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Berliner Zeitung 15.01.2019

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24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 12 · D ienstag, 15. Januar 2019<br />

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Netzwerk<br />

CHAT<br />

„Nicht<br />

leichtgläubig<br />

handeln“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Kenner<br />

der digitalen Welt zu Wort. Celia<br />

Schweyer ist Senior-Online-Marketing-Managerin<br />

beim Online-Dating-Vergleichsportal<br />

zu-zweit.de.<br />

Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />

Welt am Morgen?<br />

Mit dem Blick aufs Smartphone.<br />

Da unsereKommunikation größtenteils<br />

digital abläuft, trägt dies maßgeblich<br />

zur reibungslosen Zusammenarbeit<br />

bei.<br />

Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />

zurzeit. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Künstliche Intelligenz wird unser<br />

Leben in Zukunft in sehr vielen Bereichen<br />

maßgeblich beeinflussen.<br />

Alltagsprozesse werden erleichtert.<br />

In unserer Branche helfen intelligente<br />

Algorithmen bei der Online-<br />

Partnersuche – und zwar um die<br />

bestmöglichen Kontaktvorschläge<br />

zu erhalten.<br />

Wird es eines Tages eine Lösung geben,<br />

damit wir über unsere Daten<br />

wirklich selbst verfügen können?<br />

Das wird durch die Streuung der<br />

Daten zunehmend schwieriger. In<br />

einer digitalisierten Welt herrscht<br />

kontinuierlicher Datenaustausch<br />

zwischen Geräten, Portalen, Internetseiten<br />

und Apps.Dieser macht es<br />

uns fast unmöglich zu überwachen,<br />

wo welche persönlichen Daten gespeichertwurden<br />

und was mit ihnen<br />

passiert. Deshalb sollte man immer<br />

wieder überdenken, wo man welche<br />

Daten angibt und welche Auswirkungen<br />

dies haben kann. Vorallem<br />

sollte man immer den Überblick<br />

darüber behalten, welche Verträge<br />

oder Abos man online abschließt.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt?<br />

Gesprächsregeln, die in der Realität<br />

vorhanden sind, sollten auch im<br />

Netz befolgt werden –doch das ist<br />

häufig nicht der Fall. Singlebörsen-<br />

Nutzer sollten sich nicht leichtgläubig<br />

auf neue Kontakte einlassen und<br />

zu schnell persönliche Informationen<br />

austauschen, sondernauch hier<br />

auf Menschenkenntnis setzen und<br />

ihr Gegenüber Schritt für Schritt<br />

kennenlernen.<br />

DieZukunft macht vielen Angst.Welcher<br />

Podcast macht Ihnen Mut?<br />

Angst ist nie ein guter Ratgeber.<br />

Positiv in die Zukunft zu blicken hilft,<br />

die richtigen Entscheidungen zu<br />

treffen. Außerdem hilft Humor häufig,<br />

die Dinge etwas lockerer zu sehen,<br />

weshalb ich den Audio-Podcast<br />

von Jan Böhmermann und Oli<br />

Schulz auf Spotify empfehlen kann.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Daskommt auf den Tagan–wenn<br />

nach Feierabend noch viel für die<br />

nächste Zeit zu planen ist, kann es<br />

sein, dass ich nicht so leicht abschalten<br />

kann. Das Betreiben einer Website<br />

ist nun mal ein 24-Stunden-Job.<br />

Ichversuche aber,abends das Smartphone<br />

beiseitezulegen, den Laptop<br />

zuzuklappen und mein Privatleben in<br />

denVordergrund zu stellen.<br />

Celia Schweyer arbeitet<br />

für das Online-Dating-Vergleichsportal<br />

zu-zweit.de.<br />

Das Ei der Erkenntnis<br />

Es gibt Popstars, die engagieren die besten Fotografen und fragen die<br />

größten Modedesigner um Rat, damit sie in den sozialen Medien auffallen.<br />

Unternehmen engagieren teure Agenturen für das gleiche Ziel.<br />

Und dann das: Ein namentlich nicht bekannter Nutzer ruft bei Instagram<br />

mit dem Foto eines Frühstückseis zum Weltrekord auf. Alle mal<br />

Erfolg der Nachbarschaft<br />

Eine <strong>Berliner</strong> Plattform, die regionale Handwerker und Kunden zusammenbringt, macht Millionengeschäfte<br />

VonJörg Hunke<br />

Wenn es um Start-ups<br />

geht, dann ist der Begriff<br />

Scheitern nicht<br />

weit, denn mehr als 90<br />

Prozent aller Ideen gehen nicht auf.<br />

Aber es gibt auch die Ausnahmen,<br />

die Musterschüler, denen von Anfang<br />

an alles zu gelingen scheint. Robin<br />

Behlau gehört dazu. Er stammt<br />

aus Strausberg (Brandenburg) und<br />

hat vorelf Jahren gemeinsam mit seinem<br />

Kumpel Mario Kohle die Plattform<br />

Käuferportal aufgebaut, das<br />

Handwerker und Kunden zusammenbringen<br />

soll. Inzwischen gehört<br />

das Unternehmen zu den verborgenen<br />

Stars der Branche,hat 400 Mitarbeiter<br />

und kam zuletzt auf ein Auftragsvolumen<br />

von zwei Milliarden<br />

Euro pro Jahr. Obwohl: VonVerborgenheit<br />

kann seit gesternkeine Rede<br />

mehr sein.<br />

Gründung in einer kleinenWohnung<br />

Denn die NuCom-Group – in der<br />

ProSiebenSat.1 sein Commerce-Geschäft<br />

bündelt –hat ihre stimmberechtigte<br />

Beteiligung von bislang 42<br />

Prozent auf 94 Prozent erhöht, die<br />

restlichen Anteile gehören Robin<br />

Behlau, der auch als Geschäftsführer<br />

fungiert. Der Transaktion liegt ein<br />

UnternehmenswertinHöhe von140<br />

Millionen Euro zugrunde.Und einen<br />

neuen Firmennamen gibt es auch:<br />

AusKäuferportal wirdAroundhome.<br />

„Fast jeder zehnte Deutsche hat<br />

schon einmal eine Anfrage über<br />

Käuferportal gestellt. Und dennoch<br />

fehlt es an breiter Bekanntheit. Mit<br />

der Umbenennung in Aroundhome<br />

heben wir gemeinsam mit dem Management<br />

das Unternehmen auf die<br />

nächste Wachstumsstufe“, erklärte<br />

Claas van Delden, Co-CEO der Nu-<br />

Com-Group. Behlau hofft auf die<br />

Werbekompetenz bei den Sendern<br />

ProSieben und Sat.1. „Als bekannte<br />

Marke wird uns und unseren Anbieternnoch<br />

mehr Vertrauen entgegengebracht<br />

werden“, hofft er.<br />

Die Idee, die Behlau und Kohle<br />

damals bei der Gründung hatten:<br />

Wie finden Kunden den geeigneten<br />

Handwerker, wenn größere Umbauarbeiten<br />

im Haus oder in der Wohnung<br />

anstehen? Also eine neue Küche<br />

oder neue Fenster eingebaut<br />

werden sollen oder eine Solaranlage<br />

fürs Dach des Eigenheims geplant<br />

ist. Natürlich gibt es noch immer<br />

Branchenbücher und auch die Suchmaschinen<br />

zeigen auf Wunsch zahllose<br />

Anbieter an. Aber dann stellt<br />

sich die Frage: Wie den richtigen<br />

Handwerker finden? Manchmal helfen<br />

Bewertungsportale bei dieser<br />

Entscheidung. Auftraggeber können<br />

bei Aroundhome kostenlos Produktanfragen<br />

mit ihren Kriterien für die<br />

Handwerksarbeit stellen. Ein Mitarbeiter<br />

vonKäuferportal ruft dann zurück,<br />

um im Gespräch mit dem Kunden<br />

die Wünsche genau zu definieren.<br />

DER UNTERNEHMER<br />

Robin Behlau gründete gemeinsam mit seinem Freund aus Kindertagen, Mario Kohle, das<br />

Start-up Käuferportal. Das passierte vorelf Jahren in Hellersdorf. Inzwischen hat das Unternehmen<br />

mehr als 450 Mitarbeiter,sein Wert wird mit 140 Millionen Euro angegeben.<br />

Als Geschäftsführer wird Behlau weiterhin die Geschickedes Unternehmens leiten, auch<br />

wenn die NuCom-Group –inder ProSiebenSat.1 sein Commerce-Geschäft bündelt –ihre<br />

stimmberechtigte Beteiligung vonbislang 42 Prozent auf 94 Prozent erhöht hat. Die restlichen<br />

acht Prozent gehören Behlau. Der Name wurde auch geändert: AusKäuferportal ist Aroundhome<br />

geworden. Die Geschäftsidee: Wiefinden Kunden den geeigneten Handwerker,wenn<br />

größere Umbauarbeiten im Haus oder in der Wohnung anstehen?<br />

Mitdieser Idee ging es vorelf Jahren<br />

inHellersdorf los, ineiner kleinen<br />

Wohnung gründeten Behlau<br />

und Kohle das Start-up.Schnell fanden<br />

sich Investoren und Kreditgeber.Seit<br />

2014 hat das Unternehmen<br />

nach eigenen Angaben seinen Umsatz<br />

im Durchschnitt jedes Jahr um<br />

35 Prozent gesteigert. Die Anbieter<br />

zahlen keine Provision an die Plattform-Betreiber,<br />

sondern eine feste<br />

Vermittlungsgebühr pro Kundenkontakt.<br />

„Das heißt, wir sind nicht<br />

darauf angewiesen, dass der Kunde<br />

tatsächlich beim Anbieter kauft“,<br />

erklärte Behlau schon vor einiger<br />

Zeit.<br />

Inzwischen ist Aroundhome<br />

Deutschlands größter Online-Vermittler<br />

für Produkte und Dienstleistungen<br />

geworden. Behlau hatte sehr<br />

früh ein Gespür dafür entwickelt, wie<br />

sich die digitale Welt entwickeln<br />

wird, denn im Gründungsjahr 2008<br />

gingen auch Start-ups wie Airbnb<br />

und wenig später Uber ans Werk.Die<br />

INSTAGRAM<br />

anklicken, bitte! Mehr als 27 Millionen Menschen folgten dem Aufruf,<br />

damit wurde der Bestwert, den US-Model Kylie Jenner mit ihrem Baby<br />

im Vorjahr aufgestellt hatte, überboten. Und was sagt der Weltrekordhalter<br />

dazu? „Ich habe das als Wettbewerb begriffen. Es war nichts Persönliches.“<br />

Undbleibt in den oft lauten sozialen Medien anonym.<br />

Online-Vermittler von Übernachtungsmöglichkeiten<br />

und Personenbeförderung<br />

haben es inzwischen zu<br />

weltweiter Aufmerksamkeit gebracht.<br />

In diesen Branchen ist es üblich,<br />

dass die Kunden die erbrachte<br />

Leistung bewerten, auch bei<br />

Aroundhome können die Auftraggeber<br />

über die Handwerksbetriebe urteilen.<br />

„Von Anfang an Geld verdient“<br />

WasBehlaus Idee mit den Konzepten<br />

aus den USA noch verbindet, ist der<br />

Plattform-Gedanke: Es ist nicht<br />

mehr wichtig, selbst Wohnungen,<br />

Fahrzeuge oder Küchen zur Verfügung<br />

zu stellen, es geht auf den digitalen<br />

Marktplätzen darum, als Mittelsmänner<br />

(„Intermediäre“) Angebot<br />

und Nachfrage zusammenzuführen.<br />

Auch Aroundhome<br />

beschäftigt keine Handwerker, sondern<br />

bringt Interessenten nur mit<br />

Handwerksbetrieben zusammen.<br />

Behlau ging es von Anfang an<br />

darum, Vertrauen zwischen Kunden<br />

und Anbietern aufzubauen, deshalb<br />

zunächst die Konzentration auf den<br />

deutschen Markt. Inzwischen ist das<br />

Unternehmen in vier Ländern tätig<br />

und hat 450 Mitarbeiter. Wenn jemand<br />

Handwerker sucht, werden<br />

ihm Fachleute aus der Region angeboten.<br />

„So haben wir von Anfang an<br />

Geld verdient“, sagt Behlau. „Und<br />

haben es immer wieder ins Unternehmen<br />

gesteckt.“<br />

Inzwischen umfasst das Netzwerk<br />

etwa 12 000 Anbieter, dazu<br />

gehören auch namhafte Hersteller,<br />

aber die meisten Anbieter sind<br />

eher regional verwurzelte, mittelständische<br />

Unternehmen. Was einen<br />

Vorteil für Aroundhome auch<br />

in Zeiten voller Auftragsbücher<br />

bedeutet: Kleine und mittelständische<br />

Betriebe lehnten zusätzliche<br />

Aufträge aus dem Internet nicht<br />

ab, sagte Behlau, trotz Hochkonjunktur.<br />

Mehr Rechte<br />

für die Nutzer<br />

gefordert<br />

IfW-Präsident sieht Europa<br />

in der Verantwortung<br />

Für die digitale Zukunft sieht der<br />

Ökonom Dennis Snower Europa<br />

mit Deutschland an der Spitze ineiner<br />

Schlüsselverantwortung. „Es<br />

geht um sehr, sehr viel, um das Regime<br />

des neuen digitalen Zeitalters<br />

und damit letztlich auch um die Demokratie“,<br />

sagte der Präsident des<br />

Kieler Instituts für Weltwirtschaft.<br />

Die von China auf der einen und<br />

US-Weltkonzernen auf der anderen<br />

Seite verkörperten Systeme seien gefährlich<br />

für die liberale Demokratie.<br />

Dagegen habe Europa mit der neuen<br />

Datenschutzgrundverordnung den<br />

richtigen Weg eingeschlagen, der<br />

weltweit implementiert werden<br />

sollte. Dabei könne Deutschland<br />

eine zentrale Rolle spielen. Snower<br />

forderte: „Nutzer müssen mehr und<br />

mehr Rechte über die Nutzung ihrer<br />

Daten bekommen.“<br />

Aus Sicht Snowers ist das bisherige<br />

System falsch, in dem die Nutzer<br />

Internetdienstleistungen kostenlos<br />

beziehen und im Gegenzug ihre Daten<br />

kostenlos liefern. „In dieser Welt<br />

gibt es keine Preise, aber Preise sind<br />

die Grundlage für das Funktionieren<br />

einer Volkswirtschaft“, sagte der<br />

Ökonom. Das Ziel solle sein, „dass<br />

die Nutzer ein Eigentumsrecht an allen<br />

Daten haben, die sie generieren.“<br />

Diese Daten könnten sie dann freiwillig<br />

weitergeben an jene,die sie haben<br />

wollten –unentgeltlich oder zu<br />

einem Preis. Damit würde sich das<br />

gesamte Businessmodell bei Google<br />

und Facebook komplett ändern.<br />

Technologische Lösungen für ein<br />

solches Modell existierten bereits.<br />

„Das Regime in China ist darauf aufgebaut,<br />

dass der Staat besonders vieles<br />

über einen weiß“, sagte Snower.<br />

„In den USA sind es Konzerne wie<br />

Facebook, Google und Amazon, die<br />

sehr viel über ihre Nutzer wissen –<br />

und dieses Wissen manchmal auch<br />

an den Staat weitergeben.“ Die Nutzer<br />

wiederum hingen immer mehr<br />

vondiesen Netzwerken ab.<br />

Unterstützung bekam Snower<br />

vonder FDP im Bundestag.„Die Forderung<br />

nach einem Eigentumsrecht<br />

an den eigenen Daten ist so aktuell<br />

wie richtig“, sagte der Parlamentarische<br />

Geschäftsführer der Fraktion,<br />

MarcoBuschmann. (dpa)<br />

Geringe<br />

Auswirkung der<br />

Apple-Schwäche<br />

Zulieferer hatte leicht<br />

höheren Umsatz erwartet<br />

D<br />

er Apple-Zulieferer Dialog<br />

Semiconductor konnte im vergangenen<br />

Jahr trotz schwächelnder<br />

iPhone-Verkäufe seine Geschäfte<br />

ausbauen. DerUmsatz sei um 7Prozent<br />

auf rund 1,44 Milliarden Dollar<br />

(1,26 Milliarden Euro) gestiegen,<br />

teilte das britische Unternehmen am<br />

Montag anhand vorläufiger Berechnungen<br />

in London mit. Dabei profitierte<br />

das Unternehmen auch von<br />

der Übernahme des Halbleiterherstellers<br />

Silego. Zuvor war allerdings<br />

mit 1,46 Milliarden Dollar ein noch<br />

etwas höherer Umsatz angepeilt<br />

worden.<br />

Dialog Semiconductor ist stark<br />

von seinem Großkunden Apple abhängig.<br />

Im vergangenen Jahr dürften<br />

nach früheren Schätzungen des Unternehmens<br />

rund drei Viertel aller Erlöse<br />

aus dem Geschäft mit dem<br />

iPhone-Hersteller gestammt haben.<br />

Daher leiden die Briten unter der<br />

schwächelnden Nachfrage nach der<br />

jüngsten iPhone-Generation. Apple<br />

hatte jüngst einräumen müssen, dass<br />

das Weihnachtsgeschäft deutlich<br />

schlechter lief, als erwartet. (dpa)

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