Taxi Times DACH - Dezember 2018
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ANTRIEB<br />
Blick ins Ungewisse: <strong>Taxi</strong>unternehmern wird derzeit<br />
die Modellwahl nicht leicht gemacht.<br />
Links neben diesem Fahrzeug finden sich viele technische<br />
Informationen – einen Hinweis auf Euro 6d-Temp<br />
–obwohl vorhanden – sucht man allerdings vergebens.<br />
FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Begrenzungen vielleicht gedreht werden<br />
können. Im Gegenteil, je größer das Fahrzeug,<br />
desto höher die Förderung. Die<br />
Anzahl der SUVs hat sich jedenfalls seit<br />
2012 mehr als verdreifacht, der durchschnittliche<br />
CO2-Ausstoß aller neu zugelassenen<br />
Fahrzeuge 2017 ist um 0,4 Gramm<br />
pro Kilometer angestiegen.<br />
Fazit: Mangelnde Steuerung kann dazu<br />
führen, dass die Prämien sogar zu höheren<br />
Emissionen führen, wenn sie dazu genutzt<br />
werden, größere Autos zu kaufen oder dazu,<br />
von Diesel auf Benzin umzusteigen.<br />
Kommen wir noch auf die beschlossene<br />
Hardware-Nachrüstung zu sprechen, auf<br />
die Verbraucherschützer bestanden hatten.<br />
Sie ist, kurz gesagt, kaum das Papier wert,<br />
auf dem sie steht. Da selbst die nötigen<br />
gesetzlichen Regelungen erst noch festgelegt<br />
werden müssen, ist das erst einmal<br />
noch gar nicht möglich. Garantien für die<br />
Nachrüstungen sollen auch keine übernommen<br />
werden und die Hersteller behaupten,<br />
Nachrüstsätze seien nur schwer verfügbar.<br />
Es wird eindeutig auf Zeit gespielt.<br />
Wie könnte das Ganze besser laufen?<br />
Die Industrie müsste zur Nachrüstung aller<br />
auf der Straße befindlichen betroffenen<br />
Fahrzeuge verpflichtet werden. Im Rahmen<br />
der Tauschprämie zurückgegebene Fahrzeuge<br />
werden, anders als 2009, nicht verschrottet,<br />
sondern von den Autohäusern<br />
ohne Nachrüstung weiterverkauft. Das<br />
dürfte so nicht erlaubt sein, sonst verpesten<br />
sie in Osteuropa, Afrika oder sonst irgendwo<br />
auf diesem Planeten weiterhin die Luft.<br />
Nachrüsten oder verschrotten, nur das dürfte<br />
die staatlich vorgegebene Alternative<br />
sein. Kunden wiederum müssten dazu verpflichtet<br />
werden, sich für eine der Optionen,<br />
kostenlose Nachrüstung oder geförderten<br />
Umtausch, entscheiden zu müssen.<br />
VERKEHRTE FÖRDERSTAFFEL<br />
Um die gewünschten Effekte zu erzielen,<br />
müssten die Tauschprämien genau andersherum<br />
gestaffelt werden, Klein- und Mittelklassewagen<br />
müssten gegenüber SUVs<br />
bevorzugt werden, die Entscheidung für ein<br />
E-Auto oder einen Plug-in-Hybrid muss<br />
durch deutlich höhere Förderung erleichtert<br />
werden. Und warum gibt es keine Prämien<br />
für das Abschaffen von Fahrzeugen,<br />
kombiniert mit Anreizen für das Nutzen<br />
des ÖPNV oder Carsharing oder Zuschüssen<br />
für E-Bikes?<br />
Vieles ist denkbar, was wesentlich nachhaltiger<br />
wirken und die Entwicklung in<br />
Richtung Verkehrswende treiben würde. In<br />
Sonntagsreden wollen Politiker das auch,<br />
doch der mit der Industrie getroffene Kompromiss<br />
wird das nicht bewirken. Vielmehr<br />
belohnt er diejenigen, die ihre Kunden jahrelang<br />
gezielt getäuscht haben. Dabei hat<br />
der Diesel-Skandal der Politik alle Argumente<br />
geliefert, die Mobilitätswende voranzutreiben<br />
und die Autoindustrie, im<br />
Rahmen ihrer Verantwortlichkeit, dafür<br />
zahlen zu lassen. Am Ende würden alle von<br />
einer rechtzeitig vernünftig gesteuerten<br />
Entwicklung profitieren. Diejenigen, die<br />
schon heute neue und nachhaltige Wege<br />
gehen, und mit Sicherheit auch die Autoindustrie<br />
und ihre Zulieferbetriebe.<br />
Die vorliegende Strategie wird eines<br />
nicht erreichen: Fahrverbote werden damit<br />
nicht verhindert werden können, und die<br />
Verkehrswende insgesamt wird so nicht<br />
funktionieren. Unsere Innenstädte werden<br />
nicht lebenswerter werden. Die deutsche<br />
Automobilindustrie hat wichtige Innovationen<br />
verschlafen und sich stattdessen<br />
durchgemogelt. Die Rechnung sollen,<br />
wie so oft, die Steuerzahler begleichen:<br />
Motor-Umbauten bei Bussen, <strong>Taxi</strong>s und<br />
Müllwagen will die Bundesregierung aus<br />
Steuermitteln finanzieren, genauso Nachrüstungen<br />
bei Transportern von Handwerkern<br />
und Lieferdiensten. Wenn sie ihre<br />
Kumpanei mit den Kfz-Herstellern nicht<br />
endlich zugunsten gestalterischer Politik<br />
aufgibt, wird genau das geschehen, was<br />
dieses Miteinander gerade verhindern<br />
soll: Die deutsche Autoindustrie wird massiv<br />
Schaden nehmen. Und das ist auch<br />
nicht gut für die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche,<br />
deren Fuhrpark größtenteils aus<br />
Fahrzeugen der Marken Mercedes und VW<br />
besteht.<br />
sb<br />
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