Berliner Kurier 14.05.2019
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*<br />
SERIE Teil 2<br />
Einbrecher<br />
gehen<br />
jetzt die<br />
j<br />
Wände hoch<br />
Die Polizei gibt Tipps, wie<br />
man seine Wohnung<br />
besser schützt<br />
Als im Februar die Polizeiliche<br />
Kriminalstatistik<br />
vorgestellt<br />
wurde, zeigte sich eine<br />
erfreuliche Entwicklung:<br />
weniger<br />
Straftaten, weniger<br />
Täter. Berlin sei wieder<br />
ein Stück sicherer<br />
geworden. Doch es<br />
gibt andere Zahlen.<br />
Denn die Gewalt ist<br />
weiter angestiegen.<br />
Und die Angst, Opfer<br />
eines Verbrechens zu<br />
werden. Wie können<br />
Politik, Behörden und<br />
Bürger dieser Entwicklung<br />
entgegensteuern?<br />
Diese Frage erörtert<br />
am 20. und 21. Mai<br />
3000 Teilnehmer<br />
beim 24. Deutschen<br />
Präventionstag. Der<br />
KURIER beschäftigt<br />
sich in seiner Serie<br />
mit dem Thema Kriminalität<br />
und Sicherheit<br />
in Berlin.<br />
Von<br />
KATRIN BISCHOFF<br />
Esgibt einen neuen Trend<br />
bei Einbrechern. Waren<br />
es vor wenigen Jahren<br />
noch kleine Gasbrenner, die die<br />
Täter nutzten, um in den Kunststoffrahmen<br />
von Terrassentüren<br />
ein Loch zu brennen, einen<br />
Draht hindurchzuschieben und<br />
damit die Schließmechanik der<br />
Tür zu öffnen, so entdecken<br />
derzeit immer mehr Einbrecher<br />
ihre „Sportlichkeit“. „Wir beobachten,<br />
dass Einbrecher vermehrt<br />
klettern“, sagt Georg von<br />
Strünck, Leiter der Kriminalpolizeilichen<br />
Beratungsstelle Einbruchschutz<br />
am Platz der Luftbrücke.Die<br />
Täter suchen sich<br />
für ihren Beutezug nicht mehr<br />
nur das Erdgeschoss oder aber<br />
Dachgeschosswohnungen<br />
aus. Sie brechen<br />
jetzt häufiger in<br />
Wohnungen ein, die in<br />
der ersten oder zweiten<br />
Etage liegen. „Sie<br />
schleppen dafür keine<br />
Leitern mit, sie nutzen<br />
die Einstiegshilfen, die<br />
sie vor Ort vorfinden“,<br />
erklärt der Erste Kriminalhauptkommissar.<br />
Dazu gehörten am<br />
Fenster angebrachte<br />
Metallstäbe, Regenfallrohre,<br />
Balkonbrüstungen.<br />
Einbrecher kommen in<br />
der Regel am Tage. „Weil nachts<br />
die Bewohner meist zu Hause<br />
sind“, sagt Georg von Strünck.<br />
Einbrecher seien heimliche<br />
Täter, die unerkannt kommen<br />
und auch wieder verschwinden<br />
wollen. Die aber durchaus auch<br />
Dieneue KURIER-Serie<br />
Wie besiegen wir<br />
das Verbrechen?<br />
rabiat werden können, wenn sie<br />
bei der Tat erwischt werden.<br />
Dies zeigt der Fall eines 54-<br />
jährigen Mannes, der im September<br />
vorigen Jahres in seiner<br />
Wohnung in der Alexandrinenstraße<br />
in Kreuzberg einen Einbrecher<br />
ertappt und sich in den<br />
Weg gestellt hatte. Der<br />
mutmaßliche Täter<br />
stach daraufhin mit einem<br />
Messer auf den<br />
Mieter ein. Ein tiefer<br />
Stich in den linken Unterarm<br />
traf die Arterie,<br />
der Mann verblutete.<br />
Der mutmaßliche Einbrecher<br />
steht deswegen<br />
derzeit auch wegen<br />
Mordes vor Gericht.<br />
Daher, so rät der<br />
Kriminalist, sollte man<br />
es vermeiden, sich dem<br />
Täter in den Weg zu<br />
stellen.<br />
Einbrecher sind nach von<br />
Strüncks Angaben Spezialisten.<br />
Sie leben von ihren Taten. „Es<br />
sind Gelegenheitstäter, die jede<br />
Gelegenheit nutzen“, sagt er.<br />
Ein angeklapptes Fenster, ein<br />
überfüllter Briefkasten, der von<br />
der Abwesenheit der Bewohner<br />
zeuge, ein lange Zeit dunkles<br />
Haus seien gerade in der Winterzeit<br />
Belege dafür, dass niemand<br />
zu Hause sei. „Ein nicht<br />
gesichertes Fenster oder eine<br />
nicht gesicherte Terrassentür<br />
zu öffnen, dafür braucht ein<br />
Einbrecher weniger als eine Minute“,<br />
sagt Strünck. Deswegen<br />
komme es darauf an, Eingangstüren,<br />
Terrassentüren und<br />
Fenster besonders zu schützen,<br />
es den Tätern also so schwer<br />
wie möglich zu machen. „Denn<br />
der Einbrecher hat nicht ewig<br />
Zeit. Scheitert er nach kurzer<br />
Zeit beim Eindringen in die<br />
Wohnung oder das Haus, gibt er<br />
den Einbruch auf.“<br />
Georg von Strünck zeigt in der<br />
Beratungsstelle, in der insgesamt<br />
15 Frauen und Männer arbeiten,<br />
gesicherte Eingangstü-