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**<br />
BERLIN<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Viele Mieter in<br />
Berlin ächzen<br />
unter den ständig<br />
steigenden<br />
Wohnkosten –<br />
und protestieren<br />
mit Transparenten<br />
für eine andere<br />
Wohnungspolitik.<br />
Dana Waschinsky-<br />
Wolffist<br />
Chefin des<br />
Vereins<br />
„Herzenssache“,<br />
der Kleidung<br />
für Frühchen<br />
näht.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: zVg<br />
Manchmal können auch<br />
die kleinsten Dinge<br />
Großes bewirken –imFall<br />
des Vereins „Herzenssache“<br />
helfen sogarNadel und Faden,<br />
um viele Menschen<br />
glücklich zu machen.1300<br />
ehrenamtliche Helfer in<br />
Deutschland arbeitenfür<br />
die Initiative, die es sich zur<br />
Aufgabegemacht hat, Kleidung<br />
für Frühchen und verstorbene<br />
Babys zu nähen, zu<br />
stricken, zu häkeln und zu<br />
basteln. Ob Stramplerin<br />
winzigen Größen, Mini-<br />
Mützen oder spezielle Decken,<br />
in denen die „Sternenkinder“beigesetzt<br />
werden<br />
können –bei den Treffen<br />
der Näh-Engel entstehen allerlei<br />
Einzelstücke, die später<br />
kostenfrei an Krankenhäuser<br />
und Bestatter abgegeben<br />
werden. Inzwischen<br />
versorgt der Verein rund25<br />
Prozent der Kliniken in<br />
Deutschland. Für den Einsatz<br />
wurde die Initiative nun<br />
mit einer besonderen Geste<br />
geehrt:„Herzenssache“ landete<br />
unter den besten 25<br />
Projekten des „startsocial“-<br />
Wettbewerbs,mit dem jedes<br />
Jahr herausragende soziale<br />
Ideen gewürdigt werden.<br />
Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel lud die Initiativen<br />
ins Kanzleramt.„Wir sind<br />
überwältigt und gratulieren<br />
allen Preisträgern zu ihrem<br />
Gewinn,“, sagt Dana Waschinsky-Wolff,<br />
die Vorsitzende<br />
des Vereins.<br />
Fotos: Wächter (2), Imago/Janine Schmitz<br />
Neuer Mietendeckel<br />
Der Fünfjahrplan aus<br />
Berlins Stadtentwicklungssenatorin will den Anstieg der Wohnkosten bremsen<br />
Von<br />
ULRICH PAUL<br />
Berlin – In Berlin soll es in<br />
den nächsten fünf Jahren so<br />
gut wie keine Mieterhöhungen<br />
mehr geben. Das geht aus<br />
einem Eckpunktepapier für<br />
einen sogenannten Mietendeckel<br />
hervor, das im Hause<br />
von Stadtentwicklungsse-<br />
natorin Katrin<br />
Lomp-<br />
erarbeitet<br />
scher (Linke)<br />
wurde.<br />
Mit dem Mietenstopp<br />
solle „die angespannte La-<br />
ge auf dem<br />
Wohnungs-<br />
markt“ beruhigt und den<br />
Mietern die<br />
Sorge<br />
vor steigenden<br />
Mieten genom-<br />
men werden,<br />
sagt Lomp-<br />
scher. „Im<br />
Kern solll<br />
das Gesetz<br />
die Mieten<br />
auf dem<br />
heutigen<br />
Stand für<br />
fünf Jahre<br />
einfrieren<br />
und über-<br />
höhte Mie-<br />
ten bei Wie-<br />
dervermietung<br />
auf eine ange-<br />
messene Höhe<br />
reduzieren“ , so<br />
die Senatorin.<br />
Geplant ist ein<br />
Landesgesetz,<br />
das einen<br />
Mietenstoppp<br />
für alle freifinanzierten Wohnungen<br />
in Mehrfamilienhäusern<br />
vorschreibt. Das sind etwa<br />
1,4 Millionen der 1,9 Millionen<br />
Wohnungen in der Bundeshauptstadt.<br />
Ausgenommen von der geplanten<br />
Regelung sind Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser sowie Sozialwohnungen.<br />
Für Neubau-<br />
ten, die noch nicht<br />
vermietet wurden,<br />
soll der Mietendeckel<br />
ebenfalls<br />
nicht gelten,<br />
heißt es in dem<br />
Konzept, das<br />
dem KURIER<br />
vorliegt. Die <strong>Berliner</strong><br />
Morgenpost<br />
hatte zuerst<br />
darüber berichtet.<br />
Der Mietendeckel<br />
wäre<br />
der<br />
um-<br />
Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher<br />
(Linke), hier mit dem<br />
Mietspiegel in der Hand.<br />
fangreichste Eingriff der Landesregierung,<br />
um den weiteren<br />
Anstieg der Mieten zu stoppen.<br />
Seit Wochen laufen innerhalb<br />
der Koalition die Abstimmungen<br />
darüber.<br />
Der allgemeine Mietenstopp<br />
wird gekoppelt an eine Mietenobergrenze.<br />
Damit ist die alleinige<br />
Einführung von Mietobergrenzen<br />
vom Tisch. Solche al-<br />
Obergrenzen hätten<br />
leinigen<br />
bedeutet, dass niedrigere Mie-<br />
noch weiter angehoben<br />
ten<br />
werden können –eben bis zur<br />
Obergrenze. Eine solche Anhe-<br />
wird nun verhindert. Zu-<br />
bung<br />
gleich sollen Mieter die Mög-<br />
erhalten, bei überhöh-<br />
lichkeit<br />
ten Mieten eine Absenkung zu<br />
fordern.<br />
Die nun favorisierte Lösung<br />
ist zwar sehr weitreichend,<br />
sieht aber dennoch einige Aus-<br />
vor, etwa für Moderni-<br />
nahmen<br />
sierungen. Die Kosten einer<br />
Modernisierung sollen auch<br />
künftig auf die Miete umgelegt<br />
werden dürfen. Wenn sich die<br />
Bruttowarmmiete um nicht<br />
mehr als 50 Cent je Quadratme-<br />
Wohnfläche erhöht, soll ei-<br />
ter<br />
ne Modernisierung lediglich<br />
anzeigepflichtig sein. Darüber<br />
hinausgehende Mieterhöhungen<br />
nach einer Moder-<br />
sollen allerdings<br />
nisierung<br />
unter Genehmigungsvorbehalt<br />
stehen. Die Genehmigung ist<br />
zum Beispiel zu erteilen, wenn<br />
die energetischen Maßnahmen<br />
gesetzlich vorgeschrieben sind,<br />
Barrieren in den Wohnungen<br />
gemindert werden oder Sub-<br />
zum Beispiel<br />
mit Außentoilette,<br />
standardwohnungen,<br />
zeitgemäß<br />
ausgestattet werden. Eine<br />
Genehmigung werde nur erteilt,<br />
wenn der Eigentümer Fördermittel<br />
für die Modernisierung<br />
in Anspruch nehme. Auch<br />
eine Härtefallregelung ist vorgesehen.<br />
Sofern Vermieter infolge<br />
des Mietenstopps in wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten geraten,<br />
soll die Investitionsbank<br />
Berlin (IBB) „im Einzelfall abweichend<br />
Mieterhöhungen<br />
und höhere Mietvereinbarungen“<br />
genehmigen können. Den<br />
betroffenen Mietern soll in diesen<br />
Fällen, sofern sie Anspruch<br />
auf einen Wohnberechtigungsschein<br />
haben, die Differenz<br />
zwischen der genehmigten<br />
Miete und der Mietobergrenze<br />
erstattet werden. Bei Verstößen<br />
gegen den Mietendeckel<br />
drohen Bußgelder von bis zu<br />
500 000 Euro. Die Koalition<br />
macht Tempo bei der Einführung<br />
des Mietendeckels. Anfang<br />
nächsten Jahres soll er in<br />
Kraft treten.<br />
Die Einführung des Mietendeckels<br />
ist rechtlich umstritten.<br />
Es gibt Juristen, die halten ihn<br />
für zulässig, andere widersprechen.<br />
Der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Jan-Marco Luczak<br />
bezeichnet die Einführung des<br />
Mietendeckels als „verfassungswidrig“,<br />
weil das Land<br />
Berlin dafür gar nicht zuständig<br />
sei, sondern Bundesrecht<br />
gelte. Die Grünen-Abgeordnete<br />
Katrin Schmidberger verteidigt<br />
den Mietendeckel. Er verschaffe<br />
den Mietern eine „Verschnaufpause“,<br />
sagt sie, und ergänzt:<br />
„Es gibt kein Recht auf<br />
unendliche Renditen.“