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38 PANORAMA BERLINER KURIER, Sonnabend, 13. April 2019*<br />
Skulpturenvon<br />
Fred<br />
Feuerstein, Barney<br />
und Betty im Park erfreuen<br />
Besucher im<br />
Stadtviertel.<br />
BizarrerStreit um<br />
Schandfleck oder Augenweide?<br />
Besitzerin kämpft gegen Behörden<br />
um ihreSteinzeit-Villa<br />
Für den<br />
Erhalt der<br />
Anlage sammelte<br />
eine Online-Petition<br />
schon 24 000<br />
Unterschriften.<br />
26 Jahrenach der Tat<br />
Huren-Mörder muss<br />
lebenslang in den Knast<br />
Dank neuer Technik:DNA-Spuren überführten Stefan E. (50), der letzte Freier des Opfers<br />
Foto: dpa, Polizei<br />
Der Angeklagte Stefan E. (50) vor<br />
dem Landgericht Augsburg<br />
Augsburg – Mehr als ein Vierteljahrhundert<br />
ist es her,<br />
dass die Prostituierte Angelika<br />
B. ermordet und ihre Leiche<br />
an einer Bahnlinie abgelegt<br />
wurde. Damals konnte<br />
die Kripo den Fall nicht lösen,<br />
vor einigen Jahren nahm sie<br />
ihn sich erneut vor. Jetzt fiel<br />
ein Urteil: Stefan E. (50), ein<br />
Freier der Frau, muss lebenslang<br />
in Haft.<br />
Die Richter am Landgericht<br />
Augsburg erklärten Stefan E.<br />
aufgrund von Indizien für überführt<br />
und den Fall damit geklärt.<br />
Demnach hat der damals<br />
24-Jährige in der Nacht zum<br />
25. September 1993 die 36-jährige<br />
Prostituierte Angelika B.<br />
auf dem Augsburger Straßenstrich<br />
aufgesucht und erwürgt.<br />
Zudem soll er mit einem Möbelfuß<br />
auf die bereits tote Frau<br />
eingeprügelt haben, wohl um<br />
sein Opfer auf jeden Fall umzubringen.<br />
Nach dem Gewaltverbrechen<br />
war die Leiche 15 Kilometer<br />
vom Tatort entfernt an<br />
der Bahnlinie Augsburg-Ulm<br />
abgelegt worden. Das Holzstück<br />
lag daneben. Nach Angaben<br />
eines Zeugen besaß der Angeklagte<br />
damals ein solches<br />
Holzbein, hatte es in seinem<br />
Auto deponiert. Für die Richter<br />
ein wichtiges Indiz.<br />
Hauptsächlich belastend waren<br />
jedoch die DNA-Spuren,<br />
DasOpfer: Angelika B. (✝36)<br />
die die Kripo entdeckte, nachdem<br />
sie den Fall wieder aus<br />
dem Archiv geholt hatte und<br />
mit neuen Analysemethoden<br />
checkte. An der Kleidung von<br />
Angelika B., an einer Weste,<br />
den Socken, den Schuhen, hatte<br />
Stefan E. seinen genetischen<br />
Fingerabdruck hinterlassen.<br />
„Man fand Sperma des Angeklagten<br />
an der Leggins“, betonte<br />
die Vorsitzende Richterin<br />
Susanne Riedel-Mitterwieser.<br />
Diese Spuren ständen „in eklatantem<br />
Widerspruch“ zu den<br />
Aussagen des Angeklagten bei<br />
der Polizei, wonach er nie bei<br />
der 36-Jährigen gewesen sei.<br />
In einem Indizienprozess<br />
könne es zwar keine hundertprozentige<br />
Sicherheit geben,<br />
erklärte die Richterin. Eine Sicherheit,<br />
die vernünftige Zweifel<br />
nicht mehr aufkommen lasse,<br />
die reiche aber für eine Verurteilung<br />
aus. Stefan E. hatte zu<br />
allen Vorwürfen geschwiegen.<br />
Wir sind erleichtert“, sagte eine<br />
der drei Töchter von Angelika<br />
B. nach dem Richterspruch.<br />
Die Familie könne mit dem Urteil<br />
leben, auch wenn das Motiv<br />
für die Gewalttat nach wie vor<br />
unklar sei.<br />
Die Verteidiger kündigteneine<br />
Revision beim Bundesgerichtshof<br />
an. Sie hatten Freispruch<br />
verlangt, die Indizien würden<br />
nicht ausreichen. Letztlich verurteilte<br />
die Kammer Stefan E.<br />
auch wegen einer Vergewaltigung<br />
im Jahr 2017. Zu diesem<br />
Vorwurf schwiegerebenfalls.