Berliner Kurier 31.05.2019
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PANORAMA<br />
BERLINER KURIER, Freitag, 31. Mai 2019<br />
NACHRICHTEN<br />
Hund säugt Ferkel<br />
Stefan Pfeifferbekam nun<br />
einen Preisfür seineWutrede<br />
auf der Autobahn.<br />
Immenstadt –Ungewöhnliche<br />
Patchwork-Familie<br />
im Allgäuer Städtchen Immenstadt:<br />
Ein Ferkelchen<br />
saugt bei Border-Collie-<br />
Dame Molly. Obwohl dieses<br />
noch nie Welpen zur<br />
Welt gebracht hat,ist sie<br />
jetzt Mutterersatz.<br />
Fünf Autos gerammt<br />
Bitburg –Imrheinlandpfälzischen<br />
Bitburg hat<br />
sich eine 64-Jährige mit<br />
4,15 Promille hinterdas<br />
Steuer ihres Wagens gesetzt.<br />
Auf dem Weg nach<br />
Hause rammte sie fünf Autos.<br />
Erst die Polizei konnte<br />
sie stoppen.<br />
Lehrerin angegriffen<br />
Weiden –Während des Unterrichts<br />
in einer Schule in<br />
Weiden in der Oberpfalz hat<br />
eine Mutter die Lehrerin ihres<br />
Sohnes (12) attackiert.<br />
Zudem ohrfeigteein Mann,<br />
der die Mutter begleitete,<br />
die Pädagogin (24). Der Junge<br />
hatte seine Aufgaben<br />
nicht erledigt und eine Ermahnungkassiert.<br />
Kinder missbraucht<br />
Osnabrück –Weil er in 41<br />
Fällen Waisenkinder in einem<br />
westafrikanischen Land<br />
sexuellmissbrauchthaben<br />
soll, hat die Staatsanwaltschaft<br />
Osnabrück Anklage<br />
gegen einen Mann (66) erhoben.Ihm<br />
wird vorgeworfen,<br />
sichanmindestens fünf Kindernvergangenzuhaben.<br />
Drogenbossüberstellt<br />
El Paso –Die mexikanischen<br />
Behördenhaben einen<br />
Drogenboss an die<br />
USA ausgeliefert. José Antonio<br />
Torres Marrufo, alias<br />
„Jaguar“ gilt als eineder<br />
führenden Figuren des Sinaloa-Kartells.<br />
KENO-ZAHLEN<br />
5, 7, 9, 10, 12, 17,19, 20, 22, 24,<br />
29, 39, 46, 47,49, 59, 64, 66, 67,<br />
69; plus-5-Gewinnzahl:<br />
99647 (ohne Gewähr)<br />
LOTTO-ZAHLEN<br />
6aus 49: 28,8,29,32,40,44;<br />
Superzahl: 2;<br />
Spiel 77: 2857671;<br />
Super 6: 642547<br />
(ohne Gewähr)<br />
Foto: dpa<br />
Fotos: dpa, News5<br />
DerPolizist,<br />
der die<br />
Unfall-Gaffer<br />
anbrüllte<br />
Ein Wutvideo machte Stefan Pfeiffer berühmt,die Aufmerksamkeit will der Beamte nutzen<br />
Immer wieder filmen und fotografieren Gaffer Unfallstellen, wie hier im März.<br />
So wurde er berühmt: Stefan Pfeiffer (l.) nimmt sich einen Gaffer zur Brust.<br />
Nürnberg –Das Video machte<br />
bundesweit Schlagzeilen: Nach<br />
einem tödlichen Lkw-Unfall<br />
bei Nürnberg platzt dem Polizisten<br />
Stefan Pfeiffer der Kragen.<br />
„Da liegt er, wollen Sie ihn<br />
sehen?“, ruft er einem Gaffer<br />
zu. „Schämen Sie sich!“ Einem<br />
anderen bietet er an, sich die<br />
Leiche anzuschauen. Bei dem<br />
Unfall war ein 47-Jähriger gestorben,<br />
der mit seinem Sattelzug<br />
auf einen Lastwagen aufgefahren<br />
war.<br />
Rund eine Woche danach<br />
steht Pfeiffer in München in einem<br />
Konferenzraum der Deutschen<br />
Polizeigewerkschaft<br />
(DPolG), deren Mitglied er ist,<br />
und nimmt verlegen die Auszeichnung<br />
eines Radiosenders<br />
entgegen. Dann müsse es irgendwann<br />
aber gut sein mit<br />
dem Hype um seine Person. Es<br />
gehe schließlich um die Sache.<br />
Pfeiffer ist 54 Jahre alt, seit 35<br />
Jahren Polizist, inzwischen<br />
Leiter der Verkehrspolizei<br />
Feucht. 110 Verkehrstote hat er<br />
gesehen. „Ich war schon daneben<br />
gestanden, als drei tote<br />
Kinder aus einem Auto herausgezogen<br />
wurden. Das will ich<br />
nicht mehr erleben.“ Umso<br />
mehr schockiert es ihn, wenn<br />
diese Schicksalsschläge für vorbeifahrende<br />
Autofahrer Unterhaltung<br />
sind. Wenn sie ihre<br />
Handys zücken, die Toten und<br />
Verletzten filmen und die Helfer,<br />
die versuchen, Leben zu<br />
retten. Die Gewerkschaft nennt<br />
diese Leute heute ganz bewusst<br />
nicht mehr Schaulustige, sondern<br />
Gaffer.<br />
Es müsse klar sein, dass man<br />
nicht gefilmt werden will,<br />
wenn man gerade Opfer eines<br />
Unfalls geworden ist, sagt Pfeiffer<br />
und auch nicht, wenn man<br />
als Notarzt einer belastenden<br />
Ausnahmesituation ausgesetzt<br />
ist. Gaffer seien eine Gefahr.<br />
„Macht euch klar: Das ist kein<br />
Spiel da draußen. Das ist bittere<br />
Realität.“ Er hätte sich zwar<br />
selbst im Fernsehen lieber anders<br />
gesehen. „Aber wenn ich<br />
nicht geschrien hätte, hätte er<br />
es nicht verstanden.“ Er sei erleichtert<br />
gewesen, als Bayerns<br />
Innenminister Joachim Herrmann<br />
(CSU) sich positiv über<br />
das kursierende Video äußerte.<br />
Die Reaktion der Gaffer ist<br />
laut Pfeiffer immer die gleiche.<br />
Wenn die Leute den Spiegel<br />
vorgehalten bekämen, wenn<br />
man sie „aus ihren Schutzräumen<br />
Auto oder Lkw rausholt“,<br />
seien sie meist peinlich berührt.<br />
„Wir haben noch niemanden<br />
erlebt, dem das nicht hochgradig<br />
unangenehm war.“<br />
Die DPolG will PfeiffersRuhm<br />
nun nutzen, um ihrenForderungen<br />
nach einem härterem Vorgehen<br />
Nachdruck zu verleihen.<br />
Das Handy als „Tatwerkzeug“<br />
solle Autofahrern weggenommen<br />
werden, die Unfälle filmen<br />
oder fotografieren.