01.04.2019 Aufrufe

Das Erbe

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Das</strong> <strong>Erbe</strong> – Aktionsforschung im lokalen Aushandlungsfeld von Wertschätzung, Sinn und Bedeutung<br />

Der Landmaschinenmechaniker ist mit dem Traktor gekommen und erzählt unter anderem,<br />

dass er mit Peter Kramer zusammen immer wieder an dessen altem „Lanz“ - Schlepper geschraubt<br />

habe. – Noch ein Pfullinger Schaffer beim „Schaffwerkschaffer“, ist mein Gedanke.<br />

Auch er berichtet davon, wie lustig und interessant es mit diesem gewesen war.<br />

Der junge Mann bewegt sich offenbar häufig im Umfeld des Pfullinger Brauchtumsvereins<br />

und ist dort Mitglied. Um mir ein Bild zu machen, betrachte ich dessen Internetseite: Fotos<br />

von einem Lastwagen aus dem Jahr 1956 und von Traktoren der Jahrgänge 1936 bis 1955. Ich<br />

merke mir: Auch im Heimatmilieu ist man wohl nicht ausschließlich am praktischen Nutzen<br />

orientiert. 35<br />

4.4 April bis Juli 2011: Weiter nach dem Nutzen fragen<br />

April<br />

&<br />

Mai 2011<br />

Praktische Nutzungsfragen − Thematisierungen des Nutzens durch die<br />

Tochter<br />

Ende April zeigt mir Sabine Kramer eine Postkarte, die sie mit dem „Schaffwerk“<br />

assoziiert. Auf der Karte sieht man viele ungeordnete Sachen und die<br />

Worte: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ 36<br />

Mitte Mai sagt sie in einem unserer Gespräche, dass sie Schwierigkeiten habe, Dinge aus dem<br />

Haus wegzuwerfen oder zu verkaufen. Auch der Vater habe nie etwas verkauft. Außerdem<br />

denke sie immer wieder, dass ihr Vater so lange für das Sammeln und Bearbeiten gebraucht<br />

habe, da wolle sie die Sachen nicht so schnell weggeben.<br />

Ich denke: Die Zeit, die sich der Vater für etwas genommen hat, scheint die Wertschätzung in<br />

den Augen der Tochter zu begünstigen. Mir fällt in diesem Zusammenhang auf, dass zuvor<br />

auch schon andere Befragte betont hatten, wie viel Mühe sich der Schaffer des „Schaffwerks“<br />

gegeben und wie viel Zeit er sich genommen habe.<br />

Im Zusammenhang mit der Frage „Wegwerfen oder behalten?“ stellt sich die Frage: Wofür<br />

ist das gut, was ich behalte? Im Fall der Tochter scheint die Antwort auch mit der Würdigung<br />

des Vaters zu tun zu haben.<br />

Im Laufe der folgenden Monate vom Frühjahr bis zum<br />

Sommer 2011 rückt in unserem Aktionsforschungsprojekt<br />

die Frage „Wofür ist das gut?“ auch im Hinblick auf die<br />

zukünftige Nutzung des Hauses mehr in den Vordergrund<br />

als bisher.<br />

Häufig tauschen Sabine Kramer, Menschen aus dem<br />

● ● ●<br />

„Ist das Kunst oder<br />

kann das weg?“<br />

● ● ●<br />

Freundeskreis und ich uns in dieser Zeit über diese Fragen aus. Wir überlegen beispielsweise,<br />

wie ein Kreis von Unterstützerinnen und Unterstützern für die (Weiter-)Entwicklung des<br />

„Schaffwerks“ aufgebaut werden könnte. Auch Möglichkeiten der Finanzierung werden in<br />

diesem Zusammenhang angesprochen. Die Frage „Wofür ist das gut?“ schwingt dabei immer<br />

mit.<br />

Auch bei unseren Erkundungen stellen wir vermehrt Fragen nach dem Nutzen und der Nützlichkeit.<br />

35 Vgl.: http://www.brauchtumsverein-pfullingen.de (Abruf am 3. April 2011)<br />

36 Videodokument 23.4.10.<br />

26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!