ADAC Motorwelt März 2019

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Dynamischer Fahrplan:
Der ILSE-Bus soll dazu
beitragen, Mobilitätsprobleme
im ländlichen
Raum von Mecklenburg-
Vorpommern zu lösen
Wie Taxifahren, nur billiger
Die ADAC Studie „Mobil auf dem Land“ hat gezeigt: Zum Auto gibt es in
Mecklenburg-Vorpommern kaum Alternativen. Der ILSE-Bus ist eine
Wenn jemand „seinen“ ILSE-Bus als
„Anrufsammeltaxi“ bezeichnet,
schreitet Dirk Zabel ein. ILSE (Integrierte
Leitstelle Erweiterung) sei etwas ganz anderes,
sagt der Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe
Vorpommern-Greifswald
(VVG): „Das ist die Zukunft, das Anrufsammeltaxi
eher die Vergangenheit.“
Anrufsammelverkehr ist schon lange
so etwas wie der letzte Überrest des ÖPNV
auf dem Land – ein Kleinbus oder ein Taxi
mit einem festen Fahrplan, die aber nur
fahren, wenn der Fahrgast die Fahrt telefonisch
anmeldet. „Das ist nicht besonders
sexy“, sagt Zabel. „Die Akzeptanz bei
den Fahrgästen für solche Modelle ist seit
ihrer Einführung gering.“ Zu unflexibel
und eine zu geringe Taktfrequenz.
Der ILSE-Bus, ein schmucker Kleinbus,
soll anders sein, denn er bricht mit dem
alten Konzept vom Linienverkehr: Es
existieren weder Fahrplan noch feste Li-
Dirk Zabel, Geschäftsführer VVG
„Ich glaube, das Konzept hat
unglaubliches Potenzial“
nien. Wer das Angebot nutzen will, gibt
seine Start- und Zielhaltestelle sowie die
gewünschte Abfahrtszeit per Anruf oder
App durch. Anschließend berechnet eine
Computer-Software einen „dynamischen“
Fahrplan für den Bus. Der Fahrer erfährt
seine Route vom Navi, das mit dem Fahrplan-Computer
vernetzt ist. Er weiß zu
Beginn seiner Touren selbst noch nicht,
wie die genaue Route sein wird. Der Kunde
wiederum erhält wenige Augenblicke
nach seiner Anmeldung die Mitteilung,
wann der Bus an seiner Haltestelle eintrifft,
und wie lange die Fahrt dauern
wird. „Die Flexibilität ist mit dem ÖPNV,
20.000 Einwohner
auf einer Fläche halb so groß
wie Berlin nutzen die ILSE-Busse
wie wir ihn bisher kennen, nicht zu vergleichen“,
sagt Dirk Zabel. Werktags von
8 bis 18 Uhr rollen die Busse auf einer Fläche,
die ungefähr halb so groß ist wie das
Stadtgebiet von Berlin, auf der aber nur
etwa 20.000 Einwohner leben.
Dass diese Menschen vom ÖPNV einfach
nicht mehr erreicht werden, zeigt
auch die ADAC Studie „Mobil auf dem
Land“: Nirgendwo anders in Deutschland
gaben mehr Befragte an, sie wünschten
Fotos: Gabriel Kords, Simone Weirauch
56 ADAC motorwelt 3/2019