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Berliner Kurier 14.04.2019

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*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Markus<br />

Decker<br />

Ein Skandal ohne<br />

Verantwortliche<br />

Rund um denersehnten<br />

Hauptstadtflughafen BER<br />

ist seit der ersten Verschiebung<br />

der Eröffnung mehr Zeit<br />

verstrichen, als dieBauarbeiten<br />

hätten dauern sollen. Und<br />

die Baukosten explodieren<br />

weiter. Dass der Airport im<br />

Oktober 2020 in Betrieb geht,<br />

darauf würde in Berlin niemand<br />

Hausund Hof verwetten.<br />

Noch sind die Arbeiten im<br />

Gange, undnoch stehen umfangreiche<br />

Tests sowieder<br />

Probebetrieban. Viel spricht<br />

dafür, dassdie Verantwortlichen<br />

nach der Landtagswahl<br />

in Brandenburg am 1. September<br />

eine weitere Verschiebung<br />

kundtunwerden. Das Land ist<br />

einerder Gesellschafter.<br />

In anderen Ländern würden<br />

in demselben Zeitraum zwei<br />

oder drei Flughäfen gebaut –<br />

für das gleiche Geld. Was vielleicht<br />

noch schwerer wiegt:<br />

Zehntausende in derEinflugschneise<br />

des Flughafens Tegel<br />

wartendarauf,dass sie durch<br />

den BERendlicherlöst werden.<br />

Doch kein Politiker ist<br />

wegendes größten politischenSkandalsseit<br />

1990abgetreten;<br />

keine Massen haben<br />

demonstriert, obwohlinBerlin<br />

jeden Taggegen fast alles<br />

demonstriert wird. DasBER-<br />

Desaster ist unentschuldbar.<br />

DieGewöhnungändert daran<br />

nichts.<br />

MANN DESTAGES<br />

Boris Johnson<br />

Ex-Außenminister Boris<br />

Johnson (54) will sich am<br />

Wahlkampf nicht beteiligen,<br />

sollte Großbritannien zur<br />

Europawahlen<br />

antreten.<br />

Johnson gilt<br />

als aussichtsreichster<br />

Anwärter<br />

für die<br />

Nachfolge<br />

von Premierministerin<br />

Theresa<br />

May. Die „Times“ zitiert<br />

eine Quelle: „Boris wird vor<br />

den Europawahlen keinen<br />

Wahlkampf machen. Er<br />

glaubt, die Aussicht, dass<br />

Großbritannien Kandidaten<br />

aufstellt, ist absolut grotesk.“<br />

Foto: Action press<br />

Scheuers Ultimatum an<br />

den Pannen-Airport<br />

Bundesverkehrsministerium verlangt Klarheit über BER-Termin<br />

Foto: Patrick Pleul/dpa<br />

Brandenburg, Schönefeld: Neue Gebäude werden am Nord-Pier des Hauptstadtflughafens Berlin BrandenburgWilly Brandt (BER) gebaut.<br />

Berlin – Das Bundesverkehrsministerium<br />

will laut einem<br />

Pressebericht bis kommende<br />

Woche Klarheit über den Eröffnungstermin<br />

für den neuen<br />

Hauptstadtflughafen BER.<br />

Verkehrsstaatssekretär Michael<br />

Güntner habe laut<br />

„Bild“ einen Brief an Flughafen-Geschäftsführer<br />

Engelbert<br />

Lütke Daldrup geschickt.<br />

Darin werde eine „verbindliche<br />

Stellungnahme bis 17. April“<br />

gefordert.<br />

„Ob Sie sicherstellen können,<br />

dass der mehrfach von der Geschäftsführung<br />

des BER genannte<br />

Eröffnungstermin Oktober<br />

2020 nach wie vor eingehalten<br />

werden kann“, heißt es im<br />

Schreiben des Ministeriums.<br />

Zuvor waren erneut Zweifel am<br />

Terminplan bekannt geworden.<br />

Dieser sei „aufgrund des unfertigen<br />

Anlagenzustands stark gefährdet“,<br />

zitierte der „Tagesspiegel“<br />

aus einem internen Bericht<br />

des TÜV Rheinland. Lütke<br />

Daldrupwidersprach. „Der Terminplan<br />

ist aus meiner Sicht<br />

nicht gefährdet, das hat der TÜV<br />

auch genauso gesehen“, sagte er<br />

dem Sender Radioeins.ImZentrum<br />

steht bei dem Hin und Her<br />

unverändertder Brandschutz in<br />

dem BER-Terminal. Die Firma<br />

Bosch arbeitet an der Brandmeldeanlage,<br />

doch das dauert länger<br />

als geplant.Der Flughafen hatte<br />

ursprünglich schon 2012 eröffnet<br />

werden sollen. Mehrere geplatzte<br />

Eröffnungstermine<br />

brachten ihn immer wieder in<br />

die Schlagzeilen.<br />

Der Vorsitzende der Linksfraktion<br />

im Bundestag, Dietmar<br />

Foto: Becker&Bredel/imago<br />

Reagierte auf neue Gerüchte über<br />

eine Terminverschiebung:<br />

Bundesverkehrsminister Scheuer.<br />

Bartsch, kritisierte unterdessen<br />

das Ultimatum des Bundesverkehrsministeriums.<br />

„Der Bund<br />

ist ja selbst Gesellschafter des<br />

BER“, sagte er dem Redaktions-<br />

Netzwerk Deutschland (RND).<br />

„Nun versucht er, von dieser<br />

Verantwortung durch solche<br />

Briefe abzulenken. Das ist absurd.<br />

Stattdessen sollte das Bundesverkehrsministerium<br />

seine<br />

Verantwortungwahrnehmen.“<br />

Der Präsident des Bundesder<br />

Steuerzahler, Reiner Holznagel,<br />

sagte dem RND mit Blick auf<br />

womöglich weitere Verzögerungen:<br />

„Ich bin nicht überrascht.<br />

Denn ich habe wie viele<br />

andere erwartet, dass es so<br />

kommt.“ Der Fall zeige, „dass<br />

der Staat eben doch nicht alles<br />

besser macht“.<br />

Das Problem sei, so Holznagel,<br />

dass mit jedem Jahr des Verzugs<br />

die Normen angehoben<br />

würden, sodass diese nicht mehr<br />

mit dem übereinstimmten, was<br />

bis dahin gebaut worden sei.<br />

Deshalb müsse der Bau rasch beendet<br />

werden. Er fügte hinzu:<br />

„Wir haben früh gesagt, dass die<br />

Gesamtkosten nicht unter acht<br />

oder neun Milliarden Euro liegen<br />

werden. Ich fühle mich bestätigt.“<br />

Beim ersten Spatenstich 2006<br />

hieß es, die Kosten würden zwei<br />

Milliarden Euro betragen; mittlerweile<br />

sind es weit über sechs<br />

Milliarden –Tendenz steigend.<br />

Zuletzt hatte es bereits in der<br />

Stadt Berlin eine heftige Kontroverse<br />

gegeben. CDU und FDP im<br />

<strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus plädierten<br />

dafür, die gegenwärtigen<br />

Probleme umfassender zu<br />

durchleuchten und deshalb den<br />

Auftrag des bestehenden Untersuchungsausschusses<br />

auszuweiten.<br />

Der FDP-Fraktionsvorsitzende<br />

Sebastian Czajaerhob außerdem<br />

schwere Vorwürfe gegen<br />

die BER-Spitze. „Flughafenchef<br />

Lüke Daldrup hat sich als notorischer<br />

Lügner erwiesen, von<br />

dem die Steuerzahler keine<br />

Wahrheit über den BER erwarten<br />

können“, sagte er. Lütke Daldrup<br />

reagierte umgehend per<br />

Rechtsanwalt und forderte eine<br />

Unterlassungserklärung.

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