br />

abweichen, zum Beispiel vom„ungefährlichen“<br />

„Refugees welcome“, riskiere<br />

man Ärger,bis hin zu Repressalien durch den<br />

Arbeitgeber. „Wir haben eigentlich keine<br />

Meinungsfreiheit mehr“, spitzt er zu.<br />

Damit schoss Kretzschmar verbal weit<br />

übers Ziel hinaus.Natürlich lässt sich die Unterdrückung<br />

missliebiger Meinungen in Diktaturen<br />

nicht mit der heutigen Lage gleichsetzen.<br />

In Medien, Politik und vorGericht ist<br />

die Meinungsfreiheit nicht nur geschützt,<br />

sondern regelrecht heilig. Auch scharfe Widerworte<br />

kann niemand als Zensur hinstellen,<br />

und selbst wenn sich Sponsoren von einem<br />

Profisportler oder die Bundesbank sich,<br />

wie 2010, vonThilo Sarrazin trennt, weil man<br />

verschiedene Ansichten vertritt, zeigt das<br />

nur, dass auch Unternehmen eigene Werte<br />

haben. Über die mangelnde Verbreitung ihrerAnsichten<br />

können Prominente und Bestseller-Autoren<br />

wie Sarrazin nicht klagen.<br />

Dass Kretzschmars Sätzedennoch aufgeregte<br />

Diskussionen auslösten, ist kein Zufall.<br />

Dahinter steckt die Zeitenwende, die sich<br />

Debattenkultur<br />

Die<br />

Übersehenen<br />

Steven Geyer<br />

sieht hinter den Aussagen vonStefan Kretzschmar zur<br />

Meinungsfreiheit auch einen Ost-West-Konflikt.<br />

durch die Digitalisierung im öffentlichen<br />

Diskurs vollzieht: Wasals Anpassung der Informationen<br />

an eigene Interessen gepriesen<br />

wurde, hat sich zur Begrenzung der Nachrichtenversorgung<br />

auf den eigenen Horizont<br />

entwickelt. Durch die riesige Medienvielfalt<br />

kann sich jeder seine Neuigkeiten und Analysen<br />

so zusammenstellen, dass sie nur die<br />

eigene Sicht bestärken.<br />

Dass das –überzogene –Gefühl, es gebe<br />

keinen freien Meinungsaustausch, im Osten<br />

besonders verbreitet ist, liegt dabei daran,<br />

dass die Menschen dortseit 30 Jahren die Erfahrung<br />

kennen, in überregionalen Medien<br />

kaum vorzukommen. Und wenn, dann als<br />

Problemfall. DerFrust über das Stigma ist so<br />

groß, dass es viele etwa in Chemnitz nicht<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

einmal störte, dass Neonazis in ihrem Demonstrationszug<br />

mitliefen. Immer wieder<br />

hörtman im Osten, wervor West-Chefs allzu<br />

offen spreche,riskiereden Jobund dass man<br />

die ständige Veröffentlichung von Regierungspositionen<br />

in den Massenmedien als<br />

Denk-Vorgabe empfinde.<br />

Diese Kritik gibt es auch in Westdeutschland,<br />

und wersie teilt, findet in den Online-Medien,<br />

wo sich jeder zuWort melden kann, wie er<br />

mag, ganz sicher Gleichgesinnte.Der Stammtisch<br />

ist heute öffentlich, die schrillsten Stimmen<br />

dringen am besten durch. Widerspruch<br />

dient oft nicht dem Austausch von Argumenten,<br />

sondern hat etwas Standrechtliches und<br />

zielt auf Applaus vonder„eigenen“ Seite.<br />

So entstand etwas, das der Präsident des<br />

Bundesverbandes Deutscher <strong>Zeitung</strong>sverleger<br />

und Vorstandschef des Springer-Verlages,<br />

Mathias Döpfner, gerade als zunehmend<br />

„intolerantes Meinungsklima“ kritisierte.<br />

Bundespräsident Steinmeier gab den<br />

Deutschen für 2019 auf denWeg, sie müssten<br />

„wieder lernen zu streiten ohne Schaum<br />

vorm Mund und lernen, Unterschiede auszuhalten“.<br />

Wenn damit gemeint ist, auch andere<br />

Sichtweisen an sich herankommen zu<br />

lassen, wäredas ein erster Schritt.<br />

Zu einer offenen Debattenkultur gehören<br />

keine rassistischen Parolen. Wohl aber abweichende<br />

Stimmen, Zweifel und Skepsis, unsichere<br />

Positionen. Gerade weil Themen wie<br />

Flüchtlingspolitik und die Ost-West-Debatte<br />

emotionalisieren, kocht die Aufregung zu<br />

schnell hoch. Aber gerade wenn sichBürger zu<br />

Recht oder zu Unrecht ignoriert fühlen, muss<br />

Ablehnung und Ängsten Raum gegeben werden,<br />

ohne sie sofort als „irrational“ abzutun.<br />

Sonst stürzensichVereinfacher wie AfD &Co.<br />

aufdiese Sorgen –nicht,umsie zu lösen; sondernumsie<br />

fürsichzuinstrumentalisieren.<br />

„Vermutlich wurde die<br />

Spielquittung weggeworfen,<br />

mit der Jeans in der<br />

Waschmaschine mitgewaschen,<br />

oder sie schlummert<br />

in irgendeiner Schublade<br />

vor sich hin.“<br />

Eine Sprecherin der Staatlichen Toto-Lotto GmbH<br />

in Stuttgart. Im Raum Reutlingen sucht man seit 21<br />

Monaten den Gewinner von 11,3 Millionen Euro.<br />

AUSLESE<br />

Mazedonien und die<br />

Mut-Frage<br />

Regierungskrise in Griechenland: Das<br />

Parlament wird am Mittwochabend<br />

entscheiden, ob Alexis Tsipras das Land<br />

weiter regieren soll. Der Anlass für die<br />

Krise: ein Kompromiss im Namensstreit<br />

mit dem Nachbarland Mazedonien, das<br />

nun Nord-Mazedonien heißen soll.<br />

Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> schreibt: „Tsipras<br />

könnte einen hohen Preis für seinen<br />

Mut zahlen, den Namensstreit mit den<br />

Nachbarn zubeenden. Scheitert der Deal<br />

nun, scheitertein wichtiges Versöhnungswerk,eswäreein<br />

grandioser Fehler.“<br />

Im Neuen Deutschland ist zu lesen:<br />

„AlexisTsipras und Syriza könnte die Koalitionskrise<br />

sogar den Rücken stärken. Eine<br />

Mehrheit in der Mazedonienfrage scheint<br />

dank Unterstützung aus der Mitte-Links-<br />

Opposition sicher.Und auch für die anstehende<br />

Vertrauensfrage sieht es nicht<br />

schlecht aus. Letztlich muss Tsipras diese<br />

überstehen, denn bei vorgezogenen Neuwahlen<br />

wäreerwohlchancenlos.“<br />

Die bevorstehende Abstimmung über<br />

das Mazedonien-Abkommen, urteilt die<br />

Märkische Oderzeitung, werde „zur ersten<br />

Generalprobe für neue Allianzen“ im politischen<br />

Spektrum Griechenlands. „Premier<br />

Alexis Tsipras wird versuchen, so<br />

lange wie möglich im Amt zu bleiben.<br />

Doch unter einer Minderheitsregierung<br />

droht in Athen politische Lähmung. Tsipras<br />

täte daher gut daran, nicht nur an<br />

sich, sondernauch an sein Land zu denken<br />

–und jetzt so schnell wie möglich Neuwahlen<br />

herbeizuführen.“ Bettina Cosack<br />

Dasklingt also nach einer guten Erzählung.<br />

Wenn sie nicht so eine bittereIronie<br />

hätte.Denn heute,30Jahrespäter,haben<br />

in vielen dieser Länder, die sich damals<br />

vor einem neuen deutschen Nationalismus<br />

gefürchtet haben, selber Nationalisten<br />

das Sagen. In Polen und Ungarnherrschen<br />

Parteien, die allein noch an Geld<br />

aus Brüssel interessiert sind, während sie<br />

die europäischen Werte verlachen. In Italien<br />

sieht es kaum besser aus,inGroßbritannien<br />

vollenden die Gegner der EU gerade<br />

ihr Zerstörungswerk. Siealle sind Bewunderer<br />

von Donald Trump, der das<br />

Motto des „Ich komme zuerst“ wieder gesellschaftsfähig<br />

gemacht hat. Dass ein<br />

Konzept, in dem alle Ich, Ich, Ich rufen,<br />

letztlich nicht aufgehen kann, hat Egoisten<br />

und Nationalisten nie interessiert.<br />

Es gehört zu den großen Errungenschaften<br />

der politischen Kultur der Bundesrepublik,<br />

dass diese Masche hierzulande<br />

noch nie mehrheitsfähig war. Von<br />

der Linken bis zur CSU haben die Parteien<br />

eine prinzipiell europafreundliche Haltung<br />

und erreichen damit mehr als 80<br />

Prozent der Wähler – bisher. Den Rest<br />

sammelt die AfD ein. Dass es nicht mehr<br />

als dieser Rest wird, das ist die große Herausforderung<br />

für die Europawahl im Mai.<br />

Gemessen an den Herausforderungen vor<br />

30 Jahren müsste sie zu bewältigen sein.<br />

Aber dazu gehörtdie Fantasie,die Erfolgsgeschichte<br />

der vergangenen Jahrzehnte<br />

so spannend weiterzuerzählen, dass niemand<br />

sich fürchten muss.<br />

Esgeht nicht darum, den Angriff auf den<br />

Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz<br />

(AfD) kleinzureden. Jedenfalls handelte es<br />

sich um einen hinterhältigen körperlichen<br />

Angriff, vermutlich von linksradikalen Ideologen<br />

begangen. Auch dafür gilt meines<br />

Erachtens, dass politische Motive einer Gewalttat<br />

generell als strafverschärfend gewertet<br />

werden sollten, weil sie –egal, ob von<br />

links oder rechts –stets mit gezielten Angriffen<br />

auf das staatliche Gewaltmonopol und<br />

die verfassungsrechtlichen Grundlagen unseres<br />

Zusammenlebens einhergehen.<br />

Bei der Lektüre eines 2018 erschienenen<br />

Gesprächsbuches mit dem Vorsitzenden der<br />

Thüringer AfD, Björn Höcke, stieß ich auf<br />

Formulierungen, die unseren Verfassungsschützern<br />

und Gesetzgebern zudenken geben<br />

sollten.<br />

Höcke geht darin (auf den Seiten 253 ff.)<br />

der Frage nach, was er und seine Leute denn<br />

machen sollen, wenn neoliberalistische<br />

Multikultikräfte –die angeblichen Freunde<br />

des „Volkstods“, wie Höcke schreibt –gewinnen<br />

sollten. Als„strategische Option“ schlägt<br />

er für diesen Fall die Errichtung „gallischer<br />

Dörfer“ des nationalen Widerstands vor. Das<br />

solle vorallem im Osten Deutschlands stattfinden,<br />

weil dort„noch großes Potential vorhanden“<br />

sei, um „das inhumane Projekt einer<br />

Migrationsgesellschaft zu stoppen“. Wie<br />

es vomgallischen Dorfinden Thüringer Bergen<br />

aus weitergehen soll, beschreibt Höcke<br />

so: Die „Auffangstellung“ könne dann zur<br />

„neuen Keimzelle des Volkes werden“ –„und<br />

KOLUMNE<br />

Die AfD,<br />

Björn Höcke<br />

und die Gewalt<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

eines Tages kann diese Auffangstellung eine<br />

Ausfallstellung werden, vonder eine Rückeroberung<br />

ihren Ausgang nimmt“.<br />

Vonseinem Stichwortgeber,einem Sebastian<br />

Hennig, befragt, erläutert Höcke, wie er<br />

sich die Zukunft nach dem als siegreich gedachten<br />

„Ausfall“ seiner getreuen AfD-Mannen<br />

denkt: „In der erhofften Wendephase<br />

stünden uns harte Zeiten bevor, denn umso<br />

länger der Patient die drängende Operation<br />

verweigert, desto härter werden zwangsläufig<br />

die erforderlichen Schnitte werden.“ Darauf<br />

wirft Hennig ein, „,brandige Glieder können<br />

nicht mit Lavendelwasser kuriert werden‘,<br />

wusste schon Hegel“, und Höcke fährt<br />

fort: „Eine neue politische Führung wird<br />

dann schwere moralische Spannungen auszuhalten<br />

haben (…), die ihrem eigentlichen<br />

moralischen Empfinden zuwiderlaufen.“<br />

Was der Vordenker des militanten<br />

Rechtsradikalismus darunter versteht, umschreibt<br />

er mit folgenden Stichworten:<br />

„Großangelegtes Remigrationsprojekt“,<br />

„wohltemperierte Grausamkeit“, „menschliche<br />

Härten und unschöne Szenen werden<br />

sich nicht immer vermeiden lassen“, „existenzbedrohende<br />

Krisen erfordern außergewöhnliches<br />

Handeln“. Auch würden wir bei<br />

dieser Gelegenheit „leider ein paar (germanische)<br />

Volksteile verlieren, die zu schwach<br />

oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden<br />

Afrikanisierung, Orientalisierung<br />

und Islamisierung zu widersetzen“. Aber,so<br />

Höcke, „mit deutscher Unbedingtheit“ sei<br />

„die Sache gründlich und grundsätzlich anzupacken“:<br />

„Wenn einmal die Wendezeit<br />

gekommen ist, dann machen wir Deutschen<br />

keine halben Sachen.“<br />

Soweit die Fantasien zur Machtergreifung,<br />

wie sie im geistigen Schoß der AfD ausgebrütet<br />

werden. Es handelt sich um einen<br />

nur leicht verschlüsselten, meines Erachtens<br />

eindeutig verfassungsfeindlichen Aufruf,<br />

Waffen zu vergraben und Nächte der langen<br />

Messer vorzubereiten.<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

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Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

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Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3: Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

TodimU-Bahnhof:<br />

Debatte über Umgang<br />

mit Obdachlosen<br />

Seite 12<br />

Ökobauer Schwienhorst hat es satt und klagt gegen die Regierung Seite 11<br />

Designer Reinke mag es spießig und ist trotzdem auf der Fashion Week Seite 10<br />

Stadtbild<br />

Mit Kind<br />

und Kasten<br />

Ida Krenzlin<br />

bangt um einen ZweijährigenimBadezimmer.<br />

Die Tür war zu. Voninnen abgeschlossen.<br />

Der gerade Zweijährige<br />

rüttelt drinnen an der Badtür.<br />

Vier Stimmen reden auf ihn ein. „Du<br />

musst den Schlüssel umdrehen“.<br />

„Nein, nicht den oberen Schlüssel,<br />

den unteren!“ Der große Bruder,<br />

sechs Jahre alt, schätzt die Lage<br />

ziemlich schnell vernünftig ein: „Der<br />

versteht das nicht.“ Die Großmutter<br />

ruft die Feuerwehr. Esist Sonntag,<br />

wir sind bei den ElternzuBesuch. Eigentlich<br />

wollten wir gerade Mittag<br />

machen. Normalerweise nimmt der<br />

Zweijährige nur den Staubsauger<br />

auseinander oder sortiertdie Pantoffeln.<br />

Diesmal also das Problem Badezimmer.<br />

Zur Freude des großen Bruders<br />

steht kurz darauf ein Feuerwehrmann<br />

in UniformimFlur der Altbauwohnung.<br />

Das Haus ist von 1880.<br />

Meine Mutter hat immer darauf geachtet,<br />

die originalen Schlösser zu<br />

erhalten. Sie ist besorgt. Der Feuerwehrmann<br />

schaut sich das Schloss<br />

an und biegt den Beschlag hoch.<br />

„Nicht hochbiegen!“, schreit meine<br />

Mutter und lässt von nun an den<br />

Feuerwehrmann nicht mehr aus den<br />

Augen. Als dieser andeutet, dass man<br />

vielleicht eine Kassette aus der alten<br />

Tür nehmen muss,umvon innen an<br />

das Schloss zu kommen, wirdmeine<br />

Mutter blass.<br />

In das Funksprechgerät ruft er:<br />

„Den blauen Kasten. Bringt den<br />

blauen Kasten mit“. Kurz darauf<br />

kommen zwei weitere Feuerwehrmänner<br />

in die Wohnung. Der Zweijährige<br />

im Bad ruft zunehmend verzweifelt<br />

„Mama“. Viel mehr kann er<br />

noch nicht sagen. Wirberuhigen ihn<br />

durch die Lüftungsschlitze, die gegen<br />

den Widerstand meiner Mutter<br />

vor Jahren in die Badtür gebohrt<br />

wurden. Drei Löcher. Man kann sogar<br />

hindurchschauen und die kurzen<br />

Strumpfhosenbeine sehen. Der<br />

große Bruder lenkt den Steppke ab:<br />

„Spiel ruhig an derWaschmaschine!“<br />

Darf er sonst nicht. Es klappt, er<br />

spielt mit der Klappe.<br />

Derweil schrauben die Feuerwehrmänner<br />

den Beschlag ab und<br />

inspizieren das Schloss. Zur großen<br />

Erleichterung meiner Mutter entpuppt<br />

sich einer der Feuerwehrmänner<br />

als Tischler.Gemeinsam suchen<br />

sie einen Splinttreiber, umdie<br />

Türklinke zu lösen. Der konische<br />

Splint hält die aufgesteckte reich verzierte<br />

Türklinke aus Horn, Perlmutt<br />

oder Elfenbein von 1880 fest. Schritt<br />

für Schritt nehmen sie vorsichtig das<br />

Schloss auseinander. Wie eine Operation<br />

am Herzen. Leider hat der<br />

Junge nicht nur an der unteren Badverriegelung<br />

gedreht, sondern auch<br />

an dem alten Buntbartschlüssel, der<br />

im eigentlichen Schlüsselloch steckt.<br />

Im blauen Koffer findet sich kein<br />

Dietrich. Meine Mutter zieht prompt<br />

einen Vorkriegs-Dietrich aus der<br />

Werkzeugschublade. Schwuppdiwupp<br />

ist die Badezimmertür offen.<br />

Das befreite Kleinkind schaut erstaunt<br />

auf den Auflauf vor der Badezimmertür.<br />

Beim Anblick der drei<br />

Feuerwehrmänner ruft er „Da. Da.<br />

Feuer!“. Ein neues Wort. Nach dem<br />

Einsatz lassen wir uns erschöpft am<br />

Küchentisch nieder. Die Tür ist heil,<br />

das Kind auch. Wirdanken den Feuerwehrmännern<br />

von der Wache in<br />

der Oderberger Straße.<br />

Sicherer unterwegs: Der Moritzplatz in Kreuzberg ist bereits umgestaltet worden, damit es dortnicht mehr so viele Fahrradunfälle gibt.<br />

Planer treten in die Pedale<br />

Der Senat zieht Bilanz: Die Ausgaben für den Radverkehr sind um fast das Doppelte gestiegen<br />

VonPeter Neumann<br />

Im Schleichtempo ging es los.<br />

Doch inzwischen haben die<br />

Bemühungen, Berlin zur Fahrradstadt<br />

umzugestalten, an<br />

Tempo gewonnen. Im vergangenen<br />

Jahr hat die Verwaltung 13,4 Millionen<br />

Euro abgerufen –vor allem, um<br />

Radwege zu sanieren, neue Trassen<br />

einzurichten und die Planungsgesellschaft<br />

Infravelo zu unterstützen.<br />

Das geht aus einer Auflistung der<br />

Verkehrsverwaltung hervor. Zwar<br />

wurde auch im vergangenen Jahr nur<br />

ein Teil des Geldes, das im Landeshaushalt<br />

für den Radverkehr zur Verfügung<br />

steht, tatsächlich verbraucht.<br />

Doch mit rund 73 Prozent ist der Anteil<br />

größer als in vergangenen Jahren.<br />

„Dies ist, erfreulicherweise aus<br />

Sicht der Senatsverkehrsverwaltung,<br />

gegenüber 2017 immerhin fast eine<br />

Verdoppelung der verausgabten Mittel“,<br />

sagt JanThomsen, Sprecher der<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

(parteilos, für Grüne). „Ein halbes<br />

Jahr nach Verabschiedung des Mobilitätsgesetzes<br />

beginnen die ersten<br />

fest etablierten Strukturen für mehr,<br />

bessere und sichere Radverkehrsanlagen<br />

in Berlin zu greifen.“<br />

So viel Geld wie noch nie<br />

Die Bilanz kommt zu einer Zeit, in<br />

der die Kritik an der ersten von den<br />

Grünen nominierten Verkehrssenatorin<br />

lauter geworden ist. Wo sind<br />

sie, die erwarteten neuen Radfahrstreifen,<br />

Radschnellwege, Fahrradbügel?<br />

„Das Duo Günther/Kirchner<br />

hat den Radwegeausbau vom Start<br />

wegversammelt wie einst die Politik<br />

den BER“, sagt Heinrich Strößenreuther<br />

von der Initiative Clevere<br />

Städte –ein Seitenhieb auch auf den<br />

Ende 2018 abberufenen Verkehrs-<br />

Staatssekretär Jens-Holger Kirchner.<br />

2017, im ersten Jahr Günthers,<br />

waren 15,7 Millionen Euro für den<br />

Radverkehr eingeplant –ein Betrag,<br />

der deutlich über früheren Ansätzen<br />

lag. Aber nur 6,99 Millionen, lediglich<br />

44,6 Prozent, wurden abgerufen.<br />

2018, als mit 18,4 Millionen Euro<br />

so viel Geld wie noch nie bereitstand,<br />

sah es zunächst nicht besser aus.<br />

Eine im September erstellte Liste für<br />

Finanzsenator Matthias Kollatz<br />

(SPD) zeigte,dass nicht mal ein Drit-<br />

Geschützte Radstreifen:<br />

2019 sollen weitere von<br />

Plastikpfeilerngesäumte<br />

Fahrradspuren entstehen –<br />

etwa an der Hasenheide, der<br />

Karl-Marx- und der Frankfurter<br />

Allee. Später steht auch<br />

die Siegfriedstraße auf der<br />

Liste. Am 22. Januar berät<br />

der Lichtenberger Ausschuss<br />

für öffentliche Ordnung über<br />

das umstrittene Projekt.<br />

eingeplant<br />

davon abgerufen<br />

15,7<br />

7,0<br />

2017<br />

PLANUNGEN FÜR 2019<br />

Grün unterwegs: Ebenfalls<br />

in diesem Jahr werden weitere<br />

Radfahrstreifen mit grünen<br />

Fahrbahnen versehen –<br />

zum Beispiel in der Invaliden-,<br />

Schlüter-, Schloß- und<br />

Warschauer Straße. In allen<br />

Bezirken werden insgesamt<br />

mehrere tausend Fahrradbügelaufgestellt.<br />

Hinzu kommen<br />

mehr als 30 größere<br />

bezirkliche Radprojekte.<br />

Finanzierung des Radverkehrs in Berlin<br />

18,4 18,2<br />

13,4<br />

2018<br />

2019<br />

24,8<br />

2020<br />

Geschützt durch Poller:der Radstreifen in der Holzmarktstraße.<br />

Geld für Großprojekte:<br />

Über den laufenden Haushalt<br />

hinaus steht weiteres<br />

Geld parat –imSondervermögen<br />

Infrastruktur der<br />

Wachsenden Stadt und<br />

Nachhaltigkeitsfonds (Siwana).<br />

Das PaketSiwana III<br />

hält 50 Millionen Euro bereit,<br />

etwa für Radschnellwege<br />

und Radparkhäuser,Siwana<br />

IV 16 Millionen Euro.<br />

23,8<br />

2021<br />

BLZ/REEG; QUELLE: SENAT<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

DPA/BRITTA PEDERSEN<br />

tel des Geldes abgerechnet worden<br />

war. Doch zum Jahresende verbesserte<br />

sich die Bilanz, so Thomsen.<br />

Einige Details: Für die Unterhaltung<br />

bestehender Radwege waren<br />

6,4 Millionen Euro eingeplant –<br />

4,3 Millionen wurden verbaut. Für<br />

neue Radverkehrsanlagen waren<br />

fünf Millionen Euro vorgesehen –<br />

3,4 Millionen wurden tatsächlich investiert.<br />

Die Zuschüsse für die Infravelo,die<br />

zum Beispiel für die Bezirke<br />

größere Projekte vorplanen bereiten<br />

und umsetzen soll, sollte sich auf fast<br />

5,1 Millionen Euro summieren –abgerufen<br />

wurden rund 3,8 Millionen.<br />

Pro<strong>Berliner</strong> nur 3,80 Euro<br />

Warum wurde mehr Geld ausgegeben?<br />

Personal wurde eingestellt, bekräftigte<br />

die Verwaltung. So habe die<br />

Infravelo inzwischen 26 Beschäftigte,<br />

eine Aufstockung auf bis zu<br />

70 Stellen wurde beantragt. In der<br />

Senatsverwaltung sei die Zahl der<br />

Mitarbeiter, die sich ausschließlich<br />

mit dem Radverkehr befassen, um<br />

zehn gestiegen. Weitere acht Stellen<br />

sind beantragt. „In den zwölf <strong>Berliner</strong><br />

Bezirken, unter deren Regie grob<br />

geschätzt zwei Drittel aller Radprojekte<br />

stattfinden, sind von den vorgesehenen<br />

24 Radplanernbisher gut<br />

die Hälfte im Job“,soThomsen. Dort<br />

werden 230 Vorhaben bearbeitet.<br />

Trotzdem wurden pro<strong>Berliner</strong> im<br />

vergangenen Jahr nur 3,80 Euro in<br />

den Radverkehr investiert, der Wert<br />

einesWeizenbiers in der Kneipe,entgegnet<br />

Radaktivist Strößenreuther.<br />

„Der Landesvorsitz der Grünen und<br />

die Fraktionsspitzen haben versprochen<br />

zu liefern. Bis zur Abrechnung<br />

am WahltaginzweiJahren sollten sie<br />

sich schnellstens was einfallen lassen.“<br />

Die Senatsverwaltung brauche<br />

ein „grundlegendes Reset“,sagt er.<br />

Sicher: Die geplante Personalstärke<br />

konnte noch immer nicht erreicht<br />

werden, hieß es in der Verwaltung.<br />

Der Fachkräftemangel treffe<br />

auch sie, hieß es. Größere Projekte<br />

wie Fahrradparkhäuser hätten jahrelange<br />

Vorläufe –etwa für Ausschreibungen.<br />

Trotzdem rechnet Jan<br />

Thomsen damit, dass die Ausgaben<br />

weiter steigen: auf rund 20 Millionen<br />

Euro 2019. „Das wäre eine erneute<br />

Steigerung –um50Prozent im Vergleich<br />

zu 2018“, sagt der Sprecher.<br />

NACHRICHTEN<br />

Flughafengesellschaft<br />

erwartet Ausfälle in Tegel<br />

Weil am heutigen Dienstag das Sicherheitspersonal<br />

auf acht Flughäfen<br />

streikt, werden auch inTegel viele<br />

Flüge ausfallen. DieFlughafengesellschaft<br />

FBB rechnete am Montag damit,<br />

dass rund ein Fünftel aller Starts<br />

und Landungen nicht stattfinden<br />

wird. Vonden täglich 480 Starts und<br />

Landungen in Tegel entfallen 110 auf<br />

die Strecken nach Frankfurtam<br />

Main und München, wo gestreikt<br />

wird. Auch in Hamburg, Hannover,<br />

Bremen, Dresden, Leipzig/Halle und<br />

Erfurtwirdgestreikt –doch diese<br />

Ziele sind vonBerlin aus nur per<br />

Bahn und Auto erreichbar.Reisende<br />

sollten sich bei ihrer Fluggesellschaft<br />

informieren, riet die FBB.Schönefeld<br />

ist nicht betroffen. (pn.)<br />

Chlorgas tritt an Schule<br />

aus: keine Verletzten<br />

Eine undichte Chlorgasflasche in einem<br />

Schulschwimmbad hat am<br />

Montagvormittag einen Feuerwehreinsatz<br />

in Kreuzbergausgelöst. Rund<br />

400 Kinder wurden aus dem Gebäude<br />

geführt, wie ein Feuerwehrsprecher<br />

sagte.Bei dem Vorfall in einer<br />

Grund- und Förderschule sei<br />

niemand verletzt worden. DieSchüler<br />

seien im nahen Jüdischen Museum<br />

untergebracht worden. (dpa)<br />

Großeinsatz der Feuerwehr an Schule in<br />

Kreuzberg.<br />

DPA/ZINKEN<br />

Broschüre klärtüber<br />

Suchtprävention auf<br />

Wastun, wenn das Kind bekifft oder<br />

angetrunken nach Hause kommt?<br />

Was, wenn der Handygebrauch<br />

überhand nimmt? DieBroschüre<br />

„Kinder und Jugendliche vorriskantem<br />

Umgang mit Alkohol, Cannabis<br />

oder Handy schützen“ der Fachstelle<br />

für Suchtprävention im Land Berlin<br />

liefertTipps für den Familienalltag<br />

und gibt Orientierung in Fragen der<br />

Suchtprävention. Siekann im Internet<br />

heruntergeladen werden. (dpa)<br />

Zahl der Bufdis in der Region<br />

leicht angestiegen<br />

DieZahl der Bundesfreiwilligendienstler<br />

(Bufdis) in Berlin und Brandenburgist<br />

leicht gestiegen. Das<br />

geht aus Daten des Bundesamtes für<br />

Familie und zivilgesellschaftliche<br />

Aufgaben hervor. 2018 arbeiteten<br />

demnach im Durchschnitt 1797 solcher<br />

Freiwilligen in Berlin –insgesamt<br />

66 mehr als im Jahr zuvor.In<br />

Brandenburgwaren es durchschnittlich<br />

1753 Bufdis und damit<br />

26 mehr als im Jahr zuvor.Der Bundesfreiwilligendienst<br />

war 2011 als<br />

Ersatz für den parallel zur Wehrpflicht<br />

weggefallenen Zivildienst<br />

eingeführtworden. DerDienst in sozialen,<br />

kulturellen oder Bildungseinrichtungen<br />

dauertein Jahr. (dpa)


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Engpass auf<br />

wichtiger<br />

Ost-West-Route<br />

Umbau der Straßen am<br />

Molkenmarkt beginnt<br />

VonPeter Neumann<br />

Zunächst zeigte die Staukarte im<br />

Internet meist grün oder gelb.<br />

Das heißt: Der Verkehr fließt, allenfalls<br />

stockt er etwas. Auf dem Mühlendamm<br />

in Mitte blieb der befürchtete<br />

Dauerstillstand bis zum Montagmittag<br />

aus.Obwohl Richtung Osten<br />

statt drei nur noch zwei<br />

Fahrstreifen zur Verfügung stehen<br />

und die Busspur entfallen ist, ging es<br />

halbwegs voran. Doch am Nachmittag<br />

änderte sich das. Inder Karte erschien<br />

eine rote Markierung: Stau!<br />

Die Verkehrsinformationszentrale<br />

Berlin hatte also recht, als sie vor<br />

„erheblichen Stauerscheinungen,<br />

besonders in den Berufsverkehrszeiten“<br />

warnte.Vom heutigen Dienstag<br />

an wird der Mühlendamm auch in<br />

Richtung Westen nur noch zwei<br />

Fahrstreifen haben.<br />

Aufder starkgenutzten Ost-West-<br />

Verbindung müssen sich Autofahrer<br />

daran gewöhnen, dass die Fahrtlänger<br />

dauert. Diearchäologischen Ausgrabungen,<br />

Ursache der Engstelle,<br />

sind Vorboten des geplanten Straßenumbaus<br />

in dem Bereich, der bis<br />

2022 dauern soll. Zentrum ist der<br />

Molkenmarkt – einst der älteste<br />

Marktplatz von Berlin, heute die<br />

große Kreuzung am Roten Rathaus.<br />

350 Parkplätzefallen weg<br />

Wo die Autofahrer heute noch auf einer<br />

breiten Verkehrsschneise aus<br />

DDR-Zeiten geradeaus fahren können,<br />

geht es in Zukunft um die Ecke.<br />

Aus einer Kreuzung werden zwei<br />

Teilknoten – so entsteht Platz für<br />

eine Bebauung, unter anderem mit<br />

450 Wohnungen. Grunerstraße und<br />

Mühlendamm haben künftig nur<br />

noch drei Fahrstreifen proRichtung.<br />

350 Parkplätzeund Busspuren fallen<br />

weg. Dafür wird Platz für Radfahrer<br />

geschaffen – und für die geplante<br />

Straßenbahntrasse zum Potsdamer<br />

Platz. Bäume werden gepflanzt.<br />

Im PlanwerkInnenstadt von1999<br />

war der Umbau der 30 Jahre zuvor<br />

entstandenen unwirtlichen Verkehrslandschaft<br />

ein zentrales Vorhaben.<br />

Doch das Projekt ging kaum<br />

voran –auch weil es Kritik gab. 2007<br />

wiesen vom Senat beauftragte Gutachter<br />

darauf hin, dass sich nach<br />

dem Umbau der erwartete Verkehr<br />

gerade noch abwickeln ließe –aber<br />

nur, wenn die Belastung in der gesamten<br />

Innenstadt weiter sinke. In<br />

der Stralauer Straße drohe Rückstau,<br />

in den schmal gewordenen Straßenzügen<br />

würden die Grenzwerte für<br />

Lärmund Feinstaub überschritten.<br />

Erst 2016 wurde der Bebauungsplan<br />

Molkenmarkt festgesetzt. Bisher<br />

sollte der Straßenumbau beginnen,<br />

wenn Unter den Linden nach<br />

der Fertigstellung der U5 wieder<br />

baustellenfrei ist –nach 2020. Jetzt<br />

startet er im zweiten Quartal 2019.<br />

Die Opposition, der ADAC und<br />

dieWirtschaft warnen davor,dieVerbindung<br />

zwischen Alexanderplatz<br />

und Potsdamer Platz einzuschränken.<br />

„Ein Fahrstreifen pro Richtung<br />

fällt weg, das sehen wir kritisch“,<br />

sagte Oliver Friederici von der CDU.<br />

Wenn dann noch Unter den Linden<br />

fußgängerfreundlich umgestaltet<br />

werde, drohe der Stillstand. „Es gibt<br />

keine Ausweichrouten“, warnte er.<br />

Rotes<br />

Rathaus<br />

Verengte Fahrbahn<br />

am Mühlendamm<br />

100 m<br />

Spree<br />

Grunerstr.<br />

Stralauer Str.<br />

Klosterstr.<br />

Märkisches<br />

Museum<br />

BLZ/REEG<br />

Spießig? Der mecklenburgische Fischerssohn DannyReinkeinseinem Atelier auf Eiswerder.<br />

Tüll und Brokat von der Küste<br />

Frischer Anstrich für die Spießigkeit: Der Jungdesigner Danny Reinke zeigt seine Mode auf der Fashion Week<br />

VonAnna Gyapjas<br />

Ich bin ein sehr uncooler<br />

Mensch, und ich liebe es!“ So<br />

steht es in Danny Reinkes<br />

Whatsapp-Profil, auf Englisch.<br />

Kokettiert ermit seiner Kindheit auf<br />

dem Dorf? Münzt er den Stil seines<br />

Labels, die „German Nerdiness“ auf<br />

seine Persönlichkeit? Sicher ist: Auf<br />

der <strong>Berliner</strong> Fashion Week würden<br />

sie wohl widersprechen. Zum ersten<br />

Mal war Reinke im Januar 2017 dabei.<br />

Die Senatswirtschaftsverwaltung<br />

fördert inzwischen sein Schaffen<br />

– sowohl vorigen Sommer als<br />

auch bei der Kollektion, die Danny<br />

Reinke am kommenden Mittwoch<br />

präsentiert. Wie uncool kann jemand<br />

sein, der den Zeitgeist derart<br />

überzeugend modisch interpretiert?<br />

Besuch in Danny Reinkes Atelier,<br />

auf der Insel Eiswerder in Spandau:<br />

Der26-Jährige bietet an, einen Stuhl<br />

in den Flur zu holen, wo er für die Kamera<br />

posiert, damit man sich setze.<br />

In der Werkstatt servierterWasser in<br />

Kristallgläsern. Die sind vielleicht<br />

ein bisschen retro. Reinke aber ist<br />

zuvorkommend.<br />

Vier bis fünf Stunden Schlaf bekommt<br />

der Jungdesigner in den<br />

Nächten vor einer großen Show, so<br />

auch an diesem Freitag vor der Fashionweek.<br />

Man merkt es ihm nicht<br />

an. Reinke sitzt mit geradem Rücken<br />

auf der Sofakante,der Blick ist wach.<br />

„Heute Nacht ist meine Deadline,<br />

aber ich weiß schon, dass ich sie<br />

nicht schaffen werde“, sagt er ernst<br />

aber unbesorgt und weist auf die<br />

Schneiderpuppe neben dem Couchtisch.<br />

Dem Rock ihrer Robe fehlen<br />

noch einige Stufen Tüll; eine der ausstehenden,<br />

„tausend Kleinigkeiten“.<br />

Ansonsten seien sie aber so gut vorbereitet<br />

wie noch nie.<br />

IstHellblau das richtige Blau?<br />

Die Fashion Week findet seit<br />

2007 zweimal jährlich statt.<br />

Bis Donnerstag läuft das<br />

Programm aus Modenschauen<br />

und Messen. Als<br />

wichtig gelten die Leitmesse<br />

Premium (in der Station Berlin<br />

am Gleisdreieck), die<br />

Überblicksmesse Panorama<br />

(Messegelände) oder die<br />

Street-Culture-Veranstaltung<br />

Seek (Arena in Treptow).<br />

Leuchtend winterlich zeigte sich die Mode des alpenländischen Labels Bogner.<br />

Die Gelassenheit täuscht. Dieser<br />

Tage ist Danny Reinke sein Herz<br />

mindestens zweimal in die Hose gerutscht.<br />

Daserste Mal, als die Zusage<br />

des Staatssekretärs der Wirtschaftsverwaltung<br />

kam, dann, als eine<br />

wichtige Influencerin ihre Teilnahme<br />

bestätigte. „Oh Gott, jetzt<br />

muss ich abliefern“, dachte Reinke.<br />

Spätestens seit fünf Jahren gilt<br />

Reinke der Branche als Impulsgeber,<br />

2014 wurde seine Abschlussarbeit<br />

mit dem European Fashion Award<br />

ausgezeichnet. DasInteresse ist seitdem<br />

andauernd gewachsen. Fragt<br />

man den Nachwuchsdesigner nach<br />

dem Druck, der auf ihm lastet, formuliert<br />

er lieber unpersönlich, als<br />

fürchte er,zimperlich zu wirken.<br />

Dabei ist Danny Reinke alles andereals<br />

zartbesaitet. Kurz vorWeihnachten<br />

hat er schwer erkältet<br />

durchgearbeitet. Reinke zuckt mit<br />

den Schultern: „Das Prinzip heißt:<br />

Friss oder stirb.“<br />

Ohnehin stellt Danny Reinke perfektionistische<br />

Ansprüche an sich<br />

selbst.„MeineVision, die ich im Kopf<br />

habe, muss hundertprozentig auf<br />

der Puppe oder auf dem Laufsteg zu<br />

sehen sein, damit ich zufrieden ins<br />

Bett gehen kann“, sagt er. Ist Hellblau<br />

wirklich das richtige Blau? Sieht<br />

die Kollektion nicht zu sommerlich<br />

aus? Wardie Musikwahl richtig? Solche<br />

Fragen treiben den jungen Mann<br />

um, aber auch an. Halt findet er in<br />

der Heimat, via Telefon: „Ich weiß<br />

nicht, wie oft ich meinen Papa angerufen<br />

habe in den letzten Tagen!“<br />

Danny Reinke kommt aus Mönkebude,<br />

einem Fischerdorf inMecklenburg-Vorpommern.<br />

Sein Vater,<br />

selbst Fischer wie schon der Großvater,<br />

reparierte die Arbeitskleidung<br />

daheim. Danny war sechs oder sieben<br />

Jahre alt, als ihm sein Vater erklärte,<br />

wie man an der Maschine<br />

näht. Der Junge liebte es zu zeichnen,<br />

und nachdem er im Kunstkurs<br />

MODEWOCHE<br />

Bogner aus Bayern eröffnete<br />

am Montagabend die Fashion<br />

Week auf dem Laufsteg<br />

des E-Werk in Mitte.<br />

Odeeh,das Label der fränkischen<br />

Designer Otto Drögsler<br />

und Jörg Ehrlich, war sogarnoch<br />

schneller mit seiner<br />

Schau, die am Montag im<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele<br />

gezeigt wurde.<br />

Kilian Kerner aus Berlin, die<br />

Österreicherin Lena Hoschek<br />

und Designerin Anja Gockel<br />

aus Mainz sind Dauergäste<br />

der Modewoche. Besonderes<br />

Augenmerk gilt der Show<br />

das schwäbischen Labels<br />

Marc Cain am Dienstag.Dort<br />

ist Sarah Rafferty,Darstellerin<br />

in der US-Serie „Suits“<br />

und Ex-Kollegin vonHerzogin<br />

Meghan, angekündigt.<br />

GETTY I<br />

die Mode entdeckte, stand fest, dass<br />

er mit der beruflichen Familientradition<br />

brechen wird. Statt seine Zeit<br />

mit dem Wirtschaftsabitur zu „vergeuden“,<br />

wie er es nach eigener Aussage<br />

empfunden hätte, ging er mit<br />

dem Segen der Eltern nach Hannover,<br />

um Modedesign und Damen-<br />

Maßschneiderei zu lernen.<br />

Erzählt Reinke von seiner Zeit an<br />

der Fahmoda Akademie für Mode<br />

und Design, spricht er voneinem Löwenkäfig.<br />

„Ich saß im Theorieunterricht<br />

und wusste nichts“, erinnert er<br />

sich. Friss oder stirb.Damals,mit 17,<br />

kannte er weder Künstler noch Designer.<br />

Seinen Kommilitonen fiel der<br />

Junge vomDorfkaum auf, weil er so<br />

still war.Prompt vergeigte sein erstes<br />

Moodboard, sein erstes Konzept.<br />

Der Durchbruch gelang mit<br />

Haute-Couture und dem Material,<br />

das noch heute seine Kollektionen<br />

durchwirkt: Tüll. Reinke hatte eine<br />

Silhouette gezeichnet, die nur mit<br />

dem netzartigen Gewebe realisierbar<br />

war. „Als ich mit dem Kleid die<br />

Show schließen durfte, war das so:<br />

Hallo,hier bin ich“, erzählt er.Seinen<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

ersten Preis, den Goldenen Charlie,<br />

gab es obendrauf. Nach Praktika und<br />

einem Abstecher in die Industrie zog<br />

Reinke nach Berlin und gründete<br />

sein Label.<br />

Geheime Gelüste, im Zaum gehaltene<br />

Dämonen, entfesselteWerte:<br />

Danny Reinkes Kollektionen basieren<br />

auf spannungsgeladenen Konzepten.<br />

Der Faktor Bequemlichkeit<br />

sei dabei ebenso zentral wie Funktionalität,<br />

weshalb die meisten Designs<br />

Taschen haben. Als studierter<br />

Designer möchte Reinke wie seine<br />

Vorbilder John Galliano und Alexander<br />

McQueen Welten erschaffen.<br />

Sind die Entwürfe vollendet, steht<br />

für den gelernten Maßschneider das<br />

HandwerkimMittelpunkt.<br />

Den roten Faden bildet eine gewisse<br />

Spießigkeit, die gebrochen<br />

wird. Dafür kombiniert Danny<br />

Reinke vermeintliche spießige Materialien<br />

wie Schurwolle und Cord sowie<br />

Karomuster mit knalligen Farben<br />

und sinnlichen Stoffen wie Brokat<br />

und Seide. „Dadurch wird der<br />

Nerd-Look cool“, sagt er. „German<br />

Nerdiness“ nennt man das bei<br />

Danny Reinke. Würde er dem deutschen<br />

Klischee entsprechend, auch<br />

Models mit Socken in Schlappen<br />

über den Laufsteg schicken? „Kann<br />

kommen, ich hätte kein Problem damit“,<br />

sagt er und grinst.<br />

Vater und Sohn basteln einen Pulli<br />

Schon seine Abschlusskollektion<br />

spielte mit dem Bewährten, wobei er<br />

sich von der Fischerei inspirieren<br />

ließ. Als sein Vater davon erfuhr,war<br />

er skeptisch. Als er die mit maritimen<br />

Elementen gespickte Kollektion erstmals<br />

sah, war er begeistert. Gemeinsam<br />

knüpften Vater und Sohn einen<br />

Pulloveraus Seilen.<br />

Dass Reinkes Tüllkleider nichts<br />

vom zarten Prinzessinnentraum haben,<br />

passt zum modernen Look, den<br />

er kreieren will. Für seine jüngste<br />

Herbst/Winter-Kollektion „Tempting<br />

Beast“ interpretierte er den Stoff<br />

düster, indem er Roben in Schwarz<br />

entwarf und mit trendigen Baker-<br />

Boy-Mützen kombinierte. Besagtes<br />

Karo zierte diesmal züchtige,wadenlange<br />

Röcke. Aufwendige Perlenstickereien<br />

verwandelten Basics wie<br />

Longsleeves im Nude-Ton und<br />

schwarze Bomberjacken in spektakuläre<br />

Hingucker, denn die Motive<br />

waren mythische Fabelwesen in<br />

dunkel schillernden Farben. Ein<br />

Hauch von Grunge und Gothic<br />

wehte durch die Entwürfe aus<br />

„Tempting Beast“, ohne die Trägerinnen<br />

als Randgestalten der Gesellschaft<br />

darzustellen. Diese Mode ist<br />

wohldosierte Extravaganz und tragbar,ohne<br />

gewöhnlich zu sein.<br />

Deutsche<br />

Wohnen weckt<br />

Kaufinteresse<br />

Mieterverein will Siedlungen<br />

kommunalisieren<br />

VonUlrich Paul<br />

Die Debatte über den Umgang<br />

mit dem größten privaten Vermieter<br />

in Berlin, der Deutsche Wohnen,<br />

bekommt weiteren Schwung.<br />

Nachdem die Deutsche Wohnen am<br />

Freitag die Bereitschaft signalisiert<br />

hatte, Berlin bei etwaigen Wohnungsverkäufen<br />

als Erwerber „zu<br />

präferieren“, forderte der <strong>Berliner</strong><br />

Mieterverein (BMV)amMontag weitere<br />

Schritte. „Wenn die Deutsche<br />

Wohnen ihre Aussagen ernst meint,<br />

sollte sie dem Land Berlin Siedlungen<br />

anbieten“, sagte BMV-Geschäftsführer<br />

Reiner Wild. Das Land<br />

dürfe dann aber keine Preise zahlen,<br />

die über den bisher üblichen Preisen<br />

bei Wohnungsankäufen liegen.<br />

Die Deutsche Wohnen hatte ihr<br />

Angebot unmittelbar als Reaktion<br />

auf den Wunsch des Regierenden<br />

Bürgermeisters Michael Müller<br />

(SPD) geäußert, der den Erwerb der<br />

ehemaligen GSW-Wohnungen<br />

durch das Land Berlin bei seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz<br />

am Freitag<br />

als Ziel formuliert hatte. Dabei<br />

stellte die Deutsche Wohnen klar,<br />

dass „die GSW als Ganzes nicht zum<br />

Verkauf“ stehe. Das Unternehmen<br />

sei jedoch „grundsätzlich an einer<br />

Kooperation mit Berlin interessiert“,<br />

so Vorstandschef Michael Zahn.<br />

Berlin hatte die einst städtische<br />

Wohnungsbaugesellschaft GSW im<br />

Jahr 2004 mit rund 65 000 Wohnungen<br />

an ein Konsortium verkauft.<br />

Später wurde die GSW vonder Deutsche<br />

Wohnen übernommen. Heute<br />

gehören nach Angaben der Deutsche<br />

Wohnen noch 51 000 Wohnungen<br />

zur GSW. Die Deutsche Wohnen<br />

besitzt mit Stand vom30. September<br />

2018 rund 115 000 Wohnungen im<br />

Großraum Berlin und ist damit der<br />

größte private Vermieter der Stadt.<br />

Die Deutsche Wohnen machte<br />

am Montag keine näheren Angaben<br />

zu möglichen Verkäufen. „Wir kaufen<br />

und verkaufen, es ist immer Bewegung“,<br />

sagte Unternehmenssprecherin<br />

Manuela Damianakis.<br />

Müllers Äußerungen sind vor<br />

dem Hintergrund einer Initiative zu<br />

sehen, die sich die Enteignung der<br />

Deutsche Wohnen und anderer großer<br />

Immobilienunternehmen zum<br />

Ziel gesetzt hat. Dazu wird, wie berichtet,<br />

ein Volksbegehren angestrebt.<br />

Ziel ist es, Unternehmen mit<br />

mehr als 3000 Wohnungen auf<br />

Grundlage des Artikels 15 des<br />

Grundgesetzes zu vergesellschaften,<br />

wobei eine Entschädigung gezahlt<br />

werden soll. Die Linke unterstützt<br />

den Vorstoß, bei SPD und Grünen<br />

gibt es Sympathien dafür.<br />

Für den Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />

Oliver<br />

Schruoffeneger (Grüne), wäre es<br />

zwar gut, wenn die GSW-Wohnungen<br />

in Landesbesitz kämen. Das<br />

reicht ihm aber nicht. „Wir brauchen<br />

dringend ein Angebot an Immobilienbesitzer,die<br />

sich vonihrem Besitz<br />

trennen wollen, aber dabei die Interessen<br />

IhrerMieter im Auge behalten<br />

wollen“, sagte er. Mehr als 50 000<br />

Wohnungen würden proJahr in Berlin<br />

verkauft. Viele davon landeten<br />

„bei den großen, auf schnellen Gewinn<br />

orientierten Investoren“.<br />

Protest vor der Firmenzentrale der Deutsche<br />

Wohnen in Charlottenburg. IMAGO


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Drei Schwerverletzte bei Unfall.<br />

Beieinem Unfall in Neukölln am<br />

Sonntag sind zwei Mädchen und ein<br />

Autofahrer schwer verletzt worden.<br />

Nach bisherigen Erkenntnissen war<br />

ein 22-Jähriger gegen 18.25 Uhrmit<br />

einem VW in der Sonnenallee unterwegs.Ander<br />

Saalestraße erfasste er<br />

die beiden 14-Jährigen, die bei Rot<br />

die Straße überquerthaben sollen.<br />

Der22-Jährige,der noch versuchte,<br />

mit seinem VW auszuweichen,<br />

prallte gegen einen BVG-Bus der Linie<br />

M41, der an einer Haltestelle in<br />

der Sonnenallee stand.<br />

Dieser Mann wird<br />

gesucht.<br />

POLIZEI<br />

Fahndung nach Räuber.<br />

DiePolizei fahndet mit einem Bild<br />

aus einer Überwachungskamera<br />

nach einem Serienräuber.Erist zwischen<br />

30 und 40<br />

Jahrealt, 1,75<br />

Meter groß und<br />

schlank. DiePolizei<br />

geht davon<br />

aus,dass er seit<br />

dem 28. Dezember<br />

vergangenen<br />

Jahres mindestens<br />

zehn Geschäfte<br />

in Marzahn<br />

und Plänterwald,<br />

Alt-Friedrichsfelde und<br />

Rummelsburgüberfallen hat. Der<br />

Täter sprach deutsch mit Akzent. Bei<br />

einigen Überfällen trug er eine Brille<br />

mit dunklem Gestell sowie ein dunkles<br />

Basecap.Hinweise zur Identität<br />

des Räubers nimmt jede Polizeidienststelle<br />

entgegen.<br />

Falsche Pässe gezeigt.<br />

Vier Männer haben am Sonntagnachmittag<br />

versucht, über den Flughafen<br />

in Tegel illegal nach Deutschland<br />

zu gelangen. Bundespolizisten<br />

nahmen sie bei der Einreisekontrolle<br />

fest. DieMänner aus der Türkei, aus<br />

Albanien und aus Iran müssen sich<br />

nun wegen Urkundenfälschung und<br />

illegaler Einreise verantworten. Der<br />

Türke und der Iraner stellten Asylbegehren.<br />

Siemüssen sich im Landesamt<br />

für Flüchtlingsangelegenheiten<br />

melden. DieAlbaner müssen das<br />

Land sofortwieder verlassen.<br />

Flucht vor der Polizei.<br />

Zivilfahnder der Autobahnpolizei<br />

haben am Sonntagnachmittag in der<br />

Alboinstraße in Schönebergeinen<br />

33-Jährigen festgenommen. Er war<br />

zuvor in einem VW mit überhöhter<br />

Geschwindigkeit auf der BAB 113<br />

unterwegs.Als der Fahrer die Polizisten<br />

bemerkte,versuchte er zu flüchten.<br />

DieBeamten verfolgten und<br />

stellten ihn. Beiseiner Flucht hatte<br />

der alkoholisierte Fahrer leichte Verletzungen<br />

erlitten. Der33-Jährige<br />

besitzt keinen Führerschein. Im VW<br />

entdeckten die Fahnder Drogen. Die<br />

Fahnder stellten das Auto sicher.<br />

Nach der Dürre<br />

Wegen der Klimakrise klagt ein Brandenburger Bauer gegen den Staat. Großdemo am Sonnabend in Berlin<br />

VonStefan Strauß<br />

Lucas Lütke Schwienhorst<br />

legt sich mit der Regierung<br />

an. DerÖko-Bauer aus dem<br />

südlichen Brandenburg hat<br />

die Bundesregierung verklagt, denn<br />

sie wird seiner Meinung nach nicht<br />

die Klimaziele einhalten, die sie sich<br />

selbst auferlegt hat.<br />

Bis zum Jahr 2020 will die Bundesrepublik<br />

die Treibhausgas-Emission<br />

um 40 Prozent senken. Der 31-<br />

jährige Bio-Bauer Schwienhorst vom<br />

Biobetrieb Gut Ogrosen im Spreewald<br />

glaubt nicht daran. Unddie Zeit<br />

drängt. Denn für Schwienhorst sind<br />

die Folgen des Klimawandels nach<br />

dem langen heißen Sommer im vergangenen<br />

Jahr deutlich spürbar. Er<br />

kämpft um Haus und Hof, um seine<br />

Zukunft und die seiner zwölf Mitarbeiter<br />

auf dem Biobetrieb mit Hofladen,<br />

Käserei und Ferienwohnungen.<br />

Unterstützung vonGreenpeace<br />

Verklagt den Staat: Bio-Bauer Lucas LütkeSchwienhorst.<br />

Demonstration: Diesen Sonnabend ziehen<br />

Zehntausende zur „Wir haben es satt“-Demo<br />

durch die Stadt. Sie beginnt 12 Uhr am Brandenburger<br />

Tor, dann führtder Zug mit Traktoren<br />

zum Agrarministergipfel im Auswärtigen<br />

Amt. Gegen 14.30 Demo-Abschluss mit Reden,<br />

Musik und Essen am Brandenburger Tor.<br />

DEMO MIT DISCO<br />

GREENPEACE/GORDON WELTERS<br />

Schnippeldisco: Damit alle Teilnehmer am<br />

Sonnabend genug zu essen haben, treffen<br />

sich zuvor etwa tausend Helfer zur Schnippeldisco<br />

(18 bis 24 Uhr,Zentrum für Kunst und<br />

Urbanistik, Siemensstraße 27, Moabit). Es<br />

wird Suppe gekocht, Brot gebacken, es gibt<br />

viel Musik, Vorträgeund Workshops.<br />

Auf seinen 450 Hektar Acker hatte<br />

Schwienhorst die Hälfte weniger geerntet<br />

als in den drei Jahren zuvor,<br />

das Futter für seine 120 Milchkühe<br />

hat wegen der Dürre nicht gereicht,<br />

er musste welches nachkaufen. „Erst<br />

Überschwemmungen, dann extreme<br />

Dürre–wir Bauernmerken die<br />

Klimakrise auf unseren Äckern und<br />

Wiesen als Erste.Wir passen uns den<br />

klimatischen Veränderungen an und<br />

ackern nachhaltig, sind aber auf<br />

konsequenten Klimaschutz angewiesen.<br />

Weil die Bundesregierung<br />

diesen wieder einmal vertagt, verklage<br />

ich sie zusammen mit anderen<br />

Bauern.“ Die Umweltschützer von<br />

Greenpeace unterstützen die Klage.<br />

Im September 2018 hat Schwienhorst<br />

Klage beimVerwaltungsgericht<br />

Berlin eingereicht. Sie wurde noch<br />

nicht zugelassen.<br />

Am Sonnabend wird Lucas Lütke<br />

Schwienhorst zudem mit tausenden<br />

anderen Menschen aus dem ganzen<br />

Land bei der„Wir haben es satt!“-Demonstration<br />

für eine ambitionierte<br />

Agrarreform inBerlin auf die Straße<br />

gehen. Die Demo findet zeitgleich<br />

mit der Grünen Woche statt, die am<br />

Freitag beginnt. Die Teilnehmer,<br />

Bauern,Wissenschaftler und Anhänger<br />

vonmehr als 100 Umweltorganisationen,<br />

fordernvon der Bundesregierung,<br />

dass der Agrarindustrie<br />

endlich der Geldhahn abgedreht<br />

wird. Die60Milliarden Euro an jährlichem<br />

EU-Agrargeld müssten Höfesterben,<br />

Klimaüberhitzung und Artensterben<br />

stoppen, anstatt diese Effekte<br />

der industriellen Landwirtschaft<br />

zu beschleunigen, erklären<br />

die Organisatoren. Besonders in der<br />

Verantwortung stehe AgrarministerinJulia<br />

Klöckner (CDU). Siedarf, so<br />

die Organisatoren, die wichtigen Zukunftsthemen<br />

nicht weiter ignorieren<br />

und müsse dafür sorgen, dass<br />

mit Steuergeld nur noch enkeltaugliche<br />

Landwirtschaft honoriertwird.<br />

Die Sprecherin des Demo-Bündnisses<br />

„Wir haben es satt!“, Saskia Richartz,<br />

verlangt einen Stopp der „fatalen<br />

Subventionspraxis“. „Ministerin<br />

Klöckner, jetzt heißt es liefern<br />

statt labern“, sagt Saskia Richartz.<br />

„Wenn 2019 bei der EU-Agrarreform<br />

Subventionen neu verteilt werden,<br />

muss klar sein: Keinen Cent mehr für<br />

die Agrarindustrie! Steuergeld muss<br />

bäuerliche Betriebe unterstützen,<br />

die Umwelt und Klima schützen und<br />

Rinder, Schweine oder Hühner gut<br />

halten!“<br />

Benjamin Bodirsky vom Institut<br />

für Klimafolgenforschung in Potsdam<br />

schlägt angesichts künftiger<br />

Hitze-Sommer ein Ende der Pauschalzahlungen<br />

vor. „Fakt ist: DieKlimafolgen<br />

für die Landwirte können<br />

nur dann vermieden werden, wenn<br />

auch die Landwirtschaft ihren Beitrag<br />

zum Klimaschutz leistet. Denn<br />

es wirdnoch heißer werden.“<br />

Aufdem Traktor gen Berlin<br />

Phillip Brändle von der Arbeitsgemeinschaft<br />

bäuerliche Landwirtschaft<br />

verlangt eine weitsichtige EU-<br />

Agrarreform: „Wir Bauern erwarten,<br />

dass Ministerin Klöckner endlich ihrerVerantwortung<br />

gerecht wird und<br />

selbst Agrarpolitik gestaltet, statt<br />

dem Handel und der Industrie das<br />

Feld zu überlassen. Bei der<br />

EU-Agrarreform heißt das: Fördern<br />

Sieden Umbau der Ställe,unterstützen<br />

Sie umwelt- und klimaverträglichen<br />

Ackerbau und sichern Sie den<br />

Erhalt vonHöfen statt Landbesitz zu<br />

subventionieren.“<br />

Sabine Werthvon der <strong>Berliner</strong> Tafel<br />

fordert ein Ende der Lebensmittelverschwendung<br />

und erwartet von<br />

der Politik, gutes Essen für alle zu garantieren:<br />

„Wir produzieren im<br />

Überfluss.Ein Drittel der Lebensmittel<br />

landet im Müll, gleichzeitig sind<br />

immer mehr Menschen auf die Tafeln<br />

angewiesen. Wenn Essen nur<br />

noch auf dem Teller landen würde,<br />

wäre nicht nur den Menschen, sondernauch<br />

dem Klima geholfen.“<br />

Unter dem Motto „Wir haben es<br />

satt!“ demonstrieren tausende Menschen<br />

seit 2011 gegen die Agrarindustrie<br />

und die Klimapolitik der Regierung.<br />

In den Vorjahren kamen bis<br />

zu 50 000 Menschen. Für Aufsehen<br />

sorgen die mehr als 100 Traktoren.<br />

Manche Bauernsind damit tagelang<br />

in Richtung Berlin unterwegs. „Ihr<br />

Leidensdruck ist besonders hoch“,<br />

sagt Bio-Bauer Schwienhorst.<br />

Kinder von<br />

Fremden<br />

angesprochen<br />

Polizei ermittelt<br />

in Friedrichshain<br />

Die Eltern an der Modersohn-<br />

Grundschule im Friedrichshainer<br />

Szene-Kiez sind tief beunruhigt.<br />

Dreimal soll ein unbekannter Mann<br />

ein Kind auf dem Schulweg angesprochen<br />

und versucht haben, es zu<br />

sich zu locken. In einem Fall unter<br />

dem Vorwand, der Junge könne sich<br />

doch mal junge Hundewelpen anschauen.<br />

Der letzte Vorfall soll sich<br />

am 9. Januar zugetragen haben, die<br />

anderen beiden Vorkommnisse unmittelbar<br />

vorden Weihnachtsferien.<br />

„Wir nehmen die Vorfälle sehr<br />

ernst und prüfen nun, ob sich noch<br />

weitere Kinder ihren Eltern anvertraut<br />

haben“, sagte eine Polizeisprecherin.<br />

Voneiner Serie geht die Polizei<br />

aber nicht aus. Dafür seien die<br />

Männer, die stets Jungen ansprachen,<br />

zu unterschiedlich beschrieben<br />

worden. In dem Kiez unweit des<br />

RAW-Geländes begegnen die Kinder<br />

oft morgens noch den letzten Partygästen.<br />

Schulleiter Michael Eichel hat<br />

den Eltern ineinem Rundschreiben<br />

empfohlen, die Kinder gegebenenfalls<br />

zu begleiten oder in kleineren<br />

Gruppen den Schulweg anzutreten.<br />

„Wir bemühen uns, die Kinder zu<br />

stärken“, sagte der Schulleiter am<br />

Montag. Manüberlege nun generell,<br />

Selbststärkungskurse für Zweit- bis<br />

Viertklässler anzubieten.<br />

Viele <strong>Berliner</strong> Grundschulen bieten<br />

solche Präventionskurse schon<br />

an. Dabei lernen Kinder in Rollenspielen,<br />

dass ein entschiedenes Auftreten<br />

gegenüber Fremden oder<br />

auch Bekannten und Verwandten<br />

wichtig ist. In bestimmten Situationen<br />

sollen die Kinder laut und deutlich<br />

„Nein“ sagen –und das mit der<br />

Körperhaltung unterstreichen. „Die<br />

Kinder sollten Mitmenschen in die<br />

Augen schauen und die Schultern<br />

nicht hängen lassen“, sagt etwa der<br />

Persönlichkeitstrainer Jürgen Rüstow,<br />

der solche Kurse anbietet. Schüler<br />

lernen wegzugehen, wenn sie<br />

sich in einer Situation unwohl fühlen.<br />

Ganz wichtig sei auch, dass Eltern<br />

ihre Ängste nicht auf das Kind<br />

übertragen. Vertrauen sei entscheidend.<br />

„Wichtig ist, dass Kinder den<br />

Eltern alles erzählen.“ Kriminalisten<br />

berichten, dass Täter in der Regel<br />

eher unsichere oder unsicher wirkende<br />

Kinder ansprechen.<br />

Die Polizei geht auch Hinweisen<br />

aus Kleinmachnow nach. Dort soll<br />

ebenfalls ein Mann Kinder mit Welpen<br />

gelockt haben. Man sehe aber<br />

bisher keine Verbindung. (mak., lex.)<br />

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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

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Berlin<br />

Ein Schlafplatz auf dem U-Bahnhof: Zum Moritzplatz kommen jede Nacht bis zu anderthalb Dutzend Obdachlose. In feste Notquartiere wollen sie nicht.<br />

SABINE GUDATH<br />

Stadtmission: U-Bahnhöfe ungeeignet für Obdachlose<br />

Die Station Moritzplatz dient zur Zeit als Kältebahnhof. Am Sonntag starb dort ein 55-jähriger Mann<br />

VonStefan Strauß<br />

Nach dem Tod eines obdachlosen<br />

Mannes am<br />

Sonntagmorgen auf dem<br />

U-Bahnhof Moritzplatz<br />

fordert die <strong>Berliner</strong> Stadtmission einen<br />

neuen Kurs der Senatssozialverwaltung,<br />

wenn es um die Unterbringung<br />

von drogenabhängigen Obdachlosen<br />

im Winter geht. Sie sollen<br />

nicht mehr auf U-Bahnhöfen schlafen<br />

müssen. „Wir halten es für nötig,<br />

dass für die Zeitdauer der Kältehilfe<br />

eine fachgerechte Notübernachtung<br />

für obdachlose Menschen entsteht,<br />

in der Drogenkonsum erlaubt ist“,<br />

sagt die Sprecherin der <strong>Berliner</strong> Stadtmission,<br />

OrtrudWohlwend, der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>.<br />

Für die Obdachlosen hat der Senat<br />

in dieser Saison zwei Kältebahnhöfe<br />

eingerichtet. Obdachlose können die<br />

kalten Winternächte auf den<br />

U-Bahnhöfen Lichtenberg und Moritzplatz<br />

in Kreuzbergverbringen. Sie<br />

müssen sich dortankeine Regeln halten,<br />

können ohne sozialtherapeutische<br />

Hilfe Alkohol trinken und Drogen<br />

nehmen. Es ist die unterste Stufe<br />

der Kältehilfe,das niedrigschwelligste<br />

Angebot.<br />

In Berlin gibt es bis zu 1200 Plätze<br />

in festen Einrichtungen der Kältehilfe.Die<br />

Schlafplätzesind beheizt, in<br />

manchen Einrichtungen gibt es<br />

Abendbrot und Frühstück. Doch<br />

Drogen und Alkohol sind nicht erlaubt.<br />

Darum übernachten abhängige<br />

Obdachlose lieber in einem Kältebahnhof,<br />

meist auf kaltem Beton.<br />

Am Sonntagmorgen ist am Moritzplatz<br />

ein Obdachloser gestorben.<br />

Polizisten entdeckten den leblosen<br />

Mann um 2.40 Uhrauf der Zwischenetage<br />

zum U-Bahnhof. Rettungskräfte<br />

stellten den Todfest. DiePolizei<br />

schließt ein Gewaltverbrechen aus.<br />

Sie geht nicht davon aus, dass der<br />

Mann wegen der Kälte gestorben sei.<br />

EinTodesermittlungsverfahren läuft.<br />

Spätestens seit dem Todesfall stellt<br />

sich erneut die Frage,obU-Bahnhöfe<br />

im Winter tatsächlich geeignete Orte<br />

für Obdachlose sind. Sozialsenatorin<br />

Elke Breitenbach (Linke) verteidigt<br />

diese Plätze. „Niemand will Menschen<br />

auf Bahnhöfen unterbringen.<br />

Aber für diejenigen, die nicht in der<br />

Kältehilfe ankommen, brauchen wir<br />

Orte,andenen sie sich ausruhen und<br />

aufwärmen können“, sagte Breitenbach<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Es gebe<br />

Menschen, die aus den unterschiedlichsten<br />

Gründen die Einrichtungen<br />

„Es dürfen keine Elendscamps<br />

in <strong>Berliner</strong> U-Bahnhöfen entstehen,<br />

auf denen Menschen sterben.“<br />

.<br />

Ortrud Wohlwend, Sprecherin der <strong>Berliner</strong> Stadtmission<br />

der Kältehilfe nicht aufsuchen. „Für<br />

sie brauchen wir die Kältebahnhöfe.<br />

Zum Konzept der Kältebahnhöfe gehörtauch,<br />

dass an beiden U-Bahnhöfen<br />

beheizte Container zum Aufwär-<br />

men aufgestellt werden. Dort sollte<br />

warmer Teeverteilt werden. Das ist<br />

bisher nicht passiert.<br />

Jede Nacht sind zudem Sozialarbeiter<br />

auf den Kältebahnhöfen bei<br />

den Obdachlosen. In Lichtenberg<br />

kümmern sich Mitarbeiter von Karuna<br />

um sie,amMoritzplatz sind drei<br />

Sozialarbeiter der <strong>Berliner</strong> Stadtmission<br />

im Einsatz. Sie berichten, die<br />

meisten Obdachlosen dortseien drogenabhängig.<br />

Sie vermuten, dass<br />

auch der verstorbene Mann durch<br />

Drogen ums Leben kam. Sozialarbeiter<br />

sagen, die Menschen, die auf dem<br />

Bahnhof schlafen, seien schwer<br />

krank, sie würden schnell aggressiv.<br />

IhrZustand sei erbärmlich.<br />

Jede Nacht fährt der Kältebus zu<br />

den U-Bahnhöfen. DieSozialarbeiter<br />

bieten den Obdachlosen an, sie in beheizte<br />

Unterkünfte der Kältehilfe zu<br />

bringen. Doch kaum jemand steigt in<br />

den Bus. Die Obdachlosen wissen,<br />

dass sie in den Notunterkünften keinen<br />

Alkohol trinken und keine Drogen<br />

nehmen dürfen, so legen es die<br />

Hausregeln fest. Aber es müsse Ausnahmen<br />

in speziellen Einrichtungen<br />

geben, fordert die <strong>Berliner</strong> Stadtmission.<br />

Sprecherin Ortrud Wohlwend<br />

sagt, in den U-Bahnhöfen dürfen<br />

keine Elendscamps entstehen, in denen<br />

Menschen sterben.<br />

Auf den Kältebahnhöfen beschweren<br />

sich Fahrgäste am nächsten<br />

Morgen oft über Scherben, Abfall,<br />

Urinpfützen und Kot. Noch am Vormittag<br />

liegt der Abfall der Nacht auf<br />

dem Bahnhof Moritzplatz. Sigrid Nikutta,<br />

Chefin der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe,<br />

wollte die Bahnhöfe zunächst<br />

nicht öffnen, hatte dann aber<br />

nachgegeben. Sozialsenatorin Breitenbach<br />

sagte am Montag, es sei immer<br />

dramatisch, wenn jemand auf<br />

der Straße sterbe. „Wir werden die<br />

Kältehilfe aber nicht verändern.“<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 13<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Rettungsstellen:<br />

Verluste in<br />

Millionenhöhe<br />

Nur jeder Dritte braucht<br />

stationäre Behandlung<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Die 42 Krankenhäuser Berlins,<br />

die über eine Rettungsstelle<br />

verfügen, machen damit finanzielle<br />

Verluste. Koste ein Rettungsstellen-<br />

Fall im Durchschnitt 120 Euro, zahlten<br />

die Kassen dafür im Schnitt nur<br />

35 Euro. Der Verlust summiere sich<br />

pro Jahr insgesamt auf rund 80 Millionen<br />

Euro,erklärte Marc Schreiner,<br />

Geschäftsführer der <strong>Berliner</strong> Krankenhausgesellschaft,<br />

am Montag im<br />

Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses.<br />

Rund 1,3 Millionen Patienten<br />

würden jährlich in den Rettungsstellen<br />

behandelt, nur ein Drittel davon<br />

bedürfe stationärer Behandlung,<br />

sagt Schreiner.Von den übrigen zwei<br />

Dritteln sei wiederum nur bei über<br />

60 Prozent eine erweiterte Diagnostik<br />

wie Röntgen oder Labor fällig geworden.<br />

Bei über 300 000 Patienten<br />

hätte es gereicht, wenn sie zum<br />

Hausarzt gegangen wären oder über<br />

die Telefonnummer 116117 einen<br />

Bereitschaftsarzt der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung (KV) gerufen hätten.<br />

DieLänder sollten anstelle der KV<br />

die ambulante Notfallversorgung<br />

übernehmen, wenn die Praxen geschlossen<br />

sind, sagt Schreiner. Ein<br />

Vorschlag, der beim Ausschussvorsitzenden<br />

Wolfgang Albers (Linke)<br />

auf Zustimmung stieß. Die Patientenbeauftragte<br />

Karin Stötzner verlangte<br />

im Ausschuss, dass niedergelassene<br />

Ärzte ihre Sprechzeiten ausweiten,<br />

abends oder mittwochs behandeln<br />

und mehr Sprechstunden<br />

ohne Termin anbieten.<br />

Diebstahl leichtgemacht<br />

Zeugenaussage im Goldmünzen-Prozess offenbart gravierende Sicherheitsmängel im Bode-Museum<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Die Täter kannten sich offenbar<br />

bestens aus mit<br />

den Sicherheitslücken<br />

im Bode-Museum. Sie<br />

drangen in der Nacht zum 27. März<br />

2017 durch das Fenster der Umkleidekabine<br />

für das Wachpersonal in<br />

das Museum ein, um die 100-Kilo-<br />

Münze„Big Maple Leaf“ zu stehlen.<br />

Sie wussten offenbar, dass die<br />

Alarmsicherung des Fensters nicht<br />

funktionierte und sie von keiner Kameraerfasst<br />

werden würden.<br />

Im Prozess um den spektakulären<br />

Diebstahl der 3,75-Millionen-Euro-<br />

Münze müssen sich ein damaliger<br />

Wachmann als vermeintlicher Tippgeber<br />

und drei Mitglieder einer arabischstämmigen<br />

Großfamilie als<br />

mutmaßliche Täter wegen Diebstahls<br />

im besonders schweren Fall<br />

verantworten. Am Montag, dem<br />

zweiten Prozesstag, wird Lothar G.<br />

als Zeuge gehört, der stellvertretende<br />

Leiter des Referats Sicherheit<br />

der Staatlichen Museen und Leiter<br />

der Wachdienste.Was der 64-Jährige<br />

zu sagen hat, wirft kein gutes Licht<br />

auf die Sicherheit im Bode-Museum.<br />

Alarmdeaktiviert, Kameraaus<br />

So gab es mit dem Öffnungsalarmdes<br />

Fensters des Umkleideraums, durch<br />

das die Täter einstiegen, seit 2014<br />

ständig Probleme. ImMärz 2017 sei<br />

der Alarm mehrere Tage deaktiviert<br />

gewesen. Die Diebe konnten ungestörtdas<br />

Fenster öffnen.<br />

Zudem war die vor dem Fenster<br />

angebrachte Sicherungsscheibe Tage<br />

vor der Tatgesplittert, eine von vier<br />

Verankerungen fehlte.Die Ermittlungen<br />

ergaben, dass die Täter bereits<br />

zweimal vor dem großen Coup versucht<br />

hatten, nächtens durch das<br />

Fenster im zweiten Obergeschoss in<br />

Verschwundenes Goldstück: die 100 Kilo schwere „Big Maple Leaf“. APA/DPAHANS KLAUS TECHT<br />

das Museum zu gelangen. Zudem gab<br />

es seit einiger Zeit keine Außenkamera<br />

mehr, die das besagte Fenster<br />

erfasste.Auch war das Fenster ab und<br />

an angeklappt –zum Lüften. Darüber<br />

hinaus war die„Big Maple Leaf“ in ihrer<br />

Museumsvitrine nicht elektronisch<br />

gesichert. Dasheißt, die Zerstö-<br />

rung des Glases löste keinerlei Alarm<br />

aus.<br />

Die Täter waren in der Tatnacht<br />

nach drei Uhr über den S-Bahn-<br />

Damm zum Museum gelaufen und<br />

über eine Leiter in den Umkleideraum<br />

gestiegen. Der diensthabende<br />

Wachmann war zu diesem Zeitpunkt<br />

offenbar auf seinem Kontrollrundgang.<br />

Der Sicherheitsmitarbeiter<br />

hörte weder, wie die Täter ins Haus<br />

kamen, noch vernahm er, wie die<br />

Diebe die Vitrine im Münzkabinett<br />

zerschlugen, die Riesenmünze auf<br />

ein Rollbrett verfrachteten, sie zu<br />

dem Fenster der Umkleidekabine<br />

brachten, um sie aus dem Fenster zu<br />

bugsieren und mit einer Schubkarre<br />

abzutransportieren.<br />

Wachmann bemerkte offene Türen<br />

G. berichtet, dass der Wachmann<br />

nach seinem Rundgang in seine Sicherheitszentrale<br />

zurückgekommen<br />

sei und dortbemerkte habe,dass einige<br />

Türen, die er zuvor geschlossen<br />

hatte, geöffnet waren. Keile hätten<br />

das Zufallen der Türen verhindert.<br />

Der Wachmann habe die Hauptwache<br />

der Museumsinsel informiert,<br />

die sofort zwei Leute geschickte<br />

habe. „Der Wachmann hatte Angst,<br />

dass sich noch jemand im Museum<br />

aufhalten würde“, sagt der Sicherheitschef.<br />

Für ihn sei es am nächsten<br />

Tag völlig unverständlich gewesen,<br />

wie jemand ins Museum habe gelangen<br />

und die Münzestehlen können.<br />

Den Wachmann kennt Lothar G.<br />

nach eigenen Angaben seit fünf Jahren.<br />

Der Mann habe zunächst in einem<br />

anderen Objekt der Staatlichen<br />

Museen im Sicherheitsbereich gearbeitet<br />

und sei dann 14 Tage vor der<br />

Tatzum Bode-Museum gewechselt.<br />

„Auf meine Bitte hin“, sagt Lothar G.<br />

Die Tatnacht war die erste Nachtschicht,<br />

die dieser Wachmann nach<br />

seiner Einführungszeit allein im<br />

Bode-Museum absolvierte.<br />

DerWachmann rückte nach dem<br />

Verschwinden der Riesenmünze in<br />

den Fokus der Fahnder.Doch die Ermittlungen<br />

gegen den Mann wurden<br />

eingestellt. Ein Kollege von ihm sitzt<br />

nun auf der Anklagebank.<br />

Ein Silberling<br />

für die<br />

Currywurst<br />

Vor70Jahren erfunden –<br />

nun gibt es eine Münze<br />

Der <strong>Berliner</strong> mag sie mit oder<br />

ohne Darm.Wichtig ist stets die<br />

Soße,die daraufkommt. Aufdie Currywurst,<br />

die nun eine besondere<br />

Würdigung erhielt. Für den Imbiss,<br />

der vor 70Jahren in der Hauptstadt<br />

erfunden<br />

wurde,gibt die<br />

Staatliche<br />

Münze Berlin<br />

eine Gedenkmünze<br />

aus<br />

333/1000er<br />

Silber heraus.<br />

AufderVorderseite<br />

sind für die Currywurst<br />

Die Gedenkprägung<br />

zwei Würste<br />

samt Soße und Currypulver farbig<br />

abgebildet. Dahinter,inSilber,Herta<br />

Heuwer, die am 4. September 1949<br />

an ihrem Stand an der Kant-/Ecke<br />

Kaiser-Friedrich-Straße die Currywurst<br />

erfunden haben soll. Erfunden<br />

hat sie eigentlich nur die Soße aus<br />

Tomatenmark, Paprika und Curry,<br />

mit der sie die Bratwürste veredelte.<br />

Das genaue Rezept blieb das Geheimnis<br />

der Erfinderin, die 1999<br />

starb.<br />

Die imDurchmesser 32,5 Millimeter<br />

große und 9,2 Gramm leichte<br />

Gedenkmünze gibt es in einer limitierten<br />

Auflage von 2500 Stück. Im<br />

Internetshop der Staatlichen Münze<br />

ist sie für 13 Euro erhältlich. DerPreis<br />

entspricht etwa dem von sechs Currywürsten.<br />

Der Silberling „hat keinen<br />

Nominalwert, ist daher kein<br />

Zahlungsmittel und darf darum<br />

nicht als Münze, sondernnur als Medaille<br />

bezeichnet werden“, erklärt<br />

Andreas Schickora, Geschäftsführer<br />

der Staatlichen MünzeBerlin. (nkk.)<br />

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Wir trauern um unsere Kollegin und Freundin<br />

Franziska Hutschenreuther<br />

*14. Dezember 1975 † 2. Januar 2019<br />

Ihr Einsatz ist<br />

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Ihr viel zufrüher Todmacht uns tief betroffen. Viele Jahre<br />

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Ihre Lebensfreude, ihr Lachen und ihre Empathie werden<br />

uns weiter begleiten.<br />

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei Ronny und<br />

Hugo sowie bei Franziskas weiterer Familie.<br />

Die Trauerfeier findet am 18. Januar 2019,<br />

11.00 Uhr, inder Immanuelkirche,<br />

Immanuelkirchstraße 1A,10405 Berlin, statt.<br />

Partnerinnen und Partner, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

von lindenpartners Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

An der Beuth-Hochschule im Wedding studieren rund 13 000 junge Menschen, es gibt dort70Bachelor- und Masterstudiengänge.<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

Eine Hochschule stellt ihren Namensgeber zur Debatte<br />

WarChristian Peter Wilhelm Beuth ein Antisemit? Mehrere Forscher halten das für erwiesen, der Altpräsident widerspricht. Ein Symposium soll Klarheit bringen<br />

VonPetraSorge<br />

Er bezichtigte Juden der<br />

„rücksichtslosen Gewinnsucht“,<br />

der „Arbeitsscheu“<br />

und wünschte sich das<br />

„Verbluten“ von „Judenjungen“ bei<br />

der Beschneidung: Der preußische<br />

Beamte und Wegbereiter der Ingenieurwissenschaften<br />

Christian Peter<br />

Wilhelm Beuth (1781-1853) war ein<br />

Mann, der mit antisemitischen Worten<br />

auf sich aufmerksam machte.Was<br />

vor rund einem halben Jahr einer<br />

breiteren Öffentlichkeit bekannt<br />

wurde, ist für die Beuth-Hochschule<br />

für Technik ein ernstes Problem.<br />

Erst 2009 hat die Hochschule den<br />

Namen Beuths übernommen. Seit<br />

anderthalb Jahren diskutiertsie nun,<br />

ob sie sich wieder umbenennen<br />

sollte, amkommenden Donnerstag<br />

und Freitag auch auf einem Symposium.<br />

Im Anschluss sollen Studierende<br />

und Mitarbeiter in einer Umfrage<br />

beteiligt werden.<br />

VomAusgang der Debatte hängt<br />

auch ab, wie sich zwei weitere Institutionen<br />

verhalten, die den Namen<br />

des Wissenschaftspioniers tragen:<br />

erstens die Christian-Peter-Beuth<br />

Gesellschaft, ein eingetragener Verein,<br />

der bis vorwenigen Jahren noch<br />

den Christian-Peter-Beuth-Preis für<br />

Verdienste in den Ingenieurwissenschaften<br />

auslobte. Und zweitens der<br />

Beuth-Verlag, eine Tochter des Deutschen<br />

Instituts für Normung (DIN),<br />

der auf seiner Webseite nirgends<br />

Beuths Antisemitismus erwähnt. Auf<br />

Anfrage verweist der Verlag auf die<br />

anstehende Hochschultagung.<br />

Dortist Präsidentin Monika Gross<br />

auf Transparenz bedacht, es gibt einen<br />

Livestream von dem Symposium.<br />

Der Diskurs gebe „allen Mitgliedern<br />

der Hochschule Gelegenheit,<br />

sich eine eigene Meinung zu<br />

bilden“, lässt sie ausrichten.<br />

Achim Bühl fehlt auf dem Podium<br />

Doch die Debatte droht, schon vor<br />

Tagungsbeginn einseitig zu verlaufen.<br />

DasProblem: DerSoziologe und<br />

Rassismusforscher Achim Bühl, der<br />

mit seiner Stellungnahme zu Beuth<br />

im Juni 2017 die ganzeDiskussion in<br />

Gang gebracht hat, sitzt auf keinem<br />

Podium, an keinem der Tage. Auch<br />

kein einziger Vertreter der Initiative<br />

zur Umbenennung der Hochschule,<br />

eine Vereinigung kritischer Lehrender,<br />

bekommt einen Redebeitrag.<br />

„Die Initiative wurde auch bei der<br />

Vorbereitung nicht eingebunden“,<br />

sagt Mitinitiator Matthias Schmidt,<br />

Professor für Unternehmensführung<br />

und -ethik, der nach eigenen<br />

Angaben im Dezember wegen Querelen<br />

mit der Hochschulleitung ein<br />

erfolgreiches Flüchtlingsprojekt einstellen<br />

musste.Das Präsidium hat allenfalls<br />

angeboten, beim Abschlusspodium<br />

den Platz des Studentenvertreters<br />

einzutauschen –keine Option<br />

für den Allgemeinen Studierenden<br />

Ausschuss (AStA) und die Initiative.<br />

Die Initiative zur Umbenennung<br />

bekam nicht mal eine eigene Webseite.<br />

Stattdessen ein knappes Thesenpapier<br />

auf der Diskursseite –hinter<br />

einer Passwortwand. Dasempört<br />

Schmidt, der das Papier auf seiner eigenen<br />

Seite veröffentlichte: Die Argumente<br />

der Initiative bräuchten<br />

„keinen Schutz vor der Öffentlichkeit“.<br />

Die Pressestelle der Hochschule<br />

erklärt, das Symposium sei<br />

bereits im Sommersemester 2018<br />

konzipiert worden. „Zu diesem Zeitpunkt<br />

gab es die Initiativenicht.“<br />

Steile Thesen<br />

Doch damit nicht genug: Hinter den<br />

Passwortschranken lauert akademischer<br />

Sprengstoff. Zum Beispiel ein<br />

Papier des Altpräsidenten der Hochschule,ReinhardThümer.Der<br />

ist weder<br />

Historiker noch Soziologe, sondern<br />

promovierter Wirtschaftsingenieur.<br />

Erhatte sich im Oktober aus<br />

dem Ruhestand heraus an der laufenden<br />

Antisemitismus-Debatte beteiligt<br />

–schließlich hat er auch die Umbenennung<br />

der Hochschule 2009<br />

maßgeblich mit zu verantworten.<br />

Seine These: Beuths öffentliches Wirken<br />

zeige „eine Persönlichkeit, die<br />

den Vorwurf Antisemit nicht verdient“.<br />

Aufgrund von Abweichungen<br />

bei der Handschrift könne „weder verifiziert<br />

noch falsifiziert werden“, ob<br />

Beuth tatsächlich der Urheber einer<br />

besonders üblen, judenfeindlichen<br />

Rede und auch Mitglied der entsprechenden<br />

Gesellschaft gewesen sei.<br />

Rassismusforscher Bühl spricht in einer<br />

Stellungnahme zu den Einlassungen<br />

Thümers von„unwissenschaftlichen,<br />

nicht belegbaren, gänzlich spekulativen<br />

und äußerst kruden Thesen“.<br />

Dafür sei „das Wort<br />

,Hobby-Geschichtswissenschaft’<br />

noch höchst schmeichelhaft“.<br />

Ursprung: Die Beuth-Hochschule<br />

entstand 1971 als<br />

Technische Fachhochschule<br />

Berlin durch den Zusammenschluss<br />

vonvier staatlichen<br />

Ingenieurakademien:<br />

der Ingenieurakademien<br />

Beuth, Gauß und Bauwesen<br />

sowie der Ingenieurakademie<br />

für Gartenbau.<br />

Bei dem Dokument geht es um<br />

eine Rede, die Beuth zwischen 1810<br />

und 1816 vor der Deutschen Tischgesellschaft<br />

hielt –einem zotigen, sexistischen<br />

Männerbund, der schon<br />

per Satzung Juden ausschloss.Beuth<br />

verhöhnte die Juden und erinnerte<br />

daran, dass es bereits im Mittelalter<br />

eine verpflichtende Kennzeichnung<br />

für sie gab, nämlich „gelbe spitze<br />

Hüte“: „Als 24 Juden 1510<br />

in Berlin lebendig verbrannt<br />

wurden, trugen sie<br />

dergleichen (…), wie solches<br />

Juden gebührt.“<br />

Rassismusforscher Bühl<br />

sieht einen „völkisch-natio-<br />

INGENIEURSSCHMIEDE<br />

Umbenennung: Die 2009<br />

erfolgte Umbenennung erfolgtemit<br />

Verweisauf den<br />

„Bildungsreformer“Beuth. Er<br />

habe „mitseinemVerein zur<br />

Beförderung des Gewerbefleißes<br />

in Preußen den Boden<br />

fürdie Professionalisierung<br />

der handwerklich-technischenAusbildung<br />

bereitet“.<br />

Christian Peter<br />

Wilhelm Beuth<br />

(1781–1853)<br />

nalistischen Antisemitismus“,<br />

der deutliche Annäherungen<br />

an den „eliminatorischen<br />

Antisemitismus“<br />

des späteren Nationalsozialismus<br />

erkennen lasse. In<br />

Beuths GeburtsortKlevewar man von<br />

diesen Erkenntnissen erschüttert: Die<br />

Bürgermeisterin ließ im Juni 2018 eine<br />

Beuth-Gedenkplakette abnehmen.<br />

Bühl hat eine Erklärung, wie es zu<br />

der abweichenden Handschrift gekommen<br />

sein könnte: Vermutlich<br />

hat ein Schreiber den Text verfasst.<br />

Tatsächlich ist Beuths Judenhass<br />

auch außerhalb der Tischgesellschaft<br />

dokumentiert. Etwa in einer<br />

Stellungnahme Beuths an König<br />

Friedrich Wilhelm III. 1822, einen<br />

Beleg, den die Gutachter Jörg Rudolph<br />

und Christian Schölzel fanden.<br />

Beuth, damals Mitglied des<br />

preußischen Staatsrates, wollte eine<br />

Gleichstellung der Juden unbedingt<br />

verhindern. Er schmähte sie als habgierig,<br />

verkommen und triebgesteuert.<br />

Über die polnischen Juden sagte<br />

er,sie seien„auf einer noch niedrigerenStufe<br />

der geistigen und sittlichen<br />

Ausbildung stehen geblieben“.<br />

Für ReinhardThümer,den Altpräsidenten<br />

der Hochschule, waren das<br />

Stereotype, die sich „im gesamten<br />

,christlichen Abendland’ wiederfinden“.<br />

Für den Soziologen Bühl ist dagegen<br />

klar: Thümers Papier sei ein<br />

„Dokument der Leugnung<br />

des Antisemitismus<br />

Beuths, das verschwö-<br />

AKG-IMAGES<br />

Größe: Die Hochschule im<br />

Stadtteil Wedding bietet<br />

nach eigenen Angaben das<br />

größte ingenieurwissenschaftliche<br />

Studienangebot<br />

in Berlin und Brandenburg.<br />

Mit rund 13 000 Studierenden<br />

und 300 Professoren<br />

zähle sie den größten Fachhochschulen<br />

Deutschlands.<br />

rungstheoretische Züge<br />

annimmt“. Auch der Historiker<br />

Stefan Nienhaus, der<br />

2003 über die Tischgesellschaft<br />

habilitierte, spricht<br />

von einer „Leugnung der<br />

Tatsachen“.<br />

Die Hochschule lässt<br />

das nicht gelten. Der Altpräsident<br />

der Hochschule<br />

habe„nie Antisemitismus geleugnet,<br />

eine solche Behauptung ist ehrverletzend“.<br />

Im Übrigen sei Thümers<br />

Papier auf Bühls Verlangen nicht öffentlich<br />

gestellt worden, „obgleich es<br />

den wissenschaftlichen Anforderungen<br />

entspricht“. Denn, so eine Sprecherin,<br />

„dort sind alle Hinweise mit<br />

Quellenangaben versehen“. Das sei<br />

bei Bühls Erwiderung nicht der Fall,<br />

sie „entspricht nicht dem wissenschaftlichen<br />

Standard einer Hochschule“.<br />

Allerdings ist dessen Papier<br />

auch eher ein pointierter, aufbrausend<br />

geschriebener Meinungsbeitrag<br />

–einen Aufsatz mit Fußnoten<br />

hatte Bühl ja schon im Juni 2017 geliefert.<br />

Reinhard Thümer selbst ergänzt,<br />

es müsse an einer wissenschaftlichen<br />

Einrichtung erlaubt sein,<br />

„Zweifel an einer herrschenden Meinung<br />

zu äußern, ohne dass man diffamiertwird“.<br />

Manche Leser zweifeln durchaus.<br />

So sagt AStA-Vertreter David Czycholl:<br />

Man habe nach der Lektüre<br />

von Thümers Papier „keine Ahnung<br />

mehr, wo einem der Kopf steht“.<br />

Czycholl, der als Befürworter der<br />

Umbenennung auf dem Beuth-Podium<br />

sitzt, vertritt die Studierenden<br />

auch in der vom Präsidium eingesetzten<br />

„Arbeitsgruppe Diskurs<br />

Beuth“. Siesoll das Thema eigentlich<br />

aufarbeiten. Czycholl aber beobachtet:<br />

„Thümer hat die Debatte in der<br />

Arbeitsgruppe verlangsamt und entpolitisiert.“<br />

Soziologe Bühl fordert daher: Altpräsident<br />

Thümer runter vom Podium.<br />

Auf dem zentralen Abschlusspodium<br />

des Symposiums dürfe keiner<br />

sitzen, „der den fachwissenschaftlich<br />

verbrieften Antisemitismus Beuths<br />

leugnet“. Es sei„skandalös“, dass das<br />

Publikum verwirrt werde, so Bühl.<br />

DenUmbenennungsgegnernsollten<br />

offenbar „Mehrheiten per Desinformation“<br />

verschafft werden.<br />

Die Hochschule erklärt, Thümer<br />

sei bereits im Sommer 2018, als das<br />

Symposium vorbereitet wurde, eingeladen<br />

worden. „Erhat 2008 die Namensgebung<br />

der Hochschule als Präsident<br />

geführt und soll dazu berichten.“<br />

Der Rassismusforscher Bühl<br />

wurde laut einer Mail, die der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> vorliegt, ermahnt. Noch vor<br />

Weihnachten musste er demnach<br />

eine Belehrung unterzeichnen, keine<br />

hochschulinterne Korrespondenz<br />

herauszugeben. Das Präsidium äußertsich<br />

zu demVorgang nicht.<br />

Biograf gibt Rückendeckung<br />

Auch wenn Bühl erst einmal kaltgestellt<br />

sein sollte –für ihn sprechen<br />

auch noch andere. So hält auch der<br />

Antisemitismus-Beauftragte der Jüdischen<br />

Gemeinde Berlin, Sigmount<br />

Königsberg, das Thümer-Papier für<br />

„problematisch“. Versuche, „Antisemitismus<br />

zu leugnen, zu relativieren<br />

oder zu bagatellisieren“, kenne er –<br />

so Königsberg –auch aus anderen<br />

Debatten, etwa, als die Universität<br />

Greifswald den Namen des Schriftstellers<br />

Ernst Moritz Arndt ablegte.<br />

Rückendeckung erhält Bühl inzwischen<br />

sogar von einem, den er<br />

zuvor selbst angegriffen hat: dem<br />

Beuth-Biografen und früheren Geschäftsführer<br />

des Beuth-Verlages,<br />

Helmut Reihlen. Reihlen ist auf<br />

Beuths Antisemitismus in den ersten<br />

drei Auflagen seiner großen Biografie<br />

nicht eingegangen. Erst in der<br />

vierten Auflage der Beuth-Biografie<br />

2014 fand die Tatsache überhaupt<br />

Erwähnung, „und dies auf nur wenigen<br />

Seiten“, moniert Bühl. Mit diesem<br />

Vorwurf konfrontiert, erklärt<br />

Reihlen heute: „Ich habe in den Unterlagen<br />

natürlich auch die hässlichen<br />

antisemitischen Aussagen<br />

Beuths gefunden.“ Sein Interesse sei<br />

damals aber ein anderes gewesen.<br />

„Ich habe falsch eingeschätzt, wie<br />

zentral das ist“, so Reihlen.<br />

Die Banalisierung des Bösen<br />

Selbst der Beuth-Verlag rettet sich<br />

nun aus der Verantwortung, indem<br />

er auf die vierte Auflage vonReihlens<br />

Biografie verweist: Dort werde „die<br />

antisemitische Haltung Beuths ungeschönt<br />

erläutert“.<br />

Am deutlichsten ist eine neunseitige<br />

Stellungnahme, die Uffa Jensen<br />

verfasste, der stellvertretende Leiter<br />

des Zentrums für Antisemitismusforschung<br />

(ZfA) an der TU Berlin.<br />

Darinzerpflückt der Historiker Thümers<br />

Argumente, kritisiert Quellen<br />

und Methodik. Im Papier des Altpräsidenten<br />

hätten sich nicht nur „viele<br />

Ungenauigkeiten“ eingeschlichen.<br />

Es habe auch „keine neue Grundlage“<br />

für eine Revision der etablierten<br />

Lehrmeinung geliefert. Es sei<br />

„unredlich, alternative Fakten zu<br />

suggerieren“, nur „weil man bestimmte<br />

politische Interessen verfolgt“.<br />

Der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> liegt<br />

auch die Mail vor, die Jensen namens<br />

der gesamten ZfA-Leitungsebene an<br />

die Hochschule schickte. Man trete<br />

„energisch“ Thümers „Exkulpationsversuchen“<br />

entgegen, wonach<br />

damals sowieso alle antisemitisch<br />

waren, so Jensen. MitVerweis auf die<br />

Totalitarismusforscherin Hannah<br />

Arendt warnt er: „Genau diesem<br />

Narrativ der historischen Banalisierung<br />

des Bösen versuchen wir,durch<br />

unsereArbeit entgegen zu wirken.“<br />

Eine klare Faktenlage –oder? Die<br />

Aufklärer der Hochschul-Arbeitsgruppe<br />

waren sich zuletzt nicht alle<br />

sicher.ImProtokoll vom11. Dezember<br />

heißt es zur Frage vonBeuths Antisemitismus:<br />

„Wir werden keinen<br />

endgültigen Beweis finden.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 15 *<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

Der ständige<br />

Husten war das<br />

Todesurteil<br />

Erdrosselt im Pflegeheim –<br />

ein 78-Jähriger gesteht Tat<br />

VonKatrin Bischoff, Berlin<br />

Wolfgang G. wird imRollstuhl in<br />

den Gerichtssaal geschoben.<br />

Er kommt gerade aus dem Haftkrankenhaus<br />

–dortist er seit dem gewaltsamen<br />

Tod seines Pflegeheim-Mitbewohners<br />

untergebracht.<br />

Wolfgang G. ist 78 Jahre alt. Gebeugt<br />

sitzt er vordem Richter.Seit einem<br />

Schlaganfall hörterschlecht. Er<br />

hat weder Familie noch Freunde. Er<br />

hatte nur noch dieses Zimmer, in<br />

dem er mit seinem bettlägerigen<br />

Mitbewohner Erich K. (77) lebte.<br />

Nun muss sich Wolfgang G. wegen<br />

Totschlags vor Gericht verantworten.<br />

Er hat zugegeben, seinen<br />

Bettnachbarn in der Nacht zum<br />

31. Juli 2017 erdrosselt zu haben. Die<br />

Anklage geht auch davon aus, dass<br />

der Angeklagte seinem Opfer auch<br />

noch ein Kissen aufs Gesicht gedrückt<br />

hat.<br />

Der Angeklagte und Erich K. teilten<br />

sich Zimmer 404 in dem Pflegeheim<br />

seit einem Jahr und vier Monaten.<br />

Doch 14 Tage vor der Tatsei das<br />

Zusammenleben unerträglich geworden,<br />

sagt der Angeklagte.Erich K.<br />

habe so laut gehustet, dass selbst die<br />

Ärztin gegenüber ihr Fenster geschlossen<br />

habe. Erich K. hustete<br />

auch in der Nacht, und Wolfgang G.<br />

konnte nicht schlafen. Auch Kopfhörerhalfen<br />

da nicht.<br />

Gegen 3Uhr in derTatnacht stand<br />

Wolfgang G. auf, knüpfte aus dem<br />

Gürtel des Bademantels seines Mitbewohners<br />

eine Schlinge –so, wie er<br />

es auch immer beim Angeln für seinen<br />

Kahn gemacht hatte. Dann ging<br />

er zu dem anderen Bett, legte Erich<br />

K. die Schlinge von hinten um den<br />

Hals und zogzu. BisRuhe war.<br />

Wolfgang G. sagt, dass er sich<br />

dann wieder in sein Bett legte, um<br />

endlich zu schlafen. „Ich habe ihn<br />

nicht vorsätzlich getötet. Ich habe<br />

einfach nur die Nerven verloren. Ich<br />

bin durchgedreht.“<br />

Er gibt auch dem Pflegepersonal<br />

eine Mitschuld. Die Leasingkräfte<br />

hätten sich angeblich nicht richtig<br />

um Erich K. gekümmert. Und sie<br />

hätten nachts nicht mehr auf sein eigenes<br />

Klingeln reagiert, wenn er das<br />

Husten nicht mehr ertragen habe.Er<br />

habe auch um ein Einzelzimmer gegeben,<br />

es aber nicht bekommen.<br />

Ein Pfleger sagt aber als Zeuge,<br />

dass man Wolfgang G. sehr wohl ein<br />

anderes Zimmer angeboten habe.<br />

Fast 80 Jahre sei er straflos durchs<br />

Leben gegangen, sagt Wolfgang G. Er<br />

könne sich nicht erklären, wie er „so<br />

einen Mist“ habe machen können.<br />

Potsdams größter Mäzen<br />

Hasso Plattner spendierte der Stadt das Barberini-Museum. Nun wird er 75 Jahre alt<br />

VonAnnika Grah und<br />

Jens Blankennagel, Potsdam<br />

Erstmals in der Geschichte<br />

der Stadt Potsdam kamen<br />

im Jahr 2017 mehr als eine<br />

halbe Millionen Übernachtungsgäste<br />

in die Brandenburger<br />

Landeshauptstadt – und nicht nur<br />

die Stadtverwaltung hat dafür einen<br />

klaren Hauptverantwortlichen ausgemacht:<br />

DenMilliardär,Mäzen und<br />

Museumsgründer Hasso Plattner<br />

und dessen Barberini-Museum.<br />

Plattner, der am kommenden<br />

Montag 75 Jahre alt wird, ist zwar<br />

kein gebürtiger Potsdamer und hat<br />

dort nur einen Zweitwohnsitz, aber<br />

er ist der größter Mäzen der vergangenen<br />

Jahrzehnte in Potsdam, einer<br />

Stadt, in der sich inzwischen sehr<br />

viele, sehr reiche Leute niedergelassen<br />

haben. Zuerst hat Hasso Plattner<br />

–der Anfang der 70er JahreMitgründer<br />

des Software-Konzerns SAP war<br />

–imJahr 1998 der Uni Potsdam ein<br />

Hightech-Institut spendiert. Diese<br />

Fakultät trägt seinen Namen, und<br />

seine Stiftung finanziert den Betrieb<br />

dort inden ersten 20 Jahren mit 200<br />

Millionen Euro.<br />

EinPublikumsmagnet<br />

Dann folgte sein Coup mit dem Privat-Museum<br />

Barberini, in dem er<br />

Kunstwerke aus seiner eigenen und<br />

aus fremden Sammlungen zeigt, und<br />

das zu einen wahren Besuchermagnet<br />

für Potsdam wurde. Plattner ließ<br />

das Museum neben dem nachgebauten<br />

Hohenzollernschloss bauen.<br />

Es wurde am 23. Januar 2017 der Öffentlichkeit<br />

übergeben – mit sehr<br />

großem Echo in der Öffentlichkeit –<br />

national und international.<br />

Nicht nur Kanzlerin Merkel kam,<br />

auch die Stadt Potsdam erklärte<br />

Plattner an jenem Tagzum Ehrenbürger.<br />

Schon vorher war das Haus<br />

bundesweit zum Gebäude des Jahres<br />

erklärt worden, und die britische<br />

<strong>Zeitung</strong> Guardian zählt das Haus zu<br />

den TopTen der weltweit wichtigsten<br />

Museumseröffnungen des Jahres.<br />

So kam es auch: Im ersten Museumsjahr<br />

wurden 520 000 Besucher<br />

gezählt. Ein wahrer Publikumserfolg<br />

–eswaren mehr Gäste,als das legendäreSchloss<br />

Sanssouci besuchten.<br />

Plattner, der gebürtige <strong>Berliner</strong>,<br />

feiert am21. Januar seinen 75. Geburtstag.<br />

Doch im Ruhestand ist er<br />

noch nicht, sondern noch immer<br />

Aufsichtsratschef von SAP, die Firma<br />

ist immerhin der größte europäische<br />

Softwarehersteller.<br />

Im vergangenen Jahr wollte es<br />

Plattner, der leidenschaftliche Segler,<br />

noch einmal wissen: Zusammen<br />

mit seiner Tochter nahm er an der internationalen<br />

Segel-Regatta „52 Super<br />

Series“ teil. Nurknapp verpasste<br />

Hasso Plattner ist gebürtiger <strong>Berliner</strong>,der in Baden-Württemberg steinreich wurde. LAIF<br />

Gründer: Hasso Plattner,geboren<br />

am 21. Januar 1944<br />

in Berlin, gründete 1972 mit<br />

Dietmar Hopp und drei IBM-<br />

Kollegen die FirmaSAP –<br />

eine Abkürzung für Systeme,<br />

Anwendungen und Produkte<br />

in der Datenverarbeitung.<br />

GRÜNDER UND STIFTER<br />

Fußballclub: Plattners Mitgründer,der<br />

Informatiker<br />

Dietmar Hopp, ist inzwischen<br />

ebenfalls Mäzen. In der breiten<br />

Öffentlichkeit wurde er<br />

vorallem als Geldgeber des<br />

Profifußballvereins TSG<br />

1899 Hoffenheim bekannt.<br />

Wissenschaft: Zwei andere<br />

Mitgründer,Hans-Werner<br />

Hector und Klaus Tschira,<br />

haben Stiftungen, mit denen<br />

sie vorallem Geld für Unis<br />

geben, um zum Beispiel die<br />

Naturwissenschaften und Informatik<br />

zu fördern.<br />

ihr Team, mit seiner Tochter am<br />

Steuer, einen Sieg vor der kroatischen<br />

Küste –inder Gesamtwertung<br />

schafften sie es auf Rang sieben.<br />

Plattner brachte den Softwarekonzern<br />

mit dem richtigen Gespür<br />

für künftige Trends an dieWeltspitze.<br />

In einem Alter, indem andere sich<br />

zurückziehen, blieb er aktiv. Inzwischen<br />

scheint er etwas ruhiger geworden<br />

zu sein: DieZeiten, in denen<br />

er sich mit einer E-Gitarre vor Kunden<br />

stellte, sind längst vorbei. Die<br />

Regatten in den kleinen 505er-Jollen<br />

mutet er sich ebenfalls nicht mehr<br />

zu. Auch die legendären Segelwettfahrten<br />

gegen Oracle-Chef LarryEllison<br />

sind Geschichte –und mit streitbaren<br />

Verlautbarungen hielt er sich<br />

zuletzt ebenfalls zurück.<br />

Früher wetterte er gernmal gegen<br />

das deutsche Steuersystem oder<br />

brachte die SAP-Belegschaft im baden-württembergerischen<br />

Walldorf<br />

gegen sich auf. Mal sollte SAP eine<br />

„Happy Company“ àlaGoogle werden,<br />

mal rief er den Mitarbeitern<br />

entgegen: „Manchmal will ich die<br />

Walldorfer Entwickler packen und<br />

schütteln und schreien: Bewegt euch<br />

schneller!“<br />

Langsamer Rückzug<br />

Als Mäzen für Wissenschaft und<br />

Kunst mischt Plattner weiter mit.<br />

Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes<br />

schätzt sein Vermögen auf 12,5 Milliarden<br />

US-Dollar. ImPotsdamer Institut<br />

leitet er einen Fachbereich und<br />

erklärtden Studenten schon mal die<br />

Trends in der Softwareindustrie.<br />

Und als letzter der fünf SAP-<br />

Gründer zieht Plattner noch Strippen<br />

im Unternehmen –auch wenn<br />

er das so nie sagen würde. „Ich bin<br />

kein Über-Chef“, sagte er 2013 der<br />

Zeitschrift Wirtschaftswoche.<br />

Der langjährige SAP-Chef Henning<br />

Kagermann, den Plattner einst<br />

anwarb,sagte vordreiJahren in einer<br />

Laudatio, ersei ein „unerschöpflich<br />

kreativer Mensch“, der auch einen<br />

Blick für das Machbare, das kommerziell<br />

Erfolgreiche habe. Dabei<br />

leite ihn ein fast untrügliches Gespür<br />

für technologische Neuerungen.<br />

SAP-Mitgründer Dietmar Hopp<br />

nennt ihn einen konstruktiven Querdenker.<br />

„Seinen Nutzen kann man<br />

nicht beziffern, aber die SAP wäre<br />

ohne ihn niemals so erfolgreich geworden.<br />

Ich wünsche ihm und der<br />

SAP,dass der Übergang zu einer SAP<br />

ohne Hasso Plattner reibungslos gelingt,<br />

wann immer Hasso diesen<br />

Zeitpunkt für gekommen hält.“<br />

Das könnte schon bald sein. Auf<br />

der Hauptversammlung 2017 kündigte<br />

Plattner für die diesjährige Aufsichtsratswahl<br />

an: „Ich bin durchaus<br />

bereit weiterzumachen, aber nicht<br />

volle fünf Jahre.“ (mit dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

40 Tipps an die Polizei zum<br />

DHL-Erpresser<br />

An dieser Station in Potsdam gab der Erpresser<br />

eine Paketbombe auf.<br />

DPA<br />

Nach derVeröffentlichung neuer Angaben<br />

zu dem oder den mutmaßlichen<br />

DHL-Erpressernsind in Brandenburg40Hinweise<br />

eingegangen.<br />

Dasteilte die Polizei am Montag in<br />

Potsdam mit. Ob unter den Hinweisen<br />

eine heiße Spur sei, wollten die<br />

Ermittler nicht sagen. Anfang vergangener<br />

Woche hatten sie eine sogenannte<br />

MAC-Adresse (Media-Access-Control)<br />

veröffentlicht, der das<br />

Motorola-Gerät des mutmaßlichen<br />

Täters identifiziertwerden kann. Anbieter<br />

öffentlicher und offner privater<br />

WLAN-Netzesollten prüfen, ob<br />

sich ein Endgerät mit dem Code mit<br />

der Adresse „f8:e0:79:af:57:eb“ in<br />

ihreRouter eingewählt hat. (dpa)<br />

Granate in Mühlberg<br />

gesprengt<br />

In Mühlberg(Elbe-Elster) ist eine<br />

Weltkriegsgranate bei der Ernte von<br />

Zuckerrüben voneinem Feld versehentlich<br />

eingesammelt worden und<br />

landete mit den Rüben in einer Fabrik.<br />

AmMontag konnte die Granate<br />

dann kontrolliertgesprengt werden.<br />

Etwa 150 Menschen mussten vorher<br />

ihreHäuser verlassen. Kurz nach 10<br />

Uhrgab es Entwarnung: „Die Menschen<br />

dürfen in ihreHäuser zurückkehren“,<br />

sagte ein Mitarbeiter des<br />

Ordnungsamtes. (dpa)<br />

Städte gegen Abschaffung<br />

der Straßenbaugebühr<br />

DerStädte- und Gemeindebund<br />

wehrtsich weiter vehement gegen<br />

die geplante Abschaffung der Straßenausbaubeiträge<br />

für Anlieger.<br />

„Das ist absoluter Populismus“,<br />

sagte Geschäftsführer Jens Graf nach<br />

einer Präsidiumssitzung. Es sei bislang<br />

völlig unklar,wie die Sanierung<br />

und der Ausbau der Straßen in den<br />

Städten und Gemeinden künftig finanziertwerden<br />

sollen. Diediskutierte<br />

Übernahme vonKosten in<br />

Höhe von25Millionen Euro jährlich<br />

durch das Land reiche jedenfalls bei<br />

weitem nicht aus,sagte Graf. (dpa)<br />

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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

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Wissenschaft<br />

Eisverlust in<br />

der Antarktis<br />

beschleunigt<br />

Es sind auch Teile betroffen,<br />

die bisher als stabil galten<br />

Die Antarktis verlierteiner Studie<br />

zufolge deutlich mehr Eis als<br />

bisher bekannt. Ein internationales<br />

Forscherteam kommt zu dem<br />

Schluss, dass sich der jährliche Eisverlust<br />

seit den 1980er-Jahren etwa<br />

versechsfacht hat. Betroffen ist demnach<br />

nicht nur die Westantarktis,<br />

sondern überraschenderweise auch<br />

der bislang als eher stabil geltende<br />

Osten des Kontinents. Ursache sind<br />

vor allem wärmere Meeresströmungen,<br />

wie das Team um Eric Rignot<br />

vonder University of California in Irvine<br />

im Fachblatt PNAS berichtet.<br />

Ausfrüheren Studien ist bekannt,<br />

dass die Antarktis viel Eis verliert,<br />

was zum Anstieg des Meeresspiegels<br />

beiträgt. Bisher gingen Forscher aber<br />

davon aus, dass vor allem die Westantarktis<br />

betroffen ist sowie die<br />

schmale Antarktische Halbinsel, die<br />

sich weit nach Norden Richtung<br />

Südamerika erstreckt.<br />

Das Team um Rignot berechnete<br />

nun unter anderem aus Daten zu<br />

Eisdicke, Fließgeschwindigkeit und<br />

Schwerkraft eine Bilanz für 176 Becken<br />

am Rande des Antarktischen<br />

Eisschilds. Mit Hilfe dieser Ergebnisse<br />

ermittelten die Forscher dann<br />

den Masseverlust des gesamten Eisschildes<br />

von 1979 bis 2017. Demnach<br />

verlor er im ersten Jahrzehnt<br />

(1979-1990) jährlich etwa 40 Milliarden<br />

Tonnen (Gigatonnen). Im folgenden<br />

Jahrzehnt (1989-2000) waren<br />

es demnach etwa 50 Gigatonnen, in<br />

der Dekade danach (1999-2009)<br />

+166 Gigatonnen. Im Zeitraum 2009<br />

bis 2017 geht das Team sogar voneinem<br />

Masseverlust von 252 Milliarden<br />

Tonnen pro Jahr aus. Zum Vergleich:<br />

Der Bodensee enthält knapp<br />

50 Milliarden Tonnen Wasser.<br />

Meeresspiegel steigt<br />

Deraktuelle Wert übersteigt die Zahlen,<br />

die eine Forschergruppe im vorigen<br />

Juni im Fachblatt Nature vorgestellt<br />

hatte, deutlich. Dieses Team<br />

ging im Zeitraum von 2012 bis 2017<br />

voneinemVerlust von219 Milliarden<br />

Tonnen proJahr aus.<br />

Die Forscher um Rignot kalkulieren,<br />

dass der Eisverlust den Meeresspiegel<br />

von1979 bis 2017 um etwa 14<br />

Millimeter ansteigen ließ. Davon<br />

entfallen demnach 6,9 Millimeter<br />

auf die Westantarktis, 2,5 Millimeter<br />

auf die Antarktische Halbinsel und<br />

4,4 Millimeter auf die Ostantarktis.<br />

„Das ist sozusagen erst die Spitze<br />

des Eisbergs“, sagt Rignot. Schmelze<br />

der antarktische Eisschild weiterhin,<br />

sei in den kommenden Jahrhunderten<br />

ein Meeresspiegelanstieg von<br />

mehreren Metern allein durch die<br />

Antarktis zu erwarten. DieStudie sei<br />

die bislang längste zur Eismasse der<br />

Antarktis.<br />

Insgesamt konzentriere sich der<br />

Eisverlust auf jene Areale, die von<br />

warmem, salzreichem und tiefem<br />

Wasser erreicht würden. In der Ostantarktis<br />

sei insbesondere der Bereich<br />

vonWilkesland betroffen. „Unsere<br />

Beobachtungen stellen die traditionelle<br />

Sichtweise infrage, derzufolge<br />

der ostantarktische Eisschild<br />

stabil und gegen Veränderung gefeit<br />

ist“, schreibt das Team. Daher solle<br />

man auch diesem Gebiet größere<br />

Aufmerksamkeit widmen. (dpa/fwt)<br />

Kalbungsfront am Getz-Schelfeis in der<br />

Westantarktis<br />

NASA OPERATION ICEBRIDGE<br />

Digitale Befunde und Kommunikation über eine Webcam: Telemedizin wird künftig an Bedeutung gewinnen.<br />

Sprechstunde aus der Ferne<br />

Telemedizin kann Leben retten und spart Kosten. Allmählich setzt sie sich auch hierzulande durch<br />

VonSabine Sütterlin<br />

Wenn das Herz nur noch<br />

mit reduzierter Kraft<br />

pumpt, wirdesgefährlich.<br />

Der Körper lagert<br />

Wasser ein, Betroffene leiden schon<br />

bei geringer Belastung unter Atemnot<br />

und Schlappheit, Herzversagen<br />

droht. Herzschwäche, imFachjargon<br />

Herzinsuffizienz, ist in Deutschland<br />

seit zehn Jahren mit Abstand der häufigste<br />

Grund für Krankenhausaufnahmen.<br />

Aus der Klinik Entlassene<br />

haben ein mehr als 50-prozentiges<br />

Risiko, binnen eines Jahres zu sterben.<br />

Etwa jeder Vierte muss sich<br />

schon innerhalb eines Monats wieder<br />

in stationäreBehandlung begeben.<br />

Damit es nicht so weit kommt,<br />

müssen Patienten mit Herzschwäche,nachdem<br />

sie aus dem Krankenhaus<br />

heimgekehrt sind, engmaschig<br />

überwacht werden. Üblicherweise<br />

suchen sie dafür in regelmäßigen<br />

Abständen den behandelnden Arzt<br />

auf. Doch wenn sich in der Zwischenzeit<br />

die Pumpleistung des Herzens<br />

wieder verschlechtert und niemand<br />

die Zeichen rechtzeitig erkennt,<br />

kann es beim nächsten Termin<br />

schon zu spät sein.<br />

Diese Lücke füllt die Telemedizin –<br />

mit Erfolg, wie das Forschungsprojekt<br />

Fontane der <strong>Berliner</strong> Charité gezeigt<br />

hat. Das Ergebnis, kürzlich im Fachblatt<br />

Lancet publiziert: Patienten, deren<br />

Werte täglich digital erfasst und<br />

zentral überwacht wurden, mussten<br />

seltener wegen akuter Verschlechterung<br />

erneut ins Krankenhaus als Patienten<br />

in der regulären Versorgung.<br />

Die Sterblichkeit verringerte sich gegenüber<br />

der Kontrollgruppe um fast<br />

ein Drittel.<br />

Deutschland hinkt hinterher<br />

Bei der Fontane-Studie der<br />

Charité Berlin bekamen die<br />

telemedizinisch betreuten<br />

Patienten vier leicht bedienbare<br />

Geräte nach Hause, mit<br />

denen sie –nach kurzer Einweisung<br />

–während eines<br />

Jahres täglich Gewicht, Blutdruck,<br />

EKG und Sauerstoffsättigung<br />

des Blutes maßen.<br />

Aufeinem kleinen Tablet-<br />

Computer bewerteten sie zudem<br />

ihr aktuelles Befinden.<br />

BERLINER STUDIE MIT HERZPATIENTEN<br />

Telemedizin ist kein eigenes Fachgebiet.<br />

Friedrich Köhler, Leiter des<br />

Zentrums für kardiologische Telemedizin<br />

an der Charité und verantwortlich<br />

für die Studie,legt Wert darauf<br />

dies klarzustellen: „Telemedizin<br />

ist nur eine Arbeitsweise in bestimmten<br />

Fachgebieten. Sie ersetzt<br />

nicht die persönliche ärztliche Betreuung,<br />

sondern ergänzt diese, um<br />

Patienten besser zu versorgen.“<br />

Der inden 70er-Jahren geprägte<br />

Begriff Telemedizin, vom griechischen<br />

„tele“ für „fern“ abgeleitet,<br />

steht laut Weltgesundheitsorganisation<br />

für die „Erbringung von Dienstleistungen<br />

im Gesundheitswesen“<br />

über beliebige Entfernungen hinweg<br />

mithilfe moderner Informationsund<br />

Kommunikationstechnik.<br />

Eine internationale Vergleichsstudie<br />

der Bertelsmann-Stiftung befand<br />

im November,das deutsche Gesundheitswesen<br />

hinke bei der Digitalisierung<br />

generell hinterher. Die<br />

Bundesrepublik landete auf Rang 16<br />

von17untersuchten Ländern. In vielen<br />

Ländern ist es längst üblich, Rezepte<br />

digital zu übermitteln, elektronische<br />

Gesundheitsakten mit allen<br />

Verschreibungen und früheren Behandlungen<br />

zu nutzen oder Arzt-Patienten-Gespräche<br />

per Videoschaltung<br />

zu führen.<br />

Deutschland ist davon noch weit<br />

entfernt –obwohl seit 2016 offiziell<br />

gilt, dass telemedizinische Netzwerke<br />

grundsätzlich geeignet sind,<br />

dieVersorgung zu verbessern. Bisvor<br />

kurzem untersagte die Berufsordnung<br />

Ärzten in Deutschland, Patienten<br />

von ferne zu betreuen, ohne sie<br />

vorher persönlich kennengelernt zu<br />

haben –oder gar eine Diagnose auf<br />

Distanz zu stellen. Erlaubt –und damit<br />

von den Kassen vergütbar –warenbisher<br />

lediglich sogenannte Telekonsile,<br />

bei denen Ärzte Röntgenoder<br />

Computertomografie-Aufnahmen<br />

beurteilen, und Videosprechstunden,<br />

bei denen der Arzt nach der<br />

ersten persönlichen Begegnung mit<br />

dem Patienten beispielsweise den<br />

weiteren Verlauf einer Erkrankung<br />

PerKnopfdruck gelangten<br />

diese Daten an das Zentrum<br />

für kardiologische Telemedizin<br />

(TMZ) der Charité. Dort<br />

stand rund um die Uhr ein<br />

Facharzt bereit, tagsüber<br />

auch spezialisierte Pflegekräfte.<br />

AufMonitoren konnten<br />

diese die elektronische<br />

Akte eines jeden der rund<br />

800 über das gesamte Bundesgebiet<br />

verteilten Studienteilnehmer<br />

aufrufen.<br />

Das System meldete, wenn<br />

zur verabredeten Zeit noch<br />

keineWerteeingegangen waren.<br />

Und es schlug Alarm,<br />

sobald ein Grenzwertüberschritten<br />

wurde. Das TMZ-<br />

Team konnte dann unverzüglich<br />

entsprechende Maßnahmen<br />

einleiten –imäußersten<br />

Fall die Einweisung ins Krankenhaus.<br />

Betroffene in entlegenen<br />

ländlichen Regionen<br />

haben besonders profitiert.<br />

Blick ins Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité CHARITÉ UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLINX<br />

oder die Heilung von Operationswunden<br />

kontrollieren kann.<br />

Im Mai2018 hat der Deutsche Ärztetag<br />

eine Lockerung des Fernbehandlungsverbots<br />

beschlossen:<br />

Künftig dürfen Ärzte im Einzelfall<br />

auch Patienten, die sie noch nicht<br />

kennen, telemedizinisch beraten und<br />

behandeln. In den meisten Bundesländern,<br />

jüngst auch in Berlin, haben<br />

die Ärztekammern diese Lockerung<br />

inzwischen übernommen.<br />

Auf dieser Grundlage entstand in<br />

Baden-Württembergdas Modellprojekt<br />

Docdirect. Gesetzlich Versicherte<br />

können dort, wenn sie ihren<br />

Hausarzt nicht erreichen, bei Beschwerden<br />

oder Fragen zur Gesundheit<br />

den Online-Sprechstundenservice<br />

eines privaten Anbieters kontaktieren.<br />

Medizinisch geschulte<br />

Fachangestellte nehmen die Anfrage<br />

entgegen und leiten sie an den passenden<br />

Tele-Arzt weiter. Dieser meldet<br />

sich per Telefon oder Video beim<br />

Patienten. In einfachen Fällen kann<br />

diese Konsultation ausreichen.<br />

Wenn nicht, verweist der Tele-Mediziner<br />

den Patienten an eine real existierende<br />

Praxis. Über ein eigens geschaffenes<br />

Internetportal kann dieser<br />

gleich einen Termin vereinbaren.<br />

Das erspart Patienten, sich ohne<br />

Termin ins Wartezimmer setzen zu<br />

müssen – oder, wie in letzter Zeit<br />

häufiger, selbst für Bagatellfälle<br />

gleich die Notaufnahme aufzusuchen.<br />

In vielen Ländern haben sich<br />

solche Angebote längst etabliert. Erfahrungen<br />

aus der Schweiz zeigen,<br />

dass die Krankenversicherungen damit<br />

bis zu 17 Prozent der ambulanten<br />

Behandlungskosten einsparen.<br />

Bundesweit erproben zurzeit<br />

Wissenschaftler telemedizinische<br />

Anwendungen auf ihren Nutzen in<br />

unterschiedlichen Fachgebieten. Einige<br />

Projekte präsentierten sich<br />

kürzlich beim Fachkongress der<br />

Deutschen Gesellschaft für Telemedizin<br />

(DGTelemed) in Berlin. Zum<br />

Beispiel Telnet NRW: Zwei Teams aus<br />

Infektiologen und Intensivmedizinernanden<br />

Universitätskliniken Aachen<br />

und Münster bieten telemedizinische<br />

Visiten für 17 Krankenhäuser<br />

und rund 130 Arztpraxen in<br />

Nordrhein-Westfalen an. Der Dienst<br />

kommt zum Einsatz, wenn sich etwa<br />

eine Blutvergiftung anbahnt, insbesondere<br />

wenn Krankenhauskeime<br />

im Spiel sind, die sich mit gängigen<br />

Antibiotika nicht bekämpfen lassen.<br />

DieSpezialisten für solche heiklen<br />

Fälle können die Gefahr rechtzeitig<br />

erkennen und die richtige Behandlung<br />

einleiten. Sie wissen aber auch,<br />

welches Antibiotikum bei einem bestimmten<br />

Infekt sinnvoll ist oder ob<br />

überhaupt eines gebraucht wird.<br />

Wichtig für Überwachung<br />

IMAGO<br />

Allerdings stehen entsprechende<br />

Fachärzte nicht überall und jederzeit<br />

zur Verfügung. „Es gibt in Deutschland<br />

etwa 300 Infektiologen, die klinisch<br />

arbeiten, und 2000 Krankenhäuser<br />

–wie soll das ohne Telemedizin<br />

gehen?“, fragt Gernot Marx, Direktor<br />

der Aachener Klinik für<br />

Intensivmedizin und Vorstandsvorsitzender<br />

der DGTelemed. Er verweist<br />

darauf, dass im Telnet-Projekt die<br />

Sterblichkeit bei schwerer Blutvergiftung<br />

um rund 20 Prozent zurückging.<br />

Telemedizin kann dazu beitragen,<br />

in Zeiten knapper Ressourcen<br />

und zunehmender Alterung die Gesundheitsversorgung<br />

auch künftig<br />

zu gewährleisten. Siebietet vorallem<br />

bei chronischen Erkrankungen Vorteile,<br />

die regelmäßige Überwachung<br />

und Kontrolle erfordern, bei Diabetes<br />

oder Herzschwäche, nach<br />

Schlaganfall oder Nierentransplantation.<br />

Aber auch psychisch Erkrankte<br />

gewinnen mit Online-Behandlung,<br />

Beratung oder Krisenintervention<br />

zusätzlichen Nutzen, insbesondere<br />

in unterversorgten<br />

Regionen.<br />

Meerwasser<br />

entsalzen hat<br />

Nachteile<br />

Es fallen mehr giftige<br />

Rückstände an als gedacht<br />

Weltweit verwandeln rund<br />

16 000 Entsalzungsanlagen<br />

ungenießbares Salzwasser in Trinkwasser.<br />

Dabei fallen allerdings deutlich<br />

mehr problematische Rückstände<br />

an als angenommen, berichten<br />

Forscher im Fachmagazin<br />

Science of the Total Environment.<br />

Die Menge umweltschädlicher, mit<br />

Chemikalien belasteter Salzlauge sei<br />

etwa 50 Prozent größer als bislang<br />

vermutet. Es sei dringend nötig, bessere<br />

Behandlungsverfahren für die<br />

Rückstände zu entwickeln, um eine<br />

Belastung der Umwelt zu vermeiden<br />

und die Kosten der Entsorgung zu<br />

senken. Nur dann lasse sich die<br />

Trinkwasserversorgung heutiger<br />

und künftiger Generationen sicherstellen,<br />

schreiben die Wissenschaftler<br />

um Seong-mu Kang vomkanadischen<br />

Ableger der United Nations<br />

University in Ontario.<br />

Insbesondere in Regionen mit<br />

Wasserknappheit sind Menschen<br />

auf Trinkwasser aus Entsalzungsanlagen<br />

angewiesen. „Etwa 1,5 bis 2<br />

Milliarden Menschen leben in Gegenden<br />

mit Wassermangel, in denen<br />

zumindest in Teilen des Jahres die<br />

verfügbaren Ressourcen nicht ausreichen,<br />

um den Bedarf zudecken“,<br />

sagt Vladmir Smakhtin, einer der beteiligten<br />

Wissenschaftler.<br />

Das Team hatte zunächst in vorhandenen<br />

Datenbanken die Zahl<br />

derzeit betriebener Entsalzungsanlagen<br />

ermittelt. Zudem prüften die<br />

Forscher, wie viel Trinkwasser diese<br />

Anlagen produzieren und welche<br />

Mengen an Rückständen dabei anfallen.<br />

DieSalzlauge der Anlagen enthält<br />

Chemikalien und gelöste Metalle.Sie<br />

werden dem Salzwasser zugegeben,<br />

um etwa eine Verstopfung zu verhindern.<br />

Kupfer und Chlor gehörten zu<br />

den problematischsten Beimengungen.<br />

Oft wirddas Gemisch zurück ins<br />

Meer geleitet. (dpa)<br />

Genveränderung<br />

macht Reis<br />

ertragreicher<br />

Schnelleres Wachstum und<br />

mehr Fotosynthese<br />

C<br />

hinesische Wissenschaftler haben<br />

den Ertrag vonReispflanzen<br />

durch eine Veränderung des Stoffwechsels<br />

um bis zu 27 Prozent gesteigert.<br />

Sie setzten dafür Gene der<br />

Pflanzeananderer Stelle des Erbguts<br />

ein und erhöhten so die Fotosyntheseleistung.<br />

Das Verfahren stellt die<br />

Gruppe um Xin-Xiang Peng von der<br />

South China Agricultural University<br />

in Guangzhou im Fachmagazin Molecular<br />

Plant vor.<br />

Das Team verbesserte den Stoffwechsel<br />

der Reispflanze (Oryza sativa)und<br />

ging das Glykolat-Problem<br />

an. Glykolat entsteht bei dem Prozess,<br />

bei dem die Pflanze aus Kohlendioxid<br />

(CO 2 ), Wasser und der<br />

Energie des Sonnenlichts Glucose<br />

herstellt. Das für die Pflanze giftige<br />

Glykolat muss durch einen energieaufwendigen<br />

Prozess, die Lichtatmung,<br />

abgebaut werden.<br />

Die Forscher veränderten die<br />

Pflanzen derart, dass ein Teil des Glykolats<br />

direkt in den Chloroplasten abgebaut<br />

wird, in denen die Fotosynthese<br />

stattfindet. Dortstand dadurch<br />

mehr CO 2 für die Fotosynthese bereit.<br />

Darüber hinaus bewirkten die Genveränderungen,<br />

dass bei der Lichtatmung<br />

weniger Stickstoff verloren<br />

geht. Die veränderten Pflanzen,<br />

GOC-Reis genannt, zeigen eine höhere<br />

Fotosyntheserate, schnelleres<br />

Wachstum und einen größeren Ertrag<br />

an Reiskörnern. (dpa/fwt)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 17 *<br />

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Sport<br />

Konkurrenz<br />

für die<br />

Besten<br />

Union-Verteidiger Hübner<br />

freut sich auf den Neuen<br />

VonMathias Bunkus, Jerez de la Frontera<br />

AmTag nach der Bekanntgabe des<br />

Nicolai-Rapp-Transfers schlenderte<br />

Innenverteidiger Marvin<br />

Friedrich nach der Vormittagseinheit<br />

im trauten Gespräch mit Trainer<br />

UrsFischer zum Hotel. Friedrich, 23,<br />

wollte offenbar schon mal Erkundigungen<br />

einziehen, was die Ankunft<br />

des neuen Kollegen für ihn und seinen<br />

Abwehrkollegen Florian Hübner,27,<br />

zu bedeuten habe.<br />

Der Coach redete mit ruhigen<br />

Worten auf Friedrich ein. Möglicherweise<br />

ging das Gespräch ja auch<br />

über eine Bestandsaufnahme für die<br />

kommenden sechs Monate hinaus.<br />

Denn im Sommer droht eine vertraglich<br />

vereinbarte Rückholaktion<br />

des FC Augsburg. Redebedarf war<br />

also bereits vorhanden, ehe Rapp<br />

nach beschwerlicher Reise endlich<br />

im Trainingslager der Eisernen eintraf.<br />

VonBelek, wo er mit seinem bisherigen<br />

Arbeitgeber Erzgebirge Aue<br />

geübt hatte, ging es via Brüssel und<br />

Zürich nach Sevilla. Am Ende des Tages<br />

hatte der 22 Jahre alte Abwehrmann<br />

4836 Kilometer hinter sich gebracht.<br />

Nonverbale Kampfansage<br />

Immerhin erschien der neue Innenverteidiger<br />

mit einer nonverbalen<br />

Kampfansage in Monte Castillo. Als<br />

er um 13.36 UhrimMannschaftshotel<br />

von Akaki Gogia in der Lobby<br />

freundlich begrüßt wurde −die beiden<br />

kennen sich seit der Hochzeit<br />

vom ehemaligen Dresdner Profi<br />

Marcel Franke (heute Darmstadt) −<br />

prangte auf der Rückseite seiner roten<br />

Trainingsjacke in großen weißen<br />

Letterndas Wort „Warrior“ −Krieger.<br />

Das bisherige Abwehrduo geht<br />

wohl mit einem Bonus in die zweite<br />

Saisonhälfte,führte es doch nach der<br />

Herbstrunde unangefochten die angesehene<br />

Rangliste des Kicker-<br />

Sportmagazins an: Friedrich auf<br />

zwei, Hübner auf eins. Der letzte<br />

Unioner, der sich derart herausragend<br />

präsentiert hatte, war Toni<br />

Leistner in der Hinrunde 2016/17.<br />

Sieht Nicolai Rapp mit Freude entgegen:<br />

Florian Hübner<br />

MATTHIAS KOCH<br />

„Ich gehe mal davon aus,dass wir<br />

weiter das Vertrauen bekommen<br />

werden“, erklärte Hübner zuversichtlich.<br />

Der 27-Jährige freut sich<br />

aus mehreren Gründen über den Zuwachs<br />

in der Mannschaft. „Wenn die<br />

Qualität im Training hoch ist, hilft<br />

mir das, noch mehr aus mir rauszuholen.<br />

Das hilft auch der ganzen<br />

Mannschaft“, sagte Hübner. Zudem<br />

sei es bei den Zielen des Klubs gut,<br />

immer noch mehr Qualität im Team<br />

zu haben. „Es kann ganz schnell mal<br />

was passieren“, sagte er,„eine Gelbsperreoder<br />

eine Verletzung.“<br />

Der 1,91 m große Abwehrhüne<br />

hat sich für die „Restspielzeit“ noch<br />

einiges vorgenommen: Ein Tor und<br />

zwei Torbeteiligungen sind ihm zu<br />

wenig. „Defensiv kann man uns<br />

nicht viel vorwerfen. Aber nach<br />

vorne geht mit Sicherheit noch<br />

mehr. Gerade bei Standards. Die<br />

können als Waffe in der Zweiten Liga<br />

sehr wichtig sein“, so Hübner. Rapp<br />

hat sich in dieser Kategorie bislang<br />

nicht hervorgetan: ein Torund zwei<br />

Vorlagen in 60 Zweitligaspielen.<br />

„Ich habe alles gegeben“<br />

Bei den Australian Open begeistert Andy Murray bei seinem womöglich letzten Spiel noch einmal die Tennisfans<br />

VonDoris Henkel, Melbourne<br />

Vier Stunden und zehn Minuten<br />

dauerte das vielleicht<br />

letzte Spiel seiner<br />

Karriere, und in diesen 250<br />

Minuten steckte alles, was zu Andy<br />

Murray gehört. Obwohl er in seinen<br />

Bewegungen sichtlich eingeschränkt<br />

war, war ihm kein Wegzuweit, kein<br />

Berg zu hoch und kein Grat zu gefährlich.<br />

Bei seinem angekündigten<br />

Rücktritt vorein paar Tagen hatte der<br />

Schotte gesagt, an manchen Tagen<br />

habe er solche Schmerzen in der<br />

operierten Hüfte, dass er sich kaum<br />

die Socken anziehen könne.Aber an<br />

diesem Abend drückte er mit jeder<br />

Faser seines strapazierten Körpers<br />

aus, dass er vor allem das im Sinn<br />

hatte, was ihn während seiner ganzen<br />

Karriere ausgezeichnet hatte –<br />

den Krug bis zum letzten Tropfen zu<br />

leeren.<br />

Viele hatten befürchtet, gegen einen<br />

starken Spieler wie den Spanier<br />

Roberto Bautista Agut, Nummer 22<br />

der Welt, werde er auf verlorenem<br />

Posten stehen. Aber bei den besonderen<br />

Spielern gibt es keine verlorenen<br />

Posten, und so passte es ins Bild,<br />

dass er gegen den läuferisch deutlich<br />

überlegenen Spanier tatsächlich<br />

fünf Sätze lang durchhielt. Gefeiert<br />

und frenetisch angefeuert vom Publikum<br />

rannte Andy Murray mit unrunden<br />

Bewegungen von Melbourne<br />

bis Buffalo und zurück. Um<br />

eine Ahnung zu haben, wie schwer<br />

die ganze Situation ist, musste man<br />

während des Spiels nur das Gesicht<br />

seines Bruders Jamie anschauen, der<br />

sichtlich mitlitt und ein paar Malden<br />

Tränen nahe zu sein schien.<br />

Eindrucksvolle Karrierebilanz<br />

Vier Sätze wehrte sich Murray mit<br />

ganzer Kraft, im fünften war Roberto<br />

Bautista Agut körperlich einfach zu<br />

überlegen, und man sah das Ende<br />

kommen; als es vorbei war, ging der<br />

Spanier auf die Seite des Schotten<br />

und umarmte ihn. Beim Interview<br />

auf dem Platz und bei einer emotionalen<br />

Video-Botschaft von Kolleginnen<br />

und Kollegen hatte sich Murray<br />

gut im Griff –anders als ein paar Tage<br />

zuvor, als er unter Tränen in einer<br />

Pressekonferenz seinen bevorstehenden<br />

Rücktritt verkündet hatte.In<br />

zwei Sätzen, die alles enthielten,<br />

fasste er die Ereignisse der vier Stunden<br />

und zehn Minuten beim 4:6, 4:6,<br />

Wenn der Körper nicht mehr mitspielt: Andy Murray.<br />

7:6, 7:6, 2:6 in der Melbourne Arena<br />

zusammen: „Falls das hier mein letztes<br />

Spiel war, dann war es ein unglaubliches<br />

Ende. Ich habe alles gegeben.“<br />

Mit den Kommentaren, Reaktionen<br />

und Sympathiebekundungen,<br />

die Andy Murray nach seinem angekündigten<br />

Rücktritt erhalten hatte,<br />

hätte man ein blumiges Poesiealbum<br />

füllen können. Und eswurde<br />

AP/BROWNBILL<br />

sehr deutlich, dass dieser auf den<br />

ersten Blick eher spröde wirkende<br />

Typvon den anderen vor allem wegen<br />

seiner unverstellten, ehrlichen<br />

Art geschätzt wird. Besonders schön<br />

hörte sich das in den sorgsam gewählten<br />

Worten der jungen Japanerin<br />

Naomi Osaka an, die sagte: „Ich<br />

habe das Gefühl, als hätte ich einen<br />

Freund verloren, obwohl er kein<br />

Freund ist. Aber ich habe jemanden<br />

Griff ins Leere<br />

verloren, der ein Freund hätte sein<br />

können.“<br />

Aus dem rein sportlichen Winkel<br />

betrachtet ist Murrays Karriere mit<br />

der eindrucksvollen Bilanz von drei<br />

Grand-Slam-Titeln (US Open 2012,<br />

Wimbledon 2013 und 2016), zwei<br />

olympischen Goldmedaillen und<br />

und einem entscheidenden Beitrag<br />

zum britischen Davis-Cup-Sieg 2015<br />

–und das in einer Äramit so überragenden<br />

Spielern wie Roger Federer,<br />

Rafael Nadal und Novak Djokovic –<br />

aber mindestens ebenso bemerkenswert.<br />

Zwei Optionen bleiben ihm<br />

Als er nach Mitternacht zur Pressekonferenz<br />

erschien, fiel ihm jeder<br />

Schritt schwer,aber er wirkte im Vergleich<br />

zur tränenreichen Ankündigung<br />

seines Rücktritts ein paar Tage<br />

zuvor fast ein wenig erleichtert.<br />

Sollte es wirklich das letzte Spiel seiner<br />

Laufbahn gewesen sein, dann sei<br />

das für ihn in Ordnung, sagte er.Und<br />

wie wird esnun weitergehen? Murraysagte,erhabe<br />

zwei Optionen: Die<br />

eine sei, sich und seinem Körper in<br />

den kommenden viereinhalb bis<br />

fünf Monaten eine Pause zu gönnen<br />

und sich dann auf einen Abschied in<br />

Wimbledon vorzubereiten. „Aber<br />

selbst wenn ich noch mal spielen<br />

will, will ich doch vorallem die Qualität<br />

meines täglichen Lebens verbessern;<br />

ich habe ja bei vielen ganz<br />

normalen Dingen Schmerzen.“<br />

Die andere Möglichkeit sei eine<br />

zweite Operation, und es gebe ja<br />

auch Beispiele von Kollegen, bei denen<br />

das funktioniert habe wie beim<br />

amerikanischen Doppelspezialisten<br />

Bob Bryan. „Aber es gibt keinerlei<br />

Garantie, dass ich danach noch mal<br />

spielen kann, und darüber bin ich<br />

mir total im Klaren. Das ist die Entscheidung,<br />

die ich treffen muss, auf<br />

die Gefahr hin, danach nie mehr<br />

spielen zu können.“<br />

Natürlich würde er all das gern<br />

noch mal erleben, was dazu gehört,<br />

ein großartiger Sportler zu sein: Das<br />

rauschende Adrenalin, die Herausforderung,<br />

die ganz großen Siege.<br />

Aber im Moment sehnt sich Andy<br />

Murray vorallem danach, mit seinen<br />

Töchtern auf dem Rasen rumzutollen,<br />

mit den Hunden spazieren zu<br />

gehen und die verführerischen Alltäglichkeiten<br />

des Lebens genießen<br />

zu können. Das hatte er lange nicht<br />

mehr.<br />

Titelverteidiger Philadelphia scheidet in den Play-offs der NFL früh aus, weil die Magie vergangener Tage ein Ende hat<br />

VonMatti Lieske<br />

Cody Parkey selbst war nicht anwesend<br />

bei der Cody Parkey<br />

Challenge, die eine Brauerei am<br />

Sonnabend in Chicago veranstaltete.<br />

Ein bisschen schade, denn vielleicht<br />

hätte es den Kicker der Chicago Bears<br />

getröstet, dass 101 Kandidaten<br />

ebenso wie Parkey eine Woche zuvor<br />

daran scheiterten, ein Field Goal aus<br />

43 Yards zuerzielen. Beim Versuch<br />

des Profikickers war aber immerhin<br />

die Hand eines Abwehrspielers der<br />

Philadelphia Eagles im Spiel gewesen,<br />

die den Ball an das Gestänge<br />

lenkte und so in letzter Sekunde die<br />

15:16-Niederlage und das Aus der<br />

Bears in den Play-offs der National<br />

Football League (NFL) besiegelte.<br />

Sollte jemand auf die Idee kommen,<br />

in Philadelphia eine Alshon Jeffery<br />

Challenge zu veranstalten, wäre<br />

die Erfolgsquote vermutlich etwas<br />

höher. Gar so schwer war der Ball<br />

nicht zu fangen, den der Wide Receiver<br />

der Eagles am Sonntag bei der<br />

14:20-Niederlage in New Orleans<br />

zwei Minuten vor Schluss durch die<br />

Finger gleiten ließ, genau in die<br />

Hände seines Bewachers Marshon<br />

Lattimore. Umso untypischer der<br />

Fehler des zuverlässigen Ballfängers,<br />

es war erst der dritte Pass,den Jeffery<br />

in der gesamten Spielzeit fallen ließ.<br />

Dummerweise einer, der die Saison<br />

des Titelverteidigers abrupt beendete.<br />

Am Ende war sie wieder dagewesen,<br />

die Magie,welche die Eagles vor<br />

einem Jahr zum Gewinn des Super<br />

Bowl getragen hatte, jene Aura der<br />

Unbesiegbarkeit, welche<br />

die vom Reserve-Quarterback<br />

Nick Foles geführte<br />

Offensive versprühte. Erneut<br />

hatte ein verpasstes<br />

Field Goal des Gegners<br />

Philadelphia in die Karten<br />

gespielt, drei Minuten vor<br />

Ende der Partie bei den<br />

New Orleans Saints bekamen<br />

sie den Ball, und der<br />

Rückstand betrug nur<br />

sechs Punkte. Ein Touchdown plus<br />

Extrapunkt hätte sie ins Conference-<br />

Finale gegen die Los Angeles Rams<br />

gebracht.<br />

Und plötzlich kamen die Pässe<br />

von Foles wieder wie gemalt, so wie<br />

in den ersten Minuten der Partie,als<br />

er die Gastgeber und ihre Fans mit<br />

zwei Touchdown-Pässen zum 14:0 in<br />

einen kurzzeitigen Schockzustand<br />

versetzt hatte.„Ich hatte das Gefühl,<br />

dass das Momentum auf unserer<br />

Seite war“, sagte Coach Doug Pederson<br />

über die Schlussphase, „wir<br />

dachten alle,dass der Zauber weitergehen<br />

würde.“ Doch dann kam der<br />

kurze Pass auf Jeffery, und ein kleiner<br />

Moment der Unkonzentriertheit<br />

machte alles zunichte. „Wir waren<br />

dabei zu gewinnen, und wir haben<br />

uns selbst geschlagen, ehrlich. Ich<br />

habe meine Teamkollegen im Stich<br />

gelassen, die Sache geht<br />

auf mich“, sagte der unglückliche<br />

Receiver, der<br />

mit den Gedanken wohl<br />

schon beim folgenden<br />

Laufweg war, statt auf den<br />

Ball achtzugeben.<br />

GETTY IMAGES/JONATHAN BACHMAN<br />

Alshon Jefferywar allerdings<br />

der Einzige bei den<br />

Der Titel ist weg: Philadelphia Eagles, der<br />

Nick Foles die Ursache der Niederlage<br />

bei dieser Szene suchte,<br />

zumindest öffentlich. Schon als er<br />

nach der Aktion deprimiert amBoden<br />

lag und später,als er wie ein müder<br />

Zombie über den Platz stapfte,<br />

hatten ihn Mitspieler und Gegner zu<br />

trösten versucht, allen voran Coach<br />

Pederson und Spielmacher Foles.<br />

„Ohne ihn wären wir gar nicht hier“,<br />

sagte Tight End Zach Ertz. „Er ist einer<br />

der besten Receiver der Liga.<br />

Fängt er den Ball 99 von 100 Mal?<br />

Yeah! Fängt er ihn 999999 von einer<br />

Million Mal? Yeah! Es ist bitter, dass<br />

es so endet.“<br />

Beendet war durch die Niederlage<br />

im Superdome von New Orleans jedenfalls<br />

der Versuch, das Eagles-<br />

Wunder aus dem Vorjahr zu wiederholen.<br />

Auch damals war Nick Foles<br />

am Ende der Saison für den verletzten<br />

Stamm-Quarterback Carson<br />

Wentz ins Team gekommen, hatte<br />

der Mannschaft neue Energie und<br />

Kreativität verliehen und war<br />

schließlich beim Super-Bowl-Sieg<br />

gegen die NewEngland Patriots zum<br />

besten Spieler des Matches gewählt<br />

worden. Diesmal fehlte den durch<br />

viele Verletzungen geschwächten<br />

Eagles jedoch die Substanz für eine<br />

ähnliche Sensation, und die Niederlage<br />

gegen das beste Team der Saison<br />

war nicht nur logisch, sondern trotz<br />

des späten Aufbäumens auch verdient.<br />

Mit den Saints, deren Quarterback<br />

Drew Brees an diesem Dienstag<br />

40 Jahre alt wird, ihrem Gegner Los<br />

Angeles Rams sowie den New England<br />

Patriots und Kansas City Chiefs<br />

spielen nun die vier topgesetzten<br />

Teams um den Einzug in den Super<br />

Bowl am 3. Februar in Atlanta, was<br />

eher eine Rarität darstellt. Normal<br />

hingegen ist das Scheitern des<br />

Champions.Verteidigt wurde der Titel<br />

zuletzt 2005 von den New England<br />

Patriots.<br />

NACHRICHTEN<br />

Hertha begrüßt Marko<br />

Grujic zurück im Team<br />

FUSSBALL. MarkoGrujic ist nach<br />

einmonatiger Verletzungspause ins<br />

Mannschaftstraining bei Hertha BSC<br />

zurückgekehrt. Coach PalDardai<br />

mahnt Geduld an: „Wir dürfen nicht<br />

den Fehler machen, ihn zu früh reinzuschmeißen.“<br />

Zuletzt hatte er erklärt,<br />

dass Grujic frühestens im zweiten<br />

Rückrundenspiel gegen Schalke<br />

04 am 25. Januar eine Option sei.<br />

Ronnytrainierteinen Monat<br />

bei Siebtligist Berlin United<br />

FUSSBALL. Dereinstige Herthaner<br />

Ronny bekommt bei Berlin United<br />

tatsächlich eine Chance.Von diesem<br />

Dienstag an trainiertder 32 Jahrealte<br />

Brasilianer beim Siebtligisten auf Bewährung<br />

mit. „Wir gehen es vorsichtig<br />

an“, sagte Vereinsboss Stefan<br />

Teichmann. „Wir haben einen Zeithorizont<br />

vonvier Wochen, in denen<br />

er das komplette Vorbereitungstraining<br />

mitmacht.“<br />

Huddersfield trennt sich<br />

von Coach David Wagner<br />

FUSSBALL. David Wagner ist nicht<br />

länger Teammanager des englischen<br />

Erstligisten Huddersfield Town. Wie<br />

das Tabellenschlusslicht der Premier<br />

League am Montag bekannt gab,<br />

wurde der bis 2021 laufende Vertrag<br />

mit dem 47-Jährigen aufgelöst.<br />

Rudolf Molleker scheitert,<br />

Angelique Kerber siegt<br />

TENNIS. Der<strong>Berliner</strong> Rudolf Molleker<br />

hat bei seinem Grand-Slam-Debüt<br />

eine Überraschung in der ersten<br />

Runde der Australian Open verpasst.<br />

Der18-Jährige nahm dem an Position<br />

18 gesetzten Argentinier Diego<br />

Schwartzman beim 1:6, 3:6, 6:4, 0:6<br />

immerhin einen Satz ab.Den einzigen<br />

deutschen Erfolg schaffte am<br />

Auftakttag Angelique Kerber mit<br />

dem 6:2, 6:2 gegen die Slowenin Polona<br />

Hercog.<br />

Weltcup in Ruhpolding trotz<br />

Schneechaos nicht gefährdet<br />

BIATHLON. Doppel-OlympiasiegerinLauraDahlmeier<br />

und Vanessa<br />

Hinz geben nach überstandenen Erkältungen<br />

ihr Comeback. Trotz des<br />

Schneechaos in Teilen Oberbayerns<br />

gehen die Organisatoren davon aus,<br />

dass die Rennen ab Mittwoch wie geplant<br />

starten.<br />

RobertFörstemann meldet<br />

sich aus Krankenhaus<br />

RADSPORT. DerfrühereWeltmeister<br />

RobertFörstemann hat die Operation<br />

nach seinem Sturzbeim Sechstagerennen<br />

in Bremen gut überstanden.<br />

„Nach Angaben der Ärzte ist alles<br />

sehr gut verlaufen“, übermittelte<br />

der 32-Jährige aus dem Aufwachraum.<br />

Er war am Sonnabend mit<br />

etwa 70 Stundenkilometerngestürzt,<br />

die Folgen: ein Schädel-Hirn-<br />

Trauma, eine gebrochene linke<br />

Schulter,ein gebrochenes Schlüsselbein<br />

und zwei gebrochene Rippen.<br />

ZAHLEN<br />

Tennis<br />

Australien Open, 1. Runde<br />

Männer: Chatschanow(Russland/10) -Gojowczyk<br />

(München) 3:6, 6:3, 6:4, 6:3; Schwartzman<br />

(Argentinien/18) -Molleker (Oranienburg) 6:1,<br />

6:3, 4:6, 6:0; Ebden (Australien) -Struff (Warstein)<br />

1:6, 6:4, 6:3, 6:4<br />

Frauen: Kerber (Kiel/2) -Hercog (Slowenien) 6:2,<br />

6:2; Collins (USA) -Görges (Bad Oldesloe/14)<br />

2:6, 7:6 (7:5), 6:4; Begu (Rumänien) -Petkovic<br />

(Darmstadt) 6:7 (3:7), 4:3 Aufgabe


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

Eisbären Berlin<br />

In der<br />

Sackgasse<br />

Benedikt Paetzholdt<br />

sieht wenig Hoffnung für<br />

eine Wende zum Guten.<br />

Der Sonntagnachmittag war das<br />

perfekte Abbild dieser Eisbärensaison.<br />

Beim 2:4 inWolfsburggingen<br />

die <strong>Berliner</strong> wieder mal als Verlierer<br />

gegen ein Team vomEis,das in<br />

der Tabelle noch schlechter dasteht<br />

als der schwächelnde Neunte aus<br />

der Hauptstadt. 23 Punkte ließ der<br />

DEL-Rekordmeister, ja, dieser Titel<br />

gilt noch immer, gegen die Mannschaften<br />

liegen, die aktuell auf den<br />

Plätzen zehn bis 14 platziertsind. So<br />

könnte selbst das Notziel Pre-Playoffs<br />

noch in Gefahr geraten, wenn<br />

sich nicht was verändert inder Binnenchemie.Man<br />

könnte auch sagen:<br />

Wenn nicht eine Aufbruchstimmung<br />

erzeugt wird. Vordem letzten Viertel<br />

der Hauptrunde ist die Zeit überreif.<br />

Acht Stammspieler fehlten zuletzt,<br />

die Umstände könnten günstiger<br />

sein. Doch die spielerische Armut<br />

über weite Strecken der Saison<br />

lässt sich damit nicht erklären. Bis<br />

zur Deutschland-Cup-Pause sah es<br />

noch halbwegs freundlich aus, standen<br />

die Eisbären auf einem direkten<br />

Play-off-Platz. Danach offenbarten<br />

sich tiefe Risse.Spieler wie Jens Baxmann<br />

oder Jonas Müller gaben zu<br />

Bedenken, dass die Gegner oft frischer<br />

wirkten. Florian Busch sprach<br />

von „Chaos auf dem Eis“. Taktisch<br />

war nicht mehr zu erkennen, für welches<br />

Eishockey die Eisbären stehen.<br />

Clément Jodoin zu entlassen, war<br />

die logische Folge.Wenn sich Spieler<br />

derart äußern, ist die Autorität des<br />

Trainers längst dahin. Überhaupt<br />

wirkte sein Aufstieg vonUwe Krupps<br />

Assistent zum Cheftrainer wie ein<br />

großes Missverständnis. Menschlich<br />

war der Kanadier angesehen, aber<br />

der Übergang zum Übungsleiter ist<br />

ihm nicht gelungen. Viele Spieler<br />

wirkten nach der Trennung regelrecht<br />

erleichtert.<br />

Nach jetzt zehn Spielen unter<br />

Sportdirektor und Interimstrainer<br />

Stéphane Richer hat sich jedoch<br />

nichts zum Besseren entwickelt, im<br />

Gegenteil. Jodoin sammelte in 29<br />

Spielen 44 Punkte (Schnitt: 1,5), Richer<br />

steht aktuell bei neun Zählern.<br />

Was ihn vor ein großes Dilemma<br />

stellt: Liegt das Problem innerhalb<br />

der Mannschaft, ist es ihm nicht gelungen,<br />

den Kader nach dem knapp<br />

verpassten Meistertitel neu aufzustellen.<br />

Oder fehlt es an dem passenden<br />

Übungsleiter für dieses Ensemble?<br />

Dann ist Richer genauso fehl am<br />

Platz wie Vorgänger Jodoin. Und es<br />

stellt sich erneut die Frage, warum<br />

man Uwe Krupp mit einem neuen<br />

Vertragsolange zappeln ließ, bis dieser<br />

einen Ausweg nach Prag suchte.<br />

Die Lage wirkt hoffnungslos. Es<br />

fehlt ein Spieler,der die anderen mitreißt,<br />

und ein passender Trainer lässt<br />

sich zum jetzigen Zeitpunkt kaum<br />

finden. Oder holt Richer einen alten<br />

Freund aus Hamburger Tagen? Serge<br />

Aubin wurde gerade in Zürich gefeuert.<br />

DieIdeallösung wäredas nicht.<br />

Paul Drux, gezeichnet vom Spiel gegen Russland.<br />

Der erste Kratzer<br />

Das22:22gegen Russlandkönnte für dieDHB-Auswahl bei der Heim-WM nochschwerwiegende Folgen haben<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Die Szenerie in der Arena<br />

am Ostbahnhof erinnerte<br />

am Montagabend<br />

an das abrupte Ende einer<br />

Party, wenn plötzlich keine Musik<br />

mehr ertönt, weil der Nachbar<br />

den Stromstecker gezogen hat und<br />

alle sehr enttäuscht nach Hause trotten.<br />

Russland war genau dieser Partycrasher<br />

für die deutsche Handball-<br />

Nationalmannschaft. Unabhängig<br />

vom Spielverlauf wäre ein Remis gegen<br />

diesen Gegner schon als Enttäuschung<br />

gewertet worden. In diesem<br />

konkreten Fall war das 22:22 besonders<br />

ärgerlich, weil eine Zwei-Tore-<br />

Führung in den letzten beiden Minuten<br />

noch verspielt wurde.<br />

„Es darf nicht passieren, dass wir<br />

das ganzeSpiel über alles in der Hand<br />

haben und in den letzten Minuten<br />

dann alles verkacken“, sagte Kreisläufer<br />

Patrick Wiencek, wohlwissend,<br />

dass die Wirkung dieses Ausrutschers<br />

weit über diesen Abend hinausgehen<br />

kann. Den frühzeitigen Einzug in die<br />

Hauptrunde hat die Mannschaft von<br />

Bundestrainer Christian Prokop nicht<br />

nur verpasst. Es braucht gegen Weltmeister<br />

Frankreich am Dienstagab<br />

(20.30 Uhr) nun schon mindestens einen<br />

Punkt, um sich nicht frühzeitig<br />

die Perspektiven auf das Halbfinale in<br />

diesem Turnier zu verbauen. Dieersten<br />

drei Teams je Gruppe machen<br />

den nächsten Schritt, die Punkte gegen<br />

die weiteren qualifizierten Teams<br />

werden mitgenommen. „Das war ein<br />

verlorener Punkt“, sagte Paul Drux.<br />

DemRückraumspieler der Füchse<br />

Berlin kam dabei eine ganz entscheidende<br />

Rolle zu in den letzten dramatischen<br />

Minuten. Beim Stand von<br />

21:20 leistete er sich einen fatalen<br />

Fehlpass in die Hände von Dimitri<br />

Schitnikow, der dieses Spiel zum ersten<br />

Mal seit der 26. Minute ausgleichen<br />

konnte. Schon jetzt herrschte<br />

kurz Kater, der sich aber noch mal<br />

löste, als Fabian Böhm 51 Sekunden<br />

vor dem Schluss erneut die deutsche<br />

Führung warf. Doch es gelang nicht,<br />

das Tor zu verbarrikadieren. Sergej<br />

Kosorotow war verantwortlich dafür,<br />

dass die Russen anschließend begeistert<br />

imKreis tanzten und die Deutschen<br />

geknickt die Ehrenrunde liefen.<br />

„Das ist ein kleiner Schockmoment,<br />

den wir schnell aus den Köpfen<br />

bekommen müssen“, sagte Hendrik<br />

Pekeler.<br />

Es war durchweg das erwartet<br />

zähe Spiel gegen eine russische<br />

Mannschaft, die vor allem in Form<br />

von Linksaußen Timur Dibirow offensiv<br />

verteidigteund die Deutschen<br />

damit sichtlich nervte. ImVergleich<br />

zu den bisherigen beiden Spielen gegen<br />

Korea (30:19) und Brasilien<br />

(34:21) brauchte es mehr Varianten,<br />

um zum Wurf zu kommen. Mehr als<br />

zwei Tore Vorsprung konnten sich<br />

die Gastgeber schon in der ersten<br />

Halbzeit nicht herausspielen. Insge-<br />

„Heute dürfen wir uns ärgern. Das Schöne an<br />

diesem Turnier ist aber, dass wir es binnen<br />

24 Stunden besser machen können mit dem<br />

tollen Publikum.“<br />

Christian Prokop<br />

richtet den Blick nach vorne, auf das vierte Gruppenspiel gegen Weltmeister Frankreich.<br />

samt wirkten viele Aktionen zu hektisch.<br />

Torhüter Andreas Wolff konnte<br />

nicht ganz so viele Würfe entschärfen,<br />

wie er es von sich selbst erwartet.<br />

Dennoch entwickelten sich vor<br />

der Pause wieder die Emotionen, die<br />

bislang so typisch sind für dieses<br />

Turnier. Rechtsaußen Patrick<br />

Groetzki warf das 11:10. Dann landete<br />

ein russischer Siebenmeter am<br />

Pfosten, was Silvio Heinevetter, der<br />

nur für zwei Würfe auf der Platte<br />

stand, kurzzeitig Heldenstatus verlieh.<br />

Und dann vollendete Hendrik<br />

GRUPPE A GRUPPE B GRUPPE C<br />

IMAGO/SCHÜLER<br />

Pekeler einen typischen Fabian-<br />

Wiede-Angriff, in dem der <strong>Berliner</strong><br />

den Ball über die Schulter abrollte,<br />

den der Kreisläufer aufnahm und<br />

verwandelte. Nun dröhnte die Halle<br />

auf voller Kraft.<br />

Früh kam die Gastgebermannschaft<br />

dann auch wieder aus der Kabine<br />

und wollte genau diesen<br />

Schwung aufnehmen. Aber dieses<br />

Spiel blieb ausgeglichen. Mal führte<br />

Deutschland sogar mit vier, dann<br />

kämpfte sich Russland wieder ran. In<br />

einigen Szenen, die vorentscheidend<br />

hätten sein können, fehlte die Konzentration.Wolff<br />

hatte nun zwar wieder<br />

einige dieser Momente, als er<br />

sich wie eine undurchlässige Wand<br />

aufbaute und nicht zu bezwingen<br />

war. Aber auch der russische<br />

Schlussmann Victor Kireew lieferte<br />

einen sehr achtbaren Arbeitstag ab<br />

und hielt sein Team damit im Spiel<br />

und im Turnier.<br />

In den Stunden bis zum Gipfeltreffen<br />

mit Frankreich, das nun also<br />

ein vorgezogenes Endspiel darstellt,<br />

sind nun die Motivationskünste gefragt.<br />

„Heute dürfen wir uns ärgern“,<br />

sagte Prokop. „Das Schöne an diesem<br />

Turnier ist aber,dass wir es binnen<br />

24 Stunden besser machen können<br />

mit dem tollen Publikum.“ Vorausgesetzt,<br />

es zieht ihm nicht mitten<br />

im Höhepunkt der Partyden Stecker.<br />

Benedikt Paetzholdt<br />

fühlte sich an ein jähes Partyende<br />

erinnert.<br />

GRUPPE D<br />

Millionen<br />

für die<br />

WM<br />

Handball-Bund erwartet<br />

siebenstelligen Gewinn<br />

Der Deutsche Handballbund<br />

(DHB) erwartet bei der derzeit<br />

laufenden Heim-Weltmeisterschaft<br />

einen Rekordgewinn in Millionenhöhe.<br />

„Nach derzeitigem Stand gehen<br />

wir von einem finanziellen Gewinn<br />

in siebenstelliger Höhe aus,<br />

den wir für die Weiterentwicklung<br />

unserer Sportart einsetzen können<br />

und werden“, sagte DHB-Vorstandschef<br />

Mark Schober dem Fachmagazin<br />

Handballwoche.<br />

DieGewinne werden allein durch<br />

den Ticketverkauf und die Kooperation<br />

mit nationalen Sponsoren erlöst,<br />

da die kompletten Marketingrechte<br />

beim Weltverband IHF liegen.<br />

Der Gesamtumsatz bei der erstmals<br />

in zwei Ländernausgetragenen Endrunde<br />

beläuft sich auf rund 25 Millionen<br />

Euro. Der DHB rechnet mit<br />

etwa 15 Millionen Euro, Co-Gastgeber<br />

Dänemark setzt rund zehn Millionen<br />

Euro um.<br />

Nachdem das Eröffnungsspiel in<br />

Berlin stattfand, steigt das WM-Finale<br />

am 27. Januar im dänischen<br />

Herning. Kritik an dieser Regelung<br />

äußerte der ehemalige DHB-Präsident<br />

Ulrich Strombach. „Ich freue<br />

mich sehr auf diese WM, denn sie ist<br />

für den DHB und die deutsche<br />

Mannschaft eine große Chance.Eins<br />

kann ich allerdings nicht verstehen:<br />

Wenn Deutschland und Dänemark<br />

gemeinsam diese WM ausrichten,<br />

dann kann das Endspiel nicht in Dänemark<br />

stattfinden“, sagte Strombach.<br />

Vomsportlichen Erfolg abhängig<br />

Ungeachtet der Kritik am Spielplan<br />

sind es vor allem die Darbietungen,<br />

der deutschen Mannschaft, die über<br />

den Erfolg des Turniers mit entscheiden.<br />

WeitereTopleistungen der würden<br />

die WM-Euphorie und damit<br />

womöglich auch die finanziellen Erträge<br />

weiter erhöhen. DasTeam von<br />

Bundestrainer Christian Prokop ist<br />

nach zwei Siegen zum Auftakt gegen<br />

Korea und Brasilien nun stark gefordert.<br />

Erst stehtamMontag ein Duell<br />

mit Russland (nach Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe) an, bevor es<br />

bereits an diesem Dienstagabend<br />

später zum Duell mit Frankreich<br />

(20.30 Uhr/ZDF) kommt. Nach einem<br />

Ruhetag kommt es zum abschließenden<br />

Gruppenduell mit der<br />

AuswahlSerbiens.<br />

Der sportliche Erfolg war vor<br />

zwölf Jahren derSchlüssel zum wirtschaftlichen<br />

Erfolg der Weltmeisterschaft<br />

in Deutschland. Damals zog<br />

der DHB eine positive Bilanz mit einem<br />

Gewinn von 750 000 Euro. Das<br />

Budget belif sich auf insgesamt 9,6<br />

Millionen Euro.Der Verband verwies<br />

damals darauf, dass dieWeltmeisterschaft<br />

ohne einen einzigen Euro aus<br />

öffentlichen Mitteln finanziert worden<br />

sei. Den Spielern sei sogar noch<br />

eine Prämie gezahlt worden. „Dieses<br />

Ergebnis ist nicht hoch genug einzuschätzen.“<br />

Strombach sprach vomfinanziellen<br />

Gewinn. (BLZ)<br />

Berlin<br />

Serbien −Brasilien 22:24<br />

Russland −Deutschland 22:22<br />

Frankreich−Korea 34:23<br />

München<br />

Island −Bahrain 36:18<br />

Kroatien −Mazedonien 31:22<br />

Spanien−Japan 26:22<br />

Herning<br />

Tunesien −Chile 36:30<br />

Norwegen −Österreich 34:24<br />

Dänemark−Saudi-Arabien 34:22<br />

Kopenhagen<br />

Ungarn−Katar 32:26<br />

Argentinien−Ägypten 20:22<br />

Schweden−Angola 37:19<br />

Unter Interimstrainer Stéphane Richer<br />

wurde nichts besser.<br />

IMAGO/JAN HUEBNER<br />

1 Frankreich 3 90: 66 6: 0<br />

2 Deutschland 3 86: 62 5: 1<br />

3 Russland 3 86: 79 4: 2<br />

4 Brasilien 3 67: 80 2: 4<br />

5 Serbien 3 73: 86 1: 5<br />

6 Korea 3 69: 98 0: 6<br />

Nächste Spiele:<br />

Russland −Brasilien Di., 15.30<br />

Korea −Serbien Di., 18.00<br />

Deutschland −Frankreich Di., 20.30<br />

Brasilien−Korea Do., 15.30<br />

Deutschland −Serbien Do., 18.00<br />

Frankreich−Russland Do., 20.30<br />

1 Kroatien 3 97: 67 6: 0<br />

2 Spanien 3 91: 70 6: 0<br />

3 Mazedonien 3 88: 83 4: 2<br />

4 Island 3 88: 81 2: 4<br />

5 Japan 3 78: 99 0: 6<br />

6 Bahrain 3 64: 97 0: 6<br />

Nächste Spiele:<br />

Japan −Island Mi., 15.30<br />

Kroatien −Bahrain Mi., 18.00<br />

Mazedonien −Spanien Mi., 20.30<br />

Bahrain −Japan Do., 15.30<br />

Mazedonien −Island Do., 18.00<br />

Spanien−Kroatien Do., 20.30<br />

1 Dänemark 3 109: 60 6: 0<br />

2 Norwegen 3 108: 69 6: 0<br />

3 Österreich 3 77: 88 2: 4<br />

4 Tunesien 3 82: 100 2: 4<br />

5 Chile 3 78: 99 2: 4<br />

6 Saudi-Arabien 3 65: 103 0: 6<br />

Nächste Spiele:<br />

Saudi-Arabien −Tunesien Di., 16.15<br />

Norwegen−Chile Di., 18.30<br />

Österreich −Dänemark Di., 20.45<br />

Chile−Saudi-Arabien Do., 15.00<br />

Österreich −Tunesien Do., 17.30<br />

Dänemark−Norwegen Do., 20.15<br />

1 Schweden 3 95: 59 6: 0<br />

2 Ungarn 3 91: 75 5: 1<br />

3 Katar 3 77: 79 2: 4<br />

4 Ägypten 3 69: 75 2: 4<br />

5 Angola 3 67: 94 2: 4<br />

6 Argentinien 3 61: 78 1: 5<br />

Nächste Spiele:<br />

Angola−Argentinien Mi., 15.30<br />

Ungarn−Ägypten Mi., 18.00<br />

Katar−Schweden Mi., 20.30<br />

Ägypten −Angola Do., 15.30<br />

Katar−Argentinien Do., 18.00<br />

Schweden−Ungarn Do., 20.30<br />

Prämierte Weltmeister:Dominik Klein<br />

und Michael Kraus<br />

IMAGO


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 – S eite 19<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Beat Furrers Oper<br />

„Violetter Schnee“ an<br />

der Staatsoper<br />

Seite 21<br />

„Eine Bluse kostete locker zwei Monatsmieten warm.“<br />

Birgit Walter über eine Ausstellung von Modegrafiken aus der DDR Seite 20<br />

Kulturkampf<br />

Ist es zu laut,<br />

bist du zu alt<br />

PetraKohse<br />

wartet auf künstlerische Beiträgevon<br />

rechts<br />

Den Reflex, dass man das, was<br />

man nicht mag, gern weghaben,<br />

am liebsten verboten sehen<br />

würde, kennt wohl jeder. Laute Musik<br />

von nebenan zum Beispiel. Aber<br />

die Tatsache,dass ein anderer genau<br />

das eben besonders mag, verschafft<br />

diesem durchaus Rechte zu bestimmten<br />

Zeiten des Tages. Und<br />

manchmal helfen auch Argumente –<br />

wie die Postkarte, die meine Tochter<br />

neben ihrer Zimmertür angebracht<br />

hat: „Ist es zu laut, bist du zu alt.“<br />

Die AfD mag die „Ideologie des<br />

Multikulturalismus“ (Grundsatzprogramm)<br />

nicht. Vorallem nicht, wenn<br />

sie in öffentlich finanzierten Theatern<br />

vertreten wird. Das ist bekannt,<br />

aber die Deutsche Presseagentur hat<br />

es jetzt noch einmal aus dem Munde<br />

des AfD-Kulturpolitikers Marc Jongen<br />

kolportiert, und tatsächlich lassen<br />

die Wadenbisse von AfD-Seite<br />

gegen die im Grundgesetz verankerte<br />

Deutungshoheit auf öffentlichen<br />

Bühnen durch die dort arbeitenden<br />

Künstler ja nicht nach. Umgekehrt<br />

haben sich etliche Bühnen<br />

bereits der „Erklärung der Vielen“<br />

angeschlossen, die sich dem Dialog<br />

mit Rechten prinzipiell verweigert,<br />

was als Selbstschutz verständlich ist,<br />

aber den demokratischen Umgang<br />

mit Andersdenkenden auch nicht<br />

gerade –trainiert, sagen wir mal.<br />

So bleibt es ein Monologisieren,<br />

wenn Jongen sich beklagt, „das politische<br />

Theater maße sich an, die moralisch<br />

zulässigen Antworten auf<br />

komplexe gesellschaftliche Debatten<br />

zu kennen. Werdiese Antworten<br />

nicht teile,dem werdeauf der Bühne<br />

der ’Schauprozess’gemacht“ .Wobei<br />

es den Rechten ja freisteht, mit eigener<br />

Kunst nach vorn zu treten, sich<br />

um Fördermittel zu bewerben und<br />

die alternativen Ansätzetheatralisch<br />

zur Diskussion zu stellen. Na,<br />

kommt da mal was? Undwenn nicht<br />

– woran könnte das liegen? Dass<br />

Kunst nicht aus Enge und Vorgabe,<br />

sondern aus Öffnung und Möglichkeit<br />

entsteht vielleicht? Der Kulturkampf:<br />

eine Neiddebatte. Ist es zu<br />

bunt, bist du zu –blind?<br />

Fahrenheit 11/9“, Michael<br />

Moores neuer Film, hat eine<br />

große Schwäche, die zugleich<br />

seine Stärke ist: Es<br />

gibt nichts mehr zu beweisen. Was<br />

gibt es noch zu sagen über Donald<br />

Trump und seine Schandtaten, die<br />

allesamt bekannt sind, beging er sie<br />

doch in aller Öffentlichkeit? DerTitel<br />

bezieht sich auf den Oscar-Gewinner<br />

„Fahrenheit 9/11“, sein erfolgreichster<br />

und umstrittenster Film,<br />

ein Frontalangriff auf die Bush-Administration.<br />

Im Vergleich dazu ist<br />

das neueWerk geradezu nüchternim<br />

Ton, um nicht zu sagen: ernüchtert.<br />

Wobei eine heimlich Spitzejederzeit<br />

mitschwingt: Michael Moore, angefeindet<br />

von Rechten wie Linken, geschmäht<br />

als Polemiker und Agitator,<br />

der Trottel vomDienst, war einer der<br />

wenigen, die Trumps Wahlsieg vorausgesagt<br />

haben. Weshalb er nun<br />

mit einiger Autorität fragen kann:<br />

„How the fuck did this happen?“ Wie<br />

konnten wir das geschehen lassen?<br />

Der Dokumentarfilmer listet<br />

noch einmal alles auf: Trumps große<br />

und kleine Lügen, die Ausfälle gegen<br />

Migranten, den unverhohlenen Sexismus.Erhat<br />

diesmal kaum eigenes<br />

Material beigesteuert und präsentiert<br />

mit einiger Unlust, was das<br />

amerikanische Publikum schon aus<br />

dem Fernsehen kennt. In einer großartigen,<br />

haarsträubenden Montage<br />

demonstriert erTrumps jahrelange<br />

Vorführung von Tochter Ivanka als<br />

väterliches Lustobjekt. Doch der<br />

Präsident steht gar nicht im Mittelpunkt.<br />

Moores eigentlicher Angriff<br />

gilt dem demokratischen Establishment.<br />

Er zitiert Umfragen, nach denen<br />

eine breite Mehrheit der Amerikaner<br />

progressive Einstellungen<br />

hegt. Dennoch erhielt Hillary Clinton<br />

den Vorzug vor dem linken Bernie<br />

Sanders.<br />

Der neue Film erschien in den<br />

USA vorden Midterm-Wahlen, doch<br />

Moores Vertrauen indas wichtigste<br />

demokratische Instrument ist aufgebraucht.<br />

Stattdessen setzt er viel<br />

Hoffnung auf die neuen progressivenBewegungen:<br />

Black Lives Matter,<br />

die Schülerdemonstrationen für<br />

striktereWaffengesetze, ein in beeindruckenden<br />

Bildern gezeigter Lehrerstreik.<br />

Doch wo führen all die<br />

schönen Proteste hin, wenn die Sache<br />

ausgeht wie in Flint, Michigan?<br />

Hier, inMoores Heimatstadt, droht<br />

der Film fast auseinanderzufallen. Es<br />

geht um einen massiven Umweltskandal.<br />

Für ein unsinniges Pipeline-Projekt<br />

wurden die riesigen<br />

Trinkwasservorräte des nahen Huron-Sees<br />

umgeleitet und die ärmsten<br />

Stadtviertel stattdessen mit dem<br />

Dieses Land<br />

macht<br />

einen verrückt<br />

Ratlos, aber in guter Form: Michael Moore<br />

fragt in „Fahrenheit 11/9“ nach den<br />

Gründen für die Katastrophe Trump<br />

VonPhilipp Bühler<br />

Bilder,die man kennt und satt hat, aber braucht ... WELTKINO (3)<br />

Wasser des dreckigen Flint River versorgt.<br />

Es kam zu Bleivergiftungen<br />

unter Erwachsenen und Kindern. In<br />

einem fürchterlichen Auftritt sieht<br />

man Präsident Obama, der scherzhaft<br />

ein Glas Wasser an die Lippen<br />

führt, um die Sache für geregelt zu<br />

erklären. Sieist es bis heute nicht.<br />

Doch wo will Moore hin? Man<br />

braucht etwas Geduld mit diesem<br />

disparaten Film, der anders als<br />

„Bowling for Columbine“ oder „Sicko“<br />

kein fest umrissenes Thema<br />

hat. Aber natürlich ergibt alles am<br />

Ende Sinn. Rick Snyder, der Gouverneur<br />

von Michigan, sicherte die<br />

Macht der Energiekonzerne über<br />

Flint durch eine Notstandsverordnung,<br />

mit der er die eigene Regierung<br />

lahmlegte –Vorbild für seinen<br />

Kumpel Trump. Enttäuscht vonObamas<br />

Regierung, blieben die Menschen<br />

den Wahlen fern.Das passiert,<br />

folgert Moore durchaus schlüssig,<br />

wenn man den Leuten über Jahre<br />

nicht zuhört und ihre Belange missachtet.<br />

Seine beharrlichen Spitzen<br />

gegen liberale Medien wie die New<br />

York Times sagen dasselbe mit einer<br />

durchaus persönlichen Note. Man<br />

kann, insinuiert Moore wiederum<br />

sehr unterschwellig, seine Sicht der<br />

Dinge für Populismus halten. Aber<br />

dann bekommt man halt Trump.<br />

Wie viel Selbstgerechtigkeit kann<br />

sich ein Filmemacher leisten, den<br />

auch der Alt-Right-Vordenker Steve<br />

Bannon als „Meister seiner Kunst“<br />

bezeichnet? Moore weiß um seine<br />

Angreifbarkeit, bringt das Zitat und<br />

setzt mit einem überzogenen<br />

Trump-Hitler-Vergleich noch einen<br />

obendrauf. Genaugenommen lässt<br />

er seinen Film implodieren, in einer<br />

Mischung aus Ratlosigkeit und verzweifeltem<br />

Aufruf zur Aktion, die<br />

nicht ohne Humor ist und seiner alten<br />

Leier einen völlig neuen Sound<br />

verleiht. Dieses Land, hatman alsFazit,<br />

macht einenverrückt.<br />

In den USA hat erdamit die mitunter<br />

besten Kritiken seiner Karriere<br />

eingefahren, allerdings auch das<br />

schlechteste Einspielergebnis. Wobei<br />

sein realistischerweise begrenztes<br />

Publikum vermutlich weniger<br />

ihnsatthat als denMannimWeißen<br />

Haus, dem man nicht auch noch im<br />

Kino begegnen will. Michael Moore<br />

predigt trotzdem weiter und gleicht<br />

darinimmer mehr einemFolksänger<br />

als einem Dokumentarfilmer, der er<br />

vielleicht nie war. Seine Lieder sind<br />

traurig, aber es lohnt sich immer<br />

noch zuzuhören.<br />

Fahrenheit11/9 Dokumentarfilm,<br />

USA 2018 Buch undRegie:Michael Moore.<br />

128Min., Farbe, FSKab6.<br />

NACHRICHTEN<br />

Critics’ Choice Awards<br />

in Los Angeles vergeben<br />

Dasmexikanische Filmdrama<br />

„Roma“ vonAlfonso Cuarón wurde<br />

bei den Critics' Choice Awards in Los<br />

Angeles gleich vierfach ausgezeichnet,<br />

unter anderem als bester Film<br />

und bester nicht-englischsprachiger<br />

Film. Cuarón erhielt den Preis für die<br />

beste Regie.InzweiSchauspiel-Kategorien<br />

gab es indessen geteilte<br />

Preise: Lady Gaga und Glenn Close<br />

gewannen die Auszeichnung als<br />

beste Schauspielerin in einem Film,<br />

Amy Adams und Patricia Arquette<br />

wurden als beste Schauspielerin in<br />

einer Kurzserie oder einem TV-Film<br />

ausgezeichnet. DieJurywirdvon<br />

über 300 Kritikernaus den USA und<br />

Kanada gebildet. (dpa)<br />

Tänzer Sergej Polunin von<br />

Pariser Oper ausgeladen<br />

Deraus der Ukraine stammende,inzwischen<br />

russische Ballett-Star Sergej<br />

Polunin gilt als„Enfant Terrible“ –<br />

nun hat er es sich mit der Pariser<br />

Oper verscherzt. Nach Lob für den<br />

russischen Präsidenten Wladimir<br />

Putin und abfälligen Äußerungen<br />

über dicke Menschen lud das Opernhaus<br />

den 29-Jährigen aus.Ersollte<br />

im Februar in „Schwanensee“ tanzen.<br />

DiePariser Oper erklärte,die<br />

„öffentlichen Äußerungen“ Polunins<br />

seien nicht mit den Werten des Hauses<br />

vereinbar. (AFP)<br />

Stephen King rettet lokale<br />

Buchrezensionen in Maine<br />

PerTwitter-Kampagne hat der US-<br />

Autor Stephen King die Fortsetzung<br />

vonregionalen Buchrezensionen in<br />

seiner Lokalzeitung gesichert. Der<br />

im US-Bundesstaat Maine erscheinende<br />

Portland Press Herald hatte<br />

angekündigt, seine spezielle Rubrik<br />

für Besprechungen vonBüchern<br />

über Maine oder vonAutoren aus<br />

Maine abzuschaffen. Autor King, der<br />

in Maine lebt, rief daraufhin seine<br />

mehr als fünf Millionen Twitter-Fans<br />

zum Widerstand auf. Die<strong>Zeitung</strong><br />

machte ein Angebot:Wenn 100 Menschen<br />

ein Digitalabonnement abschlössen,<br />

werdedie Rubrik nicht<br />

abgeschafft. In den darauf folgenden<br />

48 Stunden meldeten sich mehr als<br />

200 neue Abonnenten.(dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Schubladen<br />

Da könnte ja<br />

jeder kommen<br />

VonRuth Herzberg<br />

Ich erzähle ihm von meiner Romanidee.<br />

Großer Fehler. Erfindet die gut und hat<br />

auch gleich Ideen dazu. Ich nicke betont<br />

geistesabwesend vor mich hin, aber er hört<br />

nicht auf. Anscheinend habe ich ihn inspiriert.<br />

Ichkann mir jetzt aber nicht mehr vorstellen,<br />

mit dem Romanschreiben anzufangen,<br />

bzw. jemals wieder einen zusammenhängenden<br />

Satz zu schreiben, wenn er sich<br />

weiter so inspiriertgibt. Weil er mich wütend<br />

macht, sage ich, dass ich seine Ideen nicht<br />

brauche,erkein Künstler sei und nicht literarisch<br />

schreiben würde.<br />

Er meint, doch, er würde auch bald eine<br />

Novelle schreiben. Ich sage, das sei das<br />

Schlimmste am Schreiben: Dass jeder behauptet,<br />

er würde es auch können. Aber<br />

Schreiben sei doch ein komplexes Metier,<br />

das man beherrschen müsse, das man nicht<br />

von einem auf den anderen Tagerlerne. Ich<br />

schriebe seit über drei Jahrzehnten regelmäßig<br />

und er eben nicht. Daskönne man nicht<br />

einfach so aufholen. Außerdem sei ich, wie<br />

gesagt, Künstler und er nicht.<br />

Ha, Künstler! ruft er. Das sei doch ein absurdes<br />

Konzept. Jeder Mensch könne Künstler<br />

sein, ich solle mich nicht lächerlich machen.<br />

Aha, sage ich und senke die Stimme.<br />

Wieerdenn beschreiben würde,was ich mache.Wenn<br />

das für ihn keine Kunst sei, wie er<br />

das denn sonst nennen würde? Er druckst<br />

herum. Ihmfällt keinWort ein. Ichhake nach<br />

und nach und nach. „Du bist eine kluge<br />

Frau“, sagt er schließlich, “Warum brauchst<br />

du solche Schubladen?“<br />

Ichbrauche sie,weil ich sonst einfach ein<br />

Sozialfall mit zu viel Kindern wäre, aber als<br />

Autorin, als freie Autorin bin ich das nicht.<br />

GERO DESCYK<br />

Ich sollte eine Geschichte über eine Schriftstellerin<br />

schreiben, in deren Umfeld plötzlich<br />

jeder zum Schriftsteller wird, weil alle<br />

denken, sie könnten auch, was sie kann.<br />

Sie verliert ihre Identität und wird Supermarktkassiererin.<br />

Dann sind aber die Supermarktkassiererinnen<br />

beleidigt, weil die das<br />

schon seit Jahrzehnten machen und jetzt<br />

kommt sie an und glaubt, sie könne damit<br />

einfach mal so nebenbei anfangen, um sich<br />

was dazuzuverdienen. Daraufhin geraten die<br />

Supermarktkassiererinnen in eine Identitätskrise<br />

und werden Astrophysikerinnen<br />

usw.<br />

Als ich eines Tages Fotos vonmir brauche,<br />

bitte ich meinen Mann darum, mich zu fotografieren.<br />

Er soll mich einfach nur gerade vor<br />

der weißen Wand im Kinderzimmer fotografieren.<br />

Er will schon wieder Kunst machen.<br />

Er fotografiertmich vonschräg oben, schräg<br />

unten, schräg links und schräg rechts. Ich<br />

ziehe an meiner Zigarette, (ja ich rauche im<br />

Kinderzimmer für das Foto!), blicke durch<br />

die Gläser der intellektuellen Hipster-Hornbrille,die<br />

ich mir extrafür das Bild aufgesetzt<br />

habe und schreie ihn an: “Gerade! Gerade!“<br />

Meine Schwester ist Fotografin, und als<br />

sie hört, dass mein Mann mich fotografieren<br />

sollte, ist sie beleidigt. Ja ja, jeder glaubt, er<br />

könnte Fotograf sein, sagt sie,dabei habe sie<br />

das studiert. Fotografie sei ein komplexes<br />

Metier, das man beherrschen müsse und<br />

nicht einfach so voneinem Tagauf den anderenerlerne.<br />

Wir gehen auf den Parkplatz vor ihrem<br />

Haus,sie stellt mich voreine Wand und fotografiertmich.<br />

Dann stellt sie fest, dass sie vergessen<br />

hat, den Film einzulegen. Mirreichts.<br />

Ich will kein Künstler mehr sein und mit<br />

Künstlern auch nichts mehr zu tun haben.<br />

Nur noch geradeaus schauen. Das ist kompliziertgenug.


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

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Feuilleton<br />

UlrikeVogt: Abendmode VHB Exquisit 1989 ULRIKE VOGT Eva Mücke: Figurine in kubistischem Stil 1986<br />

EVA MÜCKE Sabine Zache: Plakat Kaufhaus Magnet 1969<br />

SABINE ZACHE Karin Stark: Strickensemble Kombinat Textima 1988 KARIN STARK<br />

Selbst einen Lagerfeld hätten sie kollektiviert<br />

Zwischen Schein und Sein: Nach 30 Jahren gibt es die erste Ausstellung über Mode in der DDR<br />

VonBirgit Walter<br />

Einen Satz hörtman wiederholt<br />

an diesem Abend:<br />

Würde ich sofort anziehen.<br />

Das ist bemerkenswert, da<br />

die Gäste dieser Vernissage ohnehin<br />

ungewöhnlich gut gekleidet sind.<br />

Also nirgends wurstige Leggins auf<br />

strammen Schenkeln zu Stepp-Anoraks.<br />

Stattdessen Stilsicherheit und<br />

Individualität vom Haarschnitt bis<br />

zum Silber-Absatz: witzige Hüte,<br />

wallende Mäntel, blitzende Spitze,<br />

feine Schuhe und natürlich viel<br />

Schwarz –ein Mode-Event eben. Es<br />

blickt zurück in die Vergangenheit,<br />

zeigt Mode aus der DDR.<br />

Und erstmals geht es nicht um<br />

eine Schau der zugehörigen Fotografen,<br />

die sich in zahllosen Ausstellungen<br />

und prächtigen Bildbänden<br />

schon ausführlich präsentieren und<br />

mit etwas Verspätung auch am<br />

Kunstmarkt etablieren konnten. Natürlich<br />

sind sie hier auch vertreten –<br />

Sibylle Bergemann, Arno Fischer,<br />

Ute Mahler, Roger Melis und Günter<br />

Rössler – schließlich entwickelten<br />

auch sie ihren Ruhm mit der Modefotografie.<br />

Aber kein Mensch kennt<br />

die Designerinnen, von denen diese<br />

Mode stammt. Waren sie den Fotografen<br />

etwa nicht ebenbürtig? Allenfalls<br />

Insider können die Namen einordnen<br />

–Claudia Engelbrecht, Carola<br />

Bellach, Eva Mücke, Johanna<br />

Musiolek, Ulla Stefke, Ulrike Vogt,<br />

Karin Stark. Die Liste der prägendsten<br />

Vertreterinnen fällt drei Mal so<br />

lang aus.<br />

Ihre Arbeiten zeigt nun die Ausstellung<br />

„Zwischen Schein und Sein.<br />

Modegrafik in der DDR 1960–1989“<br />

in den Reinbeckhallen in Oberschöneweide.<br />

Die Designerin und Kuratorin<br />

UteLindner,selbst mit eigenen<br />

Grafiken vertreten, sagt: „Anonymität<br />

war gewollt. Wir produzierten ja<br />

im Team, da sollten sich die Kreativennicht<br />

herausstellen.“<br />

Tragbar,also alltagstauglich<br />

Ja, die DDR hätte selbst einen Karl<br />

Lagerfeld versucht, zu kollektivieren.<br />

Glück gehabt, der Weltstar aus Hamburg.<br />

Aber nun, in dieser riesigen<br />

Ausstellungshalle, die großformatigen<br />

Grafiken und Fotografien als<br />

Aufsteller in der Mitte des Raums,<br />

zeigt sich die eigentliche Wucht dieser<br />

untergegangenen Modewelt. Die<br />

hat sich zuvor niemand wirklich bewusst<br />

gemacht. Verführerisch sieht<br />

diese Kleidung aus, kaufen hätte<br />

man sie wollen –dazu später im Text.<br />

Natürlich orientierten sich die<br />

Modemacher in der DDR wie die in<br />

aller Welt an Parisund Mailand. Aber<br />

wenn sich denn eine eigene DDR-<br />

Modelinie entwickelt haben sollte,<br />

dann zeichnete sie sich durch Tragbarkeit<br />

aus. Alltagstauglichkeit zeigt<br />

sich schon an den Arbeiten aus den<br />

Sechzigern, die keine Kleidung für<br />

Hausfrauen und Models sein sollte,<br />

sondern für berufstätige, selbstbestimmte<br />

Frauen. Die sieht man bei<br />

der Arbeit oder im Café. Wichtig war<br />

die Verbindung von Design und<br />

Funktionalität, die sportlich-elegante<br />

Mode sollte außerdem langlebig,<br />

zeitlos und kombinierbar sein,<br />

sagt Ute Lindner, inden Achtzigern<br />

Meisterschülerin mit Paris-Erfahrung<br />

an der Kunsthochschule Weißensee.<br />

An ihren und anderen Arbeiten<br />

aus dieser Zeit erkennt man, dass die<br />

Designerinnen längst nicht mehr<br />

nur Ideen für Kleider vorlegten. Irgendwann<br />

hatten sich aus den Entwürfen<br />

insbesondere ander Hochschule<br />

eigenständige, vom Gegenstand<br />

unabhängige Kunstwerke diverser<br />

Stile entwickelt. Expressive<br />

Collagen, Materialmix-Studien,<br />

Farb-Impressionen und stilisierte<br />

Porträts sind hier ausgestellt. Alles<br />

zum ersten Mal, denn nicht mal die<br />

Zeitschrift Sibylle druckte solche frei<br />

schwebenden Grafiken. Ohnehin<br />

führte jede Veröffentlichung nur zu<br />

unliebsamen Nachfragen: Wo gibt es<br />

das zu kaufen? Ja wo?<br />

Ausden 60er-Jahren hat die Kuratorin<br />

bei ihrer akribischen Suche<br />

nach verbliebenen Entwürfen sogar<br />

noch Plakate für Mode in Kaufhäusern<br />

aufgespürt –mit wenigen Strichen<br />

elegant gezeichnet. DieÄlteren<br />

unter den Leserinnen erinnern sich<br />

vielleicht. Schon in den 70er-Jahren<br />

verschwand diese Werbung aus der<br />

Öffentlichkeit: Bloß keine Bedürfnisse<br />

wecken, die ohnehin niemand<br />

erfüllen konnte.<br />

Das ist das eigentliche Problem –<br />

die Reinbeckhallen zeigen Mode von<br />

avantgardistischen Designern, die<br />

sich so keineswegs im Straßenbild<br />

der DDR wiederfand. Im Gegenteil,<br />

das machte ja nicht nur auf Fremde<br />

einen ausgesprochen armseligen<br />

Gesamteindruck. Und das, obwohl<br />

das Modeinstitut mit über 200 gut<br />

ausgebildeten Mitarbeitern injährlich<br />

zwei Schauen die DDR-Modelinie<br />

vorgab. Doch was nutzt das,<br />

wenn die Entwürfe nur unverbindliche<br />

Empfehlungen blieben und die<br />

volkseigenen Betriebe mit ihren<br />

strengen Planvorgaben und endlosen<br />

Genehmigungsverfahren ihreeigenen,<br />

billigeren Linien umsetzten.<br />

Zumal sie nur einheimische Stoffe<br />

verarbeiten durften. Manchmal,<br />

heißt es,brachen Designer beim Anblick<br />

der Kleider, die aus ihren Entwürfen<br />

genäht worden waren, in<br />

Tränen aus.<br />

Kleine Stückzahl, guter Stoff<br />

Nur der 1962 gegründete Exquisit-<br />

Betrieb stellte her, was seine ambitionierten<br />

Gestalter entwarfen,<br />

durfte dazu auch edle Stoffe importieren.<br />

Nur reichte diese Ware längst<br />

nicht. Als eine Art Prêt-à-Porter<br />

made in GDR – kleine Stückzahl,<br />

gute Verarbeitung, feiner Stoff –war<br />

sie außerdem keinesfalls für jeden<br />

erschwinglich. Eine Blusekonnte locker<br />

170 Mark kosten, durchschnittlich<br />

zwei Monatsmieten, warm. 30<br />

Jahre nach dem Verschwinden der<br />

DDR blätternsich hier 30 JahreDDR-<br />

Mode auf, die zeigen, wie es hätte<br />

sein können. Hoffentlich bewirbt<br />

sich ein Museum oder eine Sammlung<br />

um die wiederentdeckten Skizzen,<br />

Grafiken, Collagen, alle handgezeichnet,<br />

künstlerisch wertvoll, bevorsie<br />

wieder verschwinden.<br />

Zur Vernissage gibt es eine Modenschau<br />

von fünf aktuellen Modedesignern,<br />

allein die Farbtöne reichen<br />

vonschwarzund gedeckt-erdigen<br />

Tönen bis zu Leinenweiß und<br />

heiterem Pastell, aber in einem gleichen<br />

sie sehr der früheren DDR-<br />

Mode: alles ist tragbar und schön<br />

zeitlos. Wieder fällt der Satz: Würde<br />

ich sofort anziehen. Na gut, heute<br />

kann man es kaufen.<br />

Zwischen Scheinund Sein. Modegrafiken<br />

aus drei Jahrzehnten DDR,Reinbeckhallen,<br />

Reinbeckstraße 17, Oberschöneweide, bis 31. 3.<br />

Do, Fr 16–20Uhr;Sa+So 11–20 Uhr.<br />

Birgit Walter<br />

hofft auf ein Museum, das<br />

diese Entwürfe sammelt<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 21 **<br />

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Feuilleton<br />

Ein Trauma<br />

und diverse<br />

Drogen<br />

M. Night Shyamalan grübelt<br />

über Superhelden(-Kino)<br />

VonThomas Klein<br />

Die drei sitzen in der Klinik vor<br />

der Psychologin Ellie Staple (SarahPaulson)<br />

und müssen sich befragen<br />

lassen. Der seit dem Überleben<br />

eines Zugunglücks vor 19 Jahren<br />

quasi unzerstörbare David Dunn<br />

(Bruce Willis) streift eigentlich als<br />

heimlicher Held durch Philadelphia;<br />

der junge Kevin Wendell Crumb<br />

(James McAvoy) besitzt zahllose,<br />

auch widersprüchliche Persönlichkeiten,<br />

inklusive der mörderischen,<br />

übermächtigen „Bestie“. Die beiden<br />

sind beim Gespräch bewacht und fixiert,<br />

der Dritte ist mit Psychopharmaka<br />

ruhiggestellt: Elijah Price (Samuel<br />

L. Jackson) nennt sich gerne<br />

„Mister Glass“, er leidet unter Osteogenesis<br />

imperfecta, seine brüchigen<br />

Knochen haben ihn bereits in den<br />

Rollstuhl gebracht. Doch Glass gilt<br />

auch als gemeingefährlicher Irrer<br />

mit überlegenem Intellekt. Alle drei<br />

hat Doktor Staple in die Hochsicherheitsanstalt<br />

gebracht, um ihnen ihre<br />

vermeintlich größenwahnsinnigen<br />

Übermensch-Ideen auszutreiben.<br />

Das ist die Versuchsanordnung<br />

von„Glass“, mit der Filmemacher M.<br />

Night Shyamalan an zwei seiner<br />

größten Erfolge anschließt: „Unbreakable“<br />

(2000) hatte Dunn, den<br />

grüblerischen Supermann wider<br />

Willen, und Glass,seinen rücksichtslosen<br />

Gegenspieler, vorgestellt, in<br />

Shyamalans Psychothriller „Split“<br />

(2016) traf man das erste Malauf KevinWendell<br />

Crumb und die Bestie.In<br />

dem Film hatte Bruce Willis’ Dunn<br />

zum Schluss einen kurzen Gastauftritt,<br />

Fanboys spekulierten sofortauf<br />

ein Shyamalan’sches Übermenschen-Universum.<br />

Das entpuppt<br />

sich in „Glass“ als gleichermaßen<br />

richtig wie falsch: Der neue Film<br />

stellt allerlei Querverbindungen zwischen<br />

seinen drei Hauptfiguren her,<br />

doch Shyamalan hat schon vor der<br />

„Glass“-Premiere erklärt, dass es bei<br />

dieser Trilogie bleiben soll.<br />

Spielt hinreißend plötzliche Persönlichkeitswechsel:<br />

James McAvoy<br />

DPA<br />

Nicht alles gelingt dem Filmemacher<br />

dabei: „Glass“ ist ihm etwas zu<br />

lang geraten, die Erzählung mäandert<br />

gelegentlich; die eigentliche Titelfigur<br />

tritt erst zur Filmmitte auf<br />

und Shyamalan erliegt immer wieder<br />

dem Reiz von James McAvoys<br />

hinreißender Darstellung mit all ihren<br />

facettenreichen, urplötzlichen<br />

Persönlichkeitswechseln. Doch mit<br />

seinem melancholischen Tonfall, assoziativen<br />

Rückblenden und seinen<br />

alltäglich gestalteten Bildern ist<br />

„Glass“ auch ein reizvoller Gegenentwurf<br />

zum Heldenkino-Zuckerguss<br />

von Marvel und Co. Und die<br />

Schlüsselfrage von „Glass“ gestaltet<br />

Shyamalan fesselnd aus: Was, wenn<br />

die Helden und die Monster letztlich<br />

doch nur Menschen sind? Wenn ihre<br />

übermenschlichen Fähigkeiten keinem<br />

Serum und keiner Strahlung<br />

und keinem Super-Gen geschuldet,<br />

sondern nur eine Kopfsache sind<br />

und eine Frage des Willens?<br />

Glass,USA 2019. Regie &Drehbuch: M. Night<br />

Shyamalan, Kamera:MikeGioulakis,Darsteller:<br />

James McAvoy,Bruce Willis, Sarah Paulson,<br />

SamuelL.Jackson,AnyaTaylor-Joy,u.a., Farbe,<br />

129 Minuten,FSK ohneAngabe<br />

Zu viel Schnee, zu wenig Zucker<br />

Die große Lust am Untergang: An der Staatsoper wurde Beat Furrers Oper „Violetter Schnee“ uraufgeführt<br />

VonClemens Haustein<br />

Der Komponist Beat Furrerkann<br />

sicher nichts für<br />

die Wetterlage am Uraufführungstag<br />

seines<br />

neuen Werkes. Eine Oper über die<br />

Sonne wäre schön gewesen. Auf der<br />

Bühne aber: Schnee, Schnee und<br />

nochmal Schnee. Wenn er zu lange<br />

rieselt, ist das gar nicht mehr gemütlich,<br />

sondern mündet sanft in eine<br />

unerbittliche Apokalypse.<br />

Fünf Personen sind in Furrers<br />

neuer Oper „Violetter Schnee“ am<br />

Ersticken, mehr seelisch als physisch.<br />

Eingeschlossen vom Schnee<br />

schwindet ihre Kommunikationsfähigkeit.<br />

Angesichts der weißen Katastrophe<br />

vereinzelt sich jeder von ihnen.<br />

Kein Exzess weit und breit, wie<br />

er, den Untergang vor Augen, doch<br />

ebenfalls denkbar wäre, sondern<br />

zwanghafte Erstarrung und zunehmende<br />

Sprachlosigkeit. Was ist<br />

warm, was ist kalt? Gibt es noch einen<br />

Unterschied zwischen gestorben<br />

und geborgen? Keiner weiß es<br />

hier mehr,wo„die Sterne als Schnee<br />

fallen“. Nicht einmal ein Liebesgeständnis<br />

bekommt einer der beiden<br />

Männer einer der drei Frauen gegenüber<br />

noch hin. (Die Figuren tragen<br />

zwar Namen, doch die tun nichts zur<br />

Sache.Der Schnee scheint die Individualität<br />

der Personen absorbiert zu<br />

haben). „Wenn wir gerettet sind“,<br />

singt er matt: Dann will er es ihr sagen.<br />

Es klingt nicht so, als ob er an<br />

eine Rettung glauben würde.<br />

Untergangsbesessenheit<br />

Weil all das über eine Dauer vonfast<br />

zwei Stunden (ohne Pause) durchexerziertwird,<br />

muss man bei den Beteiligten<br />

dieses eisigen Projekts eine<br />

Untergangsbesessenheit vermuten:<br />

beim russischen Autor Vladimir Sorokin,<br />

der für das Stück den Plot entwarfund<br />

der schon in seinen Romanen<br />

ein virtuoser Erfinder meist beklemmender<br />

Zukunftswelten ist; bei<br />

dem Dramatiker Händl Klaus, der<br />

Sorokins Vorlage in ein andeutungsvolles,<br />

bedeutsam stammelndes Libretto<br />

ausarbeitete; bei Beat Furrer<br />

schließlich, der in seiner Musik die<br />

tausend Farben und Beschaffenheiten<br />

des Schnees einfängt ebenso wie<br />

die klaustrophobische Atmosphäre.<br />

Kunstvolle, äußerst differenzierte<br />

Räume der Echolosigkeit errichtet er,<br />

eingegrenzt von clusterartigen<br />

Klangflächen, unter sogartige Bewegung<br />

gesetzt durch chromatisches<br />

Auf- und Absteigen der Tonhöhen im<br />

Beschränkte Besonderheiten<br />

Das Deutsche Theater spielt mit dem Ramba-Zamba-Theater Sophokles’ „Antigone“ in der Box<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Wenn das Ramba-Zamba-Theater<br />

eine Auszeichnung verdiente,<br />

dann eine für die umtriebigste<br />

Netzwerkerei. Neben seinem<br />

Spielbetrieb in der Kulturbrauerei<br />

taucht es alle paar Monate in einer<br />

neuen Koproduktion auf: mal im<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble, mal im Deutschen<br />

Theater.Offenbar wollen auch<br />

die großen Theater in Sachen Inklusion<br />

keiner Schule mehr nachstehen,<br />

kopieren dabei alle Fehler allerdings<br />

gleich mit. Ein solcher ist die<br />

nur oberflächliche Einbindung von<br />

Behinderten und Nichtbehinderten<br />

in ein sonst durch und durch unrenoviertbleibendes<br />

Konzept aus Routine<br />

und Klischees. Diesen Eindruck<br />

jedenfalls vermittelt die jüngste DT-<br />

Ramba-Zamba-Koaktion, die am<br />

Sonntag in der BoxPremierehatte.<br />

Lilja Rupprecht, erprobte Regienachwuchskraft,<br />

hat zusammen mit<br />

Manuel Harder und Lisa Hrdina aus<br />

dem DT-Ensemble und langjährigen<br />

Ramba-Zamba-Spielern wie Zora<br />

Schemm, Juliane Götze und Jonas<br />

Sippel die sophokleische „Antigone“<br />

inszeniert. Ein kraftvolles, zeitloses<br />

Martina Gedeck alsTanja zwischen Elsa Dreisig und Gyula Orendt.<br />

Zeitlupentempo. Daraus ergibt sich<br />

besonders im letzten Drittel des<br />

Abends auch eine zunehmend ermüdende<br />

Berechenbarkeit: Man<br />

kennt den Effekt aus Film-Thrillern<br />

und wartet auf die nächst höhere<br />

Stufe, die oft im Vierteltonabstand<br />

Die Ramba-Zamba-Spielerin Zora Schemm in der Titelrolle.<br />

Stück, dessen tragischer Konflikt zwischen<br />

zwei Fundamentalisten −dem<br />

unerbittlichen Staatsmann Kreon<br />

und der unerbittlichen Gottes- und<br />

Naturrechtlerin Antigone −jeder Zeit<br />

ein Korrektiv liefernkann, wenn auch<br />

nicht immer dasselbe. Esmuss erarbeitet<br />

werden. Vonden vier Kindern<br />

des Ödipus sind nur noch Antigone<br />

und Ismene am Leben, die Brüder Polyneikes<br />

und Eteokles liegen tot vor<br />

dem Palast, weil sie sich der Herrschaft<br />

wegen gegenseitig den Garaus<br />

machten. Onkel Kreon, der nun die<br />

Macht hat, verfügt, dass Polyneikes,<br />

anders als der ihm genehme Eteokles,<br />

IMAGO/FELIX ZAHN<br />

folgt. DasZiehen in der Magengrube<br />

gehört zum bestimmenden Gefühl<br />

dieser Aufführung, man nimmt es als<br />

einen Ausweis von handwerklicher<br />

Qualität nicht zuletzt der <strong>Berliner</strong><br />

Staatskapelle, die angereichert<br />

durch das Vocalconsort Berlin und<br />

ARNO DECLAIR<br />

unbestattet verrottet, was Antigone<br />

empört. Für sie gibt es im Todkeine<br />

Selektion mehr zwischen Freund und<br />

Feind, gut und schlecht. „Göttliches<br />

Recht“ sei das,weshalb sie gegen das<br />

nur königliche den Bruder bestattet<br />

und selbst dafür freudig stirbt.<br />

Wie aktuell wäre dieses Stück in<br />

Zeiten radikalisierter Rechthabereien,<br />

religiöser Fundamentalismen,<br />

sich auflösender Grundkonsense,<br />

auch des Populismus, würde die Regisseurin<br />

nur ansatzweise etwas davon<br />

nuancieren! Stattdessen wird in<br />

antikeüblicher, abstrakter Kulisse –<br />

am Boden ziehen sich die geraden<br />

geleitet von Matthias Pintscher hier<br />

ein Wunder ist an Präzision und<br />

klanglicher Durchhörbarkeit.<br />

Fehlt noch die Ikone dieser Apokalypse:<br />

Pieter Bruegels berühmtes<br />

Bild „Jäger im Schnee“, das dieser<br />

Oper wie ein Emblem zu Grunde<br />

liegt. Zu den fünf Sängern kommt<br />

eine Sprechfigur, die über das Stück<br />

verteilt eine sorgfältige Bildmeditation<br />

betreibt, den gebückt gehenden<br />

Jägern nachsinnend (Sind sie hungrig?),<br />

den kahlen Bäumen (Sind sie<br />

verkohlt?) und der Elster am Himmel<br />

(Sieht sie nicht aus wie ein Kreuz?).<br />

Martina Gedeck spielt diese einzige<br />

wirklich greifbareFigur − Tanja heißt<br />

sie − mit großäugigem Staunen. Die<br />

Baritone Gyula Orendt, Georg Nigl<br />

und Otto Katzmacher, die Sopranistinnen<br />

Elsa Dreisig und Anna Prohaska<br />

(ihre Silvia bleibt in Erinnerung,<br />

weil sie eine Flasche Bier trinkt.<br />

In dieser Umgebung ein unerhört<br />

sinnlicher Vorgang): Sie alle dürfen<br />

individuell kaum in Erscheinung treten,<br />

vielleicht, um dem Schnee nicht<br />

die Hauptrolle streitig zu machen,<br />

bilden aber ein Ensemble, das sich<br />

so selbstlos wie wach einfügt in das<br />

chromatisch schimmernde Treiben<br />

im Orchester.<br />

Keine Rettung in Sicht<br />

Bruegels Bild ist auch unmittelbarer<br />

Teil der Inszenierung von Claus<br />

Guth: Als bühnenbreite Projektion,<br />

die verschwimmt und wieder an<br />

Kontur gewinnt, als Konkretisierung<br />

der Figuren, die das Bild zeigt. Weiblein<br />

mit Kiepe auf dem Rücken (Kostüme:<br />

Ursula Kudrna) wandern<br />

ebenso durch den Schnee wie die gebückten<br />

Jäger mit ihren Spießen,<br />

wenn die fünf Insassen einmal ihr<br />

nobel ausgestaltetes Chalet verlassen<br />

(Bühne: Étienne Pluss) und wie<br />

der Gröfaz an der Oberfläche des<br />

Führerbunkers frische Weltuntergangsluft<br />

schnuppern.<br />

An materiellen Dingen fehlt es ihnen<br />

nicht (nur der Zucker wird<br />

knapp), an allem anderen schon:<br />

Glaube, Liebe, Hoffnung. Und keine<br />

Rettung in Sicht.Wenn es Beat Furrer<br />

darum ging, eine Oper der ultimativen<br />

Deprimiertheit zu schreiben,<br />

dann ist ihm das gelungen. Aber<br />

wem ist damit geholfen? Dass die<br />

Zeiten nicht die besten sind, das<br />

wussten wir doch auch davor schon.<br />

Violetter Schnee 16.,24., 26.,31. Januar<br />

jeweils 19.30Uhr in der StaatsoperUnter den<br />

Linden, Karten unter Tel.: 20354555 oderim<br />

Internet: www.staatsoper-berlin.de<br />

Schicksalslinien – heiligernste, gesichtslose<br />

Großkunst zelebriert.<br />

Die faszinierend widersprüchliche<br />

Zora Schemm mit ihrer kräftigen<br />

Figur und dem weichen, hochsensiblen<br />

Gesichtsausdruck, klebt dafür<br />

die meiste Zeit als roter Todesengel<br />

Antigone starr an der Rückwand, wo<br />

sie alle Kraft braucht, um mit den<br />

fremden Versen auf der Zunge zu<br />

kämpfen, die dann auch irgendwie<br />

herauskommen, nur nicht so, dass<br />

man viel damit anfangen könnte.<br />

Ähnlich geht es der ätherisch durchsichtigen<br />

Juliana Götze als kompromisslerische<br />

Schwester Ismene und<br />

dem burlesken Boten Jonas Sippel.<br />

Drei besondere Darsteller, deren<br />

Besonderheiten nicht nur nicht genutzt,<br />

sondern geradezu beschränkt<br />

werden. Während Manuel Harders<br />

Kreon und Lisa Hrdinas Tereisias mit<br />

aller professionellen Gelenkigkeit<br />

ihreTragödien-Showabziehen, quälen<br />

sich die Ramba Zambas mit Text-<br />

Buchstabiererei und werden als Typen<br />

ausgestellt. Sinnvoll ist das<br />

nicht, Inklusion auch nicht.<br />

Antigone 17. 1., 20 Uhr,DeutschesTheater (Box)<br />

Tel.: 28441225 oder:www.deutschestheater.de<br />

Castorf geht es<br />

gut am <strong>Berliner</strong><br />

Ensemble<br />

Auskünfte des Regisseurs<br />

vor der „Galilei“-Premiere<br />

VonUlrich Seidler<br />

Wenn man einen Deutschen<br />

fragt, wie es ihm geht, antwortet<br />

er: „Muss ja.“ Ein Amerikaner<br />

sagt: „Great!“, und ein Russe:<br />

„Duscha bolit“ (Die Seele schmerzt).<br />

Wenn man sich bei Frank Castorf<br />

nach seinem Befinden erkundigt,<br />

wie im Erfrischungssaal des <strong>Berliner</strong><br />

Ensembles geschehen, beim montagabendlichen<br />

Pressegespräch zu<br />

der am Sonnabend bevorstehenden<br />

Premiere von Brechts „Galilei“, bekommt<br />

man eine 50-minütige Antwort.<br />

Eine wie immer sehr interessante<br />

Antwort, die mit Blick auf das<br />

„schöne dunkle Theater am Schiffbauerdamm“<br />

bei der Uraufführung<br />

der„Dreigroschenoper“ beginnt, wie<br />

Castorf sie in der Fernsehserie<br />

„Babylon“ miterlebt hat und bei der<br />

sich der französische<br />

Außenminister<br />

bei dem<br />

deutschen erkundigt<br />

habe,<br />

wie lange es<br />

denn noch gehe,<br />

und dieser „Ich<br />

fürchte, noch<br />

lange“ geantwortet<br />

habe. tag vor der Presse<br />

Castorf am Mon-<br />

Undder für seine<br />

langen Theateraufführungen bekannte<br />

Castorf grinst lieb, aber böse<br />

in die rund 30-köpfige Journalistenrunde<br />

–auch wenn er später versichert,<br />

dass der „Galilei“ mit dem<br />

86-jährigen Jürgen Holtz in der Titelrolle<br />

lediglich vier Stunden dauern<br />

werde, viereinhalb mit Pause.<br />

DieMäander der Antwortstreifen<br />

sehr zu Beginn das Vollversagen Peymanns,<br />

der die BE-Kantine ruiniert<br />

habe.Aber dann geht es auch viel um<br />

die Inszenierung des „historischen<br />

Schinkens“ und die einfließenden<br />

Assoziationen. Castorf nennt<br />

Artaud-Aufsätze, die Eingang in die<br />

Bearbeitung finden, als da sind „Das<br />

Theater und die Pest“ und „Schluss<br />

mit dem Gottesgericht“. Noch darf<br />

gewettet werden, ob Müllers „Auftrag“<br />

vorkommt, in der Beschreibung<br />

des Castorf’schen Befindens<br />

durfte er jedenfalls nicht fehlen.<br />

Ebenso wenig wie eine Liebeserklärung<br />

an Holtz, der ja gut in die<br />

Jahre gekommen sei und die für die<br />

Rolle nötige Weisheit erreicht habe.<br />

Dass er zu Beginn nackt auftrete, so<br />

betont der Regisseur, sei die Idee des<br />

Schauspielers gewesen. Im weiteren<br />

flicht Castorf Exkurse zum Dreißigjährigen<br />

Krieg ein, zu den verschiedenen<br />

planetarischen Systemen, zu den<br />

Ventrikeln des Pestflohs, zu den<br />

Schnabelmasken, die Mediziner gegen<br />

Pest-Miasmen einsetzten, zur<br />

Metaphorik des Abszesses, zu<br />

Boccaccios „Dekamerone“, Hedonismus,<br />

Ekstase, Strenge, Milde, Talent,<br />

auch zu den Parallelen von Inquisition<br />

und dem McCarthy-Ausschuss,<br />

vor denen sich Galilei beziehungsweise<br />

Brecht verantworten mussten −<br />

mit dem gebotenen und verständlichen<br />

Opportunismus. Irgendwann<br />

hieß es dann: „Umauf Ihre Frage zurückzukommen:<br />

Es geht mir gut.“<br />

DPA<br />

TOP 10<br />

Sonntag,13. Januar<br />

1 Tatort ARD 10,45 29 %<br />

2 Tagesschau ARD 7,93 22 %<br />

3 Biathlon, Herren ZDF 5,75 28 %<br />

4 heute-journal ZDF 5,38 16 %<br />

5 Biathlon, Frauen ZDF 5,11 30 %<br />

6 heute ZDF 4,95 17 %<br />

7 Terra X ZDF 4,73 14 %<br />

8 RTL aktuell RTL 4,57 16 %<br />

9 Ich bin ein Star ... RTL 4,43 19 %<br />

10 Katja Fjorde ZDF 4,38 12 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Passagier 23<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

19.30: Ismene, Schwester von<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler<br />

Str.39)<br />

22.00: Bande áPart–Tanzbare Veranstaltung<br />

für Außenseiter -präsentiert: Sorry,we‘re fucked<br />

(Kira Metzler &Natascha Page)<br />

HAU 1(&25 90 04 27)<br />

19.00: Einar Schleef zum 75.: Tarzan rettet<br />

Berlin (Audick/Bosse/Cuvelier/Groß)<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Außer sich<br />

Monbijou-Theater (& 288 86 69 99)<br />

19.00 Märchenhütte: Rotkäppchen /Die<br />

singende Amsel<br />

19.30: Der gestiefelte Kater /Kaiser Trojan<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Präsidenten-Suite –Ein modernes<br />

Märchen<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30: Champignol wider Willen<br />

Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Monsieur Claude und seine Töchter<br />

Sophiensaele (& 283 52 66)<br />

19.00 Kantine: TanztageBerlin 2019: This Is<br />

HowIFeel Today(Anjal Chande /The Soham<br />

Dance Project)<br />

20.30 Festsaal: TanztageBerlin 2019: Nostalgia<br />

in Reverse /ByThe Time YouSee This It‘ll<br />

Be Gone (Forough Fami /Julia Rodríguez)<br />

UNI.T Theatersaal der UdK (& /3 18 50)<br />

17.00, 20.30: K. O. Theaterbiotope (Studiengang<br />

Bühnenbild)<br />

Vaganten Bühne (& 312 45 29)<br />

20.00: The Who And The What<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

20.00 3. Stock: Die Fahrtzum Leuchtturm<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Am achten Tagschuf Gott die Boygroup<br />

(Altar Boyz)<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Circa’sPeepshow(Circa Contemporary<br />

Circus)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Zirkus Angela –Schicksalsjahre einer<br />

Kanzlerin<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

20.00: Howtohuman? (Jan Philipp Zymny)<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecome a<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: Der Spielekönig (Paternoster Improtheater)<br />

Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />

18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />

erstaunlich, anders (Axel Hecklau &<br />

André Kursch). Anm. erf.<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (Theatersport Berlin)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Keine Künstler! Keine Haustiere!<br />

Stage Bluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater am Potsdamer Platz<br />

(& 018 05 44 44) 19.30: Wahnsinn! 2019<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein<br />

(Thorsten Sträter)<br />

KLASSIK<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.30: Die Unerhörte Musik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des<br />

21. Jahrhunderts<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(& 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30<br />

Minuten Orgelmusik, Werke aus verschiedenen<br />

Jahrhunderten<br />

Hochschule für Musik Hanns Eisler im Neuen<br />

Marstall (& 203 09 21 01) 19.00 Krönungskutschen-Saal:<br />

Vortragsabend Violinklasse Prof.<br />

Ulf Wallin<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

19.00 Salon: Orania.Classical: Orchesterakademie,<br />

Stiftung Kurt-Sanderling-Akademie des<br />

Konzerthausorchesters Berlin, Bach: Chaconne<br />

für 4Violas; Franco Donatoni: Omar,2.Satz;<br />

Mozart: Streichquartett Nr.14G-Dur 1. Satz;<br />

Alexej Gerassimez: Asventuras for Snare Drum<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Allan Nilles, Grégoire Simon<br />

(Viola), Mor Biron (Fagott), Lunchkonzert, Berio:<br />

Duette für zwei Violinen, Auswahl; Leclair: Sonaten<br />

für zwei Violinen op. 3; Leonel Power: Tota<br />

pulchra es, Beata progenies; Orlando Gibbons:<br />

Lord of Salisbury Pavan, Alman in Dminor; Prokofjew:<br />

Sonate C-Dur für zwei Violinen op. 56<br />

20.00: Sänger und Musiker der Milano Festival<br />

Opera, Ltg.Marco Seco, The Best of Ennio<br />

Morricone, Filmmusiken aus „The Hateful 8“,<br />

„Djano Unchained“, „Spiel mir das Lied vom<br />

Tod“, „Kill Bill“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Es<br />

war einmal in Amerika“, „Cinema Paradiso“<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(& 254 88 -1 32) 20.00: 30 Jahre Philharmonisches<br />

Bläserquintett Berlin, Wolfgang<br />

Amadeus Mozart: Drei Stücke für Orgelwerk in<br />

Bearbeitung; Pavel Haas: Bläserquintett op. 10;<br />

György Ligeti: Sechs Bagatellen; Carl Nielsen:<br />

Bläserquintett op. 43<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

16.00: Akademiekonzert mit Studierenden der<br />

Barenboim-Said Akademie<br />

Staatsoper Unter den Linden<br />

(& 20 35 45 55) 20.00 Apollosaal: Musiker*innen<br />

der Staatskapelle Berlin, Ltg.Günther<br />

Albers, Kammerkonzert extra, Beat Furrer:<br />

„Voicelessness“ für Klavier solo; „Recitativo“<br />

für Sprecherin und Instrumentalensemble,<br />

„Linea dell‘orizzonte“ für Instrumentalensemble;<br />

Morton Feldman: „Durations 5“ für Horn, Vibraphon,<br />

Harfe, Klavier,Violine und Violoncello,<br />

„Four Instruments“ für Klavier,Violine, Viola und<br />

Violoncello, „Crippled Symmetry“ für Klavier,<br />

Flöte und Vibraphon<br />

UdK Bundesallee 1-12 (& 318 50 )<br />

14.00 Carl-Flesch-Saal: Open Lesson: Zuhören<br />

bei Prof. Nora Chastain, Violine, Anm. erf. classchastain@gmail.com<br />

Literatur<br />

Die<br />

helle<br />

Gräfin<br />

Es ward immer stiller in<br />

Rheinsberg“, schreibt Fontane<br />

in seinen „Wanderungen<br />

durch die Mark Brandenburg“<br />

über das nahe gelegene Gut<br />

Köpernitz, aber die große Musenzeit<br />

der Region schien bereits<br />

vorbei zu. „Von 1796 ab<br />

scheint der Kreis nur noch aus<br />

vier Personen bestanden zu<br />

haben: aus dem Hofmarschall<br />

oder Kammerherrn Grafen<br />

Röder, aus dem Adjutanten<br />

Graf La Roche-Aymon, aus<br />

dem Kammerrat Lebeauld<br />

und aus dem Baurat Steinert.<br />

Diebeiden Wreechs waren tot,<br />

Knesebeck lebte noch, tat aber<br />

keinen Dienst mehr.“ Um so<br />

mehr aber interessiert sich<br />

Fontane für die Gutsherrin Karoline<br />

La Roche-Aymon. Sieist<br />

eine von fünf Frauen, die RobertRauh<br />

in den Blick genommen<br />

hat, um Fontanes besonderes<br />

Gespür für weibliche Lebensgeschichten<br />

zu veranschaulichen.<br />

HarryNutt<br />

Fontanes Frauen 20 Uhr,Buchhandlung<br />

Chaiselongue, Dietzgenstraße68,<br />

Pankow,Telefon: 47 61 11 31<br />

Haarschwingender<br />

Zauber<br />

Vielfältig pflegen besonders die Musikerinnen<br />

in dieser Woche die Kunst der schweren Gitarren.<br />

Männer dürfen aber auch mittun.<br />

Anna Calvis „Hunter“ war<br />

mein Lieblingsalbum des<br />

letzten Jahres. Wie sie in<br />

den Farben der Gitarre<br />

schwelgt, wie sie die Stimme steigen<br />

lässt, wie sie Schicht auf Schicht und<br />

Stimmung auf Stimmung türmt, um<br />

ihreIdee heimzufahren, dass fixierte<br />

Geschlechteridentitäten überschätzt<br />

und langweilig seien. IhrAuftrittletzten<br />

Sommer im Berghain, wo<br />

sie das Album zum ersten Malvorgestellt<br />

hat, glühte vor Intensität. Jetzt<br />

bringt sie es offiziell auf Tour.Natürlich<br />

ist ihr <strong>Berliner</strong> Konzert ausverkauft,<br />

aber das heißt ja nicht, dass es<br />

nicht noch die eine oder andere<br />

Kartevor dem Astragibt.<br />

Weniger raffiniert, aber dank unermesslicher<br />

Lautstärke schon auch<br />

intensiv,spielen Juciferihren schweren<br />

Stoner Rock. Eshandelt sich dabei<br />

um das Ehepaar Gazelle Amber<br />

Valentine und Edgar Livengood aus<br />

Athens, Georgia, die schon seit 1993<br />

unterwegs sind. Undzwar buchstäblich:<br />

Sieziehen in einem Wohnmobil<br />

durch die Welt, in dem sie auch ihre<br />

Alben aufnehmen, begleitet, so sagt<br />

man, von ein paar Hunden und einem<br />

Haufen Verstärker-Boxen, den<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt die großartigeRockgitarristin<br />

Anna Calvi, das schwer brummende<br />

Ehepaar Jucifer,sowie den lärmreichen<br />

Psych-Rock Monster Magnets.<br />

Dazu zarten, leichten Folk<br />

vonJ.S.Ondara.<br />

Jucifer alias das Ehepaar Gaze<br />

sie als Dreimeter-Wand hinter sich<br />

auf die Bühne stellen. Musikalisch<br />

decken sie ein bemerkenswert weites<br />

Feld härteren Rocksab, manhört<br />

leiernde Stonerriffs, brachialen<br />

Sludge-Matsch, rasenden Hardcore-<br />

Punk, aber eben auch feine Doomrock-Balladen<br />

mit akustischen Gitarren.<br />

Den besten Eindruck davon<br />

bekommt man auf ihrem Opus Magnum,<br />

dem Doppelalbum „L’Autrichienne“<br />

von2009.<br />

Wie der Titel sagt, beschäftigen<br />

sich die beiden mit der französischen<br />

Königin Marie Antoinette in<br />

Titeln wie „Fall of the Bastille“, „Behind<br />

EveryGreat Man“ oder„Procession<br />

àlaGuillotine“, insgesamt 21<br />

Songs, die alle Register von melancholischem<br />

Brüten zu wütendstem<br />

Hardcore-Geballer ziehen. Ihrjüngstes<br />

Album von2014 fällt deutlich flacher<br />

aus, aber Jucifer sind eh nicht<br />

für den kontemplativen Genuss zu<br />

Hausegedacht. Gerade in einer kleinen<br />

Spielstätte enfaltet sich der<br />

haarschwingende Zauber Valentines<br />

und ihrer Flying V-Gitarre, die Masse<br />

bollernder Drums ihres Gatten mit<br />

höchster physischer Wucht. Ästhetisch<br />

passt dazu der etwas fokussier-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Junge muss an<br />

die frische Luft 15.15, 17.45, 20.15<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Colette 14.30, 17.15<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Der Junge muss an<br />

die frische Luft 15.30, 18.00, 20.30<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Meine Welt ist die<br />

Musik 13.20, 16.30; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />

17.50, 20.50; Shoplifters (OmU) 13.50; Shoplifters<br />

15.00, 17.45, 20.30; RBG (OmU) 13.30, 18.30; Ben<br />

is Back (OmU) 15.20, 20.50; Das Mädchen, das lesen<br />

konnte 14.30, 18.00; Cold War 15.50, 20.20;<br />

Gegen den Strom 15.20, 17.40, 20.00; Astrid 14.30,<br />

17.15, 20.00; Westwood: Punk. Ikone.Aktivistin. (OmU)<br />

16.50; Drei Gesichter 19.00; The House That Jack Built<br />

(OmU) 21.20<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

–The Wife (OmU) 17.45; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

20.15; Ben is Back 17.30, 20.00<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

15.40, 18.00, 20.30; Bohemian Rhapsody<br />

14.10, 17.00, 20.00; Die Schneiderin der Träume<br />

16.10, 18.30; Aufbruch zum Mond 20.50; Mary Poppins‘<br />

Rückkehr 14.00, 16.50; Meine Welt ist die Musik<br />

19.40; Der Vorname 14.00, 18.40; 25km/h 16.00,<br />

20.45<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Der Junge muss<br />

an die frische Luft 14.30; 3D: Aquaman 17.10, 20.30;<br />

100 Dinge 15.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />

17.45, 20.20; Widows 23.00; Bohemian Rhapsody<br />

15.10, 20.45; Kalte Füße 18.15; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.30; 100 Dinge<br />

17.30; Colette 20.10; Robin Hood 23.00; Der Grinch<br />

15.00; Robin Hood 17.15; Ben is Back 20.00; 3D:<br />

Aquaman 22.40; Colette 15.40; Ben is Back 18.10;<br />

Kalte Füße 20.30; Mortal Engines –Krieg der Städte<br />

22.05; Kalte Füße 14.50; AStar Is Born 17.10; Robin<br />

Hood 20.10; Robin Hood (OF) 23.00<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Shoplifters<br />

11.00; Ballon 13.00; Der kleine Drache Kokosnuss –<br />

Auf inden Dschungel! 15.00; Cold War –Zimna wojna<br />

(OmU) 16.30; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald<br />

(OmU) 18.00; Shoplifters (OmU) 20.20;<br />

BlacKkKlansman (OmU) 22.20; Climax (OmenglU)<br />

11.00; Reise nach Jerusalem 12.40; Hamburger Gitter<br />

–Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />

14.40; The Last Movie (OmU) 16.00; #Female<br />

Pleasure (OmU) 17.45; Colette (OmU) 19.30; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 21.20; Sibel (OmU) 11.00; Der<br />

Vorname 12.40; Astrid –Unga Astrid (OmU) 14.15;<br />

3D: Spider-Man: ANew Universe 16.15; Drei Gesichter<br />

18.15; The House That Jack Built (OmU) 20.00; 3D:<br />

Aquaman (OF) 22.30<br />

Intimes (& 29 77 76 40) Astrid 16.45; Gegen den<br />

Strom –Kona fer istrio (OmU) 19.00; 100 Dinge<br />

21.15; Eins, zwei, drei (DFmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Drei Gesichter –<br />

Se rokh (OmU) 16.00; Cold War –Zimna wojna (OmU)<br />

18.00; Roma (OmU) 19.45; Widows (OmU) 22.15;<br />

Elternschule 16.00; RBG (OmU) 18.15; Familie Brasch<br />

20.15; Männerfreundschaften 22.15<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Mary Poppins‘ Rückkehr<br />

13.50, 16.45; Spider-Man: A New Universe<br />

14.00; Robin Hood 14.00, 16.30, 20.00, 23.15;<br />

Mortal Engines –Krieg der Städte 14.00; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 14.00; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 14.10; Bumblebee 14.10, 17.00; Die Frau des<br />

Nobelpreisträgers 14.15, 17.15; Der kleine Drache<br />

Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.15; Der Grinch<br />

14.20; Der Junge muss an die frische Luft 14.45,<br />

17.30, 20.15; Kalte Füße 15.00, 17.30, 20.10; Aquaman<br />

15.00, 19.00; IMAX 3D: Aquaman 16.00, 19.30,<br />

23.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.45; Bohemian Rhapsody 16.45, 19.40; 100<br />

Dinge 16.55, 20.15, 23.15; Robin Hood (OF) 17.00;<br />

3D: Aquaman 17.00, 20.20; Ben is Back 17.10,<br />

19.40; 3D: Mortal Engines –Krieg der Städte 19.30,<br />

22.45; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

19.45; 3D: Bumblebee 19.50; Colette 20.00;<br />

Polaroid 20.10, 23.00; Unknown User 2: Dark Web<br />

22.30; Nur ein kleiner Gefallen 22.30<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Der Vorname<br />

18.00; Deckname Jenny (OmenglU; mit Gespräch)<br />

19.45; Under the Silver Lake (OmU) 22.30; Rey<br />

(OmU) 18.00; The Cakemaker (OmU) 19.45; Sauvage<br />

(OmU) 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Mary Poppins‘ Rückkehr<br />

13.40, 16.30; Kalte Füße 13.45, 16.30, 20.15;<br />

3D: Aquaman 13.45, 16.40, 19.50; Bumblebee<br />

13.50, 20.10; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in<br />

den Dschungel! 14.00; Der Grinch 14.10; Der Junge<br />

muss an die frische Luft 14.20, 17.00,20.00; 100 Dinge<br />

16.45, 19.50; 3D: Bumblebee 16.50; Robin Hood<br />

17.15, 19.40; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 19.30<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Die Poesie der Liebe 14.00;<br />

Tabaluga –Der Film 16.10; 100 Dinge 18.00; Adam<br />

und Evelyn 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) Aquaman 14.15,<br />

19.45; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.20, 17.10; Kalte<br />

Füße 14.30, 17.15, 19.30; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 14.30, 17.30, 20.20; Der kleine Drache<br />

Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.40; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 14.45; Tabaluga–Der Film<br />

14.50; Spider-Man: ANew Universe 15.00; Der Grinch<br />

15.10, 17.30; 3D: Aquaman 16.45, 20.00; 3D: Bumblebee<br />

16.50; Robin Hood 17.00, 20.00; Bohemian<br />

Rhapsody 17.20; 100 Dinge 17.40, 20.10; Bumblebee<br />

19.40; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

19.50; Polaroid 20.15<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 17.30, 20.30; B Colette (OmU) 17.00, 19.30;<br />

Climax (OmU) 22.00<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 24 64) Gegen den Strom<br />

–Kona fer istrio (OmU) 17.45; Das Mädchen, das lesen<br />

konnte –Lesemeur (OmU) 18.15; Drei Gesichter –<br />

Se rokh (OmU) 19.45; Shoplifters (OmU) 20.15, 21.45<br />

Moviemento (& 692 47 85) #Female Pleasure (OmU)<br />

13.15, 15.30; Rosa Luxemburg 18.00; Cold War–Zimna<br />

wojna (OmenglU) 21.45; Der kleine Drache Kokosnuss<br />

–Auf in denDschungel! 10.00, 16.15; Adam und<br />

Evelyn 12.00, 22.45; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 14.15; RBG (OmU) 18.15; #Female Pleasure<br />

(OmU) 20.30; #Female Pleasure (OmU) 10.15; Wildhexe<br />

12.30; Drei Gesichter –Serokh (OmU) 14.45; The<br />

House That Jack Built (OmU) 17.00; Adam und Evelyn<br />

20.15; Climax (OmU) 22.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) RBG (OmU) 17.30; Shoplifters<br />

(OmU) 19.15; Bohemian Rhapsody (OmU) 21.30;<br />

Der Klang der Stimme 15.00; Matangi /Maya /M.I.A.<br />

(OmU) 16.30; Gegen den Strom 18.15; Astrid (OmU)<br />

20.00; Climax (OmenglU) 22.15; Kinobar im Sputnik<br />

Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Der Junge muss an die frische<br />

Luft 15.00, 17.30, 20.00; New Shoplifters 15.45,<br />

18.20, 21.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90)Der kleine Drache Kokosnuss<br />

–Auf in den Dschungel! 14.00, 16.00; Tabaluga<br />

–Der Film 14.45; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.45,<br />

17.15; Kalte Füße 15.00, 18.00, 20.00; Der Junge<br />

muss an die frische Luft 15.00, 17.30, 20.00; 3D:<br />

Aquaman 17.00, 20.15; Robin Hood 17.45, 20.30;<br />

100 Dinge20.15<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Mary Shelley<br />

13.00, 17.45; Der Junge muss an die frische Luft<br />

13.00, 15.30, 20.00; 3D: Bumblebee 13.00, 18.00;<br />

Colette 15.30; Adam und Evelyn 15.30, 17.45, 20.15;<br />

3D: Mortal Engines –Krieg der Städte 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Aquaman<br />

13.45, 16.45; Spider-Man: ANew Universe 14.00;<br />

Mary Poppins‘ Rückkehr 14.00, 17.15; Robin Hood<br />

14.10, 17.00, 20.00; Kalte Füße 14.30, 17.00, 20.00;<br />

Der Grinch 14.30, 17.00; Der kleine Drache Kokosnuss<br />

–Auf in den Dschungel! 14.35; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 14.45, 17.30, 20.15; 3D: Mortal Engines<br />

–Krieg der Städte 17.00; 100 Dinge 17.15; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 19.50;<br />

Polaroid 20.15; 3D: Bumblebee 20.15; Sneak Preview<br />

20.30; 3D: Aquaman 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Astrid 16.45; Drei Gesichter<br />

19.00; Gegen den Strom 21.00; An den Rändern der<br />

Welt (OmU) 18.00; Das Mädchen, das lesen konnte<br />

–Lesemeur (OmU) 19.45; Cold War –Zimna wojna<br />

(OmU) 21.45<br />

Babylon (& 242 59 69) Was uns nicht umbringt<br />

17.45; Marlene –Berlin: Marlene (OF) 18.00; Metropolis<br />

(OmenglU; m. Live-Musikbegleitung) 19.30; Marlene<br />

–Berlin: Engel –Angel (OF) 20.00; Marlene –Berlin:<br />

Entehrt –Dishonored (OF) 20.00; Der Trafikant 21.45;<br />

Das krumme Haus –Crooked House (OmU) 22.00<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Das<br />

krumme Haus –Crooked House (OmU) 14.00; Der kleine<br />

Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 16.15;<br />

RBG (OmU) 18.15; AStar Is Born (OmU) 20.30; Der<br />

kleine Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel!<br />

10.00; Der Junge muss an die frische Luft 11.45,<br />

13.45, 15.45, 17.45, 20.00<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Spider-Man:<br />

ANew Universe 11.00; MaryPoppins‘Rückkehr 11.10,<br />

14.15, 16.40; Tabaluga –Der Film 11.15; AStar Is<br />

Born 11.15; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />

Dschungel! 11.20, 13.30; Kalte Füße 11.30, 14.00,<br />

17.20, 19.50, 22.25; 3D: Der Grinch 11.30; Phantastische<br />

Tierwesen II 11.40, 17.10; Der Junge muss an<br />

die frische Luft 11.45, 14.15, 16.45, 20.15; 3D: Spider-Man:<br />

ANew Universe 13.45, 22.45; 3D: Aquaman<br />

13.45, 16.20, 19.45, 22.30; Der Grinch 14.00, 15.40;<br />

Bumblebee 14.10; 100 Dinge 14.45, 17.30, 20.20;<br />

Robin Hood 16.30, 19.40, 22.40; 3D: Bumblebee<br />

17.00, 20.00, 23.15; Polaroid 18.00, 20.30, 23.00;<br />

Bohemian Rhapsody 19.20; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 19.30; Widows 22.50;<br />

3D: Mortal Engines –Krieg der Städte 22.55; Unknown<br />

User 2: Dark Web 23.10<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03)Berlin Babylon (OmU)<br />

15.00; Das Mädchen, das lesen konnte –Lesemeur<br />

(OmU) 17.00, 19.15; Cold War –Zimna wojna (OmU)<br />

21.30; #Female Pleasure (OmU) 15.00; Shoplifters<br />

(OmU) 17.15, 19.45, 22.15; Alexander McQueen –Der<br />

Film (OmU) 14.30; Colette (OmU) 17.00, 19.30; Widows<br />

(OmU) 22.00; Adam und Evelyn 14.45, 19.15;<br />

Drei Gesichter – Se rokh (OmU) 17.00; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 21.30; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

–The Wife (OmU) 14.30, 19.15; Astrid –Unga<br />

Astrid (OmU) 16.45; Die Poesie der Liebe –Mr&Mme<br />

Adelman (OmU) 21.30<br />

International (& 24 75 60 11) Der Jungemuss an die<br />

frische Luft 14.10, 16.30, 19.00; Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 21.30<br />

Z-inema (& 28 38 91 21) Les demoniaques –The Demoniacs<br />

(OmenglU) 20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Großstadtmelodie<br />

20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Mary Poppins‘ Rückkehr 14.00, 16.50; Robin Hood<br />

14.05, 17.20, 19.40; Aquaman 14.05, 16.55, 19.30;<br />

Spider-Man: ANew Universe 14.10, 16.55; Der Junge<br />

muss an die frische Luft 14.25, 17.30, 20.05; Tabaluga<br />

–Der Film 14.30; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in<br />

den Dschungel! 14.30; Der Grinch 14.30, 17.00; Night<br />

School 14.50; Bumblebee 16.50; Müslüm (OmU)<br />

16.55, 20.00; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 17.00; Aquaman (OF) 19.45; Unknown<br />

User 2: Dark Web20.00; Robin Hood (OF) 20.00; Hedefim<br />

Sensin (OmU) 20.10; Polaroid 20.15<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Shoplifters (OmU) 10.00,<br />

19.20; Cold War (OmenglU) 12.15, 17.45; Girl (OmU)<br />

14.00; Drei Gesichter –Serokh (OmU) 16.00; Werk<br />

ohne Autor 21.30<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Westwood: Punk. Ikone.<br />

Aktivistin. (OmU) 16.00; Shoplifters (OmU) 18.00,<br />

20.45<br />

Passage (& 68 23 70 18) BlacKkKlansman (OmU)<br />

18.00, 20.50; Sneak Preview22.30; Gegen den Strom<br />

15.20, 20.00; Astrid 15.20, 17.40; Der Jungemuss an<br />

die frische Luft 15.50, 18.10, 20.30; Cold War 16.30;<br />

Anderswo.Allein in Afrika 18.40; Bad Times at the El<br />

Royale (OmU) 21.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Spider-Man: ANew Universe<br />

–Spider-Man: Into The Spider-Verse (OF) 18.30;<br />

Bohemian Rhapsody(OF) 21.10; Under the Silver Lake<br />

(OmU) 17.50; Suspiria (OmU) 20.50; RBG (OmU)<br />

19.20; The House That Jack Built (OmU) 21.30; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic<br />

Beasts: The Crimes of Grindelwald (OmU) 17.40,<br />

20.30; Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife<br />

(OmU) 16.50, 19.10; Widows (OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34) Aquaman<br />

13.50, 16.30; Robin Hood 14.00, 16.50, 20.00;<br />

Der Grinch 14.10; Der Junge muss an die frische Luft<br />

14.20, 17.30, 20.05; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.35,<br />

17.10; Spider-Man: ANew Universe 14.40; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 17.00; Bumblebee<br />

17.40, 20.10; 3D: Mortal Engines –Krieg der<br />

Städte 19.40; 3D: Aquaman 20.20; 100 Dinge20.30


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

lle Amber Valentine und Edgar Livengood aus Athens, Georgia, die schon seit 1993 unterwegs sind.<br />

POP<br />

Balzer/Müller Popsalon 15. 1., 21 Uhr,<br />

Deutsches Theater,Schumannstr.13a<br />

Monster Magnet 17. 1., 20 Uhr,<br />

Huxley’s, Hasenheide 107/113<br />

Anna Calvi 18. 1., 20 Uhr,Astra,<br />

Revaler Str.99<br />

Jucifer 19. 1., 20.30 Uhr,Urban Spree,<br />

Revaler Str.99<br />

J.S. Ondara 22. 1., 20 Uhr,Berghain<br />

Kantine, Am Wriezener Bahnhof<br />

SHELBY AMANDA LEE<br />

tere Horizont Monster Magnets. Sie<br />

sind ein paar Jahre länger dabei als<br />

Jucifer, begannen mit ihrem Retrosound<br />

schon zu Grungezeiten und<br />

gehören gleichsam zur Gründergeneration<br />

des Stoner Rocks, also dem<br />

brausenden, riffstarken, atmosphärischen<br />

Rock, Kind des Desert Rock,<br />

und grob gesagt ein dynamisches<br />

Update des psychedelischen Rock<br />

der frühen Jahre.<br />

Im Fall Monster Magnets kehrter<br />

in seiner spacigen Variante wieder,<br />

die britischen Hawkwind sind die<br />

großen Vorbilder. Wir hören also<br />

über dicken Grooves von Bass und<br />

Drums ausgiebig lärmend leiernde<br />

Gitarren –dreisind es –und massive,<br />

böse Riffs,dazu den leidenschaftlich<br />

paranoiden Schreigesang des immerhin<br />

62-jährigen Dave Wyndorfs.<br />

Leidenschaft prägt auch die hübsche<br />

Geschichte des Folksängers J.S.<br />

Ondara. Allerdings bevorzugt er die<br />

leisen Töne. Erstammt aus Nairobi,<br />

Kenia, wo ereine kleine Obsession<br />

mit (dem frühen) BobDylan pflegte,<br />

bis er vor fünf Jahren nach Minneapolis,<br />

Minnesota, zog, weil ja Bob<br />

Dylan bekanntlich aus Minnesota<br />

kommt. Er wollte ein Album veröffentlichen,<br />

und fing klug damit an,<br />

Gitarrezulernen. „Tales of America“<br />

wirdAnfang Februar erscheinen, sogar<br />

beim Traditions-Jazzlabel Verve.<br />

Auf dem Cover sieht er nun mit seiner<br />

hochgehängten Gitarre aus wie<br />

ein Bluesmann aus den Zwanzigern.<br />

Tatsächlich hat er aber einige ganz<br />

reizende Folksongs eingespielt.<br />

Begleitet werden seine hoch melodiösen<br />

Lieder meist nur von der<br />

akustischen Gitarre, manchmal gibt<br />

es Bass und Drums; vor allem fällt<br />

aber seine außergewöhnliche<br />

Stimme auf, ganz hell und klar ist sie,<br />

könnte auch einer Frau gehören. Ondara<br />

erzählt vom Alltag als Neuling<br />

in den USA und singt kleine Geschichten<br />

vom „American Dream“.<br />

Manchmal werden mir die Songs zu<br />

betulich und süß. Aber insgesamt ist<br />

Ondara ein eindrucksvoller Debütant.<br />

Er hat außerdem eine irgendwie<br />

unfolkige Vorliebe für ziemlich<br />

fancy Anzüge,was mirgut gefällt.<br />

Schließlich: Ein vom aktuellen<br />

Revivalempfohlenes Jazzspecial gibt<br />

es in Jens Balzers und Tobi Müllers<br />

Popsalon, mit Jazzfest-Chefin Nadin<br />

Deventer und dem Radiomoderator<br />

André Müller.<br />

Klassik<br />

Flöte, Oboe,<br />

Klarinette,<br />

Horn, Fagott<br />

Es ist die farbenreichste<br />

Kammermusikbesetzung,<br />

die die Musikgeschichte zu<br />

bieten hat, und doch hat es einen<br />

schweren Stand: das Bläserquintett<br />

aus Flöte, Oboe,<br />

Klarinette, Horn und Fagott.<br />

Vergleiche mit dem Streichquartett<br />

und seinem riesigen<br />

Repertoire fallen ungünstig<br />

aus, aber warum sich nicht<br />

einfach freuen an dem, was<br />

diese Besetzung zu bieten<br />

hat? Vor 30 Jahren in Berlin<br />

gegründet, ist das Philharmonische<br />

Bläserquintett<br />

nicht nur deutschlandweit das<br />

vielleicht beste Ensemble seiner<br />

Art, sondernwirdweltweit<br />

geschätzt. Heute Abend spielen<br />

sich die fünf Musiker ein<br />

Geburtstagskonzert, und<br />

zwar das Bläserquintett des<br />

von den Nazis ermordeten<br />

Tschechen Pavel Haas, oder<br />

das skandinavisch herbe<br />

Quintett des Dänen Carl Nielsen.<br />

Eine Entdeckung, die<br />

sich lohnt. Clemens Haustein<br />

20 Uhr Kammermusiksaal der Philharmonie,<br />

Herbert-von-Karajan-Str.1<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4<br />

bis 8J.)<br />

10.30: Die Ministerpräsidentin (ab 9J.)<br />

Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />

11.00: Familienführung: Am Brandenburger Tor<br />

ist viel passiert–Berlingeschichte von1700 bis<br />

heute (ab 8bis 16 J.). Anm. erf.<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wie digitale Spiele in<br />

unser Leben traten, Videogames<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

10.30 Tischlerei: Das Geheimnis der blauen<br />

Hirsche,<br />

FELD –Theater für Kinder und Erwachsene<br />

(& 54 08 69 48) 10.00: Papierstück, Tanzfuchs<br />

Produktion (ab 1J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />

10.00: Lauf, Marlene (ab 3J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer<br />

(& 536 95 15 0/ 52) 10.00: HerrEichhorn<br />

und der erste Schnee, puppen.etc, Figurentheater<br />

(bis 3J.)<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

16.00: Spiel mit der Zeit (ab 5J.)<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

10.30: AufWeltreise mit den Millibillies (ab 5J.)<br />

Jaro Theater (& 341 04 42)<br />

10.30: Mario der Eismann und der Pinguin,<br />

Puppen und Schauspiel (ab 2bis 8J.)<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit<br />

dem Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder<br />

(ab 3bis 11 J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Die drei Spatzen und Silvester,Lingulino<br />

(ab 3bis 8J.)<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00: Trust. Ein Vertrauensmonopoli (ab 9bis<br />

13 J.)<br />

Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />

10.00: Frau Holle, Kindertheater Mobil, Erzähltheater<br />

mit Puppen (ab 3bis 8J.). Anm. erf.<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Akademie der Künste am Pariser Platz<br />

(& 200 57 10 00) 19.00: Das Abenteuer des<br />

Lesens. Siebzig Jahre Sinn und Form, Lesung,<br />

Gespräch mit Georg Klein, Kornelia Koepsell,<br />

Dénes Krusovszky,Sibylle Lewitscharoff, Gustav<br />

Seibt, u. a. Mod.: Katharina Teutsch<br />

Buchhandlung Chaiselongue<br />

(& -47 61 11 31) 20.00: Fontanes Frauen,<br />

RobertRauh, Lesung und Gespräch<br />

Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />

20.30: Diogenes in Wien –ein Flaneursabend<br />

zu Peter Altenberg,mit Frank Arnold und Hartmut<br />

Mangold<br />

Deutsches Spionagemuseum<br />

(& 398 20 04 51) 19.00: Zielobjekt Rechts.<br />

Wiedie Stasi die westdeutsche Neonaziszene<br />

unterwanderte, Andreas Förster,Buchpremiere<br />

Mod.: Christof Blome<br />

exploratorium berlin (& 84 72 10 52)<br />

18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur,mit<br />

Reinhard Gagel. Anm. erf.<br />

Fahimi (Skalitzer Str.133)<br />

20.00: Am Anfang war die Information (Verbrecher<br />

Versammlung), RobertFeustel<br />

Freizeitforum Marzahn (& 542 70 91)<br />

19.30: Ein Leben ist zu wenig,Dr. Gregor Gysi<br />

Literarisches Colloquium Berlin<br />

(& 816 99 60) 19.30: WeiterSchreiben, Ramy<br />

Al-Asheq und Monika Rinck, Lesung und Gespräch.<br />

Musik: Rasha Nahas Mod.: Annika Reich<br />

Literaturforum im Brecht-Haus<br />

(& 282 20 03) 20.00: Hotel Dellbrück,<br />

Michael Göring,Lesung und Gespräch. Mod.:<br />

Paul Nolte<br />

Literaturhaus Berlin (& 88 72 86 -0)<br />

12.30: Brown Bag Lunch: „Rebellinnen –Hannah<br />

Arendt, Rosa Luxemburg und Simone Weil“,<br />

Simone Frieling,Gespräch: Ralf Schnell<br />

Urania (& 218 90 91)<br />

17.30: 1918/19 in Berlin, IngoJuchler,Lesung,<br />

Vortrag,Gespräch<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

20.30 Roter +Grüner Salon: 100 Jahre Revolution<br />

Berlin 1918/19: Festtafel –Ein Gang für<br />

Rosa Luxemburg<br />

KONZERT<br />

Astra Kulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Friska Viljor,side effects<br />

Auster Club (& 611 33 02)<br />

20.00: Lonker See<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Berlin ArtQuartet<br />

Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Michael Gechter (g,violin) &H.D.Lorenz<br />

(b,db), Cookin‘ with Jazz<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.30: We Are The City,Jan Roth<br />

Cafe Tasso (& 48 62 47 08)<br />

20.00: Monktage<br />

Madame CLAUDE (& 84 11 08 59)<br />

21.30: Martina Lies, Lucas Laufen, Campfire<br />

Session<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: Glintshake<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Chris Adams<br />

Rickenbacker‘s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: Artisfact Ensemble<br />

Theater unterm Dach (& 902 95 38 17)<br />

20.00: Jazz am Helmholtzplatz<br />

Wild At Heart (& 611 70 10)<br />

22.00: Frank The Baptist<br />

CLUB<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &<br />

friends<br />

Humboldthain Club (& 46 90 53 65)<br />

20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

22.00: Beatgeeks, Suff Daddy, LeBob<br />

Monster Ronson‘s Ichiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois –Techno Edition, Martin<br />

Eyerer,Agaric, Signal Deluxe<br />

BALLROOM<br />

bebop (& 01 76 31 49 02)<br />

21.00: Tangobar,Thomas<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />

Leandro<br />

KINO<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Baby Wolfgang präsentiert:<br />

Roma (OmenglU) 10.30; Roma (OmenglU) 12.00,<br />

18.30; Drei Gesichter –Serokh (OmU) 14.20; Rey<br />

(OmU) 14.40, 21.10; The Last Movie (OmU) 16.20;<br />

Pippi im Taka-Tuka-Land 16.30; Widows (OmU) 18.30;<br />

Shoplifters (OmU) 21.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Der kleine<br />

Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.30; Der<br />

Junge muss an die frische Luft 15.30, 18.00, 20.30;<br />

Die Frau des Nobelpreisträgers 16.20, 18.40; Bohemian<br />

Rhapsody21.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Meine Welt<br />

ist die Musik 15.00; Bohemian Rhapsody 17.15; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 20.15; Anderswo. Allein in<br />

Afrika 15.00; Shoplifters 17.20, 20.00; Colette 15.00,<br />

17.40, 20.20; Der Junge muss an die frische Luft<br />

15.40, 18.00, 20.30; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

15.20, 17.40, 20.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

14.00; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />

Dschungel! 14.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />

14.00, 16.50, 19.40, 22.15; 25 km/h 14.00; Mary<br />

Poppins‘ Rückkehr 14.10, 16.30; Das Mädchen, das<br />

lesen konnte 14.15, 19.20; Adam und Evelyn 14.15,<br />

19.00; Der Grinch 14.30; Astrid 16.10; Colette 16.40,<br />

19.45; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.45; Shoplifters 16.50; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

17.10, 19.30; Ben is Back 17.10, 19.45;<br />

Bohemian Rhapsody 19.40; Gegen den Strom 21.30;<br />

Under the Silver Lake(OmU) 21.50; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen –Fantastic Beasts: The<br />

Crimes of Grindelwald (OmU) 22.00; Shoplifters (OmU)<br />

22.20; Bohemian Rhapsody(OmU) 22.30; Ben is Back<br />

(OmU) 22.40<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Muris –Disfor Division<br />

(OmenglU; m. Gästen u. Filmgespräch) 18.30; Adam<br />

und Evelyn 20.30<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Cold War –Zimna<br />

wojna (OmU) 17.00; Westwood: Punk. Ikone. Aktivistin.<br />

–Westwood: Punk, Icon, Activist (OmU) 18.30; Shoplifters<br />

(OmU) 20.00; Mein liebster Stoff (OmU) 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Robin<br />

Hood 14.15, 17.00, 19.50, 22.45; Der Grinch 14.15;<br />

Aquaman 14.15; Spider-Man: ANew Universe 14.20;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 14.20; MaryPoppins‘<br />

Rückkehr 14.25, 16.30, 19.35; Der Junge muss<br />

an die frische Luft 14.35, 17.25, 19.55; Bumblebee<br />

14.40, 17.25; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf<br />

in den Dschungel! 14.45; Kalte Füße 14.50, 17.10,<br />

20.05; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

16.50, 22.30; 3D: Aquaman 16.50, 19.35,<br />

22.30; 3D: Spider-Man: ANew Universe 17.00; Mortal<br />

Engines –Krieg der Städte 17.00; 100 Dinge 17.30,<br />

19.45; Polaroid 19.55, 22.55; Bohemian Rhapsody<br />

19.55, 22.55; 3D: Mortal Engines –Krieg der Städte<br />

20.05, 22.35; 25 km/h 20.10; Widows 22.35; Unknown<br />

User 2: Dark Web22.35; 3D: Bumblebee 23.00<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) Bumblebee<br />

13.30; Kalte Füße 13.45, 17.40, 20.10; 3D: Spider-Man:<br />

ANew Universe 13.50; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />

13.50, 17.20; Der Grinch 13.50, 17.15; Der kleine<br />

Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.10;<br />

3D: Aquaman 14.15, 16.20, 19.45; Der Junge muss<br />

an die frische Luft 14.40, 16.50, 19.30; Tabaluga–Der<br />

Film 14.45; 100 Dinge 16.20, 19.20; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 16.30; Bohemian<br />

Rhapsody 16.30; Robin Hood 17.00, 20.00;<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

19.40; 3D: Bumblebee 19.50; Unknown User 2: Dark<br />

Web20.20; Polaroid 20.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04) Der<br />

Vorname 15.10; Bohemian Rhapsody 17.30, 20.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Astrid 18.00; Bohemian<br />

Rhapsody 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

–The Wife (OmU) 15.30, 20.30; Colette (OmU)<br />

17.50<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Meine Welt ist die Musik<br />

18.15; Best of 2018: The Cakemaker (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Tabaluga –<br />

Der Film 10.00; Spider-Man: ANew Universe 10.00,<br />

12.30; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />

Dschungel! 10.00, 12.05, 15.15; Der Grinch 10.00,<br />

12.00, 14.10; Mary Poppins‘ Rückkehr 10.30, 13.20,<br />

16.20; Bumblebee 12.00, 17.15; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 14.00; Der Junge<br />

muss an die frische Luft 14.30, 17.30, 19.30; Aquaman<br />

16.30; Robin Hood 17.00, 20.00; 3D: Aquaman<br />

19.45; Polaroid 20.15; 100 Dinge 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Der Vorname<br />

14.00; 25 km/h 16.00; Cold War 18.15; Ballon<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Der Junge muss an die<br />

frische Luft 15.00, 17.40, 20.15<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20) Tabaluga<br />

–Der Film 10.00, 12.25; Spider-Man: ANew<br />

Universe 10.00, 12.15, 17.20; Der kleine Drache Kokosnuss<br />

–Auf in denDschungel! 10.00, 12.05, 15.00;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 10.00, 14.50;<br />

Der Grinch 10.00, 12.05, 14.00; Bumblebee 10.00,<br />

12.30, 14.40, 22.50; Mary Poppins‘ Rückkehr 10.30,<br />

14.15, 17.15, 20.10; Johnny English: Man lebt nur<br />

dreimal 12.05; Aquaman 13.15, 16.30; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 14.10, 16.30,<br />

19.55; Robin Hood 17.05, 20.00, 23.00; Kalte Füße<br />

17.20, 19.40, 23.00; 100 Dinge 17.20, 20.15; 3D:<br />

Aquaman 19.45, 22.00; National Theatre London: The<br />

Tragedy ofKing Richard the Second (OmenglU) 20.00;<br />

Mortal Engines – Krieg der Städte 22.30; Widows<br />

22.45; Unknown User 2: Dark Web22.55<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Der Junge muss<br />

an die frische Luft 15.30, 18.00, 20.30; Bumblebee<br />

15.30; Mary Poppins‘ Rückkehr 15.45; Der kleine<br />

Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 15.45; Bohemian<br />

Rhapsody 17.45, 20.30; Robin Hood 18.00,<br />

20.30; Kalte Füße 18.30, 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Unknown Pleasures –American<br />

Independent Film Fest: ABread Factory, Part One:<br />

For the Sake ofGold (OmU) 20.00; Magical History<br />

Tour: Der letzte Mann (m. Live-Musikbegleitung) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Mary Poppins‘ Rückkehr 12.30, 13.50, 17.00, 19.50;<br />

Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel!<br />

12.30, 15.00; Die Unglaublichen II 13.15; Robin Hood<br />

13.30, 17.00, 19.50, 22.50; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 13.30, 19.30, 23.10; Bumblebee<br />

13.30, 20.00; Aquaman 13.30, 20.30; Der<br />

Grinch 13.50; Tabaluga –Der Film 14.00; Spider-Man:<br />

ANew Universe 14.00, 16.20; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 14.00, 17.20, 20.15, 22.40; Kalte Füße<br />

14.15, 17.00, 19.45, 23.10; Feuerwehrmann Sam:<br />

Plötzlich Filmheld! 14.20; 3D: Der Grinch 14.20,<br />

16.40; Ben is Back 15.35, 17.00, 20.10; Bohemian<br />

Rhapsody16.20, 19.45, 23.00; Mortal Engines –Krieg<br />

der Städte 16.30, 22.45; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 16.30; Ballon 16.40; 3D: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 16.45; 3D: Bumblebee<br />

16.45, 23.10; 100 Dinge 16.45, 20.15, 22.50;<br />

Shoplifters 16.50; 3D: Aquaman 17.00, 23.00; Die<br />

Frau des Nobelpreisträgers 17.30, 20.10; Polaroid<br />

18.30, 21.00, 23.00; AStar Is Born 19.10; Widows<br />

19.15, 22.50; Aufbruch zum Mond 19.30; Der Vorname<br />

19.40; 25 km/h 19.45; 3D: Mortal Engines –Krieg<br />

der Städte 20.00; Venom 22.15; Night School 22.20;<br />

Unknown User 2: Dark Web22.30; The House That Jack<br />

Built 22.50; Nur ein kleiner Gefallen 23.10<br />

CineStar im SonyCenter (& 04 51/703 02 00) Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen –Fantastic<br />

Beasts: The Crimes of Grindelwald (OF) 13.30;<br />

Mary Poppins‘ Rückkehr –Mary Poppins Returns (OF)<br />

13.30, 16.30, 20.15; Ben is Back (OF) 13.30, 20.30;<br />

3D: Aquaman (OF) 13.35, 17.00, 19.40, 23.00;<br />

Spider-Man: ANew Universe –Spider-Man: Into The<br />

Spider-Verse (OF) 14.20, 23.15; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

–The Wife (OF) 16.45; Robin Hood (OF)<br />

17.00, 19.50, 23.10; 3D: Spider-Man: ANew Universe<br />

–Spider-Man: Into The Spider-Verse (OF) 17.15,<br />

20.15; 3D: Mortal Engines –Krieg der Städte (OF)<br />

17.15, 23.15; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen –Fantastic Beasts: The Crimes of<br />

Grindelwald (OF) 19.30, 22.50; Bohemian Rhapsody<br />

(OF) 20.00, 23.15; Colette (OF) 20.15; 3D: Bumblebee<br />

(OF) 22.45; Widows (OF) 23.10<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Aquaman<br />

(OF) 12.15, 15.40, 19.15; 3D: Aquaman 22.45<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Spider-Man: ANew<br />

Universe – Spider-Man: Into The Spider-Verse (OF)<br />

17.45; Shoplifters (OmU) 20.00; Climax 22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Der kleine Drache Kokosnuss –<br />

Aufinden Dschungel! 14.00; Der Grinch 14.00; Aquaman<br />

14.00, 17.00; Robin Hood 15.00, 17.30, 20.00,<br />

22.30; Mary Poppins‘ Rückkehr 15.00, 17.30; Kalte<br />

Füße 16.00, 18.00, 20.00, 22.30; Der Junge muss an<br />

die frische Luft 16.00, 18.00, 20.15; 3D: Bumblebee<br />

20.00, 22.30; 3D: Aquaman 20.15, 22.00<br />

Casablanca (& 677 57 52) Astrid 16.00; Cold War<br />

18.30; Gegen den Strom 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00) Kalte<br />

Füße 14.00, 17.20, 19.55; Der Grinch 14.00; 3D:<br />

Aquaman 14.00, 16.30, 19.45; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />

14.10, 17.15; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 14.15, 16.55; Bumblebee 14.20;<br />

Spider-Man: ANew Universe 14.25; Der kleine Drache<br />

Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.30; Der Junge<br />

muss an die frische Luft 14.30, 17.15, 20.00; Robin<br />

Hood 16.35, 19.45; AStar Is Born 17.05; 3D: Bumblebee<br />

17.15; 100 Dinge 17.15, 20.10; Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 19.55; Bohemian<br />

Rhapsody20.00; Widows 20.15; Polaroid 20.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Spider-Man:<br />

ANew Universe 14.00, 16.40; Mary Poppins‘<br />

Rückkehr 14.00, 17.10; Bumblebee 14.00,<br />

16.45; Aquaman 14.00, 16.40, 19.30; Der Grinch<br />

14.25, 16.50; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in<br />

den Dschungel! 14.30; Der Junge muss an die frische<br />

Luft 14.50, 17.20, 20.15; Robin Hood 17.30, 19.40;<br />

Hedefim Sensin (OmU) 19.30; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 19.50; Müslüm (OmU)<br />

20.00; Polaroid 20.15<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Cold War<br />

19.00; Sneak Preview21.00<br />

W3EISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) Ikarus 18.00; Rey<br />

(OmU) 20.00; Climax (OmU) 21.45<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Adam und Evelyn<br />

13.30; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />

Dschungel! 15.45; Rosa Luxemburg 18.00; Das krumme<br />

Haus 21.15; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf<br />

in den Dschungel! 11.00; Colette 13.00, 18.15; Astrid<br />

15.30; Adam und Evelyn 20.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Cold War 16.00;<br />

Adam und Evelyn 18.30; Gegen den Strom 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Astrid 15.15; Der<br />

Jungemuss an die frische Luft 18.00, 20.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Alexander McQueen –Der Film<br />

(OmU) 18.00; Cold War20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

15.20, 20.30; Colette 17.45<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Jota:<br />

Mehr als Flamenco –Jota de Saura (OmU) 17.00; Suspiria<br />

19.00<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) KinderWagen-<br />

Kino: Der Jungemuss an die frische Luft 10.30; Colette<br />

13.45; Der Grinch 14.00; Der kleine Drache Kokosnuss<br />

–Auf in den Dschungel! 14.15; Meine Welt ist die Musik<br />

14.30; Adam und Evelyn 16.00, 20.45; Die Frau<br />

des Nobelpreisträgers 16.15, 20.45; Der Junge muss<br />

an die frische Luft 16.15, 18.30, 20.45; Gegen den<br />

Strom 16.30; Mary Poppins‘ Rückkehr 18.00; Anderswo.<br />

Allein in Afrika 18.30; Das Mädchen, das lesen<br />

konnte 18.45; Ben is Back 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33) Tabaluga<br />

–Der Film 13.45; Robin Hood 13.45, 16.45,<br />

19.50; Mary Poppins‘ Rückkehr 13.45, 16.45; Aquaman<br />

13.45, 16.15; Spider-Man: ANew Universe 14.00;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 14.00; Der Grinch<br />

14.00, 17.15; Der Junge muss an die frische Luft<br />

14.15, 16.30, 19.45; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 16.15, 19.30; Bumblebee 17.00;<br />

100 Dinge 17.15, 20.15; Bohemian Rhapsody 19.40;<br />

3D: Mortal Engines –Krieg der Städte 19.45; 3D: Bumblebee<br />

20.00; 3D: Aquaman 20.15


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

CHAT<br />

„Nicht<br />

leichtgläubig<br />

handeln“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Kenner<br />

der digitalen Welt zu Wort. Celia<br />

Schweyer ist Senior-Online-Marketing-Managerin<br />

beim Online-Dating-Vergleichsportal<br />

zu-zweit.de.<br />

Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />

Welt am Morgen?<br />

Mit dem Blick aufs Smartphone.<br />

Da unsereKommunikation größtenteils<br />

digital abläuft, trägt dies maßgeblich<br />

zur reibungslosen Zusammenarbeit<br />

bei.<br />

Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />

zurzeit. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Künstliche Intelligenz wird unser<br />

Leben in Zukunft in sehr vielen Bereichen<br />

maßgeblich beeinflussen.<br />

Alltagsprozesse werden erleichtert.<br />

In unserer Branche helfen intelligente<br />

Algorithmen bei der Online-<br />

Partnersuche – und zwar um die<br />

bestmöglichen Kontaktvorschläge<br />

zu erhalten.<br />

Wird es eines Tages eine Lösung geben,<br />

damit wir über unsere Daten<br />

wirklich selbst verfügen können?<br />

Das wird durch die Streuung der<br />

Daten zunehmend schwieriger. In<br />

einer digitalisierten Welt herrscht<br />

kontinuierlicher Datenaustausch<br />

zwischen Geräten, Portalen, Internetseiten<br />

und Apps.Dieser macht es<br />

uns fast unmöglich zu überwachen,<br />

wo welche persönlichen Daten gespeichertwurden<br />

und was mit ihnen<br />

passiert. Deshalb sollte man immer<br />

wieder überdenken, wo man welche<br />

Daten angibt und welche Auswirkungen<br />

dies haben kann. Vorallem<br />

sollte man immer den Überblick<br />

darüber behalten, welche Verträge<br />

oder Abos man online abschließt.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt?<br />

Gesprächsregeln, die in der Realität<br />

vorhanden sind, sollten auch im<br />

Netz befolgt werden –doch das ist<br />

häufig nicht der Fall. Singlebörsen-<br />

Nutzer sollten sich nicht leichtgläubig<br />

auf neue Kontakte einlassen und<br />

zu schnell persönliche Informationen<br />

austauschen, sondernauch hier<br />

auf Menschenkenntnis setzen und<br />

ihr Gegenüber Schritt für Schritt<br />

kennenlernen.<br />

DieZukunft macht vielen Angst.Welcher<br />

Podcast macht Ihnen Mut?<br />

Angst ist nie ein guter Ratgeber.<br />

Positiv in die Zukunft zu blicken hilft,<br />

die richtigen Entscheidungen zu<br />

treffen. Außerdem hilft Humor häufig,<br />

die Dinge etwas lockerer zu sehen,<br />

weshalb ich den Audio-Podcast<br />

von Jan Böhmermann und Oli<br />

Schulz auf Spotify empfehlen kann.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Daskommt auf den Tagan–wenn<br />

nach Feierabend noch viel für die<br />

nächste Zeit zu planen ist, kann es<br />

sein, dass ich nicht so leicht abschalten<br />

kann. Das Betreiben einer Website<br />

ist nun mal ein 24-Stunden-Job.<br />

Ichversuche aber,abends das Smartphone<br />

beiseitezulegen, den Laptop<br />

zuzuklappen und mein Privatleben in<br />

denVordergrund zu stellen.<br />

Celia Schweyer arbeitet<br />

für das Online-Dating-Vergleichsportal<br />

zu-zweit.de.<br />

Das Ei der Erkenntnis<br />

Es gibt Popstars, die engagieren die besten Fotografen und fragen die<br />

größten Modedesigner um Rat, damit sie in den sozialen Medien auffallen.<br />

Unternehmen engagieren teure Agenturen für das gleiche Ziel.<br />

Und dann das: Ein namentlich nicht bekannter Nutzer ruft bei Instagram<br />

mit dem Foto eines Frühstückseis zum Weltrekord auf. Alle mal<br />

Erfolg der Nachbarschaft<br />

Eine <strong>Berliner</strong> Plattform, die regionale Handwerker und Kunden zusammenbringt, macht Millionengeschäfte<br />

VonJörg Hunke<br />

Wenn es um Start-ups<br />

geht, dann ist der Begriff<br />

Scheitern nicht<br />

weit, denn mehr als 90<br />

Prozent aller Ideen gehen nicht auf.<br />

Aber es gibt auch die Ausnahmen,<br />

die Musterschüler, denen von Anfang<br />

an alles zu gelingen scheint. Robin<br />

Behlau gehört dazu. Er stammt<br />

aus Strausberg (Brandenburg) und<br />

hat vorelf Jahren gemeinsam mit seinem<br />

Kumpel Mario Kohle die Plattform<br />

Käuferportal aufgebaut, das<br />

Handwerker und Kunden zusammenbringen<br />

soll. Inzwischen gehört<br />

das Unternehmen zu den verborgenen<br />

Stars der Branche,hat 400 Mitarbeiter<br />

und kam zuletzt auf ein Auftragsvolumen<br />

von zwei Milliarden<br />

Euro pro Jahr. Obwohl: VonVerborgenheit<br />

kann seit gesternkeine Rede<br />

mehr sein.<br />

Gründung in einer kleinenWohnung<br />

Denn die NuCom-Group – in der<br />

ProSiebenSat.1 sein Commerce-Geschäft<br />

bündelt –hat ihre stimmberechtigte<br />

Beteiligung von bislang 42<br />

Prozent auf 94 Prozent erhöht, die<br />

restlichen Anteile gehören Robin<br />

Behlau, der auch als Geschäftsführer<br />

fungiert. Der Transaktion liegt ein<br />

UnternehmenswertinHöhe von140<br />

Millionen Euro zugrunde.Und einen<br />

neuen Firmennamen gibt es auch:<br />

AusKäuferportal wirdAroundhome.<br />

„Fast jeder zehnte Deutsche hat<br />

schon einmal eine Anfrage über<br />

Käuferportal gestellt. Und dennoch<br />

fehlt es an breiter Bekanntheit. Mit<br />

der Umbenennung in Aroundhome<br />

heben wir gemeinsam mit dem Management<br />

das Unternehmen auf die<br />

nächste Wachstumsstufe“, erklärte<br />

Claas van Delden, Co-CEO der Nu-<br />

Com-Group. Behlau hofft auf die<br />

Werbekompetenz bei den Sendern<br />

ProSieben und Sat.1. „Als bekannte<br />

Marke wird uns und unseren Anbieternnoch<br />

mehr Vertrauen entgegengebracht<br />

werden“, hofft er.<br />

Die Idee, die Behlau und Kohle<br />

damals bei der Gründung hatten:<br />

Wie finden Kunden den geeigneten<br />

Handwerker, wenn größere Umbauarbeiten<br />

im Haus oder in der Wohnung<br />

anstehen? Also eine neue Küche<br />

oder neue Fenster eingebaut<br />

werden sollen oder eine Solaranlage<br />

fürs Dach des Eigenheims geplant<br />

ist. Natürlich gibt es noch immer<br />

Branchenbücher und auch die Suchmaschinen<br />

zeigen auf Wunsch zahllose<br />

Anbieter an. Aber dann stellt<br />

sich die Frage: Wie den richtigen<br />

Handwerker finden? Manchmal helfen<br />

Bewertungsportale bei dieser<br />

Entscheidung. Auftraggeber können<br />

bei Aroundhome kostenlos Produktanfragen<br />

mit ihren Kriterien für die<br />

Handwerksarbeit stellen. Ein Mitarbeiter<br />

vonKäuferportal ruft dann zurück,<br />

um im Gespräch mit dem Kunden<br />

die Wünsche genau zu definieren.<br />

DER UNTERNEHMER<br />

Robin Behlau gründete gemeinsam mit seinem Freund aus Kindertagen, Mario Kohle, das<br />

Start-up Käuferportal. Das passierte vorelf Jahren in Hellersdorf. Inzwischen hat das Unternehmen<br />

mehr als 450 Mitarbeiter,sein Wert wird mit 140 Millionen Euro angegeben.<br />

Als Geschäftsführer wird Behlau weiterhin die Geschickedes Unternehmens leiten, auch<br />

wenn die NuCom-Group –inder ProSiebenSat.1 sein Commerce-Geschäft bündelt –ihre<br />

stimmberechtigte Beteiligung vonbislang 42 Prozent auf 94 Prozent erhöht hat. Die restlichen<br />

acht Prozent gehören Behlau. Der Name wurde auch geändert: AusKäuferportal ist Aroundhome<br />

geworden. Die Geschäftsidee: Wiefinden Kunden den geeigneten Handwerker,wenn<br />

größere Umbauarbeiten im Haus oder in der Wohnung anstehen?<br />

Mitdieser Idee ging es vorelf Jahren<br />

inHellersdorf los, ineiner kleinen<br />

Wohnung gründeten Behlau<br />

und Kohle das Start-up.Schnell fanden<br />

sich Investoren und Kreditgeber.Seit<br />

2014 hat das Unternehmen<br />

nach eigenen Angaben seinen Umsatz<br />

im Durchschnitt jedes Jahr um<br />

35 Prozent gesteigert. Die Anbieter<br />

zahlen keine Provision an die Plattform-Betreiber,<br />

sondern eine feste<br />

Vermittlungsgebühr pro Kundenkontakt.<br />

„Das heißt, wir sind nicht<br />

darauf angewiesen, dass der Kunde<br />

tatsächlich beim Anbieter kauft“,<br />

erklärte Behlau schon vor einiger<br />

Zeit.<br />

Inzwischen ist Aroundhome<br />

Deutschlands größter Online-Vermittler<br />

für Produkte und Dienstleistungen<br />

geworden. Behlau hatte sehr<br />

früh ein Gespür dafür entwickelt, wie<br />

sich die digitale Welt entwickeln<br />

wird, denn im Gründungsjahr 2008<br />

gingen auch Start-ups wie Airbnb<br />

und wenig später Uber ans Werk.Die<br />

INSTAGRAM<br />

anklicken, bitte! Mehr als 27 Millionen Menschen folgten dem Aufruf,<br />

damit wurde der Bestwert, den US-Model Kylie Jenner mit ihrem Baby<br />

im Vorjahr aufgestellt hatte, überboten. Und was sagt der Weltrekordhalter<br />

dazu? „Ich habe das als Wettbewerb begriffen. Es war nichts Persönliches.“<br />

Undbleibt in den oft lauten sozialen Medien anonym.<br />

Online-Vermittler von Übernachtungsmöglichkeiten<br />

und Personenbeförderung<br />

haben es inzwischen zu<br />

weltweiter Aufmerksamkeit gebracht.<br />

In diesen Branchen ist es üblich,<br />

dass die Kunden die erbrachte<br />

Leistung bewerten, auch bei<br />

Aroundhome können die Auftraggeber<br />

über die Handwerksbetriebe urteilen.<br />

„Von Anfang an Geld verdient“<br />

WasBehlaus Idee mit den Konzepten<br />

aus den USA noch verbindet, ist der<br />

Plattform-Gedanke: Es ist nicht<br />

mehr wichtig, selbst Wohnungen,<br />

Fahrzeuge oder Küchen zur Verfügung<br />

zu stellen, es geht auf den digitalen<br />

Marktplätzen darum, als Mittelsmänner<br />

(„Intermediäre“) Angebot<br />

und Nachfrage zusammenzuführen.<br />

Auch Aroundhome<br />

beschäftigt keine Handwerker, sondern<br />

bringt Interessenten nur mit<br />

Handwerksbetrieben zusammen.<br />

Behlau ging es von Anfang an<br />

darum, Vertrauen zwischen Kunden<br />

und Anbietern aufzubauen, deshalb<br />

zunächst die Konzentration auf den<br />

deutschen Markt. Inzwischen ist das<br />

Unternehmen in vier Ländern tätig<br />

und hat 450 Mitarbeiter. Wenn jemand<br />

Handwerker sucht, werden<br />

ihm Fachleute aus der Region angeboten.<br />

„So haben wir von Anfang an<br />

Geld verdient“, sagt Behlau. „Und<br />

haben es immer wieder ins Unternehmen<br />

gesteckt.“<br />

Inzwischen umfasst das Netzwerk<br />

etwa 12 000 Anbieter, dazu<br />

gehören auch namhafte Hersteller,<br />

aber die meisten Anbieter sind<br />

eher regional verwurzelte, mittelständische<br />

Unternehmen. Was einen<br />

Vorteil für Aroundhome auch<br />

in Zeiten voller Auftragsbücher<br />

bedeutet: Kleine und mittelständische<br />

Betriebe lehnten zusätzliche<br />

Aufträge aus dem Internet nicht<br />

ab, sagte Behlau, trotz Hochkonjunktur.<br />

Mehr Rechte<br />

für die Nutzer<br />

gefordert<br />

IfW-Präsident sieht Europa<br />

in der Verantwortung<br />

Für die digitale Zukunft sieht der<br />

Ökonom Dennis Snower Europa<br />

mit Deutschland an der Spitze ineiner<br />

Schlüsselverantwortung. „Es<br />

geht um sehr, sehr viel, um das Regime<br />

des neuen digitalen Zeitalters<br />

und damit letztlich auch um die Demokratie“,<br />

sagte der Präsident des<br />

Kieler Instituts für Weltwirtschaft.<br />

Die von China auf der einen und<br />

US-Weltkonzernen auf der anderen<br />

Seite verkörperten Systeme seien gefährlich<br />

für die liberale Demokratie.<br />

Dagegen habe Europa mit der neuen<br />

Datenschutzgrundverordnung den<br />

richtigen Weg eingeschlagen, der<br />

weltweit implementiert werden<br />

sollte. Dabei könne Deutschland<br />

eine zentrale Rolle spielen. Snower<br />

forderte: „Nutzer müssen mehr und<br />

mehr Rechte über die Nutzung ihrer<br />

Daten bekommen.“<br />

Aus Sicht Snowers ist das bisherige<br />

System falsch, in dem die Nutzer<br />

Internetdienstleistungen kostenlos<br />

beziehen und im Gegenzug ihre Daten<br />

kostenlos liefern. „In dieser Welt<br />

gibt es keine Preise, aber Preise sind<br />

die Grundlage für das Funktionieren<br />

einer Volkswirtschaft“, sagte der<br />

Ökonom. Das Ziel solle sein, „dass<br />

die Nutzer ein Eigentumsrecht an allen<br />

Daten haben, die sie generieren.“<br />

Diese Daten könnten sie dann freiwillig<br />

weitergeben an jene,die sie haben<br />

wollten –unentgeltlich oder zu<br />

einem Preis. Damit würde sich das<br />

gesamte Businessmodell bei Google<br />

und Facebook komplett ändern.<br />

Technologische Lösungen für ein<br />

solches Modell existierten bereits.<br />

„Das Regime in China ist darauf aufgebaut,<br />

dass der Staat besonders vieles<br />

über einen weiß“, sagte Snower.<br />

„In den USA sind es Konzerne wie<br />

Facebook, Google und Amazon, die<br />

sehr viel über ihre Nutzer wissen –<br />

und dieses Wissen manchmal auch<br />

an den Staat weitergeben.“ Die Nutzer<br />

wiederum hingen immer mehr<br />

vondiesen Netzwerken ab.<br />

Unterstützung bekam Snower<br />

vonder FDP im Bundestag.„Die Forderung<br />

nach einem Eigentumsrecht<br />

an den eigenen Daten ist so aktuell<br />

wie richtig“, sagte der Parlamentarische<br />

Geschäftsführer der Fraktion,<br />

MarcoBuschmann. (dpa)<br />

Geringe<br />

Auswirkung der<br />

Apple-Schwäche<br />

Zulieferer hatte leicht<br />

höheren Umsatz erwartet<br />

D<br />

er Apple-Zulieferer Dialog<br />

Semiconductor konnte im vergangenen<br />

Jahr trotz schwächelnder<br />

iPhone-Verkäufe seine Geschäfte<br />

ausbauen. DerUmsatz sei um 7Prozent<br />

auf rund 1,44 Milliarden Dollar<br />

(1,26 Milliarden Euro) gestiegen,<br />

teilte das britische Unternehmen am<br />

Montag anhand vorläufiger Berechnungen<br />

in London mit. Dabei profitierte<br />

das Unternehmen auch von<br />

der Übernahme des Halbleiterherstellers<br />

Silego. Zuvor war allerdings<br />

mit 1,46 Milliarden Dollar ein noch<br />

etwas höherer Umsatz angepeilt<br />

worden.<br />

Dialog Semiconductor ist stark<br />

von seinem Großkunden Apple abhängig.<br />

Im vergangenen Jahr dürften<br />

nach früheren Schätzungen des Unternehmens<br />

rund drei Viertel aller Erlöse<br />

aus dem Geschäft mit dem<br />

iPhone-Hersteller gestammt haben.<br />

Daher leiden die Briten unter der<br />

schwächelnden Nachfrage nach der<br />

jüngsten iPhone-Generation. Apple<br />

hatte jüngst einräumen müssen, dass<br />

das Weihnachtsgeschäft deutlich<br />

schlechter lief, als erwartet. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />

(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />

Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG)Verrückt nach Meer 17.00 (für<br />

HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />

(für HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />

Familie Dr.Kleist. Zukunft 19.45 (für HG) Wissen<br />

voracht –Natur 19.55 (für HG)Börse voracht<br />

20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Die Kanzlei<br />

Schattenspiele. Anwaltsserie<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Gefühl und Verstand.Arztserie<br />

21.45 (für HG) FAKT<br />

Das MDR-Magazin<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Hectors Reise oder die<br />

Suche nach dem Glück<br />

Tragikomödie, GB/D/GB/SA/USA ’14<br />

0.35 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.55 (für HG) Die Kanzlei<br />

Schattenspiele. Anwaltsserie<br />

RTL<br />

5.45 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />

Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />

–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />

uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />

18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />

Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Deutschland sucht den Superstar<br />

Castings<br />

Jury: Dieter Bohlen, Oana Nechiti,<br />

Pietro Lombardi,Xavier Naidoo<br />

Wer kommt zum Recall hoch auf dem<br />

Berge imösterreichischen Ischgl?<br />

22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />

hier raus! Moderation: Sonja Zietlow,<br />

Daniel Hartwich<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Ich bin ein Star –Holt mich hier<br />

raus! Moderation: Sonja Zietlow,<br />

Daniel Hartwich<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />

17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />

MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />

(für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau<br />

21.00 (für HG) Der Osten –Entdecke<br />

wo du lebst 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für<br />

HG) Die Investoren 22.50 (für HG) Polizeiruf<br />

110. Blütenstaub. TV-Kriminalfilm 1972 23.45<br />

(für HG) Rosa Luxemburg. Biografie, CS/D/PL<br />

1986 1.40 (für HG) FAKT<br />

Bayern<br />

14.40 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 (für HG)<br />

Uschis VIP-Gärten 16.00 (für HG) Rundschau<br />

16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30 Regional<br />

18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für HG)<br />

Rundschau 19.00 (für HG) Gesundheit! 19.30<br />

(für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort. Totentanz.<br />

TV-Kriminalfilm, D2002 21.45 (für HG) Rundschau<br />

Magazin 22.00 (für HG) Capriccio 22.30<br />

Wo Träume wahr werden 23.15 nacht:sicht<br />

23.45 Sweet Spot 0.35 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 1.05 (für HG) Wir inBayern<br />

Vox<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 Hot oder Schrott –Die Allestester. Kinder<br />

testen Musik aus vergangenen Jahrzehnten<br />

22.15 Hot oder Schrott –Die Allestester 23.15<br />

Detlef muss reisen. Wien 0.20 nachrichten<br />

0.40 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Teuflisches Profil 1.35<br />

(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Aus dem Hinterhalt<br />

Super RTL<br />

15.45 Trolljäger –Geschichten aus Arcadia<br />

16.10 5Freunde –Für alle Fälle 16.40 Grizzy<br />

&die Lemminge 17.10 Dennis &Fletscher –<br />

Blämtastisch! 17.30 Dennis &Fletscher –<br />

Blämtastisch! 17.50 Inspector Gadget 18.10<br />

Die Tomund Jerry Show 18.45 Woozle Goozle<br />

und die Weltentdecker 19.15 Bugs Bunny &<br />

LooneyTunes 19.45 ALVINNN!!! und die Chipmunks<br />

20.15 Super süß und super sexy. Liebeskomödie,<br />

USA 2002 21.55 Cold Justice –<br />

Verdeckte Spuren 22.45 Cold Justice –Verdeckte<br />

Spuren 23.40 Wer ist hier der Boss?<br />

Sport1<br />

15.00 StorageWars –Geschäfte in Texas. Der<br />

Wille zählt 17.25 Eishockey: Champions Hockey<br />

League. Halbfinale, Rückspiel: HC Pilsen (CZ) –<br />

Frölunda Indians (S) 20.00 StorageWars –Die<br />

Geschäftemacher. Die genauesten Schätzungen<br />

21.00 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />

Darrell und Brandon 22.00 StorageWars –Die<br />

Geschäftemacher. Im Tanktop zum Gewinn<br />

22.30 Scooore! –Internationales Fußball-Magazin<br />

23.15 Bundesliga aktuell. Die tägliche<br />

News-Sendung für Fußballfans 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />

(für HG) Notruf Hafenkante. Überraschende Begegnung<br />

11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Der<br />

Verräter 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00<br />

(für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG)heuteXpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Der süße Tod<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />

deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />

(für HG)SOKO Köln. Außer Dienst 19.00 (für HG)<br />

heute 19.25 (für HG) DieRosenheim-Cops.<br />

Beim dritten „Om” bist du tot<br />

20.15 (für HG) Handball:Weltmeisterschaft<br />

Vorrunde, Gruppe A, 4. Spieltag:<br />

Deutschland –Frankreich<br />

Moderation: Christian Sievers<br />

Aus der Mercedes-Benz Arena Berlin<br />

Dazwischen: ca. 21.10 heute journal<br />

22.15 (für HG) Meine Mutter, mein Sorgenkind<br />

Wenn die Rente nicht reicht<br />

22.45 (für HG) Markus Lanz<br />

0.00 heute+<br />

0.15 Neu im Kino<br />

0.20 (für HG) Jagd durch London<br />

Actionthriller,USA/GB 2015<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

18.00 Endlich Feierabend! 18.30 Die<br />

Ruhrpottwache 19.00 Wie genial ist das<br />

denn?! 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Navy CIS<br />

Operation Kuckucksnest.Krimiserie<br />

Mit Mark Harmon, Sean Murray, Wilmer<br />

Valderrama u.a.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Leben und Sterben in Mexiko<br />

22.15 Navy CIS: L.A.<br />

TotimWasser.Krimiserie<br />

23.10 SpiegelTV–Reportage<br />

Die Knochen-Ärzte –Apres Ski in der<br />

Notaufnahme. Reportagereihe<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Gast: Jochen Busse<br />

14.05 (für HG) Hauptstadtrevier 14.55 (für<br />

HG) Hauptstadtrevier 15.45 (für HG) Aktuell<br />

16.05 Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />

HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Kühle<br />

Schönheiten –Alpenseen 21.00 (für HG)<br />

Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG)<br />

Holocaust –Die Geschichte der Familie Weiss.<br />

TV-Drama, USA 1978 0.00 (für HG) Eswar<br />

Nacht in Rom. Kriegsdrama, I/F 1960 2.00<br />

Lokalzeit aus Köln<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die nordstory<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00<br />

(für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag<br />

17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co.<br />

18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Natur-<br />

Nah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Visite 21.15 (für HG) Panorama 3 21.45 (für<br />

HG) aktuell 22.00 (für HG) Tatort. Zurück ins<br />

Licht. TV-Kriminalfilm, D2017 23.30 (für HG)<br />

Weltbilder 0.00 (für HG) Boris Becker –Der<br />

Spieler 1.30 (für HG) NDR Talk Show<br />

Kabel eins<br />

6.40 The Mentalist 7.35 Blue Bloods –Crime<br />

Scene NewYork 8.25 Blue Bloods –Crime<br />

Scene NewYork 9.25 Navy CIS: L.A. 10.15<br />

Navy CIS 11.05 Without aTrace 12.05 Numb3rs<br />

13.00 Castle 14.00 The Mentalist 14.55<br />

Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS<br />

16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein<br />

Lokal, dein Lokal 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />

kümmern uns drum 20.15 Die Reise ins Ich.<br />

Sci-Fi-Film, USA 1987 22.50 Matrix. Sci-Fi-<br />

Film, USA/AUS 1999 1.20 Late News 1.25<br />

Matrix Reloaded. Sci-Fi-Film, USA 2003<br />

RTL 2<br />

11.00 Family Stories 12.00 Die Geissens –<br />

Eine schrecklich glamouröse Familie! 13.05<br />

Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />

Familie! 14.05 Köln 50667 15.05 Berlin –Tag<br />

&Nacht 16.05 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />

... 17.00 News 17.10 Chartbreaker –Die<br />

Casting-Soap 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />

–Tag &Nacht 20.15 Zuhause im Glück –<br />

Unser Einzug inein neues Leben 22.15 Zuhause<br />

im Glück –Unser Einzug in ein neues Leben<br />

0.15 Autopsie Spezial: Die letzten Stunden<br />

von ... 1.05 Die Forensiker –Profis am Tatort<br />

Eurosport 1<br />

17.15 Ski alpin: Weltcup 17.40 Volleyball Time<br />

Out 17.45 Handball: Weltmeisterschaft. Vorrunde:<br />

Korea –Serbien 19.40 Eurosport News<br />

19.50 Volleyball: Champions League. United<br />

Volleys –Knack Roeselare 21.45 Formel E:<br />

FIA-Meisterschaft 22.45 Handball:Weltmeisterschaft<br />

23.25 Eurosport News 23.35 Rallye:<br />

Rallye Dakar in Südamerika 0.00 Tennis:Australian<br />

Open 0.30 Tennis. Australian Open –<br />

Game, Schett &Mats 1.00 Tennis: Australian<br />

Open. 3. Tag<br />

3SAT, 20.15 UHR TV-KOMÖDIE<br />

Die Diva, Thailand und wir!<br />

Sohatte sich Susanne (AnnekeKim Sarnau,r.) ihrenUrlaub eigentlich nicht<br />

vorgestellt:Statt die Sonne Thailands mit Kindern und Ehemann zu genießen,<br />

muss sie nunauchnoch ihre72-jährigeMutterAnneliese(HanneloreElsner,l.)<br />

mitnehmen. Die einstige Opernsängerinist seit kurzem pflegebedürftig<br />

und beanspruchtdie gesamte Aufmerksamkeit ihrer Tochter.Dabei legt die betagte<br />

Divadie gesamte Bandbreite ihrer Allüren an den Tagund treibt die Urlaubsgesellschaft<br />

schonbaldanden Rand des Wahnsinns.SokeimtinSusanne<br />

die Idee,für Anneliesegleich an Ortund Stelle ein Altenheim zu finde.11.000 Kilometer<br />

weit weg vonZuhause:Das scheintihr genau der angemessene Abstand<br />

zu sein. Zunächsterzählt sieihrer Familie nichtsvon ihrerEntscheidung. Eine<br />

etwas andereUrlaubskomödie vonRegisseurin FranziskaBuch.<br />

(Dtl./Österr./2016)<br />

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Leserreisen<br />

2019<br />

ARD, 22.45 UHR TRAGIKOMÖDIE<br />

Hectors Reise<br />

Leserreisen 2019<br />

Australien –<br />

Abenteuer<br />

down under<br />

S. 17<br />

Wien, S. 04 Normandie, S.10 Indien, S.15<br />

Ostsee, S. 20<br />

Gemeinsam reisen –mehr erleben<br />

ABOplus<br />

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ausgewählte<br />

Reisen<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

7 3 9 2<br />

6 3<br />

1 5 8<br />

9 8<br />

5 2 6<br />

4 1<br />

1 7<br />

3<br />

6 4 2<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

Foto: 3sat<br />

finden Sie in unserem neuen Leserreisen-Magazin.<br />

MDR WDR rund um den Erdball führt.Auf seiner Rei-<br />

Arte<br />

Gehen se machterdie Sie mit uns aufBekanntschaftmit Reisen und entdecken soSie<br />

unterschiedlichen<br />

der Welt. Leuten wieEntwicklungs-<br />

die Schätze<br />

helfern, Bankern und Drogenbaronen. Mit<br />

„Hectors Reiseoder die Suche nach dem<br />

4 8 3<br />

7 5<br />

8<br />

5<br />

2 6<br />

4 1 8<br />

9 2<br />

3 1<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATIONEN UNTER:<br />

Der schrullige 030 –23276633<br />

Psychiater Hector (Simon<br />

www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />

Pegg) führtein ruhigesLeben in London.<br />

Mehr und mehr treibt ihn die Frage<br />

Über um,was 50 ausgewählte genau eigentlich Reisen für unsere „Glück“bedeutet.<br />

Leser<br />

unter Getrieben dem Mottovondem Wunsch die Antwortauf<br />

die Fragenach demGlückzufinden, begibt<br />

„Gemeinsam reisen –mehr erleben“<br />

sichder Briteauf eine Studienreise, die ihn<br />

Jetzt kostenfrei<br />

anfordern!<br />

Glück“ gelangPeter Chelsom ein kurzweiligesFeel-Good-Movie,das<br />

aufdem Bestseller<br />

vonFrançois Lelords basiert.<br />

(Gbr./Dtl.//USA/2014)<br />

Foto: ARD<br />

SUDOKU<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom VOM 14.1.2019<br />

1. MITTEL mittel<br />

8 1 4 5 7 2 9 6 3<br />

2 3 9 8 6 4 5 7 1<br />

6 7 5 9 3 1 8 4 2<br />

1 9 8 3 5 6 4 2 7<br />

3 4 6 2 9 7 1 5 8<br />

7 5 2 4 1 8 6 3 9<br />

9 2 3 1 4 5 7 8 6<br />

5 8 7 6 2 9 3 1 4<br />

4 6 1 7 8 3 2 9 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 14. 1. 2019<br />

vom 14.1.2019<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

8 4 2 7 1 6 3 9 5<br />

1 3 5 9 2 8 7 6 4<br />

6 9 7 5 4 3 2 8 1<br />

2 8 1 6 5 7 9 4 3<br />

3 7 6 4 9 2 5 1 8<br />

9 5 4 3 8 1 6 2 7<br />

5 2 8 1 3 9 4 7 6<br />

7 1 3 2 6 4 8 5 9<br />

4 6 9 8 7 5 1 3 2<br />

6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />

jungen Ärzte 10.35 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 11.30 Brisant 12.10 Elefant,<br />

Tiger &Co. 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />

Meer 14.00 Kesslers Expedition (3/4) 14.45<br />

Die rbb-Reporter 15.15 Panda, Gorilla &Co.<br />

16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt 17.00<br />

rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co. 17.55 Sandmann<br />

18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />

19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Zurück an die Arbeit<br />

Janna schuftet sich durch die<br />

Jahrhunderte<br />

21.00 Eine Preußin auf dem Zarenthron<br />

Dokumentation<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Talk aus Berlin<br />

22.30 Die Inselärztin –Notfall im Paradies<br />

TV-Drama, D2017<br />

Mit Anja Knauer,Helmut Zierl, Tyron<br />

Ricketts, Tobias Licht u.a.<br />

0.00 Die große radioeins Satireshow<br />

Moderation: Florian Schroeder<br />

ProSieben<br />

9.45 Fresh off the Boat 10.40 Mike &Molly<br />

11.05 How IMet Your Mother. Unter dem<br />

Tisch/Der Nicht-Vatertag.Comedyserie 12.00<br />

2Broke Girls. Belästigung am Arbeitsplatz/Das<br />

Loch in der Decke. Comedyserie 12.55 Mom.<br />

Waffen(un)ruhe. Comedyserie 13.20 Twoand a<br />

Half Men. Hochzeit auf Ibiza/Das Traumpaar/<br />

Zehn Finger,zehn Zehen. Comedyserie 14.40<br />

The Middle. Der Safe/Die Wunderheilung.Comedyserie<br />

15.35 The Big Bang Theory. Mädels<br />

an der Bar/Howards Phasen/Terror in der<br />

Stadt der Rosen. Comedyserie 17.00 taff<br />

18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons. Das ist<br />

alles nur Lisas Schuld/Homer einmal ganz woanders.Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo<br />

20.15 Galileo Big Pictures<br />

50 Bilder,imentscheidenden Moment<br />

aufgenommen. Ein Massai hält auf<br />

einer Anhöhe eine Antenne in den<br />

Himmel, hinter ihm erstrecken sich die<br />

Weiten der kenianischen Steppe.<br />

23.30 Die Simpsons Homer auf Abwegen<br />

Zeichentrickserie<br />

23.55 Die Simpsons<br />

Bis dass derTod euch scheidet.<br />

0.25 Die Simpsons Der Fahrschüler<br />

0.50 Die Simpsons Liebe und Intrige<br />

1.20 ProSieben Spätnachrichten<br />

15.50 (für HG) Märchenhafter Oman 16.45 (für<br />

HG) X:enius 17.10 Stätten des Glaubens 17.40<br />

Im Bann der Chinesischen Mauer 18.35 Wildes<br />

Großbritannien 19.20 Arte Journal 19.40 (für<br />

HG) Re: Schwerpunkt: Gegen das Vergessen –<br />

Zum Gedenktag der Befreiung von Auschwitz<br />

20.15 (für HG) Das Geheimarchiv im Warschauer<br />

Ghetto 21.45 Als die Nazis an die Macht<br />

kamen. Machtergreifung 22.35 Als die Nazis an<br />

die Macht kamen. Gleichschaltung 23.30 Rosa<br />

Luxemburg –Der Preis der Freiheit 0.25 Verraten<br />

und verloren 1.20 Nie wieder Krieg!<br />

3Sat<br />

13.25 Baobab –Gigant der Savanne 14.05<br />

Europas Urwälder.Bayerns neue Wildnis /Bialowieza<br />

-Heimat der Wisente /Wilde Karpaten<br />

/LaGomeras Nebelwald /Unberührtes<br />

Lappland 17.45 Die Rückkehr der Wölfe 18.30<br />

nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Die<br />

Diva, Thailand und wir! TV-Komödie, D/A 2016<br />

21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 222.25<br />

(für HG) Rosa Luxemburg. Biografie, CS/D/PL<br />

1986 0.20 Reporter 0.40 10vor10 1.10 Baobab<br />

–Gigant der Savanne<br />

Phoenix<br />

5.15 Der Erste Weltkrieg im Orient 6.00 Der<br />

Erste Weltkrieg im Orient 6.45 Der Erste Weltkrieg<br />

im Orient 7.30 Deutschlands große Clans<br />

8.15 Einmal pflegen und zurück 8.30 phoenix<br />

vor ort. Live 12.00 phoenix vor ort 17.30<br />

phoenix der tag 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Deutschlands große Clans 21.45 Teuer<br />

und verplant –Kostenfalle staatliche Bauprojekte<br />

22.15 (für HG) phoenix runde.Yes or No?<br />

Brexitentscheidung in London 23.00 phoenix<br />

der tag 0.00 phoenix runde 0.45 Deutschlands<br />

große Clans 2.15 ZDF-History<br />

Kika<br />

13.40 (für HG) Tiere bis unters Dach 14.10<br />

Schloss Einstein 15.00 Eine lausige Hexe<br />

15.50 (für HG) Hexe Lilli 16.35 SimsalaGrimm<br />

17.25 Sherazade –Geschichten aus 1001<br />

Nacht 17.50 (für HG) Mascha und der Bär<br />

18.05 Snowsnaps' Winterspiele 18.15 (für<br />

HG) Heidi 18.35 (für HG) DieAbenteuer des<br />

kleinen Hasen 18.50 Sandmann 19.00 (für<br />

HG) Wickie und die starken Männer 3D 19.25<br />

(für HG) pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />

HG) Ki.Ka Live 20.10 Die Mädchen-WG –Elternfrei<br />

in Valencia 20.35 Die Jungs-WG<br />

Dmax<br />

15.15 Highway Cops 15.45 Highway Cops<br />

16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15 Fang des<br />

Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas 18.15<br />

Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />

19.15 A2 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 21.15<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 22.15<br />

Struck –Der Raritätenjäger 23.15 Im Angesicht<br />

des Feuers 0.15 Steel Buddies –Stahlharte<br />

Geschäfte 1.10 Struck –Der Raritätenjäger<br />

2.00 California Hot Rods<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.30 7Tage ... 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.30 Spaniens kalte<br />

Heimat 11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Abitur unterm Halbmond –150 Jahre<br />

Deutsche Schule in Istanbul 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Hartaber fair 21.32 Jennyund die vergessenen<br />

Roma-Kinder 22.00 Marktcheck 22.45 Die<br />

Tagesschau vor20Jahren 23.00 Tagesthemen<br />

23.30 FAKT 0.00 Umschau 0.45 Schätze der Welt<br />

1.00 Nachtmagazin 1.20 7Tage ... 1.50 Brandenburg<br />

aktuell 2.20 ThüringenJournal 2.50 Extra<br />

3.02 SWRLandesschau Rheinland-Pfalz<br />

ONE<br />

10.30 Lindenstraße 11.00 In aller Freundschaft –<br />

Die jungen Ärzte 11.50 Verrücktnach Meer 12.40<br />

Sturmder Liebe 13.25 Sturm der Liebe 14.15 Die<br />

Inselärztin –Die Entscheidung. TV-Drama, D2018<br />

15.45 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

16.35 Bezaubernde Jeannie 17.00 Bezaubernde<br />

Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />

18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />

20.15 DoctorWho 21.00 DoctorWho 21.45 Hustle<br />

–Unehrlich währtamlängsten 22.40 Torchwood<br />

23.30 Doctor Who 0.15 Doctor Who 1.00 Hustle–<br />

Unehrlichwährtamlängsten 1.55 Torchwood 2.40<br />

Der Tatortreiniger 3.15 Kino-Favoriten 3.30 Hart<br />

aber herzlich 4.15 Lindenstraße<br />

ZDF NEO<br />

12.15 Die Rettungsflieger 13.00 Der junge Inspektor<br />

Morse. Mord nach Noten. TV-Kriminalfilm,GB<br />

2013 14.30 Kommissar Stolberg 15.30 DieRettungsflieger<br />

17.00 Derjunge InspektorMorse.<br />

Mord nach Noten. TV-Kriminalfilm, GB 2013 18.30<br />

Bares für Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 Marie<br />

Brand unddie Nachtder Vergeltung. TV-Kriminalfilm,<br />

D2009 21.45 MarieBrandund das mörderischeVergessen.<br />

TV-Kriminalfilm,D2009<br />

23.15 (für HG)Kommissar Beck. Schüsse auf<br />

Gunvald. TV-Kriminalfilm, S2016 0.45 (fürHG)<br />

Blochin –Die Lebendenund dieToten. Kapitel 2.<br />

TV-Kriminalfilm, D2015 1.45 Hamilton –ImInteresse<br />

derNation. Drama,S2012<br />

ZDF INFO<br />

6.15 Böse Bauten 7.00 Paris untermHakenkreuz<br />

–Terror, Widerstand, Befreiung 7.45 Täterjagd<br />

10.00 Ermittler! 10.30 Guy Georges –Die<br />

dunklen Gassen von Paris 11.15 JackUnterweger<br />

–Der Gefängnis-Poet 12.00 ZDF-History 18.45<br />

Skandal!Große Affären in Deutschland 19.30<br />

Skandal! Große AffäreninDeutschland 20.15<br />

Skandal! Große AffäreninDeutschland 21.00<br />

Skandal! Große AffäreninDeutschland 21.45 ZDF-<br />

History 22.30 ZDF-History 23.15 ZDF-History 0.00<br />

ZDF-History 0.45 Rockerkrieg 1.30 Rockerkrieg<br />

2.15 Rockerkrieg 3.00 Kampfbereit: Russlands<br />

Hooligans 3.45 RusslandsFrauen–Rechtlos und<br />

geschlagen 4.15 (für HG)Mensch Putin!<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Mit Werken von Ravel,Puccini, Roussel,<br />

Jolivet, W.A. Mozart, Debussy, ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Zelenka: „Missa Sancti Josephi”,ca.<br />

56 Minuten<br />

22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Alte Musik Rosskuren gegen die Schwermut<br />

oder Wie Musik die Melancholie vertreibt.,<br />

ca. 30 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Olivier Guez: „Das Verschwinden des<br />

Josef Mengele” (10/16). Es liest Burghart<br />

Klaußner,ca. 30 Minuten<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Erzählungen aus Kolyma” Hörspiel nach<br />

Warlam Schalamow.,ca. 50 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Olivier Guez: „Das Verschwinden des<br />

Josef Mengele” (10/16), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Sprechstunde Zahnmedizin: Toter Zahn –was<br />

nun? Gast: Dr.Christoph Zirkel (niedergelassener<br />

Arzt mit dem Schwerpunkt Endodontologie,<br />

Köln). Mit Christian Floto, ca. 80 Minuten<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Kamel Daoudi. Leben unter Verdacht.<br />

Von Lea Fauth, ca. 45 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Das blöde Down-Syndrom –Bilanz<br />

und Pläne eines Paares, ca. 55 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Britta-Ann Flechsenhar.Mit Ortrun<br />

Schütz,ca. 30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Southeastern Blues.<br />

Mit Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Florian Favre Trio (1/2). Mit Florian<br />

Favre (Piano), Manu Hagmann (Kontrabass),<br />

Arthur Alard (Schlagzeug).n,ca. 55 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikszene Impulsgeber der Moderne. Wie<br />

das Bauhaus die Musik veränderte. Nach Ende<br />

des Ersten Weltkrieges lag das kulturelle Fundament<br />

Europas in Trümmern. So konnten sich<br />

künstlerische Konzepte, die im Kaiserreich<br />

noch mit Denkverboten behaftet waren, erstmals<br />

einen Weg andie Oberfläche bahnen.<br />

Die ‚Musikszene' begibt sich in die bewegte<br />

Zeit nach 1919., ca. 45 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Lady Gaga (32) ist vontiefer Traurigkeit<br />

erfüllt, wie sie uns am Montag per<br />

Twitter mitteilte.Die Popsängerin bereitet<br />

sich auf den Todihres schwerkranken<br />

Pferdes Arabella vor:„Mögen<br />

Deine Schmerzenaufhören und die<br />

Pforten des Himmels für Dich offenstehen.<br />

Ichliebe Dich. Ichwerde nie<br />

die gemeinsamen Momente vergessen.<br />

Lange Ausflüge zusammen, das<br />

Galoppieren durch den Canyon …“<br />

Lady Gaga bekam Arabella 2015 von<br />

ihrer Plattenfirma geschenkt.<br />

Katherine Schwarzenegger (29),<br />

Tochter des weltberühmten Arnold<br />

Schwarzenegger,und der US-Schauspieler<br />

Chris Pratt (39) haben sich<br />

hurtig-spurtig verlobt. Mitte Dezember<br />

hatte Pratt seine neue Partnerin<br />

vorgestellt, jetzt verkündete er auf Instagram<br />

schon denVollzug. Der<br />

Mann hat es eilig, erst im November<br />

war er offiziell vonseiner Frau, der<br />

Schauspielerkollegin Anna Faris(41),<br />

geschieden worden. (schl./mit dpa)<br />

TIERE<br />

Leckerschmecker:Karotteschnitzen<br />

auf Crushed Ice. AFP/MOHD RASFAN<br />

Panda-Diplomatie: Diechinesische<br />

Regierung verteilt gernPandas an die<br />

Zoos dieserWelt –die knuddelsüßen<br />

Tieresind gut fürs eigene Image.So<br />

wurde 2012 auch der Zoovon Kuala<br />

Lumpur mit einem Panda-Pärchen<br />

bedacht, einer Leihgabe,um„40 Jahre<br />

Frieden zwischen China and Malaysia“<br />

zu feiern. Im letzten Jahr bekam<br />

das Pärchen ein Baby und das feierte<br />

jetzt mit einer Eiskarottentorte seinen<br />

ersten Geburtstag. Alles eitel Sonnenschein?<br />

Nein, in Malaysia werden inzwischen<br />

die hohen Kosten –jährlich<br />

eine Million Dollar –der aufwendigen<br />

Pandahaltung kritisiert. (schl.)<br />

„Das ist ein Knochenjob“<br />

Stippvisite im Katastrophengebiet: Mit Horst Seehofer beim Schneeschippen in Berchtesgaden<br />

VonChristine Dankbar,Berchtesgaden<br />

Soherzlich ist Horst Seehofer<br />

(CSU) vermutlich schon<br />

lange nicht mehr begrüßt<br />

worden. Aber für die etwa 50<br />

meist jungen Leute hier in Berchtesgaden<br />

ist der Besuch des Bundesinnenministers<br />

eine willkommene<br />

kleine Pause.Seit mehr als vier Stunden<br />

sind sie am Montag schon dabei,<br />

den schweren, nassen Pappschnee<br />

vom Dach der Eishalle zu schippen.<br />

Wenn sie ihre Schneeschieber, die<br />

sogenannten Schneehexen, am<br />

Rand des Dach ausgeschüttet haben<br />

und leer hinter sich her wieder nach<br />

oben ziehen, dann sieht es fast ein<br />

bisschen aus, als seien sie beim<br />

Schlittenfahren.<br />

Noch einmal für die Kameras<br />

Es ist die Zeit der Politikervisiten vor<br />

Ort im Katastrophengebiet. Am<br />

Sonnabend war Ministerpräsident<br />

Markus Söder (CSU) in BadTölz, am<br />

Sonntag hat Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der Leyen (CDU) die<br />

Soldaten im Berchtesgadener Ortsteil<br />

Buchenhöhe besucht, der kurzzeitig<br />

von der Außenwelt abgeschnitten<br />

war.Und jetzt eben Seehofer.<br />

Erwird vom bayerischen Innenminister<br />

Joachim Herrmann (CSU)<br />

begleitet. Im blauen Anorak und<br />

Mütze steht Berchtesgaden Bürgermeister<br />

Franz Rasp (CSU) am Einsatzort<br />

und erklärt, wer hier was<br />

macht. Aber eigentlich kann das jeder<br />

selbst sehen.<br />

Noch ist kein Haus zusammengefallen,<br />

aber seit im Januar 2006 die<br />

Eishalle in Bad Reichenhall einstürzte<br />

und 15 Menschen dabei starben,<br />

will niemand mehr ein unnötiges<br />

Risiko eingehen. Auch Berchtesgaden<br />

hat vor nunmehr fünf Tagen<br />

den Katastrophenfall festgestellt und<br />

damit einen zentralen Krisenstab<br />

eingerichtet. Im ganzen Landkreis<br />

sind 1800 Helfer im Einsatz, um Dächer<br />

und Straßen freizubekommen.<br />

Insgesamt die Hälfte der etwa 1000<br />

betroffenen Dächer sind schon freigeschaufelt.<br />

Bei der Eishalle wird es<br />

noch dauern. Sie ist seit Mittwoch<br />

für den Publikumsverkehr gesperrt.<br />

Die Politiker und die Journalisten,<br />

Bundesinnenminister Horst Seehofer vor Ort.<br />

die sie begleiten, dürfen die Halle<br />

aber durchqueren. Hinter dem Gebäude<br />

kraxeln alle einen kleinen<br />

Schneeberg hoch und gelangen so<br />

an den Rand des Daches.<br />

Dort fragt der Innenminister erst<br />

mal den Baufachberater,obesüberhaupt<br />

sicher genug ist, um auf dem<br />

Dach zu arbeiten. Dasist jetzt natürlich<br />

für die Journalisten, die dabei<br />

sind, weil es vorher schon eine Einsatzbesprechung<br />

des Krisenstabes<br />

mit Seehofer gab, wo der Politiker<br />

schon über alles informiert wurde.<br />

Polizeisprecher Werner Straubinger<br />

hat inzwischen die Polizeianwärterin<br />

Michelle Englert zum Politikergrüppchen<br />

gebracht. VomDach aus<br />

kann sie nun –quasi vonoben herab<br />

–mit dem Innenminister sprechen.<br />

Aber erst mal redet Seehofer. „Sie<br />

BLZ/CHRISTINE DANKBAR<br />

wissen schon, dass sie da einen tollen<br />

Job lernen?“, spricht er die 22-<br />

Jährige jovial an. Die weiß das vermutlich<br />

schon, schließlich hat sie<br />

sich ja die Laufbahn ausgesucht.<br />

Aber dem obersten Chef gegenüber<br />

spielt man ja nicht die Besserwisserin.<br />

Englert lacht daher und sagt,<br />

dass es tolles Gefühl sei, zu helfen.<br />

Ein paar Meter weiter steht Sven<br />

vom Technischen Hilfswerk Feuchtwangen<br />

auf dem Dachfirst. Der 20-<br />

jährige Verfahrensmechaniker ist<br />

schon seit Donnerstag im Einsatz. Er<br />

schläft wie seine Kameraden in einer<br />

Turnhalle auf dem Feldbett und tritt<br />

jeden Morgen um sieben Uhrseinen<br />

Job an. „Das ist ein Knochenjob“,<br />

sagt er. „Man kommt da schon an<br />

seine Grenzen.“ Aber auch er sagt,<br />

dass es ein gutes Gefühl sei, wenn<br />

man helfen könne. Das wird ervermutlich<br />

auch die ganzeWoche noch<br />

tun. Sein Arbeitgeber habe ihn so<br />

lange freigestellt. Während er<br />

spricht, hält er locker ein Seil in der<br />

Hand. Damit ist ein anderer THWler<br />

gesichert, der sich immer vom First<br />

bis zur Dachkante bewegt –auf der<br />

Seite des Gebäudes,woeseinige Meter<br />

in die Tiefe geht. Er guckt neugierig<br />

herüber, unterbricht seine Arbeit<br />

aber nicht.<br />

Die Jugend vonheute packt an<br />

Junge Leute, die auf Feldbetten in<br />

Turnhallen schlafen, kiloschweren<br />

Schnee schippen und sagen, dass<br />

es ihnen Spaß macht zu helfen –einigen,<br />

die beim Ortstermin dabei<br />

waren, dürfte es künftig schwerer<br />

fallen, über die Jugend von heute<br />

zu klagen.<br />

Wenig später beginnt es wieder zu<br />

schneien, so dicht, dass man nur ein<br />

paar Meter weit sehen kann. Jetzt<br />

sind auch wieder die Streufahrzeuge<br />

verstärkt im Einsatz. Die Hauptverkehrsstraßen<br />

sind für den Verkehr<br />

frei. Dassuggerierteine gewisse Normalität,<br />

liegt aber vor allem daran,<br />

dass die Streufahrzeuge Tag und<br />

Nacht fahren. In die Nebenstraßen<br />

kommen sie wie in den anderen vier<br />

oberbayerischen Landkreisen mit<br />

Katastrophenlage nicht mehr. Auf<br />

den Webseiten der Landratsämter<br />

finden sich daher die Hinweise,dass<br />

der Winterdienst eingeschränkt werden<br />

musste, um die Infrastruktur<br />

aufrecht zu erhalten. Undesgibt täglich<br />

eine neue Auflistung darüber,<br />

welche Straßen gesperrtsind.<br />

In der Innenstadt von Berchtesgaden<br />

regelt am Nachmittag ein Feuermann<br />

den Verkehr. Die Straße ist<br />

auf eine Spur begrenzt, weil die Einsatzfahrzeuge<br />

vor einem gesperrten<br />

Restaurant stehen. Auch hier wird<br />

auf dem Dach gearbeitet. Die Autos<br />

fahren im Schritttempo daran vorbei.<br />

Innenminister Horst Seehofer ist<br />

da schon lange wieder weg.<br />

Christine Dankbar klettert<br />

für die bessere Übersicht<br />

auch auf Schneeberge.<br />

NACHRICHTEN<br />

Schweizer Verfahren gegen<br />

Boris Becker zu Ende<br />

Tennislegende BorisBecker wirdin<br />

der Schweiz nicht mehr wegen Rückzahlung<br />

eines Darlehens belangt.<br />

Nachdem ein Gericht die Klage seines<br />

einstigen Geschäftspartners<br />

Hans-Dieter Cleven bereits in zweiter<br />

Instanz abgewiesen hatte,verzichtet<br />

dieser nun auf weitererechtliche<br />

Schritte in der Schweiz, wie<br />

sein Anwalt Oliver Habke am Montag<br />

mitteilte.Cleven habe seine Forderungen<br />

aber in dem laufenden Insolvenzverfahren<br />

in Großbritannien<br />

geltend gemacht. Er hatte Becker<br />

2015 auf Rückzahlung vonzehn Millionen<br />

Franken (heute 8,8 Millionen<br />

Euro)verklagt. (dpa)<br />

Randalierer wirft Cellos und<br />

Bratsche aus Regionalzug<br />

Rund 14 000 Euro Sachschaden hat<br />

ein betrunkener Randalierer am<br />

Sonntag in einem Regionalzug in<br />

Büchen (Kreis Herzogtum Lauenburg)<br />

angerichtet. Weil der 36-Jährige<br />

bei der Kontrolle durch Zugbegleiter<br />

ein Messer gezogen haben<br />

soll, mussten Fahrgäste und Personal<br />

aus Sicherheitsgründen im<br />

Bahnhof den Zugverlassen, wie die<br />

Bundespolizei am Montag mitteilte.<br />

Anschließend fing der Mann an, Gegenstände<br />

aus dem Zugzuschmeißen,<br />

darunter neben Fahrrädern<br />

auch zwei Cellos und eine Bratsche.<br />

Herbeigerufene Polizisten nahmen<br />

ihn kurze Zeit später fest. (dpa)<br />

Mehr als 15000 Windeln<br />

von Lkw-Auflieger gestohlen<br />

Nach einem Beutezug im rheinischen<br />

Euskirchen dürften unbekannte<br />

Diebe nun selbst für Mehrlingsgeburten<br />

bestens ausgestattet<br />

sein: DieKriminellen stahlen voneinem<br />

Lkw-Auflieger 15 375 Windeln<br />

der Marke„Pampers“ in der Größe<br />

drei, wie die Polizei am Montag mitteilte.Verpackt<br />

waren die Windeln in<br />

75 Kartons.Während der Lkw-Fahrer<br />

schlief, hatten die Langfinger offenbar<br />

die Plane des Aufliegers aufgeschlitzt.<br />

(AFP)<br />

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BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute bestimmen Wolken den Himmel. Sie sorgen für Regen, anfangs<br />

auch Schneeregen. Dabei steigen die Höchstwerte auf 6bis 8Grad, und<br />

der Wind weht in Böen mancherorts stark bis stürmisch aus westlichen<br />

Richtungen. In der Nacht gibt eszeitweise Regenfälle bei stark bewölktem<br />

Himmel, und eswerden Tiefstwerte von 7bis 5Grad erreicht.<br />

Biowetter: Die Witterung wirkt sich<br />

negativ auf das Wohlbefinden einiger<br />

Menschen aus. Sie neigen vermehrt<br />

zuKopfweh, Migräneattacken<br />

Wittenberge<br />

und Schlafstörungen. Dies kann zu 2°/8°<br />

schlechter Laune führen.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 71 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 15 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 10 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 51%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 8Grad.<br />

Wind: frisch aus West.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

1°/8° 1°/8°<br />

Luckenwalde<br />

0°/7°<br />

Prenzlau<br />

0°/7°<br />

Cottbus<br />

0°/7°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

bedeckt Regenschauer stark bewölkt<br />

5°/8° 2°/7° 1°/4°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

0°/6°<br />

Der Luftdruck steigt von Südwesten her, sodass über Mitteleuropa wieder etwas<br />

mildere Luft ins Spiel kommt. Dadurch schneit es nur noch inden Alpen und im<br />

Erzgebirge zeitweise, während zwischen Westpolen und der Nordsee Regen fällt.<br />

Vonder Iberischen Halbinsel bis zum Oberrhein lässt sich die Sonne blicken.<br />

Rund um die Türkei gibt es starke Regen- und Schneefälle mit Unwettergefahr.<br />

Köln<br />

1°/7°<br />

Sylt<br />

2°/7°<br />

Saarbrücken<br />

0°/5°<br />

Hannover<br />

1°/8°<br />

Konstanz<br />

-2°/3°<br />

Hamburg<br />

2°/7°<br />

Erfurt<br />

-1°/4°<br />

Frankfurt/Main<br />

0°/6°<br />

Stuttgart<br />

0°/6°<br />

Rostock<br />

4°/8°<br />

Magdeburg<br />

1°/7°<br />

Nürnberg<br />

-1°/4°<br />

München<br />

-2°/5°<br />

Rügen<br />

0°/5°<br />

Dresden<br />

0°/6°<br />

Deutschland: Heute breiten sich vielerortsreichlich<br />

Wolken mit einzelnen<br />

Regenfällen aus, in höheren<br />

Lagen Schnee. Während des Tages<br />

ist mit 3bis 8Grad zurechnen. In<br />

der folgenden Nacht betragen die<br />

Werte7bis minus 3Grad. Der Wind<br />

weht stellenweise mit starken bis<br />

stürmischen Böen aus West. Morgen<br />

liegen die Wertebei 5bis 9Grad.<br />

Dazu wechseln sich sonnen- und wolkenreiche<br />

Phasen ab. Der Wind weht<br />

anfangs teilweise noch mit starken<br />

bis stürmischen Böen aus Südwest.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 55 cm<br />

Harz bis 55 cm<br />

Erzgebirge bis 110 cm<br />

Bayerische Alpen bis 360 cm<br />

Mondphasen: 21.01. 27.01. 04.02. 12.02.<br />

Sonnenaufgang: 08:10 Uhr Sonnenuntergang: 16:21 Uhr Mondaufgang: 12:10 Uhr Monduntergang: 01:19 Uhr<br />

Lissabon<br />

15°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

11°<br />

Reykjavik<br />

3°<br />

Dublin<br />

10°<br />

London<br />

10°<br />

Paris<br />

9°<br />

Bordeaux<br />

11°<br />

Palma<br />

17°<br />

Algier<br />

18°<br />

Nizza<br />

15°<br />

Trondheim<br />

-1°<br />

Oslo<br />

-5°<br />

Stockholm<br />

-1°<br />

Kopenhagen<br />

6°<br />

Berlin<br />

8°<br />

Mailand<br />

10°<br />

Tunis<br />

15°<br />

Rom<br />

12°<br />

Warschau<br />

1°<br />

Wien<br />

5° Budapest<br />

5°<br />

Palermo<br />

15°<br />

Kiruna<br />

-10°<br />

Oulu<br />

-5°<br />

Dubrovnik<br />

10°<br />

Athen<br />

9°<br />

St. Petersburg<br />

1°<br />

Wilna<br />

-2°<br />

Kiew<br />

-4°<br />

Odessa<br />

1°<br />

Varna<br />

3°<br />

Istanbul<br />

7°<br />

Iraklio<br />

14°<br />

Archangelsk<br />

-4°<br />

Moskau<br />

2°<br />

Ankara<br />

2°<br />

Antalya<br />

17°<br />

Acapulco 35° heiter<br />

Bali 32° Gewitter<br />

Bangkok 33° heiter<br />

Barbados 27° Schauer<br />

Buenos Aires 29° Gewitter<br />

Casablanca 17° wolkig<br />

Chicago 3° bedeckt<br />

Dakar 29° heiter<br />

Dubai 26° wolkig<br />

Hongkong 21° Regen<br />

Jerusalem 12° sonnig<br />

Johannesburg 32° Gewitter<br />

Kairo 17° sonnig<br />

Kapstadt 25° sonnig<br />

Los Angeles 12° Regen<br />

Manila 31° heiter<br />

Miami 24° wolkig<br />

Nairobi 28° wolkig<br />

Neu Delhi 19° heiter<br />

New York 5° wolkig<br />

Peking -3° wolkig<br />

Perth 32° sonnig<br />

Phuket 32° wolkig<br />

Rio de Janeiro 38° heiter<br />

San Francisco 14° Schauer<br />

Santo Domingo 28° heiter<br />

Seychellen 29° heiter<br />

Singapur 32° wolkig<br />

Sydney 35° heiter<br />

Tokio 13° bewölkt<br />

Toronto 3° bedeckt

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