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Bremer Sport April 2019

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BREMER SPORTGRÖSSEN<br />

Er gehört zu den erfolgreichsten Nachwuchstalenten<br />

des deutschen Radsports:<br />

Lennard Kämna. Erst 22 Jahre alt, kann der<br />

Sunweb-Athlet aus Fischerhude schon zahlreiche<br />

sportliche Erfolge verzeichnen. So nahm er<br />

unter anderem 2017 am populären Etappenrennen<br />

„Vuelta a España“ teil. Im Interview sprach<br />

er unter anderem über seinen persönlichen<br />

Bezug zum Sechstagerennen, seine gesundheitlich<br />

bedingte Auszeit und verriet, warum er das<br />

Fahrrad im Alltag gerne mal stehen lässt.<br />

Herr Kämna, wie sind Sie zum Radrennsport<br />

gekommen?<br />

Lennard Kämna: Daran waren hauptsächlich<br />

mein Vater und mein Bruder beteiligt. Mein Vater<br />

hat damals in seinen Zwanzigern angefangen, den<br />

<strong>Sport</strong> zu betreiben, und hat dabei immer eine Leidenschaft<br />

vermittelt, die sehr ansteckend war. Als<br />

mein Bruder dann auch begann, den <strong>Sport</strong> leistungsorientiert<br />

auszuüben, hatte ich auch Lust.<br />

Ich war damals um die zehn oder elf Jahre alt.<br />

Hatten Sie als Kind ein sportliches Vorbild<br />

und haben es vielleicht immer noch?<br />

Früher war ich ein großer Fan von Jens Voigt. Ein<br />

wirklich guter Radsportler, der auch lange gefahren<br />

ist. Mittlerweile gibt es eigentlich keine<br />

bestimmte Person mehr, die ich als mein sportliches<br />

Vorbild benennen würde.<br />

Ihr erster Verein war die Radrenngemeinschaft<br />

Bremen. Bietet die Stadt angesichts<br />

seiner flachen Landschaft überhaupt gute<br />

Bedingungen für den <strong>Sport</strong>?<br />

Ja, das mit der Landschaft ist an sich kein großes<br />

Problem. Gerade für Trainingseinheiten im<br />

Winter ist es eigentlich ganz angenehmen und<br />

völlig okay. Wenn man speziell in die Berge fahren<br />

möchte, muss man halt ausweichen. Aber<br />

grundsätzlich würde ich sagen, kann man auch<br />

in Bremen wunderbar trainieren.<br />

Sie haben 2017 an der „Vuelta“ in Spanien<br />

teilgenommen, eines der größten Etappenrennen<br />

überhaupt. Wie haben Sie dieses Ereignis<br />

in Erinnerung?<br />

Das ist schwierig zu beschreiben. Das Rennen<br />

war auf jeden Fall eine schöne und spannende<br />

Erfahrung für mich. Was die Aufmachung<br />

betrifft, ist es natürlich deutlich größer und<br />

spektakulärer als die kürzeren Radrennen. Man<br />

merkt auf jeden Fall: Da geht es um Profisport.<br />

Obwohl es mir viel Spaß gemacht hat, muss ich<br />

auch gestehen, dass es super anstrengend war.<br />

Apropos anstrengend: Wie bereitet man sich<br />

auf so ein großes Rennen vor, sowohl körperlich<br />

als auch mental?<br />

Auf die „Vuelta“ hatte ich mich im Vorfeld<br />

eigentlich weder körperlich noch mental übermäßig<br />

speziell vorbereitet. Ich bin ja auch nicht<br />

als Leader ins Rennen gegangen, sondern als<br />

Helfer mitgefahren. Den Großteil meiner Vorbereitung<br />

habe ich damals in Wörth absolviert.<br />

Mental bin ich einfach locker an die Sache rangegangen.<br />

Das hat letztendlich ganz gut funktioniert.<br />

Gibt es bei Ihnen so etwas wie eine mentale<br />

Vorbereitung überhaupt?<br />

Jein. Natürlich gucke ich mir das Rennen vorher<br />

an und verschaffe mir einen Eindruck von dem<br />

Parcours, um zu wissen, was auf mich zukommt.<br />

Aber das war’s dann eigentlich auch schon.<br />

Sind Sie vor Beginn eines Rennens nervös?<br />

Nein, eigentlich nicht mehr. Natürlich ist man<br />

ab und an immer noch aufgeregt, vor Zeitfahren<br />

oder Mannschaftszeitfahren, wenn die Rennen<br />

deutlich kürzer sind. Erstrecken sich die Rennen<br />

dagegen über vier bis fünf Stunden, ist der Start<br />

deutlich gemächlicher. Dann bin ich auch nicht<br />

wirklich aufgeregt, weil ich weiß, es geht ohnehin<br />

erst einmal locker los.<br />

Sie haben sich 2018 krankheitsbedingt einige<br />

Monate aus dem Radsport zurückgezogen.<br />

Damals hieß es, Sie wollen über Ihre langfristigen<br />

Karriereziele nachdenken. Können Sie<br />

diese mittlerweile benennen?<br />

Ich glaube, der Satz mit den langfristigen Karrierezielen<br />

hat zu Missverständnissen geführt.<br />

Ich war einfach gesundheitlich angeschlagen<br />

und habe gemerkt, dass es an der Zeit für mich<br />

ist, eine Pause einzulegen, auch um gedanklich<br />

einfach mal abschalten zu können. Über meine<br />

sportliche Zukunft habe ich mir während meiner<br />

Pause eigentlich keine großartigen Gedanken<br />

gemacht. Mir war immer klar, dass ich weiter<br />

Rad fahren will.<br />

Sie sind 2017 zu Sunweb, einem UCI World-<br />

Team gewechselt. Was bedeutet dieser Wechsel<br />

für Sie?<br />

Das kann ich jetzt tatsächlich noch gar nicht so<br />

richtig sagen. Es war ein guter Schritt, Teil von<br />

Sunweb zu werden und ich konnte seither wieder<br />

eine Menge dazulernen. Natürlich habe ich<br />

auch einen neuen Einblick in den Profisport bekommen.<br />

In welcher Rolle sieht man Sie im Sunweb<br />

Team?<br />

Ich glaube, es gibt bisher noch keine feste Rolle,<br />

die ich einnehme. Das liegt vor allem daran, dass<br />

ich, bedingt durch meine Pause, lange nicht dabei<br />

war. Als ich wieder eingestiegen bin, wurde<br />

ich meistens für die Helferrolle eingeteilt. Das<br />

ist nachvollziehbar und völlig in Ordnung.<br />

Können Sie zum jetzigen Zeitpunkt Ihrer<br />

Karriere schon sagen, welcher Typ Rennfahrer<br />

Sie sind?<br />

Ich hoffe, mich langfristig zum Bergfahrer entwickeln<br />

zu können. Ich denke, dafür habe ich die<br />

richtigen Anlagen, muss allerdings noch hart<br />

an mir arbeiten. Im Moment möchte ich mich<br />

eigentlich noch in allen Bereichen verbessern.<br />

Eine letzte Frage: Spielt das Rad in Bezug auf<br />

Mobilität im Alltag für Sie auch eine Rolle?<br />

Da muss ich ehrlich sein: Im Alltag benutze ich<br />

oft das Auto. Nach dem Training habe ich meistens<br />

keine große Lust, mich wieder aufs Rad zu<br />

setzen. Im Sommer fahre ich aber auch gerne<br />

mal mit dem Fahrrad zum See. Vorausgesetzt,<br />

ich habe nicht im Vorfeld schon fünf Stunden<br />

draufgesessen. (JF)<br />

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