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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 38 · D onnerstag, 14. Februar 2019<br />
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Tagesthema<br />
Öffentlicher Dienst<br />
Tausende Erzieher,Lehrerund weitere Landesbedienstete legten am Mittwoch in Berlin die Arbeit nieder.<br />
Viele Kitas blieben geschlossen und an den Schulen fiel der Unterricht aus. Die Beschäftigten fordern ein höheres Gehalt<br />
und mehr Anerkennung für ihre Jobs.<br />
Gute-Kita-Streik<br />
VonMartin Klesmann<br />
Landesbedienstete gingen am Mittwoch auf die Straße, darunter besondersviele Erzieher und Lehrer.<br />
AFP/ODD ANDERSEN<br />
Die Streikenden waren<br />
selbst überrascht.<br />
„Mensch, sind wir viele“,<br />
sagte Erzieher Cem Erkisi,<br />
als er sich umschaute und die<br />
lange Menschenschlange sah, die<br />
sich über die Straße Unter den Linden<br />
Richtung Brandenburger Torbewegte.<br />
Die Bildungsgewerkschaft<br />
GEW sprach am Mittwoch von mindestens<br />
12 000 Landesbediensteten,<br />
die sich am ganztätigen Warnstreik<br />
beteiligten, die Polizei von mehr als<br />
10 000 Demonstranten.Vorallem Erzieher<br />
und Lehrer,aber auch Polizeiangestellte,<br />
Mitarbeiter von Jugendämtern<br />
und andere Landesbedienstete<br />
waren dabei. AufPlakaten warnten<br />
Erzieher beispielsweise vor<br />
„Kindeswohlgefährdung“ wegen<br />
überfüllter Schulhorte.<br />
Bei der zentralen Kundgebung<br />
drängten sich die Menschen eng aneinander,die<br />
Polizei hatte eigentlich<br />
nur 3000 Menschen für den Pariser<br />
Platz zugelassen. „Die Arbeitgeberseite<br />
muss sich endlich bewegen“,<br />
forderte GEW-Landeschef TomErdmann.<br />
Derzeit verhandeln die Gewerkschaften<br />
mit den Bundesländern<br />
über einen neuen Tarifvertrag<br />
der Länder (TdL), zwei Verhandlungsrunden<br />
brachten bisher kein<br />
Ergebnis.GEW und Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Verdiwollen erreichen,<br />
dass die Erzieher- und Sozialberufe<br />
in Berlin besser bezahlt werden. In<br />
anderen Bundesländern gilt für<br />
diese Berufe der Tarifvertrag für den<br />
öffentlichen Dienst (TvöD), das ist<br />
lukrativer.Doch beide Gewerkschaften<br />
sind keine reinen Erzieher-Gewerkschaften,<br />
wollen auch die Interessen<br />
ihrer anderen Mitglieder bedienen.<br />
Das macht die Verhandlungen<br />
kompliziert. Die<br />
Gewerkschaften fordern sechs Prozent<br />
mehr Lohn für alle,mindestens<br />
aber 200 Euro monatlich.<br />
Mutter mit Kind abgewiesen<br />
VomStreik betroffen waren vorallem<br />
die Eltern von Kita-Kindern. Viele<br />
landeseigene Einrichtungen hatten<br />
streikbedingt geschlossen. Allein<br />
beim Eigenbetrieb City waren 40 von<br />
56 Kitas komplett dicht. Andere, wie<br />
die Kita Fürstenberger Straße in<br />
Mitte, hielten einen Notbetrieb aufrecht.<br />
27 von 180 Kindern wurden<br />
dortbetreut, die meisten Erzieherinnen<br />
streikten. DieKita-Leitung hatte<br />
bereits Anfang der Woche klargemacht,<br />
dass nur 27 Plätze zur Verfügung<br />
stehen. Eine Mutter, die ihr<br />
Kind dennoch am Morgen bringen<br />
wollte, musste wieder gehen. Mitsamt<br />
ihrem Nachwuchs.Viele Eltern<br />
hatten ansonsten untereinander<br />
eine Notbetreuung für ihre Kinder<br />
organisiert, halfen sich gegenseitig.<br />
Manche Eltern nahmen einfach<br />
In den Tarifverhandlungen<br />
geht es um mehr Geld für Beschäftigte<br />
der Länder (außer<br />
Hessen). Insgesamt sind 2,3<br />
Millionen Beschäftigte betroffen,<br />
denn Verdi will die Ergebnisse<br />
auf die eine Million<br />
Beamten übertragen.<br />
mehrere Kinder zu Hause<br />
auf, einige Väter oder Mütter<br />
machten Homeoffice.<br />
Manche mussten sich sogar<br />
einen freien Tagnehmen.<br />
Trotz alledem zeigten<br />
viele Verständnis für den<br />
Arbeitskampf der Erzieherinnen<br />
und Erzieher.<br />
Auf der Kundgebung<br />
am Pariser Platz scheuchten<br />
Polizisten zwei Streikende weg,<br />
die der US-Botschaft zu nahe gekommen<br />
waren, weil sie hinter das<br />
hüfthohe Absperrgitter geklettert<br />
waren. Andere trugen sich flugs in<br />
die Streiklisten ein. CemErkisi arbeitet<br />
seit fünf Jahren als Erzieher in einer<br />
Kita in Nord-Neukölln, zuvor<br />
DER KONFLIKT<br />
Die Gewerkschafter fordern<br />
sechs Prozent mehr Gehalt,<br />
mindestens aber 200 Euro<br />
pro Monat bei einer Laufzeit<br />
vonzwölf Monaten. Darüber<br />
hinaus soll es strukturelle<br />
Verbesserungen in der Eingruppierung<br />
geben.<br />
Erzieher im Streik:<br />
Cem Erkisi.<br />
BLZ/KLESMANN<br />
Die Länder, deren Verhandlungsführer<br />
Berlins Finanzsenator<br />
Matthias Kollatz (SPD)<br />
ist, halten das für nicht bezahlbar.Der<br />
Streik sei nicht<br />
gerechtfertigt. Die dritte Tarifrunde<br />
ist am 28. Februar<br />
und 1. März geplant.<br />
hatte er sich als Quereinsteiger<br />
ausbilden lassen. In<br />
der Kita geht es ihm um<br />
Sprachförderung und<br />
darum, mit den Kindern<br />
kreativ zu sein. Nebenbei<br />
sucht er die Schuhe der<br />
Kinder, wenn es rausgeht.<br />
Brutto verdient CemErkisi<br />
derzeit gut 2900 Euro wie<br />
viele seiner Kolleginnen<br />
auch. Nicht genug, finden sie.„Wohnen<br />
in Berlin wird immer teurer, da<br />
können wir kaum mithalten“, sagt<br />
Erkisi. Zumal seine Frau und er bald<br />
Nachwuchs bekommen. DerTermin<br />
für die Geburtper Kaiserschnitt steht<br />
bereits: Am Freitag schon soll es so<br />
weit sein. Doch Erkisi sorgt sich um<br />
den Erzieherberuf. „Viele wechseln<br />
nach ein paar Jahren woanders hin“,<br />
gibt er zu bedenken. WerAbitur hat,<br />
kann zum Beispiel Grundschullehrer<br />
werden und dann alsbald fast das<br />
doppelte Gehalt erzielen. Eine Erzieherin<br />
aus Lichtenbergberichtet, was<br />
in den Kitas in den vergangenen Jahren<br />
anAnforderungen noch hinzugekommen<br />
ist: Sprachlerntagebuch<br />
und Dokumentation. Das Bildungsprogramm,<br />
wonach schon den Kleinen<br />
Buchstaben, Zahlen und naturwissenschaftliches<br />
Basiswissen nähergebracht<br />
werden soll. Elterngespräche,<br />
Integration, Inklusion und<br />
eine enge Kooperation mit Grundschulen.<br />
Unterricht fällt aus<br />
„Mir geht es aber gar nicht um mehr<br />
Geld“, sagte die erfahrene Erzieherin.<br />
„Ich wünsche mir Entlastung<br />
und mehr Personal in den Kitas.“<br />
Stattdessen müsse sie zusätzlich<br />
noch Quereinsteiger in den Kitas<br />
ausbilden und womöglich bald noch<br />
Hartz-IV-Bezieher.Für sieist das hier<br />
also eine Art Gute-Kita-Streik, klingt<br />
so ähnlich wie das neue Gesetz.<br />
Doch leider mangelt es an qualifizierten<br />
Pädagogen.<br />
Der Streik machte sich auch an<br />
den <strong>Berliner</strong> Schulen bemerkbar.<br />
Über 6000 Erzieher und 4000 Lehrer<br />
beteiligten sich, allen voran inNeukölln.<br />
Viel Unterricht fiel aus. Ander<br />
Britzer Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule<br />
kam der gesamte Unterricht<br />
zum Erliegen. Die gut 16 000 angestellten<br />
Lehrer stellen inzwischen<br />
60 Prozent der Belegschaft in Berlin.<br />
Anders als jene Lehrer, die verbeamtet<br />
sind, dürfen Angestellte streiken.<br />
Auch ihnen geht es um eine ArtExtrawurst:<br />
Weil alle anderen Bundesländer<br />
wieder verbeamten, fordern die<br />
angestellten <strong>Berliner</strong> Lehrer Angleichungen<br />
an die Beamtenbesoldung<br />
bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall<br />
und der Alterssicherung. Bei<br />
Feuerwehr und Polizei hielt sich die<br />
Streikbeteiligung in Grenzen, weil die<br />
überwiegende Mehrheit dort verbeamtet<br />
ist. Laut Finanzverwaltung<br />
waren gut 63 000 angestellte Landesbedienstete<br />
streikberechtigt.<br />
AllerVoraussicht nach wirdinder<br />
nächsten Woche nicht erneut gestreikt<br />
werden. Die GEW, Verdi, die<br />
Gewerkschaft der Polizei und die IG<br />
Bau dürften die am 28. Februar beginnende<br />
nächste Verhandlungsrunde<br />
abwarten. Wird dann kein Ergebnis<br />
erzielt, sind mehrtägige<br />
Streiks wahrscheinlich.<br />
Martin Klesmann musste<br />
sein Kind streikbedingt bei<br />
Freunden abgeben.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute kommen die Temperaturen bis auf 10Grad voran. Dazu ist es wolkig<br />
bis stark bewölkt. Die Sonne kommt nur gebietsweise heraus. Der<br />
Wind weht nur schwach aus westlichen Richtungen. Inder Nacht muss<br />
man sich lokal auf Nebel einstellen. Meist aber zeigen sich die Sterne,<br />
und es werden 2bis 0Grad erreicht.<br />
Biowetter: Die momentane Witterung<br />
verstärkt rheumatische und<br />
asthmatische Erkrankungen. Gelenke,<br />
Glieder und Muskeln sind<br />
Wittenberge<br />
schmerzanfällig, die Atemwege werden<br />
leicht<br />
3°/9°<br />
gereizt.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 27 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 32 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 32 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 84%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 10Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus West.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
2°/9° 4°/10°<br />
Luckenwalde<br />
1°/9°<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
sonnig sonnig sonnig<br />
1°/11° 2°/12° 2°/13°<br />
Prenzlau<br />
3°/10°<br />
Cottbus<br />
4°/9°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
4°/9°<br />
Eine Hochdruckzone mit trockenem und teilweise auch freundlichem Wetter<br />
erstreckt sich vom westlichen Mittelmeerraum über Zentraleuropa ostwärts bis<br />
nach Russland. Dabei dringt milde Luft aus Südwesten bis nach Mitteleuropa<br />
und Skandinavien vor. Rund umdie Ägäis und in der Türkei gehen teils massive<br />
Regengüsse nieder.<br />
Köln<br />
0°/11°<br />
Sylt<br />
2°/9°<br />
Saarbrücken<br />
1°/10°<br />
Hannover<br />
1°/9°<br />
Konstanz<br />
2°/9°<br />
Hamburg<br />
1°/9°<br />
Erfurt<br />
0°/8°<br />
Frankfurt/Main<br />
1°/10°<br />
Stuttgart<br />
1°/10°<br />
Rostock<br />
5°/8°<br />
Magdeburg<br />
2°/11°<br />
Nürnberg<br />
-1°/9°<br />
München<br />
-1°/7°<br />
Rügen<br />
4°/8°<br />
Dresden<br />
2°/9°<br />
Deutschland: Heute schieben sich<br />
zwischendurch auch einige Wolken<br />
vor die Sonne. Dabei werden im<br />
Tagesverlauf 6bis 13 Grad erreicht,<br />
nachts kühlt es dann auf 3bis<br />
minus 3Grad ab. Der Wind weht nur<br />
schwach aus West. Morgen scheint<br />
bei nur sehr vereinzelten Wolken verbreitet<br />
die Sonne. Die Temperaturen<br />
belaufen sich auf maximal 7bis<br />
13 Grad, und der Wind weht<br />
schwach aus Südost.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 80 cm<br />
Harz bis 70 cm<br />
Erzgebirge bis 170 cm<br />
Bayerische Alpen bis 400 cm<br />
Mondphasen: 19.02. 26.02. 06.03. 14.03.<br />
Sonnenaufgang: 07:25 Uhr Sonnenuntergang: 17:16 Uhr Mondaufgang: 11:37 Uhr Monduntergang: 02:41 Uhr<br />
Lissabon<br />
19°<br />
Las Palmas<br />
26°<br />
Madrid<br />
15°<br />
Reykjavik<br />
3°<br />
Dublin<br />
12°<br />
London<br />
12°<br />
Paris<br />
11°<br />
Bordeaux<br />
16°<br />
Palma<br />
17°<br />
Algier<br />
23°<br />
Nizza<br />
16°<br />
Trondheim<br />
7°<br />
Oslo<br />
4°<br />
Stockholm<br />
7°<br />
Kopenhagen<br />
6°<br />
Berlin<br />
10°<br />
Mailand<br />
13°<br />
Tunis<br />
16°<br />
Rom<br />
15°<br />
Warschau<br />
5°<br />
Wien<br />
9° Budapest<br />
9°<br />
Palermo<br />
15°<br />
Kiruna<br />
3°<br />
Oulu<br />
3°<br />
Dubrovnik<br />
14°<br />
Athen<br />
10°<br />
St. Petersburg<br />
2°<br />
Wilna<br />
3°<br />
Kiew<br />
2°<br />
Odessa<br />
5°<br />
Varna<br />
8°<br />
Istanbul<br />
7°<br />
Iraklio<br />
13°<br />
Archangelsk<br />
-6°<br />
Moskau<br />
-3°<br />
Ankara<br />
8°<br />
Antalya<br />
15°<br />
Acapulco 33° sonnig<br />
Bali 31° Gewitter<br />
Bangkok 34° heiter<br />
Barbados 27° Schauer<br />
Buenos Aires 29° heiter<br />
Casablanca 27° sonnig<br />
Chicago 5° bedeckt<br />
Dakar 32° wolkig<br />
Dubai 23° sonnig<br />
Hongkong 25° wolkig<br />
Jerusalem 12° sonnig<br />
Johannesburg 19° Schauer<br />
Kairo 16° wolkig<br />
Kapstadt 34° sonnig<br />
Los Angeles 14° Regen<br />
Manila 31° sonnig<br />
Miami 25° wolkig<br />
Nairobi 29° wolkig<br />
Neu Delhi 25° wolkig<br />
New York 7° heiter<br />
Peking -2° Schnee<br />
Perth 31° heiter<br />
Phuket 35° sonnig<br />
Rio de Janeiro 28° bewölkt<br />
San Francisco 15° Schauer<br />
Santo Domingo 28° heiter<br />
Seychellen 30° wolkig<br />
Singapur 35° heiter<br />
Sydney 25° wolkig<br />
Tokio 9° wolkig<br />
Toronto 4° bewölkt