ADAC Motorwelt März 2019
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MEINE REGION<br />
Pendeln in<br />
kleinem Kreis:<br />
Acht Pkw oder<br />
sechs Kleintransporter<br />
haben auf der<br />
Fähre Platz<br />
Einmal übersetzen, bitte!<br />
Marko Knuth betreibt bei Rogätz das einzige private Fährunternehmen Sachsen-Anhalts.<br />
Bei Wind und Wetter bringt er seine Kunden über die Elbe<br />
Wer die Elbfähre Rogätz nutzt,<br />
bekommt meist auch ein paar<br />
freundliche Worte mit auf den Weg:<br />
„Hallo, wie geht’s? Lange nicht gesehen.“<br />
Fährmann Marko Knuth kennt viele seiner<br />
Kunden persönlich. Rund die Hälfte<br />
pendelt regelmäßig zwischen dem Landkreis<br />
Börde und dem Jerichower Land.<br />
So wie Johanna Kunz. Seit neun Jahren<br />
nutzt sie die Autofähre über den<br />
Fluss, um von ihrem Wohnort bei Burg<br />
zu ihrem Arbeitsplatz im altmärkischen<br />
Tangerhütte zu kommen. Im Vergleich<br />
zur Alternativstrecke über die A2 spart<br />
sie zwar knapp 30 Kilometer, doch die<br />
Fahrt dauert genauso lang und kostet<br />
auch nicht weniger. „Der Vorteil an der<br />
Fähre sind die Ruhe und die Gelegenheit<br />
zum Abschalten“, findet die Pädagogin.<br />
Bei Stau auf der A2 ist es mit der Ruhe am<br />
Fähranleger allerdings vorbei. Viele Autofahrer,<br />
die über die Alternativstrecke ausweichen<br />
wollen, stehen dann in der Warteschlange.<br />
Denn acht Pkw oder sechs<br />
Kleintransporter sind das Maximum pro<br />
Tour. Den Frust bekommen die Fährleute<br />
zu spüren. „Das kommt zum Glück nur<br />
selten vor“, meint Knuth.<br />
Als Privatunternehmer muss<br />
Marko Knuth gut kalkulieren<br />
Knapp fünf Minuten dauert die Überfahrt.<br />
Bis zu 80-mal setzt die Fähre in der<br />
Sommersaison täglich über. Dann nutzen<br />
sie auch viele Fahrradfahrer, die auf dem<br />
Elberadweg unterwegs sind. Sie bringen<br />
wichtigen Umsatz. Denn für das private<br />
Unternehmen zählt jeder Euro. Noch<br />
komme er geschäftlich zurecht, doch die<br />
Kosten seien in den vergangenen Jahren<br />
enorm gestiegen, erklärt Knuth. „Das<br />
1998 gebaute Schiff kommt jetzt in die<br />
Jahre. Reparaturen schlagen meist gleich<br />
mit hohen vierstelligen Beträgen zu Buche.“<br />
Längere Ausfallzeiten, wie bei den<br />
Hochwasserkatastrophen 2002 und 2013<br />
seien ebenfalls Gift für die Bilanz.<br />
Seit 1996 arbeitet der gelernte Binnenschiffer<br />
als selbstständiger Fährmann.<br />
Bei Wind und Wetter steht er auf der Brücke,<br />
selbst dann noch, wenn andere Fähren<br />
an der Elbe den Betrieb längst eingestellt<br />
haben. Immerhin: Eisgang kommt<br />
selten vor. „Und für Nebel haben wir das<br />
Radar“, sagt Marko Knuth.<br />
Text und Fotos: Christian Wohlt<br />
58 <strong>ADAC</strong> motorwelt 3/<strong>2019</strong>