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Berliner Kurier 09.02.2019

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*<br />

BERL INALE<br />

Vonder Berlinale berichten<br />

KARIM MAHMOUD<br />

und<br />

ANNE-KATTRIN PALMER<br />

KURZFILM<br />

Bayern-Empfang<br />

Sie hatte gut lachen beim<br />

Berlinale-Empfang der<br />

Bayerischen Filmförderung<br />

(FFF) in der Bayern-Vertretung<br />

in Mitte: Dennenesch<br />

Zoudé. Während andere<br />

Gäste (Mark Waschke, Nora<br />

Waldstätten, Burghart<br />

Klaußner) Knödel verdrückten,<br />

erzählte die<br />

Schauspielerin, dass sie<br />

jetzt von Berlins bester<br />

Agentin betreut wird: Tina<br />

Schürmann. Gratulation!<br />

Eidinger „verkackt’s“<br />

Schauspieler Lars Eidinger<br />

(43) hat nach eigener Aussage<br />

durchaus Selbstzweifel.<br />

Gerade habe er bei der<br />

Serie „Babylon Berlin“ einen<br />

Drehtag „verkackt“, erzählte<br />

er am Rande der Berlinale-Eröffnung.<br />

„Dann bin<br />

ich halt wieder todunglücklich.“<br />

Bei den Internationalen<br />

Filmfestspielen Berlin<br />

ist Eidinger heute im Zoo-<br />

Palast in Edward Bergers<br />

Familiengeschichte „All My<br />

Loving“ in der Festivalreihe<br />

Panorama zu sehen.<br />

Kamerafür Agnès Varda<br />

Die Berlinale ehrt in diesem<br />

Jahr gleich vier Freunde<br />

und Förderer des Festivals<br />

mit der Berlinale Kamera.<br />

Unter den Siegern ist auch<br />

die in Belgien geborene Filmemacherin<br />

Agnès Varda.<br />

Sie erhält den Preis unter<br />

anderem für ihre bedeutende<br />

Rolle im französischsprachigen<br />

Film.<br />

Endlich keine Handys!<br />

Die scheidende Filmakademie-Präsidentin<br />

Iris Berben<br />

geht trotz der modernen<br />

Möglichkeiten durch<br />

das Netz noch immer gerne<br />

ins Kino –nicht nur abends.<br />

„Ich bin auch ein Nachmittags-Kinogänger.<br />

Ich sitze<br />

da gerne, lass mich verführen.“<br />

Was die 68-jährige<br />

Schauspielerin an nachmittäglichen<br />

Vorstellungen<br />

mag? „Es ist so schön ruhig.<br />

Kein Popcorn, kein Handygequatsche.“<br />

Na denn ...<br />

Foto: dpa Foto: dpa<br />

Der Spatz<br />

vomFestival-Platz<br />

Helena Zengel ist zehn Jahrealt und fasziniertin<br />

dem deutschen Wettbewerbsfilm „Systemsprenger“<br />

Mit fünf Jahren<br />

stand Helena<br />

Zengel das erste<br />

Mal vor der Kamera –für<br />

ein Musikvideo der <strong>Berliner</strong><br />

Band Abby.<br />

Es folgten kleinere und<br />

größere Rollen und gestern<br />

war die <strong>Berliner</strong>in der gefeierte<br />

Star des Wettbewerbsfilms<br />

„Systemsprenger“<br />

von Nora Fingscheidt.<br />

Es ist einer der drei deutschen<br />

Beiträge in diesem<br />

Jahr und viele munkelten<br />

bereits: Dieser Streifen habe<br />

dickes Bären-Potenzial!<br />

Melvil Poupaud (r.) als Missbrauchs-<br />

Opfer Alexandrein„Gelobt sei Gott“.<br />

Foto: dpa<br />

Helena Zengel spielt in<br />

dem Drama Benni (9). Sie<br />

hält sich und ihre Umwelt<br />

mit unkontrollierten Wutund<br />

Gewaltausbrüchen in<br />

Schach –was von Betroffenen<br />

wie Sozialarbeitern salopp<br />

mit dem fachlich nicht<br />

anerkannten Begriff „Systemsprenger“<br />

bezeichnet<br />

wird.<br />

Dabei sucht Benni vor allem<br />

nur eins: Geborgenheit<br />

und die Liebe der Mutter,<br />

die mit ihrem Kind allerdings<br />

ebenso überfordert<br />

ist.<br />

Am Anfang bekam der junge<br />

Mann nur warme Worte und<br />

Gebete. Der Pater, der ihn missbraucht<br />

hatte, stand sogar dazu,<br />

leugnete seine Pädophilie erst<br />

gar nicht. Doch es passierte<br />

dennoch nichts. Bis das Opfer<br />

Alexandre gemeinsam mit anderen<br />

den Missbrauchsskandal<br />

in Frankreich öffentlich machte.<br />

Diesen Stoff nahm sich der<br />

Küken mit Bären-<br />

Potenzial: Helena<br />

Zengel gestern bei<br />

der Berlinale.<br />

Schüchtern, aber auch<br />

keck und süß lächelnd zeigte<br />

sich Helena Zengel gestern<br />

bei der Berlinale. Sie<br />

trug ein T-Shirt mit der<br />

Aufschrift „Rebel Girl“ (Rebellin).<br />

Und wirkte dabei<br />

auch nachdenklich. Die<br />

Dreharbeiten hätten ihr<br />

viel Spaß gemacht, sagte<br />

sie. „Und es hat mir geholfen,<br />

solche Kinder besser<br />

zu verstehen. Ich habe viel<br />

gelernt. Schwierig war nur,<br />

sozusagen auf Knopfdruck<br />

zu weinen.“ Weiter verriet<br />

sie: „Ich habe das Drehbuch<br />

erst mit meiner Mutter<br />

gelesen, und wir haben<br />

darüber geredet, warum<br />

das Kind so ist, wie es ist. So<br />

konnte ich mich in die Rolle<br />

hineinversetzen.“<br />

Regisseurin Nora Fingscheidt:<br />

„Ich bin davon<br />

überzeugt, dass mit dem<br />

Leben von Kindern, die zu<br />

Gewalt neigen, etwas nicht<br />

in Ordnung ist. Sie werden<br />

dann aber schnell stigmatisiert.<br />

Ich möchte dazu beitragen,<br />

dass über solche<br />

Fälle genauer nachgedacht<br />

wird.“<br />

Ein Film über das bittereSchweigen derKirche<br />

französische Regisseur<br />

François Ozon in seinem Film<br />

„Grâce à Dieu“ („Gelobt sei<br />

Gott“) an. Gestern lief der ergreifende<br />

Streifen über das große<br />

Schweigen der Kirche im<br />

Wettbewerb. Basierend auf<br />

dem Fall von Pater Bernard<br />

Preynat, der 2016 wegen sexueller<br />

Übergriffe auf rund 70<br />

Jungen angeklagt wurde, porträtiert<br />

Ozon die Opfer als erwachsene<br />

Männer und zeigt ihre<br />

lebenslangen Verletzungen.<br />

Ozon: Er habe diesmal bewusst<br />

ein reales Thema ausgesucht.<br />

Als Mahnung. Der Regisseur,<br />

der bereits zum fünften<br />

Mal in einem Berlinale-Wettbewerb<br />

dabei ist: „Pädophilie<br />

ist eine Geißel. Und es gibt nach<br />

wie vor das große Schweigen.“<br />

Fotos: dpa

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