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Taxi Times DACH - Dezember 2018

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ANTRIEB<br />

EINE PRÄMIE,<br />

DIE KEINER WILL<br />

Nach wie vor fördert die Bundesregierung die<br />

Anschaffung eines E-Fahrzeugs. Ein Überblick<br />

über die Tücken dieser Unterstützung, die<br />

fehlenden <strong>Taxi</strong>-Alternativen und das Problem<br />

der Lieferzeiten.<br />

Seit Juni 2016 will die Politik einen<br />

Anreiz für die Anschaffung eines<br />

Elektrofahrzeugs schaffen, doch<br />

die Nachfrage läuft bisher nicht wie geplant<br />

und ist in der Debatte ein wenig in den Hintergrund<br />

geraten. Für batterie-elektrische<br />

Autos (abgekürzt BEV für Battery Electric<br />

Vehicle) und Brennstoffzellenfahrzeuge<br />

beträgt der Zuschuss 4.000 Euro und 3.000<br />

für Plug-in-Hybridautos (abgekürzt PHEV<br />

für Plug-In Hybrid Electriv Vehicle). Diesen<br />

tragen jeweils zur Hälfte Staat und Autohersteller.<br />

Das Programm läuft noch bis<br />

Juni 2019. Anträge sind beim zuständigen<br />

Bundesamt BAFA zu stellen.<br />

Wie schon bei der kürzlich vereinbarten<br />

Umtauschprämie (siehe vorheriger Beitrag)<br />

fehlt auch hier eine klare Steuerung, denn<br />

selbst die E-Autos werden immer größer.<br />

Innovationen bieten die Autobauer oft zuerst<br />

in ihren Luxusklassen an, meist wuchtige<br />

Karossen zu einem hohen Preis. Riesige<br />

SUVs liegen weiter voll im Trend, verbrauchen<br />

aber unnötig viel Platz im ohnehin<br />

knappen Stadtraum.<br />

Für die eher zaghafte Nachfrage der<br />

E-Förderung sind die Hersteller verantwortlich,<br />

denn bisher waren nur wenige alltagstaugliche<br />

BEVs im Angebot – und wenn,<br />

dann sehr teuer. Für private Nutzer sind<br />

mittlerweile einige brauch- und bezahlbare<br />

Modelle zu haben, den Reichweiten-Bedürfnissen<br />

im <strong>Taxi</strong>einsatz genügen sie kaum.<br />

Bestenfalls Alleinfahrern könnte das ausreichen,<br />

nicht aber den Mehrwagenbetrieben,<br />

für die zumindest ein Zwei-Schicht-Betrieb<br />

zum Überleben unverzichtbar ist. Die Fahrzeuge,<br />

die den Ansprüchen noch am ehesten<br />

genügen würden, sind vielen zu teuer, wie<br />

Tesla oder Jaguar. Andere sind einfach zu<br />

klein. Vielversprechend ist der Entwicklungsstand<br />

beim Hyundai IONIQ Elektro,<br />

beim B 250e und dem eVito von Mercedes-<br />

Benz, dessen 41 kWh Batteriekapazität realistisch<br />

für 100 km reicht, beim Nissan<br />

e-NV200, der mit einer 40 kWh Batteriekapazität<br />

bis zu 275 km (nach NEFZ)* im<br />

Stadtverkehr fahren soll, und beim Volkswagen<br />

e-Golf. Für den <strong>Taxi</strong>-Einsatz im<br />

Schichtbetrieb reicht es aber noch nicht.<br />

WO SIND WASSERSTOFFAUTOS?<br />

Gibt es bereits ein Brennstoffzellenfahrzeug,<br />

das als <strong>Taxi</strong> wirtschaftlich betrieben<br />

werden kann? Die einzigen verfügbaren<br />

Fahrzeuge, der Hyundai Nexo (knapp<br />

70.000 Euro) und der Toyota Mirai (knapp<br />

80.000 Euro), sind aufgrund des hohen<br />

Anschaffungspreises noch kein Thema. Das<br />

ist dann wohl auch die Erklärung dafür,<br />

dass diese zukunftsweisenden Fahrzeuge<br />

bei der <strong>Taxi</strong>messe in Köln nicht zu sehen<br />

waren.<br />

Hybridelektrofahrzeuge, allen voran der<br />

Prius von Toyota, sind seit Jahren der Renner<br />

im (städtischen) <strong>Taxi</strong>gewerbe. Gut für<br />

die Umwelt und das Image der Branche,<br />

günstig im Betrieb. E-Förderung gibt es<br />

aber nur für Plug-in (PHEV), da höchstens<br />

50 Gramm CO2 emittiert werden dürfen,<br />

um die Förderung zu erhalten. Als <strong>Taxi</strong><br />

geeignete Modelle sind auch hier rar und<br />

vor allem viel zu<br />

teuer. Aus diesem Grund<br />

hat beispielsweise VW den Passat<br />

GTE Plug-in Hybrid wieder aus dem Angebot<br />

genommen. Auch ohne Förderung ist<br />

der normale Hybrid das günstigere <strong>Taxi</strong>.<br />

Hinzu kommt, dass Toyota den Prius Plus<br />

nicht als Plug-in anbietet. Zur Auswahl stehen<br />

hier der Hyundai IONIQ Plug-in-Hybrid,<br />

der Mercedes-Benz E 300 de (auch als<br />

T-Modell), der Mitsubishi Outlander Plug-in<br />

Hybrid, der Toyota Prius Plug-in Hybrid,<br />

VW Golf GTE, der Volvo S90 T8 Twin Engine<br />

AWD und der Volvo V90 T8 Twin Engine.<br />

Nicht vergessen dürfen wir das fast<br />

60.000 Euro teure elektrifizierte London-<br />

<strong>Taxi</strong> von LEVC. Das Modell konnte während<br />

der Europäischen <strong>Taxi</strong>messe Probe gefahren<br />

werden, das Fahrzeug war permanent<br />

unterwegs. Ausführlicher konnten das<br />

Fahrzeug zehn <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Abonnenten<br />

während einer Reise nach Coventry kennenlernen.<br />

Über deren Besuch im Werk des<br />

Herstellers LEVC berichten wir auf den<br />

Folgeseiten.<br />

Generell gilt: Fast alle brauchbaren<br />

Modelle haben enorm lange Lieferzeiten.<br />

So lange, dass eine formgerechte Beantragung<br />

der Förderung kaum möglich ist. Es<br />

gibt also viele Gründe, dass der Umstieg<br />

auf Elektromobilität nicht so richtig in<br />

Fahrt kommt. Von den 600 Millionen Euro<br />

Bundesmitteln im Fördertopf, mit denen<br />

mindestens 300.000 Fahrzeuge bezuschusst<br />

werden könnten, waren bis Ende<br />

September gerade einmal 145 Millionen<br />

FOTOS: Fotolia, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

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18 DEZEMBER/ <strong>2018</strong> TAXI

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