Berliner Kurier 16.04.2019
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RECHT<br />
Die wichtigsten<br />
Urteile der Woche<br />
SEITE17<br />
BERLINER KURIER, Dienstag, 16. April 2019<br />
DIE PROFIS<br />
Wolfgang Büser,<br />
Rechtsexperte<br />
in der ARD<br />
und im<br />
ZDF<br />
Eine Mieterhöhung mussnicht<br />
hingenommen werden. Es müssen<br />
z.B. Fristen beachtet werden.<br />
Mütterrente bei<br />
einem Adoptivkind?<br />
Elvira K.,Königs Wusterhausen:<br />
Mein Kind ist vor 1992 geboren.<br />
Allerdings nicht<br />
von mir. Denn ich habe es<br />
adoptiert. Steht mir später<br />
trotzdem auch mal<br />
Mütterrente zu?<br />
Das ist schwierig zu beantworten.<br />
Die meisten Adoptiveltern<br />
gehen tatsächlich<br />
leer aus. Es muss geklärt<br />
werden, wie alt das Kind bei<br />
der Adoption war? Denn<br />
wenn es bereits älter als ein<br />
Jahr war, wird es schwierig.<br />
Holen Sie sich sicherheitshalber<br />
Rat bei Ihrer Rentenversicherung.<br />
Infos: www.wolfgang-büser.de<br />
NACHRICHTEN<br />
Tempo im Ausland<br />
In vielen Ländern Europas<br />
sollten Autoreisende noch<br />
deutlich stärker aufs Tempo<br />
achten als in Deutschland<br />
-wenn sie teure Bußgelder<br />
vermeiden wollen.<br />
Hierzulande werden für 20<br />
km/h zu viel maximal 35<br />
Euro fällig. In Norwegen<br />
riskiert man mit dieser Geschwindigkeitsübertretung<br />
dagegen mindestens 480<br />
Euro, in Schweden 230 Euro,<br />
in Finnland 200 Euro, in<br />
Italien, in den Niederlanden<br />
170 Euro und in der<br />
Schweiz 160 Euro. Darauf<br />
macht der ADAC in München<br />
aufmerksam.<br />
Anrechnung Elternzeit<br />
Der Vater eines Kindes, der<br />
gleichzeitig mit der Mutter<br />
in Elternzeit ist, kann nicht<br />
durchsetzen, dass sowohl<br />
seine Frau als auch er die<br />
volle Kindererziehungszeit<br />
rentenrechtlich angerechnet<br />
bekommt. Die Anrechnung<br />
gilt immer nur einem<br />
Elternteil. So entschied das<br />
(Thüringer LSG (Az. L2R<br />
760/17).<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Tel. 030/63 33 11-456<br />
(Mo.–Fr. 10–15 Uhr)<br />
E-Mail: berlin.service@dumont.de<br />
Foto: Imago Images Schöning<br />
Die Miete soll steigen?<br />
Dassollten Sie wissen<br />
Nicht alles musshingenommen werden. Lesen Sie hier,was zu tun ist,wenn Post vom Vermieter kommt<br />
Grundsätzlich ist zwischen<br />
zwei Arten der Mieterhöhung<br />
zu unterscheiden. Zum<br />
einen kann eine Mieterhöhung<br />
Form von Staffel- oder<br />
Indexmiete stattfinden. Zum<br />
anderen hat der Vermieter<br />
das Recht, die Miete entsprechend<br />
der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />
zu erhöhen<br />
oder Modernisierungsmaßnahmen<br />
auf die Mieter umlegen.<br />
Was Sie dazu wissen sollten,<br />
lesen Sie hier.<br />
Gemeinsam mit dem Beratungs-Portal<br />
www.wenigermiete.de<br />
haben wir zusammengestellt,<br />
was Sie zum Thema Mieterhöhung<br />
wissen sollten. Denn Mieter<br />
sollten nicht jede Mieterhöhung<br />
ohne weiteres hinnehmen!<br />
Nach unserer Erfahrung<br />
sind zwei von drei Mieterhöhungen<br />
u.U. unrechtmäßig. Eine<br />
Mieterhöhung muss Ihr Vermieter<br />
in Form einer E-Mail<br />
oder eines Briefes an Sie übermitteln.<br />
In der Mieterhöhung<br />
muss Ihr Vermieter auch den<br />
Grund der Mieterhöhung nennen.<br />
Vermieter haben das Recht die<br />
zu schuldende Miete auf die<br />
ortsübliche Vergleichsmiete<br />
anzuheben. Die ortsübliche<br />
Vergleichsmiete wird in der<br />
Regel anhand des örtlichen<br />
Mietspiegels bestimmt. Nimmt<br />
Ihr Vermieter Modernisierungsmaßnahmen<br />
vor, kann er<br />
die jährliche Miete um 11 Prozent<br />
der für die Wohnung aufgewendeten<br />
Kosten erhöhen (§<br />
559 Abs. 1BGB). Betreffen die<br />
Modernisierungsmaßnahmen<br />
das ganze Haus, können die<br />
Kosten nur anteilig auf die Mieter<br />
umgelegt werden. Das sollten<br />
Sie dazu wissen:<br />
Formalia müssen stimmen.<br />
Damit die Mieterhöhung wirksam<br />
übermittelt wird, muss Ihr<br />
Vermieter gewisse Formvorschriften<br />
beachten. Wie bereits<br />
erwähnt, muss Ihr Vermieter<br />
den Grund der Mieterhöhung<br />
nennen (außer es handelt sich<br />
um eine Staffel- oder Indexmiete)<br />
und die Mieterhöhung<br />
via E-Mail oder Brief an Sie<br />
schicken. Des Weiteren müssen<br />
Datum, Absender, Nennung aller<br />
Mieter, sowie das Datum<br />
der Mieterhöhung korrekt ausgeführt<br />
werden. Läuft die Mieterhöhung<br />
über eine vertretende<br />
Hausverwaltung, muss der<br />
Mieterhöhung außerdem eine<br />
originale Vertretungsvollmacht<br />
beiliegen. Wurden nicht<br />
alle Formalitäten eingehalten,<br />
kann die Mieterhöhung unwirksam<br />
sein.<br />
Zustimmung. Der Vermieter<br />
ist bei einer Mieterhöhung auf<br />
die Zustimmung des Mieters<br />
angewiesen. Ohne diese Zustimmung<br />
tritt die Mieterhöhung<br />
nicht in Kraft. Dann muss<br />
der Vermieter die Zustimmung<br />
gerichtlich ersetzen lassen, indem<br />
er eine Zustimmungsklage<br />
beim zuständigen Amtsgericht<br />
einreicht.<br />
Fristen. Geht dem Mieter<br />
das Mieterhöhungsschreiben<br />
zu, muss die Miete seit mindestens<br />
12 Monaten unverändert<br />
geblieben sein. Erst nach weiteren<br />
3Monaten, also insgesamt<br />
15 Monaten, darf die Mieterhöhung<br />
wirksam werden. Ausnahmen<br />
davon bilden Modernisierungsmieterhöhungen<br />
und<br />
die Erhöhung der Betriebskosten.<br />
Der Vermieter hat dem<br />
Mieter eine Überlegungsfrist<br />
bis zum Ablauf des zweiten<br />
Monats nach Zugang des Mieterhöhungsverlangens<br />
zu gestatten.<br />
Der Mieter kann entscheiden,<br />
ob er der Mieterhöhung<br />
zustimmt, teilweise zustimmt<br />
oder sie ablehnt.<br />
Der früheste Zeitpunkt in<br />
dem eine Mieterhöhung eintreten<br />
kann, beträgt 15 Monate<br />
nach Einzug. Anpassungen an<br />
die ortsübliche Vergleichsmiete<br />
dürfen maximal im Abstand<br />
von 12 Monaten angekündigt<br />
werden.<br />
Unter Modernisierungen<br />
fallen übrigens nur wohnwerterhöhende<br />
Maßnahmen,<br />
bspw. ein neuer Balkon oder<br />
Aufzug. Abzugrenzen hiervon<br />
sind jedoch Instandhaltungsmaßnahmen,<br />
die lediglich den<br />
vertragsgemäßen Zustand der<br />
Wohnung wiederherstellen.<br />
Das Schreiben zur Ankündigung<br />
einer Modernisierungsmaßnahme<br />
hat den Mieter mindestens<br />
drei Monate vor ihrem<br />
Beginn zu erreichen. Ist die<br />
Modernisierung durchgeführt<br />
worden, muss dem Mieter die<br />
Mieterhöhung in Textform angekündigt<br />
werden. Mit Beginn<br />
des dritten Monats nach dem<br />
Mieterhöhungsschreiben, ist<br />
die Erhöhung zu zahlen.<br />
Kappungsgrenze. Um ein<br />
unberechenbares Steigen der<br />
Mieten und eine Verdrängung<br />
von Mietern zu verhindern, hat<br />
der Gesetzgeber eine Kappungsgrenze<br />
eingeführt. Demnach<br />
knüpft das Gesetz eine<br />
Mieterhöhung an die ortsübliche<br />
Vergleichsmiete, die mit einer<br />
Mieterhöhung maximal um<br />
20 Prozent steigen darf. kk<br />
Weitere Informationen zum Thema<br />
Mieterhöhung finden Sie hier:<br />
www.wenigermiete.de