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*<br />
BERL INALE<br />
Vonder Berlinale berichten<br />
KARIM MAHMOUD<br />
und<br />
ANNE-KATTRIN PALMER<br />
KURZFILM<br />
Bayern-Empfang<br />
Sie hatte gut lachen beim<br />
Berlinale-Empfang der<br />
Bayerischen Filmförderung<br />
(FFF) in der Bayern-Vertretung<br />
in Mitte: Dennenesch<br />
Zoudé. Während andere<br />
Gäste (Mark Waschke, Nora<br />
Waldstätten, Burghart<br />
Klaußner) Knödel verdrückten,<br />
erzählte die<br />
Schauspielerin, dass sie<br />
jetzt von Berlins bester<br />
Agentin betreut wird: Tina<br />
Schürmann. Gratulation!<br />
Eidinger „verkackt’s“<br />
Schauspieler Lars Eidinger<br />
(43) hat nach eigener Aussage<br />
durchaus Selbstzweifel.<br />
Gerade habe er bei der<br />
Serie „Babylon Berlin“ einen<br />
Drehtag „verkackt“, erzählte<br />
er am Rande der Berlinale-Eröffnung.<br />
„Dann bin<br />
ich halt wieder todunglücklich.“<br />
Bei den Internationalen<br />
Filmfestspielen Berlin<br />
ist Eidinger heute im Zoo-<br />
Palast in Edward Bergers<br />
Familiengeschichte „All My<br />
Loving“ in der Festivalreihe<br />
Panorama zu sehen.<br />
Kamerafür Agnès Varda<br />
Die Berlinale ehrt in diesem<br />
Jahr gleich vier Freunde<br />
und Förderer des Festivals<br />
mit der Berlinale Kamera.<br />
Unter den Siegern ist auch<br />
die in Belgien geborene Filmemacherin<br />
Agnès Varda.<br />
Sie erhält den Preis unter<br />
anderem für ihre bedeutende<br />
Rolle im französischsprachigen<br />
Film.<br />
Endlich keine Handys!<br />
Die scheidende Filmakademie-Präsidentin<br />
Iris Berben<br />
geht trotz der modernen<br />
Möglichkeiten durch<br />
das Netz noch immer gerne<br />
ins Kino –nicht nur abends.<br />
„Ich bin auch ein Nachmittags-Kinogänger.<br />
Ich sitze<br />
da gerne, lass mich verführen.“<br />
Was die 68-jährige<br />
Schauspielerin an nachmittäglichen<br />
Vorstellungen<br />
mag? „Es ist so schön ruhig.<br />
Kein Popcorn, kein Handygequatsche.“<br />
Na denn ...<br />
Foto: dpa Foto: dpa<br />
Der Spatz<br />
vomFestival-Platz<br />
Helena Zengel ist zehn Jahrealt und fasziniertin<br />
dem deutschen Wettbewerbsfilm „Systemsprenger“<br />
Mit fünf Jahren<br />
stand Helena<br />
Zengel das erste<br />
Mal vor der Kamera –für<br />
ein Musikvideo der <strong>Berliner</strong><br />
Band Abby.<br />
Es folgten kleinere und<br />
größere Rollen und gestern<br />
war die <strong>Berliner</strong>in der gefeierte<br />
Star des Wettbewerbsfilms<br />
„Systemsprenger“<br />
von Nora Fingscheidt.<br />
Es ist einer der drei deutschen<br />
Beiträge in diesem<br />
Jahr und viele munkelten<br />
bereits: Dieser Streifen habe<br />
dickes Bären-Potenzial!<br />
Melvil Poupaud (r.) als Missbrauchs-<br />
Opfer Alexandrein„Gelobt sei Gott“.<br />
Foto: dpa<br />
Helena Zengel spielt in<br />
dem Drama Benni (9). Sie<br />
hält sich und ihre Umwelt<br />
mit unkontrollierten Wutund<br />
Gewaltausbrüchen in<br />
Schach –was von Betroffenen<br />
wie Sozialarbeitern salopp<br />
mit dem fachlich nicht<br />
anerkannten Begriff „Systemsprenger“<br />
bezeichnet<br />
wird.<br />
Dabei sucht Benni vor allem<br />
nur eins: Geborgenheit<br />
und die Liebe der Mutter,<br />
die mit ihrem Kind allerdings<br />
ebenso überfordert<br />
ist.<br />
Am Anfang bekam der junge<br />
Mann nur warme Worte und<br />
Gebete. Der Pater, der ihn missbraucht<br />
hatte, stand sogar dazu,<br />
leugnete seine Pädophilie erst<br />
gar nicht. Doch es passierte<br />
dennoch nichts. Bis das Opfer<br />
Alexandre gemeinsam mit anderen<br />
den Missbrauchsskandal<br />
in Frankreich öffentlich machte.<br />
Diesen Stoff nahm sich der<br />
Küken mit Bären-<br />
Potenzial: Helena<br />
Zengel gestern bei<br />
der Berlinale.<br />
Schüchtern, aber auch<br />
keck und süß lächelnd zeigte<br />
sich Helena Zengel gestern<br />
bei der Berlinale. Sie<br />
trug ein T-Shirt mit der<br />
Aufschrift „Rebel Girl“ (Rebellin).<br />
Und wirkte dabei<br />
auch nachdenklich. Die<br />
Dreharbeiten hätten ihr<br />
viel Spaß gemacht, sagte<br />
sie. „Und es hat mir geholfen,<br />
solche Kinder besser<br />
zu verstehen. Ich habe viel<br />
gelernt. Schwierig war nur,<br />
sozusagen auf Knopfdruck<br />
zu weinen.“ Weiter verriet<br />
sie: „Ich habe das Drehbuch<br />
erst mit meiner Mutter<br />
gelesen, und wir haben<br />
darüber geredet, warum<br />
das Kind so ist, wie es ist. So<br />
konnte ich mich in die Rolle<br />
hineinversetzen.“<br />
Regisseurin Nora Fingscheidt:<br />
„Ich bin davon<br />
überzeugt, dass mit dem<br />
Leben von Kindern, die zu<br />
Gewalt neigen, etwas nicht<br />
in Ordnung ist. Sie werden<br />
dann aber schnell stigmatisiert.<br />
Ich möchte dazu beitragen,<br />
dass über solche<br />
Fälle genauer nachgedacht<br />
wird.“<br />
Ein Film über das bittereSchweigen derKirche<br />
französische Regisseur<br />
François Ozon in seinem Film<br />
„Grâce à Dieu“ („Gelobt sei<br />
Gott“) an. Gestern lief der ergreifende<br />
Streifen über das große<br />
Schweigen der Kirche im<br />
Wettbewerb. Basierend auf<br />
dem Fall von Pater Bernard<br />
Preynat, der 2016 wegen sexueller<br />
Übergriffe auf rund 70<br />
Jungen angeklagt wurde, porträtiert<br />
Ozon die Opfer als erwachsene<br />
Männer und zeigt ihre<br />
lebenslangen Verletzungen.<br />
Ozon: Er habe diesmal bewusst<br />
ein reales Thema ausgesucht.<br />
Als Mahnung. Der Regisseur,<br />
der bereits zum fünften<br />
Mal in einem Berlinale-Wettbewerb<br />
dabei ist: „Pädophilie<br />
ist eine Geißel. Und es gibt nach<br />
wie vor das große Schweigen.“<br />
Fotos: dpa