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Berliner Zeitung 09.04.2019

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Gefahr auf dem Gehweg: Fußgängerunfälle in Berlin – Berlin Seite 9<br />

Wozu gibt es<br />

Kreuzfahrten?<br />

Seite 3<br />

5°/13°<br />

Ein sonniger Tag<br />

Wetter Seite 2<br />

Unverschämt: Anmache<br />

bei der Wohnungssuche<br />

Berlin Seite 10<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Dokumentiert: Mit Christo<br />

übers Wasser gehen<br />

Feuilleton Seite 19<br />

Dienstag,9.April 2019 Nr.83HA-75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Angestochen: In Beelitz<br />

beginnt die Spargelernte<br />

Brandenburg Seite 15<br />

Russland<br />

Ein kritischer<br />

Geist ist<br />

wieder frei<br />

VonStefan Scholl<br />

Der Hauptangeklagte umarmte<br />

noch im Gerichtssaal Freunde<br />

und Kollegen. „Das ist noch kein<br />

Sieg“, sagte Kiril Serebrennikow,<br />

„aber schon fast, wir sind nahe<br />

dran.“ Am Montag hat das Moskauer<br />

Stadtgericht den Hausarrest des 49-<br />

jährigen Film- und Theatermacher<br />

sowie für drei seiner Mitangeklagten<br />

im Betrugsprozess um das Theaterprojekt<br />

„Siebtes<br />

Studio“ überraschend<br />

aufgehoben.<br />

Erst in der<br />

vergangenen<br />

Woche war der<br />

Arrest um drei<br />

Monate verlängert<br />

worden. Die<br />

vier dürfen sich<br />

Kiril Serebrennikow wieder frei in<br />

russischer Regisseur Moskau bewegen,<br />

die Stadt<br />

aber nur mit Erlaubnis der Behörden<br />

verlassen.<br />

Experten vermuten, die Entlassung<br />

sei das Ergebnis der Bemühungen<br />

einflussreicher Gönner des Regisseurs.<br />

ImKreml werde Serebrennikowunter<br />

anderem vonWladislaw<br />

Surkow unterstützt, heißt es etwa.<br />

Surkow ist Putin-Berater und Kurator<br />

der ostukrainischen Rebellenrepubliken.<br />

Er sei mit Serebrennikow<br />

befreundet, seit dieser die Bearbeitung<br />

eines Romans Surkows auf die<br />

Bühne brachte. Die Entscheidung<br />

sei überfällig, sagt auch Wladimir<br />

Tolstoi, Ururenkel des großen russischen<br />

Schriftstellers Leo Tolstoi, der<br />

Putin in kulturellen Angelegenheiten<br />

berät.<br />

DerProzess gegen Serebrennikow<br />

läuft seit Oktober 2018. DieStaatsanwaltschaft<br />

wirft ihm und seinen Mitangeklagten<br />

vor, umgerechnet 1,8<br />

Millionen Euro unterschlagen zu haben,<br />

die das „Siebte Studio“ zwischen<br />

2011 und 2013 für dieVerwirklichung<br />

von Bühnenprojekten vom<br />

Staat erhalten hatte. „Schwerer Betrug“,<br />

für den bis zu zehn Jahre Gefängnis<br />

drohen. In seinen Werken<br />

hat Serebrennikow wiederholt auch<br />

Homosexualität thematisiert und<br />

die Russisch-orthodoxe Kirche<br />

ebenso kritisiert wie den Hurra-Patriotismus<br />

der Staatsmedien. Das<br />

soll vor allem Kulturminister Wladimir<br />

Medinski erbost haben.<br />

In seiner Heimat ist Serebrennikow<br />

wegen seiner mutigen Erzählweisen<br />

besonders bei prowestlich<br />

und liberal gesinnten Russen populär.<br />

Ob Filme, Ballett, Oper oder<br />

Theater –Serebrennikow wird nicht<br />

zuletzt wegen seines Assoziationsreichtums<br />

und seiner Vielseitigkeit<br />

geschätzt. Trotz seines Hausarrests<br />

brachte die Staatsoper Stuttgart2017<br />

seine Version von „Hänsel und Gretel“<br />

per Fernregie auf die Bühne. Internationale<br />

Filmgrößen und westliche<br />

Politiker setzten sich für Serebrennikow<br />

ein. Das Gericht werde<br />

nun ein neues Finanzgutachten erstellen,<br />

heißt es. Zufrieden könne er<br />

erst sein, wenn diese ganzen „Scherereien“<br />

vorbei seien, sagt Serebrennikowbeim<br />

Verlassen des Gerichts.<br />

Die Suche nach<br />

der Berlin-DNA<br />

VonElmar Schütze<br />

Er rollt und rollt und rollt.“<br />

„Plaste und Elaste aus<br />

Schkopau.“ „Der Geschmack<br />

von Freiheit und<br />

Abenteuer.“ Es gibt wohl nicht viele<br />

Werbesprüche,die sich ins Gedächtnis<br />

von Generationen eingebrannt<br />

haben, oder an die man sich zumindest<br />

so gewöhnt hat, dass sie in den<br />

Sprachgebrauch eingeflossen sind.<br />

Bei„be.berlin“ hat das nie so richtig<br />

funktioniert –zukryptisch und zu<br />

fremdsprachig.<br />

Jedenfalls hat der 2008 von einer<br />

17-jährigen Schülerin geprägte<br />

Spruch (im Original: „Sei einzigartig,<br />

sei vielfältig, sei Berlin“) nach Auffassung<br />

des Senats jetzt ausgedient. Der<br />

rote Schriftzug„be.berlin“ mit einem<br />

stilisierten Brandenburger Tor dazwischen<br />

als„kommunikatives Dach<br />

des Stadtmarketings auf regionaler,<br />

nationaler und internationaler<br />

Ebene“, wie es in einem Entwurf<br />

heißt, soll ersetzt werden. Aber wie?<br />

Undwodurch?<br />

Derganz große Mix<br />

Dafür hat der Senat ein großes Projekt<br />

aufgesetzt. Sechs Schritte –genannt<br />

Recherche, Ethnographische<br />

Forschung, Experteninterviews, Repräsentativbefragung,<br />

Stakeholder-<br />

Beteiligung und Entwicklung finales<br />

Leitbild –sind seit vorigem April absolviert<br />

worden, rund 3000 Personen<br />

haben sich in Konferenzen, Interviews<br />

und Befragungen beteiligt:<br />

Frauen und Männer,Junge und Alte,<br />

<strong>Berliner</strong> und Nicht-<strong>Berliner</strong>, Religiöse<br />

und Religionsferne: der ganz<br />

große Mixaus unzähligen Lebensbereichen.<br />

Siehaben sich beteiligt und<br />

die Grundlage geschaffen für die Suche<br />

nach einem Leitbild für Berlin,<br />

quasi nach der DNA der Stadt.<br />

Die erste Phase ist nun abgeschlossen,<br />

die Basis für die endgültige<br />

Suche nach der Berlin-DNA in<br />

Stufe zwei sollen dann Agenturen<br />

übernehmen. Doch schon jetzt, ein<br />

Jahr und 210 000 Euro später,die der<br />

Prozess bisher kostete, lässt sich bilanzieren:<br />

So eine Doppel-Helix für<br />

eine Stadt zu finden, ist hochgradig<br />

komplex. Schließlich wirdnichts weniger<br />

gefordertals die Quadratur des<br />

Kreises. Wie soll man Lebenswirklichkeit<br />

und Wünsche von3,6 Millionen<br />

Menschen, Anforderungen von<br />

Start-up- und Tourismusindustrie in<br />

einem Claim zusammenfassen, der<br />

auch weltweit verstanden wird?<br />

Undein solcher Leitspruch soll ja<br />

auch eineWeile Gültigkeit haben.Wie<br />

sich ein Claim, wie das Werber nennen,<br />

wandeln kann, ist schön anschaulich<br />

am Begriff der „wachsenden<br />

Stadt“ zu sehen.Vorwenigen Jahren<br />

noch feierte sich der Senat dafür,<br />

einer wachsenden Stadt vorzustehen<br />

–endlich nach Jahren des Schrumpfens<br />

nach dem Mauerfall, trotz aller<br />

Hauptstadtbeschlüsse und Umzüge<br />

aus Bonn. Mittlerweile wächst Berlin<br />

um rund 40 000 Menschen pro Jahr.<br />

Selbst die Vier-Millionen-Grenze, die<br />

zuletzt im Kriegswinter 1944/45 erreicht<br />

war, kommt wieder in Sichtweite.<br />

Die Wirtschaft wächst, die Ar-<br />

„Ich bau mir meine Welt,<br />

wie ich möchte.“<br />

Ein Befragter im Interview zum Thema Freiheit<br />

beitslosigkeit und mit ihr auch der<br />

Schuldenberg sinkt – endlich. Erst<br />

nach und nach merkt die Politik, dass<br />

die wachsende Stadt auch eine Herausforderung<br />

ist. Denn Wachstum<br />

bedeutet zugleich Verteuerung, Veränderung,<br />

Verdrängung. Die wachsende<br />

Stadt taucht in den Senatsunterlagen<br />

kaum noch auf.<br />

Wasmuss so ein Claim also alles<br />

widerspiegeln? Auf jeden Fall muss<br />

er die Schlüsselbegriffe der Stadt<br />

mitdenken und mitfühlen –die, für<br />

die die Stadt stand und steht.<br />

Zum Beispiel Freiheit. Die „freie<br />

Stadt“ ist so alt wie Berlin selbst und<br />

bezeichnete die Städte, die sich aus<br />

der Herrschaft von Bischöfen befreit<br />

hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

galt nur West-Berlin als frei –freivon<br />

Sozialismus.Mit dem Mauerfall 1989<br />

galt dies endlich für die gesamte<br />

Stadt. Besucher aus aller Welt wissen<br />

das, deswegen kommen sie zu Millionen.<br />

Wieist der Stand der Freiheit<br />

heute? Der Begriff hat seine Bedeutung<br />

geändert. Wir sprechen von<br />

Freiräumen zum (Aus)-leben und<br />

müssen feststellen, dass die in der<br />

Innenstadt knapper werden.<br />

Gleichzeitig stellt sich dem Motto<br />

„Alles geht“ der Wunsch nach mehr<br />

Miteinander in Nachbarschaften<br />

und Kiezen entgegen. Immer mehr<br />

Der Senat fahndet nach<br />

einem neuen Leitbild für<br />

die Hauptstadt.<br />

In einer ersten Runde gab<br />

es eine breite Debatte mit<br />

vielen Bürgern:<br />

Wasist Berlin und vor<br />

allem –wie viele?<br />

BERLINER ZEITUNG/ISABELLA GALANTY<br />

Menschen finden Müll, Profilierungsfahrten<br />

und andere Auswüchse<br />

des Laissez-faire nicht cool<br />

oder gar berlinisch, sondernnur störend<br />

und belästigend.<br />

Interessant, dass sich die <strong>Berliner</strong><br />

Grünen auf ihrem Parteitag am<br />

Sonnabend explizit für das Recht auf<br />

selbstbestimmtes Leben einigten.<br />

Weil sich jeder einzelne dieser Lebensentwürfe<br />

in der Minderheit befinde,<br />

es aber eben insgesamt 3,6<br />

Millionen Stück seien, ergäben alle<br />

Entwürfe zusammen eine Mehrheit.<br />

„Wir machen damit Politik für die<br />

große Mehrheit. Wir sind die Realisten“,<br />

sagte die frühere Parteichefin<br />

Bettina Jarasch auf dem Parteitag.<br />

Aber wie viele <strong>Berliner</strong> nimmt man<br />

damit wirklich mit? Reicht das aus?<br />

Die Liebe zur eigenen Stadt<br />

Man habe eine Reise ins Innere der<br />

unzähligen Lebenswelten unternommen,<br />

schreiben die Autoren des<br />

Entwurfs aus der Senatskanzlei,<br />

„eine Expedition in die DNA Berlins“.<br />

Das Ergebnis soll ein „modernes<br />

Leitbild sein, das die Marke Berlin<br />

weiterdenkt, ihren Kern und ihre<br />

Werte definiert, ihre Stärken betont<br />

und die <strong>Berliner</strong> in ihrer Liebe zur eigenen<br />

Stadt bekräftigt“. Denn Berlin-Bashing<br />

betreiben bekanntlich<br />

nicht nur die, die von außen auf die<br />

Stadt schauen, schreiben sie. Tatsächlich<br />

fragen sich <strong>Berliner</strong> so manches<br />

Mal laut, was Touristen oder<br />

Zugezogene an der Stadt eigentlich<br />

so anziehend finden.<br />

Noch ist nicht festgelegt, wann<br />

der neue Spruch gefunden sein soll.<br />

Bis dahin darf nur eines als sicher<br />

gelten. DerBerlin-Claim wirdanders<br />

sein als „Brandenburg. Es kann so<br />

einfach sein“. Wäre jaauch gelogen.<br />

Aber vielleicht: „Dit is Berlin“?<br />

Kommentar Seite 8<br />

Merkel ist<br />

gegen<br />

Enteignungen<br />

Wohnungsnot werde<br />

dadurch nicht gelindert<br />

In der Debatte um Wohnraumknappheit<br />

und hohe Mieten<br />

spricht sich die Bundesregierung gegen<br />

Enteignungen aus.Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel (CDU) halte<br />

diese „nicht für ein geeignetes Mittel<br />

zur Linderung der Wohnungsnot“,<br />

sagte Regierungssprecher Steffen<br />

Seibert am Montag. Laut Bundeswirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier<br />

(CDU) ist die Debatte „überflüssig<br />

wie ein Kropf“. Auch SPD-Politiker<br />

betonten, andereMaßnahmen seien<br />

viel erfolgversprechender.<br />

Die Debatte über Wohnungsknappheit<br />

und hohe Mieten in Ballungsräumen<br />

hatte am Wochenende<br />

durch bundesweite Demonstrationen<br />

für bezahlbaren Wohnraum<br />

neue Nahrung erhalten. In Berlin<br />

startete die Unterschriftensammlung<br />

für das Volksbegehren „Deutsche<br />

Wohnen &Coenteignen“.<br />

Regierungssprecher Seibert hielt<br />

dem entgegen, dass es der Schlüssel<br />

für bezahlbaren Wohnraum sei,<br />

eine ausreichende Zahl von Wohnungen<br />

zu Verfügung zu haben. Dafür<br />

sehe der Koalitionsvertrag eine<br />

Vielzahl vonMaßnahmen vor. Es sei<br />

der Kanzlerin und der gesamten<br />

Bundesregierung sehr bewusst,<br />

dass der Bedarf an bezahlbarem<br />

Wohnraum „ein großes Thema für<br />

die Menschen ist“.<br />

Nahles: Nureine Scheinlösung<br />

EinSprecher des Bundesinnenministeriums<br />

verwies darauf, dass die<br />

große Koalition bereits eine Vielzahl<br />

von Initiativen eingeleitet habe. Allein<br />

für den sozialen Wohnungsbau,<br />

das Baukindergeld, Wohngeld und<br />

Städtebauförderung würden mehr als<br />

13 Milliarden Euro zu Verfügung gestellt.<br />

Bundeswirtschaftsminister Altmaier<br />

sagte, wer jetzt über Enteignungen<br />

spreche,beschädige die Konjunktur<br />

und die Interessen von Millionen<br />

Mietern. DasThema könne die<br />

private Bautätigkeit bremsen. Am<br />

Wochenende hatte sich bereits Bundesbauminister<br />

Horst Seehofer<br />

(CSU) gegen Enteignungen gewandt.<br />

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles<br />

(SPD) sagte am Montag, Enteignungen<br />

seien nur eine „Scheinlösung“,<br />

die langwierig und teuer sei. DieSPD<br />

halte einen „Mietendeckel“ für geeigneter.<br />

Entscheidend sei ohnehin der<br />

Neubau vonWohnungen. (AFP)<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

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Tagesthema<br />

Israel wählt<br />

Der Wahlkampf war geprägt von Korruptionsvorwürfen, Fake-News-Anschuldigungen,<br />

auch Sexvideos sorgten für Aufregung. Am Dienstag entscheiden die Bürger:<br />

Wird sich der Amtsinhaber gegen seinen Herausforderer Benny Gantz durchsetzen?<br />

Parteien und Umfragen<br />

LIKUD<br />

1973 gegründet, kam erstmals 1977 an<br />

die Macht. Unterstützt die Idee eines großisraelischen<br />

Staates, stimmt aber auch immer<br />

wieder palästinensischen Forderungen<br />

nach Souveränität zu und zog 2005 die jüdischen<br />

Siedlungen aus dem Gazastreifen<br />

ab.Setzt sich für freie Marktwirtschaft ein,<br />

legte den Mindestlohn fest und verabschiedete<br />

das staatliche Rentengesetz. Spitzenkandidat:<br />

Benjamin Netanjahu.<br />

(Umfrage: 28 Sitze)<br />

BLAU UND WEISS<br />

gegründet 2019, Bündnis aus drei Parteien,<br />

vondenen zwei erst Ende 2018 gegründet<br />

wurden. Bezeichnet sich als zionistische<br />

liberale Partei, setzt sich für niedrigere<br />

Lebenshaltungskosten und Frieden<br />

mit den Palästinensernein, ohne Siedlungsrückbau.<br />

Parteichef BennyGantz gilt<br />

als größter Herausforderer Netanjahus.<br />

(Umfrage: 28 Sitze)<br />

ARBEITERPARTEI<br />

gegründet 1968, hielt sich bis 1977, als<br />

sie gegendie Likud verlor,konstant an der<br />

Macht, stellte berühmte Premierminister:<br />

Golda Meir,Yitzhak Rabin, Shimon Peres,<br />

Ehud Barak. Vertritt zionistische, sozialdemokratische<br />

Ideen. Forderte als erste große<br />

Partei Friedensverhandlungen mit der PLO<br />

und unterstützt einen palästinensischen<br />

Staat. Verliertseit 1992 stetig Stimmen.<br />

(Umfrage: 11 Sitze)<br />

SHAS PARTEI<br />

1984 vonultraorthodoxen sephardischen<br />

Juden gegründet, die sich im Parlament unterrepräsentiertfühlten.<br />

Ruft Juden aus der<br />

ganzen Welt auf, nach Israel zu kommen,<br />

propagierteine religiöse Lebensweise, unterstützt<br />

den Abschluss vonFriedensabkommen<br />

mit arabischen Staaten unter<br />

Wahrung Israels Sicherheit, koalierte in der<br />

Vergangenheit sowohl mit linken als auch<br />

mit konservativen Parteien.<br />

(Umfrage: 5Sitze)<br />

YADAHUT HATORAH<br />

(„Vereinigtes Thora-Judentum“) gegründet<br />

1992 vonaschkenasischen Juden. Setzt<br />

sich für die Interessen der Haredi-Gemeinschaft<br />

in Israel und für den religiösen Charakter<br />

des Staates Israel ein, verließ 1999<br />

die Koalition aus Protest gegendie Lieferung<br />

einer Turbine zum Kraftwerk Aschkelon<br />

am heiligen Sabbat.<br />

(Umfrage: 7Sitze)<br />

Netanjahus Endspurt<br />

Benjamin Netanjahu drohen in drei Fällen Anklagen wegen Korruption. Für den amtierenden Ministerpräsidenten kein Grund, von einer Wiederwahl abzusehen.<br />

VonAnja Reich, TelAviv<br />

Wenige Stunden, bevor<br />

in Israel die Wahllokale<br />

öffnen, gibt Benjamin<br />

Netanjahu noch einmal<br />

alles. Erlässt keine Gelegenheit<br />

aus, darauf hinzuweisen, wie knapp<br />

es am Dienstag für ihn werden wird<br />

und wie gut die Chancen seines Rivalen<br />

Benny Gantz sind, und dessen<br />

Pläne seien ja wohl klar: Eine Koalition<br />

mit einer arabischen Partei.<br />

Er jammert, klagt, verbreitet<br />

Angst und macht sich klein, damit<br />

die letzten unentschiedenen Wähler<br />

ihm womöglich doch noch ihre<br />

Stimme geben. „Rechter Wähler in<br />

Gefahr“ nennt die linksliberale <strong>Zeitung</strong><br />

Haaretz dieses Spiel. Es ist nicht<br />

neu. 2015 gewann Netanjahu damit<br />

die Wahlen. Und wahrscheinlich<br />

wird esauch diesmal funktionieren.<br />

Der Likud, Netanjahus Partei, liegt<br />

zwar mit 28 Sitzen mit Gantz’ Blau-<br />

Weiß-Bündnis gleichauf, aber insgesamt<br />

ist das rechte Lager um Netanjahu<br />

mit 66 Sitzen deutlich stärker<br />

als das linke Bündnis von Gantz mit<br />

54 Sitzen.<br />

Damit endet ein kurzer, hektischer<br />

Wahlkampf, in dem sieben<br />

neue Parteien und ungefähr genauso<br />

viele Ex-Generäle angetreten sind,<br />

um eine neue Regierung zu bilden.<br />

Sexvideos, gehackte Handys und<br />

Fake-News-Vorwürfe sorgten für<br />

Aufregung. Höhepunkt aber war die<br />

Ankündigung des Generalstaatsanwalts,<br />

gegen Netanjahu Anklage wegen<br />

Korruption erheben zu wollen.<br />

60 Prozent der Israelis bescheinigten<br />

dem Premierminister daraufhin, es<br />

sei an der Zeit abzutreten. Seine<br />

Macht wackelte, die Werte sanken,<br />

aber nicht lange. Netanjahu, der nie<br />

aufgibt und sich als Opfer einer großen<br />

Verschwörung sieht, machte<br />

einfach weiter und bekam dazu auch<br />

noch Unterstützung aus Amerika<br />

und Russland. Donald Trump erkannte<br />

die Annexion der Golanhö-<br />

hen durch Israel im Jahr 1981 an,<br />

Wladimir Putin überraschte mit dem<br />

Fund der sterblichen Überreste eines<br />

seit 37 Jahren vermissten israelischen<br />

Soldaten in Syrien. Fünf Tage<br />

vor den Wahlen stand Netanjahu im<br />

dunklen Anzug und mit roten Rosen<br />

Mit BennyGantz steht Netanjahu erstmals seit Jahren ein ernsthafter Rivale gegenüber. AP<br />

AFP/THOMAS COEX<br />

vor einem Sarg im Moskauer Kreml<br />

und bedankte sich bei seinem russischen<br />

Verbündeten „für Ihre persönliche<br />

Freundschaft“.<br />

Berührende Bilder mit starker<br />

Symbolik. Jeder Israeli, der einen Familienangehörigen<br />

im Krieg oder bei<br />

Terroranschlägen verloren hat, weiß,<br />

wie tröstlich es ist, endlich Gewissheit<br />

über denTodeines Menschen zu<br />

haben. Zur gleichen Zeit stand Netanjahus<br />

Herausforderer Benny<br />

Gantz, der Ex-General, im TelAviver<br />

Cameri-Theater und zählte all die<br />

Gründe auf, warum Netanjahus politisches<br />

Ende nahe ist und was seine,<br />

Gantz’, erste Amtshandlung sein<br />

wird: Die Amtszeit von Regierungschefs<br />

begrenzen. Im jungen liberalen<br />

TelAviv bekommt man dafür viel<br />

Applaus. Für den Rest des Landes<br />

zählt eher, was der Premierminister<br />

in den letzten zehn Jahren im Land<br />

erreicht hat: Israel geht es so gut wie<br />

nie. Nach dem Welt-Glücks-Report<br />

steht Israel an elfter Stelle,vier Plätze<br />

vorDeutschland.<br />

Die allerletzten Wahlumfragen<br />

wurden Freitagabend veröffentlicht.<br />

Ein israelisches Gesetz verbietet es,<br />

in den Tagen direkt vor den Wahlen<br />

noch Ergebnisse zu veröffentlichen,<br />

um dieWähler nicht zu beeinflussen.<br />

Wieleicht das geht, sieht man an genau<br />

diesen Umfragen. Sie wurden<br />

zur gleichen Zeit am gleichen Ortbei<br />

den gleichenWählerngemacht, dennoch<br />

sind die Ergebnisse unterschiedlich.<br />

Dielinke <strong>Zeitung</strong> Haaretz<br />

sieht Netanjahu klarer vorn als die<br />

rechten Blätter Hayom und Yediot<br />

Acharonot. Zufall? Vielleicht. Es<br />

könnte aber auch sein, dass der Premierminister<br />

noch Unterstützung<br />

braucht. Oder das zumindest glaubt.<br />

Parteien und Umfragen<br />

KULANU<br />

2014 vonEx-Likud-Mitglied Mosche Kachlon<br />

gegründet. Sieht sich in der politischen<br />

Mitte zwischen Likud und Arbeiterpartei,<br />

setzt sich für niedrigere Lebenshaltungskosten<br />

und ein Friedensabkommen mit den<br />

Palästinensernein, ohne Siedlungsrückbau.<br />

Koalierte 2015 mit der Likud, stellte<br />

zwei Minister.(Umfrage: 4Sitze)<br />

UNION DER RECHTEN PARTEIEN<br />

gegründet Ende 2018, nachdem Bildungsminister<br />

Naftali Bennett und Justizministerin<br />

Ayelet Shaked die Partei Jüdisches Heim<br />

verließen. Zusammenschluss aus Jüdisches<br />

Heim, Nationaler Union und der<br />

rechtsextremen Otzma Yehudit. Vorsitzender:Rafi<br />

Peretz. (Umfrage: 6Sitze)<br />

DIE NEUE RECHTE<br />

gegründet Ende 2018 vonNaftali Bennett<br />

und Ayelet Shaked, die vorher Mitglied der<br />

Partei Jüdisches Heim waren. Zionistische<br />

rechte Partei, die einen palästinensischen<br />

Staat ablehnt und den Bau vonSiedlungen<br />

im Westjordanland unterstützt.<br />

(Umfrage: 6Sitze)<br />

MERETZ<br />

1992 gegründet alslinke, zionistische Partei.<br />

Fordertdie Trennungvon Staat und Religion,<br />

gleicheRechtefür israelische Araber,<br />

setzt sich fürUmweltschutz,eine Zwei-Staaten-Lösung<br />

und den Abzugder Siedler aus<br />

dem Westjordanland ein. (Umfrage: 5Sitze)<br />

HADASH-TA’AL<br />

gegründet 2019, gemeinsame Wahlliste<br />

vonHadash und Ta‘al, die vorher zur vierköpfigenAllianz<br />

der Gemeinsamen Liste gehörten,<br />

die erst 2015 gegründet worden<br />

war.Vertritt die Interessen der arabischen<br />

Minderheit in Israel. (Umfrage: 6Sitze)<br />

YISRAEL BEITENU<br />

(„Israel ist unser Zuhause“) wurde 1999<br />

vonEx-Verteidigungsminister Avigdor Liberman<br />

gegründet und richtete sich vorallem<br />

an Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion,<br />

gewann 2009 15 Sitze. Vertritt<br />

wirtschaftlich rechte Positionen vorallem in<br />

der Steuerpolitik. (Umfrage: 4Sitze)<br />

RA'AM - BALAD<br />

gegründet 2019, Zusammenschluss von<br />

Ra‘am und Balad, die ebenfalls zur vierköpfigen<br />

Gemeinsamen Liste gehörten und<br />

sich nach der Trennung zusammenschlossen.<br />

(Umfrage: 4Sitze)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute setzt sich die Sonne gegen nur dünne Wolken durch. Dabei zeigt<br />

das Thermometer maximal 10 bis 16Grad, und der Wind weht schwach<br />

bis mäßig aus nordöstlichen Richtungen. In der Nacht leuchten fast überall<br />

ungehindert die Sterne. Die Tiefsttemperaturen belaufen sich auf 1bis<br />

minus 3Grad.<br />

Biowetter: Einige Menschen neigen<br />

zu Kopfschmerzen und Migräneattacken<br />

sowie Schwindelgefühlen.<br />

Schlafstörungen können sich einstellen<br />

und Leistungsdefizite nach 1°/12°<br />

Wittenberge<br />

sich ziehen.<br />

Pollenflug: Weiden-, Pappel-, Ulmenund<br />

Hainbuchenpollen fliegen<br />

mäßig bis stark inder Luft, Birkenund<br />

Eschenpollen schwach bis<br />

mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 13Grad.<br />

Wind: schwach aus Nordost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

1°/12° 5°/13°<br />

Luckenwalde<br />

3°/14°<br />

Prenzlau<br />

0°/10°<br />

Cottbus<br />

5°/16°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

sonnig wolkig stark bewölkt<br />

2°/11° 0°/7° 1°/7°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

3°/13°<br />

Zwischen Island und dem Nordkap liegt weiterhin Hoch Katharina. Leichter<br />

Hochdruckeinfluss herrscht dabei auch noch in den nördlichen Regionen Mitteleuropas.<br />

Hier kann sich die Sonne zeigen. Dunkle Wolken mit Regengüssen und<br />

Gewittern reichen derweil von den Britischen Inseln über die Benelux-Länder und<br />

die Alpen bis zur Balkanhalbinsel und der Ägäis.<br />

Sylt<br />

2°/11°<br />

Hannover<br />

3°/13°<br />

Köln<br />

9°/17°<br />

Saarbrücken<br />

5°/14°<br />

Konstanz<br />

7°/14°<br />

Hamburg<br />

2°/12°<br />

Erfurt<br />

5°/13°<br />

Frankfurt/Main<br />

9°/16°<br />

Stuttgart<br />

8°/12°<br />

Rostock<br />

0°/9°<br />

Magdeburg<br />

3°/13°<br />

Nürnberg<br />

7°/18°<br />

München<br />

10°/14°<br />

Rügen<br />

1°/8°<br />

Dresden<br />

6°/15°<br />

Deutschland: Heute zeigt sich ab<br />

und zudie Sonne. Regenschauer<br />

gibt es aber auch, und die Temperaturen<br />

steigen am Tage auf 8bis<br />

18 Grad. Nachts sinken die Werte<br />

dann auf 9bis minus 3Grad. Der<br />

Wind weht schwach bis mäßig aus<br />

nordöstlichen Richtungen. Morgen<br />

gibt es Sonne, Wolken und sehr vereinzelt<br />

auch etwas Regen, und es<br />

sind 7bis 16 Grad zuerwarten. Der<br />

Wind weht schwach bis mäßig aus<br />

Nordost.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald 0cm<br />

Harz 0cm<br />

Erzgebirge 0cm<br />

Bayerische Alpen bis 400 cm<br />

Mondphasen: 12.04. 19.04. 26.04. 04.05.<br />

Sonnenaufgang: 06:23 Uhr Sonnenuntergang: 19:54 Uhr Mondaufgang: 08:36 Uhr Monduntergang: --:-- Uhr<br />

Lissabon<br />

17°<br />

Las Palmas<br />

22°<br />

Madrid<br />

14°<br />

Reykjavik<br />

7°<br />

Dublin<br />

12°<br />

London<br />

12°<br />

Paris<br />

18°<br />

Bordeaux<br />

20°<br />

Palma<br />

19°<br />

Algier<br />

19°<br />

Nizza<br />

18°<br />

Trondheim<br />

4°<br />

Oslo<br />

7°<br />

Stockholm<br />

4°<br />

Kopenhagen<br />

8°<br />

Berlin<br />

13°<br />

Mailand<br />

20°<br />

Tunis<br />

21°<br />

Rom<br />

17°<br />

Warschau<br />

12°<br />

Wien<br />

19° Budapest<br />

22°<br />

Palermo<br />

20°<br />

Kiruna<br />

-5°<br />

Oulu<br />

2°<br />

Dubrovnik<br />

17°<br />

Athen<br />

16°<br />

St. Petersburg<br />

7°<br />

Wilna<br />

9°<br />

Kiew<br />

19°<br />

Odessa<br />

17°<br />

Varna<br />

15°<br />

Istanbul<br />

19°<br />

Iraklio<br />

19°<br />

Archangelsk<br />

0°<br />

Moskau<br />

18°<br />

Ankara<br />

14°<br />

Antalya<br />

19°<br />

Acapulco 33° heiter<br />

Bali 32° Gewitter<br />

Bangkok 39° heiter<br />

Barbados 28° heiter<br />

Buenos Aires 28° sonnig<br />

Casablanca 18° bewölkt<br />

Chicago 17° wolkig<br />

Dakar 30° sonnig<br />

Dubai 30° heiter<br />

Hongkong 29° heiter<br />

Jerusalem 25° sonnig<br />

Johannesburg 26° wolkig<br />

Kairo 26° heiter<br />

Kapstadt 27° wolkig<br />

Los Angeles 25° heiter<br />

Manila 35° wolkig<br />

Miami 30° Gewitter<br />

Nairobi 30° wolkig<br />

Neu Delhi 39° sonnig<br />

New York 20° Schauer<br />

Peking 11° Regen<br />

Perth 35° sonnig<br />

Phuket 35° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 25° Regen<br />

San Francisco 17° wolkig<br />

Santo Domingo 30° heiter<br />

Seychellen 30° wolkig<br />

Singapur 34° wolkig<br />

Sydney 29° wolkig<br />

Tokio 17° heiter<br />

Toronto 12° wolkig


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Wahrscheinlich gibt es weltweit<br />

keinen Ort, an dem frühkapitalistische<br />

Arbeits- und Verteilungsverhältnisse<br />

auf engstem<br />

Raum so krass aufeinandertreffen wie auf einem<br />

Kreuzfahrtschiff. Oben in den glamourösen<br />

Panoramasuiten von 80oder 90 Quadratmeternmit<br />

eigenen Sonnenterrassen residieren<br />

die Wohlhabenden, die für sich arbeiten<br />

lassen. Unten bei den Motoren<br />

übernachten in fensterlosen winzigen Kabinen<br />

die Kräfte, die sich rund um die Uhr für<br />

das Wohlbefinden der Klientel in den höheren<br />

Etagen plagen und dabei monatelang<br />

keinen Tagfreihaben. Auf den Decks dazwischen<br />

genießen alle anderen ihren Urlaub.<br />

Sie begegnen einander, diese drei Welten<br />

–beim Abräumen der Tische, beim Putzen<br />

der Pools und Klos, beim Stapeln der Liegen<br />

an Deck. Schon darum sind Kreuzfahrten<br />

nichts für jedermann. Doch 14 Prozent der<br />

Bundesbürger lieben diese Form des Massentourismus,<br />

ergab eine Umfrage aus dem<br />

vergangenen Jahr, weitere 20Prozent zeigen<br />

sich interessiert. Derweil verzeichnet der<br />

Marktseit der Jahrhundertwende rasant steigende<br />

Nachfragen weltweit. Allein bei deutschen<br />

Reedereien buchten 2017 knapp 2,2<br />

Millionen Menschen eine Kreuzfahrt, dreimal<br />

so viele wie zehn Jahrezuvor.Die Schiffe<br />

wachsen weiter in Zahl und Größe. Die Kapazitäten<br />

der Werften reichen nicht aus.<br />

Wäredie Welt ohne Kreuzfahrtschiffe also<br />

ein besserer Ort, wie Dietmar Wischmeyer<br />

behauptet, der die luxuriösen Schiffe als<br />

„schwimmende Touri-Knäste“ bezeichnet?<br />

Na gut, so redet ein Kabarettist. Aber auch<br />

Wolfgang Meyer-Hentrich untertitelt sein<br />

soeben im Ch. Links Verlag erschienenes<br />

Buch „Wahnsinn Kreuzfahrt“ mit der Botschaft<br />

„Gefahr für Mensch und Umwelt“.<br />

DerPressetext stellt den Autor als „geläuterten“<br />

Kreuzfahrer vor. Tatsächlich war er<br />

zwei Jahrzehnte lang Dutzende Male auf<br />

Schiffen unterwegs, kam bis in entlegene<br />

Winkel West-Grönlands, Alaskas und griechischer<br />

Inseln, hat Kreuzfahrten in Ratgeber-Bücherninhohen<br />

Tönen gepriesen, weil<br />

sie zu den „schönsten und ungezwungensten<br />

Formen des Reisens“ gehören. Nun, wo<br />

er alles gesehen hat, erklärt erdie „Urlaubsfabriken“<br />

zur Plage und Gefahr.Kann man so<br />

einen Wandel ernst nehmen?<br />

So viele Menschen auf einmal<br />

Schiff der TuiCruises auf Kanaren-Kreuzfahrt<br />

Ichselbst war bisher auf zwei Schiffen unterwegs,umüber<br />

die Bühnen-Shows an Bord zu<br />

schreiben, ging einmal mit den Wiener Philharmonikern<br />

auf Konzertreise. Unvergessen,<br />

wie ich beim ersten Malnoch vorBetreten des<br />

Schiffes am liebsten wieder umgekehrt wäre.<br />

Denn von der Menschenmasse auf so einem<br />

Giganten bekam ich erst beim Anrollen der<br />

ungezählten Busse zu den Check-in-Hallen<br />

wirklich eine Vorstellung: 2500 Passagiere,<br />

1000 Crew-Mitglieder,soviele Menschen auf<br />

einmal. In der Luft würden sie zehn Großraumflugzeuge<br />

füllen –und dies war nur ein<br />

mittelgroßes Schiff. Gerade begann inWarnemünde<br />

der Baueines Megaliners für 9500 Urlauber.<br />

Ich war bis zum Stehkragen angefüllt<br />

mit Skepsis und Unbehagen.<br />

Doch um ehrlich zu sein, schon der Anblick<br />

vonValletta beim lautlosen Ablegen in<br />

der glitzernden blauen Stunde war tränentreibend.<br />

Meine Ablehnung schmolz dahin.<br />

So hatte ich diese oft bewunderten Renaissancepaläste<br />

der Stadt noch nie gesehen: aus<br />

dem 14. Stock, auf Augenhöhe mit den Kirchtürmen.<br />

Gut, auch ein Hochhaus verliertseinen<br />

Schrecken, wenn man vom Balkon aufs<br />

Meer blickt und die Verschandelung des<br />

Strandes nicht sieht. Doch so ein großes<br />

Schiff strahlt vorallem etwas Erhabenes und<br />

Majestätisches aus –wenn es sich nicht gerade<br />

durch die Kanäle von Venedig zwängt.<br />

Ich kann es ergeben anstaunen als Wunderwerk<br />

der Technik und Ingenieurskunst.<br />

Zurück zur Gefahr. Das ist ja der härteste<br />

Vorwurf, der Kreuzfahrer treffen soll: dass sie<br />

zum Vergnügen die Umwelt verpesten. Tatsächlich<br />

fahren Seeschiffe anders als Flussschiffe<br />

mit Schweröl, dem billigen, dreckigen<br />

Abfallprodukt der Erdölindustrie, das derzeit<br />

noch bis zu 3,5 Prozent giftigen Schwefel enthalten<br />

darf. Außerdem verursacht laut Stiftung<br />

Warentest ein Passagier pro Woche<br />

durchschnittlich 1500 Kilogramm Kohlendioxid<br />

auf einem Schiff. Wersich am empfohlenen<br />

Jahresbudget von 2300 Kilogramm pro<br />

Person orientiert–in Deutschland liegt es tatsächlich<br />

bei rund 9000 Kilogramm –, darf<br />

dann für den Rest des Jahres in kein Flugzeug<br />

mehr steigen. EinFlug nach NewYorkschlägt<br />

mit 3600 Kilogramm Kohlendioxid zu Buche.<br />

Solche Zahlen können einem die Reiselust<br />

schon vergällen. Aber Vorsicht mit den<br />

Zahlen, es folgen noch andere. Wassich bei<br />

Liebhabern wie Gegnern von Kreuzfahrten<br />

allerdings festsetzen konnte, ist die Einstufung<br />

als grobe Umweltsünde. Auch Meyer-<br />

Hentrich eröffnet sein Buch mit einem düsteren<br />

Szenario, indem ein Kreuzfahrtriese<br />

lärmend ein organisch totes Gebiet des Meeres<br />

durchpflügt, eine Todeszone, die die<br />

Größe Irlands erreichen kann. Dann kommt<br />

er übergangslos zum Phänomen des Massentourismus<br />

auf Schiffen.<br />

Natürlich kann man den kritischen Zustand<br />

der Meere gar nicht drastisch genug<br />

schildern. Aber zu suggerieren, dafür seien<br />

vorallem Kreuzfahrtschiffe verantwortlich, ist<br />

grober Unfug. Die machen zwar 99 Prozent<br />

der Berichterstattung aus, aber weniger als<br />

ein Prozent des Schiffsverkehrs auf den Weltmeeren.<br />

Dort sind laut Bundesumweltamt<br />

500 Kreuzfahrtschiffe unterwegs und 50 000<br />

sonstige gewerbliche Schiffe –Fähren, Tanker,<br />

Container-und Kriegsschiffe.Zusammen verursachen<br />

sie weltweit drei Prozent der Kohlendioxid-Emissionen.<br />

Damit belasten sie<br />

beim Warentransportdie Umwelt weniger als<br />

Flugzeuge und Lastwagen. Unddie These des<br />

Naturschutzbundes Nabu, wonach etwa ein<br />

Kreuzfahrtschiff so viele Schadstoffe ausstoße<br />

wie fünf Millionen Pkw auf gleicher Strecke,<br />

ist zwar gründlich widerlegt, klingt aber<br />

schmackig und wirdbis heute zitiert.<br />

Letzten Monat war ich auf der Jungfernfahrt<br />

des siebten Schiffes der Tui-Flotte. Ich<br />

konnte mich des Wohlfühl-Generalangriffs<br />

auf die Gäste kaum erwehren –die Fitnessund<br />

Wellnesstempel mit Meerblick, die<br />

Cocktailbars und Restaurants mit liebenswürdigen<br />

Kellnern, die Radtouren in ständig<br />

neuen Gegenden. Am Wegesrand lagen<br />

Städte wie Coruña, Porto, Lissabon und Cadiz<br />

einladend in der Frühlingssonne –und<br />

das Hotelzimmer immer dabei.<br />

See-Riesen<br />

Kreuzfahrer haben den Ruf, zum puren Vergnügen Luft und Meer zu<br />

verpesten. Und doch: Die Branche wächst, auch die Deutschen lieben<br />

diese Form des Massentourismus. Dabei sind die Standards<br />

der Reedereien und ihrer Schiffe durchaus verschieden.<br />

Wäre die Welt ohne Kreuzfahrtschiffe ein besserer Ort?<br />

VonBirgit Walter<br />

Parallel las ich das Buch mit den Wahnsinns-Warnungen<br />

des geläuterten Autors.<br />

Die Dinge vertrugen sich nicht. TuiCruises<br />

berichtet von steter Eindämmung der Emissionen<br />

und einem Schornstein, der vorallem<br />

Wasserdampf freisetzt. Meyer-Hentrich<br />

warnt vorLungenschäden an Deck. Mitmeinem<br />

Auftrag, die neuesten Bord-Inszenierungen<br />

zu beurteilen, ließen sich solche Widersprüche<br />

nicht aufklären.<br />

Aber vielleicht mit dem Umweltoffizier des<br />

Schiffes.Hat er Zeit? Ja.Der Kroate Milos Grgic<br />

ist ein aufgeschlossener junger Mann mit Detail-und<br />

Globalwissen. Er hat Stoffstrommanagement<br />

studiertund untersteht direkt dem<br />

Kapitän. Kann er erklären, warum ein umweltbedachter<br />

Konzern wie TuiCruises ein<br />

nagelneues Schiff in Betrieb nimmt, das nicht<br />

mit Flüssiggas fährt wie das der Konkurrenz?<br />

Aida stellte zwei Monate vorher mit enormem<br />

Werbeeffekt das erste Schiff in Dienst, das<br />

komplett auf Schweröl verzichtet und mit Liquid<br />

NaturalGas (LNG) fährt.<br />

Ichziehe mir feste Schuhe an, verlasse die<br />

komfortable Teppichzone mit den blanken<br />

Geländernanbreiten Treppenund laufe mit<br />

dem Offizier durch enge Gänge im Crew-Bereich,<br />

klettereüber steile Leiterninden Müllraum.<br />

Die Arbeiter hier tragen Mundschutz,<br />

aber der weiße Raum ist pieksauber und<br />

riecht nur wenig nach dem Abfall, der mit<br />

penibler Sorgfalt in 42 Kategorien sortiert<br />

wird: nicht nur nach Papier und Plastik, sondern<br />

Ananasstrünke und Eierschalen getrennt<br />

von Ananas- und Eier-Resten. Das<br />

IMAGO IMAGES/R. SCHMIEGEL<br />

dient der Verwertung wie sparsamer Entsorgung<br />

und gehörtzum Umweltmanagement.<br />

DasHerzstück aber ist das Abgassystem –<br />

zwei sogenannte Scrubber an Bugund Heck.<br />

Das sind meterdicke Röhrensysteme, die<br />

sich vom Keller bis Deck 15 durch das Schiff<br />

ziehen, mit hohem Wasserdruck 99 Prozent<br />

des Schwefelgehalts aus dem Schweröl filtern,<br />

gefährlichen Rußund Feinstaub nur bis<br />

zu 60 Prozent. Sie verbrauchen drei Prozent<br />

derSchiffsenergie.Alle Tui-Schiffe laufen damit.<br />

Der Offizier erklärt: „Unsere Scrubber<br />

sind Tagund Nacht in Betrieb,nicht nur dort,<br />

wo es vorgeschrieben ist“, also etwa in der<br />

Nord- und Ostsee. Soliegen die Kohlendioxid-Emissionen<br />

bei TuiCruises nach eigenen<br />

Angaben nicht beim Durchschnitt von<br />

1500, sondern betragen 428 Kilogramm pro<br />

Person und Woche.<br />

Folgt das Ringen um Umweltverträglichkeit<br />

einem wachsenden gesellschaftlichen<br />

Druck besonders in Deutschland? Milos<br />

Grgic:„Ja, natürlich. Dafür lachen sie uns aus<br />

in unserem amerikanischen Mutterkonzern<br />

Royal Caribbean: Diese verrückten Deutschen<br />

mit ihrem Umweltfimmel, crazy! Lassen<br />

die Scrubber auf hoher See laufen! Fahren<br />

mit Diesel und geschlossenem Kreislauf<br />

in die Drei-Meilen-Zone, wosie es gar nicht<br />

müssen! Vorschriften unterscheiden sich ja<br />

von Hafen zu Hafen. Gerade verlassen wir<br />

die Stadt Cadiz, der man sich nur mit Diesel<br />

nähern darf, nicht mit Schweröl. Die Kanaren<br />

dagegen machen keinerlei Vorschriften<br />

beim Einlaufen und gehören auch zu Spanien.<br />

Aber wirhalten uns an die eigenen hohen<br />

Standardszur Schonung der Küsten.“<br />

Warum nimmt Tuidann ein neues Schiff<br />

ohne Flüssiggas-Antrieb in Betrieb, das die<br />

Emissionen weiter senken würde? Der Offizier:„Weil<br />

es in den Häfen noch zu selten verfügbar<br />

ist. Bei der Jungfernfahrt der Aida<br />

Nova musste ein Tanker aus Rotterdam mit<br />

Flüssiggas hinterherfahren, denn auf den<br />

Kanaren gibt es keins. Außerdem stammt es<br />

oft aus Fracking mitseinen umstrittenen Abbaumethoden.<br />

Dagegen ist unser Abgassystem<br />

erstklassig.“<br />

Wenn Tui 2024 seinen ersten Liner mit<br />

Flüssiggas in Dienst nimmt, hat Aida dafür<br />

immerhin den Boden bereitet. Allerdings<br />

ginge es in Häfen und auf Meeren längst deutlich<br />

sauberer zu, wenn Schiffe grundsätzlich<br />

mit Diesel fahren würden oder eben mit<br />

ScrubbernanBord. Mitte2018 waren erst 500<br />

der 50 000 Gewerbeschiffe damit ausgestattet<br />

und nur zehn Prozent der Kreuzfahrtschiffe.<br />

Jetzt wird nachgerüstet, weil die Internationale<br />

Seeschifforganisation IMO ab 2020 endlich<br />

die Emissionsgrenzen für alle senkt, bei<br />

Schwefel immerhin von3,5 auf0,5 Prozent.<br />

Ohne Kreuzfahrtschiffe wäredie Welt tatsächlich<br />

ein besserer Ort–jedenfalls in manchen<br />

Gegenden. Venedig hätte eine Überlebenschance.<br />

Die Altstadt von Dubrovnik –<br />

bis zu sieben Schiffe und 10 000 Besucher<br />

täglich –könnte ihren Charme zurückerobern<br />

wie zahllose andere Städte, die unter<br />

denTouristen-Invasionen leiden. Warum einigen<br />

sich Reeder nicht auf Begrenzungen,<br />

schon im Interesse ihrerPassagiere? DieTui-<br />

Cruises-Pressesprecherin Friederike Grönemeyer<br />

sagt:„Absprachen sind schwierig. Venedig<br />

fahren wir gar nicht an. Aber warum<br />

regulieren dasnicht dieStädte selbst?“<br />

DasverdienteSchnäppchen<br />

Tja, warum? DieMachthätten sie. Dubrovnik<br />

probiert gerade äußerst zaghaft eine Reduzierung<br />

auf 6000 Kreuzfahrt-Gäste pro Tag. Venedig<br />

nimmt 286 Millionen Euro jährlich<br />

durch Kreuzfahrten ein (Meyer-Hentrich),<br />

will nicht verzichten. Immerhin haben Anwohner-Proteste<br />

und Unesco-Drohungen<br />

zur Aberkennung des Welterbetitels dazu geführt,<br />

dass sich die größten Kolosse seit Jahresbeginn<br />

nicht mehr am Markusplatz vorbeischieben<br />

dürfen. Dass ausgerechnet der<br />

Bau eines neuen Hafens den Übertourismus<br />

hier eindämmt, behauptet derweil keiner.<br />

DasGeschäft mit Kreuzfahrten ist einfach<br />

zu gigantisch, die amerikanischen Mutterkonzerne<br />

zählen die Jahresgewinne nach<br />

Milliarden. In internationalen Gewässern<br />

fährt essich auch so herrlich frei. Deutsche<br />

Reedereien können sich aussuchen, unter<br />

welcher Flagge (Tui Cruisesund MSC: Malta,<br />

Aida: Italien) sie am besten Steuernund Mindestlöhne<br />

vermeiden. DasZeit-Magazin veröffentlichte<br />

im Januar eine ganz erschütternde<br />

Rechercheüberdie Ausbeutung asiatischer<br />

Billiglöhner an Deck von Aida, Costa<br />

undMSC. Sieberichten von„höllischen“ Bedingungen,<br />

16-Stunden-Tagen, Neun-Monats-Verträgen<br />

ohne freien Tagbei schlechtem<br />

Essen, Stress und Druck. Manchmal für<br />

nur 500 Euro im Monat.<br />

Einer Spiegel-Online-Liste zufolge beginnen<br />

die Löhne auf Tui-Schiffen bei 770 Dollar.<br />

Auf meiner Reise erzählen mir Putzleute<br />

und Abräumer auch von endlosen Tagen,<br />

wenn ich danach frage.Aber ebenso vonanständiger<br />

Behandlung und erstklassigem Essen.<br />

Aufden Philippinen, woher die meisten<br />

Seeleute auf den Schiffen kommen, liegt das<br />

Durchschnittseinkommen bei 270 Dollar.<br />

Dort erkennt man Seefahrer an ihren schönen<br />

Häusern. Kein Philippiner gäbe seinen<br />

elenden Jobher,umdieWelt zu einem besseren<br />

Ort zu machen. Denn für seine Familie<br />

würde sie augenblicklich schlechter.<br />

Auch ein Deutscher wird nicht von seinem<br />

599-Euro-Schnäppchen für eine Woche<br />

auf dem Schiff Abstand nehmen wollen. Er<br />

glaubt ja, das habe er sich verdient. Mit einem<br />

Verzicht auf Kreuzfahrten lassen sich<br />

die Meerenicht retten. Für das eigene Gewissen<br />

ist es aber keineswegs egal, mit welchem<br />

Schiff man fährt, wie oft und auf welchen<br />

Routen mansich diese Artzureisen gönnt.<br />

Tatsächlich spiegelt ein Kreuzfahrtschiff<br />

weniger frühkapitalistische als heutige globale<br />

Arbeits- und Verteilungsverhältnisse: An<br />

Bord rücken sie sehr nah zusammen. Sorgen<br />

machen muss man sich tatsächlich, dass die<br />

Aufsichts- und Regulierungskräfte der Staaten<br />

–nicht der Märkte –zuspät einsetzen. Die<br />

Chinesen haben sich noch nicht mal richtig<br />

auf den Kreuzfahrt-Weg gemacht. Aber<br />

Schiffe für 9500 Passagiere, die sind in Arbeit.<br />

Dieser Bericht wurde durch die Unterstützung<br />

vonTui Cruises ermöglicht.<br />

Birgit Walter<br />

wünscht sich viel radikalere Umweltstandards<br />

für Schiffe.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Rechtspopulisten bilden<br />

nach Europawahl Fraktion<br />

DieAlternativefür Deutschland (AfD)<br />

will zusammen mit der italienischen<br />

Lega und anderen rechtspopulistischen<br />

Parteien eine neue Fraktion im<br />

Europaparlament bilden. Die„Europäische<br />

Allianz der Menschen und<br />

Nationen“ (European Alliance of Peoples<br />

and Nations,EAPN) soll nach<br />

der Europawahl Ende Maientstehen<br />

und„freiheitlich“ und„patriotisch“<br />

sein, sagte AfD-Parteichef JörgMeuthen<br />

am Montag bei einer Konferenz<br />

mit Lega-Chef Matteo Salvini in Mailand.<br />

(dpa)<br />

Zahlungsstopp für<br />

„Gorch Fock“ aufgehoben<br />

DasVerteidigungsministerium hat<br />

einen Zahlungsstopp für die Sanierung<br />

des Segelschulschiffs „Gorch<br />

Fock“ aufgehoben. Dies gelte für bereits<br />

überprüfte Leistungen bei den<br />

Arbeiten der Elsflether WerftAG,<br />

sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums<br />

am Montag in<br />

Berlin. DieKosten für die Sanierung<br />

des Dreimast-Seglers schnellten<br />

über die Jahrerasant in die Höhe.Ursprünglich<br />

waren 10 Millionen Euro<br />

vorgesehen, dann wurde auf 75 Millionen<br />

Euro erhöht, inzwischen ist<br />

der Kostenansatz auf bis zu 135 Millionen<br />

Euro gestiegen. (dpa)<br />

Deutsche Rentner über<br />

politische Weltlage besorgt<br />

Diepolitische Weltlage macht den<br />

Deutschen im Rentenalter am meisten<br />

Angst. In einer repräsentativen<br />

Umfrage des Instituts Insa für die<br />

Bild-<strong>Zeitung</strong> vomMontag nannten<br />

19,4 Prozent der Befragten diese<br />

Frage als ihregrößte Sorge. DieAngst<br />

vorTerrorismus und vorAltersarmut<br />

folgten mit 14,8 Prozent gleichauf.<br />

Für weitere13,4 Prozent ist der Klimawandel<br />

die Hauptsorge.12,6 Prozent<br />

gaben an, Angst vorSpannungen<br />

durch den Zuzug vonAusländernzuhaben.<br />

Für die Erhebung<br />

waren 1060 Menschen im Rentenalter<br />

befragt worden. (AFP)<br />

Türkeiverteidigt Kauf<br />

von Waffensystemen<br />

Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan<br />

trafen sich in Moskau.<br />

DPA<br />

Ungeachtet heftiger Kritik aus den<br />

USA will die Türkei am Kauf russischer<br />

Waffensysteme festhalten.<br />

„Das ist unser Souveränitätsrecht“,<br />

sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan<br />

am Montag nach einem Treffen<br />

mit seinem russischen KollegenWladimir<br />

Putin in Moskau. „Niemand<br />

kann verlangen, dass wir darauf verzichten.“<br />

Es gebe bereits einen Fahrplan<br />

zur Umsetzung des Kaufs.„Wir<br />

haben schon entsprechende Schritte<br />

unternommen.“ DerKremlchef betonte,die<br />

Lieferung nach Ankara<br />

habe nun Priorität. (dpa)<br />

EU verlängert<br />

Iran-Sanktionen<br />

DieEuropäische Union hat ihre<br />

Sanktionen wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen<br />

im Iran<br />

um ein Jahr verlängert. DieEU-Mitgliedstaaten<br />

beschlossen am Montag,<br />

die Strafmaßnahmen bis zum<br />

13. April2020 beizubehalten. Dabei<br />

geht es um Einreiseverbote und Vermögenssperren<br />

für 82 Iraner.Auch<br />

das Vermögen einer Organisation<br />

bleibt eingefroren. (AFP)<br />

Am Mittwoch tagt das Klimakabinett, um über notwendige Emissionssenkungen im Verkehrsbereich zu beraten.<br />

Ohne Emission<br />

Aus der Regierung hagelt es Kritik an Grünen-Plänen, ab 2030 nur noch abgasfreie Autos neu zuzulassen<br />

VonRasmus Buchsteiner<br />

Es ist kein neuer Vorstoß,<br />

den Anton Hofreiter da unternimmt.<br />

„Ab 2030 dürfen<br />

nur noch abgasfreie Autos<br />

neu zugelassen werden –das ist ein<br />

anspruchsvolles, aber realistisches<br />

Ziel“, heißt es in einem Thesenpapier<br />

des Grünen-Fraktionschefs im<br />

Bundestag. „Der Ausstieg aus dem<br />

Verbrennungsmotor muss gesetzlich<br />

festgelegt werden.“ Mit der Forderung<br />

waren die Grünen 2017 in den<br />

Bundestagswahlkampf gezogen –<br />

und brachten sie auch in die letztlich<br />

gescheiterten Jamaika-Sondierungen<br />

ein. Danach aber verschwand sie<br />

wieder in der Versenkung.<br />

Ein gesetzlich fixierter Verzicht<br />

auf Neuzulassungen von Benzinern<br />

und Diesel-Fahrzeugen schien dann<br />

noch nicht zum neuen Pragmatismus<br />

der Grünen zu passen. Bemerkenswert<br />

ist es daher schon, dass<br />

Hofreiter das Thema nun abermals<br />

auf die Agenda setzt –kurz bevor an<br />

diesem Mittwoch in Berlin erstmals<br />

das „Klimakabinett“ tagt, um unter<br />

anderem über notwendige Emissionssenkungen<br />

im Verkehrsbereich<br />

zu beraten.<br />

Nach dem Willen von Union und<br />

SPD soll „2019 zum Jahr des Klimaschutzes“<br />

werden. Nurüber notwendige<br />

Maßnahmen gehen in der<br />

GroKo die Meinungen noch weit<br />

auseinander.<br />

Einig ist man sich allerdings,dass<br />

ein Verbrennungsmotor-Verbot<br />

nicht infrage kommen soll. „Ich bin<br />

dagegen, dass der Staat Verbrennungsmotoren<br />

verbietet“, sagte<br />

Bundesumweltminister Svenja<br />

Schulze (SPD) der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland).<br />

„Die Bundesregierung hat mit neuen<br />

europaweiten CO 2 -Grenzwerten und<br />

gezielter Förderung für abgasfreie<br />

Antriebe längst Fakten geschaffen,<br />

die bereits heute wirken. Deshalb erklären<br />

jetzt die ersten Hersteller wie<br />

VW,dass sie auf E-Mobilität setzen.“<br />

Schulze sagte, sie sei sicher, dass<br />

die anderen deutschen Hersteller<br />

folgen würden, da sie nicht vom<br />

Markt abgehängt werden wollten.<br />

„Das Finanzministerium hat bereits<br />

weitereMaßnahmen vorgestellt und<br />

auch das Verkehrsministerium wird<br />

ein Maßnahmenpaket zum Klimaschutz<br />

vorlegen“, so die SPD-Politikerin<br />

weiter. SPD-Fraktionsvize Sören<br />

Bartol erklärte: „Die Grünen<br />

müssen sich entscheiden, ob sie den<br />

Verbrennungsmotor generell bekämpfen<br />

oder saubere klimaneutrale<br />

Mobilität erreichen wollen.“<br />

UnionsfraktionsvizeUlrich Lange<br />

(CSU) sagte, der Transformationsprozess<br />

hin zum emissionsfreien<br />

„Verbote einzelner Antriebsarten<br />

führen in die ökonomische,<br />

ökologische und soziale<br />

Sackgasse.“<br />

Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie<br />

Auto vonmorgen könne nicht durch<br />

Verbote gelingen: „Wir setzen auf einen<br />

Mix aus innovativer Forschung<br />

und unterstützen vielversprechende<br />

Technologien für neue Antriebsarten<br />

für Pkw und Lkw.“<br />

Die Automobilindustrie sieht es<br />

ähnlich. „Mit Verboten lässt sich die<br />

Zukunft nicht gestalten“, sagte Bernhard<br />

Mattes, Präsident des Verbandes<br />

der Automobilindustrie (VDA),<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Während die<br />

deutsche Automobilindustrie mit<br />

Hardliner gesucht<br />

IMAGO IMAGES/STEFAN SCHMIDBAUER<br />

hohem Engagement in die Mobilität<br />

der Zukunft investiert, greifen die<br />

Grünen in die Mottenkiste alter Parteitagsanträge,die<br />

bereits 2016 sangund<br />

klanglos in die Schublade gelegt<br />

wurden.“ Mattes sagte, die Forderung<br />

nach einem Ende des Verbrenners<br />

im Jahr 2030 enthalte„planwirtschaftliche<br />

Elemente“, die weder<br />

den technologischen Fortschritt<br />

noch die Bedürfnisse der Kunden<br />

berücksichtigen würden.<br />

Selbst Unternehmen, die sich sehr<br />

ambitionierte Ziele zur Elektromobilität<br />

setzten, würden davon ausgehen,<br />

dass im Jahr 2030 noch ein Großteil<br />

der Neuwagen mitVerbrennungsmotor<br />

fahren werde, meist als Plugin-Hybrid,<br />

so der VDA-Chef. Zudem<br />

habe der klassische Verbrennungsmotor<br />

noch ein Effizienzpotenzial<br />

von weiteren 20 bis 30 Prozent: „Verbote<br />

einzelner Antriebsarten führen<br />

in die ökonomische,ökologische und<br />

soziale Sackgasse.“<br />

Bundesverkehrsminister Andreas<br />

Scheuer warnt unterdessen voreiner<br />

einseitigen Förderung von Elektromobilität.<br />

Es sei „komplett falsch“,<br />

sagte der CSU-Politiker mit Blick auf<br />

Forderungen von VW-Chef Herbert<br />

Diess, voll auf Elektromobilität zu<br />

setzen. Mankönne heute noch nicht<br />

sagen, welches in zehn Jahren das<br />

beste Antriebskonzept sei. Es müsse<br />

auch die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie<br />

gefördert<br />

werden.<br />

Donald Trump hat seine Heimatschutzministerin entlassen. In der Flüchtlingspolitik agierte sie ihm nicht radikal genug<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

Einen ersten Entwurf ihres Rücktrittsschreibens<br />

hatte sie schon<br />

vor einem Jahr angefertigt, nachdem<br />

Donald Trump sie im Kabinett bloßgestellt<br />

hatte. Doch der Brief blieb in<br />

der Schublade und Heimatschutzministerin<br />

Kirstjen Nielsen versuchte,<br />

den Forderungen ihres Chefs nach einer<br />

scharfen Anti-Einwanderungspolitik<br />

zu entsprechen. Arglos folgte die<br />

46-Jährige nach amerikanischen Medienberichten<br />

am Sonntag einer Einladung<br />

ins Weiße Haus. Dreißig Minuten<br />

später war sie ihren Joblos.<br />

Der von Trump erzwungene<br />

Rücktritt der Frau, die für die innere<br />

Sicherheit des Landes zuständig war<br />

und eine Mammutbehörde mit<br />

240 000 Beschäftigten leitete, verdeutlicht<br />

die wachsende Frustration<br />

des Präsidenten über sein Versagen,<br />

die illegale Einwanderung in die USA<br />

zu stoppen und damit sein wichtigstes<br />

Wahlversprechen einzulösen.<br />

Nachdem die Zahl der illegalen<br />

Grenzübertritte 2018 auf einen Tiefstand<br />

gefallen war, steigt sie in diesem<br />

Jahr markant an. Im Februar<br />

wurden 76 000 Einwanderer an der<br />

südlichen Grenze zuMexiko aufgegriffen<br />

–18000 mehr als einen Monat<br />

zuvor. ImMärz dürften es etwa<br />

100 000 gewesen sein. „Unser Land<br />

ist VOLL!“, twitterte Trump wütend.<br />

Doch jenseits seiner immer extremeren<br />

Verbalattacken, in denen er<br />

Asylbewerber pauschal als Kriminelle,<br />

Vergewaltiger und Drogenschmuggler<br />

oder gar als Tiereverunglimpft,<br />

hat der Präsident wenig erreicht.<br />

Sein Milliarden-Plan für eine<br />

Mauer zu Mexiko scheiterte im Kongress.<br />

Zwar leitet der Präsident nach<br />

der Ausrufung des nationalen Notstands<br />

nun Gelder aus anderen<br />

Haushalten um, aber die Baumaßnahmen<br />

kommen nur langsam<br />

voran. Seine Androhung, die Grenzübergänge<br />

komplett zu schließen,<br />

löste wegen der katastrophalen Wirkung<br />

für den Handel im eigenen Lager<br />

Entsetzen aus. „Man kann sich<br />

kaum einen selbstzerstörerischen<br />

Plan vorstellen“, schrieb das konservative<br />

Wall Street Journal. Kurz darauf<br />

machte Trump einen Rückzieher.<br />

Experten zweifeln auch am Sinn des<br />

Einfrierens der Entwicklungshilfe für<br />

mehrere mittelamerikanische Staaten,<br />

weil dadurch die Fluchtursachen<br />

noch verschlimmertwerden.<br />

Null-Toleranz-Politik<br />

Trumps Unmut über seine Erfolglosigkeit<br />

hatte sich wiederholt an Nielsen<br />

entladen. DieMinisterin war freilich<br />

weder für die Mauer zuständig,<br />

noch konnte sie etwas an der Unterbesetzung<br />

der Gerichte ändern, wegen<br />

derer Asylverfahren teilweise<br />

mehrere Jahre dauern. Zwar widersetzte<br />

sich Nielsen der verfassungswidrigen<br />

Forderung von Trump, den<br />

Flüchtlingen den Zugang zum Asyl zu<br />

versperren. Doch exekutierte sie im<br />

vorigen Sommer willfährig die sogenannte<br />

Null-Toleranz-Politik an der<br />

Grenze und ließ mehr als 2700 Kinder<br />

vonihren Elterntrennen.<br />

Entsprechend wenig Bedauern<br />

löste Nielsens Rauswurf bei den Demokraten<br />

aus. Nancy Pelosi, die<br />

Sprecherin des Repräsentantenhauses,allerdings<br />

warnte zugleich: „Es ist<br />

höchst alarmierend, dass ein Regie-<br />

rungsmitglied, das Kinder in Käfige<br />

sperren ließ, zurücktreten muss, weil<br />

es nach dem Geschmack des Weißen<br />

Hauses nicht radikal genug ist.“<br />

Trumps Sprecherin Sarah Sanders<br />

teilte am Montag mit, auch der<br />

Nielsen unterstellte Direktor des Secret<br />

Service, Randolph Alles, werde<br />

in Kürze seinen Posten räumen.<br />

Diejüngste Personalrochade deutet<br />

darauf hin, dassTrump einen noch<br />

radikaleren Kurs in der Einwanderungspolitik<br />

fahren will. Vergangene<br />

Woche hatte er den Kandidaten für<br />

die Leitung der Fremdenpolizei ICE,<br />

die für die Abschiebung von Ausländernohne<br />

Papiereverantwortlich ist,<br />

zurückgezogen. Er wolle einen Polizeichef,<br />

der „härter“ ist, erklärte<br />

Trump.InWashington wirddie Radikalisierung<br />

auf den wachsenden Einfluss<br />

des Trump-Beraters und Anti-<br />

Einwanderungsideologen Stephen<br />

Miller zurückgeführt. Der nun ernannte<br />

kommissarische Chef des<br />

Heimatschutzministeriums, Kevin<br />

McAleenan, gilt alsTechnokrat. Er soll<br />

den Jobvorübergehend ausüben, bis<br />

der passende Hardliner gefunden ist.<br />

Weg<br />

mit der<br />

Kohleenergie<br />

„Fridays for Future“ legt<br />

Forderungskatalog vor<br />

Die Klimaschutzbewegung „Fridays<br />

for Future“ erhöht den<br />

Druck auf die Politik: Am Montag legten<br />

die Aktivisten im <strong>Berliner</strong> Naturkundemuseum<br />

erstmals einen Katalog<br />

mit konkreten Forderungen vor.<br />

Darin verlangen sie eine Steuer auf<br />

das Treibhausgas CO 2 ,den Ausstieg<br />

aus der Kohleenergie bis 2030 und<br />

eineVerringerung der Emissionen bis<br />

2035 auf „Netto-Null“. Die Schülerstreiks<br />

sollen so lange weitergehen,<br />

bis die Politik konkrete Maßnahmen<br />

beim Klimaschutz ergreife. „Solange<br />

das nicht passiert, können wir nicht<br />

aufhören zu streiken“, sagte der Klimaaktivist<br />

Sebastian Grieme. Erwar<br />

einer der Vertreter von „Fridays for<br />

Future“, die bei einer Pressekonferenz<br />

die Grundsatzforderungen der<br />

Bewegung vorstellten.<br />

Der Forderungskatalog war nach<br />

Angaben der Aktivisten in bundesweiten<br />

Arbeitsgruppen von Schülern<br />

und Studenten in Abstimmung mit<br />

Wissenschaftlern ausgearbeitet worden.<br />

DieKlimaaktivisten wollen ihren<br />

wachsenden Einfluss nutzen, um die<br />

Politik zum sofortigen Handeln zu<br />

bewegen. Nach ihren Vorstellungen<br />

sollten die politisch Verantwortlichen<br />

erste Maßnahmen bereits bis Jahresende<br />

umsetzen: Jedes vierte Kohlekraftwerk<br />

solle abgeschaltet werden,<br />

die Subventionen für fossile Energieträger<br />

sollten auslaufen und der Ausstoß<br />

des Treibhausgases CO 2 solle besteuert<br />

werden –mit 180 Euro pro<br />

Tonne. „Eine so hohe Steuer würde<br />

klimaschädliches Handeln schnellstens<br />

beenden“, sagte Grieme. Nur<br />

durch konkrete und schnelle Maß-<br />

Sebastian Grieme (2. v. l.) und weitere Klimaaktivisten<br />

im Naturkundemuseum DPA<br />

nahmen könnten die Pariser Klimaschutzziele<br />

verwirklicht werden.<br />

Ziel der Bewegung sei es, Politik<br />

„bis zur höchsten Ebene“ zu beeinflussen,<br />

sagte der Aktivist Linus Steinmetz.<br />

DieKlimaschützer sehen es dabei<br />

nicht als ihreAufgabe an zu sagen,<br />

auf welcheWeise ihreForderungen in<br />

die Realität umgesetzt werden könnten.„Den<br />

geeignetstenWegzufinden,<br />

ist die Aufgabe der Politik in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Wissenschaft,<br />

und nicht die der jungen Generation“,<br />

heißt es in dem Forderungskatalog.<br />

Auf die Schulstreiks wollen die<br />

Aktivisten auch in Zukunft nicht verzichten:<br />

„Wir streiken, bis ersichtlich<br />

ist, dass das 1,5-Grad-Ziel erreicht<br />

wird“, sagte Steinmetz. DasZiel einer<br />

Begrenzung der Erderwärmung auf<br />

1,5 Grad war im Klimaabkommen<br />

vonParis 2015 beschlossen worden.<br />

Seit Wochen boykottieren junge<br />

Menschen in etlichen Ländern weltweit<br />

einmal pro Woche den Unterricht,<br />

um gegen ausbleibende Klimaschutzmaßnahmen<br />

zu protestieren.<br />

Ausgelöst wurde „Fridays for Future“<br />

durch die 16-jährige Schwedin Greta<br />

Thunberg, die im Sommer 2018 mit<br />

dem Schulstreik begann.<br />

Oppositionsvertreter unterstützten<br />

die Forderungen der Bewegung.<br />

Derklimapolitische Sprecher der Linken<br />

im Bundestag, Lorenz Gösta Beutin,<br />

sprach von einem „notwendigen<br />

Weckruf an die tatenlose Bundesregierung“.<br />

CDU-Generalsekretär Paul<br />

Ziemiak kündigte an, Vertreter von<br />

„Fridays for Future“ und andere Klimaaktivisten<br />

zum Gespräch in die<br />

Parteizentrale einzuladen. (AFP)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Letzte Charme-Offensive<br />

Brüssel und London hoffen aufeinenBrexit-DurchbruchindieserWoche. Am Dienstag reistPremierministerin May für Gespräche noch einmalnachBerlin und Paris<br />

VonKatrin Pribyl, London<br />

Immerhin passt es in die Zeit<br />

kurzvor Ostern,dass im Königreich<br />

gerade besonders viel von<br />

Wunderndie Rede ist. Als nichts<br />

anderes wirdesbezeichnet, dass Premierministerin<br />

Theresa May und die<br />

Spitzeder Labour-Opposition derzeit<br />

nicht nur miteinander nach einem<br />

Wegaus der Brexit-Sackgasse suchen,<br />

sondern sogar positiv über ihre Zusammenarbeit<br />

sprechen.<br />

Erst am Sonntag –die gläubige Regierungschefin<br />

Mayhatte am Morgen<br />

noch die Messe in ihrem idyllischen<br />

Wohnort Sonning besucht –wandte<br />

sie sich in einer überraschend persönlichen<br />

Video-Botschaft an die Nation<br />

und rechtfertigte ihre neue Strategie.<br />

Sie wirkte locker, für ihre Verhältnisse<br />

fast gelöst. Es gebe keine<br />

Anzeichen dafür,dass ihr mit Brüssel<br />

ausgehandeltes Austrittsabkommen<br />

in der nahen Zukunft vomParlament<br />

gebilligt werden könnte,sagte May.<br />

Das war noch milde ausgedrückt,<br />

dreimal fiel der Deal krachend durchs<br />

Unterhaus.„Ich musste einen neuen<br />

Ansatz wählen.“ Die Regierungschefin<br />

klang dabei „endlich einmal nicht<br />

wie ein Roboter“, lobten etliche Beobachter.<br />

Standen die Premierministerin<br />

und der linke Labour-Chef Jeremy<br />

Corbyn bei ihren Verhandlungen<br />

über die Zukunft des Landes kurz<br />

voreiner Einigung?<br />

Am Montag schien die friedliche<br />

Fassade schon wieder zu bröckeln.<br />

„Im Moment erkennen wir nicht,<br />

dass die Regierung ihre Position geändert<br />

hat“, sagte der Schatten-Brexit-Minister<br />

Keir Starmer amVormittag<br />

und verwies auf die roten Linien<br />

von May, nach denen das Land sowohl<br />

Binnenmarkt als auch Zollunion<br />

verlassen soll. Die Gespräche<br />

sollten am späten Nachmittag wieder<br />

aufgenommen werden. Dabei<br />

drängt die Zeit.<br />

Bitte um Aufschub<br />

May muss bis Mittwoch mit einem<br />

Plan für das weitere Vorgehen aufwarten.<br />

Am Mittwochabend kommen<br />

die Staats- und Regierungschefs<br />

in Brüssel zu einem Sondergipfel<br />

zusammen und entscheiden über<br />

die Bitte aus London, den Brexit-Termin<br />

abermals zu verschieben.<br />

Als Datum für die EU-Parlamentswahl<br />

hat die britische Regierung<br />

inzwischen den 23. Mai festgelegt.<br />

Der offizielle Auftrag für den<br />

Wahltag sei dem Parlament vorgelegt<br />

worden, sagte eine Regierungssprecherin<br />

am Montag. Es bleibe allerdings<br />

„die Absicht der Regierung,<br />

die EU mit einem Abkommen zu verlassen<br />

und vordem 22. Maidie dafür<br />

notwendigen Gesetzezuverabschieden,<br />

so dass wir nicht teilnehmen<br />

müssen“. May hatte zuletzt um einen<br />

erneuten Aufschub des Austrittsdatums<br />

bis zum 30. Juni gebeten.<br />

EU-Ratspräsident Donald Tusk<br />

hatte eine Verzögerung von bis zu<br />

zwölf Monaten vorgeschlagen –mit<br />

Theresa Maywill sowohl Deutschland als auch Frankreich überzeugen.<br />

GETTY IMAGES/TAYLOR<br />

der Option für Großbritannien, die<br />

EU früher zu verlassen, wenn sich<br />

das Parlament auf ein Brexit-Abkommen<br />

einigt. Aber vor allem fordern<br />

die 27 verbleibenden EU-Mitgliedsstaaten<br />

eine Ansage von May,<br />

was die Briten denn eigentlich mit<br />

der gewonnenen Zeit anfangen wollen<br />

und wie sie gedenken, den Brexit<br />

umzusetzen. Brüssel möchte verhindern,<br />

dass sich die Brexit-Saga ohne<br />

neuen Plan ins Unendliche hinzieht.<br />

Europaskeptische Hardliner<br />

Doch würden sich die Konservativen<br />

tatsächlich zu einer weiteren Mitgliedschaft<br />

in der Zollunion bekennen,<br />

wie die Opposition fordert? Oder<br />

kommt am Ende Corbyn, der Vorsitzende<br />

der in der Europafrage ebenfalls<br />

gespaltenen Labour-Partei, in die<br />

Bredouille? Die Forderungen von sozialdemokratischen<br />

Abgeordneten<br />

nach einem zweiten Referendum<br />

werden zunehmend lauter.<br />

Unter dem größten Druck steht jedoch<br />

Premierministerin May. Zumeinen<br />

meutern die europaskeptischen<br />

Hardliner in den eigenen Tory-Reihen,<br />

die Mays Angebot an Labour als<br />

„Verrat“ verurteilen und unbedingt<br />

verhindern wollen, dass das Königreich<br />

an den EU-Parlamentswahlen<br />

teilnimmt. Zum anderen aber hängt<br />

das No-Deal-Damoklesschwert über<br />

der Insel. Ohne Durchbruch beim<br />

Gipfel scheidet das Land an diesem<br />

Freitag ohne Vertragund ohne Übergangsphase<br />

aus der Union aus.Einen<br />

ungeordneten Brexit betrachten die<br />

meisten sowohl im Königreich als<br />

auch auf dem Kontinent als Katastrophe,<br />

wirtschaftlich, sicherheitspolitisch,<br />

in Bezug auf die Grenzfrage auf<br />

der Irischen Insel und was die Rechte<br />

der EU-Bürger angeht.<br />

Kurz vor dem EU-Sondergipfel<br />

reist May an diesem Dienstag nach<br />

Berlin für erneute Gespräche mit<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel, die<br />

mehrmals betont hat, „bis zur letzten<br />

Stunde“ für einen geordneten<br />

Brexit kämpfen zu wollen. Während<br />

die Deutschen große Geduld mit<br />

dem Königreich andeuten, scheint<br />

Frankreich deutlich schwieriger zu<br />

überzeugen zu sein. Staatspräsident<br />

Emmanuel Macron präsentiert sich<br />

seit Wochen skeptisch gegenüber einer<br />

langen Verzögerung der Scheidungsfrist.<br />

Weil die 27 Staats- und Regierungschefs<br />

am Mittwoch aber einstimmig<br />

einem erneuten Aufschub<br />

zustimmen müssen, versucht Theresa<br />

May eine letzte Charme-Offensive.<br />

Nach Merkel trifft sie auch Macron<br />

inParis. Obdiese Last-Minute-<br />

Tripsinder festgefahrenen Situation<br />

helfen, wirdsicherst beim Gipfel zeigen.<br />

Es ist die Woche der Entscheidung<br />

–wiedereinmal.<br />

Katrin Pribyl hofft auf einen<br />

Durchbruch –und wenn er<br />

nur dem Durchatmen dient.<br />

EU fordert Ende der<br />

Kämpfe in Libyen<br />

Flughafen der Hauptstadt Tripolis bombardiert<br />

Nach tagelangen Kämpfen rund<br />

um die libysche Hauptstadt Tripolis<br />

sind in der Region nach Angaben<br />

der Vereinten Nationen 3400<br />

Menschen auf der Flucht. Der einzige<br />

intakte Flughafen der Stadt<br />

wurde am Montag nach einem Luftangriff<br />

vorerst geschlossen. Der abtrünnige<br />

libysche General Chalifa<br />

Haftar ignorierte alle Appelle der internationalen<br />

Gemeinschaft, seine<br />

Offensive zubeenden. Am Montag<br />

lieferten sie sich rund um die Hauptstadt<br />

neue Gefechte mit den Truppen<br />

der international anerkannten<br />

Regierung, die dort ihren Sitz hat.<br />

Auch aus dem weiter östlich gelegenen<br />

Wadi Rabi wurden Kämpfe gemeldet.<br />

Bei den Kämpfen sind nach<br />

Regierungsangaben bisher mindestens<br />

35 Menschen getötet worden.<br />

Etwa 40 weitereMenschen seien seit<br />

Beginn der Offensive verletzt worden,<br />

teilte das Gesundheitsministerium<br />

am Sonntagabend mit. Unter<br />

den Opfernbefänden sich auch Zivilisten.<br />

Haftars sogenannte Libysche<br />

Nationalarmee (LNA) hatte am<br />

Sonnabend von14Toten in den eigenen<br />

Reihen gesprochen.<br />

Seit Donnerstag rückt die LNA auf<br />

Tripolis vor. Haftar gilt als mächtigster<br />

Gegenspieler von Ministerpräsident<br />

Favus al-Sarradsch. Dessen Regierung<br />

der nationalen Einheit in<br />

Tripolis wird international anerkannt.<br />

Das libysche Parlament hat<br />

seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs<br />

2014 seinen Sitz im ostlibyschen Torus.<br />

Im Osten und Süden des Landes<br />

kontrolliert der mit dem Parlament<br />

verbundene General Haftar die<br />

größten Gebiete.<br />

Die Vereinten Nationen warnten<br />

vor einer weiteren Eskalation der Situation.<br />

Auch die EU hat ein Ende<br />

der Kämpfe in Libyen gefordert. Alle<br />

Seiten müssten „eine militärische<br />

Eskalation vermeiden“, sagte die<br />

EU-Außenbeauftragte Federica<br />

Mogherini. Die Vereinten Nationen<br />

hatten zuvor angekündigt, an einer<br />

für Mitte April geplanten Versöhnungskonferenz<br />

festzuhalten.<br />

Auch Russland rief die Konfliktparteien<br />

zur militärischen Zurückhaltung<br />

auf. Ein weiteres „Blutvergießen<br />

und der Todvon Zivilisten“<br />

müssten verhindert werden, sagte<br />

Kreml-Sprecher Dmitri Pestos in<br />

Moskau. DieUSA hatten zuvor einen<br />

sofortigen Stopp vonRafters Militäroffensive<br />

gefordert. „Der einseitige<br />

militärische Feldzug gegen Tripolis<br />

gefährdet Zivilisten und untergräbt<br />

die Aussichten auf eine bessere Zukunft<br />

für alle Libyer“, so US-Außenminister<br />

Mike Pompeji. (dpa, AFP)<br />

Fossilfrei leben<br />

innerhalb einer<br />

Generation.<br />

Begleiten Sie uns auf dem Wegdorthin:<br />

vattenfall.de/fossilfrei<br />

Suwara Sabrata Mittelmeer<br />

TUNESIEN Tripolis<br />

Baida<br />

Misrata<br />

Bengasi Tobruk<br />

Nalut<br />

Sintan Sirte<br />

Adschabija<br />

Ras Lanuf<br />

Sabha LIBYEN<br />

Mursuk<br />

ALGERIEN<br />

ÄGYPTEN<br />

Gebiet Einfluss<br />

unter (dünn<br />

Kontrolle besiedeltes<br />

Gebiet)<br />

Libysche Nationale<br />

Armee (LNA) unter<br />

General Haftar<br />

und Verbündete<br />

International unterstützte<br />

Einheitsregierung<br />

(GNA)<br />

und Verbündete<br />

Stamm der Tubu<br />

und Verbündete<br />

NIGER<br />

200 km<br />

TSCHAD<br />

SUDAN<br />

Tuareg-Kämpfer<br />

IS-Miliz<br />

BLZ/GALANTY; QUELLEN: RISK INTELLIGENCE, AFP


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

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Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

9.1.19<br />

9.1.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 11963,40 (–0,39 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

9.1.19<br />

Stand der Daten: 08.04.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

8.4.19<br />

▲ 71,07 (+0,84 %)<br />

8.4.19<br />

▲ 1,1246 (+0,12 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom08.04.zum Vortag<br />

RocketInternet 23,38 +2,54 WWWWWWW<br />

Henkel Vz. 90,72 +2,49 WWWWWWW<br />

Dialog Semic. NA 30,45 +2,32 WWWWWWW<br />

Airbus 120,94 +1,92 WWWWWW<br />

Knorr-Bremse 94,15 +1,45 WWWWW<br />

MTUAero Engines 211,00<br />

Verlierer<br />

+1,20 WWWW<br />

8.4.19<br />

aus DAXund MDAX vom08.04.zum Vortag<br />

ProSiebenSat.1 13,72 WWWWWWWWWWW –3,92<br />

1&1 Drillisch 32,88 WWWWWWWWWW –3,52<br />

United Internet NA 34,18 WWWWWWWWW –3,26<br />

Dt. Wohnen Inh. 41,00 WWWWWWWWW –3,12<br />

RTL Group 49,48 WWWWWWWWW –2,98<br />

Commerzbank 7,35 WWWWWWW –2,40<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 08.04. ±% z. 05.04.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –0,27<br />

3596/2909 3438,06<br />

CAC 40(FR) – 0,08<br />

5657/4556 5471,78<br />

S&P UK(UK) +0,13<br />

1590/1323 1510,78<br />

RTS (RU) +1,17<br />

1244/1033 1240,16<br />

IBEX (ES) –0,76<br />

10291/8286 9437,70<br />

Dow Jones (US) –0,36<br />

26952/21713 26328,88<br />

Bovespa (BR) –0,12<br />

100439/69069 96995,56<br />

Nikkei (JP) – 0,21<br />

24448/18949 21761,65<br />

Hang Seng (HK) +0,34<br />

31593/24541 30058,80<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,59<br />

1590/1350 1574,53<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */**<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

NIBC Direct */**<br />

akbank.de 0,75 0,75 0,75<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

RaboDirect */**<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

Bank11<br />

bank11.de 0,55 0,55 0,55<br />

ING *<br />

ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,03 0,03 0,03<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,18 0,18 0,18<br />

*Neukunden<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

Der Preisfür ein Fass Rohöl dürfte in den nächsten Wochen weiter steigen,sagen Analysten.<br />

Erster Härtetest für den Luftverkehr in diesem Jahr<br />

Osterferien werden zur Bewährungsprobe–Flughäfen und Airlineswollenvielesbesser machen als 2018<br />

Von Christian Ebner<br />

Inden kommenden Tagen wird es<br />

ernst an den deutschen Flughäfen.<br />

Wenn zum bevorstehenden Wochenende<br />

die Osterferien in allen<br />

größeren Bundesländern beginnen,<br />

drängen schon ab Donnerstag Hunderttausende<br />

Passagiere gleichzeitig<br />

an die Gates.<br />

Weil der große Andrang im vergangenen<br />

Sommer zum beträchtlichen<br />

Chaos in Europas Luftraum beigetragen<br />

hat, soll in dieser Saison alles<br />

besser werden –das haben zumindest<br />

Fluggesellschaften, Behörden<br />

und Flughäfen versprochen.<br />

Doch weiter bestehende Personalengpässe<br />

bei der Flugsicherung und<br />

neue Probleme beim Fluggerät lassen<br />

keine Euphorie aufkommen.<br />

Global unterversorgt<br />

Rohöl und Benzin werden teurer.Die Krisen in Venezuela und Libyen wirken sich aus<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Klage: US-PräsidentDonald<br />

Trump hatAngst,<br />

Rückhalt bei seinen<br />

automobilaffinen Wählern<br />

zu verlieren. Seine<br />

Regierung bastelt an<br />

Gesetzen, die es möglich<br />

machensollen,<br />

Opec-Länder wegen<br />

ihrer Absprachen zu<br />

verklagen. DasProjekt<br />

läuft unterdem Schlagwort<br />

„Nopec“.<br />

Liegt es am Osterhasen? Früher<br />

war die These beliebt,<br />

dass mit den nahenden<br />

Feiertagen die Spritpreise<br />

von den Tankstellenbetreibern nach<br />

oben getrieben werden. Weil sich<br />

Deutschland mit dem Pkw in BewegungsetztunddeshalbdieNachfrage<br />

nach Benzin und Diesel steigt.<br />

Fest steht, dass der Durchschnittspreis<br />

für Super E10 Ende Januar<br />

im Schnitt noch bei 1,30 Euro<br />

pro Liter lag. Danach ging es nach<br />

oben. In der vergangenen Woche<br />

dem ADAC zufolge noch einmal<br />

deutlich, und zwar um 2,6 Cent. Gerade<br />

wurde nach den Daten des<br />

Internetportals „finanzen.net“ die<br />

Marke von 1,40 Euro geknackt. Die<br />

Autofahrerlobbyführtdies aber nicht<br />

auf den Osterhasen, sondernauf die<br />

„zuletzt wieder gestiegenen Rohölpreise“<br />

zurück. Branchenkenner gehen<br />

davon aus, dass sich Aufschläge<br />

an den internationalen Rohstoffbörsen<br />

mit einer Verzögerung von vier,<br />

fünf Tagen in Erhöhungen an der<br />

Tankstelle übersetzen. Das bedeutet<br />

für diese Woche,dass Autofahrer tiefer<br />

in die Tasche greifen müssen.<br />

Die für den europäischen Markt<br />

maßgebliche SorteBrent notierte am<br />

Montagnachmittag bei knapp 71<br />

Dollar pro Fass –der höchste Wert<br />

seit etwa einem halben Jahr.Für Spekulanten,<br />

die auf steigende Preise gewettet<br />

hatten, war das erste Quartal<br />

des Jahres 2019 eines der erfolgreichsten<br />

im vergangenen Jahrzehnt.<br />

Noch an Weihnachten 2018 kostete<br />

das Fass 50 Dollar.Dabei wirdallenthalben<br />

von konjunkturellen Dellen<br />

und drohenden Krisen geredet. Ein<br />

langsameresWachstumodergareine<br />

schrumpfende Wirtschaft müssten<br />

eigentlich die Nachfrage nach dem<br />

sogenanntenschwarzenGoldverringern<br />

und damit die Preise drücken.<br />

Jahrelang galt denn auch die Formel,<br />

dass die Nachfrage das Auf und Ab<br />

bestimmt. Insbesondere der Bedarf<br />

der Schwellenländer nach Treib- und<br />

Brennstoff war dominierend.<br />

Doch die Dinge haben sich gedreht:<br />

„Aktuell bestimmt nicht die<br />

Nachfrage,sonderndas Angebot das<br />

TRUMP BANGT UM WÄHLER<br />

Reaktion: Die Saudis<br />

drohen nun, dassihr Öl<br />

künftig aufden Weltmärktennichtmehr<br />

in<br />

Dollargehandelt werden<br />

könnte–was den<br />

USAbisher viele Vorteile<br />

brachte,etwaeine Sicherheit<br />

gegen Verschiebungen<br />

derWährungsrelationen.<br />

Darunter<br />

leiden indes die<br />

Autofahrer in derEU.<br />

Prognose: Wielange der<br />

Preisauftrieb auf dem<br />

Ölmarkt anhält,ist<br />

schwerzusagen.Ein<br />

Treffen der Opec mit<br />

den alliierten Ölstaaten,<br />

das eigentlich für den<br />

17.April geplant war,<br />

wurde abgesagt. So gilt<br />

die zusammengestutzte<br />

Förderung der Opec<br />

mindestens bis Ende<br />

Juni.<br />

Geschehen am Ölmarkt“, sagte Eugen<br />

Weinberg, Rohstoffexperte der<br />

Commerzbank, dem Redaktions-<br />

Netzwerk Deutschland (RND). Da<br />

gebe es einerseits die freiwilligen Beschränkungen<br />

von Saudi-Arabien<br />

und Russland, aber auch von Kanada.<br />

Im November hatte die Organisation<br />

erdölexportierender Länder<br />

(Opec) beschlossen, rund 800000<br />

Fass weniger pro Tag zu pumpen –<br />

was fast zur Hälfte vonden Saudis getragen<br />

wird. Eine weitereMinderung<br />

kommt voneiner Reihe vonLändern,<br />

die nicht zum Kartell gehören. Allein<br />

Russland reduziert um230000 Fass.<br />

Die Einschränkungen werden bislang<br />

mit Disziplin eingehalten.<br />

Auf einem Luftfahrtgipfel hatten<br />

die Beteiligten Ende März inHamburg<br />

konkrete Schritte angekündigt,<br />

zugleich aber Erwartungen gedämpft.<br />

„Indiesem Sommer können<br />

wir noch nicht alle glücklich machen“,<br />

erklärte Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer (CSU) hinterher<br />

und sprach vonunvermeidbaren<br />

„Ruckeleien“. Nach Einschätzung<br />

der Deutschen Flugsicherung (DFS)<br />

wird der Flugverkehr im deutschen<br />

Luftraum auch in diesem Jahr wachsen,<br />

und zwar um 4Prozent nach<br />

dem Rekordwert von 3,4 Millionen<br />

Flugbewegungen im Chaosjahr 2018.<br />

Der Flughafenverband ADV sieht<br />

seine Mitglieder gut vorbereitet: Allerorten<br />

werde das Personal aufgestockt,<br />

Prozesse würden verbessert.<br />

AuchwerdedenbisherbeengtenPassagier-<br />

und Handgepäckkontrollen<br />

mehr Platz eingeräumt. DieBundespolizei<br />

hat in den vergangenen Monaten<br />

erfolgreich neue Kontrollspurengetestet,<br />

die mit einfachen Konstruktionen<br />

die Zahl der stündlich zu<br />

kontrollierenden Passagieremehrals<br />

verdoppeln kann.<br />

Einziger Haken: Diese neuen<br />

Kontrollspuren stehen mit wenigen<br />

Ausnahmen nirgendwo zur Verfügung.<br />

Am größtendeutschen Flughafen<br />

in Frankfurtwirdfür sieben neue<br />

Spuren ein eigener Anbau errichtet,<br />

der aber frühestens im Sommer bereit<br />

ist. Bis dahin setzen die Beteiligten<br />

auf Verbesserungen im Detail.<br />

Der Frankfurter Flughafenchef<br />

Stefan Schulte hält ohnehin an der<br />

Forderung fest, die von der Bundespolizei<br />

angeleiteten privaten Kont-<br />

FOTO: JAN-PHILIPP STROBEL/DPA<br />

Seinerzeit wurde außerdem beschlossen,<br />

dass die Restriktionen für<br />

Venezuela und Libyen nicht gelten –<br />

wegen der politischen Krisen in den<br />

beiden Staaten. Doch in dem mittelamerikanischen<br />

Land ist die Lage inzwischen<br />

so prekär, dass die staatlicheÖlfirmagarnichtmehrsovielfördernkann,wie<br />

siedarf.In Libyensind<br />

Kämpfe zwischen der international<br />

anerkannten Regierung und der Rebellenarmee<br />

um Khalifa Haftar aufgeflammt.<br />

Die Rohölproduktion hat<br />

das zwar noch nicht unmittelbar beeinflusst.<br />

Vorige Woche wurde laut<br />

Finanzagentur Bloomberg mit<br />

1,1MillionenFasstäglichsogarungewöhnlich<br />

viel gepumpt. Doch die Akteure<br />

an den Rohstoffbörsen befürchten,<br />

dass sich dies beinahe<br />

stündlich ändernkönnte.<br />

Die verschiedenen Faktoren zusammengenommen<br />

führen nach<br />

Weinbergs Analysen dazu, „dass wir<br />

aktuell eine weltweite Unterversorgung<br />

von rund 500000 Fass pro Tag<br />

haben.“ Die Kurzfristprognose des<br />

Experten der Commerzbank fällt<br />

denn auch wie folgt aus: „In den<br />

nächsten Monaten könnte der Brentpreis<br />

auf 75 Dollar pro Fass oder höher<br />

steigen.“ Denn der Ölmarkt habe<br />

in den vergangenen Wochen eine<br />

starke Dynamik entwickelt, die nur<br />

eine Richtung kenne: aufwärts. Das<br />

habe mittlerweile „die Qualität einer<br />

sich selbst erfüllenden Prophezeiung<br />

angenommen“. Die Preise steigen,<br />

weil alle Akteure inder Branche erwarten,<br />

dass sie steigen.<br />

rolleure künftig selbst zu steuern.<br />

Beim Gipfel hatte es für einigen Unmut<br />

gesorgt, dass in Berlin die beiden<br />

bestellten Gutachten zu diesem sicherheitsrechtlich<br />

heiklen Thema<br />

immer noch nicht vorliegen.<br />

Die Airlines hatten mit ihren engen<br />

Flugplänen im vergangenen Jahr<br />

kräftig zu Verspätungen und Flugausfällen<br />

beigetragen, weil sie nach<br />

der Pleite von Air Berlin möglichst<br />

große Marktsegmente besetzen wollten.<br />

Lufthansa, ihre Tochter Eurowings,Condor<br />

und Co.haben sich im<br />

laufenden Jahr beschränkt und stellen<br />

deutlich mehr Reserveflugzeuge<br />

und Crews bereit. Allein der Lufthansa-Konzern<br />

wendet nach Angaben<br />

vonVorstand Detlef Kayser eine Viertelmilliarde<br />

Euro für einenstabileren<br />

Betrieb auf. (dpa)<br />

Firmengröße<br />

oft wichtiger<br />

als der Profit<br />

Studie zu chinesischen<br />

Übernahmen<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Gegen staatlich alimentierte Investoren<br />

aus China haben Interessenten<br />

aus dem Westen keine<br />

Chance, lautet eine weit verbreitete<br />

These.Als Beleg dienen spektakuläre<br />

Coups wie die kostspielige Übernahme<br />

des Augsburger Roboterbauers<br />

Kuka 2016 durch den chinesischen<br />

Hausgerätekonzern Midea, der die<br />

schwäbische Industrieperle damals<br />

mit 4,5 Milliarden Euro bewertethat.<br />

Aber solche Fälle sind die Ausnahme,<br />

hat eine internationale Forschergruppe<br />

ermittelt, zu der Clemens Fuest<br />

als Chef des Münchner Ifo-Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung zählt.<br />

Demnach kaufen Chinesen betont<br />

billig und tendenziell unprofitable<br />

Firmen ein. „Chinesische Investoren<br />

legen offenbar mehr Wert auf Größe<br />

statt Profitabilität und meiden so den<br />

Wettbewerb mit anderen Bietern“,<br />

betont Fuest.<br />

Mehr als 70000 grenzüberschreitende<br />

Fusionen von Firmen aus 92<br />

Ländernzwischen 2002 und 2018 hat<br />

die Studie unter die Lupe genommen.<br />

Sie ist also repräsentativ. In<br />

1900 Fällen kamen die Käufer aus<br />

China. In 171 Fällen haben sie deutsche<br />

Unternehmen übernommen.<br />

Dabei wurden folgende Strategien<br />

sichtbar:Zum einen sind vonchinesischen<br />

Investoren übernommene<br />

Firmen gemessen an ihrer Bilanzsumme<br />

siebenmal so groß wie Firmen,<br />

die vonInvestoren aus anderen<br />

Länderngekauft werden. Größe und<br />

nicht die technologische Nische ist<br />

für Chinesen also ein Leitkriterium.<br />

Zweitens ist die Verschuldungsquote<br />

vonFirmen, die Chinesen kaufen,<br />

im Vergleich zu allen anderen Investoren<br />

um 6,5 Prozentpunkte höher.Zugleich<br />

liege ihredurchschnittliche<br />

Profitabilität nahe null, während<br />

sich andereInvestoren auf profitable<br />

Unternehmen konzentrieren.<br />

Das chinesische Einkaufsverhalten<br />

widerspricht auch der oft geäußerten<br />

Befürchtung, dass chinesische<br />

Unternehmen mithilfe staatlicher<br />

Subventionen andere Investorensystematischüberbieten<br />

und aus<br />

dem Marktdrängen, schließt die Forschergruppe<br />

um Fuest. Bestätigt hat<br />

die Studie allerdings, dass Chinesen<br />

auch gezielt Unternehmen mit vielen<br />

Patenten schlucken.<br />

Neues Bild<br />

DiePräferenz für höher verschuldete<br />

und kaum profitable Unternehmen<br />

deute auf einen längeren Anlagehorizont<br />

und auch bessereFinanzierungsmöglichkeiten<br />

durch chinesische<br />

Banken, schließen die Forscher.<br />

Sie zeichnen damit in Teilen<br />

ein neues Bild chinesischer Investoren.<br />

DieDebatte über Firmenkäufer<br />

aus China werde oft auf Basis von<br />

Spekulationen geführt, kritisiert die<br />

Forschergruppe. Auch chinesische<br />

Zielbranchen hat sie sich genauer<br />

angesehen. Dabei wurde deutlich,<br />

dass chinesische Staatsfirmen sich<br />

auf den Agrarbereich und die Rohstoffgewinnung<br />

konzentrieren. Chinesische<br />

Privatunternehmen kaufen<br />

dagegen eher Firmen aus der<br />

Elektro- und Fahrzeugindustrie.<br />

Ifo-ChefClemensFuest<br />

FOTO: CHRISTINA SABROWSKY/DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

E-Antrieb<br />

auch für<br />

Baumaschinen<br />

Die Modellauswahl<br />

ist noch relativ klein<br />

Von Matthias Arnold<br />

Für rund 600000 Besucher ist es alle<br />

drei Jahre ein besonderes Erlebnis:<br />

Tonnenschwere riesige Minenfahrzeuge,<br />

Raupenkräne und<br />

Hydraulikbagger werden für die Baumaschinenmesse<br />

Bauma in München<br />

aufgefahren. Mit 614000 Quadratmeterngilt<br />

sie als die flächenmäßig<br />

größte Messe der Welt. Über Wochen<br />

rollen nach Angaben der Veranstalter<br />

rund 600 Schwertransporte<br />

und Tausende Lastwagen über die<br />

Autobahnen der Landeshauptstadt,<br />

um den Fuhrparkaufzubauen.<br />

Die riesigen Maschinen sind beeindruckend,<br />

doch die Hersteller<br />

und Kunden treibt vorallem das um,<br />

was unter all dem Metall, für den<br />

Laien nicht sichtbar, möglich<br />

ist: Elektrische Antriebe, vernetzte<br />

Maschinen, automatisierte Abläufe.<br />

Wie sämtliche Industriezweige beschäftigten<br />

diese Trends auch die<br />

Baumaschinenbranche. „Was die<br />

Baubranche angeht, so ist damit zu<br />

rechnen, dass das Thema insbesondereauf<br />

innerstädtischen Baustellen<br />

enorm an Bedeutung gewinnen<br />

wird“, teilte Liebherr mit.<br />

DasTempo gibt die Herstellerseite<br />

vor: „Auch wenn die Modellauswahl<br />

aktuell noch gering ist, kommen<br />

schrittweise neue batterieelektrische<br />

Fahrzeuge auf den Markt“, heißt es in<br />

einer Studie der Unternehmensberatung<br />

McKinsey. „Die beeindruckenden<br />

Fortschritte, die wir aktuell bei<br />

AutosundBussensehen,werdensich<br />

langfristig auch bei Bau- und Großmaschinen<br />

niederschlagen.“<br />

Skepsisinder Branche<br />

Doch anderesind skeptischer.Vor allem<br />

die Abnehmerseite bremst die<br />

Erwartungen. Batterieelektrische<br />

Antriebe würden bei großen Leistungsmaschinen<br />

nicht zum Einsatz<br />

kommen, sagt Dieter Schnittjer,VorstandbeimVerbandderBaubranche,<br />

Umwelt- und Maschinentechnik. Zu<br />

schwer seien die dafür notwendigen<br />

Batterien.<br />

„Elektrifizierung ist ja kein Selbstzweck“,<br />

sagt auch Johannes Fottner,<br />

Logistikprofessor an der TU München.<br />

„Sie muss günstiger sein als die<br />

herkömmlichen Antriebe, sie muss<br />

einfacher zu handhaben sein.“ Bei<br />

größeren Maschinen setzen die Hersteller<br />

daher zunächst auf Hybridantriebe.<br />

Die Elektromotoren werden<br />

dabei voneinem Dieselgenerator angetrieben.<br />

Vorallem bei großen Minenfahrzeugen<br />

sei dies schon vielerorts<br />

üblich, sagt Fottner.<br />

Dass die Kunden der Baumaschinenhersteller<br />

bei diesen Fragen so<br />

skeptisch sind, liegt aus seiner Sicht<br />

auch daran, dass sie vonden Kostenvorteilen<br />

bisher nicht überzeugt<br />

sind. „Ja, wir haben konservative<br />

Käufer,wir machen aber auch zu wenig<br />

Erklärungsarbeit“, sagt Fottner.<br />

Viel Aufklärungsarbeit scheint nötig,<br />

bis die Branche die Möglichkeiten<br />

der Digitalisierung voll ausschöpfen<br />

kann. Wirtschaftlichen Druck dürften<br />

die Beteiligten dazu derzeit kaum<br />

spüren. Trotz der sich abkühlenden<br />

Konjunktur ist ein Ende des Baubooms<br />

nicht in Sicht. (dpa)<br />

Die Bauma gilt flächenmäßigals größte<br />

Messe der Welt.<br />

FOTO: SVEN HOPPE/DPA<br />

„In Straßen und Schienen investieren“<br />

Ökonom Sebastian Dullien über Rezepte gegen den Abschwung und die Gefahr einer neuen Eurokrise<br />

Derzeit kommen fast täglich<br />

negative Nachrichten<br />

über die wirtschaftliche<br />

Entwicklung. Konjunktur,Strafzölle<br />

und Handelsstreitigkeiten<br />

werden auch das HauptthemaderFrühjahrstagungvonInternationalem<br />

Währungsfonds und Weltbank<br />

in dieser Woche sein. Sebastian<br />

Dullien, neuer Direktor des gewerkschaftsnahen<br />

Wirtschaftsforschungsinstituts<br />

IMK, fordert mehr<br />

Investitionen der Bundesregierung<br />

in Infrastruktur. Dort gebe es einen<br />

enormen Nachholbedarf.<br />

Herr Dullien, ist die Konjunktur noch<br />

zu retten?<br />

Wirhaben eine globale Abschwächung<br />

gesehen. Allerdings gibt es viele<br />

Hinweise auf eine Stabilisierung –<br />

auch in Deutschland. Die Hoffnung<br />

besteht, dass sich das Wachstum<br />

nach sehr schwachen Wintermonaten<br />

wieder beschleunigt. Auch weil<br />

die Bundesregierung sich mit einer<br />

Reihe vonAusgabensteigerungen expansiv<br />

verhält und zugleich die privaten<br />

Haushalte entlastet, etwa<br />

durch höheres Kindergeld.<br />

Aber auch IWF-Chefin Lagarde hat<br />

gerade viel von Unsicherheiten gesprochen.<br />

Da hat sie recht. Da gibt es Dinge,<br />

die unschön sind. DerBrexit kann ein<br />

Schock werden. Unsere Simulationenzeigenzwar,dass<br />

selbst ein harterBrexitfürDeutschlandbeherrschbar<br />

wäre, Großbritannien würde sehr<br />

hartgetroffen, Irland auch. DerHandelskonflikt<br />

schwelt, US-Präsident<br />

Trump muss im Maientscheiden, ob<br />

er Strafzölle gegen europäische Autobauer<br />

verhängt. Daswärefür Europa<br />

ein weiterer massiver Schock.<br />

Was wird in China passieren? Das<br />

Land ist enorm wichtig für die deutsche<br />

Wirtschaft.<br />

Da sind ebenfalls Signale zu erkennen,<br />

dass nacheiner Wachstumspause<br />

die wirtschaftliche Entwicklung<br />

sich wieder belebt. Aber es kann<br />

noch alles Mögliche schief gehen. In<br />

den USA laufen die Effekte von<br />

Trumps Steuersenkungen aus. Die<br />

Kombination vieler Faktoren kann<br />

eine Abschwächung bringen. Ich<br />

glaube aber nicht, dass wir jetzt<br />

schon im Krisenmodus sind.<br />

Dennoch stellt sich die Frage: Was<br />

tun?<br />

Lagarde hat zu Recht darauf hingewiesen,<br />

dass die Spielräume der<br />

Länder unterschiedlich groß sind.<br />

DieUSA haben wegen großer Staatsdefizite<br />

begrenzten Spielraum. Ganz<br />

anders sieht das in Deutschland aus.<br />

Hier gibt es für den Staat Optionen, in<br />

einer Krise deutlich gegenzusteuern.<br />

Beieiner konzertierten Aktion könnte<br />

man in jedem Fall auch die Niederlande<br />

und Frankreich mit ins Boot<br />

holen.<br />

Lautet Ihr Appell an den Finanzminister:<br />

„Nur Mut, Herr Scholz“? Lagarde<br />

schlägt Steuersenkungen vor. Ist<br />

das der richtige Weg?<br />

Steuersenkungen sind nicht die<br />

effektivste Art und Weise, gegen Krisen<br />

vorzugehen. Die Abschaffung<br />

des Soli etwa käme vorallem den Reichen<br />

zugute. Die würden das Geld<br />

aber nicht sofort ausgeben, sondern<br />

sparen. Da käme nichtviel. Wenn Sie<br />

Unternehmenssteuern senken, lösen<br />

sie nicht unbedingt Investitionen<br />

aus. Denn Investitionsentscheidungen<br />

haben vorallem mit dem aktuellen<br />

Wirtschaftsausblick zu tun. In<br />

einer Rezession investiert niemand,<br />

nur weil er 5Prozentpunkte weniger<br />

Unternehmenssteuer zahlt. EinSenken<br />

der Mehrwertsteuer würde<br />

wahrscheinlich nur langsam zu<br />

Preisänderungen führen und deshalb<br />

nicht schnell wirken. Das ist alles<br />

nicht so einfach mit den Steuersenkungen,<br />

zumal die Hälfte der<br />

deutschen Haushalte gar keine Einkommenssteuer<br />

zahlt.<br />

Waswäredie Alternative?<br />

WirsindnochgarnichtinderSitu-<br />

Reparaturarbeiten an einerAutobahn. DieRegierungmüssedie Investitionen in den<br />

Straßenbau erhöhen, fordertder IMK-Chef.<br />

FOTO: MARTIN WIDOWSKI/ELLECHNER<br />

ation, jetzt etwas umsetzen zu müssen.<br />

Es wäreaber sinnvoll, jetzt Pläne<br />

zu machen, die man im Krisenfall<br />

schnell aus der Tasche ziehen könnte.<br />

Und Krisenfall bedeutet, dass die<br />

Konjunktur generell und auch die<br />

Baukonjunktur einbricht. Ein Investitionsprogramm<br />

wäre sinnvoll, und<br />

zwar am besten ein Programm, das<br />

nicht nur kurzfristig angelegt ist, sondernzum<br />

Ausdruck bringt, dass man<br />

über mehrere Jahre investiert. Denn<br />

das ist ein Signal an Unternehmen,<br />

die Kapazitäten ausbauen.<br />

An welche Sektoren denken Siedabei?<br />

DieBundesregierung müsste versprechen,<br />

beispielsweise die Investitionen<br />

in Schienen- und Straßenbau<br />

für die nächsten fünf Jahre deutlich<br />

zu erhöhen. So entstehen Anreizefür<br />

Unternehmen, in Maschinen zu investieren.<br />

Aber der Finanzminister erinnert<br />

doch ständig an die Schuldenbremse<br />

ZUR PERSON<br />

Sebastian Dullien, Jahrgang 1975, ist seit dem 1. April wissenschaftlicher Direktor des Instituts<br />

für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung und seit<br />

2007 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.<br />

Nach seinem Studium in Bochum, Berlin und Paris arbeitete er mehrere Jahre als Redakteur<br />

bei der „Financial Times Deutschland“. Seine Promotion schrieb er an der Freien Universität<br />

Berlin zur Geldpolitik in der Europäischen Währungsunion.<br />

underklärt,dassmansichzusätzliche<br />

Ausgaben nicht leisten kann.<br />

Da gibt es schon Möglichkeiten,<br />

im Einklang mit der Schuldenbremse<br />

Kredite aufzunehmen. Etwa wenn<br />

man das über öffentliche Investitionsgesellschaften<br />

macht.<br />

Schulden werden ausgelagert?<br />

Der Punkt ist, dass die deutsche<br />

Schuldenbremse Extrahaushalte<br />

und staatseigene Unternehmen<br />

nicht einschließt.<br />

Aber brauchen wir nicht eine Debatte<br />

darüber,dass die Schuldenbremse ein<br />

äußerst fragwürdiges Instrument ist,<br />

das sehr schnell kontraproduktiv wirken<br />

und Krisen verstärken kann?<br />

Das sehe ich auch so. Die Schuldenbremse<br />

ist nicht sinnvoll. Aber<br />

wir müssen uns an die juristische<br />

Realität gewöhnen, dass die Schuldenbremse<br />

im Grundgesetz verankertist.<br />

Ichsehe nicht, wie wir zügig –<br />

um auf eine Krise zu reagieren –eine<br />

verfassungsändernde Mehrheit im<br />

Bundestag erreichen, die die Schuldenbremse<br />

wieder abschafft. Deshalb<br />

muss jetzt alles getan werden,<br />

um unter den gegebenen Voraussetzungen<br />

in der Lage zu sein, auf eine<br />

Krise reagieren zu können.<br />

Kommt es vor allem darauf an,<br />

schnell regieren zu können?<br />

Ja,das ist eine der Lehren aus vorherigen<br />

Krisen. Hinzu muss kommen,<br />

dass die Maßnahmen zielgerichtet<br />

sind und dass sie die öffentlichen<br />

Haushalte nicht zu starkbelasten.<br />

Wobei man bei Letzterem eine<br />

Ausnahme machen muss. Wir sind<br />

bei den Investitionen der öffentlichen<br />

Hand in die Infrastruktur auf<br />

einem viel zu niedrigen Niveau. Wir<br />

müssen dauerhaft erheblich mehr<br />

machen, wenn wir eine Wirtschaft<br />

für das 21. Jahrhundert haben wollen.<br />

Der aktuelle Zustand entspricht<br />

schon längst nicht mehr den Anforderungen<br />

der Unternehmen.<br />

DerStaat muss sich was leisten?<br />

Wirhaben die Vorgaben des Euro-<br />

Stabilitätspaktes mit einer staatlichen<br />

Gesamtverschuldung von 60<br />

Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht.<br />

Wenn die Wirtschaft wächst,<br />

kann der Staat nun neue Kredite aufnehmen,<br />

ohne die 60-Prozent-Marke<br />

zu überschreiten. Zumal man sich<br />

klarmachen muss, dass Investitionen<br />

dauerhaft das Wirtschaftswachstum<br />

erhöhen. Der Breitbandausbau<br />

ist dafür das beste Beispiel,<br />

weil er neue Geschäfte für viele<br />

Unternehmen ermöglicht.<br />

Zudem haben wir das Glück eines extrem<br />

niedrigen Zinsniveaus.<br />

Wir haben negative Zinsen für<br />

zehnjährige Bundesanleihen in den<br />

vergangenen Tagen gehabt. Den<br />

Staat kostet es also praktisch nichts,<br />

sich Geld zu leihen.<br />

Italien und Spanien sind mit nach<br />

wie vor extrem hohen Arbeitslosenquoten<br />

die beiden Sorgenkinder in<br />

Europa. Drohen da nicht noch heftige<br />

Verwerfungen?<br />

Spanien hat eine strukturell verfestigte<br />

Arbeitslosenquote. Aber die<br />

Spanier sind auf dem richtigen Weg.<br />

Das Land kann sich aus der Misere<br />

herausbewegen, wenn die Wirtschaft<br />

weiter wächst und wenn die EZB weiter<br />

eine expansive Geldpolitik fährt.<br />

MitItalien ist es aber ein ganz besonderer<br />

Fall. Die Wirtschaftsleistung<br />

proKopf liegt noch immer unter dem<br />

Niveau der Zeit vor der Wirtschaftskrise<br />

2008/2009.<br />

Also doch Verwerfungen?<br />

Ich glaube, dass die Reformen in<br />

der Euro-Zone nicht reichen, um den<br />

Währungsraum dauerhaft zu stabilisieren.<br />

Da ist Italien ein ganz großes<br />

Problem. Ich glaube, dass die Euro-<br />

Krise wieder an die Oberfläche<br />

kommt und uns dann Probleme bereit.<br />

Ein Szenario, das durchaus in<br />

Italien eintreten könnte, wäre eine<br />

populistische Regierung, die ein<br />

Euro-Austrittsreferendum ankündigt.<br />

Dann könnten die Menschen in<br />

dem Land beginnen, ihr Geld ins<br />

Ausland zu schaffen –sie können bei<br />

deutschen Direktbanken mittlerweile<br />

online ohne große Mühe ein Konto<br />

einrichten.<br />

Unddann?<br />

Es könnte zu einer Flucht aus dem<br />

italienischen oder dem französischen<br />

Bankensystem kommen. Das<br />

würde das Land in eine tiefe Rezession<br />

stürzen und damit das gesamte<br />

Euro-System destabilisieren. Ich<br />

weiß nicht, wie man in so einer Situation<br />

reagieren soll.<br />

Müsste man da präventiv vorgehen?<br />

Wichtig ist letztlich, Populisten<br />

den Wind aus den Segeln zu nehmen,<br />

indemWirtschaftswachstumerzeugt<br />

wirdund die Menschen spüren, dass<br />

es ihnen wieder besser geht.<br />

DasGespräch führte<br />

Frank-Thomas Wenzel.<br />

NACHRICHTEN<br />

Nissan schmeißt Ghosn<br />

aus Verwaltungsrat<br />

Derjapanische Renault-Partner Nissan<br />

hat den erneut verhafteten einstigen<br />

Konzernchef Carlos Ghosn aus<br />

dem Verwaltungsrat geworfen. Damit<br />

endet Ghosns fast 20-jährige<br />

Führung, unter der er Nissan vorder<br />

Pleite gerettet und zu einem der führenden<br />

Autokonzerne gemacht hatte.Eine<br />

außerordentliche Aktionärsversammlung<br />

stimmte am Montag<br />

wie erwartet zu, den 65-Jährigen aus<br />

dem Gremium zu entfernen. Zugleich<br />

stimmten die Anteilseigner<br />

vonNissanfür die Aufnahme von<br />

Renaults neuem Chef Jean-Dominique<br />

Senardinden Verwaltungsrat.<br />

Nissan-Chef Hiroto Saikawa entschuldigte<br />

sich bei den Anteilseignernfür<br />

den Skandal. (dpa)<br />

Exportwirtschaft wächst<br />

auf Jahressicht<br />

Deutschlands Exporteurehaben<br />

auch im Februar mehr Warenins<br />

Ausland verkauft als ein Jahr zuvor.<br />

DieAusfuhren summierten sich auf<br />

einen Warenwertvon 108,8 Milliarden<br />

Euro,wie das Statistische Bundesamt<br />

mitteilte.Damit lagen die<br />

Exporte nach Berechnungen der Behörde<br />

um 3,9 Prozent über dem<br />

Wert des Vorjahresmonats.Von Januar<br />

auf Februar 2019 sanken die<br />

Ausfuhren allerdings um 1,3 Prozent.<br />

Dasist der stärkste Rückgang<br />

binnen Monatsfrist seit einem Jahr.<br />

DieImporte lagen mit 90,9 Milliarden<br />

Euro um 5,1 Prozent höher als<br />

im Februar 2018 und um 1,6 Prozent<br />

niedriger als im Januar des laufenden<br />

Jahres. (dpa)<br />

London kassiert neue<br />

Umweltmaut für Innenstadt<br />

Hinweisschild zur neuen „UltraLow Emission<br />

Zone“ in London<br />

FOTO: YUI MOK/DPA<br />

In der Londoner Innenstadt müssen<br />

Fahrer älterer Autos eine neue Umweltmaut<br />

in Höhe von12,50 Pfund<br />

proTag zahlen. DieStadt kassiertdie<br />

umgerechnet etwa 14,50 Euro zusätzlich<br />

zur bereits bestehenden Abgabe<br />

von13,35 Euro.Mit der Einführung<br />

der „UltraLow Emission Zone“<br />

solle die Luftqualität in der City verbessertwerden,<br />

teilte die Nahverkehrsbehörde<br />

mit. Dieneue Abgabe<br />

gilt für Dieselautos,die älter als etwa<br />

vier Jahresind und nicht die Euro-6-<br />

Norm erfüllen. Benziner müssen<br />

jünger als 13 Jahresein und die<br />

Euro-4-Normschaffen. (dpa)<br />

Fotodienst Pinterest<br />

vorsichtig bei Preisspanne<br />

DerFotodienst Pinterest gibt sich<br />

bei der Preisspanne seiner Aktien für<br />

den bevorstehenden Börsengang<br />

zurückhaltend. DiePlattformwill<br />

die Papierefür 15 bis 17 Dollar an Investoren<br />

verkaufen, wie aus einem<br />

aktualisierten Börsenprospekt von<br />

Montag hervorgeht. Damit würde<br />

Pinterest ohne die sogenannte<br />

Mehrzuteilungsoption für teilnehmende<br />

Banken rund 1,3 Milliarden<br />

Dollar einnehmen. DiePreisspanne<br />

liegt damit unter den Erwartungen,<br />

die zuvor geschürtwurden. Pinterest<br />

versteht sich als eine Artvisuelle<br />

Suchmaschine,inder Nutzer nach<br />

Ideen etwa für die Inneneinrichtung<br />

oder Urlaube suchen und Bilder zu<br />

ihren Interessen finden. (dpa)


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

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Meinung<br />

DNA-Suche<br />

ZITAT<br />

Vonwelchem Berlin<br />

sprechen wir?<br />

Elmar Schütze<br />

kann der Suche nach dem Markenkern<br />

der Stadt wenig abgewinnen.<br />

Berlin sucht seine DNA! Halt – was<br />

stimmt schon an dieser vermeintlich<br />

so einfachen Feststellung nicht? Richtig,<br />

es ist überhaupt völlig unklar, von welchem<br />

Berlin da die Rede ist. Es gibt nämlich<br />

so viele davon.<br />

Selbst bei mir in Friedenau, einem von<br />

96 Ortsteilen dieser erstaunlichen Stadt,<br />

gibt es so viele Milieus, dass es mir auch<br />

nach fast 20 Jahren nicht möglich wäre,<br />

Friedenau zu charakterisieren. Bürgerlich?<br />

Na klar! Doch schon ein Haus weiter haben<br />

dieselben libanesischen Betreiber eine Pizzeria<br />

ineine Shisha-Bar verwandelt, seitdem<br />

ärgert sich der Kiez über die tägliche<br />

Internationale Automobil-Ausstellung vor<br />

der Tür.Die Spielhallen, Billigfriseure, türkischen<br />

Döner- und Burger-Imbisse, die<br />

polnischenTrinker neben den Sparkassenautomaten,<br />

die Bioläden, HertaMüller,der<br />

Wochenmarkt, die teuren Cafés mit ihrem<br />

All-White-Publikum, die älteste Integrationsgrundschule<br />

Deutschlands, der Netto,<br />

die Klavier- und Geigenbauer, die Flüchtlingsunterkunft<br />

im Rathaus (immer<br />

noch!), Rudis Resterampe,Marlenes Grab,<br />

die Kirchengemeinden, Dilek Kolats Kreisbüro,<br />

die Buchhandlungen, die den Ruf<br />

des Literatenstadtteils hochhalten –das alles<br />

ist Friedenau. Auch. Großartig? Ach<br />

was,Alltag! Genau wie das alte Ehepaar bei<br />

uns im Haus, dem das meiste davon egal<br />

ist. Hauptsache,der WegzuReweist nicht<br />

zu weit.<br />

Ganz am Ende noch eine Anmerkung<br />

eines gebürtigen <strong>Berliner</strong>s an all die eifrigen<br />

DNA-Sucher: Ich brauche keinen<br />

neuen Claim, wie ich den bisherigen nicht<br />

brauchte. Wenn er denn nützt, soll’s mir<br />

recht sein. Aber ich muss auch nicht hier<br />

hinziehen und mich damit für –oder gegen<br />

–einen Lebensentwurf entscheiden.<br />

Ichbin vonhier.<br />

Pflegeversicherung<br />

Helfen<br />

und teilen<br />

Timot Szent-Ivanyi<br />

findet, dass die Kosten für die Pflege<br />

vonallen getragen werden müssen.<br />

Eine Versicherung macht nur dann<br />

Sinn, wenn sie vor besonders kostspieligen<br />

oder gar existenzgefährdenden<br />

Risiken schützt. Gemessen daran ist es<br />

höchst zweifelhaft, ob die 1995 eingeführte<br />

Pflegeversicherung noch ihren<br />

Zweck erfüllt. Derzeit müssen Pflegebedürftige<br />

für einen Heimplatz im Schnitt<br />

mehr als 1800 Euro im Monat aus eigener<br />

Tasche zahlen. Diese Summe ergibt sich<br />

wohlgemerkt nach dem Abzug der Leistungen<br />

der Pflegeversicherung, die als<br />

„Teilkaskoversicherung“ nur einen Zuschuss<br />

zu den tatsächlichen Kosten zahlt.<br />

Immer mehr Pflegebedürftige müssen<br />

zum Sozialamt gehen, weil sie die Eigenanteile<br />

nicht allein aufbringen können.<br />

Bundesweit sind fast eine halbe Million<br />

Menschen auf „Hilfe zur Pflege“ angewiesen,<br />

Tendenz steigend. Denn die Eigenanteile<br />

klettern ungebremst weiter, weil die<br />

Löhne für die Pflegekräfte steigen, die bisher<br />

oft weit unter Tarifbezahlt werden.<br />

Die angestrebten Tarifverträge sind<br />

überfällig, und sie werden einen weiteren<br />

Kostenschub verursachen, der komplett<br />

bei den Heimbewohnern landet. Dabei<br />

bleibt es nicht: Es muss zusätzliches Personal<br />

eingestellt werden, um die gehetzten<br />

Pflegekräfte zu entlasten.<br />

Das alles treibt die Heimkosten. Doch<br />

es kann nicht angehen, Pflegebedürftige<br />

und Beschäftigte gegeneinander auszuspielen.<br />

Das Kostenrisiko für eine bessere<br />

Pflege durch angemessen bezahltes Personal<br />

muss die gesamte Versichertengemeinschaft<br />

tragen, also Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer.Esdarfnicht dem einzelnen<br />

Heimbewohner allein aufgebürdet werden.<br />

Gesundheitsminister Spahn sollte die<br />

Vorschläge der SPD aufgreifen und schnell<br />

eine Reformauf denWegbringen.<br />

Man muss halt dran glauben.<br />

Manchmal ist es gut, plakativ zu<br />

argumentieren. Nehmen wir<br />

also einfach das Jahr 2030. Das<br />

ist der Termin, zu dem sich die<br />

Grünen den Abschied vom Verbrennungsmotor<br />

wünschen. Zwischendurch war es still<br />

um den Plan, jetzt hat ihn Fraktionschef Anton<br />

Hofreiter wieder hervorgeholt. In gut<br />

zehn Jahren soll demnach der letzte neue<br />

Pkw mitVerbrennungsmotor in Deutschland<br />

zugelassen werden –gesetzlich festgelegt.<br />

Mankann diese etwas beliebig gegriffene<br />

Jahreszahl schnell zerpflücken. Dasfängt damit<br />

an, dass es für ein Verbrennerverbot eine<br />

europäische Regelung bräuchte und hörtmit<br />

der absehbaren Entsorgung von Millionen<br />

Batterien noch lange nicht auf. Da ist die Infrastruktur,<br />

die nicht so schnell mitwachsen<br />

könnte, und da ist der Kohlestrom, der den<br />

Klimavorteil des E-Autos zunichtemacht.<br />

Mehrere ohnehin strauchelnde Autohersteller<br />

wären mit einem derartradikalen Wandel<br />

überfordert–wer möchte ihren Zehntausenden<br />

Mitarbeiternerklären, dass ihr Management<br />

zu spät reagierthat?<br />

Werradikale Forderungen aufstellt, sollte<br />

auch dazusagen, was sie bedeuten. Hofreiter<br />

selbst hat vor einigen Monaten gesagt, man<br />

müsse „öko und sozial zusammendenken“.<br />

Ja,das geht –wenn man die Zeit hat.<br />

Die Industrie hat noch viele Argumente<br />

mehr gegen einen Zwangsumstieg 2030 parat,<br />

und die meisten stimmen. Man neigt dazu,<br />

den Herstellern nicht mehr zuzuhören, weil<br />

sie selbst regelmäßig ihren Untergang vorausgesagt<br />

haben –schon in den Achtzigerndurch<br />

den Katalysator. Doch der Umstieg auf saubereund<br />

klimaschonende Mobilität ist für die<br />

Branche tatsächlich existenziell und das in<br />

doppelter Hinsicht: Er muss kommen, der<br />

Umstieg. Aber so,dass er zu bewältigen ist.<br />

Gegen Aggressoren oder Massenmörder<br />

muss human gesonnene Politik mit Gewalt<br />

vorgehen können. Ein gelungenes Beispiel<br />

sehe ich in der Intervention, mit der die<br />

Luftwaffe der Nato im Auftrag der Uno1995<br />

in den Bosnienkrieg eingriff. Der kurze Einsatz<br />

ermöglichte ein Friedensabkommen<br />

und beendete einen Krieg, der 100 000 Tote<br />

gefordert hatte. Aber ein stabilisierender Erfolg<br />

wurde erst dank der EU möglich, die seit<br />

1996 mit viel Geduld und Geld allen verfeindeten<br />

Kriegsparteien eine europäische Zukunftsperspektiveeröffnete.<br />

Nicht unterschätzt werden sollte dabei<br />

die Rolle des Internationalen Strafgerichtshofs<br />

in DenHaag, der prominente Kriegsverbrecher<br />

zur Verantwortung zog. Die nach<br />

strengen rechtlichen Regeln vorgenommene<br />

Reinigung verbesserte die Chancen für einen<br />

Neuanfang erheblich –sowie die Nürnberger<br />

Prozesse im 1945 endlich niedergeworfenen<br />

Nazideutschland.<br />

Im Gegensatz zu Bosnien erbrachte die<br />

militärische Intervention in Libyen 2011 nur<br />

Elend. Barack Obama bezeichnete sie später<br />

als den schwersten Fehler seiner Amtszeit.<br />

Deutschland nahm daran nur propagandistisch<br />

teil: Im Zeichen eines vermeintlichen<br />

„Arabischen Frühlings“ und des in europäischen<br />

Köpfen halluzinierten Übergangs zu<br />

westlicher Demokratie unterstützten damals<br />

fast alle deutschen Kommentatoren und führenden<br />

Politiker den Sturzdes Diktators Gaddafi.<br />

Nachdem dieser – infolge westlicher<br />

Bomben –gelyncht worden war, überließen<br />

Autos und Umwelt<br />

Zwanglos<br />

sauber<br />

Stefan Winter<br />

ist für den Umstieg auf klimaschonende Mobilität, aber gegen<br />

entsprechende Gesetze. Überzeugen sei hilfreicher,schreibt er.<br />

Dazu gehört zuallererst, dass die Kunden<br />

die entsprechenden Autos auch kaufen. Auf<br />

den Messen stehen die E-Mobile längst, in<br />

einem Jahr werden sie zu kaufen sein. Für die<br />

Hersteller hängt viel davon ab, dass sie ein<br />

Erfolg werden, weil die Abgasvorschriften<br />

dazu zwingen. Die Kundschaft dagegen zögert<br />

nicht nur, sie läuft sogar in die andere<br />

Richtung. Hochbeinige SUVs verkaufen sich<br />

bestens,Motorleistung und Gewicht der Autos<br />

steigen seit Jahren. Derdurchschnittliche<br />

Neuwagen wiegt eineinhalb Tonnen und hat<br />

150 PS. Muss das sein?<br />

Natürlich nicht. Wersich um die Umwelt<br />

sorgt, hat es jetzt leicht. Kleiner kaufen und<br />

weniger fahren –das hilft. Bisher ist davon<br />

nichts zu sehen. Die Deutschen sind nicht<br />

KOLUMNE<br />

Libyen –Ruanda:<br />

ignorieren oder<br />

intervenieren?<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

sehr experimentierfreudig in Sachen Auto,<br />

und das ist kein gutes Vorzeichen für die E-<br />

Mobilität.<br />

Bevorman also Gesetzeerlässt, sollte man<br />

die Verbraucher von den Segnungen der<br />

neuen Technik überzeugen. Undhier haben<br />

die Grünen recht: DieMobilitätswende ist bisher<br />

verstolpert worden. Wir könnten durchaus<br />

schon so weit sein, über einen weitgehenden<br />

Abschied vomVerbrennungsmotor 2030<br />

nachzudenken –ohne dramatische Nebenwirkungen.<br />

Wir hätten nur das vergangene<br />

Jahrzehnt besser nutzen müssen. Es gab das<br />

Ziel, 2020 eine Million E-Autos auf den Straßen<br />

zu haben. Es gab eine NationalePlattform<br />

Elektromobilität, die den Wegdorthin organisieren<br />

sollte. Doch sie bestätigte jedes Vorurteil,<br />

das man über Arbeitskreise haben kann –<br />

man verzettelte sich, blockierte sich in ungezählten<br />

Einzelinteressen, flüchtete in Formelkompromisse.Eswaren<br />

verlorene Jahre.<br />

Das sieht selbst die Autoindustrie so, die<br />

inzwischen –spät wie immer –begriffenhat,<br />

vorwelchem Wandel sie steht. Deshalb ist es<br />

durchaus im Sinne der Manager, wenn Hofreiter<br />

konsequentere Schritte zur Verbreitung<br />

des Elektroantriebs fordert. Bucht man<br />

ein gesetzliches Verbot 2030 als Kabinettstück<br />

für die grüne Galerie ab,findetsich unter<br />

den Vorschlägen zum Beispiel ein Bonus-<br />

Malus-System, das Spritschlucker verteuern<br />

würde. Die Subventionierung des Dieselantriebs<br />

– mit gleichzeitiger Benachteiligung<br />

bei der Kfz-Steuer –war schon immerschwer<br />

vermittelbar. Auch in der Dienstwagenbesteuerung<br />

ist mit der Begünstigung von E-<br />

Autosnur der erste Schritt gemacht. Dass die<br />

öffentliche Hand ihre Fuhrparks elektrisch<br />

umrüstet, sollte selbstverständlich sein. Es<br />

gibt genug Maßnahmen, um die Nachfrage<br />

nach sauberen Autosanzukurbeln.<br />

diejenigen, die so laut nach militärischen<br />

Schlägen gerufen hatten, die des staatlichen<br />

Korsetts beraubten 6,5 Millionen Libyer ihrem<br />

Schicksal. Frauenrechte, Bildung, medizinischeVersorgung,<br />

allgemeinerWohlstand –<br />

alles hat sich seither massiv verschlechtert.<br />

Heute richtet sich das europäische Interesse<br />

lediglich auf afrikanische Migranten.<br />

Wenn deren Flucht an der libyschen Küste<br />

vereitelt werden kann, dann verhandeln unsere<br />

Politiker mit jeder noch so wüsten Miliz<br />

und winken mit Bestechungsmillionen.<br />

Völlig anders verhielt es sich vor25Jahren<br />

in Ruanda. Dort wurde eine notwendige Intervention<br />

sträflich unterlassen. Der von<br />

Hutu-Totschlägern begangene Völkermord<br />

an 800 000 Tutsi kam nicht überraschend.<br />

Aber dieSpitzeder Unoschwieg. DerenLeiter<br />

der Abteilung für Friedenssicherung, der spätere<br />

Generalsekretär Kofi Annan, bagatellisierte<br />

die alarmierenden Meldungen des in<br />

Ruanda stationierten kanadischen UN-Generals<br />

Roméo Dallaire. Mehr noch: Unter dem<br />

sozialistischen Präsidenten Mitterrand<br />

schickte Frankreich Waffen und Militärberater<br />

an die Hutu-Regierung. Zudem ermunterten<br />

katholische Bischöfe die Massenmörder,<br />

wie Papst Franziskus 2017 bekannte.Erst eine<br />

aus Uganda einrückende Tutsi-Armee beendete<br />

dasMorden, währendTausendeMörder<br />

mit französischer Hilfe fliehen konnten.<br />

Heute ist Ruanda gut verwaltet. Mehr als<br />

60 Prozent der Abgeordneten sind Frauen, in<br />

den Pässen sind die Stammesbezeichnungen<br />

getilgt, die Wirtschaft wächst mit sieben Prozent<br />

–ein afrikanischer Erfolg, der gegen die<br />

„westliche Wertegemeinschaft“ errungen<br />

werden musste.<br />

Das Nichteingreifen in Ruanda war<br />

ebenso verbrecherisch wie das Eingreifen in<br />

Libyen. DieFrage,wie im konkreten Fall richtig<br />

entschieden werden soll, lässt sich im<br />

Voraus nicht beantworten. Mit Sicherheit<br />

verwerflich sind deutscheWaffenlieferungen<br />

nach Saudi-Arabien.<br />

„In epaar Minute weed d’r<br />

Dom avjeschlosse. Sit esu<br />

jot un joht jetz nohm Usjang.<br />

Schön, dat ehr do wort<br />

–und kutt baal widder.“<br />

Eine neue Bandansage, die seit Montag gegen Ende<br />

des Tages auf Kölsch im Kölner Dom ertönt.<br />

Auf Hochdeutsch: „In ein paar Minuten schließt der<br />

Dom. Seid so gut und geht jetzt zum Ausgang. Schön,<br />

dass ihr da wart –und kommt bald wieder.“<br />

AUSLESE<br />

Enteignen verbessert<br />

die Lage nicht<br />

Enteignungen von Wohnungsunternehmen<br />

als Mittel gegen steigende<br />

Mieten wirdvon den Kommentatoren kritisch<br />

gesehen. „Es ist ein Irrtum anzunehmen,<br />

mit Enteignungen die Lage verbessernzukönnen“,<br />

schreibt das Straubinger<br />

Tagblatt. Durch den Rückkauf wäre nicht<br />

eine Wohnung zusätzlich gebaut. Die<br />

Frankfurter Allgemeinen <strong>Zeitung</strong> warnt:<br />

„Eine Politik, die sich nur den Interessen<br />

der Alteingesessenen verpflichtet fühlt,<br />

mag kurzfristig erfolgreich sein. Langfristig<br />

aber gefährdet sie das, was die Städte<br />

überhaupt erst zu solchen Anziehungspunkten<br />

gemacht hat: ihr steter Wandel.“<br />

Die bulgarische <strong>Zeitung</strong> Sega überrascht<br />

mit dieser Schlussfolgerung: „Auch<br />

wenn das Wohnungseigentum nationalisiert<br />

wird, würde der Anstieg der Mieten<br />

(lediglich) über ein paar Jahrehinweg gezügelt<br />

werden können. Sich subventionierte<br />

Mieten zu erlauben, wäre unheilvoll<br />

für die Staatspolitik, weil der Zustrom<br />

der Bevölkerung in die großen Städte weitergehen<br />

wird. Dagegen hat die Mieterhöhung<br />

Menschen in die kleineren Orte zurückgebracht<br />

(…).“ Tobias Miller<br />

KORREKTUR<br />

Zu unserem Nachruf auf den Dokumentarfilmer Heinz<br />

Bergmann (im Feuilleton der Wochenendausgabe) haben<br />

wir ein Foto verwendet, das nicht näher gekennzeichnet<br />

war.Esstammt vonRainer M. Schulz und<br />

wurde 2017 im Krankenhaus Buch aufgenommen.<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

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Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

Service: Klaus Kronsbein.<br />

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Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3: Bettina Cosack.<br />

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Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

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Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

45,90 €einschl. 7% Mehrwertsteuer,außerhalb vonBerlin und Brandenburg<br />

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Brandenburg). Bezugspreis des Studentenabonnements monatlich 27,60 €,<br />

außerhalb vonBerlin und Brandenburg 28,50 €. Das E-Paper kostet monatlich<br />

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18,99 €.Im Fallehöherer Gewalt und bei Arbeitskampf (Streik/Aussperrung)<br />

besteht kein Belieferungs- und Entschädigungsanspruch. Erfüllung und<br />

Gerichtsstand Berlin-Mitte. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotomaterial<br />

wird keineHaftung übernommen.<br />

Die Auflageder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird vonder unabhängigen Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Schöne Bilder,ernste<br />

Botschaft: die TV-Doku<br />

„Unser Planet“<br />

Seite 16<br />

Zu hart: Kritik an Polizeieinsatz bei Räumung in Kreuzberg Seite 11<br />

Zu faul: Tierärzte helfen den Pandas im Zoo bei der Paarung Seite 12<br />

Stadtbild<br />

Gemeinsam<br />

wird es schön<br />

Ruth Herzberg<br />

hat als Großstädterin keine<br />

Lust auf Gemeinschaft<br />

Neuerdings soll man überall mitmachen.<br />

Auf dem Spielplatz<br />

hängt sonntags ein Transparent:<br />

„Putzaktion 11 –16Uhr“ steht drauf.<br />

Thermoskaffeekannen sind auf Biertischen<br />

aufgereiht. Müllsäcke liegen<br />

parat. Stolz lächeln uns Menschen<br />

mit Müllzangen in den Händen entgegen.<br />

Wir umrunden sie weiträumig,<br />

legen uns in die Sonne und rührenkeinen<br />

Finger.Inder Oderberger<br />

Straße hängen Zettel an jeder Haustür:„Liebe<br />

Nachbarn, wir …“<br />

Es geht ums gemeinsame Putzen,<br />

Begrünen, Schrubben, Reinigen,<br />

Pflegen. Die Kita hat eine Mail geschickt.<br />

Erzieher sind krank, Eltern<br />

sollen aushelfen. Geht leider nicht.<br />

Zeit und Nerven reichen nicht, um<br />

zu helfen. Im Hausflur hängt ein Zettel:<br />

„Große Hausreinigung in 3Tagen,<br />

bitte die Fußmatten entfernen.“<br />

Na gut, das wirdman vielleicht noch<br />

hinkriegen, wenn man dran denkt.<br />

Also wahrscheinlich eher nicht.<br />

In der <strong>Zeitung</strong> liest man voneiner<br />

Bürgerinitiative, die sich der Reinigung<br />

von Parks verschrieben hat.<br />

Man trifft sich, die BSR leiht Müllsäcke<br />

und Zangen und dann wird gemeinsam<br />

geputzt.<br />

Manselber macht bei gar nix mit.<br />

Bepflanzt keine Baumscheibe, hebt<br />

anderer Leute Müll nicht auf, grüßt<br />

mit knapper Not die Nachbarn, hält<br />

sich aus allem raus.Warum?<br />

Weil man ein Großstädter ist!<br />

Hätte ich Lust auf Gemeinschaft und<br />

gesellschaftliches Engagement,<br />

würde ich in einer Kommune oder<br />

auf dem Dorf leben. Oder in eine<br />

Sekte eintreten. Also sich raushalten?<br />

Das ist ohne schlechtes Gewissen<br />

kaum mehr möglich. Wer sich<br />

raushält und sich nicht beteiligt, der<br />

braucht sich nicht zu wundern,<br />

wenn alles kaputtgeht und verdreckt.<br />

Um alles muss man sich selber<br />

kümmern. Um Mülleimer, Ampelschaltungen<br />

und Fahrradwege,<br />

Parkplätze und Parklets. Für alles<br />

gibt es pround kontraBürgerinitiativen.<br />

DiePolitik schafft es nicht mehr,<br />

jetzt müssen die Bürger mithelfen.<br />

Istdie neue Gemeinsamkeit Folge<br />

der katastrophalen <strong>Berliner</strong> Stadtpolitik?<br />

Wird der BER einst von einer<br />

Bürgerinitiative imEigenbau fertiggestellt<br />

und dann mit Erbpachtvertrag<br />

betrieben werden? Wenn alle<br />

mit anpacken, kriegen wir das hin<br />

mit dem Brandschutz und den Kabelschächten.<br />

Werden Straßenschäden<br />

vonengagierten Nachbarndemnächst<br />

in Sonntagseinsätzen geflickt?<br />

Gibt es bald Patenschaften für<br />

defekte U- Bahnwaggons vonsolidarischen<br />

Automechanikern? Unsere<br />

Stadt soll schöner werden. Wenn alle<br />

mithelfen, kriegen wir das hin. Wir<br />

schaffen das.<br />

Die Besen stehen bereit für ein gemeinsames<br />

Fegen.<br />

KIEZRUND/THOMAS MOSER<br />

Platz da, jetzt komme ich! So kann es aussehen, wenn sich ein Radfahrer auf dem Bürgersteig seinen Wegbahnt.<br />

Gefahr auf dem Gehweg<br />

Die Zahl der Unfälle zwischen Fahrrädern und Fußgängern ist gestiegen. Doch Autos sind das größte Risiko<br />

VonPeter Neumann<br />

Kaum wirddas Wetter schöner,<br />

sind sie wieder da:<br />

Radfahrer auf dem Gehweg.<br />

Egal, ob sich Fußgänger<br />

ängstigen oder gar gefährdet<br />

werden: Wenn es darum geht, ein<br />

paar Sekunden Fahrzeit zu schinden<br />

oder Holperpflaster zu vermeiden,<br />

weichen viele Zweiradfahrer auf Bürgersteige<br />

aus. Dass es dabei zu Konflikten<br />

kommt, schlägt sich in der aktuellen<br />

Verkehrsunfallstatistik der<br />

Polizei wieder. Danach wurden in<br />

Berlin im vergangenen Jahr 465 Kollisionen<br />

zwischen Fahrrädern und<br />

Fußgängern registriert –28mehr als<br />

im Jahr davor, 46mehr als im Jahr<br />

2016. DieZahl der Fußgänger,die dabei<br />

schwer verletzt wurden, stieg im<br />

vergangenen Jahr von38auf 49.<br />

„Die seit Jahren steigende Zahl<br />

der Unfälle zwischen Fußgängern<br />

und Radfahrern macht uns Sorgen“,<br />

sagte Roland Stimpel, Sprecher des<br />

Fachverbands Fußverkehr Deutschland<br />

(FUSS). „Illegales Gehwegradeln<br />

muss endlich systematisch<br />

kontrolliert und geahndet werden.<br />

Viele Radfahrer brauchen eine sehr<br />

klare Ansage, dass sie hier nichts zu<br />

suchen haben.“ Auch die Fahrradlobby<br />

stellte klar:„Gehwegradeln ist<br />

tabu –ohne Wenn und Aber“, so Nikolas<br />

Linck vom Allgemeinen Deutschen<br />

Fahrrad-Club (ADFC) Berlin.<br />

Objektiv sind die Zahlen nicht<br />

hoch. Doch Verkehrssicherheitsexperten<br />

der Polizei weisen darauf hin,<br />

dass die Dunkelziffer bei dieser Art<br />

vonUnfällen sehr groß ist. Weil Fahrräder<br />

leichter und langsamer sind als<br />

Autos,gehen Zusammenstöße meist<br />

glimpflich aus –weshalb Betroffene<br />

relativ selten die Polizei rufen.<br />

Vorsicht,„Smombie“!<br />

465<br />

Kollisionen zwischen Fahrrädernund<br />

Passanten wurden<br />

in Berlin 2018 registriert.<br />

Gehen ist die wichtigste<br />

FortbewegungsartinBerlin.<br />

Fast ein Drittel aller Wege<br />

werden zu Fuß zurückgelegt.<br />

Doch Bürgersteigparker,<br />

Gehwegradler,Kneipiers, die<br />

das Trottoir zustellen, engen<br />

den Raum ein -bald auch<br />

elektrische Tretroller,die Passanten<br />

in die Hacken fahren.<br />

DIE STATISTIK DER POLIZEI<br />

281<br />

Fußgänger trugen nach diesen<br />

Kollisionen leichte Verletzungen<br />

davon. 49 Passanten<br />

wurden schwer verletzt.<br />

ZURÜCKGEDRÄNGT<br />

Ein Gesetz für den Fußgängerverkehr<br />

soll 2020 vom<br />

Abgeordnetenhaus verabschiedet<br />

werden. Es handelt<br />

sich um den nächsten Teil<br />

des <strong>Berliner</strong> Mobilitätsgesetzes.<br />

Die ersten Abschnitte<br />

dieses Gesetzes, seit 2018<br />

in Kraft, befassen sich mit<br />

dem Nah- und Radverkehr.<br />

2159<br />

Unfälle zwischen Kraftfahrzeugen<br />

und Fußgängern<br />

wurden 2018 registriert.<br />

Fußgänger sollen breite<br />

Straßen in einem Zug überqueren<br />

können, ohne auf der<br />

Mittelinsel erneut auf grünes<br />

Ampellicht warten zu müssen,<br />

so der Gesetzesentwurf.<br />

Er adressiertweitere Themen,<br />

die Fußgänger betreffen.<br />

Gehwegradeln wird aber<br />

nur am Rande behandelt.<br />

Subjektiv empfinden aber viele Fußgänger<br />

Fahrräder als Gefahr. Seniorenfürchtennicht<br />

nur,zuBoden gestoßen<br />

zu werden: Wer sich beschwert,<br />

muss nicht selten auch mit<br />

Beschimpfungen rechnen. Eine Umfrage<br />

im Auftrag des Senats ergab vor<br />

einigen Jahren, dass <strong>Berliner</strong> Fußgänger<br />

Fahrräder auf Gehwegen als<br />

größtes Sicherheitsrisiko empfinden.<br />

56 Prozent der Befragten störten<br />

sich daran, vorallem Senioren.<br />

„Insbesondere Ältere fühlen sich<br />

durch die Nähe zu den Zweirädern<br />

sowie die teilweise rücksichtslose<br />

Fahrweise der Fahrradfahrerinnen<br />

und Fahrradfahrer gestört“, hieß es<br />

in der Analyse der Senatsverwaltung.<br />

„Natürlich ist dies ein reales Problem“,<br />

so der damalige Leiter der Abteilung<br />

Verkehr, Friedemann Kunst.<br />

Allerdings habe er den Eindruck,<br />

dass das Problem übertrieben wird.<br />

In der Tatist das Bild differenziert.<br />

Nicht nur junge, auch betagte Radfahrer<br />

sind auf Gehwegen anzutreffen.<br />

Festzuhalten ist zudem, dass die<br />

offiziellen Zahlen auch positive<br />

Trends zeigen. So sank die Zahl der<br />

Fußgänger, die bei Kollisionen mit<br />

Fahrrädern inBerlin leichte Verletzungen<br />

davontrugen, von 303 auf<br />

281. Im Gegensatz zu früher kam<br />

2018 kein Fußgänger bei einer Karambolage<br />

mit einem Fahrrad ums<br />

Leben. 2017 starb ein Fußgänger<br />

nach einem Unfall mit einem Rad,<br />

2016 waren zwei Tote zu beklagen.<br />

Wichtig für die Analyse ist auch:<br />

Obwohl Zählungen zeigen, dass der<br />

Radverkehr gestiegen ist, spiegelt<br />

sich das nicht in dieser Statistik wieder.Sogab<br />

es voreinigen Jahren fast<br />

ähnlich viele Kollisionen von Radlernund<br />

Fußgängernwie 2018: 2015<br />

waren es 463, im Jahr 2014 sogar 473.<br />

„Eine Verschlechterung des Verhaltens<br />

seitens der Radfahrer ist<br />

nicht erkennbar“, fasste Nikolas<br />

Linck vom ADFC zusammen. „Der<br />

häufigste Grund dafür, dass Menschen<br />

auf dem Gehweg radeln ist,<br />

dass sie sich auf der Straße nicht sicher<br />

fühlen.“ Mehr und breitereRadwege<br />

seien nötig, um Radfahrer von<br />

den Gehwegen zu holen. Diezunehmende<br />

Aggressivität der Kraftfahrer<br />

werde nach unten weitergetragen<br />

ACTION PRESS/LANGBEHN<br />

und äußere sich in Rücksichtslosigkeit,<br />

erklärte Heinrich Strößenreuther<br />

vonder InitiativeClevereStädte.<br />

Der Aktivist wies auf eine andere<br />

Zahl hin: Von den Kollisionen, die<br />

sich 2018 zwischen Radfahrern und<br />

Fußgängernereigneten, wurden 52,3<br />

Prozent von den Fußgängern verursacht<br />

oder mitverursacht. Es sei<br />

wichtig, nach den Ursachen zu fahnden:<br />

Fehlen Überwege? Verdecken<br />

parkende Autos die Sicht? Und wie<br />

gefährlich sind „Smombies“ –Menschen,<br />

die sich so sehr von ihrem<br />

Mobiltelefon ablenken lassen, dass<br />

sie ihreUmwelt nicht mehr sehen?<br />

Kraftfahrzeuge töten 19 Passanten<br />

Für Nikolas Linck ist klar:„Dieechte<br />

Gefahr geht für beide Gruppen nach<br />

wie vor vom Autoverkehr aus: Zwei<br />

Drittel der Verkehrstoten in Berlin<br />

sind Radfahrer oder Fußgänger, obwohl<br />

sie zusammen an nur fünf Prozent<br />

aller Unfälle beteiligt sind.“<br />

2018 registrierte die <strong>Berliner</strong> Polizei2159<br />

Kollisionen zwischen Kraftfahrzeugen<br />

und Fußgängern – das<br />

sind zwei weniger als 2017 und<br />

40 mehr als 2016. In 45,25 Prozent<br />

der Fälle waren die Passanten die<br />

Verursacher. Die Zahl der von Kraftfahrzeugen<br />

getöteten Fußgänger<br />

stieg von zwölf auf 19, die der leicht<br />

verletzten Fußgänger von 1434 auf<br />

1458. Bei den Schwerverletzten gab<br />

es einen Rückgang –von 554 auf 527.<br />

„Hauptgefahr sind nach wie vor<br />

Autos.Mit ihnen geschehen vier von<br />

fünf Fußgängerunfällen“, sagte Roland<br />

Stimpel von FUSS. „Beste Abhilfe<br />

wäre Tempo 30 statt 50. Damit<br />

kann ein Teil der Unfälle ganz vermieden<br />

werden, die übrigen sind<br />

weniger schädlich.“ Wichtig seien<br />

auch Ampelschaltungen, „bei denen<br />

nicht mehr die mörderischen Abbieger-Unfälle<br />

vorprogrammiertsind.“<br />

Stimpel forderte mehr Zebrastreifen,<br />

Mittelinseln an Stellen ohne<br />

Ampelkreuzungen und Übergänge,<br />

an denen nicht geparkt wird, damit<br />

Fußgänger und Fahrer einanderbesser<br />

sehen können. In dieser Wertung<br />

sind sich die ungeschützten Verkehrsteilnehmer<br />

einig, so Linck: „In<br />

Sachen Sicherheit sitzen Fußgänger<br />

und Radfahrer im selben Boot.“<br />

Scheeres<br />

trennt sich<br />

von Rackles<br />

Bildungssenatorin stellt<br />

neuen Staatssekretär vor<br />

VonMartin Klesmann und<br />

Gerhard Lehrke<br />

Ander Spitzeder Bildungsverwaltung<br />

vollzieht sich ein überraschender<br />

Personalwechsel. Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres<br />

wird andiesem Dienstag auf der Senatssitzung<br />

um die Entlassung ihres<br />

langjährigen Staatssekretärs Mark<br />

Rackles (alle SPD) bitten. Der52-jährige<br />

Rackles soll in den einstweiligen<br />

Ruhestand versetzt werden. Das erfuhr<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> unabhängig<br />

aus mehreren Quellen. Nach Informationen<br />

dieser <strong>Zeitung</strong> soll als<br />

Nachfolgerin Beate Stoffers benannt<br />

werden, die langjährige Sprecherin<br />

der Senatorin.<br />

Bei der Versetzung von Rackles<br />

ist, wie so oft in solchen Fällen, von<br />

einer Trennung im gegenseitigen<br />

Einvernehmen die Rede. Thorsten<br />

Metter,der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

in der Bildungsverwaltung,<br />

sagte auf Anfrage: „Wir<br />

wollen dem Senat nicht vorgreifen.“<br />

Rackles hatte gemeinsam mit<br />

Scheeres im Jahr 2011 sein Amt angetreten.<br />

Zuletzt lagen beide SPD-<br />

Politiker in einer zentralen Frage<br />

über Kreuz: Scheeres hatte sich recht<br />

überraschend im Vorfeld des Landesparteitages<br />

Ende März für die<br />

Rückkehr zur Lehrerverbeamtung<br />

MarkRackles gilt<br />

als hitzköpfig.<br />

BERLIN.DE<br />

Sandra Scheeres<br />

wirkt eher stoisch.<br />

BLZ/PAULUS PONIZAK<br />

stark gemacht, der profilierte SPD-<br />

Linke Rackles war strikt dagegen.<br />

Noch im Oktober hatte er sich öffentlich<br />

dagegen ausgesprochen.<br />

Auch in anderen Fragen gab es<br />

dem Vernehmen nach Meinungsverschiedenheiten<br />

zwischen der eher<br />

stoisch wirkenden Senatorin und<br />

dem teils hitzköpfigen Rackles, der<br />

seine Positionen auch gern inscharf<br />

formulierten E-Mails kund tut.<br />

Streitbar ist er stets gewesen.<br />

Insgesamt hat der arbeitsame<br />

Rackles in den vergangenen Jahren<br />

sehr häufig dieRolle des Feuerwehrmannes<br />

gespielt, der sich um Problemschulen<br />

oder um sich zuspitzende<br />

Personalkonflikte kümmert.<br />

Nicht immer bewies er dabei eine<br />

glückliche Hand: An der Johanna-<br />

Ecke-Sekundarschule in Tempelhof<br />

etwa ließ er einen Personalkonflikt<br />

im Kollegium lange laufen.<br />

Mitarbeiter der Schulverwaltung<br />

sagen, dass Rackles sich über sieben<br />

Jahre lang auch in kleinteilige Problemfälle<br />

reingekniet habe. „Er hat<br />

sich ziemlich aufgerieben“, hieß es.<br />

Zuletzt hatte ihm Scheeres noch die<br />

Leitung der Taskforce Schulbau<br />

übertragen, eine Mammutaufgabe.<br />

Die Senatorin konnte sich derweil<br />

anderen, teils gefälligeren Themen<br />

widmen.<br />

Rackles war vor einem Jahr aus<br />

dem SPD-Landesvorstand ausgeschieden<br />

und hatte dabei in einem<br />

öffentlichen Brief Kritik an SPD-Parteichef<br />

Michael Müller geübt. Von<br />

„Mehltau“ war darin die Rede.


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

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Berlin<br />

Treppauf, treppab: So eine Wohnungssuche erfordertviel Nerven und Geduld.<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

Sexismus, Bestechung und andere Dreistigkeiten<br />

Etwa 85000 Menschen suchen nach Angaben des Mietervereins jedes Jahr eine Wohnung in Berlin. Das Protokoll einer Suche<br />

VonKristin Hermann<br />

Die Wohnung scheint perfekt:<br />

70 Quadratmeter<br />

zwischen Warschauer<br />

Straße und Alexanderplatz<br />

und trotzdem ruhig gelegen,<br />

gute Anbindung, Parkplätze. Der<br />

Vermieter scheint zugänglich, er bietet<br />

nicht nur Massenbesichtigung,<br />

sondernauch Einzeltermine.<br />

Die Vormieterin habe viele Jahre<br />

in der Wohnung gelebt, erzählt er<br />

und habe so gut wie nie Probleme<br />

gehabt. Das heißt aber auch, dass<br />

lange nicht renoviert wurde. Die<br />

Wände sind fleckig, die Silikonfugen<br />

im Bad schimmlig. Nicht schlimm,<br />

aber werbringt alles in Ordnung? Bei<br />

einer Miete von knapp 1000 Euro<br />

warmdoch wohl der Vermieter? „Die<br />

Wohnung wurde doch erst vor drei<br />

Jahren gestrichen, das geht noch,<br />

und auch alles andere müssen Sie<br />

„Dass bei einer<br />

Besichtigung<br />

mal schnell<br />

das Portemonnaie<br />

aufgemacht<br />

wird, ist<br />

leider Alltag<br />

geworden.“<br />

selbst machen“, sagt der Vermieter.<br />

Werdazu nicht bereit ist, hat keine<br />

Chance. Doch das ist bei der Wohnungssuche<br />

in Berlin noch eines der<br />

geringsten Probleme.<br />

Etwa 85 000 Menschen suchen<br />

nach Angaben des Mietervereins jedes<br />

Jahr eineWohnung in Berlin –ich<br />

war in diesem Jahr eine vonihnen.<br />

Mein Freund und ich haben unsere<br />

Jobs in Bremen gekündigt, anschließend<br />

sind wir drei Monate<br />

durch die Welt gereist, und jetzt wollen<br />

wir uns in Berlin niederlassen.<br />

Aber die Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt<br />

ist enorm. So enorm,<br />

dass sich Vermieter einiges herausnehmen<br />

können –wobei exorbitante<br />

Mieten für renovierungsbedürftige<br />

Räumlichkeiten auch nur eines der<br />

Probleme sind. Ein anderes sind sexuelle<br />

Belästigungen.<br />

WerInserate auf den Wohnungs-<br />

Plattformen aufgibt, muss sich auf<br />

einiges gefasst machen. AufSprüche<br />

wie: „Wenn du die Frau auf dem Bild<br />

bist, dann brauchst du keine Kaution<br />

zu zahlen.Wiehübsch, wow.“Ein gewisser<br />

Nico hat statt eines Wohnungsangebotes<br />

sieben Herzen und<br />

seine Telefonnummer geschickt, ein<br />

anderer Mann mit den Initialen P.T.<br />

bot an, dass wir „noch mal richtig<br />

Spaß zusammen“ haben können.<br />

Die traurige Bilanz nach einigen<br />

Tagen: Sechs billige Anmachen und<br />

drei halbwegs seriöse Angebote.Von<br />

solchen Erfahrungen berichten zum<br />

Teil sogar alleinerziehende Mütter in<br />

ihren Gesuchen und bitten explizit<br />

um seriöse Nachrichten.<br />

1000 Euro warm haben wir als<br />

Budget festgelegt –das sind etwa 200<br />

Euro mehr,als wir vorher in Bremen<br />

bezahlt haben –für drei Zimmer in<br />

Innenstadt-Lage. Möglichst zentral<br />

soll unsere<strong>Berliner</strong> Wohnung liegen,<br />

in Prenzlauer Berg, Friedrichshain,<br />

Mitte, Kreuzberg oder Neukölln. Wir<br />

versuchen es selbst mit einer Anzeige,inder<br />

Hoffnung, so einen Vermieter<br />

zu finden, der seineWohnung<br />

zu fairen Preisen anbietet. Ichscrolle<br />

mich durch die Gesuche bei Ebay-<br />

Kleinanzeigen, um mir ein wenig Inspiration<br />

zu holen. Viele von ihnen<br />

wirken eher wie eine Bewerbung. Fotos,<br />

Jobbeschreibungen und möglichst<br />

ein paar lockere, sympathische<br />

Sätzeüber das eigene Selbst.<br />

Unter der Hand<br />

Immer wieder lese ich dabei auch,<br />

dass Suchende bereit sind, eine Prämie<br />

zu zahlen – sogar, wenn sie<br />

selbst angeben vom Jobcenter zu leben,<br />

sind einige Mieter offenbar willens,<br />

ihre Ersparnisse zu opfern.<br />

1000 Euro schlägt etwa eine alleinstehende<br />

Person vor, ein Pärchen<br />

will sogar 2500 Euro drauflegen, um<br />

den Zuschlag zu bekommen.<br />

Erlaubt sei das offiziell nicht, sagt<br />

Reiner Wild, Geschäftsführer des<br />

<strong>Berliner</strong> Mietervereins, denn nach<br />

Selfie für die Bewerbung: Autorin Kristin Hermann und ihr Freund Florian Harmeier. PRIVAT<br />

Wereine Wohnung sucht, kann mit solchen Reaktionen rechnen.<br />

dem Wohnungsvermittlungsgesetz<br />

darf nur eine Provision gezahlt werden,<br />

wenn vorher ein Auftrag an den<br />

Vermieter erfolgt ist, nicht aber,<br />

wenn es sein eigenes Inserat oder<br />

das seines Maklers ist. In der Praxis<br />

kommen solche Gefälligkeitszahlungen<br />

jedoch immer wieder vor. „Das<br />

Problem ist, dass das alles unter der<br />

Hand läuft. Dass bei einer Besichtigung<br />

mal schnell das Portemonnaie<br />

aufgemacht wird, ist leider Alltag geworden“,<br />

sagt er.<br />

Immer wieder tippe ich deshalb<br />

die gleichen Filter in die vermeintlich<br />

seriösen Immobilienportale im<br />

Internet ein, speichere Suchen und<br />

lasse mich via E-Mail über neue Inserate<br />

informieren. Meinen Posteingang<br />

habe ich noch nie so verflucht,<br />

wie in dieser Zeit. Alle paar Minuten<br />

geht eine neue Nachricht ein.<br />

Schnell merke ich: DieWohnungssuche<br />

in Berlin ist ein Vollzeitjob.Nicht<br />

selten sind Anzeigen nur für wenige<br />

Stunden online, bevor sie die Vermieter<br />

aufgrund der Masse an Rückmeldungen<br />

wieder deaktivieren.<br />

MitBewerbungsmappe<br />

Mit dem Start meiner journalistischen<br />

Selbstständigkeit bin ich zum<br />

Glück zeitlich flexibel. Ich kann<br />

schnell auf neue Inserate reagieren<br />

und Bewerbungen versenden, doch<br />

wie machen das Berufstätige?<br />

Schließlich sind es nicht nur die Anfragen,<br />

sondern auch die vielen Besichtigungstermine,<br />

die häufig mitten<br />

am Tagstattfinden –dabei ist den<br />

meisten Vermietern ein festes Arbeitsverhältnis<br />

doch so wichtig.<br />

Meinem Empfinden nach formuliereich<br />

freundliche Nachrichten mit<br />

den wichtigsten Fakten: Wer sind<br />

wir? Als was arbeiten wir? Können<br />

wir uns die Wohnung mit unseren<br />

Gehältern leisten? Vermieter brauchen<br />

eine gewisse Sicherheit, das ist<br />

verständlich. Schufa-Auskunft, Gehaltsabrechnungen,<br />

Bescheinigungen<br />

des Vormieters sind in umkämpften<br />

Märkten wie Berlin längst<br />

Alltag geworden. Aber wie viel müssen<br />

wir von uns preisgeben, ohne<br />

den Vermieter überhaupt persönlich<br />

kennengelernt zu haben?<br />

Wirentscheiden uns für den Mittelweg<br />

und wollen mit dem Versand<br />

der wichtigsten Unterlagen wenigstens<br />

so lange warten, bis wir ein Gesicht<br />

zur Wohnungsanzeige gesehen<br />

haben. Manchmal funktioniert das,<br />

es kommt aber auch vor, dass wir<br />

deshalb direkt aussortiert werden.<br />

Bekannte haben uns empfohlen, zu<br />

Besichtigungsterminen direkt eine<br />

Bewerbungsmappe mit allen wichtigen<br />

Unterlagen mitzunehmen. Uns<br />

erscheint das völlig überzogen,<br />

schließlich ist das kein Vorstellungsgespräch.<br />

Schon nach den ersten Besichtigungen<br />

werden wir eines Besseren<br />

belehrt. Zusammen mit 50 anderen<br />

„Wie viel müssen<br />

wir von uns<br />

preisgeben,<br />

ohne denVermieter<br />

überhaupt<br />

persönlich<br />

kennengelernt<br />

zu haben?“<br />

Paaren und Einzelpersonen stehen<br />

wir nun da und überlegen, wie wir<br />

innerhalb von fünf Minuten zeigen<br />

können, dass wir viel besser als alle<br />

anderen passen. Daswirdschnell vor<br />

allem eins: anstrengend.<br />

Undplötzlich kommt uns die Idee<br />

einer Mappe gar nicht mehr so doof<br />

vor – wobei die Vermittlerinnen<br />

schnell klar machen, dass sie aufgrund<br />

der Datenschutzverordnungen<br />

solche Unterlagen eigentlich gar<br />

nicht annehmen dürfen.<br />

Dennoch geben wir alle ein absurdes<br />

Bild ab,wie wir in dieser riesigen<br />

Gruppe durch die Wohnung laufen<br />

und allesamt bereits planen, welches<br />

Möbelstück wir an welche<br />

Wand stellen würden.<br />

Während die Tage ohne ein passendes<br />

Objekt dahinfliegen, wächst<br />

auch die Panik. Eines Morgens um 8<br />

Uhrdann der Lichtblick: Eine Dachgeschosswohnung<br />

in Charlottenburg<br />

gefällt, ist bezahlbar – und<br />

schnell wird klar, dass diese Hausverwaltung<br />

ihre Mieter nicht ausnehmen<br />

will. Hier wirdvor dem Einzug<br />

gestrichen, und es werden die<br />

Arbeiten erledigt, die bei einem Mieterwechsel<br />

eben notwendig werden.<br />

Um es kurzzumachen:Wirhaben<br />

eine neue Bleibe! Bekommen haben<br />

wir die Wohnung vor allem deshalb,<br />

weil wir schnell waren. Eine Stunde<br />

nach der Besichtigung ging bei der<br />

Hausverwaltung eine Mail mit sämtlichen<br />

Unterlagen von uns ein –wir<br />

haben in den vergangenen Wochen<br />

schließlich dazugelernt.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 11 **<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Frau niedergestochen.<br />

In einem mehrgeschossigen Wohnhaus<br />

am Salchendorfer WeginSpandau<br />

ist am Sonntagabend eine Frau<br />

vonihrem Mann mit einem Messer<br />

in den Hals gestochen worden. Sie<br />

kam mit lebensgefährlichen Verletzungen<br />

in ein Krankenhaus.Mittlerweile<br />

habe sich ihr Gesundheitszustand<br />

stabilisiert, so die Polizei. Der<br />

43 Jahrealte Ehemann wurde festgenommen.<br />

Haftbefehl wegen versuchten<br />

Totschlags wurde beantragt.<br />

DieHintergründe der Tatkennt die<br />

Polizei noch nicht.<br />

Kind bei Unfall verletzt.<br />

Beieinem Unfall auf dem Tempelhofer<br />

Feld ist am Sonntagnachmittag<br />

ein zehn Jahrealter Jungen verletzt<br />

worden. Er war in Begleitung seiner<br />

Mutter auf seinem Fahrrad unterwegs.Dabei<br />

stieß er mit einem Jugendlichen<br />

zusammen. DasKind<br />

stürzte bei dem Aufprall vomRad<br />

und blieb bewusstlos auf dem Weg<br />

liegen. DerJugendliche und dessen<br />

Vater hielten kurzanund fuhren anschließend<br />

weiter.Der Junge wurde<br />

in ein Krankenhaus gebracht. Dort<br />

diagnostizierten Ärzte schwere<br />

Kopfverletzungen.<br />

Gäste antisemitisch beleidigt.<br />

In einer Kneipe in der Zillestraße in<br />

Charlottenburghat der Wirt am<br />

Sonntagabend zwei Gäste fremdenfeindlich<br />

und antisemitisch beleidigt.<br />

Anschließend zeigte er ihnen<br />

den Hitlergruß. Zeugen berichteten,<br />

dass sich der 54 Jahrealte Gastwirt<br />

mit den beiden MännernimAlter<br />

von56Jahren gestritten hatte.Polizisten<br />

nahmen den alkoholisierten<br />

Mann fest.<br />

Rettungskräfte beschimpft.<br />

Rettungssanitäter sind am Sonntagnachmittag<br />

in der Paul-Grasse-<br />

Straße in Prenzlauer Berg voneinem<br />

56-Jährigen antisemitisch beschimpft<br />

und beleidigt worden. Sie<br />

waren wegen einer Kopfplatzwunde<br />

zu dem Mann gerufen worden. Doch<br />

der wehrte sich gegen eine Behandlung.<br />

Polizisten nahmen ihn fest.<br />

„Auf staatsfeindlichen Abwegen“<br />

NacheinemEinsatz in Kreuzbergwird die Polizeikritisiert.CDU machtGrünenund Linken Vorwürfe<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Nach den Tumulten an der<br />

Kreuzberger Wrangelstraße<br />

mehren sich die<br />

Vorwürfe gegen die Polizei.<br />

Siesei am Sonnabend unverhältnismäßig<br />

hart gegen die Demonstranten<br />

vorgegangen.<br />

Die Landeschefin der Linken, Katina<br />

Schubert, sagte dem rbb: „Wie<br />

mit den Menschen dortumgegangen<br />

wurde,das steht in keinem Verhältnis<br />

zum Anlass.“ Siehabe ihren Abgeordnetenausweis<br />

sichtbar hochgehalten<br />

und sei, wie andere Abgeordnetenkollegen<br />

auch, „sehr hart angegangen“<br />

worden. Das habe nichts mit<br />

Deeskalation zu tun.<br />

Benedikt Lux (Grüne) sagte, ererwarte<br />

vom Innensenator und insbesondere<br />

von der Polizeipräsidentin,<br />

dass sie die rot-rot-grünen Leitlinien,<br />

besonnen und deeskalierend in solchen<br />

Situationen umzugehen, umsetzen.<br />

„Dafür müssen die Polizistinnen<br />

und Polizisten vor Ort auch entsprechend<br />

sensibilisiertwerden.“<br />

14 Festnahmen, 9verletzte Beamte<br />

Eine Festnahme am 6. April in der Wrangelstraße 77.<br />

„Es ist mir völlig unbegreiflich, wie Grüne und<br />

Linke sich mit denen gemein machen,<br />

die die Polizei angegriffen haben.“<br />

Burkard Dregger, CDU-Fraktionsvorsitzender<br />

RUBYIMAGES/PM CHEUNG<br />

Am Rande der Demonstration „Gemeinsam<br />

gegen Verdrängung und<br />

Mietenwahnsinn“ waren am Nachmittag<br />

zwei Frauen und ein Mann in<br />

einen leerstehenden Gemüseladen<br />

an der Wrangelstraße eingedrungen.<br />

Hunderte Menschen hatten sich vor<br />

dem Geschäft versammelt. Um zu<br />

verhindern, dass weiterePersonen in<br />

das Geschäft eindringen, hätten<br />

sechs Zivilbeamte das Gebäude von<br />

innen mit Möbeln verbarrikadiert,<br />

teilte die Polizei mit. Nach Darstellung<br />

der Behörde ließen die Personen<br />

vor dem Objekt dennoch nicht ab<br />

und versuchten weiterhin gewaltsam<br />

in das Geschäft zu gelangen. Uniformierte<br />

Polizisten, die zu dem Geschäft<br />

wollten um den Zugang zu sichern,<br />

seien teilweise massiv bedrängt,<br />

gestoßen, vereinzelt attackiert<br />

und mit Flaschen beworfen<br />

worden. Lautsprecherdurchsagen<br />

hätten keine Wirkung gezeigt. Unter<br />

anderem habe ein Mann versucht, einem<br />

Beamten die Pistole zu entreißen,<br />

einem anderen Polizisten sei das<br />

Reizgas entrissen und gegen die Beamten<br />

eingesetzt worden. EinPolizist<br />

soll mit einem Messer bedroht worden<br />

sein. Schließlich wurden 14 Personen<br />

festgenommen. Neun Polizisten<br />

meldeten sich als verletzt, einer<br />

hatte eine gebrochene Hand. DiePolizei<br />

leitete 21 Verfahren ein, etwa wegen<br />

schweren Hausfriedensbruchs,<br />

schweren Landfriedensbruchs, tätlichen<br />

Angriffs auf Vollstreckungsbeamte,Bedrohung,Widerstands<br />

gegen<br />

Vollstreckungsbeamte, versuchter<br />

Gefangenenbefreiung und Sachbeschädigung.<br />

„Angesichts dieser Umstände ist<br />

mir völlig unbegreiflich, wie Grüne<br />

und Linke nichts anderes im Sinn haben,<br />

als sich mit denen gemein machen,<br />

die die Polizei angegriffen haben“,<br />

sagte CDU-Fraktionschef BurkardDregger<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Er<br />

fand drastische Worte: „Grüne und<br />

Linke sind auf einem staatsfeindlichen<br />

Abweg.“ Sein Parteikollege, der<br />

Kreuzberger Abgeordnete KurtWansner,warfGrünen<br />

und Linken vor, sich<br />

als Regierungsparteien mit Rechtsbrechern<br />

zu solidarisieren. „Kein<br />

Wort des Bedauerns von ihnen, dass<br />

Beamte mit Steinen und Flaschen beworfen<br />

und verletzt wurden.“<br />

Der SPD-Abgeordnete Tom<br />

Schreiber hat mit den Äußerungen<br />

seiner linken und grünen Koalitionskollegen<br />

ebenfalls ein Problem. Auf<br />

Facebook schrieb er: „Wer glaubt,<br />

dass er oder sie mit ihrem Abgeordnetenausweis<br />

Sonderrechte bei polizeilichen<br />

Maßnahmen hat, der glaubt<br />

auch, dass er oder sie übers Wasser<br />

laufen kann. Für mich sind Parlamentarier<br />

indiskutabel, die sich besondereRechte<br />

rausnehmen und den<br />

Linksextremisten nachlaufen, welche<br />

,Ganz Berlin,hasst die Polizei’ rufen.“<br />

Anzeigen gegen Polizisten sind<br />

nach Angaben der Behörde bislang<br />

nicht eingegangen. „Wir werten derzeit<br />

unser Videomaterial aus“, sagte<br />

Polizeisprecher Thilo Cablitz. „Findet<br />

sich der Anfangsverdacht einer Körperverletzung<br />

im Amt, leiten wir ein<br />

Strafverfahren ein.“ Gewalt, ob gesetzlich<br />

legitimiert oder nicht, könne<br />

niemals schön anmuten.<br />

DerLaden als Symbol<br />

Dass sich Besetzer und Demonstranten<br />

den Gemüseladen auswählten,<br />

war kein Zufall. Das Geschäft „Bizim<br />

Bakkal“ wurde Sinnbild der Gentrifizierung,<br />

der Verdrängung einkommensschwacher<br />

Bewohner und Gewerbetreibender.<br />

Die Initiative „Bizim<br />

Kiez“ hatte für den Erhalt des<br />

letzten inhabergeführten Ladens im<br />

Kiez gekämpft. Wegen der Proteste<br />

zog der Investor die Kündigung zurück.<br />

Jedoch gab er dem Inhaber nur<br />

einen Mietvertrag ohne feste Laufzeit.<br />

2016 gab der Inhaber wegen gesundheitlicher<br />

Probleme auf.<br />

NACHRICHTEN<br />

Forscher rechnen mit<br />

mehr tropischen Nächten<br />

Forscher erwarten bei anhaltender<br />

Klimaerwärmung deutlich mehr<br />

Wetterextreme auch in Berlin-Brandenburg.<br />

Gegen Ende des Jahrhunderts<br />

müsse mit einem Anstieg der<br />

Jahresdurchschnittstemperatur auf<br />

12,5 Grad gerechnet werden, wenn<br />

nicht entscheidende Schritte dagegen<br />

unternommen würden, berichtete<br />

RBB24 unter Berufung auf Daten<br />

des Landesumweltamtes und<br />

des Deutschen Wetterdienstes.Der<br />

Mittelwertlag von1981 bis 2010 bei<br />

9,3 Grad. Es werdemehr besonders<br />

heiße Tage mit mehr als 35 Grad oder<br />

sogar 40 Grad geben. Tropische<br />

Nächte,indenen es nicht kälter als<br />

20 Grad werde, seien dann nicht<br />

mehr selten. Laut Landesumweltamt<br />

gab es bislang im Schnitt 0,6 dieser<br />

heißen Nächte proJahr.Mitte des<br />

Jahrhunderts könnten es 3,5 sein,<br />

Ende 2100 bereits 14,9. (dpa)<br />

CDU würde Volksbegehren<br />

zur Enteignung umsetzen<br />

DasamSonnabend gestartete Volksbegehren<br />

„Deutsche Wohnen &Co.<br />

enteignen“ kommt nach eigenen<br />

Angaben gut voran. „Wir haben<br />

schon 75 Prozent der Unterschriften<br />

für den Volksentscheid. Nach nur einem<br />

Wochenende“, teilte das Bündnis<br />

am Montag mit. Damit sind nun<br />

15 000 der nötigen 20 000 Unterschriften<br />

beisammen. DieCDU<br />

würde im Fall einer Regierungsbeteiligung<br />

das Votum eines Volksbegehrens<br />

befolgen. „Wenn es ein entsprechendes<br />

Votum gibt, dann wirdeine<br />

Landesregierung, an der wir beteiligt<br />

sind, das nicht ignorieren können,<br />

sondernmuss diesen Willen ausführen“,<br />

sagte Fraktionschefs Burkard<br />

Dregger im Inforadio. (dpa)<br />

Säureangriff<br />

auf Ehefrau<br />

Wegen eines Angriffs mit Batteriesäureauf<br />

seine Frau sitzt ein 39-jähriger<br />

Mann in U-Haft. Dasteilte die<br />

Staatsanwaltschaft am Montag mit.<br />

DerMann soll seiner Frau am 23.<br />

Märzein säuregetränktes Tuch in<br />

das linke Auge gedrückt haben. Die<br />

34-jährige Frau trug dauerhafte<br />

Schäden davon. Während der nächtlichen<br />

Auseinandersetzung in Reinickendorfwaren<br />

die 9und 14 Jahrealten<br />

Kinder anwesend. (dpa)<br />

Die Polizei fahndet stadtweit nach<br />

diesem tatverdächtigen Mann.<br />

POLIZEI<br />

Fahndung nach Sexualstraftätern.<br />

MitBildernaus einer Überwachungskamerafahndet<br />

die Polizei<br />

nach zwei Männern. Siesollen am<br />

12. August vergangenen Jahres an<br />

der Bushaltestelle Alt-Pichelsdorfin<br />

Spandau eine Frau sexuell angegriffen<br />

haben. DieMänner hielten die<br />

Frau fest und schlugen sie.AmFolgetag<br />

erkannte das Opfer die Täter in<br />

einem Busder Linie 136 wieder.Die<br />

Polizei fragt: Werkennt die abgebildeten<br />

Männer? Hinweise nimmt<br />

jede Polizeidienststelle entgegen.<br />

Mann verhindertRaub.<br />

Zwei maskierte Männer haben am<br />

Sonntagabend in Marzahn einen 35-<br />

Jährigen mit einer Pistole bedroht.<br />

DasDuo verlangte vonseinem Opfer<br />

auf der Allee der Kosmonauten Geld<br />

sowie ein Mobiltelefon. Als ein Passant<br />

vorbei lief, flüchteten die Räuber<br />

ohne Beute.Das Opfer erlitt einen<br />

Schock und musste behandelt<br />

werden.<br />

Auto in Flammen.<br />

Unbekannte haben in der Nacht<br />

zum Montag in Tempelhof einen<br />

Audi angezündet. Kurz vor2Uhr bemerkte<br />

ein vorbeifahrender Autofahrer<br />

den in Flammen stehenden<br />

Wagen, der am Fahrbahnrand an der<br />

Teilestraße/Ecke Rohdestraße geparkt<br />

war.Das Auto brannte aus.Verletzt<br />

wurde niemand. (ls.)<br />

Mehr Ladesäulen<br />

Senat sieht Berlin für Elektroautos gut aufgestellt<br />

Die Hauptstadt hat für Elektroautos<br />

nach Angaben der Senatsverwaltung<br />

für Umwelt, Verkehr und<br />

Klimaschutz ein dichtes Angebot an<br />

Ladesäulen, das jedoch nur gering<br />

ausgenutzt werde.<br />

Alleine der Anbieter Be-Emobil<br />

betreibe zur Zeit 260 Ladestationen<br />

mit 490 Ladepunkten in Berlin, teilte<br />

die Behörde mit. Bis zum dritten<br />

Quartal 2020 sollen es insgesamt bis<br />

zu 1140 Ladepunkte sein. Darunter<br />

seien 11 Schnellladesäulen mit 22<br />

Ladepunkten. Die Ladesäulen wurden<br />

nach einem Auftrag der Senatsverwaltung<br />

aufgestellt. Auch die Anbieter<br />

Innogy und RWE betreiben<br />

zahlreiche Ladestationen in Berlin.<br />

„Mit dem kontinuierlichen Ausbau,<br />

als ergänzendes Angebot zum<br />

Laden auf privatem Grund, wird<br />

der steigenden Nachfrage bisher<br />

hinreichend begegnet“, erklärte<br />

die Senatsverwaltung. Bundesjustizministerin<br />

Katarina Barley (SPD)<br />

und Verkehrsminister Andreas<br />

Scheuer (CSU) hatten sich kürzlich<br />

dafür ausgesprochen, bundesweit<br />

private Ladestationen besser zu<br />

fördern.<br />

Einige deutsche Großstädte haben<br />

eigene Ausbaupläne, jedoch<br />

sind die angestrebten Zahlen immer<br />

noch überschaubar. Für die Kommunen<br />

ist es oft schwierig, Flächen<br />

für die Ladepunkte zu finden. Zudem<br />

sollte die Bundesregierung die<br />

Förderung der Stromladenetze vereinfachen,<br />

hieß es.<br />

Ein dichtes Netz von Ladestationen<br />

gilt alsVoraussetzung dafür,dass<br />

mehr Elektroautos benutzt und gekauft<br />

werden. „Angesichts der noch<br />

geringen Anzahl an E-Autos wirdder<br />

heutige Bedarfdamit bei weitem gedeckt“,<br />

stellte BDEW-Hauptgeschäftsführer<br />

Stefan Kapferer zum<br />

bestehenden Ladenetz fest. Um das<br />

Klimaziel für 2030 im Verkehrssektor<br />

zu erreichen, müssten allerdings sieben<br />

bis zehn Millionen E-Autos auf<br />

die Straße gebracht werden.<br />

In Hannoverund in Mainz gibt es<br />

jeweils etwa 50 Ladepunkte. Während<br />

Hannover von seiner Konzessionärin<br />

Enercity bis Ende 2019 den<br />

Betrieb von120 Säulen mit 240 Ladepunkten<br />

erwartet, strebt Mainz nach<br />

Angaben der Stadt lediglich 15 bis 20<br />

neue Ladepunkte bis Jahresende an.<br />

In Mainz hieß es, der öffentliche<br />

Raum sei„sehr begrenzt, es bestehen<br />

zahlreiche Nutzungskonflikte“, etwa<br />

beim Parken. (dpa)<br />

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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Diplomaten<br />

begehen häufig<br />

Fahrerflucht<br />

Die meisten Autos sind auf<br />

die USA zugelassen<br />

Ausländische Diplomaten in Berlin<br />

fallen durch häufige Fahrerflucht<br />

auf. DieAutos der Botschaften<br />

waren im vergangenen Jahr an 79<br />

Verkehrsunfällen beteiligt. In 50 Fällen<br />

lag der Verdacht des unerlaubten<br />

Entfernens vom Unfallort vor, wie<br />

die Innenverwaltung auf eine Anfrage<br />

des CDU-Abgeordneten Peter<br />

Trapp antwortete. Das entspricht einem<br />

Anteil von 63 Prozent. Die<br />

Quote aller Fahrerfluchten zur Gesamtzahl<br />

der Unfälle in Berlin lag<br />

2018 bei 23 Prozent. Weil die Diplomaten<br />

wegen ihrer Immunität nicht<br />

verfolgt werden, stellte die Staatsanwaltschaft<br />

sämtliche Ermittlungsverfahren<br />

ein. Bei den Unfällen mit<br />

Beteiligung von Diplomaten kamen<br />

27 Menschen zu Schaden, es gab<br />

nach Angaben des <strong>Berliner</strong> Senats<br />

zwei Schwerverletzte und 32 Leichtverletzte.<br />

Insgesamt registrierte die Polizei<br />

21 174 Ordnungswidrigkeiten von<br />

Fahrernvon Autos mit einem Diplomatenkennzeichen,<br />

die ebenfalls<br />

alle nicht bestraft wurden. Im vergangenen<br />

Jahr registrierten die Behörden<br />

2903 Verstöße. Meistens<br />

ging es wie auch in den Jahren zuvor<br />

hauptsächlich um falsches Parken<br />

und zu schnelles Fahren.<br />

390 000 Euro nicht gezahlt<br />

Die Summe der Bußgelder hätte<br />

390 000 Euro betragen. In Berlin sind<br />

2706 Autos von Botschaften und einigen<br />

internationalen Organisationen<br />

zugelassen. Die meisten haben<br />

die USA. Sie verfügen über insgesamt<br />

264 Fahrzeuge. Russland stehen<br />

158 und China 115 Fahrzeuge<br />

zur Verfügung. Daraus ergibt sich,<br />

dass auf der Liste der Verkehrssünder<br />

dieVereinigten Staaten vonAmerika<br />

und Russland daher mit vielen<br />

Verstößen auf den Plätzen eins und<br />

vier liegen.<br />

Unter den ersten zehn Botschaften<br />

mit den meisten Verkehrsverstößen<br />

sind aber auch die Vertretungen<br />

vieler kleinerer Länder, die deutlich<br />

weniger Autos angemeldet haben.<br />

Dazu gehören Griechenland, Ägypten,<br />

Jemen, Kasachstan, Nigeria, Pakistan,<br />

Saudi-Arabien und Montenegro.<br />

Besonders tragisch war ein<br />

tödlicher Unfall im Juni 2017. Dabei<br />

kam ein Radfahrer in Neukölln um,<br />

als ein Diplomat aus Saudi-Arabien<br />

die Tür seines Pkw plötzlich von innen<br />

öffnete.Der Wagen stand auf einem<br />

Radweg, im absoluten Halteverbot.<br />

(dpa)<br />

Panda-Weibchen Meng Meng ruht sich auf der Anlage im Zoo Berlin aus. Am Wochenende wurde sie künstlich besamt, Nachwuchs könnte es im Juli geben.<br />

Auf Nummer sicher<br />

Bei den Pandas im Zoo wird lieber nichts der Natur überlassen, sondern nachgeholfen<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

InBerlin soll endlich ein Panda-<br />

Baby zur Welt kommen. Der<br />

Wunsch danach ist so groß,<br />

dass der Zoologische Garten<br />

nun bei der Paarung vonMeng Meng<br />

und Jiao Qing nichts dem Zufall überlassen<br />

hat. Obwohl sich die beiden<br />

Bären aus China am Wochenende<br />

mehrmals intim näher kamen, griffen<br />

die Spezialisten zur medizinischen<br />

Nachhilfe. Umdie Nachwuchswahrscheinlichkeit<br />

zu erhöhen, wurde das<br />

Weibchen Meng Meng künstlich besamt,<br />

teilte Zoo-Sprecherin Katharina<br />

Sperling am Montag mit.<br />

72 Stunden Zeit zum Paaren<br />

Große Pandas sind Einzelgänger und<br />

gelten als Sexmuffel. So auch das acht<br />

Jahre alte Männchen Jiao Qing und<br />

das fünfjährige Weibchen Meng<br />

Meng, die seit 2017 im <strong>Berliner</strong> Zoo<br />

sind. Doch vergangene Woche suchten<br />

beide die Zweisamkeit. MitLockrufen,<br />

die bei Meng Meng wie ein<br />

Quieken und bei Jiao Qing wie das<br />

Meckerneiner Ziege klangen, signalisierten<br />

sie sich gegenseitig ihre Paarungsbereitschaft.<br />

Und die ist bei<br />

Pandas extrem kurz. Die Weibchen<br />

zeigen nur einmal im Jahr ihre Empfängnisbereitschaft<br />

–und das auch<br />

nur 72 Stunden lang.<br />

Der Zoo traf daraufhin sofort<br />

sämtliche Vorbereitungen für die<br />

Paarung. Um den exakten Zeitpunkt<br />

nicht zu verpassen, wurde Meng<br />

Nachwuchs: Bis zu drei<br />

Jungtiere können Panda-<br />

Weibchen zur Welt bringen.<br />

In der Regel überlebt aber<br />

nur ein Tier.ImTiergarten<br />

Schönbrunn bei Wien<br />

brachte Panda-Weibchen<br />

Yang Yang 2016 Zwillingezur<br />

Welt. Die Jungtiere kamen im<br />

Dezember 2018 nach China.<br />

Meng von Zoo-Tierärzten und Experten<br />

des Leibniz-Institutes für<br />

Zoo- und Wildtierforschung untersucht.<br />

Anhand vonUrinproben stellten<br />

sie fest, wie hoch die Menge der<br />

Geschlechtshormone bei dem Weibchen<br />

bereits gestiegen war.<br />

Auch chinesische Fachleute reisten<br />

an. Denn China hat ein großes<br />

Interesse an Panda-Babys aus Berlin.<br />

Da Meng Meng und Jiao Qing nur<br />

eine Leihgabe sind, für die der Zoo<br />

jährlich mehr als 900 000 Euro zahlt,<br />

gehört auch deren Nachwuchs der<br />

Volksrepublik. Der bleibt jedoch nur<br />

eine kurze Zeit in Berlin. Die Babys<br />

müssen dann nach China in eine<br />

Aufzuchtstation. So ist es vertraglich<br />

zwischen Zoound den chinesischen<br />

Behörden geregelt.<br />

BEDROHTE PANDAS<br />

Geburt: Mit 80 bis 200<br />

Gramm bringen Panda-Jungtiere<br />

zum Zeitpunkt der Geburtungefähr<br />

ein Tausendstel<br />

des Gewichts ihrer Mütter<br />

auf die Waage. Panda-Junge<br />

kommen in einer sogenannten<br />

Wurfhöhle zur Welt. Sie<br />

sind unbehaartund etwa so<br />

groß wie ein Hamster.<br />

Bedroht: VomAussterben<br />

sind die Großen Pandas bedroht<br />

und stehen auf der Roten<br />

Liste. In der freien Wildbahn<br />

in China leben noch<br />

1860 Tiere. Die Leihgebühr,<br />

die der Zoo für Meng Meng<br />

und Jiao Qing zahlt, fließt zu<br />

100 Prozent in den Artenschutz<br />

der beliebten Bären.<br />

Am vergangenen Freitag begann<br />

die heiße Phase bei Meng Meng.<br />

Erstmals durfte Jiao Qing zu dem<br />

Weibchen, von dem er sonst auf der<br />

Anlage getrennt lebt. „Die beiden<br />

sind, was die Fortpflanzung angeht,<br />

vollkommen unerfahren. Meng<br />

Meng zeigte deutlich Interesse an<br />

dem Panda-Mann. Auch Jiao Qing<br />

war bereit“, sagte der Zoologische<br />

Leiter Ragnar Kühne.<br />

Das Zusammentreffen fand in<br />

Räumen der Tierklinik statt, die sich<br />

im Innern der Panda-Anlage befindet.<br />

Am Freitag und Sonnabend sahen<br />

sich die Pandas insgesamt sieben<br />

Mal für jeweils 20 Minuten. In<br />

dieser Zeit ging der 110 Kilogramm<br />

schwere Jiao Qing auch mehrmals<br />

auf Tuchfühlung mit Meng Meng.<br />

IMAGO IMAGES/OLAF WAGNER<br />

„Es ließ sich jedoch nicht feststellen,<br />

ob die Paarung auch erfolgreich<br />

verlief“, sagte Sprecherin Sperling.<br />

Um auf Nummer sicher zu gehen,<br />

wurde die künstliche Besamung am<br />

Sonnabend vorgenommen. Beide<br />

Pandas wurde narkotisiert. Mit Hilfe<br />

eines sogenannten Elektro-Ejakulators<br />

wurden Jiao Qings Spermien gewonnen<br />

und anschließend bei Meng<br />

Meng eingeführt.<br />

Beide Tiere hätten den Eingriff<br />

gut überstanden, teilte der Zoo mit.<br />

Ob Meng Meng nun trächtig ist,<br />

könne man erst ab Juni bei einer Ultraschall-Untersuchung<br />

sehen. Die<br />

Tragezeit bei Panda-Weibchen dauert45bis<br />

60 Tage.<br />

Zoo-Direktor Andreas Knieriem<br />

rechnet frühestens im Juli mit Nachwuchs.<br />

Genau dann, wenn der Zoo<br />

seinen 175. Geburtstag feiert.<br />

Erstmals in Deutschland<br />

Es wäredas erste Mal, das ein Panda<br />

in einem deutschen Tiergarten zur<br />

Welt käme. Schon mit Panda-Mann<br />

Bao Bao, der 1980 als Geschenk der<br />

Chinesen nach Berlin kam, versuchte<br />

der Zoologische Garten,<br />

Nachwuchs zu präsentieren. Doch<br />

alle Versuche scheiterten.<br />

Bao Baos erste Partnerin Tjen<br />

Tjen starb 1984, der zweiten Panda-<br />

Dame YanYan fehlte die Liebeslust.<br />

Undauch BaoBao selber wollte und<br />

konnte nicht. Experten aus China<br />

stellten später fest: Bao Bao war impotent.<br />

Er starb 2012.<br />

City-S-Bahn<br />

bleibt erst mal<br />

ein Torso<br />

FDP: Senat lässt Chancen<br />

der Neubautrasse ungenutzt<br />

VonPeter Neumann<br />

Berlin bekommt eine neue S-<br />

Bahn-Strecke. Im Dezember<br />

2020 soll auf der Trasse zwischen<br />

Wedding und Hauptbahnhof der Linienbetrieb<br />

aufgenommen werden,<br />

teilte Verkehrs-Staatssekretär Ingmar<br />

Streese (Grüne) auf Anfrage der<br />

FDP mit. Damit erhält der 2006 eröffnete<br />

Hauptbahnhof auch von Norden<br />

her S-Bahn-Anschluss. Künftig<br />

wird er von Gesundbrunnen aus<br />

ohne Umsteigen erreichbar sein.<br />

Doch der Senat nutze das Potenzial<br />

der City-S-Bahn nicht, so die FDP.<br />

Für den FDP-Verkehrspolitiker<br />

Henner Schmidt ist es ein „verkehrspolitischer<br />

Fehler des Senats“, keinen<br />

Zwischenhalt an der Perleberger<br />

Brücke zu bestellen. „Dieser S-Bahnhof<br />

ist zur Anbindung der nördlichen<br />

Europacity dringend notwendig<br />

und könnte jetzt einfacher und<br />

schneller errichtet werden als später,<br />

wenn die Strecke schon in Betrieb<br />

ist“, mahnte der FDP-Abgeordnete.<br />

Immer wieder Verzögerungen<br />

Schmidt kritisierte auch, dass auf<br />

dem zweiten Streckenast, der von<br />

Westhafen zum Hauptbahnhof<br />

führt, erst ab Ende 2026 erstmals S-<br />

Bahnen fahren sollen. „Dass die Anbindung<br />

des Hauptbahnhofes vorerst<br />

nur aus Richtung Wedding erfolgt<br />

und die Anbindung aus Richtung<br />

Westhafen vertagt wird, nutzt<br />

die neue Strecke viel zu wenig aus“,<br />

kritisierte er. „Es wäre sinnvoll, eine<br />

regelmäßige S-Bahn-Verbindung<br />

auch aus Richtung Westhafen zum<br />

Hauptbahnhof zu bestellen, zum<br />

Beispiel von Hermannstraße oder<br />

Halensee über den westlichen Ring.“<br />

Der Senat müsse die Chancen, die<br />

das Streckenbauprojekt eröffnet, ergreifen,<br />

damit sich die große Investition<br />

auch wirklich lohnt.<br />

Die 3,8 Kilometer lange City-S-<br />

Bahn (früherer Arbeitstitel: S21) ist<br />

seit 1999 im Bau. Eine Zeit lang hieß<br />

es,dass 2015 die ersten S-Bahn-Züge<br />

rollen. Doch es gab immer wieder<br />

Verzögerungen –zuletzt durch eindringendes<br />

Grundwasser. Die Kostenschätzung<br />

in Höhe von 227 Millionen<br />

Euro gilt als überholt. Der<br />

Bahnhof Perleberger Brücke würde<br />

die Aufwendungen um 30 Millionen<br />

Euro erhöhen, weil er in Hochlage an<br />

der Gabelung der Strecke entstehen<br />

würde. Dass der Ast von Westhafen<br />

erst später befahren werden soll,<br />

wirdmit Wagenmangel begründet.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Stadtrat im<br />

Internet<br />

beleidigt<br />

18-Jähriger erhält<br />

Strafbefehl<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Bastardsohn, mit diesem Wort beschimpfte<br />

Ibrahim Al-A. am<br />

24. September 2018 den Neuköllner<br />

Jugendstadtrat Falko Liecke in einem<br />

Facebook-Kommentar. Kurz<br />

darauf schrieb der 18-Jährige dem<br />

Bezirkspolitiker eine Nachricht über<br />

den Messenger-Dienst: „Ich hoffe,<br />

Ihre Kinder werden weggenommen.<br />

Sie regen mich auf, kleiner piç.“ Piç<br />

ist das türkische Wort für Bastard.<br />

An diesem Montag sollte sich Ibrahim<br />

Al-A. eigentlich vor dem<br />

Amtsgericht Tiergarten verantworten<br />

–wegen Beleidigung. Doch der<br />

junge Neuköllner erschien nicht.<br />

Darauf wurde ein Strafbefehl ausgesprochen.<br />

Ibrahim<br />

Al-A. muss<br />

wegen Beleidi-<br />

Jugendstadtrat<br />

FalkoLiecke<br />

DPA/SOEDER<br />

gung 750 Euro<br />

zahlen. Das Urteil<br />

ist noch nicht<br />

rechtskräftig.<br />

„Ich finde es<br />

richtig, dass sich<br />

solche Leute verantworten<br />

müssen“,<br />

sagte<br />

Liecke nach dem Urteil der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. Er war es,der Ibrahim Al-A.<br />

damals angezeigt hatte.<br />

Die Beleidigungen des Angeklagten<br />

fielen in eine Zeit, in der der<br />

CDU-Politiker Liecke in Interviews<br />

ein Vorgehen gegen kriminelle Clans<br />

gefordert hatte. Eine der Aussagen,<br />

die aufhorchen ließ, war die Forderung,<br />

nicht nur an das Vermögen der<br />

kriminellen Großfamilien zu gehen,<br />

sondern auch an deren Kinder. Man<br />

solle den Nachwuchs aus den Clans<br />

holen, weil er sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

auch in eine kriminelle<br />

Karriereabdriftet, so Liecke.<br />

Zudem hatte der Jugendstadtrat<br />

kurzzuvor veranlasst, dass ein heroisierendes<br />

Wandbild, das das kriminelle<br />

Clanmitglied Nidal R. zeigte,<br />

übermalt wird. Am Nachmittag des<br />

9. September war der 36-jährige Intensivtäter<br />

am Tempelhofer Feld niedergeschossen<br />

worden.<br />

Liecke sagte am Montag: „Kohle<br />

und Kinder sind das einzige,was die<br />

kriminellen Clans interessiert. Da<br />

müssen wir ansetzen“. Er habe eine<br />

Juristin damit beauftragt, die rechtlichen<br />

Hürden einer solchen Inobhutnahme<br />

der Kinder zu prüfen. DieErgebnisse<br />

sollen bald vorliegen.<br />

„Berlin ist plötzlich wieder Zukunft“<br />

Es gibt keine Stadt in der<br />

demokratischen Welt, die<br />

einen besseren Nahverkehr<br />

hat als Berlin. Das<br />

hat mit dem historischen Erbe zu<br />

tun. Während sich im Westen und<br />

im Osten die Planer mühten, nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg die Zerstörungen<br />

zu nutzen und die Städte<br />

freizuräumen für Straßen und<br />

Parkplätze, blieb Berlin größtenteils<br />

verschont.<br />

Zwar hatte man unmittelbar<br />

1946 mit dem „Scharoun-Plan“<br />

auch völlig auf das Auto gesetzt, der<br />

West-<strong>Berliner</strong> Senat und der Ostberliner<br />

Magistrat versuchten Autobahnen<br />

mitten durch die Stadt zu<br />

bauen. Das Auto galt als modern,<br />

und je mehr Autos eine Gesellschaft<br />

hatte, als umso höher galt<br />

das Wohlstandsniveau. Daswollten<br />

alle.Aber Berlin kam nicht voran.<br />

Schon in den 1950er-Jahren<br />

wurden alle Pläne für Groß-Berlin<br />

auf Eis gelegt und West-Berlin jedenfalls<br />

verkehrlich und politisch<br />

zu einer Insel. Spätestens mit dem<br />

Bau der Mauer 1961 ging dann in<br />

der autogerechten Gesamtplanung<br />

nichts mehr.<br />

Die Ostberliner begannen zwar<br />

kräftig, die Stadt nach den Grundlagen<br />

der Charta von Athen locker<br />

zu gliedern, um viel Platz für Straßen<br />

zu schaffen. Der Alexanderplatz<br />

oder der neu angelegte Bezirk<br />

Marzahn dokumentieren dies bis<br />

heute, aber es gelang nicht, weil es<br />

an der notwendigen Zahl von privaten<br />

Kraftfahrzeugen mangelte.<br />

Im Westen Berlins war dies zwar<br />

kein Problem, aber die Menge der<br />

zugelassenen Pkw stieg deutlich<br />

geringer an als in Westdeutschland.<br />

Menschen mit dem Wunsch nach<br />

einem Reihenendhaus und einem<br />

Pkw vor der Tür hatten West-Berlin<br />

nach dem Mauerbau mehr und<br />

mehr verlassen.<br />

Mehr Haushalte ohne als mit Auto<br />

Wachstum entstand durch Gastarbeiter,<br />

Studierende und Wehrflüchtige,<br />

durch eine Mischung aus<br />

ganz unterschiedlichen Biografien<br />

und Interessen, die der West-<strong>Berliner</strong><br />

Innensenator Wilhelm Kewenig<br />

(CDU) in den 1980er-Jahren schon<br />

mal gerne als „Anti-<strong>Berliner</strong>“ bezeichnete.<br />

Der Westen leistete sich<br />

aber noch einen besonderen Luxus,<br />

von dem wir heute noch profitieren.<br />

Er betrachtete die auch in<br />

diesem Teil der Stadt fahrende S-<br />

Bahn als Mahnmal der Teilung, und<br />

der korrekte West-<strong>Berliner</strong> boykottierte<br />

die Bahn. Vielmehr trieb man<br />

Gastbeitrag<br />

Die Hauptstadt ist Experimentierfeld<br />

für modernen Stadtverkehr geworden,<br />

meint der Mobilitätsforscher Andreas Knie.<br />

Unternehmen und Bürger sind<br />

weiter als die Politik<br />

„Ohne ein privates Auto ist die<br />

individuelle Mobilität umso größer.<br />

Berlin lebt dies heute schon vor.<br />

Es ist schön, wenn der <strong>Berliner</strong> Senat dies jetzt<br />

auch erkennt. Aber wichtig ist es nicht mehr.“<br />

Andreas Knie,<br />

Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

mit viel Geld aus dem Westen den<br />

U-Bahn-Bau voran, häufig parallel<br />

zu S-Bahn Trassen.<br />

Berlins Geschichte bleibt damit<br />

einmalig: Der Osten kam nicht<br />

richtig voran, der Westen blieb im<br />

Kalten Krieg stecken. Von dieser<br />

Entwicklung hat sich die Stadt bis<br />

heute nicht erholt – zum Glück,<br />

möchte man sagen. Die <strong>Berliner</strong><br />

und ihre Gäste sind mit durchschnittlich<br />

mehr als 300 Fahrten<br />

proJahr so viel im öffentlichen Verkehr<br />

unterwegs, wie das sonst nirgendwo<br />

der Fall ist.<br />

Die Zahl der autolosen Haushalte<br />

ist immer noch höher als die<br />

mit Auto, und das Fahrrad hat bei<br />

allen in Berlin zurückgelegten Wegen<br />

mittlerweile fast einen Anteil<br />

von20Prozent erreicht.<br />

Die Stadt ist Tummelfeld für Experimente.<br />

Daimler und BMW<br />

bauen ihre digitale Zukunft hier<br />

und nicht woanders, sie wollen<br />

Berlin als Hauptstadt der Sharingdienste<br />

etablieren.<br />

Sixt hat sich für sein neues revolutionäres<br />

Autovermietsystem Berlin<br />

ausgesucht und startet mit<br />

mehreren Tausend Fahrzeugen.<br />

Volkswagen wird unter dem Markennamen<br />

WeShare ein Carsharing-System<br />

ausschließlich mit<br />

Elektrofahrzeugen etablieren. Für<br />

die asiatischen Plattformanbieter<br />

ist Berlin der Eintritt in die Welt.<br />

Hier soll demnächst alles, was irgendwie<br />

vermietbar ist, getestet<br />

werden.<br />

Eigentum? Brauchen wir nicht!<br />

Berlin hat nämlich alles, was man<br />

braucht: viel Platz und Menschen,<br />

die bereit sind zu experimentieren.<br />

Auch wenn sich die Stadt mächtig<br />

müht, für Menschen mit konventionellem<br />

Lebenslauf und routinierter<br />

Autonutzung ist die Stadt<br />

weiterhin nicht attraktiv.<br />

Berlin ist plötzlich wieder Zukunft.<br />

Die Stadt demonstriert, dass<br />

die „neue Moderne“ ohne Eigentum<br />

an einem Verkehrsmittel auskommt.<br />

Ohne private Bevorratung<br />

vonAutos kann alles besser fließen,<br />

und es kann sozial gerecht und<br />

nachhaltig organisiertwerden.<br />

Ohne ein privates Auto ist die individuelle<br />

Mobilität daher umso<br />

größer.Berlin lebt dies heute schon<br />

vor. Es ist schön, wenn der <strong>Berliner</strong><br />

Senat dies jetzt auch erkennt. Aber<br />

wichtig ist es nicht mehr.<br />

Bisher erschienen: Roland Stimpel (25.<br />

März), OliverFriederici(29. März), Heinrich<br />

Strößenreuther(2. April), Tino Schopf (5. April)<br />

Drohung<br />

gegen oberste<br />

Staatsanwältin<br />

Wieder Mail aufgetaucht mit<br />

rechtsextremen Inhalten<br />

Nach der Verhaftung eines Tatverdächtigen<br />

im Fall der bundesweit<br />

verschickten Mails mit<br />

rechtsextremistischem Inhalt soll<br />

eine weitere Droh-Mail aufgetaucht<br />

sein. Siesei gegen die <strong>Berliner</strong> Generalstaatsanwältin<br />

Margarete Koppers<br />

gerichtet, berichtete der Sender<br />

RBB am Montag. Die E-Mail liege<br />

dem ARD-Magazin „Kontraste“ vor.<br />

Eine Sprecherin der <strong>Berliner</strong> Staatsanwaltschaft<br />

sagte am Abend, sie<br />

könne das nicht bestätigen. Ihr sei<br />

vonsolch einer Mail nichts bekannt.<br />

Der Verdächtige aus Schleswig-<br />

Holstein sitzt seit Sonnabend dortin<br />

U-Haft. Da die <strong>Berliner</strong> Generalstaatsanwaltschaft<br />

federführend in<br />

dem Fall ist, soll er in eine JVAinBerlin<br />

überführt werden. Bisher sei er<br />

aber nicht in der Hauptstadt, sagte<br />

die Sprecherin.<br />

„Sie möchten sicher nicht, dass<br />

eines Tages Frau Generalstaatsanwältin<br />

Margarete Koppers etwas zustößt,<br />

oder?“ zitiertder RBB die Mail.<br />

Die Gruppe „Staatsstreichorchester“<br />

fordere 100 Millionen Euro in der<br />

Kryptowährung Monero. Anderenfalls<br />

werde eine neue Terrorgruppe<br />

entstehen. „Wir werden alles daran<br />

setzen, dass es bald wieder Pogrome<br />

in diesem Land gibt und dass sich<br />

kein Jude, Moslem (…) oder auch<br />

linke Journalisten und Politiker sicher<br />

fühlen“, heiße es im Schreiben.<br />

Die Mail soll am Sonntagabend<br />

verschickt worden sein, also nachdem<br />

der Tatverdächtige bereits in U-<br />

Haft gesessen habe. AmSonnabend<br />

hatte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft<br />

gesagt: „Nach dem bisherigen<br />

Stand hat er offenbar alleine<br />

gehandelt“. DieErmittlungen hätten<br />

keine Anhaltspunkte ergeben, dass<br />

der Verdächtige Komplizen hat.<br />

Ein in der Mail ebenfalls angesprochener<br />

Kölner Rechtsanwalt<br />

sagte dem Magazin „Kontraste“, er<br />

gehe voneinem Netzwerkhinter den<br />

mehr als 200 Drohmails aus.<br />

Kriminalpolizisten hatten am<br />

Donnerstag in derWohnung desVerdächtigen<br />

in Schleswig-Holstein Beweismittel<br />

sichergestellt. Die Mails,<br />

die seit April 2018 verschickt wurden,<br />

waren auch mit „Nationalsozialistische<br />

Offensive“ unterzeichnet.<br />

Siegingen an Behörden in Hamburg,<br />

Schleswig-Holstein, Baden-Württembergund<br />

Brandenburg. Gedroht<br />

wurde mit Bomben und Exekutionen<br />

auf offener Straße. (dpa)<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

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Berlin<br />

Singt auf dem Gendarmenmarkt: Anna Loos CHRISTIAN SCHULZ Musste danach erst mal in die Wanne: Gero Iversvon der <strong>Berliner</strong> Band Knorkator. CHRISTIAN SCHULZ Maler und Regisseur:Julian Schnabel ICHRISTIAN SCHULZ<br />

Wasgeht ab? Edding schwer!<br />

GEROIVERS<br />

musste gestern zur Mittagsstunde<br />

erst mal in die Wanne und seine<br />

Glatze schrubben. Der unter dem<br />

Künstlernamen Stumpen bekannte<br />

Sänger der <strong>Berliner</strong> Band Knorkator<br />

sah nach einem Besuch in der Kita<br />

seines Sohnes im Kopfbereich aus<br />

wie ein Graffiti-Opfer. AmEnde des<br />

gemeinsamen Ostereierbemalens<br />

von Knorkator und den Kindern der<br />

Friedrichshagener Kita „Unser<br />

Haus“ hatte er den Kleinen freigestellt,<br />

seinen Kopf als das ultimative<br />

Osterei zu behandeln. Um später<br />

festzustellen, dass sich Edding nur<br />

mit intensivem Rubbeln entfernen<br />

lässt. Für ihn war es trotzdem ein beglückender<br />

Vormittag: „Wir hatten<br />

Spaß, haben Eier bemalt und dabei<br />

noch was Gutes getan. Die Eier sollen<br />

nämlich zu Gunsten des Vereins<br />

Kinderlächeln versteigert werden,<br />

der mit dem Geld krebskranke Kin-<br />

der und deren Familien unterstützt.“<br />

Kita-Leiterin Sabine Rudolph<br />

schwärmt über den Vormittag: „Wir<br />

hatten ganz viel Spaß. Und weil die<br />

Kinder wissen, dass sie damit anderen<br />

Kindern helfen, ist auch keines<br />

traurig, dass es sein kleines Kunstwerk<br />

nicht mit nach Hause nehmen<br />

kann.“ Knorkator hat für den spaßigen<br />

Termin in der Kita kurz die Aufnahmen<br />

für das nächste Album „Widerstand<br />

ist zwecklos“ unterbrochen,<br />

das im September rauskommen<br />

soll. Werdie neuen Lieder live<br />

hören will, hat dazu ab Oktober Gelegenheit<br />

auf einer Tour,die Knorkator<br />

am 6. und 7. Dezember auch zu<br />

zwei ihrer verrückten Konzerte in die<br />

<strong>Berliner</strong> Columbiahalle führen wird.<br />

ANNA LOOS<br />

ist noch ganz beglückt. Gerade kam<br />

sie heim vonder Clubtour,auf der sie<br />

die Lieder ihres ersten Soloalbums<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Knorkator bemalt Ostereier,<br />

Anna Loos singt auf dem<br />

Gendarmenmarkt und Julian Schnabel<br />

feiert Premiere<br />

„Werkzeugkasten“ vorgestellt hat.<br />

Und für das, was sie dabei erlebte,<br />

hat sie diese Umschreibung: „Das<br />

war geil!“ Demnächst, da kann sie<br />

sich schon sicher sein, wird eswohl<br />

sogar noch eine Steigerung geben.<br />

Beider First Night der 28. Saison von<br />

Classic Open Air am 4. Juli auf dem<br />

Gendarmenmarkt wird sie nämlich<br />

mit ihrer neuen Band (nicht mehr<br />

Silly) vor etwa 6000 Besuchern singen.<br />

Wobei zur Kulisse und der Zahl<br />

der Zuhörer noch ein weiterer Gefühlsverstärker<br />

hinzukommt, denn<br />

mit dem Deutschen Filmorchester<br />

Babelsberg kann man als Pop-Sängerin<br />

ja nicht alle Tage aufspielen. Sie<br />

freut sich: „Wenn man einen Popsong<br />

mit einem Orchester spielt, bekommt<br />

er eine andereTiefe.“<br />

Die First Night steht dieses Jahr<br />

unter dem Motto „Berlin, Berlin“<br />

und bietet auch Auftritte von Ilja<br />

Richter (mit Songs von Harald<br />

Juhnke), Klaus Hoffmann, Angelika<br />

Milster,Culcha Candela, Andrej,David<br />

und Rachel Hermlin. An weiteren<br />

Abenden von Classic Open Air 2019<br />

werden Die Prinzen, Violinist Yury<br />

Revich und die Vier Pianisten (zu denen<br />

Axel Zwingenberger und Joja<br />

Wendt gehören) auftreten.<br />

JULIAN SCHNABEL<br />

hat einen Film über seinen vor 129<br />

Jahre verstorbenen Malerkollegen<br />

Vincent van Gogh gedreht. Die Premiere<br />

von „An der Schwelle zur<br />

Ewigkeit“ wurde am Montagabend<br />

im Cinema Paris am Kurfürstendamm<br />

gefeiert. Zum Bedauern der<br />

Premierengäste –darunter Grimme-<br />

Preisträgerin Paula Beer und Regisseur<br />

Wim Wenders –war Hauptdarsteller<br />

Willem Dafoe nicht dabei.<br />

Schnabel erwies sich vor dem<br />

Kino als wählerischer Autogrammgeber.Erst<br />

fragte er,obeiner der Autogrammjäger<br />

einen silbern schreibenden<br />

Stift dabei hätte –hatte niemand.<br />

Die schwarzen Stifte verschmähte<br />

er und krakelte seine<br />

Unterschrift schließlich blau. Allerdings<br />

nicht auf alles. Ein Foto, das<br />

ihn selbst zeigte, wies er mit Worten<br />

zurück, die keinen Widerspruch duldeten:<br />

„Das ist schrecklich!“<br />

Wunderschöne Reiseziele in Euorpa<br />

Französisches Savoir-vivre &britischer Lifestyle<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 15 *<br />

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Brandenburg<br />

Alternative<br />

zum Terminal<br />

für Staatsgäste<br />

Flughafen präsentiert<br />

Kompromissvorschlag<br />

Braucht der BER ein schickes<br />

neues Gebäude für Staatsgäste?<br />

Oder reicht ein bestehendes Terminal?<br />

Darüber sind Bund und Länder<br />

uneins. Nun gibt es in der Debatte<br />

über den millionenschweren Neubau<br />

eines Regierungsterminals am<br />

künftigen Hauptstadtflughafen einen<br />

Kompromissvorschlag.<br />

BeidieserVariante wäreein neues<br />

Abfertigungsgebäude nicht zwingend<br />

notwendig und es gäbe genug<br />

Stellplätze für die Flugzeuge der<br />

Staatsgäste und der Flugbereitschaft.<br />

Nach Informationen der Deutschen<br />

Presse-Agentur hat Flughafenchef<br />

Engelbert Lütke Daldrup das Konzept<br />

im Aufsichtsrat zur Diskussion<br />

gestellt.<br />

Der Geschäftsführer sieht mehrere<br />

Vorteile: weniger Termindruck,<br />

weniger komplexe Bauvorhaben<br />

und eine Kostenersparnis von<br />

75 Millionen Euro. Das Bundesfinanzministerium<br />

wollte sich dazu<br />

nicht äußern; dessen Staatssekretär<br />

Werner Gatzer sitzt im Aufsichtsrat.<br />

Die Gespräche des Kontrollgremiums<br />

seien vertraulich, hieß es zur<br />

Begründung.<br />

Als Visitenkarte<br />

Offiziell hält der Bund daran fest,<br />

dass am künftigen Hauptstadtflughafen<br />

BER ein repräsentatives Terminal<br />

für die Regierung und ihre<br />

Staatsgäste gebaut wird, es soll eine<br />

„Visitenkarte der Bundesrepublik<br />

Deutschland“ sein. Die Gesamtkosten<br />

werden bei mindestens 344 Millionen<br />

Euro liegen.<br />

Berlin und Brandenburgschlagen<br />

vor, stattdessen ein bestehendes Abfertigungsgebäude<br />

zu nutzen. Es<br />

wurde als Übergangslösung für die<br />

Regierung im Herbst für 70 Millionen<br />

Euro fertiggestellt. DerBund will<br />

es vom geplanten BER-Start 2020 an<br />

für fünf Jahre nutzen. Dann soll auf<br />

einem Standort nebenan das endgültige<br />

Regierungsterminal fertig<br />

sein. Dessen Baubeginn verzögert<br />

sich wegen der Probleme rund um<br />

den BER.<br />

Streng vertraulich<br />

Der Alternativvorschlag, den Lütke<br />

Daldrup in der November-Sitzung<br />

dem Aufsichtsrat mit dem Vermerk<br />

„streng vertraulich“ präsentierte,<br />

verbindet beide Konzepte: Das als<br />

Zwischenlösung gebaute Interimsterminal<br />

könnte zur Dauerlösung<br />

werden, aber der Standort nebenan<br />

würde zu einem großen Teil auch genutzt<br />

–für Hangars der Flugbereitschaft<br />

und Parkplätze für ihre Flugzeuge.Für<br />

den repräsentativen Neubau<br />

gäbe es Platz, er könnte aber<br />

auch entfallen.<br />

Das gäbe dem Flughafen den nötigen<br />

Raum auf dem Vorfeld, das alte<br />

Schönefelder Passagierterminal<br />

über das Jahr 2025 hinaus zu betreiben,<br />

sollte der BER für die wachsenden<br />

Fluggastzahlen nicht reichen.<br />

Das Bundesbauministerium geht<br />

bisher davon aus, dass ohne einen<br />

Neubau des Regierungsterminals<br />

mit dem zugehörigen Vorfeld die<br />

Flugbereitschaft nicht von Köln-<br />

Wahn nach Schönefeld umziehen<br />

kann. (dpa)<br />

Flughafenchef EngelbertLütke<br />

Daldrup (SPD).<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

Auftakt: Zum Eröffnungsfest trugen einige Spargelbäuerinnen auch Trachten, als sie neben den mit weißen Folien geschützten Dämmen entlang gingen.<br />

Der frühe Spargel<br />

Der Saisonstart ist in diesem Jahr so zeitig wie noch nie. Doch es ist auch noch Kälte angekündigt<br />

VonJens Blankennagel, Beelitz<br />

Die Spargelsaison hat in<br />

diesem Jahr besonders<br />

früh begonnen –und so<br />

wird eswohl die längste<br />

Erntesaison aller Zeiten. Jedenfalls<br />

im Spargelgarten der <strong>Berliner</strong> –also<br />

rund um Beelitz (Potsdam Mittelmark).<br />

Dortwirdbereits seit fast drei<br />

Wochen das teure Edelgemüse geerntet.<br />

Dasist ein echter Rekord.<br />

Denn das „königliche Gemüse“ –<br />

wie es Goethe einst nannte –wirdjedes<br />

Frühjahr nur eine begrenzte Zeit<br />

lang geerntet. Ein Datum der Erntezeit<br />

steht dabei immer fest: Es ist das<br />

Ende der Saison, denn die weißen<br />

Stangen werden längstens bis zum<br />

24. Juni geerntet. Ab dem Johannistag<br />

werden keine Stangen mehr gestochen.<br />

DieStangen wachsen dann<br />

in die Höhe, verfärben sich von<br />

Schlohweiß zu Grün und werden fast<br />

zwei Meter hohe krautige Büsche.<br />

Manchmal auch bitterkalt<br />

Endlich dürfen die Pflanzen ins<br />

Kraut schießen, so wie sie es ganz natürlich<br />

machen würden, wenn die<br />

Menschen sie nicht alle paar Tage<br />

„köpfen“ würden. Nun kann die<br />

Pflanze bis zum Herbst Kraft sammeln<br />

für die nächste Saison.<br />

Das Ende der Saison steht also<br />

fest, aber der Beginn ist grundsätzlich<br />

abhängig vomWetter.Normalerweise<br />

wurde die Saison rund um die<br />

Spargelstadt Beelitz seit bald drei<br />

Jahrzehnten an einem Donnerstag<br />

Mitte Aprileröffnet. DerDonnerstag<br />

wurde von den Spargelbauern immer<br />

gewählt, damit die Medien von<br />

dem Ereignis berichten und die <strong>Berliner</strong><br />

Liebhaber dann gleich am Wochenende<br />

nach Beelitz pilgern, um<br />

sich den ersten frischen Spargel<br />

selbst in den Hofläden zu holen.<br />

Es gab allerdings auch Jahre, in<br />

denen war es im Frühjahr so kalt,<br />

dass zur offiziellen Eröffnungsfeier<br />

gerade mal so viel Spargelstangen<br />

zusammengetragen werden konnten,<br />

dass die mehr als 200 Gäste aus<br />

der regionalen Politik und Wirtschaft<br />

gerade so mit einem ersten Mahl versorgt<br />

werden konnten. In einem Jahr<br />

war es vor dem Fest sogar so kalt,<br />

dass manche sehr böse Zungen den<br />

Bauern gar unterstellten, sie hätten<br />

sich für die Gäste die Stangen aus<br />

Griechenland besorgen müssen.<br />

Im vergangenen Jahr kam kurz<br />

vor Saisonstart noch mal ein Kälteeinbruch,<br />

so dass der Termin kurzfristig<br />

um eine Wochen nach hinten<br />

verschoben wurde. Glück hatten da<br />

Werden sehr schnell grün, wenn sie weiter aus dem Damm wachsen.<br />

AUSGEWÄHLTE SPARGELBETRIEBE MIT HOFLÄDEN<br />

Die Hofläden auf den Spargelhöfen sind meist mindestens von8bis 18 Uhr geöffnet –<br />

eine Auswahl der Höfe mit Gaststätte:<br />

Potsdam-Mittelmark<br />

Jakobs-Hof Beelitz in 14547 Beelitz, Kähnsdorfer Weg15<br />

Tel. 033204-627 27, www.jakobs-hof.de<br />

Spargelhof KlaistowBuschmann &Winkelmann in 14547 Beelitz-Klaistow, GlindowerStr.28<br />

Tel. 033206-61070, www.buschmann-winkelmann.de<br />

Spargelhof HugoSimianer in 14547 Beelitz-Busendorf, In den Stegwiesen 1<br />

Tel. 033206-44 34, www.beelitzer-spargel.com<br />

Spargelhof Josef Jakobs in 14547 Beelitz-Schäpe, Schäpe 21<br />

Tel. 033204-419 70, www.jakobs-spargel.de<br />

Spargelhof Syring in 14547 Beelitz-Zauchwitz, Trebbiner Str.69f<br />

Tel. 033204-638 00, www.spargelhof-syring.de<br />

Spargelhof Leue in 14550 Großkreutz-Neu Bochow, Lehniner Chaussee 3<br />

Tel. 033207-308 00, www.obst-spargelhof-leue.de<br />

Domstiftsgut Mötzowin14778 Beetzseeheide-Butzow, Gutshof 1<br />

Tel. 033836-20 80, www.vielfruchthof.de<br />

Havelland<br />

Spargelland Hoppenrade in 14641 Wustermark, Knoblaucher Weg8k<br />

Tel. 033234-604 32, www.spargelland-hoppenrade.de<br />

Teltow-Fläming<br />

Spargelgut Diedersdorf in 15831 Diedersdorf, Birkholzer Str.3<br />

Tel. 03379- 20 33 55, www.spargelgut-diedersdorf.de<br />

Spargelhof Siethen in 14974 Ludwigsfelde-Siethen, Dorfstr.13<br />

Tel. 03378-87 43 38, www.spargelhof-siethen.de<br />

Oberhavel<br />

Spargelhof Kremmen in 16766 Kremmen, Groß-Ziethener Weg2<br />

Tel. 033055-20 80, www.spargelhof-kremmen.de<br />

Informationen unter:www.gartenbau-brandenburg.de, www.beelitzer-spargelverein.de<br />

DPA/ARNE DEDERT<br />

nur die wenigen Spargelbauern, die<br />

sich tatsächlich eine Fußbodenheizung<br />

unter das Feld neben ihrer Biogas-Anlage<br />

gebaut hatten, und so<br />

besonders gut mit ihrem frühen<br />

Spargel verdienen konnten. Denn<br />

das erste Edelgemüse der Saison<br />

bringt besonders viel Geld ein.<br />

DasJahr davor war bereits ein Rekordjahr,<br />

denn 2017 begann das<br />

„Große Stechen“ drei Wochen vor<br />

dem offiziellen Start. In diesem Jahr<br />

nun war es über längere Zeit so<br />

warm, dass mancherorts sogar<br />

schon vierWochen vordem üblichen<br />

Start die Ernte begann. Deshalb<br />

wurde an diesem Montag die Saison<br />

offiziell gestartet.<br />

Üblicherweise lag der Startpreis<br />

in den Vorjahren meist bei 15 Euro<br />

für das Kilo besten Spargels in den<br />

Hofläden. Diesmal lag er zwischen<br />

12 und 15 Euro.Daschon fleißig verkauft<br />

wird, liegt er inzwischen bereits<br />

auf vielen Höfen bei etwa zehn<br />

Euro. AmEröffnungstag wollten einige<br />

Höfe sogar nur 8Euro.<br />

Vonder EU geschützt<br />

DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />

DerSpargel ist inzwischen ein wichtiger<br />

Zweig der hiesigen Landwirtschaft.<br />

Allein rund um die brandenburgische<br />

Spargelhauptstadt Beelitz<br />

wächst das Gemüse auf 1700 Hektar.<br />

Landesweit sind es derzeit etwa 4900<br />

Hektar. Dafür sind reichlich saisonale<br />

Arbeitskräfte nötig. „Für zwei<br />

Hektar müssen die Spargelhöfe drei<br />

Arbeitskräfte rekrutieren, die die<br />

Stangen stechen, waschen und sortieren“,<br />

sagt Jens-Uwe Schade vom<br />

Potsdamer Agrarministerium. Die<br />

meisten Spargelstecher kommen<br />

aus Rumänien und aus Polen. Hinzu<br />

kommen noch viele einheimische<br />

Saisonkräfte, die das Gemüse verkaufen,<br />

entweder in den Hofläden<br />

und Restaurants oder in den mobilen<br />

Verkaufsständen an den Bundesstraßen<br />

rund um Berlin und auch in<br />

der Hauptstadt.<br />

Seit vergangenem Jahr ist die<br />

MarkeBeelitzer Spargel als Regionalmarke<br />

von der EU genauso geschützt<br />

wie Parma-Schinken oder<br />

Thüringer Würstchen.<br />

Dienun angekündigte Kälte sorgt<br />

natürlich für Aufregung bei den Bauern.<br />

Aber die versuchen, die Wärme<br />

in den Spargeldämmen zu halten.<br />

Sie legen lange Folienbahnen über<br />

die Dämme, die dann wie eine Art<br />

Gewächshaus wirken. Übrigens:<br />

Bio-Spargel, der ganz ohne Folien<br />

auf den Dämmen heranwächst und<br />

ohne chemischen Dünger,wirdwohl<br />

erst kurzvor Osterngestochen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Tropical Island plant Ausbau<br />

der Übernachtungsplätze<br />

Nach dem Verkauf des Freizeit-Resorts<br />

„Tropical Islands“ an eine spanische<br />

Unternehmensgruppe sollen<br />

weitereÜbernachtungsunterkünfte<br />

entstehen.„Bis 2020 planen wir mindestens<br />

100 neue Ferienhäuschen<br />

im Außenbereich, sagte die Sprecherinder<br />

Brandenburger Urlaubs- und<br />

Badewelt, Katja Benke am Montag.<br />

Ziel sei es,dass die Besucher länger<br />

im Park bleiben. Außerdem solle die<br />

Außenhülle der Traglufthalle erneuertwerden.<br />

Daswerde etwa sechs<br />

Jahredauern, sagte die Sprecherin.<br />

DasFreizeit-Resortsüdlich vonBerlin<br />

war Anfang des Jahres an die spanische<br />

Unternehmensgruppe Parques<br />

Reunidos Group verkauft worden.<br />

Siebetreibt weltweit 64 Parks,<br />

darunter seit Februar den Belantis<br />

Park in Leipzig. (dpa)<br />

Sperrung von Wasserstraße:<br />

Umfahrung kaum möglich<br />

Nach der Sperrung der Oder-Havel-<br />

Wasserstraße bei Oranienburgmuss<br />

die Berufsschifffahrtden Betrieb auf<br />

der Route Berlin-Stettin weitgehend<br />

einstellen. Eine Umfahrung in Richtung<br />

Polen über den Oder-Spree-Kanal<br />

und die Oder sei wegen geringer<br />

Wasserstände für viele Schiffe nicht<br />

möglich, sagte der Sprecher desWasser-und<br />

Schifffahrtsamts (WSA)<br />

Eberswalde am Montag nach einer<br />

Krisensitzung. In Oranienburgwar<br />

vergangene Woche in einer Kleingartenanlage<br />

am Ufer eine mögliche<br />

Weltkriegsbombe geortet worden.<br />

Wegen umfangreicher Untersuchungen<br />

soll die Wasserstraße an<br />

dieser Stelle bis Ende Maigesperrt<br />

bleiben. (dpa)<br />

Landesgartenschau:<br />

300000 Besucher erwartet<br />

Bunte Sitzmöglichkeiten auf dem Laga-<br />

Gelände in Wittstock. DPA/MONIKA SKOLIMOWSKA<br />

Dieersten Blumen zeigen sich etwa<br />

eine Woche vorder 6. Landesgartenschau<br />

in Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin).<br />

Auch die Aufbauarbeiten<br />

seien so gut wie abgeschlossen,<br />

sagte Laga-Geschäftsführer Christian<br />

Hernjokl am Montag. ZurEröffnung<br />

am 18. Aprilsollen die meisten<br />

Blumen in voller Blüte stehen. Unter<br />

dem Motto „Rundum schöne Aussichten“<br />

hoffen die Organisatoren<br />

bis zum 6. Oktober auf 300 000 Besucher.27Millionen<br />

Euro kostete die<br />

Vorbereitung. Dengrößten Teil finanzierte<br />

die EU mit 20 Millionen<br />

Euro,weitere7Millionen Euro kamen<br />

vomBund und auch vomLand<br />

Brandenburg. (dpa)<br />

Häme über Fehler auf<br />

Wahlplakat der CDU<br />

EinWahlplakat des CDU-Stadtverbands<br />

Eberswalde hat für Amüsement<br />

und Häme in sozialen Netzwerken<br />

gesorgt. DasPlakat zeigt unter<br />

der Überschrift „Gute Bildung für<br />

die Zukunft“, einen spiegelverkehrten<br />

Globus,bei dem das Anden-Gebirge<br />

nicht an der Westküste Südamerikas<br />

zu sehen ist, sondernan<br />

der Ostküste.„Liebe Kinder,lernt lieber<br />

nicht vonder CDU“, heißt es im<br />

Netz. Derbildungspolitische Sprecher<br />

der Landtagsfraktion Gordon<br />

Hoffmann sagte,dies sei ein Plakat<br />

der örtlichen CDU und keines,das<br />

landesweit verwendet werde. Weiter<br />

wollte er sich nicht äußern. (dpa)


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

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Wissenschaft<br />

Pinguine können nicht fliegen, aber springen. So kommen sie aus dem Wasser an Land. Und so retten sie sich auch vor Gefahren –wenn etwaein Seeleopard hinter ihnen her ist. Bedroht sind sie allerdings auch durch die Erwärmung der Ozeane.<br />

VINCENT MUNIER/UNSER PLANET<br />

Die Natur ist auf dem Sprung<br />

Mit gewaltigen Bildern von der Schönheit der Tier-und Pflanzenwelt fordert die neue TV-Dokumentation „Unser Planet“ dazu auf, die Erde zu reparieren<br />

VonAlice Ahlers<br />

Ein Pinguin schießt aus dem<br />

Wasser in die Höhe –ein<br />

Sprung, der den flugunfähigen<br />

Seevögeln immer<br />

wieder das Überleben sichert, wenn<br />

sie sich vor lauernden Seeleoparden<br />

retten müssen. Gegen andereGefahrensind<br />

Pinguine dagegen machtlos.<br />

Durch den Klimawandel geht das<br />

Phytoplankton zurück und damit<br />

auch der Krill, von dem sie sich ernähren.<br />

Doch noch kommen Millionen<br />

der schwarz-weißen Tiere im<br />

Frühling an die Küste der Antarktis,<br />

wo sie dicht beisammenstehen, als<br />

träfen sie sich zu einem Rockfestival.<br />

EinPinguin-Wimmelbild.<br />

Solche und andere eindrucksvolle<br />

Szenen sind in der TV-Dokumentation<br />

„Unser Planet“ zu sehen,<br />

die seit Freitag beim Streamingdienst<br />

Netflix abrufbar ist. Sie zählt<br />

zu den aufwendigsten Naturfilmen,<br />

die je produziert wurden. In acht jeweils<br />

einstündigen Folgen kann man<br />

sehen, wie reich und überbordend<br />

die Natur an vielen Stellen noch ist –<br />

jedoch auch, wo ihre Ökosysteme<br />

zunehmend aus dem Gleichgewicht<br />

geraten. Der britische Regisseur<br />

Alastair Fothergill hat bereits mehrere<br />

bekannte Naturfilme, darunter<br />

die preisgekrönte BBC-Doku „Planet<br />

Erde“ realisiert. Bei seinem neuen<br />

Projekt wollte er nicht nur die<br />

Schönheit der Erde zeigen, sondern<br />

auch die Auswirkungen von Klimawandel<br />

und Umweltzerstörung. Die<br />

Botschaft: Noch ist es nicht zu spät.<br />

Die Serie wirkt damit genau passend<br />

zu einer Zeit, in der Greta<br />

Thunberg Tausende Schüler dazu<br />

animiert, zu den Fridays-for-Future-<br />

Demonstrationen zu kommen.<br />

Der Start der Dreharbeiten liegt<br />

jedoch schon einige Jahre zurück.<br />

Vier Jahre lang schwärmten um die<br />

600 Crewmitglieder in alle Welt aus,<br />

um aus 50 verschiedenen Ländern –<br />

aus Wüsten, Dschungel, Eiswelten<br />

und Meeren –faszinierende Bilder<br />

zusammenzutragen. Gewaltige<br />

Fischschwärme, die durch leuchtend<br />

blaue Meere gleiten, bunte Paradiesvögel,<br />

die gemeinsam lustige<br />

Paarungstänze proben, gigantische<br />

Gletscher, die krachend ins Meer<br />

stürzen, Eisbären, die über glitzernde<br />

Schneefelder trotten. Werdie<br />

Bilder sieht, kann nur gerührt sein<br />

von den Wundern und der Vielfalt<br />

der Erde. Gleichzeitig aber auch betroffen,<br />

wie viel davon bereits verlorengegangen<br />

ist.<br />

Begleitend zur Serie ist der Bildband<br />

„Unser Planet“ erschienen –<br />

mit faszinierenden Fotos und Texten<br />

zum Zustand der Natur in verschiedenen<br />

Lebensräumen. Die Autoren<br />

beschreiben die Erde wie ein Haus,<br />

das dringend restauriert werden<br />

muss.„Der Kühlschrank ist fast leer.<br />

Die Möbel sind kaputt. Der Garten<br />

ist fast zubetoniert. Jemand hat an<br />

den Thermostaten herumgedreht“,<br />

schreiben sie. Für diesen chaotischen<br />

Haushalt habe die Wissenschaft<br />

einen Namen gefunden: das<br />

Anthropozän. Ein Zeitalter, indem<br />

sieben Milliarden Menschen Wälder<br />

abholzen, Arten ausrotten, Gletscher<br />

zum Schmelzen bringen, Ökosysteme<br />

verändern, die Meeremit Plastik<br />

verschmutzen.<br />

Regenwald auf der Insel Neubritannien vor Papua-Neuguinea.<br />

Gleichzeitig wollen die Autoren<br />

Hoffnung machen, indem sie Beispiele<br />

aufzeigen, wie sich die Natur<br />

wieder erholen kann – wenn der<br />

Mensch sie nur lässt. So seien im malaysischen<br />

Teil Borneos 80 Prozent<br />

der Wälder abgeholzt worden und<br />

doch konnten die meisten Tierarten<br />

HUW CORDEY/UNSER PLANET<br />

BUCHPRÄSENTATION IM PLANETARIUM: KARTEN ZU GEWINNEN<br />

Was: Für die Veranstaltung „Es ist nochnichtzuspät–ein Abend fürdie Schönheit und Zukunft<br />

unseres Planeten“ im Zeiss-Großplanetarium verlostdie <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> fünf Eintrittskarten. Gezeigt<br />

werden Aufnahmenaus dem Buch „Unser Planet“sowie aus der gleichnamigen Netflix-Naturdokumentation.<br />

Podiumsgespräch mitMax Moor(Moderator) und Eberhard Brandes (WWF).<br />

Wann: Dienstag,16. April, 19.30 Uhr im Zeiss-Großplanetarium Berlin, Prenzlauer Allee 80,<br />

10405 Berlin. Ticket-Verlosung (bis 11. April) via: www.berliner-zeitung.de/planetarium<br />

überleben. Britische Wissenschaftler<br />

berichten von Studien in Kamerun,<br />

wo sie beobachteten, dass Wälder<br />

rasch zurückkehrten, wenn Kleinbauern<br />

das gerodete Land aufgegeben<br />

hatten. Innerhalb von 20Jahren<br />

seien Bäume bis zu 30 Meter hoch gewachsen.<br />

Das Smithsonian Tropical<br />

Research Institute schätzt, dass in Panama,<br />

obwohl dortdie Fläche des Regenwalds<br />

um 1,3 Prozent proJahr geschrumpft<br />

ist, jedes Jahr auch vier<br />

Prozent früherer Waldgebiete sich zu<br />

erholen beginnen. Bisdas ursprüngliche<br />

Ökosystem mit all seinen Verflechtungen<br />

wiederhergestellt ist,<br />

könne es jedoch lange dauern.<br />

„UnsereWelt wirdniemals wieder<br />

so sein, wie sie war.Vieles,was unberührt<br />

war, ist beschmutzt“, heißt es<br />

im Bildband. „Wir haben aber die<br />

Chance,eswieder gutzumachen, indem<br />

wir eine große Restauration der<br />

Natur in Angriff nehmen.“ Ihre Arbeit<br />

sei auch eine Liebeserklärung an<br />

die Resilienz und die Fähigkeit der<br />

Natur, inmitten des Gemetzels weiterzumachen.<br />

In Serie und Dokumentation<br />

fordern die Macher deshalb<br />

mehr Schutzgebiete –sowohl<br />

an Land als auch in den Meeren.<br />

Ein solches habe beispielsweise<br />

vor der mexikanischen Küste den<br />

Blauwal vor dem Aussterben bewahrt,<br />

nachdem durch den Walfang<br />

kaum noch Tiere übrig geblieben<br />

waren. Dank internationaler Schutzmaßnahmen<br />

beginnt seine Anzahl<br />

jetzt wieder langsam anzuwachsen.<br />

Auch die Arabische Oryx (Foto unten<br />

Mitte) galt in den Siebzigerjahren<br />

in freier Natur als ausgestorben. Die<br />

Antilopen-Art war früher in Asien<br />

weit verbreitet, wurde aber ebenfalls<br />

durch Jagd stark dezimiert. Mit Hilfe<br />

von Zuchtprogrammen und Auswilderung<br />

gibt es nun wieder mehrere<br />

tausend TiereinfreierWildbahn.<br />

DieDoku zeigt, wie sich die Natur<br />

zum Überleben in Zeiten knapper<br />

Ressourcen immer wieder faszinierende<br />

Wege sucht. Dafür steht zum<br />

Beispiel die Geschichte des Hochland-Spitzhörnchens<br />

(Foto unten<br />

rechts), das auf der Insel Borneo lebt.<br />

Es ist mit der Kannenpflanze eine<br />

besondere Partnerschaft eingegangen,<br />

vonder beide gegenseitig profitieren.<br />

Das Spitzhörnchen leckt regelmäßig<br />

die nährstoffreichen Drüsensekrete<br />

der Pflanzeab.<br />

Um daranzukommen, muss es<br />

sich aber mit seinem Hinterteil über<br />

den kannenförmigen Teil der Pflanze<br />

setzten. Siedient ihm dabei ganz automatisch<br />

als Toilette. Während es<br />

oben an den Nährstoffen leckt, entleert<br />

essich unten in die Kanne. Der<br />

Kot bringt der Pflanze wertvollen<br />

Stickstoff. So liefern sich die beiden<br />

gegenseitig Nährstoffe, die in ihrem<br />

gemeinsamen Lebensraum, der<br />

Berglandschaft Borneos,rar sind.<br />

Ein weiterer Tauschhandel ist in<br />

der ersten Folge der Serie zusehen:<br />

Eine männliche Prachtbiene summt<br />

heran, um sich in der Blüte einer Orchidee<br />

niederzulassen. Sie nutzt die<br />

Sekrete der Pflanze als Parfüm, um<br />

Weibchen anzulocken. Während sich<br />

die Biene in unwiderstehlichen Duft<br />

hüllt, hat auch die Pflanze etwas davon.<br />

Sie ist so klebrig, dass die Biene<br />

etwas länger braucht, um wieder<br />

wegzukommen. Gerade genug Zeit,<br />

um dem Insekt einen Rucksack gelber<br />

Pollensäcke aufzuladen. Damit fliegt<br />

die Prachtbiene weiter und sorgt für<br />

die Verbreitung der Orchidee. Damit<br />

das Leben immer weitergeht.<br />

Bildband: „Unser Planet“, vonAlastair Fothergill<br />

und Keith Scholey, Dumont Reiseverlag,320 Seiten,<br />

39,90 Euro.<br />

Brauchen Regen: Pelikane im Wüstensee LakeEyre, Australien. MAL CARNEGIE/UNSER PLANET Durch ein Zuchtprogramm gerettet: Arabische Oryx-Antilopen. JO HARVEY/UNSER PLANET Kannenpflanzen dienen Spitzhörnchen als Nahrung und Toilette. BEN MACDONALD/UNSER PLANET


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 17 *<br />

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Sport<br />

Hin- und<br />

hergerissene<br />

Hertha<br />

Wasfür,aber auch gegen<br />

Trainer Dardai spricht<br />

VonPatrick Berger<br />

Pal Dardai wurde plötzlich wieder<br />

zu dem Kämpfer, der er einst<br />

über fast 14 Jahre hinweg als Bundesligaspieler<br />

von Hertha BSC war.<br />

„Früher,wenn wir ein Spiel 0:5 verlorenhätten,“<br />

sagte der 43-Jährige und<br />

ballte beide Hände zu Fäusten, „da<br />

wären wir rausgegangen und hätten<br />

es allen zeigen wollen.“ Beim 1:2 gegen<br />

Düsseldorf war das nicht der<br />

Fall. Ängstlich sei seine Mannschaft<br />

gegen den Aufsteiger aufgetreten,<br />

kassierte deshalb verdient die vierte<br />

Niederlage in Serie. Doch an der Einstellung<br />

allein lag es nicht. Auch die<br />

Arbeit vonDardai selbst steht in diesen<br />

Tagen mehr denn je auf dem<br />

Prüfstand. Am Mittwoch trifft sich<br />

das Hertha-Präsidium zur turnusmäßigen<br />

Sitzung –und wird dafreilich<br />

auch über die sportliche Entwicklung<br />

und die Frage sprechen, ob<br />

Dardai noch der Richtige für den Job<br />

als Bundesliga-Trainer ist. Wir nennen<br />

Gründe für und gegen eine Entlassung<br />

zum Sommer hin.<br />

PRO: Kaum einer lebt Hertha so sehr<br />

wie Dardai. Seit 22 Jahren ist der Ungar<br />

nun schon im Verein, mit 286<br />

Bundesliga-Einsätzen ist er Rekordspieler<br />

und genießt deshalb auch bei<br />

den Fans ganz großes Ansehen.<br />

Dardai gilt als Talente-Entwickler,<br />

arbeitet gerne mit dem Nachwuchs.<br />

Auch in dieser Saison vertraut er Eigengewächsen<br />

wie Arne Maier, 20,<br />

JordanTorunarigha, 21, oder Maximilian<br />

Mittelstädt, 22.Weiteres Plus: Seit<br />

Februar 2015 formte er aus einem Abstiegskandidaten<br />

ein solides Team,<br />

das über vier Spielzeiten hinweg sorgenfreien<br />

Fußball bietet.<br />

Wasihn ebenfalls entlastet, ist die<br />

Tatsache, dass das Verletzungspech<br />

Hertha zuletzt voll traf. Die Ausfälle<br />

vonKarim Rekik, Niklas Stark, Javairo<br />

Dilrosun oder jetzt Jordan Torunarigha<br />

(Sprunggelenk), Fabian Lustenberger<br />

(Muskelfaserriss), Derrick Luckassen<br />

(Syndesmoseband),Vladimir<br />

Darida (Oberschenkel) und Arne<br />

Maier (Knie) warfen das Team enorm<br />

zurück.<br />

CONTRA: Nur elf Zähler holten die<br />

Blau-Weißen in elf Rückrundenspielen<br />

–zuwenig für den ambitionierten<br />

Hauptstadtklub, der stets Ausschau<br />

nach potenziellen Geldgebern<br />

hält und attraktiven Fußball spielen<br />

will. Diechronische Schwäche in der<br />

zweiten Saisonhälfte könnte Dardai<br />

diesmal zum Verhängnis werden.<br />

Nach dem Düsseldorf-Spiel sagte Michael<br />

Preetz: „Das ist nicht einfach so<br />

hinzunehmen, dass wir immer in der<br />

Rückrunde einbrechen.“ Es gebe für<br />

den Manager auch keinen logischen<br />

Zusammenhang dafür.<br />

Vorallem die öffentlichen Dissonanzen<br />

zwischen Preetz und Dardai<br />

in der Bewertung der Leistung und<br />

des Spielerprofils können auf lange<br />

Sicht nicht gutgehen.Während Preetz<br />

die nächsten Entwicklungsschritte<br />

sehen will, drückt Dardai auf die<br />

Bremse. Man stehe da, wo man hingehöre,<br />

mehr sei nicht möglich. Auch<br />

ein Großteil der Fans ist über solche<br />

Aussagen verwundert, schließlich<br />

sind einer laut transfermarkt.de 204<br />

Millionen Euro wertvollen Mannschaft<br />

durchaus größereSprünge zuzumuten.<br />

Hinzu kommt, dass sich Dardai als<br />

Typnach vier Jahren bei den Spielern<br />

abzunutzen scheint. Dasist nicht ungewöhnlich<br />

und war auch schon bei<br />

Jürgen Klopp und dem BVB2015 so.<br />

Einweiterer Aspekt für den Negativlauf<br />

ist das Training, das in dieser<br />

Form offenbar nicht intensiv genug<br />

ist. Mit113,8 Kilometernpro Spiel im<br />

Schnitt liegt Hertha ligaweit auf Platz<br />

17. Ein weiterer Beleg dafür: Inden<br />

letzten zehn Minuten hat Hertha zuletzt<br />

vor viereinhalb Monaten beim<br />

3:3 gegen Hoffenheim ein Torerzielt.<br />

Damals traf Valentino Lazaro(87.).<br />

Seit 2016 bei Manchester City: der Spanier PepGuardiola AFP Seit 2015 beim FC Liverpool: der Schwabe Jürgen Klopp AP<br />

Seit 2014 bei Tottenham Hotspur:der Argentinier Mauricio Pochettino<br />

Jürgen Klopp hat die Fragen in<br />

dieser Saison schon oft gehört.<br />

Trotzdem muss der Trainer<br />

sich vor dem ersten Viertelfinalduell<br />

mit dem FC Porto in der<br />

Champions League wieder damit<br />

beschäftigen. Ob sich sein FC Liverpool<br />

nicht lieber auf den Titelkampf<br />

in der Premier League konzentrieren<br />

sollte; ob seine Mannschaft den Europapokal<br />

nicht lieber vernachlässigen<br />

sollte,umKraft zu sparen für den<br />

heimischen Betrieb; und ob die Aussicht<br />

auf die erste Meisterschaft seit<br />

dreißig episch langen Jahren nicht<br />

womöglich wichtiger sei als das internationale<br />

Geschäft.<br />

Klopp, 51Jahre alt, reagiert wie<br />

gewohnt abweisend auf dieses von<br />

englischen Reporternhartnäckig angesprochene<br />

Thema. Für ihn ist es<br />

nun mal keine ernsthafte Option, die<br />

Champions League bloß als lästige<br />

Nebensache zu sehen. DasViertelfinale<br />

gegen Porto mit dem Hinspiel<br />

an diesem Dienstag (21 Uhr) an der<br />

heimischen Anfield Road ist aus seiner<br />

Sicht „eine große Sache“. Und<br />

überhaupt wollte Klopp zum letzten<br />

Mal klarstellen: „Wir mögen den<br />

Wettbewerb und werden alles versuchen,<br />

um zu gewinnen.“<br />

Hoffnungen auf eine Ära<br />

Neben dem FC Liverpool, der den<br />

Silberpokal mit den großen Henkeln<br />

schon fünfmal erbeuten konnte,<br />

sind drei weitereTeams aus der Premier<br />

League im diesjährigen Viertelfinale<br />

vertreten. Tottenham Hotspur<br />

empfängt ebenfalls am Dienstag<br />

Manchester City,Manchester United<br />

erwartet am Mittwoch den FC Barcelona.<br />

Erst zum dritten Mal überhaupt<br />

in der Geschichte der internationalen<br />

Königsklasse kommen die<br />

Hälfte der Viertelfinalisten aus einer<br />

Liga. Auch bei den beiden Malen zuvor<br />

war es England, das vier Mannschaften<br />

in die Runde der besten<br />

acht Teams entsandt hatte.<br />

Hier noch einmal zur Erinnerung:<br />

In den Saisons 2007/2008 und<br />

2008/2009 schafften es zweimal die<br />

sogenannten „Big Four“ FCArsenal,<br />

FC Chelsea, Liverpool und Manchester<br />

United ins Viertelfinale; und zwischen<br />

2007 und 2009 brachte England<br />

jeweils drei Mannschaften sogar<br />

ins Halbfinale. Auf der Insel ist<br />

die Hoffnung sehr groß, dass der aktuelle<br />

Erfolg eine neue Ärader Dominanz<br />

des englischen Fußballs im internationalen<br />

Geschäft einleitet.<br />

„Das Rad dreht sich gerade zu Englands<br />

Gunsten“, sagt zum Beispiel<br />

Diskutieren: DFL-Boss<br />

Christian Seifertsagt über<br />

die Reformpläne der Champions<br />

League: „In den<br />

nächsten 12 bis 18 Monaten<br />

werden wir Diskussionen<br />

führen, die richtungweisend<br />

für die Zukunft des europäischen<br />

und weltweiten und<br />

damit auch für den deutschen<br />

Fußball sind.“<br />

Viererblock<br />

Englands Erfolg in der Champions League hat eher mit ausländischen Einflüssen zu tun<br />

der ehemalige Nationalverteidiger<br />

Rio Ferdinand.<br />

Allerdings ist der starke englische<br />

Viertelfinalblock in der Champions<br />

League nicht unbedingt ein Erfolg<br />

des englischen Fußballs –sondern<br />

eher der Premier League. Denn das<br />

sind unterschiedliche Dinge. Von<br />

den vier verbliebenen Vertreternvon<br />

der Inselwirdkeiner voneinem Trainer<br />

aus England trainiert. Manchester<br />

City vertraut dem Spanier Pep<br />

Guardiola, Tottenham Hotspur dem<br />

Argentinier Mauricio Pochettino,<br />

Manchester United dem Norweger<br />

Ole Gunnar Solskjaer und Liverpool<br />

dem gebürtigen Schwaben Jürgen<br />

Klopp.<br />

VonHendrik Buchheister,Manchester<br />

IMAGO IMAGES<br />

REFORMPLÄNE<br />

Überschreiten: Eine Ausweitung<br />

der Europacuptermine<br />

lehnt Seifertstrikt ab.„Wenn<br />

am Wochenende die Spiele<br />

internationaler Wettbewerbe<br />

stattfinden, dann wäre die<br />

vonmir zu Jahresbeginn gezeichnete<br />

rote Linie definitiv<br />

überschritten“, äußerte der<br />

49-Jährige, der voreinem<br />

Kollisionskurs warnte.<br />

Seit vier Monaten bei Manchester United: der Norweger Ole Gunnar Solskjaer<br />

In den Chefetagen sieht es nicht<br />

anders aus. Die Besitzer von Manchester<br />

City kommen aus Abu<br />

Dhabi, die von Manchester United<br />

und Liverpool aus den USA. Auch die<br />

Spieler sind überwiegend importiert.<br />

Bei ihren Achtelfinalrückspielen<br />

standen nur elf Engländer von<br />

Beginn auf dem Platz –bei allen vier<br />

englischen Teams zusammen.<br />

DieKlubs vonder Insel sind in der<br />

Champions League erfolgreich, weil<br />

sie hochwertiges Personal aus der<br />

Ausschöpfen: Vorallem die<br />

Uefa muss laut Seifertbei einer<br />

möglichen Reformder<br />

Champions League umsichtig<br />

agieren und darf sich<br />

nicht vonder europäischen<br />

Klubvereinigung ECA die<br />

Richtung vorgeben lassen.<br />

Andernfalls drohte Seifert,<br />

„juristisch alle Möglichkeiten“<br />

auszuschöpfen.<br />

ganzenWelt anziehen, ihr vieles Geld<br />

mittlerweile auch sinnvoll einsetzen<br />

und den Trainern mehr Zeit geben,<br />

um ihre Spielphilosophie, ihre Systeme<br />

zu installieren. Guardiola bestreitet<br />

bei City seine dritte Saison.<br />

Klopp ist in seiner vierten Spielzeit in<br />

Liverpool. Pochettino amtiert bei<br />

Tottenham schon seit 2014. Allerdings<br />

ist fraglich, ob das alles schon<br />

reicht, damit die Engländer die<br />

Champions League wieder dauerhaft<br />

dominieren, wie zuletzt Mitte<br />

der Nullerjahre.<br />

Tottenham hat seine Ambitionen<br />

gerade mit der Eröffnung des neuen<br />

Stadions unterstrichen. Zur internationalen<br />

Spitzenklasse gehört der<br />

Klub trotzdem noch nicht. Manchester<br />

United befindet sich im Grunde<br />

seit demWeggang vonSir Alex Ferguson<br />

vor sechs Jahren im Neuaufbau.<br />

Der Viertelfinaleinzug durch den<br />

Sieg über Paris Saint-Germain kam<br />

einem mittleren Fußballwunder<br />

gleich. Und bei Liverpool könnten<br />

Leistungsträger wie Virgil Van Dijk,<br />

Sadio Mané oder Mohamed Salah<br />

den Rufen der Konkurrenz erliegen,<br />

sollte es nicht irgendwann mit einem<br />

Titel klappen. Manchester Citys<br />

Schicksal hängt eng mit Guardiola<br />

zusammen, vondem viele Fachleute<br />

erwarten, dass er den Verein nach einem<br />

Champions-League-Triumph<br />

verlassen würde.<br />

Vorherrschaft ist keine Garantie<br />

Darüber hinaus werden die in dieser<br />

Saison im Achtelfinale gescheiterten<br />

FC Bayern, Real Madrid und Paris<br />

hohen Aufwand betreiben, um künftig<br />

(wieder) besser abzuschneiden.<br />

Und überhaupt: Eine englische Vorherrschaft<br />

ist keine Garantie dafür,<br />

dass es am Ende der Saison einen<br />

englischen Champions-League-Sieger<br />

gibt. Als zwischen 2007 und 2009<br />

dreimal nacheinander drei Teams<br />

aus der Premier League das Halbfinale<br />

erreichten, holte nur Manchester<br />

United 2008 den Titel.<br />

Umgekehrtgilt aber auch, dass ein<br />

Land ja nicht unbedingt den Wettbewerb<br />

dominieren muss, umletztlich<br />

den Gewinner zu stellen. 2012 stand<br />

nur eine englische Mannschaft im<br />

Viertelfinale,nämlich der FC Chelsea.<br />

Der Klub holte am Ende den Titel,<br />

durch den Sieg im berühmten„Finale<br />

dahoam“ gegen den FC Bayern. Es<br />

war das bislang letzte Mal, dass ein<br />

Vertreter aus England den Silberpokal<br />

holte. Nicht nur Jürgen Klopp will<br />

diese Durststrecke beenden.<br />

AFP<br />

Hendrik Buchheister<br />

hat viel Freude an seinem<br />

Korrespondentenjob.<br />

NACHRICHTEN<br />

Letzter WM-Test für<br />

Frauen-Nationalteam<br />

FUSSBALL. DerEndspurtumdie<br />

PlätzeimWM-Kader geht für die<br />

deutsche Frauen-Nationalmannschaft<br />

mit dem Test gegen Japan in<br />

die entscheidende Phase.Die DFB-<br />

Spielerinnen können sich an diesem<br />

Dienstag (16 Uhr/ZDF) in Paderborn<br />

zum letzten Malineinem Länderspiel<br />

zeigen, bevor Bundestrainerin<br />

Martina Voss-Tecklenburgam<br />

14. MaiinFrankfurt/Main die Namen<br />

der 23 Akteurinnen ihrer Wahl<br />

für die Weltmeisterschaft vom7.Juni<br />

bis 7. Juli in Frankreich bekanntgibt.<br />

Hazard wechselt von<br />

Gladbach nach Dortmund<br />

FUSSBALL. Thorgan Hazardwird<br />

Mönchengladbach Informationen<br />

des Kicker zufolge am Saisonende<br />

verlassen und zu Borussia Dortmund<br />

wechseln. Derbelgische Nationalspieler<br />

solle beim BVBbereits<br />

im Wort stehen und etwa 40 Millionen<br />

Euro Ablöse kosten. Der26-Jährige<br />

besitzt in Mönchengladbach einen<br />

Vertragbis 2020.<br />

Nowitzki entscheidet sich<br />

nach dem Urlaub<br />

BASKETBALL. Dirk Nowitzki will<br />

weiterhin erst nach dem Saisonfinale<br />

in der NBA über eine mögliche<br />

Fortsetzung seiner Karriereentscheiden.<br />

Dies solle anschließend<br />

„zeitnah“ geschehen, kündigte der<br />

40 Jahrealte Profi der Dallas Mavericks<br />

vorden letzten beiden Partien<br />

an. „Ich fahremit (Ehefrau) Jessica<br />

und den Kids an einen Strand irgendwo<br />

in die Karibik, schaue mal,<br />

wie sich der Körper erholt und sich<br />

alles entwickelt“, sagte Nowitzki der<br />

Bild. „Dann entscheide ich, wie’s<br />

weitergeht.“ DieMavs treffen in ihremletzten<br />

Heimspiel am Mittwoch<br />

(MESZ) auf die Phoenix Suns.<br />

ZAHLEN<br />

Fussball<br />

Champions League, Viertelfinale<br />

FC Liverpool -FCPorto Di., 21.00<br />

Tottenham Hotspur -Manchester City Di., 21.00<br />

Ajax Amsterdam -Juventus Turin Mi., 21.00<br />

Manchester United -FCBarcelona Mi., 21.00<br />

Rückspiele finden am 16. und 17. April statt.<br />

Zweite Liga, 28. Spieltag<br />

Hamburger SV -1.FCMagdeburg 1:2(1:0)<br />

1. 1. FC Köln 27 70:31 57<br />

2. Hamburger SV 28 39:31 51<br />

3. 1. FC Union 28 43:26 48<br />

4. SC Paderborn 28 62:42 45<br />

5. Holstein Kiel 28 53:42 45<br />

6. FC St. Pauli 28 39:42 44<br />

7. 1. FC Heidenheim 28 40:34 43<br />

8. Jahn Regensburg 28 41:40 41<br />

9. Arminia Bielefeld 28 42:44 38<br />

10. SpVgg Fürth 28 30:44 37<br />

11. VfL Bochum 28 38:41 35<br />

12. Dynamo Dresden 28 32:39 33<br />

13. Darmstadt 98 28 39:48 33<br />

14. ErzgebirgeAue 28 35:40 32<br />

15. SV Sandhausen 28 32:40 27<br />

16. 1. FC Magdeburg 28 30:42 27<br />

17. FC Ingolstadt 28 30:49 22<br />

18. MSV Duisburg 27 26:46 22<br />

Tennis<br />

WTA-Turnier in Lugano<br />

1. Runde: Sorana Cirstea (Rumänien) -Mona<br />

Barthel (Neumünster) 6:7 (6:8), 6:2 6:4<br />

WTA-Turnier in Charleston<br />

Finale: Madison Keys (USA/Nr.8)-Caroline Wozniacki<br />

(Dänemark/Nr.5)7:6 (7:5), 6:3<br />

WTA-Turnier in Monterrey<br />

Finale: Garbine Muguruza (Spanien/Nr.2) -Wiktoria<br />

Asarenka (Weißrussland/Nr.5) 6:1, 3:1, Aufgabe<br />

Asarenka


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

„Ich gehe davon aus, dass der Trainer bleibt“<br />

Albas Sportdirektor Himar Ojeda über die Bedeutung von Coach Aíto García Reneses, über die Teilnahme an der Euroleague und kluge Spielersuche für den Klub<br />

Die Zentrale der Alba<br />

Group, ein Konferenzraum<br />

im vierten Stock.<br />

Der Blick auf Dachterrassen.<br />

Unten in der Knesebeckstraße<br />

parken sie in der zweiten<br />

Reihe, hupt ein Auto. Albas Sportdirektor<br />

Himar Ojeda tippt noch<br />

schnell etwas in sein Smartphone.<br />

Ein Spieleragent? Ojeda lächelt. Vor<br />

dem ersten Finalserienspiel im Eurocup<br />

(Dienstag, 20.30 Uhr) gegen<br />

den FC Valencia gibt es einiges zu regeln.<br />

Ojeda legt das Handy weg. Eine<br />

Stunde nimmt er sich Zeit. Es entwickelt<br />

sich ein spannendes Gespräch.<br />

Herr Ojeda, wollen wir das Interview<br />

auf Deutsch führen?<br />

Dasgeht noch nicht. Ichhabe Unterricht<br />

gehabt, aber irgendwann<br />

komme ich in einer Saison an den<br />

Punkt, an dem ich keine Zeit mehr<br />

habe zum Lernen. Im August<br />

möchte ich einen Intensivkurs machen.<br />

Vorher hat es keinen Sinn.<br />

Nach der Saison bin ich erst einmal<br />

in den USA.<br />

Zur Summer League? Wollen Sie Albas<br />

Kader aufstocken?<br />

Je mehr ich über einen Spieler<br />

weiß, umso sicherer fühle ich mich,<br />

wenn ich ihn verpflichte.Ich sammle<br />

viele Informationen, besuche die<br />

Heimat des Spielers, spreche mit<br />

Leuten, die ihn kennen. In der Summer<br />

League sind viele Spieler, Trainer,Scouts.Man<br />

muss dortsein.<br />

Siehaben also eine Wunschliste?<br />

Ja, soungefähr. Ein Beispiel: Da<br />

gibt es einen Spieler, den ich seit<br />

zwei Jahren mag. Also schaue ich mir<br />

seine Karriere am College an und<br />

sehe, dass er in diesem Jahr fertig<br />

wird. Vielleicht spielt er in der Summer<br />

League. Vielleicht haben wir<br />

nicht genug Geld, um ihn zu verpflichten,<br />

vielleicht haben wir das<br />

Gefühl, dass er noch nicht bereit ist.<br />

Aber ich habe weitere Informationen.<br />

Er geht nach Frankreich oder<br />

Belgien. Unddann ...<br />

Schlagen Siezu?<br />

So habe ich das mit Martin Hermannsson<br />

gemacht. Oder Landry<br />

Nnoko. Erhatte im Sommer ein Angebot<br />

aus der Türkei, bei dem wir<br />

nicht mitgehen konnten. Dann bekam<br />

er kein Geld, hatte eine<br />

schlechte Wohnung. Ähnlich bei<br />

Derrick Walton, der im Sommer zu<br />

Zalgiris ging. Ich sah, dass er dort<br />

kaum spielt.<br />

Siebauen ganzjährig am Team?<br />

Guter Fang: Derrick Walton ist eine Nachverpflichtung während der Saison. Der Guard passt perfekt in das Anforderungsprofil von Alba Berlin.<br />

Exakt. Unser Konzept ist es,einen<br />

Kern zu bilden und dann Teile hinzuzufügen.<br />

In dieser Saison laufen viele<br />

Verträge aus. Wir müssen also den<br />

Kern wieder aufbauen.<br />

Wie wichtig ist das Eurocup-Finale<br />

und die Aussicht auf die Euroleague?<br />

So gerne wir den Cup holen wollen<br />

– ob wir das Finale gewinnen<br />

oder nicht, ändert nichts am Konzept.<br />

Das Erreichen der Euroleague<br />

wäre natürlich großartig. Vonunseren<br />

Spielern erwarte ich aber, dass<br />

sie weiterschauen.<br />

Sieht jeder Spieler diesen Prozess?<br />

DieWelt hat sich mit der Globalisierung<br />

verändert, auch im Basketball.<br />

Spieler und Agenten bekommen<br />

Angebote aus der ganzenWelt und jeder<br />

versucht, die Spieler immer weiterzuschicken.<br />

Wir versuchen, ein<br />

wenig dagegenzuarbeiten und möchten<br />

die Spieler und Agenten davon<br />

überzeugen, dass es schön wäre,<br />

wenn sie in einer Situation bleiben, in<br />

der alles stimmt.<br />

Wiemeinen Siedas?<br />

Sie sollten sehen, dass wir einen<br />

tollen Trainer und sehr gute Co-Trainer<br />

haben. Dass wir viel in Technologie<br />

und Infrastruktur investieren, um<br />

Spielern zu helfen, sich zu verbessern.<br />

Wiewichtig ist Aíto García Reneses?<br />

DerTrainer ist ein Experte an meiner<br />

Seite. Inder Regel ist es so: Ich<br />

FINALSERIE GEGEN VALENCIA<br />

Himar Ojeda ist seit Februar 2016 Albas Sportdirektor.Der 46 Jahre alte Spanier aus Las<br />

Palmas/Gran Canaria hat die sportliche Entwicklung der <strong>Berliner</strong> Basketballer maßgeblich geprägt,<br />

die jetzt im Finale des Eurocup gipfelt. An diesem Dienstag startet Alba in Valencia,<br />

Spiel zwei ist am Freitag in Berlin, ein mögliches drittes Spiel wäre am Montag in Spanien.<br />

empfehle Aíto einen Spieler,weil ich<br />

glaube, dass er gut in das System<br />

passt. Ich baue ein Team aus einer<br />

Idee heraus,aber sie muss auch zum<br />

Trainer passen.<br />

Und Geschäftsführer Marco Baldi<br />

sagt dann, dass der Profi zu teuer ist?<br />

Nein, er ist von Anfang an involviert.<br />

Marcohat nicht genug Zeit, um<br />

IMAGO IMAGES, DPA<br />

den Markt so intensiv zu verfolgen<br />

wie ich. Aber er hat ein großes<br />

Fachwissen.<br />

Was passiert, wenn Coach Reneses<br />

kommende Saison Alba verlässt?<br />

Aito ist ein großartiger Trainer,<br />

er ist sehr gut für den Basketball in<br />

Berlin, Deutschland und Europa. Je<br />

länger er hier coacht, umso besser.<br />

DerWeg vonAlba in die Euroleague<br />

wäresehr interessant für ihn. Er hat<br />

weiter Leidenschaft und Energie.<br />

Ich bin optimistisch, dass er mit<br />

uns verlängert.<br />

Undwenn nicht?<br />

Dann wäre das schade, aber es<br />

würde das Programm nicht ändern.<br />

DerGeheimnis des Erfolges vonAlba<br />

ist die Kontinuität in guten wie in<br />

schwierigen Zeiten. Andere Sportdirektoren,<br />

andereTrainer,andereSpieler,aber:eine<br />

Philosophie.<br />

Haben Sie auch eine Liste mit Trainern,<br />

die sie verfolgen?<br />

Ja, die habe ich. Je besser man<br />

die Leute kennt, desto größere<br />

Möglichkeiten hat man. Aber ich<br />

glaube an Entwicklung von Spielern<br />

und Trainer. Wir haben ein<br />

großes Potenzial im aktuellen Trainerstab.<br />

Ein Nachfolger des Trainers könnte<br />

aus dem Alba-Stab kommen?<br />

Ja.<br />

Haben alle Konkurrenten in der<br />

Bundesliga ein solches Konzept?<br />

Jeder Verein hat ein sehr professionelles<br />

Konzept. DieKlubs sind organisatorisch<br />

besser als die in der<br />

spanischen ACB, der besten Liga in<br />

der Europa. Doch es ist schade,dass<br />

einige Mannschaften nur einen Assistenztrainer<br />

haben, man braucht<br />

mindestens zwei. Ein Sportdirektor<br />

ist einer der Schlüsselfaktoren für die<br />

Vereine. Manche Vereine haben keinen.Wenn<br />

dann derTrainer das Konzept<br />

vorgibt, aber geht, verändert<br />

sich das Konzept. Unddie Frequenz,<br />

dass ein Trainer geht, ist höher als die<br />

von einem Sportdirektor. Dann das<br />

Spiel an sich: Es muss sich weiter verbessern.<br />

Auf dem Feld war der Basketball<br />

in Deutschland zu körperlich.<br />

Zu jugoslawisch geprägt?<br />

Genau, fast eine Reminiszenz an<br />

den Balkanbasketball. Dazu ein<br />

paar Amerikaner und zwei, drei<br />

Deutsche. Mittlerweile gibt es bessere<br />

deutsche Spieler, die Vereine<br />

entwickeln mehr Spieler. Es gibt<br />

eine Menge Deutscher, die mit hoher<br />

Qualität spielen. Vechta und<br />

Ulmstehen für einen ganz anderen<br />

Stil, spielen offensiv orientiert. Verteidigung<br />

ist weiter wichtig, aber<br />

für das Spiel ist der neue Stil attraktiver<br />

– auch für die Spieler. Die<br />

Agenten sehen die Bundesliga als<br />

einen guten Schritt in der Entwicklung.<br />

Jetzt müssen wir sie davon<br />

überzeugen, auch hier zu bleiben.<br />

Braucht es mehr spanische Trainer?<br />

Nein, die Herkunft ist egal. Aber<br />

man kann viel Gutes aus dem spanischen<br />

Basketball lernen.<br />

Was erwarten Sie vom spanischen<br />

Finalgegner im Eurocup,Valencia?<br />

Das ist ihr sechstes Eurocup-Finale,<br />

sie haben drei gewonnen. Ihr<br />

Budget ist deutlich höher als unseres,<br />

der Kader ist tiefer, qualitativ<br />

sehr gut. Aber die Situation hatten<br />

wir auch schon gegen Málaga und<br />

haben sie gemeistert. Es ist ein Finale.Alles<br />

ist möglich.<br />

Das Gespräch führten Christian<br />

Kattner und ChristianSchwager.<br />

Kleinstadt statt Hauptstadt<br />

Silvio Heinevetter wechselt im Sommer 2020 zur MT Melsungen, ein herber Verlust für die Füchse Berlin, und das nicht nur wegen seiner Klasse als Torhüter<br />

VonCarolin Paul<br />

Das Gerücht machte ja schon<br />

länger die Runde, doch irgendwie<br />

konnte man sich das gar nicht<br />

mehr vorstellen: die Füchse Berlin<br />

ohne den TorwartSilvio Heinevetter.<br />

Er war ja Publikumsliebling, Identifikations-<br />

und Reizfigur; wer an die<br />

Füchse dachte, dachte zuerst auch<br />

an ihn. Seit Montag allerdings steht<br />

fest, dass die Bindung zwischen Klub<br />

und Spieler im Sommer kommenden<br />

Jahres gelöst wird. Der 34-Jährige<br />

wechselt vom Hauptstadtklub<br />

zur MT Melsungen.<br />

„Am Sonnabend hat er uns und<br />

der Mannschaft mitgeteilt, dass er<br />

die Füchse 2020 verlassen wird. Über<br />

die Gründe kann ich nichts sagen“,<br />

erklärt Füchse-Manager Bob Hanning.<br />

Sonderlich froh wird der 51-<br />

Jährige über den Transfer nicht sein,<br />

hat er doch gerade die Kaderplanung<br />

auf der Torhüterposition um seine<br />

bisherige Nummer eins aufgebaut.<br />

Heinevetter indes erklärte,dass er es<br />

sich nicht leicht gemacht habe.<br />

„Nach über elf Jahren, Berlin und die<br />

Füchse zu verlassen, war für mich<br />

eine wahnsinnig schwere Entscheidung“,<br />

schrieb er bei Instagram, allerdings<br />

habe Melsungen um ihn<br />

„gekämpft, wie man es sonst nur für<br />

eine tolle Frau macht“. Heinevetter<br />

erhält beim Kleinstadtklub einen<br />

Zweijahresvertrag.<br />

Schon seit einigen Jahren versuchen<br />

die Nordhessen, gepampert<br />

von den Millionen des Pharma-Unternehmens<br />

B. Braun Melsungen<br />

AG, sich langfristig unter den ersten<br />

fünf in der Bundesliga zu etablieren.<br />

Die Kaderplanung geht dabei weiter<br />

Die Abschiedstournee beginnt: Silvio Heinevetter<br />

in Richtung Team-Deutschland. Bisher<br />

sind bereits die Nationalspieler<br />

Tobias Reichmann, Finn Lemke und<br />

Julius KühnTeil der Mannschaft, und<br />

ab 2020 wird neben Heinevetter<br />

DPA/ANDREAS GORA<br />

auch Kai Häfner zur Melsunger<br />

Turngemeinde 1861 e. V. stoßen. So<br />

sagt es zumindest die Vertragslage.<br />

Dass die Melsunger den Rückraum-<br />

Schützen schon vorher nehmen<br />

würden, wurde mehr als deutlich<br />

kommuniziert. Ein vorzeitiger<br />

Wechsel Heinevetters sei indes ausgeschlossen,<br />

versicherte Hanning.<br />

Heinevetter, der 2006 sein Debüt<br />

für die Nationalmannschaft gegeben<br />

hatte und seitdem 190 Länderspiele<br />

absolvierte, gilt als eine der bekanntesten<br />

Persönlichkeiten im deutschen<br />

Handball. Sein größter Erfolg<br />

im Adler-Trikot war bisher der Gewinn<br />

der Bronzemedaille bei den<br />

Olympischen Spielen in Rio de Janeiro<br />

2016. Damit ist für ihn aber<br />

noch lange nicht Schluss.Nach Platz<br />

vier bei der Heim-WM ist das<br />

nächste Ziel mit der DHB-Auswahl<br />

ein Treppchenplatz bei der Europameisterschaft<br />

2020. In dieser Woche<br />

finden in diesem Zusammenhang<br />

die Qualifikationsspiele gegen Polen<br />

statt. Gewöhnlich teilt sich Heinevetter<br />

bei den DHB-Touren das Zimmer<br />

mit seinem zukünftigen Vereinskollegen<br />

Finn Lemke. Der<br />

„Lange“, wie ihn Heinevetter liebevoll<br />

nennt, musste jedoch erkrankt<br />

absagen.<br />

Die Bekanntgabe des Wechsels<br />

war zeitlich jedenfalls gut geplant.<br />

Das DHB-Final-Four ist vorbei und<br />

durch die Qualifikationsspiele kann<br />

sich die Aufregung um den Transfer<br />

erst einmal legen, bevor er wieder zu<br />

den Füchsen stößt. Schließlich steht<br />

er hier ein weiteres Jahr unter Vertrag.<br />

In dieser Zeit will der Torhüter<br />

mit den <strong>Berliner</strong>n weiter die Trophäen-Vitrine<br />

füllen. Nach Erfolgen<br />

bei der Vereinsweltmeisterschaft, sowie<br />

dem Deutschen und dem Europäischen<br />

Pokal, ist auch in dieser<br />

Saison im EHF-Pokal noch eine Titelchance<br />

gegeben.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 – S eite 19<br />

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Feuilleton<br />

In New York wurde das<br />

Mega-Kunst-Zentrum<br />

The Shed eröffnet.<br />

Seite 20<br />

„Der Antisemitismus in Frankreich ist sehr beunruhigend.“<br />

Philippe de Chauveron, der Regisseur des Films „Monsieur Claude 2“ Seite 21<br />

Rechtspflege<br />

Ermittlungen<br />

eingestellt<br />

Arno Widmann<br />

über die Versetzung eines<br />

Thüringer Staatsanwaltes.<br />

Gestern teilte das Thüringer Justizministerium<br />

mit: Das Ermittlungsverfahren<br />

gegen das Zentrum<br />

für Politische Schönheit wegen „Bildung<br />

einer kriminellen Vereinigung“<br />

wirdeingestellt. Derdiese Ermittlungen<br />

betreibende Staatsanwalt Martin<br />

Zschächner bekommt neue Aufgaben.<br />

Dieser Erklärung war ein<br />

Treffen von Justizminister Dieter<br />

Lauinger (Die Grünen) mit dem<br />

Thüringer Generalstaatsanwalt und<br />

der Leitung der Staatsanwaltschaft<br />

Gera vorangegangen. Zschächner<br />

habe, so wurde erklärt, selbst um<br />

seine Versetzung ersucht.<br />

Dasist –hoffentlich –das Ende einer<br />

Affäre, bei welcher der der AfD<br />

nahestehende Staatsanwalt –soist<br />

der Eindruck – sein Amt missbrauchte<br />

und Rache nehmen wollte<br />

für die Beobachtung Björn Höckes,<br />

des Fraktionsvorsitzenden der AfD<br />

im Thüringer Landtag durch die<br />

Künstlergruppe Zentrum für politische<br />

Schönheit und deren Sprecher<br />

Philipp Ruch.<br />

In 16 Monaten gelang es Martin<br />

Zschächner nicht, auch nur das<br />

kleinste Indiz dafür beizubringen,<br />

dass die Aktionskünstler sich zusammengetan<br />

hatten, um Straftaten zu<br />

begehen.<br />

Wesentlich schneller war der<br />

Staatsanwalt zu Ergebnissen gekommen,<br />

wenn es um die Niederschlagung<br />

von Ermittlungen gegen AfD-<br />

Politiker ging. Heribert Prantl veröffentlichte<br />

am Sonntag im Online-<br />

Auftritt der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong><br />

Auszüge aus einer Einstellungsverfügung<br />

Zschächners, mit der der<br />

Staatsanwalt eine Anzeige wegen<br />

Volksverhetzung bedacht hatte.<br />

DieÄußerung, „Afros“ seien nicht<br />

„wie wir“, sondern „Urmenschen,<br />

(die) in die Zivilisation hineingezwungen<br />

worden“ seien, sei „weder<br />

beschimpfend noch böswillig verächtlich<br />

machend“, sondern eine<br />

Äußerung zur Kultur- und Zivilisationsgeschichte,<br />

die von der Meinungsfreiheit<br />

gedeckt sei. Der Satz<br />

„Es beginnt die Übernahme durch<br />

den Islam. Deutschland stirbt“ sei,<br />

so der auf die Wahrung der freiheitlich-demokratische<br />

Grundordnung<br />

bedachte Staatsanwalt, eine „harmlose<br />

Äußerung, die auf die unbestreitbar<br />

vorhandene Bevölkerungsentwicklung<br />

in Deutschland Bezug<br />

nimmt“.<br />

Wenn das die Argumente unserer<br />

mit der Rechtspflege beauftragten<br />

Organe sind, brauchen wir auf die<br />

Rechtsbeuger nicht mehr warten.<br />

Man darf gespannt sein, wo Martin<br />

Zschächner in Zukunft seinen Rassismus<br />

entfalten darf.<br />

Philipp Ruch, gegen den 16 Monate ohne<br />

Ergebnis ermittelt wurde.<br />

IMAGO<br />

Aus der Helikopter-Perspektive ist die Lage im Juni 2016 noch schön entspannt. Dann kamen die Massen: In 16 Tagen sahen 1,2 Millionen Besucher das Lago-Projekt ALAMODE FILM<br />

Mission mit Passion<br />

Zwischen Dramatik und Glücksgefühl: Andrey Paounovs Film „Christo WalkingonWater“<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Dauernd beschlägt die<br />

Filmkamera, Regentropfen<br />

hängen am Objektiv.<br />

Ein Kunst-Drama beginnt.<br />

Es trägt den Titel „Floating<br />

Piers“ und ist ein abermaliges Gigantenprojekt<br />

des Reichstagsverhüllers<br />

Christo,unvergesslich in Berlin 1995.<br />

Die Natur tobt über dem malerischen<br />

Bergpanorama der italienischen<br />

Alpen. Sturm und peitschender<br />

Regen suchen im Talden sonst so<br />

idyllischen Lago d’ Iseo und das lombardische<br />

Städtchen Sulzano heim.<br />

Vier Tage und Nächte lang treibt die<br />

Wut des Wetters im Juni 2016 einen<br />

Mann, zu dieser Zeit 81 Jahrealt, fast<br />

zur Verzweiflung. Undauch die Nervenaller<br />

um den Künstler herum liegen<br />

blank. Dabei begann eineWoche<br />

zuvor alles so froh und zügig. Christo<br />

Yavachev ist aus New York eingeflogen.<br />

Sein straff organisierter Arbeitsstab<br />

ebenso, und alle sind auf Betriebstemperatur.<br />

Das logistisch optimal<br />

zusammengestellte, leidenschaftliche<br />

Team will loslegen.<br />

In Bauarbeiterklamotten<br />

Christo, der aus Bulgarien stammt,<br />

als junger Mann nach Paris emigrierte,<br />

seit langem in NewYork lebt<br />

und seine spektakulären Projekte<br />

aus Prinzip ohne Sponsoring selber<br />

finanziert, mit Krediten, die er mit<br />

Kunstwerken und millionenfach verkauften<br />

Repros abzahlt, trägt die<br />

gleiche rote Bauarbeiter-Montur mit<br />

Helm wie seine Jünger und packt unablässig<br />

mit an. Kopf des Ganzen<br />

und zugleich einer vonallen.<br />

600 Mitarbeiter sind für das<br />

Kunstereignis zugange. Die 220 000<br />

Plastik-Pontonwürfel für die<br />

schwimmenden Stege werden als<br />

Meisterpuzzle mit Tempo zu kilometerlangen<br />

Wegen montiert und im<br />

See sicher verankert. Sie verbinden<br />

die Inseln Monte Isola und SanPaolo<br />

mit dem Ufer.100 000 Quadratmeter<br />

des sonnengelben, recycelbaren<br />

Stoffs für die Stege werden pünktlich<br />

aus Deutschland angeliefert. Näherinnen<br />

warten auf das Kommando in<br />

einer extra gemieteten Halle nahe<br />

dem Seeufer. Bald schnurren die robusten<br />

elektrischen Nähmaschinen.<br />

Auch die leidigen letzten bürokratischen<br />

Hürden in der Questura der<br />

Provinzverwaltung Brescia sind genommen.<br />

All das erzählt der Film des<br />

Bulgaren Andrey Paounovspannend<br />

und humorvoll. Die Beamten haben<br />

sich auch Dank des Charmes der<br />

jungen Bürgermeisterin vonSulzano<br />

endlich bewegt.<br />

Alles könnte also seinen Gang gehen,<br />

sobald das Unwetter vorüber ist<br />

und die Sonne über diesem schönen<br />

Fleck Norditalien wieder scheint.<br />

Aber die verlorene Zeit drängt. Der<br />

asketische Christo ist angespannt,<br />

und wie immer bei seinen gigantischen<br />

Projekten nimmt er tagsüber<br />

kaum etwas zu sich. Nur morgens<br />

eine Zehe Knoblauch, etwas Milch<br />

undWasser.Das macht aus dem Missionarischen,<br />

Zähen, Beherrschten<br />

manchmal einen ausbrechenden<br />

Vulkan. Und indieser Situation gibt<br />

es nur zwei Männer,die ihn zu beruhigen<br />

vermögen: Christos Neffe VladimirYavachev,ein<br />

bulgarischer Kerl<br />

wie ein Baum, mit Nerven wie Drahtseilen.<br />

Er hat seit dem Todvon Christos<br />

Frau Jeanne-Claude 2009 deren<br />

Part übernommen. Und der sanfte,<br />

langjährige Begleiter aller Projekte –<br />

der deutsche FotografWolfgangVolz.<br />

Dann endlich, nach Sonnenuntergang,<br />

gönnt Christo sich die alle<br />

Anspannung dämpfende Pasta<br />

„bei Maria“, so heißt wohl die Köchin<br />

seiner Osteria. Aber er geht<br />

erst, nachdem die Pontons sturmsicher<br />

vertäut sind und er gewiss<br />

sein kann, dass das nicht mit groben<br />

Eisenketten geschah, über die<br />

er sich gerade noch lautstark aufregte.<br />

Solange, bis Projektleiter<br />

Vladimir seinem berühmten Onkel<br />

ein lautes „Basta“ entgegensetzt.<br />

Und ihm dann liebevoll auf<br />

die Schulter klopft. Dann, Gott sei<br />

Dank, bessert sich das Wetter.<br />

Die Filmkamera fährt nun bei<br />

Sonnenschein vom Boot und auch<br />

vom Hubschrauber aus über ein<br />

grandioses Kunstwerk. Lediglich 16<br />

Tage lang sollen Leute aus nah und<br />

fern wie Jesu in der biblischen Geschichte<br />

„übers Wasser“ gehen. Bei<br />

freiem Eintritt. Die Stege ahmen die<br />

Bewegung derWellen nach. Alle spüren<br />

das Wasser unter ihren Füßen<br />

und sehen, wie sich die Wellen unter<br />

der Stoff-Oberfläche bewegen. Die<br />

meisten ziehen ihre Schuhe aus.<br />

Als der Stoff auf den Stegen übermLago d’ Iseo liegt, ist Christo zufriedener. ALAMODE FILM<br />

Christo geht es nun besser:„Unsere<br />

Werkesind alle komplett nutzlos.Wir<br />

schaffen sie nur, weil wir sie gerne<br />

anschauen möchten“, mit dieser<br />

Mission steht der Meister auf einem<br />

Steg, hebt die Arme,glücklich wie ein<br />

Kind, das fliegen will.<br />

Alles scheint gut zu sein. Unddie<br />

Massen strömen herbei. Zu viele für<br />

die schwimmenden, schwankenden<br />

Stege.Mit gut zwanzigtausend Besuchern<br />

am Tag hatten Christo und<br />

sein Stab gerechnet und sich mit der<br />

Koordination des Zulaufs auf die<br />

Provinzbehörden verlassen. Wieverabredet.<br />

Aber es kommen hundert-,<br />

zweihunderttausend an den ersten<br />

Tagen. Busladungauf Busladung.<br />

Die Sicherheitsbedenken sind<br />

akut. Zu viele Leute auf den Stegen;<br />

die biegen sich schon gefährlich gen<br />

Wasser. Und im Städtchen Sulzano<br />

sind Parkplätze, Restaurants,Bistros,<br />

Hotels, die Infrastruktur inklusive<br />

Sanitäranlagen heillos überfordert.<br />

Ratlose Ordner. Christo kurz vorm<br />

Nervenzusammenbruch. Social Media,<br />

Segen und Fluch, betreibt Netz-<br />

Magie gründlich, gedanken- und bedenkenlos.<br />

Die Geister, die Christos<br />

Event rief, wirdernun nicht los.<br />

War der filmgewordene Kampf<br />

mit dem Wutwetter vorTagen noch<br />

spannend wie ein Krimi, so sitzen<br />

wir Filmzuschauer angesichts des<br />

touristischen Ansturms in einem<br />

Drama vor grandioser Bühne. Das<br />

sind hochemotionale Szenen, wie<br />

der eben noch glückselige und nun<br />

angstvoll verzweifelte Christo und<br />

sein zornbebender Projektleiter<br />

Vladimir abermals die träge-einfallslose<br />

Provinzbehörde auffordern,<br />

wie vereinbart ihrer Arbeit<br />

nachzugehen. Die Menschenströme<br />

müssen gestoppt, gelenkt,<br />

zeitlich anders organisiert werden.<br />

Etwa mit der Bekanntgabe von<br />

Zeitfensternüberdie Medien.<br />

Abbruchversus Chaosbändigung<br />

Als die zunächst stureQuesturanoch<br />

immer nichts unternimmt, drohen<br />

Künstler und Projektleiter mit dem<br />

Abbruch der für die Region touristisch<br />

so lukrativen Aktion. Undsiehe<br />

da, tags darauf passiert das Wunder<br />

der Chaosbändigung.<br />

750 Filmstunden hatte Andrey<br />

Paounov im Kasten, die auf Kinolänge<br />

geschnitten werden mussten.<br />

Szene für Szene blicken wir hinter<br />

die Kulissen und verfolgen den turbulenten<br />

Prozess dieses gigantischen<br />

Kunstwerkes, seine technische<br />

Herausforderung und logistischen<br />

Alpträume.Mal bangend, mal<br />

lachend erleben wir ein zutiefst ehrliches,von<br />

Humor durchblitztes Porträt<br />

dieses Ausnahmekünstlers, der<br />

damals noch nicht wusste, dass er<br />

2020 den Pariser Arc de Triomphe<br />

verhüllen wird. Am letzten Tagvon<br />

„Floating Piers“ sitzt Christo nach<br />

langem Sträuben neben dem Hubschrauberpiloten,<br />

betrachtet sein<br />

Werk.Und er sieht, dass es gut ist.<br />

ChristoWalkingonWater USA/Italien 2018, Regie:AndreyM.Paounov,Kamera:<br />

Martina Cocco,<br />

Pietro Daviddi u.a.,Dokumentarfilm,100 Min.,<br />

FSK:ab0Jahre.Ab11. Aprilinden Kinos<br />

Ingeborg Ruthe<br />

stockte im Kinosessel<br />

mehrmals der Atem<br />

NACHRICHTEN<br />

Robin Ticciati und das DSO<br />

melden Rekordeinnahmen<br />

Zwei Jahrenach seinem Antritt verschafft<br />

Chefdirigent Robin Ticciati<br />

dem Deutschen Symphonie-Orchester<br />

(DSO) volle Kassen. Erstmals<br />

habe das Orchester durch den Ticketverkauf<br />

mehr als zwei Millionen<br />

Euro eingenommen, teilte das DSO<br />

am Montag mit, genau: 2,13 Millionen<br />

Euro 2018. DieSitzplätzewaren<br />

dabei mit 86 Prozent allerdings ein<br />

Prozentpunkt weniger ausgelastet<br />

als im Jahr davor.Inder kommenden<br />

Saison wirddas DSO mindestens<br />

75 Konzerte in Berlin spielen. Dabei<br />

wirdTicciati auch zum dritten<br />

Malzum „Symphonic Mob“ hunderte<br />

Laienmusiker in einem Einkaufszentrum<br />

am Potsdamer Platz<br />

dirigieren. (dpa)<br />

Korrespondent kann in die<br />

Türkeizurückkehren<br />

Derlangjährige Türkei-Korrespondent<br />

Thomas Seibertkann nach dem<br />

Streit um seine Presse-Akkreditierung<br />

wieder aus dem Land berichten.<br />

DieRegierung in Ankarahat<br />

dem Journalisten jetzt doch die Akkreditierung<br />

gewährtund ihn eingeladen,<br />

ins Land zurückzukehren, wie<br />

der Korrespondent des <strong>Berliner</strong> Tagesspiegel<br />

am Montag der Nachrichtenagentur<br />

AFP mitteilte.Vier Wochen<br />

nach seiner Ausreise sei er am<br />

Wochenende wieder in Istanbul eingetroffen,<br />

wo er seit 1997 lebt und arbeitet.<br />

Seibertund der ZDF-Korrespondent<br />

JörgBrase hatten die Türkei<br />

am 10. Märzverlassen müssen,<br />

weil ihreAnträge auf Verlängerung<br />

ihrer Presse-Akkreditierung abgelehnt<br />

worden waren. DerLeiter des<br />

ZDF-Studios in Istanbul erhielt bereits<br />

zwei Tage später eine neue Akkreditierung.<br />

DerEntzug der Akkreditierung<br />

für die beiden Korrespondenten<br />

hatte für diplomatische Verstimmungen<br />

zwischen Berlin und<br />

Ankaragesorgt. (AFP)<br />

Tiananmen-Museum<br />

in Hongkong verwüstet<br />

Einumstrittenes Museum zum Gedenken<br />

an das Pekinger Tiananmen-<br />

Massaker ist in der chinesischen<br />

Sonderverwaltungszone Hongkong<br />

verwüstet worden. Es stand nach einer<br />

Schließung 2016 kurzvor der<br />

Neueröffnung. Unbekannte hätten<br />

nun aber Steckdosen in dem Gebäude<br />

mit Wasser beschädigt und<br />

Einrichtungsstücke zerstört, teilte<br />

die Polizei am Montag mit. Medienberichten<br />

zufolge wirdvermutet,<br />

dass die Täter die Eröffnung des Museumsverhindernwollten.<br />

DasMuseum,das<br />

vonder Hongkonger Allianz<br />

zur Unterstützung Patriotischer<br />

Demokratischer Bewegungen in<br />

China betrieben wird, war 2016 vorübergehend<br />

geschlossen worden. Es<br />

sollte am 26. Aprilaneinem neuen<br />

Standortindem belebten Einkaufsviertel<br />

Mong Kokwiedereröffnet<br />

werden. Damit wäreesdas wohl einzige<br />

Zentrum auf chinesischem Hoheitsgebiet,<br />

das an die Ereignisse von<br />

1989 erinnert, als sich auf dem Platz<br />

des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz)<br />

über Wochen hinweg<br />

Demonstranten versammelt und<br />

politische Reformen geforderthatten.<br />

In der Nachtzum 4. Juni 1989<br />

rollten Panzer an, und Soldaten eröffneten<br />

das Feuerauf die Demonstranten.<br />

Bisheute verschweigt die<br />

Regierung in Peking die wahreZahl<br />

der Opfer. (dpa)


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

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Feuilleton<br />

Hauptsache Weltklasse<br />

The Shed: Im New Yorker Luxusviertel Hudson Yards hat ein Mega-Kultur-Zentrum eröffnet, das räumlich alles ermöglicht und in alle Richtungen inklusiv sein will<br />

VonSebastian Moll<br />

Bescheidenheit gehörtnicht<br />

gerade zu den Tugenden<br />

der New Yorker. Doch bei<br />

der Präsentation der neuesten<br />

Kultureinrichtung der Stadt,<br />

dem provokant lakonisch „Shed“ –<br />

Schuppen –genannten 475-Millionen-Dollar-Bau<br />

an der Westseite,<br />

war der hangargroße Raum noch<br />

mehr mit Ambition aufgeladen, als<br />

man das selbst in Manhattan gewohnt<br />

ist.<br />

Da wurde vonder Rückeroberung<br />

der ersten Weltranglistenposition in<br />

der Disziplin Kultur durch die Stadt<br />

gesprochen. Man versprach, der<br />

Kunst den Wegins 21. Jahrhundert<br />

zu weisen. Die Vokabel „radikal“<br />

wurde auffallend häufig verwendet,<br />

gepaart mit der Ankündigung, alle<br />

Gewissheiten des Kulturbetriebs in<br />

Frage zu stellen.<br />

Derlei Absichtsbekundungen<br />

hätte es kaum bedurft. Um den Ehrgeiz<br />

des Shed zu ermessen, reicht es<br />

bereits aus, den Neubau von außen<br />

zu betrachten. Das Gebilde von Diller,Scoffidio<br />

und Renfro, die seit Jahren<br />

fast immer ganz vorne landen,<br />

wenn prestigeträchtige öffentliche<br />

Großbauten anstehen, ist alles andere<br />

als unauffällig. Die High-Tech-<br />

Garage, die ein Kritiker als eine<br />

„Flugzeughalle unter einer Steppdecke“<br />

bezeichnete, zieht selbst inmitten<br />

der Hudson Yards die Blicke auf<br />

sich – jenem neuen Manhattaner<br />

Shopping-, Wohn- und Arbeitsbezirk,<br />

in dem sich die namhaftesten<br />

Architekten der Zeit mit beinahe unbegrenztem<br />

Budget austoben durften.<br />

Die Macher der Hudson Yards,<br />

der ehemalige Bürgermeister Michael<br />

Bloomberg und sein ehemaliger<br />

Vize DanDoctoroff, konzipierten<br />

den Shed als das Filetstück ihres<br />

neuen Superluxusviertels, das bereits<br />

mit Begriffen wie „plutokratische<br />

Wolke“ und „Gated Community<br />

des One Percent“ belegt wurde. Der<br />

nackte Luxus war zu schnöde, eine<br />

Prise Kultur musste her. Eine wirkliche<br />

Vision gab es dafür allerdings<br />

nicht, wie Doctoroff noch bei der<br />

eben erfolgten Eröffnung zugab,<br />

man wollte lediglich, dass es „Weltklasse“<br />

wird. Den Rest überließ man<br />

den Experten.<br />

Viel mehr hatte das Bürovon Diller,Scoffidio,Renfronicht,<br />

um damit<br />

zu arbeiten. Doch Elizabeth Diller<br />

wäre nicht die begehrte Star-Architektin,<br />

die sie heute ist, wenn sie<br />

nicht aus der Not eine Tugend gemacht<br />

hätte.Die Vorgabe der „extremen<br />

Flexibilität“, wie sie es nennt,<br />

wurde zu ihrem gestalterischen Prinzip.<br />

Herausgekommen ist ein Raum,<br />

mit dem man alles machen kann<br />

und auch soll. Dasgesamte Gebäude<br />

lässt sich auf Schienen wie ein Stadiondach<br />

hin und her rollen, es kann<br />

Konzertbühne, Museum, Open-Air-<br />

Theater,Kino oder Galerie sein.<br />

Vielleicht lag es an der relativen<br />

Ideenarmut, dass Alex Poots auch<br />

zunächst ablehnte, als ihn 2014 ein<br />

Headhunter anrief und fragte, ober<br />

Programmdirektor des Shed werden<br />

The Shed heißt: Schuppen. Erbaut nach Plänen von Diller,Scoffidio und Renfro.<br />

AFP<br />

wolle.Doch Doctoroff und die Architekten<br />

umwarben den schottischstämmigen<br />

Direktor der Park Avenue<br />

Armory beharrlich. Und je mehr<br />

Poots mit ihnen ins Gespräch kam,<br />

desto größeres Potenzial sah er an<br />

der Westseite. Zumal ihm der Shed-<br />

Vorstand beachtlichen Handlungsspielraum<br />

bot. Die Armory auf der<br />

Upper East Side von Manhattan,<br />

eine ehemalige Kaserne, ist ein Ort<br />

für dramatische Multi-Media und<br />

Performance-Kunst-Stücke. Zuletzt<br />

wurde eine Trilogie über die Finanzkrise<br />

von2008 sowie eine buddhistische<br />

Interpretation der Antigone gezeigt.<br />

In der Vergangenheit war Ai<br />

Weiwei zu Gast, aber auch eine Roller-Disco<br />

des Chicagoer Künstlers<br />

Theaster Gates.<br />

Ähnlich eklektisch ist das Programm<br />

der ersten Saison im Shed.<br />

Eine Multimedia-Kooperation zwischen<br />

den Komponisten Arvo Pärt<br />

und SteveReich sowie dem Künstler<br />

Gerhard Richter ist kommissioniert.<br />

Auf der Hauptbühne gastiert Björk,<br />

in der Lobby erzählt der Filmemacher<br />

Steve McQueen mit einer bunten<br />

Gruppe von Künstlern die Geschichte<br />

der afroamerikanischen<br />

Musik. Und imJuni wird ein Kung-<br />

Fu-Musical gezeigt, das von der Geschichte<br />

chinesischer Einwanderer<br />

in NewYorkhandelt.<br />

So verspricht der Shed, ein in jedem<br />

Fall wohlfinanzierter Aufführungsraum<br />

für Performance und<br />

Multimedia-Kunst in New York zu<br />

werden. Ganz gewiss wirderdie Kulturlandschaft<br />

der Stadt zumindest<br />

bereichern. Zu hoffen ist außerdem,<br />

dass er die Hudson Yardsbelebt und<br />

Menschen dorthin bringt, die sich<br />

weder eine Luxuswohnung leisten<br />

können noch Interesse an Luxus-<br />

Shopping haben. DerShed hat beste<br />

Absichten, die Ticket-Preise sollen<br />

erschwinglich bleiben, es werden<br />

Freikontingente an Schulen und an<br />

sozial Benachteiligte vergeben.<br />

Doch die „Inklusivität“ macht<br />

nicht beim Publikum halt. DasKuratorenteam<br />

gelobt, junge und sozial<br />

schwache Künstler nicht nur anzubinden,<br />

sondern paritätisch mit den<br />

etablierten Stars zu behandeln. Das<br />

sind hübsche Ideale, mit denen<br />

Poots und seine Kollegen die Kunst<br />

an einem der undemokratischsten<br />

Orte der Welt demokratisieren und<br />

eine„anti-institutionelle Institution“<br />

schaffen wollen, wie Elizabeth Diller<br />

es bei der Eröffnung formulierte.<br />

Ähnliches hatte sie allerdings bereits<br />

verkündet, als sie einen stillgelegten,<br />

überwucherten Hochbahntrakt<br />

an der Westseite ineinen Park<br />

verwandelte.Die sogenannte „Highline“,<br />

die unmittelbar am Shed vorbei<br />

führt, stellte sich jedoch vor allem<br />

als Touristenmagnet und als<br />

Motor der Hypergentrifizierung heraus.<br />

Nun muss der Shed beweisen,<br />

dass er aus diesem Kontext auszubrechen<br />

vermag.<br />

Sebastian Moll<br />

war am Eröffnungswochenende<br />

vorOrt.<br />

Meinen Ausbildungsplatz habe ich<br />

auf azubis.de gefunden!


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Woodstock<br />

liegt am<br />

Leopoldplatz<br />

Das Prime Time Theater<br />

macht in Love und Peace<br />

Weltkünstler<br />

in<br />

Wuppertal<br />

Dem Bildhauer Tony Cragg<br />

zum 70. Geburtstag<br />

VonTorsten Wahl<br />

Ein großes Festival zu viert auf einer<br />

kleinen Bühne? Für das<br />

Prime Time Theater kein Problem!<br />

Da hier jeder Schauspieler immer in<br />

drei, vier Rollen steigt, herrscht<br />

stets ein reges Kommen und Gehen.<br />

In der Trash-Soap„GutesWedding,<br />

schlechtes Wedding“ bringt<br />

die Truppe um Oliver Tautorat<br />

schon seit 15 Jahren den Kosmos<br />

des Viertels auf die Bühne – und<br />

gönnt sich zugleich immer mal<br />

wieder Ausflüge. „Das Weddingstock-Festival“<br />

ist nicht nur eine<br />

schräge Hommage an das Woodstock-Festival,<br />

das vor gut 50 Jahren<br />

stattfand, sondern zugleich<br />

Folge 122 von„GWSW“.<br />

Vertraute Kiez-Figuren werden<br />

zu Festival-Machern: Dönerbuden-Chef<br />

Achmed etwa will am Leopoldplatz<br />

Umsatz mit Ayran machen,<br />

der vor dem Brexit geflohene<br />

Engländer James kontrolliert im<br />

Auftrag des Ordnungsamts penibel<br />

Technik und Sicherheit, der<br />

schüchterne Filmfreak Kevin steigt<br />

mit seiner Freundin Karina ins<br />

Planschbecken. Zu Gast ist ein bayrischer<br />

Schlagerstar, der mit zwei<br />

Bierbüchsen am Käppi seinen Hit<br />

grölt. Gespielt werden alle vier Typen<br />

von Ryan Wichert, der ebenso<br />

wie seine drei Mistreiter nicht nur<br />

rasend schnell Kostüme wechseln,<br />

sondern auch zwischen Sprachen<br />

und Dialekten hin- und herspringen<br />

kann.<br />

Auf hohem Niveau fluktuierend: Das<br />

Prime Time Ensemble<br />

PRIME TIME THEATER<br />

Das gilt auch für Johanna Magdalena<br />

Schmidt, die erst vier Tage<br />

vor der Premiere zum Ensemble<br />

stieß, weil Cecilia Mueller-Stahl<br />

kurzfristig ausstieg. Mit größter<br />

Selbstverständlichkeit spielt sie die<br />

aus dem Rheinland stammende<br />

Frohnatur Uschi Sonne ebenso wie<br />

die Fake-Amerikanerin Brigitte<br />

Bernstein, die mit esoterischem<br />

Hippie-Quatsch den Festivalgästen<br />

das Geld aus der Tasche zieht. So<br />

gut wie das Prime Time Theater die<br />

Fluktuation kompensieren kann –<br />

einer muss immer dabei sein: Oliver<br />

Tautorat. Seine Begrüßungen<br />

und Warm-Ups sind legendär. Der<br />

Chef wendet sich auch als Kiffer<br />

Curly direkt an das Publikum und<br />

hat für das „Weddingstock-Festival“<br />

eine Figur aus dem reichen<br />

Nachbarbezirk mitgebracht, deren<br />

Bewohner bei „GWSW“ stets als<br />

„Prenzlwichser“ verhöhnt werden.<br />

Als Video-Performer, gekleidet<br />

in Schwarz-Weiß mit einem Räuberrad-T-Shirt<br />

der Volksbühne,<br />

verkörpert er den wehleidigen,<br />

selbstverliebten und gefühligen<br />

Typ Künstler, von dem sich sein<br />

Theater seit jeher deutlich absetzt.<br />

Es dauert bei der Premiere allerdings<br />

eine Weile, bis sich das<br />

Woodstock-Feeling so richtig im<br />

Saal ausbreitet. Erst nach der Pause<br />

dringen Love, Peace und Happiness<br />

an den Leopoldplatz vor und<br />

steigen Noemi Dabrowski und<br />

Ryan Wichert inden unterschiedlichsten<br />

Paar-Konstellationen in<br />

den Pool. Während diese Szenen<br />

fast zart wirken, bleiben die Gesangseinlagen<br />

so trashig-rau wie die<br />

gesamte Soap.Wohlklang passt nicht<br />

zum Wedding.<br />

DasWeddingstock-Festival<br />

11.–15. 4., 25.–29. 4.,20.15Uhr,<br />

Müllerstraße 163<br />

Das sind die vier Töchter ohne ihren besorgten Vater,den titelgebenden Monsieur Claude ...<br />

Gehen oder bleiben<br />

Philippe de Chauveron über „Monsieur Claude 2“ ,französische Paranoia und die Tücken der Provinz<br />

Ein Salon im Hotel de Rome<br />

in Mitte. Üppige Fauteuils,<br />

erlesenes Design. In dem<br />

ehemaligen Bankhaus wird<br />

gehobener Stil zelebriert. Ein Ort,<br />

der gut zum Hauptschauplatz von<br />

„Monsieur Claude 2“ passt, der Fortsetzung<br />

des Kinohits „Monsieur<br />

Claude und seine Töchter“. Wieder<br />

dreht sich die Geschichte um die<br />

ebenso noble wie bornierte Landhaus-Existenz<br />

des Claude Verneuils,<br />

eines Notars aus der französischen<br />

Provinz. Seine adretten Töchter<br />

brachten ihm und seiner immer besorgten<br />

Frau die halbe Welt ins Haus<br />

– zum Verdruss des Patriarchen<br />

mussten es Männer mit Migrationshintergrund<br />

sein. In Teil 2 wollen<br />

diese Paare das zunehmend paranoide<br />

Frankreich verlassen –was die<br />

alten Verneuils mit fast krimineller<br />

Energie zu verhindern suchen. Philippe<br />

de Chauveron, eher kontrastierend<br />

zum Hotel-Ambiente in Jeans<br />

und Pullovergekleidet, liebt seine Figuren<br />

und spricht am liebsten über<br />

sie statt über Politik. Dabei weiß er<br />

natürlich, dass sich das eine nicht<br />

vomanderen trennen lässt.<br />

Monsieur de Chauveron, fünf Jahre<br />

sind seit „Monsieur Claude und seine<br />

Töchter“ vergangen. Während Sie an<br />

der Fortsetzung gearbeitet haben, die<br />

nun ins Kino kommt, hat sich Frankreich<br />

stark verändert. Attentate, die<br />

Wahl Emmanuel Macrons, nun die<br />

Gelbwesten-Bewegung. Wie reflektierenSie<br />

das in Ihrem Film?<br />

Frankreich ist in den vergangenen<br />

Jahren durch die Attentate sehr<br />

traumatisiert worden. Wir leben<br />

nicht mehr wie vorher, selbst wenn<br />

wir das wollen: DieGefahr eines Anschlags<br />

ist immer präsent. Das ist in<br />

Belgien genauso. Wir sprechen<br />

durch die Figuren des Films darüber.<br />

Rachid etwa, der Schwiegersohn aus<br />

einer algerischen Einwandererfamilie,<br />

leidet unter den misstrauischen<br />

Blicken der Passanten. Er ist gegen<br />

den Terrorismus, aber das sehen die<br />

anderen nicht, sie sehen nur,dass er<br />

aus dem Maghreb kommt. DieParanoia<br />

ist groß. Wir haben versucht,<br />

das so leicht und diskret wie möglich<br />

zu erzählen, aber es ist die Realität<br />

Frankreichs und anderer Länder.<br />

... und hier kommen ihre vier Ehemänner.<br />

Im Mittelpunkt des Films stehen die<br />

Schwiegersöhne, also die Figuren aus<br />

Migrantenfamilien. Siealle sind stark<br />

paralysiert und wollen Frankreich<br />

verlassen. Ist das auch eine Realität?<br />

Gibt es eine Migration zurück in die<br />

Länder der Herkunftsfamilien?<br />

Im ersten Teil wollte ich das<br />

Grundproblem der Schwiegersöhne<br />

zeigen: Sie sind Franzosen, werden<br />

aber wegen der Herkunft ihrer Eltern<br />

oder Großeltern als Ausländer betrachtet.<br />

Sie werden bei der Arbeitsund<br />

bei der Wohnungssuche diskriminiert.<br />

Und ich kenne tatsächlich<br />

viele, die Frankreich deshalb verlassen<br />

haben, Richtung Kanada etwa.<br />

In der Fortsetzung liegt eine besondere<br />

Ironie darin, dass Claude Verneuil<br />

sich ja im ersten Teil wünschte,<br />

die Partner seiner Töchter würden<br />

aus Frankreich verschwinden, und<br />

nun tun die Verneuils alles dafür,<br />

dass sie in Frankreich bleiben.<br />

Seit 2015 haben viele französische Juden<br />

Frankreich verlassen und sind<br />

nach Israel gezogen. Auch diesen Aspekt<br />

greifen SieinIhrem Film auf.Aus<br />

welcher Richtung kommt der vehemente<br />

Antisemitismus in Frankreich?<br />

Viele französische Juden verlassen<br />

das Land aus Angst vorantisemitischen<br />

Übergriffen und Attentaten.<br />

Doch David, der jüdische Schwiegersohn<br />

der Verneuils, sagt: Wenn ich<br />

wegen des Antisemitismus ginge,<br />

dann wäre ich schon viel früher gegangen.<br />

Ichkenne viele französische<br />

Juden, die sehr mit Frankreich verbunden<br />

sind und die nicht weggehen<br />

wollen. Andere, die ich kenne,<br />

sind nach Israel gegangen und sind<br />

DER REGISSEUR<br />

Philippe de Chauveron wurde am 15. November 1965 in Paris geboren. 1986 machte er sein<br />

Diplom an der Filmhochschule der Metropole. Außerhalb seines Heimatlandes bekannt wurde<br />

er vorfünf Jahren durch die französische Filmkomödie „Monsieur Claude und seine Töchter“,<br />

bei der er Regie führte und das Drehbuch schrieb.Der Film hatte allein in Frankreich über elf<br />

Millionen Kinobesucher und gehörtdamit zu den erfolgreichsten Filmen des Landes.<br />

nicht glücklich dort. Der Antisemitismus<br />

in Frankreich ist sehr beunruhigend.<br />

Im Moment kommt er stark<br />

aus einem Teil der Linksextremen,<br />

das hat mit dem palästinensisch-israelischen<br />

Konflikt zu tun, der Antizionismus<br />

ist auch ein Antisemitismus.Dazu<br />

kommen die Rechtsextremen<br />

und die radikalen Islamisten.<br />

Aber die Mehrheit der französischen<br />

Bevölkerung ist an der Seite der französischen<br />

Juden.<br />

Bei Ihrem zweifelhaften Helden weiß<br />

man nie so richtig, wie viel Rassismus<br />

in ihm steckt.<br />

Ich sehe ihn nicht als Rassisten.<br />

Rassismus ist ein zu starkes Wort für<br />

ihn. Er ist voller Vorurteile und Unkenntnis<br />

und generell sehr engstirnig.<br />

Natürlich hätte er für seine<br />

Töchter lieber Schwiegersöhne gehabt,<br />

die ihm ähneln. Ich war beim<br />

Schreiben seiner Figur sehr inspiriert<br />

von Louis de Funès. Erhat genau<br />

solche bourgeoisen Typen gespielt,<br />

ein bisschen böse, engstirnig,<br />

provokativ. Verneuils Spiegelbild ist<br />

die Figur des afrikanischen Schwiegervaters,der<br />

ist genauso.<br />

ARNAUD BORREL (2), CHRISTIAN SCHULZ<br />

Die Verneuils nehmen einen afghanischen<br />

Flüchtling auf. Allerdings<br />

darfernicht in ihr schmuckes Haus,<br />

das eher einem Palais gleicht, sondern<br />

muss im Gartenhäuschen wohnen.<br />

Eine besondere Form der Gastfreundschaft?<br />

Das ist die Heuchelei, der Afghane<br />

darf in die Nähe kommen,<br />

aber nicht zu nah, sonst könnte sich<br />

ja etwas vermischen.<br />

Man könnte Ihren Film trotz allem<br />

als Liebeserklärung an die Provinz<br />

lesen. Liegt das Glück dort – und<br />

nicht in den Metropolen?<br />

Ich bin Pariser, ich liebe den<br />

Schmutz, den Lärm, den Verkehr.<br />

Wenn ich die Provinz hier so schön<br />

zeige, die Schlösser, die Kühe, die<br />

Landschaften, ist das auch Ironie.<br />

Mansieht im Film die Strukturprobleme<br />

der Provinz. DieBank schließt,<br />

eine Fabrik ist pleite. Die Gelbwesten-Bewegung<br />

entstand aus dieser<br />

Problematik heraus, ihr Ursprung<br />

liegt auf dem Land. DieLeute fühlen<br />

sich abgehängt, sie können ihren Lebensstandard<br />

nicht halten. In den<br />

kleinen Städten hat man Fußgängerzonen<br />

eingerichtet, die Geschäfte<br />

schließen, man muss mit dem Auto<br />

zu irgendeinem Supermarkt auf der<br />

grünen Wiese fahren. Es gibt immer<br />

mehr vergessene Landstriche.<br />

Die Familie ist ein wichtiges Thema<br />

bei Ihnen, diese hier ist trotz aller kulturellen<br />

Einflüsse sehr traditionell,<br />

keine Scheidungen, kein Patchwork.<br />

Unddas trotz hoher Scheidungsraten<br />

in Frankreich.<br />

Natürlich lassen sich viele scheiden,<br />

aber eben nicht alle. Scheidungen<br />

wären mir hier zu traurig gewesen.<br />

Ichfinde gerade diese Mischung<br />

aus Tradition und Verrücktheit toll<br />

und amüsant. Ich komme selbst aus<br />

einer ähnlichen Pariser Familie,<br />

meine Eltern haben zwar nichts mit<br />

den Verneuils gemein, aber das katholisch-bürgerliche<br />

Milieu kenne<br />

ich gut. Man trifft sich sonntags zu<br />

großen Familienessen, meine Brüder,<br />

die Schwägerinnen, all die Kinder,<br />

und auch bei uns gibt es sehr<br />

viele gemischte Ehen. Ich mag das,<br />

diese große Familie mit so vielen unterschiedlichen<br />

Hautfarben.<br />

Der Schriftsteller Tahar Ben Jalloun<br />

hat sogenannte „Mischehen“ einmal<br />

als „Bollwerk gegen den Rassismus“<br />

bezeichnet.<br />

Ja, die Vermischung kann den<br />

Rassismus verringern. Ich verstehe,<br />

was er sagt, und trotzdem<br />

geht das nicht immer gut. Es ist<br />

letztendlich die Liebe, die darüber<br />

entscheidet, ob eine Verbindung<br />

dauert oder nicht.<br />

DasGespräch führte Christina Bylow.<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Tony Cragg ist traurig, enttäuscht,<br />

wütend angesichts des endlosen<br />

Brexit-Gezeters. Der aus Liverpool<br />

stammende, seit Jahren in Wuppertal<br />

lebende und dort ein großes Studio<br />

betreibende Bildhauer spürt mit<br />

geradezu körperlichem Schmerz,<br />

wie sein Mutterland in der Entwicklung<br />

rückwärts geht und alles, was<br />

Wert hatte,als wichtiges Mitglied der<br />

Europäischen Union wider besseren<br />

Wissens und in hochpeinlichen Auftritten<br />

vor aller Welt zerstreitet und<br />

zerstört. Mit fatalen Folgen für alle,<br />

gerade für die Jungen.<br />

DepressiveStimmung aber will er<br />

nicht aufkommen lassen, schon gar<br />

nicht heute, anseinem Siebzigsten.<br />

DerTurner-Preisträger, der für seine<br />

außergewöhnlichen Skulpturen und<br />

Plastiken auch den japanischen<br />

Praemium Imperiale bekam und von<br />

der Queen zum Sir geadelt wurde,<br />

will nun noch bewusster in Deutschland<br />

leben. Mitten in der EU. Er beantragt<br />

die doppelte Staatsbürgerschaft.<br />

„Das ist ja gerade der Luxus,<br />

den wir als EU-Mitglieder genießen<br />

konnten, zum Beispiel ich als Künstler:Freiund<br />

respektiertinEuropa leben<br />

und arbeiten zu können. Aber<br />

jene in der Überzahl hätten entschieden,<br />

dieses hohe Gut zumissachten.<br />

Nicht mit dem Verstand,<br />

sondern mit negativen Emotionen,<br />

mit Frust und Kleingeist abgestimmt.<br />

Aber noch, sagt er,sei da ein<br />

Gran Hoffnung.<br />

Tony Cragg neben einer seiner typischen<br />

dynamischen Skulpturen<br />

DPA<br />

Cragg, Sohn eines Flugzeugingenieurs<br />

und Piloten, wurde zum Weltkünstler<br />

mit seinen energetisch, surreal<br />

und zugleich poetisch anmutenden<br />

Gebilden aus Holz, Bronze,<br />

Stein. Die Form balanciert zwischen<br />

Realität und Abstraktion. Darin lassen<br />

sich Hohlräume und Labyrinthe<br />

ahnen.Oft ähneln die Arbeiten Turbinen<br />

oder Propellern. Jedenfalls<br />

sind es von Aerodynamik, von Naturkräften,<br />

aber mit Handwerkskunst<br />

und zugleich perfekter industrieller<br />

Fabrikation geformte Werke.<br />

Sie stehen für Rhythmus und<br />

Schwung, mal für Schwere, mal für<br />

Leichtigkeit, Strenge oder Opulenz.<br />

Biomorphes und Technoides<br />

werden zur Symbiose, anmutig und<br />

rätselhaft zugleich. Cragg, Mitglied<br />

der Akademie der Künste, Berlin,<br />

jahrelang Lehrer an der UdK, danach<br />

bis 2013 Rektor der Kunstakademie<br />

Düsseldorf, geht es um die beunruhigende<br />

Transmission der Urformen<br />

des Lebens.Gesellschaftliche,politische<br />

Kämpfe und Verwerfungen<br />

spielen unübersehbar mit hinein.<br />

TOP 10<br />

Sonntag,7.April<br />

1 Polizeiruf 110 ARD 7,19 20 %<br />

2 Tagesschau ARD 6,46 20 %<br />

3 Ella Schön ZDF 4,52 13 %<br />

4 heute-journal ZDF 4,46 15 %<br />

5 Terra X ZDF 3,97 13 %<br />

6 heute ZDF 3,83 16 %<br />

7 Berlin direkt ZDF 3,32 13 %<br />

8 Vermisst RTL 3,08 11 %<br />

9 Fifty Shades of ... RTL 3,03 9%<br />

10 RTL aktuell RTL 3,02 13 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

· ·······················································································································································································································································································<br />

·<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

20.00: Panikherz<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: Welche Zukunft?! Let Them Eat Money<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

19.00: Verirrten sich im Wald (Junges DT)<br />

20.00: Versetzung<br />

HAU2(✆25 90 04 27)<br />

19.00: Timbuktu Is Back! Kirina<br />

Indische Botschaft (✆ 25 79 50)<br />

18.00 Saal: Klassisches Tanztheater aus Südindien<br />

(Isa Jacobi, Anne Dietrich). Anm. erf.<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Monsieur Pierre geht online<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: Verräter –Die letzten Tage<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Nein zum Geld<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30 Saal C: Festival Internationale Neue Dramatik:<br />

Trans (més enllà)<br />

21.00 Studio: Festival Internationale Neue Dramatik:<br />

Post Humains<br />

Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Monsieur Claude undseine Töchter<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

20.00 Hochzeitssaal: Quest –Schüttgüter undSternenstaub<br />

(Kornblum-Rettenmund)<br />

Theaterdiscounter (✆ 28 09 30 62)<br />

20.00: Ein anarchistischer Bankier<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

19.00, 21.30: Coming Society<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Die Werkschau –1.Satz: Pesto (Ass-Dur)<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Der Mörder ist immer der Gärtner<br />

Café BilderBuch (✆ 78 70 60 57)<br />

19.30 Belétage: Mein kleines Vis-à-Vis (Die Wilden<br />

Witwer). Anm. erf.<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater am Potsdamer Platz<br />

(✆ 018 05 44 44) 19.30: Shadowland –Das<br />

Original<br />

KLASSIK<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(✆ 20 64 99 22) 15.00: KMD Kilian Nauhaus,<br />

30 Minuten Orgelmusik<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

14.00 Werner-Otto-Saal: Jan Westermann (Schlagzeug),<br />

Daniel Heide (Klavier), Espresso-Konzert<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

19.00 Salon: Orania.Classical: Andreas Ottensamer<br />

(Klarinette), Paolo Mendes (Horn), Julien Quentin<br />

(Klavier), Bruch: aus Acht Stückeop. 83 Nr.2,5,<br />

7; Mendelssohn: Auswahl vonLieder ohne Worte;<br />

Reinecke: Trio in B-Dur op. 274<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

19.00: <strong>Berliner</strong> Bach Akademie, Ltg.HeribertBreuer,<br />

Solist*innen: Julia Sophie Wagner,Elvira Bill, André<br />

Khamasmie, Klaus Häger,Tobias Berndt, Johann<br />

Sebastian Bach: Matthäuspassion<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(✆ 254 88 -1 32) 20.00: Mandelring Quartett, A. Webern:<br />

Langsamer Satz für Streichquartett, Fünf Sätze<br />

für Streichquartett op. 5; Mozart: Streichquartett<br />

C-Dur „Dissonanzenquartett“; Brahms:Streichquartett<br />

a-Moll op. 51 Nr.2<br />

Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />

20.00: Aurélien Pascal (Violoncello), Han-Wen Jennifer<br />

Yu (Piano), Debussy: Cello Sonata; Poulenc: Cello<br />

Sonata; Piazzolla: Le Grand Tango<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

20.00: Norika Yamaguchi (Cello), YuiFushiki (Klavier),<br />

Duo-Abend, A. Dvorák:Rondo für Violoncello und<br />

Klavier op. 94: L. v. Beethoven: Sonate für Klavier<br />

und Violoncello Nr.5D-Dur op. 102-2; C. Debussy:<br />

Images 2; F. Schubert: Arpeggionesonate, Fassung für<br />

Violoncello<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />

16.00 Lernzentrum: Zeig’sihnen! Beratung für deine<br />

Präsentation!, Workshop<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Die drei Räuber (ab 5J.)<br />

10.30: Rico, Oskar und die Tieferschatten (ab 8J.)<br />

Buchlokal (✆ 40 04 73 33)<br />

10.00: Märchentrilogie vonSebastian Meschenmoser,Illustration<br />

(ab 3J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Die 2. Prinzessin oder wieman Erste wird<br />

(ab 4J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: In derHasenschule, Ute Kahmann (ab 4J.)<br />

Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />

10.30: Die sieben Raben, Figurentheater mit Masken<br />

und Livemusik (ab 5bis 9J.)<br />

Fuchsbau Reinickendorf (✆ 41 92 63 75)<br />

10.30: Die Reise auf die Osterinsel,mimicus, die<br />

Kinderliedermacher,Kindertheater (ab 3bis 8J.)<br />

Gemeinschaftshaus Gropiusstadt<br />

(✆ 902 39 14 16) 11.00: The Clown Who Lost His<br />

Circus, PlatypusTheater,English Children’sTheatre<br />

(ab 3bis 9J.). Anm. erf.<br />

Gemeinschaftshaus Lichtenrade (✆ 902 77 70)<br />

10.00: Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt, Das<br />

Weite Theater (ab 3J.)<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Vier sind hier (ab 2J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />

14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />

und anderswo<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00:1,2,3,Kultummel–Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />

Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />

3bis 12 J.)<br />

10.00: Weißt du, wie der Hase läuft?, interaktive<br />

Ausstellung (ab 3bis 12 J.)<br />

10.00: flauschigeMinikaninchen<br />

14.00: Filzer-Ei<br />

Gespräch<br />

Frauen von<br />

Auras<br />

bis Zöllner<br />

Die <strong>Berliner</strong>-<strong>Zeitung</strong>s-Kollegen<br />

Tanja Brandes und<br />

Markus Decker haben nicht<br />

einfach nur ein Buch geschrieben<br />

(was neben der Arbeit eigentlich<br />

nicht gerade einfach<br />

ist), sie bringen auch live ihre<br />

Heldinnen ins Gespräch mit<br />

anderen. Diesmal kommen sie<br />

mit „Ostfrauen verändern die<br />

Republik“ auf Einladung der<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung ins<br />

Haus Ungarn. Sie bringen die<br />

im Buch porträtierte Stephanie<br />

Aurasmit, die Menschen berät,<br />

die in den Westen gegangen<br />

waren und nun zurück wollen.<br />

Außerdem ist wieder die von<br />

ihnen beschriebene Anne Wizorekdabei,<br />

bekannt geworden<br />

durch die #Aufschrei-Debatte.<br />

Für Leser dieser <strong>Zeitung</strong> besonders<br />

interessant dürfte<br />

sein, dass auch unsere langjährigen<br />

Kolleginnen Regine<br />

Sylvester und Abini Zöller als<br />

Gesprächspartnerinnen angekündigt<br />

sind. Cornelia Geißler<br />

Buch im Gespräch 17–21 Uhr,Haus Ungarn,Karl-Liebknecht-Str.9,Eintritt<br />

frei.<br />

Anmeldunggewünscht unterwww.fes.de<br />

Ich sag es deiner Frau!<br />

Säuselnder Feminismus, hupende Saxofone und ein alter weißer<br />

Discomann sind nur ein paar Highlights in dieser Woche<br />

Mit einer klassischen<br />

Text-Bild-Schere arbeitet<br />

Stella Donnelly.<br />

Wobei in ihrem Fall<br />

natürlich Musik und Lyrics auseinanderlaufen,<br />

also zwei verschiedene<br />

Geschichten erzählen. Die<br />

Mittzwanzigerin aus dem australischen<br />

Perth spielt einen etwas<br />

schrummligen, aber melodisch einfallsreichen<br />

Indiefolk, mit leise gezupften<br />

oder geschlagenen Gitarren,<br />

kargen Arrangements mit ulkigen<br />

Synthies und anderen Ornamenten,<br />

die ihre sachten Lieder nach unbeschwertem<br />

Slackertum klingen lassen.<br />

Diese Stimmung greift ihr alltagsvergessener,<br />

heller Gesang auf,<br />

und ihre verträumte Stimme nutzt<br />

sie für Textewie diese: „Why was she<br />

all alone/ Wearing her shirtthat low/<br />

They said‚ boys will be boys/ deaf to<br />

the word no“ –eine in einen schaukelnden<br />

Walzertakt verpackte, kalt<br />

wütende Einlassung zur Date-Rape-<br />

Kultur,inklusiveVätern, die entsprechende<br />

„So sind Jungs eben“-Leitfäden<br />

an ihreSöhne tradieren.<br />

„BoysWill Be Boys“gab es bereits<br />

auf ihrer EP „Thrush Metal“. Sie hat<br />

ihn für ihr aktuelles Album „Beware<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt den hintergründigen Meetoo-<br />

Folk vonStella Donnelly,die großartige<br />

Saxofonistin Nubya Garcia mit ihrem Londoner<br />

Clubjazz, sowie den Disco-Paten<br />

Giorgio „I Feel Love“Moroder.<br />

of the Dogs“ erneut aufgenommen.<br />

Die Dogs sind, wie man aus dem<br />

HipHop weiß, besonders schwere<br />

Männer. Sie hat dabei die Perspektiveauf<br />

die Beziehungswelt noch ein<br />

bisschen ausgebaut, sie schaut auf<br />

persönlich anmutende, zerstörerische<br />

Paarbeziehungen, erzählt von<br />

einem fiesen Chef, in dessen Bar sie<br />

jobbte, von heuchlerischen Abtreibungsgegnern<br />

und auch vom allgemeinen<br />

Metoo-Old-Man, der glaubt,<br />

Geld und Einfluss rechtfertigten sexuelle<br />

Übergriffe und Wilderei. „Ich<br />

werd’esdeiner Frau und deinen Kindern<br />

erzählen“, sagt sie. „Unsere<br />

Worte werden für die Sicherheit unserer<br />

Töchter sorgen … Hast du<br />

Angst vormir?“<br />

Solch solidarisches Runtermachen<br />

und die Bloßstellung und Erziehung<br />

der „alten weißen“ Männer<br />

wie HarveyWeinstein oder Bill Cosby<br />

und der darunter wirkenden niedrigeren<br />

Chargen sind natürlich begrüßenswert.<br />

Angesichts der einvernehmlichen<br />

Casting-Couches der<br />

jungen, höflichen Männer –gut vorgeführt<br />

im populären „Bachelor“-<br />

TV-Format und auch dessen weiblichem<br />

Pendant mit dem postironisch<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 8551) Ein Gauner &<br />

Gentleman 15.15, 20.30; Green Book 17.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Monsieur Claude II<br />

(OmU) 15.30, 18.00, 20.30<br />

DelphiFilmpalast (✆ 312 10 26)Monsieur Claude<br />

II 15.30,18.00; Tatort –Der guteWeg 20.15<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Ein Gauner &<br />

Gentleman (OmU) 13.50, 20.40; Die Wiese –Ein<br />

Paradies nebenan 14.00, 18.30; Free Solo (OmU)<br />

16.10; BirdsOfPassage: Das grüne Gold der Wayuu<br />

15.00, 17.40, 20.20; Monsieur Claude II20.30;<br />

Die Goldfische 15.15; Vice – Der zweite Mann<br />

17.50; Vice –Der zweite Mann (OmU) 20.40; Of<br />

Fathers and Sons –Die Kinder des Kalifats (OmU)<br />

14.40; Another Day ofLife 17.00, 19.00; Wir –<br />

Us (OmU) 21.00; Trautmann 14.40; Beale Street<br />

(OmU) 17.20; Asche ist reines Weiß 20.00; Das<br />

Haus amMeer 15.00; Green Book (OmU) 17.30;<br />

Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe<br />

Basis of Sex (OmU) 16.00<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 1753) Ein Gauner &Gentleman<br />

18.15, 20.15; Bildbuch –Le livre d‘image<br />

(OmU) 17.00; Renzo Piano: Architekt des Lichts<br />

18.30;The Sisters Brothers 20.00<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.00, 15.50; Ein Gauner &Gentleman<br />

16.00, 18.15, 20.30; Die Berufung: Ihr Kampf für<br />

Gerechtigkeit 17.50, 20.30; Lampenfieber 14.00;<br />

Yuli 16.00; The Favourite – Intrigen und Irrsinn<br />

18.15; Bohemian Rhapsody 20.50; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 15.10; Green Book<br />

17.10, 20.00; Beale Street 15.00; Das Haus am<br />

Meer 17.40; Weil Du nur einmal lebst –Die Toten<br />

Hosen aufTour 20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Captain<br />

Marvel 14.15; 3D: Dumbo 13.45, 16.20; Captain<br />

Marvel 15.30; Friedhof der Kuscheltiere 18.30,<br />

21.10; Shazam! 15.00; 3D: Shazam! 18.15,<br />

21.20; Die Goldfische 13.40; 3D: Captain Marvel<br />

16.10;GreenBook 13.10;Trautmann 16.00; Green<br />

Book 15.30; Bohemian Rhapsody18.15; Wir21.20<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Die Wiese<br />

–Ein Paradies nebenan 11.00; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

(OmU) 12.45; #Female Pleasure<br />

(OmU) 14.30; Iron Sky:The ComingRace 16.00; Of<br />

Fathers and Sons –Die Kinder des Kalifats (OmU)<br />

17.30; EinGauner &Gentleman (OmU)19.00;Free<br />

Solo 20.40; La casa lobo –Das Wolfshaus (OmU)<br />

22.20;The LastMovie (OmU) 11.00; Hi,AI –Liebesgeschichten<br />

aus der Zukunft (OmU) 12.45;<br />

Can You Ever Forgive Me? (OmU) 14.15; Beautiful<br />

Boy (OmU) 16.00; Unser Team –Nossa Chape<br />

(OmU) 18.00; Der Goldene Handschuh 19.50; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 21.45; Westwood: Punk.<br />

Ikone. Aktivistin. –Westwood: Punk, Icon, Activist<br />

(OmU) 11.00; Beale Street (OmU) 12.30; Der<br />

Junge muss andie frische Luft 14.30; Die Wiese<br />

–Ein Paradies nebenan 16.10; Green Book (OmU)<br />

17.45; Aquaman (OmU) 20.00; Beach Bum (OF)<br />

22.30<br />

Intimes (✆ 29 77 76 40) Wie gut ist deine Beziehung?<br />

16.45; Vorhang auf für Cyrano –Edmond<br />

(OmU) 19.00; Beach Bum 21.15; Eins, zwei, drei<br />

(DFmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Die Wiese –Ein<br />

Paradies nebenan 16.00; Free Solo (OmU) 18.00;<br />

The Sisters Brothers (OmU) 20.00; Der Goldene<br />

Handschuh 22.15; Hi, AI –Liebesgeschichten<br />

aus der Zukunft (OmU) 16.15; Rhinland. Fontane<br />

18.00; Spreeland. Fontane 19.30; This Mountain<br />

Life –Die Magie der Berge (OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Die Goldfische<br />

13.45, 16.45, 20.30; Asterix und das Geheimnis<br />

desZaubertranks 13.45, 16.00; IMAX3D: Shazam!<br />

14.00,17.00,20.00;Dumbo 14.00, 16.30, 20.15;<br />

Unheimlich perfekte Freunde 14.15, 16.30; Die<br />

Wiese –Ein Paradies nebenan 14.15; 3D: Dumbo<br />

14.30, 17.15; Rocca verändert die Welt 14.45;<br />

Shazam! 15.15, 16.45; 3D: Shazam! (OF) 15.30;<br />

Monsieur Claude II 15.30, 18.00, 20.30; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3:Die geheime Welt<br />

15.30; Pupille –Insicheren Händen (OmU) 15.45;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 15.45, 18.15, 20.15; Die<br />

Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit 17.15; Captain<br />

Marvel 18.00; Ein Gauner &Gentleman 18.10,<br />

21.30; Vice –Der zweite Mann 18.30; Trautmann<br />

18.30; Escape Room 18.30, 21.15; 3D: Alita:<br />

Battle Angel 19.00; Green Book 19.15; Bohemian<br />

Rhapsody 19.30; 3D: Captain Marvel 20.00; Friedhof<br />

der Kuscheltiere –Pet Sematary (OF) 20.45;<br />

Hard Powder 21.00; Destroyer 21.30<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Die Wiese –Ein<br />

Paradies nebenan 18.00; Beach Bum (OF) 19.50;<br />

The Hate UGive (OmU) 21.45;Voll Rita! (OmenglU)<br />

18.00; Mid90s (OmU) 19.45; Luz (OmU) 21.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 0200) Dumbo 13.45,<br />

17.00, 20.10; Monsieur Claude II 13.50, 17.10,<br />

19.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3:Die geheime<br />

Welt 14.00; Shazam! 14.10;Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 14.10; 3D: Dumbo<br />

14.15; Unheimlich perfekte Freunde 14.20, 17.20;<br />

3D: Shazam! 16.30, 19.40;<br />

Die Goldfische 16.40, 19.30; Captain Marvel<br />

16.50;Friedhof derKuscheltiere 17.00, 20.00; 3D:<br />

Captain Marvel 19.50; Weil Du nur einmal lebst –<br />

Die Toten Hosen aufTour 20.00<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81) The Sisters Brothers<br />

13.55; Tito, der Professor und die Aliens 16.10;<br />

Wie gut ist deine Beziehung? 17.55; Vorhang auf<br />

für Cyrano 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 3D: Dumbo<br />

14.20, 17.20; Shazam! 14.30, 19.40; Captain<br />

Marvel 14.30, 16.50, 20.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.40; Rocca verändert<br />

die Welt 14.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 14.45; Dumbo 14.50, 17.30,<br />

19.30; Unheimlich perfekte Freunde 15.00, 17.20;<br />

Prinzessin Emmy 15.10; 3D: Shazam! 17.00,<br />

20.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.10, 20.10; Die<br />

Goldfische 17.10, 19.45; Misfit 17.15; Monsieur<br />

Claude II17.40,20.15; 3D: Captain Marvel 19.40;<br />

Wir 19.50<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Ein Gauner &Gentleman<br />

(OmU) 18.00; Vice –Der zweite Mann (OmU)<br />

20.15; B Wir –Us (OmU) 16.30, 21.30; The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn (OmU) 19.00<br />

fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Im Land meiner<br />

Kinder 18.00; Of Fathers and Sons –Die Kinder<br />

des Kalifats (OmU) 18.15;Another DayofLife–Jeszczedzien<br />

zycia(OmU) 19.45, 22.15; Bildbuch –Le<br />

livre d‘image (OmU) 20.15; Asche ist reines Weiß<br />

–Ash Is Purest White (OmU) 21.30<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Monsieur Claude II<br />

(OmU) 13.45, 16.00, 18.15, 20.30, 22.45; Checker<br />

Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />

10.15;BirdsOfPassage: Das grüne Goldder Wayuu<br />

–Pajaros de verano (OmU) 12.15, 20.00, 22.45;<br />

Green Book 15.00; #Female Pleasure (OmU)<br />

17.45; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />

Dschungel! 10.00; Unheimlich perfekte Freunde<br />

12.00, 14.15, 16.30; OfFathers and Sons –Die<br />

Kinder des Kalifats (OmU) 18.45; RBG –Ein Leben<br />

für die Gerechtigkeit (OmU) 21.00; Climax (OmU)<br />

23.15<br />

Sputnik (✆ 694 1147) Peter Hase 10.30, 15.00;<br />

Green Book 16.45; Free Solo (OmU) 19.00; Vice –<br />

Der zweite Mann (OmU) 21.00; This Mountain Life<br />

–Die Magie der Berge (OmU) 15.00; Die Berufung:<br />

Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe Basis ofSex<br />

(OmU) 16.30; Beale Street (OmU) 18.30; Bildbuch<br />

–Lelivre d‘image (OmU) 20.30; Iron Sky: The Coming<br />

Race (OmU) 22.00;<br />

Kinobar im Sputnik Renzo Piano: Architekt des<br />

Lichts –Renzo Piano, an Architect for Santander<br />

(OmU) 19.00; Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 13.50; Monsieur Claude II 15.50,<br />

18.10, 20.30; New Unheimlich perfekte Freunde<br />

13.45, 15.45; Ein Gauner & Gentleman 17.45,<br />

20.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) 3D: Shazam!<br />

14.00, 17.00, 20.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.00, 16.00; Prinzessin Emmy<br />

14.15; Dumbo 15.00, 17.30, 20.15; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 15.00;<br />

Die Wiese –Ein Paradies nebenan 16.00; Weil Du<br />

nur einmal lebst –Die Toten Hosen auf Tour 17.30;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 18.00,20.30; Ein Gauner<br />

&Gentleman 18.00; Die Goldfische 20.00<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Monsieur<br />

Claude II13.00, 17.30; Ein Gauner &Gentleman<br />

13.00, 17.30; Die Wiese –Ein Paradies nebenan<br />

13.00, 17.30; OfFathers and Sons –Die Kinder<br />

des Kalifats 15.15; Die Goldfische 15.15, 20.00;<br />

PrinzessinEmmy15.30;Unser Team –Nossa Chape<br />

20.00; Iron Sky:The Coming Race 20.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />

Shazam! 14.00; Captain Marvel 14.00, 17.00,<br />

20.00; Dumbo 14.15, 17.00, 20.00; Ostwind 4<br />

–Aris Ankunft 14.30; Monsieur Claude II14.30,<br />

17.15, 20.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 14.30; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.30; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.45; Wir 17.00, 20.00; 3D: Shazam!<br />

17.00, 19.45; Misfit 17.00; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.15, 20.15; Die Goldfische 17.30, 20.15;<br />

Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Die Winzlinge: Abenteuer in<br />

der Karibik 17.00; Frau Mutter Tier (OmU) 19.00;<br />

Der Junge muss an diefrische Luft 20.45;Vom Bauen<br />

der Zukunft –100 Jahre Bauhaus (OmU) 18.00;<br />

Im Land meiner Kinder (OmU) 19.45; Of Fathers<br />

and Sons –Die Kinder des Kalifats (OmU) 21.30<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Vice –Der zweite Mann<br />

(OmU) 17.15; Lola Long List: Elternschule 17.15;<br />

Lola Long List: ErSie Ich (OmenglU) 18.00; Beach<br />

Bum (OmU) 19.30; Lola Long List: Partisan: Volksbühne<br />

am Rosa-Luxemburg-Platz 1992-2017<br />

19.45;<br />

Lola Long List: Der Junge muss andie frische Luft<br />

19.45; Lola Long List: Gundermann (OmenglU)<br />

21.45; Lola Long List: OfFathers and Sons –Die<br />

Kinder des Kalifats (OmU) 22.15; Lola Long List:<br />

Ballon 22.15<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Kinderfilm<br />

des Monats: PeterHase10.00; Checker Tobi<br />

und das Geheimnis unseres Planeten 12.00; Monsieur<br />

Claude II(OmU) 13.45,15.45, 17.45,20.00,<br />

22.15;RBG –Ein Lebenfür die Gerechtigkeit (OmU)<br />

13.30; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 15.30; Ein Gauner &Gentleman (OmU)<br />

17.15, 19.30; AStar Is Born (OmU) 21.45<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Prinzessin<br />

Emmy 11.00, 13.00; Captain Marvel 11.00,<br />

17.40; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die<br />

geheime Welt 11.10; 3D: Shazam! 11.15, 16.40,<br />

19.50,22.40;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

11.20; Ostwind 4–Aris Ankunft 11.30;<br />

Dumbo 11.40, 14.00, 17.20, 22.10; Mascha und<br />

der Bär 11.50; Monsieur Claude II 12.30, 15.10,<br />

17.30, 20.10, 22.50; 3D: Captain Marvel 13.40,<br />

23.00; Unheimlich perfekte Freunde 14.00, 16.30;<br />

Shazam! 14.20; Rocca verändert die Welt 14.20;<br />

3D: Dumbo 14.30, 16.50; Rate Your Date 15.05;<br />

Die Goldfische 17.00,20.15; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.50, 20.30, 23.15; Green Book 19.00;<br />

Wir 19.40, 23.10; Weil Du nur einmal lebst –Die<br />

Toten Hosen auf Tour 20.00; Escape Room 20.40,<br />

23.15; Hard Powder 22.30; Iron Sky: The Coming<br />

Race 23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Willkommen in<br />

Marwen –Welcome toMarwen (OmU) 14.30; Beale<br />

Street (OmU) 17.00; Birds Of Passage: Das grüne<br />

Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU) 19.30,<br />

22.00; Berlin Babylon (Omdt+englU) 15.00; Free<br />

Solo (OmU) 17.00, 21.30; Das Haus amMeer –La<br />

villa (OmU) 19.15; Talking Money –Rendezvous bei<br />

derBank (OmU) 15.30; Die Berufung:Ihr Kampf für<br />

Gerechtigkeit –Onthe Basis of Sex (OmU) 17.30;<br />

Beach Bum (OF) 20.00, 22.00; Another Day of Life<br />

–Jeszcze dzien zycia (OmU) 15.45, 19.45; Mid90s<br />

(OmU) 17.45; Der Goldene Handschuh (DFmenglU)<br />

21.45; Fair Traders (OmU) 15.30; Renzo Piano:<br />

Architekt des Lichts –Renzo Piano, an Architect<br />

for Santander (OmU) 17.30; Green Book (OmU)<br />

19.30; Destroyer (OmU) 22.15<br />

International (✆ 24 75 60 11) Monsieur Claude II<br />

14.50,17.10, 19.30,21.50<br />

Z-inema (✆ 28 38 91 21) Retrospektive Jean Rollin:<br />

Die eiserne Rose –Larose defer (OmU) 20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Berlin.Dokument<br />

20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Dumbo 14.00, 16.45, 19.30; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.00, 16.45; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheimeWelt 14.10;<br />

Rocca verändert die Welt 14.20; Shazam! 14.25,<br />

16.15, 19.30; Captain Marvel 14.25, 16.35,<br />

19.30;Ralph reichts2:ChaosimNetz 14.30;Misfit<br />

14.40; Unheimlich perfekte Freunde 15.00, 17.10;<br />

Wir 16.40, 19.45; 3D: Dumbo 17.00; Monsieur<br />

Claude II 17.20, 20.00; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.30, 20.15; Öldür beni sevgilim (OmU) 19.30;<br />

Friedhof der Kuscheltiere – Pet Sematary (OF)<br />

19.40; Shazam! (OF) 19.45<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Sisters Brothers<br />

(OmU) 10.00; Free Solo (OmU) 12.30; Vice –Der<br />

zweite Mann (OmU) 14.30; Renzo Piano: Architekt<br />

des Lichts–Renzo Piano, an Architect for Santander<br />

(OmenglU) 17.00; Berlin Sci-FiFilmfest20.00; Das<br />

Haus am Meer (OmU) 22.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Birds Of Passage: Das<br />

grüne Gold der Wayuu –Pajaros deverano (OmU)<br />

16.50,19.30, 22.10<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Monsieur Claude II<br />

15.20, 17.40, 20.00; Sneak Preview 22.30; Beale<br />

Street (OmU) 15.45, 20.30; Die Wiese –Ein Paradies<br />

nebenan 16.00, 18.20; Die Goldfische 16.00,<br />

18.30,21.00; Green Book (OmU) 18.10;The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn (OmU) 21.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Friedhof der Kuscheltiere<br />

–Pet Sematary (OF) 17.20, 19.50, 22.10;<br />

The Sisters Brothers (OmU) 17.30; Free Solo (OF)<br />

20.10, 22.30; Another Day ofLife –Jeszcze dzien<br />

zycia (OmU) 16.40, 19.00; Destroyer(OmU)16.50,<br />

21.00;Wir –Us(OmÜb) 18.40, 21.20; Beach Bum<br />

(OF) 16.45, 19.30, 21.45<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Shazam! 14.00; Captain Marvel 14.00; Monsieur<br />

Claude II 14.10, 16.45, 19.45; Dumbo 14.30,<br />

17.15,20.10;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.40; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 15.00; 3D: Captain Marvel<br />

16.55; Wir 17.10, 19.55; 3D: Shazam! 17.25,<br />

20.00; Friedhof der Kuscheltiere 17.35, 20.30; Die<br />

Goldfische 20.00<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />

Mid90s (OmU) 10.30; Asche ist reines Weiß –Ash<br />

Is Purest White (OmenglU) 12.00; Mid90s (OmU)<br />

12.10, 19.10; Ein Gauner & Gentleman (OmU)<br />

14.00; Bildbuch –Lelivre d‘image (OmenglU; m.<br />

Gast) 14.40, 21.10; Kommissar Gordon &Buffy<br />

16.00; Beale Street (OmU) 16.40;


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 23 ·<br />

·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Erzählt von zerstörerischen Paarbeziehungen und dem Metoo-Old-Man: Stella Donnelly. TRINITY MUSIC<br />

weggegrinsten Prostitutionsaspekt –<br />

scheint mir das Fortdauerndes Geld-<br />

Macht-Glück-Komplexes aber nicht<br />

gefährdet. Einbisschen Kritik der politischen<br />

Ökonomie würde vielleicht<br />

nicht schaden.<br />

Donnelly baut in ihrem Flow dabei<br />

auf souveräne Ironie, nüchternen<br />

Sarkasmus oder lakonische Beiläufigkeit,<br />

die dem äußeren Schein,<br />

also dem Sound zuspielen. Richtig<br />

gut klingt sie in den Nummern, in<br />

denen sie sich –wie in „Tricks“ oder<br />

„Old Man“ –die Typen, auf die sie<br />

losgeht, auch soundmäßig höhnisch<br />

vornimmt. Guter Indiefolkrock.<br />

Toll fand ich beim Jazzfest den<br />

Auftritt der britischen Saxofonistin<br />

Nubya Garcia im Prince Charles.<br />

Jahrgang 1991, gehörtsie bereits fest<br />

zur Londoner Jazzszene,mit Verbindungen<br />

zum Acid-Jazz-Impresario<br />

Gilles Peterson ebenso wie zu Shabaka<br />

Hutchings, auf dessen jüngstem<br />

Sons-of-Kemet-Album sie<br />

ebenso gastierte wie beim US-Kollegen<br />

Makaya McCraven. Für ihre eigenen<br />

Sachen sucht sie sich die Einflüsse<br />

in der Jazztradition von Coltrane<br />

und Sanders, deren Sound<br />

man in ihrem Spiel gut erkennt; aber<br />

POP<br />

Stella Donnelly<br />

11. 4., 20 Uhr,Badehaus,<br />

Revaler Straße 99<br />

Nubya Garcia<br />

11.4 ., 20.30 Uhr,Gretchen,<br />

Obentrautstraße 19–21<br />

Giorgio Moroder<br />

12. 4., 20 Uhr,Tempodrom,<br />

Möckernstraße 10<br />

sie nimmt deren Erbe oft verknappt,<br />

signalhaft auf, wobei sie sich in Updates<br />

von postmodalen Nummern<br />

ebenso selbstbewusst bewegt wie<br />

mit wuchtigen Club-, Jazz-Funk-<br />

Sounds und dicken Afrobeats.<br />

Schließlich kommt auf seiner ersten<br />

Solotour ein alter weißer Mann<br />

vorbei, der 1977 die Tanzmusik bis in<br />

die House-Szene revolutioniert hat,<br />

mit Donna Summer und ihrem „I<br />

Feel Love“, dessen ekstatischschwelgerischer<br />

Drall durch eine eilig<br />

dichte Synthielinie angetrieben<br />

wurde. Die Elektronik war kein Zufall,<br />

denn der 1940 geborene Tiroler<br />

hatte schon früh mit dem Moog gespielt<br />

und so lustigen Moog-Pop wie<br />

1972 „Son of my Father“ verantwortet.<br />

„I Feel Love“, auch Blondies „Call<br />

Me“ und Bowies „Cat People“ klingen<br />

noch immer super. Daft Punk<br />

haben ihm 2012 mit dem vom<br />

Künstler selbst erzählten „Giorgio by<br />

Moroder“ ein schönes Denkmal gesetzt.<br />

Nunhat er über die vielen Jahre<br />

auch allerlei weniger interessanten<br />

Kram veröffentlicht. Daskönntesich<br />

im Konzert, Tourdebüt hin oder her,<br />

nachteilig auswirken. Wird man sehen.<br />

Legendärer Typjedenfalls.<br />

Kunst<br />

Wastun mit<br />

orthodoxen<br />

Normen?<br />

Daheim in Israel müssen<br />

diese 14 Künstlerinnen<br />

und Künstler gewärtig sein,<br />

von sehr orthodoxen Kreisen<br />

schwer gescholten zu werden.<br />

Hier in Berlin, in ihrer Ausstellung<br />

„Looking Back. Thinking<br />

Ahead“ im Box-Freiraum, stellen<br />

sie ihreMalerei, Installationen,<br />

Videos und Fotografien<br />

vor allem im Vergleich zum<br />

hiesigen freizügigen Kunstschaffen<br />

und dem Umgang<br />

mit Traditionen zur Diskussion.<br />

Ihre Arbeiten lenken den<br />

Blick zurück zu zentralen Momenten<br />

jüdischer Kulturgeschichte.<br />

Uralte Riten, Normen,<br />

Regeln werden ästhetisch-subversiv<br />

hinterfragt.<br />

Das ergibt Perspektivwechsel,<br />

Bedeutungsoffenheit, kulturellen,<br />

religiösen, geschlechtsspezifischen<br />

sowie gesellschaftlichen<br />

Pluralismus.<br />

Spannend für uns, schwierig<br />

für eingefleischte Traditionalisten.<br />

Ingeborg Ruthe<br />

Freiraum in der Box bis 29.Juni, Mi–Sa<br />

14–18 Uhr,Boxhagener Str.96(Hof),<br />

www.box-freiraum.berlin<br />

Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />

10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />

Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Ein Ostermärchen (ab 4J.)<br />

SchwartzscheVilla (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Kanin Kurzohr,lingulino –Erzähltheater für<br />

Kinder,Ein Handpuppenspiel mit Bildernund Liedern<br />

(ab 3J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Die Zertrennlichen (ab 9bis 13 J.)<br />

10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />

Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />

bis 14 J.)<br />

Theater Expedition Metropolis (✆ 47 98 01 52)<br />

10.00: Der große Angeber,Zirkusmaria (ab 5J.)<br />

Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />

(✆ 92 35 59 50) 10.00: DasTrollkind,(ab 7J.)<br />

10.00: Laboratoriumzum großen Glück (ab 7J.)<br />

theater strahlprobebühne (✆ 69 59 92 22)<br />

9.00, 11.00: Spaaaß! (für Teenies), InterAktives<br />

Theater zum Thema Mobbing (ab 13 J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

9.30: Raumschiff Erde<br />

14.00: Mit Raketen zu Planeten<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Acud (✆ 44 35 94 97)<br />

20.00: KOOKread, Jens Friebe, Christiane Rösinger<br />

und Andreas Spechtl<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

20.30: „Hermann und Ulrike“ Roman vonJohann Karl<br />

Wezel (1747-1819), mit Wolfgang Hörner<br />

Dussmann (✆ 20 25 11 11)<br />

19.00: Madame Piaf und das Lied der Liebe, Michelle<br />

Marly,Buchpremiere mit Musik<br />

EvasArche (✆ 282 74 35)<br />

17.00: Prostitution –Josephine Butler und die heutige<br />

Gesetzgebung<br />

HAU1(✆25 90 04 27)<br />

20.00: Ausdem Dachsbau, Dirk vonLowtzow, Lesung<br />

und Tocotronic-Songs mit der Akustikgitarre<br />

hausungarn (Karl-Liebknecht-Str.9)<br />

17.00: Aufbruch –Umbruch –Ausbruch? Ostfrauen<br />

veränderndie Republik, Tanja Brandes und Markus<br />

Decker,Buchvorstellung und Gespräche<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

20.30: Peace, Love &Poetry–Die Satire des modernen<br />

Dichterwettstreits!, Sarah Bosetti, Daniel Hoth<br />

LiteraturforumimBrecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Eine Frau wird älter.Ein Aufbruch, Ulrike<br />

Draesner,Lesung und Gespräch, Moderation: Frauke<br />

Meyer-Gosau<br />

schleichersbuch /Museen Dahlem<br />

(✆ 84 19 02 -0) 19.30: Im Widerstand.Größe und<br />

Scheiternder Opposition gegenHitler,Wolfgang Benz,<br />

Buchvorstellung und Gespräch Moderation:Christian<br />

Richter<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Axel Hackeliest<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />

FÜHRUNG<br />

Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />

10.00: Demokratie-Labor,Führungen für Schulklassen<br />

und Gruppen. Anm. erf.<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

16.00: Mantegna undBellini. Meister der Renaissance,<br />

Treff: Information. Anm. erf.<br />

Hamburger Bahnhof /Museumfür Gegenwart<br />

Berlin (✆ 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />

in der Kunst, Treff: Foyer<br />

Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />

11.00, 13.00, 15.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30, 13.30, 15.30: Tour durchs Olympiastadion<br />

(in English)<br />

StadtimOhr (✆ 20 07 88 41)<br />

11.00: Zwischen Schlange und Schwan. Audiospaziergang<br />

über dasLeben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz derVereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />

leben wollen, Treff: Café Blumeander Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

11.00: Werkstatt Wedding. Hörspaziergang durch die<br />

Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe der<br />

Audioguides. Rosa Parks Café, Soldiner Straße32,<br />

13359 Berlin<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadtimohr,Treff:<br />

ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />

Friedrichshainist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />

Karl-Marx-Allee 72<br />

KONZERT<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: BennyLackner Trio<br />

AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />

19.00: Ateez (K-Pop)<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Rick Hollander Quartet feat. Brian Levy<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Reggie Moore Trio, Cookin’ with Jazz<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

21.00: Céu<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

19.30: Sing dela Sing<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: The Virginmarys, Ivan &The Parazol, Blondevillain,<br />

NothernSun Session<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: MikeKrol<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00 Schwarzes Zimmer:Remoe<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

19.30: Moritz Garth, Bumerang Clubtour<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Roadrunner’sClub (Saarbrücker Str.24)<br />

19.00: Cordovas, The Dawn Brothers,St. Beaufort, Joe<br />

Nolan, Magnificent Music Night<br />

Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />

20.00: Rusira Mixtett, Jazz am Helmholtzplatz<br />

VolksbühneBerlin (✆ 24 06 57 77)<br />

20.30 Roter Salon: Lea Bertucci, Bass Clef<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: Ikenna<br />

Yaam (✆ 6151354)<br />

19.00: Krayzie Bone<br />

CLUB<br />

Crack BellmerBar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Stammtisch auf Crack<br />

Humboldthain Club (✆ 46 90 53 65)<br />

20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />

Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />

22.00: Iluv2bang!,Krs.Age<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: Definizium-Records (live)<br />

SoulcatMusik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

SuicideCircus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois–SmashInvaders, Smash TV,<br />

Martin Waslewski, Anthik<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 2829295)<br />

21.00 Ballsaal: Square Dance Abend: Bruin Brothers<br />

(live), Hans<br />

KINO<br />

La casalobo –Das Wolfshaus (OmU) 17.20;ALFILM<br />

–Arabisches Filmfestival,Shorts: Kurzfilmprogramm<br />

(OmenglU)19.00; ALFILM–Arabisches Filmfestival:<br />

The Swing (OmenglU) 21.00<br />

PANKOW<br />

BlauerStern Pankow (✆ 47 61 18 98)Unheimlich<br />

perfekte Freunde 14.00, 16.00; Monsieur Claude<br />

II 15.30, 18.00, 20.20; Ein Gauner &Gentleman<br />

17.45, 20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Monsieur<br />

Claude II 15.40, 18.00, 20.20; Ein Gauner &<br />

Gentleman 15.30, 17.45, 20.00; Die Wiese –Ein<br />

Paradies nebenan 15.00, 17.00; Ein Gauner &<br />

Gentleman (OmU) 19.00; Wir –Us(OmU) 21.10;<br />

Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks 13.45;<br />

Free Solo 18.20; Vice –Der zweite Mann (OmU)<br />

20.40; Unheimlich perfekte Freunde 14.00, 16.00;<br />

BirdsOfPassage: Das grüne Goldder Wayuu15.45,<br />

20.45; Green Book 18.00<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Ein Gauner &Gentleman 13.45, 19.00; Dumbo<br />

13.45, 16.30, 19.30; Unheimlich perfekte Freunde<br />

13.50, 16.15; Shazam! (OmU) 14.00, 16.40,<br />

19.45, 22.15; Monsieur Claude II14.15, 16.50,<br />

19.30; Frau MutterTier 14.20;Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.20; Birds OfPassage:<br />

Das grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano<br />

(OmU) 14.30; Die Goldfische 16.20, 19.00; Captain<br />

Marvel (OmU) 16.40, 19.45; The Sisters Brothers<br />

17.00; Wir –Us(OmU) 17.15, 23.00; Green<br />

Book 19.40; Weil Du nur einmal lebst –Die Toten<br />

Hosen aufTour 20.00; Birds Of Passage: Das grüne<br />

Gold der Wayuu 21.30; Der Goldene Handschuh<br />

21.40; Monsieur Claude II (OmU) 22.15; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 22.40; Ein Gauner &Gentleman<br />

(OmU) 22.45; Destroyer (OmU) 22.50<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Spreeland. Fontane<br />

18.00; Another Day of Life (OmU) 19.30; Hotel Jugoslavija<br />

(OmU) 21.00<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Gundermann<br />

18.15; Gestern Mitte Morgen (OmenglU) 20.30;<br />

Bildbuch 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)<br />

Shazam! 14.15; Monsieur Claude II14.20, 17.00,<br />

19.50, 22.40;Dumbo 14.20, 17.00, 19.50, 22.45;<br />

Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks 14.25,<br />

17.20; Captain Marvel 14.30, 17.00; Rocca verändert<br />

die Welt 14.35; Friedhof der Kuscheltiere<br />

14.35,17.10, 19.45, 22.45; Drachenzähmenleicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 14.35; Misfit 14.40,<br />

17.25; Die Wiese –Ein Paradies nebenan 14.40;<br />

3D: Shazam! 16.35, 19.40, 22.30;Alita: BattleAngel16.50;<br />

Wir17.00, 19.35, 22.30;Die Goldfische<br />

17.05, 19.55; 3D: Captain Marvel 19.40, 22.35;<br />

Bohemian Rhapsody 19.40; Green Book 19.45;<br />

Der verlorene Sohn 19.50; Willkommen in Marwen<br />

22.35; Escape Room 22.40; Iron Sky: The Coming<br />

Race 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Dumbo<br />

13.30, 16.30,19.50; Shazam! 13.55; 3D: Dumbo<br />

14.00, 17.00;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.10, 17.50; Monsieur Claude II14.15,<br />

16.55, 19.45; Green Book 14.15; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.30, 17.00; Captain Marvel 14.45;<br />

Misfit 15.10; 3D: Shazam! 16.30, 19.20; Friedhof<br />

der Kuscheltiere 17.10, 20.00; Die Goldfische<br />

17.20, 20.15; 3D: Captain Marvel 17.20, 20.10;<br />

Escape Room19.55; Weil Du nureinmallebst –Die<br />

Toten Hosen aufTour 20.00;Wir 20.20<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Der Junge muss andie frische Luft 15.00; Green<br />

Book 17.30, 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Vice –Der zweite Mann<br />

18.00; Green Book 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Birds Of Passage: Das<br />

grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU)<br />

16.00, 20.50; Ein Gauner & Gentleman (OmU)<br />

18.40<br />

Urania-Filmbühne (✆ 218 9091) Ab heute sind<br />

wir ehrlich 20.00<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) DieBerufung: Ihr Kampffür<br />

Gerechtigkeit –Onthe Basis of Sex (OmU) 18.00;<br />

Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU) 20.30<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Unheimlich<br />

perfekte Freunde 10.00,14.50; Prinzessin<br />

Emmy 10.00, 12.00; Dumbo 10.00,14.00,17.15,<br />

20.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 10.00, 12.30;Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 10.00, 12.10; Captain Marvel<br />

11.50, 14.40; Rocca verändert die Welt 12.25,<br />

15.00; Shazam! 14.25, 16.45; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.30, 20.15; Monsieur Claude II 17.35,<br />

20.10; Die Goldfische 17.35; 3D: Shazam! 19.50;<br />

Wir 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Der<br />

Junge muss andie frische Luft 13.30; Vom Lokführer,der<br />

die Liebe suchte 15.45; Green Book 17.45;<br />

Vice –Der zweite Mann 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Monsieur Claude II<br />

15.00, 17.40, 20.15<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Unheimlich perfekte Freunde 10.00, 12.10, 14.30;<br />

Ralph reichts 2:Chaos imNetz 10.00; Prinzessin<br />

Emmy 10.00,11.50;CheckerTobi und dasGeheimnis<br />

unseres Planeten 10.00; Captain Marvel 10.00,<br />

12.30,14.40,16.30, 19.40,23.00;Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 10.00, 12.00, 17.50;<br />

Drachenzähmenleicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />

12.00; Rocca verändert die Welt 12.25; Ostwind 4<br />

–ArisAnkunft 12.40, 14.55; Dumbo 13.40,17.25,<br />

20.00, 22.45; Misfit 14.00; Shazam! 14.20,<br />

16.30; 3D: Dumbo 16.50; Friedhof der Kuscheltiere<br />

17.20, 20.15, 23.00; Die Goldfische 17.30,<br />

22.50; 3D: Shazam! 19.30, 22.40;Trails inMotion<br />

Film Tour –The World‘s Trail Running Film Tour (OF)<br />

20.00; Wir 20.15,22.30; Ein Gauner &Gentleman<br />

20.15; Escape Room 22.50<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 15.00; Shazam!<br />

15.15; Rocca verändert die Welt 15.30; Dumbo<br />

15.30, 18.00; Monsieur Claude II 16.45, 18.45;<br />

Ralph reichts 2: Chaos im Netz 18.00,20.30; Friedhof<br />

der Kuscheltiere 18.00, 20.30; 3D: Shazam!<br />

20.30; Die Goldfische 20.45<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Magical History Tour:True<br />

Stories (OmU) 20.00; ALFILM –Arabisches Filmfestival:<br />

Panoptic (OmenglU; m. Gast u.Gespräch)<br />

19.00; ALFILM – Arabisches Filmfestival: Sofia<br />

(OmenglU) 21.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Prinzessin Emmy 12.30, 14.50; Monsieur Claude<br />

II 12.30, 14.20, 17.10, 20.00, 22.50; The Lego<br />

Movie II 12.40; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 13.00; Asterix unddas Geheimnis<br />

des Zaubertranks 13.00, 15.40; Shazam! 13.10;<br />

3D: Dumbo 13.10, 16.10; Club der roten Bänder<br />

13.20; 3D: Captain Marvel 13.20, 14.00, 17.20,<br />

20.40, 23.00; Misfit 13.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />

13.30, 16.20, 19.30, 22.30; Dumbo 13.30,<br />

17.00, 19.30, 22.30; Ostwind 4 – Aris Ankunft<br />

13.40; Ein Gauner & Gentleman 13.40, 16.30,<br />

19.10; Unheimlich perfekte Freunde 13.50, 16.30;<br />

Rocca verändert die Welt 14.30; Mascha und der<br />

Bär 15.15; Captain Marvel 15.30, 19.00, 22.30;<br />

Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit 16.00;<br />

Die Goldfische 16.10, 19.20, 23.00; The Sisters<br />

Brothers 16.20; Green Book 16.30, 20.20; Wir<br />

16.40,19.50, 23.00; RateYour Date 16.40;<br />

3D: Shazam! 16.50, 20.30, 22.40; Trautmann<br />

17.20; Der Junge muss andie frische Luft 17.20;<br />

Was Männer wollen 17.30; Willkommen inMarwen<br />

18.15; The Mule 19.10; Alita: Battle Angel 19.20; A<br />

Star IsBorn 19.20; Vice –Der zweite Mann 19.40;<br />

Weil Du nur einmal lebst –Die Toten Hosen auf Tour<br />

20.00; Escape Room 20.00, 23.00; Hard Powder<br />

20.40, 22.40; Bohemian Rhapsody 20.50; Beach<br />

Bum 21.15; Iron Sky: The Coming Race 22.00;<br />

Glass 22.15; Creed 222.50<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />

The Hate UGive (OF) 13.30; 3D: Captain Marvel<br />

(OF) 13.30, 16.45, 20.00, 23.00; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 13.30; Vice – Der zweite Mann<br />

(OF) 13.40; Dumbo (OF) 13.45, 16.30, 19.15,<br />

22.00; Shazam! (OF)14.00; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt –How to Train Your<br />

Dragon III (OF) 14.15; Die Berufung: Ihr Kampf für<br />

Gerechtigkeit –Onthe Basis of Sex (OF) 14.20;<br />

Wir –Us(OF) 16.45, 20.10, 23.10; Friedhof der<br />

Kuscheltiere –Pet Sematary (OF) 16.45, 20.30,<br />

23.15; 3D: Dumbo (OF) 17.00; Captain Marvel<br />

(OF) 17.10, 20.20; 3D: Shazam! (OF) 17.15,<br />

19.45, 23.00; 3D: Alita: Battle Angel (OF) 17.20;<br />

Green Book (OF) 19.45; Ein Gauner &Gentleman<br />

(OF) 19.50; Iron Sky: The Coming Race (OF) 22.30;<br />

Escape Room (OF) 22.50; Beach Bum (OF) 23.15<br />

CineStarIMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Shazam!<br />

(OF) 12.30,15.45, 19.15; 3D: Shazam! 22.40<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Mid90s (OmU)<br />

20.00; Luz 22.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Prinzessin Emmy 14.00; Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.00;<br />

Shazam! 15.00, 17.30; Dumbo 15.00, 17.30,<br />

20.15; Die Goldfische 15.00, 17.30; Rocca verändert<br />

die Welt 15.45; Monsieur Claude II 16.00,<br />

18.00, 20.15, 22.30; Friedhof der Kuscheltiere<br />

18.00, 20.00, 22.30; Wir 20.00, 22.30; 3D:<br />

Shazam! 20.00, 22.30; Captain Marvel 22.30<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Spatzenkino: Lotte<br />

im Dorf der Erfinder 10.00; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 16.00; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />

18.00;Trautmann 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />

Shazam! 14.00; Ralph reichts 2: Chaos im Netz<br />

14.00; Dumbo 14.15, 17.00, 20.15; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.15;<br />

Captain Marvel 14.20, 16.45,19.40; Misfit 14.30;<br />

Unheimlich perfekte Freunde 14.45, 17.15; 3D:<br />

Dumbo 14.45, 17.30; Monsieur Claude II 15.00,<br />

17.30, 20.00; Die Goldfische 16.45,19.30;<br />

3D: Shazam! 17.05, 20.10; Wir 17.20, 20.10;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 17.20, 20.15; Iron Sky:<br />

The Coming Race 19.50; Weil Du nur einmal lebst –<br />

Die Toten Hosen auf Tour 20.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11)<br />

Shazam! 14.00, 16.20, 19.30; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 14.00; Dumbo 14.10,<br />

17.00, 19.30; Misfit 14.20; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.30, 17.40; Rocca verändert die Welt<br />

14.30; Captain Marvel 14.40, 17.00, 19.30; Wir<br />

16.30, 20.00; Monsieur Claude II 17.00, 19.45;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 17.10, 20.00; Die Goldfische<br />

20.10<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Hi, AI –<br />

Liebesgeschichten aus der Zukunft (OmU) 19.15;<br />

Sneak Preview (OmU) 21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) FilmSchweiz: Signers<br />

Koffer –Unterwegs mit Roman Signer (OmU;<br />

m. Vorfilm) 18.00; FilmSchweiz: Bildbuch –Lelivre<br />

d‘image (OmU; m. Vorfilmen) 20.00<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Monsieur Claude<br />

II 11.30, 13.45, 16.00; Weitblicke Berlin-Brandenburg:<br />

Die Schaetze Havannas. Cuba mit allen Sinnen<br />

erleben 20.00; Das schweigende Klassenzimmer<br />

(OmenglU) 14.00; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 16.30; Ein Gauner &Gentleman<br />

18.30; Monsieur Claude II20.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Der verlorene<br />

Sohn 15.30; Das Haus amMeer 18.00; Beale<br />

Street 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Trautmann 17.45<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78)Womithaben wirdas verdient?<br />

18.00; Die Blüte des Einklangs 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Ein Gauner &Gentleman<br />

15.50, 18.10, 20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Capernaum<br />

–Stadt der Hoffnung 17.00; Filmclub (m.<br />

Einführung u.Diskussion) 19.30<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Kinder-<br />

WagenKino: Monsieur Claude II10.30; Rocca verändert<br />

die Welt 13.15; Ein Gauner &Gentleman<br />

13.45, 18.45, 20.30; Birds Of Passage: Das grüne<br />

Gold der Wayuu (OmU) 14.15, 20.45; Free Solo<br />

(OmU) 14.30; Dumbo 15.30, 18.00, 20.30;<br />

DieWiese –Ein Paradies nebenan 15.45; Monsieur<br />

Claude II 16.30, 18.45,21.00; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 16.45; Green Book 17.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

Shazam! 13.45; Rocca verändert die Welt 13.45;<br />

Dumbo 14.00, 16.45, 19.30; Captain Marvel<br />

14.00, 17.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 14.15; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.20; Unheimlich perfekte<br />

Freunde 14.30; Monsieur Claude II 14.30, 17.15,<br />

20.00; Wir 16.30, 20.00; 3D: Shazam! 16.45,<br />

19.45; Die Goldfische 16.45, 20.15; Friedhof der<br />

Kuscheltiere 17.00, 20.00; Misfit 17.15; Green<br />

Book 19.45; 3D: Captain Marvel 19.45<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Prinzessin<br />

Emmy 15.20; Monsieur Claude II 17.30,20.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Sweethearts 17.15; Capernaum –Stadt der Hoffnung<br />

20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Dumbo<br />

14.30, 17.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 14.30, 17.30; 3D: Captain<br />

Marvel 14.40, 20.00; Shazam! 14.45; Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 14.45; Misfit<br />

14.50; Unheimlich perfekte Freunde 15.00, 17.30;<br />

Dumbo 15.00, 17.40, 20.15; Monsieur Claude II<br />

15.10, 17.20, 20.00; Mascha und der Bär 15.15;<br />

3D: Shazam! 17.00, 19.50; Die Goldfische 17.10,<br />

20.30; Ostwind 4–Aris Ankunft 17.15; Captain<br />

Marvel 17.45; Friedhof der Kuscheltiere 17.50,<br />

20.30; Wir 19.45; Weil Du nur einmal lebst –Die<br />

Toten Hosen auf Tour 20.00; Escape Room 20.10;<br />

Hard Powder 20.20<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Dumbo<br />

15.30; Rocca verändert die Welt 15.30; Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 15.45; Monsieur<br />

Claude II 18.00; Friedhof der Kuscheltiere 18.00,<br />

20.30; Ralph reichts 2:Chaos im Netz 18.00; Der<br />

verlorene Sohn 20.30; Die Goldfische 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />

Shazam! 14.45; Dumbo 15.00, 17.15; Prinzessin<br />

Emmy 15.15; Rocca verändert die Welt 15.30;<br />

Captain Marvel 17.00, 19.45; Monsieur Claude<br />

II 17.30, 20.00; 3D: Shazam! 17.45, 20.15; Die<br />

Goldfische 20.30<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Dumbo 17.00; Colette 19.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Ostwind 4<br />

–Aris Ankunft 15.00; The Lego Movie II 16.00; Captain<br />

Marvel 17.15, 20.00; Die Goldfische 18.30,<br />

21.00


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

CHAT<br />

„Keinen<br />

Morgen ohne<br />

das Netz“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Menschen<br />

zu Wort,die sich in der digitalen<br />

Welt bewegen und die Innovationen<br />

beobachten. Kate Saslowist Projektmanagerin<br />

für Künstliche<br />

Intelligenz und Außenpolitik bei der<br />

Stiftung Neue Verantwortung.<br />

Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />

in die digitale Welt?<br />

Zuerst klingelt der Handy-Wecker,<br />

dann antworte ich auf einige<br />

Nachrichten. Als nächstes wähle ich<br />

vomHandy einen Podcast aus,während<br />

ich mich für den Tagfertig mache.<br />

Auf dem Wegzur Arbeit lese ich<br />

dann digital die Nachrichten. Für<br />

mich gibt es unter der Woche keinen<br />

Morgen ohne das Netz.<br />

Eingroßes Thema zurzeit ist Künstliche<br />

Intelligenz. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Künstliche Intelligenz ist keine<br />

Frage der Zukunft. Es passiert schon<br />

ständig und überall. Wir werden uns<br />

in Zukunft immer häufiger fragen,<br />

wobei Computer unsere tägliche Arbeit<br />

erleichtern können und welche<br />

Verbesserungen möglich sind.<br />

Werden wir eines Tages selbst über<br />

unsereDaten verfügen können?<br />

Wahrscheinlich nicht. Auch wenn<br />

ich es mir anders wünschen würde:<br />

Ich halte es für unrealistisch, dass<br />

Menschen ihre Daten komplett unter<br />

Verschluss halten. Vielmehr werden<br />

wir entscheiden müssen, wem<br />

wir welche Daten unter welchen Bedingungen<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt, was verurteilen Sie?<br />

Wenn Tech-Unternehmen das<br />

Recht auf Vergessenwerden nicht respektieren.<br />

Viele Leute, auch ich<br />

selbst, haben Online-Persönlichkeiten,<br />

die sie jahrelang aufgebaut haben.<br />

Es muss die Möglichkeit geben,<br />

diese Profile komplett zu löschen.<br />

Welchen Science-Fiction-Film haben<br />

Sienicht nur einmal gesehen?<br />

Ehrlich gesagt schaue ich keine<br />

Science-Fiction-Filme. Häufig spielen<br />

sie imWeltraum. Einunangenehmer<br />

Ort, der keine Grenzen hat.<br />

Lesen SieBücher in der digitalen oder<br />

gedruckten Version?<br />

Beides! Ich versuche, nur gebrauchte<br />

Bücher zu kaufen oder Bücher<br />

von Freunden zu leihen. Aber<br />

um neue Bücher zu lesen, besitzeich<br />

auch einen e-Reader. Esgibt natürlich<br />

Vor- und Nachteile von beiden.<br />

Auf der einen Seite sind gedruckte<br />

Bücher nicht so umweltfreundlich.<br />

Aber auf der anderen Seite ist ein<br />

großes Bücherregal für mich der<br />

beste Teil einer Wohnung.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Auf jeden Fall. Ich habe überhaupt<br />

keine Ahnung, wann ich das<br />

letzte Malmein Handy ausgeschaltet<br />

habe.Wenn ich schlafen gehe, muss<br />

ich zumindest für eine halbe Stunde<br />

ein gedrucktes Buch lesen. Das hilft<br />

mir einzuschlafen –ohne den ständigen<br />

Reizen der digitalen Welt ausgeliefertzusein.<br />

Kate Saslow<br />

ist bei Twitter zu finden:<br />

@kate_saslow<br />

Der Quantenphysiker Hans Tannhauser muss in der deutschen Provinz der 60er-Jahre klarkommen.<br />

Albtraum in der Provinz<br />

Historisches aus Berlin: „Trüberbrook“ ist der Favorit bei der Vergabe des Computerspielpreises<br />

VonThomas Lindemann<br />

In „Trüberbrook“ steuert man<br />

einen Physiker durch eine verwirrende<br />

Welt, die mit Klischees<br />

aus dem Deutschland<br />

der Sechziger spielt. Das Game aus<br />

Berlin hat beste Chancen bei derVergabe<br />

des„Deutschen Computerspielepreises“<br />

ausgezeichnet zu werden.<br />

Es ist in vier Kategorien nominiert.<br />

Nora Tschirner als Sprecherin<br />

Hans ist verwirrt. Und die Zimmerwirtin<br />

schaut versteinert drein. Irgendwie<br />

untot sieht sie aus, genau<br />

wie das ganze Dorf. Aber dann<br />

schenkt sie ein Bier aus, nennt sich<br />

Trudi und sagt „Du“. Herzlich willkommen<br />

in der deutschen Provinz –<br />

rau, aber gemütlich. Warum Hans<br />

hier ist, weiß er selbst noch nicht.<br />

Zunächst tappt man in Trüberbrook<br />

recht orientierungslos hin und her,<br />

am Seevorbei, über den Marktplatz,<br />

zur stillgelegten Seilbahn. Ein fiktiver<br />

Ort, andem irgendetwas nicht<br />

stimmt, man ist sich aber nie ganz sicher,<br />

was. Das Computerspiel heißt<br />

wie der fiktive Ort, von dem es handelt:<br />

„Trüberbrook“. Entstanden ist<br />

es in Kreuzberg, bei der Produktionsfirma<br />

„bildundtonfabrik“.<br />

Nicht nur in die Provinz führtdas<br />

Spiel, sondernauch in das spießbürgerliche<br />

Deutschland der Sechziger.<br />

Westdeutschland, Gasthaus mit<br />

Bierausschank, ein Schwarzweiß-<br />

Fernseher flimmert in einer Ecke.<br />

Am Büffet Mett-Igel und Käsespieße.<br />

Manmuss kein urbaner Hipster sein,<br />

um diese Welt für einen Albtraum zu<br />

halten. Der Quantenphysiker Hans<br />

Tannhauser – diese Figur steuert<br />

Bestes Gamedesign: Spiele-Entwickler sind<br />

dafür bekannt, sich auf technische Innovationen<br />

zu stürzen und daraus Unterhaltung zu machen.<br />

Darum geht es in dieser Kategorie. Nominiertist<br />

auch „Tower Tag“ aus dem Hause VR-<br />

Nerds aus Hamburg.Mit VR-Brille und Gun-<br />

Controler ausgestattet, liefertder Spieler sich<br />

ein Duell mit seinen Feinden. Das erfordert<br />

nicht nur schnelle Handlungsfähigkeit, sondernauch<br />

körperliche Fitness.<br />

Spielen: Bis zum kommenden<br />

Sonntag gibt es 14Veranstaltungen<br />

zumThema „Computerspiele“<br />

in Berlin. Höhepunkt<br />

ist am Dienstag dieVerleihung<br />

des Deutschen Computerspielpreises<br />

imAdmiralspalast.<br />

man nämlich –hat in einem Preisausschreiben<br />

eine Reise gewonnen<br />

und steht nun plötzlich in dem Kaff<br />

am Berghang, der Bus fährt nur alle<br />

zwei Wochen zurück.<br />

„Trüberbrook“ ist ein Point-and-<br />

Click-Adventure. Das heißt, man<br />

steuert seine Figur durch die statische<br />

Szene und kann einige Objekte<br />

im Bild nehmen oder miteinander<br />

kombinieren. Oder einen Dialog mit<br />

den (wenigen) anderen Personen<br />

führen. So entspinnen sich immer<br />

wieder kleine Rätsel, die oft etwas bizarr<br />

wirken. Um ein Beispiel zu nennen<br />

(Spoiler-Alarm!): Der Physiker<br />

Hans braucht einen Teil aus dem Innenleben<br />

des Fernsehers, umeinen<br />

Teilchen-Diskriminator zu bauen.<br />

Aber ein fernsehsüchtiges Mädchen<br />

blockiert die Glotze. Also füttern wir<br />

die Krähen im Dorfmit Mandeln, damit<br />

sie dick und schwer werden, und<br />

locken sie mit einer Spezialpfeife zur<br />

Antenne, die sofort abbricht. Der<br />

Fernseher fällt aus, das Mädchen<br />

trollt sich, Hans hat freie Bahn.<br />

Bestes Kinderspiel: „Laika“ ist eine Hommage<br />

an den ersten Hund, der in den Weltraum flog.<br />

Russische Forscher schickten das Tier vormehr<br />

als 60 Jahren los. „Laika“ ist aber auch der<br />

Name eines Hundeparks, aus dem der goldene<br />

Knochen gestohlen worden ist. Die Suche kann<br />

beginnen. Das Spiel ist in der Kategorie „Bestes<br />

Kinderspiel“ nominiert. Die Spielideen sind<br />

für jungeMenschen bis zu zwölf Jahren gedacht.<br />

HÖHEPUNKTE DER GAMESWEEK<br />

Ehren: Der Deutsche Computerspielpreis<br />

ist in diesem Jahr<br />

mit PreisgelderninHöhe von<br />

590 000 Euro dotiert und wird<br />

vonder Bundesregierung und<br />

demVerband der deutschen<br />

Games-Branche verliehen.<br />

Moderatorin ist Ina Müller.<br />

VIER WEITERE KATEGORIEN<br />

Feiern: In der Kulturbrauerei<br />

können vonFreitag bis Sonntag<br />

internationale Blockbuster,kreativeIndie-Titel<br />

und<br />

VR-Spiele ausprobiertwerden.<br />

Zum Programm gehören<br />

auch Livemusik, Interviews<br />

und Live-Let’s-Play.<br />

Auf diese etwas schrille Logik<br />

muss man sich einlassen. Tutman es,<br />

spendet das Spiel immer wieder Erfolgserlebnisse.Und<br />

es ist optisch dabei<br />

sogar wirklich einzigartig: Die<br />

Hintergründe,indenen man sich hier<br />

bewegt, sind aus Modellen entstanden.<br />

Dasheißt, sie wurden aufwendig<br />

von Hand gebastelt als Modellbau-<br />

Miniaturwelt und abfotografiert mit<br />

der Technik der Photogrammetrie,<br />

die einen seltsam halbräumlichen<br />

Puppenstuben-Effekt erzeugt.<br />

Das ist großartig, genau wie die<br />

Sprache auch. In Videospielen wird<br />

derzeit fast immer schlampig mit der<br />

deutschen Sprache gearbeitet. Hier<br />

nicht. Da sitzt jeder starke Imperativ<br />

und etwas Gespraytes an der Wand<br />

heißt „Graffito“ und nicht anders.<br />

Auch das, was zu hören ist, macht<br />

Spaß: Nora Tschirner spricht die geheimnisvolle<br />

Forscherin Greta, die<br />

im Spiel ein wichtige Rolle spielen<br />

wird, genauso, wie sie ihre Tatort-<br />

Kommissarin Kira Dorn intoniert.<br />

Also stets etwas schnippisch. Und,<br />

Bestes Jugendspiel: Ein Mädchen liegt krank<br />

am Straßenrand. Bald stellt sich heraus, dass<br />

sie an einer unbekannten Krankheit leidet. Ein<br />

Wissenschaftler,ein Reporter und ein Künstler<br />

wollen der Menschheit helfen in „Unforeseen<br />

Incidents“, mit den unvorhergesehenen Umständen<br />

klarzukommen. Beim besten Jugendspiel<br />

geht es darum, die Zielgruppe der jungen<br />

Gamer zwischen zwölf und sechzehn Jahren zu<br />

erreichen.<br />

TRUEBERBROOK.COM<br />

Tocotronic-Fans sollten auf den im<br />

Untergrund lebenden Lazarus Taft<br />

achten, zu dessen Mischung aus Ennui<br />

und Hypochondrie die Stimme<br />

von Dirk von Lowtzow wahrlich gut<br />

passt.<br />

Abgesehen davon ist das Spiel eigentlich<br />

nichts Besonderes. Pointand-Click-Adventures<br />

sind ein Genre<br />

von gestern. Wersich trotzdem einlässt,<br />

bekommt eine angenehm verrückte<br />

Storyumein Portal in eine andere<br />

Dimension, das nicht nur einer<br />

reparieren und für sich nutzen<br />

möchte. Esgibt auch höchst witzige<br />

Momente –nur zu wenige davon.<br />

Souveräner Umgang mit Sprache<br />

Weil das in diesem Genre kaum anders<br />

geht, ist das Spiel aber auch<br />

sonst ironisch und bezieht sich ständig<br />

auf die Games-Geschichte. So<br />

gibt es einen Abschnitt des Spiels,da<br />

ist Hans bei einem verrückten Wissenschaftler<br />

in einer Art Irrenhaus<br />

eingesperrt und kommt nicht heraus.<br />

Das ist selbstverständlich eine<br />

Referenz an das bebilderte Text-Adventure„The<br />

Institute“ von1983 und<br />

dann auch an das deutsche Spiel<br />

„Edna bricht aus“, das 2008 einige<br />

Preise gewann. Dassind fantastische<br />

Referenzen, aber:sehr alt.<br />

Wer nach einer neuen Spielidee<br />

sucht, der ist hier falsch. So sind<br />

deutsche Videospiele eben: Sehr gut<br />

gemacht, aber weder innovativ noch<br />

ernsthaft aufregend.<br />

DasSpiel ist für Windows,Mac und Linux<br />

erschienen, am 17.AprilfolgenVersionenfür PS4,<br />

Xbox One und Nintendo Switch. In den jeweiligen<br />

Online-Stores oderauf Steam, 30 Euro.<br />

Mehrunter:www.trueberbrook.com<br />

TowerTag. VR NERDS Laika. MAD ABOUT PANDAS Unforeseen Incidents. BACKWOODS-ENTERTAINMENT State of Mind. DAEDALIC ENTERTAINMENT<br />

Bestes Serious Game: In der Kategorie geht<br />

es nicht nur um Unterhaltung.Auszeichnungswürdig<br />

sind Spiele, die gesellschaftliche Themen<br />

aufgreifen. Das Studio Daedalic ist mit<br />

„State of Mind“ vertreten. Die Zeitreise führtin<br />

das Jahr 2048, Wissenschaftler arbeiten in der<br />

hoch technisierten Welt an den Lebewesen der<br />

Zukunft. Im Hintergrund geht es um die große<br />

Frage: Wenn Mensch und Maschine eins werden,<br />

was wird dann aus der Menschlichkeit?<br />

Kompromisse<br />

noch weit<br />

entfernt<br />

Debatte über<br />

Urheberrecht<br />

VonJörg Hunke<br />

DPA<br />

Sie sprechen wieder miteinander<br />

und nicht länger nur übereinander.<br />

Das war eine der Erkenntnisse,<br />

als am Montag in Berlin über die Reform<br />

des Urheberrechts diskutiert<br />

wurde. Bevor das EU-Parlament vor<br />

zwei Wochen die umstrittene Regelung<br />

beschlossen hatte, hatte vor allem<br />

im Netz ein erbitterter Streit getobt<br />

und bundesweit gingen zumeist<br />

junge Menschen auf die Straße.<br />

Was aber klar wurde an diesem<br />

Nachmittag in Berlin: Die verschiedenen<br />

Interessengruppen<br />

sind<br />

noch immer weit<br />

entfernt voneinander<br />

entfernt,<br />

es gibt in den Bereichen<br />

der Vergütung,<br />

der technischen<br />

Ansprüche<br />

und der Reform-Kritikerin<br />

rechtliche Umsetzung<br />

noch<br />

Julia Reda.<br />

erheblichen<br />

Verhandlungsbedarf.<br />

„Wenn ich in Rente gehe, werden<br />

noch nicht alle Fragen geklärt sein“,<br />

sagte Georg Nolte, Copyright-Jurist<br />

bei Google.Erverwies aber auch darauf,<br />

dass das US-Unternehmen bereits<br />

finanzielle Vereinbarungen mit<br />

Kulturschaffenden in 140 Ländern<br />

gefunden habe.<br />

Julia Reda (Grüne), die als EU-<br />

Rechtsexpertin vehement gegen die<br />

Reform argumentiert hatte, verwies<br />

darauf, dass es jetzt um Schadensbegrenzung<br />

gehe.InZukunft müsse<br />

vor allem auf die Bedürfnisse der<br />

kleinen Plattformen geachtet werden,<br />

damit die Vielfalt im Netz erhalten<br />

bleibt.<br />

GerhardPfennig, Sprecher der Initiative<br />

Urheberrecht, verteidigte<br />

den Wunsch der Kulturwirtschaft<br />

nach einer besseren Verteilung der<br />

Gewinne der Digitalkonzerne. Er<br />

verwies auch auf eine Erklärung von<br />

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg,<br />

der in der vergangenen Woche<br />

vor seinem Europa-Besuch mitgeteilt<br />

hatte, dass die großen Plattformen<br />

zu viel Macht hätten.<br />

Auffalt-Geräte<br />

bleiben ein<br />

Nischengeschäft<br />

Branchenkenner sind<br />

skeptisch wegen des Preises<br />

S<br />

martphones, die sich zu einem<br />

Tablet auffalten lassen, werden<br />

nach Einschätzung von Marktforschernnoch<br />

auf Jahreein Nischengeschäft<br />

bleiben. Im Jahr 2023 dürften<br />

30 Millionen solcher Geräte verkauft<br />

werden, prognostizierte die Analysefirma<br />

Gartner am Montag. Damit<br />

würden sie auch am Marktder teuren<br />

High-End-Modelle nur einen Anteil<br />

vonetwa fünf Prozent haben, betonte<br />

Gartner-Analystin Roberta Cozza.<br />

Insgesamt sehen die Marktforscher<br />

den jährlichen Smartphone-Absatz<br />

in den kommenden Jahren bei rund<br />

1,8 Milliarden Geräten.<br />

Der aktuelle Preis von Auffalt-<br />

Smartphones sei mit mindestens<br />

2000 Euro so hoch, dass selbst die<br />

sogenannten „early adopter“, die<br />

sich immer schnell die neueste Technik<br />

holten, zweimal nachdenken<br />

würden, sagte Cozza. Außerdem<br />

gebe es angesichts Displays mit Plastik-<br />

statt Glas-Oberfläche und der<br />

komplexen Falt-Gelenke noch offene<br />

Fragen zu Verlässlichkeit und<br />

Robustheit. Vonden großen Anbietern<br />

haben bisher Samsung und<br />

Huawei angekündigt, Faltgeräte auf<br />

den Marktzubringen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 25<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG)Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />

HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG)Verrückt nach Meer. Höhenflüge<br />

in Auckland 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15<br />

(für HG) Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 18.50 (für HG) WaPo Bodensee 19.45<br />

(für HG) Wissen voracht –Natur 19.55 (für HG)<br />

Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Um Himmels Willen<br />

Ausgebüxt.Unterhaltungsserie<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Auf dem Prüfstand. Arztserie<br />

21.45 (für HG) Report Mainz<br />

Moderation: Fritz Frey<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Mord mit Aussicht<br />

Waldhaus Amore /Die Saat des Bösen<br />

Krimiserie<br />

0.25 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.45 (für HG) Um Himmels Willen<br />

Ausgebüxt.Unterhaltungsserie<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Der<br />

Blaulicht-Report 11.00 Der Blaulicht-Report<br />

12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 15.00 Auf fremden Sofas<br />

16.00 Meine Geschichte –Mein Leben 17.00<br />

Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />

17.30 Unter uns 18.00 Explosiv –Das<br />

Magazin. Moderation: Sandra Kuhn 18.30 Exclusiv<br />

–Das Star-Magazin. Moderation: Frauke<br />

Ludowig 18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles<br />

was zählt Classics. Soap 19.40 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 (für HG) Beck isback!<br />

Endstation. Anwaltsserie<br />

Mit BertTischendorf, Annika Ernst u.a.<br />

21.15 (für HG) Die Klempnerin<br />

Der Einzelne gehört dem Ganzen an.<br />

Krimiserie<br />

22.15 Doctor's Diary –Männer sind die<br />

beste Medizin<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.35 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Die Wut der Geschworenen /Grausiger<br />

Geschmacksverstärker mit Geheimnis<br />

Krimiserie<br />

14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />

17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />

MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />

(für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau<br />

21.00 (für HG) Der Osten –Entdecke<br />

wo du lebst 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für<br />

HG) Wer braucht den Osten? 22.50 (für HG)<br />

Polizeiruf 110. Vorbestraft. TV-Kriminalfilm,<br />

DDR 1973 23.55 Eyewitness –Die Augenzeugen<br />

0.55 (für HG) Umschau<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG)Schnittgut. Alles aus demGarten<br />

16.00 (für HG)Rundschau 16.15 (für HG) Wirin<br />

Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für<br />

HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Tatort. Ausder Tiefe der Zeit. TV-Kriminalfilm,<br />

D2013 21.45 (für HG) RundschauMagazin<br />

22.00 (für HG)Capriccio 22.30 (für HG) Geheimnisvolle<br />

Orte 23.15 nacht:sicht 23.45<br />

KlickKlack 0.15 Claus Peymann inszeniert„König<br />

Lear” in Stuttgart. Dokumentarfilm, D2018<br />

Vox<br />

18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00<br />

Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />

Ewige Helden. Andrea Henkel. An einem<br />

Strang /Die Scheibe /Gipfelstürmer /Play-<br />

Offs „Brennender Bauch” 23.05 Goodbye<br />

Deutschland! Die Auswanderer. Das große zweiteilige<br />

Spezial: Ohne Geld um die Welt –Die<br />

Hoepner-Zwillinge (Teil 2) 0.10 nachrichten<br />

0.30 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Rekonstruktion des Todes<br />

1.25 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Skrupellose Verlierer<br />

Super RTL<br />

14.30 Bugs Bunnyund LooneyTunes 14.55<br />

Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.20 ALVINNN!!!<br />

und die Chipmunks 15.50 Ninjago–ImLand<br />

derDrachen 16.15 Ritter hoch 3 16.40 Die<br />

Nektons –Abenteurer derTiefe 17.10 Grizzy &<br />

die Lemminge 17.40 Spirit: wild und frei 18.10<br />

Bugs Bunny &LooneyTunes 18.40 WOW Die<br />

Entdeckerzone 19.10 ALVINNN!!! unddie Chipmunks<br />

19.40 Angelo! 20.15 (für HG) Die Dolmetscherin.<br />

Thriller,USA/GB/F/D 2005 22.40<br />

Cold Justice –Verdeckte Spuren 23.35 Cold Justice<br />

–Verdeckte Spuren<br />

Sport1<br />

14.30 Normal. Magazin der Arbeitsgemeinschaft<br />

Behinderung und Medien 15.00 Cajun Pawn<br />

Stars –Pfandhaus Louisiana. Haariger Freund<br />

15.30 StorageHunters. Das Lager des Jahrhunderts<br />

16.00 StorageHunters. Kammerjägerund<br />

Kanonen 16.30 Find It, FixIt, Flog It –Schätze<br />

aus derScheune 17.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />

Medizinische Erleuchtung 18.00<br />

Fußball: Bayerischer Pokal. Halbfinale 20.30<br />

Fantalk 23.15 Bundesligaaktuell. Die tägliche<br />

News-Sendung fürFußballfans<br />

ZDF<br />

5.15 hallo deutschland 5.30 (für HG) ZDF-<br />

Morgenmagazin 9.00 heute Xpress 9.05 Volle<br />

Kanne –Service täglich 10.30 (für HG) Notruf<br />

Hafenkante. Freiwild. Krimiserie 11.15 (für HG)<br />

SOKO Stuttgart. Undercover. Krimiserie 12.00<br />

heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)ARD-<br />

Mittagsmagazin 14.00 (für HG) heute Xpress<br />

14.05 Die Küchenschlacht 14.50 (für HG)<br />

Bares für Rares. Die Trödel-Show 15.45 (für<br />

HG) Fußball: Testspiel der Frauen. Deutschland<br />

–Japan. Aus dem Benteler-Arena inPaderborn<br />

18.00 (für HG) SOKO Köln. Arrivederci<br />

Bruno. Krimiserie 19.00 (für HG) heute 19.25<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Da stimmt was<br />

nicht. Krimiserie<br />

20.15 (für HG) 30 Jahre Mauerfall –Joachim<br />

Gaucks Suche nach der Einheit<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

Enteignung für bezahlbare Mieten -<br />

Notwehr oder Sozialismus?<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 Die Anstalt<br />

Mit Nils Heinrich,Maike Kühl,<br />

Abdelkarim<br />

Mit Max Uthoff, Claus vonWagner<br />

23.00 Leschs Kosmos Alles Kopfsache? Die<br />

Macht der Selbstheilung<br />

Mit Harald Lesch<br />

Sat.1<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.00 Meine Klasse –Voll das Leben<br />

17.30 Fünf Leben –Die Schicksale 18.00<br />

Endlich Feierabend! Moderation: Simone Panteleit,<br />

Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben<br />

–Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Navy CIS<br />

Zivas Geheimnis. Krimiserie<br />

Mit Mark Harmon,Sean Murray, Emily<br />

Wickersham u.a.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Der letzte Anruf. Krimiserie<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Das letzte Kapitel. Krimiserie<br />

23.10 SpiegelTV–Reportage<br />

Schluss mit Posen und Pöbeln –die<br />

Fahrradcops greifen durch<br />

Reportagereihe<br />

Moderation: Maria Gresz<br />

14.05 (für HG) In allerFreundschaft –Die jungenÄrzte<br />

14.55 (für HG) In allerFreundschaft –<br />

Die jungen Ärzte 15.45 (für HG) Aktuell 16.05<br />

Hier und heute 18.00 (für HG)aktuell /Lokalzeit<br />

18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG)<br />

Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Abenteuer Erde<br />

21.00 (für HG) Quarks 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.10 (für HG) Tödliche Geheimnisse. TV-Thriller,<br />

D2016 23.55 (für HG) DerMoment der Wahrheit.<br />

Drama, USA/AUS 2015 1.45 Erlebnisreisen<br />

2.00 Lokalzeit aus Köln<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Seehund, Puma &<br />

Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />

NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama 3<br />

21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) Tatort.<br />

Gier.TV-Kriminalfilm, D2015 23.30 (für HG)<br />

Weltbilder 0.00 (für HG) Der Kraftakt 1.00 (für<br />

HG) 3nach 9<br />

Kabel eins<br />

9.30 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.15<br />

Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.10 Castle<br />

14.05 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />

15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />

kümmern uns drum 20.15 Jackie Chan ist Nobody.<br />

Actionkomödie, HK/USA 1998 22.40<br />

First Strike –Jackie Chans Erstschlag. Actionkomödie,<br />

HK/USA/AUS/RUS 1996 0.20<br />

Die Jackie Chan Story 1.30 Jackie Chan ist<br />

Nobody. Actionkomödie, HK/USA 1998<br />

RTL 2<br />

8.10 Frauentausch 12.10 Die Geissens –Eine<br />

schrecklich glamouröse Familie! 14.10 Die<br />

Wollnys –Eine schrecklich große Familie!<br />

15.10 Die Wollnys –Eine schrecklich große<br />

Familie! 16.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />

17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –<br />

Tag&Nacht 20.15 Hartz und herzlich –Rückkehr<br />

in die Benz-Baracken 22.15 Armes<br />

Deutschland –Stempeln oder abrackern?<br />

0.15 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 1.05<br />

Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

12.30 Superbike: WM 13.30 Tourenwagen:<br />

Weltcup 14.30 Radsport: Baskenland-Rundfahrt<br />

17.35 Tourenwagen: Weltcup 18.10 Eurosport<br />

spezial. SportTalks 18.20 Eurosport<br />

News 18.30 Gewichtheben: EM. Herren bis 73<br />

kg 20.45 Dressurreiten:Weltcup 21.45 Springreiten:<br />

Weltcup 22.45 Horse Excellence. Die<br />

Pferdesport-Highlights der Woche 23.10 Eurosport<br />

News 23.20 Tourenwagen: Weltcup<br />

23.45 Formel E: FIA-Meisterschaft 0.15 Motorsport:<br />

Blancpain GT World ChallengeAsia<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

SUPER RTL, 20.15 UHR THRILLER<br />

Die Dolmetscherin<br />

Zufälligwirddie UN-DolmetscherinSilvia Broome (Nicole Kidman) Zeugin<br />

eines brisanten Gesprächs,indem voneinem Attentatauf den afrikanischen<br />

DiktatorEdmund Zuwanie die Rede ist.Gleich am nächstenTag meldet Silvia<br />

den Vorfall, und die FBI-Agenten Tobin Keller (Sean Penn) und DotWoods werden<br />

aufden Fall angesetzt. Diesehalten die Möglichkeit eines Anschlagsjedoch<br />

für unwahrscheinlich und beginnen damit, Silvias Vergangenheit zu überprüfen.<br />

Nach einigen Ermittlungenkommen den beiden Zweifel an der Aufrichtigkeit<br />

der Dolmetscherin. Oder istSilviaamEndegar selbstdas Opfer einer Verschwörung?Spannender<br />

Polit-Thriller vonOscarpreisträger SydneyPollack(„Jenseits<br />

vonAfrika“), der als ersterFilmregisseur innerhalb des UN-HauptsitzesimSaal<br />

der Generalversammlungdrehen durfte.<br />

(USA/Gbr./Frk./Dtl./2005)<br />

Anzeige<br />

ARTE, 20.15 UHR DOKUMENTATIONSREIHE<br />

KGB Exklusiv –Schildfür und Abonnenten! Schwert<br />

Foto: SuperRTL<br />

Zusätzlich zur gedruckten Ausgabe:<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> als E-Paper. 1917 gründeteWladimirIljitsch Lenin die<br />

provisorische Geheimpolizei Tscheka.<br />

Überallhin mitnehmen &mobil informiert Dieses bleiben historischeEreignisnimmtdie Doku<br />

Auf bis zu drei Geräten gleichzeitig lesenals Ausgangspunkt, um über die Verbrechen<br />

der unterschiedlichen sowjetischen<br />

Zoomfunktion –höherer Lesekomfort<br />

Staats-Organe zu berichten. Teil eins beschäftigt<br />

sich mit dem Tscheka-Chef Feliks<br />

MDR WDR Gleich anrufen und Angebot bestellen: Dserschinski, der Lenin vonder Notwendigkeit<br />

Arte<br />

politischer „Säuberungen“ über-<br />

(030) 240025 zeugte, die hunderttausende Opfer zur<br />

berliner-zeitung.de/vorteil Folgehatten. Auch unter Lenins Nachfolger<br />

*bei bestehendem Printabonnement (Mo. –Sa.) nur<br />

4,99 €statt 29,99 €. Ihnen steht ein gesetzliches<br />

Widerrufsrecht zu. Alle Informationen über dieses Recht<br />

und die Widerrufsbelehrung fnden Sie unter<br />

www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />

JosefStalinwirdder „rote Terror“fortgesetzt.<br />

Teil zwei und drei der dreiteiligenDokumentation<br />

folgenimdirekten Anschluss,<br />

um 21.05 Uhrund 22.00 Uhr.<br />

(Gbr./Dtl./2018)<br />

Foto: Arte<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE -mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

9<br />

6 5 3<br />

8 9 4 2<br />

4 5<br />

3 2 9<br />

1 8<br />

3 2 4<br />

1<br />

5 8 3<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

6<br />

8<br />

3 2<br />

6 3<br />

3 9 7<br />

8 2 6<br />

3 8<br />

5 4<br />

4,99 €<br />

monatlich *<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 8.4.2019<br />

MITTEL mittel<br />

9 8 4 7 2 5 1 3 6<br />

6 5 7 3 1 4 8 9 2<br />

3 2 1 8 9 6 7 5 4<br />

1 9 5 2 4 3 6 7 8<br />

7 3 8 5 6 1 2 4 9<br />

4 6 2 9 8 7 5 1 3<br />

2 1 9 4 7 8 3 6 5<br />

8 7 3 6 5 9 4 2 1<br />

5 4 6 1 3 2 9 8 7<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM 8.<br />

8.4.2019<br />

4. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

5 1 3 8 7 6 4 9 2<br />

8 7 6 9 4 2 3 5 1<br />

2 9 4 5 1 3 7 6 8<br />

3 8 1 2 5 9 6 4 7<br />

4 2 5 3 6 7 8 1 9<br />

9 6 7 4 8 1 2 3 5<br />

7 5 8 1 3 4 9 2 6<br />

6 3 2 7 9 5 1 8 4<br />

1 4 9 6 2 8 5 7 3<br />

5.30 Nashorn,Zebra &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />

in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />

Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Die<br />

Stein 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer<br />

14.00 Lichters Schnitzeljagd (5) 14.45 Mario,<br />

der Holzzauberer 15.15 Finnlands blaue Seen<br />

16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt 17.00<br />

rbb24 17.05 Nashorn, Zebra &Co. 17.55<br />

Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />

19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

20.00 (für HG)Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Der Kurfürstendamm –Boulevard mit<br />

Geschichte<br />

21.00 Ganz oben –Die diskrete Welt der<br />

Milliardäre Dokumentation<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Nuhr im Ersten<br />

Gäste: Lisa Eckhart, IngoAppelt,<br />

Masud, Ingmar Stadelmann<br />

22.45 Ladies Night<br />

Gäste: Frieda Braun, Kirsten Fuchs, Idil<br />

Baydar,Duo „Suchtpotenzial”<br />

Moderation: Lisa Feller<br />

ProSieben<br />

11.00 HowIMet Your Mother. Ohne Fragen zu<br />

stellen/Der Leuchtturm. Comedyserie 11.55 2<br />

BrokeGirls. Ballköniginnen/Ballköniginnen. Comedyserie<br />

12.45 Mom. Trost auf vierPfoten.<br />

Comedyserie 13.05 Twoand aHalf Men. Die<br />

Mumie schlägt zurück/Oberflächlich, eitel und<br />

seicht/Verrückte Weiber.Comedyserie 14.25 The<br />

Middle. Die Kindertherapie/Dasharte Weihnachtsfest.<br />

Comedyserie 15.15 The Big Bang<br />

Theory. Monte der Roboter/Der Freundschafts-<br />

Algorithmus/In der Kreditklemme/Die Streichelmaschine.<br />

Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 Die Simpsons. Ich will nicht wissen,<br />

warum der gefangene Vogelsingt/Nach Hause<br />

telefonieren. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 Get the F*ck out ofmyHouse<br />

Mit Martin Kesici (Musiker), Natalia<br />

Osada (Reality-TV-Star), Mike Heiter<br />

(„Love Island”-Kandidat), Saskia<br />

Atzerodt (Playmate).Mod.: Thore<br />

Schölermann, Jana Julie Kilka<br />

22.35 Mission Wahnsinn –Für Geld zum Held<br />

23.40 Die Simpsons<br />

Wer erschoss Mr.Burns?<br />

0.05 Die Simpsons<br />

Wer erschoss Mr.Burns?<br />

0.35 Die Simpsons<br />

Die Panik-Amok-Horror-Show<br />

13.55 Das Geheimnis der Dame in Weiß. Kriminalfilm,<br />

F1958 15.25 Frankreichs mythische<br />

Orte 15.50 (für HG) Das Schwarze Meer 16.45<br />

(für HG)X:enius 17.15 Leben mit Vulkanen<br />

17.40 Chile –Durchs wilde Patagonien 18.30<br />

(für HG) Wasser 19.20 Arte Journal 19.40 (für<br />

HG) Re: 20.15 (für HG) KGB–Schild und<br />

Schwert(1/3) 21.05 (für HG)KGB –Schild und<br />

Schwert(2/3) 22.00 (für HG) KGB –Schild und<br />

Schwert(3/3) 22.55 Ein Stasi-Maulwurf bei der<br />

NSA 23.50 Mit offenen Karten 0.05 Arte Journal<br />

0.25 (für HG) Die Welle. Drama,D2008<br />

3Sat<br />

11.40 (für HG) Der Geschmack Europas 12.10<br />

(für HG) Am Schauplatz 13.00 (für HG) ZIB<br />

13.15 Fernweh: Karibik (1/7) 14.00 Fernweh:<br />

Karibik (2/7) 14.45 Fernweh: Karibik (3/7)<br />

15.25 Fernweh: Karibik (4/7) 16.15 Fernweh:<br />

Karibik (5/7) 17.00 Fernweh: Karibik 17.45<br />

Fernweh: Karibik 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />

heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Schnell ermittelt 21.45<br />

kinokino 22.00 (für HG) ZIB 222.25 Kairo –<br />

Kapstadt 23.55 Reporter 0.20 10vor10 0.45<br />

Fernweh: Karibik. Trinidad und Tobago<br />

Phoenix<br />

15.45 phoenix plus. Belgien vor der Wahl<br />

16.00 45 Min 16.45 Exakt –Die Story 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 Re: 18.30 (für HG) Kinabatangan,<br />

der Amazonas des Ostens 19.15<br />

Indiens Superreiche –Zwischen Elend und Luxus<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Schottland –Herbe Schönheit am Atlantik<br />

21.00 (für HG) Wildes Deutschland 21.45 (für<br />

HG) heute-journal 22.15 phoenix runde 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 phoenix runde 0.45 (für<br />

HG) Schottland –Herbe Schönheit am Atlantik<br />

1.30 Wildes Deutschland<br />

Kika<br />

12.30 The Garfield Show 12.55 Marcus Level<br />

13.20 Max &Maestro 13.40 Tiere bis unters<br />

Dach 14.10 Schloss Einstein 15.00 (für<br />

HG) Dance Academy 15.50 (für HG) H2O –<br />

Abenteuer Meerjungfrau 16.40 (für HG) 4½<br />

Freunde 17.25 (für HG) Insectibles 18.00 (für<br />

HG) Wir Kinder aus dem Möwenweg 18.10 Die<br />

Biene Maja 18.35 Mama Fuchs und Papa<br />

Dachs 18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Arthur<br />

und die Freunde der Tafelrunde 19.25 pur+<br />

19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) KiKA Live<br />

20.10 Stadt, Land, Bus<br />

Dmax<br />

17.15 Fast 'N' Loud 18.15 Garage Rehab –<br />

Die Werkstatt-Retter 19.15 Steel Buddies –<br />

Stahlharte Geschäfte 20.15 Steel Buddies –<br />

Stahlharte Geschäfte 21.15 Helden der Lüfte<br />

22.15 Outback Inferno –Feueralarm inAustralien<br />

22.45 Outback Inferno –Feueralarm in<br />

Australien 23.15 Man vs. Food mit Casey<br />

Webb 23.45 Man vs. Food mit Casey Webb<br />

0.15 Car Crash TV –Chaoten am Steuer 0.45<br />

Car Crash TV –Chaoten am Steuer 1.10 Car<br />

Crash TV –Chaoten amSteuer<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Quarks 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Super.Markt 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 Mittagsmagazin<br />

14.00 Nachrichten 19.15 Milliardengeschäft Inkasso<br />

20.00 Tagesschau 20.15 Hart aber fair<br />

21.32 Charlie, seineErfinder unddie Menschen<br />

22.00 Marktcheck 22.45 Die Tagesschau vor20<br />

Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30 Report Mainz<br />

0.00 Umschau 0.45 Schätzeder Welt 1.00 Nachtmagazin<br />

1.20 7Tage... 1.50 Brandenburg aktuell<br />

2.20 ThüringenJournal 2.50 Extra 3.02 SWR LandesschauRheinland-Pfalz<br />

3.47 Extra 4.02 Abendschau<br />

4.30 AktuellerBericht<br />

ONE<br />

10.25 Lindenstraße 10.55 In aller Freundschaft–<br />

Die jungen Ärzte 11.45 Verrückt nach Meer 12.35<br />

Sturmder Liebe 13.20 Sturm der Liebe 14.10 Die<br />

Drei von derMüllabfuhr–BabyanBord. TV-Komödie,<br />

D2019 15.40 In allerFreundschaft –Die jungenÄrzte<br />

16.30 Bezaubernde Jeannie 16.55 Bezaubernde<br />

Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Der<br />

Dicke 18.40 Sturm derLiebe 19.25 Sturm der<br />

Liebe 20.15 DoctorWho 21.00 DoctorWho 21.45<br />

Hustle–Unehrlich währtamlängsten 22.35 Torchwood<br />

23.30 Doctor Who 0.15 Doctor Who 1.00<br />

Hustle –Unehrlichwährt am längsten 1.50 Torchwood<br />

2.40 Close Up 3.15 Der Dicke 4.05 Lindenstraße<br />

4.35 VerrücktnachMeer<br />

ZDF NEO<br />

7.45 Topfgeldjäger 8.40 Lafer! Lichter! Lecker!<br />

9.20 Bares für Rares 10.15 Bares fürRares<br />

11.10 Der Nachbar in meinem Beet 11.50 Die<br />

Rettungsflieger 12.40 Die Rettungsflieger 13.25<br />

Monk 14.05 Monk 14.50 Heldt 15.30 Die Rettungsflieger<br />

16.20 Die Rettungsflieger 17.05<br />

Monk 17.45 Monk 18.30 Bares für Rares 19.20<br />

Bares für Rares 20.15 (für HG) Helen Dorn. Unter<br />

Kontrolle. TV-Kriminalfilm, D2014 21.45 EinFall<br />

fürzwei 22.45 heute-show 23.15 ShapiraShapira<br />

23.45 NixFestes 0.15 Nix Festes 0.45 Greyzone–<br />

No WayOut 1.30 Greyzone –NoWay Out 2.15<br />

Blood–Mord am Meer. Thriller,GB2012 3.40<br />

ShapiraShapira 4.10 TerraX4.55 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

8.20 Hightech-Gangster 9.05 Police Patrol –GefährlichesPflaster<br />

10.35 Kampf um dieWahrheit–<br />

Dermysteriöse Toddes Jeremiah Duggan 11.25<br />

Israel Keyes–Dasfast perfekte Verbrechen 12.05<br />

Auf Verbrecherjagd 12.45 ZDF-History 18.45<br />

Leschs Kosmos 19.15 Leschs Kosmos 19.45<br />

Leschs Kosmos 20.15 WunderwerkPenis 21.00<br />

Leschs Kosmos 21.25 Leschs Kosmos 21.55<br />

Leschs Kosmos 22.25 Wunder derWissenschaft<br />

23.05 Wunder der Wissenschaft 23.50 Wunder<br />

der Wissenschaft 0.35 heute-journal 1.00 Feind<br />

ist, werandersdenkt –Geheimnisse der Stasi<br />

3.15 (für HG) 30 JahreMauerfall –Joachim<br />

Gaucks Suche nach der Einheit<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Mit Werken vonVasks, Mussorgsky,<br />

Tschaikowski, ca. 117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Duo für Cello und Violine.<br />

Zoltán Kodálys Duo für Cello und Violine aus<br />

dem Jahr 1914 entstammt direkt den Forschungen<br />

Kodálys zur ungarischen Volksmusik.,<br />

ca. 56 Minuten<br />

22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Alte Musik Im Geist des späten 19. Jahrhunderts.<br />

Bachs „Matthäus-Passion” in der Interpretation<br />

vonWillem Mengelberg., ca. 30 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikszene „Saitensprünge” eines Philharmonikers.<br />

Die Odyssee des jüdischen Geigers<br />

Hellmut Stern., ca. 45 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”<br />

(17/22). Es liest Frank Arnold, ca.30Min.<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”<br />

(17/22), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

16.35 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Forschung aktuell Algorithmen im Alltag.Der<br />

Bewerter (4/12) /Wissenschaftsmeldungen /<br />

Sternzeit 09. April 2019., ca. 25 Minuten<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Agadez, Niger –Europas Grenzposten<br />

in Westafrika., ca. 45 Minuten<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Paraíso Real” Mit Carlos Lobo. Regie: Janko<br />

Hanushevsky,Nina Hellenkemper,ca. 50 Min.<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Das Versprechen. Der Fall Jens Söring<br />

Mit Lilith Stangenberg,Julian Greis, Maja<br />

Schöne, Peter Franke,Markus John, Christian<br />

Redl, Sebastian Rudolph, Stephan Schad,<br />

Wolf-Dietrich Sprenger,Tilo Werner.Von Karin<br />

Steinberger, MarcusVetter,ca. 55 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Yellow Bird. Mit Ortrun Schütz, ca.<br />

30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Kammer-Klezmer: Das<br />

David Orlowsky Trio, ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Denis Gäbel Quartett. Mit Denis Gäbel<br />

(Saxofon), Sebastian Sternal (Klavier),<br />

Reuben Rogers (Kontrabass), Clarence Penn<br />

(Schlagzeug), ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 83 · D ienstag, 9. April 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Thomas Gottschalk (68) als gefallsüchtig<br />

zu bezeichnen, ist kaum<br />

übertrieben. DerModerator macht<br />

aus allem einenWitz, Hauptsache,<br />

das Publikum lacht. In einer Radioshowauf<br />

Bayern 1blödelte sich der<br />

Mann dann aber doch um Kopf und<br />

Kragen, es ging um die Gerüchte über<br />

das Ende seiner 40-jährigen Ehe.<br />

„Ganz ehrlich: DieLeser irgendwelcherWeiberzeitungen,<br />

die gehen mir<br />

wirklich am Arsch vorbei –und was<br />

die da alles im Moment lesen müssen.“<br />

Oh,das klingt böse.Wir verstehen<br />

das so,dass Gottschalk Frauen<br />

doof findet. Dann fährterfort:„Es ist<br />

die Hälfte wahr,die andereHälfte<br />

stimmt allerdings.“ Ha,einWitz! Ein<br />

überraschendes Selbstdementi. Alle<br />

sind doof, niemand ist doof. Egal. Eigentlich<br />

habe er nur sagen wollen:<br />

„Mir geht es gut.“ Echt jetzt?<br />

TimMälzer (48) gehörtauch zu den<br />

berufsmäßigen Schwadroneuren<br />

und weiß das nur zu genau.„Labern<br />

konnte ich ja schon immer“, postete<br />

der Fernsehkoch jetzt auf seinem Instagram-Account.<br />

Allerdings behelligt<br />

uns der Mann nicht einfach mal<br />

so mit einem seiner ohnehin unverkennbarenWesenszüge,sondernwill<br />

auf seinen eigenen Podcast aufmerksam<br />

machen, der ab dem 25. Aprilalle<br />

zweiWochen zu hören sein wird: Bei<br />

„Fiete Gastro“ trifft Mälzer auf einen<br />

prominenten Überraschungsgast<br />

und labertmit ihm über Essen, Kochen<br />

und Kulinarisches.Oder über<br />

etwas anderes.Egal. Schön.<br />

Laber Rhabarber.<br />

Lena Meyer-Landrut (27)<br />

schmettertden sozialen<br />

Medien ein deutliches<br />

„Egal“ entgegen. Dem<br />

Magazin„Zeit Campus“<br />

erklärtdie Sängerin,<br />

keine Lust mehr auf<br />

die„Likes und Shares“<br />

zu haben, dergleichen<br />

sei für sie„zu 99 Prozent“<br />

wertlos.Der<br />

Gewinn:„Ich kann<br />

mich wieder auf<br />

meine Musik fokussieren.“<br />

Ihrneues Album„Only<br />

Love“bewirbt<br />

Meyer-Landrut allerdings<br />

Timeline-füllend<br />

auf Facebook. Egal,<br />

tschüss! (schl./mit dpa)<br />

Sie hasst und braucht<br />

die sozialen Netzwerke.<br />

IMAGO IMAGES/RALF MUELLER<br />

TIERE<br />

Einfach im Gras sitzen –die Gans<br />

kann es sich leisten. DPA/SVEN HOPPE<br />

Eine Gans sitzt zwischen Osterglocken<br />

auf einer Wiese –der Frühling<br />

ist da! DieGans (Anserinae) gehört<br />

zur Familie der Entenvögel und zu<br />

unserer Kultur wie kaum ein anderer<br />

Vogel, vomHuhn vielleicht einmal<br />

abgesehen. Im Gegensatz zum Huhn<br />

jedoch ist die Gans der Star mehrerer<br />

Märchen wie „Die goldene Gans“<br />

und Lieder wie „Fuchs,duhast die<br />

Gans gestohlen“ aus der Feder von<br />

Ernst Anschütz, welches zu den bekanntesten<br />

Kinderliedernim<br />

deutschsprachigen Raum gehört<br />

und übrigens auch in Japan sehr populär<br />

ist. Dortist der Fuchs allerdings<br />

ein freundlicher Gesell. (mpw.)<br />

Ode an die Schnapszahl<br />

Vor11111 Tagen kam TomNeuwirth zur Welt –ist unser Leben nur eine Rechenaufgabe?<br />

VonArnoWidmann<br />

Nach dem 6. November<br />

1988 vergingen noch<br />

viele Tausende, sehr anstrengende<br />

Tage in der<br />

ländlichen Steiermark, bis TomNeuwirth<br />

Conchita Wurst gebar. Wann<br />

das genau war, weiß ich nicht. Als<br />

Conchita Wurst voll entwickelt im<br />

November 2011 in einer österreichischen<br />

Talentshow auftrat, erreichte<br />

sie den sechsten Platz. Als sie an der<br />

österreichischen Vorentscheidung<br />

für den Eurovision Song Contest<br />

2012 teilnahm, wurde sie zweite. Als<br />

im September 2013 der ORF bekanntgab,<br />

dass Conchita Wurst Österreichs<br />

Beitrag zum ESC 2014 sein<br />

werde, lehnten sämtliche Plattenfirmen<br />

es ab, ihren Song „Rise like a<br />

Phoenix“ zu produzieren.<br />

Einreizvoller Anlass<br />

Wurst erklärte damals:„Vor allem der<br />

Bart ist ein Mittel für mich zu polarisieren,<br />

auf mich aufmerksam zu machen.<br />

DieWelt reagiertauf eine Frau<br />

mit Haaren im Gesicht. Wasich mir<br />

wünsche, wäre, dass sich die Leute<br />

ausgehend vonmeiner ungewöhnlichen<br />

Erscheinung Gedanken machen<br />

–über sexuelle Orientierung,<br />

aber genauso über das Anderssein<br />

an sich. Manchmal muss man den<br />

Menschen einfach und plakativ klarmachen,<br />

worum es geht.“<br />

Am 11. Mai 2014 gewann ConchitaWurst<br />

den European Song Contest.<br />

TomNeuwirth war damals 9317<br />

Tage alt. Am heutigen Dienstag werden<br />

Neuwirth/Conchita 11 111<br />

Tage alt: Ein reizvoller Anlass,<br />

einen weiteren Geburtstag zu<br />

feiern. Nicht nur für die, die<br />

nicht nur geboren wurden und<br />

sich selbst noch einmal erfanden,<br />

sondernauch ganz einfach<br />

für jeden von uns.Wer allerdings<br />

der Idee der Schnapszahl anhängt,<br />

hat immer seltener Gelegenheit zu<br />

feiern.<br />

Beimir zum Beispiel –26542 Tage<br />

alt –ist es ein für alle Mal vorbei. Ich<br />

müsste den 11. November 2037 erreichen,<br />

also 91 Jahre und 95 Tage alt<br />

werden. Meine Ernährungsweise<br />

wird das nicht zulassen. Meine wohl<br />

definitiv letzte Schnapszahl 22 222 erreichte<br />

ich am 11. Juni 2007. An meinem<br />

Geburtstag werde ich sehr unschicke<br />

26 663 Tage auf der Welt sein.<br />

Das eröffnet natürlich allerdings ein<br />

Feld für Kompromisse. DreiTage danach<br />

bin ich 26 666 Tage auf der Welt.<br />

Keine wirkliche Schnapszahl, aber<br />

doch der höchste Grad an Annäherung,<br />

der mir noch möglich ist.<br />

Meine Geburtsstunde ist bestens<br />

überliefert. Ich kam in der elterlichen<br />

Wohnung auf die Welt. Die<br />

TomNeuwirth hat sich neu erfunden.<br />

Ein Schlag ins Gesicht<br />

IMAGO IMAGES/TINKERES<br />

Nachbarn erzählten meiner Mutter,<br />

sie hätten meinen ersten Schrei gehört,<br />

da hatten sie sich gerade zum<br />

Mittagessen hingesetzt, aber noch<br />

nicht angefangen. Es muss also, so<br />

penibel ging es damals in meiner<br />

Nachbarschaft noch zu, pünktlich<br />

12.30 Uhr gewesen sein. Ich könnte<br />

also auch die Stunden und Minuten<br />

meines irdischen Aufenthaltes berechnen.<br />

Rentner als Model<br />

Berechnen? Nein, das ist glücklicherweise<br />

nicht nötig. Es gibt im Internet<br />

jede Menge Adressen, die einem das<br />

Rechnen abnehmen. Man muss nur<br />

die beiden Daten eingeben, um die es<br />

einem geht. Es wird auch Rücksicht<br />

auf Schaltjahre genommen. Wie weit<br />

ist es noch bis zur Rente? So können<br />

die Jüngeren, könnte also auch Tom<br />

Neuwirth fragen. DasSich-neu-Erfinden,<br />

fällt einem schwer, wenn man<br />

nur noch ein paar Jahrevor sich sieht.<br />

Denn natürlich denkt man: Wenn es<br />

Dirsowichtig wäre, hättest du sicher<br />

nicht ein halbes Jahrhundert vertrödelt.<br />

Wenn man aber in Tagen zählt,<br />

wirkt die Strecke, die man noch vor<br />

sich hat, auf einen Schlag viel länger.<br />

Dasist verlockend.<br />

Schon fängt man an sich, zu überlegen,<br />

was man machen könnte, was<br />

man noch nie gemacht hat. Ein Ex-<br />

Arbeitskollege von mir wurde als<br />

Rentner Model. Er verdiente eine<br />

Weile sehr,sehr gut. Wohl mehr als in<br />

seinem Job davor. Aber jetzt wird er<br />

nicht mehr so viel gebucht. Dasist ein<br />

schlechtes Beispiel. Nicht weil es<br />

wohl schon wieder zu Ende ist –damit<br />

ist immer zu rechnen, sondern<br />

weil er sich nicht neu erfand, sondern<br />

„entdeckt“, also gefunden wurde.<br />

DerWitz wäreaber gerade,aus der<br />

Passivität hinaus zu gehen. Conchita<br />

Wurst ist dafür ein großartiges Beispiel.<br />

Die Geschlechterrolle, für die<br />

TomNeuwirth erzogen wurde,passte<br />

– ganz wörtlich zu nehmen – ihm<br />

nicht. Er übernahm auch nicht, was<br />

es sonst im Angebot gab. Erschrieb<br />

sich seine Rolle selbst. Dafür bewundernwir<br />

ihn. Wirhaben eine Vorstellung<br />

davon, wie viel Kraft und Mut<br />

dafür nötig sind.<br />

Ich traue mich nicht einmal, Gesangsstunden<br />

zu nehmen. So sehr<br />

fürchte ich mich vor der Blamage.<br />

Nein, ich fürchte nicht das Lachen der<br />

anderen. Ich fürchte mich davor,<br />

mich vor mir selbst zu schämen.<br />

Diese Furcht bezwangTomNeuwirth.<br />

Mit größtem Erfolg in kürzester Zeit.<br />

Jetzt hat er neben Conchita Wurst die<br />

Figur des Wurst, einen grauhaarigen<br />

Kerl, gestellt.<br />

Was wird er an seinem 22 222.<br />

sein?Wieheute: alles zusammen. Nur<br />

noch viel mehr.<br />

Eine 70-Jährige muss für den Totschlag an einem Kind für mehr als zehn Jahre ins Gefängnis. Geklärt ist die Tatnicht<br />

Wegen Totschlags an ihrem Pflegekind<br />

ist eine 70-jährige Frau<br />

zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt<br />

worden. Das Landgericht Heilbronn<br />

sprach die Frau am Montag<br />

schuldig, den Siebenjährigen erwürgt<br />

zu haben.<br />

Im Gegensatz zu Staatsanwaltschaft<br />

und Nebenklage bewertete<br />

die Kammer die Tatvom April 2018<br />

in Künzelsau (Baden-Württemberg)<br />

allerdings nicht als Mord.Die Verteidigerin<br />

war nur von fahrlässiger Tötung<br />

ausgegangen. Es bestehe nicht<br />

der geringste Zweifel daran, dass die<br />

Angeklagte den Jungen vor rund einem<br />

Jahr vorsätzlich getötet habe,<br />

sagte der Vorsitzende Richter. Er<br />

sprach voneinem Motivbündel.<br />

Dieder Familie des Jungen<br />

seit Jahren als „Pflegeoma“<br />

vertraute Deutsche<br />

soll das Kind mindestens<br />

drei Minuten lang gewürgt<br />

haben. Am nächsten Tag<br />

fanden die Eltern ihren<br />

Sohn tot in der Badewanne<br />

der Frau.<br />

Nach der rund viereinhalb<br />

Monate dauernden<br />

Hauptverhandlung rückte der<br />

Staatsanwalt von der Anklage des<br />

Totschlags ab – er sah inzwischen<br />

das Mordmerkmal der niederen Beweggründe<br />

erfüllt. Die 70-Jährige<br />

habe das Kind aus Verlustängsten erwürgt,<br />

weil sie befürchtet habe, die<br />

Besuche könnten bald enden. „Für<br />

Die Angeklagte<br />

vor Gericht.<br />

DPA/LINDA VOGT<br />

mich heißt das, dass man<br />

sich selbst wichtiger<br />

nimmt als das Leben eines<br />

anderen Menschen, eines<br />

kleinen Jungen.“<br />

DieTat sei selbstherrlich<br />

und selbstsüchtig gewesen,<br />

so der Staatsanwalt. Weil<br />

ein psychiatrischer Gutachter<br />

eine verminderte<br />

Schuldfähigkeit der Frau<br />

nicht hatte ausschließen können, forderte<br />

die Anklage statt der für Mord<br />

eigentlich vorgesehenen lebenslangen<br />

Haftstrafe nur 13 Jahre. Die Verteidigerin<br />

betonte, ihre Mandantin<br />

habe zum Zeitpunkt der TatimApril<br />

2018 an einer akuten Depression gelitten<br />

und nicht überlegt gehandelt.<br />

„Ich schließe mich meinerVerteidigerin<br />

an. Ich finde keine Worte für das,<br />

was passiert ist“, sagte die Angeklagte.<br />

ImProzess hatte sie zwar die<br />

Verantwortung für den Toddes Kindes<br />

übernommen, nicht aber erklärt,<br />

wie und warum es dazu kam.<br />

Die Eltern hatten betont, an dem<br />

Prozess teilzunehmen, um Antworten<br />

zu finden und das Geschehene<br />

verarbeiten zu können. „Die Angeklagte<br />

hat aus Sicht der Nebenklage<br />

nichts dazu beigetragen, diesen<br />

Schmerz zulindern“, so der Anwalt<br />

in seinem Schlussvortrag. Dass die<br />

Frau den Toddes Kindes bis zuletzt<br />

als Unglücksfall darstelle, empfinde<br />

die Familie als weiteren Schlag ins<br />

Gesicht. (BLZ/mit dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Deutsche Urlauberin in<br />

Thailand ermordet<br />

Aufeiner thailändischen Insel ist<br />

eine 27 Jahrealte Urlauberin aus<br />

Deutschland ermordet worden. Die<br />

Leiche der Frau wurde auf der Insel<br />

Ko Si Chang im Golf vonThailand gefunden,<br />

etwa 75 Kilometer vonder<br />

Hauptstadt Bangkok entfernt, wie<br />

die Polizei am Montag der Deutschen<br />

Presse-Agentur mitteilte.Als<br />

mutmaßlicher Mörder wurde ein 24<br />

Jahrealter Thailänder festgenommen.<br />

DerMann hat die Tatnach Angaben<br />

eines Polizeisprechers gestanden.<br />

DieFraukam demzufolge am<br />

23. Märznach Thailand, um dortUrlaub<br />

zu machen. Nach <strong>Zeitung</strong>sberichten<br />

hatte sie ein Hotel in der Touristenmetropole<br />

Pattaya gebucht.<br />

AufKoSiChang mietete sie sich am<br />

Sonntagmittag für einen Tagesausflug<br />

einen Roller.IhreLeiche wurde<br />

einige Stunden später voneinem anderen<br />

Urlauber in einem Gebüsch<br />

gefunden, versteckt unter mehreren<br />

Steinen. DerTatverdächtige stammt<br />

vonder Insel. (dpa)<br />

Wilderer von Elefant getötet<br />

und von Löwen gefressen<br />

Im südafrikanischen Kruger-Nationalparkist<br />

ein Wilderer auf der Jagd<br />

nach Nashörnernoffenbar voneinem<br />

Elefanten niedergetrampelt<br />

und danach vonLöwen gefressen<br />

worden. MehrereMänner waren vergangene<br />

Woche im Kruger-NationalparkimNordosten<br />

des Landes unterwegs,umzuwildern,<br />

als ein Elefant<br />

sie angriff und einen tötete,wie<br />

die Polizei am Montag mitteilte.<br />

Trotz einer intensiven Suche hätten<br />

Parkwächter bis Donnerstag aber lediglich<br />

einen Schädel gefunden. In<br />

dem Gebiet sei eine Gruppe Löwen<br />

gesichtet worden „und es scheint,<br />

dass sie die Leiche des Opfers verspeist<br />

haben“, erklärte dazu ein<br />

Parksprecher. (AFP/dpa)<br />

Der Mount Everest wird<br />

neu vermessen<br />

Das nepalesische Vermessungsteam vor<br />

der Besteigung des Mount Everest. AFP<br />

Derhöchste Berg der Welt wirdneu<br />

vermessen. Wiedie nepalesischen<br />

Behörden am Montag mitteilten, soll<br />

mit der Vermessung des Mount Everest<br />

fortdauernden Gerüchten entgegengewirkt<br />

werden, der Berg im<br />

Himalaya-Gebirge sei geschrumpft.<br />

Vonder Regierung in Kathmandu<br />

bestellte Bergsteiger sollen die Vermessung<br />

vornehmen. Offiziell ist der<br />

Mount Everest 8848 Meter hoch.<br />

Diese Angabe geht allerdings auf<br />

eine indische Messung aus dem Jahr<br />

1954 zurück. (AFP)<br />

Jede Menge neuer Sand<br />

für die Strände von Sylt<br />

An die Strände vonSylt werden in<br />

diesem Jahr erneut rund 1,2 Millionen<br />

Kubikmeter Sand gespült, um<br />

die Küste zu sichern. DieSandvorspülungen<br />

werden etwa 6,5 Millionen<br />

Euro kosten. „Küstenschutz ist<br />

und bleibt insbesonderevor dem<br />

Hintergrund des Klimawandels eine<br />

bedeutende Aufgabe des Landes“,<br />

sagte Küstenschutzminister JanPhilipp<br />

Albrecht (Grüne) am Montag auf<br />

Sylt. (dpa)

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