Berliner Kurier 14.05.2019
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*<br />
HINTERGRUND<br />
Eine leichte<br />
Entspannung<br />
Der rasante Anstieg der<br />
Mieten in Berlin setzt sich<br />
nicht weiter fort. In den<br />
vergangenen zwei Jahren<br />
sind die durchschnittlichen<br />
Mieten in der deutschen<br />
Hauptstadt nur<br />
noch um 2,5 stattwie davorum4,6<br />
Prozent jährlich<br />
gestiegen. Dasgeht<br />
aus dem Mietspiegel 2019<br />
hervor, den Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin<br />
Lompscher (Linke) am<br />
Montag präsentierthat.<br />
SPANDAU<br />
REINICKENDORF<br />
Neuer<br />
Mietspiegel<br />
MITTE<br />
FRIEDRICHSHAIN-<br />
KREUZBERG<br />
TEMPELHOF-<br />
SCHÖNEBERG<br />
NEUKÖLLN<br />
CHARLOTTENBURG-<br />
WILMERSDORF<br />
DerWucher<br />
STEGLITZ-<br />
ZEHLENDORF<br />
verliert an Wucht<br />
Im letzten Jahr stiegen die Mieten „nur“ noch um 2,5 Prozent<br />
Senatorin Katrin Lompscher<br />
lobte gleich einmal<br />
die Arbeit des Senats:<br />
„Die mietenstabilisierenden<br />
Maßnahmen“ zeigten Wirkung.<br />
So werde der Mietenanstieg<br />
bei den sechs landeseigenen<br />
Wohnungsunternehmen<br />
mit ihren 300000 Wohnungen<br />
auf zwei Prozent pro Jahr beschränkt,<br />
was den Mietspiegel<br />
beeinflusse. Zudem führe die<br />
wachsende Zahl der Milieuschutzgebiete<br />
dazu, dass mehr<br />
Mieter besser vor Luxusmodernisierungen<br />
samt Mietsteigerung<br />
geschützt seien.<br />
Ein weiterer Grund dürfte<br />
sein, dass der Anteil der Mieten<br />
aus neu abgeschlossenen, in der<br />
Regel teureren Verträgen jetzt<br />
nur noch 35 Prozent statt vorher<br />
44 Prozent beträgt.<br />
Der Mieterverein geht davon<br />
aus, dass noch ein anderer Umstand<br />
für den gebremsten Mietanstieg<br />
verantwortlich ist: Die<br />
Änderung des Verfahrens zur<br />
Einordnung der Wohnungen in<br />
die drei Wohnlagen „einfach“,<br />
„mittel und „gut“. Im Ergebnis<br />
ist laut Mieterverein fast jede<br />
vierte Adresse in eine andere<br />
Wohnlage einsortiert worden.<br />
Die „neue Mischung“ schränke<br />
vor allem in guten Wohnlagen<br />
die Spanne für künftige<br />
Mieterhöhungen ein. „Die<br />
mietdämpfenden Effekte in<br />
diesem Mietspiegel dürften jedoch<br />
bereits im nächsten Mietspiegel<br />
wieder verpuffen“,<br />
warnt die stellvertretende<br />
Geschäftsführerin des Mietervereins,<br />
Wibke Werner.<br />
Der Mieterverein fordert deswegen<br />
schärfere Gesetze, um<br />
den Mietenanstieg wirksam zu<br />
Die Mietspiegeltabelle zeigt,wie teuer welche Wohnungen sein dürfen.<br />
stoppen. Unter anderem sollten<br />
Mieterhöhungen in laufenden<br />
Verträgen auf zwei Prozent<br />
jährlich und die Umlage der<br />
Modernisierungskosten auf<br />
vier Prozent der Investitionskosten<br />
begrenzt werden. Zudem<br />
müssten bei der Erarbeitung<br />
von Mietspiegeln künftig<br />
alle Mieten einbezogen werden,<br />
nicht nur die geänderten<br />
oder neu vereinbarten Mieten<br />
der vergangenen vier Jahre.<br />
Der Mietspiegel gibt Auskunft<br />
über die ortsüblicheMiete<br />
einer Wohnung –nach Alter,<br />
Größe, Lage, Ausstattung. Mieter<br />
können anhand des Werks<br />
überprüfen, ob Forderungen<br />
der Vermieter berechtigt sind.<br />
Altbauten aus der Gründerzeit<br />
sind besonders beliebt –<br />
und teuer. So sind die Mieten<br />
für Wohnungen, die bis 1918 errichtet<br />
wurden, in den vergangenen<br />
zwei Jahren im Schnitt<br />
mit rund 3,8 Prozent jährlich<br />
am stärksten gestiegen.<br />
Überdurchschnittlich zogen<br />
darüber hinaus die Mieten in<br />
großen Wohnungen ab 90 Quadratmeternan–sieverteuerten<br />
sich im Schnitt um 3,1 Prozent<br />
jährlich. Wohnungen in einfacher<br />
Lage verteuerten sich<br />
ebenfalls überdurchschnittlich<br />
Foto: Markus Wächter