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Berliner Kurier 26.02.2019

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*<br />

POLITIK<br />

Gutgemeint,<br />

aber wirkungslos<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Thoralf<br />

Cleven<br />

Inder Immobilienbranche<br />

ist der Grundsatz, wer etwas<br />

bestellt, der bezahlt<br />

auch, teilweise noch immer<br />

außer Kraft gesetzt. Es ist<br />

löblich, dass Verbraucherschutzministerin<br />

Katarina<br />

Barley (SPD) die Praxis bei<br />

Käufen und Verkäufennun<br />

umdrehen will. Für den Vermietungsbereich<br />

gilt das sogenannte<br />

Bestellerprinzip<br />

bereits länger. Und alle Seiten<br />

haben sich damit arrangiert.<br />

Die Maklercourtage von bis<br />

zu 7,14 Prozent des Kaufpreises<br />

ist für Käufer tatsächlich<br />

ein ordentlicher Batzen Geld.<br />

Doch wer seine Traumwohnung<br />

in Traumlage nach Jahren<br />

des Suchens endlich findet<br />

–der nimmt das in Kauf.<br />

Und ohne sich dabei zu weit<br />

aus dem Fenster zu lehnen,<br />

kann getrost vermutet werden:<br />

Das wird auch bei Anwendung<br />

des Bestellerprinzips<br />

auf den Kaufbereich so<br />

bleiben. Denn wie soll realistisch<br />

verhindertwerden, dass<br />

die Courtage verdeckt Teil<br />

des Kaufpreises ist? Dann<br />

zahlt der Käufer nicht nur<br />

die Vermittlungsgebühr, sondern<br />

auch Grunderwerbssteuer<br />

auf den höheren Kaufpreis.<br />

Das wiederum freut<br />

auch den Staat, der hierbei<br />

gern die Hand aufhält.<br />

MANN DESTAGES<br />

Jan Philipp Albrecht<br />

Angesichts der Debatte um<br />

tierquälerische Tiertransporte<br />

in Nicht-EU-Staaten hat<br />

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister<br />

Jan<br />

Philipp Albrecht<br />

(36,<br />

Grüne)<br />

einen vorläufigen<br />

Exportstopp<br />

verhängt.<br />

Hintergrund<br />

sind TV-Berichte<br />

über<br />

tierquälerische Transporte.<br />

Betroffen: Türkei, Jemen, Libanon,<br />

Marokko, Algerien,<br />

Ägypten, Aserbaidschan, Syrien,<br />

Jordanien, Kasachstan,<br />

Kirgisistan, Tadschikistan,<br />

Turkmenistan, Usbekistan.<br />

Foto: Carsten Rehder/dpa<br />

Hat Kramp-Karrenbauer<br />

einen Fahrplan ins<br />

Kanzleramt? Ihr Flirt mit<br />

derGrünen Göring-Eckardt<br />

Berlin – Die neue CDU-Vorsitzende<br />

Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer flirtet heftig<br />

mit den Grünen. Verfolgt die<br />

Merkel-Nachfolgerin einen<br />

konkreten Plan, der sie bald<br />

ins Kanzleramt bringt? Ihre<br />

„Hausaufgaben“ hat sie<br />

jedenfalls fast erledigt.<br />

AKK erschien im grünen Blaser.<br />

Grünen-Fraktionschefin<br />

Katrin Göring-Eckardt imgelben.<br />

Am Sonntag gaben die beiden<br />

Frauen der „BamS“ ein<br />

Doppelinterview. Und die<br />

CDU-Chefin stellte<br />

gleich klar: „Wir leben<br />

in einer Zeit,<br />

wo es keine natürlichen<br />

Koalitionspartner<br />

mehr gibt. Da<br />

müssen wir gesprächsfähig<br />

sein.“ Bemerkenswert:<br />

Die<br />

SPD erwähnte<br />

sie<br />

kein einziges<br />

Mal. Göring-Eckardt<br />

wurde dafür<br />

deutlich: „Hier<br />

am Tisch sitzen<br />

zwei Parteien, die<br />

gerne regieren wollen.Das<br />

will die SPD<br />

zurzeit offenkundig<br />

nicht mehr.“<br />

Die Worte dürften<br />

nachhallen. Denn im<br />

ZDF-Politbarometer<br />

kamen Union undGrüne<br />

jüngst auf 31 und 20<br />

Prozent. Eine Regierungs-Mehrheit.<br />

Aber Wahlen bergen Risiken.<br />

Da es als ausgeschlossen<br />

gilt, dass die SPD AKK ins<br />

Kanzleramt verhilft, wird in<br />

Berlin auch über einen neuen<br />

Anlauf für „Jamaika“, also ein<br />

Bündnis Union, Grüne, FDP<br />

spekuliert. Der Bundestag<br />

könnte Kramp-Karrenbauer<br />

wählen, obwohl sie nicht dem<br />

Parlament angehört. Sowar es<br />

auch 1966 bei Kurt Georg Kiesinger.<br />

Und FDP-Chef Christian<br />

Lindner macht aus seinen<br />

Ambitionen keinen Hehl:<br />

„Wenn es nach mir geht, wird<br />

bald eine neue Regierung gebildet.“<br />

Lindner hatte2017 erklärt,<br />

„Jamaika“ sei vor allem an der<br />

Person Merkel gescheitert.<br />

Zwar löst AKKsFlirt mitden<br />

Grünen nicht nurBegeisterung<br />

aus. So kritisierte Alexander<br />

Mitsch (CDU), die Grünen seien<br />

„in Positionen wie der Einwanderungspolitik<br />

meilenweit<br />

von der Vernunft entfernt.“Allerdings<br />

hat AKK Voraussetzungen<br />

(geschaffen), die Union<br />

schnell hinter sichzuvereinen:<br />

Fotos: M. Kappeler/dpa; M. Dolmatov/iStock; M. Schulz/imago<br />

Schwarz-Grüne<br />

Machtträume<br />

▶ Aussöhnung mit der CSU<br />

Nach dem Streit Seehofer –<br />

Merkel ist AKK aktiv auf die<br />

Bayern zugegangen. Auf dem<br />

letzten CSU-Parteitag wurde<br />

sie gefeiert.<br />

▶ Asylpolitik Mit einem<br />

„Werkstattgespräch“ hat AKK<br />

die CDU ihre Fehler in der Asylpolitik<br />

aufarbeiten lassen. Über<br />

den weiteren Kurs wird wohl<br />

auch weiter gestritten. Die Basis<br />

fühlt sich endlich ernst genommen.<br />

▶ Beliebtheit Laut RTL/ntv-<br />

Trendbarometer kommt AKK<br />

bei den Wählern an. 45 Prozent<br />

wünschen sie sich als Regierungschefin,<br />

wenn die SPD<br />

Andrea Nahles ins Rennen<br />

schickt. Bei Olaf Scholz wären<br />

es 40 Prozent. Eine Mehrheit<br />

unter den Führungskräften in<br />

Wirtschaft, Politik und Verwaltung<br />

traut ihr die Kanzlerschaft<br />

zu, wie eine Umfrage der „FAZ“<br />

kürzlich zeigte.<br />

Was AKK noch fehlt, ist ein<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />

Vorsitzende der CDU –<br />

und die grüne Fraktionschefin<br />

Katrin Göring-Eckardt<br />

Anlass für einen Machtwechsel.<br />

Denkbar ist viel: Merkel<br />

könnte zurücktreten. Die SPD<br />

könnte nach Wahlniederlagen<br />

die GroKo verlassen. Und dann<br />

gibt es auf SPD-Betreiben noch<br />

eine Klausel im Koalitionsvertrag.<br />

Diese gibt den Parteien die<br />

Möglichkeit, Ende 2019 Bilanz<br />

zu ziehen und alles auf Anfang<br />

zu stellen. AKK hat diese Klausel<br />

kürzlich auch ausdrücklich<br />

für die CDU in Anspruch genommen.

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