Südtirol Magazin Sommer 2019 - Die Welt
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24 Mai <strong>2019</strong><br />
Aktiv-Museum ArcheoParc:<br />
Paddeln im prähistorischen Boot<br />
AKTUELL<br />
Foto © Thomas Grüner<br />
Schnalstal –<br />
kühler <strong>Sommer</strong>, klarer Kopf<br />
Natur, Kultur, Geschichte. Der Hochjochferner ist <strong>Südtirol</strong>s<br />
einziger touristisch erschlossener Gletscher. Er<br />
liegt am Ende des Schnalstales in unmittelbarer Nähe zu<br />
Meran. Das alpin-bizarre Seitental gilt im <strong>Sommer</strong> als Geheimtipp.<br />
Wer authentische Natur genießen, einmalige<br />
Höfe und Almen besichtigen und dabei voll entspannen<br />
will, ist hier genau richtig.<br />
Der Klimawandel hat dem Boom der Achtziger Jahre ein<br />
jähes Ende bereitet. Damals kamen täglich hunderte Gäste<br />
aus Mailand und anderen italienischen Städten zum <strong>Sommer</strong>-Skilaufen<br />
auf den Schnalstaler Gletscher. Jetzt wird der<br />
Hochjochferner von Juni bis August tunlichst geschont und<br />
gefühlvoll behandelt wie ein Patient. An besonders delikaten<br />
Stellen gibt es Schneedepots und weite Flächen des Gletschers<br />
werden mit speziellen Folien abgedeckt. Auf diese<br />
Weise garantieren die Schnalstaler Gletscherbahnen perfekte<br />
Pistenverhältnisse von September bis Mai.<br />
Im Hochsommer hingegen ist der Gletscher jetzt ein beliebtes<br />
Ausflugsziel. Nirgendwo sonst lässt sich leichter ein echter<br />
Dreitausender bezwingen. Den weiten Anstieg erspart die<br />
<strong>Südtirol</strong>s urigste Höfe stehen im Schnalstal.<br />
Foto © Alex Filz<br />
Fahrt mit der Gletscher-Seilbahn, die in sechs Minuten von<br />
Kurzras aus mehr als tausend Höhenmeter überwindet und<br />
die Gäste auf 3.212 Meter bringt. Von dort sind es nur noch<br />
leicht begehbare 39 Meter Differenz bis zum mächtigen Gipfelkreuz<br />
auf der Grawand Spitze (3.251 Meter), von wo aus<br />
man einen atemberaubenden Rundblick genießt – von den<br />
Dolomiten bis zur Brenta-Gruppe hoch über dem Gardasee,<br />
über die Ortler Gruppe bis hin zu den Bergriesen im Engadin.<br />
Grawand: das höchstgelegene Hotel Europas<br />
Nach dem kurzen Abstieg kann im Glacier Hotel „Grawand“<br />
auf den Gipfelsieg angestoßen werden. Das „Grawand“ befindet<br />
sich im selben Gebäude wie die Bergstation und ist mit<br />
3.212 Metern das höchst gelegene Hotel Europas (Übernachtungen<br />
sind nur in der langen Skisaison möglich). Kurios: das<br />
Gletscher-Hotel wird seit vielen Jahren von einem gebürtigen<br />
Neapolitaner geleitet. Der „Signor Direttore“ heißt Dario<br />
Piazzi, spricht gut Deutsch, kennt sich im Schnalstal mittlerweile<br />
bestens aus und gibt gerade deshalb frischen Produkten<br />
heimischer Bauern stets den Vorzug. Besonders zu empfehlen:<br />
Käse aus dem Pfossental, das wunderbare Schüttelbrot des<br />
Schnalser Bäckermeisters und ein gutes Glas <strong>Südtirol</strong>er Wein.<br />
Auch heute noch prägen die Bauern das Tal. Karl Josef<br />
Rainer, der Bürgermeister der Gemeinde Schnals, ist stolz<br />
darauf, dass alle Höfe, so steil sie auch gelegen sind, noch<br />
bewirtschaftet werden. Einige von ihnen, allesamt aus Holz,<br />
können auf Anfrage besichtigt werden. <strong>Die</strong> Höfe sind teils<br />
über 500 und mehr Jahre alt, was darauf zurückzuführen ist,<br />
dass fremde Heerscharen eigentlich nie in dieses hochalpine<br />
Tiroler Tal vorgedrungen sind. Dafür erschien ihnen damals<br />
der Weg doch zu mühsam. So gibt es im Schnalstal heute die<br />
vermutlich einzigartige Möglichkeit, in einem fast originalen<br />
Schlafzimmer aus dem Jahre 1290 zu übernachten, oder<br />
das Essen in einem Gasthof aus dem 15. Jahrhundert auf<br />
2.000 Metern Meereshöhe zu bestellen.