17.01.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 16.01.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

*<br />

HINTERGRUND<br />

Kliniken für<br />

Honecker &Co.<br />

1976wurde das Regierungskrankenhaus<br />

der<br />

DDR in der Hobrechtsfelder<br />

Chaussee eröffnet,<br />

kurz daraufauch die<br />

MfS-Klinik.Nach der<br />

Wende wurden beide Häuser<br />

ins Klinikum Berlin-<br />

Buch eingereiht,2007<br />

geschlossen. Jetzt soll<br />

eine Machbarkeitsstudie<br />

klären, ob nach dem<br />

Abriss Hunderte Wohnungen<br />

und auch eine Kita<br />

entstehen könnten.<br />

Diagnose Schlamperei<br />

Krankenakten in<br />

Stasi-Ruine vergessen<br />

Beim Auszug blieb ein Schrank voller Ordner mit Tausenden Patientendaten zurück<br />

Von<br />

STEFAN HENSEKE<br />

Aktenskandal im ehemaligen<br />

Stasikrankenhaus<br />

in Buch: 30<br />

Jahre nach der Wende<br />

sind dort im Zuge von Recherchen<br />

von <strong>Berliner</strong> KURIER<br />

und <strong>Berliner</strong> Zeitung Patienten-<br />

und OP-Akten aufgetaucht,<br />

die bei der Räumung der Klinikgebäude<br />

im Jahre 2007 vergessen<br />

worden sind. In einem Seitenflügel<br />

des Gebäudes wurde<br />

ein ganzer Schrank voller Ordner<br />

mit Tausenden Patientendaten,<br />

die bis 1962 zurückreichen,<br />

entdeckt.<br />

Die Hobrechtsfelder Chaussee<br />

in Buch. An der Waldstraße,<br />

die zur A10 führt, tauchen wie<br />

aus dem Nichts verwitterte<br />

Straßenlaternen auf, hinter den<br />

Bäumen blitzen typische DDR-<br />

Neubauten auf. Hinter den<br />

Hausnummern 96 und 100 verbergen<br />

sich zwei der geheimnisumwittertsten<br />

Immobilien<br />

der DDR – die ehemaligen<br />

Staatssicherheits- und Regierungskrankenhäuser.<br />

Zu DDR-Zeiten total abgeschottet,<br />

hochgesichert. Im<br />

Regierungskrankenhaus wurden<br />

auch Mitglieder des Zentralkomitees<br />

der SED, des Politbüros<br />

und des Staatsrates behandelt,<br />

im Krankenhaus der<br />

Staatssicherheit gab es ebenfalls<br />

einen Extra-Bereich, zu<br />

denen ausschließlich Staatsrats-Mitglieder<br />

Zugang hatten.<br />

Für Honecker &Co. ausgerüstet<br />

mit modernster Medizintechnik,<br />

u.a. einem Computertomographen.<br />

Nach der Wende wurden die<br />

Krankenhäuser dem Klinikum<br />

Buch, das 2001 an Helios verkauft<br />

wurde, zugeordnet.<br />

2007, mit dem Umzug von<br />

Mutmaßlich Buntmetallräuber<br />

haben Kabel herausgerissen.<br />

Helios anden Standort in der<br />

Schwanebecker Chaussee wurden<br />

beide Häuser, erst 1976 eröffnet,<br />

geschlossen und dem<br />

Verfall preisgegeben –und werden<br />

heute von der BIM, der landeseigenen<br />

<strong>Berliner</strong> Immobilienmanagement<br />

GmbH, verwaltet.<br />

Die beiden<br />

55000 bzw. 45000<br />

Quadratmeter<br />

großen<br />

Grundstücke<br />

und die mehrstöckigen Klinikgebäude<br />

scheinen gut gesichert<br />

zu sein. Mit Zäunen und Alarmanlagen.<br />

Doch beide Zäune<br />

haben Lücken, Trampelpfade<br />

führen zu den offenen Stellen.<br />

„Wir gehen davon aus, dass es<br />

zu Vandalismus kam“, sagt Johanna<br />

Steinke, Sprecherin der<br />

BIM. „Wir prüfen das bereits.“<br />

Die Spuren der ungebetenen<br />

Besucher sind unübersehbar.<br />

Überall Graffiti, auch am 20000<br />

Quadratmeter großen Gebäude<br />

der Stasi-Klinik selbst. Wir hatten<br />

einen Hinweis bekommen,<br />

dass in diesem Haus noch alte<br />

Krankenakten liegen sollen.<br />

Die Türen zur Klinik stehen<br />

offen, keine Alarmanlage<br />

springt an. Gleich im Eingangsbereich<br />

liegt ein kaputter<br />

Heizkörper, Papier fliegt umher<br />

–und ein Wegweiser, der<br />

übrig geblieben ist, zeigt zu den<br />

Stationen auf sechs Ebenen.<br />

Der ärztliche Leiter Prof. Dr.<br />

med. J. Zacher hatte seine Büros<br />

anscheinend im 1. Stock,<br />

zum Frisör ging es auf Ebene 0,<br />

zur Gefäßchirurgischen Klinik<br />

auf Ebene 6.<br />

Das auf dem Boden verstreute<br />

Papier führt uns auf die richtige<br />

Spur. Ein Gang, eine schwere<br />

Metalltür –und dahinter sieht<br />

es aus, als hätten hier<br />

wirklich Vandalen gehaust.<br />

Aufgerissene<br />

Eine Freitreppe führt<br />

zum Haupteingang des<br />

ehemaligen Krankenhauses<br />

der Staatssicherheit.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!