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Berliner Zeitung 14.02.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 38 · D onnerstag, 14. Februar 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Scholz will Steuerberater in die Pflicht nehmen<br />

Die Pläne des Finanzministers beim Kampfgegen Steuersparmodelle gehen Teilen der Unionzuweit<br />

Von Timot Szent-Ivanyi<br />

Inder Steuerpolitik gibt es neuen<br />

Streit zwischen den Koalitionspartnern<br />

Union und SPD: Finanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD)<br />

hat einen Gesetzentwurf gegen<br />

Steuersparmodelle vorgelegt. Die<br />

Union fühlt sich übergangen.<br />

Wasplant Finanzminister Scholz?<br />

Steuerberater, Wirtschaftsprüfer<br />

und Anwälte sollen verpflichtet werden,<br />

Steuersparmodelle, die sie für<br />

ihre Klienten entwickeln, an die Finanzverwaltung<br />

zu melden. Diese<br />

Meldepflicht soll nach den Vorstellungen<br />

von Scholz sowohl national<br />

gelten als auch für grenzüberschreitende<br />

Konstruktionen, bei denen<br />

ausländische Unternehmensteile<br />

einbezogen sind. Eine Verletzung<br />

dieser Pflicht soll als Ordnungswid-<br />

rigkeit mit einem Bußgeld vonbis zu<br />

25 000 Euro geahndetwerden.<br />

Wasbezweckt Scholz damit?<br />

„Steuergestaltungen werden immer<br />

ausgefeilter“, heißt es im Gesetzentwurf.<br />

So würden Gewinne in Staaten<br />

mit vorteilhafteren Steuersystemen<br />

verlagert. Derartige Steuergestaltungen<br />

widersprächen dem Prinzip<br />

der steuerlichen Gerechtigkeit, so<br />

das Argument. Das Ziel der Meldepflicht:<br />

Die Finanzbehörden sollen<br />

frühzeitig Alarm schlagen können,<br />

wenn gehäuft Finanzmodelle genutzt<br />

werden, die zwar legal sind,<br />

vom Gesetzgeber aber so nicht gewollt<br />

waren.<br />

FinanzministerScholz stößt aufWiderstand.<br />

FOTO: CARSTEN KOALL/DPA<br />

Um welche Sparmodelle könnte es<br />

gehen?<br />

Dazu ein Beispiel: Findige Steuerberater<br />

hatten Anfang der Nullerjahre<br />

ein Modell entwickelt, das bei Spitzenverdienern<br />

unter dem Namen<br />

„Goldfinger“ Furore machte. Durch<br />

einen geschickt eingefädelten Goldhandel<br />

über Unternehmen in Drittstaaten<br />

konnte ein Topverdiener seine<br />

Steuerlast in Richtung null drücken.<br />

Dem Fiskus entgingen so pro<br />

Jahr nach Schätzungen bis zu eine<br />

Milliarde Euro.Esdauerte aber Jahre,<br />

bis die Tragweite dieser Geschäfte<br />

von den Behörden erkannt wurde.<br />

Erst 2013 schloss der Bundestag die<br />

Gesetzeslücke.<br />

Waskritisiertdie Union?<br />

Die Meldepflicht für grenzüberschreitende<br />

Steuersparmodelle folgt<br />

einer EU-Richtlinie. Diese muss<br />

Deutschland übernehmen. Scholz<br />

kann hier also gar nicht anders handeln.<br />

DieMeldepflicht für rein nationale<br />

Gestaltungen hat der Finanzminister<br />

allerdings ohne Absprache mit<br />

dem Koalitionspartner draufgesattelt.<br />

Das könnte dem Koalitionsvertrag<br />

widersprechen, denn dortist geregelt,<br />

dass „europäische Vorgaben<br />

(…) nicht mit zusätzlichen bürokratischen<br />

Belastungen versehen“ werden<br />

dürfen. Allerdings: Alle Bundesländer,<br />

auch die unionsgeführten,<br />

hatten Anfang 2018 geschlossen für<br />

eine nationale Meldepflicht votiert.<br />

Welche inhaltlichen Argumente gibt<br />

es gegen die nationale Anzeigepflicht?<br />

Die Unions-Mittelstandsvereinigung<br />

(MIT)argumentiertimGleichklang<br />

mit der Bundessteuerberaterkammer,<br />

dass die Meldepflicht viele<br />

Rechtsunsicherheiten schaffe.Sosei<br />

nicht klar definiert, wann es sich um<br />

eine zu meldende Steuergestaltung<br />

handelt. Der Deutsche Industrieund<br />

Handelskammertag (DIHK)<br />

warnt, dass schon der Abschluss<br />

eines Ehevertrags anzeigepflichtig<br />

sein könnte.<br />

Wie geht es nun weiter?<br />

Möglich wäre, dass die Umsetzung<br />

der EU-Richtlinie und die nationale<br />

Meldepflicht in zwei getrennten<br />

Gesetzen geregelt werden. Dann<br />

könnte der nationale Teil mit Rücksicht<br />

auf die Bedenken der Unionsseite<br />

und der Wirtschaft entschärft<br />

oder am Ende ganz fallen gelassen<br />

werden.<br />

Finanzinvestoren wollen<br />

Osram übernehmen<br />

Verhandlungen mit Bain und Carlyle<br />

Von Thomas Magenheim<br />

und Jochen Knoblach<br />

Gerüchte um eine Übernahme<br />

des Münchner Lichtkonzerns<br />

Osram hat es schon öfter gegeben.<br />

Nunhat die frühereSiemens-Tochter<br />

selbst sie bestätigt. Es sind aber nicht<br />

wie früher bei dieser Gelegenheit genannte<br />

Chinesen, die nach dem angeschlagenen<br />

Unternehmen greifen,<br />

sondern mit Bain und Carlyle zwei<br />

westliche Finanzinvestoren.<br />

„Osram bestätigt Marktgerüchte,<br />

dass Bain Capital und Carlyle Group<br />

einen gemeinsamen Erwerb von bis<br />

zu 100 Prozent der Aktien der Gesellschaft<br />

erwägen“, erklärten die<br />

Münchner in einer Adhoc-Mitteilung.<br />

Auch ein Scheitern der bereits<br />

laufenden, fortgeschrittenen Gespräche<br />

sei aber möglich. WeitereInformationen<br />

gibt es offiziell nicht.<br />

Klar ist aber, dass spätestens starke<br />

Kursverluste Osram in den letzten<br />

Wochen zu einem Übernahmekandidaten<br />

gemacht haben.<br />

800 Mitarbeiter in Berlin<br />

Der einst in Berlin gegründete Osram-Konzernfertigt<br />

seit über 90 Jahren<br />

inder Stadt. Heute beschäftigt<br />

das Unternehmen in der Spandauer<br />

Nonnendammallee noch etwa 800<br />

Mitarbeiter. Wichtigstes Produkt<br />

sind Xenon-Lampen für die Automobilindustrie.Darüber<br />

hinaus werden<br />

in der Werk Speziallampen etwa für<br />

die Filmbranche gefertigt.<br />

Im Umbau des Konzerns vom<br />

Lampenhersteller zum Technologie-<br />

Unternehmen, in dem Sensoren und<br />

Chips das Produktportfolio bestimmen<br />

sollen, war Berlin zuletzt eine<br />

wichtige Rolle zugesprochen worden.<br />

Erst im vergangenen Jahr hatte<br />

Vorstandschef Olaf Berlien angekündigt,<br />

dass in Siemensstadt ein neues<br />

Software- und Elektronik-Zentrum<br />

für Technologien zum autonomen<br />

Fahren entstehen werde. Rund 200<br />

neue Jobs sollten entstehen.<br />

Weltweit hat Osram mehr als<br />

27 000 Beschäftigte, der Umsatz lag<br />

im Geschäftsjahr 2017/18 bei gut vier<br />

Milliarden Euro.Doch als Autozulieferer<br />

leidet das Unternehmen derzeit<br />

stark unter der Schwäche seiner<br />

wichtigen Abnehmerbranche und<br />

hat zudem mit dem TechnologiewandelinderLichtbranchezukämpfen.<br />

Dazu kommen kostspielige Investitionsentscheidungen<br />

für Massenproduktion<br />

in Asien, die von Experten<br />

kritisiert worden sind. Mehrmals<br />

wurden Geschäftsprognosen<br />

verfehlt.<br />

DerAktienkurs ist deshalb in Stufen<br />

binnen weniger Monate von 79<br />

auf 30 Euro abgestürzt. Nach den<br />

jetzt bestätigten Übernahmegerüchten<br />

ist er aber innerhalb weniger<br />

Stunden um zeitweise 16 Prozent auf<br />

knapp 40 Euro gesprungen. DieKapitalmärkte<br />

räumen der vereinten Kapitalkraft<br />

zweier potenter Finanzinvestoren<br />

offenkundig gute Chancen<br />

ein, bei Osramzum Zugzukommen<br />

und das im deutschen Aktienindex<br />

M-Dax notierte Unternehmen zur<br />

Sanierung vonder Börse zu nehmen.<br />

Auch eine Zerschlagung könnte<br />

dann drohen.<br />

Selbst ohne ein solches Szenario<br />

steht Osram ineinem Dauerumbau.<br />

Große Teile des Traditionsgeschäfts<br />

wurden bereits verkauft. Denn nicht<br />

nur Glühbirnen, sondern auch<br />

Stromsparlampen früherer Generationen<br />

gelten als Auslaufmodell oder<br />

sind schon ganz von vielen Märkten<br />

verschwunden. Licht liefern heute<br />

Leuchtdioden und andereHalbleiter.<br />

Auf diese Technologien setzt auch<br />

Osram, begleitet von einer Flucht in<br />

Nischengeschäfte.<br />

Große Ergebnisbeiträge liefertdas<br />

aber bislang nicht. Zum Jahresauftakt<br />

ist Osramsogar mit 81 Millionen<br />

Euro in die Verlustzone gerutscht<br />

und musste ein Sparprogramm verschärfen.<br />

Konzernchef Olaf Berlien<br />

hatte sich angesichts dieser Lage zuletzt<br />

offen für den Einstieg eines<br />

Großaktionärsgezeigt.Nunabergeht<br />

esumeineKomplettübernahme,was<br />

auch die IG Metall auf den Plan rufen<br />

dürfte.Denn sie hat alle schmerzhaften<br />

Einschnitte der letzten Jahre<br />

beim Personal und den Verkauf großer<br />

Geschäftsteile nur unter dem<br />

Vorbehalt mitgetragen, dass es für<br />

das verbleibende Personal eine gesicherte<br />

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