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Berliner Kurier 06.06.2019

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**<br />

BERLIN<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Viele Mieter in<br />

Berlin ächzen<br />

unter den ständig<br />

steigenden<br />

Wohnkosten –<br />

und protestieren<br />

mit Transparenten<br />

für eine andere<br />

Wohnungspolitik.<br />

Dana Waschinsky-<br />

Wolffist<br />

Chefin des<br />

Vereins<br />

„Herzenssache“,<br />

der Kleidung<br />

für Frühchen<br />

näht.<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Foto: zVg<br />

Manchmal können auch<br />

die kleinsten Dinge<br />

Großes bewirken –imFall<br />

des Vereins „Herzenssache“<br />

helfen sogarNadel und Faden,<br />

um viele Menschen<br />

glücklich zu machen.1300<br />

ehrenamtliche Helfer in<br />

Deutschland arbeitenfür<br />

die Initiative, die es sich zur<br />

Aufgabegemacht hat, Kleidung<br />

für Frühchen und verstorbene<br />

Babys zu nähen, zu<br />

stricken, zu häkeln und zu<br />

basteln. Ob Stramplerin<br />

winzigen Größen, Mini-<br />

Mützen oder spezielle Decken,<br />

in denen die „Sternenkinder“beigesetzt<br />

werden<br />

können –bei den Treffen<br />

der Näh-Engel entstehen allerlei<br />

Einzelstücke, die später<br />

kostenfrei an Krankenhäuser<br />

und Bestatter abgegeben<br />

werden. Inzwischen<br />

versorgt der Verein rund25<br />

Prozent der Kliniken in<br />

Deutschland. Für den Einsatz<br />

wurde die Initiative nun<br />

mit einer besonderen Geste<br />

geehrt:„Herzenssache“ landete<br />

unter den besten 25<br />

Projekten des „startsocial“-<br />

Wettbewerbs,mit dem jedes<br />

Jahr herausragende soziale<br />

Ideen gewürdigt werden.<br />

Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel lud die Initiativen<br />

ins Kanzleramt.„Wir sind<br />

überwältigt und gratulieren<br />

allen Preisträgern zu ihrem<br />

Gewinn,“, sagt Dana Waschinsky-Wolff,<br />

die Vorsitzende<br />

des Vereins.<br />

Fotos: Wächter (2), Imago/Janine Schmitz<br />

Neuer Mietendeckel<br />

Der Fünfjahrplan aus<br />

Berlins Stadtentwicklungssenatorin will den Anstieg der Wohnkosten bremsen<br />

Von<br />

ULRICH PAUL<br />

Berlin – In Berlin soll es in<br />

den nächsten fünf Jahren so<br />

gut wie keine Mieterhöhungen<br />

mehr geben. Das geht aus<br />

einem Eckpunktepapier für<br />

einen sogenannten Mietendeckel<br />

hervor, das im Hause<br />

von Stadtentwicklungsse-<br />

natorin Katrin<br />

Lomp-<br />

erarbeitet<br />

scher (Linke)<br />

wurde.<br />

Mit dem Mietenstopp<br />

solle „die angespannte La-<br />

ge auf dem<br />

Wohnungs-<br />

markt“ beruhigt und den<br />

Mietern die<br />

Sorge<br />

vor steigenden<br />

Mieten genom-<br />

men werden,<br />

sagt Lomp-<br />

scher. „Im<br />

Kern solll<br />

das Gesetz<br />

die Mieten<br />

auf dem<br />

heutigen<br />

Stand für<br />

fünf Jahre<br />

einfrieren<br />

und über-<br />

höhte Mie-<br />

ten bei Wie-<br />

dervermietung<br />

auf eine ange-<br />

messene Höhe<br />

reduzieren“ , so<br />

die Senatorin.<br />

Geplant ist ein<br />

Landesgesetz,<br />

das einen<br />

Mietenstoppp<br />

für alle freifinanzierten Wohnungen<br />

in Mehrfamilienhäusern<br />

vorschreibt. Das sind etwa<br />

1,4 Millionen der 1,9 Millionen<br />

Wohnungen in der Bundeshauptstadt.<br />

Ausgenommen von der geplanten<br />

Regelung sind Ein- und<br />

Zweifamilienhäuser sowie Sozialwohnungen.<br />

Für Neubau-<br />

ten, die noch nicht<br />

vermietet wurden,<br />

soll der Mietendeckel<br />

ebenfalls<br />

nicht gelten,<br />

heißt es in dem<br />

Konzept, das<br />

dem KURIER<br />

vorliegt. Die <strong>Berliner</strong><br />

Morgenpost<br />

hatte zuerst<br />

darüber berichtet.<br />

Der Mietendeckel<br />

wäre<br />

der<br />

um-<br />

Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher<br />

(Linke), hier mit dem<br />

Mietspiegel in der Hand.<br />

fangreichste Eingriff der Landesregierung,<br />

um den weiteren<br />

Anstieg der Mieten zu stoppen.<br />

Seit Wochen laufen innerhalb<br />

der Koalition die Abstimmungen<br />

darüber.<br />

Der allgemeine Mietenstopp<br />

wird gekoppelt an eine Mietenobergrenze.<br />

Damit ist die alleinige<br />

Einführung von Mietobergrenzen<br />

vom Tisch. Solche al-<br />

Obergrenzen hätten<br />

leinigen<br />

bedeutet, dass niedrigere Mie-<br />

noch weiter angehoben<br />

ten<br />

werden können –eben bis zur<br />

Obergrenze. Eine solche Anhe-<br />

wird nun verhindert. Zu-<br />

bung<br />

gleich sollen Mieter die Mög-<br />

erhalten, bei überhöh-<br />

lichkeit<br />

ten Mieten eine Absenkung zu<br />

fordern.<br />

Die nun favorisierte Lösung<br />

ist zwar sehr weitreichend,<br />

sieht aber dennoch einige Aus-<br />

vor, etwa für Moderni-<br />

nahmen<br />

sierungen. Die Kosten einer<br />

Modernisierung sollen auch<br />

künftig auf die Miete umgelegt<br />

werden dürfen. Wenn sich die<br />

Bruttowarmmiete um nicht<br />

mehr als 50 Cent je Quadratme-<br />

Wohnfläche erhöht, soll ei-<br />

ter<br />

ne Modernisierung lediglich<br />

anzeigepflichtig sein. Darüber<br />

hinausgehende Mieterhöhungen<br />

nach einer Moder-<br />

sollen allerdings<br />

nisierung<br />

unter Genehmigungsvorbehalt<br />

stehen. Die Genehmigung ist<br />

zum Beispiel zu erteilen, wenn<br />

die energetischen Maßnahmen<br />

gesetzlich vorgeschrieben sind,<br />

Barrieren in den Wohnungen<br />

gemindert werden oder Sub-<br />

zum Beispiel<br />

mit Außentoilette,<br />

standardwohnungen,<br />

zeitgemäß<br />

ausgestattet werden. Eine<br />

Genehmigung werde nur erteilt,<br />

wenn der Eigentümer Fördermittel<br />

für die Modernisierung<br />

in Anspruch nehme. Auch<br />

eine Härtefallregelung ist vorgesehen.<br />

Sofern Vermieter infolge<br />

des Mietenstopps in wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten geraten,<br />

soll die Investitionsbank<br />

Berlin (IBB) „im Einzelfall abweichend<br />

Mieterhöhungen<br />

und höhere Mietvereinbarungen“<br />

genehmigen können. Den<br />

betroffenen Mietern soll in diesen<br />

Fällen, sofern sie Anspruch<br />

auf einen Wohnberechtigungsschein<br />

haben, die Differenz<br />

zwischen der genehmigten<br />

Miete und der Mietobergrenze<br />

erstattet werden. Bei Verstößen<br />

gegen den Mietendeckel<br />

drohen Bußgelder von bis zu<br />

500 000 Euro. Die Koalition<br />

macht Tempo bei der Einführung<br />

des Mietendeckels. Anfang<br />

nächsten Jahres soll er in<br />

Kraft treten.<br />

Die Einführung des Mietendeckels<br />

ist rechtlich umstritten.<br />

Es gibt Juristen, die halten ihn<br />

für zulässig, andere widersprechen.<br />

Der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

Jan-Marco Luczak<br />

bezeichnet die Einführung des<br />

Mietendeckels als „verfassungswidrig“,<br />

weil das Land<br />

Berlin dafür gar nicht zuständig<br />

sei, sondern Bundesrecht<br />

gelte. Die Grünen-Abgeordnete<br />

Katrin Schmidberger verteidigt<br />

den Mietendeckel. Er verschaffe<br />

den Mietern eine „Verschnaufpause“,<br />

sagt sie, und ergänzt:<br />

„Es gibt kein Recht auf<br />

unendliche Renditen.“

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