01.02.2019 Aufrufe

Taxi Times DACH - Dezember 2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ANTRIEB<br />

Blick ins Ungewisse: <strong>Taxi</strong>unternehmern wird derzeit<br />

die Modellwahl nicht leicht gemacht.<br />

Links neben diesem Fahrzeug finden sich viele technische<br />

Informationen – einen Hinweis auf Euro 6d-Temp<br />

–obwohl vorhanden – sucht man allerdings vergebens.<br />

FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Begrenzungen vielleicht gedreht werden<br />

können. Im Gegenteil, je größer das Fahrzeug,<br />

desto höher die Förderung. Die<br />

Anzahl der SUVs hat sich jedenfalls seit<br />

2012 mehr als verdreifacht, der durchschnittliche<br />

CO2-Ausstoß aller neu zugelassenen<br />

Fahrzeuge 2017 ist um 0,4 Gramm<br />

pro Kilometer angestiegen.<br />

Fazit: Mangelnde Steuerung kann dazu<br />

führen, dass die Prämien sogar zu höheren<br />

Emissionen führen, wenn sie dazu genutzt<br />

werden, größere Autos zu kaufen oder dazu,<br />

von Diesel auf Benzin umzusteigen.<br />

Kommen wir noch auf die beschlossene<br />

Hardware-Nachrüstung zu sprechen, auf<br />

die Verbraucherschützer bestanden hatten.<br />

Sie ist, kurz gesagt, kaum das Papier wert,<br />

auf dem sie steht. Da selbst die nötigen<br />

gesetzlichen Regelungen erst noch festgelegt<br />

werden müssen, ist das erst einmal<br />

noch gar nicht möglich. Garantien für die<br />

Nachrüstungen sollen auch keine übernommen<br />

werden und die Hersteller behaupten,<br />

Nachrüstsätze seien nur schwer verfügbar.<br />

Es wird eindeutig auf Zeit gespielt.<br />

Wie könnte das Ganze besser laufen?<br />

Die Industrie müsste zur Nachrüstung aller<br />

auf der Straße befindlichen betroffenen<br />

Fahrzeuge verpflichtet werden. Im Rahmen<br />

der Tauschprämie zurückgegebene Fahrzeuge<br />

werden, anders als 2009, nicht verschrottet,<br />

sondern von den Autohäusern<br />

ohne Nachrüstung weiterverkauft. Das<br />

dürfte so nicht erlaubt sein, sonst verpesten<br />

sie in Osteuropa, Afrika oder sonst irgendwo<br />

auf diesem Planeten weiterhin die Luft.<br />

Nachrüsten oder verschrotten, nur das dürfte<br />

die staatlich vorgegebene Alternative<br />

sein. Kunden wiederum müssten dazu verpflichtet<br />

werden, sich für eine der Optionen,<br />

kostenlose Nachrüstung oder geförderten<br />

Umtausch, entscheiden zu müssen.<br />

VERKEHRTE FÖRDERSTAFFEL<br />

Um die gewünschten Effekte zu erzielen,<br />

müssten die Tauschprämien genau andersherum<br />

gestaffelt werden, Klein- und Mittelklassewagen<br />

müssten gegenüber SUVs<br />

bevorzugt werden, die Entscheidung für ein<br />

E-Auto oder einen Plug-in-Hybrid muss<br />

durch deutlich höhere Förderung erleichtert<br />

werden. Und warum gibt es keine Prämien<br />

für das Abschaffen von Fahrzeugen,<br />

kombiniert mit Anreizen für das Nutzen<br />

des ÖPNV oder Carsharing oder Zuschüssen<br />

für E-Bikes?<br />

Vieles ist denkbar, was wesentlich nachhaltiger<br />

wirken und die Entwicklung in<br />

Richtung Verkehrswende treiben würde. In<br />

Sonntagsreden wollen Politiker das auch,<br />

doch der mit der Industrie getroffene Kompromiss<br />

wird das nicht bewirken. Vielmehr<br />

belohnt er diejenigen, die ihre Kunden jahrelang<br />

gezielt getäuscht haben. Dabei hat<br />

der Diesel-Skandal der Politik alle Argumente<br />

geliefert, die Mobilitätswende voranzutreiben<br />

und die Autoindustrie, im<br />

Rahmen ihrer Verantwortlichkeit, dafür<br />

zahlen zu lassen. Am Ende würden alle von<br />

einer rechtzeitig vernünftig gesteuerten<br />

Entwicklung profitieren. Diejenigen, die<br />

schon heute neue und nachhaltige Wege<br />

gehen, und mit Sicherheit auch die Autoindustrie<br />

und ihre Zulieferbetriebe.<br />

Die vorliegende Strategie wird eines<br />

nicht erreichen: Fahrverbote werden damit<br />

nicht verhindert werden können, und die<br />

Verkehrswende insgesamt wird so nicht<br />

funktionieren. Unsere Innenstädte werden<br />

nicht lebenswerter werden. Die deutsche<br />

Automobilindustrie hat wichtige Innovationen<br />

verschlafen und sich stattdessen<br />

durchgemogelt. Die Rechnung sollen,<br />

wie so oft, die Steuerzahler begleichen:<br />

Motor-Umbauten bei Bussen, <strong>Taxi</strong>s und<br />

Müllwagen will die Bundesregierung aus<br />

Steuermitteln finanzieren, genauso Nachrüstungen<br />

bei Transportern von Handwerkern<br />

und Lieferdiensten. Wenn sie ihre<br />

Kumpanei mit den Kfz-Herstellern nicht<br />

endlich zugunsten gestalterischer Politik<br />

aufgibt, wird genau das geschehen, was<br />

dieses Miteinander gerade verhindern<br />

soll: Die deutsche Autoindustrie wird massiv<br />

Schaden nehmen. Und das ist auch<br />

nicht gut für die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche,<br />

deren Fuhrpark größtenteils aus<br />

Fahrzeugen der Marken Mercedes und VW<br />

besteht.<br />

sb<br />

RÜCKBLICK – EUROPÄISCHE TAXIMESSE – RÜCKBLICK – EUROPÄISCHE TAXIMESSE – RÜCKBLICK – EUROPÄISCHE<br />

TAXI DEZEMBER/ <strong>2018</strong><br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!