additive 1.2019
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DEN KÜHLKÖRPER<br />
HÄTTEN WIR AN EINEM STÜCK NUR ÜBER DEN KONVENTIONELLEN FORMENBAU ABBILDEN<br />
KÖNNEN. DER DIREKTE METALLDRUCK KAM ZUM EINEN WEGEN DER GRÖßE, ZUM ANDEREN<br />
ABER INSBESONDERE DURCH SEINE ENORMEN KOSTEN NICHT IN FRAGE. EIN GEDRUCKTES<br />
PMMA-MODELL WAR IN DIESEM FALL DIE OPTIMALE LÖSUNG.“<br />
Paul Leonard, Vice President, Aristo Cast Inc.<br />
manuelle Arbeit sowie teure Spritzgusswerkzeuge und<br />
Wachspressen sind erforderlich, um Wachslinge für die<br />
Gussformen zu bauen. In der Vergangenheit vergingen<br />
nicht selten Wochen, bis Cree erste Teile in den Händen<br />
hielt. Zudem ließen sich längst nicht alle Geometrien<br />
realisieren, da der klassische Formenbau die Gestaltungsfreiheit<br />
der Konstrukteure einschränkte.<br />
Diese Einschränkungen wollte Aristo Cast dem Kunden<br />
nicht länger zumuten und etablierte deswegen eine<br />
Alternative: die VX1000 von Voxeljet. Ein 3,5 Tonnen<br />
schweres 3D-Drucksystem mit einem 1000 x 600 x 500<br />
Millimeter großen Bauraum und einem effektiven Bauvolumen<br />
von 300 Litern.<br />
Nachdem das <strong>additive</strong> Verfahren lediglich CAD-Daten<br />
benötigt, entstehen mithilfe des 3D-Drucks nun<br />
komplexe Modelle neuartiger Kühlkörper werkzeuglos<br />
am Bildschirm. Diese, in PMMA gedruckten CAD-<br />
Daten werden anschließend von Aristo Cast direkt zu<br />
Gussteilen weiterverarbeitet, was die Entwicklung bei<br />
Cree stark optimiert und zudem neue, vorher nur<br />
schwierig vorstellbare Designs ermöglicht – denn dem<br />
Designer sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt.<br />
Der konkrete Vorteil 3D-gedruckter Kühlkörper liegt<br />
in deren möglichst effizienter Gestaltung, was meist ein<br />
komplexes Design mit sich bringt, um die LEDs bestmöglich<br />
zu kühlen. Je komplexer also der Kühlkörper,<br />
desto langlebiger und effizienter die LED – also ideale<br />
Voraussetzungen für die Verwendung des 3D-Drucks.<br />
Mit 3D-Druck in wenigen Stunden zu nahezu<br />
beliebigen Gussformen<br />
Mit dem VX1000-Drucksystem von Voxeljet gelingt die<br />
Herstellung einer Gussform in wenigen Stunden. Aristo<br />
Cast speist das 3D-Drucksystem lediglich mit einer<br />
CAD-Datei, die den digitalen Konstruktionsplan des<br />
Prototyps darstellt. Wenige Handgriffe später beginnt<br />
der Druck des Positivmodells.<br />
Im Inneren des 3D-Drucksystems fährt ein sogenannter<br />
Beschichter auf Lineareinheiten über die Bauplattform<br />
und breitet eine 150 Mikrometer dünne Pulverschicht<br />
des Kunststoffs Polymethylmethacrylat<br />
(PMMA) aus. Es folgt eine zweite verfahrbare Einheit,<br />
die das Kunststoffpulver mit einem Bindemittel verklebt,<br />
überall dort, wo die Feingussmodelle entstehen<br />
sollen. Das unverdruckte Pulver lässt sich zu 100 Prozent<br />
wiederverwenden. Anschließend senkt sich die<br />
Bauplattform um eine Schichtstärke ab und der Prozess<br />
beginnt von vorn. Der vertikale Baufortschritt dieses<br />
Schichtbauverfahrens beträgt rund 18 Millimeter pro<br />
Stunde. Das klingt gemütlich, ist aber schneller als der<br />
klassische Formenbau, der bei komplexen Geometrien<br />
nicht selten mehrere Wochen in Anspruch nimmt.<br />
Ist der Druck fertig, überzieht Aristo Cast das Positivmodell<br />
mit Wachs, um die Oberflächen zu versiegeln.<br />
Das Modell wird anschließend mit mehreren Keramikschichten<br />
ummantelt. Dann kommt es in den Ofen. Das<br />
PMMA brennt ab 700 °C rückstandsfrei aus. Zurück<br />
bleibt die fertige, keramische Positivform für den Feinguss<br />
des Prototyps.<br />
Der Druck des 43 x 43 x 11 Zentimeter großen und<br />
1900 Gramm leichten Modells dauerte nur rund sechs<br />
Stunden. Genau diesen Zeitvorteil nutzt Cree Inc., um<br />
Prototypen von Kühlkörpern schneller herstellen zu<br />
können. Durch das Nesting – das Stapeln der Bauteile in<br />
einer sogenannten Jobbox – lassen sich sogar mehrere<br />
Modelle gleichzeitig drucken. So können in knapp 24<br />
Stunden acht dieser Modelle in nur einer Jobbox entstehen.<br />
„Bei dieser Größe hätte die konventionelle Herstellung<br />
Wochen gedauert“, erklärt Paul Leonard, Vice President<br />
von Aristo Cast Inc. „Binder Jetting gibt uns bei<br />
diesem Bauteil die Möglichkeit, die Modelle in kürzester<br />
Zeit und mit erheblichen Kosteneinsparungen zu fertigen.“<br />
Einen weiteren zeitlichen Vorteil bringt das Einsparen<br />
von Keramikschichten. Durch den negativen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
des PMMA-Pulvers fallen<br />
die Modelle beim Brennen der Keramik in sich zusam-<br />
<strong>additive</strong> März 2019 53