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*<br />
POLITIK<br />
Gutgemeint,<br />
aber wirkungslos<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Thoralf<br />
Cleven<br />
Inder Immobilienbranche<br />
ist der Grundsatz, wer etwas<br />
bestellt, der bezahlt<br />
auch, teilweise noch immer<br />
außer Kraft gesetzt. Es ist<br />
löblich, dass Verbraucherschutzministerin<br />
Katarina<br />
Barley (SPD) die Praxis bei<br />
Käufen und Verkäufennun<br />
umdrehen will. Für den Vermietungsbereich<br />
gilt das sogenannte<br />
Bestellerprinzip<br />
bereits länger. Und alle Seiten<br />
haben sich damit arrangiert.<br />
Die Maklercourtage von bis<br />
zu 7,14 Prozent des Kaufpreises<br />
ist für Käufer tatsächlich<br />
ein ordentlicher Batzen Geld.<br />
Doch wer seine Traumwohnung<br />
in Traumlage nach Jahren<br />
des Suchens endlich findet<br />
–der nimmt das in Kauf.<br />
Und ohne sich dabei zu weit<br />
aus dem Fenster zu lehnen,<br />
kann getrost vermutet werden:<br />
Das wird auch bei Anwendung<br />
des Bestellerprinzips<br />
auf den Kaufbereich so<br />
bleiben. Denn wie soll realistisch<br />
verhindertwerden, dass<br />
die Courtage verdeckt Teil<br />
des Kaufpreises ist? Dann<br />
zahlt der Käufer nicht nur<br />
die Vermittlungsgebühr, sondern<br />
auch Grunderwerbssteuer<br />
auf den höheren Kaufpreis.<br />
Das wiederum freut<br />
auch den Staat, der hierbei<br />
gern die Hand aufhält.<br />
MANN DESTAGES<br />
Jan Philipp Albrecht<br />
Angesichts der Debatte um<br />
tierquälerische Tiertransporte<br />
in Nicht-EU-Staaten hat<br />
Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister<br />
Jan<br />
Philipp Albrecht<br />
(36,<br />
Grüne)<br />
einen vorläufigen<br />
Exportstopp<br />
verhängt.<br />
Hintergrund<br />
sind TV-Berichte<br />
über<br />
tierquälerische Transporte.<br />
Betroffen: Türkei, Jemen, Libanon,<br />
Marokko, Algerien,<br />
Ägypten, Aserbaidschan, Syrien,<br />
Jordanien, Kasachstan,<br />
Kirgisistan, Tadschikistan,<br />
Turkmenistan, Usbekistan.<br />
Foto: Carsten Rehder/dpa<br />
Hat Kramp-Karrenbauer<br />
einen Fahrplan ins<br />
Kanzleramt? Ihr Flirt mit<br />
derGrünen Göring-Eckardt<br />
Berlin – Die neue CDU-Vorsitzende<br />
Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer flirtet heftig<br />
mit den Grünen. Verfolgt die<br />
Merkel-Nachfolgerin einen<br />
konkreten Plan, der sie bald<br />
ins Kanzleramt bringt? Ihre<br />
„Hausaufgaben“ hat sie<br />
jedenfalls fast erledigt.<br />
AKK erschien im grünen Blaser.<br />
Grünen-Fraktionschefin<br />
Katrin Göring-Eckardt imgelben.<br />
Am Sonntag gaben die beiden<br />
Frauen der „BamS“ ein<br />
Doppelinterview. Und die<br />
CDU-Chefin stellte<br />
gleich klar: „Wir leben<br />
in einer Zeit,<br />
wo es keine natürlichen<br />
Koalitionspartner<br />
mehr gibt. Da<br />
müssen wir gesprächsfähig<br />
sein.“ Bemerkenswert:<br />
Die<br />
SPD erwähnte<br />
sie<br />
kein einziges<br />
Mal. Göring-Eckardt<br />
wurde dafür<br />
deutlich: „Hier<br />
am Tisch sitzen<br />
zwei Parteien, die<br />
gerne regieren wollen.Das<br />
will die SPD<br />
zurzeit offenkundig<br />
nicht mehr.“<br />
Die Worte dürften<br />
nachhallen. Denn im<br />
ZDF-Politbarometer<br />
kamen Union undGrüne<br />
jüngst auf 31 und 20<br />
Prozent. Eine Regierungs-Mehrheit.<br />
Aber Wahlen bergen Risiken.<br />
Da es als ausgeschlossen<br />
gilt, dass die SPD AKK ins<br />
Kanzleramt verhilft, wird in<br />
Berlin auch über einen neuen<br />
Anlauf für „Jamaika“, also ein<br />
Bündnis Union, Grüne, FDP<br />
spekuliert. Der Bundestag<br />
könnte Kramp-Karrenbauer<br />
wählen, obwohl sie nicht dem<br />
Parlament angehört. Sowar es<br />
auch 1966 bei Kurt Georg Kiesinger.<br />
Und FDP-Chef Christian<br />
Lindner macht aus seinen<br />
Ambitionen keinen Hehl:<br />
„Wenn es nach mir geht, wird<br />
bald eine neue Regierung gebildet.“<br />
Lindner hatte2017 erklärt,<br />
„Jamaika“ sei vor allem an der<br />
Person Merkel gescheitert.<br />
Zwar löst AKKsFlirt mitden<br />
Grünen nicht nurBegeisterung<br />
aus. So kritisierte Alexander<br />
Mitsch (CDU), die Grünen seien<br />
„in Positionen wie der Einwanderungspolitik<br />
meilenweit<br />
von der Vernunft entfernt.“Allerdings<br />
hat AKK Voraussetzungen<br />
(geschaffen), die Union<br />
schnell hinter sichzuvereinen:<br />
Fotos: M. Kappeler/dpa; M. Dolmatov/iStock; M. Schulz/imago<br />
Schwarz-Grüne<br />
Machtträume<br />
▶ Aussöhnung mit der CSU<br />
Nach dem Streit Seehofer –<br />
Merkel ist AKK aktiv auf die<br />
Bayern zugegangen. Auf dem<br />
letzten CSU-Parteitag wurde<br />
sie gefeiert.<br />
▶ Asylpolitik Mit einem<br />
„Werkstattgespräch“ hat AKK<br />
die CDU ihre Fehler in der Asylpolitik<br />
aufarbeiten lassen. Über<br />
den weiteren Kurs wird wohl<br />
auch weiter gestritten. Die Basis<br />
fühlt sich endlich ernst genommen.<br />
▶ Beliebtheit Laut RTL/ntv-<br />
Trendbarometer kommt AKK<br />
bei den Wählern an. 45 Prozent<br />
wünschen sie sich als Regierungschefin,<br />
wenn die SPD<br />
Andrea Nahles ins Rennen<br />
schickt. Bei Olaf Scholz wären<br />
es 40 Prozent. Eine Mehrheit<br />
unter den Führungskräften in<br />
Wirtschaft, Politik und Verwaltung<br />
traut ihr die Kanzlerschaft<br />
zu, wie eine Umfrage der „FAZ“<br />
kürzlich zeigte.<br />
Was AKK noch fehlt, ist ein<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />
Vorsitzende der CDU –<br />
und die grüne Fraktionschefin<br />
Katrin Göring-Eckardt<br />
Anlass für einen Machtwechsel.<br />
Denkbar ist viel: Merkel<br />
könnte zurücktreten. Die SPD<br />
könnte nach Wahlniederlagen<br />
die GroKo verlassen. Und dann<br />
gibt es auf SPD-Betreiben noch<br />
eine Klausel im Koalitionsvertrag.<br />
Diese gibt den Parteien die<br />
Möglichkeit, Ende 2019 Bilanz<br />
zu ziehen und alles auf Anfang<br />
zu stellen. AKK hat diese Klausel<br />
kürzlich auch ausdrücklich<br />
für die CDU in Anspruch genommen.